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Ausgabe 3/2012 - GEW Koeln

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SEITE 1<br />

forum<br />

<strong>GEW</strong>ERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT • STADTVERBAND KÖLN • KREISVERBAND RHEIN-BERG • AUSGABE 3 / <strong>2012</strong>


Kalter Hund<br />

ist keine Beleidigung, wie Medya entrüstet annimmt, sondern eine altertümliche<br />

Speise für Kinder, was Medya dann doch ziemlich erheitert,<br />

ebenso wie die Rezeptur.*<br />

Natürlich ist es der Genius loci, der mir all diese Geschichten eingibt, mit<br />

denen ich Medya auf ihren Job einstimme, denn wir stehen vor dem<br />

Lieblingsmuseum aller Kinder, dem Schokoladenmuseum. Dies liegt bekanntermaßen<br />

am Rhein, genauer am Rheinauhafen.<br />

Und der darf in unserer Serie der Kölner Häfen nicht fehlen, stellt er doch<br />

einen besonderen Typus von Hafen dar, der nicht mehr den Bedürfnissen der<br />

Kölner Flussschiffahrt dient, sondern ... anderen.<br />

Wir sind dann auch gar nicht bis zum Museum vorgestoßen,<br />

sondern haben uns nur bis an die Einfahrt des Hafens<br />

begeben, die ein kleines wiewohl markantes Brückchen<br />

überspannt, das in ebenso markantem Hellgrün gestrichen<br />

ist, bekannt als Adenauergrün.<br />

Das Publikum strebt in großer Zahl zum Museum, es sind<br />

Ferien, das Wetter ist schön, doch niemand schaut nach links<br />

zum Rhein oder nach rechts in den Hafen. Sie laufen durchs<br />

Bild und ärgern mich...<br />

Die Aufgabe, einen Hafen zu fotografieren, bedeutet<br />

gemeinhin, Hafenanlagen und Schiffe ins Bild zu setzen, was<br />

aber der Intention des Fotografen widerstrebt.<br />

Sein Ansatz zur Bildfindung geht nicht von der Motivik aus,<br />

sondern von einer Art Aleatorik, die aus der Situation heraus<br />

entsteht und in der Befindlichkeit des Fotografen wurzelt.<br />

Und der interessiert sich nur für sein Bild als etwas Originäres, nicht für das<br />

Bild, das Erwartungshaltungen befriedigt.<br />

Dass mich die Farbe der Brücke in ihren Bann zog, mag wohl auch daran<br />

liegen, dass vor Jahren die Rheinbrücken auf den Titeln erschienen: Sie alle<br />

sind in der gleichen Farbe gestrichen, Konrad hat es so gewollt. Ob er auch<br />

für dieses kleine Brückchen zuständig war?<br />

Medya nahm auch diese Geschichte gelassen hin, denn sie hat es nicht so<br />

mit Farbe, sie ist immer in schwarz gekleidet. Das rote Jäckchen trägt sie nur<br />

mir zuliebe, das war Bedingung, quasi als Arbeitskleidung, so wie auch ihre<br />

Vorgängerinnen stets ein rotes Oberteil tragen mussten.<br />

Etwas Konzept muss sein.<br />

Thomas Sommerkamp<br />

* Wer sie nicht kennt, hier bitte: 18 Butterkekse, 3 EL Zucker, 3 EL Kakao, 2 EL Milch, 1 Ei, 125 g Kokosfett<br />

Eine kleine Kastenform mit Backpapier auslegen. Zucker mit Kakao, Milch und dem Ei gut verrühren. Kokosfett zerlassen und zur Kakaomasse<br />

hinzugeben. Den Boden der Kastenform mit einer Schicht Kekse auslegen. Anschließend die Kakaomasse abwechselnd mit den Keksen übereinander<br />

schichten. Die letzte Schicht sollte aus Keksen bestehen. Im Kühlschrank erstarren lassen und dann auf eine Kuchenplatte stürzen.<br />

© www.schokoladenmuseum.de<br />

SEITE 2<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER <strong>GEW</strong> Stadtverband Köln<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

50672 Köln<br />

Erscheint fünfmal im Jahr<br />

Bezugspreis 1,25 Euro. Für <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />

ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Leserbriefe geben nicht in jedem Fall<br />

die Meinung der Redaktion wieder.<br />

REDAKTION Klaus Minartz<br />

GESCHÄFTSSTELLE Montag bis Donnerstag<br />

10.00 bis 16.00 Uhr<br />

Freitag<br />

12.00 bis 16.00 Uhr<br />

Telefon 02 21 51 62 67<br />

Telefax 02 21 52 54 46<br />

Homepage www.gew-koeln.de<br />

E-Mail kontakt@gew-koeln.de<br />

Konto 1320732101<br />

SEB AG, BLZ 370 101 11<br />

DRUCK Zimmermann, Köln<br />

DTP Thomas Sommerkamp, Siegen<br />

www.fake-v.de<br />

Redaktionsschluss 29. Juni <strong>2012</strong><br />

TELEFONISCHE RECHTSBERATUNG<br />

02 21 51 62 67<br />

Montag und Donnerstag<br />

17.00 bis 19.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

In den Ferien:<br />

Landesrechtsschutzstelle<br />

02 01 2 94 03 37<br />

Kalter Hund 2<br />

Impressum und Inhalt<br />

Schulentwicklung<br />

3<br />

A never ending story? 4<br />

Positionen der <strong>GEW</strong> NRW zur Schulentwicklung<br />

Inklusion<br />

7<br />

Eckpunkte <strong>GEW</strong>-Stellungnahme 8<br />

Konkreter Bedarf berechnet 9<br />

Schulen für 115 Kinder gesucht 10<br />

Begriffsprobleme als Dauerzustand 11<br />

Konnexität<br />

Tarifpolitik<br />

13<br />

Erkämpfter Tarifabschluss<br />

HIB<br />

14<br />

Studentische Hilfskräfte 16<br />

Mathematik als Ausleseinstrument 17<br />

Stellungnahme des AStA<br />

Hochschule und Forschung<br />

18<br />

Strukturdefizite 19<br />

Reformvorschläge 21<br />

Fachgruppen und Arbeitskreise 24<br />

Aktive Ruheständler 26<br />

Rechtsberatung 28<br />

Glosse 30<br />

Leserbrief 31<br />

SEITE 3<br />

INHALT<br />

Nr. 3 / <strong>2012</strong><br />

Über unsere Kölner Internet-Seite www.gew-koeln.de<br />

oder über www.gew-nrw.de sind aktuelle Informationen,<br />

Newsletter, Kommentare und Archivmaterialien zu allen<br />

bildungspolitischen Aspekten abrufbar.<br />

Nach der Eingabe des Benutzernamens (mit großem<br />

Anfangsbuchstaben) und der Mitgliedsnummer (hat 10<br />

Ziffern und beginnt in NRW mit einer 4, sie steht auf dem<br />

Mitgliedsausweis oder auf dem Adressaufkleber der NDS)<br />

stehen alle Daten vollständig zur Verfügung.


