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Ernährung leberkranker Hunde & Katzen

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ROYAL CANIN Fernkolleg für TierarzthelferInnen/Tiermedizinische Fachangestellte<br />

<strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> &<br />

<strong>Katzen</strong><br />

Kurs 02/10 (November 2010 - März 2011)


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung<br />

2 Physiologische Leberfunktion<br />

3 Pathophysiologie der Leber<br />

4 Die wichtigsten Lebererkrankungen<br />

� Hund<br />

� Katze<br />

5 Diagnostik von Lebererkrankungen<br />

� Anamnese<br />

� Klinische Symptome<br />

� Labor<br />

� Bildgebende Verfahren<br />

� Biopsie<br />

6 <strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> & <strong>Katzen</strong><br />

� Grundzüge der Leberdiätetik<br />

� Unterstützende Maßnahmen<br />

o Fütterungstechnik<br />

o Flüssigkeitszufuhr<br />

o Beeinflussung der Darmflora<br />

� Spezialfall leberkranke Katze<br />

� Fertignahrung oder Selbstgekocht?<br />

� Nahrungsverweigerung (Anorexie)<br />

� Welche Nahrungsergänzungen sind sinnvoll?<br />

7 Häufige Fragen<br />

� „Wie füttere ich einen Bedlington-Terrier?“<br />

� „Was ist HE und was macht man dagegen?“<br />

� „Muss man bei Leberschäden eiweißarm füttern?“<br />

� „Muss die Leberdiät lebenslang verabreicht werden?“<br />

� „Kann ich nicht auch ein Nierendiätfutter nehmen?“<br />

8 Diätetisches Management mit Royal Canin<br />

� Diäten für leberkranke <strong>Hunde</strong><br />

� Diäten für leberkranke <strong>Katzen</strong>


1. Einleitung<br />

Die Diätetik von Lebererkrankungen bei Hund und Katze ist eines der schwierigsten<br />

Themen der Kleintierernährung. Die Leber ist die größte Drüse des Körpers und<br />

übernimmt als zentrales Stoffwechselorgan mit einer Vielzahl komplexer<br />

physiologischen Funktionen. Viele, aber längst nicht alle dieser Funktionen hängen<br />

mit der Verdauung und dem Stoffwechsel der Energie liefernden Hauptnährstoffe<br />

(Fette, Kohlenhydrate und Proteine) zusammen. Daher kann eine<br />

Leberfunktionsstörung sehr schnell zu einer Mangelernährung führen, die ihrerseits<br />

den Schweregrad der Errankung noch verstärkt. Lebererkrankungen sind nicht nur<br />

extrem vielfältig in ihrem Erscheinungsbild und daher für jede Tierärztin und jeden<br />

Tierarzt eine diagnostische Herausforderung, sondern je nach Ursachen erfordern<br />

sie auch ganz unterschiedliche diätetische Maßnahmen. Hinzu kommt noch, dass bei<br />

Hund und Katze zum Teil sehr unterschiedliche Krankheitsbilder zeigen, so dass<br />

man Erkenntnisse und Erfahrungen zur Leberdiätetik beim Hund nicht ohne weiteres<br />

auf die Katze übertragen kann und umgekehrt. Die Hepatische Lipidose<br />

beispielsweise, die häufigste Lebererkrankung der Katze, kommt beim Hund in dieser<br />

Form und Häufigkeit nicht vor. Dafür ist die Kupferspeicherkrankheit bei mehreren<br />

beliebten <strong>Hunde</strong>rassen beschrieben, bei der Katze spielt sie als isoliertes<br />

Krankheitsbild jedoch keine Rolle. Sie merken schon: Die eine Leberdiät für alle Fälle<br />

kann es nicht geben. Außer Frage steht jedoch, dass die richtige Diätetik die Basis<br />

einer erfolgreichen Behandlung <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> ist.<br />

Für Sie als TAH/TFA mit besonderem Interesse an der Kleintierdiätetik stellt die<br />

Betreuung <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> und ihrer Besitzer in mehrfacher Hinsicht<br />

eine besondere Herausforderung dar:<br />

� Sie müssen gute Kenntnisse über die normale Leberfunktion haben, um die<br />

Pathomechanismen einer Lebererkrankung verstehen und sich die diätetische<br />

Antwort selbst erschließen zu können.<br />

� Sie müssen kompetent entscheiden, welche Diät im individuellen Fall am<br />

besten geeignet ist und dabei gerade bei der Katze aus einer Vielfalt von<br />

Optionen auswählen.<br />

� Sie haben es häufig mit Tieren zutun, die wenig Appetit haben und schlecht<br />

fressen. Hier ist Ihr Einfühlungsvermögen, Ihr Erfindungsreichtum aber auch<br />

Ihre Überzeugungskraft gefragt, damit Tier und Halter Ihren Diätplan dauerhaft<br />

befolgen.<br />

� Leberpatienten können jederzeit zu Intensivpatienten werden, die sie stationär<br />

betreuen und unter Umständen per Sonde ernähren müssen.<br />

� Die Symptome vieler Lebererkrankungen sind subtil und wenig spezifisch. Bei<br />

der telefonischen Anamnese ist Ihr ganzes Fachwissen und Geschick beim<br />

gezielten Gespräch mit dem Tierhalter gefragt. Und auch nach der Stellung<br />

der Diagnose durch den Tierarzt werden Sie viele Fragen der Tierhalter<br />

beantworten müssen.<br />

Das alles schreckt Sie nicht ab, sondern stellt sogar einen besonderen Anreiz für Sie<br />

dar? Dann sind Sie bei diesem Fernkolleg genau richtig. Wir wünschen Ihnen viel<br />

Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei der Beantwortung der Multiple-Choice-Fragen.<br />

Die Autorinnen<br />

Dr. Claudia Rade und Dr. Elisabeth Landes;


Fachtierärztinnen für Tierernährung und Diätetik


2 Anatomie und physiologische Leberfunktion<br />

Die Leber ist das Hauptstoffwechselorgan und die<br />

größte Drüse des Körpers. Neugeborene weisen ein<br />

höheres relatives Lebergewicht auf als erwachsene<br />

Tiere. Zum Zeitpunkt der Geburt beträgt der Anteil der<br />

Leber am Gesamtkörpergewicht zwischen 7 und 10<br />

%, bei ausgewachsen <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> zwischen<br />

3-4 %. Die Leber liegt in der Bauchhöhle innerhalb<br />

des Rippenbogens einbettet zwischen dem Zwerchfell<br />

(vordere Begrenzung) und den Bauchorganen:<br />

Magen, Dünndarm und rechte Niere. Bei gesunden<br />

Tieren sind die Leberränder scharfkantig und bei der<br />

klinischen Untersuchung normalerweise nicht zu<br />

fühlen. Ist die Leber dagegen vergrößert, ragen die<br />

Leberränder über den Rippenbogen hinaus und sind<br />

dann auch tastbar. Die Leber hat eine rotbraune<br />

Farbe und gliedert sich in mehrere deutlich<br />

voneinander abgegrenzten Leberlappen. <strong>Hunde</strong> und<br />

<strong>Katzen</strong> besitzen eine Gallenblase, in der die Galle bis<br />

zum Abfluss in den Dünndarm gespeichert wird (Abb.<br />

1).<br />

Die physiologische Funktion der Leber ist eng mit dem anatomischen Aufbau des<br />

Lebergewebes, der Blutversorgung und dem Gallenfluss verbunden. Die<br />

mikroskopisch erkennbare Untereinheit des Lebergewebes ist das 1-2 mm große<br />

Leberläppchen, das (ähnlich wie eine Bienenwabe) eine typische 6-eckige Struktur<br />

aufweist. In der Mitte des 6-Ecks befindet sich die Zentralvene. An der Stelle an der 3<br />

Leberläppchen zusammenstoßen liegen bindegewebige Felder, in denen neben<br />

Gefäßzweigen der Leberarterie, Gefäßzweige der Pfortader und einem Gallengang<br />

(= „Glissonsche Trias“) auch Lymphgefäße und Nervenfasern verlaufen. Als<br />

Leberazinus wird eine funktionelle Einheit des Lebergewebes bezeichnet, nämlich<br />

das Gewebe, das durch dieselben Blutgefässe versorgt bzw. drainiert wird.<br />

Besonders für das Verständnis krankhafter Vorgänge in der Leber (z. B. Ausbreitung<br />

von Giftstoffen in der Leber) kann die Betrachtung der funktionellen Einheit hilfreich<br />

sein.<br />

Abb. 2: Gesundes Lebergewebe:<br />

normale Hepatozyten.<br />

Abb. 1: Schematische<br />

Darstellung der Leber mit<br />

Leberlappen und Gallenblase.<br />

Sämtliche Stoffwechselvorgänge finden in den<br />

Leberzellen (Hepatozyten) statt, die mit 70 % den<br />

Hauptteil des Lebergewebes ausmachen. Die<br />

Heptozyten sind in Form von zusammengesetzten<br />

Zellverbänden (Leberbälkchen) speichenförmig um<br />

die Zentralvene angeordnet, dazwischen liegen die<br />

sogenannten Lebersinusoide (erweiterte<br />

Kapillarräume). Da die verschiedenen Stoffwechselvorgänge<br />

der einzelnen Leberzellen aufgrund<br />

einer unterschiedlichen Enzymausstattung<br />

innerhalb des Leberläppchens nicht überall<br />

identisch sind, unterscheidet man periportale und<br />

perivenöse Stoffwechselzonen. Leberzellen nahe der Pfortader liegen in der<br />

periportalen Zone, Leberzellen nahe der Zentralvene in der perivenösen Zone.


Weitere Zellen in der Leber sind Endothelzellen zur Begrenzung der Leberbälkchen<br />

und der Leberläppchen. Sie bilden eine effektive Barriere zwischen dem Blut und<br />

dem Lebergewebe, welche jedoch selektiv für bestimmte Nährstoffe durchlässig ist.<br />

Die sogenannten Kupfferzellen spielen als sesshafte Makrophagen (große<br />

„Fresszellen“ die schädliche Stoffe aufnehmen können) eine wichtige Rolle in der<br />

Immunfunktion. Pit-Zellen sind Immunzellen, die als „natural killer cells“ gegen virale<br />

Erkrankungen und Tumorzellen schützen können. Ito-Zellen dienen der Speicherung<br />

von Fett und Vitamin A.<br />

Leberarterie<br />

Hintere Hohlvene<br />

(Vena cava caudalis)<br />

Gallenblase<br />

Abb. 3: Blutversorgung der Leber: Eintritt der Gefäße an der Leberpforte<br />

Pfortader<br />

(Vena portae)<br />

Die Blutversorgung der Leber (Abb. 3) findet zum einen über die Pfortader aus dem<br />

Verdauungstrakt (nährstoffreiches Blut), zum anderen über die Leberarterie<br />

(sauerstoffreiches Blut) statt. Da alle bei der Verdauung resorbierten Nährstoffe,<br />

Mineralien, Spurenelemente, Vitamine und Arzneimittel entweder über die<br />

Lymphbahn oder direkt über die Pfortader in die Leber gelangen, besteht zwischen<br />

dem Magen-Darm-Trakt und der Leber ein besonders enger Kontakt. Sowohl das mit<br />

Nährstoffen, Stoffwechsel-Abbauprodukten und Schadstoffen angereicherte Blut aus<br />

den Ästen der Pfortader als auch das sauerstoffreiche Blut der Leberarterie gelangen<br />

im Bereich des Leberazinus in das Leberläppchen. Dort vermischt sich das<br />

nährstoffreiche mit dem sauerstoffreichen Blut und läuft vorbei an den Leberbälkchen<br />

in den Lebersinusoiden in Richtung Zentralvene zur Mitte des Leberläppchens. Auf<br />

dem Weg dorthin findet ein reger Austausch von Substanzen und<br />

Stoffwechselprodukten aus dem Blut bzw. ins Blut statt. Über die Zentralvenen der<br />

Leberläppchen gelangt das Blut schließlich in die Lebervene, die in die hintere<br />

Hohlvene (Vena cava caudalis) mündet. Entgegen dem Blutfluss wird die von den<br />

Hepatozyten produzierten Galle durch Gallenkanälchen im Leberläppchen von<br />

zentral nach peripher transportiert und in den Gallengang im Leberazinus abgeben.<br />

Über zahlreiche Gallengänge (Abb. 4) gelangt sie schließlich in die Gallenblase.


Abb. 4: Querschnitt durch einen gesunden<br />

Leberlappen: Gefäße und Gallengänge im<br />

Anschnitt erkennbar.<br />

Die Leber hat eine zentrale Bedeutung<br />

für die Verdauung, die Resorption, den<br />

Stoffwechsel und die Speicherung<br />

zahlreicher Nährstoffe (Tab. 1) und<br />

befindet sich im ständigen Austausch mit<br />

anderen Organen.<br />

In der Leber werden rund 15 % aller<br />

Körperproteine synthetisiert. Zu den in<br />

der Leber produzierten Eiweißen<br />

gehören u. a. Albumin (größter Anteil der<br />

Bluteiweiße und wichtigstes<br />

Transportmolekül für Substanzen im<br />

Blut), Lipoproteine, die<br />

Gerinnungsfaktoren III, V, VII und XIII,<br />

einige Akut-Phasen-Proteine (z. B. Fibrinogen) und Komponenten des<br />

Komplementsystems (Bestandteil des Immunsystems). Der Transport von<br />

wasserunlöslichen Lipiden im wässrigen Blutplasma ist nur mit Hilfe geeigneter<br />

Transportsysteme möglich. Für freie Fettsäuren ist dies Albumin, alle anderen Lipide<br />

benötigen spezielle Lipoproteine.<br />

Dies sind Moleküle, die sowohl wasserlösliche als auch wasserunlösliche Anteile<br />

aufweisen. Anhand der Dichte unterscheidet man 3 verschiedene Gruppen von


Lipoproteinen mit spezifischen Aufgaben: Lipoproteine sehr geringer Dichte (VLDL),<br />

Lipoproteine geringer Dichte (LDL) und Lipoproteine hoher Dichte (HDL). Auch<br />

Chylomikronen mit deren Hilfe die aus der Nahrung verdauten Fette über die<br />

Lymphbahnen zur Leber oder zu den Organen transportiert werden, zählen zu den<br />

Lipoproteinen. Die Leber ist der Hauptort des Ammoniakstoffwechsels (Abb. 5) und<br />

kontrolliert zudem die Serumkonzentration der meisten Aminosäuren. Beim Abbau<br />

der Aminosäuren (und anderen stickstoffhaltigen Substanzen) entsteht Ammoniak<br />

(NH3), ein starkes Zellgift, das bereits in geringer Konzentration hoch toxisch ist. Im<br />

Harnstoffzyklus in der Leber wird Ammoniak in den weit weniger giftigen Harnstoff<br />

umgewandelt („entgiftet“), der anschließend über den Magen-Darm-Trakt oder die<br />

Nieren ausgeschieden werden kann. Aufgrund der Bildung von Akut-Phasen-<br />

Proteinen und Komplementsystemkomponenten leistet die Leber zudem einen<br />

wichtigen Beitrag bei der Immunabwehr bei Entzündungen und Erkrankungen.<br />

Abb.5: Ammoniakstoffwechsel in der Leber<br />

Die Leber ist maßgeblich an der Regulation des Blutzuckers beteiligt, unter dem<br />

Einfluss der Hormone Insulin (senkt den Blutzuckerspiegel) und Glukagon (erhöht<br />

den Blutzuckerspiegel). Da Glukose der „zentrale Energieträger“ im Organismus ist<br />

und sowohl das Gehirn als auch die Erythrozyten nahezu ausschließlich auf Glukose<br />

als Energielieferanten angewiesen sind, steht die Blutglukosekonzentration<br />

(„Blutzuckerspiegel“) im Mittelpunkt des Energiestoffwechsels. Der Blutzuckerspiegel<br />

wird einerseits durch den Verbrauch, andererseits durch die Bildung von Glukose<br />

bestimmt. Er ist sehr straff reguliert, da sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger<br />

Blutzuckerspiegel problematisch ist. Mit der Glukoneogenese (Glukoseneubildung)<br />

und der Glykolyse (Glukoseabbau) stehen dafür zwei gegenläufige<br />

Glukosestoffwechselwege zur Verfügung, die reziprok miteinander reguliert sind. Das<br />

heißt je nach aktuellem Bedarf wird in der Leber die Glukose entweder neu<br />

aufgebaut oder ab- bzw. umgebaut. Bei ungenügender Glukoseaufnahme über die<br />

Nahrung erfolgt eine Glukoseneubildung in der Leber unter Nutzung von Nicht-<br />

Kohlenstoff-Vorstufen wie glukoplastische Aminosäuren, Laktat, Glycerin und<br />

Propionat. Dadurch ist gewährleistet, dass selbst in Hungerphasen ausreichend<br />

Glukose bereit gestellt wird, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten.<br />

Umgekehrt wird nach einem Anstieg des Blutzuckers (z.B. nach der<br />

Nahrungsaufnahme) überschüssige Glukose in der Leber aus dem Plasma entfernt<br />

und in Form von Glykogen in den Hepatozyten eingelagert. Glykogen ist ein<br />

Reservekohlenhydrat, das bei absinkendem Blutzuckerspiegel als „schneller<br />

Energielieferant“ kurzfristig zur Verfügung steht. Sind die Glykogenspeicher in der<br />

Leber gefüllt, werden aus der Glukose Fettsäuren bzw. Tryglyceride gebildet.


Langfristig wird überschüssige Energie als Fett in die Fettdepots des Körpers<br />

abgegeben.<br />

Abb. 6: Fettverdauung beim Hund (schematisch)<br />

Für den Fettstoffwechsel (Lipidstoffwechsel) ist die Leber von zentraler Bedeutung<br />

(Abb. 6). Sie ist sowohl an der Produktion als auch am Abbau von Plasmalipiden<br />

(Cholesterin, Triglyceride, Phospholipide, Lipoproteine) beteiligt. Leberzellen sind in<br />

der Lage Fettsäuren aus Vorstufen zu synthetisieren oder zur Energiegewinnung<br />

abbauen (Lipidoxidation). Bei einem Energieüberschuss werden erhebliche Mengen<br />

an Fett in Form von Triglyceriden auch in der Leber abgelagert. Die größten<br />

„Fettspeicher“ befinden sich allerdings im Unterhautgewebe und im Bauchraum. Bei<br />

einem Glukosemangel (z. B. im Hungerzustand, nach Verbrauch der<br />

Glykogenreserven) werden die Fettsäuren nicht vollständig abgebaut, sondern zu<br />

Ketonkörpern umgebaut (Ketogenese), was überwiegend in der Leber stattfindet.<br />

Ketonkörper können in „Notzeiten“ zwar als Energiequelle von verschiedenen<br />

Gewebearten genutzt werden, verursachen aber bei einer überschießenden<br />

Produktion schwerwiegende Stoffwechselstörungen. Der weitaus größte Teil des<br />

Cholesterins (wichtiges lipides Molekül, u. a. Bestandteil von Zellwänden,<br />

Grundsubstanz vieler Hormone und von Gallensäuren) des Körpers wird in der Leber<br />

gebildet. Ausschließlich dort entstehen aus Cholesterin die Gallensäuren, sie sind<br />

der Hauptbestandteil der Gallenflüssigkeit.<br />

Beim Stoffwechsel verschiedener Vitamine nimmt die Leber eine Schlüsselrolle ein.<br />

Viele mit der Nahrung aufgenommen Vitamine werden erst in der Leber in ihre aktive<br />

Form umgewandelt (z. B. Vitamin B2, B6, B12, K, Vorstufe von Vitamin D) und in


einem gewissen Umfang gespeichert. Beispielsweise ist die Leber der<br />

Hauptspeicherort von Vitamin B12. Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> ist Vitamin C im<br />

Gegensatz zum Menschen und Meerschweinchen kein echtes Vitamin, da es in<br />

Leber und Niere selbst hergestellt werden kann. Vitamin C kann in der Leber nicht<br />

gespeichert werden.<br />

Hormone sind chemische Botenstoffe. Durch die Übermittlung von Informationen (vor<br />

allem zwischen dem Gehirn und den verschiedenen Zielorganen) haben sie im<br />

Körper eine wichtige „Regulationsfunktion“. Viele Hormone werden in der Leber<br />

abgebaut.<br />

Neben diesen vielfältigen Funktionen im Stoffwechsel dient die Leber auch als<br />

Speicherort für verschiedene Elemente, wie z. B. Vitamine, Eisen, Kupfer, Glykogen<br />

und Lipide. Dies hat zwar einerseits den Vorteil, dass diese Substanzen nicht ständig<br />

mit der Nahrung zu geführt werden müssen, andererseits besteht jedoch bei<br />

überschüssiger Zufuhr langfristig das Risiko einer exzessiven Speicherung bzw.<br />

einer Intoxikation (z. B. Vitamin A-Vergiftung).<br />

Durch die Bildung von Galle ist die Leber direkt an der Fettverdauung, Fettresorption<br />

und der Resorption fettlöslicher Vitamine im Dünndarm beteiligt. Gallenflüssigkeit<br />

besteht aus Gallensäuren und Gallenfarbstoffen. Gallensäuren werden in den<br />

Hepatozyten gebildet und in die Gallenkanälchen abgegeben, von wo sie weiter in<br />

die Gallenblase bzw. in den Dünndarm gelangen. Gallensäuren sind effektive<br />

Detergenzien. Sie emulgieren die Nahrungsfette und mit ihnen die fettlöslichen<br />

Vitamine im Dünndarm. Da die Menge der benötigten Gallensäuren die<br />

Synthesekapazität der Leber übersteigt, werden sie mit Hilfe des enterohepatischen<br />

Kreislaufes immer wieder recycelt, d. h. nach Resorption am Ende des Dünndarms<br />

gelangen sie über die Leber zurück in die Galle. Die wichtigsten Gallenfarbstoffe sind<br />

Bilirubin und Biliverdin. Sie entstehen beim Abbau des Eisen haltigen Farbstoffs der<br />

roten Blutkörperchen, dem sogenannten Häm. Im ersten Schritt wird Biliverdin wird<br />

zu Bilirubin umgebaut. Dieses Produkt (Bilirubin I) ist nicht wasserlöslich. Bilirubin I<br />

wird, an Albumin als Transportvehikel gebunden, zunächst in die Leber transportiert<br />

und anschließend an Glukuronsäure gekoppelt. Durch diese Reaktion wird das<br />

Molekül wasserlöslich, man bezeichnet es dann als Bilirubin II. Im nächsten Schritt<br />

wird Billirubin II in die Gallenflüssigkeit abgegeben und im Darm durch Bakterien<br />

weiter zu Urobilin und Stercobilin abgebaut. Letzteres bedingt die normale Kotfarbe.<br />

Ein Teil der Gallenfarbstoffe wird im Darm reabsorbiert und gelangt über den<br />

enterohepatischen Kreislauf erneut in die Leber und z. T. über das Blut zur Niere.<br />

Viele schädliche Stoffe werden von der Leber<br />

neutralisiert. Das können sowohl Endprodukte des<br />

Stoffwechsels (z. B. Ammoniak siehe oben) als auch<br />

Fremdsubstanzen, wie z. B. Arzneimittel,<br />

Futterinhaltsstoffe oder Umweltchemikalien sein.<br />

Zum Großteil handelt es sich dabei um fettlösliche<br />

Substanzen bei denen durch chemische<br />

Veränderungen der Moleküle (z. B. Oxidation,<br />

Reduktion, hydrolytische Spaltung) oder durch<br />

Konjugation (Kopplung an eine wasserlösliche Gruppe) die Wasserlöslichkeit<br />

verbessert wird, damit sie über die Niere oder die Galle aus dem Körper<br />

ausgeschleust werden können.


