Hans Gehrt von Aderkas leidet seit mehr als 15 Jahren an Multipler Sklerose und muss immer wieder loslassen, vom Beruf,, von der Mobilität, von der Selbstständigkeit, von geliebten Hobbys und Aktivitäten. Darüber hat er zusammen mit dem Journalisten Helge Hommers ein Buch geschrieben. 28 <strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | | <strong>Juli</strong> Mai - <strong>August</strong> - Juni <strong>2020</strong>
HANS GEHRT VON ADERKAS Hans Gehrt von Aderkas über Loslassen. Von Abschied und Neuanfang TEXT | IRA SCHEIDIG FOTOS | IRA SCHEIDIG & GABY AHNERT FOTOGRAFIE Das Thema Loslassen liegt Hans Gehrt von Aderkas am Herzen. Aus Erfahrungen, die er in vielen verschiedenen Zusammenhängen damit gemacht hat und aus ganz persönlichen Gründen. Er leidet seit mehr als 15 Jahren an Multipler Sklerose und muss immer wieder loslassen, vom Beruf, von der Mobilität, von der Selbstständigkeit, von geliebten Hobbys und Aktivitäten. Darüber hat er zusammen mit dem Journalisten Helge Hommers ein Buch geschrieben, das im Schünemann Verlag erschienen ist. In seinem Lebensbericht „Loslassen – Alles hat seine Zeit“ erzählt er von seinem langen Weg und den damit verbundenen Schritten des Loslassens. In einem zweiten Teil kommen Bremer zu Wort, die ebenfalls aus ganz unterschiedlichen Gründen loslassen mussten. Sei es Henning Scherf, der von der Politik loslassen musste oder der Sportjournalist Olaf Dorow, der als Läufer wegen einer Erkrankung seinen Olympiatraum aufgeben musste. Wie viele Reaktionen er schon auf sein Buch bekommen hat, freut ihn sehr. Die Bewältigung der Hürden, mit denen er sich selbst und die Gastautoren konfrontiert sahen, soll Menschen, die ebenfalls Schwierigkeiten mit dem Loslassen haben, Mut machen und ihnen ein Beispiel sein. Loslassen prägt jedes Leben Mit Blick in seinen wunderschönen Garten erzählt Hans Gehrt von Aderkas bei einem Kaffee, wie es zu dem Buch kam und seine ganz persönliche Lebensgeschichte mit allen Höhen und Tiefen. Ein Jahr saß er mit dem Co-Autoren Helge Hommers zusammen und sprach über seine Erfahrungen. Entstanden ist ein berührender und mitreißender Einblick in sein Leben und seine Gedanken. „Es ist mit viel Offenheit und Ehrlichkeit geschrieben, ich habe mich selbst erschrocken, wie viel man preisgibt“, erzählt er lächelnd. Das Thema Loslassen und seine verschiedenen Facetten faszinieren ihn schon lange. „Man muss so oft im Leben loslassen, die Kinder, die ausziehen, die Eltern, den Beruf, Verstorbene und vieles mehr. Ich finde das ist ein spannendes Thema mit sehr vielen Aspekten.“ Schon sein Vater beschäftigte sich damit, wie er von seiner Schwester erfuhr, als er ihr von dem Buchprojekt berichtete. Sie übergab ihm handschriftliche Notizen des Vaters mit dem Titel „Festhalten und Loslassen“. Er hat immer wieder im Berufsleben gespürt, wie viele Menschen nicht loslassen können. Der Jurist hat über 20 Jahre als Headhunter und Personalberater gearbeitet und oft genug Firmeninhaber erlebt, die mit seiner Hilfe einen Nachfolger suchten, aber es dann doch nicht sein lassen konnten. Das gab ihm zu denken, und er setzte sich mit dem Thema intensiver auseinander. Wohl schon jeder musste sich im Laufe des Lebens schon auf ganz persönliche Weise einmal mit dem Thema Loslassen befassen, wenn auch nicht so drastisch wie von Aderkas. Diagnose Multiple Sklerose Seine Krankheit, die alles verändert hat, begann mit Ende 40 beim Joggen. „Ich knickte um, ohne Grund, und schenkte dem erst mal keine große Beachtung. Dann passierte es beim nächsten Mal wieder. Als nach eingehender Diagnostik die Diagnose Multiple Sklerose feststand, habe ich es erst mal verdrängt, ich wollte es nicht wahrhaben. Das war auch gut so, sonst rutscht man schnell <strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Juli</strong> - <strong>August</strong> <strong>2020</strong> 29