Ernährung leberkranker Hunde & Katzen
Ernährung leberkranker Hunde & Katzen
Ernährung leberkranker Hunde & Katzen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ROYAL CANIN Fernkolleg für TierarzthelferInnen/Tiermedizinische Fachangestellte<br />
<strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> &<br />
<strong>Katzen</strong><br />
Kurs 02/10 (November 2010 - März 2011)
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung<br />
2 Physiologische Leberfunktion<br />
3 Pathophysiologie der Leber<br />
4 Die wichtigsten Lebererkrankungen<br />
� Hund<br />
� Katze<br />
5 Diagnostik von Lebererkrankungen<br />
� Anamnese<br />
� Klinische Symptome<br />
� Labor<br />
� Bildgebende Verfahren<br />
� Biopsie<br />
6 <strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> & <strong>Katzen</strong><br />
� Grundzüge der Leberdiätetik<br />
� Unterstützende Maßnahmen<br />
o Fütterungstechnik<br />
o Flüssigkeitszufuhr<br />
o Beeinflussung der Darmflora<br />
� Spezialfall leberkranke Katze<br />
� Fertignahrung oder Selbstgekocht?<br />
� Nahrungsverweigerung (Anorexie)<br />
� Welche Nahrungsergänzungen sind sinnvoll?<br />
7 Häufige Fragen<br />
� „Wie füttere ich einen Bedlington-Terrier?“<br />
� „Was ist HE und was macht man dagegen?“<br />
� „Muss man bei Leberschäden eiweißarm füttern?“<br />
� „Muss die Leberdiät lebenslang verabreicht werden?“<br />
� „Kann ich nicht auch ein Nierendiätfutter nehmen?“<br />
8 Diätetisches Management mit Royal Canin<br />
� Diäten für leberkranke <strong>Hunde</strong><br />
� Diäten für leberkranke <strong>Katzen</strong>
1. Einleitung<br />
Die Diätetik von Lebererkrankungen bei Hund und Katze ist eines der schwierigsten<br />
Themen der Kleintierernährung. Die Leber ist die größte Drüse des Körpers und<br />
übernimmt als zentrales Stoffwechselorgan mit einer Vielzahl komplexer<br />
physiologischen Funktionen. Viele, aber längst nicht alle dieser Funktionen hängen<br />
mit der Verdauung und dem Stoffwechsel der Energie liefernden Hauptnährstoffe<br />
(Fette, Kohlenhydrate und Proteine) zusammen. Daher kann eine<br />
Leberfunktionsstörung sehr schnell zu einer Mangelernährung führen, die ihrerseits<br />
den Schweregrad der Errankung noch verstärkt. Lebererkrankungen sind nicht nur<br />
extrem vielfältig in ihrem Erscheinungsbild und daher für jede Tierärztin und jeden<br />
Tierarzt eine diagnostische Herausforderung, sondern je nach Ursachen erfordern<br />
sie auch ganz unterschiedliche diätetische Maßnahmen. Hinzu kommt noch, dass bei<br />
Hund und Katze zum Teil sehr unterschiedliche Krankheitsbilder zeigen, so dass<br />
man Erkenntnisse und Erfahrungen zur Leberdiätetik beim Hund nicht ohne weiteres<br />
auf die Katze übertragen kann und umgekehrt. Die Hepatische Lipidose<br />
beispielsweise, die häufigste Lebererkrankung der Katze, kommt beim Hund in dieser<br />
Form und Häufigkeit nicht vor. Dafür ist die Kupferspeicherkrankheit bei mehreren<br />
beliebten <strong>Hunde</strong>rassen beschrieben, bei der Katze spielt sie als isoliertes<br />
Krankheitsbild jedoch keine Rolle. Sie merken schon: Die eine Leberdiät für alle Fälle<br />
kann es nicht geben. Außer Frage steht jedoch, dass die richtige Diätetik die Basis<br />
einer erfolgreichen Behandlung <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> ist.<br />
Für Sie als TAH/TFA mit besonderem Interesse an der Kleintierdiätetik stellt die<br />
Betreuung <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> und ihrer Besitzer in mehrfacher Hinsicht<br />
eine besondere Herausforderung dar:<br />
� Sie müssen gute Kenntnisse über die normale Leberfunktion haben, um die<br />
Pathomechanismen einer Lebererkrankung verstehen und sich die diätetische<br />
Antwort selbst erschließen zu können.<br />
� Sie müssen kompetent entscheiden, welche Diät im individuellen Fall am<br />
besten geeignet ist und dabei gerade bei der Katze aus einer Vielfalt von<br />
Optionen auswählen.<br />
� Sie haben es häufig mit Tieren zutun, die wenig Appetit haben und schlecht<br />
fressen. Hier ist Ihr Einfühlungsvermögen, Ihr Erfindungsreichtum aber auch<br />
Ihre Überzeugungskraft gefragt, damit Tier und Halter Ihren Diätplan dauerhaft<br />
befolgen.<br />
� Leberpatienten können jederzeit zu Intensivpatienten werden, die sie stationär<br />
betreuen und unter Umständen per Sonde ernähren müssen.<br />
� Die Symptome vieler Lebererkrankungen sind subtil und wenig spezifisch. Bei<br />
der telefonischen Anamnese ist Ihr ganzes Fachwissen und Geschick beim<br />
gezielten Gespräch mit dem Tierhalter gefragt. Und auch nach der Stellung<br />
der Diagnose durch den Tierarzt werden Sie viele Fragen der Tierhalter<br />
beantworten müssen.<br />
Das alles schreckt Sie nicht ab, sondern stellt sogar einen besonderen Anreiz für Sie<br />
dar? Dann sind Sie bei diesem Fernkolleg genau richtig. Wir wünschen Ihnen viel<br />
Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei der Beantwortung der Multiple-Choice-Fragen.<br />
Die Autorinnen<br />
Dr. Claudia Rade und Dr. Elisabeth Landes;
Fachtierärztinnen für Tierernährung und Diätetik
2 Anatomie und physiologische Leberfunktion<br />
Die Leber ist das Hauptstoffwechselorgan und die<br />
größte Drüse des Körpers. Neugeborene weisen ein<br />
höheres relatives Lebergewicht auf als erwachsene<br />
Tiere. Zum Zeitpunkt der Geburt beträgt der Anteil der<br />
Leber am Gesamtkörpergewicht zwischen 7 und 10<br />
%, bei ausgewachsen <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> zwischen<br />
3-4 %. Die Leber liegt in der Bauchhöhle innerhalb<br />
des Rippenbogens einbettet zwischen dem Zwerchfell<br />
(vordere Begrenzung) und den Bauchorganen:<br />
Magen, Dünndarm und rechte Niere. Bei gesunden<br />
Tieren sind die Leberränder scharfkantig und bei der<br />
klinischen Untersuchung normalerweise nicht zu<br />
fühlen. Ist die Leber dagegen vergrößert, ragen die<br />
Leberränder über den Rippenbogen hinaus und sind<br />
dann auch tastbar. Die Leber hat eine rotbraune<br />
Farbe und gliedert sich in mehrere deutlich<br />
voneinander abgegrenzten Leberlappen. <strong>Hunde</strong> und<br />
<strong>Katzen</strong> besitzen eine Gallenblase, in der die Galle bis<br />
zum Abfluss in den Dünndarm gespeichert wird (Abb.<br />
1).<br />
Die physiologische Funktion der Leber ist eng mit dem anatomischen Aufbau des<br />
Lebergewebes, der Blutversorgung und dem Gallenfluss verbunden. Die<br />
mikroskopisch erkennbare Untereinheit des Lebergewebes ist das 1-2 mm große<br />
Leberläppchen, das (ähnlich wie eine Bienenwabe) eine typische 6-eckige Struktur<br />
aufweist. In der Mitte des 6-Ecks befindet sich die Zentralvene. An der Stelle an der 3<br />
Leberläppchen zusammenstoßen liegen bindegewebige Felder, in denen neben<br />
Gefäßzweigen der Leberarterie, Gefäßzweige der Pfortader und einem Gallengang<br />
(= „Glissonsche Trias“) auch Lymphgefäße und Nervenfasern verlaufen. Als<br />
Leberazinus wird eine funktionelle Einheit des Lebergewebes bezeichnet, nämlich<br />
das Gewebe, das durch dieselben Blutgefässe versorgt bzw. drainiert wird.<br />
Besonders für das Verständnis krankhafter Vorgänge in der Leber (z. B. Ausbreitung<br />
von Giftstoffen in der Leber) kann die Betrachtung der funktionellen Einheit hilfreich<br />
sein.<br />
Abb. 2: Gesundes Lebergewebe:<br />
normale Hepatozyten.<br />
Abb. 1: Schematische<br />
Darstellung der Leber mit<br />
Leberlappen und Gallenblase.<br />
Sämtliche Stoffwechselvorgänge finden in den<br />
Leberzellen (Hepatozyten) statt, die mit 70 % den<br />
Hauptteil des Lebergewebes ausmachen. Die<br />
Heptozyten sind in Form von zusammengesetzten<br />
Zellverbänden (Leberbälkchen) speichenförmig um<br />
die Zentralvene angeordnet, dazwischen liegen die<br />
sogenannten Lebersinusoide (erweiterte<br />
Kapillarräume). Da die verschiedenen Stoffwechselvorgänge<br />
der einzelnen Leberzellen aufgrund<br />
einer unterschiedlichen Enzymausstattung<br />
innerhalb des Leberläppchens nicht überall<br />
identisch sind, unterscheidet man periportale und<br />
perivenöse Stoffwechselzonen. Leberzellen nahe der Pfortader liegen in der<br />
periportalen Zone, Leberzellen nahe der Zentralvene in der perivenösen Zone.
Weitere Zellen in der Leber sind Endothelzellen zur Begrenzung der Leberbälkchen<br />
und der Leberläppchen. Sie bilden eine effektive Barriere zwischen dem Blut und<br />
dem Lebergewebe, welche jedoch selektiv für bestimmte Nährstoffe durchlässig ist.<br />
Die sogenannten Kupfferzellen spielen als sesshafte Makrophagen (große<br />
„Fresszellen“ die schädliche Stoffe aufnehmen können) eine wichtige Rolle in der<br />
Immunfunktion. Pit-Zellen sind Immunzellen, die als „natural killer cells“ gegen virale<br />
Erkrankungen und Tumorzellen schützen können. Ito-Zellen dienen der Speicherung<br />
von Fett und Vitamin A.<br />
Leberarterie<br />
Hintere Hohlvene<br />
(Vena cava caudalis)<br />
Gallenblase<br />
Abb. 3: Blutversorgung der Leber: Eintritt der Gefäße an der Leberpforte<br />
Pfortader<br />
(Vena portae)<br />
Die Blutversorgung der Leber (Abb. 3) findet zum einen über die Pfortader aus dem<br />
Verdauungstrakt (nährstoffreiches Blut), zum anderen über die Leberarterie<br />
(sauerstoffreiches Blut) statt. Da alle bei der Verdauung resorbierten Nährstoffe,<br />
Mineralien, Spurenelemente, Vitamine und Arzneimittel entweder über die<br />
Lymphbahn oder direkt über die Pfortader in die Leber gelangen, besteht zwischen<br />
dem Magen-Darm-Trakt und der Leber ein besonders enger Kontakt. Sowohl das mit<br />
Nährstoffen, Stoffwechsel-Abbauprodukten und Schadstoffen angereicherte Blut aus<br />
den Ästen der Pfortader als auch das sauerstoffreiche Blut der Leberarterie gelangen<br />
im Bereich des Leberazinus in das Leberläppchen. Dort vermischt sich das<br />
nährstoffreiche mit dem sauerstoffreichen Blut und läuft vorbei an den Leberbälkchen<br />
in den Lebersinusoiden in Richtung Zentralvene zur Mitte des Leberläppchens. Auf<br />
dem Weg dorthin findet ein reger Austausch von Substanzen und<br />
Stoffwechselprodukten aus dem Blut bzw. ins Blut statt. Über die Zentralvenen der<br />
Leberläppchen gelangt das Blut schließlich in die Lebervene, die in die hintere<br />
Hohlvene (Vena cava caudalis) mündet. Entgegen dem Blutfluss wird die von den<br />
Hepatozyten produzierten Galle durch Gallenkanälchen im Leberläppchen von<br />
zentral nach peripher transportiert und in den Gallengang im Leberazinus abgeben.<br />
Über zahlreiche Gallengänge (Abb. 4) gelangt sie schließlich in die Gallenblase.
Abb. 4: Querschnitt durch einen gesunden<br />
Leberlappen: Gefäße und Gallengänge im<br />
Anschnitt erkennbar.<br />
Die Leber hat eine zentrale Bedeutung<br />
für die Verdauung, die Resorption, den<br />
Stoffwechsel und die Speicherung<br />
zahlreicher Nährstoffe (Tab. 1) und<br />
befindet sich im ständigen Austausch mit<br />
anderen Organen.<br />
In der Leber werden rund 15 % aller<br />
Körperproteine synthetisiert. Zu den in<br />
der Leber produzierten Eiweißen<br />
gehören u. a. Albumin (größter Anteil der<br />
Bluteiweiße und wichtigstes<br />
Transportmolekül für Substanzen im<br />
Blut), Lipoproteine, die<br />
Gerinnungsfaktoren III, V, VII und XIII,<br />
einige Akut-Phasen-Proteine (z. B. Fibrinogen) und Komponenten des<br />
Komplementsystems (Bestandteil des Immunsystems). Der Transport von<br />
wasserunlöslichen Lipiden im wässrigen Blutplasma ist nur mit Hilfe geeigneter<br />
Transportsysteme möglich. Für freie Fettsäuren ist dies Albumin, alle anderen Lipide<br />
benötigen spezielle Lipoproteine.<br />
Dies sind Moleküle, die sowohl wasserlösliche als auch wasserunlösliche Anteile<br />
aufweisen. Anhand der Dichte unterscheidet man 3 verschiedene Gruppen von
Lipoproteinen mit spezifischen Aufgaben: Lipoproteine sehr geringer Dichte (VLDL),<br />
Lipoproteine geringer Dichte (LDL) und Lipoproteine hoher Dichte (HDL). Auch<br />
Chylomikronen mit deren Hilfe die aus der Nahrung verdauten Fette über die<br />
Lymphbahnen zur Leber oder zu den Organen transportiert werden, zählen zu den<br />
Lipoproteinen. Die Leber ist der Hauptort des Ammoniakstoffwechsels (Abb. 5) und<br />
kontrolliert zudem die Serumkonzentration der meisten Aminosäuren. Beim Abbau<br />
der Aminosäuren (und anderen stickstoffhaltigen Substanzen) entsteht Ammoniak<br />
(NH3), ein starkes Zellgift, das bereits in geringer Konzentration hoch toxisch ist. Im<br />
Harnstoffzyklus in der Leber wird Ammoniak in den weit weniger giftigen Harnstoff<br />
umgewandelt („entgiftet“), der anschließend über den Magen-Darm-Trakt oder die<br />
Nieren ausgeschieden werden kann. Aufgrund der Bildung von Akut-Phasen-<br />
Proteinen und Komplementsystemkomponenten leistet die Leber zudem einen<br />
wichtigen Beitrag bei der Immunabwehr bei Entzündungen und Erkrankungen.<br />
Abb.5: Ammoniakstoffwechsel in der Leber<br />
Die Leber ist maßgeblich an der Regulation des Blutzuckers beteiligt, unter dem<br />
Einfluss der Hormone Insulin (senkt den Blutzuckerspiegel) und Glukagon (erhöht<br />
den Blutzuckerspiegel). Da Glukose der „zentrale Energieträger“ im Organismus ist<br />
und sowohl das Gehirn als auch die Erythrozyten nahezu ausschließlich auf Glukose<br />
als Energielieferanten angewiesen sind, steht die Blutglukosekonzentration<br />
(„Blutzuckerspiegel“) im Mittelpunkt des Energiestoffwechsels. Der Blutzuckerspiegel<br />
wird einerseits durch den Verbrauch, andererseits durch die Bildung von Glukose<br />
bestimmt. Er ist sehr straff reguliert, da sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger<br />
Blutzuckerspiegel problematisch ist. Mit der Glukoneogenese (Glukoseneubildung)<br />
und der Glykolyse (Glukoseabbau) stehen dafür zwei gegenläufige<br />
Glukosestoffwechselwege zur Verfügung, die reziprok miteinander reguliert sind. Das<br />
heißt je nach aktuellem Bedarf wird in der Leber die Glukose entweder neu<br />
aufgebaut oder ab- bzw. umgebaut. Bei ungenügender Glukoseaufnahme über die<br />
Nahrung erfolgt eine Glukoseneubildung in der Leber unter Nutzung von Nicht-<br />
Kohlenstoff-Vorstufen wie glukoplastische Aminosäuren, Laktat, Glycerin und<br />
Propionat. Dadurch ist gewährleistet, dass selbst in Hungerphasen ausreichend<br />
Glukose bereit gestellt wird, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten.<br />
Umgekehrt wird nach einem Anstieg des Blutzuckers (z.B. nach der<br />
Nahrungsaufnahme) überschüssige Glukose in der Leber aus dem Plasma entfernt<br />
und in Form von Glykogen in den Hepatozyten eingelagert. Glykogen ist ein<br />
Reservekohlenhydrat, das bei absinkendem Blutzuckerspiegel als „schneller<br />
Energielieferant“ kurzfristig zur Verfügung steht. Sind die Glykogenspeicher in der<br />
Leber gefüllt, werden aus der Glukose Fettsäuren bzw. Tryglyceride gebildet.
Langfristig wird überschüssige Energie als Fett in die Fettdepots des Körpers<br />
abgegeben.<br />
Abb. 6: Fettverdauung beim Hund (schematisch)<br />
Für den Fettstoffwechsel (Lipidstoffwechsel) ist die Leber von zentraler Bedeutung<br />
(Abb. 6). Sie ist sowohl an der Produktion als auch am Abbau von Plasmalipiden<br />
(Cholesterin, Triglyceride, Phospholipide, Lipoproteine) beteiligt. Leberzellen sind in<br />
der Lage Fettsäuren aus Vorstufen zu synthetisieren oder zur Energiegewinnung<br />
abbauen (Lipidoxidation). Bei einem Energieüberschuss werden erhebliche Mengen<br />
an Fett in Form von Triglyceriden auch in der Leber abgelagert. Die größten<br />
„Fettspeicher“ befinden sich allerdings im Unterhautgewebe und im Bauchraum. Bei<br />
einem Glukosemangel (z. B. im Hungerzustand, nach Verbrauch der<br />
Glykogenreserven) werden die Fettsäuren nicht vollständig abgebaut, sondern zu<br />
Ketonkörpern umgebaut (Ketogenese), was überwiegend in der Leber stattfindet.<br />
Ketonkörper können in „Notzeiten“ zwar als Energiequelle von verschiedenen<br />
Gewebearten genutzt werden, verursachen aber bei einer überschießenden<br />
Produktion schwerwiegende Stoffwechselstörungen. Der weitaus größte Teil des<br />
Cholesterins (wichtiges lipides Molekül, u. a. Bestandteil von Zellwänden,<br />
Grundsubstanz vieler Hormone und von Gallensäuren) des Körpers wird in der Leber<br />
gebildet. Ausschließlich dort entstehen aus Cholesterin die Gallensäuren, sie sind<br />
der Hauptbestandteil der Gallenflüssigkeit.<br />
Beim Stoffwechsel verschiedener Vitamine nimmt die Leber eine Schlüsselrolle ein.<br />
Viele mit der Nahrung aufgenommen Vitamine werden erst in der Leber in ihre aktive<br />
Form umgewandelt (z. B. Vitamin B2, B6, B12, K, Vorstufe von Vitamin D) und in
einem gewissen Umfang gespeichert. Beispielsweise ist die Leber der<br />
Hauptspeicherort von Vitamin B12. Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> ist Vitamin C im<br />
Gegensatz zum Menschen und Meerschweinchen kein echtes Vitamin, da es in<br />
Leber und Niere selbst hergestellt werden kann. Vitamin C kann in der Leber nicht<br />
gespeichert werden.<br />
Hormone sind chemische Botenstoffe. Durch die Übermittlung von Informationen (vor<br />
allem zwischen dem Gehirn und den verschiedenen Zielorganen) haben sie im<br />
Körper eine wichtige „Regulationsfunktion“. Viele Hormone werden in der Leber<br />
abgebaut.<br />
Neben diesen vielfältigen Funktionen im Stoffwechsel dient die Leber auch als<br />
Speicherort für verschiedene Elemente, wie z. B. Vitamine, Eisen, Kupfer, Glykogen<br />
und Lipide. Dies hat zwar einerseits den Vorteil, dass diese Substanzen nicht ständig<br />
mit der Nahrung zu geführt werden müssen, andererseits besteht jedoch bei<br />
überschüssiger Zufuhr langfristig das Risiko einer exzessiven Speicherung bzw.<br />
einer Intoxikation (z. B. Vitamin A-Vergiftung).<br />
Durch die Bildung von Galle ist die Leber direkt an der Fettverdauung, Fettresorption<br />
und der Resorption fettlöslicher Vitamine im Dünndarm beteiligt. Gallenflüssigkeit<br />
besteht aus Gallensäuren und Gallenfarbstoffen. Gallensäuren werden in den<br />
Hepatozyten gebildet und in die Gallenkanälchen abgegeben, von wo sie weiter in<br />
die Gallenblase bzw. in den Dünndarm gelangen. Gallensäuren sind effektive<br />
Detergenzien. Sie emulgieren die Nahrungsfette und mit ihnen die fettlöslichen<br />
Vitamine im Dünndarm. Da die Menge der benötigten Gallensäuren die<br />
Synthesekapazität der Leber übersteigt, werden sie mit Hilfe des enterohepatischen<br />
Kreislaufes immer wieder recycelt, d. h. nach Resorption am Ende des Dünndarms<br />
gelangen sie über die Leber zurück in die Galle. Die wichtigsten Gallenfarbstoffe sind<br />
Bilirubin und Biliverdin. Sie entstehen beim Abbau des Eisen haltigen Farbstoffs der<br />
roten Blutkörperchen, dem sogenannten Häm. Im ersten Schritt wird Biliverdin wird<br />
zu Bilirubin umgebaut. Dieses Produkt (Bilirubin I) ist nicht wasserlöslich. Bilirubin I<br />
wird, an Albumin als Transportvehikel gebunden, zunächst in die Leber transportiert<br />
und anschließend an Glukuronsäure gekoppelt. Durch diese Reaktion wird das<br />
Molekül wasserlöslich, man bezeichnet es dann als Bilirubin II. Im nächsten Schritt<br />
wird Billirubin II in die Gallenflüssigkeit abgegeben und im Darm durch Bakterien<br />
weiter zu Urobilin und Stercobilin abgebaut. Letzteres bedingt die normale Kotfarbe.<br />
Ein Teil der Gallenfarbstoffe wird im Darm reabsorbiert und gelangt über den<br />
enterohepatischen Kreislauf erneut in die Leber und z. T. über das Blut zur Niere.<br />
Viele schädliche Stoffe werden von der Leber<br />
neutralisiert. Das können sowohl Endprodukte des<br />
Stoffwechsels (z. B. Ammoniak siehe oben) als auch<br />
Fremdsubstanzen, wie z. B. Arzneimittel,<br />
Futterinhaltsstoffe oder Umweltchemikalien sein.<br />
Zum Großteil handelt es sich dabei um fettlösliche<br />
Substanzen bei denen durch chemische<br />
Veränderungen der Moleküle (z. B. Oxidation,<br />
Reduktion, hydrolytische Spaltung) oder durch<br />
Konjugation (Kopplung an eine wasserlösliche Gruppe) die Wasserlöslichkeit<br />
verbessert wird, damit sie über die Niere oder die Galle aus dem Körper<br />
ausgeschleust werden können.