3 Pathophysiologie der Leber<br />

Betrachtet man die zentrale Stellung der Leber wird leicht verständlich, dass<br />

Lebererkrankungen eine Vielzahl von verschiedenen Funktionsstörungen nach sich<br />

ziehen können (Tab. 2). Auch wenn nur bestimmte Vorgänge betroffen sind, wirkt<br />

sich das leicht auf den gesamten Organismus aus, da der Stoffwechsel von<br />

Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten eng miteinander verknüpft ist. Eine<br />

unzureichende Futter- und Nährstoffaufnahme (z. B. Futterverweigerung, geringe<br />

Futterakzeptanz), ein erhöhter Bedarf (z. B. vermehrter Eiweißmetabolismus) und<br />

eine reduzierte Verdauungskapazität (z. B. Störung der Gallenfunktion) sind die<br />

Ursache, dass bei einer Erkrankung der Leber sekundär eine Mangelernährung<br />

(Malnutrition) entsteht. Die negativen Auswirkungen und Veränderungen einer zu<br />

geringen Energie- und<br />

Nährstoffversorgung auf den<br />

gesamten Stoffwechsel lassen sich<br />

am deutlichsten im Hungerzustand<br />

erkennen. Es ist zu<br />

berücksichtigen, dass die Leber<br />

über eine sehr große Reserve- und<br />

Regenerationskapazität verfügt<br />

und dadurch in der Lage ist, die<br />

Stoffwechselfunktionen trotz<br />

massiver Schädigung lange<br />

aufrecht zu halten und versucht<br />

den Abbau von Körpersubstanz so<br />

gering wie möglich zu halten.<br />

Klinische Symptome werden in der<br />

Regel deshalb erst im<br />

fortgeschrittenen Stadium manifest<br />

und fallen den Tierbesitzern in vielen Fällen auch erst sehr spät auf (Abb. 7). Gerade<br />

<strong>Katzen</strong> sind Experten darin, Symptome sehr lange zu verbergen.<br />

Tabelle 2: Leberfunktionsstörungen und klinische Auswirkungen<br />

Funktionsstörung Klinische Auswirkungen<br />

Kohlenhydratstoffwechsel<br />

Verminderte Glykogenspeicherung in der Leber<br />

Erhöhte Glykoneogenese<br />

Glukoseintoleranz und Insulinresistenz<br />

Fettstoffwechsel<br />

Verstärkte Lipolyse<br />

Reduzierte Gallensäurenausscheidung<br />

Proteinstoffwechsel<br />

Erhöhter Katabolismus<br />

Abb. 7: Ein deutlicher Gewichtsverlust ist oft erst im<br />

fortgeschritten Stadium der Lebererkrankung<br />

festzustellen. (Foto: Michel & Sorenmo)<br />

Hypoglykämie (bei akuter Leberkrankheit)<br />

Muskelschwund, Malnutrition<br />

Hyperglykämie (bei Leberinsuffizienz im Endstadium)<br />

Malnutrition, hepatische Lipidose (Katze)<br />

Gestörte Resorption von Fett und fettlöslichen<br />

Vitaminen<br />

Steatorrhoe (Fettstuhl)<br />

Koagulopathien (Gerinnungsstörungen)<br />

Malnutrition, Gewichtsverlust, HE


Vermehrte periphere Verwertung<br />

verzweigtkettiger Aminosäuren<br />

Gestörter Harnstoffzyklus (verminderte<br />

Harnstoffsynthese)<br />

Verminderte Albuminsynthese<br />

Verminderte Synthese von Gerinnungsfaktoren<br />

Vitaminstoffwechsel<br />

Verminderte Synthese und/oder Aktivierung<br />

Verminderte Speicherung<br />

Verminderte Resorption von Vitamin A, D, E, K<br />

bei Gallenstau (Cholestase)<br />

Mineralstoffe uns Spurenelemente<br />

Erhöhter Kupfergehalt in der Leber<br />

(Kupfervergiftung)<br />

Verringerter Zinkspiegel<br />

Entgiftung und Ausscheidung<br />

Verringerte Bilirubinausscheidung<br />

Unzureichende Entgiftung von Arzneimitteln<br />

und Ammoniak<br />

Förderung der HE<br />

HE<br />

Hypalbuminämie<br />

Koapulopathie (Gerinnungsstörungen)<br />

Mangel an Vitaminen B, C, D, K<br />

Mangel an B-Vitaminen<br />

Oxidative Schäden (Vitamin E),<br />

Koagulopathien (Vitamin K)<br />

Hepatitis (Lebererkrankung)<br />

Verringerte antioxidative Wirkung<br />

Gelbsucht (Ikterus)<br />

HE<br />

HE = Hepatische Enzephalopathie (schwerwiegende Funktionsstörung des zentralen Nervensystems<br />

bei fortgeschrittener Lebererkrankung mit mulitfaktoriellen Ursachen)<br />

Bei Lebererkrankungen kommt es zu einer raschen Erschöpfung der<br />

Glykogenspeicher in der Leber (besonders bei <strong>Katzen</strong>) und die benötigte Glukose<br />

muss über eine Glukoneogenese bereitgestellt werden (siehe unten). Bei schweren<br />

Lebererkrankungen ist aufgrund der geringen Glykogenspeicherung und der<br />

reduzierten Glukoneogenese eine Unterschreitung des normalen Blutzuckerspiegels<br />

im nüchternen Zustand möglich (Hypoglykämie). Bei einer chronischen<br />

Lebererkrankung kann sich im Zusammenhang mit einer Insulinresistenz bei<br />

gleichzeitig hohen Glukagonkonzentrationen im Blut auch eine leichte<br />

Überschreitung (Hyperglykämie) entwickeln.<br />

Die bei der Verdauung resorbierten Aminosäuren werden zum Aufbau und zur<br />

Regeneration von körpereigenen Proteinen verwendet. Im Überschuss<br />

aufgenommenes Eiweiß kann im Körper nicht gespeichert werden, sondern wird zur<br />

Energiegewinnung als „Brennstoff“ verwertet. Um die erforderlichen Aminosäuren für<br />

die Glukoneogenese, für die Synthese der Proteine des Immunsystems und für die<br />

Lipoproteine zur Verfügung zu stellen, werden deshalb Eiweiße aus der Muskulatur<br />

und aus anderen Geweben abgebaut und zur Leber weitergeleitet. Bei allen<br />

Lebererkrankungen wird ein verstärkter Proteinabbau (Proteinkatabolismus)<br />

beobachtet, der bei akuten Erkrankungen besonders ausgeprägt ist. Die Folgen sind<br />

Muskelschwund und eine Erhöhung die Stickstofflast, die es über den<br />

Harnstoffzyklus in der Leber zu entgiften gilt. Eine zu geringe Umwandlung von<br />

Ammoniak zu Harnstoff begünstigt die Entwicklung einer Hepatischen<br />

Enzephalopathie (HE, siehe Kapitel 4). Auch bei Infektionen und Blutungen im


Magen-Darm-Trakt ist der Eiweißabbau erhöht. Dies ist vor allem klinisch von<br />

Bedeutung, da sich bei leberkranken Tieren aufgrund einer Überforderung des<br />

Harnstoffzyklus (zu hoher Ammoniakanfall) rasch eine HE entwickeln kann. Während<br />

als Folge des Eiweißabbaus bei einer chronischen Lebererkrankung die<br />

aromatischen Aminosäuren (Aminosäuren mit einer Ringstruktur im Molekül) im Blut<br />

ansteigen, sinkt die Konzentration verzweigtkettiger Aminosäuren, da diese verstärkt<br />

als Energiequelle von der Muskulatur genutzt werden. Man nimmt an, dass auch das<br />

Ungleichgewicht zwischen aromatischen und verzweigtkettigen Aminosäuren für die<br />

Entstehung der HE von Bedeutung ist.<br />

Die Albuminsynthese in der Leber hat eine hohe Priorität, so dass geringe<br />

Albumingehalte im Blut (Hypoalbuminämie) immer für eine chronische Erkrankung<br />

sprechen. Klinisch äußert sich ein hochgradiger Albuminmangel in der Ausbildung<br />

von Ödemen. Durch eine verminderte Synthese von Gerinnungsfaktoren verlängert<br />

sich die Gerinnungszeit, beim Verbrauch der Gerinnungsfaktoren können schließlich<br />

spontane Blutungen aus allen Gefäßen auftreten (Verbrauchskoagulopathie). Bei<br />

schweren Lebererkrankungen ist die Verbrauchskoagulopathie die am häufigsten<br />

diagnostizierte Gerinnungsstörung.<br />

<strong>Katzen</strong> sind als „Fleischfresser“ (strikte Karnivore) auf die Aufnahme tierischer<br />

Proteinquellen angewiesen. Sie haben einen hohen Proteinbedarf, einen<br />

komplizierten Eiweißstoffwechsel (auch bei ausreichender Kohlenhydrataufnahme<br />

wird ständig Eiweiß zum Aufbau von Glukose herangezogen) und eine hohen Bedarf<br />

an den Aminosäuren Arginin und Taurin. Arginin ist für den Harmstoffzyklus sowohl<br />

für <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> essenziell, Taurin (wichtig für die Konjugation der<br />

Gallensäuren und den Gallefluss) nur für <strong>Katzen</strong>.<br />

Bei einem Mangel an Glukose und Energie werden vermehrt Fettsäuren zur<br />

Energieproduktion mobilisiert und das aus dem Fett freigesetzt Glycerin zum Aufbau<br />

von Glukose genutzt oder „verbrannt“. Die Folgen sind der Verlust von<br />

Körperfettreserven und Leberverfettung, was besonders bei übergewichtigen <strong>Katzen</strong><br />

die Gefahr einer hepatischen Lipidose nach sich zieht (siehe Kapitel 4).<br />

Eine Störung der Gallenausscheidung (z. B. durch eine Verlegung oder Entzündung<br />

des Gallengangs) führt zu einer schlechteren Verfügbarkeit von Gallensäuren im<br />

Darmkanal, einer geringeren Aufnahme von Fetten, fettlöslichen Vitaminen und<br />

einigen Mineralstoffen. Betroffene Tiere sind u. U. daran zu erkennen, dass sie hohe<br />

Fettmengen über den Kot ausscheiden, was man als Steatorrhoe bezeichnet (aber<br />

Vorsicht! wichtige Differenzialdiagnose ist Pankreasinsuffizienz). Da bestimmte<br />

Triglyceride auch ohne die Hilfe von Gallensäuren verdaut werden können, ist ein<br />

genereller „Fettmangel“ bei Lebererkrankungen jedoch selten. Die Leber ist der<br />

Hauptsyntheseort für Cholesterin, zu hohe Nüchtern-Cholesterinwerte im Plasma<br />

findet man bei Verlegung des Gallenflusses, zu niedrige Werte bei akuter<br />

Leberinsuffizienz.<br />

Eine Funktionsstörung der Leber kann zu einem Mangel der dort gespeicherten und<br />

aktivierten Vitamine führen. Bei einem Leberschaden wird der Mangel noch verstärkt,<br />

da Leberzellen für die Regeneration einen erhöhten Bedarf aufweisen, bes. Vitamin<br />

B-Komplex. Vitamin C wird in der Leber zwar gebildet, aber nicht gespeichert, so<br />

dass bei zu geringer Synthese ein Defizit möglich ist. Ein Mangel an fettlöslichen<br />

Vitaminen entsteht durch Störungen der Fettresorption oder der<br />

Gallensäurenfunktion. Am häufigsten ist bei einer chronischen Lebererkrankung ein<br />

Vitamin E-Mangel zu verzeichnen. Dies ist von klinischer Bedeutung, da Vitamin E<br />

als wichtiges Antioxidanz die empfindlichen Lipoproteine und Zellmembranen


schützt. Ein Vitamin E-Mangel erhöht die Empfänglichkeit des Gewebes für<br />

„oxidativen Stress“. Ein Mangel an Vitamin K ist zwar selten, aber er entwickelt sich<br />

rasch und durch Messung der Gerinnungszeit leicht zu diagnostizieren. Bei<br />

Menschen mit chronischen Lebererkrankungen wird häufig einen Mangel an B-<br />

Vitaminen und fettlöslichen Vitaminen festgestellt. Auch wenn fundierte Daten bei<br />

<strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> noch fehlen, ist es jedoch wahrscheinlich, dass ein derartiger<br />

Mangel auch bei ihnen eine Rolle spielt.<br />

Hohe in der Leber gespeicherte Mengen an Eisen und Kupfer sind toxisch, von<br />

klinischer Relevanz beim Hund und Katze ist Kupfer (Kapitel 4). Überschüssig<br />

ausgenommenes Kupfer wird normalerweise über die Galle ausgeschieden, eine<br />

Kupferakkumulation kommt vor bei einem Defekt im Kupferstoffwechsel oder<br />

sekundär aufgrund einer gestörten Ausscheidung bei einer lang anhaltenden Störung<br />

der Gallenbildung oder des Gallenabflusses. Weitere im Leberstoffwechsel aktive<br />

Spurenelemente sind Zink und Mangan. Ein Zinkmangel ist bei Lebererkrankungen<br />

ein häufiges Problem. Zink wirkt als Antioxidanz und fördert die Harnstoffsynthese,<br />

Mangan wirkt antioxidativ. Ein Mangel ist bei einer Leberzirrhose möglich.<br />

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass freie Radikale eine wichtige Rolle bei der<br />

Entwicklung eines Leberschadens bzw. bei der Verschlimmerung einer bereits<br />

vorliegenden Schädigung spielen. Freie Radikale scheinen insbesondere dafür<br />

verantwortlich zu sein, dass eine solche Erkrankung chronisch wird. Bei<br />

Entzündungen, Störungen des Galleflusses, immunologischen Prozessen und bei<br />

Belastungen durch Toxine kommt es zu einer vermehrten Belastung mit freien<br />

Radikalen und dadurch möglicherweise zu einer Störung bzw. Überforderung der<br />

Abwehrmechanismen. Mit Hilfe von mit der Nahrung aufgenommen Antioxidanzien<br />

(u. a. Vitamin E und C, Taurin, Karotinoide) und körpereigenen enzymatischen<br />

Abwehrsystemen (z. B. Superoxidismutase, Glutathionperoxidase, Katalase)<br />

versucht der Körper die freie Radikale in Schach zu halten (Abb. 8).<br />

Abb. 8: Synergistische Wirkung verschiedener Antioxidanzien<br />

Die Leber ist das zentrale Organ für die Entgiftung und Ausscheidung toxischer<br />

Substanzen, und zwar für Stoffwechselabbauprodukte wie z. B. Ammoniak, Bilirubin<br />

und Substanzen, die über den Verdauungstrakt aufgenommen werden (u. a.


Abb. 9: Ikterus der äußeren Haut<br />

bei einer Katze.<br />

erkennen (Gelbsucht = Ikterus, Abb. 9).<br />

Medikamente, Umweltgifte). Obwohl Ammoniak am<br />

stärksten für die Entwicklung der HE verantwortlich<br />

gemacht wird, besteht zwischen der<br />

Ammoniakkonzentration im Blut und den klinischen<br />

Symptomen kein enger Zusammenhang. Deshalb<br />

nimmt man an, dass auch andere über die Leber<br />

verstoffwechselte Substanzen zur Entstehung einer<br />

HE beitragen können. Ein gestörter<br />

Biluirubinstoffwechsel bzw. eine geringere<br />

Ausscheidung an Bilirubin ist klinisch an einer<br />

gelblichen Verfärbung der Schleimhäute, manchmal<br />

sogar der äußeren Haut (dort aber unauffälliger), zu


4 Die wichtigsten Lebererkrankungen<br />

Abb. 10: Cholezystitis: die Wand<br />

der Gallenblase ist durch die<br />

Entzündung verdickt (Pfeile).<br />

Unter dem Begriff Hepatopathie werden sämtliche<br />

Erkrankungen der Leber zusammengefasst. Spricht<br />

man von einer Hepatitis handelt es sich um eine<br />

Leberentzündung, bei einer Cholangitis um eine<br />

Entzündung der Gallengänge und bei einer<br />

Cholezystitis (Abb. 10) um eine Entzündung der<br />

Gallenblase. Sind sowohl die Gallengänge als auch<br />

das Lebergewebe von einer Entzündung betroffen,<br />

bezeichnet man das als Cholangiohepatitis.<br />

Cholestase bedeutet Störung des Galleflusses.<br />

Lebererkrankungen können in primäre und<br />

sekundäre eingeteilt werden. Primäre Erkrankungen<br />

entstehen in der Leber selbst, bei sekundären ist die<br />

Leber als Folge anderer Organerkrankungen oder Funktionsstörungen im Nachhinein<br />

betroffen. In beiden Fällen können die klinischen Symptome von Seiten der Leber<br />

sehr ähnlich oder sogar identisch aussehen (siehe Kapitel 5).<br />

Lebererkrankungen können angeboren sein (z. B. portosystemischer Shunt), aber in<br />

den meisten Fällen handelt es sich um erworbene akut oder chronisch verlaufende<br />

entzündliche, degenerative oder tumoröse Prozesse.<br />

• Hund<br />

� Akute Erkrankungen der Leber<br />

Eine akute Lebererkrankung ist meistens die Folge einer Aufnahme giftiger Stoffe,<br />

die die Leberzellen entweder direkt schädigen oder den Leberstoffwechsel so<br />

verändern, dass sekundär ein Leberzellschaden entsteht. Es gibt eine lange Liste<br />

potenziell lebertoxischer Substanzen, worunter neben verschiedenen Umweltgiften<br />

(wie z. B. Phenole, Trocknungsmittel, Mykotoxine) auch zahlreiche Arzneimittel (u. a.<br />

Ketokonazol, Phenylbutazon, Trimethoprim/Sulfonamid, Halothan, Mebendazol,<br />

Kortison) fallen. In der Regel sind Symptome einer durch Medikamente verursachte<br />

akute Lebererkrankung, erst nach einer längerfristigen Anwendung zu beobachten.<br />

Tritt dieser Effekt nicht bei allen behandelten Tieren gleichermaßen auf, geht man<br />

von einer erhöhten individuellen Empfindlichkeit aus. Häufiger als akute sind<br />

chronische Nebenwirkungen nach langfristiger Arzneimittelaufnahe (siehe unten). In<br />

seltenen Fällen werden akute Lebererkrankungen durch Infektionen (z. B. Hepatitis<br />

contagiosa canis/Hcc), Traumata, Hitzeschlag oder bei einer<br />

Verbrauchskoapulopathie ausgelöst.<br />

Je nach Schädigung können die Symptome akuter Erkrankungen von leichten<br />

Krankheitszeichen bis zum kompletten Leberversagen variieren. Typischerweise<br />

befinden sich betroffene <strong>Hunde</strong> in einem hyperkatabolischen Zustand, d. h. es wird<br />

massiv Körpersubstanz mobilisiert und umgesetzt. Als erste Notfallmaßnahme wird<br />

der Patient durch die Infusion von Elektrolyten, bei Bedarf auch Kalium und Glukose,<br />

stabilisiert. Die weitere medikamentelle Behandlung hängt von den klinischen<br />

Symptomen und dem Befinden ab. Besonders häufig leiden die <strong>Hunde</strong> unter<br />

Erbrechen und/oder Durchfall, z. T. mit Blutbeimengungen, in schweren Fällen<br />

entwickelt sich eine Hepathische Enzephalopathie. Zur Unterstützung der<br />

Regeneration des geschädigten Lebergewebes ist eine frühzeitige diätetische


Unterstützung angezeigt, damit alle dafür nötigen Nährstoffe in ausreichender Menge<br />

zu Verfügung stehen (siehe Kapitel 6).<br />

� Chronische Lebererkrankungen<br />

Chronische Hepatitiden sind häufig und kommen<br />

vor allem bei mittelalten <strong>Hunde</strong>n vor. Man<br />

versteht darunter nicht eine einzelne Erkrankung,<br />

sondern fasst eine Vielzahl verschiedener<br />

Krankheiten zusammen, die sich trotz<br />

unterschiedlicher Ursachen im Vorbericht, in den<br />

klinischen Symptomen, und z. T. auch in den<br />

histologischen Befunden sehr ähneln.<br />

Beispielsweise findet man in der histologischen<br />

Untersuchung meist gemischte entzündliche<br />

Zellinfiltrate, wobei Lymphozyten und<br />

Plasmazellen überwiegen (Abb. 11). Dieser<br />

Befund lässt zwar ein immunologisches<br />

Geschehen vermuten, aber man kann damit nicht<br />

unterscheiden, ob das Immunsystem primär<br />

betroffen ist oder eine Reaktion auf eine bereits<br />

vorher entstandene Leberzellschädigung ist. Da<br />

Abb. 11: Leberentzündung: Infiltrat<br />

aus Lymphozyten und Plasmazellen<br />

rund um die Portalvene<br />

sich die Erkrankung schleichend über einen<br />

langen Zeitraum entwickelt (Wochen bis Jahre)<br />

bleibt die Erkrankungsursache in dem meisten<br />

Fällen im Dunkeln. Auch der Krankheitsbeginn ist<br />

selten auszumachen, weil die damit verbundenen Symptome in der Regel gering sind<br />

oder lediglich Veränderungen der Leberenzyme im Plasma hervorrufen. Letzteres<br />

bleibt häufig unentdeckt, wenn nicht zufällig eine Blutuntersuchung durchgeführt<br />

wird. Der langsame Verlauf trägt zudem dazu bei, dass die Erkrankung erst relativ<br />

spät erkannt wird. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf entwickeln sich langsam<br />

Anzeichen, die auf eine Unterernährung schließen lassen (z. B. Abmagerung,<br />

Schwäche, Abgeschlagenheit), bei hochgradiger Leberschädigung entgleist der<br />

gesamte Stoffwechsel (siehe Kapitel 5). Bekannte Auslöser einer chronischen<br />

Lebererkrankung sind: abnorme Kupferspeicherung in der Leber (Kupfertoxikose<br />

siehe unten), langfristige Medikamenten- und/oder Toxinaufnahme sowie Infektionen.<br />

Eine Langzeittherapie mit Medikamenten ist bei Menschen der häufigste Auslöser<br />

einer chronischen Hepatitis. Auch beim Hund werden häufig langfristig Medikamente<br />

eingesetzt, z. B. zur Behandlung von Epilepsie oder Gelenkerkrankungen. Relativ gut<br />

erforscht ist die chronische Hepatopathie, die sich durch eine Langzeitgabe von<br />

Kortison (Glukokortikoide) bei <strong>Hunde</strong>n entwickelt. Sie äußert sich in erhöhten<br />

Leberwerten im Blut, eingeschränkter Leberfunktion und typischen Veränderungen<br />

der Leberzellen, ist aber selten so ausgeprägt, dass es zum Leberversagen kommt.<br />

Nach Absetzen von potenziellen „Leber schädigender“ Medikamenten verbessern<br />

sich in der Regel die klinischen Befunde wieder.<br />

Neben solchen reaktiven Hepatitiden kommen bei <strong>Hunde</strong>n häufig auch chronisch<br />

progressiv verlaufende Lebererkrankungen vor. Man nimmt an, dass in solchen<br />

Fällen durch die Entzündung des Lebergewebes - unabhängig von der Ursache -<br />

umfangreiche immunologische Prozesse in Gang gesetzt werden. Kann die


Entzündung mit Hilfe der Abwehrmechanismen nicht beseitigt werden, unterhält sich<br />

der Prozess von selbst, mit der Folge, dass die Erkrankung fortschreitet und dadurch<br />

die Leberschädigung weiter zunimmt. Aufgrund der effizienten und raschen<br />

Regenerationsfähigkeit der Leber können einmalige Schädigungen häufig vollständig<br />

behoben werden. Bei einer wiederholten Einwirkung von schädigenden Substanzen<br />

oder einer schwerwiegende Leberschädigung wird zur Reparation Bindegewebe und<br />