A never ending story?<br />

Gesamtschulen in Köln<br />

von Anne Ratzki<br />

Am 3. April <strong>2012</strong> berichtete<br />

der Kölner Stadtanzeiger: „Die<br />

Elterninitiative für eine neue<br />

inklusive Schule im Kölner<br />

Süden hat nach einer schwierigen<br />

Suche nun doch ein Gebäude<br />

gefunden, um noch in diesem<br />

Jahr eröffnen zu können.“ Die<br />

private „offene Schule“ musste<br />

im Januar interessierte Eltern auf<br />

SCHULENTWICKLUNG SCHULENTWICKLUNG<br />

andere Schulformen verweisen,<br />

weil damals Verhandlungen um<br />

ein Gebäude gescheitert waren,<br />

und hofft nun, dass 50 Eltern<br />

sich wieder um entscheiden, um<br />

die Schule starten zu können.<br />

Dieser Vorgang wirft viele Fragen<br />

auf: Obwohl die Gesamtschule<br />

Rodenkirchen im Kölner Süden<br />

95 Kinder abweisen musste, haben<br />

städtische Stellen keinen Finger<br />

gerührt, um für diese Kinder<br />

Gesamtschulplätze<br />

anzubieten. Eine<br />

private Initiative<br />

musste selbst auf Gebäudesuche<br />

gehen,<br />

scheiterte zuerst<br />

und war erst jetzt<br />

erfolgreich. Eltern<br />

mussten gegen ihren<br />

Willen ihre Kinder<br />

im gegliederten<br />

System anmelden<br />

und sollen sie nun<br />

wieder ummelden.<br />

Wofür fühlt sich die<br />

Stadt eigentlich verantwortlich?<br />

Wenn<br />

die Initiative für<br />

mehr Gesamtschulen<br />

in Köln (i:mgik)<br />

bei der Verwaltung<br />

nachfragt, erhält<br />

sie den Rat, Elterninitiativen<br />

für eine<br />

Gesamtschule in den<br />

Stadtteilen zu gründen.<br />

Warum braucht<br />

die Stadt Elterninitiativen,<br />

um etwas<br />

Selbstverständliches<br />

SEITE 4<br />

zu tun, nämlich entsprechend<br />

dem Elternwunsch<br />

Schulplätze zur Verfügung<br />

zu stellen? Schulplätze nicht<br />

nur für Gymnasien, sondern<br />

ebenso für Gesamtschulen?<br />

Gesamtschulen in Köln -<br />

ein kurzer Rückblick<br />

Sehen wir uns die Kölner Gesamtschulentwicklung<br />

über die<br />

letzten 40 Jahre einmal an:<br />

1967 beschloss der Rat der Stadt<br />

Köln, sich mit vier Gesamtschulen<br />

am Versuchsprogramm<br />

von 30 Gesamtschulen in der<br />

Bundesrepublik zu beteiligen.<br />

1975 wurden die Gesamtschulen<br />

in Höhenhaus, Holweide und<br />

Chorweilen, 1976 die Gesamtschule<br />

in Zollstock in Neubauten<br />

eröffnet. Dafür liefen 4 Gymnasien<br />

und 4 Hauptschulen aus.<br />

Durch Eingemeindung „erbte“<br />

die Stadt die Gesamtschulen<br />

in Porz und Rodenkirchen.<br />

Bald überstiegen die Anmeldewünsche<br />

die Aufnahmemöglichkeiten,<br />

vor allem Kinder<br />

aus Stadtteilen ohne Gesamtschulen<br />

hatten keine Chancen<br />

auf Aufnahme. Elterninitiativen<br />

in åBocklemünd und Kalk<br />

führten 1981 und 1982 zu zwei<br />

neuen Gesamtschulen – dafür<br />

liefen eine Realschule und eine<br />

Hauptschule aus und die neuen<br />

Gesamtschulen zogen in deren<br />

Gebäude ein. Die Kalker Initiative<br />

wurde von der Gesamtschule<br />

Holweide entscheidend unterstützt,<br />

weil sich diese Schule<br />

auch für die vielen Kalker Kinder<br />

verantwortlich fühlte, die<br />

sie jedes Jahr abweisen musste.<br />

Die nächsten Jahrzehnte geschah<br />

nichts, obwohl Jahr für<br />

Jahr Hunderte Kinder vergeblich<br />

auf einen Platz an einer<br />

Gesamtschule hofften. Der Rat<br />

ließ Initiativen in Ehrenfeld und<br />

Nippes ins Leere laufen, obwohl<br />

die schulische Benachteiligung<br />

der Kinder in diesen Stadtteilen<br />

statistisch immer wieder erfasst<br />

wurde. Erst 2010 gelang es einer<br />

Elterninitiative in Nippes, dort<br />

eine Gesamtschule durchzusetzen,<br />

nach fast 30 Jahren!<br />

Eines wird durch diesen kurzen<br />

Rückblick deutlich: Nach der<br />

Einrichtung der ersten vier<br />

Gesamtschulen Mitte der<br />

siebziger Jahre hat die Stadt<br />

keine systematische, im Schulentwicklungsplan<br />

verankerte<br />

Gesamtschul entwicklung mehr<br />

betrieben, sondern bestenfalls<br />

auf Initiativen reagiert.<br />

Die Folgen dieser Versäumnisse:<br />

Allein in den letzten 10 Jahren –<br />

für 2002 bis <strong>2012</strong> liegen mir die<br />

Anmeldezahlen vor – wurden<br />

insgesamt 7500 Kölner Kinder,<br />

die eine Gesamtschule besuchen<br />

wollten, auf Schulen des gegliederten<br />

Schulsystems verwiesen.<br />

Man kann nur ahnen, wie viele<br />

von ihnen, vor allem wie viele<br />

Migrantenkinder, durch die<br />

Gesamtschule einen besseren<br />

Bildungsabschluss bis hin zum<br />

Abitur hätten erreichen können,<br />

wie vielen von ihnen Sitzenbleiben<br />

und Abschulen erspart<br />

geblieben wären. Nach einer Meldung<br />

des Kölner Stadtanzeigers<br />

vom 30.3.<strong>2012</strong> war am Ende des<br />

letzten Schuljahres der Anteil der<br />

Schüler ohne jeglichen Abschluss<br />

bei den Migrantenkindern doppelt<br />

so hoch wie bei der Gesamtgruppe<br />

der Schüler ohne Schulabschluss.<br />

Die Ergebnisse einer<br />

Untersuchung der Abiturienten<br />

an Gesamtschulen von 2009<br />

geben einen Hinweis auf die<br />

besseren Bildungschancen: 70%<br />

der Abiturienten an Gesamtschulen<br />

hatten keine Gymnasialempfehlung<br />

und schafften trotzdem<br />

das Abitur und fast 35% hatten<br />

einen Migrationshintergrund.<br />

Der Stadt sind durch ihre<br />

schulpolitischen Versäumnisse<br />

viele gut ausgebildete<br />

Bürger und Fachkräfte verloren<br />

gegangen, die Integration<br />

von Migrantenkindern durch<br />

Bildung wurde behindert.<br />

Wo steht Köln unter den<br />

größeren Städten in NRW?<br />

Ein Blick in eine neue Statistik<br />

der GGG (Gemeinnützige<br />

Gesellschaft Gesamtschule, www.<br />

ggg-nrw.de) ist aufschlussreich.<br />

Dort werden die Aufnahmen<br />

von Gesamtschülern in den<br />

einzelnen Gemeinden verglichen.<br />

Köln hat Gesamtschulplätze für<br />

19,5% seiner SchülerInnen im 5.<br />

Jahrgang, liegt damit unter den<br />

größeren Städten des Landes an<br />

vorletzter Stelle, nur Düsseldorf<br />

SEITE 5<br />

liegt mit 18% knapp darunter.<br />

An der Spitze liegt Duisburg mit<br />

über 40%, gefolgt von Aachen<br />

und Bochum mit je 34% und<br />

Mönchen-Gladbach mit 32%.<br />

Entsprechend vorsichtig sind<br />

die Kölner Eltern bei den Anmeldungen<br />

zur Gesamtschule:<br />

Während in Köln nur ca. 25%<br />

der Schüler eines Jahrgans<br />

angemeldet werden, obwohl<br />

66% der Eltern sich bei einer<br />

Umfrage 2010 für längeres<br />

gemeinsames Lernen ausgesprochen<br />

hatten, sind es z.B. in<br />

Siegen und Gelsenkirchen 54 %.<br />

Sekundarschulen sind<br />

keine Alternative<br />

Die Anmeldungen in Köln<br />

haben gezeigt: Die Eltern wünschen<br />

Gesamtschulen, hier<br />

fehlen die Plätze, 644 sind es<br />

in diesem Jahr. Die Gemeinschaftsschulen<br />

wurden nicht<br />

in dieser Weise angewählt.<br />

Am 8.3. <strong>2012</strong> hat die GGG<br />

eine Stellungnahme zu den<br />

„Neugründungen von Gesamtschulen<br />

und Sekundarschulen“<br />

veröffentlicht (www.ggg-nrw.de),<br />

wo sie folgende Beobachtungen<br />

mitteilt: „Die Sekundarschule<br />

wird in der Öffentlichkeit und<br />

bei schulpolitischen Entscheidungen<br />

als Zusammen fassung<br />

von Hauptschule und Realschule<br />

aufgefasst und dargestellt. Damit<br />

wird der auch den Sekundarschulen<br />

offiziell aufgetragene<br />

Bildungsweg bis zum Abitur<br />

ignoriert; dem Gymnasium


werden in der Sekundarstufe<br />

keine Schülerinnen und<br />

Schüler weggenommen“.<br />

Köln hatte zum Schuljahr 1911<br />

zwei Gemeinschaftsschulen eingerichtet,<br />

in NRW waren es 14.<br />

Ebenso wie die Sekundarschulen,<br />

die ab <strong>2012</strong> die Gemeinschaftsschulen<br />

ablösen, haben sie keine<br />

eigene Oberstufe. Landesweit<br />

hat sich in der diesjährigen<br />

Anmelderunde gezeigt, dass die<br />

Anmeldungen zu den Gemeinschaftsschulen<br />

rückläufig sind.<br />

Gemeinschaftsschulen werden<br />

von Eltern nicht als vollwertiger<br />

Ersatz für Gesamtschulen<br />

angesehen. Der Schulforscher<br />

Ernst Rösner hat immer wieder<br />

betont, auch auf einer Veranstaltung<br />

der SPD in Köln 2010,<br />

dass Eltern heute eine Schule mit<br />

Oberstufe und Abiturmöglichkeit<br />

für ihre Kinder wünschen.<br />

Die Gefahr besteht, dass Gemeinschaftsschulen<br />

und Sekundarschulen<br />

über die Jahre zu<br />

Restschulen werden. Sie sind<br />

auf dem Land in kleinen Gemeinden<br />

eine Möglichkeit, die<br />

Schule im Dorf zu halten, in<br />

der Großstadt haben sie neben<br />

Gymnasien und Gesamtschulen<br />

keine wirkliche Chance.<br />

Ein Blick in die Zukunft<br />

Die Pläne der Stadt Köln für die<br />

Zukunft sehen vor, im Linksrheinischen<br />

neue Schulgebäude<br />

zu errichten, auf dem Gelände<br />

der Dom-Brauerei, auf dem<br />

SCHULENTWICKLUNG SCHULENTWICKLUNG<br />

Heliosgelände, auch der Großmarkt<br />

und das Clouth-Gelände<br />

sind im Gespräch. Steigende<br />

Schülerzahlen machen dies<br />

unausweichlich. Die Anmeldezahlen<br />

zu den Gesamtschulen<br />

sprechen dafür, dass dies Gesamtschulen<br />

sein werden. Doch<br />

die Errichtung neuer Gebäude<br />

auf Grundstücken, die zum Teil<br />

noch nicht im Besitz der Stadt<br />

Köln sind, wird noch viele Jahre<br />

dauern. Bis dahin muss die Stadt<br />

geeignete Gebäude für Übergangslösungen<br />

finden, damit<br />

Gesamtschulen dort anfangen<br />

können – auch die Gesamtschule<br />

Nippes hat 2010 in einem<br />

Hauptschulgebäude angefangen.<br />

Für das Rechtrheinische betont<br />

die Stadt, dass keine Schülerplätze<br />

fehlen. Neubauten<br />

sind dort nicht nötig. Um die<br />

angemeldeten Gesamtschüler<br />

unterzubringen, muss hier<br />

die Stadt geeignete Gebäude<br />

suchen und ggf. Schulen umwandeln<br />

oder verlagern.<br />

Wenn alle angemeldeten Gesamtschüler<br />

aufgenommen werden<br />

und wir von ca. 600 zusätzlichen<br />

Gesamtschulplätzen ausgehen,<br />

werden über 25 Klassen an<br />

anderen Schulformen frei.<br />

Schülerplätze entsprechend<br />

den Elternwünschen zur Verfügung<br />

zu stellen, ist eine<br />

Pflichtaufgabe der Stadt als<br />

öffentlicher Schulträger - sie<br />

kann diese Aufgabe nicht an<br />

private Initiativen delegieren.<br />

SEITE 6<br />

Beschlüsse der JHV<br />

zur Schulentwicklung<br />

Gesamtschulplätze für alle<br />

Kinder, die an Gesamtschulen<br />

angemeldet werden<br />

Die <strong>GEW</strong> tritt weiterhin energisch<br />

dafür ein, dass die Stadt<br />

Köln für alle Kinder, die an<br />

Gesamtschulen angemeldet<br />

werden, ab sofort Gesamtschulplätze<br />

zur Verfügung stellt.<br />

Gesamtschüler müssen das<br />

gleiche Recht auf einen Platz<br />

an der gewünschten Schulform<br />

haben wie Gymnasiasten.<br />

Die <strong>GEW</strong> unterstützt weiter<br />

die Initiative mehr Gesamtschulen<br />

in Köln (I:mgik) und<br />

ruft ihre Mitglieder dazu auf,<br />

an der Veranstaltung „Gesamtschulen<br />

in Köln“ am 23.4. im<br />

Studio Dumont teilzunehmen.<br />

Ergebnisse der Tagung<br />

»Ziffernnoten - Anreiz<br />

oder Leistungsbremse?« für<br />

eine Änderung der selektiven<br />

Leistungsbewertung<br />

durch Ziffernnoten nutzen<br />

Die <strong>GEW</strong> Köln arbeitet weiter<br />

mit den Ergebnissen der Notentagung<br />

vom 29.2.<strong>2012</strong>. Der GA<br />

erhält den Auftrag , das Problem<br />

Ziffernnoten im Forum und<br />

in Arbeitskreisen der <strong>GEW</strong> zu<br />

thematisieren. Der Kölner GA<br />

setzt sich auch auf Landesebene<br />

dafür ein, dass auch dort<br />

das Thema Ziffernnoten weiter<br />

vorangebracht wird. Nahziel<br />

ist eine politische Öffnung für<br />

alternative Bewertungsformen.<br />

Beschluss des Landesvorstands,<br />

März <strong>2012</strong><br />

Die <strong>GEW</strong> trägt grundsätzlich den<br />

im Juli 2011 vereinbarten schulpolitischen<br />

Konsens für Nordrhein-<br />

Westfalen, der die Grundlage für die<br />

im Oktober 2011 im Landtag beschlossenen<br />

Verfassungs- und Schulrechtsänderungen<br />

darstellt, mit. Mit dieser<br />

neuen Rechtsgrundlage können die<br />

Bildungswege für Kinder und Jugendliche<br />

länger offen gehalten und mehr<br />

Chancengleichheit im nordrheinwestfälischen<br />

Schulsystem geschaffen<br />

werden. Die <strong>GEW</strong> kritisiert allerdings,<br />

dass mit dem schulpolitischen<br />

Konsens das gegliederte Schulsystem<br />

neben den integrativen Schulformen<br />

Verfassungsrang erhielt. Auch nach<br />

dem Kompromiss setzt sich die <strong>GEW</strong><br />

weiterhin für Ihr Ziel - Eine Schule<br />

für alle – ein. Deshalb favorisiert<br />

die <strong>GEW</strong> die Errichtung von Gesamtschulen,<br />

wo immer dies möglich ist.<br />

Die Sekundarschule<br />

• ist eine zukunftssichere Perspektive<br />

für solche Kommunen, die<br />

sonst eine weiterführende Schule<br />

nicht am Ort halten können und<br />

für die die Errichtung einer Gesamtschule<br />

nicht möglich ist;<br />

• eröffnet Kommunen die Möglichkeit,<br />

an die Lerntraditionen ihrer<br />

Grundschulen unmittelbar anzuknüpfen<br />

und ohne selektive Brüche in den<br />

Schulkarrieren Lernwege für alle<br />

offen zu halten und damit den Entscheidungsdruck<br />

für Eltern am Ende<br />

der 4. Jahrgangsstufe zu mildern;<br />

• wird in der Regel als gebundene<br />

Ganztagsschule gegründet und erweitert<br />

damit die Angebote für ganzheitliches<br />

Lernen in einer Kommune;<br />

Positionen der <strong>GEW</strong> NRW<br />

zur Schulentwicklung<br />

• bietet vielfältige Kooperationschancen<br />

mit Gesamtschulen,<br />

Gymnasien und Berufskollegs.<br />

Da die Schulstrukturentscheidungen<br />

sowie die Schulentwicklungsplanung<br />

schwerpunkt-mäßig auf kommunaler<br />

Ebene stattfinden, wird sich die<br />

<strong>GEW</strong> auch weiterhin vor Ort in die<br />

Schulentwicklung einmischen. Bei<br />

der Gründung von Sekundarschulen<br />

setzt sich die <strong>GEW</strong> dafür ein, dass<br />

• die neue Sekundarschule eine<br />

Schule für alle Kinder wird;<br />

• bis Klasse 10 integrative Konzepte<br />

zum Tragen kommen;<br />

• die Sekundarschule nicht als<br />

Konkurrenz zur Gesamtschule<br />

errichtet wird.<br />

Die <strong>GEW</strong> unterstützt die Schulentwicklung<br />

vor Ort mit dem Ziel,<br />

• gemeinsames Lernen in heterogenen<br />

Klassenverbänden über die<br />

6. Jahrgangsstufe hinaus fortzusetzen,<br />

weil nur so das längere<br />

gemeinsame Lernen ohne Selektion<br />

gewährleistet ist,<br />

• eine Umwandlung nur von<br />

Hauptschulen auszuschließen,<br />

• den Einsatz von Sek. II-Lehrkräften<br />

durch eine ausreichende Zuweisung<br />

von Sek. II Stellen sicher zu stellen,<br />

• sicher zu stellen, dass seriöse<br />

Elternbefragungen durchgeführt<br />

werden, die den Bedarf an integrierten<br />

Schulformen mit oder<br />

ohne Oberstufe erfassen.<br />

Die <strong>GEW</strong> erwartet von der<br />

Landesregierung, dass<br />

• sie Standards für eine regionale<br />

Schulentwicklungsplanung<br />

bereitstellt,<br />

• sie Standards für die Elternbefragung<br />

entwickelt,<br />

SEITE 7<br />

• sie die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen<br />

so ändert, dass jede weiterführende<br />

Schule dazu verpflichtet<br />

wird, die von ihr aufgenommenen<br />

Kinder und Jugendlichen zumindest<br />

zum ersten von ihr angebotenen Abschluss<br />

(Sekundarstufe I) zu führen;<br />

• sie ein qualifiziertes Fortbildungsangebot<br />

mit dem Schwerpunkt<br />

„individualisiertes Lernen in heterogenen<br />

Lerngruppen“ vorhält,<br />

• sie ein leistungsfähiges, multiprofessionellesUnterstützungssystem<br />

– z.B. mit Sozialpädagogen<br />

und Schulpsychologen – aufbaut,<br />

• sie zeitliche und sächliche<br />

Ressourcen für die Konzeptentwicklung<br />

bereitstellt,<br />

• es bei der Neugründung von<br />

integrativen Schulen keinen Bestandsschutz<br />

für Schulen des<br />

gegliederten Systems gibt.<br />

Längeres gemeinsames Lernen sowie<br />

die Erweiterung des gemeinsamen<br />

Lernens verstärken die Heterogenität<br />

der Lerngruppen. Erfolgreiches<br />

Lernen wird deshalb nur noch mit einer<br />

Schulkultur und mit individueller<br />

Förderung möglich sein. Mit anderen<br />

Worten, die Schulen müssen eine<br />

Schulkultur entwickeln, die auf individualisiertem<br />

Lernen in heterogenen<br />

Lerngruppen basiert. Auch hier muss<br />

sich das Land der Herausforderung<br />

der Inklusion stellen. Die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen dafür<br />

müssen u. a. in einem Inklusions- und<br />

Sozialindex definiert werden, die<br />

Kollegien müssen ein umfassendes<br />

Fortbildungsangebot nutzen und auf<br />

ein qualitativ hochwertiges Unterstützungssystem<br />

zugreifen können.


INKLUSION<br />

Eckpunkte genügen nicht den<br />

selbst gesteckten Ansprüchen<br />

<strong>GEW</strong> - Stellungnahme<br />

Die von den Landtagsfraktionen<br />

von SPD und Bündnis 90/Die<br />

Grünen vorgelegten „Eckpunkte<br />

für den Weg zur inklusiven Schule<br />

in NRW“ werden dem eigenen Anspruch<br />

bestmöglicher Qualität der<br />

Bildung und Erziehung aller Kinder<br />

im gemeinsamen Unterricht nicht<br />

gerecht und werden von der Ge-<br />

werkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

(<strong>GEW</strong>) zurückgewiesen. Die<br />

<strong>GEW</strong> vermisst vor allem konkrete<br />

Aussagen zu den erforderlichen personellen,<br />

sächlichen und räumlichen<br />

Standards, aber auch Vorgaben, wie<br />

die sonderpädagogische Förderung<br />

in den allgemeinen Schulen tatsächlich<br />

organisiert werden soll.<br />

„Drei Jahre nach der Rechtswirksamkeit<br />

der UN-Konvention über<br />

die Rechte von Menschen mit<br />

Behinderungen und nach gut einjährigem<br />

intensivem Dialog ist das<br />

Ergebnis mehr als enttäuschend. Es<br />

wird keine Perspektive aufgezeigt,<br />

unter welchen konkreten Bedingungen<br />

die Ausweitung der integrativen<br />

Beschulung an den Schulen<br />

des Landes erfolgen soll“, bemängelt<br />

Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende<br />

der <strong>GEW</strong>, den Antrag der<br />

Fraktionen von SPD und Grünen an<br />

den Landtag NRW. Es gäbe weder<br />

eine klare Perspektive für die Förderschulen<br />

noch eine Steuerung des<br />

Prozesses durch das Land, der allein<br />

der demographischen Entwicklung,<br />

dem Elternwillen und den Kommunen<br />

überlassen werden solle. Schäfer<br />

mahnt: „Die Schulen brauchen<br />

verlässliche Stellenzuschläge, um<br />

der neuen Aufgabe gerecht werden<br />

zu können.“ Die <strong>GEW</strong> befürchte,<br />

so Schäfer, dass sich die Situation<br />

der betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />

eher verschlechtere und<br />

die Belastung der Lehrerinnen und<br />

Lehrer zugleich steige.<br />

Zu viele Fragen seien in dem<br />

Eckpunktepapier nicht sachgerecht<br />

geklärt. So solle die pädagogisch<br />

anspruchsvolle Arbeit an den Schulen<br />

aufgenommen werden, ohne<br />

die Rahmenbedingungen für die<br />

Förderung zu kennen. „Wir halten<br />

nichts davon, erst parallel zum<br />

Prozess ein Konzept zur Festlegung<br />

und Deckung des Ressourcen bedarfs<br />

zu entwickeln.“ Der so gewählte<br />

Weg sei umso unverständlicher als<br />

die Regierungsfraktionen in den<br />

Eckpunkten selber davor warnten,<br />

„die Qualitäts anforderungen und<br />

Ressourcenfragen außer Acht<br />

(zu) lassen.“ „Auf diese Weise“, so<br />

Schäfer, „wird das so oft beschworene<br />

Vertrauen auf eine gelingende<br />

Entwicklung nicht geschaffen.“<br />

SEITE 8<br />

Die <strong>GEW</strong> hält den schrittweisen<br />

Ausbau integrativer Schulangebote<br />

grundsätzlich für den richtigen<br />

Weg. Sie fordert, die Klassengröße<br />

integrativ arbeitender Klassen auf 20<br />

Kinder zu beschränken bei maximal<br />

5 Schüler/Schülerinnen mit sonderpädagogischen<br />

Förderbedarf. Der<br />

Unterricht soll dabei durchgehend<br />

im Zweilehrersystem durch eine Regel-<br />

und eine Förderschullehrkraft<br />

erfolgen. Erforderlich sei zudem<br />

eine vorlaufende Qualifizierungsoffensive<br />

für die Lehrkräfte unter<br />

Anrechnung auf die Unterrichtszeit.<br />

Dorothea Schäfer abschließend: „In<br />

vielen Schulen des Landes gibt es integrative<br />

Maßnahmen, die personell<br />

erheblich unterbesetzt sind, bis hin<br />

zu Einzel integrationen bei denen<br />

einmal in der Woche die Förderschullehrerin<br />

vorbei kommt. Das<br />

vorgelegte Eckpunktepapier wirkt da<br />

alles andere als ermutigend. Kolleginnen<br />

und Kollegen in den Förderschulen<br />

und den allgemeinen Schulen<br />

werden mit der Veränderung<br />

ihres Arbeitsplatzes allein gelassen.“<br />

Nordrhein-Westfalen hat im Ländervergleich<br />

Aufholbedarf bei der<br />

Inklusion. Während im Schuljahr<br />

2010/2011 bundesweit bereits<br />

22,3 Prozent der verhaltensauffälligen,<br />

lern- oder körperbehinderten<br />

Schüler eine reguläre Schule<br />

besuchten, waren es in Nordrhein-<br />

Westfalen lediglich 16,1 Prozent.<br />

Auch in Nordrhein-Westfalen<br />

allerdings steigt der Inklusionsanteil.<br />

Ein Jahr zuvor waren lediglich<br />

15,5 Prozent der Förderschüler<br />

inklusiv unterrichtet worden.<br />

Die Zahlen hat Bildungsökonom<br />

Prof. Klaus Klemm im Auftrag der<br />

Bertelsmann Stiftung errechnet.<br />

Deutschland hat sich verpflichtet,<br />

Kinder mit und ohne Förderbedarf<br />

künftig gemeinsam zu unterrichten.<br />

Die Abkehr vom derzeitigen<br />

Sonderschulsystem schreibt eine<br />

UN-Konvention vor, die vor drei<br />

Jahren (26. März 2009) in Kraft<br />

trat. Besonderen Förderbedarf<br />

haben in Deutschland rund eine<br />

halbe Million Schüler. Dies sind<br />

6,4 Prozent der gesamten Schülerschaft.<br />

In Nordrhein-Westfalen ist<br />

die Förderquote höher. Hier haben<br />

6,5 Prozent der Schüler (117.399)<br />

besonderen Förderbedarf.<br />

Der bundesweite Trend zeigt ebenso<br />

wie in Nordrhein-Westfalen steigende<br />

Inklusionsanteile: Im Schuljahr<br />

2010/2011 ist der Anteil der<br />

Schüler mit Förderbedarf, die keine<br />

separate Förderschule besuchen,<br />

gegenüber dem Vorjahr von 20,1 auf<br />

22,3 Prozent gestiegen. Spitzenreiter<br />

bei der Inklusion ist Schleswig-<br />

Holstein. Hier gehen 49,9 Prozent<br />

aller lern- oder körperbehinderten<br />

Schüler auf eine reguläre Schule.<br />

Auch Berlin und Bremen weisen<br />

INKLUSION<br />

Konkreter Bedarf<br />

für inklusive Schulen berechnet<br />

Klemm-Gutachten im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung<br />

einen Inklusionsanteil von mehr<br />

als 40 Prozent auf. Eine besonders<br />

hohe Dynamik verzeichnet Hamburg.<br />

Innerhalb eines Schuljahres<br />

ist der Inklusionsanteil um über<br />

die Hälfte gestiegen, von 16,2 auf<br />

24,4 Prozent. Hinter NRW liegen<br />

nur noch Hessen (14,8 Prozent)<br />

und Schlusslicht Niedersachsen, wo<br />

lediglich 8,5 Prozent der Förderschüler<br />

inklusiv unterrichtet werden.<br />

„Inklusion wird mittelfristig zur<br />

Normalität an deutschen Schulen.<br />

Das stellt die Schulen vor riesige<br />

Herausforderungen, die sie nur<br />

mit genügend gut ausgebildetem<br />

Personal bewältigen können“, sagte<br />

Jörg Dräger, Vorstandsmitglied<br />

der Bertelsmann Stiftung. Begrüßenswert<br />

sei der Grundgedanke<br />

der Inklusion auch, weil auf einer<br />

Förderschule die Aussichten auf<br />

einen Schulabschluss nur gering<br />

sind. Über 75 Prozent der Förderschüler,<br />

die separat unterrichtet<br />

werden, erlangen nicht den Hauptschulabschluss.<br />

„Der vermeintliche<br />

Schutzraum hat sich für viele als<br />

Isolationsfalle entpuppt“, sagte Dräger.<br />

Wenn das Ziel erreicht werden<br />

solle, die Zahl der Hauptschulabbrecher<br />

in Deutschland zu halbieren,<br />

führe der Weg nur über eine<br />

Reform des Sonderschulsystems.<br />

Umstritten war bislang, welche<br />

personelle Ausstattung inklusive<br />

Schulen benötigen, um alle Kinder<br />

angemessen zu fördern. Mit der<br />

neuen Studie der Bertelsmann Stiftung<br />

liegt nun erstmals eine Berechnung<br />

vor, die den konkreten Bedarf<br />

benennt. Für Nordrhein-Westfalen<br />

würde ein Umbau des Schulsystems<br />

auf Inklusion vergleichsweise<br />

günstig, weil aufgrund sinkender<br />

SEITE 9<br />

Schülerzahlen im kommenden<br />

Jahrzehnt eine erhebliche demographische<br />

Rendite zu erwarten ist.<br />

Trotzdem bliebe unter dem Strich<br />

ein Mehrbedarf von 1.339 Lehrern.<br />

Umgerechnet bedeutet das im<br />

Vergleich zum Schuljahr 2009/2010<br />

zusätzliche Kosten von jährlich rund<br />

95,1 Millionen Euro, die in voller<br />

Höhe ab dem Schuljahr 2020/21<br />

anfallen. In seiner Berechnung<br />

geht Prof. Klemm davon aus, dass<br />

die bisherige Förderung der behinderten<br />

und verhaltensauffälligen<br />

Kinder vom Umfang her künftig<br />

auch in Regelschulen geleistet wird.<br />

„Inklusion ist notwendig und bezahlbar.<br />

Aber sie wird dort scheitern,<br />

wo Länder sie als Sparmodell<br />

betrachten“, sagte Dräger. Das Geld<br />

und die Stellen, die an bisherigen<br />

Förderschulen frei werden, seien<br />

nicht ausreichend, sofern der Umfang<br />

der Förderung nicht reduziert<br />

werden soll. Eine hinreichende<br />

Personalausstattung der Schulen mit<br />

Lehrern, Sonderpädagogen, Psychologen<br />

und Therapeuten sei – neben<br />

dem durchgängigen pädagogischen<br />

Prinzip der individuellen Förderung<br />

– die wichtigste Voraussetzung für<br />

den Erfolg und die Akzeptanz von<br />

Inklusion. Umfragen der Bertelsmann<br />

Stiftung in jüngerer Zeit<br />

hatten gezeigt, dass bei Lehrern<br />

und Eltern die Skepsis gegenüber<br />

Inklusion nach wie vor groß ist.<br />

„Nur wenn alle Schüler vom gemeinsamen<br />

Lernen profitieren, wird<br />

inklusiver Unterricht den nötigen<br />

Rückhalt erfahren“, sagte Dräger.<br />

Die Studie von Prof. Klemm<br />

finden Sie unter<br />

www.bertelsmann-stiftung.de.