3 Pathophysiologie der Leber<br />
Betrachtet man die zentrale Stellung der Leber wird leicht verständlich, dass<br />
Lebererkrankungen eine Vielzahl von verschiedenen Funktionsstörungen nach sich<br />
ziehen können (Tab. 2). Auch wenn nur bestimmte Vorgänge betroffen sind, wirkt<br />
sich das leicht auf den gesamten Organismus aus, da der Stoffwechsel von<br />
Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten eng miteinander verknüpft ist. Eine<br />
unzureichende Futter- und Nährstoffaufnahme (z. B. Futterverweigerung, geringe<br />
Futterakzeptanz), ein erhöhter Bedarf (z. B. vermehrter Eiweißmetabolismus) und<br />
eine reduzierte Verdauungskapazität (z. B. Störung der Gallenfunktion) sind die<br />
Ursache, dass bei einer Erkrankung der Leber sekundär eine Mangelernährung<br />
(Malnutrition) entsteht. Die negativen Auswirkungen und Veränderungen einer zu<br />
geringen Energie- und<br />
Nährstoffversorgung auf den<br />
gesamten Stoffwechsel lassen sich<br />
am deutlichsten im Hungerzustand<br />
erkennen. Es ist zu<br />
berücksichtigen, dass die Leber<br />
über eine sehr große Reserve- und<br />
Regenerationskapazität verfügt<br />
und dadurch in der Lage ist, die<br />
Stoffwechselfunktionen trotz<br />
massiver Schädigung lange<br />
aufrecht zu halten und versucht<br />
den Abbau von Körpersubstanz so<br />
gering wie möglich zu halten.<br />
Klinische Symptome werden in der<br />
Regel deshalb erst im<br />
fortgeschrittenen Stadium manifest<br />
und fallen den Tierbesitzern in vielen Fällen auch erst sehr spät auf (Abb. 7). Gerade<br />
<strong>Katzen</strong> sind Experten darin, Symptome sehr lange zu verbergen.<br />
Tabelle 2: Leberfunktionsstörungen und klinische Auswirkungen<br />
Funktionsstörung Klinische Auswirkungen<br />
Kohlenhydratstoffwechsel<br />
Verminderte Glykogenspeicherung in der Leber<br />
Erhöhte Glykoneogenese<br />
Glukoseintoleranz und Insulinresistenz<br />
Fettstoffwechsel<br />
Verstärkte Lipolyse<br />
Reduzierte Gallensäurenausscheidung<br />
Proteinstoffwechsel<br />
Erhöhter Katabolismus<br />
Abb. 7: Ein deutlicher Gewichtsverlust ist oft erst im<br />
fortgeschritten Stadium der Lebererkrankung<br />
festzustellen. (Foto: Michel & Sorenmo)<br />
Hypoglykämie (bei akuter Leberkrankheit)<br />
Muskelschwund, Malnutrition<br />
Hyperglykämie (bei Leberinsuffizienz im Endstadium)<br />
Malnutrition, hepatische Lipidose (Katze)<br />
Gestörte Resorption von Fett und fettlöslichen<br />
Vitaminen<br />
Steatorrhoe (Fettstuhl)<br />
Koagulopathien (Gerinnungsstörungen)<br />
Malnutrition, Gewichtsverlust, HE
Vermehrte periphere Verwertung<br />
verzweigtkettiger Aminosäuren<br />
Gestörter Harnstoffzyklus (verminderte<br />
Harnstoffsynthese)<br />
Verminderte Albuminsynthese<br />
Verminderte Synthese von Gerinnungsfaktoren<br />
Vitaminstoffwechsel<br />
Verminderte Synthese und/oder Aktivierung<br />
Verminderte Speicherung<br />
Verminderte Resorption von Vitamin A, D, E, K<br />
bei Gallenstau (Cholestase)<br />
Mineralstoffe uns Spurenelemente<br />
Erhöhter Kupfergehalt in der Leber<br />
(Kupfervergiftung)<br />
Verringerter Zinkspiegel<br />
Entgiftung und Ausscheidung<br />
Verringerte Bilirubinausscheidung<br />
Unzureichende Entgiftung von Arzneimitteln<br />
und Ammoniak<br />
Förderung der HE<br />
HE<br />
Hypalbuminämie<br />
Koapulopathie (Gerinnungsstörungen)<br />
Mangel an Vitaminen B, C, D, K<br />
Mangel an B-Vitaminen<br />
Oxidative Schäden (Vitamin E),<br />
Koagulopathien (Vitamin K)<br />
Hepatitis (Lebererkrankung)<br />
Verringerte antioxidative Wirkung<br />
Gelbsucht (Ikterus)<br />
HE<br />
HE = Hepatische Enzephalopathie (schwerwiegende Funktionsstörung des zentralen Nervensystems<br />
bei fortgeschrittener Lebererkrankung mit mulitfaktoriellen Ursachen)<br />
Bei Lebererkrankungen kommt es zu einer raschen Erschöpfung der<br />
Glykogenspeicher in der Leber (besonders bei <strong>Katzen</strong>) und die benötigte Glukose<br />
muss über eine Glukoneogenese bereitgestellt werden (siehe unten). Bei schweren<br />
Lebererkrankungen ist aufgrund der geringen Glykogenspeicherung und der<br />
reduzierten Glukoneogenese eine Unterschreitung des normalen Blutzuckerspiegels<br />
im nüchternen Zustand möglich (Hypoglykämie). Bei einer chronischen<br />
Lebererkrankung kann sich im Zusammenhang mit einer Insulinresistenz bei<br />
gleichzeitig hohen Glukagonkonzentrationen im Blut auch eine leichte<br />
Überschreitung (Hyperglykämie) entwickeln.<br />
Die bei der Verdauung resorbierten Aminosäuren werden zum Aufbau und zur<br />
Regeneration von körpereigenen Proteinen verwendet. Im Überschuss<br />
aufgenommenes Eiweiß kann im Körper nicht gespeichert werden, sondern wird zur<br />
Energiegewinnung als „Brennstoff“ verwertet. Um die erforderlichen Aminosäuren für<br />
die Glukoneogenese, für die Synthese der Proteine des Immunsystems und für die<br />
Lipoproteine zur Verfügung zu stellen, werden deshalb Eiweiße aus der Muskulatur<br />
und aus anderen Geweben abgebaut und zur Leber weitergeleitet. Bei allen<br />
Lebererkrankungen wird ein verstärkter Proteinabbau (Proteinkatabolismus)<br />
beobachtet, der bei akuten Erkrankungen besonders ausgeprägt ist. Die Folgen sind<br />
Muskelschwund und eine Erhöhung die Stickstofflast, die es über den<br />
Harnstoffzyklus in der Leber zu entgiften gilt. Eine zu geringe Umwandlung von<br />
Ammoniak zu Harnstoff begünstigt die Entwicklung einer Hepatischen<br />
Enzephalopathie (HE, siehe Kapitel 4). Auch bei Infektionen und Blutungen im
Magen-Darm-Trakt ist der Eiweißabbau erhöht. Dies ist vor allem klinisch von<br />
Bedeutung, da sich bei leberkranken Tieren aufgrund einer Überforderung des<br />
Harnstoffzyklus (zu hoher Ammoniakanfall) rasch eine HE entwickeln kann. Während<br />
als Folge des Eiweißabbaus bei einer chronischen Lebererkrankung die<br />
aromatischen Aminosäuren (Aminosäuren mit einer Ringstruktur im Molekül) im Blut<br />
ansteigen, sinkt die Konzentration verzweigtkettiger Aminosäuren, da diese verstärkt<br />
als Energiequelle von der Muskulatur genutzt werden. Man nimmt an, dass auch das<br />
Ungleichgewicht zwischen aromatischen und verzweigtkettigen Aminosäuren für die<br />
Entstehung der HE von Bedeutung ist.<br />
Die Albuminsynthese in der Leber hat eine hohe Priorität, so dass geringe<br />
Albumingehalte im Blut (Hypoalbuminämie) immer für eine chronische Erkrankung<br />
sprechen. Klinisch äußert sich ein hochgradiger Albuminmangel in der Ausbildung<br />
von Ödemen. Durch eine verminderte Synthese von Gerinnungsfaktoren verlängert<br />
sich die Gerinnungszeit, beim Verbrauch der Gerinnungsfaktoren können schließlich<br />
spontane Blutungen aus allen Gefäßen auftreten (Verbrauchskoagulopathie). Bei<br />
schweren Lebererkrankungen ist die Verbrauchskoagulopathie die am häufigsten<br />
diagnostizierte Gerinnungsstörung.<br />
<strong>Katzen</strong> sind als „Fleischfresser“ (strikte Karnivore) auf die Aufnahme tierischer<br />
Proteinquellen angewiesen. Sie haben einen hohen Proteinbedarf, einen<br />
komplizierten Eiweißstoffwechsel (auch bei ausreichender Kohlenhydrataufnahme<br />
wird ständig Eiweiß zum Aufbau von Glukose herangezogen) und eine hohen Bedarf<br />
an den Aminosäuren Arginin und Taurin. Arginin ist für den Harmstoffzyklus sowohl<br />
für <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> essenziell, Taurin (wichtig für die Konjugation der<br />
Gallensäuren und den Gallefluss) nur für <strong>Katzen</strong>.<br />
Bei einem Mangel an Glukose und Energie werden vermehrt Fettsäuren zur<br />
Energieproduktion mobilisiert und das aus dem Fett freigesetzt Glycerin zum Aufbau<br />
von Glukose genutzt oder „verbrannt“. Die Folgen sind der Verlust von<br />
Körperfettreserven und Leberverfettung, was besonders bei übergewichtigen <strong>Katzen</strong><br />
die Gefahr einer hepatischen Lipidose nach sich zieht (siehe Kapitel 4).<br />
Eine Störung der Gallenausscheidung (z. B. durch eine Verlegung oder Entzündung<br />
des Gallengangs) führt zu einer schlechteren Verfügbarkeit von Gallensäuren im<br />
Darmkanal, einer geringeren Aufnahme von Fetten, fettlöslichen Vitaminen und<br />
einigen Mineralstoffen. Betroffene Tiere sind u. U. daran zu erkennen, dass sie hohe<br />
Fettmengen über den Kot ausscheiden, was man als Steatorrhoe bezeichnet (aber<br />
Vorsicht! wichtige Differenzialdiagnose ist Pankreasinsuffizienz). Da bestimmte<br />
Triglyceride auch ohne die Hilfe von Gallensäuren verdaut werden können, ist ein<br />
genereller „Fettmangel“ bei Lebererkrankungen jedoch selten. Die Leber ist der<br />
Hauptsyntheseort für Cholesterin, zu hohe Nüchtern-Cholesterinwerte im Plasma<br />
findet man bei Verlegung des Gallenflusses, zu niedrige Werte bei akuter<br />
Leberinsuffizienz.<br />
Eine Funktionsstörung der Leber kann zu einem Mangel der dort gespeicherten und<br />
aktivierten Vitamine führen. Bei einem Leberschaden wird der Mangel noch verstärkt,<br />
da Leberzellen für die Regeneration einen erhöhten Bedarf aufweisen, bes. Vitamin<br />
B-Komplex. Vitamin C wird in der Leber zwar gebildet, aber nicht gespeichert, so<br />
dass bei zu geringer Synthese ein Defizit möglich ist. Ein Mangel an fettlöslichen<br />
Vitaminen entsteht durch Störungen der Fettresorption oder der<br />
Gallensäurenfunktion. Am häufigsten ist bei einer chronischen Lebererkrankung ein<br />
Vitamin E-Mangel zu verzeichnen. Dies ist von klinischer Bedeutung, da Vitamin E<br />
als wichtiges Antioxidanz die empfindlichen Lipoproteine und Zellmembranen
schützt. Ein Vitamin E-Mangel erhöht die Empfänglichkeit des Gewebes für<br />
„oxidativen Stress“. Ein Mangel an Vitamin K ist zwar selten, aber er entwickelt sich<br />
rasch und durch Messung der Gerinnungszeit leicht zu diagnostizieren. Bei<br />
Menschen mit chronischen Lebererkrankungen wird häufig einen Mangel an B-<br />
Vitaminen und fettlöslichen Vitaminen festgestellt. Auch wenn fundierte Daten bei<br />
<strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> noch fehlen, ist es jedoch wahrscheinlich, dass ein derartiger<br />
Mangel auch bei ihnen eine Rolle spielt.<br />
Hohe in der Leber gespeicherte Mengen an Eisen und Kupfer sind toxisch, von<br />
klinischer Relevanz beim Hund und Katze ist Kupfer (Kapitel 4). Überschüssig<br />
ausgenommenes Kupfer wird normalerweise über die Galle ausgeschieden, eine<br />
Kupferakkumulation kommt vor bei einem Defekt im Kupferstoffwechsel oder<br />
sekundär aufgrund einer gestörten Ausscheidung bei einer lang anhaltenden Störung<br />
der Gallenbildung oder des Gallenabflusses. Weitere im Leberstoffwechsel aktive<br />
Spurenelemente sind Zink und Mangan. Ein Zinkmangel ist bei Lebererkrankungen<br />
ein häufiges Problem. Zink wirkt als Antioxidanz und fördert die Harnstoffsynthese,<br />
Mangan wirkt antioxidativ. Ein Mangel ist bei einer Leberzirrhose möglich.<br />
Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass freie Radikale eine wichtige Rolle bei der<br />
Entwicklung eines Leberschadens bzw. bei der Verschlimmerung einer bereits<br />
vorliegenden Schädigung spielen. Freie Radikale scheinen insbesondere dafür<br />
verantwortlich zu sein, dass eine solche Erkrankung chronisch wird. Bei<br />
Entzündungen, Störungen des Galleflusses, immunologischen Prozessen und bei<br />
Belastungen durch Toxine kommt es zu einer vermehrten Belastung mit freien<br />
Radikalen und dadurch möglicherweise zu einer Störung bzw. Überforderung der<br />
Abwehrmechanismen. Mit Hilfe von mit der Nahrung aufgenommen Antioxidanzien<br />
(u. a. Vitamin E und C, Taurin, Karotinoide) und körpereigenen enzymatischen<br />
Abwehrsystemen (z. B. Superoxidismutase, Glutathionperoxidase, Katalase)<br />
versucht der Körper die freie Radikale in Schach zu halten (Abb. 8).<br />
Abb. 8: Synergistische Wirkung verschiedener Antioxidanzien<br />
Die Leber ist das zentrale Organ für die Entgiftung und Ausscheidung toxischer<br />
Substanzen, und zwar für Stoffwechselabbauprodukte wie z. B. Ammoniak, Bilirubin<br />
und Substanzen, die über den Verdauungstrakt aufgenommen werden (u. a.
Abb. 9: Ikterus der äußeren Haut<br />
bei einer Katze.<br />
erkennen (Gelbsucht = Ikterus, Abb. 9).<br />
Medikamente, Umweltgifte). Obwohl Ammoniak am<br />
stärksten für die Entwicklung der HE verantwortlich<br />
gemacht wird, besteht zwischen der<br />
Ammoniakkonzentration im Blut und den klinischen<br />
Symptomen kein enger Zusammenhang. Deshalb<br />
nimmt man an, dass auch andere über die Leber<br />
verstoffwechselte Substanzen zur Entstehung einer<br />
HE beitragen können. Ein gestörter<br />
Biluirubinstoffwechsel bzw. eine geringere<br />
Ausscheidung an Bilirubin ist klinisch an einer<br />
gelblichen Verfärbung der Schleimhäute, manchmal<br />
sogar der äußeren Haut (dort aber unauffälliger), zu
4 Die wichtigsten Lebererkrankungen<br />
Abb. 10: Cholezystitis: die Wand<br />
der Gallenblase ist durch die<br />
Entzündung verdickt (Pfeile).<br />
Unter dem Begriff Hepatopathie werden sämtliche<br />
Erkrankungen der Leber zusammengefasst. Spricht<br />
man von einer Hepatitis handelt es sich um eine<br />
Leberentzündung, bei einer Cholangitis um eine<br />
Entzündung der Gallengänge und bei einer<br />
Cholezystitis (Abb. 10) um eine Entzündung der<br />
Gallenblase. Sind sowohl die Gallengänge als auch<br />
das Lebergewebe von einer Entzündung betroffen,<br />
bezeichnet man das als Cholangiohepatitis.<br />
Cholestase bedeutet Störung des Galleflusses.<br />
Lebererkrankungen können in primäre und<br />
sekundäre eingeteilt werden. Primäre Erkrankungen<br />
entstehen in der Leber selbst, bei sekundären ist die<br />
Leber als Folge anderer Organerkrankungen oder Funktionsstörungen im Nachhinein<br />
betroffen. In beiden Fällen können die klinischen Symptome von Seiten der Leber<br />
sehr ähnlich oder sogar identisch aussehen (siehe Kapitel 5).<br />
Lebererkrankungen können angeboren sein (z. B. portosystemischer Shunt), aber in<br />
den meisten Fällen handelt es sich um erworbene akut oder chronisch verlaufende<br />
entzündliche, degenerative oder tumoröse Prozesse.<br />
• Hund<br />
� Akute Erkrankungen der Leber<br />
Eine akute Lebererkrankung ist meistens die Folge einer Aufnahme giftiger Stoffe,<br />
die die Leberzellen entweder direkt schädigen oder den Leberstoffwechsel so<br />
verändern, dass sekundär ein Leberzellschaden entsteht. Es gibt eine lange Liste<br />
potenziell lebertoxischer Substanzen, worunter neben verschiedenen Umweltgiften<br />
(wie z. B. Phenole, Trocknungsmittel, Mykotoxine) auch zahlreiche Arzneimittel (u. a.<br />
Ketokonazol, Phenylbutazon, Trimethoprim/Sulfonamid, Halothan, Mebendazol,<br />
Kortison) fallen. In der Regel sind Symptome einer durch Medikamente verursachte<br />
akute Lebererkrankung, erst nach einer längerfristigen Anwendung zu beobachten.<br />
Tritt dieser Effekt nicht bei allen behandelten Tieren gleichermaßen auf, geht man<br />
von einer erhöhten individuellen Empfindlichkeit aus. Häufiger als akute sind<br />
chronische Nebenwirkungen nach langfristiger Arzneimittelaufnahe (siehe unten). In<br />
seltenen Fällen werden akute Lebererkrankungen durch Infektionen (z. B. Hepatitis<br />
contagiosa canis/Hcc), Traumata, Hitzeschlag oder bei einer<br />
Verbrauchskoapulopathie ausgelöst.<br />
Je nach Schädigung können die Symptome akuter Erkrankungen von leichten<br />
Krankheitszeichen bis zum kompletten Leberversagen variieren. Typischerweise<br />
befinden sich betroffene <strong>Hunde</strong> in einem hyperkatabolischen Zustand, d. h. es wird<br />
massiv Körpersubstanz mobilisiert und umgesetzt. Als erste Notfallmaßnahme wird<br />
der Patient durch die Infusion von Elektrolyten, bei Bedarf auch Kalium und Glukose,<br />
stabilisiert. Die weitere medikamentelle Behandlung hängt von den klinischen<br />
Symptomen und dem Befinden ab. Besonders häufig leiden die <strong>Hunde</strong> unter<br />
Erbrechen und/oder Durchfall, z. T. mit Blutbeimengungen, in schweren Fällen<br />
entwickelt sich eine Hepathische Enzephalopathie. Zur Unterstützung der<br />
Regeneration des geschädigten Lebergewebes ist eine frühzeitige diätetische
Unterstützung angezeigt, damit alle dafür nötigen Nährstoffe in ausreichender Menge<br />
zu Verfügung stehen (siehe Kapitel 6).<br />
� Chronische Lebererkrankungen<br />
Chronische Hepatitiden sind häufig und kommen<br />
vor allem bei mittelalten <strong>Hunde</strong>n vor. Man<br />
versteht darunter nicht eine einzelne Erkrankung,<br />
sondern fasst eine Vielzahl verschiedener<br />
Krankheiten zusammen, die sich trotz<br />
unterschiedlicher Ursachen im Vorbericht, in den<br />
klinischen Symptomen, und z. T. auch in den<br />
histologischen Befunden sehr ähneln.<br />
Beispielsweise findet man in der histologischen<br />
Untersuchung meist gemischte entzündliche<br />
Zellinfiltrate, wobei Lymphozyten und<br />
Plasmazellen überwiegen (Abb. 11). Dieser<br />
Befund lässt zwar ein immunologisches<br />
Geschehen vermuten, aber man kann damit nicht<br />
unterscheiden, ob das Immunsystem primär<br />
betroffen ist oder eine Reaktion auf eine bereits<br />
vorher entstandene Leberzellschädigung ist. Da<br />
Abb. 11: Leberentzündung: Infiltrat<br />
aus Lymphozyten und Plasmazellen<br />
rund um die Portalvene<br />
sich die Erkrankung schleichend über einen<br />
langen Zeitraum entwickelt (Wochen bis Jahre)<br />
bleibt die Erkrankungsursache in dem meisten<br />
Fällen im Dunkeln. Auch der Krankheitsbeginn ist<br />
selten auszumachen, weil die damit verbundenen Symptome in der Regel gering sind<br />
oder lediglich Veränderungen der Leberenzyme im Plasma hervorrufen. Letzteres<br />
bleibt häufig unentdeckt, wenn nicht zufällig eine Blutuntersuchung durchgeführt<br />
wird. Der langsame Verlauf trägt zudem dazu bei, dass die Erkrankung erst relativ<br />
spät erkannt wird. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf entwickeln sich langsam<br />
Anzeichen, die auf eine Unterernährung schließen lassen (z. B. Abmagerung,<br />
Schwäche, Abgeschlagenheit), bei hochgradiger Leberschädigung entgleist der<br />
gesamte Stoffwechsel (siehe Kapitel 5). Bekannte Auslöser einer chronischen<br />
Lebererkrankung sind: abnorme Kupferspeicherung in der Leber (Kupfertoxikose<br />
siehe unten), langfristige Medikamenten- und/oder Toxinaufnahme sowie Infektionen.<br />
Eine Langzeittherapie mit Medikamenten ist bei Menschen der häufigste Auslöser<br />
einer chronischen Hepatitis. Auch beim Hund werden häufig langfristig Medikamente<br />
eingesetzt, z. B. zur Behandlung von Epilepsie oder Gelenkerkrankungen. Relativ gut<br />
erforscht ist die chronische Hepatopathie, die sich durch eine Langzeitgabe von<br />
Kortison (Glukokortikoide) bei <strong>Hunde</strong>n entwickelt. Sie äußert sich in erhöhten<br />
Leberwerten im Blut, eingeschränkter Leberfunktion und typischen Veränderungen<br />
der Leberzellen, ist aber selten so ausgeprägt, dass es zum Leberversagen kommt.<br />
Nach Absetzen von potenziellen „Leber schädigender“ Medikamenten verbessern<br />
sich in der Regel die klinischen Befunde wieder.<br />
Neben solchen reaktiven Hepatitiden kommen bei <strong>Hunde</strong>n häufig auch chronisch<br />
progressiv verlaufende Lebererkrankungen vor. Man nimmt an, dass in solchen<br />
Fällen durch die Entzündung des Lebergewebes - unabhängig von der Ursache -<br />
umfangreiche immunologische Prozesse in Gang gesetzt werden. Kann die
Entzündung mit Hilfe der Abwehrmechanismen nicht beseitigt werden, unterhält sich<br />
der Prozess von selbst, mit der Folge, dass die Erkrankung fortschreitet und dadurch<br />
die Leberschädigung weiter zunimmt. Aufgrund der effizienten und raschen<br />
Regenerationsfähigkeit der Leber können einmalige Schädigungen häufig vollständig<br />
behoben werden. Bei einer wiederholten Einwirkung von schädigenden Substanzen<br />
oder einer schwerwiegende Leberschädigung wird zur Reparation Bindegewebe und<br />
Kollagen in das Gewebe eingelagert, es entsteht eine Fibrose. Im frühesten Stadium<br />
kann die Fibrosierung noch reversibel sein, sobald sie fortschreitet ist jedoch eine<br />
Rückkehr zu einer „normalen“ Gewebestruktur nicht mehr möglich. Im Endstadium<br />
entwickelt sich eine Leberzirrhose, darunter versteht man eine hochgradige Fibrose<br />
mit Regenerationsknötchen: Funktionelles Lebergewebe wird in bindegewebiges<br />
„Narbengewebe“ umgebaut (Fibrose), die Regenerationsknötchen sind der Versuch<br />
des Körpers, funktionelles Lebergewebe zu ersetzen. Diese kleinen „Ersatz-<br />
Einheiten“ reichen aber nicht aus, um die Leberstruktur und Funktion wieder<br />
herzustellen... Die Leber erscheint optisch klein, fest und mit Knoten aus<br />
regenerierendem Lebergewebe überzogen. Die Leberzirrhose ist das irreversible<br />
Endstadium („end-stage liver“) verschiedener Lebererkrankungen. Je nach<br />
Ausdehnung der Zirrhose kommt es zum Leberversagen.<br />
Als Reaktion auf eine chronische Fibrose, eine Zirrhose und die veränderte<br />
Leberläppchenstruktur steigt der Blutdruck in der Pfortader, um in der Leber eine<br />
ausreichende Durchblutung aufrecht zu halten. Übersteigt der Pfortaderdruck den<br />
venösen Blutdruck im Körper, kommt es zur Ausbildung von portosystemischen<br />
Shunts. Darunter versteht man eine Gefäßverbindung zwischen der Pfortader und<br />
der hinteren Hohlvene, d. h. das Blut aus der Pfortader fließt nicht über die Leber<br />
sondern direkt in die Vena cava caudalis („Kurzschlussverbindung“). Die Folgen sind<br />
zum einen, dass der Leber Nährstoffe entzogen werden, zum anderen werden<br />
verschiedene Substrate nicht zum Abbau und zur Verstoffwechslung in die Leber<br />
transportiert. Bei intrahepatischen shunt-Verbindungen liegen Gefäßbrücken<br />
innerhalb der Leber vor, d. h. einzelne Leberbereiche werden nicht mehr richtig mit<br />
dem Blut aus der Pfortader versorgt.<br />
� Kupfertoxikose<br />
Ein Sonderfall der chronischen Leberschädigung<br />
ist die Kupfertoxikose (Kupferspeicherkrankheit)<br />
beim Hund. Kupfer wird im Lebergewebe<br />
gespeichert und führt in hohen Konzentrationen<br />
zu einer chronischen Entzündung, nachfolgend<br />
zur Zerstörung der Hepatozyten, Fibrose,<br />
Zirrhose und schließlich zum Leberversagen.<br />
Beim Bedlington-Terrier ist eine vererbte Störung<br />
der Kupferausscheidung durch die Hepatozyten<br />
schon lange bekannt. Betroffene Tiere<br />
akkumulieren fortwährend Kupfer in der Leber.<br />
Sie erkranken im Alter von 2-4 Jahren an einer<br />
Lebererkrankung und versterben ohne<br />
Abb. 12: Kupferspeicherkrankheit:<br />
Kupfer zeigt sich in diesem<br />
histologischen Schnitt in Form<br />
dunkler Körnchen im Lebergewebe.<br />
Behandlung innerhalb weniger Jahre schließlich an Leberversagen. Der<br />
Schweregrad der klinischen Symptome ist direkt mit dem Kupfergehalt in der Leber<br />
korreliert.