Kollagen in das Gewebe eingelagert, es entsteht eine Fibrose. Im frühesten Stadium<br />

kann die Fibrosierung noch reversibel sein, sobald sie fortschreitet ist jedoch eine<br />

Rückkehr zu einer „normalen“ Gewebestruktur nicht mehr möglich. Im Endstadium<br />

entwickelt sich eine Leberzirrhose, darunter versteht man eine hochgradige Fibrose<br />

mit Regenerationsknötchen: Funktionelles Lebergewebe wird in bindegewebiges<br />

„Narbengewebe“ umgebaut (Fibrose), die Regenerationsknötchen sind der Versuch<br />

des Körpers, funktionelles Lebergewebe zu ersetzen. Diese kleinen „Ersatz-<br />

Einheiten“ reichen aber nicht aus, um die Leberstruktur und Funktion wieder<br />

herzustellen... Die Leber erscheint optisch klein, fest und mit Knoten aus<br />

regenerierendem Lebergewebe überzogen. Die Leberzirrhose ist das irreversible<br />

Endstadium („end-stage liver“) verschiedener Lebererkrankungen. Je nach<br />

Ausdehnung der Zirrhose kommt es zum Leberversagen.<br />

Als Reaktion auf eine chronische Fibrose, eine Zirrhose und die veränderte<br />

Leberläppchenstruktur steigt der Blutdruck in der Pfortader, um in der Leber eine<br />

ausreichende Durchblutung aufrecht zu halten. Übersteigt der Pfortaderdruck den<br />

venösen Blutdruck im Körper, kommt es zur Ausbildung von portosystemischen<br />

Shunts. Darunter versteht man eine Gefäßverbindung zwischen der Pfortader und<br />

der hinteren Hohlvene, d. h. das Blut aus der Pfortader fließt nicht über die Leber<br />

sondern direkt in die Vena cava caudalis („Kurzschlussverbindung“). Die Folgen sind<br />

zum einen, dass der Leber Nährstoffe entzogen werden, zum anderen werden<br />

verschiedene Substrate nicht zum Abbau und zur Verstoffwechslung in die Leber<br />

transportiert. Bei intrahepatischen shunt-Verbindungen liegen Gefäßbrücken<br />

innerhalb der Leber vor, d. h. einzelne Leberbereiche werden nicht mehr richtig mit<br />

dem Blut aus der Pfortader versorgt.<br />

� Kupfertoxikose<br />

Ein Sonderfall der chronischen Leberschädigung<br />

ist die Kupfertoxikose (Kupferspeicherkrankheit)<br />

beim Hund. Kupfer wird im Lebergewebe<br />

gespeichert und führt in hohen Konzentrationen<br />

zu einer chronischen Entzündung, nachfolgend<br />

zur Zerstörung der Hepatozyten, Fibrose,<br />

Zirrhose und schließlich zum Leberversagen.<br />

Beim Bedlington-Terrier ist eine vererbte Störung<br />

der Kupferausscheidung durch die Hepatozyten<br />

schon lange bekannt. Betroffene Tiere<br />

akkumulieren fortwährend Kupfer in der Leber.<br />

Sie erkranken im Alter von 2-4 Jahren an einer<br />

Lebererkrankung und versterben ohne<br />

Abb. 12: Kupferspeicherkrankheit:<br />

Kupfer zeigt sich in diesem<br />

histologischen Schnitt in Form<br />

dunkler Körnchen im Lebergewebe.<br />

Behandlung innerhalb weniger Jahre schließlich an Leberversagen. Der<br />

Schweregrad der klinischen Symptome ist direkt mit dem Kupfergehalt in der Leber<br />

korreliert.


Überschüssige Konzentrationen an Kupfer sind auch bei anderen <strong>Hunde</strong>rassen<br />

beschrieben. Dabei ist die Rolle des Kupfers weniger klar, aber man nimmt an, dass<br />

bei manchen Rassen (z. B. West Highland White Terrier, Dobermann, Dalmatiner)<br />

die Kupferanreicherung in der Leber zur Entwicklung einer Lebererkrankung beiträgt<br />

(primäre Ursache) oder dass die Kupferausscheidung durch eine Störung des<br />

Galleflusses behindert ist (sekundäre Ursache). Im Vergleich zum Bedlington Terrier<br />

sind bei diesen <strong>Hunde</strong>n die Kupfergehalte deutlich niedriger.<br />

• Katze<br />

� Akute Erkrankung der Leber<br />

Abb. 13: Aufgrund ihres eher<br />

wählerischen Fressverhaltens nehmen<br />

<strong>Katzen</strong> seltener als <strong>Hunde</strong> Leber<br />

schädigende Fremdstoffe auf.<br />

Die Aufnahme Leber schädlicher<br />

Substanzen kommt bei <strong>Katzen</strong> weitaus<br />

seltener vor als bei Hund. Dies liegt<br />

überwiegend daran, dass <strong>Katzen</strong> als<br />

„Feinschmecker“ ein eher wählerisches<br />

Fressverhalten zeigen. Kommt es aber zur<br />

Aufnahme lebertoxischer Substanzen<br />

können <strong>Katzen</strong> besonders empfindlich<br />

reagieren, da sie nur eine eingeschränkte<br />

Fähigkeit besitzen, Stoffe in der Leber zu<br />

konjugieren ( = an Glucuronsäure zu binden,<br />

um die Wasserlöslichkeit und damit das Ausscheidungsverhalten über die Niere zu<br />

verbessern) und ihre körpereigenen Gluthationspeicher schnell erschöpft sind.<br />

Klinisch ist das von Bedeutung, wenn potenziell Leber schädigende Wirkstoffe über<br />

einen langen Zeitraum appliziert werden und/oder bei Überdosierungen von<br />

Medikamenten. Die Nebenwirkungen auf die Leber von Glukokortikoiden sind bei<br />

<strong>Katzen</strong> nicht so ausgeprägt wie beim Hund, dagegen vertragen sie Diazepam,<br />

Tetrazykline, Methamizol deutlich schlechter als <strong>Hunde</strong>. Auch wenn die Gefahr einer<br />

Leberschädigung gering ist, kann sich innerhalb weniger Tage bis Wochen eine<br />

toxische Hepatopathie entwickeln. Sobald die ersten Symptome auftreten, muss das<br />

Medikament sofort abgesetzt werden, um einem Leberversagen vorzubeugen.<br />

Besonders gefährlich für <strong>Katzen</strong> ist Phenol, das z. B. in Kunstharz und Farbstoffen z.<br />

T. aber auch in Arzneimittel vorkommt. Auf solche Medikamente sollte man möglichst<br />

verzichten.<br />

� Cholangitis/Cholangiohepatits-Komplex<br />

Anders als beim Hund, wo sich die Erkrankung meist auf das Lebergewebe<br />

beschränkt, sind bei leberkranken <strong>Katzen</strong> in der Regel die Gallenwege (mit)betroffen.<br />

Entzündliche Erkrankungen sind bei <strong>Katzen</strong> sehr häufig, sie werden unter dem<br />

Begriff Cholangitis/Cholangiohepatitis-Komplex zusammengefasst. Je nachdem<br />

welche Entzündungszelltypen vorherrschen, unterscheidet man eine eitrige, eine<br />

chronische und eine lymphozytäre Form.<br />

Bei der eitrigen Cholangitis/Cholangiohepatitis steigen Bakterien (bes.<br />

Colibakterien) aus dem Darm über den Gallengang bis in die Leber auf. Als<br />

Abwehrreaktion wandern daraufhin massiv neutrophile Granulozyten ins<br />

Gallengangsystem und in die Periportalfelder der Leber ein. Betroffene Tiere sind<br />

akut krank. Sie haben Fieber, verweigern das Futter, erbrechen und sind lethargisch,<br />

meist besteht eine Neutrophilie und Erhöhung der Leberenzyme im Blut. Auch eine<br />

Gelbsucht kann vorliegen. Die Gallengänge sind entzündet und verdickt. Eine


gefürchtete Komplikation ist, dass es durch das Eindicken der Gallenflüssigkeit oder<br />

durch Gallensteine zu einer partiellen oder vollständigen Verlegung der Gallenwege<br />

kommt. Die Behandlung der eitrigen Cholangitis umfasst Flüssigkeit- und<br />

Elektrolytsubstitution, die Gabe geeigneter Antibiotika, medikamentelle Stimulation<br />

der Gallensekretion (Choleretika) und eine Leberdiät.<br />

Viele <strong>Katzen</strong> mit einer eitrigen Cholangitis leiden gleichzeitig auch an einer<br />

Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und des Dünndarms<br />

(„Inflammatory Bowl Disease“/IBD). Dieses Krankheitsbild wird als „Triaditis“<br />

bezeichnet. Das Phänomen, dass von der Entzündung gleich drei Bauchorgane<br />

betroffen sind, führt man darauf zurück, dass bei <strong>Katzen</strong> Galle und Pankreassekret in<br />

einem gemeinsamen Ausführungsgang ins Duodenum münden. Dadurch gelangen<br />

die Bakterien bei einer aufsteigenden Infektion gleichzeitig in beide Gangsysteme<br />

und können somit sowohl eine Entzündung der Gallengänge als auch der<br />

Bauchspeicheldrüse verursachen. Es wird vermutet, dass die hohen Keimzahlen, das<br />

veränderte Bakterienspektrum und der erhöhte Druck bei einer<br />

Dünndarmentzündung einen Reflux in das Gangsystem von Galle und Pankreas<br />

begünstigen. Besonders während des Erbrechens, einem häufigen Symptom bei<br />

Darmentzündungen, steigt der Druck im Dünndarm an.<br />

Die chronische Cholangiohepatitis entwickelt sich vermutlich aus der akuten<br />

eitrigen Form, wenn diese Entzündung nicht vollständig abheilt. Es ist eine langsam<br />

fortschreitende Erkrankung, wobei meist ältere Tiere betroffen sind. Histologisch<br />

lassen sich typische Merkmale einer chronischen Entzündung wie Zellinfiltrate aus<br />

neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten und Plamazellen sowie eine Erweiterung<br />

und Fibrose der Gallengänge nachweisen. Die Entzündung wird durch eine<br />

gemischte Bakterienpopulation hervorgerufen, die aus dem Darmtrakt ins<br />

Gallensystem aufsteigt. Klinische Symptome ähneln denen der eitrigen Form,<br />

allerdings sind sie nicht so schwerwiegend und treten häufig intermittierend auf. Im<br />

Endstadium kann sich eine Zirrhose entwickeln. Die Behandlung erfolgt empirisch mit<br />

Kortison, Antibiotika, Choleretika und Antioxidanzien.<br />

Die lymphozytäre Cholangitis ist immunvermittelt<br />

und unterscheidet sich in der Pathogenese<br />

grundlegend von der neutrophilen Form. Die<br />

vorherrschenden Entzündungszellen sind<br />

Lymphozyten und Plasmazellen, die in den<br />

Gallengängen und um die Gallengänge herum im<br />

Lebergewebe zu finden sind. Es handelt sich um eine<br />

chronische Erkrankung, die langsam über Monate bis<br />

Jahre fortschreitet, d. h. die klinischen Symptome wie<br />

Gewichtsverlust, Futterverweigerung sowie Gelbsucht<br />

bestehen meist bereits seit längerer Zeit. Da<br />

betroffene Tiere häufig einen Flüssigkeitserguss in der<br />

Abb. 14: Der Gewichtsverlust<br />

bei lymphozytärer Cholangitis<br />

entwickelt sich schleichend.<br />

Bauchhöhle und eine Hypergammaglobulinämie aufweisen, kann die Erkrankung<br />

leicht mit der Felinen Infektiösen Peritonitis (FIP) verwechselt werden. Die<br />

Behandlung umfasst eine immunsuppressive Therapie mit Glukokortikoiden oder<br />

anderen Medikamenten, die die immunologischen Prozesse unterdrücken sowie<br />

Choleretika, Antioxidanzien und Diät. Bei hochgradigem Erguss kann die Flüssigkeit<br />

mittels Punktion aus der Bauchhöhle abgezogen werden, bei geringgradigem Erguss


ist der Einsatz von Diuretika (Arzneimittel zur „Entwässerung“ über die Niere)<br />

sinnvoll.<br />

� Hepatische Lipidose<br />

Bei der Leberlipidose handelt sich um ein einzigartiges Syndrom, das durch eine<br />

hochgradige Leberverfettung charakterisiert ist (Abb. 15), was zu einem<br />

intrahepatischen Gallenstau und nachfolgend zu einer gestörten Leberfunktion führt.<br />

Futterverweigerung und schneller<br />

Gewichtsverlust tragen zu einer Ablagerung von<br />

Fett in der Leber bei und sind die häufigsten<br />

Ursachen einer Leberlipidose. Auch wenn <strong>Katzen</strong><br />

ohne erkennbaren Grund daran erkranken<br />

können, leiden betroffene Tiere meistens an einer<br />

anderen Erkrankung, die mit Futterverweigerung,<br />

zu geringer Futteraufnahme oder chronischem<br />

Erbrechen einhergeht. Auch Stress kann eine<br />

Anorexie auslösen. Besonders gefährdet sind<br />

übergewichtige <strong>Katzen</strong>, die längere Zeit nicht<br />

Abb. 15: Vergrößerte Leber mit<br />

hochgradigen Fetteinlagerungen bei<br />

einer Katze mit hepatischer Lipidose.<br />

fressen.<br />

Die Ätiologie der Erkrankung ist zwar nicht genau<br />

geklärt, aber man geht davon aus, dass ein<br />

Zusammenhang mit den besonderen Stoffwechselvorgängen bei <strong>Katzen</strong> besteht. Im<br />

Hungerzustand entwickeln <strong>Katzen</strong> leicht eine Energieunterversorgung bezüglich<br />

Protein, da sie - als strikte Karnivore - in einem beträchtlichen Umfang Eiweiße<br />

immer auch als Energielieferanten nutzen. Besonders ein Mangel an den<br />

essenziellen Aminosäuren Arginin und Methionin scheint für die Entwicklung der<br />

hepatischen Lipidose entscheidend. Eine Eiweißunterversorgung führt u. a. auch zu<br />

einem Mangel an Transportproteinen, die für den Transport von Triglyceriden und<br />

anderen Lipid-Substanzen benötigt werden. Das Energiedefizit und der<br />

Eiweißmangel haben massive Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel. Die<br />

Geschwindigkeit des peripheren Fettabbaus übersteigt die Fähigkeit anfallende<br />

Fettsäuren zu verwerten und sie werden als Triglyceride in den Hepatozyten<br />

abgelagert (Abb. 16).<br />

a)<br />

Abb. 16: Gesundes Lebergewebe einer Katze (a) im Vergleich zum histologischen Schnitt der Leber<br />

einer Katze mit hepatischer Lipidose (b).<br />

Klinische Symptome einer Leberlipidose treten auf, wenn mehr als 50 % der<br />

Leberzellen betroffen sind. <strong>Katzen</strong> neigen besonders dazu, hohe Fettmengen in den<br />

Leberzellen anzureichern. Durch die Unterversorgung mit Nährstoffen insbesondere<br />

Eiweiß, verschlechtert sich die Leberfunktion zusätzlich. Beispielsweise liegen bei<br />

<strong>Katzen</strong> mit schwerer hepatischer Lipidose aufgrund eines Argininmangels häufig<br />

b)


erhöhte Ammoniakgehalte im Blut vor. Diese Tiere entwickeln oft eine HE, fressen<br />

dadurch noch weniger und es entwickelt sich ein fataler Teufelskreislauf! Aber auch<br />

ein Mangel an Kohlenhydraten in der Futterration kann zur Mobilisierung von<br />

Körperfett beitragen. Bei Lebererkrankungen sind oft die Gehalte an endogene<br />

Antioxidanzien reduziert, was den oxidativen Stress erhöht. Auch ein Mangel an L-<br />

Carnitin ist dokumentiert, der zur Förderung der Fettakkumulation in der Leber<br />

beitragen kann.<br />

Frühsymptome sind eine zunehmende Futterverweigerung und ein reduziertes<br />

Allgemeinbefinden mit wiederholtem Erbrechen über mehrere Wochen. Ein deutlicher<br />

Verlust der Muskelmasse ist typisch, während die Fettdepots am Unterbauch meist<br />

weitgehend erhalten bleiben. In der klinischen Untersuchung werden in der Regel<br />

Gelbsucht, Lethargie und eine Lebervergrößerung festgestellt, manche <strong>Katzen</strong><br />

speicheln auffallend stark infolge einer hepatischen Enzephalopathie (Abb. 17).<br />

Neben dem Ausgleich der Flüssigkeits- und<br />

Elektrolytdefizite sind diätetische Maßnahmen die<br />

Grundpfeiler der Behandlung und Vorbeugung einer<br />

Leberlipidose. Durch die Einführung der künstlichen<br />

<strong>Ernährung</strong> anorektischer <strong>Katzen</strong> per Nasen- oder<br />

Schlundsonde hat sich die Prognose dieser<br />

lebensbedrohlichen Erkrankung in den letzten Jahren<br />

deutlich gebessert. In der Regel erhalten betroffenen<br />

<strong>Katzen</strong> über 2-6 Wochen eine hochwertige und<br />

proteinreiche Sondennahrung, um essenzielle<br />

Nährstoffe zuzuführen und Regenerationsprozesse in<br />

der Leber zu unterstützen. Die Sonde wird entfernt,<br />

wenn die Tiere wieder freiwillig Futter aufnehmen.<br />

Weitere unterstützende diätetische Maßnahmen sind<br />

die Zufuhr von L-Carnitin zur Verbesserung des<br />

Fettstoffwechsels, Antioxidanzien und B-Vitamine.<br />

Außerdem sollte man stets nach einer<br />

Grunderkrankung als Auslöser suchen und diese<br />

natürlich ebenfalls behandeln.<br />

Abb. 17: Starker Speichelfluss<br />

(Hypersalivation) bei einer Katze<br />

mit hepatischer Lipidose.


5 Diagnostik von Lebererkrankungen<br />

• Anamnese<br />

Besonders zu Beginn sind Anzeichen einer Lebererkrankung äußerst variabel und<br />

unspezifisch. Das heißt es gibt keinen „typischen Vorbericht“, der eindeutig auf eine<br />

Leberschädigung hinweist. Zu den häufigsten und oftmals einzigen Veränderungen,<br />

die den Besitzern auffallen, zählen ein reduzierter Appetit bzw. die völlige<br />

Verweigerung des Futters und Erbrechen, was als ein Hinweis auf Übelkeit gedeutet<br />

werden kann. Häufig verhalten sich die Tiere ruhiger, ziehen sich zurück und sind<br />

weniger leistungsbereit. Langsamer Gewichtsverlust ist ein typisches Symptom einer<br />

chronischen Erkrankung, gelegentlich leiden die Tiere an Durchfall, z. T. an<br />

vermehrtem Durst und vermehrtem Harnabsatz. Die meisten Symptome werden erst<br />

erkannt, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Ein plötzliches Auftreten<br />

von Krankheitssymptomen bedeutet nicht zwangsläufig, dass es sich um eine akute<br />

Erkrankung handelt, sondern es ist auch möglich, dass sich eine schleichend<br />

verlaufende Erkrankung plötzlich verschlechtert. Die Möglichkeit einer<br />

Lebererkrankung sollte man auch in Betracht ziehen, wenn die Aufwachzeit nach<br />

einer Narkose oder Sedation verlängert ist (evtl. verzögerte Verstoffwechselung des<br />

Medikamentes).<br />

Liegt der Verdacht eine Lebererkrankung vor, sollten in der Anamnese folgende<br />

Punkte abgeklärt werden: Rasse, Alter, Impfung (z. B. beim Hund Hcc,<br />

Leptospirose), Kontakte mit anderen Tieren, Medikamentenverabreichung, Zugang<br />

zu Giftstoffen, allmähliches oder plötzliches Auftreten der Krankheitssymptome,<br />

kontinuierliche Verschlimmerung oder intermittierendes Auftreten der Symptome, Art<br />

der Fütterung, Fressverhalten, Kotbeschaffenheit, Veränderung des Körpergewichts,<br />

Veränderung des Bauchumfangs, abnormes Verhalten.<br />

Abb. 18: Die Symptome der<br />

Allgemeinuntersuchung sind bei<br />

Leberpatienten oft unspezifisch.<br />

• Klinische Symptome<br />

Die klinischen Symptome und Befunde<br />

der Allgemeinuntersuchung sind<br />

unspezifisch. Mit der Ausnahme von<br />

acholischem Kot (hellgrauer,<br />

kalkfarbener Kot, kann aufgrund des<br />

Fehlens von Gallensäuren nur bei einer<br />

vollständigen Gallengangsverlegung<br />

auftreten, daher nur sehr selten zu<br />

beobachten) gibt es kein Symptom, das<br />

eindeutig einer primären Hepatopathie<br />

zuzuordnen ist („pathognomonisches<br />

Symptom“). Das heißt es besteht immer<br />

die Möglichkeit, dass Erkrankungen oder<br />

Funktionsstörungen anderer Organ eine<br />

Lebererkrankung vortäuschen.<br />

Besonders die früh auftretenden Symptome sind wenig aussagekräftig, erst die bei<br />

schweren Funktionseinbußen auftretenden Symptome lassen zumindest eine<br />

Lebererkrankung vermuten (Tab. 3). Bei akuten Leberkrankheiten können Anorexie<br />

und Erbrechen zu einem plötzlichen Gewichtsverlust führen, während bei<br />

chronischen Lebererkrankungen aufgrund einer Mangelernährung die<br />

Gewichtsabnahme normalerweise zwar langsamer aber dafür kontinuierlich<br />

fortschreitet.


Tab. 3: Klinische Symptome bei Lebererkrankungen bei Hund und Katze<br />

Frühe Symptome<br />

Symptome bei schwerer<br />

Leberinsuffizienz<br />

Symptome bei<br />

Gallengangsverlegung<br />

Abb. 19: Gewichtsverlust gehört zu den<br />

häufigen klinischen Symptomen bei<br />

leberkranken Tieren.<br />

häufig Anorexie (Futterverweigerung)<br />

Erbrechen<br />

Durchfall<br />

Polydipsie/Polyurie (selten Katze)<br />

Lethargie (Schläfrigkeit)<br />

Gewichtsverlust<br />

weniger häufig Fieber (Katze. eitrige Cholangitis/Cholangiohepatitis)<br />

Aszites (Katze: lymphozytäre Cholangitis,<br />

Hund: chronische Hepatitis)<br />

Ikterus<br />

Hepatische Enzephalopathie<br />

Gerinnungsstörungen<br />

Acholische (entfärbte) Fäzes<br />

Die Hauptursache der Mangelernährung ist<br />

sicherlich krankheitsbedingt (kranke <strong>Hunde</strong><br />

und <strong>Katzen</strong> fressen in der Regel deutlich<br />

weniger oder gar nicht), was sich durch<br />

Stress z. B. bei stationärer Aufnahme des<br />

Patienten oder durch wenig schmackhaftes<br />

Futter noch zusätzlich verstärkt. Aber nicht<br />

nur eine unzureichende Futteraufnahme,<br />

auch eine unzureichende Verdauung der<br />

Nährstoffe und/oder ein erhöhter Bedarf<br />

spielen eine Rolle bei der Entstehung von<br />

Gewichtsverlust und Mangelernährung<br />

(siehe Abb. 20).<br />

Eine erhöhte Wasseraufnahme (Poydipsie) und ein erhöhter Harnabsatz<br />

(Polyurie) wird häufig bei <strong>Hunde</strong>n, aber nicht bei <strong>Katzen</strong> beobachtet. Außerdem hat<br />

man festgestellt, dass einige Tiere mit HE (siehe unten) deutlich mehr trinken, die<br />

Ursachen dafür sind bisher nicht genau erforscht.<br />

Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit einer Lebererkrankung kommt es häufig zu<br />

Veränderungen der Lebergröße und des Bauchumfangs. Eine vergrößerte Leber<br />

(Hepatomegalie) kann evtl. schon in der klinischen Allgemeinuntersuchung<br />

festgestellt werden. Dies ist natürlich abhängig vom Ausmaß der Lebervergrößerung,<br />

der Tiefe des Brustkorbs und dem <strong>Ernährung</strong>szustand. Bei sehr übergewichtigen<br />

Tieren ist die Palpation des Bauchraumes oftmals extrem schwierig und eine große<br />

Herausforderung. Bei <strong>Katzen</strong> verursachen die meisten Lebererkrankungen eine<br />

Hepatomegalie, bei <strong>Hunde</strong>n schrumpft die Leber bei chronischen Lebererkrankungen<br />

und ändert bei akuten ihre Größe kaum.


