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2020 unternehmen [!] Magazin Ausgabe73 Juli 2020

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 73 - Juli 2020

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<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 1<br />

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 73 | <strong>Juli</strong> <strong>2020</strong> | 3,00 €<br />

Voilà Monsieur<br />

Biotech<br />

Kooperationen gehören zur Firmen-DNA: Der<br />

Franzose Frank Mathias führt die Rentschler<br />

Biopharma in die Weltliga der Pharma-Dienstleister.<br />

SANIERUNG<br />

Die Haken und Fallen<br />

bei der Aussetzung der<br />

Insolvenzantragspflicht. Seite 06<br />

HOMEOFFICE<br />

Arbeit zu Hause verändert die<br />

Arbeitseinstellung: Tipps zum<br />

Gegensteuern. Seite 36<br />

UMFRAGE<br />

Wie Führungskräfte im Jahr der<br />

Corona-Pandemie ihren Urlaub<br />

verbringen. Seite 46


2<br />

RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Überblick<br />

ist einfach.<br />

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Ulm<br />

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Göppingen


<strong>unternehmen</strong> [!] INHALT 3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

das Ifo-Institut ist dieses Jahr für Überraschungen<br />

gut: Zu Beginn der Corona-Pandemie war die<br />

Prognose rabenschwarz, nun sagen die Konjunkturforscher<br />

für die zweite Jahreshälfte einen kräftigen<br />

Aufschwung der deutschen Wirtschaft voraus.<br />

Angesichts der massiven Schwierigkeiten von<br />

Autoherstellern, Zulieferern, Maschinenbauern,<br />

Gastronomen, Hoteliers und Dienstleistern möchte<br />

man den Ifo-Experten zurufen: Die Botschaft<br />

hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Denn<br />

eines ist sicher: Die Corona-Pandemie hat das<br />

exportorientierte Geschäftsmodell des Standorts<br />

stark in Mitleidenschaft gezogen. Fast jede fünfte<br />

Firma sieht sich in ihrer Existenz bedroht. Das<br />

Thema Sanierung (Seite 6) dürfte daher in der<br />

zweiten Jahreshälfte ein großes werden.<br />

Doch es gibt in dieser unsicheren Zeit auch Beispiele,<br />

die Mut machen: Frank Mathias, Chef der<br />

Rentschler Biopharma aus Laupheim, berichtet<br />

im Titelinterview, wie er den Pharma-Dienstleister<br />

für die Zukunft fit macht (Seite 10). Auch die<br />

Porträts von Mocupinus und Lehner Agrar zeigen,<br />

wie Mittelständler erfolgreich ihren Weg gehen.<br />

Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

FINANZIEREN<br />

6 Die Gefahr steckt im Detail<br />

Fallstricke bei Sanierungen<br />

TITELTHEMA<br />

10 Biotech-Arznei der Zukunft<br />

Frank Mathias, Vorstandschef der<br />

Rentschler Biopharma, im Gespräch<br />

SPEZIAL<br />

20 Nur das Beste für die Kinder<br />

Immer mehr Eltern schicken ihren Nachwuchs<br />

auf Privatschulen<br />

28 Die Stimmung ist der Star Wie Händler<br />

Wohlbefinden und Orientierung schaffen<br />

36 Kampf dem Schlabberlook<br />

Tipps gegen die Schattenseiten<br />

des Homeoffice<br />

MACHEN<br />

24 Gekommen, um zu bleiben<br />

Datagroup Ulm ist wieder in der Gewinnzone<br />

38 Alles Holz – oder was?<br />

Mocopinus setzt auf Design und Sonderlösungen<br />

40 Wachstum als Geschäft<br />

Lehner Agrar besetzt Nischen<br />

VERANTWORTEN<br />

32 Auf der Rüttelpiste<br />

Für Zulieferer kommt es knüppeldick<br />

34 Mit Hochdruck unterwegs<br />

Aufgaben und Verantwortung der Facility<br />

Manager nehmen zu<br />

LEBEN<br />

42 Aus Liebe zur Kunst<br />

Gudrun Selinka hütet die Sammlung, die sie<br />

mit ihrem Mann aufgebaut hat<br />

46 Urlaub im Corona-Jahr<br />

Umfrage unter Führungskräften<br />

NAMEN & NACHRICHTEN<br />

4 Sedelhöfe-Eröffnung in Etappen<br />

18 Summende Kollegen bei Hymer<br />

50 Kein Pächter fürs Bootshaus<br />

50 Impressum<br />

24 34 38<br />

42<br />

06


4<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Eröffnung in Etappen<br />

Sedelhöfe Die ersten Kunden lockt das neue Quartier in der Ulmer Innenstadt bereits an.<br />

Bis alle Flächen belegt sind, wird es aber voraussichtlich noch einige Zeit dauern.<br />

Ulmer Innenstadt Hundert potenzielle<br />

Kunden standen schon<br />

wartend vor der Eingangstür als<br />

sich am 17. Juni pünktlich um<br />

10 Uhr die Türen zum Zalando-Outlet<br />

in den Sedelhöfen öffneten.<br />

Das 1600 Quadratmeter<br />

großen Verkaufsgeschäft auf<br />

zwei Etagen ging vier Wochen<br />

vor der eigentlichen Eröffnung<br />

des neuen Quartiers am Eingang<br />

der Ulmer Einkaufsstraße als<br />

erstes Geschäft an den Start.<br />

Während etwa der Lebensmittler<br />

Edeka und die Drogerie DM<br />

Mitte <strong>Juli</strong> zur offiziellen Eröffnung<br />

nachziehen, stehen auch<br />

dann immer noch knapp 40 Prozent<br />

der Ladenflächen leer, wie<br />

der Investor DC zuletzt mitteilte.<br />

Infolge der Corona-Pandemie<br />

pausierten Gespräche mit<br />

etwaigen Mietern.<br />

Verzögerungen aufgrund der<br />

Pandemie gibt es derweil auch<br />

beim feststehenden Mieter Mc-<br />

Donald’s. Die Fastfoodkette sollte<br />

zum Start der Sedelhöfe eigentlich<br />

an ihrem alten Standort,<br />

nun im neuen Quartier, öffnen<br />

und im Zuge dessen rasch<br />

den Container in der Bahnhofstraße<br />

abbauen, der für die Zeit<br />

der Großbaustelle als Lokal<br />

diente. Wann die Burger und<br />

Fritten der Kette in den neuen<br />

Räumlichkeiten verkauft werden,<br />

ist derzeit noch nicht klar.<br />

Insgesamt umfasst das Projekt<br />

Sedelhöfe 18 000 Quadratmeter<br />

(m 2 ) Fläche für Handel,<br />

1500 m 2 für Gastronomie,<br />

7500 m 2 für Büros und Praxen<br />

sowie etwa 6500 m 2 für 112 Wohnungen<br />

mit einer<br />

Größe von 22 bis<br />

90 Quadratmetern.<br />

Für letztere<br />

haben sich mehr<br />

als 200 Interessenten<br />

gemeldet,<br />

erklärt der Investor.<br />

Zum Start im<br />

<strong>Juli</strong> sollen zudem<br />

die Tiefgarage mit<br />

rund 700 Stellplätzen<br />

und der neu<br />

geschaffene<br />

Albert-Einstein-Platz fertig<br />

sein.[!]<br />

jkl<br />

Der Zuspruch ist da: Für einen Blick in das Zalando-Outlet standen<br />

die Kunden am Eröffnungstag Schlange. Fotos: Matthias Kessler<br />

Zwischen Frust und Erleichterung<br />

Kaufhof Die Einkaufsstadt Göppingen<br />

verliert einen weiteren<br />

Magneten. Die Kaufhof-Filiale<br />

in der Bleichstraße wird offenbar<br />

bereits Ende Oktober für immer<br />

ihre Türen schließen. Dann<br />

erwartet bis zu 50 Kaufhof-Mitarbeiter<br />

am Standort Göppingen<br />

die Kündigung. Der Standort gehört<br />

damit zu den insgesamt 62<br />

Filialen des Karstadt-Kaufhof-Konzerns<br />

der den angekündigten<br />

Sparplan des Unternehmens<br />

nicht überstehen wird. Die<br />

Hiobsbotschaft schockte Angestellte<br />

wie auch Vertreter der<br />

Lokalpolitik. „Es nützt nichts,<br />

drum herum zu reden. Das ist<br />

ein großer Verlust für die Stadt“,<br />

Die Göppinger Filiale steht vor<br />

dem Aus. Foto: Giacinto Carlucci<br />

sagte der Oberbürgermeister<br />

Guido Till.<br />

Was das Kaufhof-Aus für die<br />

Bleichstraße, das neue Einkaufszentrum<br />

und die ganze östliche<br />

Innenstadt bedeutet, vermochte<br />

Guido Till gestern noch nicht<br />

abzuschätzen. Es werde vielleicht<br />

gelingen, neue Mieter zu<br />

finden, aber eben nicht mehr das<br />

Warenhaus. „Ich hoffe aber, dass<br />

die Lücke geschlossen werden<br />

kann“, sagte Till. Simon Schenavsky,<br />

Eigentümer der Kaufhof-Immobilie<br />

und Bauherr des<br />

100 Millionen Euro teuren Einkaufszentrums<br />

„Agnes“, das unmittelbar<br />

daneben entsteht,<br />

zeigt sich zunächst kämpferisch.<br />

„Für uns ist Kaufhof noch nicht<br />

ausgezogen.“ Dennoch müsse<br />

man sich gemeinsam mit der<br />

Stadt überlegen, wie es mit dem<br />

Gebäude weitergeht, sollte Karstadt<br />

tatsächlich schließen.<br />

In Ulm konnte die Belegschaft<br />

der Galeria Kaufhof dagegen<br />

aufatmen. Das Kaufhaus<br />

in der Bahnhofstraße steht nicht<br />

auf der Streichliste des Unternehmens.<br />

So bleibt nicht nur das<br />

15 000 Quadratmeter große Warenhaus<br />

erhalten, auch die 114<br />

Mitarbeiter behalten ihre Arbeitsplätze.<br />

Mehr Frequenz soll<br />

nun eine Aldi-Filiale im Untergeschoss<br />

bringen, die Mitte <strong>Juli</strong><br />

eröffnet. [!]<br />

jkl


<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />

Hensoldt erhält Zuschlag für neue Radare<br />

Rüstung Der Radarspezialist<br />

Hensoldt rechnet nach der Entscheidung<br />

des Bundestags für<br />

ein neues Radarsystem in den<br />

Eurofightern vor allem an seinem<br />

Standort Ulm, aber auch in<br />

Taufkirchen und in Friedrichshafen<br />

mit bis zu 400 zusätzlichen<br />

hochqualifizierten Arbeitsplätzen.<br />

Demnach entfallen alleine<br />

auf Hensoldt mehr als<br />

1,5 Milliarden Euro des Budgets,<br />

das für die Modernisierung der<br />

Sensorik des Radars in der gesamten<br />

Eurofighter-Flotte vorgesehen<br />

ist. Das Rüstungs<strong>unternehmen</strong><br />

betrachtet die Entscheidung<br />

als ein „positives Signal für<br />

den Technologie-Standort<br />

Deutschland“.<br />

Mit der Entscheidung für das<br />

AESA übernehme Deutschland<br />

außerdem erstmals eine „Vorreiterrolle<br />

im Bereich der<br />

Schlüsseltechnologie für den<br />

Eurofighter“. Bislang war das<br />

Konsortium unter britischer<br />

Führung. Es handle sich um ein<br />

wichtige Investition,<br />

die „für die europäische<br />

Verteidigungskooperation<br />

von entscheidender<br />

Bedeutung ist“.<br />

Hensoldt befindet sich im Besitz<br />

des US-amerikanischen Finanzinvestors<br />

KKR. Das Unt ernehmen<br />

mit Sitz in Taufkirchen<br />

beschäftigt in Ulm etwa 2000<br />

Mitarbeiter.<br />

Der Bundestag hat zudem die<br />

Beschaffung von vier Mehrzweckkampfschiffen<br />

des Typs<br />

MKS 180 für die Marine genehmigt.<br />

Dafür liefert Hensoldt<br />

ebenfalls vier auf der gleichen<br />

Technologie basierende Radare.<br />

[!]<br />

kö<br />

Die Sensorik der Radare in der<br />

gesamten Eurofighter-Flotte soll<br />

modernisiert werden. <br />

Geldsegen<br />

für das ZSW<br />

Forschungsfabrik Das Ulmer<br />

Zentrum für Sonnenenergie und<br />

Wasserstoffforschung (ZSW)<br />

kann mit einer weitreichenden<br />

Förderung rechnen. Das verkündete<br />

Steffen Bilger, Parlamentarischer<br />

Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium,<br />

kürzlich<br />

bei einem Besuch am Oberen<br />

Eselsberg. In den<br />

kommenden Jahren werde der<br />

Steffen<br />

Bilger hatte<br />

gute Nachrichten<br />

für<br />

das ZSW.<br />

Bund die<br />

HyFab-Forschungsfabrik<br />

für Brennstoffzellen<br />

und Wasserstoff<br />

mit bis<br />

zu 30 Millionen<br />

Euro fördern.<br />

Damit solle der<br />

Technologievorsprung<br />

Deutschlands in<br />

der Brennstoffzellenforschung<br />

gegenüber<br />

Wettbewerbern aus Asien und<br />

Amerika gefestigt werden.<br />

Wichtig sei dabei, nun die Beteiligung<br />

der Industrie sicherzustellen.<br />

[!]jkl<br />

Mehr Platz für<br />

Teamviewer<br />

Göppingen Eigentlich war das<br />

Gebäude als neues Rathaus geplant,<br />

in den kommenden Wochen<br />

zieht nun aber der IT-Spezialist<br />

Teamviewer in die Räumlichkeiten<br />

in der Göppinger Innenstadt.<br />

Bis zu drei Monate soll<br />

der Umzug dauern. Den bisherigen<br />

Standort in der Jahnstraße<br />

will das Unternehmen anders<br />

als ursprünglich geplant zunächst<br />

weiter nutzen – aufgrund<br />

der coronabedingten Abstandsregelungen.<br />

Daher habe man<br />

den Mietvertrag im jetzigen<br />

Hauptsitz bis Juni 2021 verlängert<br />

und werde vermutlich zunächst<br />

einmal beide Gebäude<br />

nutzen. Derweil denkt Oberbürgermeister<br />

Guido Till bereits<br />

über weitere Expansionsmöglichkeiten<br />

für das IT-Unternehmen<br />

nach. Ein Teil des Müller-Geländes<br />

könnte dem Rathauschef<br />

zufolge als Reservefläche<br />

für Teamviewer oder aber<br />

auch andere Firmen vorgehalten<br />

werden. Die Überlegungen dazu<br />

stünden derzeit aber erst am<br />

Anfang. [!]jkl<br />

Bader schließt Senden<br />

Konjunktur Die Stimmung in<br />

den Unternehmen in der Region<br />

ist infolge der Corona-Pandemie<br />

im Keller. Das ist das Ergebnis<br />

der jüngsten Umfrage<br />

der IHK Schwaben. 35 Prozent<br />

der befragten Unternehmen aus<br />

dem Landkreis Neu-Ulm beurteilen<br />

ihre Lage als „schlecht“,<br />

im Herbst 2019 lag dieser Wert<br />

noch bei 15 Prozent. In der aktuellen<br />

Umfrage erwarten zudem<br />

26 Prozent, dass sich die<br />

Industrie Der Stammsitz der<br />

Metall-Firma Bader in Senden<br />

hat keine Zukunft. Sämtliche potenzielle<br />

Investoren haben laut<br />

der Gewerkschaft IG Metall kein<br />

Interesse am Erhalt des Standorts<br />

in der Robert-Bosch-Straße.<br />

Das deutlich kleinere Werk<br />

in Babenhausen (Unterallgäu)<br />

sei völlig ausreichend und zudem<br />

moderner. Über 80 Mitarbeiter<br />

haben vor Beginn der Insolvenz<br />

bei Bader in Senden gearbeitet.<br />

Nach den momentanen<br />

Plänen sollen 20 Beschäftigte<br />

ein Übernahmeangebot für<br />

Babenhausen, sowie die 12 Auszubildenden.<br />

Bereits im März<br />

wurde 35 Mitarbeitern gekündigt,<br />

nun sollen 8 weitere Entlassungen<br />

hinzukommen. Das<br />

Unternehmen befindet sich seit<br />

Ende 2019 in einem Insolvenzverfahren.<br />

[!]<br />

jkl<br />

Stimmung im Sturzflug<br />

Geschäfte weiter verschlechtern,<br />

50 Prozent gehen von einer<br />

Stagnation aus. Die Corona-Krise<br />

schlägt auf die Unternehmen<br />

in der Region voll<br />

durch: 42 Prozent der befragten<br />

Betriebe in Westschwaben<br />

mussten ihre Personalkapazitäten<br />

an die schwächere Nachfrage<br />

anpassen. Überwiegend über<br />

Kurzarbeit, 27 Prozent haben<br />

aber auch schon frei werdende<br />

Stellen gestrichen. [!] jkl


6<br />

FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die befristete Aussetzung<br />