INKLUSION INKLUSION<br />

KÖLNER STADT-ANZEIGER 19. März <strong>2012</strong><br />

Zwei Lehrerinnen pro Klasse: gemeinsamer Unterricht und individuelle Förderung an der Gesamtschule Höhenberg Foto: Christoph Hennes<br />

SEITE 10<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Wir dokumentieren aus dem<br />

letzten Jahrbuch zur Schulentwicklung<br />

einen Ausschnitt aus<br />

dem Aufsatz „ Separation oder<br />

Inklusion“ von Ulf Preuss-Lausitz,<br />

in dem er die Entwicklung der<br />

sonderpädagogischen Förderung<br />

im Kontext der allgemeinen<br />

Schulentwicklung analysiert.<br />

Wir haben auf die angegebenen<br />

Literaturhinweise für die Zitate<br />

verzichtet, da wir die umfangreiche<br />

Literaturliste nicht<br />

mit abdrucken. Auf Wunsch<br />

schicken wir eine Kopie zu.<br />

Die Zuschreibung „Behinderung“<br />

ist nicht notwendig identisch<br />

mit „sonderpädagogischer<br />

Förderbedarf “. Die Kategorie<br />

Behinderung (oder drohende<br />

Behinderung) ist zumeist mit<br />

Leistungen der Krankenkassen,<br />

der öffentlichen Verkehrssysteme,<br />

der Sozialämter, der Arbeitsagentur<br />

oder kultureller Einrichtungen<br />

verbunden. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

definiert<br />

disability als Wechselverhältnis<br />

von impairment (Schädigung),<br />

activity (Leistungsminderung,<br />

Schwierigkeiten bei der<br />

Aktivität) und participation<br />

(Teilhabe im gesellschaftlichen<br />

Leben) (WHO 2010). „Ökosystemische<br />

Behinderung“ in<br />

diesem Sinn liegt vor, wenn<br />

„ein Mensch mit einer Schädigung<br />

oder Leistungsminderung<br />

ungenügend in sein vielschichtiges<br />

Mensch-Umfeld-System<br />

integriert ist“, weil das Umfeld<br />

die Schädigung als Grund für<br />

sozialen Ausschluss wählt. Das,<br />

so stellt die UN-Konvention<br />

klar, ist menschenrechtswidrig.<br />

In der Sprache der deutschen<br />

Bildungsverwaltung gibt es jedoch<br />

seit 1994 nur noch Kinder<br />

mit „sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf “. Auch wird nicht<br />

mehr, wie jahrzehntelang zuvor<br />

„Sonderschulbedürftigkeit“<br />

definiert - der Lernort soll nicht<br />

mehr als Eigenschaft des Kindes<br />

gelten. Das „sprachbehinderte“<br />

Kind ist heute ein „Kind mit<br />

Förderschwerpunkt Sprache“, der<br />

„Lernbehinderte“ ist ein „Kind<br />

mit Förderschwerpunkt Lernen“<br />

usw. Absicht des Begriffswechsels<br />

ist es, die mit dem „Behindertenbegriff<br />

“ (angeblich) verbundene<br />

Diskriminierung zu vermeiden<br />

SEITE 11<br />

Begriffsprobleme<br />

als Dauerzustand<br />

und von einer sehr individualistischen,<br />

defizitorientierten,<br />

medizinisch orientierten Begrifflichkeit<br />

zu einem pädagogischen<br />

und das konkrete Umfeld mit<br />

einbeziehenden Verständnis zu<br />

kommen. In der Lehrersprache<br />

wie in der Öffentlichkeit werden<br />

häufig die alten oder beide<br />

Begrifflichkeiten genutzt.<br />

Diejenige, die den „sonderpädagogischen<br />

Förderbedarf “ in der<br />

Schule feststellen, meist Sonderpädagogen,<br />

zuweilen auch Psychologen<br />

und Mediziner, müssen<br />

in der Regel einen dominanten<br />

„Förderschwerpunkt“ festlegen,<br />

auch wenn häufig Mehrfachbeeinträchtigungen<br />

vorliegen.<br />

Dieser Zwang, überhaupt einen<br />

„Förderschwerpunkt“ zu benennen,<br />

ist nicht überzeugend: Aus<br />

der diagnostischen Feststellung


Einladung<br />

Supervision für<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

empfinden sich oft als Einzel kämpfer<br />

und sind bemüht, Schwierigkeiten<br />

allein und fehlerfrei zu bewältigen.<br />

Ob Unsicherheit, Unzufriedenheit mit<br />

sich selbst, Probleme im Umgang mit<br />

Schüler/innen oder mit der Schulleitung<br />

– mit ihren beruflichen Sorgen bleiben<br />

Lehrerinnen und Lehrer häufig allein.<br />

Insbesondere Referendare und<br />

Berufsanfänger fühlen sich häufig einem<br />

hohen Erwartungsdruck ausgesetzt und<br />

stehen im Rahmen ihrer dienst lichen<br />

Beurteilungen in einem besonderen<br />

Abhängigkeitsverhältnis. Aber auch<br />

das Gefühl, von den Kollegen als<br />

„Anfänger“ kritisch beäugt zu werden,<br />

führt oft zu Unsicherheiten und<br />

Belastungen. Gerade auch für diese<br />

Gruppe soll das Supervisionsangebot der<br />

<strong>GEW</strong> eine Unterstützung darstellen.<br />

Die <strong>GEW</strong> bietet zwei Supervisionsgruppen<br />

an, die sich alle<br />

3-4 Wochen jeweils dienstags<br />

bzw. donnerstags treffen.<br />

Die Termine werden mit den<br />

Teilnehmern und dem Supervisor<br />

jeweils für 4 Termine<br />

beim 1. Treffen vereinbart.<br />

Kosten für 4 Termine:<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder 40 Euro<br />

(Nichtmitglieder 80 Euro)<br />

Moderiert werden die Gruppen von<br />

Frank Schneider<br />

(Systemischer Supervisor<br />

(SG) und IBSO-Köln).<br />

Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

Köln<br />

INKLUSION INKLUSION<br />

„Förderschwerpunkt Lernen“,<br />

„emotionale und soziale Entwicklung“<br />

oder „Förderschwerpunkt<br />

körperliche und motorische<br />

Entwicklung“ ergeben sich<br />

keinerlei zwingenden inhaltlichdidaktischen<br />

Folgerungen, die<br />

sich aus einer „Lernbehindertenpädagogik“,<br />

einer „Verhaltensgestörtenpädagogik“<br />

oder „Körperbehindertenpädagogik“<br />

ableiten<br />

ließen. Auch eine scheinbar<br />

„harte“(also eindeutige) Definition<br />

wie „Förderschwerpunkt<br />

geistige Entwicklung“ klärt<br />

nicht, welche konkrete Entwicklungs-<br />

und Lernunterstützung<br />

Anna oder Alex brauche. […]<br />

Hinzu kommt, dass die Feststellung<br />

eines zusätzlichen Fördebedarfs<br />

eng mit der gesellschaftlichen<br />

Definition von „normal“,<br />

„normabweichend“ „gesund“<br />

oder „auffällig“ zusammenhängt.<br />

[…] Auch heute ist die Frage,<br />

wie hoch der Anteil behandlungsbedürftiger<br />

Kinder etwa<br />

bei Übergewicht, Schulangst,<br />

Verhaltensstörung usw. ist, bei<br />

Medizinern, Psychologen oder<br />

Psychiatern höchst umstritten<br />

– und deren Schlussfolgerungen<br />

für schulische (sonderpädagogische)<br />

Fördermaßnahmen<br />

nicht immer überzeugend.<br />

Aufgrund des nicht nur begrifflichen<br />

Dilemmas hat sich<br />

die englischsprachige Fachwelt<br />

darauf verständigt, bei Kindern,<br />

die zeitweilig oder längerfristig<br />

SEITE 12<br />

zusätzliche unterrichtliche Unterstützung<br />

brauchen sowohl von<br />

Lehrkräften als auch zuweilen<br />

von Betreuern oder Therapeuten)<br />

nicht mehr von „students with<br />

handicapes“ , sondern nur noch<br />

von „students with special educational<br />

needs“ (abgekürzt SEN)<br />

zu sprechen und dann individuelle<br />

Förderung festzulegen.<br />

Der Wandel der Begriffe, die<br />

ihren historischen Ausgangspunkt<br />

bei medizinischen Fachbegriffen<br />

hatten, ist nicht nur<br />

ein Problem der Theorie und der<br />

damit verbundenen Pädagogik<br />

bzw. Fördern. Er hängt mit der<br />

Frage zusammen, welche Kinder<br />

überhaupt sonderpädagogischen<br />

„Bedarf “ haben und welche<br />

(meist personellen) Mittel damit<br />

verbunden sind. Von dieser<br />

Feststellung hing historisch die<br />

verpflichtende Überweisung<br />

in eine Sonderschule ab – eben<br />

weil damit zugleich die „Sonderschulbedürftigkeit“<br />

verbunden<br />

war. Seit jedoch zunehmend<br />

auch innerhalb der Regelschulen<br />

zusätzliche (sonderpädagogische)<br />

Unterstützung zugelassen wird,<br />

ist die Hemmschwelle der Zuschreibung<br />

geringer geworden;<br />

das Kind muss ja nicht mehr die<br />

Schule wechseln, Schulweg und<br />

Freunde bleiben gleich. Die Zuschreibung<br />

des „sonderpädagogischen<br />

Förderbedarfs“ wird eine<br />

umstrittene Ressourcenfrage. […]<br />

Quelle: www.eine-schulefuer-alle.info<br />

Eltern behinderter Kinder werfen<br />

den NRW-Kommunalverbänden<br />

vor, die Debatte um die Einführung<br />

eines inklusiven Bildungssystems<br />

zu missbrauchen. „Unter<br />

dem Stichwort der Konnexität<br />

(„wer den politischen Beschluss<br />

trifft, muss die Folgekosten finanzieren“)<br />

versuchen die Spitzenverbände<br />

nun, die gesamten Kosten<br />

für die Bildung von Schülern<br />

mit Behinderung auf das Land<br />

abzuwälzen“, kritisiert der Vorsitzende<br />

der LAG Gemeinsam<br />

leben - gemeinsam lernen NRW,<br />

Bernd Kochanek, „darunter viele<br />

Leistungen, die sie für die gleichen<br />

Schüler in den Förderschulen<br />

bisher klaglos bezahlen“. Die<br />

Geschäftsführer des Städtetags,<br />

des Städte- und Gemeindebundes<br />

und des Landkreistags hatten im<br />

Januar am Rande der Landtagsanhörung<br />

zum NRW-Haushalt<br />

<strong>2012</strong> gefordert, dass das Land<br />

in Sachen Inklusion „alle Kosten“<br />

übernehme. Nicht nur die<br />

Lehrer sollen nach Meinung der<br />

Verbände aus Düsseldorf bezahlt<br />

werden, sondern auch Integrationshelfer,<br />

spezielle Lernmittel,<br />

die Schülerfahrtkosten und darüber<br />

hinaus sämtliche Umbauten<br />

für die Barrierefreiheit von<br />

Schulen. Die Eltern werfen den<br />

Verbänden ein falsches Spiel vor.<br />

„Hier wird schlichtweg ausgenutzt,<br />

dass sich die Öffentlichkeit<br />

in der komplizierten<br />

Finanzierung von Schulen<br />

nicht auskennt“, sagt die Vorsitzende<br />

des Elternvereins mittendrin<br />

e.V., Eva-Maria Thoms.<br />

„Die Kommunen und ihre<br />

Landschaftsverbände sind traditionell<br />

Träger aller Schulen,<br />

auch der Sonderschulen. Da<br />

kommt durch die Inklusion<br />

kein einziger Schüler neu<br />

dazu. Es ist überhaupt nicht<br />

schlüssig, warum Fahrtkosten,<br />

Integrationshelfer und Lernmittel,<br />

die die Kommunen<br />

heute an den Sonderschulen<br />

bezahlen, nun plötzlich<br />

Landesangelegenheit sein<br />

sollen, nur weil sie in Zukunft<br />

für die gleichen Schüler an den<br />

Regelschulen gebraucht werden.“<br />

Zum Teil sind dies Sozialhilfeleistungen<br />

und damit Pflichtaufgabe<br />

der Kommunen. „Wer<br />

so argumentiert, will politischen<br />

Streit erzeugen und den Aufbau<br />

eines inklusiven Schulsystems<br />

behindern“, schließt der LAG-<br />

Vorsitzende Bernd Kochanek.<br />

„Für den Aufbau eines inklusiven<br />

Bildungssystems sind nach<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

alle staatlichen Ebenen<br />

verantwortlich. Da müssen<br />

auch die Kommunen Ihren Teil<br />

leisten, und im Übrigen auch der<br />

Bund.“ Die Elternvereine fordern<br />

die Kommunalverbände auf,<br />

SEITE 13<br />

Konnexität<br />

Falsches Spiel mit Kosten<br />

von nun an konstruktiv an der<br />

politischen Umsetzung der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention<br />

mitzuwirken. „Wir sind es leid,<br />

dass das Recht unserer Kinder<br />

auf inklusive Bildung von jeder<br />

Interessengruppe instrumentalisiert<br />

wird, um sich irgendwelche<br />

Vorteile zu verschaffen“, sagt Ingrid<br />

Gerber, die Vorsitzende von<br />

Gemeinsam leben - Gemeinsam<br />

lernen Bonn e.V. „Als Betroffene,<br />

aber auch als Steuerzahler ist es<br />

uns herzlich egal, aus welcher<br />

Tasche uns das Geld genommen<br />

wird, mit dem inklusive Bildung<br />

finanziert wird. Kommunen und<br />

Land mögen ihre Finanzverteilung<br />

diskutieren, aber nicht auf<br />

dem Rücken unserer Kinder!“


Erkämpfter Tarifabschluss<br />

Tarifrunde <strong>2012</strong><br />

von Hildegard Merten<br />

Die Tarifrunde für die Beschäftigten<br />

bei Bund und Kommune<br />

(TVöD) ist, unterstützt von zwei<br />

großen Warnstreiks in Köln,<br />

beendet. Das Verhandlungsergebnis<br />

betrifft nicht nur die Beschäftigten<br />

bei Bund und Kommunen<br />

wirksam, sondern es betrifft<br />

alle, die in ihrem Arbeitsvertrag<br />

den Bezug zum TVöD haben.<br />

Der Ablauf<br />

Ende Februar wurde nach<br />

Diskussion der Beschäftigten<br />

(in Köln am 13. Januar <strong>2012</strong>)<br />

von den Tarifkommissionen von<br />

ver.di und <strong>GEW</strong> die Struktur<br />

und die Höhe der Gehaltsforderungen<br />

für die Tarifrunde <strong>2012</strong><br />

beschlossen: 6,5 %, mindestens<br />

aber 200 Euro. An einer Erhöhung<br />

der Gehälter war den<br />

meisten KollegInnen aus unserem<br />

Organisationsbereich, den<br />

TARIFPOLITIK TARIFPOLITIK<br />

Beschäftigten in den städtischen<br />

Einrichtungen, am meisten gelegen.<br />

Für sie gilt das gleiche wie<br />

für den gesamten öffentlichen<br />

Dienst: über Jahre waren sie von<br />

der allgemeinen Lohnentwicklung<br />

abgekoppelt, nicht einmal<br />

die Inflationsverluste konnten sie<br />

ausgleichen. Und das bei den ohnehin<br />

geringen Einkommen. Den<br />

Nachholbedarf wenigsten teilweise<br />

auszugleichen schien wegen<br />

der frühzeitig einsetzenden<br />

Klagen der Arbeitgeber über die<br />

„leeren Kassen der Kommunen“<br />

nicht einfach zu werden. Es<br />

wurde deshalb mit schwierigen<br />

langwierigen Verhandlungen und<br />

Kampfmaßnahmen gerechnet.<br />

Am 6. März startete die Tarifrunde<br />

mit einem ganztägigen<br />

Warnstreik. Ver.di hatte in<br />

Köln „alles was Beine hat“ und<br />

bei der Stadt Köln beschäftigt<br />

SEITE 14<br />

ist, zum Streik aufgerufen, von<br />

den Kölner Theatern, über die<br />

Entsorgungsbetriebe, die KVB<br />

bis hin zu den Kitas. Aus unserem<br />

Organisationsbereich<br />

waren es die <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />

aus den städtischen Kitas, die<br />

zu nahezu 100 % gemeinsam<br />

mit den Ver.di - KollegInnen<br />

auf dem Heumarkt standen.<br />

Am 21. März folgte der zweite<br />

Streik. Das „Einzugsgebiet“<br />

wurde erweitert und es kamen<br />

die KollegInnen aus dem<br />

Kölner Umland dazu. Auch<br />

die Beschäftigten des Bundes<br />

beteiligten sich an den Streiks.<br />

Die Stimmung auf dem Kölner<br />

Heumarkt signalisierte eine<br />

ungebrochene Streikbereitschaft.<br />

Am 28. und 29.3. wurden die<br />

Verhandlungen planmäßig<br />

fortgesetzt und als sich diese bis<br />

in den späten Abend hinzogen,<br />

schien ein Abschluss möglich.<br />

Wäre da nicht kurz vorher das<br />

Urteil des Bundesarbeitsgerichts<br />

verkündet worden, das allen<br />

Beschäftigten, für die der TVöD<br />

gilt, einen Urlaubsanspruch von<br />

30 Tagen zubilligt. Eine junge<br />

Kollegin hatte auf Gleichbehandlung<br />

mit ihren älteren Kollegen<br />

geklagt und Recht bekommen.<br />

Dies hat die Verhandlungen<br />

verkompliziert, weil der erhöhte<br />

Urlaubsanspruch für die jüngeren<br />

Beschäftigten von den<br />

Arbeitgebern als Kostenfaktor<br />

mit in die Tarifverhandlungen<br />

eingebracht wurde. Am 31. März<br />

kam es dann doch zur Einigung.<br />

Die Ergebnisse<br />

Gehaltserhöhungen in drei Stufen<br />

Zum 1. März <strong>2012</strong> um 3,5<br />

%, zum 1. Januar 2013 weiter<br />

um 1,4 % und zum 1. August<br />

2013 weiter um 1,4 %. Das<br />

entspricht auf 2 Jahr gerechnet<br />

einer tabellenwirksamen Erhöhung<br />

um insgesamt 6,42%.<br />

Die kompletten Tabellen für<br />

alle Entgeltgruppen und -stufen<br />

sind im Netz nachzulesen<br />

unter: www.gew-koeln.de /<br />

Arbeit und Recht / Tarifpolitik<br />

Das Praktikantengehalt<br />

Dieses erhöht sich ab 1. März<br />

<strong>2012</strong> um 50 Euro, ab 1. August<br />

2013 um 40 Euro.<br />

Geänderter Jahresurlaub<br />

Zum 1. Januar 2013 (!) tritt<br />

eine neue Urlaubsregelung in<br />

Kraft. Sie sieht eine Urlaubsdauer<br />

von 29 Arbeitstagen vor<br />

und 30 Arbeitstage für alle<br />

Beschäftigten, die das 55. Lebensjahr<br />

vollendet haben.<br />

Besitzstandswahrend behalten<br />

SEITE 15<br />

alle, die bis zum 31.12.<strong>2012</strong> ihren<br />

40. Geburtstag feiern können,<br />

ebenfalls weiterhin 30 Tage.<br />

Für das Jahr <strong>2012</strong> erhalten<br />

aufgrund der Umsetzung der Gerichtsentscheidung<br />

alle Beschäftigten<br />

30 Arbeitstage Urlaub.<br />

(Siehe dazu den Artikel „Der<br />

Urlaub“ auf der Seite XY mit<br />

einem Hinweis auf einen Musterantrag<br />

unter www.gew-koeln.<br />

de/Arbeit und Recht/Urlaub)<br />

Am 17. April bewerten die<br />

Kölner Mitglieder, gemeinsam<br />

mit Claudia Mäker, die die<br />

als Mitglied der Tarifkommission<br />

aus erster Hand berichten<br />

kann, das Ergebnis. Zeitgleich<br />

befragt die <strong>GEW</strong> ihre kommunal-<br />

und bundesbeschäftigten<br />

Mitglieder, ob sie dem Tarifkompromiss<br />

zustimmen.