Abb. 20: Ursachen der Mangelernährung bei leberkranken <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong><br />

Unter Aszites versteht man eine krankhafte, übermäßige Flüssigkeitsansammlung in<br />

der freien Bauchhöhle („Bauchwassersucht“). Aszites kommt bei <strong>Hunde</strong>n mit<br />

chronischen Leberentzündungen häufig vor. Er wird verursacht durch einen erhöhten<br />

Blutdruck in der Pfortader, in vielen Fällen verbunden mit einem erniedrigten<br />

Albumingehalt im Blut, die Flüssigkeit hat einen geringen Eiweiß- und Zellgehalt. Die<br />

beim Hund beschriebene Ursache ist bei <strong>Katzen</strong> relativ selten. Bei ihnen sieht man<br />

einen Aszites eher im Zusammenhang mit der lymphozytären<br />

Choangitis/Cholangiohepatitis, wobei es sich dabei durch den hohen Gehalt an<br />

Globulinen um eine eiweißreiche Flüssigkeit handelt. Fällt in der klinischen<br />

Allgemeinuntersuchung eine Vergrößerung des Bauchumfangs auf, sollte man<br />

zunächst mit Hilfe der Undulationsprobe versuchen abzuklären, ob es sich um freie<br />

Flüssigkeit (also um einen Aszites) handelt. Dazu legt man die eine Hand flach an die<br />

seitliche Bauchwand und klopft mit den Fingern der anderen Hand einmal kurz und<br />

kräftig gegen die Bauchwand auf der gegenüberliegenden Seite. Liegt Flüssigkeit<br />

vor, setzt sich die dadurch erzeugte Druckwelle fort und kann von der flach<br />

aufliegenden Hand gefühlt werden. Bei Tieren mit viel Bauchfett ist dieser Test<br />

manchmal leider nicht eindeutig.<br />

Abb. 21: Ikterus bei einer leberkranken<br />

Katze.<br />

Als Ikterus (Gelbsucht) bezeichnet man<br />

eine Gelbfärbung der Haut, Schleimhäute<br />

und Gewebe, die durch einen erhöhten<br />

Gehalt an Billirubin im Blut hervorgerufen<br />

wird. Ein Ikterus entsteht entweder durch ein<br />

vermehrter Anfall von Billrubin im Blut (bei<br />

einer Hämolyse, d. h. einer Auflösung der<br />

roten Blutkörperchen = prähepatischer<br />

Ikterus) oder durch eine verminderte<br />

Ausscheidung infolge einer<br />

Lebererkrankung (= hepatischer Ikterus)<br />

oder einer Gallenabflussstörung (=<br />

posthepatischer Ikterus). Eine Gelbfärbung<br />

der Schleimhäute ist etwa ab einem<br />

Bilirubingehalt von 2 mg/dl Blut erkennbar.


Zur Beurteilung eignen sich die unpigmentierte Mundschleimhaut, die Konjunktiven<br />

sowie die Sklera (Lederhaut) des Auges. Gelbsucht zählt nicht zu den häufigen<br />

Symptomen beim Hund und bedeutet, dass eine schwere Leberschädigung vorliegt,<br />

bei der Katze manifestiert sie sich öfter und früher als beim Hund.<br />

Beim präherpatischen Ikterus wird die Leberaufnahmekapazität für Billirubin<br />

überschritten, so dass es sich im Blut „zurück staut“. Der hepatische Ikterus hat seine<br />

Ursache in der Leber selbst. Er tritt auf, wenn die Ausscheidung der Hepatozyten in<br />

die Gallenkanälchen gestört ist und Billirubin II in die Blutbahn gelangt. Die<br />

Umwandlung von Bilirubin I in Billirubin II ist dagegen sehr stabil und funktioniert<br />

häufig noch trotz schwerer Leberschädigung. Daraus folgt, dass nicht bei allen<br />

Lebererkrankungen auch mit einem Ikterus gerechnet werden kann. Der<br />

posthepatische Ikterus entsteht bei einem teilweisen oder vollständigen Verschluss<br />

der Gallengänge. Er wird besonders bei <strong>Katzen</strong> mit einer<br />

Cholangitis/Cholangiohepatitis regelmäßig beobachtet.<br />

Die Hepatische Enzephalopathie (HE) ist eine metabolisch bedingte Störung des<br />

Zentralnervensystems, die sich sekundär infolge einer Hepatopathie entwickelt. Die<br />

häufigste Ursache bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> ist ein angeborener portosystemischer<br />

Shunt, aber auch erworbene Shunts, die als Folge einer Blutdruckerhöhung bei<br />

schwerer chonischer Hepatitis, Leberfibrose und –zirrhose entstehen und andere<br />

schwere Leberschädigungen können eine HE auslösen. Man unterscheidet eine<br />

akute und schwere Form bei plötzlichem Leberversagen von einer chronischen Form,<br />

bei der die klinischen Symptome von Grad der Hirnstörung abhängen. Kann die<br />

auslösende Erkrankung der HE geheilt werden, bestehen gute Chancen, dass sich<br />

auch die neurologischen Störungen komplett zurückbilden. Typisch ist, dass die<br />

Symptome intermittierend auftreten und sich Phasen mit stärkeren neurologischen<br />

Ausfällen und Phasen mit milderen Symptomen abwechseln. Häufige bei <strong>Hunde</strong>n<br />

und <strong>Katzen</strong> auftretende klinische Symptome im Zusammenhang mit einer HE sind in<br />

Tabelle 4 dargestellt.<br />

Tab.4: klinische Symptome bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit HE (nach Rothuizen 2008)<br />

Schweregrad<br />

der Erkrankung<br />

Neurologische Symptome<br />

1 Gleichgültigkeit (Apathie), geringere Ansprechbarkeit, Starren,<br />

verringertes Interesse an der Umwelt<br />

2 Bewegungsstörungen (Ataxie), Kreisbewegungen, Erblindung,<br />

Speicheln, Drücken des Kopfes gegen Gegenstände<br />

3 Starre (Stupor), exzessives Speicheln,<br />

hochgradiger Aktivitätsverlust aber ansprechbar<br />

4 Koma, keine Reaktionen<br />

Andere Symptome<br />

Polyurie/Polydipsie, Erbrechen, geringe Ausdauer, Bewegungsunlust,<br />

Welpen mit angeborenem Shunt: schlechtes Wachstum und mangelnde Gewichtszunahmen<br />

Die neurologischen Symptome einer HE entstehen durch eine Störung verschiedener<br />

Neurotransmitter-Systeme im Gehirn, z. B. Glutamat-, GABA-System.


Neurotransmitter sind chemische Stoffe, die im Gehirn für den Informationsaustausch<br />

von Nervenzelle zu Nervenzelle zuständig sind. Glutamat ist ein Neurotransmitter mit<br />

erregender Wirkung, GABA mit hemmender Wirkung.<br />

Liegen Symptome einer Hepatischen Enzephalopathie vor, wird neben einer<br />

medikamentellen Reduzierung der Ammoniakbildung und –resorption im Dickdarm<br />

(Laktulose, Antibiotika) eine proteinreduzierte Diät gefüttert (siehe Kapitel 6).<br />

Sämtliche Gerinnungsfaktoren mit Ausnahme von dem von Willebrand-Faktor und<br />

Faktor VIII werden in der Leber gebildet. Die Synthese Vitamin K abhängiger<br />

Gerinnungsfaktoren ist gestört, wenn ein Verschluss des Gallengangs die normale<br />

Fettabsorption aus dem Darm verhindert. Wie Fett wird Vitamin K mit Hilfe der<br />

Gallensäuren absorbiert. Bei Hepatopathien mit massiven Leberschäden kann eine<br />

Vebrauchskoagulopathie auftreten. Je nach Schweregrad sind unterschiedliche<br />

Symptome möglich, z. B. verlängerte Nachblutungszeit nach Blutabnahmen oder<br />

Operationen bis hin zu Haut- und Schleimhautblutungen. Im Zusammenhang mit<br />

einem erhöhten Pfortaderblutdruck bei schwer leberkranken <strong>Hunde</strong>n können zudem<br />

Blutungen im gesamten Verdauungstrakt auftreten. Besteht der Verdacht einer<br />

Lebererkrankung sollte vor einer Operation oder einer Leberbiopsie immer ein<br />

Gerinnungsstatus erhoben werden.<br />

• Labor<br />

Abb. 22: Die Blutuntersuchung<br />

liefert wertvolle Informationen über<br />

Schwergrad und Fortschritt einer<br />

Lebererkrankung.<br />

Da die klinischen Symptome sehr unspezifisch<br />

sind, ist es das Ziel, mit einer<br />

labordiagnostischen Untersuchung zunächst<br />

abzuklären, ob überhaupt eine Lebererkrankung<br />

vorliegt. Dazu werden sinnvollerweise anhand<br />

eines allgemeinen „Screenings“ (Hämatologie,<br />

Serumbiochemie, Harnanalyse) die Funktionen<br />

verschiedener Organsysteme überprüft. Besteht<br />

der Verdacht einer Lebererkrankung sollten<br />

zumindest die Aktivitäten der wichtigsten<br />

Leberenzyme, also der Alanin-Amino-<br />

Transferase (ALT), der alkalische Phosphatase<br />

(AP) und der gamma-Glutamyl-Transferase (g-<br />

GT) bestimmt werden, außerdem<br />

Gesamtbilirubin, Albumin, Cholesterin, Harnstoff<br />

und Glukose. Zusätzlich sollte man immer auch<br />

ein großes Blutbild und eine Urinanalyse anfertigen lassen.<br />

Die sogenannten „Leberenzyme“ kommen in den höchsten Konzentrationen in der<br />

Leber vor, werden aber auch von Zellen anderer Organe synthetisiert. Bei<br />

Lebererkrankungen ist vor allem eine erhöhte Aktivität dieser Enzyme im Blut<br />

nachzuweisen. Allerdings lässt die Höhe keinen Rückschluss auf die Leberfunktion<br />

zu und spiegelt nicht in jedem Fall das Ausmaß der Leberschädigung wider.<br />

Beispielsweise können bei einer akutem Leberzellschädigung die<br />

Leberenzymaktivitäten im Blut zwar extrem ansteigen, aber wenn die akute Phase<br />

vorbei ist und keine weitere Schädigung auftritt, ist die Prognose für die Patienten<br />

dank der hohen Regenerationskraft der Leber gut. Eine chronisch erkrankte Leber<br />

hingegen kann stark geschädigt sein, obwohl die Leberenzyme im Normalbereich<br />

liegen. Trotz dieser Einschränkungen ist der Nachweis der Leberenzyme in der<br />

tierärztlichen Praxis zur Diagnosestellung, zur Abschätzung des Schweregrades der<br />

Erkrankung und zur Verlaufskontrolle des Krankheitsprozesses unverzichtbar.


Abb. 23: Gallensteine bei einer Katze: eine<br />

mögliche Ursache für eine Cholestase.<br />

(Foto: Lamb, Royal Veterinary College)<br />

ALT ist vornehmlich in der Leberzelle<br />

lokalisiert und gelangt bei einer<br />

Zellschädigung vermehrt ins Blut. Es ist<br />

ein wichtiger Marker für einen<br />

Leberzellschaden. AP ist ein<br />

membranständiges Enzym. Es ist nicht<br />

leberspezifisch, da es in vielen Organen<br />

vorkommt. In der Leber wird es durch den<br />

Kontakt mit Gallensäuren freigesetzt,<br />

erhöhte Werte können daher auch ein<br />

Indiz für eine Cholestase sein. g-GT im<br />

Serum stammt überwiegend aus dem<br />

Epithel der Gallengänge. Lebererkrankungen,<br />

die mit einer Cholestase<br />

einhergehen (z.B. Gallensteine, Abb. 23),<br />

führen zu einem deutlichen Anstieg.<br />

Veränderungen der Leberenzymaktivitäten können einerseits durch eine primäre<br />

Lebererkrankung, andererseits auch durch eine sekundäre Beteiligung der Leber im<br />

Verlauf einer anderen (nicht leberassoziierten) Erkrankung, einer Funktionsstörung<br />

und/oder einer Arzneimittelwirkung entstehen. Auch wenn die Veränderung der<br />

Leberenzyme auf eine Lebererkrankung hinweist, lässt sich damit nicht sagen,<br />

welche spezielle Erkrankung dahinter steckt. Leider gibt es auch Lebererkrankungen,<br />

die durch eine solche Routinelaboruntersuchung z. T. nicht erkannt werden.<br />

Beispielsweise kann bei einem portosystemischen Shunt ein hepatoenzephales<br />

Syndrom vorliegen obwohl sich die Leberenzymaktivitäten im Normalbereich<br />

bewegen.<br />

Zur Abklärung der Leberfunktion sind Leberfunktionstests, z. B. Messung der<br />

Serumgallensäuren, Erfassung der Gerinnungszeiten angezeigt. Die Bestimmung der<br />

Serumgallensäuren im nüchternen Zustand und 2 Stunden nach der Futteraufnahme<br />

ist ein sensitiver und spezifischer Indikator für die Leberfunktion. Unter<br />

physiologischen Bedingungen werden die Gallensäuren schnell und sehr effizient<br />

aus dem Pfortaderblut rückabsorbiert. Dieser Test ist besonders beim Verdacht auf<br />

subklinische Leberkrankungen und Shunts von Bedeutung.<br />

Die Bestimmung des Nüchternwertes von Ammoniak eignet sich zum Nachweis einer<br />

Hepatischen Enzephalopathie. Liegt der Nüchternwert im Normalbereich, obwohl die<br />

Symptome für eine HE sprechen, kann zur weiteren Abklärung anschließend der<br />

Ammoniumtoleranztest durchgeführt werden.<br />

Der Nachweis von Harn-Bilirubin ist für <strong>Katzen</strong> stets krankhaft und ist daher ein<br />

empfindlicher Indikator einer Lebererkrankung. Dagegen kommen geringe Mengen<br />

an Bilirubin im Harn gesunder <strong>Hunde</strong> vor, sie sind ohne Bedeutung.<br />

• Bildgebende Verfahren<br />

Röntgenaufnahmen liefern einen ersten Eindruck über die Größe und Form der<br />

Leber und sind außerdem zum Nachweis von Gallensteinen geeignet.<br />

Gefäßanormalien in der Leber und der Pfortader lassen sich mit Hilfe einer<br />

Portographie (Röntgenaufnahme nach Eingabe von Kontrastmittel in die


Mesenterialgefäße) nachweisen. So lässt sich z. B. Die Verdachtsdiagnose eines<br />

portosystemischen Shunts bestätigen (siehe Abb. 24).<br />

a b<br />

Abb. 24: Portosystemischer Shunt bei einer Katze vor (a) und nach (b) operativem Verschluss:<br />

Während der Shunt vorher eine Umgehung der Leber darstellt, wird die Leber nach der OP wieder<br />

vollständig vom Portalvenenblut durchflossen.<br />

Spezifische Informationen über das Lebergewebe, Veränderungen der Gallengänge<br />

und der Blutgefäße erhält man dagegen durch Ultraschalluntersuchungen.<br />

Außerdem ist es möglich, unter Ultraschallkontrolle Galle für eine mikrobiologische<br />

Untersuchung und einen Resistenztest aus der Gallenblase zu gewinnen. Auch die<br />

Entnahme einer Lebergewebeprobe (Biopsie) erfolgt häufig unter sonographischer<br />

Kontrolle.<br />

• Biopsie<br />

Abb. 25: Leberbiopsie: ein kleines Stück<br />

Gewebe wird von der Oberfläche<br />

ausgestanzt.<br />

Eine definitive Diagnose ist häufig nur<br />

mit einer histologischen Untersuchung<br />

einer Gewebeprobe möglich. Sie kann<br />

entweder durch Feinnadelaspiration,<br />

perkutane Blindbiopsie oder durch eine<br />

Probenentnahme an der Leber bei<br />

eröffneter Bauchhöhle gewonnen<br />

werden. Die zuletzt genannte Methode<br />

ist zwar die aufwendigste, bietet aber<br />

den Vorteil, dass die Probe unter<br />

Sichtkontrolle entnommen wird und,<br />

dass eine ausreichend große<br />

Gewebeprobe für die Untersuchung zur<br />

Verfügung steht. Da Blutungen zu den<br />

häufigsten Komplikationen zählen, sollte vor all diesen Eingriffen ein<br />

Gerinnungsstatus erhoben werden.


6 <strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> & <strong>Katzen</strong><br />

� Grundzüge der Leberdiätetik<br />

Die Leber ist die „Drehscheibe des Stoffwechsels“: Hier laufen entscheidende<br />

Reaktionen des Auf- und Abbaus von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen ab. Bei<br />

einer Lebererkrankung ist davon auszugehen, dass die Verwertung eines oder<br />

mehrerer dieser drei Hauptnährstoffe gestört sein kann. Eine Nahrung für<br />

leberkranke <strong>Hunde</strong> oder <strong>Katzen</strong> muss daher vor allem hochverdaulich sein. Dies<br />

allein sorgt schon für eine Entlastung des kranken Organs, denn eine zentrale<br />

Aufgabe der Leber ist die unschädliche Beseitigung der Restprodukte aus dem<br />

Nährstoffabbau. Je weniger Reste dort anfallen (hochverdauliche Nahrung), desto<br />

besser für die kranke Leber. Der Energiebedarf von <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit<br />

Lebererkrankungen entspricht in der Regel dem Erhaltungsbedarf. Zu<br />

berücksichtigen ist aber, dass Übelkeit und Widerwillen gegen das Futter (Aversion)<br />

typische Begleiterscheinungen solcher Erkrankungen sind. Das Futter muss daher<br />

hochschmackhaft sein und eine hohe Energiedichte aufweisen, da leberkranke Tier<br />

häufig nur kleine Futtermengen aufnehmen.<br />

Eine gezielte Leberdiätetik verfolgt 4 Ziele:<br />

� Deckung des grundlegenden Nährstoff- und Energiebedarfs<br />

� Unterstützung der Leberzellregeneration<br />

� Verhinderung weiterer Leberschäden durch übermäßige Kupferspeicherung<br />

und oxidativen Stress (freie Radikale)<br />

� Komplikationen minimieren (HE, portaler Bluthochdruck, Aszites)<br />

Energie: Leberkranke Hund und <strong>Katzen</strong> müssen<br />

ausreichend mit Energie versorgt sein, damit ein<br />

Gewichtsverlust mit Abbau von Muskulatur<br />

weitestgehend vermieden wird. Als Orientierung für<br />

die tägliche Energiezufuhr dient der Erhaltungsbedarf:<br />

110-130 kcal /kg Körpergewicht 0,75 für <strong>Hunde</strong><br />

50-60 kcal/kg Körpergewicht für <strong>Katzen</strong><br />

Beachte: Die Angabe für <strong>Hunde</strong> bezieht sich aufgrund<br />

der hohen Variation in Bezug auf Körpergröße und<br />

Gewicht (unterschiedliche Rassen) auf das<br />

metabolische Körpergewicht. Bei der Katze dient das<br />

tatsächliche Körpergewicht in kg als Bezugsgröße.<br />

Bei einigen Leberpatienten kann der Energiebedarf<br />

auch erhöht sein. Grund sind eine Bescheunigung<br />

des Stoffwechsels (Hypermetabolismus), die man im<br />

Endstadium schwerer Erkrankungen häufig<br />

Abb. 26: Ein Gewichtsverlust<br />

ist durch eine ausreichende<br />

Energiezufuhr zu vermeiden.<br />

beobachten kann, oder ein erhöhter Bedarf für die Regeneration und Heilung.<br />

Die Eiweißversorgung sollte bedarfsdeckend sein. Ein Eiweißüberschuss, der unter<br />

Praxisbedingungen im Futter für gesunde Tiere relativ häufig vorkommt, ist jedoch zu<br />

vermeiden. Im Vergleich zu Futtermitteln für gesunde Tiere ist der Eiweißgehalt in<br />

einer Leberdiät daher moderat reduziert. Besonders wichtig ist aber eine hohe<br />

Eweißqualität: Zum einen muss auch bei verminderter Zufuhr die Versorgung mit<br />

allen essenziellen Aminosäuren sichergestellt sein, damit die Leber in der<br />

Heilungsphase der Erkrankung ihr hohes Regenerationspotenzial voll ausschöpfen


kann. Zum anderen wird die Leber entlastet, wenn ein möglichst hoher Anteil der<br />

Proteine bereits im Dünndarm verdaut wird (siehe Abb. 27). Mindernd auf die<br />

Ammoniakproduktion im Darm kann sich auch ein Wechsel der Proteinquellen im<br />

Futter auswirken: Pflanzliche Proteine oder solche aus Milchprodukten sind<br />

gegenüber Fleischprotein hier vorteilhafter. Schläfrigkeit und eingetrübtes<br />

Bewusstsein kurz nach der Nahrungsaufnahme sind bei Tieren mit einem<br />

portosystemischen Shunt typische Anzeichen der schädlichen Wirkung von<br />

Ammoniak im zentralen Nervensystem (siehe Kapitel 4), aber auch Krämpfe oder<br />

komatöse Zustände können bei diesen Patienten auftreten. Der Schweregrad der<br />

Symptome korreliert mit dem Eiweißgehalt der letzten Mahlzeit. Daher ist bei Shunt-<br />

Patienten ggf. eine stärkere Eiweißrestriktion erforderlich. Zeigen sie Symptome<br />

einer Ammoniak-Vergiftung, sollte die Proteinzufuhr auf den Minimalbedarf<br />

beschränkt werden (ca. 2g/kg Körpergewicht und Tag beim Hund bzw. 3 g bei der<br />

Katze). Bei dieser drastischen Eiweißrestriktion sollten die Tierhalter auf Anzeichen<br />

eines Eiweißmangels achten (Gewichtsverlust, Muskelabbau, schlechte Fell- und<br />

Hautqualität).<br />

Abb. 27: Pflanzliche Proteine, die überwiegend bereits im Dünndarm verdaut werden (L.I.P. = low<br />

indigestible protein) sind besonders günstig bei Lebererkrankungen<br />

Andererseits kann der Eiweißbedarf bei Leberpatienten aufgrund umfangreicher<br />

Heilungsprozesse auch erhöht sein. <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose erholen sich<br />

schneller bei ausreichend hoher Zufuhr an hochwertigem Protein, wohingegen ein<br />

