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Azubi Basics Wissensmagazin Südwestfalen 2020/21

Das Ausbildungsmagazin für Südwestfalen mit allen wichtigen Informationen rund um die Ausbildung – der Ausbildungsratgeber für Schüler, die eine Ausbildung beginnen

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42<br />

Sorge dafür, dass die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

stets umgehend<br />

zu deinem Arbeitgeber gelangt. Du<br />

kannst sie per Post senden, persönlich<br />

überbringen oder einen Freund<br />

oder Familienmitglied bitten, das zu<br />

übernehmen.<br />

„Blaumachen“<br />

Blaumacher sind Leute, die sich eine<br />

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

beim Arzt erschleichen, obwohl sie<br />

gar nicht krank sind. Das ist natürlich<br />

ganz schlechter Stil und geht<br />

gar nicht. Denn damit schädigst du<br />

nicht nur deinen Arbeitgeber, sondern<br />

belastest auch deine Kollegen,<br />

die schließlich deine Aufgaben zusätzlich<br />

übernehmen müssen. Und<br />

kommt so etwas mal heraus, gefährdest<br />

du auch deinen Job – denn das<br />

ist Betrug.<br />

Abmahnung<br />

Wenn du einmal etwas verbockt hast,<br />

dann wirst du normalerweise nicht<br />

gleich rausgeschmissen. Mit einer Abmahnung<br />

zeigt dir dein Arbeitgeber,<br />

dass er mit deinem Benehmen oder<br />

deiner Leistung unzufrieden ist. Sie<br />

dient dazu, dich einerseits zu rügen,<br />

AZUBI BASICS<br />

räumt dir aber auf der anderen Seite<br />

gleichzeitig die Chance ein, dich zu<br />

bessern oder etwas wiedergutzumachen.<br />

Vor einer Kündigung werden<br />

im Regelfall zwei Abmahnungen<br />

ausgesprochen, die sich jeweils auf<br />

dasselbe vertragswidrige Verhalten<br />

beziehen. Falls du eine bekommen<br />

solltest, dann sprich in jedem Fall mit<br />

deinem Ausbilder und entschuldige<br />

dich. Wenn du dich ungerecht behandelt<br />

fühlen solltest, dann verfasse<br />

eine schriftliche Gegendarstellung<br />

und konsultiere den Betriebsrat. Die<br />

Abmahnung wird in deiner Personalakte<br />

festgehalten, darf aber nicht<br />

im Arbeitszeugnis stehen. Allerdings<br />

kann sie einen negativen Einfluss auf<br />

deine Verhaltens- bzw. Leistungsbewertung<br />

im Arbeitszeugnis haben.<br />

Überblick weiterer <strong>Azubi</strong>rechte und -pflichten<br />

<strong>Azubi</strong>rechte:<br />

angemessene Ausbildungsvergütung:<br />

Diese richtet sich nach<br />

1.<br />

dem Tarifvertrag oder muss etwa 80<br />

Prozent des eigentlichen Tarifvertrages<br />

betragen<br />

kostenlose Nutzung der Ausbildungsmittel,<br />

wie PC, Werkzeu-<br />

2.<br />

ge etc.<br />

Freistellung von der Arbeit, um die<br />

3. Berufsschule zu besuchen<br />

Ausüben von Tätigkeiten, die nur<br />

4. dem Ausbildungsziel dienen: Als<br />

<strong>Azubi</strong> im kaufmännischen Bereich<br />

brauchst du nicht die Büros zu putzen,<br />

während Putzarbeiten bei einer<br />

Kochlehre dazugehören.<br />

Anspruch auf ein Arbeitszeugnis<br />

5. am Ende der Lehre<br />

<strong>Azubi</strong>pflichten:<br />

sich bemühen, die Ausbildung<br />

1. erfolgreich zu absolvieren<br />

ordnungsgemäßes und sorgfältiges<br />

Erfüllen der 2. Aufgaben<br />

Führen eines Berichtsheftes: Das<br />

3. Berichtsheft ist dein Ausbildungsnachweis.<br />

Eingetragen werden die<br />

Tätigkeiten an den einzelnen Tagen,<br />