der Insolvenzantragspflicht<br />

bereitet<br />

immer mehr Ökonomen<br />

Sorgen. Was mitten in der<br />

Corona-Krise als gute Idee erschien,<br />

könnte für viele Unternehmen<br />

zum Bumerang werden.<br />

So rechnet Gabriel Felbermayr,<br />

Chef des Instituts für Weltwirtschaft<br />

(IfW), im Herbst mit einem<br />

massiven Anstieg der Insolvenzen,<br />

wenn voraussichtlich<br />

Anfang Oktober die Pflicht wieder<br />

einsetzt. Viele krisengeplagte<br />

Firmen könnten dann aufgrund<br />

einer Überschuldung Insolvenz<br />

anmelden müssen. „Es<br />

gibt ‚Zombie‘-Firmen, die in den<br />

vergangenen Wochen nur deshalb<br />

überleben konnten, weil sie<br />

durch staatliche Notkredite gestützt<br />

wurden. Da wird es noch<br />

ein böses Erwachen geben“,<br />

warnte Felbermayr vor kurzem<br />

in einem Interview.<br />

Aussicht auf Finanzierung<br />

Sanierungsexperten mahnen daher<br />

Firmenverantwortliche, einen<br />

Insolvenzantrag mit Blick<br />

auf die derzeit geltende Rechtslage<br />

nicht komplett beiseite zu<br />

schieben. „Viele Unternehmer<br />

sind der irrigen Annahme, die<br />

Insolvenzantragspflichten sind<br />

generell ausgesetzt. Doch<br />

das stimmt nicht“,<br />

sagt Burkhard<br />

Jung, Vorsitzender<br />

des Fachverbandes<br />

Sanierungs- und Insolvenzberatunges<br />

im Bundesverband<br />

Die Gefahr<br />

steckt<br />

im Detail<br />

Sanierung Die aufgrund der Corona-<br />

Krise ausgesetzte Pflicht zum<br />

Insolvenzantrag wiegt Firmenchefs in<br />

falscher Sicherheit. Auf was<br />

Verantwortliche jetzt achten müssen.<br />

Deutscher Unternehmensberater<br />

(BDU). Die Aussetzung gelte<br />

nur, wenn die Insolvenz Corona-bedingt<br />

sei und Aussicht<br />

auf Finanzierung bestehe – und<br />

diese beiden Bedingungen<br />

müssten laufend geprüft und erfüllt<br />

werden. „Anderenfalls riskiere<br />

ich als Verantwortlicher in<br />

eine strafbewehrte Situation<br />

wegen Insolvenzverschleppung<br />

zu geraten.“ Auch Lucas Flöther,<br />

Sprecher des Gravenbrucher<br />

Kreises, einem Zusammenschluss<br />

führender Insolvenzverwalter,<br />

warnt davor, die Aussetzung<br />

als Freibrief zu betrachten:<br />

„Ich muss als Verantwortlicher<br />

belegen, dass mein Unternehmen<br />

zum 31. Dezember 2019<br />

noch nicht zahlungsunfähig war<br />

und dass ich im Herbst <strong>2020</strong><br />

wieder zahlungsfähig bin.“<br />

Diesen Sachverhalt gut zu dokumentieren,<br />

ist eine Herausforderung,<br />

die in vielen Fällen nur<br />

mit professioneller Unterstützung<br />

zu meistern ist, weiß Flöther<br />

aus seiner Berufspraxis.<br />

Denn dafür reicht ein Gewinnausweis<br />

im Jahresabschluss für<br />

2019 selten aus. „Sich allein darauf<br />

zu verlassen, halte ich für<br />

brandgefährlich. Die insolvenzrechtlichen<br />

Eröffnungsgründe –<br />

Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung<br />

– sind nicht eins zu<br />

eins aus der Bilanz ablesbar“,<br />

sagt Flöther.<br />

Ein Gewinnausweis<br />

reicht selten als Beleg<br />

dafür, dass die Firma<br />

zum 31. Dezember<br />

zahlungsfähig war.<br />

ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI


<strong>unternehmen</strong> [!] FINANZIEREN 7<br />

Er rät, sich einen Sanierungsexperten<br />

oder einen auf Insolvenzrecht<br />

spezialisierten Anwalt<br />

ins Haus zu holen – gegebenenfalls<br />

beides. „Das ist alleine<br />

schon für den Fall sinnvoll,<br />

dass die Finanzkalkulation<br />

des Unternehmens für<br />

die nächsten Monate<br />

nicht aufgehen sollte oder<br />

im Einzelfall die Aussetzung<br />

der Antragspflicht<br />

gar nicht zur Anwendung<br />

kommt.“ Dann drohten<br />

Schadensersatzforderungen<br />

der Gläubiger und die Geschäftsführung<br />

müsse damit<br />

rechnen, mit ihrem persönlichen<br />

Vermögen zu haften.<br />

Erste Aufgabe des Sanierungsexperten<br />

ist es, zu klären,<br />

was an verfügbarer Liquidität<br />

wirklich vorhanden ist und welche<br />

fälligen Verbindlichkeiten<br />

dem gegenüberstehen. Nicht<br />

selten tritt dann ein Moment der<br />

Ernüchterung ein. „Die Liquiditätssituation<br />

ist selten so gut ist,<br />

wie von der Geschäftsführung<br />

gedacht“, berichtet Flöther. „Ich<br />

erlebe es immer wieder, dass<br />

auch bei sehr großen Unternehmen<br />

eine systematische Liquiditätsplanung<br />

nicht oder nur lückenhaft<br />

vorhanden ist. Bei<br />

Konzernen brauche ich zudem<br />

eine Planung für jede einzelne<br />

rechtliche Einheit.“<br />

Den vollständigen Überblick<br />

zu bekommen, dauert meistens<br />

Wochen. Am Ende steht häufig<br />

die Frage im Raum: Ist noch was<br />

zu retten? Grundsätzlich gilt: Je<br />

weiter ein Unternehmen von<br />

der Zahlungsunfähigkeit ent-<br />

Lässt sich mitunter noch flicken: Wenn Unternehmer sich rechtzeitig Hilfe holen, kann eine Insolvenz<br />

möglicherweise verhindert werden.<br />

Für die meisten<br />

Unternehmer<br />

ist das eine extrem<br />

emotionale<br />

Situation.<br />

Burkhard Jung<br />

Vorsitzender BDU-Fachverband<br />

fernt ist, desto größer sind die<br />

Überlebenschancen. Deswegen<br />

ist es sinnvoll, eine Sanierung so<br />

früh wie möglich einzuleiten.<br />

Mit einem Sanierungsexperten<br />

an der Seite signalisiert die<br />

Geschäftsführung Finanzierungspartnern<br />

Handlungswille<br />

und Veränderungsbereitschaft.<br />

Das eröffnet häufig die Chance,<br />

neue Darlehen zu akquirieren<br />

oder durch Gespräche mit Gläubigern<br />

eine sich abzeichnende<br />

Krise abzuwenden. „Eine Wagenburgmentalität<br />

ist in dieser<br />

Situation auf jeden Fall fehl am<br />

Platze“, sagt Experte Jung.<br />

Der Sanierungsberater ist<br />

sich aber darüber im Klaren,<br />

dass ein guter Berater in dieser<br />

Situation Einfühlungsvermögen<br />

beweisen muss: „Für die meisten<br />

Unternehmer ist das eine extrem<br />

emotionale Situation, weil<br />

nicht nur ihr Betrieb, sondern<br />

auch ihre soziale Reputation auf<br />

dem Spiel steht“, sagt Jung. „Zudem<br />

verwenden sie sehr viel Arbeitszeit<br />

darauf, die Krisensituation<br />

zu managen anstatt ihren<br />

Betrieb zu führen.“ Das binde<br />

sehr viele Ressourcen und führe<br />

meist dazu, nicht mehr über<br />

den Tellerrand zu schauen.<br />

„Im schlechtesten Fall laufen<br />

sie irgendwelchen Fantasievorstellungen<br />

nach oder setzen auf<br />

das Prinzip Hoffnung.“ Ein er-


8<br />

FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Neue Liquiditätshilfe<br />

Unternehmen und Selbstständige,<br />

deren Geschäft wegen der Corona-Krise<br />

weggebrochen ist, können ab diesem<br />

Monat eine Überbrückungshilfe beantragen<br />

– auch dann, wenn sie bereits<br />

Soforthilfe bekommen haben. Die Überbrückungshilfe<br />

wird gezahlt, wenn der<br />

Umsatz in den Monaten April und Mai<br />

<strong>2020</strong> um 60 Prozent unter den entsprechenden<br />

Vorjahresmonaten liegt<br />

und der Umsatz in einem der Monate<br />

Juni, <strong>Juli</strong> und August <strong>2020</strong><br />

um mindestens 40 Prozent niedriger<br />

war als im Vorjahr. Die Anträge<br />

auf Überbrückungshilfe müssen über<br />

einen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer<br />

gestellt werden, der die notwendigen<br />

Angaben aufbereiten und bestätigen<br />

muss. Gefördert werden<br />

bestimmte monatliche Fixkosten<br />

wie Miete etc. mit einem<br />

nicht-rückzahlbaren<br />

Zuschuss. Eine bereits<br />

erhaltene Soforthilfe<br />

wird<br />

anteilig angerechnet.<br />

Gemeinsam mit einem Rechtsanwalt oder Sanierungsberater können<br />

Unternehmer ihren Betrieb häufig aus der Schieflage retten.<br />

Zur Person<br />

Burkhard Jung ist<br />

Vorsitzender des<br />

BDU-Fachverbandes<br />

Sanierungs- und Insolvenzberatung.<br />

Er<br />

ist außerdem Geschäftsführer<br />

der<br />

Restrukturierungspartner<br />

RSP.<br />

fahrener Sanierungsberater kann<br />

diese Blockade erfolgreich aufbrechen.<br />

„Einerseits psychologisch, indem<br />

wir gemeinsam analysieren,<br />

dass die Situation Corona-bedingt<br />

ist und nicht auf persönliche Fehlentscheidungen<br />

des Unternehmers<br />

zurückzuführen ist“, erläutert Jung<br />

den Ansatz. „Andererseits betriebswirtschaftlich,<br />

indem wir den Blick<br />

nach vorne richten und realistische<br />

Planungen anstoßen.“ Ein guter Berater<br />

sei dabei Sparringspartner und<br />

Problemlöser. Er helfe, verschiedene<br />

Zukunftsszenarien zu entwickeln.<br />

„Die Grundlage dafür wird im Dialog<br />

zwischen Unternehmer und Berater<br />

erarbeitet und auch die Frage<br />

besprochen, welche Wahrscheinlichkeiten<br />

es gibt und welche zusätzlichen<br />

Optionen verfügbar sind“, beschreibt<br />

Jung den Prozess.<br />

Doch nicht erst, wenn eine Krisensituation<br />

da ist, spricht einiges<br />

dafür, einen Sanierungsexperten an<br />

Bord zu holen. „Eine valide, den insolvenzrechtlichen<br />

Grundsätzen<br />

standhaltende Liquiditätsplanung<br />

ist betriebswirtschaftlich klug, weil<br />

die Unternehmensführung dadurch<br />

viel früher gegensteuern kann“, ist<br />

Flöther überzeugt. Aber was ist,<br />

wenn ganz akut die Insolvenz droht?<br />

„Dann sollten Berater und Unternehmensführung<br />

zuerst ermitteln,<br />

wie die drohende Zahlungsunfähigkeit<br />

entstanden ist“, empfiehlt er.<br />

„Fakt ist: Diese Situation kommt in<br />

Fakt ist:<br />

Diese Situation<br />

kommt in der<br />

Regel nicht aus<br />

heiterem Himmel.<br />

Lucas Flöther<br />

Sprecher Gravenbrucher Kreis<br />

der Regel nicht aus heiterem Himmel.<br />

Dafür gibt es Ursachen.“<br />

Die Frage sei dann, ob es das Unternehmen<br />

aus eigener Kraft schafft,<br />

aus dieser schwierigen Situation<br />

herauszukommen. „Oder, ob es den<br />

Werkzeugkasten des Sanierungsrechts<br />

braucht, mit dem ich mich<br />

zum Beispiel von langfristigen Verträgen<br />

durch Sonderkündigungsrechte<br />

lösen oder Personal effizient<br />

abbauen kann.“ Die frühzeitige Investition<br />

in einen Sanierungsexperten<br />

oder einen auf das Insolvenzrecht<br />

spezialisierten Anwalt zahle<br />

sich in dieser Situation meist aus.<br />

So setzen sich die Unternehmensverantwortlichen<br />

etwa nicht dem<br />

Verdacht aus, die Insolvenz verschleppt<br />

zu haben. „Mit dem Experten<br />

kann zudem in ausreichender<br />

Zeit ein Plan B erarbeitet werden“,<br />

sagt Flöther. Trete der Fall der drohenden<br />

Zahlungsunfähigkeit tatsächlich<br />

ein, könne dann meistens<br />

eine Regelinsolvenz vermieden werden,<br />

die auf Zerschlagung und Liquidation<br />

ausgerichtet ist. „Stattdessen<br />

wird wahrscheinlich erfolgreich<br />

ein Schutzschirmverfahren oder Eigenverwaltungsverfahren<br />

erreicht,<br />

mit dem die Verantwortlichen die<br />

Zügel in der Hand behalten“, erläutert<br />

der Sprecher des Gravenbrucher<br />

Kreises. „Das setzt aber voraus<br />

– und das fordern auch die Gerichte<br />

und Gläubiger – dass der Unternehmer<br />

insolvenzrechtliche Expertise<br />

auf seiner Seite hat.“ [!]<br />

<br />

Thomas Luther


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />

9<br />

Wege und Chancen aus der Krise<br />

Kurzarbeit, steuerliche Herabsetzungsanträge,<br />

Änderungen der Mehrwertsteuersätze,<br />

Liquiditätsengpässe: Viele Unternehmen<br />

sehen sich derzeit mit einem<br />

veränderten Branchen- und Wettbewerbsumfeld<br />

konfrontiert. Damit wird die Corona-Krise<br />

für viele Unternehmen zum Belastungstest.<br />

Die multidisziplinäre Wirtschaftskanzlei<br />

Sonntag & Partner beschreibt einzelne Maßnahmen<br />

und Wege aus der COVID-19-Krise<br />

und erkennt in der Restrukturierung oftmals<br />

auch Potential. Nicht nur zum Umdenken,<br />

sondern auch zur unternehmerischen Neuorientierung.<br />

Ein erster Schritt aus der Krise<br />

Viele Unternehmen befinden sich aktuell in<br />

einer schwierigen Situation. Auf einmal ist<br />

nichts mehr wie zuvor. Ein wichtiger erster<br />

Schritt ist es, gemeinsam mit der Geschäftsführung,<br />

den Anteilseignern aber auch Gläubigern,<br />

wie zum Beispiel Banken, individuelle<br />

Handlungsoptionen auszuarbeiten, um den<br />

Weg aus der Krise zu bahnen.<br />

Wettbewerbsvorteile schaffen<br />

Für Unternehmen, die sich bereits in akuten<br />

Schwierigkeiten befinden, empfiehlt sich ein<br />

Sanierungskonzept zur Vorlage bei Kreditinstituten<br />

und Gesellschaftern. Dieses Konzept<br />

kann gleichzeitig der Managementleitfaden<br />

zum sogenannten „Turnaround“, dem<br />

Wiedererreichen der Gewinnzone, werden.<br />

Die Krise als Chance nutzen? Ein Restrukturierungskonzept<br />

bietet die Möglichkeit,<br />

nicht zukunftsorientierte Prozesse und „aufgeblähte“<br />

Kostenstrukturen abzubauen und<br />

damit einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.<br />

Aufgrund gestiegener Kreditvolumen, beispielsweise<br />

durch die Aufnahme von „Corona-Hilfskrediten“,<br />

ist bei zahlreichen Unternehmen<br />

eine deutliche finanzielle<br />

Mehr belastung durch den zu leistenden<br />

Kapital dienst zu beobachten. Um in Zukunft<br />

bei gleicher Ertragssituation einen vergleichbaren<br />

Erfolg auf Vorkrisen-Niveau zu<br />

erzielen und um künftige Liquiditätsengpässe<br />

zu vermeiden, kommen viele Unternehmen<br />

um Restrukturierungskonzepte<br />

nicht herum.<br />

Der richtige Handlungszeitpunkt<br />

Handlungsspielraum und Sanierungschancen<br />

nehmen in Krisenzeiten ab. Gleichzeitig<br />

steigt der Handlungsdruck. Es empfiehlt sich<br />

daher, die wirtschaftliche Situation rechtzeitig<br />

zu analysieren. Die aktuelle Unternehmensstruktur<br />

und –strategie sollte in<br />

diesem Zusammenhang hinterfragt werden.<br />

Bei der Erstellung von integrierten Planungsrechnungen<br />

und der Entwicklung von Maßnahmenkatalogen<br />

treten dabei oftmals betriebswirtschaftliche,<br />

steuerliche oder auch<br />

rechtliche Fragen auf.<br />

Wenn die Krise rechtzeitig erkannt wird und<br />

die entsprechenden Restrukturierungsmaßnahmen<br />

zielgerichtet umgesetzt werden,<br />

stehen die Chancen gut, eine Liquiditätskrise<br />

und einen umfassenden Sanierungsprozess<br />

zu umgehen, um schlussendlich die<br />

Insolvenz des Unternehmens zu verhindern.<br />

Über Sonntag & Partner:<br />

Um Unternehmen erfolgreich aus der Krise zu<br />

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Führt eines der Aushängeschilder des<br />

Biotech-Standorts Baden-Württemberg:<br />

der promovierte Immunologe<br />

Frank Mathias.


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 11<br />

Arznei, passend<br />

wie ein Maßanzug<br />

Rentschler Biopharma Die Zukunft gehört individualisierten Medikamenten. Als einer der<br />

führenden Dienstleister spielen die Biotech-Experten aus Laupheim in der Pharmawelt eine<br />

wichtige Rolle. Vorstandschef Frank Mathias über den Weg zu einem multinationalen<br />

Unternehmen, die Kraft von Kooperationen und ungewöhnliche Ansätze.<br />

Was hat Sie an der Corona-Pandemie erstaunt?<br />

Dr. Frank Mathias: Mich hat überrascht, wie hilflos<br />

und anfällig wir im 21. Jahrhundert noch bei so einer<br />

Infektion sind. Und obwohl die Medizin und<br />

die Pharmabranche bei vielen Krankheiten bereits<br />

große Fortschritte gemacht haben, lässt dieses Virus<br />

die Welt fast auseinanderbrechen.<br />

Wie gut war die Rentschler Biopharma vorbereitet?<br />

Als ein Pharma<strong>unternehmen</strong> wahrscheinlich besser<br />

als Unternehmen in anderen Bereichen, auch<br />

weil wir strengeren Regeln unterliegen und wir eine<br />

Expertise im Umgang mit Viren haben. So haben<br />

wir bereits Ende Januar die ersten Maßnahmen ergriffen<br />

und eine Task-Force zur Infektionsprävention<br />

gebildet.<br />

Welche Lehren haben Sie persönlich<br />

gezogen?<br />

Persönlich habe ich daraus gelernt,<br />

welche übergeordnete Verantwortung<br />

wir als Pharma<strong>unternehmen</strong><br />

haben und wie wichtig es ist, dass<br />

die Branche so schnell wie möglich<br />

ein Medikament findet und<br />

den Menschen helfen kann. Möglicherweise<br />

werden wir ja eines<br />

dieser Medikamente auch herstellen. Das Zweite<br />

ist, dass wir uns als Unternehmen noch strengere<br />

Regeln zur Prävention auferlegt haben, die wir auch<br />

so schnell nicht aufweichen. Es wird möglicherweise<br />

leider noch länger dauern, bis es Impfstoffe und<br />

Medikamente im großen Maßstab geben wird.<br />

Verändert Corona dauerhaft die Arbeitsweise bei<br />

Rentschler Biopharma?<br />

Das Arbeiten in Schichten – auch außerhalb der reinen<br />

Produktion, Homeoffice und viele andere Maßnahmen<br />

waren zunächst einmal eine sofortige Reaktion.<br />

Nun schauen wir, was wir daraus langfristig<br />

lernen können, um zukünftig noch effektiver zu<br />

arbeiten.<br />

Das ist ein<br />

vielschichtiger<br />

und knifflig zu<br />

handhabender<br />

Prozess.<br />

Wie wird das aussehen?<br />

Wir werden teilweise weiter Homeoffice ermöglichen,<br />

sicherlich unsere Dienstreisen etwas einschränken,<br />

weil wir sehen, dass bestimmte Formen<br />

von Meetings über Videochat-Software auch sehr<br />

gut funktionieren.<br />

Wo sehen Sie die Grenzen von solcher Software?<br />

Alles, was mit Kreativität zu tun hat, und wenn es<br />

darum geht, etwas Neues zu gestalten: In solchen<br />

Fällen ist es wichtig, dass die Menschen in einem<br />

Raum zusammen sind, weil Mimik und Körpersprache<br />

eine bedeutende Rolle spielen.<br />

Hat die Pandemie Ihre Produktion beeinträchtigt?<br />

Glücklicherweise nicht. Wir tragen hier eine große<br />

Verantwortung, weil wir hochkomplexe Medikamente<br />

für schwerstkranke Patienten herstellen,<br />

die auf diese Arzneimittel angewiesen sind.<br />

Was ist so komplex an Ihren Produkten?<br />

Wir produzieren Biopharmazeutika,<br />

also Medikamente, die von lebenden,<br />

gentechnisch veränderten<br />

Säugetierzellen hergestellt werden.<br />

Das ist ein extrem vielschichtiger<br />

und knifflig zu handhabender<br />

Prozess.<br />

Wie läuft Ihre Arbeit als Auftragsfertiger ab?<br />

Wir nehmen uns sehr viel Zeit, um zu verstehen,<br />

was unsere Kunden wollen. Vom ersten Kontakt,<br />

der gemeinsamen Entwicklung der Zelle, der Entscheidung<br />

für die Art der Produktion über die eigentliche<br />

Fertigung mit der Zufuhr der Nährflüssigkeit<br />

samt Sauerstoff, dem Herausfiltern des Wirkstoffs<br />

und dessen Aufreinigung bis hin zum fertigen<br />

Arzneimittel vergehen 15 bis 18 Monate. Davon<br />

entfallen 8 bis 12 Wochen auf die Zeit in den Bioreaktoren.<br />

Für wen machen Sie das?<br />

Wir haben rund 150 Kunden weltweit. Das geht von<br />

Start-ups bis hin zu internationalen Pharmakonzernen.<br />

Namen möchte ich aus Gründen der Vertraulichkeit<br />

nicht nennen.<br />

Zur Person<br />

Frank Mathias studierte<br />

Pharmazie an<br />

der Universität Paris-Sorbonne.<br />

Dort<br />

promovierte der gebürtige<br />

Franzose 1991<br />

im Bereich Immunologie.<br />

Seine berufliche<br />

Karriere startete er als<br />

Produktmanager bei<br />

der Hoechst AG. Es<br />

folgten Stationen als<br />

Geschäftsführer, unter<br />

anderem bei der Amgen<br />

GmbH (München).<br />

Bevor er 2015<br />

vom Aufsichtsrat der<br />

Rentschler Biopharma<br />

an die Vorstandsspitze<br />

wechselte und Eigentümer<br />

Nikolaus<br />

Rentschler ablöste,<br />

hatte der 57-Jährige<br />

das börsennotierte<br />

Biotech-Unternehmen<br />

Medigene (Martinsried)<br />

sechs Jahre lang<br />

geleitet. Mathias (verheiratet,<br />

zwei Söhne)<br />

gilt als ausgesprochen<br />

gut vernetzt in der<br />

Branche. Im Verband<br />

forschender Arzneimittelhersteller<br />

steht<br />

er an der Spitze der<br />

Interessengruppe für<br />

Biotechnologie.


