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SCHWACHHAUSEN Magazin | Juli - August 2020

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JUMANA MATTUKAT<br />

Jumana Mattukat schafft mit ihrem Coaching eine gemeinsame Sprache. So ist die Grundlage gegeben, Konflikte harmonisch zu lösen.<br />

Da ich wohl auch ein großes Bedürfnis nach Harmonie mit in die Wiege<br />

gelegt bekommen habe, habe ich vielerlei Strategien entwickelt, diese<br />

Missverständnisse möglichst rasch zu klären, um möglichst keine Konflikte<br />

erleben zu müssen.Diese Strategie, die mir als Kind diente, habe ich<br />

noch eine Weile weiter verfolgt.<br />

Oftmals war sie für alle Beteiligten sehr hilfreich und verhinderte tatsächlich<br />

unnötige Konflikte. Eine Zeitlang wohnte ich beispielsweise in<br />

einer internationalen WG und mischte mich immer wieder ein wenn der<br />

tunesische Mitbewohner und die spanische Mitbewohnerin in der Küche<br />

kurz vor einem Streit standen, weil sie beide auf Deutsch aneinander vorbei<br />

redeten. „Sie meint es ganz anders und zwar...“ begannen viele meiner<br />

Sätze in dieser Zeit. „Ach so.“ war die Antwort und Entspannung<br />

folgte auf beiden Seiten.<br />

Streit vermeiden um jeden Preis?<br />

Dass mein Einmischen vielleicht nicht nur gut ist und sogar kontrollierend<br />

und übergriffig sein kann, lehrten mich später meine beiden Kinder.<br />

Streit, den sie untereinander hatten, wurde durch mein Eingreifen nicht<br />

besser, sondern oftmals sogar schlimmer. Ich hatte hier also ganz offensichtlich<br />

etwas zu lernen. Mit der Zeit merkte ich, wie wichtig es ist, dass<br />

ich sie ihre Dinge unter sich klären lasse. Dieser Lernprozess war für mich<br />

langwierig und bedeutete viel innere Arbeit.<br />

Belohnt wurde ich für das „nicht eingreifen“ jedes Mal: ich sah wie<br />

schnell ein Streit wieder erledigt war wenn sie ihn ausleben durften.<br />

Meine Kinder und ich fanden Wege, um herauszufinden, wann sie meine<br />

Unterstützung brauchten und wann nicht.<br />

Die Erfahrung mit den beiden war sicher der Anstoß zum Umdenken.<br />

Unsere Kinder halte ich ohnehin für unsere größten Lehrmeister.<br />

Konflikte als Chance<br />

Inzwischen hat sich meine Einstellung zu Konflikten grundlegend verändert<br />

- durch meine eigenen Selbsterfahrungsprozesse und durch meine<br />

berufliche Erfahrung. Ich sehe sie inzwischen als Chance. Jedes Mal wenn<br />

es zu einem Konflikt kommt, haben wir die Chance auf Wachstum.<br />

Wenn wir einen inneren Konflikt zu einem Thema haben, dann können<br />

wir mehr über uns selbst herausfinden. Wenn wir einen Konflikt mit<br />

einem Menschen haben, dann kann die Beziehung zu diesem Menschen<br />

wahrhaftiger werden. Und wenn es einen Konflikt innerhalb der Familie<br />

bzw. in einem Team gibt, dann liegt auch hierin die Chance auf Weiterentwicklung.<br />

Konflikte legen den Finger in die Wunde, das kann schmerzhaft sein, aber<br />

sie zeigen auch bereits den Weg heraus, in dem sie an die Oberfläche spülen,<br />

was es anzuschauen gilt. Aus meiner Sicht sind Konflikte eine Einladung<br />

des Lebens zu mehr Wahrheit, zu mehr Liebe und auch zu mehr<br />

Freiheit. Denn dort, wo wir dem Konflikt aus dem Weg gehen und wir<br />

womöglich sogar Unangenehmes unter den Teppich kehren, wird sich die<br />

Kraft dahinter einen anderen Weg suchen.<br />

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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Juli</strong> - <strong>August</strong> <strong>2020</strong>

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