Studentische Hilfskräfte in NRW<br />

Hochschulpersonal ohne Tarifvertrag und Vertretung<br />

von Naoual Kailouli,<br />

Hochschulinformationsbüro<br />

(HIB) Köln<br />

Bedingungen<br />

In NRW arbeiten ca. 30.000 Studierende<br />

als studentische Hilfskräfte.<br />

Die Arbeits bedingungen<br />

der Hilfskrafttätigkeiten fallen<br />

nicht unter den Geltungsbereich<br />

der Tarifverträge des öffentlichen<br />

Dienstes, sondern werden von der<br />

Hochschule in Abhängigkeit von<br />

den Richtlinien der Tarifgemeinschaft<br />

deutscher Länder (TdL)<br />

vorgegeben. Die Arbeitsbedingungen<br />

von studentischen Hilfskräften<br />

erfüllen arbeitsrechtlich nur die<br />

Mindeststandards. Vor allem sind<br />

die oft unsicheren Aussichten auf<br />

eine Weiterbeschäftigung für die Semesterferien<br />

oder das Folgesemester<br />

und generell die kurzen Fristverträge<br />

kritisch zu bewerten. So wird beispielsweise<br />

an der Uni Köln lediglich<br />

eine Vertragslaufzeit von mindestens<br />

drei Monaten vorgegeben.<br />

Diskussion<br />

Im Zuge des geänderten Landespersonalvertretungsgesetzes<br />

(LPVG)<br />

letzten Jahres schlug Wissenschaftsministerin<br />

Svenja Schulze vor „eine<br />

adäquate Interessens vertretung für<br />

die zahlreichen studentischen Hilfskräfte“<br />

angehen zu wollen. Dazu<br />

müsste das Hochschulgesetz novelliert<br />

werden. Die FDP Fraktion des<br />

Landtages stellte am 20.09.2011<br />

einen Antrag, bei dem die Einrichtung<br />

einer Personalvertretung<br />

für die studentischen Hilfskräfte<br />

abgelehnt wurde, um bürokratische<br />

Belastungen nicht zu stärken und<br />

das Ansehen von Hilfsstellen bei<br />

HIB<br />

Studierenden nicht zu schwächen.<br />

Am 20.01.<strong>2012</strong> fand im Landtag ein<br />

Sachverständigengespräch des Wissenschaftsausschusses<br />

zum Thema<br />

„Attraktivitätsverlust von studentischen<br />

Hilfskraftstellen vermeiden“<br />

statt. Die Stellungnahmen der Sachverständigen<br />

(u. a. AStA Uni Köln,<br />

LASS <strong>GEW</strong>) zum Antrag der FDP<br />

widersprechen diesem größtenteils.<br />

Lediglich ein Vertreter der Fakultät<br />

für Wirtschaftswissenschaften der<br />

Uni Paderborn äußert Bedenken in<br />

der Hinsicht, dass wegen der Entwicklung<br />

und der z. T. unsicheren<br />

Drittmittelfinanzierung von Forschungsprojekten,<br />

„eine ausgeprägte<br />

personalrechtliche Mitbestimmung<br />

von studentischen Hilfskräften<br />

[…] zwangsläufig zu einer Bürokratisierung,<br />

einer Verzögerung und<br />

damit zu Wettbewerbsnachteilen<br />

führen“ würde. (Hier wird ein<br />

wesentlicher Kritikpunkt, die unsichere<br />

Drittmittelfinanzierung von<br />

Projekten, einfach hingenommen.)<br />

Folgender Konsens lässt sich<br />

aus den übrigen Stellungnahmen<br />

entnehmen:<br />

studentische Hilfskräfte müssen<br />

als ArbeitnehmerInnen<br />

wahrgenommen werden<br />

eine Personalvertretung für sie ist<br />

einzurichten, um die Aufsicht der<br />

Einhaltung ihrer Rechte zu sichern<br />

und ihre Interessen zu vertreten<br />

ein landesweiter Tarifvertrag für<br />

studentische Hilfskräfte mit einer<br />

u. a. angemessenen Regelung der<br />

Vergütung und Vertragslaufzeit<br />

sollte entwickelt werden<br />

Im Oktober letzten Jahres gründeten<br />

Mitglieder des AStA der Ruhr<br />

Universität Bochum, des Netzwerks<br />

Wissenschaftsnachwuchs e. V. und<br />

SEITE 16<br />

der <strong>GEW</strong> (LASS) die „Tarifini<br />

NRW“, die sich für die Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen für<br />

studentische Hilfskräfte einsetzt.<br />

Berliner Modell<br />

Betrachtet man den Geltungsbereich<br />

des LPVG in NRW mit den<br />

Bedingungen zur Personalratswahl,<br />

so ist der Aufbau eines Personalrates<br />

für studentische Hilfskräfte zunächst<br />

schwierig und nicht möglich.<br />

Die eingangs geschilderten Bedingungen<br />

signalisieren dennoch die<br />

Notwendigkeit eines Personalrats<br />

und Tarifvertrags. Die Regelungen<br />

in Berlin zeigen vorbildlich, wie<br />

es schon seit langem funktionieren<br />

kann, denn dort gibt es einen<br />

eigenständigen Personalrat und<br />

einen geltenden Tarifvertrag für<br />

studentisches Hochschulpersonal.<br />

Der erste Tarifvertrag für studentische<br />

Beschäftigte in Berlin kam<br />

schon 1981 zustande. Mitglieder<br />

des Personalrates für studentische<br />

Beschäftigte einer Hochschule<br />

werden für ein Jahr gewählt.<br />

Weitere Informationen:<br />

TarifIni NRW: http://www.<br />

vvwn.de/?page=tarifini-nrw<br />

<strong>GEW</strong> Ratgeber- Studentische und<br />

wissenschaftliche Hilfskräfte an<br />

Hochschulen: http://www.gewkoeln.de/02/web03/gew/geschaeftsstelle/materialien/hiwihoch.pdf<br />

Zur Geschichte der Tarifverträge<br />

(in Berlin):<br />

http://www.tu-berlin.de/prsb/menue/<br />

stellenausschreibungen/tarifvertrag/<br />

Personalratswahl <strong>2012</strong><br />

Die erfolgreiche Arbeit des Personalrats<br />

Grundschule in Köln fortsetzen<br />

von Wolfgang Raabe, Vorsitzender des örtlichen<br />

Personalrats Grundschule in Köln<br />

In den vergangenen vier Jahren hat der von der <strong>GEW</strong><br />

geführte Grundschulpersonalrat die Interessen<br />

und Belange aller Beschäftigten an Grundschulen<br />

(GrundschullehrerInnen, FörderschullehrerInnen im<br />

GU, SozialpädagogInnen, HSU-LehrerInnen, LAAs)<br />

engagiert und mit Nachdruck vertreten,<br />

Wichtiger Teil unserer Arbeit war die umfassende<br />

und kompetente Beratung zahlreicher Kolleginnen<br />

und Kollegen • in guter Kooperation mit der <strong>GEW</strong>-<br />

Rechtsschutzstelle in Köln • zu schulrechtlichen Fragen<br />

und allen Problemen am Arbeitsplatz Schule.<br />

Durch regelmäßig erscheinende Personalratsinfos<br />

haben wir alle KollegInnen in Grundschulen über<br />

wichtige und aktuelle Themen informiert. Auf Initiative<br />

der <strong>GEW</strong> wurde ein Runder Tisch für Lehrerräte<br />

eingerichtet, bei dem alle 2 bis 3 Monate über wichtige<br />

und dringende Fragen der Lehrerratsarbeit beraten und<br />

sich ausgetauscht wurde.<br />

Die Teilnahme an Personalversammlungen konnte<br />

durch Schwerpunktreferate zu Themen wie VerA,<br />

Inklusion oder Rechte der Lehrerkonferenz in den<br />

letzten 3 Jahren erheblich gesteigert werden.<br />

Diese für alle KollegInnen verlässliche und<br />

kompetente Interessenvertretung wollen wir auch<br />

in den nächsten vier Jahren fortsetzen! Daher<br />

kandidieren auf der <strong>GEW</strong>-Liste für den örtlichen<br />

Personalrat Grundschule in Köln erfahrene <strong>GEW</strong>-<br />

PersonalrätInnen sowie weitere engagierte KollegInnen<br />

aus Kölner Grundschulen, darunter zahlreiche<br />

GrundschullehrerInnen, SonderpädagogInnen<br />

im GU, HSU-LehrerInnen, SozialpädagogInnen,<br />

BeamtInnen und Angestellte. Das bedeutet, dass alle<br />

Beschäftigtengruppen in der Grundschule auf unserer<br />

Liste personell vertreten sind.<br />

SEITE 17<br />

Wolfgang Raabe<br />

Grüneberg-Schule,<br />

GGS Kapitelstraße,<br />

Schulleiter<br />

Isabell Gödde-Werth<br />

GGS Freiligrathstraße,<br />

Grundschullehrerin,<br />

Fachleiterin<br />

Martina Schütte<br />

GGS Hohe Straße,<br />

Förderschullehrerin<br />

im GU<br />

Claudia Weber<br />

GGS Weimarer Straße,<br />

Grundschullehrerin


Kathrin Schürmann<br />

GGS Kirchweg,<br />

Grundschullehrerin<br />

Thomas Ridder-Padberg<br />

GGS Görlinger Zentrum,<br />

Sozialpädagoge<br />

Angelika Johann<br />

KGS Altonaer Straße,<br />

Grundschullehrerin<br />

Ali Dogan<br />

KGS Bernkasteler Straße,<br />

Lehrer für<br />

herkunftssprachlichen<br />

Unterricht<br />

LISTE 2 LISTE 2<br />

SEITE 18<br />

Elke Hoheisel-Adejolu<br />

GGS Ketteler Straße,<br />

Grundschullehrerin<br />

Norma Kraft<br />

GGS Altonaer Straße,<br />

Grundschullehrerin<br />

Regina Reisenauer<br />

GGS Lindenbornstraße,<br />

Grundschullehrerin<br />

Elke Warrelmann<br />

Vertretungsreserve SAB 2,<br />

Grundschullehrerin<br />

Katharina Wollenschein<br />

GGS Nibelungenstraße,<br />

Grundschullehrerin<br />

Anke Bieberstein<br />

GGS Weimarer Straße,<br />

Grundschullehrerin<br />

Silke Knabel<br />

GGS Görlinger Zentrum,<br />

Förderschullehrerin im GU<br />

Julia Pütz<br />

GGS Poller Hauptstraße,<br />

Grundschullehrerin<br />

SEITE 19<br />

Ihre <strong>GEW</strong>-Personalräte werden Sie weiterhin zuverlässig<br />

unterstützen und bei Konflikten im Schulalltag qualifiziert<br />

beraten. Wir helfen Ihnen, Ihre Anliegen, Interessen und<br />

Rechte besser durchzusetzen. <strong>GEW</strong>-Personalräte setzen sich<br />

unter anderem ein für:<br />

• Interessenvertretung gegenüber der Schulaufsicht und<br />

Begleitung zu Gesprächen mit der Schulaufsicht<br />

• gute Arbeitsbedingungen an Grundschulen (gesunder<br />

Arbeitsplatz, Lärmreduzierung etc.)<br />

• schrittweise Senkung der Pflichtstunden<br />

• keine Klasse über 20 Kinder<br />

• Erhöhung der Anrechnungsstunden für das Kollegium auf<br />

mindestens 10 Stunden<br />

• Anrechnungsstunden für Lehrerräte und<br />

Ansprechpartnerinnen für Gleichstellung<br />

• Erhöhung der Vertretungsreserve auf 7%<br />

• Recht auf Fortbildung auch während der Unterrichtszeit<br />

• Weiterführung der Altersteilzeit für beamtete<br />

und tarifbeschäftigte LehrerInnen<br />

• 20 SchülerInnen in inklusiv arbeitenden Klassen bei<br />

maximal 5 SchülerInnen mit Förderbedarf<br />

• durchgängige Doppelbesetzung bei Klassen mit<br />

gemeinsamem/inklusivem Unterricht<br />

• Finanzierung von zusätzlichem Lern-, Förder- und<br />

Unterstützungsmaterial in Klassen mit gemeinsamem/<br />

inklusiven Unterricht<br />

• Entlastung von zusätzlichen Aufgaben (z.b. Delfin 4)<br />

• Abschaffung der Vergleichsarbeiten (VerA)<br />

• Entlastung der Teilzeitbeschäftigten<br />

• Einstellung von SozialpädagogInnen an allen<br />

Grundschulen<br />

• zusätzliche feste Stellen für Lehrkräfte im<br />

herkunftssprachlichen Unterricht<br />

• Aufhebung der finanziellen Benachteiligung von<br />

angestellten LehrerInnen durch gleichen Lohn für gleiche<br />

Arbeit<br />

• eine mit qualifiziertem Personal und räumlich gut<br />

ausgestattete gebundene Ganztagsschule<br />

• Elternsprechtage während der Unterrichtszeit<br />

Mit Ihrer Stimme wollen wir unsere erfolgreiche Arbeit für<br />

Sie fortsetzen!<br />

Bitte werben auch Sie bei Ihren KollegInnen dafür, bei der<br />

Personalratswahl am 13.Juni <strong>2012</strong> alle drei Stimmen (ÖPR,<br />

BPR, HPR) der <strong>GEW</strong> Liste 2 zu geben!


Perspektiven klären, Arbeitsplatz gestalten,<br />

Qualität sichern<br />

Wir aus Köln haben schon in der Zeit, als es noch die<br />

Örtliche Personalvertretung (ÖPR) für Förderschulen<br />

und Schulen für Kranke beim Schulamt gab, eng<br />

zusammengearbeitet.<br />

Doch nicht nur ein gewachsener Zusammenhalt, sondern<br />

auch vielfältige Erfahrungen in unseren unterschiedlichen<br />

Arbeitsschwerpunkten fließen gewinnbringend in die<br />

Fachgruppenarbeit Sonderpädagogische<br />

Berufe ein und tragen entscheidend dazu bei,<br />

dass wir als Personalratsmitglieder immer gut informiert<br />

sind.<br />

Ein wichtiges Thema ist der Inklusionsprozess, den wir<br />

in Eurem Interesse sehr kritisch begleiten. So stellte die<br />

Fachgruppe nach zahlreichen Gesprächen und einer<br />

intensiven Fachgruppensitzung einen Antrag zum<br />

Thema Inklusion an die diesjährige Personalversammlung.<br />

Dieser Antrag, den Ihr auf den folgenden Seiten nachlesen<br />

könnt, wurde nahezu einstimmig angenommen und an das<br />

Ministerium sowie die Landtagsabgeordneten weitergeleitet.<br />

Last, but not least unterstützt uns ein gut vernetzter und<br />

starker <strong>GEW</strong>-Stadtverband, um uns für Eure Interessen<br />

einzusetzen.<br />

Deshalb an dieser Stelle danke an:<br />

Hildegard Merten, Jutta Jilg u.a. für die Geschäftsstelle<br />

Christine Oberhäuser, Peter Havers und Kolleginnen aus<br />

der Rechtsberatung, die Vertretungen der Fachgruppen und<br />

Arbeitskreise, mit denen inhaltliche Überschneidungen<br />

im Sinne von Synergieeffekten genutzt werden können,<br />

alle Aktiven im Kölner Stadtverband, auf deren breit<br />

gefächertes Wissen wir jederzeit zurückgreifen können und<br />

besonders dem Geschäftsführenden Ausschuss, auf dessen<br />

Unterstützung wir uns jederzeit verlassen können.<br />

Gewinnbringende, langjährige und kontinuierliche<br />

Fachgruppenarbeit! Erfolg durch vielfältige Erfah-rungen in<br />

unterschiedlichen Dienstorten und Arbeitsschwerpunkten!<br />

Wahrung Eurer Interessen durch eine effektive und starke<br />

Vernetzung!<br />

Unter dem Motto: Perspektiven klären, Arbeitsplatz<br />

gestalten, Qualität sichern wollen wir uns als<br />

Personalratsmitglieder auch in den nächsten vier Jahren für<br />

Eure Interessen einsetzen.<br />

Macht von Eurem Wahlrecht Gebrauch<br />

und wählt <strong>GEW</strong> Liste 2!<br />

SEITE 20<br />

Marion Nowotny<br />

Seit 25 Jahren in der <strong>GEW</strong>, seit 16<br />

Jahren im (Bezirks-)Personalrat,<br />

seit 6 Jahren Vorsitzende des<br />

Personalrates. Ausgebildet im<br />

Förderschwerpunkt Geistige<br />

Entwicklung, als Lehrerin tätig an<br />

Förderschulen Sprache und Lernen<br />

Christiane Balzer<br />

Seit 27 Jahren aktives <strong>GEW</strong>-<br />

Mitglied, seit 12 Jahren im Vorstand<br />

der Fachgruppe Sonderpädagogische<br />

Berufe und Personalratsmitglied. Als<br />

Lehrerin tätig an der Förderschule<br />

Emotionale und soziale Entwicklung<br />

Lindweilerhof und im GU Sek. I an<br />

einer Realschule.<br />

Heiner Brokhausen<br />

Angestellter Lehrer an der<br />

Förderschule Emotionale und soziale<br />

Entwicklung Zülpicher Straße und<br />

dort seit 2000 Lehrerratsvorsitzender;<br />

mehrjährige Personalratstätigkeit<br />

in den ÖPR’s Duisburg und Köln;<br />

Arbeitsschwerpunkt u.a. Angestellte;<br />

seit 20 Jahren aktives <strong>GEW</strong>-Mitglied<br />

Heinz-Jürgen Kaiser<br />

Seit über 20 Jahren aktiv in der<br />

<strong>GEW</strong>; 5 Jahre Erfahrung in<br />

Personalratsarbeit; ausgebildet<br />

und tätig in der Förderschule<br />

Geistige Entwicklung;<br />

Arbeitsschwerpunkte: Arbeits-<br />

und Gesundheitsschutz,<br />

Mitwirkung in Schulgremien<br />

Für den Hauptpersonalrat für Lehrerinnen und Lehrer an<br />

Förderschulen und Schulen für Kranke beim Ministerium für<br />

Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen:<br />

Marielies Froelich<br />

Viele Jahre im GU und an Schulen<br />

mit den Förderschwerpunkten<br />

Lernen sowie emotionale und<br />

soziale Entwicklung tätig. Seit<br />

über 30 Jahren aktiv in der <strong>GEW</strong>;<br />

Mitglied in der Kommission<br />

Inklusion auf Landesebene und im<br />

Referat B; Mitglied im Vorstand<br />

des Hauptpersonalrates - u.a.<br />

mit den Arbeitsschwerpunkten<br />

Schulentwicklung, Versetzungen,<br />

HPR-Info.<br />

Iris Tschauder<br />

Förderschule Sprache, seit 2011 im<br />

GU an der Gesamtschule,<br />

seit 18 Jahren aktiv für<br />

die <strong>GEW</strong> im Personalrat,<br />

Arbeitsschwerpunkte<br />

im Hauptpersonalrat:<br />

Schulentwicklung,<br />

Qualitätsanalyse und Inklusion.<br />

Dorothee Braun<br />

Förderschule Lernen, Fachleiterin<br />

und Moderatorin in Köln. Seit<br />

über 20 Jahren aktiv für die<br />

<strong>GEW</strong>, davon viele Jahre ÖPR<br />

Mitglied. Arbeitsschwerpunkt im<br />

Hauptpersonalrat: Arbeitszeit der<br />

Lehrerinnen und Lehrer sowie<br />

Lehrerausbildung.<br />

SEITE 21<br />

Verlässliche Standardsund förderliche<br />

Rahmenbedingungen zur Gestaltung<br />

des Inklusionsprozesses<br />

Antrag der Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe der<br />

<strong>GEW</strong> Köln vom 9.2.<strong>2012</strong> an die Personalversammlung<br />