Überschüssige Konzentrationen an Kupfer sind auch bei anderen <strong>Hunde</strong>rassen<br />
beschrieben. Dabei ist die Rolle des Kupfers weniger klar, aber man nimmt an, dass<br />
bei manchen Rassen (z. B. West Highland White Terrier, Dobermann, Dalmatiner)<br />
die Kupferanreicherung in der Leber zur Entwicklung einer Lebererkrankung beiträgt<br />
(primäre Ursache) oder dass die Kupferausscheidung durch eine Störung des<br />
Galleflusses behindert ist (sekundäre Ursache). Im Vergleich zum Bedlington Terrier<br />
sind bei diesen <strong>Hunde</strong>n die Kupfergehalte deutlich niedriger.<br />
• Katze<br />
� Akute Erkrankung der Leber<br />
Abb. 13: Aufgrund ihres eher<br />
wählerischen Fressverhaltens nehmen<br />
<strong>Katzen</strong> seltener als <strong>Hunde</strong> Leber<br />
schädigende Fremdstoffe auf.<br />
Die Aufnahme Leber schädlicher<br />
Substanzen kommt bei <strong>Katzen</strong> weitaus<br />
seltener vor als bei Hund. Dies liegt<br />
überwiegend daran, dass <strong>Katzen</strong> als<br />
„Feinschmecker“ ein eher wählerisches<br />
Fressverhalten zeigen. Kommt es aber zur<br />
Aufnahme lebertoxischer Substanzen<br />
können <strong>Katzen</strong> besonders empfindlich<br />
reagieren, da sie nur eine eingeschränkte<br />
Fähigkeit besitzen, Stoffe in der Leber zu<br />
konjugieren ( = an Glucuronsäure zu binden,<br />
um die Wasserlöslichkeit und damit das Ausscheidungsverhalten über die Niere zu<br />
verbessern) und ihre körpereigenen Gluthationspeicher schnell erschöpft sind.<br />
Klinisch ist das von Bedeutung, wenn potenziell Leber schädigende Wirkstoffe über<br />
einen langen Zeitraum appliziert werden und/oder bei Überdosierungen von<br />
Medikamenten. Die Nebenwirkungen auf die Leber von Glukokortikoiden sind bei<br />
<strong>Katzen</strong> nicht so ausgeprägt wie beim Hund, dagegen vertragen sie Diazepam,<br />
Tetrazykline, Methamizol deutlich schlechter als <strong>Hunde</strong>. Auch wenn die Gefahr einer<br />
Leberschädigung gering ist, kann sich innerhalb weniger Tage bis Wochen eine<br />
toxische Hepatopathie entwickeln. Sobald die ersten Symptome auftreten, muss das<br />
Medikament sofort abgesetzt werden, um einem Leberversagen vorzubeugen.<br />
Besonders gefährlich für <strong>Katzen</strong> ist Phenol, das z. B. in Kunstharz und Farbstoffen z.<br />
T. aber auch in Arzneimittel vorkommt. Auf solche Medikamente sollte man möglichst<br />
verzichten.<br />
� Cholangitis/Cholangiohepatits-Komplex<br />
Anders als beim Hund, wo sich die Erkrankung meist auf das Lebergewebe<br />
beschränkt, sind bei leberkranken <strong>Katzen</strong> in der Regel die Gallenwege (mit)betroffen.<br />
Entzündliche Erkrankungen sind bei <strong>Katzen</strong> sehr häufig, sie werden unter dem<br />
Begriff Cholangitis/Cholangiohepatitis-Komplex zusammengefasst. Je nachdem<br />
welche Entzündungszelltypen vorherrschen, unterscheidet man eine eitrige, eine<br />
chronische und eine lymphozytäre Form.<br />
Bei der eitrigen Cholangitis/Cholangiohepatitis steigen Bakterien (bes.<br />
Colibakterien) aus dem Darm über den Gallengang bis in die Leber auf. Als<br />
Abwehrreaktion wandern daraufhin massiv neutrophile Granulozyten ins<br />
Gallengangsystem und in die Periportalfelder der Leber ein. Betroffene Tiere sind<br />
akut krank. Sie haben Fieber, verweigern das Futter, erbrechen und sind lethargisch,<br />
meist besteht eine Neutrophilie und Erhöhung der Leberenzyme im Blut. Auch eine<br />
Gelbsucht kann vorliegen. Die Gallengänge sind entzündet und verdickt. Eine
gefürchtete Komplikation ist, dass es durch das Eindicken der Gallenflüssigkeit oder<br />
durch Gallensteine zu einer partiellen oder vollständigen Verlegung der Gallenwege<br />
kommt. Die Behandlung der eitrigen Cholangitis umfasst Flüssigkeit- und<br />
Elektrolytsubstitution, die Gabe geeigneter Antibiotika, medikamentelle Stimulation<br />
der Gallensekretion (Choleretika) und eine Leberdiät.<br />
Viele <strong>Katzen</strong> mit einer eitrigen Cholangitis leiden gleichzeitig auch an einer<br />
Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und des Dünndarms<br />
(„Inflammatory Bowl Disease“/IBD). Dieses Krankheitsbild wird als „Triaditis“<br />
bezeichnet. Das Phänomen, dass von der Entzündung gleich drei Bauchorgane<br />
betroffen sind, führt man darauf zurück, dass bei <strong>Katzen</strong> Galle und Pankreassekret in<br />
einem gemeinsamen Ausführungsgang ins Duodenum münden. Dadurch gelangen<br />
die Bakterien bei einer aufsteigenden Infektion gleichzeitig in beide Gangsysteme<br />
und können somit sowohl eine Entzündung der Gallengänge als auch der<br />
Bauchspeicheldrüse verursachen. Es wird vermutet, dass die hohen Keimzahlen, das<br />
veränderte Bakterienspektrum und der erhöhte Druck bei einer<br />
Dünndarmentzündung einen Reflux in das Gangsystem von Galle und Pankreas<br />
begünstigen. Besonders während des Erbrechens, einem häufigen Symptom bei<br />
Darmentzündungen, steigt der Druck im Dünndarm an.<br />
Die chronische Cholangiohepatitis entwickelt sich vermutlich aus der akuten<br />
eitrigen Form, wenn diese Entzündung nicht vollständig abheilt. Es ist eine langsam<br />
fortschreitende Erkrankung, wobei meist ältere Tiere betroffen sind. Histologisch<br />
lassen sich typische Merkmale einer chronischen Entzündung wie Zellinfiltrate aus<br />
neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten und Plamazellen sowie eine Erweiterung<br />
und Fibrose der Gallengänge nachweisen. Die Entzündung wird durch eine<br />
gemischte Bakterienpopulation hervorgerufen, die aus dem Darmtrakt ins<br />
Gallensystem aufsteigt. Klinische Symptome ähneln denen der eitrigen Form,<br />
allerdings sind sie nicht so schwerwiegend und treten häufig intermittierend auf. Im<br />
Endstadium kann sich eine Zirrhose entwickeln. Die Behandlung erfolgt empirisch mit<br />
Kortison, Antibiotika, Choleretika und Antioxidanzien.<br />
Die lymphozytäre Cholangitis ist immunvermittelt<br />
und unterscheidet sich in der Pathogenese<br />
grundlegend von der neutrophilen Form. Die<br />
vorherrschenden Entzündungszellen sind<br />
Lymphozyten und Plasmazellen, die in den<br />
Gallengängen und um die Gallengänge herum im<br />
Lebergewebe zu finden sind. Es handelt sich um eine<br />
chronische Erkrankung, die langsam über Monate bis<br />
Jahre fortschreitet, d. h. die klinischen Symptome wie<br />
Gewichtsverlust, Futterverweigerung sowie Gelbsucht<br />
bestehen meist bereits seit längerer Zeit. Da<br />
betroffene Tiere häufig einen Flüssigkeitserguss in der<br />
Abb. 14: Der Gewichtsverlust<br />
bei lymphozytärer Cholangitis<br />
entwickelt sich schleichend.<br />
Bauchhöhle und eine Hypergammaglobulinämie aufweisen, kann die Erkrankung<br />
leicht mit der Felinen Infektiösen Peritonitis (FIP) verwechselt werden. Die<br />
Behandlung umfasst eine immunsuppressive Therapie mit Glukokortikoiden oder<br />
anderen Medikamenten, die die immunologischen Prozesse unterdrücken sowie<br />
Choleretika, Antioxidanzien und Diät. Bei hochgradigem Erguss kann die Flüssigkeit<br />
mittels Punktion aus der Bauchhöhle abgezogen werden, bei geringgradigem Erguss
ist der Einsatz von Diuretika (Arzneimittel zur „Entwässerung“ über die Niere)<br />
sinnvoll.<br />
� Hepatische Lipidose<br />
Bei der Leberlipidose handelt sich um ein einzigartiges Syndrom, das durch eine<br />
hochgradige Leberverfettung charakterisiert ist (Abb. 15), was zu einem<br />
intrahepatischen Gallenstau und nachfolgend zu einer gestörten Leberfunktion führt.<br />
Futterverweigerung und schneller<br />
Gewichtsverlust tragen zu einer Ablagerung von<br />
Fett in der Leber bei und sind die häufigsten<br />
Ursachen einer Leberlipidose. Auch wenn <strong>Katzen</strong><br />
ohne erkennbaren Grund daran erkranken<br />
können, leiden betroffene Tiere meistens an einer<br />
anderen Erkrankung, die mit Futterverweigerung,<br />
zu geringer Futteraufnahme oder chronischem<br />
Erbrechen einhergeht. Auch Stress kann eine<br />
Anorexie auslösen. Besonders gefährdet sind<br />
übergewichtige <strong>Katzen</strong>, die längere Zeit nicht<br />
Abb. 15: Vergrößerte Leber mit<br />
hochgradigen Fetteinlagerungen bei<br />
einer Katze mit hepatischer Lipidose.<br />
fressen.<br />
Die Ätiologie der Erkrankung ist zwar nicht genau<br />
geklärt, aber man geht davon aus, dass ein<br />
Zusammenhang mit den besonderen Stoffwechselvorgängen bei <strong>Katzen</strong> besteht. Im<br />
Hungerzustand entwickeln <strong>Katzen</strong> leicht eine Energieunterversorgung bezüglich<br />
Protein, da sie - als strikte Karnivore - in einem beträchtlichen Umfang Eiweiße<br />
immer auch als Energielieferanten nutzen. Besonders ein Mangel an den<br />
essenziellen Aminosäuren Arginin und Methionin scheint für die Entwicklung der<br />
hepatischen Lipidose entscheidend. Eine Eiweißunterversorgung führt u. a. auch zu<br />
einem Mangel an Transportproteinen, die für den Transport von Triglyceriden und<br />
anderen Lipid-Substanzen benötigt werden. Das Energiedefizit und der<br />
Eiweißmangel haben massive Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel. Die<br />
Geschwindigkeit des peripheren Fettabbaus übersteigt die Fähigkeit anfallende<br />
Fettsäuren zu verwerten und sie werden als Triglyceride in den Hepatozyten<br />
abgelagert (Abb. 16).<br />
a)<br />
Abb. 16: Gesundes Lebergewebe einer Katze (a) im Vergleich zum histologischen Schnitt der Leber<br />
einer Katze mit hepatischer Lipidose (b).<br />
Klinische Symptome einer Leberlipidose treten auf, wenn mehr als 50 % der<br />
Leberzellen betroffen sind. <strong>Katzen</strong> neigen besonders dazu, hohe Fettmengen in den<br />
Leberzellen anzureichern. Durch die Unterversorgung mit Nährstoffen insbesondere<br />
Eiweiß, verschlechtert sich die Leberfunktion zusätzlich. Beispielsweise liegen bei<br />
<strong>Katzen</strong> mit schwerer hepatischer Lipidose aufgrund eines Argininmangels häufig<br />
b)
erhöhte Ammoniakgehalte im Blut vor. Diese Tiere entwickeln oft eine HE, fressen<br />
dadurch noch weniger und es entwickelt sich ein fataler Teufelskreislauf! Aber auch<br />
ein Mangel an Kohlenhydraten in der Futterration kann zur Mobilisierung von<br />
Körperfett beitragen. Bei Lebererkrankungen sind oft die Gehalte an endogene<br />
Antioxidanzien reduziert, was den oxidativen Stress erhöht. Auch ein Mangel an L-<br />
Carnitin ist dokumentiert, der zur Förderung der Fettakkumulation in der Leber<br />
beitragen kann.<br />
Frühsymptome sind eine zunehmende Futterverweigerung und ein reduziertes<br />
Allgemeinbefinden mit wiederholtem Erbrechen über mehrere Wochen. Ein deutlicher<br />
Verlust der Muskelmasse ist typisch, während die Fettdepots am Unterbauch meist<br />
weitgehend erhalten bleiben. In der klinischen Untersuchung werden in der Regel<br />
Gelbsucht, Lethargie und eine Lebervergrößerung festgestellt, manche <strong>Katzen</strong><br />
speicheln auffallend stark infolge einer hepatischen Enzephalopathie (Abb. 17).<br />
Neben dem Ausgleich der Flüssigkeits- und<br />
Elektrolytdefizite sind diätetische Maßnahmen die<br />
Grundpfeiler der Behandlung und Vorbeugung einer<br />
Leberlipidose. Durch die Einführung der künstlichen<br />
<strong>Ernährung</strong> anorektischer <strong>Katzen</strong> per Nasen- oder<br />
Schlundsonde hat sich die Prognose dieser<br />
lebensbedrohlichen Erkrankung in den letzten Jahren<br />
deutlich gebessert. In der Regel erhalten betroffenen<br />
<strong>Katzen</strong> über 2-6 Wochen eine hochwertige und<br />
proteinreiche Sondennahrung, um essenzielle<br />
Nährstoffe zuzuführen und Regenerationsprozesse in<br />
der Leber zu unterstützen. Die Sonde wird entfernt,<br />
wenn die Tiere wieder freiwillig Futter aufnehmen.<br />
Weitere unterstützende diätetische Maßnahmen sind<br />
die Zufuhr von L-Carnitin zur Verbesserung des<br />
Fettstoffwechsels, Antioxidanzien und B-Vitamine.<br />
Außerdem sollte man stets nach einer<br />
Grunderkrankung als Auslöser suchen und diese<br />
natürlich ebenfalls behandeln.<br />
Abb. 17: Starker Speichelfluss<br />
(Hypersalivation) bei einer Katze<br />
mit hepatischer Lipidose.
5 Diagnostik von Lebererkrankungen<br />
• Anamnese<br />
Besonders zu Beginn sind Anzeichen einer Lebererkrankung äußerst variabel und<br />
unspezifisch. Das heißt es gibt keinen „typischen Vorbericht“, der eindeutig auf eine<br />
Leberschädigung hinweist. Zu den häufigsten und oftmals einzigen Veränderungen,<br />
die den Besitzern auffallen, zählen ein reduzierter Appetit bzw. die völlige<br />
Verweigerung des Futters und Erbrechen, was als ein Hinweis auf Übelkeit gedeutet<br />
werden kann. Häufig verhalten sich die Tiere ruhiger, ziehen sich zurück und sind<br />
weniger leistungsbereit. Langsamer Gewichtsverlust ist ein typisches Symptom einer<br />
chronischen Erkrankung, gelegentlich leiden die Tiere an Durchfall, z. T. an<br />
vermehrtem Durst und vermehrtem Harnabsatz. Die meisten Symptome werden erst<br />
erkannt, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Ein plötzliches Auftreten<br />
von Krankheitssymptomen bedeutet nicht zwangsläufig, dass es sich um eine akute<br />
Erkrankung handelt, sondern es ist auch möglich, dass sich eine schleichend<br />
verlaufende Erkrankung plötzlich verschlechtert. Die Möglichkeit einer<br />
Lebererkrankung sollte man auch in Betracht ziehen, wenn die Aufwachzeit nach<br />
einer Narkose oder Sedation verlängert ist (evtl. verzögerte Verstoffwechselung des<br />
Medikamentes).<br />
Liegt der Verdacht eine Lebererkrankung vor, sollten in der Anamnese folgende<br />
Punkte abgeklärt werden: Rasse, Alter, Impfung (z. B. beim Hund Hcc,<br />
Leptospirose), Kontakte mit anderen Tieren, Medikamentenverabreichung, Zugang<br />
zu Giftstoffen, allmähliches oder plötzliches Auftreten der Krankheitssymptome,<br />
kontinuierliche Verschlimmerung oder intermittierendes Auftreten der Symptome, Art<br />
der Fütterung, Fressverhalten, Kotbeschaffenheit, Veränderung des Körpergewichts,<br />
Veränderung des Bauchumfangs, abnormes Verhalten.<br />
Abb. 18: Die Symptome der<br />
Allgemeinuntersuchung sind bei<br />
Leberpatienten oft unspezifisch.<br />
• Klinische Symptome<br />
Die klinischen Symptome und Befunde<br />
der Allgemeinuntersuchung sind<br />
unspezifisch. Mit der Ausnahme von<br />
acholischem Kot (hellgrauer,<br />
kalkfarbener Kot, kann aufgrund des<br />
Fehlens von Gallensäuren nur bei einer<br />
vollständigen Gallengangsverlegung<br />
auftreten, daher nur sehr selten zu<br />
beobachten) gibt es kein Symptom, das<br />
eindeutig einer primären Hepatopathie<br />
zuzuordnen ist („pathognomonisches<br />
Symptom“). Das heißt es besteht immer<br />
die Möglichkeit, dass Erkrankungen oder<br />
Funktionsstörungen anderer Organ eine<br />
Lebererkrankung vortäuschen.<br />
Besonders die früh auftretenden Symptome sind wenig aussagekräftig, erst die bei<br />
schweren Funktionseinbußen auftretenden Symptome lassen zumindest eine<br />
Lebererkrankung vermuten (Tab. 3). Bei akuten Leberkrankheiten können Anorexie<br />
und Erbrechen zu einem plötzlichen Gewichtsverlust führen, während bei<br />
chronischen Lebererkrankungen aufgrund einer Mangelernährung die<br />
Gewichtsabnahme normalerweise zwar langsamer aber dafür kontinuierlich<br />
fortschreitet.
Tab. 3: Klinische Symptome bei Lebererkrankungen bei Hund und Katze<br />
Frühe Symptome<br />
Symptome bei schwerer<br />
Leberinsuffizienz<br />
Symptome bei<br />
Gallengangsverlegung<br />
Abb. 19: Gewichtsverlust gehört zu den<br />
häufigen klinischen Symptomen bei<br />
leberkranken Tieren.<br />
häufig Anorexie (Futterverweigerung)<br />
Erbrechen<br />
Durchfall<br />
Polydipsie/Polyurie (selten Katze)<br />
Lethargie (Schläfrigkeit)<br />
Gewichtsverlust<br />
weniger häufig Fieber (Katze. eitrige Cholangitis/Cholangiohepatitis)<br />
Aszites (Katze: lymphozytäre Cholangitis,<br />
Hund: chronische Hepatitis)<br />
Ikterus<br />
Hepatische Enzephalopathie<br />
Gerinnungsstörungen<br />
Acholische (entfärbte) Fäzes<br />
Die Hauptursache der Mangelernährung ist<br />
sicherlich krankheitsbedingt (kranke <strong>Hunde</strong><br />
und <strong>Katzen</strong> fressen in der Regel deutlich<br />
weniger oder gar nicht), was sich durch<br />
Stress z. B. bei stationärer Aufnahme des<br />
Patienten oder durch wenig schmackhaftes<br />
Futter noch zusätzlich verstärkt. Aber nicht<br />
nur eine unzureichende Futteraufnahme,<br />
auch eine unzureichende Verdauung der<br />
Nährstoffe und/oder ein erhöhter Bedarf<br />
spielen eine Rolle bei der Entstehung von<br />
Gewichtsverlust und Mangelernährung<br />
(siehe Abb. 20).<br />
Eine erhöhte Wasseraufnahme (Poydipsie) und ein erhöhter Harnabsatz<br />
(Polyurie) wird häufig bei <strong>Hunde</strong>n, aber nicht bei <strong>Katzen</strong> beobachtet. Außerdem hat<br />
man festgestellt, dass einige Tiere mit HE (siehe unten) deutlich mehr trinken, die<br />
Ursachen dafür sind bisher nicht genau erforscht.<br />
Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit einer Lebererkrankung kommt es häufig zu<br />
Veränderungen der Lebergröße und des Bauchumfangs. Eine vergrößerte Leber<br />
(Hepatomegalie) kann evtl. schon in der klinischen Allgemeinuntersuchung<br />
festgestellt werden. Dies ist natürlich abhängig vom Ausmaß der Lebervergrößerung,<br />
der Tiefe des Brustkorbs und dem <strong>Ernährung</strong>szustand. Bei sehr übergewichtigen<br />
Tieren ist die Palpation des Bauchraumes oftmals extrem schwierig und eine große<br />
Herausforderung. Bei <strong>Katzen</strong> verursachen die meisten Lebererkrankungen eine<br />
Hepatomegalie, bei <strong>Hunde</strong>n schrumpft die Leber bei chronischen Lebererkrankungen<br />
und ändert bei akuten ihre Größe kaum.