12<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wie wissen die Zellen, welches Medikament sie herstellen<br />

sollen?<br />

Unsere Partner schicken uns die elektronischen<br />

Proteinsequenzen, die wir von einem Servicepartner<br />

in DNA-Sequenzen übersetzen und herstellen<br />

lassen. Diese bringen wir in die Zellen ein und<br />

re-programmieren sie somit, das gewünschte Protein<br />

herzustellen.<br />

Der Zukauf<br />

in den USA<br />

war für uns ein<br />

sehr großer<br />

Schritt.<br />

Die Sicherheit von Lieferketten ist derzeit ein großes<br />

Thema, auch bei Ihnen?<br />

Durch ein striktes Sourcing Regime konnten wir<br />

unsere Lagerbestände optimieren, sodass wir unsere<br />

Produktion auf alle Fälle für mindestens drei<br />

Monate sichern können. In Zukunft werden wir allerdings<br />

noch genauer darauf achten, woher die einzelnen<br />

Komponenten der Materialien kommen und<br />

Back-up-Strategien entwickeln, um die Lieferketten<br />

sicherer zu machen. Übrigens befindet sich auch<br />

ein Teil unserer Lieferkette in den USA – wo wir<br />

rund 40 Prozent unseres Umsatzes erzielen.<br />

Ist das der Grund für Ihren Zukauf nahe Boston im<br />

vergangenen Jahr?<br />

Das war einer der Gründe. Für Rentschler Biopharma<br />

war das ein riesiger Schritt vom oberschwäbischen<br />

Mittelständler hin zum internationalen Unternehmen.<br />

Der Standort in Milford ist ein solides<br />

Standbein in einem wichtigen Wachstumsmarkt.<br />

Damit haben wir auf den starken Wunsch unserer<br />

US-Kunden reagiert. Deren Bedürfnis nach Nähe<br />

und damit vereinfachter Kommunikation war groß.<br />

Was für Möglichkeiten eröffnet das?<br />

Die Nähe zum Bostoner Biotech-Hub bedeutet, dass<br />

uns ein großer Talentpool an Experten zur Verfügung<br />

steht. Hier können wir zudem mit führenden<br />

Vertretern aus Industrie und Wissenschaft zusammenarbeiten.<br />

Diese Diversität macht uns besser und<br />

stärker.<br />

Welche Pläne verfolgen Sie in Milford?<br />

Wir stellen dort weiter für unseren Kunden Shire<br />

(USA)/Takeda (Japan) ein Medikament her. Künftig<br />

werden wir dort aber nicht nur eines, sondern<br />

mehrere Biopharmazeutika herstellen. Zum Ausbau<br />

des Standorts gehört, dass wir die Produktionskapazitäten<br />

deutlich erhöhen und weiter investieren<br />

werden. Derzeit sind dort rund 80 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, mittelfristig sollen es bis zu 200 Beschäftigte<br />

werden.<br />

Warum boomt das Biopharmazeutika-Geschäft so?<br />

Die Pharmawelt hat sich geändert. Aufgrund der<br />

Fortschritte in der Forschung verstehen wir die<br />

Ursachen von Krankheiten immer besser. Biopharmazeutika<br />

helfen, diese Ursachen sehr zielgerichtet<br />

zu bekämpfen, auch weil sie bei bestimmten Prozessen<br />

im Körper besser andocken können. In Anwendungsgebieten<br />

wie Schlaganfall, Blutgerinnungsstörungen,<br />

angeborenen Stoffwechselkrankheiten,<br />

Augenerkrankungen oder Osteoporose<br />

haben Biopharmazeutika die Therapien revolutioniert.<br />

Und der medizinische Bedarf ist ungebro-


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 13<br />

chen hoch, weil es für viele Krankheiten noch keine<br />

Medikamente gibt.<br />

Wie beschreiben Sie Pharma-Laien die Entwicklung<br />

am Pharmamarkt?<br />

Wenn Sie das mit Anzugsgrößen vergleichen, lautete<br />

früher das Motto: „one-size-fits-all“, also ein<br />

Medikament passt für alle Patienten. Heute haben<br />

Sie verschiedene Konfektionsgrößen. Für eine bestimmte<br />

Erkrankung und bestimmte Patientengruppen<br />

gibt es eine bestimmte Therapie. Die Zukunft<br />

geht bereits einen Schritt weiter. Zell- oder Gentherapien<br />

ermöglichen, individuell hergestellte Medikamente<br />

für einen Patienten, also einen Pharma-Maßanzug<br />

für jeden Einzelnen.<br />

Wie greifbar nah ist dieser Traum?<br />

Es gibt in Europa bereits rund 70 Medikamente, die<br />

für die individualisierte Medizin zugelassen sind.<br />

Dazu zählen zum Beispiel die CAR-T-Zelltherapien<br />

gegen bestimmte Blutkrebsarten sowie eine Gentherapie<br />

zur Behandlung eines schweren Immundefekts<br />

bei Kindern. Aber es gibt noch viel zu tun.<br />

Inwiefern?<br />

Von den rund 8000 seltenen Erkrankungen sind<br />

rund 80 Prozent genetisch bedingt. Bislang haben<br />

wir rund 160 Arzneimittel gegen seltene Erkrankungen.<br />

Bis wir alle anderen gezielt behandeln können,<br />

wird noch viel Zeit vergehen. Doch die forschenden<br />

Pharma- und Biotech-Unternehmen arbeiten<br />

daran und investieren kontinuierlich. Die Zukunft<br />

geht aber noch einen Schritt weiter.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Künftig wird Prävention eine viel größere Rolle<br />

spielen. Menschen, die das Risiko haben, an Diabe-<br />

Künftig<br />

wird Arznei<br />

individuell<br />

für Patienten<br />

hergestellt.<br />

making<br />

places<br />

protecting<br />

you<br />

usm.com


14<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

tes zu erkranken, könnten eine Impfung bekommen,<br />

damit die Krankheit nicht ausbricht. Unsere<br />

Kinder und Enkel werden heute verbreitete Krankheiten<br />

in diesem Maße hoffentlich nicht mehr kennen.<br />

Das kostet viel Geld.<br />

Überfordern fünf- und sechsstellige Kosten für eine<br />

Therapie nicht die Gesundheitssysteme?<br />

Wir werden uns neue Formen der Finanzierung des<br />

Gesundheitssystems überlegen und sektorenübergreifend<br />

denken müssen. Es reicht nicht, nur auf<br />

den Preis eines Medikaments zu schauen. Es müssen<br />

die gesamten Kosten für das Gesundheitssystem<br />

berücksichtigt werden, beispielsweise auch<br />

Krankenhaustage oder Aufenthalte in Reha-Kliniken,<br />

die durch eine erfolgreiche Therapie vermieden<br />

werden können.<br />

Was ist der Vorteil von Biopharmazeutika gegenüber<br />

herkömmlichen Medikamenten, die aus chemischen<br />

Molekülen bestehen?<br />

Entscheidend ist immer, welche Zielstruktur bei einer<br />

Erkrankung im Körper adressiert werden muss.<br />

Wenn man diese kennt, kann entschieden werden,<br />

welche Art von Molekül dorthin gelangen kann.<br />

Wenn ein kleines, chemisch hergestelltes Molekül<br />

das schafft, wird man sich im Allgemeinen dafür<br />

entscheiden. Denn die Synthese eines chemischen<br />

Moleküls ist in der Regel weniger aufwendig im<br />

Vergleich zu der eines Biopharmazeutikums. Außerdem<br />

kann es oft oral als Tablette oder Kapsel<br />

eingenommen werden. Ein Biopharmazeutikum<br />

wird injiziert oder dem Patienten per Infusion verabreicht.<br />

Wo steht Rentschler Biopharma im Biotech-Markt?<br />

Wir sind ein Pionier mit mehr als 40 Jahren Erfahrung<br />

und gehören zu den Besten in unserer Branche.<br />

Wir haben bereits mehr als 100 verschiedene<br />

Formate erfolgreich hergestellt. Aufgrund unseres<br />

hohen Qualitätsanspruchs, unseres kundenorientierten<br />

Ansatzes und unseren strategischen Allianzen<br />

ist unsere Beratung, sei es im Projektmanagement<br />

oder bei regulatorischen Fragen, nur schwer<br />

zu übertreffen.<br />

Warum fertigt Rentschler Biopharma als Erfinder<br />

des weltweit ersten Interferon-Beta-Produkts nur<br />

noch für andere Konzerne?<br />

Wir haben uns in den 90er Jahren optimal an die<br />

Bedürfnisse des Marktes angepasst. Als mittelständisches<br />

Unternehmen konnte Rentschler keine Skaleneffekte<br />

erzielen. Zudem wurden die Summen für<br />

die Entwicklung neuer Arzneimittel immer größer.<br />

Solche Investitionen konnten wir nicht stemmen.<br />

Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit Ihren<br />

Kunden im Alltag vorstellen?<br />

Wir sehen unsere Kunden als Partner und unsere<br />

Dienstleistungen als eine Erweiterung ihrer Aktivitäten.<br />

Unsere Experten beraten die Kunden teilweise<br />

mit Beginn der Entwicklung neuer Medikamente.<br />

Wir sind der erweiterte Produktionsarm unserer<br />

Kunden und suchen, zu deren maximalem<br />

Nutzen, strategische Allianzen mit anderen Organisationen.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Wir haben kein Problem damit, wenn andere Firmen<br />

etwas besser können als wir. Vielmehr ist es<br />

ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie, Technologie-Allianzen<br />

zu bilden und die Fähigkeiten anderer<br />

Firmen in unsere Geschäftsprozesse einzubinden.<br />

Wie zum Beispiel?<br />

Die Formulierung, also aus einem Wirkstoff ein gebrauchsfertiges<br />

Medikament zu machen, ist bei Biopharmazeutika<br />

herausfordernd. Die Proteine sind<br />

sehr instabil, sie mögen keine Hitze, kein Licht und<br />

viele andere Dinge nicht. Wir haben uns entschieden,<br />

mit dem Formulierungsexperten Leukocare aus<br />

Martinsried eine strategische Partnerschaft einzugehen.<br />

Im Gegenzug haben wir unsere entsprechende<br />

Abteilung geschlossen und die Mitarbeiter an<br />

anderen Stellen im Unternehmen eingesetzt. Aber<br />

nicht, weil wir damit ein Problem hatten, sondern<br />

weil unsere Kunden durch diese Partnerschaft einen<br />

enormen kommerziellen Vorteil haben. Solche<br />

langfristigen Partnerschaften streben wir auch für<br />

andere Themen an.


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 15<br />

auch für die Mitarbeiter motivierende Strategie festzulegen.<br />

Die Mitarbeiter wissen genau, wo Rentschler<br />

Biopharma hinstrebt. Da wollen sie mitmachen.<br />

Das ist gerade für die junge Generation wichtig,<br />

weil sie sieht, welchen Beitrag sie für das Unternehmen<br />

leistet.<br />

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie 2015 die Rollen<br />

mit Firmenchef Prof. Dr. Nikolaus Rentschler getauscht<br />

haben?<br />

Ich war damals im Aufsichtsrat und gebe zu: Die<br />

Anfrage, ob ich die Verantwortung der Rentschler<br />

Biopharma übernehme, hat mich im ersten Moment<br />

überrascht. Jedoch freute ich mich sehr über das<br />

Vertrauen und die Herausforderung.<br />

Wie wird man zum Mitglied der weltweiten Top Ten<br />

der Biotech-Auftragsfertiger?<br />

Der Erfolg von Rentschler Biopharma beruht auf<br />

vier Säulen: Die erste sind die Menschen, die bei<br />

uns arbeiten und die Leidenschaft, mit der sie das<br />

tun. Das hat auch viel mit der Region zu tun, dem<br />

Bodenständigen und dem Streben nach guten Lösungen.<br />

Zweitens haben wir das Glück, zum richtigen<br />

Zeitpunkt im richtigen Markt zu sein und unseren<br />

Kunden einen echten Nutzen zu bieten. Drittens<br />

hat Rentschler Biopharma einen Wettbewerbsvorteil,<br />

weil es als Familien<strong>unternehmen</strong> langfristig<br />

und nachhaltig denkt und handelt.<br />

Und viertens?<br />

Wir haben uns viel Zeit genommen, eine klare und<br />

Was war der Grund für dieses Angebot?<br />

Herr Rentschler, der das Unternehmen seit 1999 geleitet<br />

hatte, hat seinen Entschluss gegenüber dem<br />

„Manager <strong>Magazin</strong>“ damit begründet, dass er der<br />

Auffassung war, er könne den Mitarbeitern keine<br />

neuen Impulse mehr geben. Außerdem wollte er<br />

sich als Aufsichtsratsvorsitzender auf den strategischen<br />

Ausbau der Unternehmensgruppe konzentrieren.<br />

Sie waren zuvor Vorstandschef der börsennotierten<br />

Medigene AG. Was war für Sie die größte Herausforderung?<br />

Ich habe vor allem viele Chancen gesehen: Ein unabhängiges<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> plant und handelt<br />

langfristiger und nachhaltiger. Die Firmenstruktur<br />

erlaubt schnelle Entscheidungen und effiziente<br />

Prozesse. Dieser Rahmen gibt uns die Unabhängigkeit<br />

und Freiheit, eine Zukunft zu planen, die<br />

nicht ausschließlich auf kurzfristige finanzielle Gewinne<br />

ausgerichtet ist. In unserer „Strategie 2025“<br />

ist keine finanzielle Kennzahl festgehalten.<br />

Wie geht denn das?<br />

Wir sind der Meinung, dass sich der finanzielle Erfolg<br />

automatisch einstellen wird, wenn wir unsere<br />

Vision erfolgreich umsetzen.<br />

Wie lautete der Auftrag bei Ihrem Amtsantritt?<br />

Das Unternehmen von einem guten zu einem großartigen<br />

zu entwickeln. Es moderner, erfolgreicher,<br />

globaler und innovativer zu machen.<br />

Was war Ihr erster Schritt?<br />

Wir haben eine neue Strategie entwickelt, denn der<br />

Biopharma-Markt entwickelt sich in rasantem Tempo.<br />

Weltweit entstehen neue Produktionskapazitä-<br />

Wenn andere<br />

etwas<br />

besser können,<br />

haben wir damit<br />

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16<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Von der Apotheke über rezeptfreie Medizin bis zum Biotech-Spezialisten<br />

Biotech-Simulator am Firmensitz in Laupheim: Im Schulungslabor bildet Rentschler Biopharma unter anderem seine Mitarbeiter aus.<br />

Mit der Gründung einer Apotheke im Jahr<br />

1872 beginnt die Erfolgsgeschichte der Rentschler-Gruppe<br />

aus Laupheim. Ihr wichtigster<br />

Teil ist seit Jahren die rasant wachsende und<br />

ertragsstarke Rentschler Biopharma SE, die<br />

weltweit zu den zehn größten Auftragsfertigern<br />

der Pharmabranche gehört. Ihr Umsatz<br />

stieg im Geschäftsjahr 2019/20 (31.03) auf<br />

rund 200 Millionen Euro. Am Firmensitz in<br />

Laupheim und in Milford (USA) arbeiten<br />

rund 1000 Beschäftigte. Die strategische<br />

Entscheidung sich auf Biotechnologie auszurichten,<br />

fällte im Jahr 1999 der damalige<br />

Firmenchef Nikolaus Rentschler, der heute<br />

den Aufsichtsrat leitet. Das Unternehmen<br />

gehört zu den Pionieren der Biotechnologie<br />

und forschte bereits 1974 an immunstimulierenden<br />

Proteinen. Rentschler trennte sich<br />

2006 vom Geschäft mit rezeptfreier Arznei.<br />

2012 gab die Familie die Apotheke ab. Die<br />

Wirtschaftsberatung EY kürte <strong>2020</strong> den<br />

promovierten Biologen Nikolaus Rentschler<br />

und Vorstandschef Frank Mathias zum<br />

„Entrepreneur of the year“.<br />

Ich arbeite<br />

wie ein<br />

Deutscher –<br />

und lebe wie ein<br />

Franzose.<br />

ten, das Aufkommen neuer Therapien verändert<br />

den Markt und der Wettbewerb nimmt stark zu.<br />

Wie sind Sie vorgegangen?<br />

In die Entwicklung der „Strategie 2025“ haben wir<br />

sehr viel Zeit investiert, insgesamt 18 Monate. Um<br />

die Schlüsselfaktoren für zukünftigen Erfolg besser<br />

zu verstehen, haben wir die heutigen Megatrends<br />

wie z.B. Individualisierung, Silver Society, New<br />

Work, Gesundheit, Konnektivität, Globalisierung<br />

und Wissenskultur analysiert und viele Gespräche<br />

mit externen Impulsgebern geführt. Dazu zählten<br />

unter anderem Kunden, Medizinprofessoren, Investoren,<br />

Personalberater sowie Gründer von Startups.<br />

Wer hat das alles ausgewertet?<br />

Das haben wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern<br />

gemacht und in einer Vision, bestehend aus<br />

mehreren Thesen, gebündelt.<br />

Welche sind das?<br />

Die Haupttreiber für Erfolg im Jahr 2025 werden<br />

sein: Erstklassige Qualität, enge strategische Zusammenarbeit,<br />

Flexibilität für neue Business-Modelle,<br />

Innovation entlang der Wertschöpfungskette und<br />

transparente Kommunikation. Aus diesen Erkenntnissen<br />

haben wir klare Ziele und Zwischenetappen<br />

abgeleitet - mit Fokus auf drei strategischen Dimensionen:<br />

Geografie, Kunde, Innovation. Und die besten<br />

Mitarbeiter!<br />

Was war für Sie die überraschendste Erfahrung?<br />

Wir haben Gespräche mit unseren Kunden darüber<br />

geführt, welche Erwartungen sie an uns heute und<br />

in der Zukunft haben. Erstaunlich war, dass viele<br />

sich überraschend wenig Gedanken über die Zukunft<br />

gemacht hatten. Aber es entwickelten sich<br />

aus unseren Anfragen intensive, spannende und<br />

lehrreiche Gespräche, sodass Termine, die auf eine<br />

Stunde angesetzt waren, meistens auf drei bis fünf<br />

Stunden ausgeweitet wurden.<br />

Welchen Rat geben Sie Unternehmern, die ihre Strategie<br />

ebenfalls überdenken wollen?<br />

Entwickeln Sie Ihre Strategie nicht in relativ kurzer<br />

Zeit im „stillen Kämmerlein“. Wenn Sie gut für<br />

die Zukunft aufgestellt sein wollen, müssen Sie Ihr<br />

Unternehmen in die Zukunft katapultieren. Holen<br />

Sie sich dafür so viele externe Impulse wie möglich<br />

und binden Sie Ihre Mitarbeiter in den Gesamtprozess<br />

ein!<br />

Wo wird die Rentschler Biopharma SE im Jahr 2025<br />

stehen?<br />

Wir werden weiterhin ein unabhängiges, internationales<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> mit Hauptsitz in<br />