Proteinmangel ursächlich an der Entstehung der Erkrankung beteiligt zu sein scheint.<br />

Ziel der Diätetik ist es daher, sich ausgehend von der moderat reduzierten<br />

klassischen Leberdiät für jeden einzelnen Patienten individuell an die höchstmögliche<br />

Proteinmenge heranzutasten, die dieser noch verträgt, ohne klinische Symptome der<br />

Lebererkrankung zu entwickeln. Bei <strong>Katzen</strong> sollte keine Eiweißrestriktion<br />

vorgenommen werden, es sei denn, es liegt eine Hepatoenzephalopathie vor, die<br />

nicht Folge einer hepatischen Lipidose ist (sehr selten!).<br />

Ungünstig ist in jedem Fall eine erhöhte Zufuhr an minderwertigem Protein, da von<br />

diesen ein erheblicher Anteil in den Dickdarm übertritt und so die<br />

Ammoniakproduktion gesteigert wird. Bindegewebige Kauartikel (Büffelhautknochen,<br />

Ochsenziemer) sollten daher vom Speiseplan <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> gestrichen<br />

werden.<br />

Kohlenhydrate stellen beim leberkranken Tier eine wichtige Energiequelle dar. Ihre<br />

Zufuhr ist daher im Vergleich zum gesunden Tier oft erhöht. Zu beachten ist<br />

allerdings, dass bei Vorliegen einer Glukoseintoleranz (häufig bei Leberinsuffizienz)<br />

die Kapazität zur Verstoffwechselung leicht verdaulichen Kohlenhydraten vermindert<br />

ist. Menge und Kohlenhydratquellen müssen also so gewählt werden, dass bei


Fleischfressern, die von Natur aus auch ohne Kohlenhydrate auskommen könnten,<br />

eine gute Verträglichkeit gewährleistet ist. Zum Einsatz kommen leicht verdauliche<br />

und gut aufgeschlossene Kohlenhydratquellen (z.B. gekochter Reis). Reis hat den<br />

Vorteil, dass er sich auch bei Durchfall (einem häufigen Begleitsymptom von<br />

Lebererkrankungen) als günstig erwiesen hat.<br />

Entgegen häufiger Annahmen vertragen<br />

<strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> mit Lebererkrankung<br />

relativ hohe Mengen an Nahrungsfett<br />

(30-50% der Kalorien aus Fett). Die hohe<br />

Energiedichte und der positive Einfluss<br />

von Fett auf die Akzeptanz der Diät<br />

stellen wichtige Vorteile dar und machen<br />

diesen Nährstoff zum<br />

Hauptenergieträger einer Leberdiät. Ein<br />

reduzierter Fettgehalt ist nur angezeigt,<br />

wenn die Tiere offensichtlich unter einer<br />

Fettverdauungsstörung leiden (Fettstuhl<br />

= Fäzes fettig, gelblich, Fensterkitt-artig<br />

Abb,. 28: Der Fettgehalt hat einen großen<br />

Einfluss auf die Akzeptanz und den<br />

Energiegehalt einer Nahrung.<br />

und/oder Hinweis auf eine<br />

Gallenabflussstörung).<br />

Der Einsatz löslicher, fermentierbarer<br />

Nahrungsfasern (Pektin, Psyllium)<br />

fördert das Wachstum der „guten“<br />

Darmbakterien, die Ammoniak-Stickstoff binden (= in bakterielles Protein einbauen)<br />

können. Dieser bakteriell fixierte Stickstoff wir mit dem Kot ausgeschieden und<br />

belastet somit nicht die Leber. Beim Abbau der fermentierbaren Fasern entstehen<br />

kurzkettige Fettsäuren, die den Darminhalt ansäuern. Das schafft ungünstige<br />

Bedingungen für eiweißspaltende Darmbakterien, die für die Ammoniakbildung<br />

verantwortlich sind. Sie werden zahlenmäßig reduziert, was effektiv Leber entlastet.<br />

Denn diese unerwünschten Keime bilden Ammoniak nicht nur aus Nahrungsprotein,<br />

sondern auch aus Harnstoff, der bei einer Azotämie (erhöhter Blutharnstoff-Spiegel<br />

bei gleichzeitig vorliegender Nierenerkrankung) aus dem Blut in den Darm diffundiert.<br />

Natrium sollte bei Tieren mit Aszites (Bauchwassersucht) reduziert sein, ansonsten<br />

kann die Zufuhr der anderen Mengenelemente wie beim gesunden Tier erfolgen. Bei<br />

<strong>Hunde</strong>n kommt als Sonderform der Lebererkrankung die Kupferspeicherkrankheit<br />

vor, daher sind Leberdiäten für <strong>Hunde</strong> meistens kupferreduziert. Ein erhöhter<br />

Zinkgehalt hemmt zusätzlich die Cu-Absorption aus dem Darm, da beide Elemente<br />

im Darm um dasselbe Transportsystem konkurrieren. B-Vitamine sollten in höherer<br />

Menge (Erhaltungsbedarf x 2) zugeführt werden, um Verluste z.B. bei Durchfall oder<br />

durch die eingeschränkte Leberfunktion (fast alle B-Vitamine sind am<br />

Energiestoffwechsel beteiligt und werden z.T. in der Leber aktiviert) auszugleichen.<br />

Außerdem beeinträchtig ein Vitamin-B-Mangel den Appetit.<br />

Vorsicht ist bei den Vitaminen C, A und D geboten. Vitamin C gehört zwar zu den<br />

Antioxidanzien, die prinzipiell in einer Leberdiät wünschenswert sind, Ascorbinsäure<br />

kann jedoch die Gewebeschäden durch Kupfer und Eisen bei Lebererkrankungen<br />

verstärken. Daher sollten keine reinen Vitamin-C-Präparate in hohen Dosierungen<br />

nach dem Motto „schadet ja nicht, ist ja wasserlöslich“ eingesetzt werden. Sicherer<br />

sind synergistisch wirkende Kombinationen verschiedener Antioxidanzien,<br />

insbesondere mit Vitamin E. Vitamin A wird in der Leber gespeichert und kann bei<br />

chronisch erhöhter Zufuhr selbst Leberschäden hervorrufen. Vitamin D im Übermaß


egünstigt die Verkalkung von Weichgeweben, was im Falle einer Lebererkrankung<br />

ebenfalls zu vermeiden ist.<br />

Abb. 29: Für den kurzfristigen<br />

Einsatz eignet sich eine<br />

Nasensonde.<br />

� Unterstützende Maßnahmen<br />

o Fütterungstechnik<br />

Leberkranke <strong>Katzen</strong> und <strong>Hunde</strong> haben oft keinen<br />

Appetit. Um ihre Versorgung mit Energie sicher zu<br />

stellen, kann daher eine assistierte Fütterung (keine<br />

„Zwangsernährung“ im wörtlichen Sinne!) angezeigt<br />

sein. Dabei wird das Futter aus der Hand angeboten<br />

oder mit einer Fütterungsspritze verabreicht.<br />

Vergebliche Versuche einer solchen Fütterung unter<br />

Anwendung von Zwangsmaßnahmen (Fixierung der<br />

Pfoten und des Kopfes, Öffnen der Kiefer) erhöhen das<br />

Risiko einer Futteraversion, die zu einer dauerhaften<br />

Verweigerung der Diät führen kann. Bei dieser<br />

erlernten Ablehnungsreaktion verweigern die kranken<br />

Tiere dauerhaft die Futtersorte, die ihnen während der<br />

Phase der Nahrungsverweigerung (unter Zwang)<br />

angeboten wurde. Auch kann die Rückkehr zur<br />

freiwilligen Futteraufnahme verzögert sein. Beides ist<br />

bei Leberpatienten kontraproduktiv. Eine <strong>Ernährung</strong><br />

per Sonde stellt daher insbesondere bei <strong>Katzen</strong> oft die<br />

stressfreiere Variante der Nahrungszufuhr dar. Für den<br />

kurzfristigen Einsatz in der akuten Phase (für wenige<br />

Tage) eignet sich eine einfache Nasenschlundsonde. Sie bietet den Vorteil, dass sie<br />

ohne Operation gelegt werden kann, da bei einigen Patienten mit Lebererkrankung<br />

ein erhöhtes Blutungsrisiko ein invasives Vorgehen verbietet. Die Nasensonde stellt<br />

jedoch keine dauerhafte Lösung da, da aufgrund des geringen Sondendurchmessers<br />

(5-8 Fr.) nur dünnflüssige Nahrung verabreicht werden kann, die Schleimhaut der<br />

Nase und des Rachens gereizt wird und bei Erbrechen die Gefahr besteht, dass die<br />

Sonde Richtung Maul umgebogen wird (Retroflexion). Je weicher und dünner die<br />

Nasensonde ist (z.B. Silikonsonden), desto besser wird sie toleriert, desto größer ist<br />

aber auch das Risiko einer Retroflexion.<br />

Für die assistierte <strong>Ernährung</strong> über einen längeren Zeitraum (mehrere Wochen)<br />

eigenen sich Ösophagussonden sehr gut, die relativ einfach zu legen und mit relativ<br />

wenig Komplikationen behaftet sind.<br />

Sowohl bei der Nasenschlundsonde als auch bei der Ösophagussonde sollte das<br />

Sondenende etwa 1-2 cm kranial vor dem Mageneingang zu liegen kommen<br />

(Abb.30). Wird die Sonde bis in den Magen vorgeschoben, besteht ein erhöhtes<br />

Risiko für Komplikationen in Form einer Entzündung der Speiseröhre durch Reflux<br />

von Mageninhalt.<br />

Vor und nach jeder Mahlzeit sollten die Sonden mit wenigen Millilitern körperwarmen<br />

Wassers gespült werden. Die Sonde muss so geschützt werden, dass der Patient sie<br />

nicht durch Kratzen oder Beißen beschädigen oder entfernen kann (Halskragen bzw.<br />

Abdeckung mit einem Verband). Die Austrittsstelle der Ösophagussonde<br />

(Sondenstoma) muss täglich gereinigt und mit einer antibiotischen Salbe gepflegt<br />

werden. Sollte eine Ösophagussonde für einen längeren Zeitraum im Einsatz sein,<br />

währenddessen der Leberpatient nach Hause entlassen wird, ist der Tierhalter<br />

gründlich in den Pflegemaßnahmen zu unterweisen. Die Tagesration sollte auf


möglichst viele kleine Mahlzeiten verteilt werden, um die metabolische Belastung der<br />

Leber möglichst gering zu halten und die ohnehin eingeschränkte<br />

Verdauungskapazität nicht zu überschreiten: Nach einer kleinen Mahlzeit ist die<br />

Menge an Nahrungsbestandteilen, die unverdaut in den Dickdarm übertreten,<br />

geringer (das senkt die Ammoniakbildung im Dickdarm). Als Richtwert gelten<br />

mindestens vier Mahlzeiten pro Tag. Für einige <strong>Katzen</strong> ist aber selbst das noch<br />

zuviel, so dass sie erbrechen. In diesen Fällen sollte das Futter nur in Portionen von<br />

wenigen Millilitern (breiförmige Nahrung) kontinuierlich (stündlich) verabreicht<br />

werden.<br />

Abb. 30: Korrekte Lage der <strong>Ernährung</strong>ssonde: Ende der Sonde liegt mit etwas Sicherheitsabstand (1-<br />

2 cm) vor dem Mageneingang.<br />

Bei Sondenernährung sollten zunächst nur kleine Mengen Flüssigkeit (2-3x in ca.<br />

zweistündigem Abstand) verabreicht werden, um festzustellen, ob der Patient noch<br />

erbricht. Ist dies nicht der Fall, kann mit der eigentlichen Sondenfütterung begonnen<br />

werden, wobei die Futtermenge über 2-4 Tage langsam gesteigert wird, bis die zur<br />

Deckung des Tagesbedarfs erforderliche Menge erreicht ist. Es sollte auch immer<br />

parallel Futter zur freiwilligen Aufnahme angeboten werden, damit der Patient so<br />

rasch wie möglich wieder auf selbstständige Nahrungsaufnahme umgestellt werden<br />

kann.<br />

Vorsicht mit Appetit anregenden Medikamenten!<br />

Leberkranke Tiere sind keine besonders gut geeigneten Kandidaten für solche<br />

Präparate: Bei gestörter Leberfunktion kann die Verstoffwechselung der<br />

Medikamente vermindert sein. Diazepam (Valium) und andere Substanzen der<br />

gleichen Wirkstoffgruppe, die häufig zu diesem Zweck eingesetzt werden, können<br />

in seltenen Fällen selbst eine Leberinsuffizienz verursachen.<br />

Tritt in der Anfangsphase der Diätfütterung immer wieder schubweises Erbrechen<br />

auf, muss zunächst der Elektrolytstatus und ggf. der korrekte Sitz der Sonde<br />

überprüft werden. Ist hier alles in Ordnung, können Medikamente zur Unterdrückung<br />

des Brechreizes (Antiemetika) eingesetzt werden. Gut geeignet ist Metoclopramid<br />

(MCP), das neben seiner zentralen Brechreiz mindernden Wirkung im Gehirn auch<br />

die Magenentleerung fördert und somit einer möglichen Ursache des Erbrechens


(Magenlähmung) entgegen wirkt. Es kann bis zu dreimal täglich s.c. etwa 30 min vor<br />

der Fütterung verabreicht werden (Dosierung Hund und Katze: 0,2-0,5 mg /kg).<br />

o Flüssigkeitszufuhr<br />

Abb.31: Bei Erbrechen und Durchfall müssen<br />

Flüssigkeitsdefizite über eine Infusion<br />

ausgeglichen werden.<br />

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

ist lebenswichtig. Sie kann sich beim<br />

leberkranken Tier jedoch schwierig<br />

gestalten, insbesondere wenn<br />

Erbrechen und Durchfall die<br />

Symptomatik prägen oder sich das Tier<br />

in so schlechtem Allgemeinzustand<br />

befindet, das es weder Futter noch<br />

Flüssigkeit freiwillig zu sich nimmt. In<br />

solchen Fällen sind intravenöse<br />

Infusionen mit kristalloiden Lösungen<br />

(physiologische Kochsalzlösung,<br />

Ringerlösung) angezeigt. Bei <strong>Katzen</strong><br />

sollte keine Laktathaltige Ringerlösung<br />

verwendet werden, da bei manchen<br />

<strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose<br />

erhöhte Laktatwerte beobachtet<br />

werden. Auch Infusionslösungen mit<br />

Dextrose sind nicht geeignet, da diese<br />

eine Glukoseintoleranz hervorrufen und<br />

die Verfettung der Leberzellen<br />

verstärken kann. Darüber hinaus führt<br />

Dextrose zu einer osmotischen Diurese<br />

(vermehrter Harnfluss), durch die<br />

Elektrolytverluste verstärkt werden<br />

können. Besonderes Augenmerk ist auf<br />

folgende Laborwerte zu richten: Eine Hypokaliämie (zu niedriger Kaliumspiegel) kann<br />

eine bestehende HE verschlimmern, eine Hypoglykämie (zu niedriger Blutzucker)<br />

kommt bei Tieren, die nicht gefressen haben, häufig vor. Drittens kann eine<br />

Hypophosphatämie vorliegen. Die Gefahr für letztere ist bei <strong>Katzen</strong> in der Phase der<br />

Wiederanfütterung besonders groß (Refeeding-Phänomen mit<br />

Elektrolytverschiebungen ins Innere der Zellen). Fällt der Serumphosphatspiegel<br />

unter 2 mg/dl, besteht die Gefahr einer Hämolyse (Zerstörung der roten<br />

Blutkörperchen). Alle drei Parameter – Kalium, Glukose, Phosphat - können über<br />

entsprechende Zusätze in der verwendeten Infusionslösung korrigiert werden. Bei<br />

leberkranken Tieren, die wieder selbstständig fressen, kann in der Regel bald auf<br />

den Phosphatzusatz in der Infusion verzichtet werden, da die P-Zufuhr über die<br />

Nahrung ausreicht, um den Phosphatspiegel über dem kritischen Wert zu halten.<br />

Die Infusionen müssen sorgfältig überwacht werden, um eine Flüssigkeitsüberladung<br />

zu vermeiden: Ein durch Infusion massiv erhöhter Blutdruck könnte der kranken<br />

Leber weiteren Schaden zufügen.<br />

Auch die wasserlöslichen B-Vitamine lassen sich gut über die Infusionslösung<br />

verabreichen. Dazu werden etwa 2 ml eines Vitamin-B-Komplexes einem Liter<br />

kristalloider Infusionslösung zugesetzt. Die so vorbereitete Lösung ist vor direkter<br />

Lichteinstrahlung zu schützen (Flasche in Alufolie einwickeln).<br />

Rektale Einläufe, z.B. mit Laktulose in warmem Wasser, können zwar auch einen<br />

Beitrag zur Flüssigkeitszufuhr leisten, da Flüssigkeit ja vor allem im Dickdarm


absorbiert wird. Sie dienen jedoch in erster Linie der Entfernung von Ammoniak aus<br />

dem Dickdarm (Darmspülung).<br />

o Beeinflussung der Darmflora<br />

Der Einsatz löslicher, fermentierbarer Nahrungsfasern (Pektin, Psyllium) fördert das<br />

Wachstum der „guten“ Darmbakterien, die Ammoniak-Stickstoff binden (= in<br />

bakterielles Protein einbauen) können. Dieser bakteriell fixierte Stickstoff wird mit<br />

dem Kot ausgeschieden und belastet somit nicht die Leber. Nicht fermentierbare<br />

Fasern (echte Ballaststoffe) unterstützen die Darmmotorik und sorgen für einen<br />

regelmäßigen Kotabsatz. Die Kontaktzeit zwischen Darmbakterien und Fäzes wird<br />

auf diese Weise begrenzt, was die Ammoniakbildung im Dickdarm reduziert.<br />

Auch Antibiotika kommen zum Einsatz, um die Darmflora so zu verändern, dass<br />

weniger Ammoniak produziert wird. Neomycin wird nicht resorbiert und wird daher<br />

kurzfristig zur Unterdrückung der Darmflora eingesetzt. Zu beachten ist, dass von<br />

einer solchen Maßnahme alle Darmbakterien, auch die erwünschten, erfasst werden.<br />

Nachdem die Bakterien im Dickdarm zahlenmäßig dezimiert wurden, kann der<br />

Aufbau einer gesunden Darmflora durch die Gabe von Pro- und Präbiotika unterstützt<br />

werden.<br />

� Spezialfall leberkranke Katze<br />

Die akute und unter Umständen<br />

lebensbedrohliche hepatische Lipidose<br />

der Katze tritt häufig im Anschluss an eine<br />

Hungerphase > 48 h auf. Aufgrund einer<br />

überstürzten Mobilisation der<br />

Körperfettdepots wird die Leber mit freien<br />

Fettsäuren förmlich überschwemmt und ist<br />

aufgrund des akuten Energiemangels<br />

(Katze frisst nicht!) nicht in der Lage, diese<br />

Fettsäuren vollständig abzubauen. Oberste<br />

Priorität hat in diesen Fällen die<br />

Energieaufnahme: Zunächst ist wichtiger,<br />

dass die Katze etwas frisst als was sie<br />

Abb. 32: Die hepatische Lipidose tritt vor<br />

allem bei übergewichtigen <strong>Katzen</strong> im<br />

Anschluss an eine Hungerphase auf.<br />

frisst, und zwar so schnell wie möglich. Eine schnelle Nahrungszufuhr kann<br />

lebensrettend sein, daher empfiehlt sich eine <strong>Ernährung</strong> per Sonde, denn die<br />

meisten Lipidose-<strong>Katzen</strong> wollen und/oder können nicht mehr selbständig fressen.<br />

Ganz wichtig: <strong>Katzen</strong> mit Lipidose brauchen viel Eiweiß! Mindestens 30% der<br />

Futterenergie sollten aus Protein stammen, das hochverdaulich und biologisch<br />

hochwertig sein muss. Insbesondere auf eine ausreichende Zufuhr von Taurin und<br />

Arginin (einer Schlüsselsubstanz des Harnstoffzyklus) ist zu achten. Sobald sich der<br />

Zustand der Katze gebessert hat, sollte die Proteinzufuhr je nach Verträglichkeit<br />

weiter erhöht werden. Dies beschleunigt nachweislich die Rekonvaleszenz.<br />

Bei <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose sollte die Eiweißzufuhr NICHT<br />

reduziert, sondern je nach Verträglichkeit individuell gestaltet werden. Bei<br />

höherer Eiweißzufuhr erholen sich die <strong>Katzen</strong> schneller!


