Ausgabe 2007

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22.12.2012 Aufrufe

Jahrbuch 2007 / 08 Langstreckentreiben durch die Dänische Südsee 1. Tag Vor einem Jahr liefen wir schon in der Innenförde mit maximalem Speed unter Spinnaker. Alle vier Tage der ccff-Langstrecke hatten wir mehr als genug Wind und das Adrenalin war unser ständiger Begleiter (siehe Trampolin II / 05). Trotzdem schafften wir die vier Tage ohne größere materielle Verluste und die Geschichten über die Abenteuer von uns Wikingern zirkulierten noch lange in den Hallen der F18-Gemeinde. Kein Wunder also, dass sich das Teilnehmerfeld dieses Jahr vergrößerte. Solch ein Abenteuer, das wollte sich niemand entgehen lassen. Aus Bremen reisten zusätzlich Tobias und Dirk an und aus Hamburg bildete Frauke die Vorhut und Olli sollte Freitag in Söby zu uns stoßen. Bis dahin wollte sie mit Didi fahren. An diesem Donnerstag Morgen sehen die Bedingungen allerdings anders aus. Klar, wir wollen wieder vier Tage unterwegs sein, wollen diesmal nicht den kleinen Belt, son- 50 dern die Dänische Südsee erkunden, wieder scheint die Sonne und es ist warm (August), die Skua, das Mutterschiff meiner Eltern hat schon abgelegt, bis unters Deck mit Gepäck und Proviant beladen, am Strand stehen acht aufgetakelte F18-Katamarane, doch eines fehlt: der Wind. Klaus („etwas“ verspätet) prophezeit nach einem Blick in seine Kristallkugel, dass er erst im Nachmittag aufkommen wird, was die Stimmung nicht gerade hebt. Vor uns glänzt die (spiegelglatte) Förde in der Sonne, leichter Seenebel sorgt für ein malerisches Bild und wir sollen hier warten? Nicht mit uns! Wir schieben die Boote ins Wasser und kreuzen gegen ein laues Lüftchen nach Osten, immer schön der Skua hinterher, die in diesem Moment um die Ecke des Kragesand verschwindet. Das Feld zieht sich unter diesen Bedingungen extrem auseinander. Die einen erwischen ein paar laue Puster, die anderen nicht. Im

Endeffekt brauchen wir zwei Stunden für eine Strecke, die man sonst in dreißig Minuten abreißt. Zum Glück frischt es nach einer kurzen Pinkel- und Sammelpause am Kragesand auf und bei den anschließenden langen Kreuzschlägen auf der Außenförde schaffen wir es zwischendurch ins Doppeltrapez. Traditionell legen wir unsere Mittagspause in Kaegnes am Strand ein, wo so mancher Shorty dem Trockenanzug weichen muss. Da müssen manche Herrschaften wohl einsehen, dass sie doch nicht so hart wie echte Wikinger sind. Von der Skua haben wir kurz vor dem Anlanden nur noch den Spiegel gesehen. Das stachelt uns an und da die Beständigkeit des Windes nicht zu durchschauen ist, werden die Brote und Müsliriegel schnell heruntergeschlungen und es geht weiter. Als heutiges Ziel war Svendborg eingeplant, aber mitten im kleinen Belt schläft der Wind wieder ein und nachdem wir uns mit Müh und Not um die Skua herum gesammelt haben, wählen wir Lyö als Alternative. Wer kann (alle außer Otto) zieht seinen Spi, damit wir wenigstens noch vor der Dämmerung ankommen. Jeder hat sein ältestes Exemplar dabei (auf Langstrecken geht immer mal etwas kaputt), aber unser Lappen toppt Jahrbuch 2007 / 08 wirklich alles. Von den Nähten hängen zentimeterlange Fäden herunter und sein Profil hat im Vorliek einen bestechenden S-Schlag. Wir müssen uns deswegen einiges an Sprüchen anhören, aber unter diesen Bedingungen tut unser Frotteetuch perfekt seinen Dienst und wir mischen immer vorne mit. Mit hochgezogenen Schwertern überfahren wir heute schon unsere erste von zahlreichen kommenden Untiefen auf dieser Tour, umrunden die Ostspitze von Lyö und halten auf den schmalen Strand neben dem Hafen zu. Durch unser geballtes Anlandemanöver bringen wir die beschauliche Ruhe der Segler deutlich aus dem Gleichgewicht. Es ist aber auch ein tolles Bild, wie die acht Katamarane – alle mit Gastland- und Nationalflagge – am Badestrand anlanden und ihn in Beschlag nehmen. Jeder auf der Promenade bleibt stehen und beäugt neugierig unsere Armada. Der Hafenmeister ist allerdings verstimmt und macht uns klar, dass wir nicht auf dem Hafengelände zelten dürften. Als er unsere langen Gesichter sieht, fährt er fort, dass der Wackerstein neben unseren Booten das Ende des Hafengebietes markiert und es ihn nicht interessiert, was dahinter geschieht. So elegant lassen sich die Probleme in Dänemark 51