für Lehrerinnen und Lehrer an Förderschulen und<br />

Schulen für Kranke bei der Bezirksregierung Köln am<br />

1.3.<strong>2012</strong><br />

Bündnis 90/Die Grünen, SPD und CDU fordern<br />

inzwischen in ihren Anträgen, den hohen Anspruch,<br />

die hohe Professionalität und den hohen Standard der<br />

Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung<br />

zu wahren. Das begrüßen wir als <strong>GEW</strong><br />

Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe Köln ausdrücklich.<br />

Eilige Maßnahmen, die Qualitätsanforderungen<br />

und Ressourcenfragen außer Acht lassen,<br />

halten die Parteien für nicht verantwortbar. Auch dem<br />

stimmen wir mit Nachdruck zu. Jedoch fehlt noch<br />

immer ein klarer Maßnahmenplan zur Umsetzung des<br />

Inklusionsprozesses.<br />

Die Umsetzung der UN-Konvention darf sich nicht<br />

allein darauf gründen, dass Beschäftigte in den Schulen<br />

mit hohem Idealismus und großem Engagement<br />

Arbeitsverdichtungen und Arbeitsbelastungen<br />

bis hin zur Selbstausbeutung hinnehmen, um den<br />

Inklusionsprozess auf den Weg zu bringen und<br />

mitzugestalten.<br />

Genauso sieht allerdings vielfach die Realität aus. Die<br />

Erfahrungsberichte der Lehrkräfte für Sonderpädagogik<br />

und der Lehrkräfte an allgemeinen Schulen bringen<br />

zum Teil erschütternde Bedingungen zur Sprache, wie<br />

das gemeinsame Lernen im Gemeinsamen Unterricht<br />

und in den Integrativen Lerngruppen umgesetzt wird.<br />

Bezogen auf hochwertige, verlässliche Standards in<br />

der sonderpädagogischen Förderung und bezogen auf<br />

qualitätssichernde Rahmenbedingungen mangelt es an<br />

allen Ecken und Enden. Dieser Mangel beginnt– trotz<br />

gutem Willen der allgemeinen Schulen – an manchen<br />

Systemen bei einem tiefer gehenden Verständnis<br />

für inklusive Grundgedanken, geht über fehlende<br />

Konzepte, fehlende Aufgaben- und Rollenklärungen<br />

bis hin zu fehlenden zeitlichen, personellen, räumlichen<br />

und materiellen Ressourcen. Dies führt zum Teil zu<br />

Arbeitsbedingungen, die den Grundgedanken von<br />

Inklusion geradezu konterkarieren - wenn zum Beispiel


Lehrkräfte für Sonderpädagogik von einer Klasse zur<br />

anderen oder von einer Schule zur nächsten springen<br />

müssen, hier und da mal eine Förderstunde geben<br />

können und unter der Überschrift „Auf dem Weg<br />

zur Inklusion“ alles Mögliche gemeint ist, nur nicht<br />

die auf einer verlässlichen Beziehung beruhenden<br />

kontinuierlichen Arbeit mit Kindern in tragfähigen<br />

Lerngruppen.<br />

Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.<br />

Schule ist ein wichtiger Teil davon. Inklusion meint:<br />

Teilhabe, Barrierefreiheit und Umsetzung von<br />

inklusiven Werten. Inklusion ist an Grundhaltung und<br />

an Ressourcen gebunden. Inklusion lässt sich nicht<br />

mit politischen Lippenbekenntnissen umsetzen, die<br />

ausschließlich auf den Idealismus der Beschäftigten<br />

setzen.<br />

Die <strong>GEW</strong> Fachgruppe Köln fordert daher die<br />

politischen Verantwortlichen im Land Nordrhein-<br />

Westfalen auf, endlich einen konkreten und<br />

aussagekräftigen Inklusionsplan vorzulegen, der über<br />

vage Absichtserklärungen hinaus die Qualitätsstandards<br />

in der Sonderpädagogischen Förderung<br />

verlässlich absichert und effektive und förderliche<br />

Rahmenbedingungen für die Arbeitsbedingungen<br />

der Kolleginnen und Kollegen bereitstellt. Dies<br />

beinhaltet auch einen konkreten Maßnahmenkatalog<br />

zur Bereitstellung zeitlicher, personeller, materieller und<br />

räumlicher Ressourcen.<br />

Setzen Sie sich dafür ein,<br />

• dass die Klassengröße im Gemeinsamen Unterricht<br />

und in Integrativen Lerngruppen maximal 20<br />

Schülerinnen und Schüler beträgt, von denen<br />

nicht mehr als fünf Schülerinnen und Schüler<br />

sonderpädagogischen Förderbedarf haben<br />

• dass es im Gemeinsamen Unterricht und in den<br />

Integrativen Lerngruppen eine durchgehende<br />

Doppelbesetzung mit einer Lehrkraft der allgemeinen<br />

Schule und einer Lehrkraft für Sonderpädagogik gibt,<br />

• dass die allgemeinen Rahmenbedingungen es beiden<br />

Lehrkräften ermöglichen, im Sinne einer inklusiven<br />

Unterrichtskultur für alle Schülerinnen und Schüler der<br />

Klasse zuständig zu sein,<br />

• dass auch die Vertretungskonzepte der allgemeinen<br />

Schulen grundsätzlich so gestaltet werden können, dass<br />

diese Doppelbesetzung davon unberührt bleibt,<br />

• dass geeignete Räumlichkeiten bereitgestellt<br />

werden, in denen wechselnde Sozialformen,<br />

kooperative Lernformen und schüleraktivierende<br />

Lernarrangements barrierefrei - auch für Kinder mit den<br />

Förderschwerpunkten Lernen, Emotionale und soziale<br />

Entwicklung sowie Sprache - möglich sind, die den<br />

aktuellen Erkenntnissen von individuellem Lernen und<br />

individueller Förderung Rechnung tragen,<br />

• dass es darüber hinaus genügend<br />

Differenzierungsräume gibt, die nach Bedarf und<br />

Gruppenkonstellation auch mal Kleingruppenarbeit<br />

ermöglichen,<br />

• dass jeder Schule, die sich auf den Weg zur Inklusion<br />

macht, eine(n) Sozialarbeiter(in) zur Verfügung gestellt<br />

wird,<br />

• dass weitere Unterstützungssysteme installiert<br />

werden, die zuverlässig u.a. bei der Organisation der<br />

sonderpädagogischen Förderung helfen,<br />

• dass zeitliche Ressourcen für die notwendige<br />

konzeptionelle Entwicklung, für die professionelle<br />

kollegiale Beratung sowie für die erforderliche<br />

Vernetzung und Kooperation - z. B. auch mit<br />

außerschulischen Partnern - bereit gestellt werden<br />

• dass es ein finanzielles Startpaket für neu beginnende<br />

Schulen gibt, um eine Grundausstattung für Lern-,<br />

Förder- und Unterstützungsmaterial anzuschaffen,<br />

• dass die Schulen mit den erforderlichen<br />

förderdiagnostischen Verfahren ausgestattet werden,<br />

die es ermöglichen, die individuellen Förderbedarfe<br />

begründet einzuschätzen und daraus fundiert Lern- und<br />

Unterstützungsangebote abzuleiten,<br />

• dass interessierte Lehrkräfte für Sonderpädagogik<br />

frühzeitig, d. h. spätestens acht Wochen vor den<br />

Sommerferien über Abordnung oder Versetzung in<br />

den Gemeinsamen Unterricht oder in Integrative<br />

Lerngruppen informiert werden, damit eine<br />

konzeptionelle Vorarbeit und der Austausch mit den<br />

Lehrkräften der allgemeinen Schulen möglich ist,<br />

• dass es geeignete Fortbildungen gibt,<br />

- für die Lehrkräfte der Sonderpädagogik zur<br />

fachdidaktischen Qualifizierung in den nicht studierten<br />

Fächer,<br />

- für die Lehrkräfte der allgemeinen Schulen, um<br />

sonderpädagogische Grundkenntnisse zu erwerben,<br />

- für alle im System Beschäftigten zu Fragen der<br />

Inklusion, zu inklusiven Lern- und Unterrichtskulturen<br />

sowie zur Teamarbeit,<br />

• dass das gesamte Kollegium pro Schuljahr zwei<br />

pädagogische Tage unter Anrechnung auf die<br />

Unterrichtszeit erhält, in denen der Index für Inklusion<br />

einen verbindlichen Orientierungsrahmen bildet.<br />

SEITE 22<br />

Zur aktuellen Situation an den Realschulen<br />

Belastungen am Arbeitsplatz Realschule senken!<br />

Gleiche Besoldung für angestellte und verbeamtete<br />

Lehrkräfte!<br />

Die aktuelle Arbeitssituation der Lehrerinnen und<br />

Lehrer an den Realschulen ist momentan durch drei<br />

zentrale Problembereiche gekennzeichnet, die einer<br />

konsequenten Interessenvertre- tung bedürfen, um<br />

gegenüber Schulleitungen, Schulaufsicht und Politik<br />

Verbesserungen durchzusetzen:<br />

Zusätzlich zu der hohen Belastung der<br />

Realschullehrkräfte mit 28 Wochenstunden hat in<br />

den vergangenen Jahren auch in den Realschulen<br />

eine kontinuierliche Vermehrung von Aufgaben<br />

stattgefunden. Diese starke Aufgabenverdichtung ohne<br />

die notwendige Entlastung durch den Dienstherren<br />

hat die Belastung der Beschäftigten so erhöht, dass<br />

viele Kolleginnen und Kollegen an die Grenzen<br />

ihrer Belastbarkeit stoßen. Hier besteht dringender<br />

Änderungsbedarf !<br />

Nach wie vor werden die tarifbeschäftigten Lehrkräfte<br />

hinsichtlich ihrer Besoldung massiv gegenüber ihren<br />

verbeamteten Kolleginnen und Kollegen benachteiligt.<br />

Diese Ungerechtigkeit muss durch eine neue, gerechte<br />

Entgeldordnung für die angestellten Lehrerinnen und<br />

Lehrer abgestellt werden. Die <strong>GEW</strong> engagiert sich dabei<br />

konsequent, um die Blockadehaltung der Arbeitgeber<br />

aufzubrechen.<br />

Der Schulkompromiss in NRW führt in vielen<br />

Kommunen zur Schließung von Realschulen<br />

zugunsten der Neugründung von Sekundarschulen und<br />

Gesamtschulen. In den betroffenen Realschulkollegien<br />

herrscht verständlicherweise große Unruhe und<br />

Verunsicherung. Die Beschäftigten der Realschulen<br />

SEITE 23<br />

müssen frühzeitig und kontinuierlich über die<br />

Planungen informiert und in den Prozess einbezogen<br />

werden. Die Schulaufsicht muss umfassend und<br />

verlässlich über die Zeiträume des Auslaufens<br />

der bisherigen Schule und die Möglichkeiten der<br />

Abordnung und Versetzung informieren und beraten.<br />

Die Personalräte sind zu beteiligen.<br />

Eine engagierte Interessenvertretung für die<br />

Beschäftigten an den Realschulen ist daher wichtiger<br />

denn je, um Verbesserungen am Arbeitsplatz Realschule<br />

zu erreichen, die dringend erforderlich sind! Die<br />

Kandidatinnen und Kandidaten der <strong>GEW</strong> für den<br />

Personalrat der Lehrkräfte an den Realschulen bei der<br />

Bezirksregierung Köln werden sich konsequent für die<br />

Interessen der Kolleginnen und Kollegen einsetzen.<br />

Auf der <strong>GEW</strong>-Liste sind alle Beschäf- tigtengruppen<br />

an der Realschule vertreten, um eine angemessene und<br />

kompetente Interessenvertretung zu gewährleisten.<br />

Nehmen Sie bitte Ihr Wahlrecht wahr und wählen Sie<br />

die <strong>GEW</strong>-Kandidaten. Wir sind Ihre Ansprechpartner<br />

bei Problemen mit Schulleitung oder Bezirksregierung<br />

und setzen uns engagiert und wirkungsvoll für Sie ein!<br />

Ihre Kandidaten an der Realschule für Köln, Rhein-<br />

Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer-Kreis, Oberberg,<br />

Leverkusen<br />

Maria Backhaus (Peter-Ustinov-RS, Köln)<br />

Nils Rathje (RS an der Wupper, Leichlingen)<br />

Kathrin Reininghaus (Theodor-Heuss-RS, Köln)


Ihre Kandidaten an der Realschule<br />

für Köln, Rhein-Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer-Kreis, Oberberg, Leverkusen Es kommt auf jede Stimme an<br />

Maria Backhaus<br />

Peter-Ustinov-Realschule<br />

Köln<br />

Nils Rathje<br />

Realschule an der Wupper<br />

Leichlingen<br />

Kathrin Reininghaus<br />

Theodor-Heuss-Realschule<br />

Köln<br />

SEITE 24<br />

Personalratswahlen <strong>2012</strong> an Gymnasien und Weiterbildungskollegs<br />

Nach vier Jahren engagierter, kompetenter und erfolgreicher<br />

Personalvertretung tritt die <strong>GEW</strong> mit einem verstärkten Team für die Wahlen<br />

<strong>2012</strong> an.<br />

Kölner Kandidatinnen und Kandidaten für den Personalrat<br />

Dr. Martin Pötz<br />

Rhein-Gymnasium<br />

Englisch, Italienisch<br />

Dr. Alexander Fladerer<br />

Erich Kästner-<br />

Gymnasium<br />

Physik, Chemie<br />

SEITE 25<br />

Heike Wichmann<br />

Gymnasium der Stadt<br />

Kerpen, Europaschule<br />

Geschichte, Erdkunde,<br />

katholische<br />

Religionslehre<br />

Martina<br />

Brauckmann-Kleis<br />

Johann-Gottfried-<br />

Herder-Gymnasium<br />

Katholische Religion,<br />

Philosophie


Andreas Haenlein<br />

Georg-Büchner-<br />

Gymnasium<br />

Geschichte,<br />

Sozialwissenschaften<br />

Fatih Üngör<br />

Erich Kästner-<br />

Gymnasium Köln<br />

Philosophie, Latein<br />

Sie kämpfen für eine deutliche Verminderung der Belastungen von Kolleginnen und Kollegen an<br />

den Gymnasien im Regierungsbezirk Köln - wie auch in ganz NRW. Darum geht es:<br />

Senkung der Pflichtstunden<br />

deutliche Erhöhung der Anrechnungsstunden<br />

klare Entlastung bei Korrekturen<br />

angemessene Arbeitsräume für Lehrkräfte<br />

Ausbau der Schulsozialarbeit<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz<br />

Verlängerung der Altersteilzeit<br />

mehr Freistellungen für Fortbildungen<br />

Inklusion nur mit vorlaufender Vorbereitung, festen Klassengrößen und ausreichender<br />

Besetzung mit Lehrkräften, Hilfskräften und Räumen<br />

und, als selbstverständliche Forderung der Gewerkschaft:<br />

gleicher Lohn für gleiche Arbeit für Tarifbeschäftigte,<br />

Verbeamtung bis 45!<br />

Wir sind stark, wenn Sie uns stark machen.<br />

Wählen Sie Liste 2 <strong>GEW</strong><br />

SEITE 26<br />

Gudrun Skeide-Panek<br />

Friedrich-Wilhelm-<br />

Gymnasium<br />

Mathematik, Deutschn<br />

Die folgenden Beiträge zeigen, wie Kandidatinnen und<br />

Kandidaten die Vielfalt des beruflichen Alltags<br />

in die <strong>GEW</strong> einbringen.<br />

Heike Wichmann<br />

Seit dem Jahr 2000 ist sie im Schuldienst und<br />

engagiertes Mitglied in Kölner Fachgruppen (zunächst<br />

in der Fachgruppe Hauptschule, seit 2007 in der<br />

Fachgruppe Gymnasium). Bestimmend für ihre<br />

Mitarbeit ist die Überzeugung, dass die Lern- und<br />

Arbeitsbedingungen in Schulen vor allem durch<br />

eine starke Gewerkschaftsarbeit verbessert werden<br />

können. Daher setzt sie sich für gewerkschaftliche<br />

Angebote ein, die Kollegen konkrete Hilfestellung für<br />

unterschiedliche Belastungssituationen geben (zum<br />

Beispiel Fortbildungen zu den Themen „Erstellung<br />

korrekturfreundlicher Klausuren“, „Umgang mit<br />

Unterrichtsstörungen“, „ schwierige Elterngespräche<br />

führen“). In Zukunft möchte sie vor allem<br />

Initiativen unterstützen, die eine Verminderung der<br />

Arbeitsbelastungen für Kollegen an Gymnasien fordern.<br />

Martina Brauckmann-Kleis<br />

Seit 2000 ist sie im Schuldienst und seit 2011<br />

Ersatzmitglied im Personalrat. Sie kennt sich mit<br />

Elternzeit und Wiedereinstieg bestens aus, da ihre vier<br />

Töchter ihr Berufsleben immer wieder unterbrochen<br />

und bereichert haben. Familienfreundliche<br />

Arbeitsbedingungen im Bereich Schule liegen ihr<br />

besonders am Herzen. Aus eigener Erfahrung als<br />

Kollegin und Mutter begleitet sie die Entwicklungen<br />

zum gebundenen Ganztag an Gymnasium mit<br />

kritischem Engagement. Frauenfragen, Inklusion<br />

(als Mutter eines Kindes mit Behinderung) und<br />

Gendergerechtigkeit sowohl in Pädagogik als auch<br />

im Berufsleben sind für sie zentrale Anliegen. Als<br />

Teilzeitbeschäftigte kennt sie die speziellen Probleme<br />

dieser Berufsgruppe aus eigener Erfahrung.<br />

SEITE 27<br />

Fatih Üngör<br />

Er ist 34 Jahre alt und unterrichtet Latein und<br />

Philosophie am Erich Kästner-Gymnasium in Köln. Als<br />

ein Kollege, der gerade erst den „Anfänger-Schuhen“<br />

entwachsen ist, hat er einen besonderen Bezug für die<br />

Sorgen und Nöte von Anfängerinnen und Anfängern.<br />

Darüber hinaus interessiert er sich- auch auf Grund<br />

seines persönlichen Hintergrundes – auch für eine<br />

bessere Förderung von Schülerinnen und Schülern mit<br />

Migrationshintergrund und will sich für strukturelle<br />

Verbesserungen in diesem Zusammenhang einsetzen.<br />

Gudrun Skeide-Panek<br />

Als angestellte Lehrerin setzt sie sich – weiterhin -<br />

dafür ein, dass gleiche Arbeit auch gleich bezahlt wird!<br />

Sie hält - vor allem als Korrekturfachlehrerin - das<br />

Deputatsmodell für völlig ungeeignet für die heutige<br />

Arbeitssituation an der Schule und strebt ein an der<br />

tatsächlichen Arbeitszeit orientiertes Modell an.<br />

Sie missbilligt,<br />

- dass zwar bei den meisten LehrerInnen eine starke<br />

Belastung gesehen wird, aber z.B. die Anzahl nichtpädagogischer<br />

Aufgaben auch weiterhin nicht<br />

abnimmt;<br />

- dass immer noch viele Reformen von jeder einzelnen<br />

Schule mit viel Zeit gestaltet werden müssen, ohne allen<br />

ein validiertes, praktikables Umsetzungsangebot direkt<br />

mitzuliefern.<br />

Diese und weitere Anliegen wie kleinere Klassen,<br />

größere Vertretungsreserven und gesündere<br />

Schulumgebungen können nur durch eine<br />

starke Interessenvertretung - wie die <strong>GEW</strong> -<br />

weiterverfolgt werden. Vielleicht möchten Sie auch ja<br />

auch mit Ihrer Stimme genau diese Interessen durch die<br />

Wahl einer starken Gewerkschaft noch bestärken.


LANDTAGSWAHL<br />

LandtagskandidatInnen nehmen Stellung<br />

Wir haben die Wahl!<br />

Nach der Auflösung des Landtags wird in NRW am 13. Mai <strong>2012</strong> neu gewählt.<br />

Wir möchten allen Interessierten vor der Wahl die Gelegenheit geben,<br />

die Positionen der Kölner Landtagskandidatinnen und –kandidaten zu wichtigen<br />

bildungspolitischen Fragen kennzulernen.<br />

Wir werden die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien um Stellungnahme<br />

zu den folgenden Themen bitten:<br />

• Wie geht es weiter bei der Revision des Kinderbildungsgesetzes?<br />

• Der offene Ganztag und die Situation der Beschäftigten<br />

• Schulstruktur – Schritte zum längeren gemeinsamen Lernen<br />

• Inklusion ja – aber mit welchen Rossourcen und Unterstützungen?<br />

• Berufliche Bildung und Auswirkungen der Reduzierung der Unterstützungsangebote<br />

für die Jugendlichen und die Beschäftigten.<br />

Informieren Sie sich vor der Wahl. Wir bieten die Gelegenheit dazu.<br />

Montag, 7. Mai, 18 Uhr: Carolin Butterwegge, Die Linke<br />

Donnerstag, 10. Mai, 18 Uhr: NN, CDU (angefragt)<br />

Die Veranstaltungen finden im Kölner DGB-Haus statt.<br />

Die Veranstaltungen mit den Kandidatinnen<br />

von SPD und Bündnis 90/Die Grünen<br />

haben schon vor Erscheinen dieser <strong>Ausgabe</strong> stattgefunden.<br />

Um sicher zu gehen, dass die folgenden Veranstaltungen an den geplanten Terminen stattfinden,<br />

bitten wir um Terminüberprüfung auf unserer Internetseite: www.gew-koeln.de<br />

SEITE 28<br />

von Karl-Heinz Heinemann<br />

Radiobeitrag<br />

Seit Jahrzehnten gilt das Fach<br />

Mathematik für angehende Grundschullehrerinnen<br />

und -lehrer an der<br />

Kölner Uni als Ausleseinstrument.<br />

Doch in diesem Jahr scheiterten<br />

erstmals 350 von 371Kommilitonen,<br />

ganze 94 Prozent, an der Einführungsklausur.<br />

Die Durchfaller konnten<br />

einen zweiten Versuch wagen.<br />

„Vielleicht war es einfacher,<br />

bestanden habe ich trotzdem<br />

nicht. Der Umfang war einfach<br />

zu viel, und es war auch nicht<br />

wirklich einfacher, Nein!“<br />

„Es ist nicht so, dass wir da abgeholt<br />

wurden, wo wir standen,<br />

sondern irgendwo in der höheren<br />

Mathematik angesetzt wurde, wo<br />

einfach die Basis bei uns fehlte,<br />

überhaupt etwas zu verstehen.“<br />

Die 22-jährige Mona Morschel<br />

hatte ihr Abitur mit einer guten<br />

Note im Mathe-Leistungskurs abgelegt<br />

und glaubte, sie verstünde etwas<br />

von diesem Fach. Doch die Dozentin,<br />

Dr. Anca Popa, die eine Vertretungsprofessur<br />

versieht, war anderer<br />

Ansicht. Was sie hier verlange,<br />

entspräche dem Niveau der neunten<br />

Klasse in ihrer Heimat Rumänien,<br />

meinte sie gegenüber den Studierenden<br />

in ihrer Vorlesung.<br />

„Wir waren sehr eingeschüchtert<br />

von ihr, wir haben uns kaum getraut,<br />

sie etwas zu fragen. Sie hat immer<br />

schnippische Antworten gegeben<br />

und uns ein bisschen bloßgestellt.“<br />

Die Eltern von Mona Morschel<br />

wollten das so nicht hinnehmen.<br />

Der Vater ist Mathe-Lehrer, und die<br />

Mutter Luise bildet selbst Referendare<br />

aus. Sie beschwerten sich in<br />

HIB<br />

Mathematik als Ausleseinstrument<br />

einem offenen Brief an das Wissenschaftsministerium.<br />

Luise Morschel:<br />

„Wenn 94 Prozent meiner Schüler<br />

eine Klassenarbeit nicht schaffen<br />

würden, wäre das selbstverständlich,<br />

dass die nicht angerechnet<br />

werden könnte, und ich würde<br />

mich selbstverständlich fragen,<br />

woran liegt es und würde den Fehler<br />

bei mir suchen und würde denken,<br />

ich habe es nicht verstanden,<br />

den Lehrstoff rüberzubringen.“<br />

Doch die Dozentin Anca Popa<br />

sieht sich mit ihrem Urteil über die<br />

mangelnde Kompetenz angehender<br />

Grundschullehrerinnen in der<br />

Tradition der Kölner Mathematiker,<br />

die schon seit Jahrzehnten nicht<br />

die Didaktik, also das Lehren von<br />

Mathematik in den Vordergrund<br />

stellen, sondern das reine Fachwissen.<br />

Der Dortmunder Mathematikdidaktiker<br />

Erich Christian<br />

Wittmann hat bereits vor einem<br />

Jahrzehnt Lehramtsanwärter danach<br />

gefragt, wie sie die Uni auf ihren<br />

Lehrerberuf vorbereitet habe. Nur<br />

die Ausbildung in Paderborn und<br />

Dortmund wurde positiv bewertet,<br />

die in Köln kam schlecht weg.<br />

Was machen die Dortmunder<br />

besser?<br />

Erich Christian Wittmann:<br />

„Wir in Dortmund sind immer<br />

davon ausgegangen, dass die Lehrerausbildung<br />

für die Grundschule<br />

zwei Anforderungen erfüllen muss:<br />

Sie muss ansetzen an dem, was die<br />

Studierenden mitbringen, auch an<br />

möglicherweise negativen Einstellungen<br />

[... ], und muss ihnen ein Angebot<br />

machen auf einen bestimmten<br />

Anspruch, das auch erfüllbar ist<br />

und das auf die Tätigkeit in der<br />

SEITE 29<br />

Grundschule vorbereitet. Dafür gibt<br />

es gute Beispiele, und wir können<br />

nur hoffen, dass sich die im Laufe<br />

der Zeit verbreiten.“ Doch in Köln<br />

würden die negativen Einstellungen<br />

zur Mathematik gefestigt, kritisiert<br />

er, und das bis heute. Noch immer<br />

werde Schülern die Mathematik<br />

verleidet. Nicht zuletzt deshalb fehle<br />

es ja an jungen Leuten, die sich für<br />

mathematisch-naturwissenschaftliche<br />

Berufe interessieren.<br />

Der Leiter des Kölner Seminars<br />

für Mathematikdidaktik, Professor<br />

Rainer Kaenders, will zu der<br />

umstrittenen Vorlesung und Klausur<br />

nicht Stellung nehmen - er wolle der<br />

jungen Kollegin nicht die Karriere<br />

verbauen. Die kritisierte Dozentin<br />

erklärt, dass sie zum Thema nichts<br />

sagen dürfe, und verweist auf die<br />

Pressestelle der Universität. Dort<br />

heißt es, man wolle erst das Ergebnis<br />

der Nachklausuren abwarten, dann<br />

werde man auch dem Wissenschaftsministerium<br />

antworten, das die<br />

Hochschule in der letzten Woche zu<br />

einer Stellungnahme aufgefordert<br />

hat. Der Dortmunder Didaktiker<br />

Wittmann dagegen meint, die<br />

Aufgaben dieser Nachklausur seien<br />

genauso wenig geeignet wie die der<br />

ersten Klausur, den angehenden<br />

LehrerInnen das Verständnis der<br />

Mathematik zu erleichtern.<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Mit der Nachschreibeklausur<br />

haben ca. 100 von ca. 500 Studierenden,<br />

die die Vorlesung belegt<br />

hatten, die Klausuren bestanden.