Zunächst muss der erkrankten Katze so viel Energie zugeführt werden, dass die<br />

Energiebilanz ausgeglichen ist und ein weiterer Abbau von Körpergewebe verhindert<br />

wird (Richtwert: 60 kcal/kg Körpergewicht/Tag). Da von der hepatischen Lipidose vor<br />

allem übergewichtige <strong>Katzen</strong> betroffen sind, besteht ein langfristiges Ziel aber häufig<br />

in einer Gewichtsreduktion. Als Anschlussfütterung für Lipidose-<strong>Katzen</strong> nach der<br />

Rekonvaleszenz eigenen sich daher energiereduzierte Abnehm-Diätfuttermittel, die<br />

neben einem erhöhten Faser- und reduzierten Fettgehalt auch einen hohen<br />

Proteingehalt aufweisen sollten.<br />

Abb. 33: Blutgerinnungsstörungen bei <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose können auf einen Vitamin K-<br />

Mangel zurückzuführen sein.<br />

Im akuten Stadium weisen etwa die Hälfte aller Lipidose-<strong>Katzen</strong><br />

Gerinnungsstörungen auf, die in der Regel gut auf die Gabe von Vitamin K1<br />

ansprechen. Fällt bei der Blutentnahme auf, dass die Blutgerinnung gehemmt ist,<br />

sollte ein operatives Vorgehen, z.B. das Legen einer Ösopahgostomiesonde,<br />

aufgrund des erhöhten Blutungsrisikos für mindestens 24 h nach der ersten Vitamin<br />

K-Gabe vermieden werden. Aufgrund der Häufigkeit dieser Komplikation scheint es<br />

angemessen, grundsätzlich allen <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose im Rahmen der<br />

stationären Behandlung Vitamin K per Injektion zu verabreichen, und zwar 0,5-1,5<br />

mg/kg 3x im Abstand von 12 h. Eine genaue Dosierung ist wichtig, da Vitamin K im<br />

Übermaß oxidative Schäden im Lebergewebe verursachen kann.<br />

Eine weitere für <strong>Katzen</strong> typische Form der Lebererkrankung ist die sogenannte<br />

Triaditis. Aufgrund der spezifischen anatomischen Verhältnisse (Abb. 34) entwickelt<br />

sich eine „Dreifach-Entzündung“ der Leber, des Dünndarms und der<br />

Bauchspeicheldrüse, wobei oft schwer zu sagen ist, welches Organ der<br />

ursprüngliche Sitz der Erkrankung war.<br />

Um es gleich vorweg zu nehmen: Bei einer „echten“ Triaditis besteht die Behandlung<br />

immer aus einer Kombination von diätetischen, das Immunsystem beeinflussenden<br />

und antibiotischen Maßnahmen. Ausgehend von der häufigsten Grunderkrankung<br />

beziehen sich diätetische Empfehlungen immer auf die Beherrschung einer


chronischen Darmentzündung.<br />

Eine Standardlösung, die in allen<br />

Fällen funktioniert, gibt es dafür<br />

jedoch nicht.<br />

Hypoallergene Fütterung: Da für<br />

die chronische Dünndarmentzündung<br />

ohne erkennbaren Auslöser<br />

(IBD = inflammatory bowel<br />

disease) eine gestörte<br />

Immunfunktion als mögliche<br />

Ursache vermutet wird, liegt es<br />

nahe, bei diesen <strong>Katzen</strong> eine<br />

hypoallergene und gleichzeitig<br />

hochverdauliche Diät einzusetzen.<br />

Diese wird auch für <strong>Katzen</strong> mit<br />

chronischer<br />

Bauchspeicheldrüsenentzündung<br />

empfohlen, wobei ein direkter<br />

Zusammenhang zwischen<br />

Allergenen und chronischer<br />

Abb. 34: Im Unterschied zum Hund münden bei der<br />

Katze der Gallengang und der Pankreasgang<br />

gemeinsam in den Dünndarm ein.<br />

Pankreatitis bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. Wählt man eine<br />

Diät mit pflanzlichen Eiweißträgern (z.B. Sojaprotein in hydrolysierter Form), kann die<br />

Ammoniakproduktion gesenkt und so die Leber effektiv entlastet werden. <strong>Katzen</strong>, die<br />

allein auf diese diätetische Maßnahme hin eine klinische Besserung zeigen, haben<br />

höchstwahrscheinlich keine Triaditis, sondern eine Futtermittelintoleranz oder -<br />

allergie. Trotzdem: Bei <strong>Katzen</strong> mit milden Symptomen sollte immer eine<br />

Ausschlussdiät versucht werden, bevor eine diätetisch gut beherrschbare<br />

Futtermittelintoleranz oder -allergie möglicherweise lebenslang mit Kortison<br />

behandelt wird, obwohl dies im Grunde verzichtbar wäre.<br />

Faserreiche Diäten: Überwiegt bei der Triaditis eine entzündliche<br />

Dickdarmproblematik, können unter Umständen Erfolge mit faserreichen Magen-<br />

Darm-Diäten erzielt werden. Diäten zur Gewichtsreduktion weisen zwar auch einen<br />

hohen Faseranteil (überwiegend unverdauliche Ballaststoffe) auf, sind aber in Bezug<br />

auf Energiedichte und Gesamtverdaulichkeit für Triaditis-Patienten mit<br />

Leberbeteiligung nicht optimal. Entscheidend ist die richtige Kombination von reinen<br />

Ballaststoffen (Rohfaser) und löslichen, fermentierbaren Fasern, die speziell die<br />

Darmgesundheit unterstützen (z.B. aus Psyllium und Pektin) und die Produktion von<br />

Ammoniak und Merkaptan im Darmlumen über eine Ansäuerung des Darminhaltes<br />

und die Förderung einer „günstigen“ Darmflora niedrig halten. Auf diese Weise wird<br />

die Leberbelastung verringert.<br />

Schonung von Leber und Pankreas: Triaditis-<strong>Katzen</strong>, bei denen die Beteiligung<br />

von Bauchspeicheldrüse und Leber (Pankreatitis oder Cholangiohepatitis) im<br />

Vordergrund steht, sollten eine fettreduzierte und hochverdauliche Nahrung erhalten.<br />

Der Proteingehalt sollte am Bedarf orientiert und nicht zu hoch sein, um einen<br />

möglichst geringen Übertritt unverdauter Proteine in den Dickdarm sicherzustellen,<br />

der die bakterielle Fermentation der Proteine mit Bildung Leber belastender<br />

Stoffwechselprodukte nach sich ziehen würde. Wenn parallel eine Pankreas- und<br />

Leberentzündung besteht, wovon bei einer Triaditis auszugehen ist, darf nicht wie<br />

beim Hund mit Pankreatitis eine längere Nüchternphase in Betracht gezogen werden,<br />

sondern es liegt eine dringende Indikation für Zwangs- oder besser ausgedrückt,


assistierte Fütterung vor, die ggf. mittels Sonde erfolgen sollte, um den Stress für die<br />

zu behandelnde Katze so gering wie möglich zu halten.<br />

� Fertignahrung oder Selbstgekocht?<br />

Eine <strong>Ernährung</strong> <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> ist sowohl mit Fertignahrung als<br />

auch mit selbstzubereiteten Rationen möglich. Die Vorteile kommerzieller Futtermittel<br />

bestehen in der einfachen Anwendung und der konstanten Zusammensetzung sowie<br />

der Möglichkeit, gesundheitsfördernde Nährstoffe (z.B. L-Carnitin, Antioxidanzien<br />

etc.) gleich in die Rezeptur zu integrieren. Vorteile selbstzubereiteter Rationen sind<br />

die Möglichkeit, diätetische<br />

Bedürfnisse von Tieren mit<br />

mehreren Krankheiten<br />

berücksichtigen zu können<br />

(z.B. Lebererkrankung und<br />

Futtermittelallergie) und die<br />

oftmals sehr gute Akzeptanz<br />

solcher hausgemachten<br />

Mischungen. Letzteres kann<br />

Abb. 35: Fertigdiäten sind eine ausgewogenen Lösung,<br />

aber eine selbstzubereitete Ration kann im Hinblick auf<br />

die Akzeptanz vorteilhaft sein.<br />

ein entscheidendes Argument<br />

sein, denn ein leberkrankes<br />

Tier, das nicht frisst, hat keine<br />

Chance zu genesen. Nur bei<br />

ausreichender Zufuhr an Energie und Nährstoffen kann die fortschreitende<br />

Leberdegeneration aufgehalten und der Regenerationsprozess eingeleitet werden.<br />

Die Herstellung einer Leberdiät in gleichbleibender Qualität stellt auch für versierte<br />

Tierhalter eine Herausforderung dar. Während früher zu recht argumentiert wurde,<br />

dass kommerzielle Futtermittel für gesunde <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> den diätetischen<br />

Anforderungen <strong>leberkranker</strong> Tiere nicht gerecht werden, gibt es heute<br />

maßgeschneiderte und klinisch geprüfte Diätnahrungen beim Tierarzt. Da aber ein<br />

und dasselbe Produkt nicht für jeden denkbaren Fall geeignet ist, sollte vor der<br />

Auswahl eine gründliche <strong>Ernährung</strong>sberatung durch den Tierarzt oder eine<br />

entsprechend geschulte Tierarzthelferin erfolgen.<br />

Bei der Auswahl der Rohstoffe und der Zusammensetzung der Ration gilt alles<br />

bereits über die Nährstoffe gesagt. Die Proteinquellen müssen hochwertig sein. Im<br />

Hinblick auf eine möglichst geringe Ammoniakbildung sind Soja und Milchprodukte<br />

günstiger als Fleisch. Leicht verdauliche Kohlenhydrate können in Form von<br />

gekochtem, polierten Reis oder gekochten Kartoffeln zur Verfügung gestellt werden.<br />

Leberpatienten mit stark schwankenden Blutzuckerwerten profitieren eher von<br />

komplexen Kohlenhydraten wie sie in Gerste oder Gemüse vorkommen. Auch der<br />

Kupfergehalt der Zutaten sollte berücksichtigt werden. Rohe Kartoffelstärke, die nur<br />

wenig verdaulich ist und überwiegend im Dickdarm fermentiert wird, stellt eine<br />

„natürliche“ Alternative zur Laktulose dar, die in Dosierungen von bis zu 8g/kg<br />

Körpergewicht zur „Darmreinigung“ eingesetzt wird. Der Kot wird dadurch weicher<br />

und die Häufigkeit des Kotabsatzes erhöht, wodurch die Ammoniakbildung<br />

vermindert wird. Tierische Fette können die Schmackhaftigkeit der Eigenmischung<br />

erhöhen und essenzielle Fettsäuren liefern (Geflügelfett ist hier günstig).<br />

Wichtig ist die Verwendung hygienisch einwandfreier, frischer Zutaten, um einen<br />

Eintrag von bakteriellen Abbauprodukten mit möglicher Leber schädigender Wirkung<br />

in die Ration zu minimieren. Endotoxine sind ein Beispiel dafür. Von Bakterien<br />

gebildet, verursachen sie zwar allein keine Lebererkrankung, können aber den<br />

Krankheitsprozess verschlimmern, z.B. entzündliche Vorgänge verstärken. Bei


kommerziellen Diäten seriöser Hersteller ist die einwandfreie Qualität der<br />

Ausgangskomponenten durch die gewissenhafte Kontrolle der Rohstoffe vor der<br />

Herstellung des Produkts gewährleistet. Bei der Herstellung von Eigenmischung liegt<br />

dies in der Verantwortung des Tierhalters (manche Tierbesitzer sehen aber genau<br />

darin einen Vorteil).<br />

Tabelle 5: Kupfergehalt in ausgewählten Einzelfuttermitteln<br />

� Nahrungsverweigerung (Anorexie und Hyporexie)<br />

Anorexie kommt bei leberkranken <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> relativ häufig vor und erfordert<br />

eine zügige und wirkungsvolle Behandlung, da sich die Prognose mit zunehmender<br />

Dauer der Nahrungsverweigerung verschlechtert. Bei unzureichender<br />

Nährstoffzufuhr versucht der Körper sich selbst zu helfen, in dem er Körpersubstanz<br />

abbaut und auf diese Weise lebensnotwendige Nährstoffe zur Verfügung stellt. Man<br />

spricht von einer katabolen Stoffwechsellage (Katabolismus = Abbau).<br />

Zunächst muss abgeklärt werden, ob bei dem betreffenden leberkranken Tier ein<br />

stark reduzierter Appetit (Hyporexie) oder tatsächlich eine komplette<br />

Nahrungsverweigerung (Anorexie) vorliegt. Nur, wenn das Tier prinzipiell noch eine<br />

(wenn auch geringe) Bereitschaft zur freiwilligen Nahrungsaufnahme zeigt, können<br />

die nachfolgend genannten Maßnahmen erfolgreich sein. Patienten mit einer echten<br />

Anorexie können in der Regel nicht so leicht zum Fressen angeregt werden und<br />

profitieren zumindest übergangsweise eher von einer assistierten Fütterung (siehe<br />

Absatz „Fütterungstechnik“).<br />

Bevor versucht wird, ein leberkrankes Tier zum Fressen zu bewegen, sollte<br />

sichergestellt sein, dass…<br />

� Der Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen ist<br />

(Infusion)<br />

� Das Tier keine Schmerzen hat<br />

� Stress bei der Fütterung minimiert wurde<br />

Die Fütterung sollte an einem ruhigen, bequemen und in der Wahrnehmung des<br />

Tieres sicheren Platz erfolgen (z.B. <strong>Katzen</strong>: keine <strong>Hunde</strong> in Sichtweite). Eventuell<br />

können die Fütterungsbedingungen von zu Hause imitiert werden, wenn es die<br />

Räumlichkeiten erlauben (z.B. <strong>Hunde</strong>, die es gewohnt sind, draußen im Garten<br />

gefüttert zu werden; Futterplatz für <strong>Katzen</strong> „überdacht“ unter dem Waschbecken). Die<br />

Alternative wäre, das Tier zum Fressen nach Hause mitzugeben und ambulant<br />

weiterzubehandeln (fallabhängig).


Ist das Tier feste Fütterungszeiten gewohnt, sollten diese nach Möglichkeit während<br />

der stationären Fütterung berücksichtigt werden. 24-h-Beleuchtung kann ein Grund<br />

dafür sein, dass Tiere ihre „innere Uhr“ nicht mehr wahrnehmen können. Die<br />

Abwechslung von Licht- und Dunkelphasen im tageszeitlichen Rhythmus auf der<br />

Station (soweit es der Arbeitsablauf dort zulässt) erleichtert die Etablierung fester<br />

Futterzeiten. <strong>Katzen</strong> (von Natur aus dämmerungsaktiv) fressen unter Umständen<br />

lieber unbeobachtet während der Dunkelphase.<br />

Abb. 36: Eine stationäre Unterbringung unterscheidet sich grundlegend von den gewohnten<br />

Haltungsbedingungen des Patienten.<br />

Fress- und Wassernäpfe sollten nicht direkt neben dem <strong>Katzen</strong>klo oder in einer<br />

verdreckten <strong>Hunde</strong>box platziert werden (<strong>Hunde</strong> erst unmittelbar nach der Reinigung<br />

oder außerhalb der Box füttern).<br />

Die Fütterung sollte von einer „Vertrauensperson“ vorgenommen werden. Dies kann<br />

der Tierhalter sein, allerdings nicht, wenn dieser immer beim Anblick seines nicht<br />

fressenden Tiers in Tränen ausbricht (verursacht mehr Stress für das Tier). Füttert<br />

das Praxispersonal, sollte es jemand sein, mit dem das Tier keine unangenehmen<br />

Erfahrungen verbindet (z.B. Fixierung für die Untersuchung und Behandlung).<br />

Möglichkeiten zur Erhöhung der Futterakzeptanz:<br />

� Feuchtigkeitsgehalt erhöhen (Wechsel von Trocken- auf Feuchfutter,<br />

Einweichen der Trockenfutterkroketten). Achtung! Zusammensetzung des<br />

Trockenfutters mit der des Feuchtfutters vergleichen. Passt es für das zu<br />

behandelnde Tier?<br />

� Fettgehalt erhöhen, wenn es der klinische Status des Patienten zulässt<br />

� Proteingehalt erhöhen, effektiv bei <strong>Katzen</strong>, jedoch nicht bei Hepatoenzephalopathie<br />

� Häufig frisches, aromatisches Futter anbieten<br />

� Futter anwärmen (max. auf Körpertemperatur)<br />

� Seltenes, aber nicht vollkommen unbekanntes Futter anbieten<br />

� Verschiedene Futtersorten gleichzeitig zur Auswahl anbieten („cafeteria<br />

style“); nicht bei Gefahr einer Aversion<br />

� Beipackzettel der Medikamente überprüfen: Appetitverlust möglich?<br />

� Physikalische Barrieren berücksichtigen: Halskragen zum Fressen entfernen;<br />

festliegende Tiere in ihrem Korb füttern


� Welche Nahrungsergänzungen sind sinnvoll?<br />

Vitaminzufuhr: Von den fettlöslichen Vitaminen sollte vor allem Vitamin E aufgrund<br />

seiner antioxidativen Eigenschaften reichlich zugeführt werden, da entzündliche<br />

Reaktionen (Hepatitis) immer mit erhöhtem oxidativem Stress (Bildung freier<br />

Radikale) einhergehen. Aber auch auf eine reichliche Versorgung mit den<br />

wasserlöslichen B-Vitaminen kommt es an. Da diese nicht im Körper gespeichert<br />

werden können, entwickeln inappetente <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> hier sehr schnell einen<br />

Mangel. Vitamin B12 (Cobalamin) sollte besondere Beachtung geschenkt werden, da<br />

ein B12-Mangel Lebererkrankungen wie die hepatische Lipidose der Katze<br />

begünstigt (siehe unten). Vitamin A, D, und C sollten auf etwa bedarfsdeckende<br />

Mengen begrenzt bleiben, die schon im Diätfutter enthalten sind. Daher sind<br />

Multivitaminpräparate nicht die optimale Nahrungsergänzung für leberkranke Tiere.<br />

Vitamin E: Vitamin E ist ein<br />

potentes und dabei nahezu<br />

untoxisches Antioxidanz, das<br />

die Lipide der<br />

Zellmembranen von<br />

Schädigungen durch freie<br />

Radikale schützt. Da bei<br />

einem Leberschaden andere<br />

körpereigene Antioxidanzien<br />

wie die Glutathionperoxidase<br />

in den Leberzellen reduziert<br />

sind und bei Störungen des<br />

Galleflusses die Absorption<br />

des fettlöslichen Vitamin E<br />

aus dem Darm vermindert<br />

sein kann, wird für<br />

leberkranke <strong>Hunde</strong> und<br />

<strong>Katzen</strong> die Gabe von<br />

zusätzlichem Vitamin E<br />

Abb. 37: Antioxidanzien und ihre unterschiedlichen<br />

Wirkorte in der Zelle.<br />

empfohlen. Als Richtwert<br />

gelten 10 IU/ kg<br />

Körpergewicht und Tag.<br />

Werden gleichzeitig ungesättigte/essenzielle Fettsäuren, z.B. in Form von<br />

Fischölpräparate zugeführt, steigt der Bedarf an: Mindestens 0,4-0,8 mg Vitamin E<br />

sind pro g ungesättigte Fettsäuren sind vorzusehen, bei manchen Fischölpräparaten<br />

sogar das doppelte.<br />

Vitamin B12 (Cobalamin): Die Bestimmung des Cobalaminstatus im Blut – vor der<br />

ersten Gabe von Cobalamin! - empfiehlt sich bei leberkranken Tieren aufgrund der<br />

maßgeblichen Bedeutung von Vitamin B12 für den Energiestoffwechsel in der Leber.<br />

Ein B12-Mangel begünstigt eine Leberverfettung durch eine Hemmung der<br />

Fettsäureoxidation (unter anderem ist die Verfügbarkeit von Carnitin eingeschränkt).<br />

Auch der Proteinstoffwechsel und die Ammoniakentgiftung sind bei<br />

Cobalaminmangel empfindlich gestört. Ob Vitamin B12 oral oder per Injektion<br />

verabreicht wird, hängt vom Zustand des Patienten ab. Zunächst sollte es täglich<br />

supplementiert werden, später (unter Kontrolle des Blutspiegels) im wöchentlichen<br />

oder 14tägigen Abstand. Die Dosisempfehlung für <strong>Katzen</strong> liegt bei 250 µg, für <strong>Hunde</strong><br />

bei 250-1500 µg Cobalamin pro Tier, als subkutane Injektion einmal pro Woche.<br />

Tiere, bei denen sich Futteraufnahme und Darmgesundheit normalisiert haben,


kommen in vielen Fällen wieder ohne Vitamin-B12-Gaben. Im Einzelfall sollte die<br />

Supplementierung jedoch dauerhaft durchgeführt werden. Über regelmäßige<br />

Blutuntersuchungen kann festgestellt werden, ob der Cobalaminspiegel auch ohne<br />

Supplementierung dauerhaft konstant im Referenzbereich bleibt.<br />

Abb. 38: Die wichtigsten Funktionen von Vitamin B 12 (Cobalamin)<br />

L-Carnitin: L-Carnitin wird in der Leber synthetisiert und unterstützt die Verteilung<br />

der Fettsäuren und die Fettsäureoxidation. Es ist also davon auszugehen, dass es<br />

einer Leberverfettung entgegen wirkt. Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit<br />

Lebererkrankungen ist nicht sicher, ob die körpereigene Produktion von L-Carnitin<br />

noch ausreicht. Als Nahrungsergänzung erscheint es daher für Leberpatienten<br />

durchaus sinnvoll. In einer Studie an <strong>Katzen</strong> mit hochgradiger hepatischer Lipidose<br />

konnte die Gabe von 250 mg L-Carnitin pro Katze und Tag die Überlebenszeit<br />

verlängern (Center et al. 2000).<br />

Taurin: Taurin ist insbesondere für leberkranke <strong>Katzen</strong> eine wichtige und sinnvolle<br />

Nahrungsergänzung, da es bei ihnen die einzige Substanz für die sogenannte<br />

Konjugation von Gallensäuren ist: Taurin bindet an Gallensäuren und erhöht deren<br />

Löslichkeit im Darm. Die Fettverdauung und die Wiederaufnahme der Gallensäuren<br />

in den Blutkreislauf mit Transport zurück zur Leber (enterohepatischer Kreislauf)<br />

werden so erleichtert. Außerdem reagieren an Taurin gebundene Gallensäuren<br />

weniger stark mit den Lipiden der Zellmembranen, ihre unerwünschten<br />

zellzerstörenden Eigenschaften werden also abgeschwächt. Leberkranke <strong>Katzen</strong><br />

erhalten über 7-10 Tage 250 mg Taurin täglich, um einer Mangelsituation<br />

vorzubeugen.


der Zellen<br />

Abb. 39: L-Carnitin transportiert langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien.<br />

Laktulose: Laktulose ist eine Disaccharid (Zweifachzucker), das im Dünndarm weder<br />

verdaut noch absorbiert, im Dickdarm jedoch von den Darmbakterien zu kurzkettigen<br />

Fettsäuren vergärt wird. Dies fördert das Wachstum der „guten“ Darmbakterien und<br />

„fängt“ Ammoniak, in dem dieser in Bakterienprotein eingebaut wird. Das Wirkprinzip<br />

entspricht also dem der fermentierbaren Fasern. Speziell in der Behandlung der HE<br />

hat sich die Laktulose als sehr wirksam zur Senkung des Ammoniakspiegels<br />

erwiesen. Ihr laxierender Effekt bewirkt eine beschleunigte Darmpassage. Zur<br />

Vermeidung von Verstopfung bei Leberpatienten ist dieser Effekt durchaus<br />

gewünscht, er limitiert aber auch die Dosis der Laktulose. Die Empfehlungen für die<br />

Dosierung liegen bei 5-15 ml 3x täglich bei <strong>Hunde</strong>n (je nach Größe) und bei 1 ml 3x<br />

täglich bei <strong>Katzen</strong>. Entwickeln die Tiere Durchfall, sollte die Behandlung keinesfalls<br />

abgebrochen, sondern nur die Dosis reduziert werden. Ziel ist das Absetzen von<br />

weichem, aber geformtem Kot 2-3x täglich.


7 Häufige Fragen<br />

� Wie füttere ich einen Bedlington-Terrier?<br />

Bei Bedlington Terriern kommt<br />

familiär gehäuft eine erbliche<br />

Form der chronischen<br />

Leberentzündung vor. Diese ist<br />

gekennzeichnet durch eine<br />

verminderte Ausscheidung von<br />

Kupfer mit der Galle, was eine<br />

Ansammlung von Kupfer im<br />

Lebergewebe zur Folge hat. Man<br />

spricht daher auch von<br />

Kupferspeicherkrankheit oder<br />

weil die Anhäufung von Kupfer<br />

eine Leber schädigende Wirkung<br />

hat von Kupfertoxikose. Die<br />

Erkrankung wird autosomalrezessiv<br />

vererbt, d.h. nur Tiere<br />

mit doppelter Gendosis<br />

Abb. 40: Bei Bedlington Terriern kommt eine erbliche<br />

Kupferspeicherkrankheit vor.<br />

erkranken, und dies auch in sehr unterschiedlicher Ausprägung: das<br />

Erscheinungsbild reicht von einer Erhöhung der Leberenzyme im Serum ohne jede<br />

klinische Symptomatik bis hin zur schweren Zirrhose mit tödlichem Leberversagen.<br />

Daneben gibt es asymptomatische Träger des Gens, die nicht erkranken, aber die<br />

Krankheit weitervererben können und daher von der Zucht ausgeschlossen werden<br />

sollten. Ob ein Bedlington Terrier von der Krankheit betroffen ist, lässt sich durch<br />

einen Bluttest oder die Kupferbestimmung in einer Leberbiopsie ermitteln. Der<br />

Bluttest kann auch zwischen Merkmalsträgern mit einfacher Gendosis und <strong>Hunde</strong>n,<br />

die aufgrund der doppelten Gendosis später klinisch eine Kupferspeicherkrankheit<br />

ausbilden werden, unterscheiden. In der Regel erkranken erst <strong>Hunde</strong> mittleren Alters<br />

klinisch, da es eine Weile dauert, bis sich eine kritische Menge Kupfer im<br />

Lebergewebe angesammelt hat. Die normale Cu-Konzentration im Lebergewebe bei<br />

gesunden Bedlington Terriern liegt zwischen 100 und 400 µg/g Leber-TS. Bei<br />

erkrankten Terriern sind es > 800 µg/g, unabhängig vom Alter bei Probenentnahme.<br />

Klinische Symptome treten bei >2000 µg/g Leber-TS auf. Ziel der diätetischen<br />

Behandlung ist es also, die Anhäufung von Kupfer in der Leber so lange wie möglich<br />

unter diesem Grenzwert zu halten, um den betroffenen <strong>Hunde</strong>n eine gute<br />

Lebensqualität zu ermöglichen. Die Prognose ist jedoch als schlecht zu bezeichnen,<br />

da die zugrunde liegende Ursache nicht wirklich beseitigt werden kann.<br />

Kupferarme Diät: Eine Absenkung des Kupfergehaltes im Futter führt zwar nicht zu<br />

einer Entfernung des überschüssigen Kupfers aus dem Lebergewebe, sie verhindert<br />

aber zumindest eine weitere Kupferspeicherung. Dabei ist der niedrigste mögliche<br />

Kupfergehalt anzustreben, wobei es nicht möglich ist, eine gänzlich Cu-freie Diät<br />

herzustellen. Kommerzielle Leberdiäten für <strong>Hunde</strong> enthalten sehr niedrige<br />

Kupfergehalte: etwa ein Viertel der Menge, die in Futter für gesunde <strong>Hunde</strong> enthalten<br />

ist (Beispiel Trockenfutter: Leberdiät 5 mg Cu/kg, normales Futter ca. 20 mg/kg). Der<br />

NRC empfiehlt zur Deckung des Kupferbedarfs Gehalte von 6 mg/kg Futter-TS mit<br />

4000 kcal Energie (ME). Bei der Herstellung von selbstgekochten Futtermischung<br />

sollten Cu-reiche Komponenten wie Innereien, Schellfisch und Nüsse vermieden<br />

werden.


