Ausgabe 3/2012 - GEW Koeln
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forum<br />
<strong>GEW</strong>ERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT • STADTVERBAND KÖLN • KREISVERBAND RHEIN-BERG • AUSGABE 3 / <strong>2012</strong>
Kalter Hund<br />
ist keine Beleidigung, wie Medya entrüstet annimmt, sondern eine altertümliche<br />
Speise für Kinder, was Medya dann doch ziemlich erheitert,<br />
ebenso wie die Rezeptur.*<br />
Natürlich ist es der Genius loci, der mir all diese Geschichten eingibt, mit<br />
denen ich Medya auf ihren Job einstimme, denn wir stehen vor dem<br />
Lieblingsmuseum aller Kinder, dem Schokoladenmuseum. Dies liegt bekanntermaßen<br />
am Rhein, genauer am Rheinauhafen.<br />
Und der darf in unserer Serie der Kölner Häfen nicht fehlen, stellt er doch<br />
einen besonderen Typus von Hafen dar, der nicht mehr den Bedürfnissen der<br />
Kölner Flussschiffahrt dient, sondern ... anderen.<br />
Wir sind dann auch gar nicht bis zum Museum vorgestoßen,<br />
sondern haben uns nur bis an die Einfahrt des Hafens<br />
begeben, die ein kleines wiewohl markantes Brückchen<br />
überspannt, das in ebenso markantem Hellgrün gestrichen<br />
ist, bekannt als Adenauergrün.<br />
Das Publikum strebt in großer Zahl zum Museum, es sind<br />
Ferien, das Wetter ist schön, doch niemand schaut nach links<br />
zum Rhein oder nach rechts in den Hafen. Sie laufen durchs<br />
Bild und ärgern mich...<br />
Die Aufgabe, einen Hafen zu fotografieren, bedeutet<br />
gemeinhin, Hafenanlagen und Schiffe ins Bild zu setzen, was<br />
aber der Intention des Fotografen widerstrebt.<br />
Sein Ansatz zur Bildfindung geht nicht von der Motivik aus,<br />
sondern von einer Art Aleatorik, die aus der Situation heraus<br />
entsteht und in der Befindlichkeit des Fotografen wurzelt.<br />
Und der interessiert sich nur für sein Bild als etwas Originäres, nicht für das<br />
Bild, das Erwartungshaltungen befriedigt.<br />
Dass mich die Farbe der Brücke in ihren Bann zog, mag wohl auch daran<br />
liegen, dass vor Jahren die Rheinbrücken auf den Titeln erschienen: Sie alle<br />
sind in der gleichen Farbe gestrichen, Konrad hat es so gewollt. Ob er auch<br />
für dieses kleine Brückchen zuständig war?<br />
Medya nahm auch diese Geschichte gelassen hin, denn sie hat es nicht so<br />
mit Farbe, sie ist immer in schwarz gekleidet. Das rote Jäckchen trägt sie nur<br />
mir zuliebe, das war Bedingung, quasi als Arbeitskleidung, so wie auch ihre<br />
Vorgängerinnen stets ein rotes Oberteil tragen mussten.<br />
Etwas Konzept muss sein.<br />
Thomas Sommerkamp<br />
* Wer sie nicht kennt, hier bitte: 18 Butterkekse, 3 EL Zucker, 3 EL Kakao, 2 EL Milch, 1 Ei, 125 g Kokosfett<br />
Eine kleine Kastenform mit Backpapier auslegen. Zucker mit Kakao, Milch und dem Ei gut verrühren. Kokosfett zerlassen und zur Kakaomasse<br />
hinzugeben. Den Boden der Kastenform mit einer Schicht Kekse auslegen. Anschließend die Kakaomasse abwechselnd mit den Keksen übereinander<br />
schichten. Die letzte Schicht sollte aus Keksen bestehen. Im Kühlschrank erstarren lassen und dann auf eine Kuchenplatte stürzen.<br />
© www.schokoladenmuseum.de<br />
SEITE 2<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER <strong>GEW</strong> Stadtverband Köln<br />
Hans-Böckler-Platz 1<br />
50672 Köln<br />
Erscheint fünfmal im Jahr<br />
Bezugspreis 1,25 Euro. Für <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />
ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Leserbriefe geben nicht in jedem Fall<br />
die Meinung der Redaktion wieder.<br />
REDAKTION Klaus Minartz<br />
GESCHÄFTSSTELLE Montag bis Donnerstag<br />
10.00 bis 16.00 Uhr<br />
Freitag<br />
12.00 bis 16.00 Uhr<br />
Telefon 02 21 51 62 67<br />
Telefax 02 21 52 54 46<br />
Homepage www.gew-koeln.de<br />
E-Mail kontakt@gew-koeln.de<br />
Konto 1320732101<br />
SEB AG, BLZ 370 101 11<br />
DRUCK Zimmermann, Köln<br />
DTP Thomas Sommerkamp, Siegen<br />
www.fake-v.de<br />
Redaktionsschluss 29. Juni <strong>2012</strong><br />
TELEFONISCHE RECHTSBERATUNG<br />
02 21 51 62 67<br />
Montag und Donnerstag<br />
17.00 bis 19.00 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
In den Ferien:<br />
Landesrechtsschutzstelle<br />
02 01 2 94 03 37<br />
Kalter Hund 2<br />
Impressum und Inhalt<br />
Schulentwicklung<br />
3<br />
A never ending story? 4<br />
Positionen der <strong>GEW</strong> NRW zur Schulentwicklung<br />
Inklusion<br />
7<br />
Eckpunkte <strong>GEW</strong>-Stellungnahme 8<br />
Konkreter Bedarf berechnet 9<br />
Schulen für 115 Kinder gesucht 10<br />
Begriffsprobleme als Dauerzustand 11<br />
Konnexität<br />
Tarifpolitik<br />
13<br />
Erkämpfter Tarifabschluss<br />
HIB<br />
14<br />
Studentische Hilfskräfte 16<br />
Mathematik als Ausleseinstrument 17<br />
Stellungnahme des AStA<br />
Hochschule und Forschung<br />
18<br />
Strukturdefizite 19<br />
Reformvorschläge 21<br />
Fachgruppen und Arbeitskreise 24<br />
Aktive Ruheständler 26<br />
Rechtsberatung 28<br />
Glosse 30<br />
Leserbrief 31<br />
SEITE 3<br />
INHALT<br />
Nr. 3 / <strong>2012</strong><br />
Über unsere Kölner Internet-Seite www.gew-koeln.de<br />
oder über www.gew-nrw.de sind aktuelle Informationen,<br />
Newsletter, Kommentare und Archivmaterialien zu allen<br />
bildungspolitischen Aspekten abrufbar.<br />
Nach der Eingabe des Benutzernamens (mit großem<br />
Anfangsbuchstaben) und der Mitgliedsnummer (hat 10<br />
Ziffern und beginnt in NRW mit einer 4, sie steht auf dem<br />
Mitgliedsausweis oder auf dem Adressaufkleber der NDS)<br />
stehen alle Daten vollständig zur Verfügung.
A never ending story?<br />
Gesamtschulen in Köln<br />
von Anne Ratzki<br />
Am 3. April <strong>2012</strong> berichtete<br />
der Kölner Stadtanzeiger: „Die<br />
Elterninitiative für eine neue<br />
inklusive Schule im Kölner<br />
Süden hat nach einer schwierigen<br />
Suche nun doch ein Gebäude<br />
gefunden, um noch in diesem<br />
Jahr eröffnen zu können.“ Die<br />
private „offene Schule“ musste<br />
im Januar interessierte Eltern auf<br />
SCHULENTWICKLUNG SCHULENTWICKLUNG<br />
andere Schulformen verweisen,<br />
weil damals Verhandlungen um<br />
ein Gebäude gescheitert waren,<br />
und hofft nun, dass 50 Eltern<br />
sich wieder um entscheiden, um<br />
die Schule starten zu können.<br />
Dieser Vorgang wirft viele Fragen<br />
auf: Obwohl die Gesamtschule<br />
Rodenkirchen im Kölner Süden<br />
95 Kinder abweisen musste, haben<br />
städtische Stellen keinen Finger<br />
gerührt, um für diese Kinder<br />
Gesamtschulplätze<br />
anzubieten. Eine<br />
private Initiative<br />
musste selbst auf Gebäudesuche<br />
gehen,<br />
scheiterte zuerst<br />
und war erst jetzt<br />
erfolgreich. Eltern<br />
mussten gegen ihren<br />
Willen ihre Kinder<br />
im gegliederten<br />
System anmelden<br />
und sollen sie nun<br />
wieder ummelden.<br />
Wofür fühlt sich die<br />
Stadt eigentlich verantwortlich?<br />
Wenn<br />
die Initiative für<br />
mehr Gesamtschulen<br />
in Köln (i:mgik)<br />
bei der Verwaltung<br />
nachfragt, erhält<br />
sie den Rat, Elterninitiativen<br />
für eine<br />
Gesamtschule in den<br />
Stadtteilen zu gründen.<br />
Warum braucht<br />
die Stadt Elterninitiativen,<br />
um etwas<br />
Selbstverständliches<br />
SEITE 4<br />
zu tun, nämlich entsprechend<br />
dem Elternwunsch<br />
Schulplätze zur Verfügung<br />
zu stellen? Schulplätze nicht<br />
nur für Gymnasien, sondern<br />
ebenso für Gesamtschulen?<br />
Gesamtschulen in Köln -<br />
ein kurzer Rückblick<br />
Sehen wir uns die Kölner Gesamtschulentwicklung<br />
über die<br />
letzten 40 Jahre einmal an:<br />
1967 beschloss der Rat der Stadt<br />
Köln, sich mit vier Gesamtschulen<br />
am Versuchsprogramm<br />
von 30 Gesamtschulen in der<br />
Bundesrepublik zu beteiligen.<br />
1975 wurden die Gesamtschulen<br />
in Höhenhaus, Holweide und<br />
Chorweilen, 1976 die Gesamtschule<br />
in Zollstock in Neubauten<br />
eröffnet. Dafür liefen 4 Gymnasien<br />
und 4 Hauptschulen aus.<br />
Durch Eingemeindung „erbte“<br />
die Stadt die Gesamtschulen<br />
in Porz und Rodenkirchen.<br />
Bald überstiegen die Anmeldewünsche<br />
die Aufnahmemöglichkeiten,<br />
vor allem Kinder<br />
aus Stadtteilen ohne Gesamtschulen<br />
hatten keine Chancen<br />
auf Aufnahme. Elterninitiativen<br />
in åBocklemünd und Kalk<br />
führten 1981 und 1982 zu zwei<br />
neuen Gesamtschulen – dafür<br />
liefen eine Realschule und eine<br />
Hauptschule aus und die neuen<br />
Gesamtschulen zogen in deren<br />
Gebäude ein. Die Kalker Initiative<br />
wurde von der Gesamtschule<br />
Holweide entscheidend unterstützt,<br />
weil sich diese Schule<br />
auch für die vielen Kalker Kinder<br />
verantwortlich fühlte, die<br />
sie jedes Jahr abweisen musste.<br />
Die nächsten Jahrzehnte geschah<br />
nichts, obwohl Jahr für<br />
Jahr Hunderte Kinder vergeblich<br />
auf einen Platz an einer<br />
Gesamtschule hofften. Der Rat<br />
ließ Initiativen in Ehrenfeld und<br />
Nippes ins Leere laufen, obwohl<br />
die schulische Benachteiligung<br />
der Kinder in diesen Stadtteilen<br />
statistisch immer wieder erfasst<br />
wurde. Erst 2010 gelang es einer<br />
Elterninitiative in Nippes, dort<br />
eine Gesamtschule durchzusetzen,<br />
nach fast 30 Jahren!<br />
Eines wird durch diesen kurzen<br />
Rückblick deutlich: Nach der<br />
Einrichtung der ersten vier<br />
Gesamtschulen Mitte der<br />
siebziger Jahre hat die Stadt<br />
keine systematische, im Schulentwicklungsplan<br />
verankerte<br />
Gesamtschul entwicklung mehr<br />
betrieben, sondern bestenfalls<br />
auf Initiativen reagiert.<br />
Die Folgen dieser Versäumnisse:<br />
Allein in den letzten 10 Jahren –<br />
für 2002 bis <strong>2012</strong> liegen mir die<br />
Anmeldezahlen vor – wurden<br />
insgesamt 7500 Kölner Kinder,<br />
die eine Gesamtschule besuchen<br />
wollten, auf Schulen des gegliederten<br />
Schulsystems verwiesen.<br />
Man kann nur ahnen, wie viele<br />
von ihnen, vor allem wie viele<br />
Migrantenkinder, durch die<br />
Gesamtschule einen besseren<br />
Bildungsabschluss bis hin zum<br />
Abitur hätten erreichen können,<br />
wie vielen von ihnen Sitzenbleiben<br />
und Abschulen erspart<br />
geblieben wären. Nach einer Meldung<br />
des Kölner Stadtanzeigers<br />
vom 30.3.<strong>2012</strong> war am Ende des<br />
letzten Schuljahres der Anteil der<br />
Schüler ohne jeglichen Abschluss<br />
bei den Migrantenkindern doppelt<br />
so hoch wie bei der Gesamtgruppe<br />
der Schüler ohne Schulabschluss.<br />
Die Ergebnisse einer<br />
Untersuchung der Abiturienten<br />
an Gesamtschulen von 2009<br />
geben einen Hinweis auf die<br />
besseren Bildungschancen: 70%<br />
der Abiturienten an Gesamtschulen<br />
hatten keine Gymnasialempfehlung<br />
und schafften trotzdem<br />
das Abitur und fast 35% hatten<br />
einen Migrationshintergrund.<br />
Der Stadt sind durch ihre<br />
schulpolitischen Versäumnisse<br />
viele gut ausgebildete<br />
Bürger und Fachkräfte verloren<br />
gegangen, die Integration<br />
von Migrantenkindern durch<br />
Bildung wurde behindert.<br />
Wo steht Köln unter den<br />
größeren Städten in NRW?<br />
Ein Blick in eine neue Statistik<br />
der GGG (Gemeinnützige<br />
Gesellschaft Gesamtschule, www.<br />
ggg-nrw.de) ist aufschlussreich.<br />
Dort werden die Aufnahmen<br />
von Gesamtschülern in den<br />
einzelnen Gemeinden verglichen.<br />
Köln hat Gesamtschulplätze für<br />
19,5% seiner SchülerInnen im 5.<br />
Jahrgang, liegt damit unter den<br />
größeren Städten des Landes an<br />
vorletzter Stelle, nur Düsseldorf<br />
SEITE 5<br />
liegt mit 18% knapp darunter.<br />
An der Spitze liegt Duisburg mit<br />
über 40%, gefolgt von Aachen<br />
und Bochum mit je 34% und<br />
Mönchen-Gladbach mit 32%.<br />
Entsprechend vorsichtig sind<br />
die Kölner Eltern bei den Anmeldungen<br />
zur Gesamtschule:<br />
Während in Köln nur ca. 25%<br />
der Schüler eines Jahrgans<br />
angemeldet werden, obwohl<br />
66% der Eltern sich bei einer<br />
Umfrage 2010 für längeres<br />
gemeinsames Lernen ausgesprochen<br />
hatten, sind es z.B. in<br />
Siegen und Gelsenkirchen 54 %.<br />
Sekundarschulen sind<br />
keine Alternative<br />
Die Anmeldungen in Köln<br />
haben gezeigt: Die Eltern wünschen<br />
Gesamtschulen, hier<br />
fehlen die Plätze, 644 sind es<br />
in diesem Jahr. Die Gemeinschaftsschulen<br />
wurden nicht<br />
in dieser Weise angewählt.<br />
Am 8.3. <strong>2012</strong> hat die GGG<br />
eine Stellungnahme zu den<br />
„Neugründungen von Gesamtschulen<br />
und Sekundarschulen“<br />
veröffentlicht (www.ggg-nrw.de),<br />
wo sie folgende Beobachtungen<br />
mitteilt: „Die Sekundarschule<br />
wird in der Öffentlichkeit und<br />
bei schulpolitischen Entscheidungen<br />
als Zusammen fassung<br />
von Hauptschule und Realschule<br />
aufgefasst und dargestellt. Damit<br />
wird der auch den Sekundarschulen<br />
offiziell aufgetragene<br />
Bildungsweg bis zum Abitur<br />
ignoriert; dem Gymnasium
werden in der Sekundarstufe<br />
keine Schülerinnen und<br />
Schüler weggenommen“.<br />
Köln hatte zum Schuljahr 1911<br />
zwei Gemeinschaftsschulen eingerichtet,<br />
in NRW waren es 14.<br />
Ebenso wie die Sekundarschulen,<br />
die ab <strong>2012</strong> die Gemeinschaftsschulen<br />
ablösen, haben sie keine<br />
eigene Oberstufe. Landesweit<br />
hat sich in der diesjährigen<br />
Anmelderunde gezeigt, dass die<br />
Anmeldungen zu den Gemeinschaftsschulen<br />
rückläufig sind.<br />
Gemeinschaftsschulen werden<br />
von Eltern nicht als vollwertiger<br />
Ersatz für Gesamtschulen<br />
angesehen. Der Schulforscher<br />
Ernst Rösner hat immer wieder<br />
betont, auch auf einer Veranstaltung<br />
der SPD in Köln 2010,<br />
dass Eltern heute eine Schule mit<br />
Oberstufe und Abiturmöglichkeit<br />
für ihre Kinder wünschen.<br />
Die Gefahr besteht, dass Gemeinschaftsschulen<br />
und Sekundarschulen<br />
über die Jahre zu<br />
Restschulen werden. Sie sind<br />
auf dem Land in kleinen Gemeinden<br />
eine Möglichkeit, die<br />
Schule im Dorf zu halten, in<br />
der Großstadt haben sie neben<br />
Gymnasien und Gesamtschulen<br />
keine wirkliche Chance.<br />
Ein Blick in die Zukunft<br />
Die Pläne der Stadt Köln für die<br />
Zukunft sehen vor, im Linksrheinischen<br />
neue Schulgebäude<br />
zu errichten, auf dem Gelände<br />
der Dom-Brauerei, auf dem<br />
SCHULENTWICKLUNG SCHULENTWICKLUNG<br />
Heliosgelände, auch der Großmarkt<br />
und das Clouth-Gelände<br />
sind im Gespräch. Steigende<br />
Schülerzahlen machen dies<br />
unausweichlich. Die Anmeldezahlen<br />
zu den Gesamtschulen<br />
sprechen dafür, dass dies Gesamtschulen<br />
sein werden. Doch<br />
die Errichtung neuer Gebäude<br />
auf Grundstücken, die zum Teil<br />
noch nicht im Besitz der Stadt<br />
Köln sind, wird noch viele Jahre<br />
dauern. Bis dahin muss die Stadt<br />
geeignete Gebäude für Übergangslösungen<br />
finden, damit<br />
Gesamtschulen dort anfangen<br />
können – auch die Gesamtschule<br />
Nippes hat 2010 in einem<br />
Hauptschulgebäude angefangen.<br />
Für das Rechtrheinische betont<br />
die Stadt, dass keine Schülerplätze<br />
fehlen. Neubauten<br />
sind dort nicht nötig. Um die<br />
angemeldeten Gesamtschüler<br />
unterzubringen, muss hier<br />
die Stadt geeignete Gebäude<br />
suchen und ggf. Schulen umwandeln<br />
oder verlagern.<br />
Wenn alle angemeldeten Gesamtschüler<br />
aufgenommen werden<br />
und wir von ca. 600 zusätzlichen<br />
Gesamtschulplätzen ausgehen,<br />
werden über 25 Klassen an<br />
anderen Schulformen frei.<br />
Schülerplätze entsprechend<br />
den Elternwünschen zur Verfügung<br />
zu stellen, ist eine<br />
Pflichtaufgabe der Stadt als<br />
öffentlicher Schulträger - sie<br />
kann diese Aufgabe nicht an<br />
private Initiativen delegieren.<br />