Protest gegen hohe Durchfallquoten<br />

zeigt Wirkung<br />

Qualifizierte Lehrkräfte gesucht<br />

Stellungnahme<br />

des AStA Köln<br />

In der Veranstaltung “Einführung<br />

in die Mathematik” für<br />

Studierende der Grundschule<br />

und Sonderpädagogik haben<br />

von ursprünglich nur 428<br />

Teilnehmerinnen und Teil-<br />

nehmern nur 100 die Klausur<br />

bestanden. Der Allgemeine<br />

Studierenden Ausschuss (AStA)<br />

der Universität Köln sieht hier<br />

Missstände in der Lehre.<br />

Problematisch ist, dass die Veranstaltung<br />

aufgrund von zu wenig<br />

Personal nur im Wintersemester<br />

angeboten wird. Alle Studierende,<br />

die im Sommersemester<br />

HIB HOCHSCHULE & FORSCHUNG<br />

anfangen, konnten bisher erst<br />

ein Semester später Kurse belegen.<br />

Fallen sie durch, müssen sie<br />

sogar ein ganzes Jahr lang warten,<br />

nicht selten sind Probleme mit<br />

dem BAFöG-Amt die Folge.<br />

Auf Druck der Studierenden<br />

kann nun die Veranstaltung<br />

einmalig auch im Sommersemester<br />

belegt werden,<br />

dies muss verstetigt<br />

werden. Das ist zu<br />

diesem Zeitpunkt<br />

eine gute Lösung.<br />

Der AStA hat aber<br />

bereits im Vorfeld<br />

Lösungsvorschläge<br />

gebracht, die aufgrund<br />

des langsamen<br />

Handelns<br />

seitens der Uni<br />

gescheitert sind.<br />

“Die derzeitige<br />

Lösung ist nicht<br />

optimal, aber<br />

ein Schritt in die<br />

richtige Richtung.<br />

Es muss<br />

nun zeitnah an den Inhalten der<br />

Veranstaltungen gearbeitet werden.<br />

Zusätzlich müssen endlich<br />

didaktische Weiterbildungskurse<br />

für Lehrkräfte verpflichtend<br />

werden.” fordert Philipp Schubert,<br />

2. AStA-Vorsitzender.<br />

Dass die Atmosphäre in der<br />

Vorlesung untragbar war, berichteten<br />

uns viele Studierende. Auf<br />

SEITE 30<br />

Beschwerden von Studierenden<br />

schon während der Vorlesungszeit<br />

wurde nicht ädaquat<br />

reagiert. Es fehlte eindeutig an<br />

Empathie. Einer Gruppe von<br />

Studierenden wurde, als sie Verbesserungsvorschläge<br />

gemacht<br />

haben gesagt, sie sollten ihre<br />

Zeit lieber mit Lernen verbringen.<br />

Studentisches Engagement<br />

für die Verbesserung der Lehre<br />

wird so mit Füßen getreten.<br />

“Leider wurde seitens der Seminarleitung<br />

zu spät auf die<br />

Beschwerden der Studierenden<br />

reagiert. Auch wir als AStA<br />

haben wochenlang gegen Wände<br />

geredet, bevor sich Handlungsbereitschaft<br />

zeigte,” kritisiert Luisa<br />

Schwab, 1. AStA-Vorsitzende.<br />

Anna Schultz, Projektleiterin im<br />

Politikreferat des AStA, merkt<br />

an: “Eine gute mathematische<br />

Grundbildung ist wichtig, daher<br />

müssen vor allem didaktisch<br />

qualifizierte Lehrkräfte den<br />

Studierenden den Lernstoff<br />

nahe bringen. Dass es an diesen<br />

fehlte, zeigen die Ergebnisse<br />

der Klausur. Wir hoffen, dass,<br />

statt über die Vorkenntnisse von<br />

Studierenden zu schimpfen,<br />

eine pädagogische Kultur einkehrt,<br />

die Studierenden etwas<br />

beibringen möchte und diese<br />

dort abholt, wo sie stehen.”<br />

Auszüge aus der Stellungnahme<br />

der <strong>GEW</strong> zum öffentlichen Fachgespräch<br />

„Perspektiven für den<br />

wissenschaftlichen Nachwuchs“ im<br />

Ausschuss für Bildung, Forschung<br />

und Technikfolgenabschätzung des<br />

Deutschen Bundestages<br />

am 28. März <strong>2012</strong> in Berlin<br />

abgegeben von Dr. Andreas Keller,<br />

Mitglied des Geschäftsführenden<br />

Vorstands der <strong>GEW</strong> Bund, Leiter<br />

des Vorstandsbereichs Hochschule<br />

und Forschung, März <strong>2012</strong><br />

Im Vorwort der Bundesregierung<br />

zum Bundesbericht zur<br />

Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses von 2008 heißt es<br />

zutreffend: „In der Regel werden<br />

Nachwuchs wissen schaftlerinnen<br />

und -wissenschaftler aber noch<br />

zu lange darüber im Unklaren<br />

gelassen, ob sie sich auf eine<br />

Karriere in Wissenschaft und<br />

Forschung dauerhaft einlassen<br />

können.“ (Bundestags-<br />

Drucksache 16/8491, S. 6)<br />

Damit ist das zentrale Strukturdefizit<br />

der Karrierewege im<br />

deutschen Wissenschaftssystem<br />

benannt. Während die universitäre<br />

Personalstruktur in anderen<br />

Wissenschaftssystemen neben<br />

den Kategorien „Senior Staff “<br />

(Professorinnen und Professoren)<br />

und „Assisting Staff “ (in<br />

Forschung und Lehre unselbstständig<br />

tätige Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler)<br />

eine dritte Kategorie „Junior<br />

Staff “ aufweist – Wissenschaftler<br />

und Wissenschaftler, die<br />

Strukturdefizite der Karrierewege<br />

in Hochschule und Forschung<br />

keine Professur innehaben, aber<br />

gleichwohl selbstständig und<br />

häufig auf Dauer forschen und<br />

lehren (Lecturers in Großbritannien,<br />

Assistant Professors in<br />

den USA, Maître de conférences<br />

in Frankreich) –, gibt<br />

es diese Kategorie in Deutschland<br />

so gut wie gar nicht.<br />

Diesem „deutschen Sonderweg“<br />

entspricht das spezifische<br />

Verständnis des Begriffs „wissenschaftlicher<br />

Nachwuchs“,<br />

das in anderen Sprachen<br />

keine Entsprechung hat und<br />

kaum übersetzbar ist. So ist<br />

auf der der Internetseite der<br />

Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) zum „Begriff: Wissenschaftlicher<br />

Nachwuchs“<br />

zu lesen: „Mit der Berufung<br />

auf eine Professur in einer<br />

Universität bzw. Fachhochschule<br />

oder mit dem Antritt<br />

einer (leitenden) Stellung<br />

mit wissenschaftlichem Profil<br />

außerhalb der Hochschulen wird<br />

die Qualifizierungsphase als<br />

‚wissenschaftlicher Nachwuchs’<br />

erfolgreich beendet.“ Das bedeutet:<br />

Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler können promoviert<br />

und habilitiert sein, sie<br />

mögen umfassende Erfahrungen<br />

in Forschung und Lehre nachweisen<br />

und über Jahre Drittmittel<br />

erfolgreich eingeworben haben<br />

– aus Sicht der HRK handelt es<br />

sich bei ihnen immer noch um<br />

„wissenschaftlichen Nachwuchs“.<br />

An einer deutschen Universität<br />

SEITE 31<br />

können Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler den Status<br />

des „wissenschaftlichen Nachwuchses“<br />

nur ändern, indem sie<br />

entweder Professor/in werden<br />

oder die Universität verlassen.<br />

Anders als in Frankreich, Großbritannien,<br />

den USA und vielen<br />

anderen Ländern ist es nicht<br />

möglich, an der Universität<br />

zu bleiben und, ohne auf eine<br />

Professur berufen zu werden, auf<br />

Dauer selbstständig Wissenschaft<br />

als Beruf auszuüben. Die Karrierewege<br />

sind eindimensional<br />

auf die Professur ausgerichtet.<br />

Die deutsche Besonderheit, dass<br />

so gut wie alle Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

ohne Professur der Kategorie


des „wissenschaftlichen Nachwuchses“<br />

zugewiesen werden<br />

können, hat – frei nach dem<br />

Sprichwort „Lehrjahre sind keine<br />

Herrenjahre“ – fatale Konsequenzen<br />

für die Betroffenen: Die<br />

übergroße Mehrheit der Wissen-<br />

schaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

muss unter atypischen bis<br />

prekären Beschäftigungsbedingungen<br />

forschen und lehren. Kamen<br />

2005 bei wissenschaftlichen<br />

Angestellten an Hochschulen auf<br />

ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis<br />

noch vier befristete,<br />

war 2010 bereits ein Verhältnis<br />

von eins zu acht zwischen unbefristet<br />

und befristet Beschäftigten<br />

zu verzeichnen (eigene<br />

Berechnungen nach Statistisches<br />

HOCHSCHULE & FORSCHUNG HOCHSCHULE & FORSCHUNG<br />

Bundesamt: Fachserie 11, Reihe<br />

4.4, Wiesbaden 2011.). Gleichzeitig<br />

werden die Laufzeiten der<br />

befristeten Beschäftigungsverhältnisse<br />

immer kürzer: Nach<br />

den Ergebnissen der Evaluation<br />

des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes<br />

hat über Hälfte<br />

der mit wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern an Hochschulen<br />

abgeschlossenen<br />

Arbeitsverträge und<br />

die Hälfte der entsprechenden<br />

Verträge an den<br />

außerhochschulischen<br />

Forschungseinrichtungen<br />

eine Laufzeit von weniger<br />

als einem Jahr. Daneben<br />

sind mehr und mehr junge<br />

Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler als Lehrbeauftragte<br />

tätig, d. h.,<br />

sie werden stundenweise<br />

bezahlt, ohne Sozialversicherung,<br />

ohne Anspruch<br />

auf Lohnfortzahlung im<br />

Krankheitsfall und ohne<br />

Existenz sicherndes Einkommen.<br />

Die strukturellen Defizite der<br />

Karrierewege im deutschen<br />

Wissenschaftssystem betreffen<br />

beide Geschlechter, werden<br />

aber von Männern und Frauen<br />

unterschiedlich für die Karriereplanung<br />

verarbeitet und<br />

schlagen sich sehr unterschiedlich<br />

divergierend in den tatsächlichen<br />

Karriereverläufen nieder:<br />

Statt auf der Karriereleiter<br />

SEITE 32<br />

aufzusteigen, steigen überproportional<br />

viele qualifizierte<br />

Wissenschaftlerinnen aus der<br />

Wissenschaft aus. Stellen Frauen<br />

zwar noch die Mehrheit der<br />

Hochschulabsolventinnen und<br />

Hochschulabsolventen, sinkt<br />

ihr Anteil bei den Promotionen<br />

bereits auf ca. 40 Prozent. Nur<br />

19 Prozent der Professuren sind<br />

mit Frauen besetzt, bei den<br />

Professuren mit der höchsten<br />

Besoldungsstufe C4 bzw. W3<br />

sind es sogar nur 15 Prozent. [..]<br />

Die Strukturdefizite der Karrierewege<br />

in Hochschule und Forschung<br />

sind nicht nur schlecht<br />

für die betroffenen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

und erschweren es den Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

zunehmend, qualifizierte<br />

Fachkräfte für das Wagnis einer<br />

wissenschaftlichen Karriere zu<br />

begeistern, auch die Qualität von<br />

Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung<br />

leidet. Wenn<br />

Dozentinnen und Dozenten<br />

nach dem „Hire and Fire“-<br />

Prinzip semesterweise ausgewechselt<br />

werden, wer sorgt dann<br />

für die notwendige Kontinuität<br />

in der Lehre? Wie innovationsfreudig<br />

können Forscherinnen<br />

und Forscher sein, die ständig<br />

um die Verlängerung ihres<br />

Arbeitsvertrages zittern? […]<br />

von Andreas Keller,<br />

Mitglied des Geschäftsführenden<br />

Vorstands der <strong>GEW</strong> Bund<br />

Ausgehend vom 2009 verabschiedeten<br />

wissenschaftspolitischen<br />

Programm der <strong>GEW</strong> hat die<br />

Bildungsgewerkschaft 2010 ihre<br />

Vorschläge für eine Reform der<br />

Karrierewege im „Templiner<br />

Manifest“ zusammengefasst,<br />

veröffentlicht und mit der Bitte<br />

um Unterstützung in die wissenschaftspolitischen<br />

Diskussionen<br />

gebracht. Mit Blick auf die Perspektiven<br />

des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses zielen die Reformvorschläge<br />

der <strong>GEW</strong> und der<br />

über 8.500 Unterzeichnerinnen<br />

und Unterzeichner des „Templiner<br />

Manifests“ im Wesentlichen<br />

auf eine größere Berechenbarkeit<br />

der Karrierewege in Hochschule<br />

und eine Stabilisierung der<br />

Beschäftigungsverhältnisse in der<br />

Wissenschaft ab – um den Arbeitsplatz<br />

Hochschule und Forschung<br />

und die wissenschaftliche<br />

Karriere im Wettbewerb mit<br />

anderen Berufsperspektiven in<br />

der Wirtschaft oder im Ausland<br />

wieder attraktiver zu machen.<br />

Herzstück der Reformvorschläge<br />

der <strong>GEW</strong> ist die Forderung<br />

nach verlässlichen Perspektiven<br />

für promovierte Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

(Postdocs) durch Einrichtung<br />

eines „Tenure Track“. Dieses<br />

aus angelsächsischen Ländern<br />

bekannte Modell einer zur<br />

Dauerstelle führenden Laufbahn<br />

soll Postdocs die Perspektive<br />

eines dauerhafte Verbleibs in der<br />

Wissenschaft eröffnen – unabhängig<br />

davon, ob die Karriere<br />

zur Berufung auf eine Professur<br />

führt oder eine andere Option<br />

eröffnet. Voraussetzung dafür ist<br />

zum einen, dass die Hochschulen<br />

eine vorausschauende Personalplanung<br />

betreiben.<br />

Zum anderen,<br />

dass der<br />

Anteil der<br />

unbefristeten<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

wieder<br />

deutlich<br />

erhöht wird.<br />

Nur dann<br />

können die<br />

Hochschulen<br />

ihre Daueraufgaben<br />

in Forschung, Lehre und Management<br />

mit der erforderlichen<br />

Kontinuität und Qualität erledigen.<br />

Und nur dann können<br />

sie qualifizierten Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern<br />

berufliche Perspektiven neben<br />

der Profes-sur eröffnen, wie es im<br />

Ausland selbstverständlich ist.<br />

Soweit in diesem Sinne Zeitverträge<br />

in der Wissenschaft<br />

zur Förderung der Qualifizierung<br />

von Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern oder im<br />

Rahmen von Drittmittelprojekten<br />

notwendig sind, fordert<br />

die <strong>GEW</strong> die Einhaltung von<br />

SEITE 33<br />

Reformvorschläge<br />

Mindeststandards, insbesondere<br />

Mindestvertragslaufzeiten. Dabei<br />

sollte der Grundsatz gelten, dass<br />

sich die Laufzeit von Zeitverträgen<br />

an der Dauer der Projekte,<br />

die die Befristung rechtfertigen,<br />

orientieren muss. Wird ein Drittmittelprojekt<br />

für einen Zeitraum<br />

von drei Jahren bewilligt, sind die<br />

in diesem Projekt tätigen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

in der Regel ebenfalls für einen<br />

Zeitraum von mindestens drei<br />

Jahren zu beschäftigen. Ist für die<br />

Anfertigung einer Doktorarbeit<br />

und die anschließende Begutachtung<br />

und Prüfung von einer<br />

Bearbeitungszeit von fünf Jahren<br />

auszugehen, so ist die Doktorandin<br />

oder der Doktorand für<br />

einen Zeitraum von mindestens<br />

fünf Jahren zu beschäftigen.<br />

Für die Promotionsphase schlägt<br />

die <strong>GEW</strong> sowohl eine bessere<br />

Absicherung und Betreuung<br />

der Promovierenden als auch


eine bessere Strukturierung vor<br />

– beides wird häufig ohne Not<br />

gegeneinander gestellt. Fächerübergreifende<br />

Graduiertenzentren<br />

sollen alle Promovierenden bei<br />

der Aufnahme, Durchführung<br />

und dem erfolgreichen Abschluss<br />

des Promotionsvorhabens unterstützen.<br />

Bei der Promotionsförderung<br />

sollte die tarifvertraglich<br />

geregelte und sozialversicherungspflichtige<br />

Stelle gegenüber<br />

dem Stipendium Vorrang haben,<br />

dabei müssen mindestens drei<br />

Viertel der Arbeitszeit für die<br />

eigenständige Qualifizierung<br />

der Doktorandinnen und Doktoranden<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Der Zugang zur Promotion ist<br />

transparent und sozial gerecht zu<br />

gestalten – auch für Fachhochschulabsolventinnen<br />

und -absolventen.<br />

Die Doktorandinnen<br />

und Doktoranden in der <strong>GEW</strong><br />

haben umfassende Vorschläge für<br />

die Reform der Promotion – für<br />

mehr Transparenz und soziale<br />

HOCHSCHULE & FORSCHUNG<br />

Gerechtigkeit beim<br />

Zugang zur Promotion,<br />

für einen einheitlichen<br />

Status und eine gleichberechtigtedemokratische<br />

Teilhabe von<br />

Promovierenden und<br />

für die Einrichtung von<br />

fächerübergreifenden<br />

Graduiertenzentren –<br />

erarbeitet („Promotion<br />

im Brennpunkt“ 10).<br />

Weitere Reformvorschläge<br />

zielen auf die<br />

Umwandlung von prekären<br />

in reguläre Beschäftigungsverhältnisse<br />

(Schluss mit der<br />

Verlagerung der grundständigen<br />

Lehre auf Lehrbeauftragte), auf<br />

eine gleichberechtigte Mitbestimmung<br />

des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses in Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen –<br />

auch in neuen Forschungsstrukturen<br />

wie Exzellenz-Clustern<br />

oder Graduiertenschulen – sowie<br />

auf die die Förderung der Mobilität<br />

von Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern ab, die<br />

derzeit häufig bestraft werden,<br />

wenn sie ins Ausland gehen,<br />

weil Altersversorgungs- und<br />

Sozialversicherungsansprüche<br />

verloren gehen oder Erfahrungszeiten<br />

und Qualifikationen<br />

nicht anerkannt werden.<br />

Um den Anteil der Frauen auf allen<br />

Stufen der wissenschaftlichen<br />

Laufbahn mit dem Ziel eines<br />

ausgeglichenen Geschlechterverhältnisses<br />

zu erhöhen, schlägt<br />

SEITE 34<br />

die <strong>GEW</strong> ein ganzes Bündel an<br />

Maßnahmen vor: Die Qualität<br />

der Arbeit von Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen muss<br />

stärker danach beurteilt werden,<br />

ob diese erfolgreich den Gleichstellungsauftrag<br />

erfüllen. Bei der<br />

Besetzung von Professuren und<br />

anderen Leitungsfunktionen<br />

in Hochschule und Forschung<br />

müssen verbindliche und mit<br />

Sanktionen verknüpfte Quotierungen<br />

greifen. Frauen- und<br />

Gleichstellungsbeauftragten<br />

müssen endlich wirksame Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und<br />