Abb. 20: Ursachen der Mangelernährung bei leberkranken <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong><br />
Unter Aszites versteht man eine krankhafte, übermäßige Flüssigkeitsansammlung in<br />
der freien Bauchhöhle („Bauchwassersucht“). Aszites kommt bei <strong>Hunde</strong>n mit<br />
chronischen Leberentzündungen häufig vor. Er wird verursacht durch einen erhöhten<br />
Blutdruck in der Pfortader, in vielen Fällen verbunden mit einem erniedrigten<br />
Albumingehalt im Blut, die Flüssigkeit hat einen geringen Eiweiß- und Zellgehalt. Die<br />
beim Hund beschriebene Ursache ist bei <strong>Katzen</strong> relativ selten. Bei ihnen sieht man<br />
einen Aszites eher im Zusammenhang mit der lymphozytären<br />
Choangitis/Cholangiohepatitis, wobei es sich dabei durch den hohen Gehalt an<br />
Globulinen um eine eiweißreiche Flüssigkeit handelt. Fällt in der klinischen<br />
Allgemeinuntersuchung eine Vergrößerung des Bauchumfangs auf, sollte man<br />
zunächst mit Hilfe der Undulationsprobe versuchen abzuklären, ob es sich um freie<br />
Flüssigkeit (also um einen Aszites) handelt. Dazu legt man die eine Hand flach an die<br />
seitliche Bauchwand und klopft mit den Fingern der anderen Hand einmal kurz und<br />
kräftig gegen die Bauchwand auf der gegenüberliegenden Seite. Liegt Flüssigkeit<br />
vor, setzt sich die dadurch erzeugte Druckwelle fort und kann von der flach<br />
aufliegenden Hand gefühlt werden. Bei Tieren mit viel Bauchfett ist dieser Test<br />
manchmal leider nicht eindeutig.<br />
Abb. 21: Ikterus bei einer leberkranken<br />
Katze.<br />
Als Ikterus (Gelbsucht) bezeichnet man<br />
eine Gelbfärbung der Haut, Schleimhäute<br />
und Gewebe, die durch einen erhöhten<br />
Gehalt an Billirubin im Blut hervorgerufen<br />
wird. Ein Ikterus entsteht entweder durch ein<br />
vermehrter Anfall von Billrubin im Blut (bei<br />
einer Hämolyse, d. h. einer Auflösung der<br />
roten Blutkörperchen = prähepatischer<br />
Ikterus) oder durch eine verminderte<br />
Ausscheidung infolge einer<br />
Lebererkrankung (= hepatischer Ikterus)<br />
oder einer Gallenabflussstörung (=<br />
posthepatischer Ikterus). Eine Gelbfärbung<br />
der Schleimhäute ist etwa ab einem<br />
Bilirubingehalt von 2 mg/dl Blut erkennbar.
Zur Beurteilung eignen sich die unpigmentierte Mundschleimhaut, die Konjunktiven<br />
sowie die Sklera (Lederhaut) des Auges. Gelbsucht zählt nicht zu den häufigen<br />
Symptomen beim Hund und bedeutet, dass eine schwere Leberschädigung vorliegt,<br />
bei der Katze manifestiert sie sich öfter und früher als beim Hund.<br />
Beim präherpatischen Ikterus wird die Leberaufnahmekapazität für Billirubin<br />
überschritten, so dass es sich im Blut „zurück staut“. Der hepatische Ikterus hat seine<br />
Ursache in der Leber selbst. Er tritt auf, wenn die Ausscheidung der Hepatozyten in<br />
die Gallenkanälchen gestört ist und Billirubin II in die Blutbahn gelangt. Die<br />
Umwandlung von Bilirubin I in Billirubin II ist dagegen sehr stabil und funktioniert<br />
häufig noch trotz schwerer Leberschädigung. Daraus folgt, dass nicht bei allen<br />
Lebererkrankungen auch mit einem Ikterus gerechnet werden kann. Der<br />
posthepatische Ikterus entsteht bei einem teilweisen oder vollständigen Verschluss<br />
der Gallengänge. Er wird besonders bei <strong>Katzen</strong> mit einer<br />
Cholangitis/Cholangiohepatitis regelmäßig beobachtet.<br />
Die Hepatische Enzephalopathie (HE) ist eine metabolisch bedingte Störung des<br />
Zentralnervensystems, die sich sekundär infolge einer Hepatopathie entwickelt. Die<br />
häufigste Ursache bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> ist ein angeborener portosystemischer<br />
Shunt, aber auch erworbene Shunts, die als Folge einer Blutdruckerhöhung bei<br />
schwerer chonischer Hepatitis, Leberfibrose und –zirrhose entstehen und andere<br />
schwere Leberschädigungen können eine HE auslösen. Man unterscheidet eine<br />
akute und schwere Form bei plötzlichem Leberversagen von einer chronischen Form,<br />
bei der die klinischen Symptome von Grad der Hirnstörung abhängen. Kann die<br />
auslösende Erkrankung der HE geheilt werden, bestehen gute Chancen, dass sich<br />
auch die neurologischen Störungen komplett zurückbilden. Typisch ist, dass die<br />
Symptome intermittierend auftreten und sich Phasen mit stärkeren neurologischen<br />
Ausfällen und Phasen mit milderen Symptomen abwechseln. Häufige bei <strong>Hunde</strong>n<br />
und <strong>Katzen</strong> auftretende klinische Symptome im Zusammenhang mit einer HE sind in<br />
Tabelle 4 dargestellt.<br />
Tab.4: klinische Symptome bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit HE (nach Rothuizen 2008)<br />
Schweregrad<br />
der Erkrankung<br />
Neurologische Symptome<br />
1 Gleichgültigkeit (Apathie), geringere Ansprechbarkeit, Starren,<br />
verringertes Interesse an der Umwelt<br />
2 Bewegungsstörungen (Ataxie), Kreisbewegungen, Erblindung,<br />
Speicheln, Drücken des Kopfes gegen Gegenstände<br />
3 Starre (Stupor), exzessives Speicheln,<br />
hochgradiger Aktivitätsverlust aber ansprechbar<br />
4 Koma, keine Reaktionen<br />
Andere Symptome<br />
Polyurie/Polydipsie, Erbrechen, geringe Ausdauer, Bewegungsunlust,<br />
Welpen mit angeborenem Shunt: schlechtes Wachstum und mangelnde Gewichtszunahmen<br />
Die neurologischen Symptome einer HE entstehen durch eine Störung verschiedener<br />
Neurotransmitter-Systeme im Gehirn, z. B. Glutamat-, GABA-System.
Neurotransmitter sind chemische Stoffe, die im Gehirn für den Informationsaustausch<br />
von Nervenzelle zu Nervenzelle zuständig sind. Glutamat ist ein Neurotransmitter mit<br />
erregender Wirkung, GABA mit hemmender Wirkung.<br />
Liegen Symptome einer Hepatischen Enzephalopathie vor, wird neben einer<br />
medikamentellen Reduzierung der Ammoniakbildung und –resorption im Dickdarm<br />
(Laktulose, Antibiotika) eine proteinreduzierte Diät gefüttert (siehe Kapitel 6).<br />
Sämtliche Gerinnungsfaktoren mit Ausnahme von dem von Willebrand-Faktor und<br />
Faktor VIII werden in der Leber gebildet. Die Synthese Vitamin K abhängiger<br />
Gerinnungsfaktoren ist gestört, wenn ein Verschluss des Gallengangs die normale<br />
Fettabsorption aus dem Darm verhindert. Wie Fett wird Vitamin K mit Hilfe der<br />
Gallensäuren absorbiert. Bei Hepatopathien mit massiven Leberschäden kann eine<br />
Vebrauchskoagulopathie auftreten. Je nach Schweregrad sind unterschiedliche<br />
Symptome möglich, z. B. verlängerte Nachblutungszeit nach Blutabnahmen oder<br />
Operationen bis hin zu Haut- und Schleimhautblutungen. Im Zusammenhang mit<br />
einem erhöhten Pfortaderblutdruck bei schwer leberkranken <strong>Hunde</strong>n können zudem<br />
Blutungen im gesamten Verdauungstrakt auftreten. Besteht der Verdacht einer<br />
Lebererkrankung sollte vor einer Operation oder einer Leberbiopsie immer ein<br />
Gerinnungsstatus erhoben werden.<br />
• Labor<br />
Abb. 22: Die Blutuntersuchung<br />
liefert wertvolle Informationen über<br />
Schwergrad und Fortschritt einer<br />
Lebererkrankung.<br />
Da die klinischen Symptome sehr unspezifisch<br />
sind, ist es das Ziel, mit einer<br />
labordiagnostischen Untersuchung zunächst<br />
abzuklären, ob überhaupt eine Lebererkrankung<br />
vorliegt. Dazu werden sinnvollerweise anhand<br />
eines allgemeinen „Screenings“ (Hämatologie,<br />
Serumbiochemie, Harnanalyse) die Funktionen<br />
verschiedener Organsysteme überprüft. Besteht<br />
der Verdacht einer Lebererkrankung sollten<br />
zumindest die Aktivitäten der wichtigsten<br />
Leberenzyme, also der Alanin-Amino-<br />
Transferase (ALT), der alkalische Phosphatase<br />
(AP) und der gamma-Glutamyl-Transferase (g-<br />
GT) bestimmt werden, außerdem<br />
Gesamtbilirubin, Albumin, Cholesterin, Harnstoff<br />
und Glukose. Zusätzlich sollte man immer auch<br />
ein großes Blutbild und eine Urinanalyse anfertigen lassen.<br />
Die sogenannten „Leberenzyme“ kommen in den höchsten Konzentrationen in der<br />
Leber vor, werden aber auch von Zellen anderer Organe synthetisiert. Bei<br />
Lebererkrankungen ist vor allem eine erhöhte Aktivität dieser Enzyme im Blut<br />
nachzuweisen. Allerdings lässt die Höhe keinen Rückschluss auf die Leberfunktion<br />
zu und spiegelt nicht in jedem Fall das Ausmaß der Leberschädigung wider.<br />
Beispielsweise können bei einer akutem Leberzellschädigung die<br />
Leberenzymaktivitäten im Blut zwar extrem ansteigen, aber wenn die akute Phase<br />
vorbei ist und keine weitere Schädigung auftritt, ist die Prognose für die Patienten<br />
dank der hohen Regenerationskraft der Leber gut. Eine chronisch erkrankte Leber<br />
hingegen kann stark geschädigt sein, obwohl die Leberenzyme im Normalbereich<br />
liegen. Trotz dieser Einschränkungen ist der Nachweis der Leberenzyme in der<br />
tierärztlichen Praxis zur Diagnosestellung, zur Abschätzung des Schweregrades der<br />
Erkrankung und zur Verlaufskontrolle des Krankheitsprozesses unverzichtbar.
Abb. 23: Gallensteine bei einer Katze: eine<br />
mögliche Ursache für eine Cholestase.<br />
(Foto: Lamb, Royal Veterinary College)<br />
ALT ist vornehmlich in der Leberzelle<br />
lokalisiert und gelangt bei einer<br />
Zellschädigung vermehrt ins Blut. Es ist<br />
ein wichtiger Marker für einen<br />
Leberzellschaden. AP ist ein<br />
membranständiges Enzym. Es ist nicht<br />
leberspezifisch, da es in vielen Organen<br />
vorkommt. In der Leber wird es durch den<br />
Kontakt mit Gallensäuren freigesetzt,<br />
erhöhte Werte können daher auch ein<br />
Indiz für eine Cholestase sein. g-GT im<br />
Serum stammt überwiegend aus dem<br />
Epithel der Gallengänge. Lebererkrankungen,<br />
die mit einer Cholestase<br />
einhergehen (z.B. Gallensteine, Abb. 23),<br />
führen zu einem deutlichen Anstieg.<br />
Veränderungen der Leberenzymaktivitäten können einerseits durch eine primäre<br />
Lebererkrankung, andererseits auch durch eine sekundäre Beteiligung der Leber im<br />
Verlauf einer anderen (nicht leberassoziierten) Erkrankung, einer Funktionsstörung<br />
und/oder einer Arzneimittelwirkung entstehen. Auch wenn die Veränderung der<br />
Leberenzyme auf eine Lebererkrankung hinweist, lässt sich damit nicht sagen,<br />
welche spezielle Erkrankung dahinter steckt. Leider gibt es auch Lebererkrankungen,<br />
die durch eine solche Routinelaboruntersuchung z. T. nicht erkannt werden.<br />
Beispielsweise kann bei einem portosystemischen Shunt ein hepatoenzephales<br />
Syndrom vorliegen obwohl sich die Leberenzymaktivitäten im Normalbereich<br />
bewegen.<br />
Zur Abklärung der Leberfunktion sind Leberfunktionstests, z. B. Messung der<br />
Serumgallensäuren, Erfassung der Gerinnungszeiten angezeigt. Die Bestimmung der<br />
Serumgallensäuren im nüchternen Zustand und 2 Stunden nach der Futteraufnahme<br />
ist ein sensitiver und spezifischer Indikator für die Leberfunktion. Unter<br />
physiologischen Bedingungen werden die Gallensäuren schnell und sehr effizient<br />
aus dem Pfortaderblut rückabsorbiert. Dieser Test ist besonders beim Verdacht auf<br />
subklinische Leberkrankungen und Shunts von Bedeutung.<br />
Die Bestimmung des Nüchternwertes von Ammoniak eignet sich zum Nachweis einer<br />
Hepatischen Enzephalopathie. Liegt der Nüchternwert im Normalbereich, obwohl die<br />
Symptome für eine HE sprechen, kann zur weiteren Abklärung anschließend der<br />
Ammoniumtoleranztest durchgeführt werden.<br />
Der Nachweis von Harn-Bilirubin ist für <strong>Katzen</strong> stets krankhaft und ist daher ein<br />
empfindlicher Indikator einer Lebererkrankung. Dagegen kommen geringe Mengen<br />
an Bilirubin im Harn gesunder <strong>Hunde</strong> vor, sie sind ohne Bedeutung.<br />
• Bildgebende Verfahren<br />
Röntgenaufnahmen liefern einen ersten Eindruck über die Größe und Form der<br />
Leber und sind außerdem zum Nachweis von Gallensteinen geeignet.<br />
Gefäßanormalien in der Leber und der Pfortader lassen sich mit Hilfe einer<br />
Portographie (Röntgenaufnahme nach Eingabe von Kontrastmittel in die
Mesenterialgefäße) nachweisen. So lässt sich z. B. Die Verdachtsdiagnose eines<br />
portosystemischen Shunts bestätigen (siehe Abb. 24).<br />
a b<br />
Abb. 24: Portosystemischer Shunt bei einer Katze vor (a) und nach (b) operativem Verschluss:<br />
Während der Shunt vorher eine Umgehung der Leber darstellt, wird die Leber nach der OP wieder<br />
vollständig vom Portalvenenblut durchflossen.<br />
Spezifische Informationen über das Lebergewebe, Veränderungen der Gallengänge<br />
und der Blutgefäße erhält man dagegen durch Ultraschalluntersuchungen.<br />
Außerdem ist es möglich, unter Ultraschallkontrolle Galle für eine mikrobiologische<br />
Untersuchung und einen Resistenztest aus der Gallenblase zu gewinnen. Auch die<br />
Entnahme einer Lebergewebeprobe (Biopsie) erfolgt häufig unter sonographischer<br />
Kontrolle.<br />
• Biopsie<br />
Abb. 25: Leberbiopsie: ein kleines Stück<br />
Gewebe wird von der Oberfläche<br />
ausgestanzt.<br />
Eine definitive Diagnose ist häufig nur<br />
mit einer histologischen Untersuchung<br />
einer Gewebeprobe möglich. Sie kann<br />
entweder durch Feinnadelaspiration,<br />
perkutane Blindbiopsie oder durch eine<br />
Probenentnahme an der Leber bei<br />
eröffneter Bauchhöhle gewonnen<br />
werden. Die zuletzt genannte Methode<br />
ist zwar die aufwendigste, bietet aber<br />
den Vorteil, dass die Probe unter<br />
Sichtkontrolle entnommen wird und,<br />
dass eine ausreichend große<br />
Gewebeprobe für die Untersuchung zur<br />
Verfügung steht. Da Blutungen zu den<br />
häufigsten Komplikationen zählen, sollte vor all diesen Eingriffen ein<br />
Gerinnungsstatus erhoben werden.