SEITE 6<br />
Beschlüsse der JHV<br />
zur Schulentwicklung<br />
Gesamtschulplätze für alle<br />
Kinder, die an Gesamtschulen<br />
angemeldet werden<br />
Die <strong>GEW</strong> tritt weiterhin energisch<br />
dafür ein, dass die Stadt<br />
Köln für alle Kinder, die an<br />
Gesamtschulen angemeldet<br />
werden, ab sofort Gesamtschulplätze<br />
zur Verfügung stellt.<br />
Gesamtschüler müssen das<br />
gleiche Recht auf einen Platz<br />
an der gewünschten Schulform<br />
haben wie Gymnasiasten.<br />
Die <strong>GEW</strong> unterstützt weiter<br />
die Initiative mehr Gesamtschulen<br />
in Köln (I:mgik) und<br />
ruft ihre Mitglieder dazu auf,<br />
an der Veranstaltung „Gesamtschulen<br />
in Köln“ am 23.4. im<br />
Studio Dumont teilzunehmen.<br />
Ergebnisse der Tagung<br />
»Ziffernnoten - Anreiz<br />
oder Leistungsbremse?« für<br />
eine Änderung der selektiven<br />
Leistungsbewertung<br />
durch Ziffernnoten nutzen<br />
Die <strong>GEW</strong> Köln arbeitet weiter<br />
mit den Ergebnissen der Notentagung<br />
vom 29.2.<strong>2012</strong>. Der GA<br />
erhält den Auftrag , das Problem<br />
Ziffernnoten im Forum und<br />
in Arbeitskreisen der <strong>GEW</strong> zu<br />
thematisieren. Der Kölner GA<br />
setzt sich auch auf Landesebene<br />
dafür ein, dass auch dort<br />
das Thema Ziffernnoten weiter<br />
vorangebracht wird. Nahziel<br />
ist eine politische Öffnung für<br />
alternative Bewertungsformen.<br />
Beschluss des Landesvorstands,<br />
März <strong>2012</strong><br />
Die <strong>GEW</strong> trägt grundsätzlich den<br />
im Juli 2011 vereinbarten schulpolitischen<br />
Konsens für Nordrhein-<br />
Westfalen, der die Grundlage für die<br />
im Oktober 2011 im Landtag beschlossenen<br />
Verfassungs- und Schulrechtsänderungen<br />
darstellt, mit. Mit dieser<br />
neuen Rechtsgrundlage können die<br />
Bildungswege für Kinder und Jugendliche<br />
länger offen gehalten und mehr<br />
Chancengleichheit im nordrheinwestfälischen<br />
Schulsystem geschaffen<br />
werden. Die <strong>GEW</strong> kritisiert allerdings,<br />
dass mit dem schulpolitischen<br />
Konsens das gegliederte Schulsystem<br />
neben den integrativen Schulformen<br />
Verfassungsrang erhielt. Auch nach<br />
dem Kompromiss setzt sich die <strong>GEW</strong><br />
weiterhin für Ihr Ziel - Eine Schule<br />
für alle – ein. Deshalb favorisiert<br />
die <strong>GEW</strong> die Errichtung von Gesamtschulen,<br />
wo immer dies möglich ist.<br />
Die Sekundarschule<br />
• ist eine zukunftssichere Perspektive<br />
für solche Kommunen, die<br />
sonst eine weiterführende Schule<br />
nicht am Ort halten können und<br />
für die die Errichtung einer Gesamtschule<br />
nicht möglich ist;<br />
• eröffnet Kommunen die Möglichkeit,<br />
an die Lerntraditionen ihrer<br />
Grundschulen unmittelbar anzuknüpfen<br />
und ohne selektive Brüche in den<br />
Schulkarrieren Lernwege für alle<br />
offen zu halten und damit den Entscheidungsdruck<br />
für Eltern am Ende<br />
der 4. Jahrgangsstufe zu mildern;<br />
• wird in der Regel als gebundene<br />
Ganztagsschule gegründet und erweitert<br />
damit die Angebote für ganzheitliches<br />
Lernen in einer Kommune;<br />
Positionen der <strong>GEW</strong> NRW<br />
zur Schulentwicklung<br />
• bietet vielfältige Kooperationschancen<br />
mit Gesamtschulen,<br />
Gymnasien und Berufskollegs.<br />
Da die Schulstrukturentscheidungen<br />
sowie die Schulentwicklungsplanung<br />
schwerpunkt-mäßig auf kommunaler<br />
Ebene stattfinden, wird sich die<br />
<strong>GEW</strong> auch weiterhin vor Ort in die<br />
Schulentwicklung einmischen. Bei<br />
der Gründung von Sekundarschulen<br />
setzt sich die <strong>GEW</strong> dafür ein, dass<br />
• die neue Sekundarschule eine<br />
Schule für alle Kinder wird;<br />
• bis Klasse 10 integrative Konzepte<br />
zum Tragen kommen;<br />
• die Sekundarschule nicht als<br />
Konkurrenz zur Gesamtschule<br />
errichtet wird.<br />
Die <strong>GEW</strong> unterstützt die Schulentwicklung<br />
vor Ort mit dem Ziel,<br />
• gemeinsames Lernen in heterogenen<br />
Klassenverbänden über die<br />
6. Jahrgangsstufe hinaus fortzusetzen,<br />
weil nur so das längere<br />
gemeinsame Lernen ohne Selektion<br />
gewährleistet ist,<br />
• eine Umwandlung nur von<br />
Hauptschulen auszuschließen,<br />
• den Einsatz von Sek. II-Lehrkräften<br />
durch eine ausreichende Zuweisung<br />
von Sek. II Stellen sicher zu stellen,<br />
• sicher zu stellen, dass seriöse<br />
Elternbefragungen durchgeführt<br />
werden, die den Bedarf an integrierten<br />
Schulformen mit oder<br />
ohne Oberstufe erfassen.<br />
Die <strong>GEW</strong> erwartet von der<br />
Landesregierung, dass<br />
• sie Standards für eine regionale<br />
Schulentwicklungsplanung<br />
bereitstellt,<br />
• sie Standards für die Elternbefragung<br />
entwickelt,<br />
SEITE 7<br />
• sie die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen<br />
so ändert, dass jede weiterführende<br />
Schule dazu verpflichtet<br />
wird, die von ihr aufgenommenen<br />
Kinder und Jugendlichen zumindest<br />
zum ersten von ihr angebotenen Abschluss<br />
(Sekundarstufe I) zu führen;<br />
• sie ein qualifiziertes Fortbildungsangebot<br />
mit dem Schwerpunkt<br />
„individualisiertes Lernen in heterogenen<br />
Lerngruppen“ vorhält,<br />
• sie ein leistungsfähiges, multiprofessionellesUnterstützungssystem<br />
– z.B. mit Sozialpädagogen<br />
und Schulpsychologen – aufbaut,<br />
• sie zeitliche und sächliche<br />
Ressourcen für die Konzeptentwicklung<br />
bereitstellt,<br />
• es bei der Neugründung von<br />
integrativen Schulen keinen Bestandsschutz<br />
für Schulen des<br />
gegliederten Systems gibt.<br />
Längeres gemeinsames Lernen sowie<br />
die Erweiterung des gemeinsamen<br />
Lernens verstärken die Heterogenität<br />
der Lerngruppen. Erfolgreiches<br />
Lernen wird deshalb nur noch mit einer<br />
Schulkultur und mit individueller<br />
Förderung möglich sein. Mit anderen<br />
Worten, die Schulen müssen eine<br />
Schulkultur entwickeln, die auf individualisiertem<br />
Lernen in heterogenen<br />
Lerngruppen basiert. Auch hier muss<br />
sich das Land der Herausforderung<br />
der Inklusion stellen. Die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen dafür<br />
müssen u. a. in einem Inklusions- und<br />
Sozialindex definiert werden, die<br />
Kollegien müssen ein umfassendes<br />
Fortbildungsangebot nutzen und auf<br />
ein qualitativ hochwertiges Unterstützungssystem<br />
zugreifen können.
INKLUSION<br />
Eckpunkte genügen nicht den<br />
selbst gesteckten Ansprüchen<br />
<strong>GEW</strong> - Stellungnahme<br />
Die von den Landtagsfraktionen<br />
von SPD und Bündnis 90/Die<br />
Grünen vorgelegten „Eckpunkte<br />
für den Weg zur inklusiven Schule<br />
in NRW“ werden dem eigenen Anspruch<br />
bestmöglicher Qualität der<br />
Bildung und Erziehung aller Kinder<br />
im gemeinsamen Unterricht nicht<br />
gerecht und werden von der Ge-<br />
werkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
(<strong>GEW</strong>) zurückgewiesen. Die<br />
<strong>GEW</strong> vermisst vor allem konkrete<br />
Aussagen zu den erforderlichen personellen,<br />
sächlichen und räumlichen<br />
Standards, aber auch Vorgaben, wie<br />
die sonderpädagogische Förderung<br />
in den allgemeinen Schulen tatsächlich<br />
organisiert werden soll.<br />
„Drei Jahre nach der Rechtswirksamkeit<br />
der UN-Konvention über<br />
die Rechte von Menschen mit<br />
Behinderungen und nach gut einjährigem<br />
intensivem Dialog ist das<br />
Ergebnis mehr als enttäuschend. Es<br />
wird keine Perspektive aufgezeigt,<br />
unter welchen konkreten Bedingungen<br />
die Ausweitung der integrativen<br />
Beschulung an den Schulen<br />
des Landes erfolgen soll“, bemängelt<br />
Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende<br />
der <strong>GEW</strong>, den Antrag der<br />
Fraktionen von SPD und Grünen an<br />
den Landtag NRW. Es gäbe weder<br />
eine klare Perspektive für die Förderschulen<br />
noch eine Steuerung des<br />
Prozesses durch das Land, der allein<br />
der demographischen Entwicklung,<br />
dem Elternwillen und den Kommunen<br />
überlassen werden solle. Schäfer<br />
mahnt: „Die Schulen brauchen<br />
verlässliche Stellenzuschläge, um<br />
der neuen Aufgabe gerecht werden<br />
zu können.“ Die <strong>GEW</strong> befürchte,<br />
so Schäfer, dass sich die Situation<br />
der betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />
eher verschlechtere und<br />
die Belastung der Lehrerinnen und<br />
Lehrer zugleich steige.<br />
Zu viele Fragen seien in dem<br />
Eckpunktepapier nicht sachgerecht<br />
geklärt. So solle die pädagogisch<br />
anspruchsvolle Arbeit an den Schulen<br />
aufgenommen werden, ohne<br />
die Rahmenbedingungen für die<br />
Förderung zu kennen. „Wir halten<br />
nichts davon, erst parallel zum<br />
Prozess ein Konzept zur Festlegung<br />
und Deckung des Ressourcen bedarfs<br />
zu entwickeln.“ Der so gewählte<br />
Weg sei umso unverständlicher als<br />
die Regierungsfraktionen in den<br />
Eckpunkten selber davor warnten,<br />
„die Qualitäts anforderungen und<br />
Ressourcenfragen außer Acht<br />
(zu) lassen.“ „Auf diese Weise“, so<br />
Schäfer, „wird das so oft beschworene<br />
Vertrauen auf eine gelingende<br />
Entwicklung nicht geschaffen.“<br />
SEITE 8<br />
Die <strong>GEW</strong> hält den schrittweisen<br />
Ausbau integrativer Schulangebote<br />
grundsätzlich für den richtigen<br />
Weg. Sie fordert, die Klassengröße<br />
integrativ arbeitender Klassen auf 20<br />
Kinder zu beschränken bei maximal<br />
5 Schüler/Schülerinnen mit sonderpädagogischen<br />
Förderbedarf. Der<br />
Unterricht soll dabei durchgehend<br />
im Zweilehrersystem durch eine Regel-<br />
und eine Förderschullehrkraft<br />
erfolgen. Erforderlich sei zudem<br />
eine vorlaufende Qualifizierungsoffensive<br />
für die Lehrkräfte unter<br />
Anrechnung auf die Unterrichtszeit.<br />
Dorothea Schäfer abschließend: „In<br />
vielen Schulen des Landes gibt es integrative<br />
Maßnahmen, die personell<br />
erheblich unterbesetzt sind, bis hin<br />
zu Einzel integrationen bei denen<br />
einmal in der Woche die Förderschullehrerin<br />
vorbei kommt. Das<br />
vorgelegte Eckpunktepapier wirkt da<br />
alles andere als ermutigend. Kolleginnen<br />
und Kollegen in den Förderschulen<br />
und den allgemeinen Schulen<br />
werden mit der Veränderung<br />
ihres Arbeitsplatzes allein gelassen.“<br />
Nordrhein-Westfalen hat im Ländervergleich<br />
Aufholbedarf bei der<br />
Inklusion. Während im Schuljahr<br />
2010/2011 bundesweit bereits<br />
22,3 Prozent der verhaltensauffälligen,<br />
lern- oder körperbehinderten<br />
Schüler eine reguläre Schule<br />
besuchten, waren es in Nordrhein-<br />
Westfalen lediglich 16,1 Prozent.<br />
Auch in Nordrhein-Westfalen<br />
allerdings steigt der Inklusionsanteil.<br />
Ein Jahr zuvor waren lediglich<br />
15,5 Prozent der Förderschüler<br />
inklusiv unterrichtet worden.<br />
Die Zahlen hat Bildungsökonom<br />
Prof. Klaus Klemm im Auftrag der<br />
Bertelsmann Stiftung errechnet.<br />
Deutschland hat sich verpflichtet,<br />
Kinder mit und ohne Förderbedarf<br />
künftig gemeinsam zu unterrichten.<br />
Die Abkehr vom derzeitigen<br />
Sonderschulsystem schreibt eine<br />
UN-Konvention vor, die vor drei<br />
Jahren (26. März 2009) in Kraft<br />
trat. Besonderen Förderbedarf<br />
haben in Deutschland rund eine<br />
halbe Million Schüler. Dies sind<br />
6,4 Prozent der gesamten Schülerschaft.<br />
In Nordrhein-Westfalen ist<br />
die Förderquote höher. Hier haben<br />
6,5 Prozent der Schüler (117.399)<br />
besonderen Förderbedarf.<br />
Der bundesweite Trend zeigt ebenso<br />
wie in Nordrhein-Westfalen steigende<br />
Inklusionsanteile: Im Schuljahr<br />
2010/2011 ist der Anteil der<br />
Schüler mit Förderbedarf, die keine<br />
separate Förderschule besuchen,<br />
gegenüber dem Vorjahr von 20,1 auf<br />
22,3 Prozent gestiegen. Spitzenreiter<br />
bei der Inklusion ist Schleswig-<br />
Holstein. Hier gehen 49,9 Prozent<br />
aller lern- oder körperbehinderten<br />
Schüler auf eine reguläre Schule.<br />
Auch Berlin und Bremen weisen<br />
INKLUSION<br />
Konkreter Bedarf<br />
für inklusive Schulen berechnet<br />
Klemm-Gutachten im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung<br />
einen Inklusionsanteil von mehr<br />
als 40 Prozent auf. Eine besonders<br />
hohe Dynamik verzeichnet Hamburg.<br />
Innerhalb eines Schuljahres<br />
ist der Inklusionsanteil um über<br />
die Hälfte gestiegen, von 16,2 auf<br />
24,4 Prozent. Hinter NRW liegen<br />
nur noch Hessen (14,8 Prozent)<br />
und Schlusslicht Niedersachsen, wo<br />
lediglich 8,5 Prozent der Förderschüler<br />
inklusiv unterrichtet werden.<br />
„Inklusion wird mittelfristig zur<br />
Normalität an deutschen Schulen.<br />
Das stellt die Schulen vor riesige<br />
Herausforderungen, die sie nur<br />
mit genügend gut ausgebildetem<br />
Personal bewältigen können“, sagte<br />
Jörg Dräger, Vorstandsmitglied<br />
der Bertelsmann Stiftung. Begrüßenswert<br />
sei der Grundgedanke<br />
der Inklusion auch, weil auf einer<br />
Förderschule die Aussichten auf<br />
einen Schulabschluss nur gering<br />
sind. Über 75 Prozent der Förderschüler,<br />
die separat unterrichtet<br />
werden, erlangen nicht den Hauptschulabschluss.<br />
„Der vermeintliche<br />
Schutzraum hat sich für viele als<br />
Isolationsfalle entpuppt“, sagte Dräger.<br />
Wenn das Ziel erreicht werden<br />
solle, die Zahl der Hauptschulabbrecher<br />
in Deutschland zu halbieren,<br />
führe der Weg nur über eine<br />
Reform des Sonderschulsystems.<br />
Umstritten war bislang, welche<br />
personelle Ausstattung inklusive<br />
Schulen benötigen, um alle Kinder<br />
angemessen zu fördern. Mit der<br />
neuen Studie der Bertelsmann Stiftung<br />
liegt nun erstmals eine Berechnung<br />
vor, die den konkreten Bedarf<br />
benennt. Für Nordrhein-Westfalen<br />
würde ein Umbau des Schulsystems<br />
auf Inklusion vergleichsweise<br />
günstig, weil aufgrund sinkender<br />
SEITE 9<br />
Schülerzahlen im kommenden<br />
Jahrzehnt eine erhebliche demographische<br />
Rendite zu erwarten ist.<br />
Trotzdem bliebe unter dem Strich<br />
ein Mehrbedarf von 1.339 Lehrern.<br />
Umgerechnet bedeutet das im<br />
Vergleich zum Schuljahr 2009/2010<br />
zusätzliche Kosten von jährlich rund<br />
95,1 Millionen Euro, die in voller<br />
Höhe ab dem Schuljahr 2020/21<br />
anfallen. In seiner Berechnung<br />
geht Prof. Klemm davon aus, dass<br />
die bisherige Förderung der behinderten<br />
und verhaltensauffälligen<br />
Kinder vom Umfang her künftig<br />
auch in Regelschulen geleistet wird.<br />
„Inklusion ist notwendig und bezahlbar.<br />
Aber sie wird dort scheitern,<br />
wo Länder sie als Sparmodell<br />
betrachten“, sagte Dräger. Das Geld<br />
und die Stellen, die an bisherigen<br />
Förderschulen frei werden, seien<br />
nicht ausreichend, sofern der Umfang<br />
der Förderung nicht reduziert<br />
werden soll. Eine hinreichende<br />
Personalausstattung der Schulen mit<br />
Lehrern, Sonderpädagogen, Psychologen<br />
und Therapeuten sei – neben<br />
dem durchgängigen pädagogischen<br />
Prinzip der individuellen Förderung<br />
– die wichtigste Voraussetzung für<br />
den Erfolg und die Akzeptanz von<br />
Inklusion. Umfragen der Bertelsmann<br />
Stiftung in jüngerer Zeit<br />
hatten gezeigt, dass bei Lehrern<br />
und Eltern die Skepsis gegenüber<br />
Inklusion nach wie vor groß ist.<br />
„Nur wenn alle Schüler vom gemeinsamen<br />
Lernen profitieren, wird<br />
inklusiver Unterricht den nötigen<br />
Rückhalt erfahren“, sagte Dräger.<br />
Die Studie von Prof. Klemm<br />
finden Sie unter<br />
www.bertelsmann-stiftung.de.