Laupheim sein. Wir werden uns ausschließlich auf<br />

die Projekte unserer Kunden fokussieren, unsere<br />

technologische Spitzenposition und Innovationskraft<br />

aufrechterhalten sowie unsere strategischen<br />

Partnerschaften ausbauen.<br />

Was leitet sich daraus konkret ab?<br />

Eine Reihe von Maßnahmen: Wir wollen künftig<br />

beispielsweise mit weniger Kunden zusammenarbeiten,<br />

dafür mehr Projekte gemeinsam machen.<br />

Dazu werden wir kundenspezifische Plattformpro-


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

TITELTHEMA<br />

zesse entwickeln, um innovative Medikamente<br />

in kürzerer Zeit auf den Markt zu<br />

bringen.<br />

Wie lebt und arbeitet es sich als Franzose in<br />

Süddeutschland?<br />

Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich arbeite seit<br />

rund 30 Jahren in Deutschland, meine Frau ist<br />

Deutsche, sodass ich mich sehr gut an die deutsche<br />

Mentalität gewöhnt habe. Ohnehin bin ich als halb<br />

Deutscher und halb Franzose in zwei Kulturen aufgewachsen.<br />

Ich war daher schon sehr früh mit verschiedenen<br />

Kulturen konfrontiert. Ich glaube, dass<br />

diese Mischung fantastisch ist: Die deutsche Gründlichkeit<br />

und Disziplin zusammen mit der französischen<br />

Kreativität und dem Drang nach Differenzierung.<br />

Wie sieht diese Mischung für Sie persönlich aus?<br />

Ich sage immer, ich arbeite wie ein Deutscher und<br />

lebe wie ein Franzose.<br />

Auf was sind Sie stolz?<br />

Beruflich, dass wir mit Rentschler Biopharma einen<br />

ethischen und nachhaltigen Nutzen für die Gesellschaft<br />

stiften und unsere Partner in die Lage<br />

versetzen, Patienten mit schweren und seltenen Erkrankungen<br />

zu helfen.<br />

Und privat?<br />

Ich hatte bisher viel Glück in meinem Leben und<br />

wusste es auch zu greifen. Ich bin sehr stolz auf<br />

meine beiden Jungs und glücklich, dass wir ein so<br />

gutes Verhältnis haben.<br />

Das Interview führte<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

Unternehmen [!]<br />

Fotos:<br />

Marc Hörger<br />

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POTENZIAL ERKENNEN<br />

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Biberach


18<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Airport in<br />

Geldnot<br />

Corona-Krise Der Flughafen<br />

Friedrichshafen braucht infolge<br />

der Corona-Krise erneut Gelder<br />

in Millionenhöhe. Für einen beträchtlichen<br />

Teil der Summe<br />

muss wohl die Stadt Friedrichshafen<br />

und der Bodenseekreis<br />

aufkommen. Bereits im vergangenen<br />

Jahr verzeichnete der<br />

Flughafen einen Passagierrückgang<br />

von knapp 10 Prozent auf<br />

490 000 Fluggäste. Am Ende des<br />

Jahres stand ein Verlust von<br />

knapp 2,8 Millionen Euro zu Buche.<br />

Über die Zukunft des Airports<br />

wollen Kreistag und Gemeinderat<br />

im Herbst entscheiden.<br />

Grundlage dafür soll ein<br />

Gutachten sein, dass Strategien<br />

und Bedarfe aufzeigen soll.<br />

Aus nach<br />

178 Jahren<br />

Kekeisen Ende Juni hat die Maschinen-<br />

und Werkzeugfabrik<br />

Kekeisen den Betrieb eingestellt.<br />

Nach 178 Jahren war dieser<br />

Schritt laut dem geschäftsführenden<br />

Gesellschafter Thomas<br />

Gebele unumgänglich. „Die<br />

Marktsituation hat sich in den<br />

letzten Jahren massiv zu unserem<br />

Nachteil verändert, so dass<br />

wir seit knapp einem Jahr keine<br />

Neumaschine mehr verkaufen<br />

konnten.“ Für die 120 Mitarbeiter<br />

erschwere die Corona-Krise<br />

die Jobsuche.<br />

Husqvarna setzt<br />

auf Honold<br />

Logistik Die Ulmer Husqvarna<br />

Group, bekannt für die Gardena-Gartensysteme,<br />

sowie die<br />

Neu-Ulmer Honold-Gruppe, bekannt<br />

für ihre grünen Hallen,<br />

sind eine langfristige Bindung<br />

eingegangen: Honold errichtet<br />

für bis zu 15 Millionen Euro ein<br />

20 000 Quadratmeter großes<br />

Logistikzentrum in Neu-Ulm,<br />

Die Betreuung des Bienenstocks auf dem Firmengelände in Wangen<br />

übernehmen Profis.<br />

Foto: Hymer-Leichtmetallbau<br />

Summende Kollegen für<br />

Hymer-Leichtmetallbau<br />

Rund 20 000 Bienen summen künftig über das Gelände von Hymer-Leichtbau<br />

in Wangen. Das Unternehmen hat das Bienenvolk von<br />

der Gesellschaft Beefuture erhalten, die sich mit der Initiierung von Unternehmens-Patenschaften<br />

für Bienenvölker und deren Ansiedlung auf<br />

geeigneten Firmengeländen einsetzt. Im Vordergrund des Projektes<br />

steht nicht die Honigernte, sondern die naturnahe und artgerechte Haltung<br />

der Bienen. Tobias Weiß, Geschäftsführer des Bereichs Fahrzeugtechnik<br />

bei Hymer-Leichtmetallbau, kann sich vorstellen, weitere Bienenvölker<br />

aufzunehmen.<br />

das Husqvarna langfristig mietet.<br />

Der Neubau entsteht hinter<br />

der bestehenden Halle an der<br />

Lessingstraße. Zudem werden<br />

auf 500 Quadratmetern Büros<br />

gebaut. Laut Honold entstehen<br />

50 neue Arbeitsplätze. Das Logistikzentrum<br />

soll im Oktober<br />

fertiggestellt werden.<br />

Stellenabbau<br />

bei Nilfisk<br />

Stellenabbau Der Anbieter für<br />

professionelle Reinigungsprodukte<br />

Nilfisk streicht an seinem<br />

Standort in Bellenberg rund 20<br />

Stellen. Wie die IG Metall mitteilte,<br />

entspricht das in etwa einem<br />

Achtel der deutschlandweiten<br />

Belegschaft des Unternehmens.<br />

Bundesweit stehen bis zu<br />

45 Stellen auf der Streichliste.<br />

Schon vor Corona habe das Unternehmen<br />

erhebliche Umsatzrückgänge<br />

verzeichnet, betonte<br />

Vorstand Reinhard Mann. Aufgrund<br />

der Pandemie rechne Nilfisk<br />

mit weiteren 20 Prozent<br />

Rückgang. Mit Vorkrisenzahlen<br />

sei erst wieder 2022 zu rechnen.<br />

Protest gegen<br />

Stellenabbau<br />

ZF Der Autozulieferer ZF will in<br />

den nächsten Jahren bis zu<br />

15 000 Stellen weltweit streichen,<br />

die Hälfte davon in<br />

Deutschland. Für dieses Jahr erwartet<br />

der Vorstand „hohe finanzielle<br />

Verluste“. Beschäftigte<br />

des Autozulieferers haben zuletzt<br />

gegen gegen die Pläne des<br />

Konzerns am Standort in Friedrichshafen<br />

demonstriert. Rund<br />

1000 Teilnehmer fuhren mit<br />

Fahrrädern, Motorrädern und<br />

Autos laut hupend durch die<br />

Stadt und am ZF-Forum vorbei.<br />

Zwischen<br />

zwei Welten<br />

Zulieferer Die Blaubeurer<br />

Rehm-Gruppe, die Systemlösungen<br />

für Anwendungen in der<br />

Elektroindustrie entwickelt,<br />

setzt während der Pandemie auf<br />

Online-Workshops für Kunden<br />

und Fernwartungsmodelle.<br />

Während am Standort im chinesischen<br />

Shenzhen bereits seit<br />

April die 220 Mitarbeiter in der<br />

Produktion wieder im Normalbetrieb<br />

arbeiten, stehen am<br />

Standort im Blaubeurer Ortsteil<br />

Seißen Homeoffice und Kurzarbeit<br />

auf der Tagesordnung für<br />

die 230 Angestellten. Johannes<br />

Rehm, Chef des Unternehmens,<br />

setzt darauf, dass sich die Lage<br />

der Branche bis zum Jahresende<br />

wieder normalisiert.<br />

Amazon baut<br />

in Meßkirch<br />

Logistik In Meßkirch entsteht<br />

derzeit ein neues Verteilzentrum<br />

für Amazon. Fertiggestellt<br />

werden soll die gut 11 000 Quadratmeter<br />

große Logistikanlage<br />

im Herbst dieses Jahres. Das<br />

neue Verteilzentrum ist eine<br />

von 20 Niederlassungen, die<br />

Amazon derzeit in Deutschland<br />

baut – zusätzlich zu den 44 bereits<br />

bestehenden. Das Zentrum<br />

entsteht auf knapp 83 000 Quadratmetern<br />

im Industriepark<br />

Nördlicher Bodensee. Amazon<br />

will von dort Pakete als Last-Mile-Zustellung<br />

an Kunden ausliefern.<br />

Insgesamt sollen 130 Arbeitsplätze<br />

entstehen. [!]


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 19<br />

Die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG<br />

ist ein weltweit führender Systemanbieter<br />

für das Verpacken von Pharmazeutika in<br />

Blister, Flaschen und Kartons.<br />

Mit seinem innovativen Portfolio von<br />

Blistermaschinen und Flaschenlinien über<br />

Kartonierer bis hin zu Endverpackern setzt<br />

Uhlmann seit Jahrzehnten Maßstäbe in<br />

Sachen Qualität, Effizienz und Verfügbarkeit.<br />

Als Total Solution Provider bietet das<br />

Unternehmen Beratung, Projektmanagement,<br />

Umsetzung, umfangreiche Services und<br />

digitale Lösungen aus einer Hand.<br />

Die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG gehört<br />

zur Uhlmann Group. Mit den weiteren Unternehmen<br />

Koch Pac-Systeme aus dem Schwarzwald, Cremer<br />

Speciaalmachines aus den Niederlanden und Wonder<br />

Packing Machinery aus China erweitert Uhlmann sein<br />

Angebot für den Pharma-, Gesundheits-, Konsumgüter-,<br />

Lebensmittel- und Agrarmarkt.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.uhlmann.de<br />

www.uhlmann-group.com


20<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Nur das Beste<br />

für die Kinder<br />

Bildung Immer mehr Eltern hierzulande<br />

schicken ihren Nachwuchs auf<br />

Privatschulen. Die Gründe dafür liegen<br />

nicht nur in der besseren Ausstattung.<br />

Gute pädagogische Betreuung und moderne Ausstattungen überzeugen Eltern von Privatschulen.<br />

Die Zahl der Kinder und<br />

Jugendlichen, die in<br />

Deutschland eine private<br />

Schule besuchen,<br />

nimmt zu. In Ostdeutschland<br />

zeichnet sich dieser Trend noch<br />

deutlicher ab als im Rest der Republik,<br />

das zieht sich durch alle<br />

Schularten. Für immer mehr<br />

Kinder wird die Privatschule daher<br />

die Schule vom ersten bis<br />

zum letzten Schultag. An den<br />

bundesweit 3642 allgemeinbildenden<br />

Privatschulen werden<br />

rund 764 000 Kinder und Jugendliche<br />

unterrichtet, 112 600<br />

davon in Baden-Württemberg.<br />

Der Erfolg der Privatschulen<br />

in Deutschland ist in erster Linie<br />

das Ergebnis einer als unzureichend<br />

empfundenen Bildungspolitik.<br />

Die Gründe warum<br />

immer mehr Eltern eine<br />

Schule in privater Trägerschaft<br />

den öffentlichen Schulen vorziehen,<br />

sind jedoch unterschiedlich.<br />

Einer hat inzwischen an Bedeutung<br />

verloren. Wissenschaftliche<br />

Studien unter anderem<br />

im Auftrag der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung haben<br />

bewiesen, dass Schüler auf Privatschulen<br />

zwar, objektiv betrachtet,<br />

bessere Leistungen erreichen,<br />

doch das liegt an der<br />

Zusammensetzung der Schüler.<br />

Bei vergleichbar strukturierten<br />

Gruppen und gleichem Schultyp<br />

besteht, außer in den Kernfächern<br />

Englisch und Deutsch,<br />

Privatschulen<br />

können<br />

aufgrund ihrer<br />

klaren Strukturen<br />

flexibler handeln.<br />

Klaus Vogt<br />

Verband der Privatschulen<br />

kaum mehr ein Unterschied.<br />

Privatschulen gelten jedoch<br />

als innovativer. „Sie können aufgrund<br />

ihrer klaren Strukturen<br />

flexibler handeln und werden<br />

mit mehr Kreativität in den Aufgabenformaten,<br />

teils bilingualem<br />

Unterricht und digital ausgestatteten<br />

Klassenzimmern ihrer Vorreiterrolle<br />

gerecht“, sagt Klaus<br />

Vogt vom Verband der Privatschulen<br />

(VDP). Gerade der Umgang<br />

mit digitalen Lernformaten<br />

zeigte sich in der Corona Krise<br />

– bei aller Kreativität in der Umsetzung<br />

der Möglichkeiten – als<br />

Schwäche der öffentlichen Schulen.<br />

Bisher gibt es laut dem Verband<br />

Bildung und Erziehung nur<br />

an gut einem Drittel zumindest


<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 21<br />

einzelne Klassensätze digitaler<br />

Endgeräte und nur an 60 Prozent<br />

der Schulen unterstützt eine externe<br />

IT-Administration engagierte<br />

Lehrkräfte.<br />

Fünf Milliarden für Bildung<br />

Mit dem „Digitalpakt Schule“<br />

und einem Investitionsvolumen<br />

von fünf Milliarden Euro wollen<br />

Bund und Länder die Ausstattung<br />

der öffentlichen Schulen<br />

mit digitaler Technik verbessern.<br />

Das wird nicht ohne Reibungsverluste<br />

gehen. Selbst wenn die<br />

Technik funktioniert, sind Datenschutz<br />

und der Einsatz der<br />

länderübergreifenden Schul-<br />

Cloud, wie sie die Bundesbildungsministerin<br />

für alle Bundesländer<br />

verbindlich vorgeschlagen<br />

hat, bisher nicht abschließend<br />

geklärt. Experten sind sich<br />

einig: Es wird nicht reichen das<br />

Gesamtsystem ausschließlich<br />

mit fehlerfreier Ausstattung neu<br />

zu starten. In der Corona-Zwangspause<br />

wurde deutlich,<br />

dass die Schüler, vor allem in den<br />

unteren Jahrgängen, vom ungewohnten<br />

Maß an Eigenverantwortung<br />

überfordert waren –<br />

und vielen Lehrkräften das nötige<br />

Know-How für Online-Unterricht<br />

fehlt.<br />

Um die digitalen Defizite auszugleichen<br />

fordert Udo Beckmann,<br />

Bundesvorsitzender vom<br />

Verband Bildung und Erziehung<br />

von der Politik<br />

neben der digitalen<br />

Hardware<br />

auch die entsprechenden<br />

Personalressourcen<br />

und<br />

Fortbildungen.<br />

„Nur dann können<br />

Pädagogen<br />

Staatliche<br />

Schulen<br />

brauchen neben<br />

digitaler Hardware<br />

auch Personal.<br />

Udo Beckmann<br />

Verband Bildung und Erziehung<br />

Gerade beim digitalen Lernen hängen staatliche Schulen hinter den Erwartungen zurück. Mit dem<br />

„Digitalpakt Schule“ wollen Bund und Länder den Missstand beheben.<br />

die didaktischen<br />

und methodischen<br />

Möglichkeiten digitaler<br />

Medien optimal nutzen.“<br />

Für viele Eltern entsprechen<br />

Privatschulen häufiger dem pädagogischen<br />

und weltanschaulichen<br />

Konzept, ihrem Erziehungsstil<br />

und ihren Erwartungen.<br />

Thomas Schäfer, dessen<br />

zwei Kinder eine private Grundschule<br />

besucht haben, kann das<br />

bestätigen. „Entscheidend war<br />

für uns damals das Angebot einer<br />

qualifizierten Ganztagsbetreuung.<br />

Dadurch, dass viel Wert<br />

auf Übung gelegt wird, gab es,<br />

zumindest bis zur 6. Klasse, keine<br />

zusätzlichen Hausaufgaben.“<br />

Seine Tochter Laura wechselte,<br />

zusammen mit ihren Freundinnen,<br />

nach der Grundschule auf<br />

ein staatliches Gymnasium. Sein<br />

Sohn Jonas ist weiter im Gymnasium<br />

an der Privatschule.<br />

Die Privatschule, so Schäfer,<br />

lege deutlich<br />

mehr Wert auf<br />

die Vermittlung<br />

von sozialer<br />

Verantwortung,<br />

Eigenverantwortung<br />

und Disziplin.<br />

„Der Leistungsgedanke<br />

der<br />

angestellten<br />

Lehrer ist ausgeprägter,<br />

als teilweise bei den<br />

Lehrern der staatlichen Schule.<br />

Das wird den Schülern im Unterricht<br />

auch vermittelt.“<br />

Hinzu komme das Lernen in<br />

kleineren Gruppen und die Verlässlichkeit<br />

individueller, pädagogischer<br />

Zuwendung. „Das<br />

funktionierte auch in der Corona-Zeit.<br />

Das staatliche Gymnasium<br />

benötigte deutlich mehr Zeit<br />

für die Umstellung auf Onlineunterricht.<br />

Einen Kontakt zwischen<br />

+49 (0) 2752 4743 0 - wittgenstein.de<br />

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Schloß Wittgenstein<br />

fundierte handwerkliche und mediale Ausbildung in Naturwissenschaften,<br />

Kunst, Musik, Sport und Technik, Berufsvorbereitung in Kooperation<br />

mit der Wirtschaft und sozialen Einrichtungen,<br />

internationaler Schüleraustausch,<br />

abwechslungsreiche sportliche Angeote<br />

und eigener Reitstall<br />

Staatlich anerkannte private Realschule<br />

und Gymnasium mit bilingualem Unterricht


22<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Nicht jeder Schultyp ist gefragt<br />