6 <strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> & <strong>Katzen</strong><br />
� Grundzüge der Leberdiätetik<br />
Die Leber ist die „Drehscheibe des Stoffwechsels“: Hier laufen entscheidende<br />
Reaktionen des Auf- und Abbaus von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen ab. Bei<br />
einer Lebererkrankung ist davon auszugehen, dass die Verwertung eines oder<br />
mehrerer dieser drei Hauptnährstoffe gestört sein kann. Eine Nahrung für<br />
leberkranke <strong>Hunde</strong> oder <strong>Katzen</strong> muss daher vor allem hochverdaulich sein. Dies<br />
allein sorgt schon für eine Entlastung des kranken Organs, denn eine zentrale<br />
Aufgabe der Leber ist die unschädliche Beseitigung der Restprodukte aus dem<br />
Nährstoffabbau. Je weniger Reste dort anfallen (hochverdauliche Nahrung), desto<br />
besser für die kranke Leber. Der Energiebedarf von <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit<br />
Lebererkrankungen entspricht in der Regel dem Erhaltungsbedarf. Zu<br />
berücksichtigen ist aber, dass Übelkeit und Widerwillen gegen das Futter (Aversion)<br />
typische Begleiterscheinungen solcher Erkrankungen sind. Das Futter muss daher<br />
hochschmackhaft sein und eine hohe Energiedichte aufweisen, da leberkranke Tier<br />
häufig nur kleine Futtermengen aufnehmen.<br />
Eine gezielte Leberdiätetik verfolgt 4 Ziele:<br />
� Deckung des grundlegenden Nährstoff- und Energiebedarfs<br />
� Unterstützung der Leberzellregeneration<br />
� Verhinderung weiterer Leberschäden durch übermäßige Kupferspeicherung<br />
und oxidativen Stress (freie Radikale)<br />
� Komplikationen minimieren (HE, portaler Bluthochdruck, Aszites)<br />
Energie: Leberkranke Hund und <strong>Katzen</strong> müssen<br />
ausreichend mit Energie versorgt sein, damit ein<br />
Gewichtsverlust mit Abbau von Muskulatur<br />
weitestgehend vermieden wird. Als Orientierung für<br />
die tägliche Energiezufuhr dient der Erhaltungsbedarf:<br />
110-130 kcal /kg Körpergewicht 0,75 für <strong>Hunde</strong><br />
50-60 kcal/kg Körpergewicht für <strong>Katzen</strong><br />
Beachte: Die Angabe für <strong>Hunde</strong> bezieht sich aufgrund<br />
der hohen Variation in Bezug auf Körpergröße und<br />
Gewicht (unterschiedliche Rassen) auf das<br />
metabolische Körpergewicht. Bei der Katze dient das<br />
tatsächliche Körpergewicht in kg als Bezugsgröße.<br />
Bei einigen Leberpatienten kann der Energiebedarf<br />
auch erhöht sein. Grund sind eine Bescheunigung<br />
des Stoffwechsels (Hypermetabolismus), die man im<br />
Endstadium schwerer Erkrankungen häufig<br />
Abb. 26: Ein Gewichtsverlust<br />
ist durch eine ausreichende<br />
Energiezufuhr zu vermeiden.<br />
beobachten kann, oder ein erhöhter Bedarf für die Regeneration und Heilung.<br />
Die Eiweißversorgung sollte bedarfsdeckend sein. Ein Eiweißüberschuss, der unter<br />
Praxisbedingungen im Futter für gesunde Tiere relativ häufig vorkommt, ist jedoch zu<br />
vermeiden. Im Vergleich zu Futtermitteln für gesunde Tiere ist der Eiweißgehalt in<br />
einer Leberdiät daher moderat reduziert. Besonders wichtig ist aber eine hohe<br />
Eweißqualität: Zum einen muss auch bei verminderter Zufuhr die Versorgung mit<br />
allen essenziellen Aminosäuren sichergestellt sein, damit die Leber in der<br />
Heilungsphase der Erkrankung ihr hohes Regenerationspotenzial voll ausschöpfen
kann. Zum anderen wird die Leber entlastet, wenn ein möglichst hoher Anteil der<br />
Proteine bereits im Dünndarm verdaut wird (siehe Abb. 27). Mindernd auf die<br />
Ammoniakproduktion im Darm kann sich auch ein Wechsel der Proteinquellen im<br />
Futter auswirken: Pflanzliche Proteine oder solche aus Milchprodukten sind<br />
gegenüber Fleischprotein hier vorteilhafter. Schläfrigkeit und eingetrübtes<br />
Bewusstsein kurz nach der Nahrungsaufnahme sind bei Tieren mit einem<br />
portosystemischen Shunt typische Anzeichen der schädlichen Wirkung von<br />
Ammoniak im zentralen Nervensystem (siehe Kapitel 4), aber auch Krämpfe oder<br />
komatöse Zustände können bei diesen Patienten auftreten. Der Schweregrad der<br />
Symptome korreliert mit dem Eiweißgehalt der letzten Mahlzeit. Daher ist bei Shunt-<br />
Patienten ggf. eine stärkere Eiweißrestriktion erforderlich. Zeigen sie Symptome<br />
einer Ammoniak-Vergiftung, sollte die Proteinzufuhr auf den Minimalbedarf<br />
beschränkt werden (ca. 2g/kg Körpergewicht und Tag beim Hund bzw. 3 g bei der<br />
Katze). Bei dieser drastischen Eiweißrestriktion sollten die Tierhalter auf Anzeichen<br />
eines Eiweißmangels achten (Gewichtsverlust, Muskelabbau, schlechte Fell- und<br />
Hautqualität).<br />
Abb. 27: Pflanzliche Proteine, die überwiegend bereits im Dünndarm verdaut werden (L.I.P. = low<br />
indigestible protein) sind besonders günstig bei Lebererkrankungen<br />
Andererseits kann der Eiweißbedarf bei Leberpatienten aufgrund umfangreicher<br />
Heilungsprozesse auch erhöht sein. <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose erholen sich<br />
schneller bei ausreichend hoher Zufuhr an hochwertigem Protein, wohingegen ein<br />
Proteinmangel ursächlich an der Entstehung der Erkrankung beteiligt zu sein scheint.<br />
Ziel der Diätetik ist es daher, sich ausgehend von der moderat reduzierten<br />
klassischen Leberdiät für jeden einzelnen Patienten individuell an die höchstmögliche<br />
Proteinmenge heranzutasten, die dieser noch verträgt, ohne klinische Symptome der<br />
Lebererkrankung zu entwickeln. Bei <strong>Katzen</strong> sollte keine Eiweißrestriktion<br />
vorgenommen werden, es sei denn, es liegt eine Hepatoenzephalopathie vor, die<br />
nicht Folge einer hepatischen Lipidose ist (sehr selten!).<br />
Ungünstig ist in jedem Fall eine erhöhte Zufuhr an minderwertigem Protein, da von<br />
diesen ein erheblicher Anteil in den Dickdarm übertritt und so die<br />
Ammoniakproduktion gesteigert wird. Bindegewebige Kauartikel (Büffelhautknochen,<br />
Ochsenziemer) sollten daher vom Speiseplan <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> gestrichen<br />
werden.<br />
Kohlenhydrate stellen beim leberkranken Tier eine wichtige Energiequelle dar. Ihre<br />
Zufuhr ist daher im Vergleich zum gesunden Tier oft erhöht. Zu beachten ist<br />
allerdings, dass bei Vorliegen einer Glukoseintoleranz (häufig bei Leberinsuffizienz)<br />
die Kapazität zur Verstoffwechselung leicht verdaulichen Kohlenhydraten vermindert<br />
ist. Menge und Kohlenhydratquellen müssen also so gewählt werden, dass bei
Fleischfressern, die von Natur aus auch ohne Kohlenhydrate auskommen könnten,<br />
eine gute Verträglichkeit gewährleistet ist. Zum Einsatz kommen leicht verdauliche<br />
und gut aufgeschlossene Kohlenhydratquellen (z.B. gekochter Reis). Reis hat den<br />
Vorteil, dass er sich auch bei Durchfall (einem häufigen Begleitsymptom von<br />
Lebererkrankungen) als günstig erwiesen hat.<br />
Entgegen häufiger Annahmen vertragen<br />
<strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> mit Lebererkrankung<br />
relativ hohe Mengen an Nahrungsfett<br />
(30-50% der Kalorien aus Fett). Die hohe<br />
Energiedichte und der positive Einfluss<br />
von Fett auf die Akzeptanz der Diät<br />
stellen wichtige Vorteile dar und machen<br />
diesen Nährstoff zum<br />
Hauptenergieträger einer Leberdiät. Ein<br />
reduzierter Fettgehalt ist nur angezeigt,<br />
wenn die Tiere offensichtlich unter einer<br />
Fettverdauungsstörung leiden (Fettstuhl<br />
= Fäzes fettig, gelblich, Fensterkitt-artig<br />
Abb,. 28: Der Fettgehalt hat einen großen<br />
Einfluss auf die Akzeptanz und den<br />
Energiegehalt einer Nahrung.<br />
und/oder Hinweis auf eine<br />
Gallenabflussstörung).<br />
Der Einsatz löslicher, fermentierbarer<br />
Nahrungsfasern (Pektin, Psyllium)<br />
fördert das Wachstum der „guten“<br />
Darmbakterien, die Ammoniak-Stickstoff binden (= in bakterielles Protein einbauen)<br />
können. Dieser bakteriell fixierte Stickstoff wir mit dem Kot ausgeschieden und<br />
belastet somit nicht die Leber. Beim Abbau der fermentierbaren Fasern entstehen<br />
kurzkettige Fettsäuren, die den Darminhalt ansäuern. Das schafft ungünstige<br />
Bedingungen für eiweißspaltende Darmbakterien, die für die Ammoniakbildung<br />
verantwortlich sind. Sie werden zahlenmäßig reduziert, was effektiv Leber entlastet.<br />
Denn diese unerwünschten Keime bilden Ammoniak nicht nur aus Nahrungsprotein,<br />
sondern auch aus Harnstoff, der bei einer Azotämie (erhöhter Blutharnstoff-Spiegel<br />
bei gleichzeitig vorliegender Nierenerkrankung) aus dem Blut in den Darm diffundiert.<br />
Natrium sollte bei Tieren mit Aszites (Bauchwassersucht) reduziert sein, ansonsten<br />
kann die Zufuhr der anderen Mengenelemente wie beim gesunden Tier erfolgen. Bei<br />
<strong>Hunde</strong>n kommt als Sonderform der Lebererkrankung die Kupferspeicherkrankheit<br />
vor, daher sind Leberdiäten für <strong>Hunde</strong> meistens kupferreduziert. Ein erhöhter<br />
Zinkgehalt hemmt zusätzlich die Cu-Absorption aus dem Darm, da beide Elemente<br />
im Darm um dasselbe Transportsystem konkurrieren. B-Vitamine sollten in höherer<br />
Menge (Erhaltungsbedarf x 2) zugeführt werden, um Verluste z.B. bei Durchfall oder<br />
durch die eingeschränkte Leberfunktion (fast alle B-Vitamine sind am<br />
Energiestoffwechsel beteiligt und werden z.T. in der Leber aktiviert) auszugleichen.<br />
Außerdem beeinträchtig ein Vitamin-B-Mangel den Appetit.<br />
Vorsicht ist bei den Vitaminen C, A und D geboten. Vitamin C gehört zwar zu den<br />
Antioxidanzien, die prinzipiell in einer Leberdiät wünschenswert sind, Ascorbinsäure<br />
kann jedoch die Gewebeschäden durch Kupfer und Eisen bei Lebererkrankungen<br />
verstärken. Daher sollten keine reinen Vitamin-C-Präparate in hohen Dosierungen<br />
nach dem Motto „schadet ja nicht, ist ja wasserlöslich“ eingesetzt werden. Sicherer<br />
sind synergistisch wirkende Kombinationen verschiedener Antioxidanzien,<br />
insbesondere mit Vitamin E. Vitamin A wird in der Leber gespeichert und kann bei<br />
chronisch erhöhter Zufuhr selbst Leberschäden hervorrufen. Vitamin D im Übermaß
egünstigt die Verkalkung von Weichgeweben, was im Falle einer Lebererkrankung<br />
ebenfalls zu vermeiden ist.<br />
Abb. 29: Für den kurzfristigen<br />
Einsatz eignet sich eine<br />
Nasensonde.<br />
� Unterstützende Maßnahmen<br />
o Fütterungstechnik<br />
Leberkranke <strong>Katzen</strong> und <strong>Hunde</strong> haben oft keinen<br />
Appetit. Um ihre Versorgung mit Energie sicher zu<br />
stellen, kann daher eine assistierte Fütterung (keine<br />
„Zwangsernährung“ im wörtlichen Sinne!) angezeigt<br />
sein. Dabei wird das Futter aus der Hand angeboten<br />
oder mit einer Fütterungsspritze verabreicht.<br />
Vergebliche Versuche einer solchen Fütterung unter<br />
Anwendung von Zwangsmaßnahmen (Fixierung der<br />
Pfoten und des Kopfes, Öffnen der Kiefer) erhöhen das<br />
Risiko einer Futteraversion, die zu einer dauerhaften<br />
Verweigerung der Diät führen kann. Bei dieser<br />
erlernten Ablehnungsreaktion verweigern die kranken<br />
Tiere dauerhaft die Futtersorte, die ihnen während der<br />
Phase der Nahrungsverweigerung (unter Zwang)<br />
angeboten wurde. Auch kann die Rückkehr zur<br />
freiwilligen Futteraufnahme verzögert sein. Beides ist<br />
bei Leberpatienten kontraproduktiv. Eine <strong>Ernährung</strong><br />
per Sonde stellt daher insbesondere bei <strong>Katzen</strong> oft die<br />
stressfreiere Variante der Nahrungszufuhr dar. Für den<br />
kurzfristigen Einsatz in der akuten Phase (für wenige<br />
Tage) eignet sich eine einfache Nasenschlundsonde. Sie bietet den Vorteil, dass sie<br />
ohne Operation gelegt werden kann, da bei einigen Patienten mit Lebererkrankung<br />
ein erhöhtes Blutungsrisiko ein invasives Vorgehen verbietet. Die Nasensonde stellt<br />
jedoch keine dauerhafte Lösung da, da aufgrund des geringen Sondendurchmessers<br />
(5-8 Fr.) nur dünnflüssige Nahrung verabreicht werden kann, die Schleimhaut der<br />
Nase und des Rachens gereizt wird und bei Erbrechen die Gefahr besteht, dass die<br />
Sonde Richtung Maul umgebogen wird (Retroflexion). Je weicher und dünner die<br />
Nasensonde ist (z.B. Silikonsonden), desto besser wird sie toleriert, desto größer ist<br />
aber auch das Risiko einer Retroflexion.<br />
Für die assistierte <strong>Ernährung</strong> über einen längeren Zeitraum (mehrere Wochen)<br />
eigenen sich Ösophagussonden sehr gut, die relativ einfach zu legen und mit relativ<br />
wenig Komplikationen behaftet sind.<br />
Sowohl bei der Nasenschlundsonde als auch bei der Ösophagussonde sollte das<br />
Sondenende etwa 1-2 cm kranial vor dem Mageneingang zu liegen kommen<br />
(Abb.30). Wird die Sonde bis in den Magen vorgeschoben, besteht ein erhöhtes<br />
Risiko für Komplikationen in Form einer Entzündung der Speiseröhre durch Reflux<br />
von Mageninhalt.<br />
Vor und nach jeder Mahlzeit sollten die Sonden mit wenigen Millilitern körperwarmen<br />
Wassers gespült werden. Die Sonde muss so geschützt werden, dass der Patient sie<br />
nicht durch Kratzen oder Beißen beschädigen oder entfernen kann (Halskragen bzw.<br />
Abdeckung mit einem Verband). Die Austrittsstelle der Ösophagussonde<br />
(Sondenstoma) muss täglich gereinigt und mit einer antibiotischen Salbe gepflegt<br />
werden. Sollte eine Ösophagussonde für einen längeren Zeitraum im Einsatz sein,<br />
währenddessen der Leberpatient nach Hause entlassen wird, ist der Tierhalter<br />
gründlich in den Pflegemaßnahmen zu unterweisen. Die Tagesration sollte auf
möglichst viele kleine Mahlzeiten verteilt werden, um die metabolische Belastung der<br />
Leber möglichst gering zu halten und die ohnehin eingeschränkte<br />
Verdauungskapazität nicht zu überschreiten: Nach einer kleinen Mahlzeit ist die<br />
Menge an Nahrungsbestandteilen, die unverdaut in den Dickdarm übertreten,<br />
geringer (das senkt die Ammoniakbildung im Dickdarm). Als Richtwert gelten<br />
mindestens vier Mahlzeiten pro Tag. Für einige <strong>Katzen</strong> ist aber selbst das noch<br />
zuviel, so dass sie erbrechen. In diesen Fällen sollte das Futter nur in Portionen von<br />
wenigen Millilitern (breiförmige Nahrung) kontinuierlich (stündlich) verabreicht<br />
werden.<br />
Abb. 30: Korrekte Lage der <strong>Ernährung</strong>ssonde: Ende der Sonde liegt mit etwas Sicherheitsabstand (1-<br />
2 cm) vor dem Mageneingang.<br />
Bei Sondenernährung sollten zunächst nur kleine Mengen Flüssigkeit (2-3x in ca.<br />
zweistündigem Abstand) verabreicht werden, um festzustellen, ob der Patient noch<br />
erbricht. Ist dies nicht der Fall, kann mit der eigentlichen Sondenfütterung begonnen<br />
werden, wobei die Futtermenge über 2-4 Tage langsam gesteigert wird, bis die zur<br />
Deckung des Tagesbedarfs erforderliche Menge erreicht ist. Es sollte auch immer<br />
parallel Futter zur freiwilligen Aufnahme angeboten werden, damit der Patient so<br />
rasch wie möglich wieder auf selbstständige Nahrungsaufnahme umgestellt werden<br />
kann.<br />
Vorsicht mit Appetit anregenden Medikamenten!<br />
Leberkranke Tiere sind keine besonders gut geeigneten Kandidaten für solche<br />
Präparate: Bei gestörter Leberfunktion kann die Verstoffwechselung der<br />
Medikamente vermindert sein. Diazepam (Valium) und andere Substanzen der<br />
gleichen Wirkstoffgruppe, die häufig zu diesem Zweck eingesetzt werden, können<br />
in seltenen Fällen selbst eine Leberinsuffizienz verursachen.<br />
Tritt in der Anfangsphase der Diätfütterung immer wieder schubweises Erbrechen<br />
auf, muss zunächst der Elektrolytstatus und ggf. der korrekte Sitz der Sonde<br />
überprüft werden. Ist hier alles in Ordnung, können Medikamente zur Unterdrückung<br />
des Brechreizes (Antiemetika) eingesetzt werden. Gut geeignet ist Metoclopramid<br />
(MCP), das neben seiner zentralen Brechreiz mindernden Wirkung im Gehirn auch<br />
die Magenentleerung fördert und somit einer möglichen Ursache des Erbrechens
(Magenlähmung) entgegen wirkt. Es kann bis zu dreimal täglich s.c. etwa 30 min vor<br />
der Fütterung verabreicht werden (Dosierung Hund und Katze: 0,2-0,5 mg /kg).<br />
o Flüssigkeitszufuhr<br />
Abb.31: Bei Erbrechen und Durchfall müssen<br />
Flüssigkeitsdefizite über eine Infusion<br />
ausgeglichen werden.<br />
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />
ist lebenswichtig. Sie kann sich beim<br />
leberkranken Tier jedoch schwierig<br />
gestalten, insbesondere wenn<br />
Erbrechen und Durchfall die<br />
Symptomatik prägen oder sich das Tier<br />
in so schlechtem Allgemeinzustand<br />
befindet, das es weder Futter noch<br />
Flüssigkeit freiwillig zu sich nimmt. In<br />
solchen Fällen sind intravenöse<br />
Infusionen mit kristalloiden Lösungen<br />
(physiologische Kochsalzlösung,<br />
Ringerlösung) angezeigt. Bei <strong>Katzen</strong><br />
sollte keine Laktathaltige Ringerlösung<br />
verwendet werden, da bei manchen<br />
<strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose<br />
erhöhte Laktatwerte beobachtet<br />
werden. Auch Infusionslösungen mit<br />
Dextrose sind nicht geeignet, da diese<br />
eine Glukoseintoleranz hervorrufen und<br />
die Verfettung der Leberzellen<br />
verstärken kann. Darüber hinaus führt<br />
Dextrose zu einer osmotischen Diurese<br />
(vermehrter Harnfluss), durch die<br />
Elektrolytverluste verstärkt werden<br />
können. Besonderes Augenmerk ist auf<br />
folgende Laborwerte zu richten: Eine Hypokaliämie (zu niedriger Kaliumspiegel) kann<br />
eine bestehende HE verschlimmern, eine Hypoglykämie (zu niedriger Blutzucker)<br />
kommt bei Tieren, die nicht gefressen haben, häufig vor. Drittens kann eine<br />
Hypophosphatämie vorliegen. Die Gefahr für letztere ist bei <strong>Katzen</strong> in der Phase der<br />
Wiederanfütterung besonders groß (Refeeding-Phänomen mit<br />
Elektrolytverschiebungen ins Innere der Zellen). Fällt der Serumphosphatspiegel<br />
unter 2 mg/dl, besteht die Gefahr einer Hämolyse (Zerstörung der roten<br />
Blutkörperchen). Alle drei Parameter – Kalium, Glukose, Phosphat - können über<br />
entsprechende Zusätze in der verwendeten Infusionslösung korrigiert werden. Bei<br />
leberkranken Tieren, die wieder selbstständig fressen, kann in der Regel bald auf<br />
den Phosphatzusatz in der Infusion verzichtet werden, da die P-Zufuhr über die<br />
Nahrung ausreicht, um den Phosphatspiegel über dem kritischen Wert zu halten.<br />
Die Infusionen müssen sorgfältig überwacht werden, um eine Flüssigkeitsüberladung<br />
zu vermeiden: Ein durch Infusion massiv erhöhter Blutdruck könnte der kranken<br />
Leber weiteren Schaden zufügen.<br />
Auch die wasserlöslichen B-Vitamine lassen sich gut über die Infusionslösung<br />
verabreichen. Dazu werden etwa 2 ml eines Vitamin-B-Komplexes einem Liter<br />
kristalloider Infusionslösung zugesetzt. Die so vorbereitete Lösung ist vor direkter<br />
Lichteinstrahlung zu schützen (Flasche in Alufolie einwickeln).<br />
Rektale Einläufe, z.B. mit Laktulose in warmem Wasser, können zwar auch einen<br />
Beitrag zur Flüssigkeitszufuhr leisten, da Flüssigkeit ja vor allem im Dickdarm
absorbiert wird. Sie dienen jedoch in erster Linie der Entfernung von Ammoniak aus<br />
dem Dickdarm (Darmspülung).<br />
o Beeinflussung der Darmflora<br />
Der Einsatz löslicher, fermentierbarer Nahrungsfasern (Pektin, Psyllium) fördert das<br />
Wachstum der „guten“ Darmbakterien, die Ammoniak-Stickstoff binden (= in<br />
bakterielles Protein einbauen) können. Dieser bakteriell fixierte Stickstoff wird mit<br />
dem Kot ausgeschieden und belastet somit nicht die Leber. Nicht fermentierbare<br />
Fasern (echte Ballaststoffe) unterstützen die Darmmotorik und sorgen für einen<br />
regelmäßigen Kotabsatz. Die Kontaktzeit zwischen Darmbakterien und Fäzes wird<br />
auf diese Weise begrenzt, was die Ammoniakbildung im Dickdarm reduziert.<br />
Auch Antibiotika kommen zum Einsatz, um die Darmflora so zu verändern, dass<br />
weniger Ammoniak produziert wird. Neomycin wird nicht resorbiert und wird daher<br />
kurzfristig zur Unterdrückung der Darmflora eingesetzt. Zu beachten ist, dass von<br />
einer solchen Maßnahme alle Darmbakterien, auch die erwünschten, erfasst werden.<br />
Nachdem die Bakterien im Dickdarm zahlenmäßig dezimiert wurden, kann der<br />
Aufbau einer gesunden Darmflora durch die Gabe von Pro- und Präbiotika unterstützt<br />
werden.<br />
� Spezialfall leberkranke Katze<br />
Die akute und unter Umständen<br />
lebensbedrohliche hepatische Lipidose<br />
der Katze tritt häufig im Anschluss an eine<br />
Hungerphase > 48 h auf. Aufgrund einer<br />
überstürzten Mobilisation der<br />
Körperfettdepots wird die Leber mit freien<br />
Fettsäuren förmlich überschwemmt und ist<br />
aufgrund des akuten Energiemangels<br />
(Katze frisst nicht!) nicht in der Lage, diese<br />
Fettsäuren vollständig abzubauen. Oberste<br />
Priorität hat in diesen Fällen die<br />
Energieaufnahme: Zunächst ist wichtiger,<br />
dass die Katze etwas frisst als was sie<br />
Abb. 32: Die hepatische Lipidose tritt vor<br />
allem bei übergewichtigen <strong>Katzen</strong> im<br />
Anschluss an eine Hungerphase auf.<br />
frisst, und zwar so schnell wie möglich. Eine schnelle Nahrungszufuhr kann<br />
lebensrettend sein, daher empfiehlt sich eine <strong>Ernährung</strong> per Sonde, denn die<br />
meisten Lipidose-<strong>Katzen</strong> wollen und/oder können nicht mehr selbständig fressen.<br />
Ganz wichtig: <strong>Katzen</strong> mit Lipidose brauchen viel Eiweiß! Mindestens 30% der<br />
Futterenergie sollten aus Protein stammen, das hochverdaulich und biologisch<br />
hochwertig sein muss. Insbesondere auf eine ausreichende Zufuhr von Taurin und<br />
Arginin (einer Schlüsselsubstanz des Harnstoffzyklus) ist zu achten. Sobald sich der<br />
Zustand der Katze gebessert hat, sollte die Proteinzufuhr je nach Verträglichkeit<br />
weiter erhöht werden. Dies beschleunigt nachweislich die Rekonvaleszenz.<br />
Bei <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose sollte die Eiweißzufuhr NICHT<br />
reduziert, sondern je nach Verträglichkeit individuell gestaltet werden. Bei<br />
höherer Eiweißzufuhr erholen sich die <strong>Katzen</strong> schneller!