Beteiligungsrechte erhalten.<br />

Darüber hinaus fordert die<br />

<strong>GEW</strong> eine familiengerechte<br />

Hochschule, die allen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern<br />

– Frauen und Männern,<br />

mit und ohne Kinder/n – die<br />

Möglichkeit gibt, im Gleichgewicht<br />

zu forschen, zu lehren und<br />

zu leben. Dabei geht die <strong>GEW</strong><br />

ausdrücklich von einem breiten<br />

Familienbegriff aus, der alle Lebensgemeinschaften<br />

einschließt,<br />

in denen Menschen füreinander<br />

Verantwortung übernehmen.<br />

Wir brauchen daher nicht nur<br />

bedarfsgerechte Bildungs- und<br />

Betreuungseinrichtungen für<br />

Kinder, sondern auch die Berücksichtigung<br />

der besonderen<br />

Bedürfnisse von Beschäftigten<br />

mit betreuungs- und pflegebedürftigen<br />

Angehörigen<br />

und die Realisierung entsprechender<br />

Arbeitszeitmodelle.<br />

Dem EL-DE-Haus einfach<br />

doppelt helfen<br />

Die Bethe-Stiftung legt auf<br />

alle Spenden für das NS-DOK<br />

noch einmal dasselbe drauf.<br />

Die Spendenverdopplungs-<br />

Aktion soll die Finanzierung<br />

des Pädagogischen Zentrums<br />

im NS-Dokumentationszentrum<br />

der Stadt Köln ermöglichen.<br />

Die Bethe-Stiftung gibt zu<br />

allen Spenden, die zwischen<br />

dem 15. März und 15. Juni<br />

<strong>2012</strong> eingehen, noch einmal<br />

denselben Betrag dazu<br />

und will so die Arbeit<br />

des NS-DOK fördern.<br />

Weil die Stiftung alle<br />

Spenden bis zu einem Höchstbetrag<br />

von 75.000 Euro<br />

verdoppelt, können so bis zu<br />

150.000 Euro zusammenkommen.<br />

Die <strong>GEW</strong> Köln hat zur Ünterstützung<br />

dieses Projektes<br />

500 Euro gespendet.<br />

Das NS-Dokumentationszentrum<br />

kann sich <strong>2012</strong> durch die<br />

Anmietung weiterer Räumlichkeiten<br />

im EL-DE-Haus erheblich<br />

erweitern. Diese zusätzliche<br />

neue Fläche von 955 Quadratmetern<br />

stellt für das NS-DOK<br />

ein wesentliches Entwicklungspotenzial<br />

für alle Teile seiner<br />

Arbeit dar. Insbesondere kann<br />

dadurch die pädagogische Arbeit<br />

des NS-DOK gestärkt werden.<br />

Neben einer Mediathek der<br />

Bibliothek soll ein Pädagogisches<br />

EL-DE HAUS<br />

Köln x2<br />

Spende für das neue Pädagogische Zentrum<br />

Zentrum entstehen.<br />

Das Pädagogische Zentrum<br />

Das Pädagogische Zentrum ist<br />

ein großer Schritt für die Vermittlungsarbeit<br />

zum Thema<br />

Nationalsozialismus. Diese spielt<br />

eine wichtige Rolle, haben doch<br />

2010 1.431 Gruppen mit insgesamt<br />

über 21.000 Personen mit<br />

Führungen das Haus besucht,<br />

die meisten von ihnen Schülerinnen<br />

und Schüler im Alter<br />

zwischen 15 und 18 Jahren.<br />

So wichtig es für diese jungen<br />

Leute ist, das Haus und seine<br />

Geschichte kennen zu lernen, so<br />

wichtig ist es auch, sich eingehender<br />

mit der NS-Zeit, ihren<br />

Propaganda methoden und deren<br />

Auswirkungen auf das Leben<br />

der Menschen zu beschäftigen.<br />

Aber auch die Gegenwart will<br />

betrachtet werden und hier<br />

besonders die Propaganda und<br />

die Methoden der rechtsextremen<br />

Gruppierungen. Dies soll<br />

nun mit den Möglichkeiten<br />

des Pädagogischen Zentrums<br />

geschehen. Damit nützt das<br />

SEITE 35<br />

Pädagogische Zentrum dem NS-<br />

DOK in seiner Gesamtheit, das<br />

heißt sowohl für die museums-<br />

und gedenkstättenpädagogische<br />

Arbeit als auch für die Arbeit<br />

der Info- und Bildungsstelle<br />

gegen Rechtsextremismus (ibs).<br />

Mediathek der Bibliothek<br />

Im Rahmen der Erweiterung<br />

des NS-DOK im EL-DE-Haus<br />

wird auch die Bibliothek – vor<br />

allem im derzeitigen Gruppenraum<br />

– erheblich vergrößert<br />

und erhält neue Arbeitsmöglichkeiten.<br />

Dazu zählen: Erweiterung<br />

der Stellfläche um<br />

rund 200 Meter durch neue<br />

Bibliotheksregale für 194<br />

Meter Stellfläche sowie durch<br />

Einbau von weiteren Regalen<br />

in die bestehende Bibliothek<br />

mit 11,20 Metern, zusammen<br />

über 205 Meter. Derzeit verfügt<br />

die Bibliothek (zusammen mit<br />

dem Zeitschriftenmagazin im<br />

Erdgeschoss mit 61,70 Metern<br />

Stellfläche) über rund 495 Meter<br />

Stellfläche. Die Steigerung um<br />

über 205 Meter auf 700 Meter<br />

Stellfläche entspricht einer Steigerung<br />

um 41,41 Prozent. Eine<br />

Mediathek bietet Arbeitsplätze<br />

für die Einsicht von Mikrofilmen,<br />

das Ansehen von Filmaufnahmen<br />

(z.B. von Zeitzeugen),<br />

das Abhören von Tondokumenten<br />

oder die Nutzung der<br />

Internetseite des NS-DOK. Ein<br />

kleiner Gruppenraum ermöglicht<br />

die Arbeit von Kleingruppen<br />

wie sie häufig bei Projekttagen<br />

von Schulen erforderlich ist.


Bei allen Veranstaltungen der Fachgruppen und Arbeitskreise sind Interessierte<br />

aus anderen Schulformen und Bildungsbereichen herzlich willkommen!<br />

Alle Termine finden, wenn nicht anders angegeben, im Kölner DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, statt.<br />

Fachgruppentermine die nach Redaktionsschluss eingehen, sind im Internet unter<br />

www.gew-koeln.de zu finden.<br />

FG Grundschule<br />

Donnerstag, 31. Mai <strong>2012</strong> um 19 Uhr<br />

Großer Saal (1. OG)<br />

Wie gut ist unser Unterricht? – Ergebnisse<br />

der Qualitätsanalyse, Referent:<br />

LRSD Hans Wielpütz, Leiter des Dezernats<br />

Q4 bei der Bezirksregierung Köln<br />

Wolfgang Raabe, Tel.: 02203/51342<br />

Martina Schütte, Tel.: 02236/321318<br />

FG Hauptschule<br />

Mehmet Ali Ates, Tel.: 0221/461418<br />

Sigried Pleyl-von Laer, Tel.: 0221/725604<br />

FG Förderschule<br />

Dienstag, 15. Mai <strong>2012</strong> um 19.30 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

„Förderschule im Wandel“ – Alle Interessierten<br />

sind herzlich eingeladen!<br />

Christiane Balzer, Tel.: 0221/9524740<br />

Iris Tschauder, Tel.: 0221/8230540<br />

FG Gesamtschule<br />

Gudrun Neumann, Tel.: 0221/7607786<br />

FG Gymnasium<br />

Hans-Josef Vöckel, Tel.: 0221/626258<br />

FG Berufskolleg<br />

Mechtild Degen-Sieg, Tel.: 02236/322241<br />

Dietrich Weinkauf, Tel.: 0221/352956<br />

FG Kita<br />

Donnerstag, 31. Mai <strong>2012</strong> um 18 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Brunhilde Seeber, Tel.: 0163/9158338<br />

FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

SEITE 36<br />

FG Realschule<br />

Einladung zum Treffen der Fachgruppe am<br />

Donnerstag, 3.Mai <strong>2012</strong>, um 19.00 Uhr im<br />

Kölner DGB Haus<br />

Hans-Böckler-Platz 1<br />

50672 Köln<br />

Raum: siehe Aushang<br />

Unser Arbeitsplatz Schule befindet<br />

sich im Umbruch:<br />

Sekundarschule, Inklusion, gemeinsamer Unterricht<br />

Nicht an den Beschäftigten vorbei!<br />

Welche Konzepte gibt es?<br />

Wie wird der Umsetzungsprozess gestaltet?<br />

Kontakt:<br />

Maria Backhaus<br />

Tel.: 0221/16932167<br />

Elke Görgen-Schmickler<br />

Tel.: 0221/419327<br />

Katrin Reininghaus<br />

Tel.: 0221/331647<br />

Maria Backhaus, Tel.: 0221/16932167<br />

Elke Görgen, Tel.: 0221/419327<br />

AK LEMK<br />

Zu allen Treffen sind interessierte Kolleginnen<br />

und Kollegen, die sich mit dem Thema Migration<br />

beschäftigen, herzlich eingeladen!<br />

Süleyman Ates, Tel.: 0221/632346<br />

Spyros Kostadimas, Tel.: 02203/14357<br />

AK Angestellte Lehrkräfte<br />

jeden ersten Montag im Monat um 19.00 Uhr<br />

<strong>GEW</strong>-Besprechungsraum (1. OG)<br />

Hans-Peter Persy, Tel.: 0221/733294<br />

AK Offener Ganztag<br />

Dienstag, 19. Juni <strong>2012</strong> um 17.30 Uhr<br />

Sitzungszimmer (1. OG)<br />

Max-Georg Beier, Hildegard<br />

Merten, Tel.: 0221/516267<br />

AK Schulentwicklung<br />

Klaus Minartz, Tel.: 0221/526722<br />

AK Inklusion<br />

Mittwoch, 23. Mai <strong>2012</strong> um 18 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Ulli Müller-Harth, Tel: 0221/512687<br />

Uschi Kellermann, Tel.: 0221/16846200<br />

AK Schulsozialarbeit<br />

Montag, 14. Mai <strong>2012</strong> und 25. Juni <strong>2012</strong> jeweils<br />

um 17 Uhr<br />

Sitzungszimmer (1. OG)<br />

Johannes Vogel, E-Mail: ijvogel@t-online.de<br />

AK Betriebsräte/Mitarbeitervertretungen<br />

Mittwoch, 23. Mai <strong>2012</strong> um 9.30 Uhr<br />

Tagungsraum (EG)<br />

Aktuelle Themen und Erfahrungsaustausch<br />

Unsere Hotline für Betriebsräte und<br />

Mitarbeitervertretungen:<br />

betriebsraete@gew-koeln.de ist jederzeit erreichbar.<br />

Heiner Frey, Tel.: 02742/969493<br />

Nina Goerges, Tel.: 0221/516267<br />

Junge <strong>GEW</strong><br />

jeden zweiten Mittwoch im Monat um 19.45 Uhr<br />

<strong>GEW</strong>-Besprechungsraum (1. OG)<br />

Alle Interessierten sind stets herzlich willkommen!<br />

info@jungegew.de<br />

www.jungegew.de<br />

FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />

SEITE 37<br />

AK Homosexueller Lehrerinnen<br />

und Lehrer<br />

Wir treffen uns alle 6 Wochen zum Austausch über<br />

die berufliche und persönliche Situation und alles,<br />

was mit dem Thema „Schwule und Schule“ zutun<br />

hat. Wir sind auch offen für lesbische Lehrerinnen.<br />

Weitere Infos und Kontakte über uns finden Kolleginnen<br />

und Kollegen unter www.schwule-lehrer.de.<br />

FG <strong>GEW</strong>-Studis<br />

Die Fachgruppe Studierende trifft sich in unregelmäßigen<br />

Abständen.<br />

David Stoop, studi.gew.koeln@gmail.com.<br />

Viel gewönne, wer gut würbe!<br />

Im forum 4/2011 haben wir das Ziel<br />

formuliert, das 4500. Kölner Mitglied<br />

zu werben.<br />

Es ist vollbracht und das Mitglied<br />

mit einem Büchergutschein<br />

belohnt worden:<br />

André Hinken<br />

Referendar am<br />

Kaiserin-Theophanu-Gymnasium<br />

ist der glückliche Gewinner.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Jetzt streben wir die 5000er Marke an.