Tablets für jeden Schüler gehören noch nicht zum Alltag der meisten Schulen im Land.<br />

In Baden-Württemberg<br />

gab es 2018 insgesamt 684<br />

allgemeinbildende Privatschulen.<br />

Das entspricht einem<br />

Plus von rund 7 Prozent im<br />

Vergleich zu 2010. Obwohl für<br />

Grundschulen die Privatschulfreiheit<br />

nicht gilt, betrug der<br />

Zuwachs im selben Zeitraum<br />

gut 2 Prozent. Grundschulen<br />

werden nur mit einem außergewöhnlichen<br />

Konzept in privater<br />

Trägerschaft zugelassen.<br />

Schüler und Lehrern gab es nur sehr<br />

punktuell.“<br />

Für einen Unterricht, der neben<br />

der Wissensvermittlung auch Persönlichkeitsbildung<br />

und eigenverantwortliches<br />

Lernen zum Ziel hat, ergeben<br />

sich in der Nach-Corona-Zeit<br />

grundlegende Fragen zur zukünftigen<br />

Ausrichtung. Das Bildungssystem<br />

ist darauf nicht vorbereitet und<br />

könnte den Privatschulen weitere Zuwächse<br />

bescheren. Das erfordert<br />

Handlungsbedarf für den Staat, aber<br />

was genau sollte er tun?<br />

„Die Antwort müssen mehr Investitionen<br />

in das öffentliche Bildungssystem<br />

und stringente Qualitätsstandards<br />

über alle Bundesländer hinweg<br />

Anders als auf Bundesebene,<br />

wo die Zahl der Einrichtungen<br />

um knapp 10 Prozent zurückging,<br />

gab es 2018 in Baden-Württemberg<br />

77 Realschulen<br />

und damit gut ein<br />

Viertel mehr als noch im Jahr<br />

2010. Das liegt laut Klaus Vogt<br />

vom Verband der Privatschulen<br />

an der Zunahme staatlicher<br />

Gemeinschaftsschulen, in<br />

die Realschulen integriert<br />

wurden, sowie am Wegfall der<br />

Werkrealschulen.<br />

Zur Person<br />

Udo Beckmann ist<br />

seit 1979 Mitglied im<br />

Verband Bildung und<br />

Erziehung. Seit 2009<br />

steht der Grund- und<br />

Hauptschullehrer für<br />

die Fächer Mathematik,<br />

Biologie und<br />

Physik dem Bundesverband<br />

vor.<br />

Die Zahl der Gymnasien<br />

im Südwesten wuchs um gut<br />

11 Prozent auf 80 Einrichtungen,<br />

während die Schülerzahl<br />

im gleichen Zeitraum lediglich<br />

um rund 2,3 Prozent<br />

zulegte. Die Zahl der privaten<br />

Hauptschulen ging um knapp<br />

10 Prozent auf landesweit 38<br />

Schulen landesweit zurück,<br />

gleichzeitig sank auch die<br />

Zahl der Schüler um knapp<br />

ein Fünftel an dieser Schulart<br />

auf 3500.<br />

sein. Standards, die die öffentlichen<br />

Schulen zwingen, Rechenschaft abzulegen<br />

und eine zuverlässige hohe<br />

Qualität anzubieten“, fasst Marcel<br />

Fratzscher, Präsident des DIW Berlin<br />

und Professor für Makroökonomie<br />

an der Humboldt-Universität<br />

Berlin, die Forderungen an die Politik<br />

zusammen.<br />

Bestes Konzept soll überzeugen<br />

„Internationale Studien haben gezeigt,<br />

dass Schulsysteme, die einen<br />

hohen Anteil an freier Trägerschaft<br />

mit staatlicher Finanzierung verbinden,<br />

am besten abschneiden“, sagt<br />

Ludger Wössmann, Leiter des<br />

Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik.<br />

„Wenn alle Schüler, unabhängig von<br />

ihrem finanziellen Hintergrund denselben<br />

Zugang zu alternativen Schulen<br />

haben, entsteht ein Wettbewerb<br />

der Schulen um die besten Konzepte<br />

der allen Schülern zugutekommt.“<br />

Das führte bereits dazu, dass einige<br />

staatliche Einrichtungen von<br />

den Privatschulen beispielsweise<br />

das System der Ganztagsschule,<br />

jahrgangsübergreifenden Unterricht<br />

und Ansätze alternativer pädagogischer<br />

Konzepte übernommen haben.<br />

Privatschulen sind außerdem<br />

im Wettbewerb um Fachkräfte für<br />

viele Unternehmen und Kommunen<br />

ein wichtiger Standortvorteil.<br />

Kommunen und Landkreise müssen<br />

daher eine vielfältige Schulinfrastruktur<br />

fördern und private<br />

Schulen mehr als bisher finanziell<br />

unterstützen. Derzeit kostet ein Privatschüler<br />

den Staat nur etwa 60<br />

Prozent dessen, was er für einen<br />

Schüler an einer staatlichen Schule<br />

aufwendet. „Alle weiteren Kosten<br />

trägt der private Schulträger, der gemeinnützig<br />

und nicht unternehmerisch<br />

handelt“, sagt Vogt.<br />

Mehr staatliche Förderung von<br />

Wenn alle Schüler<br />

Zugang zu<br />

alternativen Schulen<br />

haben, entsteht ein<br />

Wettbewerb<br />

Ludger Wössmann<br />

Ifo-Zentrum für Bildungsökonomik<br />

Privatschulen würde bedeuten, dass<br />

die Diskrepanz zwischen dem<br />

Wunsch der Eltern die passende<br />

Schule für ihr Kind zu finden und<br />

ihren finanziellen Möglichkeiten geringer<br />

wird und die soziale Chancengleichheit<br />

steigt.<br />

Derzeit beträgt das Schulgeld in<br />

Baden-Württemberg 5 Prozent des<br />

Nettoeinkommens und steigt mit der<br />

Klassenstufe, zunehmenden Angeboten<br />

und den Betriebskosten der jeweiligen<br />

Schule auf bis zu 160 Euro<br />

pro Monat. Aber es geht auch deutlich<br />

teurer, wie ein Blick Richtung<br />

Bodensee zeigt. Denn es gibt Privatschulen,<br />

die den Zugang über die Exklusivität<br />

der Angebote und die Höhe<br />

der Unterbringungskosten im angeschlossenen<br />

Internat regeln. Aber<br />

das sind unter den Privatschulanbietern<br />

Ausnahmen. [!] Sigrid Balke


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 23<br />

Entdecken Sie<br />

Raum für neue<br />

Perspektiven.<br />

ZEISS Forum<br />

Auf rund 2.000 Quadratmetern bietet das ZEISS Forum in Oberkochen<br />

auf insgesamt drei Ebenen inklusive Cafébar und dem ZEISS Museum der Optik<br />

die ideale Plattform für Business-Veranstaltungen und Konferenzen.<br />

Die 17 flexibel buchbaren Räumlichkeiten, ausgestattet mit modernster<br />

Tagungs- und Veranstaltungstechnik, bieten bis zu 800 Personen Platz.<br />

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24<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ein insolventes Unternehmen<br />

zu übernehmen ist<br />

ein riskantes Unterfangen<br />

– und gerät nicht von<br />

ungefähr manchmal zu einer<br />

wirtschaftlichen Gratwanderung.<br />

Vor allem, wenn der Investor<br />

nicht die schnelle Abschöpfung<br />

der verbliebenen Werte im<br />

Sinn hat, sondern die Rückkehr<br />

in die Erfolgsspur anstrebt. Wie<br />

das gelingen kann, stellt Datagroup<br />

SE in Ulm unter Beweis.<br />

Dass sich das IT-Unternehmen<br />

für den Standort Ulm entschieden<br />

hat, war nicht zuletzt<br />

ein Glücksfall für die Belegschaft<br />

der IT-Informatik GmbH.<br />

Die im August 2019 erfolgte<br />

Übernahme der wesentlichen<br />

Vermögenswerte und Mitarbeiter<br />

der insolventen Firma sowie<br />

der Tochter<strong>unternehmen</strong> Mercoline<br />

in Berlin und IT-Informatik<br />

Digitalización Industrial 4.0<br />

in Barcelona bedeutete die Rettung<br />

von rund 300 Arbeitsplätzen.<br />

Daraus entstand eine<br />

Win-Win-Situation, zumal Max<br />

Schaber, Gründer und CEO der<br />

Datagroup, bei der Standortsuche<br />

für eine weitere Niederlassung<br />

bereits zuvor immer wieder<br />

nach Ulm geschaut hat, wie<br />

Olaf Schaefers, Geschäftsführer<br />

der Datagroup Ulm, weiß.<br />

Am Hauptsitz in Pliezhausen<br />

war Ulm als möglicher Standort<br />

schon längere Zeit im Gespräch.<br />

Gekommen,<br />

um zu bleiben<br />

IT-Dienstleister Die Insolvenz im August 2019 war ein Schock für<br />

die Mitarbeiter der IT Informatik in Ulm. Die Übernahme durch die<br />

Datagroup hat 300 Arbeitsplätze gerettet und schafft Perspektiven.<br />

Neuer Fokus in Krisenzeit<br />

Was das Ulmer Portfolio betrifft,<br />

verhält es sich einerseits so, wie<br />

bei allen der 25 Tochter<strong>unternehmen</strong>.<br />

„Wir haben mit der<br />

‚Corbox‘ ein gemeinsames Produkt,<br />

das standardisierte IT-Services<br />

beinhaltet.“ Darüber hinaus<br />

besitzt jedes Tochter<strong>unternehmen</strong><br />

ein eigenes Profil. „Wir<br />

haben in Ulm einen starken Fokus<br />

auf das Thema SAP. Aber<br />

auch im Bereich der Individualprogrammierungen<br />

sind wir<br />

sehr stark.“ Momentan sei das<br />

Unternehmen auf Dienstleistungen<br />

in Krisenzeiten fokussiert:<br />

„Von der Zeiterfassung im<br />

Homeoffice bis zum Managen<br />

von Kurzarbeitergeld.“<br />

Neben der Prozessoptimierung,<br />

von der gerade auch die<br />

Fertigungsindustrie profitiert,<br />

kommt noch ein weiterer Faktor<br />

zum Tragen: „Mit unseren<br />

Fach experten und standardisierten<br />

Prozessen können wir Leis-


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 25<br />

tungen anbieten, die der Kunde<br />

selbst nicht erbringen kann oder<br />

möchte“, sagt Schaefers. Wobei die<br />

Nähe zu einem Großteil der zumeist<br />

mittelständischen Klientel enge Bindungen<br />

und schnelle Reaktionszeiten<br />

ermöglicht. „Im Umkreis von<br />

150 Kilometern haben wir an die<br />

80 Prozent der Kunden abgedeckt.“<br />

Nicht zuletzt schafft die Datagroup<br />

Ulm neue Arbeitsplätze. „Wir<br />

werden nach und nach weiter rekrutieren“,<br />

sagt Olaf Schaefers. Derzeit<br />

Künftige Mitarbeiter ausbilden<br />

Die Datagroup SE<br />

mit Sitz in Pliezhausen<br />

ist eines der führenden<br />

deutschen IT-Service-Unternehmen<br />

mit rund 2700 Mitarbeitern<br />

und 25 Tochtergesellschaften<br />

an<br />

Standorten in ganz<br />

Deutschland. Im Geschäftsjahr<br />

2018/19<br />

wurde ein Umsatz von<br />

knapp 307 Millionen<br />

Euro erwirtschaftet. In<br />

Wir sind aus<br />

den roten schon<br />

mal in die<br />

schwarzen Zahlen<br />

gerutscht.<br />

Olaf Schaefers<br />

Geschäftsführer der Datagroup Ulm<br />

der Ulmer Niederlassung<br />

sind derzeit 210<br />

Mitarbeiter, sechs duale<br />

Studenten, elf<br />

Auszubildende und<br />

zwei Werkstudenten<br />

tätig.<br />

arbeiten 210 Mitarbeiter am Standort.<br />

Und die sollen sich in einer modernen<br />

Unternehmenskultur mit flachen<br />

Hierarchien, Freiräumen, kurzen<br />

Entscheidungswegen, flexibler<br />

Arbeitszeitgestaltung und Eigenverantwortung<br />

wohl fühlen, wie Prokurist<br />

Ulrich von Waechter sagt.<br />

Nach derzeitigem Stand ist die<br />

Ulmer Datagroup-Tochter bereits in<br />

kurzer Zeit auf dem besten Weg auf<br />

die Erfolgsspur. Zwar liegen noch<br />

keine offiziellen Zahlen vor, aber die<br />

Zeichen stehen gut, wie Olaf Schaefers<br />

optimistisch sagt: „Der Dezember<br />

ist sehr positiv verlaufen, wir<br />

sind aus den roten schon mal in die<br />

schwarzen Zahlen gerutscht. Den<br />

Trend wollen wir jetzt fortsetzen.“<br />

Wobei die Strategen nicht auf den<br />

schnellen Erfolg aus sind: „Wir<br />

möchten langfristig auf Kundenbeziehungen<br />

und Beziehungen zu unseren<br />

Mitarbeitern setzen und das<br />

Unternehmen langfristig hier wieder<br />

aufbauen.“ [!] Bernd Rindle<br />

Zur Person<br />

Ulrich von Waechters<br />

war bereits vor<br />

der Übernahme<br />

durch die Datagroup<br />

bei IT-Informatik. Er<br />

studierte Wirtschaft<br />

an der Uni Stuttgart<br />

Hohenheim.<br />

Zur Person<br />

Olaf Schaefers<br />

studierte unter anderem<br />

in Dänemark,<br />

der Schweiz und Japan<br />

BWL. Seit mehr<br />

als vier Jahren ist<br />

Schaefers für die Datagroup<br />

tätig.<br />

Maßgeschneidert<br />

bauen<br />

Wir realisieren Kundenwünsche<br />

wirtschaftlich und sicher<br />

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Referenzen<br />

20 Jahre Stadtentwicklungsverband<br />

Ulm/Neu-Ulm – Sonderpublikation<br />

Die Betreuung<br />

war sehr<br />

professionell,<br />

schnell, strukturiert,<br />

kreativ.<br />

Bernd Neidhart<br />

Wirtschaftsbeauftragter Neu-Ulm<br />

Was Experten raten –<br />

Sonderpublikation<br />

„Starkes Herz und gesunde Gefäße“<br />

in der SÜDWEST PRESSE<br />

Corporate Storytelling:<br />

Erzählungen mit Weitblick<br />

Bereits vor tausenden von Jahren, irgendwann<br />

zwischen dem ersten Feuer und der Erfindung<br />

des Rades, fingen die Menschen damit an, sich<br />

Geschichten zu erzählen. Geschichten über gefährliche<br />

Tiere, die außerhalb des sicheren Umfeldes<br />

in der freien Wildnis und vor den Höhlen<br />

lauerten. Über giftige Schlangen, vielleicht<br />

auch über die besten Beeren, die man in der<br />

Nähe sammeln konnte. Warum? Die Menschen<br />

hatten erkannt: Geschichten zu erzählen sicherte<br />

ihnen das Überleben. Viele Jahre gingen<br />

ins Land. Dann, etwa 450 vor unserer christlichen<br />

Zeitrechnung, hatte es sich der Philosoph<br />

Sokrates zur Aufgabe gemacht, den Dingen auf<br />

den Grund zu gehen und die Ursachen zu hinterfragen.<br />

Warum ist etwas so, wie es ist? Der<br />

strukturierte Dialog, seine eigene philosophische<br />

Methode, sollte ihm und anderen zu Erkenntnis<br />

und Wahrheit verhelfen.<br />

Ein Mann namens Sokrates<br />

Oft stand Sokrates auf dem Athener Marktplatz,<br />

immer barfuß, meist im zerschlissenen Gewand.<br />

Eine Menge Menschen scharten sich um<br />

ihn. Einige wurden seine Schüler. So auch Platon.<br />

Ein junger Mann aus reichem Haus. Warum<br />

sollte ein vornehmer junger Mann mit einem wie<br />

Sokrates seine Zeit vollbringen wollen? Weil Sokrates<br />

nicht nur hinterfragen sondern auch gute<br />

Geschichten erzählen konnte!<br />

In dem Werk „Phaidros“, einem später von Platon<br />

aufgezeichneten, fiktiven Dialog zwischen<br />

Sokrates und Phaidros, stellt Sokrates dar, dass<br />

eine gut gemachte Rede in ihrem Aufbau einem<br />

lebendigen Organismus gleich in Anfang, Mitte<br />

und Ende auf das Ganze abgestimmt sein<br />

müsste.<br />

Vielen Dank für<br />

das Interview und<br />

den gelungenen Text<br />

in der Sonderbeilage.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer<br />