INKLUSION INKLUSION<br />
KÖLNER STADT-ANZEIGER 19. März <strong>2012</strong><br />
Zwei Lehrerinnen pro Klasse: gemeinsamer Unterricht und individuelle Förderung an der Gesamtschule Höhenberg Foto: Christoph Hennes<br />
SEITE 10<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Wir dokumentieren aus dem<br />
letzten Jahrbuch zur Schulentwicklung<br />
einen Ausschnitt aus<br />
dem Aufsatz „ Separation oder<br />
Inklusion“ von Ulf Preuss-Lausitz,<br />
in dem er die Entwicklung der<br />
sonderpädagogischen Förderung<br />
im Kontext der allgemeinen<br />
Schulentwicklung analysiert.<br />
Wir haben auf die angegebenen<br />
Literaturhinweise für die Zitate<br />
verzichtet, da wir die umfangreiche<br />
Literaturliste nicht<br />
mit abdrucken. Auf Wunsch<br />
schicken wir eine Kopie zu.<br />
Die Zuschreibung „Behinderung“<br />
ist nicht notwendig identisch<br />
mit „sonderpädagogischer<br />
Förderbedarf “. Die Kategorie<br />
Behinderung (oder drohende<br />
Behinderung) ist zumeist mit<br />
Leistungen der Krankenkassen,<br />
der öffentlichen Verkehrssysteme,<br />
der Sozialämter, der Arbeitsagentur<br />
oder kultureller Einrichtungen<br />
verbunden. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
definiert<br />
disability als Wechselverhältnis<br />
von impairment (Schädigung),<br />
activity (Leistungsminderung,<br />
Schwierigkeiten bei der<br />
Aktivität) und participation<br />
(Teilhabe im gesellschaftlichen<br />
Leben) (WHO 2010). „Ökosystemische<br />
Behinderung“ in<br />
diesem Sinn liegt vor, wenn<br />
„ein Mensch mit einer Schädigung<br />
oder Leistungsminderung<br />
ungenügend in sein vielschichtiges<br />
Mensch-Umfeld-System<br />
integriert ist“, weil das Umfeld<br />
die Schädigung als Grund für<br />
sozialen Ausschluss wählt. Das,<br />
so stellt die UN-Konvention<br />
klar, ist menschenrechtswidrig.<br />
In der Sprache der deutschen<br />
Bildungsverwaltung gibt es jedoch<br />
seit 1994 nur noch Kinder<br />
mit „sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf “. Auch wird nicht<br />
mehr, wie jahrzehntelang zuvor<br />
„Sonderschulbedürftigkeit“<br />
definiert - der Lernort soll nicht<br />
mehr als Eigenschaft des Kindes<br />
gelten. Das „sprachbehinderte“<br />
Kind ist heute ein „Kind mit<br />
Förderschwerpunkt Sprache“, der<br />
„Lernbehinderte“ ist ein „Kind<br />
mit Förderschwerpunkt Lernen“<br />
usw. Absicht des Begriffswechsels<br />
ist es, die mit dem „Behindertenbegriff<br />
“ (angeblich) verbundene<br />
Diskriminierung zu vermeiden<br />
SEITE 11<br />
Begriffsprobleme<br />
als Dauerzustand<br />
und von einer sehr individualistischen,<br />
defizitorientierten,<br />
medizinisch orientierten Begrifflichkeit<br />
zu einem pädagogischen<br />
und das konkrete Umfeld mit<br />
einbeziehenden Verständnis zu<br />
kommen. In der Lehrersprache<br />
wie in der Öffentlichkeit werden<br />
häufig die alten oder beide<br />
Begrifflichkeiten genutzt.<br />
Diejenige, die den „sonderpädagogischen<br />
Förderbedarf “ in der<br />
Schule feststellen, meist Sonderpädagogen,<br />
zuweilen auch Psychologen<br />
und Mediziner, müssen<br />
in der Regel einen dominanten<br />
„Förderschwerpunkt“ festlegen,<br />
auch wenn häufig Mehrfachbeeinträchtigungen<br />
vorliegen.<br />
Dieser Zwang, überhaupt einen<br />
„Förderschwerpunkt“ zu benennen,<br />
ist nicht überzeugend: Aus<br />
der diagnostischen Feststellung
Einladung<br />
Supervision für<br />
Lehrerinnen und Lehrer<br />
Lehrerinnen und Lehrer<br />
empfinden sich oft als Einzel kämpfer<br />
und sind bemüht, Schwierigkeiten<br />
allein und fehlerfrei zu bewältigen.<br />
Ob Unsicherheit, Unzufriedenheit mit<br />
sich selbst, Probleme im Umgang mit<br />
Schüler/innen oder mit der Schulleitung<br />
– mit ihren beruflichen Sorgen bleiben<br />
Lehrerinnen und Lehrer häufig allein.<br />
Insbesondere Referendare und<br />
Berufsanfänger fühlen sich häufig einem<br />
hohen Erwartungsdruck ausgesetzt und<br />
stehen im Rahmen ihrer dienst lichen<br />
Beurteilungen in einem besonderen<br />
Abhängigkeitsverhältnis. Aber auch<br />
das Gefühl, von den Kollegen als<br />
„Anfänger“ kritisch beäugt zu werden,<br />
führt oft zu Unsicherheiten und<br />
Belastungen. Gerade auch für diese<br />
Gruppe soll das Supervisionsangebot der<br />
<strong>GEW</strong> eine Unterstützung darstellen.<br />
Die <strong>GEW</strong> bietet zwei Supervisionsgruppen<br />
an, die sich alle<br />
3-4 Wochen jeweils dienstags<br />
bzw. donnerstags treffen.<br />
Die Termine werden mit den<br />
Teilnehmern und dem Supervisor<br />
jeweils für 4 Termine<br />
beim 1. Treffen vereinbart.<br />
Kosten für 4 Termine:<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder 40 Euro<br />
(Nichtmitglieder 80 Euro)<br />
Moderiert werden die Gruppen von<br />
Frank Schneider<br />
(Systemischer Supervisor<br />
(SG) und IBSO-Köln).<br />
Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
Köln<br />
INKLUSION INKLUSION<br />
„Förderschwerpunkt Lernen“,<br />
„emotionale und soziale Entwicklung“<br />
oder „Förderschwerpunkt<br />
körperliche und motorische<br />
Entwicklung“ ergeben sich<br />
keinerlei zwingenden inhaltlichdidaktischen<br />
Folgerungen, die<br />
sich aus einer „Lernbehindertenpädagogik“,<br />
einer „Verhaltensgestörtenpädagogik“<br />
oder „Körperbehindertenpädagogik“<br />
ableiten<br />
ließen. Auch eine scheinbar<br />
„harte“(also eindeutige) Definition<br />
wie „Förderschwerpunkt<br />
geistige Entwicklung“ klärt<br />
nicht, welche konkrete Entwicklungs-<br />
und Lernunterstützung<br />
Anna oder Alex brauche. […]<br />
Hinzu kommt, dass die Feststellung<br />
eines zusätzlichen Fördebedarfs<br />
eng mit der gesellschaftlichen<br />
Definition von „normal“,<br />
„normabweichend“ „gesund“<br />
oder „auffällig“ zusammenhängt.<br />
[…] Auch heute ist die Frage,<br />
wie hoch der Anteil behandlungsbedürftiger<br />
Kinder etwa<br />
bei Übergewicht, Schulangst,<br />
Verhaltensstörung usw. ist, bei<br />
Medizinern, Psychologen oder<br />
Psychiatern höchst umstritten<br />
– und deren Schlussfolgerungen<br />
für schulische (sonderpädagogische)<br />
Fördermaßnahmen<br />
nicht immer überzeugend.<br />
Aufgrund des nicht nur begrifflichen<br />
Dilemmas hat sich<br />
die englischsprachige Fachwelt<br />
darauf verständigt, bei Kindern,<br />
die zeitweilig oder längerfristig<br />
SEITE 12<br />
zusätzliche unterrichtliche Unterstützung<br />
brauchen sowohl von<br />
Lehrkräften als auch zuweilen<br />
von Betreuern oder Therapeuten)<br />
nicht mehr von „students with<br />
handicapes“ , sondern nur noch<br />
von „students with special educational<br />
needs“ (abgekürzt SEN)<br />
zu sprechen und dann individuelle<br />
Förderung festzulegen.<br />
Der Wandel der Begriffe, die<br />
ihren historischen Ausgangspunkt<br />
bei medizinischen Fachbegriffen<br />
hatten, ist nicht nur<br />
ein Problem der Theorie und der<br />
damit verbundenen Pädagogik<br />
bzw. Fördern. Er hängt mit der<br />
Frage zusammen, welche Kinder<br />
überhaupt sonderpädagogischen<br />
„Bedarf “ haben und welche<br />
(meist personellen) Mittel damit<br />
verbunden sind. Von dieser<br />
Feststellung hing historisch die<br />
verpflichtende Überweisung<br />
in eine Sonderschule ab – eben<br />
weil damit zugleich die „Sonderschulbedürftigkeit“<br />
verbunden<br />
war. Seit jedoch zunehmend<br />
auch innerhalb der Regelschulen<br />
zusätzliche (sonderpädagogische)<br />
Unterstützung zugelassen wird,<br />
ist die Hemmschwelle der Zuschreibung<br />
geringer geworden;<br />
das Kind muss ja nicht mehr die<br />
Schule wechseln, Schulweg und<br />
Freunde bleiben gleich. Die Zuschreibung<br />
des „sonderpädagogischen<br />
Förderbedarfs“ wird eine<br />
umstrittene Ressourcenfrage. […]<br />
Quelle: www.eine-schulefuer-alle.info<br />
Eltern behinderter Kinder werfen<br />
den NRW-Kommunalverbänden<br />
vor, die Debatte um die Einführung<br />
eines inklusiven Bildungssystems<br />
zu missbrauchen. „Unter<br />
dem Stichwort der Konnexität<br />
(„wer den politischen Beschluss<br />
trifft, muss die Folgekosten finanzieren“)<br />
versuchen die Spitzenverbände<br />
nun, die gesamten Kosten<br />
für die Bildung von Schülern<br />
mit Behinderung auf das Land<br />
abzuwälzen“, kritisiert der Vorsitzende<br />
der LAG Gemeinsam<br />
leben - gemeinsam lernen NRW,<br />
Bernd Kochanek, „darunter viele<br />
Leistungen, die sie für die gleichen<br />
Schüler in den Förderschulen<br />
bisher klaglos bezahlen“. Die<br />
Geschäftsführer des Städtetags,<br />
des Städte- und Gemeindebundes<br />
und des Landkreistags hatten im<br />
Januar am Rande der Landtagsanhörung<br />
zum NRW-Haushalt<br />
<strong>2012</strong> gefordert, dass das Land<br />
in Sachen Inklusion „alle Kosten“<br />
übernehme. Nicht nur die<br />
Lehrer sollen nach Meinung der<br />
Verbände aus Düsseldorf bezahlt<br />
werden, sondern auch Integrationshelfer,<br />
spezielle Lernmittel,<br />
die Schülerfahrtkosten und darüber<br />
hinaus sämtliche Umbauten<br />
für die Barrierefreiheit von<br />
Schulen. Die Eltern werfen den<br />
Verbänden ein falsches Spiel vor.<br />
„Hier wird schlichtweg ausgenutzt,<br />
dass sich die Öffentlichkeit<br />
in der komplizierten<br />
Finanzierung von Schulen<br />
nicht auskennt“, sagt die Vorsitzende<br />
des Elternvereins mittendrin<br />
e.V., Eva-Maria Thoms.<br />
„Die Kommunen und ihre<br />
Landschaftsverbände sind traditionell<br />
Träger aller Schulen,<br />
auch der Sonderschulen. Da<br />
kommt durch die Inklusion<br />
kein einziger Schüler neu<br />
dazu. Es ist überhaupt nicht<br />
schlüssig, warum Fahrtkosten,<br />
Integrationshelfer und Lernmittel,<br />
die die Kommunen<br />
heute an den Sonderschulen<br />
bezahlen, nun plötzlich<br />
Landesangelegenheit sein<br />
sollen, nur weil sie in Zukunft<br />
für die gleichen Schüler an den<br />
Regelschulen gebraucht werden.“<br />
Zum Teil sind dies Sozialhilfeleistungen<br />
und damit Pflichtaufgabe<br />
der Kommunen. „Wer<br />
so argumentiert, will politischen<br />
Streit erzeugen und den Aufbau<br />
eines inklusiven Schulsystems<br />
behindern“, schließt der LAG-<br />
Vorsitzende Bernd Kochanek.<br />
„Für den Aufbau eines inklusiven<br />
Bildungssystems sind nach<br />
der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
alle staatlichen Ebenen<br />
verantwortlich. Da müssen<br />
auch die Kommunen Ihren Teil<br />
leisten, und im Übrigen auch der<br />
Bund.“ Die Elternvereine fordern<br />
die Kommunalverbände auf,<br />
SEITE 13<br />
Konnexität<br />
Falsches Spiel mit Kosten<br />
von nun an konstruktiv an der<br />
politischen Umsetzung der UN-<br />
Behindertenrechtskonvention<br />
mitzuwirken. „Wir sind es leid,<br />
dass das Recht unserer Kinder<br />
auf inklusive Bildung von jeder<br />
Interessengruppe instrumentalisiert<br />
wird, um sich irgendwelche<br />
Vorteile zu verschaffen“, sagt Ingrid<br />
Gerber, die Vorsitzende von<br />
Gemeinsam leben - Gemeinsam<br />
lernen Bonn e.V. „Als Betroffene,<br />
aber auch als Steuerzahler ist es<br />
uns herzlich egal, aus welcher<br />
Tasche uns das Geld genommen<br />
wird, mit dem inklusive Bildung<br />
finanziert wird. Kommunen und<br />
Land mögen ihre Finanzverteilung<br />
diskutieren, aber nicht auf<br />
dem Rücken unserer Kinder!“
Erkämpfter Tarifabschluss<br />
Tarifrunde <strong>2012</strong><br />
von Hildegard Merten<br />
Die Tarifrunde für die Beschäftigten<br />
bei Bund und Kommune<br />
(TVöD) ist, unterstützt von zwei<br />
großen Warnstreiks in Köln,<br />
beendet. Das Verhandlungsergebnis<br />
betrifft nicht nur die Beschäftigten<br />
bei Bund und Kommunen<br />
wirksam, sondern es betrifft<br />
alle, die in ihrem Arbeitsvertrag<br />
den Bezug zum TVöD haben.<br />
Der Ablauf<br />
Ende Februar wurde nach<br />
Diskussion der Beschäftigten<br />
(in Köln am 13. Januar <strong>2012</strong>)<br />
von den Tarifkommissionen von<br />
ver.di und <strong>GEW</strong> die Struktur<br />
und die Höhe der Gehaltsforderungen<br />
für die Tarifrunde <strong>2012</strong><br />
beschlossen: 6,5 %, mindestens<br />
aber 200 Euro. An einer Erhöhung<br />
der Gehälter war den<br />
meisten KollegInnen aus unserem<br />
Organisationsbereich, den<br />
TARIFPOLITIK TARIFPOLITIK<br />
Beschäftigten in den städtischen<br />
Einrichtungen, am meisten gelegen.<br />
Für sie gilt das gleiche wie<br />
für den gesamten öffentlichen<br />
Dienst: über Jahre waren sie von<br />
der allgemeinen Lohnentwicklung<br />
abgekoppelt, nicht einmal<br />
die Inflationsverluste konnten sie<br />
ausgleichen. Und das bei den ohnehin<br />
geringen Einkommen. Den<br />
Nachholbedarf wenigsten teilweise<br />
auszugleichen schien wegen<br />
der frühzeitig einsetzenden<br />
Klagen der Arbeitgeber über die<br />
„leeren Kassen der Kommunen“<br />
nicht einfach zu werden. Es<br />
wurde deshalb mit schwierigen<br />
langwierigen Verhandlungen und<br />
Kampfmaßnahmen gerechnet.<br />
Am 6. März startete die Tarifrunde<br />
mit einem ganztägigen<br />
Warnstreik. Ver.di hatte in<br />
Köln „alles was Beine hat“ und<br />
bei der Stadt Köln beschäftigt<br />
SEITE 14<br />
ist, zum Streik aufgerufen, von<br />
den Kölner Theatern, über die<br />
Entsorgungsbetriebe, die KVB<br />
bis hin zu den Kitas. Aus unserem<br />
Organisationsbereich<br />
waren es die <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />
aus den städtischen Kitas, die<br />
zu nahezu 100 % gemeinsam<br />
mit den Ver.di - KollegInnen<br />
auf dem Heumarkt standen.<br />
Am 21. März folgte der zweite<br />
Streik. Das „Einzugsgebiet“<br />
wurde erweitert und es kamen<br />
die KollegInnen aus dem<br />
Kölner Umland dazu. Auch<br />
die Beschäftigten des Bundes<br />
beteiligten sich an den Streiks.<br />
Die Stimmung auf dem Kölner<br />
Heumarkt signalisierte eine<br />
ungebrochene Streikbereitschaft.<br />
Am 28. und 29.3. wurden die<br />
Verhandlungen planmäßig<br />
fortgesetzt und als sich diese bis<br />
in den späten Abend hinzogen,<br />
schien ein Abschluss möglich.<br />
Wäre da nicht kurz vorher das<br />
Urteil des Bundesarbeitsgerichts<br />
verkündet worden, das allen<br />
Beschäftigten, für die der TVöD<br />
gilt, einen Urlaubsanspruch von<br />
30 Tagen zubilligt. Eine junge<br />
Kollegin hatte auf Gleichbehandlung<br />
mit ihren älteren Kollegen<br />
geklagt und Recht bekommen.<br />
Dies hat die Verhandlungen<br />
verkompliziert, weil der erhöhte<br />
Urlaubsanspruch für die jüngeren<br />
Beschäftigten von den<br />
Arbeitgebern als Kostenfaktor<br />
mit in die Tarifverhandlungen<br />
eingebracht wurde. Am 31. März<br />
kam es dann doch zur Einigung.<br />
Die Ergebnisse<br />
Gehaltserhöhungen in drei Stufen<br />
Zum 1. März <strong>2012</strong> um 3,5<br />
%, zum 1. Januar 2013 weiter<br />
um 1,4 % und zum 1. August<br />
2013 weiter um 1,4 %. Das<br />
entspricht auf 2 Jahr gerechnet<br />
einer tabellenwirksamen Erhöhung<br />
um insgesamt 6,42%.<br />
Die kompletten Tabellen für<br />
alle Entgeltgruppen und -stufen<br />
sind im Netz nachzulesen<br />
unter: www.gew-koeln.de /<br />
Arbeit und Recht / Tarifpolitik<br />
Das Praktikantengehalt<br />
Dieses erhöht sich ab 1. März<br />
<strong>2012</strong> um 50 Euro, ab 1. August<br />
2013 um 40 Euro.<br />
Geänderter Jahresurlaub<br />
Zum 1. Januar 2013 (!) tritt<br />
eine neue Urlaubsregelung in<br />
Kraft. Sie sieht eine Urlaubsdauer<br />
von 29 Arbeitstagen vor<br />
und 30 Arbeitstage für alle<br />
Beschäftigten, die das 55. Lebensjahr<br />
vollendet haben.<br />
Besitzstandswahrend behalten<br />
SEITE 15<br />
alle, die bis zum 31.12.<strong>2012</strong> ihren<br />
40. Geburtstag feiern können,<br />
ebenfalls weiterhin 30 Tage.<br />
Für das Jahr <strong>2012</strong> erhalten<br />
aufgrund der Umsetzung der Gerichtsentscheidung<br />
alle Beschäftigten<br />
30 Arbeitstage Urlaub.<br />
(Siehe dazu den Artikel „Der<br />
Urlaub“ auf der Seite XY mit<br />
einem Hinweis auf einen Musterantrag<br />
unter www.gew-koeln.<br />
de/Arbeit und Recht/Urlaub)<br />
Am 17. April bewerten die<br />
Kölner Mitglieder, gemeinsam<br />
mit Claudia Mäker, die die<br />
als Mitglied der Tarifkommission<br />
aus erster Hand berichten<br />
kann, das Ergebnis. Zeitgleich<br />
befragt die <strong>GEW</strong> ihre kommunal-<br />
und bundesbeschäftigten<br />
Mitglieder, ob sie dem Tarifkompromiss<br />
zustimmen.