Kupferabsorption aus dem Darm senken: Eine zweite effektive Maßnahme ist die<br />

Verminderung der Kupferabsorption aus dem Darm. Dies gelingt mittels der Gabe<br />

von Zinksalzen. Die Dosis beträgt 100 mg Zink p.o. alle 12 h, zum Einsatz kommen<br />

Zink-Azetat oder Zink-Sulfat. Am besten wirkt das Zink, wenn es unabhängig von den<br />

Mahlzeiten verabreicht wird, aber nicht alle <strong>Hunde</strong> vertragen dies. Sollte die<br />

Zinkgabe auf nüchternen Magen zu Erbrechen führen, muss das Zink z.B. in<br />

Tunfisch gemischt verabreicht werden. Zink bewirkt die vermehrte Bildung von<br />

Metallothionin, an das Kupfer leichter bindet als Zink. In dieser Form kann Kupfer<br />

zwar bis in die Darmschleimhautzellen aufgenommen werden, aber nicht weiter.<br />

Wenn die Schleimhautzellen abschilfern, wird es also fäkal ausgeschieden. Diese<br />

Maßnahme verhindert eine weitere Kupferakkumulation in der Leber, senkt jedoch<br />

nicht den vorhandenen Kupfergehalt im Lebergewebe.<br />

Chelatbildner: Um bei älteren <strong>Hunde</strong>n den Kupfergehalt in der Leber zu senken,<br />

können Medikamente wie D-Penicillamin oder Trientinhydrochlorid eingesetzt<br />

werden. Letzteres ist derzeit jedoch in Deutschland nicht auf dem Markt. Die<br />

Dosierung beträgt für beide Substanzen 10-15 mg/kg Körpergewicht p.o. alle 12 h<br />

und jeweils 30 min vor der Fütterung. Die Gabe dieser Medikamente ist solchen<br />

<strong>Hunde</strong>n vorbehalten, bei denen der oben genannte Grenzwert von Kupfer für das<br />

Auftreten von klinischen Symptomen in der Leber-TS (2000 µg/g) überschritten ist.<br />

Mittels Chelatbildnern kann eine Absenkung des Kupfergehaltes in der Leber um<br />

etwa 900 µg/g Leber-TS erreicht werden; dies dauert aber etwa 1 Jahr. Eine schnelle<br />

Besserung bei schwer erkrankten Bedlington Terriern ist also nicht zu erwarten. Im<br />

Anschluss sollte mit einer kupferarmen Diät weitergefüttert werden. Werden die<br />

Chelatbildner nicht rechtzeitig wieder abgesetzt, kann es zu einem Kupfermangel<br />

kommen.<br />

� Was ist HE und was macht man dagegen?<br />

Abb. 41: Tiere mit HE benötigen<br />

eine Protein reduzierte Nahrung<br />

und viele kleine Mahlzeiten.<br />

Die Hepatoenzephalopathie (HE) entwickelt sich im<br />

Verlauf verschiedener Lebererkrankungen und ist<br />

gekennzeichnet durch zentralnervöse und<br />

neurologische Symptome wie abwechselnde Phasen<br />

von Hyperaktivität und Depression, Aggression,<br />

übermäßiger Speichelfluss, Manegebewegungen,<br />

Erblindung, Krampfanfälle bis hin zum Koma. Die<br />

Lebensqualität der betroffenen Tiere ist erheblich<br />

eingeschränkt.<br />

Die häufigste Ursache der HE ist der<br />

portosystemische Shunt (häufiger beim Hund, bei<br />

dem 75% der Fälle vorliegen). Die zentralnervösen<br />

Symptome entstehen u. a. durch eine erhöhte<br />

Konzentration von Ammoniak im Blut. Ammoniak ist<br />

ein starkes Zellgift, und das Gehirn reagiert<br />

besonders empfindlich auf dieses Toxin. Die<br />

diätetische Behandlung zielt auf eine Verringerung<br />

des Ammoniakblutspiegels ab. Gelingt dies, geht es<br />

dem Tier klinisch besser, eine Heilung bedeutet das<br />

jedoch nicht. Die zugrundeliegende Ursache muss beseitigt werden, was beim<br />

portosystemischen Shunt einen operativen Verschluss des Shuntgefäßes bedeutet.


Diätetik bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> mit Hepatoenzephalopathie<br />

� Viele kleine Mahlzeiten => Entlastung der Leber, Risiko, dass unverdautes<br />

Futter in den Dickdarm gelangt �<br />

� Protein: hochwertig (essenzielle Aminosäuren im richtigen Verhältnis und in<br />

ausreichender Menge), hochverdaulich (fast vollständig im Dünndarm,<br />

wenig Reste , die in den Dickdarm übertreten), eher pflanzlich. Reduzierter<br />

Proteingehalt, z. B. wie bei Nierendiät (Vorsicht! Bei <strong>Katzen</strong> mit hepatischer<br />

Lipidose Protein NICHT reduzieren)<br />

� Fett: übliche Menge. Nur bei Gallenstau oder Fettstuhl reduzieren, da<br />

unverdautes Fett im Darm Verdauungsstörungen verschlimmern kann.<br />

� Kohlenhydrate: Zufuhr �, sind die wichtige Energiequelle, sollten<br />

hochverdaulich sein, z.B. Reis<br />

� Fasern: Ballaststoffe (nicht fermentierbare Fasern) regen die Darmmotorik<br />

an, verhindern Verstopfungen und verkürzen die Kontaktzeit des<br />

Darminhalts mit den Darmbakterien. Laktulose und fermentierbare Fasern<br />

fördern die guten Darmbakterien und säuern den Darminhalt an. Effekt<br />

insgesamt: Ammoniakbildung �<br />

� Zink: erhöht; wichtig für die Entgiftung und den Abbau von Ammoniak<br />

� B-Vitamine: ergänzen, da erhöhte Verluste<br />

� Antioxidanzien: ergänzen, oxidative Leberzellschäden �(Vitamin E u.a.)<br />

� Vitamin A und D NICHT ergänzen => Leberschäden<br />

Die wichtigste diätetische Maßnahme bei HE ist die Reduzierung der Eiweißzufuhr mit<br />

dem Futter, da Ammoniak ein Abbauprodukt der Proteine ist. Pflanzliche<br />

Proteinquellen sind günstig, da aus ihnen weniger Ammoniak gebildet wird als aus<br />

tierischen. Ferner muss der bakterielle Proteinabbau im Dickdarm minimiert werden,<br />

da dabei ebenfalls viel Ammoniak entsteht, der über die Darmschleimhaut wieder ins<br />

Blut diffundieren kann. Verstopfungen bei Tieren mit Neigung zu HE sollten unbedingt<br />

vermieden werden, da die verlängerte Kontaktzeit der Fäzes mit den<br />

Dickdarmbakterien die Ammoniakbildung begünstigt. Schließlich sollte bei betroffenen<br />

Tieren die Energiebilanz und Eiweißversorgung optimiert werden, so dass sie keine<br />

fettfreie Körpermasse zur Deckung ihres Bedarfs einschmelzen müssen. Dies führt<br />

nämlich zu einer noch intensiveren Ammoniakbildung als der Abbau von<br />

Nahrungsproteinen.<br />

� Muss man bei Leberschäden eiweißarm füttern?<br />

Beim Abbau von Proteinen entsteht Ammoniak, der in der Leber in Harnstoff, der<br />

deutlich weniger giftig ist, umgewandelt werden muss. Um bei einer Lebererkrankung<br />

das geschädigte Organ zu entlasten, liegt es daher nahe, die Eiweißzufuhr zu<br />

reduzieren. Allerdings kann die Leber ihr enormes Potenzial zur Regeneration nur<br />

entfalten, wenn dafür genug hochwertiges Eiweiß zur Verfügung steht. Der<br />

Eiweißbedarf <strong>leberkranker</strong> <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> ist nicht eindeutig definiert. Es liegen<br />

Hinweise vor, dass er in bestimmten Fällen von portosystemischem Shunt sogar<br />

höher als der Erhaltungsbedarf an Protein ist. Eine Leberdiät ist daher<br />

klassischerweise nur moderat Protein reduziert bei Verwendung besonders<br />

hochwertiger Eiweißquellen. Entscheidend ist die Vermeidung des Abbaus fettfreier<br />

Körpermasse (Muskulatur) zur Deckung des Eiweißbedarfs, denn Proteine aus dem<br />

endogenen Abbau belasten den Leberstoffwechsel deutlich stärker als


Nahrungsproteine. Im individuellen Fall kann es vorkommen, dass ein <strong>leberkranker</strong><br />

Hund mehr Eiweiß benötigt, als in seiner Leberdiät vorgesehen ist. Dann kann zum<br />

Beispiel durch die Zugabe von Hüttenkäse gegengesteuert werden. Ein möglichst<br />

niedriger Eiweißgehalt ist also kein Qualitätskriterium für eine Leberdiät. Auch sollte<br />

die Proteinzufuhr zu Beginn der Therapie nicht abrupt reduziert werden, wenn man<br />

den individuellen Eiweißbedarf noch nicht einschätzen kann. Ansonsten riskiert man<br />

eine Verschlimmerung der Hyperammonämie (erhöhter Ammoniakspiegel im Blut)<br />

beim Abbau von Körpersubstanz. Vorsicht mit der Eiweißrestriktion ist insbesondere<br />

bei <strong>Katzen</strong> und wachsenden <strong>Hunde</strong>n geboten (weisen beide einen hohen<br />

Eiweißbedarf auf): Erstere reagieren besonders rasch mit einem Anstieg des<br />

Ammoniaks im Blut aufgrund des Abbaus von Muskulatur, letztere zeigen bei<br />

Proteinmangel eventuell Wachstumsstörungen und eine Neigung zu metabolisch<br />

bedingten Knochenerkrankungen. Die Eiweißzufuhr muss also individuell an den<br />

jeweiligen Fall angepasst werden. Hierbei kann z. B. der Vorbericht hilfreich sein.<br />

Zeigt ein Junghund mit angeborenem portosystemischen Shunt nur dann<br />

zentralnervöse Symptome, wenn er ein besonders proteinreiches Welpenfutter<br />

erhält, reicht unter Umständen die Umstellung auf ein Futter mit einem den<br />

Empfehlungen für erwachsene <strong>Hunde</strong> entsprechenden Eiweißgehalt anstatt einer<br />

stark proteinreduzierten Diät.<br />

Weitere Anhaltspunkte sind die<br />

Überwachung des Albuminspiegels<br />

im Blut und des<br />

Körpergewichts (unter optischer<br />

Kontrolle der gut bemuskelten<br />

Körperpartien). Ist hier eine<br />

Abnahme zu verzeichnen, sollte<br />

die Eiweißzufuhr erhöht werden.<br />

Das Augenmerk sollte bei der<br />

Minderung der Ammoniakproduktion<br />

im Körper nicht nur auf das<br />

Abb. 42: Die Kontrolle der Körperkondition,<br />

insbesondere der großen Muskelpartien, liefert<br />

Hinweise auf einen eventuellen Eiweißmangel.<br />

Nahrungsprotein als mögliche<br />

Quelle gerichtet sein, sondern<br />

auch auf Ammoniak aus dem<br />

endogenen Abbau: Wie ist das<br />

Darmmilieu? Liegt eventuell eine Azotämie oder eine innere Blutung z.B. durch ein<br />

Magengeschwür vor? Sowohl der Blutharnstoff als auch verdautes Blut können eine<br />

Quelle der Ammoniakbildung sein. Leidet das Tier unter chronischer Verstopfung, so<br />

dass viel Zeit für die bakterielle Vergärung des Darminhalts vorhanden ist? Diese<br />

endogenen Faktoren können effektiver über die Ergänzung von Nahrungsfasern,<br />

Zink, Laktulose oder auch eine antibiotische Behandlung beeinflusst werden als<br />

durch eine diätetische Proteinrestriktion.<br />

Fazit: Die Eiweißzufuhr sollt bedarfsdeckend, aber nicht überhöht sein und muss<br />

individuell an den einzelnen Fall angepasst werden. Leberdiäten sind moderat<br />

eiweißreduziert, was im Vergleich zu kommerziellen Futtermitteln für gesunde Tiere<br />

vor allem einem Abbau des allgemein üblichen Proteinüberhangs gleichkommt. In<br />

Einzelfall kann eine Erhöhung der Eiweißzufuhr über dieses Niveau die Heilung der<br />

Lebererkrankung beschleunigen. Dies gilt insbesondere für leberkranke <strong>Katzen</strong>, bei<br />

denen die Proteinzufuhr nicht unter den Erhaltungsbedarf abgesenkt werden sollte.


� Muss die Leberdiät lebenslang verabreicht werden?<br />

Das kommt auf die Art der Lebererkrankung an. Die<br />

Leber weist eine enorme Regenerationsfähigkeit auf.<br />

Das bedeutet zum einen, dass früh erkannte und<br />

intensiv behandelte Lebererkrankungen im<br />

günstigsten Fall vollständig ausheilen können und die<br />

betroffenen <strong>Hunde</strong> oder <strong>Katzen</strong> wieder auf ein<br />

normales Futter umgestellt werden können. Auf der<br />

anderen Seite machen sich Lebererkrankungen<br />

gerade wegen der hohen Regenerationsfähigkeit des<br />

Lebergewebes klinisch erst deutlich bemerkbar, wenn<br />

bereits schwerwiegende Veränderungen am Organ zu<br />

verzeichnen sind. Diese sind nicht in allen Fällen<br />

reversibel. Hat zum Beispiel bereits ein umfangreicher<br />

bindegewebiger Umbau des funktionellen Gewebes<br />

im Sinne einer Zirrhose stattgefunden, ist nicht mehr<br />

mit einer Heilung zu rechnen und die Leberdiät muss ab Diagnosestellung<br />

lebenslang verabreicht werden. Sie dient in diesen hochgradigen und<br />

schwerwiegenden Fällen dazu, die Lebensqualität zu erhalten und die<br />

Lebenserwartung zu verlängern, in dem das Fortschreiten der Erkrankung<br />

aufgehalten wird (z.B. Kupferspeicherkrankheit). Die Diätetik hat hierbei eine<br />

Schlüsselfunktion: Was sie für das leberkranke Tier leisten kann, ist mit keinem<br />

Medikament zu erreichen.<br />

Beim portosystemischen Shunt dient die Leberdiät dazu, das betroffene Tier in einen<br />

operationsfähigen Zustand zu versetzen. Nach erfolgreicher Operation kann die<br />

<strong>Ernährung</strong> langsam wieder auf ein normales Futter umgestellt werden. Dabei ist ein<br />

plötzlicher Futterwechsel zu vermeiden, da es sonst in den ersten Tagen nach der<br />

OP noch zu Anfällen kommen kann. Dies gilt insbesondere für <strong>Katzen</strong>. Kommt eine<br />

operative Behandlung nicht infrage, muss die Diät dauerhaft verabreicht werden. Oft<br />

gelingt es, mittels diätetischer Maßnahmen die klinischen Symptome soweit zu<br />

kontrollieren, dass die betroffenen Tiere eine annehmbare Lebensqualität haben.<br />

Ihre Lebenserwartung ist jedoch ohne OP deutlich verkürzt.<br />

� Kann ich nicht auch ein Nierendiätfutter nehmen?<br />

Abb. 43: Ob eine Leberdiät<br />

lebenslang verabreicht werden<br />

muss, hängt von der Art der<br />

Lebererkrankung ab.<br />

In Tabelle XX sind Leber- und Nierendiät einander gegenübergestellt. Es fällt auf,<br />

dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt, vor allem die moderat<br />

reduzierte Proteinzufuhr bei gleichzeitig hoher Proteinqualität unter Verwendung<br />

pflanzlicher Proteinquellen. Pflanzliche Proteine werden in der <strong>Ernährung</strong> von Hund<br />

und Katze gelegentlich als grundsätzlich minderwertig angesehen. Zu unrecht, denn<br />

rohfaserarme und daher hochverdauliche Pflanzenproteine wie z.B. Sojaproteinisolat<br />

oder Weizengluten hoher Qualität bieten sowohl für Leber- als auch für<br />

Nierenpatienten Vorteile: Zum einen entstehen im Darm geringere Mengen<br />

Ammoniak und Merkaptan, die über die Leber neutralisiert werden müssen, als bei<br />

der Fütterung von Fleischeiweiß. Zum anderen enthalten pflanzliche Eiweiße weniger<br />

Phosphor, was in der Nierendiätetik entscheidend ist. Weitere Gemeinsamkeiten von<br />

Leber- und Nierendiät sind hohe Schmackhaftigkeit und Energiedichte sowie der<br />

reduzierte Natriumgehalt und der erhöhte Gehalt an B-Vitaminen. Der wichtigste<br />

Unterschied ist der reduzierte Phosphorgehalt, der nur bei der Nierendiät angezeigt


ist. Diese Eigenschaft bedingt jedoch, dass Nierendiäten nicht optimal für<br />

Leberpatienten geeignet sind und umgekehrt. Ein Leberpatient ist mit einer<br />

Nierendiät unter Umständen mit Phosphor unterversorgt, eine Leberdiät erfüllt<br />

aufgrund ihres nicht reduzierten P-Gehaltes beim Nierenpatienten das wichtigste<br />

Kriterium zur Entlastung der Niere nicht. Als weiterer Unterschied ist der reduzierte<br />

Kupfergehalt der Leberdiät zu nennen, der vor allem Diäten für <strong>Hunde</strong> betrifft<br />

(Kupferspeicherkrankheit bei bestimmten Terrier-Rassen). Eine starke Kupfer-<br />

Restriktion ist für Nierenpatienten nicht sinnvoll und kann im Extremfall zu einer<br />

Unterversorgung führen. Einige wünschenswerte Zusatzeigenschaften von<br />

Nierendiäten alkalisierend wirkendes Kaliumzitrat zur Bekämpfung einer<br />

metabolischen Azidose und Omega-3-Fettsäuren zur Verbesserung der glomerulären<br />

Filtrationsrate wirken sich beim Leberpatienten nicht schädlich aus, Omega-3-<br />

Fettsäuren sind aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung sogar eher<br />

vorteilhaft.<br />

Tabelle 6: Vergleich von Leber- und Nierendiät<br />

Leberdiät Nierendiät<br />

Energie Erhaltungsbedarf bis � � bis ��<br />

Protein � hochverdaulich,<br />

� hochverdaulich,<br />

pflanzliche Quellen pflanzliche Quellen<br />

Phosphor Erhaltungsbedarf �<br />

Kalzium Erhaltungsbedarf �<br />

Natrium � �<br />

Kalium Erhaltungsbedarf Erhaltungsbedarf oder �<br />

(x2)<br />

Kupfer � Erhaltungsbedarf<br />

Zink � Erhaltungsbedarf bis �<br />

Omega-3-Fettsäuren - erhöht<br />

Kaliumzitrat - +<br />

B-Vitamine erhöht (x 2) erhöht (x 2)<br />

Fermentierbare Fasern + +


8 Diätetisches Management mit Royal Canin Produkten<br />

Bei <strong>Hunde</strong>n und <strong>Katzen</strong> kommen verschiedene Lebererkrankungen vor, die sich in<br />

ihrer diätetischen Behandlung zum Teil deutlich unterscheiden. Beispielsweise<br />

benötigen <strong>Hunde</strong> mit einem portosystemischen Shunt eine eiweißreduzierte<br />

Schonkost auf der Basis hochverdaulicher, pflanzlicher Proteine. Royal Canin bietet<br />

hierfür individuelle Lösungen an. Das vorliegende Kapitel gibt einen Überblick über<br />

die Diäten für leberkranke <strong>Hunde</strong> und <strong>Katzen</strong> und beschreibt, wann sie zum Einsatz<br />

kommen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten im Hinblick auf die Zusammensetzung<br />

sollten Nieren- und Leberdiäten nicht verwechselt oder als identisch angesehen<br />

werden, auch wenn eine Nierendiät in manchen Fällen von Lebererkrankung „passt“.<br />

Die Verwendung spezifischer, möglichst genau auf den individuellen Fall<br />

abgestimmter Produkte stellt die beste diätetische Therapie dar. In vielen Fällen ist<br />

die erste Wahl eine spezifische Leberdiät (z.B. ROYAL CANIN HEPATIC), oder in<br />

Fällen mit hohen Ammoniakkonzentrationen im Blut (z.B. beim portosystemischen<br />

Shunt) eine eiweißreduzierte Diät auf der Basis überwiegend pflanzlicher Proteine<br />

(z.B. ROYAL CANIN RENAL oder HYPOALLERGENIC). Bei <strong>Katzen</strong> mit<br />

Lebererkrankungen sollte nur im Falle eines erhöhten Ammoniakgehaltes im Blut<br />

eine Nierendiät (z.B. Royal Canin RENAL Katze) in Erwägung gezogen werden und<br />

auch nur dann, wenn das Problem der Hyperammonämie nicht durch eine<br />

Leberlipidose verursacht wurde. Da leberkranke <strong>Katzen</strong> im Gegensatz zum Hund in<br />

der Regel eine Kupferrestriktion nur bei Cholestase benötigen, dafür aber mehr<br />

hochverdauliches Eiweiß, eignen sich auch Magen-Darm-Diäten wie GASTRO<br />

INTESTINAL vielfach sehr gut für <strong>Katzen</strong> mit Lebererkrankungen. Bei hepatischer<br />

Lipidose kommt es auf eine ausreichende Zufuhr hochverdaulichen Proteins an, eine<br />

Steigerung der Menge kann hier schrittweise erfolgen (z. B. zuerst ROYAL CANIN<br />

SENSITIVITY CONTROL, dann GASTRO INTESTINAL). Für alle anderen<br />

Lebererkrankungen bei der Katze eignet sich von vornherein eine hochverdauliche<br />

spezifische Leber-Diät mit moderatem Eiweißgehalt (z.B. ROYAL CANIN HEPATIC<br />

FELINE). Fälle einer Hepatopathie, in denen eine fettreduzierte Diät erforderlich ist,<br />

sind sehr selten, aber auch dafür bietet Royal Canin passende diätetische Lösungen<br />

an: ROYAL CANIN GASTRO INTESTINAL LOW FAT für <strong>Hunde</strong> und SENSITIVITY<br />