die Stundenanzahl und der Arbeitsbereich.<br />

Nur mit einem vollständigen<br />

Berichtsheft wirst du zur Abschlussprüfung<br />

zugelassen.<br />

den Anweisungen des Ausbilders<br />

Folge 4. leisten<br />

am Unterricht in der Berufsschule<br />

5. teilnehmen<br />

die Betriebsordnung einhalten,<br />

6. Schutzkleidung tragen und Verhaltensregeln<br />

befolgen<br />

sorgsamer Umgang mit Betriebsmitteln<br />

7.<br />

Wahren von Betriebsgeheimnissen<br />

hinsichtlich Technologien<br />

8.<br />

oder Rezepturen<br />

Kündigung<br />

Sobald du die Probezeit überstanden<br />

hast, ändert sich das Kündigungsrecht.<br />

Es wird unterschieden<br />

zwischen fristloser Kündigung, ordentlicher<br />

Kündigung und Aufhebungsvertrag.<br />

Alle drei Kündigungsarten<br />

bedürfen der schriftlichen<br />

Form. Die fristlose Kündigung kann<br />

sowohl von dir als auch vom Unternehmen<br />

eingefordert werden, wenn<br />

ein gravierender Gesetzesverstoß<br />

erfolgte. Dieser liegt vor, falls du als<br />

<strong>Azubi</strong> Misshandlungen wie Beleidigung,<br />

Diskriminierung oder einen<br />

körperlichen Angriff erfährst. Seitens<br />

des Ausbildungsunternehmens ist<br />

eine fristlose Kündigung gerechtfertigt,<br />

wenn du stiehlst oder wiederholt<br />

absichtlich und unentschuldigt auf<br />

der Arbeit bzw. in der Schule fehlst.<br />

In der Regel wird zunächst eine Abmahnung<br />

erteilt. Eine fristlose Kündigung<br />

ist nichtig, wenn das Unternehmen<br />

sich mit der Einreichung des<br />

Schriftsatzes zwei Wochen Zeit lässt.<br />

Falls du den Betrieb verlassen möchtest,<br />

weil es dir dort nicht gefällt oder<br />

dir der Beruf nicht zusagt, dann gilt<br />

eine Kündigungsfrist von vier Wochen.<br />

Mit Einverständnis des Arbeitgebers<br />

kann ein Aufhebungsvertrag<br />

über das Ausbildungsverhältnis vereinbart<br />

werden. Sein Vorteil gegenüber<br />

der Kündigung ist, dass keine<br />

Frist eingehalten werden muss. Ein<br />

Aufhebungsvertrag lohnt sich nur,<br />

falls du den Ausbildungsplatz wechseln<br />

möchtest und schon eine Alternative<br />

hast.<br />

Diese Dinge darf dein Chef<br />

von dir nicht verlangen:<br />

|zu lügen bzw. Kunden oder Geschäftspartnern<br />

etwas in Bezug auf<br />

Produkte vorzugaukeln<br />

|verbotene Dinge zu tun, wie etwa<br />

Giftmüll in die Umwelt zu entlassen<br />

den Sündenbock zu spielen und die<br />

Schuld auf dich zu nehmen<br />

|<br />

deinen geplanten Urlaub zu verschieben<br />

|deine Pausen wegzulassen<br />

|krank auf Arbeit zu gehen<br />

|Infos über Mitarbeiter weiterzuleiten<br />

Bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz wirst du dich sicher fragen:<br />

„Welches Unternehmen ist das richtige für mich?“, „Wie hoch ist die Ausbildungsvergütung?“<br />

und „Wie groß sind die Übernahmechancen?“ Das ist wichtig und super, dass<br />

du dir diese Fragen stellst. Schließlich wirst du einen Großteil deines Lebens dort verbringen,<br />

möchtest dich so gut wie möglich weiterentwickeln und deine Zukunft bestmöglich aufbauen.<br />

Um deine Entscheidung ein wenig zu erleichtern, klären wir dich etwas näher über die Unterschiede<br />

zwischen kleinen und mittelständischen Betrieben, großen Unternehmen<br />

bzw. Konzernen sowie Start-ups auf. Hier erfährst du, welche Vor- und Nachteile<br />

hinsichtlich dieser Fragen die Größe einer Firma für dich als <strong>Azubi</strong> jeweils hat.<br />