Studentische Hilfskräfte in NRW<br />
Hochschulpersonal ohne Tarifvertrag und Vertretung<br />
von Naoual Kailouli,<br />
Hochschulinformationsbüro<br />
(HIB) Köln<br />
Bedingungen<br />
In NRW arbeiten ca. 30.000 Studierende<br />
als studentische Hilfskräfte.<br />
Die Arbeits bedingungen<br />
der Hilfskrafttätigkeiten fallen<br />
nicht unter den Geltungsbereich<br />
der Tarifverträge des öffentlichen<br />
Dienstes, sondern werden von der<br />
Hochschule in Abhängigkeit von<br />
den Richtlinien der Tarifgemeinschaft<br />
deutscher Länder (TdL)<br />
vorgegeben. Die Arbeitsbedingungen<br />
von studentischen Hilfskräften<br />
erfüllen arbeitsrechtlich nur die<br />
Mindeststandards. Vor allem sind<br />
die oft unsicheren Aussichten auf<br />
eine Weiterbeschäftigung für die Semesterferien<br />
oder das Folgesemester<br />
und generell die kurzen Fristverträge<br />
kritisch zu bewerten. So wird beispielsweise<br />
an der Uni Köln lediglich<br />
eine Vertragslaufzeit von mindestens<br />
drei Monaten vorgegeben.<br />
Diskussion<br />
Im Zuge des geänderten Landespersonalvertretungsgesetzes<br />
(LPVG)<br />
letzten Jahres schlug Wissenschaftsministerin<br />
Svenja Schulze vor „eine<br />
adäquate Interessens vertretung für<br />
die zahlreichen studentischen Hilfskräfte“<br />
angehen zu wollen. Dazu<br />
müsste das Hochschulgesetz novelliert<br />
werden. Die FDP Fraktion des<br />
Landtages stellte am 20.09.2011<br />
einen Antrag, bei dem die Einrichtung<br />
einer Personalvertretung<br />
für die studentischen Hilfskräfte<br />
abgelehnt wurde, um bürokratische<br />
Belastungen nicht zu stärken und<br />
das Ansehen von Hilfsstellen bei<br />
HIB<br />
Studierenden nicht zu schwächen.<br />
Am 20.01.<strong>2012</strong> fand im Landtag ein<br />
Sachverständigengespräch des Wissenschaftsausschusses<br />
zum Thema<br />
„Attraktivitätsverlust von studentischen<br />
Hilfskraftstellen vermeiden“<br />
statt. Die Stellungnahmen der Sachverständigen<br />
(u. a. AStA Uni Köln,<br />
LASS <strong>GEW</strong>) zum Antrag der FDP<br />
widersprechen diesem größtenteils.<br />
Lediglich ein Vertreter der Fakultät<br />
für Wirtschaftswissenschaften der<br />
Uni Paderborn äußert Bedenken in<br />
der Hinsicht, dass wegen der Entwicklung<br />
und der z. T. unsicheren<br />
Drittmittelfinanzierung von Forschungsprojekten,<br />
„eine ausgeprägte<br />
personalrechtliche Mitbestimmung<br />
von studentischen Hilfskräften<br />
[…] zwangsläufig zu einer Bürokratisierung,<br />
einer Verzögerung und<br />
damit zu Wettbewerbsnachteilen<br />
führen“ würde. (Hier wird ein<br />
wesentlicher Kritikpunkt, die unsichere<br />
Drittmittelfinanzierung von<br />
Projekten, einfach hingenommen.)<br />
Folgender Konsens lässt sich<br />
aus den übrigen Stellungnahmen<br />
entnehmen:<br />
studentische Hilfskräfte müssen<br />
als ArbeitnehmerInnen<br />
wahrgenommen werden<br />
eine Personalvertretung für sie ist<br />
einzurichten, um die Aufsicht der<br />
Einhaltung ihrer Rechte zu sichern<br />
und ihre Interessen zu vertreten<br />
ein landesweiter Tarifvertrag für<br />
studentische Hilfskräfte mit einer<br />
u. a. angemessenen Regelung der<br />
Vergütung und Vertragslaufzeit<br />
sollte entwickelt werden<br />
Im Oktober letzten Jahres gründeten<br />
Mitglieder des AStA der Ruhr<br />
Universität Bochum, des Netzwerks<br />
Wissenschaftsnachwuchs e. V. und<br />
SEITE 16<br />
der <strong>GEW</strong> (LASS) die „Tarifini<br />
NRW“, die sich für die Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen für<br />
studentische Hilfskräfte einsetzt.<br />
Berliner Modell<br />
Betrachtet man den Geltungsbereich<br />
des LPVG in NRW mit den<br />
Bedingungen zur Personalratswahl,<br />
so ist der Aufbau eines Personalrates<br />
für studentische Hilfskräfte zunächst<br />
schwierig und nicht möglich.<br />
Die eingangs geschilderten Bedingungen<br />
signalisieren dennoch die<br />
Notwendigkeit eines Personalrats<br />
und Tarifvertrags. Die Regelungen<br />
in Berlin zeigen vorbildlich, wie<br />
es schon seit langem funktionieren<br />
kann, denn dort gibt es einen<br />
eigenständigen Personalrat und<br />
einen geltenden Tarifvertrag für<br />
studentisches Hochschulpersonal.<br />
Der erste Tarifvertrag für studentische<br />
Beschäftigte in Berlin kam<br />
schon 1981 zustande. Mitglieder<br />
des Personalrates für studentische<br />
Beschäftigte einer Hochschule<br />
werden für ein Jahr gewählt.<br />
Weitere Informationen:<br />
TarifIni NRW: http://www.<br />
vvwn.de/?page=tarifini-nrw<br />
<strong>GEW</strong> Ratgeber- Studentische und<br />
wissenschaftliche Hilfskräfte an<br />
Hochschulen: http://www.gewkoeln.de/02/web03/gew/geschaeftsstelle/materialien/hiwihoch.pdf<br />
Zur Geschichte der Tarifverträge<br />
(in Berlin):<br />
http://www.tu-berlin.de/prsb/menue/<br />
stellenausschreibungen/tarifvertrag/<br />
Personalratswahl <strong>2012</strong><br />
Die erfolgreiche Arbeit des Personalrats<br />
Grundschule in Köln fortsetzen<br />
von Wolfgang Raabe, Vorsitzender des örtlichen<br />
Personalrats Grundschule in Köln<br />
In den vergangenen vier Jahren hat der von der <strong>GEW</strong><br />
geführte Grundschulpersonalrat die Interessen<br />
und Belange aller Beschäftigten an Grundschulen<br />
(GrundschullehrerInnen, FörderschullehrerInnen im<br />
GU, SozialpädagogInnen, HSU-LehrerInnen, LAAs)<br />
engagiert und mit Nachdruck vertreten,<br />
Wichtiger Teil unserer Arbeit war die umfassende<br />
und kompetente Beratung zahlreicher Kolleginnen<br />
und Kollegen • in guter Kooperation mit der <strong>GEW</strong>-<br />
Rechtsschutzstelle in Köln • zu schulrechtlichen Fragen<br />
und allen Problemen am Arbeitsplatz Schule.<br />
Durch regelmäßig erscheinende Personalratsinfos<br />
haben wir alle KollegInnen in Grundschulen über<br />
wichtige und aktuelle Themen informiert. Auf Initiative<br />
der <strong>GEW</strong> wurde ein Runder Tisch für Lehrerräte<br />
eingerichtet, bei dem alle 2 bis 3 Monate über wichtige<br />
und dringende Fragen der Lehrerratsarbeit beraten und<br />
sich ausgetauscht wurde.<br />
Die Teilnahme an Personalversammlungen konnte<br />
durch Schwerpunktreferate zu Themen wie VerA,<br />
Inklusion oder Rechte der Lehrerkonferenz in den<br />
letzten 3 Jahren erheblich gesteigert werden.<br />
Diese für alle KollegInnen verlässliche und<br />
kompetente Interessenvertretung wollen wir auch<br />
in den nächsten vier Jahren fortsetzen! Daher<br />
kandidieren auf der <strong>GEW</strong>-Liste für den örtlichen<br />
Personalrat Grundschule in Köln erfahrene <strong>GEW</strong>-<br />
PersonalrätInnen sowie weitere engagierte KollegInnen<br />
aus Kölner Grundschulen, darunter zahlreiche<br />
GrundschullehrerInnen, SonderpädagogInnen<br />
im GU, HSU-LehrerInnen, SozialpädagogInnen,<br />
BeamtInnen und Angestellte. Das bedeutet, dass alle<br />
Beschäftigtengruppen in der Grundschule auf unserer<br />
Liste personell vertreten sind.<br />
SEITE 17<br />
Wolfgang Raabe<br />
Grüneberg-Schule,<br />
GGS Kapitelstraße,<br />
Schulleiter<br />
Isabell Gödde-Werth<br />
GGS Freiligrathstraße,<br />
Grundschullehrerin,<br />
Fachleiterin<br />
Martina Schütte<br />
GGS Hohe Straße,<br />
Förderschullehrerin<br />
im GU<br />
Claudia Weber<br />
GGS Weimarer Straße,<br />
Grundschullehrerin
Kathrin Schürmann<br />
GGS Kirchweg,<br />
Grundschullehrerin<br />
Thomas Ridder-Padberg<br />
GGS Görlinger Zentrum,<br />
Sozialpädagoge<br />
Angelika Johann<br />
KGS Altonaer Straße,<br />
Grundschullehrerin<br />
Ali Dogan<br />
KGS Bernkasteler Straße,<br />
Lehrer für<br />
herkunftssprachlichen<br />
Unterricht<br />
LISTE 2 LISTE 2<br />
SEITE 18<br />
Elke Hoheisel-Adejolu<br />
GGS Ketteler Straße,<br />
Grundschullehrerin<br />
Norma Kraft<br />
GGS Altonaer Straße,<br />
Grundschullehrerin<br />
Regina Reisenauer<br />
GGS Lindenbornstraße,<br />
Grundschullehrerin<br />
Elke Warrelmann<br />
Vertretungsreserve SAB 2,<br />
Grundschullehrerin<br />
Katharina Wollenschein<br />
GGS Nibelungenstraße,<br />
Grundschullehrerin<br />
Anke Bieberstein<br />
GGS Weimarer Straße,<br />
Grundschullehrerin<br />
Silke Knabel<br />
GGS Görlinger Zentrum,<br />
Förderschullehrerin im GU<br />
Julia Pütz<br />
GGS Poller Hauptstraße,<br />
Grundschullehrerin<br />
SEITE 19<br />
Ihre <strong>GEW</strong>-Personalräte werden Sie weiterhin zuverlässig<br />
unterstützen und bei Konflikten im Schulalltag qualifiziert<br />
beraten. Wir helfen Ihnen, Ihre Anliegen, Interessen und<br />
Rechte besser durchzusetzen. <strong>GEW</strong>-Personalräte setzen sich<br />
unter anderem ein für:<br />
• Interessenvertretung gegenüber der Schulaufsicht und<br />
Begleitung zu Gesprächen mit der Schulaufsicht<br />
• gute Arbeitsbedingungen an Grundschulen (gesunder<br />
Arbeitsplatz, Lärmreduzierung etc.)<br />
• schrittweise Senkung der Pflichtstunden<br />
• keine Klasse über 20 Kinder<br />
• Erhöhung der Anrechnungsstunden für das Kollegium auf<br />
mindestens 10 Stunden<br />
• Anrechnungsstunden für Lehrerräte und<br />
Ansprechpartnerinnen für Gleichstellung<br />
• Erhöhung der Vertretungsreserve auf 7%<br />
• Recht auf Fortbildung auch während der Unterrichtszeit<br />
• Weiterführung der Altersteilzeit für beamtete<br />
und tarifbeschäftigte LehrerInnen<br />
• 20 SchülerInnen in inklusiv arbeitenden Klassen bei<br />
maximal 5 SchülerInnen mit Förderbedarf<br />
• durchgängige Doppelbesetzung bei Klassen mit<br />
gemeinsamem/inklusivem Unterricht<br />
• Finanzierung von zusätzlichem Lern-, Förder- und<br />
Unterstützungsmaterial in Klassen mit gemeinsamem/<br />
inklusiven Unterricht<br />
• Entlastung von zusätzlichen Aufgaben (z.b. Delfin 4)<br />
• Abschaffung der Vergleichsarbeiten (VerA)<br />
• Entlastung der Teilzeitbeschäftigten<br />
• Einstellung von SozialpädagogInnen an allen<br />
Grundschulen<br />
• zusätzliche feste Stellen für Lehrkräfte im<br />
herkunftssprachlichen Unterricht<br />
• Aufhebung der finanziellen Benachteiligung von<br />
angestellten LehrerInnen durch gleichen Lohn für gleiche<br />
Arbeit<br />
• eine mit qualifiziertem Personal und räumlich gut<br />
ausgestattete gebundene Ganztagsschule<br />
• Elternsprechtage während der Unterrichtszeit<br />
Mit Ihrer Stimme wollen wir unsere erfolgreiche Arbeit für<br />
Sie fortsetzen!<br />
Bitte werben auch Sie bei Ihren KollegInnen dafür, bei der<br />
Personalratswahl am 13.Juni <strong>2012</strong> alle drei Stimmen (ÖPR,<br />
BPR, HPR) der <strong>GEW</strong> Liste 2 zu geben!
Perspektiven klären, Arbeitsplatz gestalten,<br />
Qualität sichern<br />
Wir aus Köln haben schon in der Zeit, als es noch die<br />
Örtliche Personalvertretung (ÖPR) für Förderschulen<br />
und Schulen für Kranke beim Schulamt gab, eng<br />
zusammengearbeitet.<br />
Doch nicht nur ein gewachsener Zusammenhalt, sondern<br />
auch vielfältige Erfahrungen in unseren unterschiedlichen<br />
Arbeitsschwerpunkten fließen gewinnbringend in die<br />
Fachgruppenarbeit Sonderpädagogische<br />
Berufe ein und tragen entscheidend dazu bei,<br />
dass wir als Personalratsmitglieder immer gut informiert<br />
sind.<br />
Ein wichtiges Thema ist der Inklusionsprozess, den wir<br />
in Eurem Interesse sehr kritisch begleiten. So stellte die<br />
Fachgruppe nach zahlreichen Gesprächen und einer<br />
intensiven Fachgruppensitzung einen Antrag zum<br />
Thema Inklusion an die diesjährige Personalversammlung.<br />
Dieser Antrag, den Ihr auf den folgenden Seiten nachlesen<br />
könnt, wurde nahezu einstimmig angenommen und an das<br />
Ministerium sowie die Landtagsabgeordneten weitergeleitet.<br />
Last, but not least unterstützt uns ein gut vernetzter und<br />
starker <strong>GEW</strong>-Stadtverband, um uns für Eure Interessen<br />
einzusetzen.<br />
Deshalb an dieser Stelle danke an:<br />
Hildegard Merten, Jutta Jilg u.a. für die Geschäftsstelle<br />
Christine Oberhäuser, Peter Havers und Kolleginnen aus<br />
der Rechtsberatung, die Vertretungen der Fachgruppen und<br />
Arbeitskreise, mit denen inhaltliche Überschneidungen<br />
im Sinne von Synergieeffekten genutzt werden können,<br />
alle Aktiven im Kölner Stadtverband, auf deren breit<br />
gefächertes Wissen wir jederzeit zurückgreifen können und<br />
besonders dem Geschäftsführenden Ausschuss, auf dessen<br />
Unterstützung wir uns jederzeit verlassen können.<br />
Gewinnbringende, langjährige und kontinuierliche<br />
Fachgruppenarbeit! Erfolg durch vielfältige Erfah-rungen in<br />
unterschiedlichen Dienstorten und Arbeitsschwerpunkten!<br />
Wahrung Eurer Interessen durch eine effektive und starke<br />
Vernetzung!<br />
Unter dem Motto: Perspektiven klären, Arbeitsplatz<br />
gestalten, Qualität sichern wollen wir uns als<br />
Personalratsmitglieder auch in den nächsten vier Jahren für<br />
Eure Interessen einsetzen.<br />
Macht von Eurem Wahlrecht Gebrauch<br />
und wählt <strong>GEW</strong> Liste 2!<br />
SEITE 20<br />
Marion Nowotny<br />
Seit 25 Jahren in der <strong>GEW</strong>, seit 16<br />
Jahren im (Bezirks-)Personalrat,<br />
seit 6 Jahren Vorsitzende des<br />
Personalrates. Ausgebildet im<br />
Förderschwerpunkt Geistige<br />
Entwicklung, als Lehrerin tätig an<br />
Förderschulen Sprache und Lernen<br />
Christiane Balzer<br />
Seit 27 Jahren aktives <strong>GEW</strong>-<br />
Mitglied, seit 12 Jahren im Vorstand<br />
der Fachgruppe Sonderpädagogische<br />
Berufe und Personalratsmitglied. Als<br />
Lehrerin tätig an der Förderschule<br />
Emotionale und soziale Entwicklung<br />
Lindweilerhof und im GU Sek. I an<br />
einer Realschule.<br />
Heiner Brokhausen<br />
Angestellter Lehrer an der<br />
Förderschule Emotionale und soziale<br />
Entwicklung Zülpicher Straße und<br />
dort seit 2000 Lehrerratsvorsitzender;<br />
mehrjährige Personalratstätigkeit<br />
in den ÖPR’s Duisburg und Köln;<br />
Arbeitsschwerpunkt u.a. Angestellte;<br />
seit 20 Jahren aktives <strong>GEW</strong>-Mitglied<br />
Heinz-Jürgen Kaiser<br />
Seit über 20 Jahren aktiv in der<br />
<strong>GEW</strong>; 5 Jahre Erfahrung in<br />
Personalratsarbeit; ausgebildet<br />
und tätig in der Förderschule<br />
Geistige Entwicklung;<br />
Arbeitsschwerpunkte: Arbeits-<br />
und Gesundheitsschutz,<br />
Mitwirkung in Schulgremien<br />
Für den Hauptpersonalrat für Lehrerinnen und Lehrer an<br />
Förderschulen und Schulen für Kranke beim Ministerium für<br />
Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen:<br />
Marielies Froelich<br />
Viele Jahre im GU und an Schulen<br />
mit den Förderschwerpunkten<br />
Lernen sowie emotionale und<br />
soziale Entwicklung tätig. Seit<br />
über 30 Jahren aktiv in der <strong>GEW</strong>;<br />
Mitglied in der Kommission<br />
Inklusion auf Landesebene und im<br />
Referat B; Mitglied im Vorstand<br />
des Hauptpersonalrates - u.a.<br />
mit den Arbeitsschwerpunkten<br />
Schulentwicklung, Versetzungen,<br />
HPR-Info.<br />
Iris Tschauder<br />
Förderschule Sprache, seit 2011 im<br />
GU an der Gesamtschule,<br />
seit 18 Jahren aktiv für<br />
die <strong>GEW</strong> im Personalrat,<br />
Arbeitsschwerpunkte<br />
im Hauptpersonalrat:<br />
Schulentwicklung,<br />
Qualitätsanalyse und Inklusion.<br />
Dorothee Braun<br />
Förderschule Lernen, Fachleiterin<br />
und Moderatorin in Köln. Seit<br />
über 20 Jahren aktiv für die<br />
<strong>GEW</strong>, davon viele Jahre ÖPR<br />
Mitglied. Arbeitsschwerpunkt im<br />
Hauptpersonalrat: Arbeitszeit der<br />
Lehrerinnen und Lehrer sowie<br />
Lehrerausbildung.<br />
SEITE 21<br />
Verlässliche Standardsund förderliche<br />
Rahmenbedingungen zur Gestaltung<br />
des Inklusionsprozesses<br />
Antrag der Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe der<br />
<strong>GEW</strong> Köln vom 9.2.<strong>2012</strong> an die Personalversammlung<br />
für Lehrerinnen und Lehrer an Förderschulen und<br />
Schulen für Kranke bei der Bezirksregierung Köln am<br />
1.3.<strong>2012</strong><br />
Bündnis 90/Die Grünen, SPD und CDU fordern<br />
inzwischen in ihren Anträgen, den hohen Anspruch,<br />
die hohe Professionalität und den hohen Standard der<br />
Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung<br />
zu wahren. Das begrüßen wir als <strong>GEW</strong><br />
Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe Köln ausdrücklich.<br />
Eilige Maßnahmen, die Qualitätsanforderungen<br />
und Ressourcenfragen außer Acht lassen,<br />
halten die Parteien für nicht verantwortbar. Auch dem<br />
stimmen wir mit Nachdruck zu. Jedoch fehlt noch<br />
immer ein klarer Maßnahmenplan zur Umsetzung des<br />
Inklusionsprozesses.<br />
Die Umsetzung der UN-Konvention darf sich nicht<br />
allein darauf gründen, dass Beschäftigte in den Schulen<br />
mit hohem Idealismus und großem Engagement<br />
Arbeitsverdichtungen und Arbeitsbelastungen<br />
bis hin zur Selbstausbeutung hinnehmen, um den<br />
Inklusionsprozess auf den Weg zu bringen und<br />
mitzugestalten.<br />
Genauso sieht allerdings vielfach die Realität aus. Die<br />
Erfahrungsberichte der Lehrkräfte für Sonderpädagogik<br />
und der Lehrkräfte an allgemeinen Schulen bringen<br />
zum Teil erschütternde Bedingungen zur Sprache, wie<br />
das gemeinsame Lernen im Gemeinsamen Unterricht<br />
und in den Integrativen Lerngruppen umgesetzt wird.<br />
Bezogen auf hochwertige, verlässliche Standards in<br />
der sonderpädagogischen Förderung und bezogen auf<br />
qualitätssichernde Rahmenbedingungen mangelt es an<br />
allen Ecken und Enden. Dieser Mangel beginnt– trotz<br />
gutem Willen der allgemeinen Schulen – an manchen<br />
Systemen bei einem tiefer gehenden Verständnis<br />
für inklusive Grundgedanken, geht über fehlende<br />
Konzepte, fehlende Aufgaben- und Rollenklärungen<br />
bis hin zu fehlenden zeitlichen, personellen, räumlichen<br />
und materiellen Ressourcen. Dies führt zum Teil zu<br />
Arbeitsbedingungen, die den Grundgedanken von<br />
Inklusion geradezu konterkarieren - wenn zum Beispiel
Lehrkräfte für Sonderpädagogik von einer Klasse zur<br />
anderen oder von einer Schule zur nächsten springen<br />
müssen, hier und da mal eine Förderstunde geben<br />
können und unter der Überschrift „Auf dem Weg<br />
zur Inklusion“ alles Mögliche gemeint ist, nur nicht<br />
die auf einer verlässlichen Beziehung beruhenden<br />
kontinuierlichen Arbeit mit Kindern in tragfähigen<br />
Lerngruppen.<br />
Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.<br />
Schule ist ein wichtiger Teil davon. Inklusion meint:<br />
Teilhabe, Barrierefreiheit und Umsetzung von<br />
inklusiven Werten. Inklusion ist an Grundhaltung und<br />
an Ressourcen gebunden. Inklusion lässt sich nicht<br />
mit politischen Lippenbekenntnissen umsetzen, die<br />
ausschließlich auf den Idealismus der Beschäftigten<br />
setzen.<br />
Die <strong>GEW</strong> Fachgruppe Köln fordert daher die<br />
politischen Verantwortlichen im Land Nordrhein-<br />
Westfalen auf, endlich einen konkreten und<br />
aussagekräftigen Inklusionsplan vorzulegen, der über<br />
vage Absichtserklärungen hinaus die Qualitätsstandards<br />
in der Sonderpädagogischen Förderung<br />
verlässlich absichert und effektive und förderliche<br />
Rahmenbedingungen für die Arbeitsbedingungen<br />
der Kolleginnen und Kollegen bereitstellt. Dies<br />
beinhaltet auch einen konkreten Maßnahmenkatalog<br />