CONTROL für <strong>Katzen</strong>.<br />

Diäten für leberkranke <strong>Hunde</strong><br />

� Royal Canin Veterinary Diet<br />

HEPATIC<br />

HEPATIC zeichnet sich durch einen mäßigen Gehalt<br />

an hochwertigem Protein aus. Die Proteinquellen<br />

(Sojaproteinisolat und hydrolysiertes Geflügelprotein)<br />

zeichnen sich durch eine besonders hohe<br />

Verdaulichkeit aus (gekennzeichnet als L.I.P. = low<br />

indigestible protein). L.I.P. bezeichnet Proteine, die<br />

nahezu vollständig bereits im Dünndarm verdaut<br />

werden. Somit fallen im Dickdarm unter dem Einfluss<br />

der Darmbakterien nur wenig schädlichen<br />

Proteinabbauprodukte an, die in der Leber<br />

neutralisiert werden müssen. Ein erhöhter Fettgehalt<br />

stellt die hohe Energiedichte und Schmackhaftigkeit<br />

des Futters sicher. Aufgrund seines reduzierten


Kupfergehalts ist das Produkt die erste Wahl für <strong>Hunde</strong> mit<br />

Kupferspecheicherkrankheit. Gleichzeitig ist der Zinkgehalt erhöht, was ebenfalls<br />

einer Kupferspeicherung in der Leber entgegenwirkt. Leberzellschäden, die durch die<br />

stark oxidative Wirkung von Kupfer entstehen können, wird auf diese Weise effektiv<br />

vorgebeugt. Oxidativer Stress in den Leberzellen entsteht aber nicht nur durch<br />

Kupferspeicherung, sondern z.B. auch bei einer mangelhaften Durchblutung des<br />

Organs. Daher enthält HEPATIC einen patentierten Antioxidanzienkomplex aus<br />

Vitamin E, Vitamin C, Lutein und Taurin zum Schutz der Leberzellen. L-Carnitin<br />

unterstützt die Fettverbrennung und verbessert die Energiegewinnung aus Fett. Es<br />

trägt dazu bei, die Energieversorgung der Leberzellen sicher zu stellen und einer<br />

Leberverfettung entgegen zu wirken. Die Indikationen für HEPATIC sind alle akute<br />

und chronischen Lebererkrankungen des <strong>Hunde</strong>s. Auch bei Portosystemischem<br />

Shunt und/oder Hepatoenzephalopathie kann es aufgrund des reduzierten<br />

Eiweißgehaltes auf der Basis überwiegend pflanzlichen Proteins (Sojaproteinisolat)<br />

sehr gut eingesetzt werden. Aus dem gleichen Grund eignet es sich jedoch nicht für<br />

tragende und säugende Hündinnen und <strong>Hunde</strong> im Wachstum, also <strong>Hunde</strong> mit einem<br />

erhöhten Eiweißbedarf. Weitere Kontraindikationen sind Pankreatitis und<br />

Hyperlipidämie (aufgrund des relativ hohen Fettgehaltes). HEPATIC ist als Trocken-<br />

und Feuchtfutter erhältlich. Die Fütterungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad<br />

der Symptome. Bei Bedarf ist eine lebenslange Fütterung möglich; die Notwendigkeit<br />

hierfür sollte jedoch in regelmäßigen Abständen (mindestens alle 6 Monate) durch<br />

eine Tierärztin/einen Tierarzt überprüft werden. Zur Schonung der Leber empfiehlt<br />

sich eine Aufteilung der Tageration auf mehrere kleine Mahlzeiten.<br />

Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 404 kcal/100 g; Protein: 16%; Fett: 16%;<br />

Kupfer: 0,5 mg/ 100 g; Zink: 24 mg/100 g.<br />

� Royal Canin Veterinary Diet HYPOALLERGENIC<br />

Lebererkrankungen mit<br />

Hepatoenzephalopathie (HE, übermäßige<br />

Anreicherung von Ammoniak im Blut mit ZNS-<br />

Symptomen) sprechen nicht nur positiv auf<br />

eine Diät mit reduziertem Eiweißgehalt an,<br />

sondern auch auf Proteinquellen pflanzlichen<br />

Ursprungs, da diese zu einer geringeren<br />

Ammoniakbildung führen als tierische. Ein<br />

portosystemischer Shunt ist die häufigste<br />

Ursache für HE. Dabei handelt es sich um eine<br />

angeborene Erkrankung, die vielfach bereits im<br />

Welpenalter diagnostiziert wird. Die<br />

betroffenen <strong>Hunde</strong> benötigen daher eine<br />

Nahrung, die einerseits die o.g. Kriterien erfüllt,<br />

andererseits für <strong>Hunde</strong> im Wachstum geeignet<br />

ist. Eine sinnvolle Empfehlung stellt in solchen<br />

Fällen HYPOALLERGENIC dar. Energie,<br />

Kalzium und Phosphorgehalt decken den<br />

Bedarf eines wachsenden <strong>Hunde</strong>s sicher ab.<br />

Der Proteingehalt ist im Vergleich zu normalem<br />

Welpenfutter deutlicher niedriger, aufgrund der extrem hohen Verdaulichkeit der<br />

verwendeten Eiweißquellen (hydrolysiertes Sojaproteinisolat) ist jedoch von einer in<br />

der Wachstumsphase ausreichenden Versorgung mit Proteinen auszugehen. Die


Rezeptur auf der Basis überwiegend pflanzlichen Proteins (Soja) begrenzt die<br />

Ammoniakbildung im Stoffwechsel. Achtung: Die Fütterung von HYPOALLERGENIC<br />

an <strong>Hunde</strong> mit einer Shunt-Erkrankung kann helfen, die klinischen ZNS-Symptome zu<br />

reduzieren (z.B. Anfallsfreiheit unter der Diät). Sie ersetzt jedoch nicht den operativen<br />

Verschluss des Shunts, der in vielen Fällen die Therapie der ersten Wahl darstellt.<br />

Daher ist die Fütterungsdauer auf den Zeitraum bis zur OP begrenzt. Nur in<br />

Ausnahmefällen, wenn eine OP nach medizinischem Ermessen nicht möglich bzw.<br />

vom Besitzer ausdrücklich nicht gewünscht ist, kann HYPOALLERGENIC dauerhaft<br />

eingesetzt werden. Von einer geringeren Lebenserwartung solcher Patienten (siehe<br />

Fallbericht) ist jedoch auszugehen.<br />

Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 404 kcal/100 g; Protein: 21%; Fett: 19%;<br />

Kupfer: 2,1 mg/ 100 g; Zink: 24 mg/100 g.<br />

� Royal Canin Veterinary Diet GASTRO INTESTINAL LOW FAT<br />

Bei manchen Lebererkrankungen des <strong>Hunde</strong>s steht<br />

eine Störung des Fettstoffwechsels mit Leberverfettung<br />

im Vordergrund. Auch durch eine verminderte<br />

Galleproduktion oder einen Gallestau kann die<br />

Fettverdauung gestört sein. Solche <strong>Hunde</strong> benötigen<br />

eine fettreduzierte Diät. Diäten zur Gewichtsreduktion<br />

erfüllen zwar diese Voraussetzung, eignen sich hier<br />

jedoch nicht, da sie erstens zu wenig Energie enthalten<br />

und zweitens aufgrund ihres erhöhten Rohfasergehaltes<br />

eine ausreichend hohe Verdaulichkeit vermissen lassen.<br />

Eine geeignete diätetische Lösung in diesen Fällen ist<br />

GASTRO INTESTINAL LOW FAT, die Diät mit dem<br />

niedrigsten Fettgehalt auf dem Markt. Ein niedriger<br />

Fasergehalt gewährleistet die hohe Verdaulichkeit<br />

dieser Nahrung. Der Proteingehalt ist zwar etwas höher<br />

als in HEPATIC, die Proteine sind jedoch<br />

hochverdaulich, so dass Gärungsprozesse im<br />

Dickdarm, bei denen Leber belastende Metaboliten<br />

entstehen können, begrenzt werden. Wie HEPATIC<br />

enthält es den patentierten Antioxidanziencocktail aus<br />

Vitamin E+C, Lutein und Taurin zum Schutz der<br />

Leberzellen vor den Angriffen freier Radikale. Für<br />

tragende und säugende Hündinnen ist GASTRO<br />

INTESTINAL LOW FAT aufgrund des reduzierten Fett- und Energiegehaltes nicht<br />

geeignet. Die Fütterungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome<br />

bzw. den Befunden der chemischen Blutuntersuchung (Blutfettwerte). Eine<br />

lebenslange Fütterung ist bei Bedarf möglich, die Notwendigkeit hierfür sollte jedoch<br />

in regelmäßigen Abständen (mindestens alle 6 Monate) durch eine Tierärztin/einen<br />

Tierarzt überprüft werden.<br />

Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 354 kcal/100 g; Protein: 22%; Fett: 7%;<br />

Kalzium: 1,1%; Phosphor: 0,84%.


Aus: Vets Today Nr. 6 – 2009<br />

Der klinische Fall:<br />

Ginny, Beauceron, weibl., geb. 17.09.2008<br />

(Wurfgr (Wurfgröß öße: e: 11 lebende, 2 tote Welpen) . War<br />

von Geburt an kleiner als ihre Geschwister<br />

Im AAlter lter vvon on genau 6 Monaten zeigte<br />

Ginny pl plötzlich tzlich ohne vorherige<br />

Anzeichen schwere zentralnerv<br />

zentralnervöse se<br />

Symptome: Sy mptome: Sie begann sich “wie wie ein<br />

Zombie Zombie“ zu verhalten, lief mit steifen<br />

Schritten starr gera geradeaus, de aus, bis sie<br />

gegen ge gen irgendein Hindernis Hinder nis prallte. Im<br />

Garten konnte sie wweder eder Geb Gebü sch<br />

noch Brom Brombeergestr beergestrüpp pp noch der<br />

Zaun Za un aufha aufhalten. lten. Dieses Diese s Verha Verhalten lten<br />

wurde von starkem Speicheln<br />

(Hypersalivation) begleitet. IIhre hr e<br />

Besitzer brachten sie so schnell sie<br />

konnten in die Kleintierklinik Kleintierk linik der<br />

Universit Universität t Lüttich L ttich (Belgien), wo sie<br />

zun zunächst chst mit Laktulose behandelt<br />

wurde. Inner Innerhalb halb weniger Stunden<br />

normalisierte normalisie rte sich ihr Verha Verhalten. lte n. IIm m<br />

Ultraschall zeigte sich ein<br />

portosystemischer portosy stemischer Shunt mit<br />

Verdacht auf weitere intrahepatische<br />

Shunts in mindestens eeinen inen<br />

Leberlappen. Leber lappen. Der Welpe wwurde urde mit<br />

der de r Verschre Verschreibung ibung von Laktulose Lak tulose in<br />

Kombination mit m it einer Nierendiät Nierendi t<br />

(Mitbewer (Mitbew erberproduk berpr odukt) t) nach Hause<br />

entlassen. 5 Tage später sp ter erlitt Ginny<br />

einen schweren Rückfall R ckfall und ihre<br />

Besitzer begannen, übe ber r eine<br />

Euthanasie nachzude nachzudenken. nken.<br />

Tats Tatsächlich chlich hatte Ginny, da die<br />

Nierendi Nierendiät t ihr nicht schmeckte, vor<br />

Hunger angefangen, überall berall nach<br />

Fre Fr eßbarem barem zu suchen und sich<br />

Leckerlis, Lecker lis, Schweineohren und Knochen<br />

einverleibt, einv erleibt, die für f r sie eigentlich tabu<br />

sein sollten. Nach einem weiteren<br />

kurzen Aufenthalt in der Uniklinik, wo<br />

sich Ginny genauso schnell erholte wie<br />

nach dem ersten „Anfall Anfall“, , stellte ihre ihr e<br />

Besitzerin die Fütterung F tterung auf Royal<br />

Canin Hypoallergenic Trockenfutter um um. .<br />

Ginny frisst dieses Diätfutter Di tfutter sehr gern<br />

und hatte im folgenden<br />

Beobachtungszeitraum von 6 Monaten<br />

keine weiteren Anfälle Anf lle oder sonstigen<br />

zentralnerv<br />

zentralnervösen se n Sy Symptome mptome me mehr. hr. Sie<br />

verhielt sich genauso rassetypisch<br />

lebhaft und temperamentvoll, wie einer<br />

ihrer Wurfgeschwister im selben<br />

Haushalt, nur war sie nach wie vor<br />

deutlich kleiner. Ihrem Verhalten nach<br />

ist sie ein typischer Beauceron: mit m it<br />

hervorragenden HHüte<br />

te-Eigenschaften<br />

Eigenschaften<br />

und sehr wachsam in Bezug auf ihre<br />

Familie und deren Eigentum. IIhre hr e<br />

Lebenserwartung liegt statistisch<br />

gesehen bei etwa 2-3 2 3 Jahren, aber im<br />

Alter von einem Jahr ging es ihr sehr<br />

gut.<br />

Links: Mit 6 Monaten zeigte Ginny auffällige auff llige Verhaltensweisen, z.B. lief sie immer wieder gegen den Gartenzaun.<br />

Mitte: Überm bermäß äßiger iger Speichelfluss wird oft bei <strong>Hunde</strong>n mit porto porto-systemischem systemis chem Shunt beobachtet.<br />

Rechts: Unter der FFütterung<br />

tterung einer Di Diät t auf der Basis eines pflanzlichen Eiweißhydrolysates Eiwei hydrolysates (Royal Canin<br />

Hyperallergenic) ist Ginnys Verhalten normal.<br />

(Fotos: Fabienne Dethioux)


Diäten für leberkranke <strong>Katzen</strong><br />

� Royal Canin Veterinary Diet GASTRO INTESTINAL<br />

GASTRO INTESTINAL weist eine hohe Energiedichte und<br />

Verdaulichkeit auf. Bei der häufigsten Lebererkrankung der<br />

Katze, der hepatische Lipidose, wird durch den ausreichend<br />

hohen Proteingehalt eine schnelle Genesung gefördert. Das<br />

Produkt ist aufgrund der hohen Energiedichte (Fettgehalt<br />

beachten!) für diejenigen Fälle gedacht, in denen die<br />

betroffenen <strong>Katzen</strong> nur wenig Appetit haben und entsprechend<br />

geringe Mengen fressen. GASTRO INTESTINAL enthält<br />

hochverdauliche Proteine aus Geflügel und Weizengluten. Die<br />

Haupt-Kohlenhydratquelle ist Reis, der sich bei Tieren mit<br />

Verdauungsstörungen besonders bewährt hat. 30% der<br />

Futterenergie stammen aus Proteinen, 46% aus Fett und 24%<br />

aus Kohlenhydraten. Der Fettanteil ist somit im Rahmen der<br />

Empfehlungen für <strong>Katzen</strong> mit hepatischer Lipidose (44-66% der<br />

Energie aus Fett siehe auch Kapitel 6). Die enthaltene Mischung<br />

aus fermentierbaren und nicht fermentierbaren Nahrungsfasern (Rübenschnitzel,<br />

Psyllium, FOS, MOS) fördert das Wachstum „guter“ Darmbakterien und die<br />

bakterielle Fixierung von Stickstoff. Auf diese Weise wird die Ammoniakproduktion<br />

verringert. Die hohe Akzeptanz von GASTRO INTESTINAL fördert die freiwillige<br />

Futteraufnahme bei kranken <strong>Katzen</strong> und senkt das Risiko einer Anorexie (kompletten<br />

Nahrungsverweigerung), durch die eine hepatische Lipidose noch verschlimmert<br />

würde.<br />

Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 408 kcal/100 g; Protein: 32%; Fett: 22%.<br />

� Royal Canin Veterinary Diet SENSITIVITY CONTROL<br />

SENSITIVITY CONTROL ist geeignet für <strong>Katzen</strong> mit<br />

Lebererkrankungen, die eine gestörte Fettverdauung<br />

aufweisen (Gallenabflussstörung) und solche mit<br />

Hepatischer Lipidose, die noch mit normalem Appetit<br />

fressen, denn es enthält nur halb so viel Fett wie GASTRO<br />

INTESTINAL. Es weist ebenfalls eine ausreichend hohe<br />

Energiedichte und einen Proteingehalt in erforderlicher Höhe<br />

für die Verwendung bei hepatischer Lipidose auf. Die hohe<br />

Verdaulichkeit der Proteinquellen (Huhn bzw. Ente im<br />

Feuchtfutter bzw. nur Ente im Trockenfutter) erhöhen die<br />

Verträglichkeit für leberkranke <strong>Katzen</strong>, so dass angemessen<br />

hohe Proteinmengen zugeführt werden können, um die<br />

Regeneration der Leber zu optimieren. Die beiden<br />

Geschmacksrichtungen beim Feuchtfutter stellen bei<br />

Auftreten einer Futteraversion (Ablehnung des gewohnten<br />

Futters) Alternativen dar. Der hohe Zinkgehalt – eigentlich<br />

für die Hautgesundheit vorgesehen – wirkt einer Kupferspeicherung in der Leber<br />

entgegen. Lebererkrankungen gehen oft mit entzündlichen Vorgängen,<br />

Durchblutungsstörungen oder Infektionen einher, bei denen vermehrt freie Radikale<br />

entstehen. SENSITIVITY CONTROL enthält, wie die anderen hier aufgeführten<br />

Diäten auch, Antioxidanzien in Form eines patentierten „Cocktails“ aus Vitamin C, E,<br />

Lutein und Taurin, die diese Radikale abfangen und unschädlich machen können.<br />

Sie bewahren so die Leberzellen vor oxidativen Schäden.


Kennzahlen: Energie: 356 kcal/100 g; Protein: 27%; Fett: 11%, Zink: 240 mg/kg.<br />

� Royal Canin Veterinary Diet RENAL<br />

Eine Proteinrestriktion ist außer bei Lipidose-unabhängiger<br />

HE auch für <strong>Katzen</strong> mit Triaditis zu empfehlen, bei denen<br />

neben einer Leberentzündung auch eine Pankreatitis<br />

vorliegt. RENAL stellt in diesen Fällen die optimale Lösung<br />

dar. Die hochverdaulichen Proteinquellen, die in moderat<br />

reduzierter Menge enthalten sind, senken die<br />

Ammoniakproduktion. Nahrungsproteine überwiegend<br />

pflanzlichen Ursprungs (Weizengluten mit einer<br />

Proteinverdaulichkeit von > 90%), tragen ebenfalls zur NH3-<br />

Reduktion bei. Der Förderung einer gesunden Darmflora<br />

(wenig Ammoniakbildner) durch fermentierbare Fasern und<br />

Fructo-Oligosaccharide kommt bei HE-Patienten besondere<br />

Bedeutung zu. Durch die Ansäuerung des Darminhalts über<br />

die Fermentationsprodukte der Fasern wird die<br />

Ammoniakbildung weiter reduziert. Der bereits bei<br />

SENSITIVITY CONTROL beschriebene Antioxidanzien-Komplex sorgt für aktiven<br />

Leberzellschutz. Der erhöhte Gehalt an Omega-3-Fettsäuren wirkt<br />

entzündungshemmend bei <strong>Katzen</strong> mit akuter oder chronischer Leberentzündung.<br />

RENAL steht in diversen Geschmacksrichtungen zur Verfügung, was bei Auftreten<br />

einer Futteraversion über den Erfolg der Diät entscheiden kann (Trockenfutter:<br />

Geflügel, Schwein; Feuchtfutter: Rind, Huhn, Tunfisch).<br />

Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 403 kcal/100 g; Protein: 23%; Fett: 17%.<br />

� Royal Canin Veterinary Diet HYPOALLERGENIC<br />

Die hydrolysierten und überwiegend pflanzlichen<br />

Proteine in HYPOALLERGENIC sind extrem<br />

hochverdaulich und biologisch hochwertig. In<br />

Verbindung mit dem moderaten, aber<br />

bedarfsdeckenden Proteingehalt ist das Produkt<br />

daher besonders geeignet für <strong>Katzen</strong> mit HE in Folge<br />

einer hepatischen Lipidose. Denn in diesen Fällen<br />

wird ausdrücklich keine Proteinreduktion empfohlen.<br />

Leichtverdauliche Kohlenhydrate aus Reis liefern<br />

einen großen Anteil der Energie, was zur<br />

Leberentlastung beiträgt, da so die Blutzuckebildung<br />

aus Fett oder Protein in der Leber minimiert wird. Der<br />

hohe Gehalt an Zink wirkt sich günstig auf die<br />

Lebergesundheit aus (einer Kupferakkumulation in<br />

den Leberzellen wird entgegen gewirkt, siehe<br />

SENSITIVITY CONTROL). Antioxidanzien mit<br />

synergistischer Wirkung bekämpfen freie Radikale,<br />

die die Leberzellen schädigen. Die hohe Akzeptanz<br />

der Diät verhindert bei leberkranke <strong>Katzen</strong> mit wenig Appetit eine Mangelernährung.<br />

Reis als leichtverdauliche Kohlenhydratquelle und die bewährte Kombination aus<br />

fermentierbaren und unlöslichen Fasern (Rübenschnitzel, FOS) helfen, die<br />

Energieversorgung der leberkranken Katze zu regulieren und ihren Blutzuckerspiegel


zu kontrollieren. Kennzahlen (Trockenfutter): Energie: 408 kcal/100 g; Protein:<br />

25,5%; Fett: 20%, Zink: 250 mg/kg.<br />

� Royal Canin Veterinary Diet HEPATIC<br />

Der hohe Anteil pflanzlicher Proteine in HEPATIC ist extrem<br />

hochverdaulich und biologisch hochwertig (L.I.P.-Qualität = low<br />

indigestible protein). In Verbindung mit dem moderaten, aber<br />

bedarfsdeckenden Proteingehalt sowie dem hohen Fettgehalt<br />

ist das Produkt daher besonders geeignet für <strong>Katzen</strong> mit HE in<br />

Folge eines portosystemischen shunts oder einer hepatischer<br />

Lipidose. Bei hepatischer Lipidose ohne HE ist weniger Fett bei<br />

ausreichender Proteinzufuhr erforderlich (Produktempfehlung:<br />

Sensitivity Control). Weitere Indikationen sind Cholangitis,<br />

Cholestase und Kupferakkumulation in der Leber. Die Diät<br />

weist einen hohen Energiegehalt auf, so dass leberkranke<br />

<strong>Katzen</strong> ihren Energiebedarf mittels relativ kleiner Futtermengen<br />

decken können. Der Kupfergehalt in HEPATIC ist deutlich<br />

reduziert. Der hohe Gehalt an Zink wirkt sich günstig auf die<br />

Lebergesundheit aus (einer Kupferakkumulation in den<br />

Leberzellen wird entgegen gewirkt, siehe SENSITIVITY<br />

CONTROL). Antioxidanzien mit synergistischer Wirkung<br />

bekämpfen freie Radikale, die die Leberzellen schädigen. Die hohe Akzeptanz der<br />

Diät verhindert bei leberkranken <strong>Katzen</strong> mit wenig Appetit eine Mangelernährung. Die<br />

bewährte Kombination aus fermentierbaren und unlöslichen Fasern (Zellulose,<br />

Zichorie, FOS, MOS) trägt über ein gesundes Darmmilieu dazu bei, die fäkale<br />

Stickstoffausscheidung über Bakterienprotein zu fördern. HEPATIC ist für <strong>Katzen</strong> nur<br />

als Trockenfutter erhältlich. Kennzahlen: Energie: 420 kcal/100 g; Protein: 26%; Fett:<br />

22%, Kupfer: 5 mg/kg; Zink: 250 mg/kg.

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