Ärztlicher Direktor Innere Medizin II<br />

Universitätsklinikum Ulm<br />

Auf einer Wellenlänge<br />

Was ist eine Geschichte? Jennifer Aaker, Professorin<br />

an der Stanford Graduate School of<br />

Business, definiert diese als ein Set von Ereignissen,<br />

die miteinander verbunden sind. Dabei<br />

lösen Geschichten im Gehirn andere Ereignisse<br />

aus als bloße Fakten. Die neurowissenschaftliwww.contentperformance.de<br />

Die Macht guter Geschichten<br />

Was ist daraus zu lernen? Menschen lieben Geschichten.<br />

Wer es schafft, eine gute Geschichte<br />

zu erzählen, die Dinge zu hinterfragen und damit<br />

Zuhörer wie Leser für sich zu gewinnen, der<br />

wird auch seine gesetzten Ziele erreichen können.<br />

Ging es früher noch um das Überleben und<br />

später dann um Erkenntnis, ethische Grundsätze<br />

und das Weltverstehen, verfolgen Unternehmen<br />

heute Ziele wie eine erfolgreiche<br />

Marktpositionierung. Außerdem geht es darum,<br />

Kunden für sich zu gewinnen und langfristig<br />

zu binden.<br />

Ob Höhlenbewohner, antike Philosophen oder<br />

moderne Unternehmen, eines haben alle gemeinsam:<br />

Sie alle setzten oder setzen noch<br />

heute auf die Macht guter Geschichten. Es geht<br />

um das Prinzip des Storytellings.<br />

Foto: LuisPinaPhotography / Shutterstock.com


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />

27<br />

che Forschung zeigt auf, dass unsere Gehirne<br />

nicht dafür ausgelegt sind, Logik zu verstehen<br />

und Fakten für lange Zeit zu behalten. Sie sind<br />

vielmehr so veranlagt, dass sie Geschichten<br />

verstehen und behalten können.<br />

Wir bringen unser Gehirn auf Hochtouren,<br />

wenn wir eine Geschichte hören, da wir versuchen,<br />

das Erzählte mit eigenen Erfahrungen in<br />

Einklang zu bringen. „Geschichten bringen, im<br />

Gegensatz zu Fakten, Bedeutung in Vorgänge“,<br />

wie Thomas Pyczak, Autor des Buches „Tell<br />

me“ den Aussagen Aakers nachgeht. „Erzählungen<br />

transportieren nachhaltig Wissen und<br />

Erfahrungen, indem sie Emotionen und Fakten<br />

miteinander verknüpfen. So haben Geschichten<br />

evolutionär dazu beigetragen, das Überleben<br />

zu sichern und uns das Gefühl gegeben,<br />

Kontrolle über die Welt zu haben.“<br />

In andere Welten versetzt<br />

Beim Lesen von Geschichten produziert das<br />

Gehirn zwei Hormone. Cortisol und seinen Gegenspieler,<br />

ein Hormon namens Oxytocin. Cortisol<br />

fokussiert die Aufmerksamkeit, während<br />

Oxytocin für Mitgefühl sorgt. „Geschichten sind<br />

so mächtig, weil sie uns in die Welten anderer<br />

Menschen transportieren“, sagt Pyczak. Dabei<br />

verändern sie sogar die Art, wie unser Gehirn<br />

arbeitet. Geschichten beeinflussen die Biochemie<br />

des Gehirns. Der Anteil des Oxytocin-Hormons<br />

im Blut verursacht Wahrnehmungen wie<br />

Großzügigkeit, Vertrauen, Moral und Empathie.<br />

„Wer sich dieses Effekts bewusst ist, versteht<br />

die Auswirkung von Geschichten besser“, verdeutlicht<br />

Pyczak und belegt damit, wie wichtig<br />

es für Unternehmen sein sollte, mit Erzählungen<br />

anstatt bloßer Fakten zu arbeiten.<br />

Geschichten, keine Märchen<br />

Der Durchschnittsbürger besitzt heute ein<br />

Smartphone. Vielleicht ein Laptop, wahrscheinlich<br />

einen smarten Fernseher, eventuell ein<br />

Abonnement der Tageszeitung. Die Möglichkeiten,<br />

an Informationen zu kommen, sind enorm<br />

gestiegen. Gleichzeitig sinkt jedoch die Aufmerksamkeitsspanne<br />

– wie verschiedene Studien<br />

es belegen – auf durchschnittlich 8 Sekunden.<br />

8 Sekunden, um einen potentiellen Kunden<br />

zu überzeugen. Wie soll das gehen? Mit<br />

bloßen Fakten? Ermüdenden Zahlen? Nein, mit<br />

Geschichten.<br />

Eine Geschichte mit spannender Headline und<br />

gutem Einstieg kurbelt das Oxytocin im Gehirn<br />

an und hebt das Erzählte aus der Flut mittelmäßiger<br />

Informationen empor. Dem Leser fällt es<br />

so leichter, seine Aufmerksamkeit darauf zu<br />

richten. Im Storytelling geht es allerdings nicht<br />

darum, Märchen zu erzählen oder gar fiktive<br />

Elemente miteinzuweben. Storytelling ist die<br />

journalistische Aufgabe, den Leser mittels einer<br />

gut erzählten Geschichte von einer Sache so zu<br />

überzeugen, dass sich dieser später jederzeit<br />

an die Kernaussage erinnern kann.<br />

Der italienische Hirnforscher Giacomo Rizzolatti,<br />

der sich seit nunmehr vier Jahrzehnten der<br />

Erforschung von Nervenzellen widmet, konnte<br />

1992 belegen, dass die Beobachtung einer<br />

Handlung zum selben Impuls innerhalb bestimmter<br />

Nervenzellen führt – so, als würde<br />

man selbst handeln. Die Nervenzellen, die beim<br />

Beobachten die gleichen Reaktionen zeigen wie<br />

beim eigenen Verhalten, nannte Rizzolatti<br />

„Spiegelneurone“. Damit legte Rizzolatti den<br />

Grundstein für ein besseres Verständnis der<br />

Gefühlslage des Anderen. Gleichzeitig beweist<br />

er aber auch, von welch immenser Bedeutung<br />

das Lesen einer guten und emotionalen Geschichte<br />

sein kann.<br />

Wissen zum Mitnehmen<br />

» Neurobiologen haben erkannt, dass<br />

eine Information, die nicht innerhalb<br />

von fünf Sekunden Interesse erweckt,<br />

verloren geht.<br />

» Die Informationsmenge wächst viermal<br />

schneller als die Weltwirtschaft.<br />

» Die italienischen Wissenschaftler<br />

Rizzolatti und Gallese konnten in den<br />

90ern beweisen, dass die reine Beobachtung<br />

einer Handlung zum gleichen<br />

Handlungsreiz im Gehirn führt<br />

als hätte man diese selbst ausgeführt.<br />

Unternehmensgeschichten in Sekunden<br />

Eine gute Geschichte muss nachvollziehbar<br />

sein aber nicht vorhersehbar. Sie vermittelt den<br />

Kern des Unternehmens. Von den Anfängen bis<br />

zum „Happy End“ transportiert sie die Firmenkultur<br />

und die Werte, die innerhalb des Unternehmens<br />

gelten. Sie begeistert für das Unternehmen<br />

und die Marke. Gleichzeitig verhilft eine<br />

gute Erzählung dem Leser, sich mit der<br />

Firma, den Produkten und den dort arbeitenden<br />

Menschen zu identifizieren. Storytelling<br />

bildet damit die Grundlage, um sich am Markt<br />

strategisch erfolgreich zu positionieren und<br />

sich bei potentiellen Kunden buchstäblich ins<br />

Gedächtnis zu rufen. Wie lautet Ihre Geschichte?<br />

Sie haben genau 8 Sekunden Zeit. Alles weitere<br />

erfahren Sie bei contentperformance.de<br />

Corporate Storytelling: alles für eine gute Geschichte<br />

Wir denken, dass jedes Unternehmen eine<br />

Geschichte zu erzählen hat, die potentielle<br />

Kunden langfristig begeistern kann. Wir<br />

konzipieren und entwickeln kreative Kampagnen<br />

für Unternehmen und Institutionen in<br />

Ulm, um Ulm und über alle Grenzen hinweg.<br />

Wir erzählen diese Geschichten mit journalis-<br />

tischen Mitteln und transportieren sie auf<br />

allen Wegen in die Welt hinaus. Egal, ob Print,<br />

Digital, Video oder im Live-Event. Wir helfen<br />

Unternehmen, sich gezielt mit ihrer Story<br />

beim Kunden Gehör zu verschaffen. Mit Medien,<br />

die wirken. Mit Geschichten, die berühren.<br />

Mit Profis, die ihr Handwerk verstehen.<br />

Corporate Publishing und Content Marketing<br />

Projektleitung: Tobias Lehmann,<br />

t.lehmann@contentperformance.de<br />

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Redaktion: <strong>Juli</strong>a Haaga<br />

j.haaga@contentperformance.de<br />

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28<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Stimmung<br />

ist der Star<br />

Ladengestaltung Mit Licht , Musik, Gerüchen und dem Vermeiden<br />

jeglicher Stressfaktoren, können Einzelhändler ihren Verkaufserfolg<br />

steigern. Wie Händler Wohlbefinden und Orientierung schaffen.<br />

Es glänzt überall wie<br />

frisch poliert. Große<br />

weiße Flächen wechseln<br />

sich mit akzentuierten<br />

schwarzen ab. Dieses edle Ambiente<br />

gehört zu einem Juwelierladen.<br />

Das Bekleidungsgeschäft<br />

nebenan arbeitet mit anderen<br />

Reizen. Musik umgibt die Kunden,<br />

ausgesuchte Stücke werden<br />

an Deko-Figuren präsentiert, die<br />

Verkaufsfläche mit Lichtinszenierungen<br />

bespielt. Denn Laden<br />

ist nicht gleich Laden. Die Gestaltung<br />

hängt sehr vom jeweiligen<br />

Sortiment ab. Doch es gibt<br />

Grundregeln.<br />

Stressfaktoren reduzieren<br />

„Zunächst einmal muss man<br />

Stressfaktoren rausnehmen“,<br />

sagt Konsumpsychologe Hans-<br />

Georg Häusel. Denn: „Wenn der<br />

Kunde den Laden betritt, ist das<br />

zunächst einmal eine unbekannte<br />

Höhle für ihn.“ Das soll aber<br />

nicht so bleiben. Deshalb sollte<br />

man Hindernisse im Eingangsbereich,<br />

Hitze, trockene Luft,<br />

Gestank oder enge Stellen vermeiden,<br />

an denen man mit anderen<br />

Leuten in Berührung<br />

kommt. „Das ist ganz unabhängig<br />

von der Corona-Situation.<br />

Wenn der Kunde in den Laden<br />

kommt, löst jede Enge Stress<br />

aus.“ Schön sei ein angenehmer<br />

Geruch, vitalisierend und leicht<br />

unterhalb der Wahrnehmungsschwelle,<br />

und eine Art Tageslicht<br />

auch im Eingangsbereich.<br />

Häusel hält beispielsweise<br />

Wühltische in der Nähe des Eingangs<br />

für einen Fehler. Das<br />

menschliche Gehirn versuche,<br />

Stress zu vermeiden – und Chaos<br />

bedeute Stress. Der Kunde<br />

brauche je nach Größe des Geschäfts<br />

einige Meter, um in Ruhe<br />

einzutreten und sich orientieren<br />

zu können. Wichtig sei Stressabbau<br />

durch Orientierung.<br />

Auch müsse die Wegerichtung<br />

für Kunden klar sein. Die<br />

Wege sollten nicht zu lang sein,<br />

sondern ab und zu durch etwas<br />

Unterhaltsames unterbrochen<br />

werden – eine Schaufensterpuppe<br />

oder eine ins Auge fallende<br />

Warenpräsention. Ist der Stress<br />

nach dem Eintritt abgebaut, geht<br />

es um Inspiration – auch durch<br />

Licht. „Ich muss den Kunden so<br />

durch Licht führen, dass er bestimmte<br />

Höhepunkte wahr-<br />

Wenn der<br />

Kunde den<br />

Laden betritt,<br />

ist der eine<br />

unbekannte Höhle.<br />

Hans-Georg Häusel<br />

Hirnforscher


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

SPEZIAL<br />

29<br />

Deko-Figuren im Laden werden<br />

im Branchenjargon Mannequins<br />

genannt: Sie bieten den<br />

Kunden Abwechslung und<br />

Orientierung.<br />

nimmt. Der Laden wird so zu einem<br />

kleinen Erlebnispark.“<br />

Beim Thema Licht wird allerdings<br />

die Differenzierung bedeutsamer.<br />

Konservative Menschen<br />

mögen eher warme Lichtfarben,<br />

neugierige Menschen<br />

eher schrillere, hellere und<br />

mehr Abwechslung, sagt Häusel.<br />

„Die Kunden suchen die<br />

Einrichtung, die zu ihrer Persönlichkeit<br />

passt.“<br />

Monika Imschloß, Junior-Professorin<br />

beim IFH Köln,<br />

empfiehlt daher, sich genau zu<br />

überlegen, was man mit dem<br />

Beleuchtungskonzept erreichen<br />

will. „Beleuchte<br />

ich bestimmte Artikel<br />

im Regal besonders,<br />

werden sie eher wahrgenommen“,<br />

sagt Imschloß.<br />

Frische Produkte<br />

können bei hellem<br />

Licht besser inspiziert<br />

werden, Mode wird in einem<br />

normalen, gemütlichen<br />

Licht lieber anprobiert.<br />

„Manche Geschäfte<br />

setzen das konsequent um<br />

und kommunizieren mit<br />

der Beleuchtung auch<br />

gleich ihr Markenimage.“<br />

Man müsse sich genau<br />

überlegen: Welche Produkte<br />

habe ich? Was will<br />

Wenig Ware ausgefallen<br />

präsentiert, zeigt ein<br />

exklusives Image.<br />

ich für die einzelnen Produktkategorien<br />

erreichen? Welche<br />

Zielgruppe spreche ich an?<br />

Denn angesprochen werden<br />

wollen die Konsumenten mit allen<br />

Sinnen. 78 Prozent der Befragten<br />

gaben in einer Studie<br />

von Mood Media eine stimmige<br />

Einkaufsatmosphäre als Schlüsselfaktor<br />

bei<br />

der Entscheidung<br />

zugunsten<br />

des stationären<br />

Handels<br />

gegenüber dem<br />

Onlinehandel<br />

an. Ein harmo-<br />

Manche<br />

Geschäfte<br />

kommunizieren mit<br />

der Beleuchtung ihr<br />

Markenimage.<br />

Monika Imschloß<br />

Junior-Professorin IFH Köln<br />

nisches Gesamtkonzept<br />

aus Musik, visuellen<br />

Elementen<br />

und Duft wirke sich dabei<br />

positiv auf die Verweildauer<br />

der Konsumenten im Laden<br />

und auf die Kundenbindung aus.<br />

Bei Farben gelten laut Häusler<br />

nicht die gleichen Regeln wie<br />

in Büroräumen, weil häufig große<br />

Wandflächen fehlen. Deswegen<br />

zählen hier eher der Gesamteindruck<br />

und die Emotionswelten.<br />

Eine besondere Rolle<br />

spielt hingegen die Musik.<br />

Geht man in einen Orsay oder<br />

einen Zara, wo eher jüngere<br />

Menschen einkaufen, hört man<br />

laute, schnelle Musik. Die sollte<br />

man eher nicht in einem Bekleidungsgeschäft<br />

für Ältere<br />

einspielen,<br />

sagt Monika<br />

Imschloß. Es<br />

komme auf<br />

Zielgruppe<br />

und Marke an.<br />

Grundsätzlich<br />

könne man<br />

durch Musik<br />

Menschen beeinflussen.<br />

Die Forschungsgruppe<br />

um Imschloß hat Sounds<br />

konzipieren lassen, die Vertrauen<br />

schaffen sollen, eine Art ruhige,<br />

gleichmäßige Fahrstuhlmusik.<br />

„Wir haben über Stunden<br />

hinweg in Apotheken die<br />

Musik gespielt oder nicht. Wäh-


30 SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Alle neun Jahre wird renoviert<br />

renddessen haben wir die Kunden<br />

befragt, wieviel Vertrauen sie in die<br />

Beratung haben“, erzählt Imschloß.<br />

Ergebnis: Lief die Musik im Hintergrund,<br />

gaben die Kunden an, mehr<br />

Vertrauen empfunden zu haben. In<br />

anderen Studien wurde untersucht,<br />

ob man die Wahrnehmung von Produkten<br />

verändern kann. Bei Textilien<br />

könne man durch Spielen von<br />

sanfter Musik die Wahrnehmung<br />

von Weichheit verstärken, sagt Imschloß.<br />

Kunden sollen sich in den Geschäften<br />

allerdings nicht nur wohlsondern<br />

auch sicher fühlen – und sicher<br />

sein. Hier kommt die Bundesanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

ins Spiel. Der<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter Kersten<br />

Bux erklärt, was für Sicherheit,<br />

Gesundheit und Wohlbefinden von<br />

Kunden und Mitarbeitern elementar<br />

ist. Dabei wirken verschiedene<br />

Rechtsgebiete wie das Bau- und Arbeitsschutzrecht<br />

mit der Arbeitsstättenverordnung<br />

und den Arbeitsstättenregeln<br />

zusammen. „Sicher<br />

und gesund ist hier die Faustregel“,<br />

erklärt Bux. So müssen sowohl die<br />

Laden- als auch die Mitarbeiterräume<br />

ausreichend groß, hell und warm<br />

sein. Wie genau, das ist alles festgelegt.<br />

Zum Beispiel müssen Türen<br />

wegen<br />

der<br />

Sicher und<br />

gesund ist hier<br />

die Faustregel.<br />

Kersten Bux<br />

Ministerium für Arbeitsschutz<br />

Flexibilität bei Einrichtung und Beleuchtung wird immer wichtiger.<br />

Im Durchschnitt wird im Einzelhandel<br />

etwa alle neun Jahre<br />

umfassend renoviert. Dabei<br />

investieren Handels<strong>unternehmen</strong><br />

mit insgesamt 7,9 Milliarden<br />

Euro auf hohem Niveau in<br />

Bau, Technik und Optik ihrer<br />

stationären Geschäfte, wie<br />

der EHI-Laden-Monitor <strong>2020</strong><br />

zeigt. Besonders wachstumsstark<br />

zeigen sich Lebensmittel-,<br />

Drogerie- und preisorientierte<br />

Nonfood-Fachmärkte.<br />

735 Euro pro Quadratmeter<br />

Verkaufsfläche und damit 15<br />

Prozent mehr als vor drei Jahren<br />

investierte der Lebensmittelhandel<br />

2019. Noch deutlicher<br />

gestiegen – plus 21 Prozent<br />

– sind laut EHI die durchschnittlichen<br />

Einrichtungskosten für ein<br />

neues Textil-, Schuh- und<br />

Sportgeschäft mit 537 Euro<br />

pro Quadratmeter Verkaufsfläche.<br />

Die Neueröffnungen im<br />

Zur Person<br />

Dr. Hans-Georg<br />

Häusel (68) ist Diplom-Psychologe<br />

und Vordenker des<br />

Neuromarketings. Er<br />

zählt zu den führenden<br />

Experten in der<br />

Marketing-, und Management-Hirnforschung.<br />

Fashion-Bereich setzen auf<br />

mehr Erlebniswert und investieren<br />

in eine hochwertige Ladenoptik,<br />

emotionale Warendarstellung<br />

und in mehr Aufenthaltsbereiche<br />

für die Kunden.<br />

Flächenkonzepte und<br />

Formate werden zunehmend<br />

flexibler. Flexibilität ist auch<br />

für die Beleuchtung wichtig.<br />

Die individuelle Ansteuerung<br />

von LED bietet neue Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Fluchtwege nach außen aufgehen,<br />

Fluchtwege ausgeschildert sein. „In<br />

Geschäften können Gefahren lauern,<br />

darum ist auch geregelt, wie viele<br />

Feuerlöscher und Sanitätskästen<br />

vorhanden sein müssen, dass man<br />

sie ausreichend kennzeichnet und<br />

nicht versteckt“, sagt Bux.<br />

Dass sich auch die Mitarbeiter<br />

wohl und sicher fühlen müssen, betont<br />

auch Psychologe Hans-Georg<br />

Häusel: „Wenn es vorne glamourös<br />

aussieht und hinten die Toilette<br />

stinkt, ist das nicht im Sinne der Mitarbeiter.“<br />

Man müsse den Mitarbeitern<br />

hinter den Kulissen nicht den<br />

gleichen Glamour bieten wie den<br />

Kunden davor. Aber: „Der Mensch<br />

fühlt sich wohl, wenn er ernst genommen<br />

wird und das kann man<br />

auch durch Einrichtung ausdrücken.“<br />

Man dürfe es nicht hinten<br />

„verkrabbeln lassen, denn dann<br />

kommen die Mitarbeiter auch mit<br />

schlechter Stimmung zu den Kunden<br />

in den Verkaufsraum.“<br />

Das wäre schlecht, denn „das<br />

Wichtigste für unser Gehirn sind<br />

Menschen“, sagt Häusel. Sieht ein<br />

Kunde lachende, zufriedene Gesichter<br />

im Laden, fühlt er sich wohl.<br />

„Selbst wenn Kunden nur beiläufig<br />

hören, dass ein Verkaufsgespräch<br />

freundlich oder herzlich ist, sorgt<br />

das für eine gute Stimmung im Laden.“<br />

[!]<br />

Caroline Strang


sind sie<br />

<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 31<br />

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32<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Allgaier-Stammsitz in Uhingen: Das Wohl und<br />