zur Bereitstellung zeitlicher, personeller, materieller und<br />
räumlicher Ressourcen.<br />
Setzen Sie sich dafür ein,<br />
• dass die Klassengröße im Gemeinsamen Unterricht<br />
und in Integrativen Lerngruppen maximal 20<br />
Schülerinnen und Schüler beträgt, von denen<br />
nicht mehr als fünf Schülerinnen und Schüler<br />
sonderpädagogischen Förderbedarf haben<br />
• dass es im Gemeinsamen Unterricht und in den<br />
Integrativen Lerngruppen eine durchgehende<br />
Doppelbesetzung mit einer Lehrkraft der allgemeinen<br />
Schule und einer Lehrkraft für Sonderpädagogik gibt,<br />
• dass die allgemeinen Rahmenbedingungen es beiden<br />
Lehrkräften ermöglichen, im Sinne einer inklusiven<br />
Unterrichtskultur für alle Schülerinnen und Schüler der<br />
Klasse zuständig zu sein,<br />
• dass auch die Vertretungskonzepte der allgemeinen<br />
Schulen grundsätzlich so gestaltet werden können, dass<br />
diese Doppelbesetzung davon unberührt bleibt,<br />
• dass geeignete Räumlichkeiten bereitgestellt<br />
werden, in denen wechselnde Sozialformen,<br />
kooperative Lernformen und schüleraktivierende<br />
Lernarrangements barrierefrei - auch für Kinder mit den<br />
Förderschwerpunkten Lernen, Emotionale und soziale<br />
Entwicklung sowie Sprache - möglich sind, die den<br />
aktuellen Erkenntnissen von individuellem Lernen und<br />
individueller Förderung Rechnung tragen,<br />
• dass es darüber hinaus genügend<br />
Differenzierungsräume gibt, die nach Bedarf und<br />
Gruppenkonstellation auch mal Kleingruppenarbeit<br />
ermöglichen,<br />
• dass jeder Schule, die sich auf den Weg zur Inklusion<br />
macht, eine(n) Sozialarbeiter(in) zur Verfügung gestellt<br />
wird,<br />
• dass weitere Unterstützungssysteme installiert<br />
werden, die zuverlässig u.a. bei der Organisation der<br />
sonderpädagogischen Förderung helfen,<br />
• dass zeitliche Ressourcen für die notwendige<br />
konzeptionelle Entwicklung, für die professionelle<br />
kollegiale Beratung sowie für die erforderliche<br />
Vernetzung und Kooperation - z. B. auch mit<br />
außerschulischen Partnern - bereit gestellt werden<br />
• dass es ein finanzielles Startpaket für neu beginnende<br />
Schulen gibt, um eine Grundausstattung für Lern-,<br />
Förder- und Unterstützungsmaterial anzuschaffen,<br />
• dass die Schulen mit den erforderlichen<br />
förderdiagnostischen Verfahren ausgestattet werden,<br />
die es ermöglichen, die individuellen Förderbedarfe<br />
begründet einzuschätzen und daraus fundiert Lern- und<br />
Unterstützungsangebote abzuleiten,<br />
• dass interessierte Lehrkräfte für Sonderpädagogik<br />
frühzeitig, d. h. spätestens acht Wochen vor den<br />
Sommerferien über Abordnung oder Versetzung in<br />
den Gemeinsamen Unterricht oder in Integrative<br />
Lerngruppen informiert werden, damit eine<br />
konzeptionelle Vorarbeit und der Austausch mit den<br />
Lehrkräften der allgemeinen Schulen möglich ist,<br />
• dass es geeignete Fortbildungen gibt,<br />
- für die Lehrkräfte der Sonderpädagogik zur<br />
fachdidaktischen Qualifizierung in den nicht studierten<br />
Fächer,<br />
- für die Lehrkräfte der allgemeinen Schulen, um<br />
sonderpädagogische Grundkenntnisse zu erwerben,<br />
- für alle im System Beschäftigten zu Fragen der<br />
Inklusion, zu inklusiven Lern- und Unterrichtskulturen<br />
sowie zur Teamarbeit,<br />
• dass das gesamte Kollegium pro Schuljahr zwei<br />
pädagogische Tage unter Anrechnung auf die<br />
Unterrichtszeit erhält, in denen der Index für Inklusion<br />
einen verbindlichen Orientierungsrahmen bildet.<br />
SEITE 22<br />
Zur aktuellen Situation an den Realschulen<br />
Belastungen am Arbeitsplatz Realschule senken!<br />
Gleiche Besoldung für angestellte und verbeamtete<br />
Lehrkräfte!<br />
Die aktuelle Arbeitssituation der Lehrerinnen und<br />
Lehrer an den Realschulen ist momentan durch drei<br />
zentrale Problembereiche gekennzeichnet, die einer<br />
konsequenten Interessenvertre- tung bedürfen, um<br />
gegenüber Schulleitungen, Schulaufsicht und Politik<br />
Verbesserungen durchzusetzen:<br />
Zusätzlich zu der hohen Belastung der<br />
Realschullehrkräfte mit 28 Wochenstunden hat in<br />
den vergangenen Jahren auch in den Realschulen<br />
eine kontinuierliche Vermehrung von Aufgaben<br />
stattgefunden. Diese starke Aufgabenverdichtung ohne<br />
die notwendige Entlastung durch den Dienstherren<br />
hat die Belastung der Beschäftigten so erhöht, dass<br />
viele Kolleginnen und Kollegen an die Grenzen<br />
ihrer Belastbarkeit stoßen. Hier besteht dringender<br />
Änderungsbedarf !<br />
Nach wie vor werden die tarifbeschäftigten Lehrkräfte<br />
hinsichtlich ihrer Besoldung massiv gegenüber ihren<br />
verbeamteten Kolleginnen und Kollegen benachteiligt.<br />
Diese Ungerechtigkeit muss durch eine neue, gerechte<br />
Entgeldordnung für die angestellten Lehrerinnen und<br />
Lehrer abgestellt werden. Die <strong>GEW</strong> engagiert sich dabei<br />
konsequent, um die Blockadehaltung der Arbeitgeber<br />
aufzubrechen.<br />
Der Schulkompromiss in NRW führt in vielen<br />
Kommunen zur Schließung von Realschulen<br />
zugunsten der Neugründung von Sekundarschulen und<br />
Gesamtschulen. In den betroffenen Realschulkollegien<br />
herrscht verständlicherweise große Unruhe und<br />
Verunsicherung. Die Beschäftigten der Realschulen<br />
SEITE 23<br />
müssen frühzeitig und kontinuierlich über die<br />
Planungen informiert und in den Prozess einbezogen<br />
werden. Die Schulaufsicht muss umfassend und<br />
verlässlich über die Zeiträume des Auslaufens<br />
der bisherigen Schule und die Möglichkeiten der<br />
Abordnung und Versetzung informieren und beraten.<br />
Die Personalräte sind zu beteiligen.<br />
Eine engagierte Interessenvertretung für die<br />
Beschäftigten an den Realschulen ist daher wichtiger<br />
denn je, um Verbesserungen am Arbeitsplatz Realschule<br />
zu erreichen, die dringend erforderlich sind! Die<br />
Kandidatinnen und Kandidaten der <strong>GEW</strong> für den<br />
Personalrat der Lehrkräfte an den Realschulen bei der<br />
Bezirksregierung Köln werden sich konsequent für die<br />
Interessen der Kolleginnen und Kollegen einsetzen.<br />
Auf der <strong>GEW</strong>-Liste sind alle Beschäf- tigtengruppen<br />
an der Realschule vertreten, um eine angemessene und<br />
kompetente Interessenvertretung zu gewährleisten.<br />
Nehmen Sie bitte Ihr Wahlrecht wahr und wählen Sie<br />
die <strong>GEW</strong>-Kandidaten. Wir sind Ihre Ansprechpartner<br />
bei Problemen mit Schulleitung oder Bezirksregierung<br />
und setzen uns engagiert und wirkungsvoll für Sie ein!<br />
Ihre Kandidaten an der Realschule für Köln, Rhein-<br />
Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer-Kreis, Oberberg,<br />
Leverkusen<br />
Maria Backhaus (Peter-Ustinov-RS, Köln)<br />
Nils Rathje (RS an der Wupper, Leichlingen)<br />
Kathrin Reininghaus (Theodor-Heuss-RS, Köln)
Ihre Kandidaten an der Realschule<br />
für Köln, Rhein-Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer-Kreis, Oberberg, Leverkusen Es kommt auf jede Stimme an<br />
Maria Backhaus<br />
Peter-Ustinov-Realschule<br />
Köln<br />
Nils Rathje<br />
Realschule an der Wupper<br />
Leichlingen<br />
Kathrin Reininghaus<br />
Theodor-Heuss-Realschule<br />
Köln<br />
SEITE 24<br />
Personalratswahlen <strong>2012</strong> an Gymnasien und Weiterbildungskollegs<br />
Nach vier Jahren engagierter, kompetenter und erfolgreicher<br />
Personalvertretung tritt die <strong>GEW</strong> mit einem verstärkten Team für die Wahlen<br />
<strong>2012</strong> an.<br />
Kölner Kandidatinnen und Kandidaten für den Personalrat<br />
Dr. Martin Pötz<br />
Rhein-Gymnasium<br />
Englisch, Italienisch<br />
Dr. Alexander Fladerer<br />
Erich Kästner-<br />
Gymnasium<br />
Physik, Chemie<br />
SEITE 25<br />
Heike Wichmann<br />
Gymnasium der Stadt<br />
Kerpen, Europaschule<br />
Geschichte, Erdkunde,<br />
katholische<br />
Religionslehre<br />
Martina<br />
Brauckmann-Kleis<br />
Johann-Gottfried-<br />
Herder-Gymnasium<br />
Katholische Religion,<br />
Philosophie
Andreas Haenlein<br />
Georg-Büchner-<br />
Gymnasium<br />
Geschichte,<br />
Sozialwissenschaften<br />
Fatih Üngör<br />
Erich Kästner-<br />
Gymnasium Köln<br />
Philosophie, Latein<br />
Sie kämpfen für eine deutliche Verminderung der Belastungen von Kolleginnen und Kollegen an<br />
den Gymnasien im Regierungsbezirk Köln - wie auch in ganz NRW. Darum geht es:<br />
Senkung der Pflichtstunden<br />
deutliche Erhöhung der Anrechnungsstunden<br />
klare Entlastung bei Korrekturen<br />
angemessene Arbeitsräume für Lehrkräfte<br />
Ausbau der Schulsozialarbeit<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz<br />
Verlängerung der Altersteilzeit<br />
mehr Freistellungen für Fortbildungen<br />
Inklusion nur mit vorlaufender Vorbereitung, festen Klassengrößen und ausreichender<br />
Besetzung mit Lehrkräften, Hilfskräften und Räumen<br />
und, als selbstverständliche Forderung der Gewerkschaft:<br />
gleicher Lohn für gleiche Arbeit für Tarifbeschäftigte,<br />
Verbeamtung bis 45!<br />
Wir sind stark, wenn Sie uns stark machen.<br />
Wählen Sie Liste 2 <strong>GEW</strong><br />
SEITE 26<br />
Gudrun Skeide-Panek<br />
Friedrich-Wilhelm-<br />
Gymnasium<br />
Mathematik, Deutschn<br />
Die folgenden Beiträge zeigen, wie Kandidatinnen und<br />
Kandidaten die Vielfalt des beruflichen Alltags<br />
in die <strong>GEW</strong> einbringen.<br />
Heike Wichmann<br />
Seit dem Jahr 2000 ist sie im Schuldienst und<br />
engagiertes Mitglied in Kölner Fachgruppen (zunächst<br />
in der Fachgruppe Hauptschule, seit 2007 in der<br />
Fachgruppe Gymnasium). Bestimmend für ihre<br />
Mitarbeit ist die Überzeugung, dass die Lern- und<br />
Arbeitsbedingungen in Schulen vor allem durch<br />
eine starke Gewerkschaftsarbeit verbessert werden<br />
können. Daher setzt sie sich für gewerkschaftliche<br />
Angebote ein, die Kollegen konkrete Hilfestellung für<br />
unterschiedliche Belastungssituationen geben (zum<br />
Beispiel Fortbildungen zu den Themen „Erstellung<br />
korrekturfreundlicher Klausuren“, „Umgang mit<br />
Unterrichtsstörungen“, „ schwierige Elterngespräche<br />
führen“). In Zukunft möchte sie vor allem<br />
Initiativen unterstützen, die eine Verminderung der<br />
Arbeitsbelastungen für Kollegen an Gymnasien fordern.<br />
Martina Brauckmann-Kleis<br />
Seit 2000 ist sie im Schuldienst und seit 2011<br />
Ersatzmitglied im Personalrat. Sie kennt sich mit<br />
Elternzeit und Wiedereinstieg bestens aus, da ihre vier<br />
Töchter ihr Berufsleben immer wieder unterbrochen<br />
und bereichert haben. Familienfreundliche<br />
Arbeitsbedingungen im Bereich Schule liegen ihr<br />
besonders am Herzen. Aus eigener Erfahrung als<br />
Kollegin und Mutter begleitet sie die Entwicklungen<br />
zum gebundenen Ganztag an Gymnasium mit<br />
kritischem Engagement. Frauenfragen, Inklusion<br />
(als Mutter eines Kindes mit Behinderung) und<br />
Gendergerechtigkeit sowohl in Pädagogik als auch<br />
im Berufsleben sind für sie zentrale Anliegen. Als<br />
Teilzeitbeschäftigte kennt sie die speziellen Probleme<br />
dieser Berufsgruppe aus eigener Erfahrung.<br />
SEITE 27<br />
Fatih Üngör<br />
Er ist 34 Jahre alt und unterrichtet Latein und<br />
Philosophie am Erich Kästner-Gymnasium in Köln. Als<br />
ein Kollege, der gerade erst den „Anfänger-Schuhen“<br />
entwachsen ist, hat er einen besonderen Bezug für die<br />
Sorgen und Nöte von Anfängerinnen und Anfängern.<br />
Darüber hinaus interessiert er sich- auch auf Grund<br />
seines persönlichen Hintergrundes – auch für eine<br />
bessere Förderung von Schülerinnen und Schülern mit<br />
Migrationshintergrund und will sich für strukturelle<br />
Verbesserungen in diesem Zusammenhang einsetzen.<br />
Gudrun Skeide-Panek<br />
Als angestellte Lehrerin setzt sie sich – weiterhin -<br />
dafür ein, dass gleiche Arbeit auch gleich bezahlt wird!<br />
Sie hält - vor allem als Korrekturfachlehrerin - das<br />
Deputatsmodell für völlig ungeeignet für die heutige<br />
Arbeitssituation an der Schule und strebt ein an der<br />
tatsächlichen Arbeitszeit orientiertes Modell an.<br />
Sie missbilligt,<br />
- dass zwar bei den meisten LehrerInnen eine starke<br />
Belastung gesehen wird, aber z.B. die Anzahl nichtpädagogischer<br />
Aufgaben auch weiterhin nicht<br />
abnimmt;<br />
- dass immer noch viele Reformen von jeder einzelnen<br />
Schule mit viel Zeit gestaltet werden müssen, ohne allen<br />
ein validiertes, praktikables Umsetzungsangebot direkt<br />
mitzuliefern.<br />
Diese und weitere Anliegen wie kleinere Klassen,<br />
größere Vertretungsreserven und gesündere<br />
Schulumgebungen können nur durch eine<br />
starke Interessenvertretung - wie die <strong>GEW</strong> -<br />
weiterverfolgt werden. Vielleicht möchten Sie auch ja<br />
auch mit Ihrer Stimme genau diese Interessen durch die<br />
Wahl einer starken Gewerkschaft noch bestärken.
LANDTAGSWAHL<br />
LandtagskandidatInnen nehmen Stellung<br />
Wir haben die Wahl!<br />
Nach der Auflösung des Landtags wird in NRW am 13. Mai <strong>2012</strong> neu gewählt.<br />
Wir möchten allen Interessierten vor der Wahl die Gelegenheit geben,<br />
die Positionen der Kölner Landtagskandidatinnen und –kandidaten zu wichtigen<br />
bildungspolitischen Fragen kennzulernen.<br />
Wir werden die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien um Stellungnahme<br />
zu den folgenden Themen bitten:<br />
• Wie geht es weiter bei der Revision des Kinderbildungsgesetzes?<br />
• Der offene Ganztag und die Situation der Beschäftigten<br />
• Schulstruktur – Schritte zum längeren gemeinsamen Lernen<br />
• Inklusion ja – aber mit welchen Rossourcen und Unterstützungen?<br />
• Berufliche Bildung und Auswirkungen der Reduzierung der Unterstützungsangebote<br />
für die Jugendlichen und die Beschäftigten.<br />
Informieren Sie sich vor der Wahl. Wir bieten die Gelegenheit dazu.<br />
Montag, 7. Mai, 18 Uhr: Carolin Butterwegge, Die Linke<br />
Donnerstag, 10. Mai, 18 Uhr: NN, CDU (angefragt)<br />
Die Veranstaltungen finden im Kölner DGB-Haus statt.<br />
Die Veranstaltungen mit den Kandidatinnen<br />
von SPD und Bündnis 90/Die Grünen<br />
haben schon vor Erscheinen dieser <strong>Ausgabe</strong> stattgefunden.<br />
Um sicher zu gehen, dass die folgenden Veranstaltungen an den geplanten Terminen stattfinden,<br />
bitten wir um Terminüberprüfung auf unserer Internetseite: www.gew-koeln.de<br />
SEITE 28<br />
von Karl-Heinz Heinemann<br />
Radiobeitrag<br />
Seit Jahrzehnten gilt das Fach<br />
Mathematik für angehende Grundschullehrerinnen<br />
und -lehrer an der<br />
Kölner Uni als Ausleseinstrument.<br />
Doch in diesem Jahr scheiterten<br />
erstmals 350 von 371Kommilitonen,<br />
ganze 94 Prozent, an der Einführungsklausur.<br />
Die Durchfaller konnten<br />
einen zweiten Versuch wagen.<br />
„Vielleicht war es einfacher,<br />
bestanden habe ich trotzdem<br />
nicht. Der Umfang war einfach<br />
zu viel, und es war auch nicht<br />
wirklich einfacher, Nein!“<br />
„Es ist nicht so, dass wir da abgeholt<br />
wurden, wo wir standen,<br />
sondern irgendwo in der höheren<br />
Mathematik angesetzt wurde, wo<br />
einfach die Basis bei uns fehlte,<br />
überhaupt etwas zu verstehen.“<br />
Die 22-jährige Mona Morschel<br />
hatte ihr Abitur mit einer guten<br />
Note im Mathe-Leistungskurs abgelegt<br />
und glaubte, sie verstünde etwas<br />
von diesem Fach. Doch die Dozentin,<br />
Dr. Anca Popa, die eine Vertretungsprofessur<br />
versieht, war anderer<br />
Ansicht. Was sie hier verlange,<br />
entspräche dem Niveau der neunten<br />
Klasse in ihrer Heimat Rumänien,<br />
meinte sie gegenüber den Studierenden<br />
in ihrer Vorlesung.<br />
„Wir waren sehr eingeschüchtert<br />
von ihr, wir haben uns kaum getraut,<br />
sie etwas zu fragen. Sie hat immer<br />
schnippische Antworten gegeben<br />
und uns ein bisschen bloßgestellt.“<br />
Die Eltern von Mona Morschel<br />
wollten das so nicht hinnehmen.<br />
Der Vater ist Mathe-Lehrer, und die<br />
Mutter Luise bildet selbst Referendare<br />
aus. Sie beschwerten sich in<br />
HIB<br />
Mathematik als Ausleseinstrument<br />
einem offenen Brief an das Wissenschaftsministerium.<br />
Luise Morschel:<br />
„Wenn 94 Prozent meiner Schüler<br />
eine Klassenarbeit nicht schaffen<br />
würden, wäre das selbstverständlich,<br />
dass die nicht angerechnet<br />
werden könnte, und ich würde<br />
mich selbstverständlich fragen,<br />
woran liegt es und würde den Fehler<br />
bei mir suchen und würde denken,<br />
ich habe es nicht verstanden,<br />
den Lehrstoff rüberzubringen.“<br />
Doch die Dozentin Anca Popa<br />
sieht sich mit ihrem Urteil über die<br />
mangelnde Kompetenz angehender<br />
Grundschullehrerinnen in der<br />
Tradition der Kölner Mathematiker,<br />
die schon seit Jahrzehnten nicht<br />
die Didaktik, also das Lehren von<br />
Mathematik in den Vordergrund<br />
stellen, sondern das reine Fachwissen.<br />
Der Dortmunder Mathematikdidaktiker<br />
Erich Christian<br />
Wittmann hat bereits vor einem<br />
Jahrzehnt Lehramtsanwärter danach<br />
gefragt, wie sie die Uni auf ihren<br />
Lehrerberuf vorbereitet habe. Nur<br />
die Ausbildung in Paderborn und<br />
Dortmund wurde positiv bewertet,<br />
die in Köln kam schlecht weg.<br />
Was machen die Dortmunder<br />
besser?<br />
Erich Christian Wittmann:<br />
„Wir in Dortmund sind immer<br />
davon ausgegangen, dass die Lehrerausbildung<br />
für die Grundschule<br />
zwei Anforderungen erfüllen muss:<br />
Sie muss ansetzen an dem, was die<br />
Studierenden mitbringen, auch an<br />
möglicherweise negativen Einstellungen<br />
[... ], und muss ihnen ein Angebot<br />
machen auf einen bestimmten<br />
Anspruch, das auch erfüllbar ist<br />
und das auf die Tätigkeit in der<br />
SEITE 29<br />
Grundschule vorbereitet. Dafür gibt<br />
es gute Beispiele, und wir können<br />
nur hoffen, dass sich die im Laufe<br />
der Zeit verbreiten.“ Doch in Köln<br />
würden die negativen Einstellungen<br />
zur Mathematik gefestigt, kritisiert<br />
er, und das bis heute. Noch immer<br />
werde Schülern die Mathematik<br />
verleidet. Nicht zuletzt deshalb fehle<br />
es ja an jungen Leuten, die sich für<br />
mathematisch-naturwissenschaftliche<br />
Berufe interessieren.<br />
Der Leiter des Kölner Seminars<br />
für Mathematikdidaktik, Professor<br />
Rainer Kaenders, will zu der<br />
umstrittenen Vorlesung und Klausur<br />
nicht Stellung nehmen - er wolle der<br />
jungen Kollegin nicht die Karriere<br />
verbauen. Die kritisierte Dozentin<br />
erklärt, dass sie zum Thema nichts<br />
sagen dürfe, und verweist auf die<br />
Pressestelle der Universität. Dort<br />
heißt es, man wolle erst das Ergebnis<br />
der Nachklausuren abwarten, dann<br />
werde man auch dem Wissenschaftsministerium<br />
antworten, das die<br />
Hochschule in der letzten Woche zu<br />
einer Stellungnahme aufgefordert<br />
hat. Der Dortmunder Didaktiker<br />
Wittmann dagegen meint, die<br />
Aufgaben dieser Nachklausur seien<br />
genauso wenig geeignet wie die der<br />
ersten Klausur, den angehenden<br />
LehrerInnen das Verständnis der<br />
Mathematik zu erleichtern.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Mit der Nachschreibeklausur<br />
haben ca. 100 von ca. 500 Studierenden,<br />
die die Vorlesung belegt<br />
hatten, die Klausuren bestanden.