Zunächst muss der erkrankten Katze so viel Energie zugeführt werden, dass die<br />
Energiebilanz ausgeglichen ist und ein weiterer Abbau von Körpergewebe verhindert<br />
wird (Richtwert: 60 kcal/kg Körpergewicht/Tag). Da von der hepatischen Lipidose vor<br />
allem übergewichtige <strong>Katzen</strong> betroffen sind, besteht ein langfristiges Ziel aber häufig<br />
in einer Gewichtsreduktion. Als Anschlussfütterung für Lipidose-<strong>Katzen</strong> nach der<br />
Rekonvaleszenz eigenen sich daher energiereduzierte Abnehm-Diätfuttermittel, die<br />
neben einem erhöhten Faser- und reduzierten Fettgehalt auch einen hohen<br />
Proteingehalt aufweisen sollten.<br />
Abb. 33: Blutgerinnungsstörungen bei <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose können auf einen Vitamin K-<br />
Mangel zurückzuführen sein.<br />
Im akuten Stadium weisen etwa die Hälfte aller Lipidose-<strong>Katzen</strong><br />
Gerinnungsstörungen auf, die in der Regel gut auf die Gabe von Vitamin K1<br />
ansprechen. Fällt bei der Blutentnahme auf, dass die Blutgerinnung gehemmt ist,<br />
sollte ein operatives Vorgehen, z.B. das Legen einer Ösopahgostomiesonde,<br />
aufgrund des erhöhten Blutungsrisikos für mindestens 24 h nach der ersten Vitamin<br />
K-Gabe vermieden werden. Aufgrund der Häufigkeit dieser Komplikation scheint es<br />
angemessen, grundsätzlich allen <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose im Rahmen der<br />
stationären Behandlung Vitamin K per Injektion zu verabreichen, und zwar 0,5-1,5<br />
mg/kg 3x im Abstand von 12 h. Eine genaue Dosierung ist wichtig, da Vitamin K im<br />
Übermaß oxidative Schäden im Lebergewebe verursachen kann.<br />
Eine weitere für <strong>Katzen</strong> typische Form der Lebererkrankung ist die sogenannte<br />
Triaditis. Aufgrund der spezifischen anatomischen Verhältnisse (Abb. 34) entwickelt<br />
sich eine „Dreifach-Entzündung“ der Leber, des Dünndarms und der<br />
Bauchspeicheldrüse, wobei oft schwer zu sagen ist, welches Organ der<br />
ursprüngliche Sitz der Erkrankung war.<br />
Um es gleich vorweg zu nehmen: Bei einer „echten“ Triaditis besteht die Behandlung<br />
immer aus einer Kombination von diätetischen, das Immunsystem beeinflussenden<br />
und antibiotischen Maßnahmen. Ausgehend von der häufigsten Grunderkrankung<br />
beziehen sich diätetische Empfehlungen immer auf die Beherrschung einer
chronischen Darmentzündung.<br />
Eine Standardlösung, die in allen<br />
Fällen funktioniert, gibt es dafür<br />
jedoch nicht.<br />
Hypoallergene Fütterung: Da für<br />
die chronische Dünndarmentzündung<br />
ohne erkennbaren Auslöser<br />
(IBD = inflammatory bowel<br />
disease) eine gestörte<br />
Immunfunktion als mögliche<br />
Ursache vermutet wird, liegt es<br />
nahe, bei diesen <strong>Katzen</strong> eine<br />
hypoallergene und gleichzeitig<br />
hochverdauliche Diät einzusetzen.<br />
Diese wird auch für <strong>Katzen</strong> mit<br />
chronischer<br />
Bauchspeicheldrüsenentzündung<br />
empfohlen, wobei ein direkter<br />
Zusammenhang zwischen<br />
Allergenen und chronischer<br />
Abb. 34: Im Unterschied zum Hund münden bei der<br />
Katze der Gallengang und der Pankreasgang<br />
gemeinsam in den Dünndarm ein.<br />
Pankreatitis bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. Wählt man eine<br />
Diät mit pflanzlichen Eiweißträgern (z.B. Sojaprotein in hydrolysierter Form), kann die<br />
Ammoniakproduktion gesenkt und so die Leber effektiv entlastet werden. <strong>Katzen</strong>, die<br />
allein auf diese diätetische Maßnahme hin eine klinische Besserung zeigen, haben<br />
höchstwahrscheinlich keine Triaditis, sondern eine Futtermittelintoleranz oder -<br />
allergie. Trotzdem: Bei <strong>Katzen</strong> mit milden Symptomen sollte immer eine<br />
Ausschlussdiät versucht werden, bevor eine diätetisch gut beherrschbare<br />
Futtermittelintoleranz oder -allergie möglicherweise lebenslang mit Kortison<br />
behandelt wird, obwohl dies im Grunde verzichtbar wäre.<br />
Faserreiche Diäten: Überwiegt bei der Triaditis eine entzündliche<br />
Dickdarmproblematik, können unter Umständen Erfolge mit faserreichen Magen-<br />
Darm-Diäten erzielt werden. Diäten zur Gewichtsreduktion weisen zwar auch einen<br />
hohen Faseranteil (überwiegend unverdauliche Ballaststoffe) auf, sind aber in Bezug<br />
auf Energiedichte und Gesamtverdaulichkeit für Triaditis-Patienten mit<br />
Leberbeteiligung nicht optimal. Entscheidend ist die richtige Kombination von reinen<br />
Ballaststoffen (Rohfaser) und löslichen, fermentierbaren Fasern, die speziell die<br />
Darmgesundheit unterstützen (z.B. aus Psyllium und Pektin) und die Produktion von<br />
Ammoniak und Merkaptan im Darmlumen über eine Ansäuerung des Darminhaltes<br />
und die Förderung einer „günstigen“ Darmflora niedrig halten. Auf diese Weise wird<br />
die Leberbelastung verringert.<br />
Schonung von Leber und Pankreas: Triaditis-<strong>Katzen</strong>, bei denen die Beteiligung<br />
von Bauchspeicheldrüse und Leber (Pankreatitis oder Cholangiohepatitis) im<br />
Vordergrund steht, sollten eine fettreduzierte und hochverdauliche Nahrung erhalten.<br />
Der Proteingehalt sollte am Bedarf orientiert und nicht zu hoch sein, um einen<br />
möglichst geringen Übertritt unverdauter Proteine in den Dickdarm sicherzustellen,<br />
der die bakterielle Fermentation der Proteine mit Bildung Leber belastender<br />
Stoffwechselprodukte nach sich ziehen würde. Wenn parallel eine Pankreas- und<br />
Leberentzündung besteht, wovon bei einer Triaditis auszugehen ist, darf nicht wie<br />
beim Hund mit Pankreatitis eine längere Nüchternphase in Betracht gezogen werden,<br />
sondern es liegt eine dringende Indikation für Zwangs- oder besser ausgedrückt,
assistierte Fütterung vor, die ggf. mittels Sonde erfolgen sollte, um den Stress für die<br />
zu behandelnde Katze so gering wie möglich zu halten.<br />
� Fertignahrung oder Selbstgekocht?<br />
Eine <strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> ist sowohl mit Fertignahrung als<br />
auch mit selbstzubereiteten Rationen möglich. Die Vorteile kommerzieller Futtermittel<br />
bestehen in der einfachen Anwendung und der konstanten Zusammensetzung sowie<br />
der Möglichkeit, gesundheitsfördernde Nährstoffe (z.B. L-Carnitin, Antioxidanzien<br />
etc.) gleich in die Rezeptur zu integrieren. Vorteile selbstzubereiteter Rationen sind<br />
die Möglichkeit, diätetische<br />
Bedürfnisse von Tieren mit<br />
mehreren Krankheiten<br />
berücksichtigen zu können<br />
(z.B. Lebererkrankung und<br />
Futtermittelallergie) und die<br />
oftmals sehr gute Akzeptanz<br />
solcher hausgemachten<br />
Mischungen. Letzteres kann<br />
Abb. 35: Fertigdiäten sind eine ausgewogenen Lösung,<br />
aber eine selbstzubereitete Ration kann im Hinblick auf<br />
die Akzeptanz vorteilhaft sein.<br />
ein entscheidendes Argument<br />
sein, denn ein leberkrankes<br />
Tier, das nicht frisst, hat keine<br />
Chance zu genesen. Nur bei<br />
ausreichender Zufuhr an Energie und Nährstoffen kann die fortschreitende<br />
Leberdegeneration aufgehalten und der Regenerationsprozess eingeleitet werden.<br />
Die Herstellung einer Leberdiät in gleichbleibender Qualität stellt auch für versierte<br />
Tierhalter eine Herausforderung dar. Während früher zu recht argumentiert wurde,<br />
dass kommerzielle Futtermittel für gesunde <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> den diätetischen<br />
Anforderungen <strong>leberkranker</strong> Tiere nicht gerecht werden, gibt es heute<br />
maßgeschneiderte und klinisch geprüfte Diätnahrungen beim Tierarzt. Da aber ein<br />
und dasselbe Produkt nicht für jeden denkbaren Fall geeignet ist, sollte vor der<br />
Auswahl eine gründliche <strong>Ernährung</strong>sberatung durch den Tierarzt oder eine<br />
entsprechend geschulte Tierarzthelferin erfolgen.<br />
Bei der Auswahl der Rohstoffe und der Zusammensetzung der Ration gilt alles<br />
bereits über die Nährstoffe gesagt. Die Proteinquellen müssen hochwertig sein. Im<br />
Hinblick auf eine möglichst geringe Ammoniakbildung sind Soja und Milchprodukte<br />
günstiger als Fleisch. Leicht verdauliche Kohlenhydrate können in Form von<br />
gekochtem, polierten Reis oder gekochten Kartoffeln zur Verfügung gestellt werden.<br />
Leberpatienten mit stark schwankenden Blutzuckerwerten profitieren eher von<br />
komplexen Kohlenhydraten wie sie in Gerste oder Gemüse vorkommen. Auch der<br />
Kupfergehalt der Zutaten sollte berücksichtigt werden. Rohe Kartoffelstärke, die nur<br />
wenig verdaulich ist und überwiegend im Dickdarm fermentiert wird, stellt eine<br />
„natürliche“ Alternative zur Laktulose dar, die in Dosierungen von bis zu 8g/kg<br />
Körpergewicht zur „Darmreinigung“ eingesetzt wird. Der Kot wird dadurch weicher<br />
und die Häufigkeit des Kotabsatzes erhöht, wodurch die Ammoniakbildung<br />
vermindert wird. Tierische Fette können die Schmackhaftigkeit der Eigenmischung<br />
erhöhen und essenzielle Fettsäuren liefern (Geflügelfett ist hier günstig).<br />
Wichtig ist die Verwendung hygienisch einwandfreier, frischer Zutaten, um einen<br />
Eintrag von bakteriellen Abbauprodukten mit möglicher Leber schädigender Wirkung<br />
in die Ration zu minimieren. Endotoxine sind ein Beispiel dafür. Von Bakterien<br />
gebildet, verursachen sie zwar allein keine Lebererkrankung, können aber den<br />
Krankheitsprozess verschlimmern, z.B. entzündliche Vorgänge verstärken. Bei
kommerziellen Diäten seriöser Hersteller ist die einwandfreie Qualität der<br />
Ausgangskomponenten durch die gewissenhafte Kontrolle der Rohstoffe vor der<br />
Herstellung des Produkts gewährleistet. Bei der Herstellung von Eigenmischung liegt<br />
dies in der Verantwortung des Tierhalters (manche Tierbesitzer sehen aber genau<br />
darin einen Vorteil).<br />
Tabelle 5: Kupfergehalt in ausgewählten Einzelfuttermitteln<br />
� Nahrungsverweigerung (Anorexie und Hyporexie)<br />
Anorexie kommt bei leberkranken <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> relativ häufig vor und erfordert<br />
eine zügige und wirkungsvolle Behandlung, da sich die Prognose mit zunehmender<br />
Dauer der Nahrungsverweigerung verschlechtert. Bei unzureichender<br />
Nährstoffzufuhr versucht der Körper sich selbst zu helfen, in dem er Körpersubstanz<br />
abbaut und auf diese Weise lebensnotwendige Nährstoffe zur Verfügung stellt. Man<br />
spricht von einer katabolen Stoffwechsellage (Katabolismus = Abbau).<br />
Zunächst muss abgeklärt werden, ob bei dem betreffenden leberkranken Tier ein<br />
stark reduzierter Appetit (Hyporexie) oder tatsächlich eine komplette<br />
Nahrungsverweigerung (Anorexie) vorliegt. Nur, wenn das Tier prinzipiell noch eine<br />
(wenn auch geringe) Bereitschaft zur freiwilligen Nahrungsaufnahme zeigt, können<br />
die nachfolgend genannten Maßnahmen erfolgreich sein. Patienten mit einer echten<br />
Anorexie können in der Regel nicht so leicht zum Fressen angeregt werden und<br />
profitieren zumindest übergangsweise eher von einer assistierten Fütterung (siehe<br />
Absatz „Fütterungstechnik“).<br />
Bevor versucht wird, ein leberkrankes Tier zum Fressen zu bewegen, sollte<br />
sichergestellt sein, dass…<br />
� Der Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen ist<br />
(Infusion)<br />
� Das Tier keine Schmerzen hat<br />
� Stress bei der Fütterung minimiert wurde<br />
Die Fütterung sollte an einem ruhigen, bequemen und in der Wahrnehmung des<br />
Tieres sicheren Platz erfolgen (z.B. <strong>Katzen</strong>: keine <strong>Hunde</strong> in Sichtweite). Eventuell<br />
können die Fütterungsbedingungen von zu Hause imitiert werden, wenn es die<br />
Räumlichkeiten erlauben (z.B. <strong>Hunde</strong>, die es gewohnt sind, draußen im Garten<br />
gefüttert zu werden; Futterplatz für <strong>Katzen</strong> „überdacht“ unter dem Waschbecken). Die<br />
Alternative wäre, das Tier zum Fressen nach Hause mitzugeben und ambulant<br />
weiterzubehandeln (fallabhängig).
Ist das Tier feste Fütterungszeiten gewohnt, sollten diese nach Möglichkeit während<br />
der stationären Fütterung berücksichtigt werden. 24-h-Beleuchtung kann ein Grund<br />
dafür sein, dass Tiere ihre „innere Uhr“ nicht mehr wahrnehmen können. Die<br />
Abwechslung von Licht- und Dunkelphasen im tageszeitlichen Rhythmus auf der<br />
Station (soweit es der Arbeitsablauf dort zulässt) erleichtert die Etablierung fester<br />
Futterzeiten. <strong>Katzen</strong> (von Natur aus dämmerungsaktiv) fressen unter Umständen<br />
lieber unbeobachtet während der Dunkelphase.<br />
Abb. 36: Eine stationäre Unterbringung unterscheidet sich grundlegend von den gewohnten<br />
Haltungsbedingungen des Patienten.<br />
Fress- und Wassernäpfe sollten nicht direkt neben dem <strong>Katzen</strong>klo oder in einer<br />
verdreckten <strong>Hunde</strong>box platziert werden (<strong>Hunde</strong> erst unmittelbar nach der Reinigung<br />
oder außerhalb der Box füttern).<br />
Die Fütterung sollte von einer „Vertrauensperson“ vorgenommen werden. Dies kann<br />
der Tierhalter sein, allerdings nicht, wenn dieser immer beim Anblick seines nicht<br />
fressenden Tiers in Tränen ausbricht (verursacht mehr Stress für das Tier). Füttert<br />
das Praxispersonal, sollte es jemand sein, mit dem das Tier keine unangenehmen<br />
Erfahrungen verbindet (z.B. Fixierung für die Untersuchung und Behandlung).<br />
Möglichkeiten zur Erhöhung der Futterakzeptanz:<br />
� Feuchtigkeitsgehalt erhöhen (Wechsel von Trocken- auf Feuchfutter,<br />
Einweichen der Trockenfutterkroketten). Achtung! Zusammensetzung des<br />
Trockenfutters mit der des Feuchtfutters vergleichen. Passt es für das zu<br />
behandelnde Tier?<br />
� Fettgehalt erhöhen, wenn es der klinische Status des Patienten zulässt<br />
� Proteingehalt erhöhen, effektiv bei <strong>Katzen</strong>, jedoch nicht bei Hepatoenzephalopathie<br />
� Häufig frisches, aromatisches Futter anbieten<br />
� Futter anwärmen (max. auf Körpertemperatur)<br />
� Seltenes, aber nicht vollkommen unbekanntes Futter anbieten<br />
� Verschiedene Futtersorten gleichzeitig zur Auswahl anbieten („cafeteria<br />
style“); nicht bei Gefahr einer Aversion<br />
� Beipackzettel der Medikamente überprüfen: Appetitverlust möglich?<br />
� Physikalische Barrieren berücksichtigen: Halskragen zum Fressen entfernen;<br />
festliegende Tiere in ihrem Korb füttern
� Welche Nahrungsergänzungen sind sinnvoll?<br />
Vitaminzufuhr: Von den fettlöslichen Vitaminen sollte vor allem Vitamin E aufgrund<br />
seiner antioxidativen Eigenschaften reichlich zugeführt werden, da entzündliche<br />
Reaktionen (Hepatitis) immer mit erhöhtem oxidativem Stress (Bildung freier<br />
Radikale) einhergehen. Aber auch auf eine reichliche Versorgung mit den<br />
wasserlöslichen B-Vitaminen kommt es an. Da diese nicht im Körper gespeichert<br />
werden können, entwickeln inappetente <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> hier sehr schnell einen<br />
Mangel. Vitamin B12 (Cobalamin) sollte besondere Beachtung geschenkt werden, da<br />
ein B12-Mangel Lebererkrankungen wie die hepatische Lipidose der Katze<br />
begünstigt (siehe unten). Vitamin A, D, und C sollten auf etwa bedarfsdeckende<br />
Mengen begrenzt bleiben, die schon im Diätfutter enthalten sind. Daher sind<br />
Multivitaminpräparate nicht die optimale Nahrungsergänzung für leberkranke Tiere.<br />
Vitamin E: Vitamin E ist ein<br />
potentes und dabei nahezu<br />
untoxisches Antioxidanz, das<br />
die Lipide der<br />
Zellmembranen von<br />
Schädigungen durch freie<br />
Radikale schützt. Da bei<br />
einem Leberschaden andere<br />
körpereigene Antioxidanzien<br />
wie die Glutathionperoxidase<br />
in den Leberzellen reduziert<br />
sind und bei Störungen des<br />
Galleflusses die Absorption<br />
des fettlöslichen Vitamin E<br />
aus dem Darm vermindert<br />
sein kann, wird für<br />
leberkranke <strong>Hunde</strong> und<br />
<strong>Katzen</strong> die Gabe von<br />
zusätzlichem Vitamin E<br />
Abb. 37: Antioxidanzien und ihre unterschiedlichen<br />
Wirkorte in der Zelle.<br />
empfohlen. Als Richtwert<br />
gelten 10 IU/ kg<br />
Körpergewicht und Tag.<br />
Werden gleichzeitig ungesättigte/essenzielle Fettsäuren, z.B. in Form von<br />
Fischölpräparate zugeführt, steigt der Bedarf an: Mindestens 0,4-0,8 mg Vitamin E<br />
sind pro g ungesättigte Fettsäuren sind vorzusehen, bei manchen Fischölpräparaten<br />
sogar das doppelte.<br />
Vitamin B12 (Cobalamin): Die Bestimmung des Cobalaminstatus im Blut – vor der<br />
ersten Gabe von Cobalamin! - empfiehlt sich bei leberkranken Tieren aufgrund der<br />
maßgeblichen Bedeutung von Vitamin B12 für den Energiestoffwechsel in der Leber.<br />
Ein B12-Mangel begünstigt eine Leberverfettung durch eine Hemmung der<br />
Fettsäureoxidation (unter anderem ist die Verfügbarkeit von Carnitin eingeschränkt).<br />
Auch der Proteinstoffwechsel und die Ammoniakentgiftung sind bei<br />
Cobalaminmangel empfindlich gestört. Ob Vitamin B12 oral oder per Injektion<br />
verabreicht wird, hängt vom Zustand des Patienten ab. Zunächst sollte es täglich<br />
supplementiert werden, später (unter Kontrolle des Blutspiegels) im wöchentlichen<br />
oder 14tägigen Abstand. Die Dosisempfehlung für <strong>Katzen</strong> liegt bei 250 µg, für <strong>Hunde</strong><br />
bei 250-1500 µg Cobalamin pro Tier, als subkutane Injektion einmal pro Woche.<br />
Tiere, bei denen sich Futteraufnahme und Darmgesundheit normalisiert haben,
kommen in vielen Fällen wieder ohne Vitamin-B12-Gaben. Im Einzelfall sollte die<br />
Supplementierung jedoch dauerhaft durchgeführt werden. Über regelmäßige<br />
Blutuntersuchungen kann festgestellt werden, ob der Cobalaminspiegel auch ohne<br />
Supplementierung dauerhaft konstant im Referenzbereich bleibt.<br />
Abb. 38: Die wichtigsten Funktionen von Vitamin B 12 (Cobalamin)<br />
L-Carnitin: L-Carnitin wird in der Leber synthetisiert und unterstützt die Verteilung<br />
der Fettsäuren und die Fettsäureoxidation. Es ist also davon auszugehen, dass es<br />
einer Leberverfettung entgegen wirkt. Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit<br />
Lebererkrankungen ist nicht sicher, ob die körpereigene Produktion von L-Carnitin<br />
noch ausreicht. Als Nahrungsergänzung erscheint es daher für Leberpatienten<br />
durchaus sinnvoll. In einer Studie an <strong>Katzen</strong> mit hochgradiger hepatischer Lipidose<br />
konnte die Gabe von 250 mg L-Carnitin pro Katze und Tag die Überlebenszeit<br />
verlängern (Center et al. 2000).<br />
Taurin: Taurin ist insbesondere für leberkranke <strong>Katzen</strong> eine wichtige und sinnvolle<br />
Nahrungsergänzung, da es bei ihnen die einzige Substanz für die sogenannte<br />
Konjugation von Gallensäuren ist: Taurin bindet an Gallensäuren und erhöht deren<br />
Löslichkeit im Darm. Die Fettverdauung und die Wiederaufnahme der Gallensäuren<br />
in den Blutkreislauf mit Transport zurück zur Leber (enterohepatischer Kreislauf)<br />
werden so erleichtert. Außerdem reagieren an Taurin gebundene Gallensäuren<br />
weniger stark mit den Lipiden der Zellmembranen, ihre unerwünschten<br />
zellzerstörenden Eigenschaften werden also abgeschwächt. Leberkranke <strong>Katzen</strong><br />
erhalten über 7-10 Tage 250 mg Taurin täglich, um einer Mangelsituation<br />
vorzubeugen.
der Zellen<br />
Abb. 39: L-Carnitin transportiert langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien.<br />
Laktulose: Laktulose ist eine Disaccharid (Zweifachzucker), das im Dünndarm weder<br />
verdaut noch absorbiert, im Dickdarm jedoch von den Darmbakterien zu kurzkettigen<br />
Fettsäuren vergärt wird. Dies fördert das Wachstum der „guten“ Darmbakterien und<br />
„fängt“ Ammoniak, in dem dieser in Bakterienprotein eingebaut wird. Das Wirkprinzip<br />
entspricht also dem der fermentierbaren Fasern. Speziell in der Behandlung der HE<br />
hat sich die Laktulose als sehr wirksam zur Senkung des Ammoniakspiegels<br />
erwiesen. Ihr laxierender Effekt bewirkt eine beschleunigte Darmpassage. Zur<br />
Vermeidung von Verstopfung bei Leberpatienten ist dieser Effekt durchaus<br />
gewünscht, er limitiert aber auch die Dosis der Laktulose. Die Empfehlungen für die<br />
Dosierung liegen bei 5-15 ml 3x täglich bei <strong>Hunde</strong>n (je nach Größe) und bei 1 ml 3x<br />
täglich bei <strong>Katzen</strong>. Entwickeln die Tiere Durchfall, sollte die Behandlung keinesfalls<br />
abgebrochen, sondern nur die Dosis reduziert werden. Ziel ist das Absetzen von<br />
weichem, aber geformtem Kot 2-3x täglich.
7 Häufige Fragen<br />
� Wie füttere ich einen Bedlington-Terrier?<br />
Bei Bedlington Terriern kommt<br />
familiär gehäuft eine erbliche<br />
Form der chronischen<br />
Leberentzündung vor. Diese ist<br />
gekennzeichnet durch eine<br />
verminderte Ausscheidung von<br />
Kupfer mit der Galle, was eine<br />
Ansammlung von Kupfer im<br />
Lebergewebe zur Folge hat. Man<br />
spricht daher auch von<br />
Kupferspeicherkrankheit oder<br />
weil die Anhäufung von Kupfer<br />
eine Leber schädigende Wirkung<br />
hat von Kupfertoxikose. Die<br />
Erkrankung wird autosomalrezessiv<br />
vererbt, d.h. nur Tiere<br />
mit doppelter Gendosis<br />
Abb. 40: Bei Bedlington Terriern kommt eine erbliche<br />
Kupferspeicherkrankheit vor.<br />
erkranken, und dies auch in sehr unterschiedlicher Ausprägung: das<br />
Erscheinungsbild reicht von einer Erhöhung der Leberenzyme im Serum ohne jede<br />
klinische Symptomatik bis hin zur schweren Zirrhose mit tödlichem Leberversagen.<br />
Daneben gibt es asymptomatische Träger des Gens, die nicht erkranken, aber die<br />
Krankheit weitervererben können und daher von der Zucht ausgeschlossen werden<br />
sollten. Ob ein Bedlington Terrier von der Krankheit betroffen ist, lässt sich durch<br />
einen Bluttest oder die Kupferbestimmung in einer Leberbiopsie ermitteln. Der<br />
Bluttest kann auch zwischen Merkmalsträgern mit einfacher Gendosis und <strong>Hunde</strong>n,<br />
die aufgrund der doppelten Gendosis später klinisch eine Kupferspeicherkrankheit<br />
ausbilden werden, unterscheiden. In der Regel erkranken erst <strong>Hunde</strong> mittleren Alters<br />
klinisch, da es eine Weile dauert, bis sich eine kritische Menge Kupfer im<br />
Lebergewebe angesammelt hat. Die normale Cu-Konzentration im Lebergewebe bei<br />
gesunden Bedlington Terriern liegt zwischen 100 und 400 µg/g Leber-TS. Bei<br />
erkrankten Terriern sind es > 800 µg/g, unabhängig vom Alter bei Probenentnahme.<br />
Klinische Symptome treten bei >2000 µg/g Leber-TS auf. Ziel der diätetischen<br />
Behandlung ist es also, die Anhäufung von Kupfer in der Leber so lange wie möglich<br />
unter diesem Grenzwert zu halten, um den betroffenen <strong>Hunde</strong>n eine gute<br />
Lebensqualität zu ermöglichen. Die Prognose ist jedoch als schlecht zu bezeichnen,<br />
da die zugrunde liegende Ursache nicht wirklich beseitigt werden kann.<br />
Kupferarme Diät: Eine Absenkung des Kupfergehaltes im Futter führt zwar nicht zu<br />
einer Entfernung des überschüssigen Kupfers aus dem Lebergewebe, sie verhindert<br />
aber zumindest eine weitere Kupferspeicherung. Dabei ist der niedrigste mögliche<br />
Kupfergehalt anzustreben, wobei es nicht möglich ist, eine gänzlich Cu-freie Diät<br />
herzustellen. Kommerzielle Leberdiäten für <strong>Hunde</strong> enthalten sehr niedrige<br />
Kupfergehalte: etwa ein Viertel der Menge, die in Futter für gesunde <strong>Hunde</strong> enthalten<br />
ist (Beispiel Trockenfutter: Leberdiät 5 mg Cu/kg, normales Futter ca. 20 mg/kg). Der<br />
NRC empfiehlt zur Deckung des Kupferbedarfs Gehalte von 6 mg/kg Futter-TS mit<br />
4000 kcal Energie (ME). Bei der Herstellung von selbstgekochten Futtermischung<br />
sollten Cu-reiche Komponenten wie Innereien, Schellfisch und Nüsse vermieden<br />
werden.