Ausbildung in einem<br />

Konzern<br />

Große bekannte und etablierte Unternehmen<br />

wirken für viele <strong>Azubi</strong>s<br />

äußerst attraktiv. Dort einen Ausbildungsplatz<br />

zu ergattern, gestaltet<br />

sich jedoch häufig als Spießrutenlauf.<br />

Da sich bei Konzernen mehr<br />

Schulabgänger bewerben, als diese<br />

Lehrstellen anbieten, sind die Bewerbervoraussetzungen<br />

hoch angesetzt.<br />

Die Personaler sichten Hunderte<br />

von Bewerbungen und sortieren<br />

die Spreu vom Weizen in Aufnahmetests,<br />

Assessment-Centern sowie<br />

knallharten Interviews. Doch wer<br />

es geschafft hat, kann sich auf ein<br />

gutes Lehrlingseinkommen freuen.<br />

Viele große Betriebe sind zudem international<br />

ausgerichtet und haben<br />

mehrere Filialen, sodass du hier super<br />

Möglichkeiten hast, einen Teil<br />

deiner Ausbildung an einem anderen<br />

Standort oder sogar im Ausland<br />

zu verbringen. Da Konzerne meist<br />

mehrere Auszubildende einstellen,<br />

ist eine Übernahme nicht immer sicher.<br />

Dazu müsstest du durch besondere<br />

Leistungen auffallen und<br />

einen guten Draht zum Chef haben.<br />

Diesen bekommst du in großen Unternehmen<br />

allerdings, wenn überhaupt,<br />

nur selten zu Gesicht. Nach<br />

deinem Abschluss kannst du jedoch<br />

mit dem Namen und dem Image des<br />

Unternehmens sowie deinen Erfahrungen<br />

glänzen, was dir bei deiner<br />

späteren Jobsuche möglicherweise<br />

einen Vorteil verschafft. Wenn du ein<br />

Mensch bist, der sich gut in bestehende<br />

Hierarchien eingliedern kann,<br />

kein Problem mit festen Unternehmensstrukturen<br />

hat und seine Karriere<br />

langfristig plant, dann könnte eine<br />

Ausbildung bei einem großen Unternehmen<br />

das Richtige für dich sein.<br />

Lehre in kleinen Firmen<br />

und im Mittelstand<br />

Wusstest du, dass etwa 90 Prozent<br />

aller Auszubildenden in Deutschland<br />

ihre Lehre bei mittelständischen Unternehmen<br />

absolvieren? In kleineren<br />

Firmen wirst du vielleicht sogar der<br />

einzige <strong>Azubi</strong> sein. Klarer Vorteil<br />

für dich, denn kleine und mittelständische<br />

Unternehmen bieten ihren<br />

<strong>Azubi</strong>s vor allem eine intensive<br />

Einarbeitung. Du hast stets einen<br />

Ansprechpartner an deiner Seite,<br />

etwa deinen Ausbilder oder Vorgesetzten,<br />

dem du zeigen kannst, was<br />

in dir steckt. Wenn du eine Lehre<br />

im Handwerk aufnehmen möchtest,<br />

dann bist du in einem kleinen oder<br />

mittelständischen Handwerksbetrieb<br />

super aufgehoben. Diese sind<br />

besonders ausbildungsaktiv, da sie<br />

meist für ihren eigenen Nachwuchsbedarf<br />

ausbilden und entsprechend<br />

investieren. Hier hast du nicht nur<br />

tolle Chancen mit deiner Bewerbung,<br />

weil viele Schulabgänger lieber<br />

in großen Konzernen arbeiten<br />

wollen oder an die Universitäten<br />

strömen, sondern auch hohe Aussichten<br />

auf eine Übernahme. Mit<br />

einer entsprechenden Weiterbildung<br />

kannst du dich schnell in die<br />

Chefetage katapultieren. Weitere<br />

Pluspunkte, die für die kleinen bzw.<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

sprechen, sind ein angemessenes<br />

Ausbildungsgehalt und ein angenehmes<br />

Betriebsklima durch überschaubare<br />

Mitarbeiteranzahlen und<br />

Kundenaufträge.<br />

Als <strong>Azubi</strong> in ein Start-up?<br />

Zunächst einmal: Es gibt nicht viele<br />

Start-ups, die Ausbildungsplätze anbieten,<br />

doch es werden immer mehr.<br />

Jetzt wirst du dich sicher fragen, ob<br />

denn die neu gegründete<br />

Firma überhaupt<br />

für die Zeit<br />

existieren wird, in<br />

der du deine Ausbildung<br />

absolvieren<br />

musst. Zugegeben stellt<br />

das natürlich ein Risiko<br />

dar, mit welchem du allerdings<br />

auch bei einem kleinen etablierten<br />

Betrieb rechnen musst. Eine Ausbildung<br />

bei einem Gründerunternehmen<br />

bietet dir viele Vorteile.<br />

Die Hierarchien sind sehr flach und<br />

die Unternehmensstrukturen dynamisch.<br />

Du wirst von Anfang an mit<br />

ins Team eingebunden, die Zusammenarbeit<br />

ist eng und dein Aufgabenbereich<br />

kann sehr breit gefächert<br />

sein. So gewinnst du von<br />

Anfang an intensive Einblicke in die<br />

Unternehmensprozesse. Da du quasi<br />

in das Unternehmen hineinwächst,<br />

sind die Übernahmechancen sehr<br />

hoch und die Karriereaussichten<br />

super. Ein Sprung in die Führungsebene<br />

ist hier wahrscheinlicher und<br />

kann schneller gelingen als in großen<br />

Unternehmen. Auf der anderen<br />

Seite kann dein Ausbildungsgehalt<br />

geringer ausfallen als beim Durchschnitt<br />

und nicht selten wirst du ins<br />

kalte Wasser geschmissen, da Startups<br />

nicht viel Erfahrung mit <strong>Azubi</strong>s<br />

haben. Dafür bietet dir eine Lehre in<br />

einem frisch gegründeten Betrieb<br />

viel Raum für deinen Einfallsreichtum,<br />

der hier eher geschätzt wird als<br />

in großen Firmen. Wenn es dir wichtig<br />

ist, dich mit den Idealen und Produkten<br />

eines Unternehmens identifizieren<br />

zu können, du dir spannende<br />

Herausforderungen sowie eine familiäre<br />

Atmosphäre wünschst, dann<br />

wäre eine Lehre in einem Start-up<br />

optimal für dich.<br />

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AZUBI BASICS

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