Protest gegen hohe Durchfallquoten<br />
zeigt Wirkung<br />
Qualifizierte Lehrkräfte gesucht<br />
Stellungnahme<br />
des AStA Köln<br />
In der Veranstaltung “Einführung<br />
in die Mathematik” für<br />
Studierende der Grundschule<br />
und Sonderpädagogik haben<br />
von ursprünglich nur 428<br />
Teilnehmerinnen und Teil-<br />
nehmern nur 100 die Klausur<br />
bestanden. Der Allgemeine<br />
Studierenden Ausschuss (AStA)<br />
der Universität Köln sieht hier<br />
Missstände in der Lehre.<br />
Problematisch ist, dass die Veranstaltung<br />
aufgrund von zu wenig<br />
Personal nur im Wintersemester<br />
angeboten wird. Alle Studierende,<br />
die im Sommersemester<br />
HIB HOCHSCHULE & FORSCHUNG<br />
anfangen, konnten bisher erst<br />
ein Semester später Kurse belegen.<br />
Fallen sie durch, müssen sie<br />
sogar ein ganzes Jahr lang warten,<br />
nicht selten sind Probleme mit<br />
dem BAFöG-Amt die Folge.<br />
Auf Druck der Studierenden<br />
kann nun die Veranstaltung<br />
einmalig auch im Sommersemester<br />
belegt werden,<br />
dies muss verstetigt<br />
werden. Das ist zu<br />
diesem Zeitpunkt<br />
eine gute Lösung.<br />
Der AStA hat aber<br />
bereits im Vorfeld<br />
Lösungsvorschläge<br />
gebracht, die aufgrund<br />
des langsamen<br />
Handelns<br />
seitens der Uni<br />
gescheitert sind.<br />
“Die derzeitige<br />
Lösung ist nicht<br />
optimal, aber<br />
ein Schritt in die<br />
richtige Richtung.<br />
Es muss<br />
nun zeitnah an den Inhalten der<br />
Veranstaltungen gearbeitet werden.<br />
Zusätzlich müssen endlich<br />
didaktische Weiterbildungskurse<br />
für Lehrkräfte verpflichtend<br />
werden.” fordert Philipp Schubert,<br />
2. AStA-Vorsitzender.<br />
Dass die Atmosphäre in der<br />
Vorlesung untragbar war, berichteten<br />
uns viele Studierende. Auf<br />
SEITE 30<br />
Beschwerden von Studierenden<br />
schon während der Vorlesungszeit<br />
wurde nicht ädaquat<br />
reagiert. Es fehlte eindeutig an<br />
Empathie. Einer Gruppe von<br />
Studierenden wurde, als sie Verbesserungsvorschläge<br />
gemacht<br />
haben gesagt, sie sollten ihre<br />
Zeit lieber mit Lernen verbringen.<br />
Studentisches Engagement<br />
für die Verbesserung der Lehre<br />
wird so mit Füßen getreten.<br />
“Leider wurde seitens der Seminarleitung<br />
zu spät auf die<br />
Beschwerden der Studierenden<br />
reagiert. Auch wir als AStA<br />
haben wochenlang gegen Wände<br />
geredet, bevor sich Handlungsbereitschaft<br />
zeigte,” kritisiert Luisa<br />
Schwab, 1. AStA-Vorsitzende.<br />
Anna Schultz, Projektleiterin im<br />
Politikreferat des AStA, merkt<br />
an: “Eine gute mathematische<br />
Grundbildung ist wichtig, daher<br />
müssen vor allem didaktisch<br />
qualifizierte Lehrkräfte den<br />
Studierenden den Lernstoff<br />
nahe bringen. Dass es an diesen<br />
fehlte, zeigen die Ergebnisse<br />
der Klausur. Wir hoffen, dass,<br />
statt über die Vorkenntnisse von<br />
Studierenden zu schimpfen,<br />
eine pädagogische Kultur einkehrt,<br />
die Studierenden etwas<br />
beibringen möchte und diese<br />
dort abholt, wo sie stehen.”<br />
Auszüge aus der Stellungnahme<br />
der <strong>GEW</strong> zum öffentlichen Fachgespräch<br />
„Perspektiven für den<br />
wissenschaftlichen Nachwuchs“ im<br />
Ausschuss für Bildung, Forschung<br />
und Technikfolgenabschätzung des<br />
Deutschen Bundestages<br />
am 28. März <strong>2012</strong> in Berlin<br />
abgegeben von Dr. Andreas Keller,<br />
Mitglied des Geschäftsführenden<br />
Vorstands der <strong>GEW</strong> Bund, Leiter<br />
des Vorstandsbereichs Hochschule<br />
und Forschung, März <strong>2012</strong><br />
Im Vorwort der Bundesregierung<br />
zum Bundesbericht zur<br />
Förderung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses von 2008 heißt es<br />
zutreffend: „In der Regel werden<br />
Nachwuchs wissen schaftlerinnen<br />
und -wissenschaftler aber noch<br />
zu lange darüber im Unklaren<br />
gelassen, ob sie sich auf eine<br />
Karriere in Wissenschaft und<br />
Forschung dauerhaft einlassen<br />
können.“ (Bundestags-<br />
Drucksache 16/8491, S. 6)<br />
Damit ist das zentrale Strukturdefizit<br />
der Karrierewege im<br />
deutschen Wissenschaftssystem<br />
benannt. Während die universitäre<br />
Personalstruktur in anderen<br />
Wissenschaftssystemen neben<br />
den Kategorien „Senior Staff “<br />
(Professorinnen und Professoren)<br />
und „Assisting Staff “ (in<br />
Forschung und Lehre unselbstständig<br />
tätige Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler)<br />
eine dritte Kategorie „Junior<br />
Staff “ aufweist – Wissenschaftler<br />
und Wissenschaftler, die<br />
Strukturdefizite der Karrierewege<br />
in Hochschule und Forschung<br />
keine Professur innehaben, aber<br />
gleichwohl selbstständig und<br />
häufig auf Dauer forschen und<br />
lehren (Lecturers in Großbritannien,<br />
Assistant Professors in<br />
den USA, Maître de conférences<br />
in Frankreich) –, gibt<br />
es diese Kategorie in Deutschland<br />
so gut wie gar nicht.<br />
Diesem „deutschen Sonderweg“<br />
entspricht das spezifische<br />
Verständnis des Begriffs „wissenschaftlicher<br />
Nachwuchs“,<br />
das in anderen Sprachen<br />
keine Entsprechung hat und<br />
kaum übersetzbar ist. So ist<br />
auf der der Internetseite der<br />
Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) zum „Begriff: Wissenschaftlicher<br />
Nachwuchs“<br />
zu lesen: „Mit der Berufung<br />
auf eine Professur in einer<br />
Universität bzw. Fachhochschule<br />
oder mit dem Antritt<br />
einer (leitenden) Stellung<br />
mit wissenschaftlichem Profil<br />
außerhalb der Hochschulen wird<br />
die Qualifizierungsphase als<br />
‚wissenschaftlicher Nachwuchs’<br />
erfolgreich beendet.“ Das bedeutet:<br />
Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler können promoviert<br />
und habilitiert sein, sie<br />
mögen umfassende Erfahrungen<br />
in Forschung und Lehre nachweisen<br />
und über Jahre Drittmittel<br />
erfolgreich eingeworben haben<br />
– aus Sicht der HRK handelt es<br />
sich bei ihnen immer noch um<br />
„wissenschaftlichen Nachwuchs“.<br />
An einer deutschen Universität<br />
SEITE 31<br />
können Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler den Status<br />
des „wissenschaftlichen Nachwuchses“<br />
nur ändern, indem sie<br />
entweder Professor/in werden<br />
oder die Universität verlassen.<br />
Anders als in Frankreich, Großbritannien,<br />
den USA und vielen<br />
anderen Ländern ist es nicht<br />
möglich, an der Universität<br />
zu bleiben und, ohne auf eine<br />
Professur berufen zu werden, auf<br />
Dauer selbstständig Wissenschaft<br />
als Beruf auszuüben. Die Karrierewege<br />
sind eindimensional<br />
auf die Professur ausgerichtet.<br />
Die deutsche Besonderheit, dass<br />
so gut wie alle Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
ohne Professur der Kategorie
des „wissenschaftlichen Nachwuchses“<br />
zugewiesen werden<br />
können, hat – frei nach dem<br />
Sprichwort „Lehrjahre sind keine<br />
Herrenjahre“ – fatale Konsequenzen<br />
für die Betroffenen: Die<br />
übergroße Mehrheit der Wissen-<br />
schaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
muss unter atypischen bis<br />
prekären Beschäftigungsbedingungen<br />
forschen und lehren. Kamen<br />
2005 bei wissenschaftlichen<br />
Angestellten an Hochschulen auf<br />
ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis<br />
noch vier befristete,<br />
war 2010 bereits ein Verhältnis<br />
von eins zu acht zwischen unbefristet<br />
und befristet Beschäftigten<br />
zu verzeichnen (eigene<br />
Berechnungen nach Statistisches<br />
HOCHSCHULE & FORSCHUNG HOCHSCHULE & FORSCHUNG<br />
Bundesamt: Fachserie 11, Reihe<br />
4.4, Wiesbaden 2011.). Gleichzeitig<br />
werden die Laufzeiten der<br />
befristeten Beschäftigungsverhältnisse<br />
immer kürzer: Nach<br />
den Ergebnissen der Evaluation<br />
des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes<br />
hat über Hälfte<br />
der mit wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern an Hochschulen<br />
abgeschlossenen<br />
Arbeitsverträge und<br />
die Hälfte der entsprechenden<br />
Verträge an den<br />
außerhochschulischen<br />
Forschungseinrichtungen<br />
eine Laufzeit von weniger<br />
als einem Jahr. Daneben<br />
sind mehr und mehr junge<br />
Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler als Lehrbeauftragte<br />
tätig, d. h.,<br />
sie werden stundenweise<br />
bezahlt, ohne Sozialversicherung,<br />
ohne Anspruch<br />
auf Lohnfortzahlung im<br />
Krankheitsfall und ohne<br />
Existenz sicherndes Einkommen.<br />
Die strukturellen Defizite der<br />
Karrierewege im deutschen<br />
Wissenschaftssystem betreffen<br />
beide Geschlechter, werden<br />
aber von Männern und Frauen<br />
unterschiedlich für die Karriereplanung<br />
verarbeitet und<br />
schlagen sich sehr unterschiedlich<br />
divergierend in den tatsächlichen<br />
Karriereverläufen nieder:<br />
Statt auf der Karriereleiter<br />
SEITE 32<br />
aufzusteigen, steigen überproportional<br />
viele qualifizierte<br />
Wissenschaftlerinnen aus der<br />
Wissenschaft aus. Stellen Frauen<br />
zwar noch die Mehrheit der<br />
Hochschulabsolventinnen und<br />
Hochschulabsolventen, sinkt<br />
ihr Anteil bei den Promotionen<br />
bereits auf ca. 40 Prozent. Nur<br />
19 Prozent der Professuren sind<br />
mit Frauen besetzt, bei den<br />
Professuren mit der höchsten<br />
Besoldungsstufe C4 bzw. W3<br />
sind es sogar nur 15 Prozent. [..]<br />
Die Strukturdefizite der Karrierewege<br />
in Hochschule und Forschung<br />
sind nicht nur schlecht<br />
für die betroffenen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
und erschweren es den Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen<br />
zunehmend, qualifizierte<br />
Fachkräfte für das Wagnis einer<br />
wissenschaftlichen Karriere zu<br />
begeistern, auch die Qualität von<br />
Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung<br />
leidet. Wenn<br />
Dozentinnen und Dozenten<br />
nach dem „Hire and Fire“-<br />
Prinzip semesterweise ausgewechselt<br />
werden, wer sorgt dann<br />
für die notwendige Kontinuität<br />
in der Lehre? Wie innovationsfreudig<br />
können Forscherinnen<br />
und Forscher sein, die ständig<br />
um die Verlängerung ihres<br />
Arbeitsvertrages zittern? […]<br />
von Andreas Keller,<br />
Mitglied des Geschäftsführenden<br />
Vorstands der <strong>GEW</strong> Bund<br />
Ausgehend vom 2009 verabschiedeten<br />
wissenschaftspolitischen<br />
Programm der <strong>GEW</strong> hat die<br />
Bildungsgewerkschaft 2010 ihre<br />
Vorschläge für eine Reform der<br />
Karrierewege im „Templiner<br />
Manifest“ zusammengefasst,<br />
veröffentlicht und mit der Bitte<br />
um Unterstützung in die wissenschaftspolitischen<br />
Diskussionen<br />
gebracht. Mit Blick auf die Perspektiven<br />
des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses zielen die Reformvorschläge<br />
der <strong>GEW</strong> und der<br />
über 8.500 Unterzeichnerinnen<br />
und Unterzeichner des „Templiner<br />
Manifests“ im Wesentlichen<br />
auf eine größere Berechenbarkeit<br />
der Karrierewege in Hochschule<br />
und eine Stabilisierung der<br />
Beschäftigungsverhältnisse in der<br />
Wissenschaft ab – um den Arbeitsplatz<br />
Hochschule und Forschung<br />
und die wissenschaftliche<br />
Karriere im Wettbewerb mit<br />
anderen Berufsperspektiven in<br />
der Wirtschaft oder im Ausland<br />
wieder attraktiver zu machen.<br />
Herzstück der Reformvorschläge<br />
der <strong>GEW</strong> ist die Forderung<br />
nach verlässlichen Perspektiven<br />
für promovierte Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
(Postdocs) durch Einrichtung<br />
eines „Tenure Track“. Dieses<br />
aus angelsächsischen Ländern<br />
bekannte Modell einer zur<br />
Dauerstelle führenden Laufbahn<br />
soll Postdocs die Perspektive<br />
eines dauerhafte Verbleibs in der<br />
Wissenschaft eröffnen – unabhängig<br />
davon, ob die Karriere<br />
zur Berufung auf eine Professur<br />
führt oder eine andere Option<br />
eröffnet. Voraussetzung dafür ist<br />
zum einen, dass die Hochschulen<br />
eine vorausschauende Personalplanung<br />
betreiben.<br />
Zum anderen,<br />
dass der<br />
Anteil der<br />
unbefristeten<br />
Beschäftigungsverhältnisse<br />
wieder<br />
deutlich<br />
erhöht wird.<br />
Nur dann<br />
können die<br />
Hochschulen<br />
ihre Daueraufgaben<br />
in Forschung, Lehre und Management<br />
mit der erforderlichen<br />
Kontinuität und Qualität erledigen.<br />
Und nur dann können<br />
sie qualifizierten Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern<br />
berufliche Perspektiven neben<br />
der Profes-sur eröffnen, wie es im<br />
Ausland selbstverständlich ist.<br />
Soweit in diesem Sinne Zeitverträge<br />
in der Wissenschaft<br />
zur Förderung der Qualifizierung<br />
von Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern oder im<br />
Rahmen von Drittmittelprojekten<br />
notwendig sind, fordert<br />
die <strong>GEW</strong> die Einhaltung von<br />
SEITE 33<br />
Reformvorschläge<br />
Mindeststandards, insbesondere<br />
Mindestvertragslaufzeiten. Dabei<br />
sollte der Grundsatz gelten, dass<br />
sich die Laufzeit von Zeitverträgen<br />
an der Dauer der Projekte,<br />
die die Befristung rechtfertigen,<br />
orientieren muss. Wird ein Drittmittelprojekt<br />
für einen Zeitraum<br />
von drei Jahren bewilligt, sind die<br />
in diesem Projekt tätigen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
in der Regel ebenfalls für einen<br />
Zeitraum von mindestens drei<br />
Jahren zu beschäftigen. Ist für die<br />
Anfertigung einer Doktorarbeit<br />
und die anschließende Begutachtung<br />
und Prüfung von einer<br />
Bearbeitungszeit von fünf Jahren<br />
auszugehen, so ist die Doktorandin<br />
oder der Doktorand für<br />
einen Zeitraum von mindestens<br />
fünf Jahren zu beschäftigen.<br />
Für die Promotionsphase schlägt<br />
die <strong>GEW</strong> sowohl eine bessere<br />
Absicherung und Betreuung<br />
der Promovierenden als auch
eine bessere Strukturierung vor<br />
– beides wird häufig ohne Not<br />
gegeneinander gestellt. Fächerübergreifende<br />
Graduiertenzentren<br />
sollen alle Promovierenden bei<br />
der Aufnahme, Durchführung<br />
und dem erfolgreichen Abschluss<br />
des Promotionsvorhabens unterstützen.<br />
Bei der Promotionsförderung<br />
sollte die tarifvertraglich<br />
geregelte und sozialversicherungspflichtige<br />
Stelle gegenüber<br />
dem Stipendium Vorrang haben,<br />
dabei müssen mindestens drei<br />
Viertel der Arbeitszeit für die<br />
eigenständige Qualifizierung<br />
der Doktorandinnen und Doktoranden<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Der Zugang zur Promotion ist<br />
transparent und sozial gerecht zu<br />
gestalten – auch für Fachhochschulabsolventinnen<br />
und -absolventen.<br />
Die Doktorandinnen<br />
und Doktoranden in der <strong>GEW</strong><br />
haben umfassende Vorschläge für<br />
die Reform der Promotion – für<br />
mehr Transparenz und soziale<br />
HOCHSCHULE & FORSCHUNG<br />
Gerechtigkeit beim<br />
Zugang zur Promotion,<br />
für einen einheitlichen<br />
Status und eine gleichberechtigtedemokratische<br />
Teilhabe von<br />
Promovierenden und<br />
für die Einrichtung von<br />
fächerübergreifenden<br />
Graduiertenzentren –<br />
erarbeitet („Promotion<br />
im Brennpunkt“ 10).<br />
Weitere Reformvorschläge<br />
zielen auf die<br />
Umwandlung von prekären<br />
in reguläre Beschäftigungsverhältnisse<br />
(Schluss mit der<br />
Verlagerung der grundständigen<br />
Lehre auf Lehrbeauftragte), auf<br />
eine gleichberechtigte Mitbestimmung<br />
des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses in Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen –<br />
auch in neuen Forschungsstrukturen<br />
wie Exzellenz-Clustern<br />
oder Graduiertenschulen – sowie<br />
auf die die Förderung der Mobilität<br />
von Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern ab, die<br />
derzeit häufig bestraft werden,<br />
wenn sie ins Ausland gehen,<br />
weil Altersversorgungs- und<br />
Sozialversicherungsansprüche<br />
verloren gehen oder Erfahrungszeiten<br />
und Qualifikationen<br />