Wehe des Autozulieferers hängt maßgeblich von<br />

der Lage der deutschen Premiumhersteller ab.<br />

Auf der<br />

Rüttelpiste<br />

Zulieferer Erst der Umbruch zu E-Autos,<br />

jetzt Corona: Für viele Firmen kommt es<br />

hart. Einblicke aus der Region Göppingen.<br />

Er bezeichnet sich selbst<br />

als „alten Hasen“ in der<br />

Branche, der schon viel<br />

gesehen hat. „Aber eine<br />

solche Krise habe ich noch nie<br />

erlebt“, sagt Helmar Aßfalg,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Uhinger Allgaier Werke.<br />

Erst im Februar hatte der Autozulieferer<br />

ein dickes Sparpaket<br />

geschnürt und rund 100 Stellen<br />

gestrichen. Nach dem harten<br />

Schnitt wollten die Uhinger neu<br />

Die Region Göppingen ist von vielen metallverarbeitenden Unternehmen wie Allgaier geprägt.<br />

durchstarten, der Firmenchef<br />

rechnete für dieses Jahr gar mit<br />

einem Umsatzzuwachs.<br />

„Das erste Quartal <strong>2020</strong> hat gezeigt,<br />

dass unsere Restrukturierungsmaßnahmen<br />

erfolgreich<br />

umgesetzt werden“, sagt Aßfalg.<br />

Das Ergebnis der ersten drei<br />

Monate sei wie geplant gewesen,<br />

obwohl Corona bereits für<br />

weniger Umsatz gesorgt habe.<br />

Kurze Zeit später schlug das<br />

Virus voll zu. „Bezogen auf unsere<br />

Planungen für das Jahr <strong>2020</strong><br />

gehen wir für das Gesamtjahr<br />

von einem Umsatzeinbruch in<br />

Höhe von rund 20 bis 25 Prozent<br />

aus“, lautet Aßfalgs düstere Prognose.<br />

Er befürchtet, dass bis<br />

zum Ende des Jahres Kurzarbeit<br />

in den Bereichen angesagt sei,<br />

in denen die Belegschaft durch<br />

reduzierte Abrufzahlen nicht<br />

ausgelastet ist. „Bis wann wir<br />

wieder auf Vor-Corona-Krisen-Niveau<br />

sind, lässt sich aus<br />

heutiger Sicht noch nicht belastbar<br />

sagen. Derzeit müssen wir<br />

auf Sicht fahren“, lautet die Devise<br />

des Geschäftsführers. Aßfalg<br />

macht deutlich, wie hart die


<strong>unternehmen</strong> [!] VERANTWORTEN 33<br />

Zeiten sind. Denn zur Corona-Krise<br />

komme ein Umbruch, den die<br />

Branche so noch nicht erlebt hat.<br />

„Die von der Politik geforderte Umstellung<br />

der Automobilindustrie,<br />

weg vom Verbrennungsmotor hin<br />

zur Elektromobilität, zwingt die Autohersteller<br />

und ihre Zulieferer zu<br />

gewaltigen Veränderungen mit enormen<br />

wirtschaftlichen Belastungen“,<br />

sagt Aßfalg. Die Corona-Pandemie<br />

habe dazu geführt, dass die wirtschaftliche<br />

Belastung der Unternehmen<br />

zugenommen habe.<br />

Andernorts im Landkreis Göppingen<br />

sieht es nicht besser aus.<br />

„Am Puls der Wirtschaft“ befindet<br />

sich der Businessdirektor Süddeutschland<br />

der Aalberts Surface<br />

Treatment GmbH Göppingen, Wolfram<br />

Macke. Als Lohnbeschichter am<br />

Ende der Wertschöpfungskette befindlich,<br />

kann die ehemalige AHC<br />

Oberflächentechnik als Seismograph<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

angesehen werden. „Wenn<br />

nichts gefertigt wird, wird nichts beschichtet“,<br />

bringt es Macke auf den<br />

Punkt. Seit April schlägt die Krise<br />

auch bei Aalberts „drastisch“ zu.<br />

Umsatzrückgänge um die 40 Prozent<br />

und Kurzarbeit sind die Folgen.<br />

Die Hoffnung, dass es demnächst<br />

wieder aufwärts gehen könnte, seien<br />

inzwischen wieder zerstoben.<br />

Abrufe der Kunden, der Autohersteller<br />

selbst sowie der direkten Zulieferer,<br />

seien mittlerweile wieder<br />

reduziert worden. So rechnet man<br />

beim Oberflächenbeschichter damit,<br />

dass auch die Monate <strong>Juli</strong> und August<br />

auf dem gleichen Niveau weiterdümpeln<br />

werden. Es deute sich<br />

an, dass die Autohersteller in den<br />

Sommerferien „nochmals zwei Wochen<br />

zumachen“.<br />

Auch ich werde<br />

mein neues<br />

Auto drei Monate<br />

später als geplant<br />

bekommen.<br />

Wolfram Macke<br />

Aalberts Surface Treatment<br />

werde meinen Wagen drei Monate<br />

später bekommen.“<br />

„Das Coronavirus hat unseren Arbeitsalltag<br />

gehörig durcheinandergewirbelt“,<br />

sagt auch Oliver Hagenlocher,<br />

Marketingleiter der<br />

Emag-Gruppe, und meint: „Gefühlt<br />

haben wir das Lockdown-Tief durchschritten.“<br />

Doch gleichzeitig sei man<br />

noch weit von einem „Vor-Corona-Zustand“<br />

entfernt. Aktuell geht<br />

man bei der Maschinenbaufirma mit<br />

Sitz in Salach von einem Auftragsrückgang<br />

von rund 35 Prozent in diesem<br />

Jahr aus. Um den Auftragsbestand<br />

wieder aufzufüllen, wäre eine<br />

Erholung im zweiten Halbjahr und<br />

eine weitere Erholung in 2021 notwendig.<br />

„Dies allerdings nur unter<br />

den Vorzeichen einer globalen wirtschaftlichen<br />

Belebung“, betont Hagenlocher.<br />

Zufrieden ist man beim Salacher<br />

Maschinenbauer mit den sowohl auf<br />

nationaler als auch auf europäischer<br />

Ebene getroffenen Maßnahmen.<br />

„Vor allem das Instrument der Kurzarbeit<br />

wird bei uns gezielt eingesetzt,<br />

um den Rückgang im Auftragseingang<br />

auszugleichen. Unser<br />

Hauptziel ist seit Beginn der Krise,<br />

mit einer gestärkten Emag-Gruppe<br />

den Aufschwung zu schaffen.“ Dafür<br />

seien bei Emag eine Reihe von<br />

strukturellen Sparmaßnahmen beschlossen<br />

worden, berichtet Hagenlocher.<br />

Als Beispiel nennt er die<br />

Schließung des Standortes in Göppingen<br />

und die Rückführung des gesamten<br />

Personals sowie der Arbeitsprozesse<br />

an den Emag- Stammsitz<br />

in Salach. „Zudem halten wir an den<br />

bereits vor der Krise getroffenen<br />

strategischen Entscheidungen zur<br />

Entwicklung der Emag-Gruppe fest<br />

und investieren weiterhin in Zukunftstechnologien<br />

und den Ausbau<br />

unseres Produktportfolios.“ [!]<br />

Axel Raisch und<br />

Susann Schönfelder-Kuhn<br />

Zur Person<br />

Helmar Aßfalg ist<br />

seit 12 Jahren Vorsitzender<br />

der Allgaier-Geschäftsführung.<br />

Zuvor hatte der<br />

Diplom-Ingenieur,<br />

der aus Tettnang<br />

stammt, 16 Jahre für<br />

den Pressenhersteller<br />

Müller gearbeitet.<br />

Scheinbarer Widerspruch<br />

Zwar gäbe es inzwischen wieder<br />

verstärkt Anfragen, berichtet Wolfram<br />

Macke. Jedoch münde nicht<br />

jede Anfrage in einen Auftrag. Erst<br />

von September an rechnet Macke<br />

wieder mit einem Anziehen. Dann<br />

werde vermutlich wieder so viel<br />

Druck auf dem Kessel sein, dass die<br />

Automobilwirtschaft wieder richtig<br />

Gas geben müsse. Anders als momentan<br />

mit einer wenig wirtschaftlichen<br />

Teilauslastung. Das führt zu<br />

dem widersprüchlich erscheinenden<br />

Umstand, dass sich die Liefertermine<br />

für Autokunden verzögern.<br />

Auch Macke selbst ist betroffen. „Ich<br />

Blick in die Allgaier-Fertigung: Das Unternehmen ist Spezialist für das Formen von hochfesten<br />

Stählen, sei es für Kotflügel oder Tanks.


34<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mit Hochdruck<br />

unterwegs<br />

Facility Management In Zeiten, in denen Büros und Betriebe<br />

sauberer als je zuvor sein sollen, rücken Gebäudereiniger in den<br />

Fokus. Außerdem wächst ihr Aufgabenbereich.<br />

FOTO: DJTAYLOR/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Seit der Corona-Pandemie<br />

putzen Gebäudereiniger<br />

häufiger als zuvor üblich die<br />

Arbeitsplätze in den<br />

Unternehmen.<br />

Die Betriebe rappeln<br />

sich wieder<br />

auf. Immer<br />

mehr Beschäftigte<br />

kehren an ihre<br />

Schreibtische zurück.<br />

Doch Vorsicht! Das Corona-Virus<br />

ist auch noch<br />

da und fordert auch von<br />

Gebäudemanagern kreatives<br />

Denken und Handeln.<br />

Fenster auf! Wohl<br />

noch nie wurde in deutschen<br />

Büros so viel gelüftet wie in den<br />

vergangenen Wochen.<br />

Das Corona-Virus bringt<br />

auch in Zeiten des Ramp-up, des<br />

vorsichtigen Hochfahrens der<br />

Betriebe, den Arbeitsalltag weiterhin<br />

gehörig durcheinander –<br />

und fordert eine neue Ordnung.<br />

Es stimmt, man trifft sich wieder<br />

– mit Abstand. Und Absperrbänder<br />

vor Kantinen gehören<br />

genauso zum täglichen Bild<br />

wie Hinweisschilder, Empfangsräume,<br />

Kaffeeecken und Firmenfluren<br />

bitte ausschließlich<br />

mit Mund-Nasen-Schutz zu<br />

betreten. Keine Frage: An<br />

diese „neue Normalität“<br />

muss man sich erst einmal<br />

gewöhnen.<br />

So geht es auch<br />

Gebäudemanagern<br />

und Reinigungstrupps,<br />

die sich auf neue Aufgaben<br />

einstellen mussten. Denn an<br />

erster Stelle steht seit Beginn<br />

der Pandemie Mitte März allerorts<br />

die strikte Einhaltung verschärfter<br />

Hygienevorschriften.<br />

Flexibilität ist da für Alexander<br />

Gerlach das Gebot der Stunde:<br />

„Die Facility Manager waren<br />

von Anfang an eng in die Pandemieplanung<br />

einbezogen“, so<br />

der Leiter der Lounge Baden-<br />

Württemberg, des deutschen<br />

Verbandes für Facility Management<br />

e.V. (Gefma) in Bonn: „Die<br />

Die Facility<br />

Manager<br />

waren von Anfang<br />

an in die Planung<br />

einbezogen.<br />

Alexander Gerlach<br />

Verband für Facility Management<br />

Gebäudedienstleister mussten<br />

zügig nach Alternativen suchen,<br />

um eine Grundversorgung nach<br />

strikten gesetzlichen Vorgaben<br />

aufrecht zu erhalten, denn nicht<br />

alle Betriebe wurden komplett<br />

geschlossen.“<br />

Doch viele eben schon. Und<br />

eine Menge Punkte, die in laufenden<br />

Verträgen zwischen Gebäudedienstleistern<br />

und Auftraggebern<br />

standen, galten<br />

plötzlich nicht mehr. Stornierungen<br />

im Catering-Bereich<br />

häuften sich und fest vereinbarte<br />

Reinigungszyklen wurden<br />

komplett heruntergefahren, da<br />

die meisten Angestellten der<br />

Unternehmen im Homeoffice<br />

oder in Kurzarbeit waren. Jetzt<br />

war Kreativität gefragt: Mit Zusatzleistungen<br />

sollten Mitarbeiter<br />

der Gebäudedienstleister<br />

ausgelastet werden. Dazu gehören<br />

unter anderem die Desinfektion<br />

von Geldautomaten, Bushaltestellen,<br />

Türleisten oder<br />

Griffen. Dinge, die normalerweise<br />

nicht in einem Leistungsverzeichnis<br />

aufgeführt sind.<br />

Und etwas war neu: „Der Bereich<br />

Security musste aufgrund<br />

der verschärften Kontrollen der<br />

Eingangsbereiche und zur Überprüfung<br />

der Einhaltung gesetzlicher<br />

Vorgaben wie Abstandsregularien<br />

hingegen aufgestockt<br />

werden,“ erklärt Gerlach. Zudem<br />

wurden alle erforderlichen<br />

Produkte wie Desinfektionsmittel,<br />

Masken und Handschuhe<br />

nun über das Facility Management<br />

geordert.<br />

Wenig Stillstand gab es auch<br />

bei den technischen Anlagen,<br />

denn einige Unternehmen nutzten<br />

den Lockdown für Wartungen<br />

und Instandsetzungsmaßnahmen.<br />

Mängel wurden beseitigt,<br />

die im Lauf der Jahre angefallen<br />

waren – darunter<br />

Sanierungen und Hygienechecks<br />

von Lüftungsanlagen,<br />

Filterwechsel, Bodenbelagsarbeiten<br />

oder elektrische Prüfungen.<br />

Alexander Gerlach: „Das<br />

kann man nur machen, wenn die<br />

Bänder stillstehen.“<br />

Gefährliche Raumluft<br />

Die Wertschätzung für das Gebäudemanagement<br />

in all seinen<br />

Facetten hat sich durch die Corona-Krise<br />

erhöht, meint Robert<br />

Oettl. „Viele Objekte wurden relativ<br />

überstürzt verlassen. Die<br />

Verträge sind geblieben, die einzelnen<br />

Anforderungen haben<br />

sich jedoch verändert.“ Jeden<br />

zweiten Tag Büroflächen zu reinigen<br />

mache keinen Sinn, wenn


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

VERANTWORTEN<br />

35<br />

IndustrieDienstleistung Süd<br />

Die Kunden wünschen sich<br />

zudem eine umfassende Beratung:<br />

„Speziell die Gebäudereinigung<br />

hat eine ganz andere<br />

Wertigkeit bekommen. Denn die<br />

Angestellten einer Firma dürfen<br />

zu keiner Zeit das ungute Gefühl<br />

entwickeln, dass sie sich am Arbeitsplatz<br />

anstecken können.“<br />

Auch im Security-Bereich ist aufgrund verschärfter Kontrollen mehr<br />

Personal nötig als vor der Corona-Krise.<br />

keiner da ist, sagt der Geschäftsführer<br />

der TÜV Süd Advimo<br />

GmbH in München. Er ist Mitglied<br />

der RealFM, des Berufsverbandes<br />

der Real Estate und<br />

Facility Manager: „Die Dienstleister<br />

waren gefordert, die Immobilien<br />

quasi ,coronafit’ zu machen,<br />

also zum Beispiel mit Abstandshaltern<br />

oder Spuckschutz-Scheiben<br />

auszustatten.“<br />

„Der Lockdown hat in vielen<br />

Bereichen länger gedauert, als<br />

man gehofft hatte“, sagt Oettl,<br />

der weiß, dass nun neue Hygiene-Konzepte<br />

aufgebaut und mit<br />

dem Auftraggeber abgestimmt<br />

werden müssen. Gar nicht so<br />

einfach ist es, den Betrieb nach<br />

dem langen Stillstand wieder<br />

aufzunehmen. Dort wo die Gebäudetechnik<br />

nach und nach<br />

hochgefahren wird, lauern Gefahren<br />

durch Legionellen und<br />

Keime. Gebäudedienstleister<br />

bieten darum auch das Spülen<br />

von Rohrleitungen oder eine<br />

umfassende Raumlufthygiene<br />

als Sonderleistungen an.<br />

Bei der<br />

Gebäudereinigung<br />

wird sei<br />

jeher viel Wert auf<br />

Hygiene gelegt.<br />

Robert Oettl<br />

TÜV Süd Advimo<br />

Der Begriff Facility<br />

Management kann<br />

auch mit „Liegenschaftsverwaltung“<br />

übersetzt werden.<br />

Sie sorgt dafür,<br />

dass Unternehmen<br />

die zu verwaltenden<br />

Räumlichkeiten,<br />

Anlagen und<br />

Flächen mit maximaler<br />

Effizienz nutzen<br />

können – im<br />

Hinblick auf Kosten,<br />

Zeit und Qualität.<br />

Das Facility<br />

Management optimiert<br />

solche Prozesse,<br />

die nicht unmittelbar<br />

zum<br />

Kerngeschäft gehören.<br />

Obwohl die<br />

Bedeutung des Facility<br />

Managements<br />

in Betrieben<br />

wächst, wollen die<br />

Neue Raumkonzepte<br />

Robert Oettl ist sich sicher, dass<br />

die gestiegenen Erwartungen<br />

durch Gebäudedienstleister erfüllt<br />

werden können: „Die Gebäudereinigung<br />

ist ein klassischer<br />

Ausbildungsberuf, bei dem seit jeher<br />

viel Wert auf Hygiene gelegt<br />

wird. Die Grundqualifikation ist<br />

gegeben, so dass diese Leistungen<br />

auch im Rahmen eines Pandemieplanes<br />

glaubhaft angeboten<br />

werden können.“<br />

Eines ist auch klar: Unterm<br />

Strich wird im Arbeitsumfeld<br />

wohl vieles nicht mehr so sein<br />

wie früher. Das sieht auch Oettl<br />

so, für den es im Bereich Flächennutzung<br />

ohne neue Strukturen<br />

kaum sinnvoll weitergehen kann:<br />

„Es werden sich neue Raumkonzepte<br />

entwickeln und es wird<br />

neue Vertragsmodelle geben.“<br />

Und viele bereits als innovativ<br />

geltende Konzepte, wie zum Beispiel<br />

Desk-Sharing, bei dem man<br />

mit unbekannten Personen in einer<br />

offenen Arbeitsumgebung<br />

sitzt und sich jeden Tag einen anderen<br />

Schreibtisch aussucht, werden<br />

wohl einen Dämpfer erhalten:<br />

„Das ist zwar schick und trendig,<br />

aber unter den Gesichtspunkten<br />

einer Pandemie eher<br />

untauglich.“ [!] Stefan Loeffler<br />

Branche gewinnt an Bedeutung<br />

FOTO: ANDREY_POPOV/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Unternehmen auch<br />

in diesem Bereich<br />

Betriebskosten<br />

senken. Aus diesem<br />

Grund ist es für die<br />

wachsende Branche<br />

entscheidend,<br />

qualifiziertes Personal<br />

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36<br />

SPEZIAL<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Was sind in den vergangenen<br />