Kupferabsorption aus dem Darm senken: Eine zweite effektive Maßnahme ist die<br />
Verminderung der Kupferabsorption aus dem Darm. Dies gelingt mittels der Gabe<br />
von Zinksalzen. Die Dosis beträgt 100 mg Zink p.o. alle 12 h, zum Einsatz kommen<br />
Zink-Azetat oder Zink-Sulfat. Am besten wirkt das Zink, wenn es unabhängig von den<br />
Mahlzeiten verabreicht wird, aber nicht alle <strong>Hunde</strong> vertragen dies. Sollte die<br />
Zinkgabe auf nüchternen Magen zu Erbrechen führen, muss das Zink z.B. in<br />
Tunfisch gemischt verabreicht werden. Zink bewirkt die vermehrte Bildung von<br />
Metallothionin, an das Kupfer leichter bindet als Zink. In dieser Form kann Kupfer<br />
zwar bis in die Darmschleimhautzellen aufgenommen werden, aber nicht weiter.<br />
Wenn die Schleimhautzellen abschilfern, wird es also fäkal ausgeschieden. Diese<br />
Maßnahme verhindert eine weitere Kupferakkumulation in der Leber, senkt jedoch<br />
nicht den vorhandenen Kupfergehalt im Lebergewebe.<br />
Chelatbildner: Um bei älteren <strong>Hunde</strong>n den Kupfergehalt in der Leber zu senken,<br />
können Medikamente wie D-Penicillamin oder Trientinhydrochlorid eingesetzt<br />
werden. Letzteres ist derzeit jedoch in Deutschland nicht auf dem Markt. Die<br />
Dosierung beträgt für beide Substanzen 10-15 mg/kg Körpergewicht p.o. alle 12 h<br />
und jeweils 30 min vor der Fütterung. Die Gabe dieser Medikamente ist solchen<br />
<strong>Hunde</strong>n vorbehalten, bei denen der oben genannte Grenzwert von Kupfer für das<br />
Auftreten von klinischen Symptomen in der Leber-TS (2000 µg/g) überschritten ist.<br />
Mittels Chelatbildnern kann eine Absenkung des Kupfergehaltes in der Leber um<br />
etwa 900 µg/g Leber-TS erreicht werden; dies dauert aber etwa 1 Jahr. Eine schnelle<br />
Besserung bei schwer erkrankten Bedlington Terriern ist also nicht zu erwarten. Im<br />
Anschluss sollte mit einer kupferarmen Diät weitergefüttert werden. Werden die<br />
Chelatbildner nicht rechtzeitig wieder abgesetzt, kann es zu einem Kupfermangel<br />
kommen.<br />
� Was ist HE und was macht man dagegen?<br />
Abb. 41: Tiere mit HE benötigen<br />
eine Protein reduzierte Nahrung<br />
und viele kleine Mahlzeiten.<br />
Die Hepatoenzephalopathie (HE) entwickelt sich im<br />
Verlauf verschiedener Lebererkrankungen und ist<br />
gekennzeichnet durch zentralnervöse und<br />
neurologische Symptome wie abwechselnde Phasen<br />
von Hyperaktivität und Depression, Aggression,<br />
übermäßiger Speichelfluss, Manegebewegungen,<br />
Erblindung, Krampfanfälle bis hin zum Koma. Die<br />
Lebensqualität der betroffenen Tiere ist erheblich<br />
eingeschränkt.<br />
Die häufigste Ursache der HE ist der<br />
portosystemische Shunt (häufiger beim Hund, bei<br />
dem 75% der Fälle vorliegen). Die zentralnervösen<br />
Symptome entstehen u. a. durch eine erhöhte<br />
Konzentration von Ammoniak im Blut. Ammoniak ist<br />
ein starkes Zellgift, und das Gehirn reagiert<br />
besonders empfindlich auf dieses Toxin. Die<br />
diätetische Behandlung zielt auf eine Verringerung<br />
des Ammoniakblutspiegels ab. Gelingt dies, geht es<br />
dem Tier klinisch besser, eine Heilung bedeutet das<br />
jedoch nicht. Die zugrundeliegende Ursache muss beseitigt werden, was beim<br />
portosystemischen Shunt einen operativen Verschluss des Shuntgefäßes bedeutet.
Diätetik bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit Hepatoenzephalopathie<br />
� Viele kleine Mahlzeiten => Entlastung der Leber, Risiko, dass unverdautes<br />
Futter in den Dickdarm gelangt �<br />
� Protein: hochwertig (essenzielle Aminosäuren im richtigen Verhältnis und in<br />
ausreichender Menge), hochverdaulich (fast vollständig im Dünndarm,<br />
wenig Reste , die in den Dickdarm übertreten), eher pflanzlich. Reduzierter<br />
Proteingehalt, z. B. wie bei Nierendiät (Vorsicht! Bei <strong>Katzen</strong> mit hepatischer<br />
Lipidose Protein NICHT reduzieren)<br />
� Fett: übliche Menge. Nur bei Gallenstau oder Fettstuhl reduzieren, da<br />
unverdautes Fett im Darm Verdauungsstörungen verschlimmern kann.<br />
� Kohlenhydrate: Zufuhr �, sind die wichtige Energiequelle, sollten<br />
hochverdaulich sein, z.B. Reis<br />
� Fasern: Ballaststoffe (nicht fermentierbare Fasern) regen die Darmmotorik<br />
an, verhindern Verstopfungen und verkürzen die Kontaktzeit des<br />
Darminhalts mit den Darmbakterien. Laktulose und fermentierbare Fasern<br />
fördern die guten Darmbakterien und säuern den Darminhalt an. Effekt<br />
insgesamt: Ammoniakbildung �<br />
� Zink: erhöht; wichtig für die Entgiftung und den Abbau von Ammoniak<br />
� B-Vitamine: ergänzen, da erhöhte Verluste<br />
� Antioxidanzien: ergänzen, oxidative Leberzellschäden �(Vitamin E u.a.)<br />
� Vitamin A und D NICHT ergänzen => Leberschäden<br />
Die wichtigste diätetische Maßnahme bei HE ist die Reduzierung der Eiweißzufuhr mit<br />
dem Futter, da Ammoniak ein Abbauprodukt der Proteine ist. Pflanzliche<br />
Proteinquellen sind günstig, da aus ihnen weniger Ammoniak gebildet wird als aus<br />
tierischen. Ferner muss der bakterielle Proteinabbau im Dickdarm minimiert werden,<br />
da dabei ebenfalls viel Ammoniak entsteht, der über die Darmschleimhaut wieder ins<br />
Blut diffundieren kann. Verstopfungen bei Tieren mit Neigung zu HE sollten unbedingt<br />
vermieden werden, da die verlängerte Kontaktzeit der Fäzes mit den<br />
Dickdarmbakterien die Ammoniakbildung begünstigt. Schließlich sollte bei betroffenen<br />
Tieren die Energiebilanz und Eiweißversorgung optimiert werden, so dass sie keine<br />
fettfreie Körpermasse zur Deckung ihres Bedarfs einschmelzen müssen. Dies führt<br />
nämlich zu einer noch intensiveren Ammoniakbildung als der Abbau von<br />
Nahrungsproteinen.<br />
� Muss man bei Leberschäden eiweißarm füttern?<br />
Beim Abbau von Proteinen entsteht Ammoniak, der in der Leber in Harnstoff, der<br />
deutlich weniger giftig ist, umgewandelt werden muss. Um bei einer Lebererkrankung<br />
das geschädigte Organ zu entlasten, liegt es daher nahe, die Eiweißzufuhr zu<br />
reduzieren. Allerdings kann die Leber ihr enormes Potenzial zur Regeneration nur<br />
entfalten, wenn dafür genug hochwertiges Eiweiß zur Verfügung steht. Der<br />
Eiweißbedarf <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> ist nicht eindeutig definiert. Es liegen<br />
Hinweise vor, dass er in bestimmten Fällen von portosystemischem Shunt sogar<br />
höher als der Erhaltungsbedarf an Protein ist. Eine Leberdiät ist daher<br />
klassischerweise nur moderat Protein reduziert bei Verwendung besonders<br />
hochwertiger Eiweißquellen. Entscheidend ist die Vermeidung des Abbaus fettfreier<br />
Körpermasse (Muskulatur) zur Deckung des Eiweißbedarfs, denn Proteine aus dem<br />
endogenen Abbau belasten den Leberstoffwechsel deutlich stärker als
Nahrungsproteine. Im individuellen Fall kann es vorkommen, dass ein <strong>leberkranker</strong><br />
Hund mehr Eiweiß benötigt, als in seiner Leberdiät vorgesehen ist. Dann kann zum<br />
Beispiel durch die Zugabe von Hüttenkäse gegengesteuert werden. Ein möglichst<br />
niedriger Eiweißgehalt ist also kein Qualitätskriterium für eine Leberdiät. Auch sollte<br />
die Proteinzufuhr zu Beginn der Therapie nicht abrupt reduziert werden, wenn man<br />
den individuellen Eiweißbedarf noch nicht einschätzen kann. Ansonsten riskiert man<br />
eine Verschlimmerung der Hyperammonämie (erhöhter Ammoniakspiegel im Blut)<br />
beim Abbau von Körpersubstanz. Vorsicht mit der Eiweißrestriktion ist insbesondere<br />
bei <strong>Katzen</strong> und wachsenden <strong>Hunde</strong>n geboten (weisen beide einen hohen<br />
Eiweißbedarf auf): Erstere reagieren besonders rasch mit einem Anstieg des<br />
Ammoniaks im Blut aufgrund des Abbaus von Muskulatur, letztere zeigen bei<br />
Proteinmangel eventuell Wachstumsstörungen und eine Neigung zu metabolisch<br />
bedingten Knochenerkrankungen. Die Eiweißzufuhr muss also individuell an den<br />
jeweiligen Fall angepasst werden. Hierbei kann z. B. der Vorbericht hilfreich sein.<br />
Zeigt ein Junghund mit angeborenem portosystemischen Shunt nur dann<br />
zentralnervöse Symptome, wenn er ein besonders proteinreiches Welpenfutter<br />
erhält, reicht unter Umständen die Umstellung auf ein Futter mit einem den<br />
Empfehlungen für erwachsene <strong>Hunde</strong> entsprechenden Eiweißgehalt anstatt einer<br />
stark proteinreduzierten Diät.<br />
Weitere Anhaltspunkte sind die<br />
Überwachung des Albuminspiegels<br />
im Blut und des<br />
Körpergewichts (unter optischer<br />
Kontrolle der gut bemuskelten<br />
Körperpartien). Ist hier eine<br />
Abnahme zu verzeichnen, sollte<br />
die Eiweißzufuhr erhöht werden.<br />
Das Augenmerk sollte bei der<br />
Minderung der Ammoniakproduktion<br />
im Körper nicht nur auf das<br />
Abb. 42: Die Kontrolle der Körperkondition,<br />
insbesondere der großen Muskelpartien, liefert<br />
Hinweise auf einen eventuellen Eiweißmangel.<br />
Nahrungsprotein als mögliche<br />
Quelle gerichtet sein, sondern<br />
auch auf Ammoniak aus dem<br />
endogenen Abbau: Wie ist das<br />
Darmmilieu? Liegt eventuell eine Azotämie oder eine innere Blutung z.B. durch ein<br />
Magengeschwür vor? Sowohl der Blutharnstoff als auch verdautes Blut können eine<br />
Quelle der Ammoniakbildung sein. Leidet das Tier unter chronischer Verstopfung, so<br />
dass viel Zeit für die bakterielle Vergärung des Darminhalts vorhanden ist? Diese<br />
endogenen Faktoren können effektiver über die Ergänzung von Nahrungsfasern,<br />
Zink, Laktulose oder auch eine antibiotische Behandlung beeinflusst werden als<br />
durch eine diätetische Proteinrestriktion.<br />
Fazit: Die Eiweißzufuhr sollt bedarfsdeckend, aber nicht überhöht sein und muss<br />
individuell an den einzelnen Fall angepasst werden. Leberdiäten sind moderat<br />
eiweißreduziert, was im Vergleich zu kommerziellen Futtermitteln für gesunde Tiere<br />
vor allem einem Abbau des allgemein üblichen Proteinüberhangs gleichkommt. In<br />
Einzelfall kann eine Erhöhung der Eiweißzufuhr über dieses Niveau die Heilung der<br />
Lebererkrankung beschleunigen. Dies gilt insbesondere für leberkranke <strong>Katzen</strong>, bei<br />
denen die Proteinzufuhr nicht unter den Erhaltungsbedarf abgesenkt werden sollte.
� Muss die Leberdiät lebenslang verabreicht werden?<br />
Das kommt auf die Art der Lebererkrankung an. Die<br />
Leber weist eine enorme Regenerationsfähigkeit auf.<br />
Das bedeutet zum einen, dass früh erkannte und<br />
intensiv behandelte Lebererkrankungen im<br />
günstigsten Fall vollständig ausheilen können und die<br />
betroffenen <strong>Hunde</strong> oder <strong>Katzen</strong> wieder auf ein<br />
normales Futter umgestellt werden können. Auf der<br />
anderen Seite machen sich Lebererkrankungen<br />
gerade wegen der hohen Regenerationsfähigkeit des<br />
Lebergewebes klinisch erst deutlich bemerkbar, wenn<br />
bereits schwerwiegende Veränderungen am Organ zu<br />
verzeichnen sind. Diese sind nicht in allen Fällen<br />
reversibel. Hat zum Beispiel bereits ein umfangreicher<br />
bindegewebiger Umbau des funktionellen Gewebes<br />
im Sinne einer Zirrhose stattgefunden, ist nicht mehr<br />
mit einer Heilung zu rechnen und die Leberdiät muss ab Diagnosestellung<br />
lebenslang verabreicht werden. Sie dient in diesen hochgradigen und<br />
schwerwiegenden Fällen dazu, die Lebensqualität zu erhalten und die<br />
Lebenserwartung zu verlängern, in dem das Fortschreiten der Erkrankung<br />
aufgehalten wird (z.B. Kupferspeicherkrankheit). Die Diätetik hat hierbei eine<br />
Schlüsselfunktion: Was sie für das leberkranke Tier leisten kann, ist mit keinem<br />
Medikament zu erreichen.<br />
Beim portosystemischen Shunt dient die Leberdiät dazu, das betroffene Tier in einen<br />
operationsfähigen Zustand zu versetzen. Nach erfolgreicher Operation kann die<br />
<strong>Ernährung</strong> langsam wieder auf ein normales Futter umgestellt werden. Dabei ist ein<br />
plötzlicher Futterwechsel zu vermeiden, da es sonst in den ersten Tagen nach der<br />
OP noch zu Anfällen kommen kann. Dies gilt insbesondere für <strong>Katzen</strong>. Kommt eine<br />
operative Behandlung nicht infrage, muss die Diät dauerhaft verabreicht werden. Oft<br />
gelingt es, mittels diätetischer Maßnahmen die klinischen Symptome soweit zu<br />
kontrollieren, dass die betroffenen Tiere eine annehmbare Lebensqualität haben.<br />
Ihre Lebenserwartung ist jedoch ohne OP deutlich verkürzt.<br />
� Kann ich nicht auch ein Nierendiätfutter nehmen?<br />
Abb. 43: Ob eine Leberdiät<br />
lebenslang verabreicht werden<br />
muss, hängt von der Art der<br />
Lebererkrankung ab.<br />
In Tabelle XX sind Leber- und Nierendiät einander gegenübergestellt. Es fällt auf,<br />
dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt, vor allem die moderat<br />
reduzierte Proteinzufuhr bei gleichzeitig hoher Proteinqualität unter Verwendung<br />
pflanzlicher Proteinquellen. Pflanzliche Proteine werden in der <strong>Ernährung</strong> von Hund<br />
und Katze gelegentlich als grundsätzlich minderwertig angesehen. Zu unrecht, denn<br />
rohfaserarme und daher hochverdauliche Pflanzenproteine wie z.B. Sojaproteinisolat<br />
oder Weizengluten hoher Qualität bieten sowohl für Leber- als auch für<br />
Nierenpatienten Vorteile: Zum einen entstehen im Darm geringere Mengen<br />
Ammoniak und Merkaptan, die über die Leber neutralisiert werden müssen, als bei<br />
der Fütterung von Fleischeiweiß. Zum anderen enthalten pflanzliche Eiweiße weniger<br />
Phosphor, was in der Nierendiätetik entscheidend ist. Weitere Gemeinsamkeiten von<br />
Leber- und Nierendiät sind hohe Schmackhaftigkeit und Energiedichte sowie der<br />
reduzierte Natriumgehalt und der erhöhte Gehalt an B-Vitaminen. Der wichtigste<br />
Unterschied ist der reduzierte Phosphorgehalt, der nur bei der Nierendiät angezeigt
ist. Diese Eigenschaft bedingt jedoch, dass Nierendiäten nicht optimal für<br />
Leberpatienten geeignet sind und umgekehrt. Ein Leberpatient ist mit einer<br />
Nierendiät unter Umständen mit Phosphor unterversorgt, eine Leberdiät erfüllt<br />
aufgrund ihres nicht reduzierten P-Gehaltes beim Nierenpatienten das wichtigste<br />
Kriterium zur Entlastung der Niere nicht. Als weiterer Unterschied ist der reduzierte<br />
Kupfergehalt der Leberdiät zu nennen, der vor allem Diäten für <strong>Hunde</strong> betrifft<br />
(Kupferspeicherkrankheit bei bestimmten Terrier-Rassen). Eine starke Kupfer-<br />
Restriktion ist für Nierenpatienten nicht sinnvoll und kann im Extremfall zu einer<br />
Unterversorgung führen. Einige wünschenswerte Zusatzeigenschaften von<br />
Nierendiäten alkalisierend wirkendes Kaliumzitrat zur Bekämpfung einer<br />
metabolischen Azidose und Omega-3-Fettsäuren zur Verbesserung der glomerulären<br />
Filtrationsrate wirken sich beim Leberpatienten nicht schädlich aus, Omega-3-<br />
Fettsäuren sind aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung sogar eher<br />
vorteilhaft.<br />
Tabelle 6: Vergleich von Leber- und Nierendiät<br />
Leberdiät Nierendiät<br />
Energie Erhaltungsbedarf bis � � bis ��<br />
Protein � hochverdaulich,<br />
� hochverdaulich,<br />
pflanzliche Quellen pflanzliche Quellen<br />
Phosphor Erhaltungsbedarf �<br />
Kalzium Erhaltungsbedarf �<br />
Natrium � �<br />
Kalium Erhaltungsbedarf Erhaltungsbedarf oder �<br />
(x2)<br />
Kupfer � Erhaltungsbedarf<br />
Zink � Erhaltungsbedarf bis �<br />
Omega-3-Fettsäuren - erhöht<br />
Kaliumzitrat - +<br />
B-Vitamine erhöht (x 2) erhöht (x 2)<br />
Fermentierbare Fasern + +
8 Diätetisches Management mit Royal Canin Produkten<br />
Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> kommen verschiedene Lebererkrankungen vor, die sich in<br />
ihrer diätetischen Behandlung zum Teil deutlich unterscheiden. Beispielsweise<br />
benötigen <strong>Hunde</strong> mit einem portosystemischen Shunt eine eiweißreduzierte<br />
Schonkost auf der Basis hochverdaulicher, pflanzlicher Proteine. Royal Canin bietet<br />
hierfür individuelle Lösungen an. Das vorliegende Kapitel gibt einen Überblick über<br />
die Diäten für leberkranke <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> und beschreibt, wann sie zum Einsatz<br />
kommen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten im Hinblick auf die Zusammensetzung<br />
sollten Nieren- und Leberdiäten nicht verwechselt oder als identisch angesehen<br />
werden, auch wenn eine Nierendiät in manchen Fällen von Lebererkrankung „passt“.<br />
Die Verwendung spezifischer, möglichst genau auf den individuellen Fall<br />
abgestimmter Produkte stellt die beste diätetische Therapie dar. In vielen Fällen ist<br />
die erste Wahl eine spezifische Leberdiät (z.B. ROYAL CANIN HEPATIC), oder in<br />
Fällen mit hohen Ammoniakkonzentrationen im Blut (z.B. beim portosystemischen<br />
Shunt) eine eiweißreduzierte Diät auf der Basis überwiegend pflanzlicher Proteine<br />
(z.B. ROYAL CANIN RENAL oder HYPOALLERGENIC). Bei <strong>Katzen</strong> mit<br />
Lebererkrankungen sollte nur im Falle eines erhöhten Ammoniakgehaltes im Blut<br />
eine Nierendiät (z.B. Royal Canin RENAL Katze) in Erwägung gezogen werden und<br />
auch nur dann, wenn das Problem der Hyperammonämie nicht durch eine<br />
Leberlipidose verursacht wurde. Da leberkranke <strong>Katzen</strong> im Gegensatz zum Hund in<br />
der Regel eine Kupferrestriktion nur bei Cholestase benötigen, dafür aber mehr<br />
hochverdauliches Eiweiß, eignen sich auch Magen-Darm-Diäten wie GASTRO<br />
INTESTINAL vielfach sehr gut für <strong>Katzen</strong> mit Lebererkrankungen. Bei hepatischer<br />
Lipidose kommt es auf eine ausreichende Zufuhr hochverdaulichen Proteins an, eine<br />
Steigerung der Menge kann hier schrittweise erfolgen (z. B. zuerst ROYAL CANIN<br />
SENSITIVITY CONTROL, dann GASTRO INTESTINAL). Für alle anderen<br />
Lebererkrankungen bei der Katze eignet sich von vornherein eine hochverdauliche<br />
spezifische Leber-Diät mit moderatem Eiweißgehalt (z.B. ROYAL CANIN HEPATIC<br />
FELINE). Fälle einer Hepatopathie, in denen eine fettreduzierte Diät erforderlich ist,<br />
sind sehr selten, aber auch dafür bietet Royal Canin passende diätetische Lösungen<br />
an: ROYAL CANIN GASTRO INTESTINAL LOW FAT für <strong>Hunde</strong> und SENSITIVITY<br />
CONTROL für <strong>Katzen</strong>.<br />
Diäten für leberkranke <strong>Hunde</strong><br />
� Royal Canin Veterinary Diet<br />
HEPATIC<br />
HEPATIC zeichnet sich durch einen mäßigen Gehalt<br />
an hochwertigem Protein aus. Die Proteinquellen<br />
(Sojaproteinisolat und hydrolysiertes Geflügelprotein)<br />
zeichnen sich durch eine besonders hohe<br />
Verdaulichkeit aus (gekennzeichnet als L.I.P. = low<br />