nicht anerkannt werden.<br />
Um den Anteil der Frauen auf allen<br />
Stufen der wissenschaftlichen<br />
Laufbahn mit dem Ziel eines<br />
ausgeglichenen Geschlechterverhältnisses<br />
zu erhöhen, schlägt<br />
SEITE 34<br />
die <strong>GEW</strong> ein ganzes Bündel an<br />
Maßnahmen vor: Die Qualität<br />
der Arbeit von Hochschulen und<br />
Forschungseinrichtungen muss<br />
stärker danach beurteilt werden,<br />
ob diese erfolgreich den Gleichstellungsauftrag<br />
erfüllen. Bei der<br />
Besetzung von Professuren und<br />
anderen Leitungsfunktionen<br />
in Hochschule und Forschung<br />
müssen verbindliche und mit<br />
Sanktionen verknüpfte Quotierungen<br />
greifen. Frauen- und<br />
Gleichstellungsbeauftragten<br />
müssen endlich wirksame Gestaltungsmöglichkeiten<br />
und<br />
Beteiligungsrechte erhalten.<br />
Darüber hinaus fordert die<br />
<strong>GEW</strong> eine familiengerechte<br />
Hochschule, die allen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern<br />
– Frauen und Männern,<br />
mit und ohne Kinder/n – die<br />
Möglichkeit gibt, im Gleichgewicht<br />
zu forschen, zu lehren und<br />
zu leben. Dabei geht die <strong>GEW</strong><br />
ausdrücklich von einem breiten<br />
Familienbegriff aus, der alle Lebensgemeinschaften<br />
einschließt,<br />
in denen Menschen füreinander<br />
Verantwortung übernehmen.<br />
Wir brauchen daher nicht nur<br />
bedarfsgerechte Bildungs- und<br />
Betreuungseinrichtungen für<br />
Kinder, sondern auch die Berücksichtigung<br />
der besonderen<br />
Bedürfnisse von Beschäftigten<br />
mit betreuungs- und pflegebedürftigen<br />
Angehörigen<br />
und die Realisierung entsprechender<br />
Arbeitszeitmodelle.<br />
Dem EL-DE-Haus einfach<br />
doppelt helfen<br />
Die Bethe-Stiftung legt auf<br />
alle Spenden für das NS-DOK<br />
noch einmal dasselbe drauf.<br />
Die Spendenverdopplungs-<br />
Aktion soll die Finanzierung<br />
des Pädagogischen Zentrums<br />
im NS-Dokumentationszentrum<br />
der Stadt Köln ermöglichen.<br />
Die Bethe-Stiftung gibt zu<br />
allen Spenden, die zwischen<br />
dem 15. März und 15. Juni<br />
<strong>2012</strong> eingehen, noch einmal<br />
denselben Betrag dazu<br />
und will so die Arbeit<br />
des NS-DOK fördern.<br />
Weil die Stiftung alle<br />
Spenden bis zu einem Höchstbetrag<br />
von 75.000 Euro<br />
verdoppelt, können so bis zu<br />
150.000 Euro zusammenkommen.<br />
Die <strong>GEW</strong> Köln hat zur Ünterstützung<br />
dieses Projektes<br />
500 Euro gespendet.<br />
Das NS-Dokumentationszentrum<br />
kann sich <strong>2012</strong> durch die<br />
Anmietung weiterer Räumlichkeiten<br />
im EL-DE-Haus erheblich<br />
erweitern. Diese zusätzliche<br />
neue Fläche von 955 Quadratmetern<br />
stellt für das NS-DOK<br />
ein wesentliches Entwicklungspotenzial<br />
für alle Teile seiner<br />
Arbeit dar. Insbesondere kann<br />
dadurch die pädagogische Arbeit<br />
des NS-DOK gestärkt werden.<br />
Neben einer Mediathek der<br />
Bibliothek soll ein Pädagogisches<br />
EL-DE HAUS<br />
Köln x2<br />
Spende für das neue Pädagogische Zentrum<br />
Zentrum entstehen.<br />
Das Pädagogische Zentrum<br />
Das Pädagogische Zentrum ist<br />
ein großer Schritt für die Vermittlungsarbeit<br />
zum Thema<br />
Nationalsozialismus. Diese spielt<br />
eine wichtige Rolle, haben doch<br />
2010 1.431 Gruppen mit insgesamt<br />
über 21.000 Personen mit<br />
Führungen das Haus besucht,<br />
die meisten von ihnen Schülerinnen<br />
und Schüler im Alter<br />
zwischen 15 und 18 Jahren.<br />
So wichtig es für diese jungen<br />
Leute ist, das Haus und seine<br />
Geschichte kennen zu lernen, so<br />
wichtig ist es auch, sich eingehender<br />
mit der NS-Zeit, ihren<br />
Propaganda methoden und deren<br />
Auswirkungen auf das Leben<br />
der Menschen zu beschäftigen.<br />
Aber auch die Gegenwart will<br />
betrachtet werden und hier<br />
besonders die Propaganda und<br />
die Methoden der rechtsextremen<br />
Gruppierungen. Dies soll<br />
nun mit den Möglichkeiten<br />
des Pädagogischen Zentrums<br />
geschehen. Damit nützt das<br />
SEITE 35<br />
Pädagogische Zentrum dem NS-<br />
DOK in seiner Gesamtheit, das<br />
heißt sowohl für die museums-<br />
und gedenkstättenpädagogische<br />
Arbeit als auch für die Arbeit<br />
der Info- und Bildungsstelle<br />
gegen Rechtsextremismus (ibs).<br />
Mediathek der Bibliothek<br />
Im Rahmen der Erweiterung<br />
des NS-DOK im EL-DE-Haus<br />
wird auch die Bibliothek – vor<br />
allem im derzeitigen Gruppenraum<br />
– erheblich vergrößert<br />
und erhält neue Arbeitsmöglichkeiten.<br />
Dazu zählen: Erweiterung<br />
der Stellfläche um<br />
rund 200 Meter durch neue<br />
Bibliotheksregale für 194<br />
Meter Stellfläche sowie durch<br />
Einbau von weiteren Regalen<br />
in die bestehende Bibliothek<br />
mit 11,20 Metern, zusammen<br />
über 205 Meter. Derzeit verfügt<br />
die Bibliothek (zusammen mit<br />
dem Zeitschriftenmagazin im<br />
Erdgeschoss mit 61,70 Metern<br />
Stellfläche) über rund 495 Meter<br />
Stellfläche. Die Steigerung um<br />
über 205 Meter auf 700 Meter<br />
Stellfläche entspricht einer Steigerung<br />
um 41,41 Prozent. Eine<br />
Mediathek bietet Arbeitsplätze<br />
für die Einsicht von Mikrofilmen,<br />
das Ansehen von Filmaufnahmen<br />
(z.B. von Zeitzeugen),<br />
das Abhören von Tondokumenten<br />
oder die Nutzung der<br />
Internetseite des NS-DOK. Ein<br />
kleiner Gruppenraum ermöglicht<br />
die Arbeit von Kleingruppen<br />
wie sie häufig bei Projekttagen<br />
von Schulen erforderlich ist.
Bei allen Veranstaltungen der Fachgruppen und Arbeitskreise sind Interessierte<br />
aus anderen Schulformen und Bildungsbereichen herzlich willkommen!<br />
Alle Termine finden, wenn nicht anders angegeben, im Kölner DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, statt.<br />
Fachgruppentermine die nach Redaktionsschluss eingehen, sind im Internet unter<br />
www.gew-koeln.de zu finden.<br />
FG Grundschule<br />
Donnerstag, 31. Mai <strong>2012</strong> um 19 Uhr<br />
Großer Saal (1. OG)<br />
Wie gut ist unser Unterricht? – Ergebnisse<br />
der Qualitätsanalyse, Referent:<br />
LRSD Hans Wielpütz, Leiter des Dezernats<br />
Q4 bei der Bezirksregierung Köln<br />
Wolfgang Raabe, Tel.: 02203/51342<br />
Martina Schütte, Tel.: 02236/321318<br />
FG Hauptschule<br />
Mehmet Ali Ates, Tel.: 0221/461418<br />
Sigried Pleyl-von Laer, Tel.: 0221/725604<br />
FG Förderschule<br />
Dienstag, 15. Mai <strong>2012</strong> um 19.30 Uhr<br />
Tagungsraum (EG)<br />
„Förderschule im Wandel“ – Alle Interessierten<br />
sind herzlich eingeladen!<br />
Christiane Balzer, Tel.: 0221/9524740<br />
Iris Tschauder, Tel.: 0221/8230540<br />
FG Gesamtschule<br />
Gudrun Neumann, Tel.: 0221/7607786<br />
FG Gymnasium<br />
Hans-Josef Vöckel, Tel.: 0221/626258<br />
FG Berufskolleg<br />
Mechtild Degen-Sieg, Tel.: 02236/322241<br />
Dietrich Weinkauf, Tel.: 0221/352956<br />
FG Kita<br />
Donnerstag, 31. Mai <strong>2012</strong> um 18 Uhr<br />
Tagungsraum (EG)<br />
Brunhilde Seeber, Tel.: 0163/9158338<br />
FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />
SEITE 36<br />
FG Realschule<br />
Einladung zum Treffen der Fachgruppe am<br />
Donnerstag, 3.Mai <strong>2012</strong>, um 19.00 Uhr im<br />
Kölner DGB Haus<br />
Hans-Böckler-Platz 1<br />
50672 Köln<br />
Raum: siehe Aushang<br />
Unser Arbeitsplatz Schule befindet<br />
sich im Umbruch:<br />
Sekundarschule, Inklusion, gemeinsamer Unterricht<br />
Nicht an den Beschäftigten vorbei!<br />
Welche Konzepte gibt es?<br />
Wie wird der Umsetzungsprozess gestaltet?<br />
Kontakt:<br />
Maria Backhaus<br />
Tel.: 0221/16932167<br />
Elke Görgen-Schmickler<br />
Tel.: 0221/419327<br />
Katrin Reininghaus<br />
Tel.: 0221/331647<br />
Maria Backhaus, Tel.: 0221/16932167<br />
Elke Görgen, Tel.: 0221/419327<br />
AK LEMK<br />
Zu allen Treffen sind interessierte Kolleginnen<br />
und Kollegen, die sich mit dem Thema Migration<br />
beschäftigen, herzlich eingeladen!<br />
Süleyman Ates, Tel.: 0221/632346<br />
Spyros Kostadimas, Tel.: 02203/14357<br />
AK Angestellte Lehrkräfte<br />
jeden ersten Montag im Monat um 19.00 Uhr<br />
<strong>GEW</strong>-Besprechungsraum (1. OG)<br />
Hans-Peter Persy, Tel.: 0221/733294<br />
AK Offener Ganztag<br />
Dienstag, 19. Juni <strong>2012</strong> um 17.30 Uhr<br />
Sitzungszimmer (1. OG)<br />
Max-Georg Beier, Hildegard<br />
Merten, Tel.: 0221/516267<br />
AK Schulentwicklung<br />
Klaus Minartz, Tel.: 0221/526722<br />
AK Inklusion<br />
Mittwoch, 23. Mai <strong>2012</strong> um 18 Uhr<br />
Tagungsraum (EG)<br />
Ulli Müller-Harth, Tel: 0221/512687<br />
Uschi Kellermann, Tel.: 0221/16846200<br />
AK Schulsozialarbeit<br />
Montag, 14. Mai <strong>2012</strong> und 25. Juni <strong>2012</strong> jeweils<br />
um 17 Uhr<br />
Sitzungszimmer (1. OG)<br />
Johannes Vogel, E-Mail: ijvogel@t-online.de<br />
AK Betriebsräte/Mitarbeitervertretungen<br />
Mittwoch, 23. Mai <strong>2012</strong> um 9.30 Uhr<br />
Tagungsraum (EG)<br />
Aktuelle Themen und Erfahrungsaustausch<br />
Unsere Hotline für Betriebsräte und<br />
Mitarbeitervertretungen:<br />
betriebsraete@gew-koeln.de ist jederzeit erreichbar.<br />
Heiner Frey, Tel.: 02742/969493<br />
Nina Goerges, Tel.: 0221/516267<br />
Junge <strong>GEW</strong><br />
jeden zweiten Mittwoch im Monat um 19.45 Uhr<br />
<strong>GEW</strong>-Besprechungsraum (1. OG)<br />
Alle Interessierten sind stets herzlich willkommen!<br />
info@jungegew.de<br />
www.jungegew.de<br />
FACHGRUPPEN & ARBEITSKREISE<br />
SEITE 37<br />
AK Homosexueller Lehrerinnen<br />
und Lehrer<br />
Wir treffen uns alle 6 Wochen zum Austausch über<br />
die berufliche und persönliche Situation und alles,<br />
was mit dem Thema „Schwule und Schule“ zutun<br />
hat. Wir sind auch offen für lesbische Lehrerinnen.<br />
Weitere Infos und Kontakte über uns finden Kolleginnen<br />
und Kollegen unter www.schwule-lehrer.de.<br />
FG <strong>GEW</strong>-Studis<br />
Die Fachgruppe Studierende trifft sich in unregelmäßigen<br />
Abständen.<br />
David Stoop, studi.gew.koeln@gmail.com.<br />
Viel gewönne, wer gut würbe!<br />
Im forum 4/2011 haben wir das Ziel<br />
formuliert, das 4500. Kölner Mitglied<br />
zu werben.<br />
Es ist vollbracht und das Mitglied<br />
mit einem Büchergutschein<br />
belohnt worden:<br />
André Hinken<br />
Referendar am<br />
Kaiserin-Theophanu-Gymnasium<br />
ist der glückliche Gewinner.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Jetzt streben wir die 5000er Marke an.
AKTIVE RUHESTÄNDLER AKTIVE RUHESTÄNDLER<br />
Einladung Einladung<br />
Aachen<br />
Tagesausflug<br />
mit Domführung<br />
Donnerstag,<br />
30. August <strong>2012</strong><br />
Möglichkeit Besuch:<br />
• Rathaus (zus. 3 €)<br />
• Alt-Aachener Kaffeestuben<br />
(bitte bei der Anmeldung angeben<br />
zwecks Reservierung)<br />
Anreise mit der Bahn:<br />
ab Köln Hbf 9.47 Uhr<br />
Treffpunkt:<br />
Infostand im Hauptbahnhof<br />
um 9.30 Uhr,<br />
an Aachen 10.44 Uhr<br />
Rückfahrt 16.51 Uhr<br />
an Köln 17.44 Uhr<br />
Bahnfahrt und Domführung 12 Euro<br />
bitte bis zum 20. August überweisen<br />
auf das Konto der <strong>GEW</strong> Köln<br />
SEB AG, Kontonummer<br />
1320732101, BLZ 370 101 11<br />
(nur Domführung: 3 Euro vor Ort)<br />
Treffpunkt: Puppenbrunnen<br />
Krämerstraße<br />
um 11.30 Uhr.<br />
Bitte unbedingt abmelden,<br />
wenn etwas dazwischen kommt,<br />
damit Kosten für Bahnfahrt und<br />
Führung nicht in Rechnung<br />
gestellt werden müssen.<br />
Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
Köln<br />
Science Adventure für Ruheständler<br />
von Helga Löbbert<br />
Der gute Lehrer als solcher<br />
ist nicht nur eine exzellente<br />
Fachkraft, aus der das Fachwissen<br />
nur so sprudelt, sondern<br />
er verfügt natürlich auch über<br />
jede Menge Allgemeinbildung,<br />
die ja auch immer mal gefragt<br />
sein könnte. Er kennt sich<br />
in seinem Stadtteil, genannt<br />
Veedel, ebenso aus wie im Universum.<br />
Die Römer, Kreuzzüge<br />
und Mittelalter sind kein<br />
unbekanntes Territorium, aber<br />
auch Wissenschaft und Forschung,<br />
Cyberspace und der<br />
Mensch der Zukunft gehören<br />
selbstverständlich zu seinem<br />
Repertoire. Ganz Zukunftsorientierte<br />
können auch Handy!<br />
Der pensionierte Lehrer sucht<br />
jetzt nicht mehr Fortbildungsveranstaltungen<br />
auf, sondern<br />
greift auf das Programm der<br />
<strong>GEW</strong>-Ruheständler zurück in<br />
der Hoffnung, dass keine seine<br />
in vielen Jahren erworbenen<br />
Kenntnisse verkümmern,<br />
sondern weiter gefördert<br />
werden. Ein hoher Anspruch,<br />
der hoffentlich hin und wieder<br />
von dem „Kompetenzteam<br />
Ruhestand Köln und Rhein-<br />
Berg“ an Orten der Bildung<br />
befriedigt werden kann.<br />
Wobei das Ziel nicht nur die<br />
Vermittlung von Wissen sein<br />
SEITE 38<br />
sollte, sondern die monatlichen<br />
Angebote könnten auch<br />
dem Vergnügen dienen, denn<br />
der Lehrer im Ruhestand muss<br />
kein Wissen mehr vermitteln,<br />
er kann es, wenn er will.<br />
Ein idealer Ort für Großeltern<br />
und Enkel, um sich schlau<br />
zu machen und naturwissenschaftliche<br />
Phänomene zu<br />
studieren, ist das Odysseum.<br />
Auf 5.500 m² Fläche gibt es<br />
200 interaktive Erlebnisstationen,<br />
vom Dinosaurier,<br />
der eher nicht mein Ding ist,<br />
bis zum Flugsimulator, erst<br />
recht nicht mein Ding, ist<br />
alles vertreten. Alle Stationen<br />
laden zum Mitmachen ein,<br />
„Anfassen, Mitmachen und<br />
Experimentieren sind hier<br />
ausdrücklich gewünscht.“ Um<br />
die Experimente kindgerecht<br />
einzurichten, waren in die Vorbereitung<br />
und Planung Kinder<br />
eingebunden. Pressesprecherin<br />
des Odysseums Kathrin Bauer<br />
2008: „Wir haben unter vielen<br />
Bewerbungen sieben Kinder<br />
ausgewählt, die von heute an<br />
in unregelmäßigen Abständen<br />
die Fortschritte in Augenschein<br />
nehmen können. Die<br />
14jährige Josephine ist begeistert<br />
von den anschaulichen<br />
Versuchen: „Eigentlich finde<br />
ich Chemieunterricht langweilig,<br />
aber das Experimentieren<br />
Haben viel Spaß beim Experimentieren:<br />
Fünf Kinder testen schon mal das zukünftige Odysseum.<br />
Kölner Rundschau vom 26. September 2008<br />
hier macht wirklich Spaß.“<br />
Soweit meine Enkeltochter<br />
in der Kölner Rundschau im<br />
September 2008. Für Experimente<br />
hatten wir jetzt nicht<br />
wirklich Zeit. Wir durchquerten<br />
die fünf Themenräume:<br />
Leben, Cyberspace,<br />
Erde, Mensch und Kinderstadt.<br />
Unser Führer wies uns<br />
auf zahlreiche Möglichkeiten<br />
zu eigenen Versuchen hin.<br />
Es lohnt sich in jedem Fall,<br />
häufig wiederzukommen, um<br />
die vielen Angebote auszuprobieren.<br />
Noch trägt sich<br />
das Odysseum nicht, sondern<br />
wird von der Sparkasse hoch<br />
unterstützt. Man hofft, dass es<br />
als außerschulischer Lernort<br />
akzeptiert wird und „nicht<br />
nur in Phasen, in denen in<br />
den Schulen nichts mehr geht,<br />
zum Ersatzphantasialand<br />
wird“, so der Geschäftsführer<br />
(KStA vom 7. März <strong>2012</strong>).<br />
Ein Ort, in dem der Lehrsatz<br />
des Pythagoras so anschaulich<br />
dargestellt ist, dass selbst der<br />
Mathematiklaie, der schon<br />
ungern bis 3 zählt, die Formel<br />
a² + b ² = c² auf Anhieb<br />
begreift, ist in jedem<br />
Fall erhaltenswert.<br />
SEITE 39<br />
Große<br />
Hafenrundfahrt<br />
in Köln<br />
Freitag, 29.06.<strong>2012</strong><br />
Abfahrt: 14.00 Uhr<br />
Rückkehr ca. 17.00 Uhr<br />
Treffpunkt<br />
Konrad-Adenauer-Ufer<br />
13.30 Uhr,<br />
Anlegebrücke 10<br />
Eine Fahrt durch ausgewählte<br />
Kölner Häfen mit ihren<br />
Einrichtungen erklärt durch<br />
einen Guide.<br />
Die dreistündige Rundfahrt<br />
beleuchtet die Geschichte<br />
des Rheinauhafens, gewährt<br />
Einblicke in den Deutzer Hafen,<br />
den Mülheimer Hafen und den<br />
Container-Hafen Niehl I.<br />
Kosten 10,00 Euro<br />
Die <strong>GEW</strong> übernimmt einen Teil<br />
des Fahrpreises. Daher bitte<br />
bei Verhinderung unbedingt<br />
abmelden, wir gehen für den<br />
Fahrpreis in Vorlage und<br />
kassieren am Schiff.<br />
Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
Köln
Vorzeitige<br />