Endeffekt brauchen wir zwei Stunden für<br />

eine Strecke, die man sonst in dreißig Minuten<br />

abreißt. Zum Glück frischt es nach einer<br />

kurzen Pinkel- und Sammelpause am Kragesand<br />

auf und bei den anschließenden langen<br />

Kreuzschlägen auf der Außenförde schaffen<br />

wir es zwischendurch ins Doppeltrapez.<br />

Traditionell legen wir unsere Mittagspause<br />

in Kaegnes am Strand ein, wo so mancher<br />

Shorty dem Trockenanzug weichen muss. Da<br />

müssen manche Herrschaften wohl einsehen,<br />

dass sie doch nicht so hart wie echte<br />

Wikinger sind.<br />

Von der Skua haben wir kurz vor dem Anlanden<br />

nur noch den Spiegel gesehen. Das<br />

stachelt uns an und da die Beständigkeit des<br />

Windes nicht zu durchschauen ist, werden<br />

die Brote und Müsliriegel schnell heruntergeschlungen<br />

und es geht weiter. Als heutiges<br />

Ziel war Svendborg eingeplant, aber mitten<br />

im kleinen Belt schläft der Wind wieder ein<br />

und nachdem wir uns mit Müh und Not um<br />

die Skua herum gesammelt haben, wählen<br />

wir Lyö als Alternative.<br />

Wer kann (alle außer Otto) zieht seinen Spi,<br />

damit wir wenigstens noch vor der Dämmerung<br />

ankommen. Jeder hat sein ältestes Exemplar<br />

dabei (auf Langstrecken geht immer<br />

mal etwas kaputt), aber unser Lappen toppt<br />

Jahrbuch <strong>2007</strong> / 08<br />

wirklich alles. Von den Nähten hängen zentimeterlange<br />

Fäden herunter und sein Profil<br />

hat im Vorliek einen bestechenden S-Schlag.<br />

Wir müssen uns deswegen einiges an Sprüchen<br />

anhören, aber unter diesen Bedingungen<br />

tut unser Frotteetuch perfekt seinen<br />

Dienst und wir mischen immer vorne mit.<br />

Mit hochgezogenen Schwertern überfahren<br />

wir heute schon unsere erste von zahlreichen<br />

kommenden Untiefen auf dieser Tour,<br />

umrunden die Ostspitze von Lyö und halten<br />

auf den schmalen Strand neben dem Hafen<br />

zu. Durch unser geballtes Anlandemanöver<br />

bringen wir die beschauliche Ruhe der Segler<br />

deutlich aus dem Gleichgewicht. Es ist<br />

aber auch ein tolles Bild, wie die acht Katamarane<br />

– alle mit Gastland- und Nationalflagge<br />

– am Badestrand anlanden und ihn in<br />

Beschlag nehmen. Jeder auf der Promenade<br />

bleibt stehen und beäugt neugierig unsere<br />

Armada.<br />

Der Hafenmeister ist allerdings verstimmt<br />

und macht uns klar, dass wir nicht auf dem<br />

Hafengelände zelten dürften. Als er unsere<br />

langen Gesichter sieht, fährt er fort, dass der<br />

Wackerstein neben unseren Booten das Ende<br />

des Hafengebietes markiert und es ihn nicht<br />

interessiert, was dahinter geschieht. So elegant<br />

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