AKTIVE RUHESTÄNDLER AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />

Einladung Einladung<br />

Aachen<br />

Tagesausflug<br />

mit Domführung<br />

Donnerstag,<br />

30. August <strong>2012</strong><br />

Möglichkeit Besuch:<br />

• Rathaus (zus. 3 €)<br />

• Alt-Aachener Kaffeestuben<br />

(bitte bei der Anmeldung angeben<br />

zwecks Reservierung)<br />

Anreise mit der Bahn:<br />

ab Köln Hbf 9.47 Uhr<br />

Treffpunkt:<br />

Infostand im Hauptbahnhof<br />

um 9.30 Uhr,<br />

an Aachen 10.44 Uhr<br />

Rückfahrt 16.51 Uhr<br />

an Köln 17.44 Uhr<br />

Bahnfahrt und Domführung 12 Euro<br />

bitte bis zum 20. August überweisen<br />

auf das Konto der <strong>GEW</strong> Köln<br />

SEB AG, Kontonummer<br />

1320732101, BLZ 370 101 11<br />

(nur Domführung: 3 Euro vor Ort)<br />

Treffpunkt: Puppenbrunnen<br />

Krämerstraße<br />

um 11.30 Uhr.<br />

Bitte unbedingt abmelden,<br />

wenn etwas dazwischen kommt,<br />

damit Kosten für Bahnfahrt und<br />

Führung nicht in Rechnung<br />

gestellt werden müssen.<br />

Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

Köln<br />

Science Adventure für Ruheständler<br />

von Helga Löbbert<br />

Der gute Lehrer als solcher<br />

ist nicht nur eine exzellente<br />

Fachkraft, aus der das Fachwissen<br />

nur so sprudelt, sondern<br />

er verfügt natürlich auch über<br />

jede Menge Allgemeinbildung,<br />

die ja auch immer mal gefragt<br />

sein könnte. Er kennt sich<br />

in seinem Stadtteil, genannt<br />

Veedel, ebenso aus wie im Universum.<br />

Die Römer, Kreuzzüge<br />

und Mittelalter sind kein<br />

unbekanntes Territorium, aber<br />

auch Wissenschaft und Forschung,<br />

Cyberspace und der<br />

Mensch der Zukunft gehören<br />

selbstverständlich zu seinem<br />

Repertoire. Ganz Zukunftsorientierte<br />

können auch Handy!<br />

Der pensionierte Lehrer sucht<br />

jetzt nicht mehr Fortbildungsveranstaltungen<br />

auf, sondern<br />

greift auf das Programm der<br />

<strong>GEW</strong>-Ruheständler zurück in<br />

der Hoffnung, dass keine seine<br />

in vielen Jahren erworbenen<br />

Kenntnisse verkümmern,<br />

sondern weiter gefördert<br />

werden. Ein hoher Anspruch,<br />

der hoffentlich hin und wieder<br />

von dem „Kompetenzteam<br />

Ruhestand Köln und Rhein-<br />

Berg“ an Orten der Bildung<br />

befriedigt werden kann.<br />

Wobei das Ziel nicht nur die<br />

Vermittlung von Wissen sein<br />

SEITE 38<br />

sollte, sondern die monatlichen<br />

Angebote könnten auch<br />

dem Vergnügen dienen, denn<br />

der Lehrer im Ruhestand muss<br />

kein Wissen mehr vermitteln,<br />

er kann es, wenn er will.<br />

Ein idealer Ort für Großeltern<br />

und Enkel, um sich schlau<br />

zu machen und naturwissenschaftliche<br />

Phänomene zu<br />

studieren, ist das Odysseum.<br />

Auf 5.500 m² Fläche gibt es<br />

200 interaktive Erlebnisstationen,<br />

vom Dinosaurier,<br />

der eher nicht mein Ding ist,<br />

bis zum Flugsimulator, erst<br />

recht nicht mein Ding, ist<br />

alles vertreten. Alle Stationen<br />

laden zum Mitmachen ein,<br />

„Anfassen, Mitmachen und<br />

Experimentieren sind hier<br />

ausdrücklich gewünscht.“ Um<br />

die Experimente kindgerecht<br />

einzurichten, waren in die Vorbereitung<br />

und Planung Kinder<br />

eingebunden. Pressesprecherin<br />

des Odysseums Kathrin Bauer<br />

2008: „Wir haben unter vielen<br />

Bewerbungen sieben Kinder<br />

ausgewählt, die von heute an<br />

in unregelmäßigen Abständen<br />

die Fortschritte in Augenschein<br />

nehmen können. Die<br />

14jährige Josephine ist begeistert<br />

von den anschaulichen<br />

Versuchen: „Eigentlich finde<br />

ich Chemieunterricht langweilig,<br />

aber das Experimentieren<br />

Haben viel Spaß beim Experimentieren:<br />

Fünf Kinder testen schon mal das zukünftige Odysseum.<br />

Kölner Rundschau vom 26. September 2008<br />

hier macht wirklich Spaß.“<br />

Soweit meine Enkeltochter<br />

in der Kölner Rundschau im<br />

September 2008. Für Experimente<br />

hatten wir jetzt nicht<br />

wirklich Zeit. Wir durchquerten<br />

die fünf Themenräume:<br />

Leben, Cyberspace,<br />

Erde, Mensch und Kinderstadt.<br />

Unser Führer wies uns<br />

auf zahlreiche Möglichkeiten<br />

zu eigenen Versuchen hin.<br />

Es lohnt sich in jedem Fall,<br />

häufig wiederzukommen, um<br />

die vielen Angebote auszuprobieren.<br />

Noch trägt sich<br />

das Odysseum nicht, sondern<br />

wird von der Sparkasse hoch<br />

unterstützt. Man hofft, dass es<br />

als außerschulischer Lernort<br />

akzeptiert wird und „nicht<br />

nur in Phasen, in denen in<br />

den Schulen nichts mehr geht,<br />

zum Ersatzphantasialand<br />

wird“, so der Geschäftsführer<br />

(KStA vom 7. März <strong>2012</strong>).<br />

Ein Ort, in dem der Lehrsatz<br />

des Pythagoras so anschaulich<br />

dargestellt ist, dass selbst der<br />

Mathematiklaie, der schon<br />

ungern bis 3 zählt, die Formel<br />

a² + b ² = c² auf Anhieb<br />

begreift, ist in jedem<br />

Fall erhaltenswert.<br />

SEITE 39<br />

Große<br />

Hafenrundfahrt<br />

in Köln<br />

Freitag, 29.06.<strong>2012</strong><br />

Abfahrt: 14.00 Uhr<br />

Rückkehr ca. 17.00 Uhr<br />

Treffpunkt<br />

Konrad-Adenauer-Ufer<br />

13.30 Uhr,<br />

Anlegebrücke 10<br />

Eine Fahrt durch ausgewählte<br />

Kölner Häfen mit ihren<br />

Einrichtungen erklärt durch<br />

einen Guide.<br />

Die dreistündige Rundfahrt<br />

beleuchtet die Geschichte<br />

des Rheinauhafens, gewährt<br />

Einblicke in den Deutzer Hafen,<br />

den Mülheimer Hafen und den<br />

Container-Hafen Niehl I.<br />

Kosten 10,00 Euro<br />

Die <strong>GEW</strong> übernimmt einen Teil<br />

des Fahrpreises. Daher bitte<br />

bei Verhinderung unbedingt<br />

abmelden, wir gehen für den<br />

Fahrpreis in Vorlage und<br />

kassieren am Schiff.<br />

Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

Köln


Vorzeitige<br />

Beendigung der<br />

Elternzeit wegen<br />

Mutterschutzfristen<br />

von Ines Bartenstein<br />

Bisher konnten beamtete Lehrerinnen<br />

ihre Elternzeit nicht<br />

vorzeitig beenden, wenn sie<br />

während der Eltern zeit erneut<br />

schwanger wurden und<br />

die Mutter schutz zeiten in die<br />

Elternzeit fielen. Nach einer<br />

Verfügung des Bundesinnenministeriums<br />

vom 19. Juni 2011<br />

ist das nun möglich: Mütter<br />

können unter diesen Umständen<br />

ihre Elternzeit auch ohne die<br />

Zustimmung des Dienstherrn<br />

beenden. Sie können so während<br />

der Mutterschutzfristen nach<br />

dem Mutter schutzgesetz - sechs<br />

Wochen vor und acht Wochen<br />

nach der Geburt - einen Anspruch<br />

auf Besoldung erlangen.<br />

(PR-Info 1/<strong>2012</strong> Personalrat<br />

Gesamtschulen und Gemeinschaftsschulen<br />

bei der<br />

Bezirksregierung Detmold)<br />

RECHTSBERATUNG RECHTSBERATUNG<br />

Verzugszinsen<br />

bei verspäte ten<br />

Gehaltszahlungen<br />

In einigen Bezirken gibt es<br />

offenbar Beschwerden über<br />

verspätete Gehaltszahlungen,<br />

deshalb hier einige grundlegende<br />

Informationen:<br />

Für Tarifbeschäftigte muss die<br />

Zahlung für den laufen den<br />

Kalendermonat am letzten<br />

Tag des Monats erfolgen.<br />

Ist die Zahlung nicht spätestens<br />

30 Tage nach Fäl ligkeit<br />

auf dem Gehaltskonto eingegangen,<br />

haben Tarifbeschäftigte<br />

Anspruch auf<br />

Verzugszinsen (Bür gerliches<br />

Gesetzbuch (BGB) § 286<br />

Absatz 3). Eine Mahnung<br />

oder Zahlungsaufforderung<br />

ist nicht erforderlich.<br />

Der Zinssatz der Verzugszinsen<br />

liegt fünf Prozentpunkte<br />

über dem Basiszinssatz (BGB<br />

§ 288 Absatz 1). Der Basiszinssatz<br />

wird halbjährlich<br />

von der Deutschen Bundesbank<br />

neu festgelegt. Ab<br />

Juli 2011 beträgt er 0,37<br />

%, der Zinssatz für die Verzugszinsen<br />

also 5,37 %.<br />

Die Dienstbezüge von Beamten<br />

werden monatlich im<br />

Voraus gezahlt. Beamte haben<br />

bei verspäteter Zahlung keinen<br />

An spruch auf Verzugszinsen<br />

(Bundesbesol dungsgesetz<br />

§ 3 Absatz 5 und 6).<br />

(Quelle: Personalrat Gesamtschulen<br />

und Gemeinschaftsschulen<br />

bei der Bezirksregierung<br />

Detmold)<br />

SEITE 40<br />

Jahressonderzahlung<br />

(Weihnachtsgeld) für<br />

befristet Beschäftigte<br />

Kolleginnen und Kollegen, die<br />

während eines Kalen derjahres mehrere<br />

befristete Verträge mit zeitlichen<br />

Unterbrechungen hatten,<br />

erhielten die Jah ressonder zahlung<br />

für das Jahr 2011 bislang nur auf<br />

Grund lage des letzten Ver trages.<br />

Beispiel: befristete Einstellung in<br />

den Schuldienst vom Februar 2011<br />

bis Ende September 2011; erneute<br />

be fristete Einstellung vom November<br />

2011 bis Feb ruar <strong>2012</strong>. Die<br />

Jahressonderzahlung 2011 wurde<br />

dann nur für die Monate November<br />

und Dezember gezahlt.<br />

Nach einer rechtskräftigen Entscheidung<br />

des Landes arbeitsgerichts<br />

Rheinland-Pfalz (AZ 8 Sa 579/09)<br />

ist es rechtswidrig, so zu verfahren:<br />

Der Anspruch auf die Jahressonderzahlung<br />

besteht für alle Monate<br />

des Kalenderjahres, in denen ein<br />

Beschäftigungs verhältnis bestand,<br />

im genannten Beispiel also für 11<br />

Monate. Allerdings muss das Beschäftigungsverhältnis<br />

am 1. Dezember<br />

eines Jahres bestehen, sonst entfällt<br />

der Anspruch laut TV-L §20.<br />

Befristet Beschäftigte sollten den<br />

fehlenden Anteil der Jahressonderzahlung<br />

innerhalb von sechs<br />

Mona ten nach Eingang der Zahlung<br />

schriftlich beim Lan desamt für<br />

Besoldung und Versorgung beantragen.<br />

Gewerkschaft und Verbände<br />

haben Musteranträge vorbereitet.<br />

(Quelle: Personalrat Gesamtschulen<br />

und Gemeinschaftsschulen bei<br />

der Bezirksregierung Detmold)<br />

Was ändert sich für die Beschäftigten<br />

nach dem Urteil der Bundesarbeitsgerichts<br />

vom 20. März<br />

<strong>2012</strong> - 9 AZR 529/10<br />

von Nina Goerges<br />

Das Bundesarbeitgericht (BAG)<br />

hat entschieden, dass die in § 26<br />

Abs. 1 S. 2 TVöD vereinbarte<br />

Urlaubsstaffelung nach dem<br />

Lebensalter das Allgemeine<br />

Gleichbehandlungsgesetz (AGG)<br />

verletzt.<br />

Die Klägerin, die nach dem<br />

TVöD eigentlich 29 Tage Urlaub<br />

hatte, erhält nun, durch eine<br />

„Anpassung nach oben“ den<br />

gleichen Urlaub wie die älteren<br />

Kollegen, nämlich 30 Tage.<br />

Das BAG begründet seine<br />

Entscheidung damit, dass die<br />

tarifliche Urlaubsstaffelung<br />

nicht dem Ziele diene, dem<br />

gesteigerten Erholungsbedürfnis<br />

älteren Menschen Rechnung zu<br />

tragen. Ein gesteigertes Erholungsbedürfnis<br />

ließe sich nämlich<br />

ab dem 30. oder dem 40.<br />

Lebensjahr kaum begründen.<br />

Was heißt das nun für alle<br />

übrigen Arbeitnehmer? Wie<br />

werden sie von diesem Urteil<br />

betroffen? Gilt diese Regelung<br />

nun „für alle“?<br />

Für die Beschäftigten, die bei<br />

einer Kommune oder beim Bund<br />

angestellt sind , die also unter<br />

den Geltungsbereich des TVöD<br />

fallen, ist das Urteil übertragbar.<br />

Was ist zu tun?<br />

Für vergangene Jahre sieht<br />

der Anspruch auf Mehrurlaub<br />

schlecht aus. Im Regelfall<br />

wird der nämlich bereits<br />

verfallen sein, da der Urlaub<br />

im laufenden Kalenderjahr<br />

genommen werden muss. Eine<br />

Übertragung ist laut TVöD<br />

nur bis zum 31. März möglich.<br />

Für das Jahr <strong>2012</strong> sollten alle<br />

Beschäftigten, für die der TVöD<br />

gilt und die im Jahr <strong>2012</strong> das<br />

40. Lebensjahr noch nicht<br />

vollendet haben, schriftlich<br />

und mit Hinweis auf das BAG<br />

Urteil von ihrem Arbeitgeber<br />

30 Tage Urlaub verlangen.<br />

Ab 2013 werden dann alle im<br />

öffentlichen Dienst Beschäftigten<br />

29 Tage Urlaub erhalten.<br />

Dies wurde so in der aktuellen<br />

Tarifrunde vereinbart. Allerdings<br />

gilt Besitzstandswahrung für alle<br />

Arbeitnehmer, die bereits jetzt 30<br />

Tage Urlaub haben. Außerdem<br />

gilt künftig, dass Beschäftigte<br />

mit vollendetem 55. Lebensjahr<br />

30 Tage Urlaub bekommen.<br />

Hier gehen die Tarifparteien<br />

davon aus, dass dies nicht dem<br />

Gleichbehandlungsgrundsatz<br />

widerspricht, da es hier einen<br />

legitimen Zweck der Ungleichbehandlung<br />

gibt, nämlich das<br />

gesteigerte Erholungsbedürfnis<br />

der älteren Arbeitnehmer.<br />

Auch die Beschäftigten, für die<br />

der TVöD zwar nicht unmittelbar<br />

gilt, aber im Arbeitsvertrag<br />

bei der Urlaubsregelung auf den<br />

SEITE 41<br />

Der Urlaub<br />

TVöD Bezug genommen wird,<br />

ist die Entscheidung des Bundesarbeitsgericht<br />

wahrscheinlich<br />

anzuwenden. Auch hier ist den<br />

Beschäftigten also zu raten, für<br />

das Jahr <strong>2012</strong> einen Antrag auf<br />

30 Tage Urlaub zu stellen.<br />

Dasselbe gilt auch für die Landesbeschäftigten.<br />

Denn auch im<br />

Tarifvertrag der Länder (TV-L)<br />

gibt es eine Urlaubsregelung,<br />

die nach dem Alter gestaffelt<br />

wird. Auch diese Regelung<br />

verstößt gegen den allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgrundsatz.<br />

Für die Mehrheit der <strong>GEW</strong>-<br />

Mitglieder dürfte dies allerdings<br />

nicht so relevant sein, da es<br />

für die Inanspruchnahme der<br />

Lehrkräfte während der Schulferien<br />

andere Regelungen gibt.<br />

Eine spannende Frage ist, wie<br />

es sich bei Tarifverträgen verhält,<br />

die die Urlaubsregelung<br />

zwar nicht vom Alter, aber<br />

von der Betriebszugehörigkeit<br />

abhängig machen.<br />

Liegt hier auch eine unrechtmäßige<br />

Ungleichbehandlung vor?<br />

Ist diese Regelung nicht faktisch<br />

auch eine Benachteiligung<br />

der jüngeren Arbeitnehmer?<br />

Nein, wahrscheinlich nicht.<br />

Die Belohnung der Beschäftigten<br />

für Betriebtreue und<br />

Berufserfahrung ist wohl ein<br />

legitimes Ziel für die Ungleichbehandlung.<br />

Aber entschieden<br />

wurde dies noch nicht…


Mehr Demokratie wagen<br />

von Wolfgang Hardenacke<br />

„Mehr Demokratie wagen ...“<br />

sagte Willy Brandt noch Ende<br />

der 1960er Jahre. Aber 1972<br />

beschloss er gemeinsam<br />

mit den Ministerpräsidenten<br />

der Länder den sogenannten<br />

‚Radikalenerlass für den<br />

Öffentlichen Dienst‘. Welch<br />

ein Hohn! Kollegin Petra Rath<br />

kann sich gar nicht beruhigen.<br />

Als Politiklehrerin nicht<br />

und als Betroffene sowieso<br />

nicht. Jahrelang hatte sie<br />

nicht mehr daran gedacht.<br />

Aber als der ‚Radikalenerlass‘<br />

sich im Januar zum 40. Mal<br />

jährte und dieses Thema in<br />

E&W und nds aufgegriffen<br />

wurde, ist sie einfach nochmal<br />

empört. Über das Verfahren<br />

damals, im Jahre 1977,<br />

das für sie persönlich mit<br />

einem Berufsverbot endete.<br />

Im Lehrerzimmer sitzen<br />

neben Kollegin Rath die<br />

Referendarin Christa Niehl<br />

und deren Ausbildungslehrerin<br />

Anne Pesch. Im Seminar<br />

war dieses Thema gestern<br />

besprochen worden und<br />

Kollegin Pesch hatte der<br />

Referendarin empfohlen,<br />

Petra Rath anzusprechen. Die<br />

wisse nämlich mehr. „Die damaligen<br />

Ministerpräsidenten<br />

wollten per Beschluss angebliche<br />

Verfassungsfeinde<br />

nicht im öffentlichen Dienst<br />

beschäftigen. Das betraf<br />

vor allem ‚linksverdächtige‘<br />

LehrerInnen“, meint Kollegin<br />

GLOSSE LESERBRIEF<br />

Rath „die nun einer Regelanfrage<br />

beim Verfassungsschutz<br />

unterzogen wurden.“<br />

„Wie war das dann bei dir?<br />

Gab es eine Einzelfallprüfung?“<br />

will Christa Niehl<br />

wissen. „Ja! Ich wurde zu<br />

einem Anhörungstermin bei<br />

der Bezirksregierung geladen.<br />

Dort wurden mir folgende<br />

,Tatbestände‘ vorgehalten:<br />

Ich hätte Flugblätter gegen §<br />

218 StGB und das Schulsystem<br />

verteilt; ich hätte gegenüber<br />

der Seminarleitung<br />

sinngemäß bemerkt; noch in<br />

unserer Generation würden<br />

die LehrerInnen vom Volk gewählt<br />

werden, und schließlich<br />

hätte ich vor Schülern meiner<br />

Ausbildungsschule erklärt,<br />

dass ich mich weiterhin für<br />

die Ziele meiner kommunistischen<br />

Organisation einsetzen<br />

würde. - Ich hielt das alles<br />

für eine ausgemachte Gesinnungsschnüffelei<br />

und habe<br />

mich bei der Anhörung geweigert,<br />

eine Stellungnahme<br />

abzugeben.“ „Wer dumm,<br />

aber staatstreu war, konnte<br />

also LehrerIn werden, wer<br />

klug, aber kommunistisch<br />

war, jedoch nicht!“ empört<br />

sich Kollegin Pesch. Und<br />

Christa Niehl will wissen: „Wie<br />

kam die Bezirksregierung<br />

bloß an all diese Hinweise?<br />

Da muss doch eine Vielzahl<br />

von Bürokraten Tausende von<br />

Personen ständig überwacht<br />

haben!“ „In meinem Fall<br />

haben der Verfassungsschutz<br />

SEITE 42<br />

und das BKA ermittelt, Polizei<br />

und Staatsanwaltschaft Amtshilfe<br />

geleistet, die Bezirksregierung<br />

das Anhörungsverfahren<br />

durchgeführt und die<br />

Seminar- und Schulleitungen<br />

einbestellt.“ „Das war ja ein<br />

richtiger Gesinnungs-TÜV!“<br />

empört sich Anne Pesch. „Da<br />

konnten sich die Ermittlungsbehörden<br />

so richtig austoben.<br />

Ich sage ja immer: Die meisten<br />

Bürokraten litten schon<br />

als Kinder unter der schier<br />

unendlichen Weite ihres<br />

Laufstalles.“ Christa Niehls<br />

Blick schwankt zwischen Erstaunen<br />

und Empören. Umso<br />

mehr ist sie daran interessiert,<br />

zu erfahren, wie es im<br />

Verfahren Rath weiter ging.<br />

Nach einer kurzen Pause<br />

antwortet Petra Rath: „Nach<br />

dem Referendariat wurde<br />

ich nicht in den Schuldienst<br />

eingestellt. Drei Jahre habe<br />

ich dann in der Erwachsenenbildung<br />

gearbeitet. Während<br />

dieser Zeit bin ich aus<br />

der ‚verfassungswidrigen‘<br />

Partei ausgetreten und habe<br />

danach erneut einen Antrag<br />

auf Einstellung in den Schuldienst<br />

gestellt.“ „Und das hat<br />

dann geklappt?“ „Ja. Nach<br />

einem halben Jahr beharrlicher<br />

Gespräche mit Bezirksregierung<br />

und Kultusministerium<br />

sowie Rücksprache mit<br />

dem Innenministerium.“ „Unglaublich!<br />

Umso glücklicher<br />

können wir sein“ meint nun<br />

Referendarin Niehl, „dass es<br />

das heute so nicht mehr gibt.“ „Von wegen!“<br />

meint Anne Pesch. „Für Verfassungsschützer<br />

und einige Politiker heißt es immer noch: ,Der<br />

Feind steht links‘. Familienministerin Schröder<br />

hat die sogenannte ‚Demokratie-Erklärung‘<br />

2010 auf den Weg gebracht: ,In Zukunft werde<br />

ich von Initiativen gegen Rechtsradikalismus,<br />

Linksradikalismus oder Islamismus Bekenntnisse<br />

zu unserer Verfassung verlangen‘. Das<br />

ist an Zynismus wirklich kaum zu überbieten,<br />

vor allem angesichts des eklatanten Versagens<br />

der Sicherheitskräfte im Fall der rechtsextremistischen<br />

Zwickauer Terrorzelle (NSU).“<br />

Christa Niehl bedankt sich für den historischen<br />

Abriss der Extremismusklausel von 1977 bis<br />

heute. Sie möchte aber doch noch wissen,<br />

warum Petra Rath die Kommunistische Partei<br />

damals schließlich verlassen hat. Kollegin<br />

Rath muss nicht lange überlegen: „Im Fall<br />

meines Berufsverbotes gab die Organisation<br />

die Losung aus: ,Revolution mit Pensionsanspruch<br />

gibt es nicht. Wenn der Feind uns<br />

bekämpft, dann ist das gut und nicht schlecht.‘<br />

Das fand ich menschenverachtend. Und zur<br />

gesellschaftlichen Situation lautete die Parole:<br />

,Die absolute Verelendung der Massen nimmt<br />

konkrete Formen an. Der bewaffnete Aufstand<br />

steht bevor.‘ Das war für mich revolutionärer<br />

Autismus. Besonders abschreckend fand<br />

ich die autoritären Regimes, mit denen die<br />

Partei damals ‚brüderliche Freundschaften‘<br />

pflegte, nämlich China, Albanien, Nordkorea<br />

und Kambodscha.“ „’Sage mir, mit wem du<br />

umgehst, dann sage ich dir, wer du bist‘ - hat<br />

meine Mutter schon gewusst!“ sagt Anne<br />

Pesch. „Kluge Mutter“, meint Christa Niehl<br />

und geht mit ihrer Ausbildungslehrerin in den<br />

Unterricht. Zurück bleibt eine aufgewühlte<br />

Petra Rath. „Vielleicht hatte Pascal ja recht,<br />

als er sagte: ‚Das ganze Unglück der Menschen<br />

kommt nur davon, dass sie es nicht<br />

schaffen, ruhig in einem Zimmer zu bleiben‘.“<br />

SEITE 43<br />

Lieber Kollege Hardenacke,<br />

leider bleibt in Deiner Glosse „Nit<br />

für Kooche ...“ unklar, WER eigentlich<br />

der Ansicht war, dass der<br />

Spruch „Sie tragen seltsame Gewänder<br />

und irren planlos herum“ zu den RÖ-<br />

MERN passt, und zwar, als diese „auf<br />

den Volksstamm der hier ansässigen<br />

Ubier trafen“. war das<br />

Benno Weiß oder warst Du das selber?<br />

wie auch immer, Du hättest<br />

die Geschichtslehrerin Petra Rath<br />

(oder sonst jemand Sachkundigen)<br />

erst mal die Rohfassung des Textes<br />

lesen lassen sollen, denn: die Römer<br />

waren schon in den Kölner Raum<br />

gekommen, als die Ubier noch ganz<br />

woanders (nämlich rechtsrheinisch,<br />

südlich der Sieg) „ansässig“ waren.<br />

Als nämlich Cäsar und seine Soldaten<br />

um 54 v. Chr. zum ersten Mal in<br />

unsere Gegend kamen, wohnten hier<br />

die Eburonen, die den Ankömmlingen<br />

heftigen Widerstand entgegensetzten.<br />

Sie wurden von den Römern deswegen<br />

schließlich mehr oder weniger<br />

ausgerottet. Erst danach (19/18 v.<br />

Chr.) siedelten sich die Ubier, mit<br />

römischer Erlaubnis, im Kölner Raum<br />

an. Ihr Hauptort hieß dann „Ara<br />

Ubiorum“. Weil aber die Ubier sich<br />

später, der Kaiserin Agrippina zu<br />

ehren, in „Agrippinenser“ umbenannt<br />

haben (die Speichellecker!), wurde<br />

diese Stadt, als sie zur „Colonia“<br />

erhoben worden war, „Colonia Claudia<br />

Ara Agrippinensium“ genannt.<br />

Die Römer hatten selten so folgsame<br />

Untertanen wie die Ubier. Bestimmt<br />

haben sie sich auch beflissen der<br />

römischen Kleidermode angepasst.<br />

Mit kollegialem Gruß<br />

Winfried Schumacher


G 10629 F Postvertriebsstück DPA Entgelt bezahlt<br />

Nr. 3 <strong>GEW</strong> forum Hans-Böckler-Platz 1 50672 Köln<br />

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