Beendigung der<br />
Elternzeit wegen<br />
Mutterschutzfristen<br />
von Ines Bartenstein<br />
Bisher konnten beamtete Lehrerinnen<br />
ihre Elternzeit nicht<br />
vorzeitig beenden, wenn sie<br />
während der Eltern zeit erneut<br />
schwanger wurden und<br />
die Mutter schutz zeiten in die<br />
Elternzeit fielen. Nach einer<br />
Verfügung des Bundesinnenministeriums<br />
vom 19. Juni 2011<br />
ist das nun möglich: Mütter<br />
können unter diesen Umständen<br />
ihre Elternzeit auch ohne die<br />
Zustimmung des Dienstherrn<br />
beenden. Sie können so während<br />
der Mutterschutzfristen nach<br />
dem Mutter schutzgesetz - sechs<br />
Wochen vor und acht Wochen<br />
nach der Geburt - einen Anspruch<br />
auf Besoldung erlangen.<br />
(PR-Info 1/<strong>2012</strong> Personalrat<br />
Gesamtschulen und Gemeinschaftsschulen<br />
bei der<br />
Bezirksregierung Detmold)<br />
RECHTSBERATUNG RECHTSBERATUNG<br />
Verzugszinsen<br />
bei verspäte ten<br />
Gehaltszahlungen<br />
In einigen Bezirken gibt es<br />
offenbar Beschwerden über<br />
verspätete Gehaltszahlungen,<br />
deshalb hier einige grundlegende<br />
Informationen:<br />
Für Tarifbeschäftigte muss die<br />
Zahlung für den laufen den<br />
Kalendermonat am letzten<br />
Tag des Monats erfolgen.<br />
Ist die Zahlung nicht spätestens<br />
30 Tage nach Fäl ligkeit<br />
auf dem Gehaltskonto eingegangen,<br />
haben Tarifbeschäftigte<br />
Anspruch auf<br />
Verzugszinsen (Bür gerliches<br />
Gesetzbuch (BGB) § 286<br />
Absatz 3). Eine Mahnung<br />
oder Zahlungsaufforderung<br />
ist nicht erforderlich.<br />
Der Zinssatz der Verzugszinsen<br />
liegt fünf Prozentpunkte<br />
über dem Basiszinssatz (BGB<br />
§ 288 Absatz 1). Der Basiszinssatz<br />
wird halbjährlich<br />
von der Deutschen Bundesbank<br />
neu festgelegt. Ab<br />
Juli 2011 beträgt er 0,37<br />
%, der Zinssatz für die Verzugszinsen<br />
also 5,37 %.<br />
Die Dienstbezüge von Beamten<br />
werden monatlich im<br />
Voraus gezahlt. Beamte haben<br />
bei verspäteter Zahlung keinen<br />
An spruch auf Verzugszinsen<br />
(Bundesbesol dungsgesetz<br />
§ 3 Absatz 5 und 6).<br />
(Quelle: Personalrat Gesamtschulen<br />
und Gemeinschaftsschulen<br />
bei der Bezirksregierung<br />
Detmold)<br />
SEITE 40<br />
Jahressonderzahlung<br />
(Weihnachtsgeld) für<br />
befristet Beschäftigte<br />
Kolleginnen und Kollegen, die<br />
während eines Kalen derjahres mehrere<br />
befristete Verträge mit zeitlichen<br />
Unterbrechungen hatten,<br />
erhielten die Jah ressonder zahlung<br />
für das Jahr 2011 bislang nur auf<br />
Grund lage des letzten Ver trages.<br />
Beispiel: befristete Einstellung in<br />
den Schuldienst vom Februar 2011<br />
bis Ende September 2011; erneute<br />
be fristete Einstellung vom November<br />
2011 bis Feb ruar <strong>2012</strong>. Die<br />
Jahressonderzahlung 2011 wurde<br />
dann nur für die Monate November<br />
und Dezember gezahlt.<br />
Nach einer rechtskräftigen Entscheidung<br />
des Landes arbeitsgerichts<br />
Rheinland-Pfalz (AZ 8 Sa 579/09)<br />
ist es rechtswidrig, so zu verfahren:<br />
Der Anspruch auf die Jahressonderzahlung<br />
besteht für alle Monate<br />
des Kalenderjahres, in denen ein<br />
Beschäftigungs verhältnis bestand,<br />
im genannten Beispiel also für 11<br />
Monate. Allerdings muss das Beschäftigungsverhältnis<br />
am 1. Dezember<br />
eines Jahres bestehen, sonst entfällt<br />
der Anspruch laut TV-L §20.<br />
Befristet Beschäftigte sollten den<br />
fehlenden Anteil der Jahressonderzahlung<br />
innerhalb von sechs<br />
Mona ten nach Eingang der Zahlung<br />
schriftlich beim Lan desamt für<br />
Besoldung und Versorgung beantragen.<br />
Gewerkschaft und Verbände<br />
haben Musteranträge vorbereitet.<br />
(Quelle: Personalrat Gesamtschulen<br />
und Gemeinschaftsschulen bei<br />
der Bezirksregierung Detmold)<br />
Was ändert sich für die Beschäftigten<br />
nach dem Urteil der Bundesarbeitsgerichts<br />
vom 20. März<br />
<strong>2012</strong> - 9 AZR 529/10<br />
von Nina Goerges<br />
Das Bundesarbeitgericht (BAG)<br />
hat entschieden, dass die in § 26<br />
Abs. 1 S. 2 TVöD vereinbarte<br />
Urlaubsstaffelung nach dem<br />
Lebensalter das Allgemeine<br />
Gleichbehandlungsgesetz (AGG)<br />
verletzt.<br />
Die Klägerin, die nach dem<br />
TVöD eigentlich 29 Tage Urlaub<br />
hatte, erhält nun, durch eine<br />
„Anpassung nach oben“ den<br />
gleichen Urlaub wie die älteren<br />
Kollegen, nämlich 30 Tage.<br />
Das BAG begründet seine<br />
Entscheidung damit, dass die<br />
tarifliche Urlaubsstaffelung<br />
nicht dem Ziele diene, dem<br />
gesteigerten Erholungsbedürfnis<br />
älteren Menschen Rechnung zu<br />
tragen. Ein gesteigertes Erholungsbedürfnis<br />
ließe sich nämlich<br />
ab dem 30. oder dem 40.<br />
Lebensjahr kaum begründen.<br />
Was heißt das nun für alle<br />
übrigen Arbeitnehmer? Wie<br />
werden sie von diesem Urteil<br />
betroffen? Gilt diese Regelung<br />
nun „für alle“?<br />
Für die Beschäftigten, die bei<br />
einer Kommune oder beim Bund<br />
angestellt sind , die also unter<br />
den Geltungsbereich des TVöD<br />
fallen, ist das Urteil übertragbar.<br />
Was ist zu tun?<br />
Für vergangene Jahre sieht<br />
der Anspruch auf Mehrurlaub<br />
schlecht aus. Im Regelfall<br />
wird der nämlich bereits<br />
verfallen sein, da der Urlaub<br />
im laufenden Kalenderjahr<br />
genommen werden muss. Eine<br />
Übertragung ist laut TVöD<br />
nur bis zum 31. März möglich.<br />
Für das Jahr <strong>2012</strong> sollten alle<br />
Beschäftigten, für die der TVöD<br />
gilt und die im Jahr <strong>2012</strong> das<br />
40. Lebensjahr noch nicht<br />
vollendet haben, schriftlich<br />
und mit Hinweis auf das BAG<br />
Urteil von ihrem Arbeitgeber<br />
30 Tage Urlaub verlangen.<br />
Ab 2013 werden dann alle im<br />
öffentlichen Dienst Beschäftigten<br />
29 Tage Urlaub erhalten.<br />
Dies wurde so in der aktuellen<br />
Tarifrunde vereinbart. Allerdings<br />
gilt Besitzstandswahrung für alle<br />
Arbeitnehmer, die bereits jetzt 30<br />
Tage Urlaub haben. Außerdem<br />
gilt künftig, dass Beschäftigte<br />
mit vollendetem 55. Lebensjahr<br />
30 Tage Urlaub bekommen.<br />
Hier gehen die Tarifparteien<br />
davon aus, dass dies nicht dem<br />
Gleichbehandlungsgrundsatz<br />
widerspricht, da es hier einen<br />
legitimen Zweck der Ungleichbehandlung<br />
gibt, nämlich das<br />
gesteigerte Erholungsbedürfnis<br />
der älteren Arbeitnehmer.<br />
Auch die Beschäftigten, für die<br />
der TVöD zwar nicht unmittelbar<br />
gilt, aber im Arbeitsvertrag<br />
bei der Urlaubsregelung auf den<br />
SEITE 41<br />
Der Urlaub<br />
TVöD Bezug genommen wird,<br />
ist die Entscheidung des Bundesarbeitsgericht<br />
wahrscheinlich<br />
anzuwenden. Auch hier ist den<br />
Beschäftigten also zu raten, für<br />
das Jahr <strong>2012</strong> einen Antrag auf<br />
30 Tage Urlaub zu stellen.<br />
Dasselbe gilt auch für die Landesbeschäftigten.<br />
Denn auch im<br />
Tarifvertrag der Länder (TV-L)<br />
gibt es eine Urlaubsregelung,<br />
die nach dem Alter gestaffelt<br />
wird. Auch diese Regelung<br />
verstößt gegen den allgemeinen<br />
Gleichbehandlungsgrundsatz.<br />
Für die Mehrheit der <strong>GEW</strong>-<br />
Mitglieder dürfte dies allerdings<br />
nicht so relevant sein, da es<br />
für die Inanspruchnahme der<br />
Lehrkräfte während der Schulferien<br />
andere Regelungen gibt.<br />
Eine spannende Frage ist, wie<br />
es sich bei Tarifverträgen verhält,<br />
die die Urlaubsregelung<br />
zwar nicht vom Alter, aber<br />
von der Betriebszugehörigkeit<br />
abhängig machen.<br />
Liegt hier auch eine unrechtmäßige<br />
Ungleichbehandlung vor?<br />
Ist diese Regelung nicht faktisch<br />
auch eine Benachteiligung<br />
der jüngeren Arbeitnehmer?<br />
Nein, wahrscheinlich nicht.<br />
Die Belohnung der Beschäftigten<br />
für Betriebtreue und<br />
Berufserfahrung ist wohl ein<br />
legitimes Ziel für die Ungleichbehandlung.<br />
Aber entschieden<br />
wurde dies noch nicht…
Mehr Demokratie wagen<br />
von Wolfgang Hardenacke<br />
„Mehr Demokratie wagen ...“<br />
sagte Willy Brandt noch Ende<br />
der 1960er Jahre. Aber 1972<br />
beschloss er gemeinsam<br />
mit den Ministerpräsidenten<br />
der Länder den sogenannten<br />
‚Radikalenerlass für den<br />
Öffentlichen Dienst‘. Welch<br />
ein Hohn! Kollegin Petra Rath<br />
kann sich gar nicht beruhigen.<br />
Als Politiklehrerin nicht<br />
und als Betroffene sowieso<br />
nicht. Jahrelang hatte sie<br />
nicht mehr daran gedacht.<br />
Aber als der ‚Radikalenerlass‘<br />
sich im Januar zum 40. Mal<br />
jährte und dieses Thema in<br />
E&W und nds aufgegriffen<br />
wurde, ist sie einfach nochmal<br />
empört. Über das Verfahren<br />
damals, im Jahre 1977,<br />
das für sie persönlich mit<br />
einem Berufsverbot endete.<br />
Im Lehrerzimmer sitzen<br />
neben Kollegin Rath die<br />
Referendarin Christa Niehl<br />
und deren Ausbildungslehrerin<br />
Anne Pesch. Im Seminar<br />
war dieses Thema gestern<br />
besprochen worden und<br />
Kollegin Pesch hatte der<br />
Referendarin empfohlen,<br />
Petra Rath anzusprechen. Die<br />
wisse nämlich mehr. „Die damaligen<br />
Ministerpräsidenten<br />
wollten per Beschluss angebliche<br />
Verfassungsfeinde<br />
nicht im öffentlichen Dienst<br />
beschäftigen. Das betraf<br />
vor allem ‚linksverdächtige‘<br />
LehrerInnen“, meint Kollegin<br />
GLOSSE LESERBRIEF<br />
Rath „die nun einer Regelanfrage<br />
beim Verfassungsschutz<br />
unterzogen wurden.“<br />
„Wie war das dann bei dir?<br />
Gab es eine Einzelfallprüfung?“<br />
will Christa Niehl<br />
wissen. „Ja! Ich wurde zu<br />
einem Anhörungstermin bei<br />
der Bezirksregierung geladen.<br />
Dort wurden mir folgende<br />
,Tatbestände‘ vorgehalten:<br />
Ich hätte Flugblätter gegen §<br />
218 StGB und das Schulsystem<br />
verteilt; ich hätte gegenüber<br />
der Seminarleitung<br />
sinngemäß bemerkt; noch in<br />
unserer Generation würden<br />
die LehrerInnen vom Volk gewählt<br />
werden, und schließlich<br />
hätte ich vor Schülern meiner<br />
Ausbildungsschule erklärt,<br />
dass ich mich weiterhin für<br />
die Ziele meiner kommunistischen<br />
Organisation einsetzen<br />
würde. - Ich hielt das alles<br />
für eine ausgemachte Gesinnungsschnüffelei<br />
und habe<br />
mich bei der Anhörung geweigert,<br />
eine Stellungnahme<br />
abzugeben.“ „Wer dumm,<br />
aber staatstreu war, konnte<br />
also LehrerIn werden, wer<br />
klug, aber kommunistisch<br />
war, jedoch nicht!“ empört<br />
sich Kollegin Pesch. Und<br />
Christa Niehl will wissen: „Wie<br />
kam die Bezirksregierung<br />
bloß an all diese Hinweise?<br />
Da muss doch eine Vielzahl<br />
von Bürokraten Tausende von<br />
Personen ständig überwacht<br />
haben!“ „In meinem Fall<br />
haben der Verfassungsschutz<br />
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und das BKA ermittelt, Polizei<br />
und Staatsanwaltschaft Amtshilfe<br />
geleistet, die Bezirksregierung<br />
das Anhörungsverfahren<br />
durchgeführt und die<br />
Seminar- und Schulleitungen<br />
einbestellt.“ „Das war ja ein<br />
richtiger Gesinnungs-TÜV!“<br />
empört sich Anne Pesch. „Da<br />
konnten sich die Ermittlungsbehörden<br />
so richtig austoben.<br />
Ich sage ja immer: Die meisten<br />
Bürokraten litten schon<br />
als Kinder unter der schier<br />
unendlichen Weite ihres<br />
Laufstalles.“ Christa Niehls<br />
Blick schwankt zwischen Erstaunen<br />
und Empören. Umso<br />
mehr ist sie daran interessiert,<br />
zu erfahren, wie es im<br />
Verfahren Rath weiter ging.<br />
Nach einer kurzen Pause<br />
antwortet Petra Rath: „Nach<br />
dem Referendariat wurde<br />
ich nicht in den Schuldienst<br />
eingestellt. Drei Jahre habe<br />
ich dann in der Erwachsenenbildung<br />
gearbeitet. Während<br />
dieser Zeit bin ich aus<br />
der ‚verfassungswidrigen‘<br />
Partei ausgetreten und habe<br />
danach erneut einen Antrag<br />
auf Einstellung in den Schuldienst<br />
gestellt.“ „Und das hat<br />
dann geklappt?“ „Ja. Nach<br />
einem halben Jahr beharrlicher<br />
Gespräche mit Bezirksregierung<br />
und Kultusministerium<br />
sowie Rücksprache mit<br />
dem Innenministerium.“ „Unglaublich!<br />
Umso glücklicher<br />
können wir sein“ meint nun<br />
Referendarin Niehl, „dass es<br />
das heute so nicht mehr gibt.“ „Von wegen!“<br />
meint Anne Pesch. „Für Verfassungsschützer<br />
und einige Politiker heißt es immer noch: ,Der<br />
Feind steht links‘. Familienministerin Schröder<br />
hat die sogenannte ‚Demokratie-Erklärung‘<br />
2010 auf den Weg gebracht: ,In Zukunft werde<br />
ich von Initiativen gegen Rechtsradikalismus,<br />
Linksradikalismus oder Islamismus Bekenntnisse<br />
zu unserer Verfassung verlangen‘. Das<br />
ist an Zynismus wirklich kaum zu überbieten,<br />
vor allem angesichts des eklatanten Versagens<br />
der Sicherheitskräfte im Fall der rechtsextremistischen<br />
Zwickauer Terrorzelle (NSU).“<br />
Christa Niehl bedankt sich für den historischen<br />
Abriss der Extremismusklausel von 1977 bis<br />
heute. Sie möchte aber doch noch wissen,<br />
warum Petra Rath die Kommunistische Partei<br />
damals schließlich verlassen hat. Kollegin<br />
Rath muss nicht lange überlegen: „Im Fall<br />
meines Berufsverbotes gab die Organisation<br />
die Losung aus: ,Revolution mit Pensionsanspruch<br />
gibt es nicht. Wenn der Feind uns<br />
bekämpft, dann ist das gut und nicht schlecht.‘<br />
Das fand ich menschenverachtend. Und zur<br />
gesellschaftlichen Situation lautete die Parole:<br />
,Die absolute Verelendung der Massen nimmt<br />
konkrete Formen an. Der bewaffnete Aufstand<br />
steht bevor.‘ Das war für mich revolutionärer<br />
Autismus. Besonders abschreckend fand<br />
ich die autoritären Regimes, mit denen die<br />
Partei damals ‚brüderliche Freundschaften‘<br />
pflegte, nämlich China, Albanien, Nordkorea<br />
und Kambodscha.“ „’Sage mir, mit wem du<br />
umgehst, dann sage ich dir, wer du bist‘ - hat<br />
meine Mutter schon gewusst!“ sagt Anne<br />
Pesch. „Kluge Mutter“, meint Christa Niehl<br />
und geht mit ihrer Ausbildungslehrerin in den<br />
Unterricht. Zurück bleibt eine aufgewühlte<br />
Petra Rath. „Vielleicht hatte Pascal ja recht,<br />
als er sagte: ‚Das ganze Unglück der Menschen<br />
kommt nur davon, dass sie es nicht<br />
schaffen, ruhig in einem Zimmer zu bleiben‘.“<br />
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Lieber Kollege Hardenacke,<br />
leider bleibt in Deiner Glosse „Nit<br />
für Kooche ...“ unklar, WER eigentlich<br />
der Ansicht war, dass der<br />
Spruch „Sie tragen seltsame Gewänder<br />
und irren planlos herum“ zu den RÖ-<br />
MERN passt, und zwar, als diese „auf<br />
den Volksstamm der hier ansässigen<br />
Ubier trafen“. war das<br />
Benno Weiß oder warst Du das selber?<br />
wie auch immer, Du hättest<br />
die Geschichtslehrerin Petra Rath<br />
(oder sonst jemand Sachkundigen)<br />
erst mal die Rohfassung des Textes<br />
lesen lassen sollen, denn: die Römer<br />
waren schon in den Kölner Raum<br />
gekommen, als die Ubier noch ganz<br />
woanders (nämlich rechtsrheinisch,<br />
südlich der Sieg) „ansässig“ waren.<br />
Als nämlich Cäsar und seine Soldaten<br />
um 54 v. Chr. zum ersten Mal in<br />
unsere Gegend kamen, wohnten hier<br />
die Eburonen, die den Ankömmlingen<br />
heftigen Widerstand entgegensetzten.<br />
Sie wurden von den Römern deswegen<br />
schließlich mehr oder weniger<br />
ausgerottet. Erst danach (19/18 v.<br />
Chr.) siedelten sich die Ubier, mit<br />
römischer Erlaubnis, im Kölner Raum<br />
an. Ihr Hauptort hieß dann „Ara<br />
Ubiorum“. Weil aber die Ubier sich<br />
später, der Kaiserin Agrippina zu<br />
ehren, in „Agrippinenser“ umbenannt<br />
haben (die Speichellecker!), wurde<br />
diese Stadt, als sie zur „Colonia“<br />
erhoben worden war, „Colonia Claudia<br />
Ara Agrippinensium“ genannt.<br />
Die Römer hatten selten so folgsame<br />
Untertanen wie die Ubier. Bestimmt<br />
haben sie sich auch beflissen der<br />
römischen Kleidermode angepasst.<br />
Mit kollegialem Gruß<br />
Winfried Schumacher
G 10629 F Postvertriebsstück DPA Entgelt bezahlt<br />
Nr. 3 <strong>GEW</strong> forum Hans-Böckler-Platz 1 50672 Köln<br />
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