indigestible protein). L.I.P. bezeichnet Proteine, die<br />
nahezu vollständig bereits im Dünndarm verdaut<br />
werden. Somit fallen im Dickdarm unter dem Einfluss<br />
der Darmbakterien nur wenig schädlichen<br />
Proteinabbauprodukte an, die in der Leber<br />
neutralisiert werden müssen. Ein erhöhter Fettgehalt<br />
stellt die hohe Energiedichte und Schmackhaftigkeit<br />
des Futters sicher. Aufgrund seines reduzierten
Kupfergehalts ist das Produkt die erste Wahl für <strong>Hunde</strong> mit<br />
Kupferspecheicherkrankheit. Gleichzeitig ist der Zinkgehalt erhöht, was ebenfalls<br />
einer Kupferspeicherung in der Leber entgegenwirkt. Leberzellschäden, die durch die<br />
stark oxidative Wirkung von Kupfer entstehen können, wird auf diese Weise effektiv<br />
vorgebeugt. Oxidativer Stress in den Leberzellen entsteht aber nicht nur durch<br />
Kupferspeicherung, sondern z.B. auch bei einer mangelhaften Durchblutung des<br />
Organs. Daher enthält HEPATIC einen patentierten Antioxidanzienkomplex aus<br />
Vitamin E, Vitamin C, Lutein und Taurin zum Schutz der Leberzellen. L-Carnitin<br />
unterstützt die Fettverbrennung und verbessert die Energiegewinnung aus Fett. Es<br />
trägt dazu bei, die Energieversorgung der Leberzellen sicher zu stellen und einer<br />
Leberverfettung entgegen zu wirken. Die Indikationen für HEPATIC sind alle akute<br />
und chronischen Lebererkrankungen des <strong>Hunde</strong>s. Auch bei Portosystemischem<br />
Shunt und/oder Hepatoenzephalopathie kann es aufgrund des reduzierten<br />
Eiweißgehaltes auf der Basis überwiegend pflanzlichen Proteins (Sojaproteinisolat)<br />
sehr gut eingesetzt werden. Aus dem gleichen Grund eignet es sich jedoch nicht für<br />
tragende und säugende Hündinnen und <strong>Hunde</strong> im Wachstum, also <strong>Hunde</strong> mit einem<br />
erhöhten Eiweißbedarf. Weitere Kontraindikationen sind Pankreatitis und<br />
Hyperlipidämie (aufgrund des relativ hohen Fettgehaltes). HEPATIC ist als Trocken-<br />
und Feuchtfutter erhältlich. Die Fütterungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad<br />
der Symptome. Bei Bedarf ist eine lebenslange Fütterung möglich; die Notwendigkeit<br />
hierfür sollte jedoch in regelmäßigen Abständen (mindestens alle 6 Monate) durch<br />
eine Tierärztin/einen Tierarzt überprüft werden. Zur Schonung der Leber empfiehlt<br />
sich eine Aufteilung der Tageration auf mehrere kleine Mahlzeiten.<br />
Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 404 kcal/100 g; Protein: 16%; Fett: 16%;<br />
Kupfer: 0,5 mg/ 100 g; Zink: 24 mg/100 g.<br />
� Royal Canin Veterinary Diet HYPOALLERGENIC<br />
Lebererkrankungen mit<br />
Hepatoenzephalopathie (HE, übermäßige<br />
Anreicherung von Ammoniak im Blut mit ZNS-<br />
Symptomen) sprechen nicht nur positiv auf<br />
eine Diät mit reduziertem Eiweißgehalt an,<br />
sondern auch auf Proteinquellen pflanzlichen<br />
Ursprungs, da diese zu einer geringeren<br />
Ammoniakbildung führen als tierische. Ein<br />
portosystemischer Shunt ist die häufigste<br />
Ursache für HE. Dabei handelt es sich um eine<br />
angeborene Erkrankung, die vielfach bereits im<br />
Welpenalter diagnostiziert wird. Die<br />
betroffenen <strong>Hunde</strong> benötigen daher eine<br />
Nahrung, die einerseits die o.g. Kriterien erfüllt,<br />
andererseits für <strong>Hunde</strong> im Wachstum geeignet<br />
ist. Eine sinnvolle Empfehlung stellt in solchen<br />
Fällen HYPOALLERGENIC dar. Energie,<br />
Kalzium und Phosphorgehalt decken den<br />
Bedarf eines wachsenden <strong>Hunde</strong>s sicher ab.<br />
Der Proteingehalt ist im Vergleich zu normalem<br />
Welpenfutter deutlicher niedriger, aufgrund der extrem hohen Verdaulichkeit der<br />
verwendeten Eiweißquellen (hydrolysiertes Sojaproteinisolat) ist jedoch von einer in<br />
der Wachstumsphase ausreichenden Versorgung mit Proteinen auszugehen. Die
Rezeptur auf der Basis überwiegend pflanzlichen Proteins (Soja) begrenzt die<br />
Ammoniakbildung im Stoffwechsel. Achtung: Die Fütterung von HYPOALLERGENIC<br />
an <strong>Hunde</strong> mit einer Shunt-Erkrankung kann helfen, die klinischen ZNS-Symptome zu<br />
reduzieren (z.B. Anfallsfreiheit unter der Diät). Sie ersetzt jedoch nicht den operativen<br />
Verschluss des Shunts, der in vielen Fällen die Therapie der ersten Wahl darstellt.<br />
Daher ist die Fütterungsdauer auf den Zeitraum bis zur OP begrenzt. Nur in<br />
Ausnahmefällen, wenn eine OP nach medizinischem Ermessen nicht möglich bzw.<br />
vom Besitzer ausdrücklich nicht gewünscht ist, kann HYPOALLERGENIC dauerhaft<br />
eingesetzt werden. Von einer geringeren Lebenserwartung solcher Patienten (siehe<br />
Fallbericht) ist jedoch auszugehen.<br />
Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 404 kcal/100 g; Protein: 21%; Fett: 19%;<br />
Kupfer: 2,1 mg/ 100 g; Zink: 24 mg/100 g.<br />
� Royal Canin Veterinary Diet GASTRO INTESTINAL LOW FAT<br />
Bei manchen Lebererkrankungen des <strong>Hunde</strong>s steht<br />
eine Störung des Fettstoffwechsels mit Leberverfettung<br />
im Vordergrund. Auch durch eine verminderte<br />
Galleproduktion oder einen Gallestau kann die<br />
Fettverdauung gestört sein. Solche <strong>Hunde</strong> benötigen<br />
eine fettreduzierte Diät. Diäten zur Gewichtsreduktion<br />
erfüllen zwar diese Voraussetzung, eignen sich hier<br />
jedoch nicht, da sie erstens zu wenig Energie enthalten<br />
und zweitens aufgrund ihres erhöhten Rohfasergehaltes<br />
eine ausreichend hohe Verdaulichkeit vermissen lassen.<br />
Eine geeignete diätetische Lösung in diesen Fällen ist<br />
GASTRO INTESTINAL LOW FAT, die Diät mit dem<br />
niedrigsten Fettgehalt auf dem Markt. Ein niedriger<br />
Fasergehalt gewährleistet die hohe Verdaulichkeit<br />
dieser Nahrung. Der Proteingehalt ist zwar etwas höher<br />
als in HEPATIC, die Proteine sind jedoch<br />
hochverdaulich, so dass Gärungsprozesse im<br />
Dickdarm, bei denen Leber belastende Metaboliten<br />
entstehen können, begrenzt werden. Wie HEPATIC<br />
enthält es den patentierten Antioxidanziencocktail aus<br />
Vitamin E+C, Lutein und Taurin zum Schutz der<br />
Leberzellen vor den Angriffen freier Radikale. Für<br />
tragende und säugende Hündinnen ist GASTRO<br />
INTESTINAL LOW FAT aufgrund des reduzierten Fett- und Energiegehaltes nicht<br />
geeignet. Die Fütterungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome<br />
bzw. den Befunden der chemischen Blutuntersuchung (Blutfettwerte). Eine<br />
lebenslange Fütterung ist bei Bedarf möglich, die Notwendigkeit hierfür sollte jedoch<br />
in regelmäßigen Abständen (mindestens alle 6 Monate) durch eine Tierärztin/einen<br />
Tierarzt überprüft werden.<br />
Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 354 kcal/100 g; Protein: 22%; Fett: 7%;<br />
Kalzium: 1,1%; Phosphor: 0,84%.
Aus: Vets Today Nr. 6 – 2009<br />
Der klinische Fall:<br />
Ginny, Beauceron, weibl., geb. 17.09.2008<br />
(Wurfgr (Wurfgröß öße: e: 11 lebende, 2 tote Welpen) . War<br />
von Geburt an kleiner als ihre Geschwister<br />
Im AAlter lter vvon on genau 6 Monaten zeigte<br />
Ginny pl plötzlich tzlich ohne vorherige<br />
Anzeichen schwere zentralnerv<br />
zentralnervöse se<br />
Symptome: Sy mptome: Sie begann sich “wie wie ein<br />
Zombie Zombie“ zu verhalten, lief mit steifen<br />
Schritten starr gera geradeaus, de aus, bis sie<br />
gegen ge gen irgendein Hindernis Hinder nis prallte. Im<br />
Garten konnte sie wweder eder Geb Gebü sch<br />
noch Brom Brombeergestr beergestrüpp pp noch der<br />
Zaun Za un aufha aufhalten. lten. Dieses Diese s Verha Verhalten lten<br />
wurde von starkem Speicheln<br />
(Hypersalivation) begleitet. IIhre hr e<br />
Besitzer brachten sie so schnell sie<br />
konnten in die Kleintierklinik Kleintierk linik der<br />
Universit Universität t Lüttich L ttich (Belgien), wo sie<br />
zun zunächst chst mit Laktulose behandelt<br />
wurde. Inner Innerhalb halb weniger Stunden<br />
normalisierte normalisie rte sich ihr Verha Verhalten. lte n. IIm m<br />
Ultraschall zeigte sich ein<br />
portosystemischer portosy stemischer Shunt mit<br />
Verdacht auf weitere intrahepatische<br />
Shunts in mindestens eeinen inen<br />
Leberlappen. Leber lappen. Der Welpe wwurde urde mit<br />
der de r Verschre Verschreibung ibung von Laktulose Lak tulose in<br />
Kombination mit m it einer Nierendiät Nierendi t<br />
(Mitbewer (Mitbew erberproduk berpr odukt) t) nach Hause<br />
entlassen. 5 Tage später sp ter erlitt Ginny<br />
einen schweren Rückfall R ckfall und ihre<br />
Besitzer begannen, übe ber r eine<br />
Euthanasie nachzude nachzudenken. nken.<br />
Tats Tatsächlich chlich hatte Ginny, da die<br />
Nierendi Nierendiät t ihr nicht schmeckte, vor<br />
Hunger angefangen, überall berall nach<br />
Fre Fr eßbarem barem zu suchen und sich<br />
Leckerlis, Lecker lis, Schweineohren und Knochen<br />
einverleibt, einv erleibt, die für f r sie eigentlich tabu<br />
sein sollten. Nach einem weiteren<br />
kurzen Aufenthalt in der Uniklinik, wo<br />
sich Ginny genauso schnell erholte wie<br />
nach dem ersten „Anfall Anfall“, , stellte ihre ihr e<br />
Besitzerin die Fütterung F tterung auf Royal<br />
Canin Hypoallergenic Trockenfutter um um. .<br />
Ginny frisst dieses Diätfutter Di tfutter sehr gern<br />
und hatte im folgenden<br />
Beobachtungszeitraum von 6 Monaten<br />
keine weiteren Anfälle Anf lle oder sonstigen<br />
zentralnerv<br />
zentralnervösen se n Sy Symptome mptome me mehr. hr. Sie<br />
verhielt sich genauso rassetypisch<br />
lebhaft und temperamentvoll, wie einer<br />
ihrer Wurfgeschwister im selben<br />
Haushalt, nur war sie nach wie vor<br />
deutlich kleiner. Ihrem Verhalten nach<br />
ist sie ein typischer Beauceron: mit m it<br />
hervorragenden HHüte<br />
te-Eigenschaften<br />
Eigenschaften<br />
und sehr wachsam in Bezug auf ihre<br />
Familie und deren Eigentum. IIhre hr e<br />
Lebenserwartung liegt statistisch<br />
gesehen bei etwa 2-3 2 3 Jahren, aber im<br />
Alter von einem Jahr ging es ihr sehr<br />
gut.<br />
Links: Mit 6 Monaten zeigte Ginny auffällige auff llige Verhaltensweisen, z.B. lief sie immer wieder gegen den Gartenzaun.<br />
Mitte: Überm bermäß äßiger iger Speichelfluss wird oft bei <strong>Hunde</strong>n mit porto porto-systemischem systemis chem Shunt beobachtet.<br />
Rechts: Unter der FFütterung<br />
tterung einer Di Diät t auf der Basis eines pflanzlichen Eiweißhydrolysates Eiwei hydrolysates (Royal Canin<br />
Hyperallergenic) ist Ginnys Verhalten normal.<br />
(Fotos: Fabienne Dethioux)
Diäten für leberkranke <strong>Katzen</strong><br />
� Royal Canin Veterinary Diet GASTRO INTESTINAL<br />
GASTRO INTESTINAL weist eine hohe Energiedichte und<br />
Verdaulichkeit auf. Bei der häufigsten Lebererkrankung der<br />
Katze, der hepatische Lipidose, wird durch den ausreichend<br />
hohen Proteingehalt eine schnelle Genesung gefördert. Das<br />
Produkt ist aufgrund der hohen Energiedichte (Fettgehalt<br />
beachten!) für diejenigen Fälle gedacht, in denen die<br />
betroffenen <strong>Katzen</strong> nur wenig Appetit haben und entsprechend<br />
geringe Mengen fressen. GASTRO INTESTINAL enthält<br />
hochverdauliche Proteine aus Geflügel und Weizengluten. Die<br />
Haupt-Kohlenhydratquelle ist Reis, der sich bei Tieren mit<br />
Verdauungsstörungen besonders bewährt hat. 30% der<br />
Futterenergie stammen aus Proteinen, 46% aus Fett und 24%<br />
aus Kohlenhydraten. Der Fettanteil ist somit im Rahmen der<br />
Empfehlungen für <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose (44-66% der<br />
Energie aus Fett siehe auch Kapitel 6). Die enthaltene Mischung<br />
aus fermentierbaren und nicht fermentierbaren Nahrungsfasern (Rübenschnitzel,<br />
Psyllium, FOS, MOS) fördert das Wachstum „guter“ Darmbakterien und die<br />
bakterielle Fixierung von Stickstoff. Auf diese Weise wird die Ammoniakproduktion<br />
verringert. Die hohe Akzeptanz von GASTRO INTESTINAL fördert die freiwillige<br />
Futteraufnahme bei kranken <strong>Katzen</strong> und senkt das Risiko einer Anorexie (kompletten<br />
Nahrungsverweigerung), durch die eine hepatische Lipidose noch verschlimmert<br />
würde.<br />
Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 408 kcal/100 g; Protein: 32%; Fett: 22%.<br />
� Royal Canin Veterinary Diet SENSITIVITY CONTROL<br />
SENSITIVITY CONTROL ist geeignet für <strong>Katzen</strong> mit<br />
Lebererkrankungen, die eine gestörte Fettverdauung<br />
aufweisen (Gallenabflussstörung) und solche mit<br />
Hepatischer Lipidose, die noch mit normalem Appetit<br />
fressen, denn es enthält nur halb so viel Fett wie GASTRO<br />
INTESTINAL. Es weist ebenfalls eine ausreichend hohe<br />
Energiedichte und einen Proteingehalt in erforderlicher Höhe<br />
für die Verwendung bei hepatischer Lipidose auf. Die hohe<br />
Verdaulichkeit der Proteinquellen (Huhn bzw. Ente im<br />
Feuchtfutter bzw. nur Ente im Trockenfutter) erhöhen die<br />
Verträglichkeit für leberkranke <strong>Katzen</strong>, so dass angemessen<br />
hohe Proteinmengen zugeführt werden können, um die<br />
Regeneration der Leber zu optimieren. Die beiden<br />
Geschmacksrichtungen beim Feuchtfutter stellen bei<br />
Auftreten einer Futteraversion (Ablehnung des gewohnten<br />
Futters) Alternativen dar. Der hohe Zinkgehalt – eigentlich<br />
für die Hautgesundheit vorgesehen – wirkt einer Kupferspeicherung in der Leber<br />
entgegen. Lebererkrankungen gehen oft mit entzündlichen Vorgängen,<br />
Durchblutungsstörungen oder Infektionen einher, bei denen vermehrt freie Radikale<br />
entstehen. SENSITIVITY CONTROL enthält, wie die anderen hier aufgeführten<br />
Diäten auch, Antioxidanzien in Form eines patentierten „Cocktails“ aus Vitamin C, E,<br />
Lutein und Taurin, die diese Radikale abfangen und unschädlich machen können.<br />
Sie bewahren so die Leberzellen vor oxidativen Schäden.
Kennzahlen: Energie: 356 kcal/100 g; Protein: 27%; Fett: 11%, Zink: 240 mg/kg.<br />
� Royal Canin Veterinary Diet RENAL<br />
Eine Proteinrestriktion ist außer bei Lipidose-unabhängiger<br />
HE auch für <strong>Katzen</strong> mit Triaditis zu empfehlen, bei denen<br />
neben einer Leberentzündung auch eine Pankreatitis<br />
vorliegt. RENAL stellt in diesen Fällen die optimale Lösung<br />
dar. Die hochverdaulichen Proteinquellen, die in moderat<br />
reduzierter Menge enthalten sind, senken die<br />
Ammoniakproduktion. Nahrungsproteine überwiegend<br />
pflanzlichen Ursprungs (Weizengluten mit einer<br />
Proteinverdaulichkeit von > 90%), tragen ebenfalls zur NH3-<br />
Reduktion bei. Der Förderung einer gesunden Darmflora<br />
(wenig Ammoniakbildner) durch fermentierbare Fasern und<br />
Fructo-Oligosaccharide kommt bei HE-Patienten besondere<br />
Bedeutung zu. Durch die Ansäuerung des Darminhalts über<br />
die Fermentationsprodukte der Fasern wird die<br />
Ammoniakbildung weiter reduziert. Der bereits bei<br />
SENSITIVITY CONTROL beschriebene Antioxidanzien-Komplex sorgt für aktiven<br />
Leberzellschutz. Der erhöhte Gehalt an Omega-3-Fettsäuren wirkt<br />
entzündungshemmend bei <strong>Katzen</strong> mit akuter oder chronischer Leberentzündung.<br />
RENAL steht in diversen Geschmacksrichtungen zur Verfügung, was bei Auftreten<br />
einer Futteraversion über den Erfolg der Diät entscheiden kann (Trockenfutter:<br />
Geflügel, Schwein; Feuchtfutter: Rind, Huhn, Tunfisch).<br />
Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 403 kcal/100 g; Protein: 23%; Fett: 17%.<br />
� Royal Canin Veterinary Diet HYPOALLERGENIC<br />
Die hydrolysierten und überwiegend pflanzlichen<br />
Proteine in HYPOALLERGENIC sind extrem<br />
hochverdaulich und biologisch hochwertig. In<br />
Verbindung mit dem moderaten, aber<br />
bedarfsdeckenden Proteingehalt ist das Produkt<br />
daher besonders geeignet für <strong>Katzen</strong> mit HE in Folge<br />
einer hepatischen Lipidose. Denn in diesen Fällen<br />
wird ausdrücklich keine Proteinreduktion empfohlen.<br />
Leichtverdauliche Kohlenhydrate aus Reis liefern<br />
einen großen Anteil der Energie, was zur<br />
Leberentlastung beiträgt, da so die Blutzuckebildung<br />
aus Fett oder Protein in der Leber minimiert wird. Der<br />
hohe Gehalt an Zink wirkt sich günstig auf die<br />
Lebergesundheit aus (einer Kupferakkumulation in<br />
den Leberzellen wird entgegen gewirkt, siehe<br />
SENSITIVITY CONTROL). Antioxidanzien mit<br />
synergistischer Wirkung bekämpfen freie Radikale,<br />
die die Leberzellen schädigen. Die hohe Akzeptanz<br />
der Diät verhindert bei leberkranke <strong>Katzen</strong> mit wenig Appetit eine Mangelernährung.<br />
Reis als leichtverdauliche Kohlenhydratquelle und die bewährte Kombination aus<br />
fermentierbaren und unlöslichen Fasern (Rübenschnitzel, FOS) helfen, die<br />
Energieversorgung der leberkranken Katze zu regulieren und ihren Blutzuckerspiegel
zu kontrollieren. Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 408 kcal/100 g; Protein:<br />
25,5%; Fett: 20%, Zink: 250 mg/kg.<br />
� Royal Canin Veterinary Diet HEPATIC<br />
Der hohe Anteil pflanzlicher Proteine in HEPATIC ist extrem<br />
hochverdaulich und biologisch hochwertig (L.I.P.-Qualität = low<br />
indigestible protein). In Verbindung mit dem moderaten, aber<br />
bedarfsdeckenden Proteingehalt sowie dem hohen Fettgehalt<br />
ist das Produkt daher besonders geeignet für <strong>Katzen</strong> mit HE in<br />
Folge eines portosystemischen shunts oder einer hepatischer<br />
Lipidose. Bei hepatischer Lipidose ohne HE ist weniger Fett bei<br />
ausreichender Proteinzufuhr erforderlich (Produktempfehlung:<br />
Sensitivity Control). Weitere Indikationen sind Cholangitis,<br />
Cholestase und Kupferakkumulation in der Leber. Die Diät<br />
weist einen hohen Energiegehalt auf, so dass leberkranke<br />
<strong>Katzen</strong> ihren Energiebedarf mittels relativ kleiner Futtermengen<br />
decken können. Der Kupfergehalt in HEPATIC ist deutlich<br />
reduziert. Der hohe Gehalt an Zink wirkt sich günstig auf die<br />
Lebergesundheit aus (einer Kupferakkumulation in den<br />
Leberzellen wird entgegen gewirkt, siehe SENSITIVITY<br />
CONTROL). Antioxidanzien mit synergistischer Wirkung<br />
bekämpfen freie Radikale, die die Leberzellen schädigen. Die hohe Akzeptanz der<br />
Diät verhindert bei leberkranken <strong>Katzen</strong> mit wenig Appetit eine Mangelernährung. Die<br />
bewährte Kombination aus fermentierbaren und unlöslichen Fasern (Zellulose,<br />
Zichorie, FOS, MOS) trägt über ein gesundes Darmmilieu dazu bei, die fäkale<br />
Stickstoffausscheidung über Bakterienprotein zu fördern. HEPATIC ist für <strong>Katzen</strong> nur<br />
als Trockenfutter erhältlich. Kennzahlen: Energie: 420 kcal/100 g; Protein: 26%; Fett:<br />
22%, Kupfer: 5 mg/kg; Zink: 250 mg/kg.