Wochen nicht alles<br />

für Loblieder aufs<br />

Homeoffice gesungen<br />

worden: Man teilt sich seine Arbeit<br />

selbst ein, ist unabhängig, kann sich<br />

bequem kleiden und verliert keine<br />

Zeit im Berufsverkehr. Kein Wunder,<br />

dass sich manche Mitarbeiter<br />

nur schwer mit dem Gedanken<br />

anfreunden, im Zuge der Lockerungsmaßnahmen<br />

an ihren angestammten<br />

Arbeitsplatz zurückzukehren.<br />

„Es gibt Mitarbeiter, die sich Zuhause<br />

bequem eingerichtet haben“,<br />

sagt Lars S., Führungskraft in einem<br />

internationalen Unternehmen, der<br />

seinen richtigen Namen nicht in der<br />

Presse lesen möchte. Obwohl sein<br />

Team komplett von Zuhause arbeitet<br />

und sich nur zu Videokonferenzen<br />

digital versammelt, legt er Wert<br />

auf gewisse Regeln. Dazu gehört,<br />

dass sein Team den Arbeitstag gemeinsam<br />

mit einer Videokonferenz<br />

beginnt. Nach den ersten Wochen<br />

Zuhause schlich sich jedoch ein gewisser<br />

Schlendrian ein. Zwei jüngere<br />

Mitarbeiterinnen begannen, die<br />

Kamera nicht mehr einzuschalten,<br />

weil sie später als sonst in den Tag<br />

starteten und sich ihren Kollegen so<br />

nicht zeigen wollten. Das passt zu<br />

den Ergebnissen einer Umfrage, die<br />

der Konsumgüterhersteller Philips<br />

in Auftrag gegeben hat. Danach verzichtet<br />

die Hälfte der Frauen, die<br />

sich ansonsten schminkt, darauf im<br />

Homeoffice.<br />

Doch ohne die Mimik, Gestik und<br />

Körpersprache des anderen zu sehen,<br />

ist Kommunikation nur eingeschränkt<br />

möglich, „schon gar nicht,<br />

wenn es darum geht gemeinsam Lösungen<br />

zu erarbeiten“, betont Lars<br />

S. Daher gilt nun: Bei Teamsitzungen<br />

haben alle die Kameras an,<br />

Wortmeldungen werden angezeigt.<br />

Auch gilt ein ähnlicher Dresscode<br />

wie im Büro. Denn ein Schlabberlook<br />

wirkt sich nach seiner Erfahrung<br />

auch auf die Arbeitseinstellung<br />

aus.<br />

Kleidung wirkt nach innen<br />

Die Stilberaterin Sonja Garrison<br />

sieht das ebenso: „Kleidung beeinflusst<br />

unsere innere Haltung und<br />

Einstellung.“ Und setzt eine Kettenreaktion<br />

in Gang. Auch Gestik, Mimik<br />

und Körperhaltung verändern<br />

sich nach ihren Worten – und damit<br />

die Stimme und die Art zu sprechen.<br />

FOTO: ANDREY_POPOV & AFRICA STUDIO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Eines der No-Gos im Homeoffice:„Kleidung beeinflusst unsere innere Haltung und Einstellung“,<br />

sagt Stilberaterin Sonja Garrison.<br />

Kampf dem<br />

Schlabberlook<br />

Homeoffice Von zu Hause aus zu arbeiten, hat seine Schattenseiten.<br />

Das Umfeld verändert Verhalten und Arbeitseinstellung<br />

vieler Mitarbeiter. Hier kommen Tipps zum Gegensteuern.<br />

Kaffee vor dem<br />

Bildschirm schlürfen,<br />

kommt nicht gut an.<br />

„Das gilt auch, wenn uns unser Gesprächspartner<br />

nicht sieht“, schreibt<br />

Garrison in ihrem Blog. Nachlässige<br />

Kleidung drückt genau diese Einstellung<br />

aus, ein formales Outfit<br />

auch.<br />

Doch viele Menschen, die daheim<br />

arbeiten, greifen nicht zu Anzug<br />

oder Kostüm. Ionut Stroe, rumänischer<br />

Sportminister sprach per<br />

Videoschaltung in einer Livesendung<br />

zum Thema Fußball<br />

und Geisterspiele. Im seriösen<br />

dunklen Hemd mit langen<br />

Ärmeln – und in bunten Boxershorts.<br />

Sonja Garrison hat da einen<br />

einfachen Tipp: Wer morgens<br />

sein Outfit fürs Homeoffice wählt,<br />

sollte sich vorstellen, ein Kunde,<br />

Mitarbeiter oder der Chef könne<br />

plötzlich unangemeldet vor der Tür<br />

Zur Person<br />

Karl-Heinz Raguse<br />

(Jahrgang 1955) leitet<br />

seit Mitte der<br />

1990er Jahre freiberuflich<br />

von Neu-Ulm<br />

aus die von ihm ins<br />

Leben gerufene<br />

BVMW-Geschäftsstelle<br />

– eine von<br />

bundesweit 300. Er<br />

betreut rund 200<br />

Mitgliedsfirmen.


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

SPEZIAL<br />

37<br />

stehen. Mit welchem Look könne<br />

man mit gutem Gefühl die<br />

Tür öffnen?<br />

Die Liste der möglichen<br />

Fauxpas bei Videokonferenzen<br />

ist freilich lang – auch weil Arbeit<br />

und Privates verschwimmen.<br />

Karl-Heinz Raguse kennt<br />

das aus eigener Erfahrung, er hat<br />

seit dem Beginn der Pandemie<br />

sehr viele Videokonferenzen geführt.<br />

Seit Mitte der 1990er Jahre<br />

leitet der gelernte Maschinenbauer<br />

freiberuflich von Neu-<br />

Ulm aus die von ihm ins Leben<br />

gerufene BVMW-Geschäftsstelle<br />

– eine von bundesweit 300 –<br />

und betreut 200 Mitgliedsfirmen.<br />

Nicht jeder hat im Homeoffice<br />

auch ein Home Office, sprich<br />

ein Büro, das ausschließlich diesen<br />

Zweck erfüllt. Oftmals hat<br />

das Schlafsofa<br />

für Gäste in<br />

diesem Raum<br />

ebenso seinen<br />

Platz wie der<br />

Hometrainer<br />

oder es wird<br />

zum beliebten<br />

Stauraum für<br />

unerledigte Bügelwäsche.<br />

„Als Hintergrund<br />

für ein<br />

Businessgespräch<br />

ist das weniger geeignet<br />

und fordert die Teilnehmer des<br />

Meetings eher zu einer ablenkenden<br />

Entdeckungstour heraus“,<br />

erläutert Raguse. „Wer<br />

glaubt, mit einem virtuellen Hintergrund<br />

sei dieses Problem gelöst,<br />

sollte über gewisse Kenntnisse<br />

bei der Auswahl und der<br />

Positionierung verfügen.“ Nicht<br />

selten lösen sich die Konturen<br />

des Teilnehmers vor diesem Hintergrund<br />

auf und hinterlassen<br />

beim Gesprächspartner einen<br />

unklaren Eindruck. „Nicht in der<br />

Sache versteht sich, aber im<br />

Bild.“<br />

Apropos Bild: Ein feststehendes<br />

Porträtbild ist optimal für<br />

alle die auf Nummer sicher gehen,<br />

aber mehr als nur ihren Namen<br />

präsentieren wollen. Dann<br />

passieren auch keine Fehler wie<br />

Gegenlicht, das ein Erkennen der<br />

Person fast unmöglich macht, die<br />

Frosch- oder Vogelperspektive<br />

auf das Gegenüber oder eine all-<br />

Nach zehn<br />

Minuten haben<br />

einige vergessen,<br />

dass sie nicht allein<br />

Zuhause sind.<br />

Karl-Heinz Raguse<br />

Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft<br />

zu nahe „Schau mir in die Augen“-<br />

Position.<br />

Online-Meetings auf transportablen<br />

Geräten sollten laut<br />

Raguse nicht dazu verleiten die<br />

Gesprächsteilnehmer kurzerhand<br />

mitzunehmen – auch nicht<br />

in die Küche für einen kleinen<br />

Snack. Zu den No-Gos gehört<br />

auch mal kurz verschwinden, gelangweilt<br />

am Kaffee nippen oder<br />

die Fingernägel maniküren. Aber<br />

auch das gibt es. „Spätestens<br />

nach zehn Minuten haben einige<br />

Teilnehmer vergessen, dass<br />

sie nicht allein Zuhause sind“,<br />

sagt Raguse.<br />

Doch es gibt deutlich größere<br />

Fettnäpfchen. Ein Berater der<br />

brasilianischen Regierung dürfte<br />

es sogar in manche Jahresrückblicke<br />

schaffen. Er vergaß seine<br />

Kamera auszuschalten und fühlte<br />

sich ungestört,<br />

als er unter<br />

anderem<br />

vor den Augen<br />

des brasilianischen<br />

Präsidenten<br />

Jair Bolsonaro<br />

nackt<br />

unter die Dusche<br />

hüpfte.<br />

Online-Meetings<br />

werden<br />

persönliche<br />

Treffen nicht<br />

ersetzen, aber ergänzen, ist Raguse<br />

überzeugt. Sie sind ideal für<br />

die kurzfristige Abstimmung unter<br />

Kollegen oder Geschäftspartnern.<br />

„Die Investition in eine<br />

gute technische Ausstattung<br />

lohnt also, denn schlechte Verständlichkeit<br />

oder ein schlechtes<br />

Bild sind für die anderen Teilnehmer<br />

einfach nur anstrengend“<br />

, sagt Raguse.<br />

Allen Widrigkeiten zum Trotz,<br />

wird es seiner Meinung nach auch<br />

in einer Zeit nach Corona weiterhin<br />

mehr Videokonferenzen geben.<br />

Davon ist Raguse nach all seinen<br />

Gesprächen mit Unternehmern<br />

überzeugt. Die meisten sehen<br />

den positiven Aspekt, dass<br />

weniger Zeit auf dem Weg zu Terminen<br />

verbracht und die Terminplanung<br />

unkomplizierter wird.<br />

Das gelte auch für Webinare die<br />

derzeit Konferenzen und Seminare<br />

ersetzen. Auch hier werde sich<br />

vieles dauerhaft verändern. [!] <br />

Sigrid Balke und Alexander Bögelein<br />

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Foto: klaus thenmayer/fotolia.com


Alles Holz – oder was?<br />

Mocopinus Alteingesessen und innovativ. Der Ulmer Spezialist für Fassaden setzt auf<br />

Design und Sonderlösungen. Trotz Pandemie ist die Stimmung optimistisch.<br />

FOTOS: ANDREA FLAK FOTOGRAFIE & ANDREAS FRIEDRICH<br />

Ernst blickt er drein. Im<br />

Auftritt eines respektheischenden<br />

Patriarchen<br />

hat sich Johannes Molfenter<br />

dereinst in Öl porträtieren<br />

lassen. Die jüngsten Urkunden,<br />

Auszeichnungen fürs Design,<br />

hängen im selben Raum –<br />

Historie und Zukunft von<br />

Mocopinus ganz nah beieinander.<br />

Das 1865 gegründete Unternehmen<br />

hat eine lange, gleichzeitig<br />

wechselvolle Geschichte<br />

hinter sich, aber auch Kontinuitäten<br />

aufzuweisen. Die Molfenters<br />

spielen schon lange keine<br />

Rolle mehr, sehr wohl aber die<br />

Scheuffeles, Nachfahren der<br />

zweiten Gründerfamilie alt-ulmischer<br />

Herkunft, in deren Be-<br />

Der Center-<br />

Parcs-Park ist<br />

der bislang größte<br />

Auftrag unserer<br />

Geschichte.<br />

Ulrich Braig<br />

Mocopinus-Geschäftsführer<br />

Holzfassaden, egal ob<br />

Haus oder Großprojekt,<br />

sind das Spezialgebiet<br />

von Mocopinus.<br />

sitz sich Mocopinus weiterhin<br />

zu 100 Prozent befindet. Und<br />

wie jeher spielt das Holz die<br />

Hauptrolle.<br />

Die Produkte des einst an<br />

der Blaubeurer Straße angesiedelten<br />

Hobelwerks, bekannt<br />

unter dem Firmennamen Molfenter,<br />

waren zunächst<br />

Wand-Vertäfelungen sowie<br />

Handgriffe oder Handläufe aus<br />

Holz. Das Ulmer Werk wurde<br />

vor fünf Jahren geschlossen,<br />

einhergehend mit einer grundlegenden<br />

Konsolidierung und<br />

vollständigen Integration der<br />

weiteren, in Karlsruhe und im<br />

sächsischen Naunhof angesiedelten<br />

Firmenteile und Marken<br />

unter neuer und nun einheitlicher<br />

Dachmarke. Mocopinus<br />

steht gleichzeitig für eine<br />

grundlegende Neupositionierung<br />

des Portfolios und sieht<br />

sich heute als führender Anbieter<br />

von Premium-Vollholzprofilen<br />

mit einer werkseigenen<br />

Oberflächenbehandlung in<br />

Deutschland, wie die Geschäftsführer<br />

Ulrich Braig und<br />

Eric Erdmann herausstellen.<br />

Wo aktuell Mocopinus-Produkte<br />

verbaut werden? Etwa am<br />

Feuerwehrgebäude im schweizerischen<br />

Lien mit seiner pechschwarzen<br />

Fassade, das Holz<br />

nicht nur scheinbar, sondern<br />

tatsächlich angekokelt. Dahinter<br />

steckt ein im Haus entwickeltes<br />

Verfahren nach japanischem<br />

Vorbild der partiellen<br />

Karbonisierung, das Außenund<br />

Innenbereich ein markantes<br />

Erscheinungsbild verleiht.<br />

Auch der Center Parcs-Park<br />

in Leutkirch im Allgäu gehört<br />

zu den Kunden. „Der bislang<br />

größte Auftrag unserer Geschichte“,<br />

sagt Braig. Für die<br />

insgesamt 850 Häuser sei ein<br />

speziell auf das dortige dauerfeuchte<br />

Mikroklima zugeschnittenes<br />

Fassadenprofil entwickelt<br />

worden. Sonderlösungen aber<br />

schon in kleineren Größen – ab<br />

einem Haus – anfertigen zu<br />

können zählt zu den Stärken<br />

des Unternehmens, sind die<br />

Geschäftsführer überzeugt.


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 39<br />

Auch die Baubranche wird mittelfristig zumindest gewisse Auswirkungen<br />

der Corona-Krise spüren, sagt Eric Erdmann (rechts).<br />

Er führt gemeinsam mit Ulrich Braig seit 2018 das Unternehmen.<br />

Wir konnten in<br />

kurzer Zeit vom<br />

Rückwärtsgang in<br />

den neunten Gang<br />

schalten.<br />

Eric Erdmann<br />

Mocopinus-Geschäftsführer<br />

„Unser Schwerpunkt geht<br />

eher in Richtung Fassadenprofile“,<br />

erläutert Braig. Terrassen-,<br />

Decken- und Fußbodenprofile<br />

bilden weitere Produktsparten,<br />

auch diese sind vorwiegend im<br />

hochwertigen Bereich angesiedelt.<br />

Das wichtigste Kapital, das<br />

Knowhow in Sachen Oberflächenbehandlung<br />

und -veredelung,<br />

schließt die Behandlung<br />

mit Farben oder Lacken mit ein,<br />

die im Werk Karlsruhe produziert<br />

und im dortigen Versuchslabor<br />

weiter entwickelt werden.<br />

Weil der Holzbau gerade im<br />

Zuge des Nachhaltigkeitsgedankens<br />

an Zuspruch gewinnt, spiele<br />

in der hauseigenen Entwicklungsabteilung<br />

auch der Brandschutz<br />

eine große Rolle, erklärt<br />

Erdmann. Immer gehe es auch<br />

darum, die Dauerhaftigkeit der<br />

Oberflächen unter dem Einfluss<br />

von Sonne, Nässe, Wind und<br />

Wetter zu verbessern.<br />

Im Moment wähnt Braig das<br />

Unternehmen am Beginn einer<br />

neuen Phase. Die Konsolidierung<br />

sei abgeschlossen, „wir sind auf<br />

einem guten Weg“, was nun eine<br />

allmähliche Neujustierung weg<br />

vom margenschwachen Massenmarkt<br />

mit einschließe. Doch<br />

nicht nur die verstärkte Designorientierung<br />

und die Speziallösungen<br />

sollen zu einer höheren<br />

Wertschöpfung beitragen. Im<br />

Baubereich sei ein zunehmender<br />

Trend zur Vormontage zu beobachten,<br />

den man ebenfalls aufgreifen<br />

wolle.<br />

An diesen Plänen will das Unternehmen<br />

auch trotz der Corona-Pandemie<br />

festhalten. Nach einem<br />

deutlichen Nachfragerückgang<br />

Ende März, im Zuge dessen<br />

das Unternehmen an allen Standorten<br />

Kurzarbeit anmelden<br />

musste, verzeichnet Mocopinus<br />

seit Mai eine „extreme Nachfragesteigerung“,<br />

wie Erdmann berichtet.<br />

Vor allem in Deutschland,<br />

aber auch in Frankreich,<br />

Österreich und der Schweiz sei<br />

die Nachfrage stabil überproportional.<br />

„Dank unseres eingespielten<br />

Teams konnten wir innerhalb<br />

kürzester Zet vom Rückwärtsgang<br />

in den neunten Gang schalten.“<br />

Für <strong>2020</strong> sei man daher optimistisch,<br />

die Jahresziele zu erreichen.<br />

[!] Thomas Vogel<br />

Drei vereint<br />

Seit 2013 sind die Marken<br />

Moco, Pinus und Pinufin in einem<br />

gemeinsamen Unternehmensauftritt<br />

unter „Mocopinus“<br />

vereint. An den<br />

Standorten Karlsruhe (Hobelwerk,<br />

Lack- und Oberflächenproduktion)<br />

sowie<br />

Naunhof (Hobelwerk und<br />

Veredelung) wird produziert,<br />

während die Hauptverwaltung<br />

in Ulm sitzt. Das Unternehmen<br />

hat rund 300 Mitarbeiter,<br />

der Umsatz betrug zuletzt<br />

rund 100 Millionen Euro.<br />

Die Familie Scheuffele ist<br />

nicht mehr operativ tätig.<br />

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40<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wachstum<br />

als Geschäft<br />

Auf Helmut Lehners Feldern<br />

wächst Getreide, um Kunden<br />

die Wirkung von Pflanzenschutz<br />

zu demonstrieren.<br />

Lehner Agrar Dinkelsaatgut, Streugeräte,<br />

klassischer Landhandel. Helmut Lehner entdeckt<br />

und besetzt erfolgreich neue Nischen.<br />

35 Prozent der<br />

produzierten<br />

Salzstreuer gehen<br />

mittlerweile ins<br />

Ausland.<br />

Es gab drei<br />

verrostete<br />

Sackkarren, einen<br />

verrosteten Opel,<br />

aber kein Geld.<br />

Es gibt Firmenchefs, die ein<br />

untrügerisches Gespür für<br />

Chancen haben, sobald diese<br />

in der Luft liegen. Sie sind bereit,<br />

dafür Risiken einzugehen, eingefahrene<br />

Wege zu verlassen und sogar<br />

noch Neuland in einer anderen Branche<br />

zu betreten. Helmut Lehner ist einer<br />

dieser Pfadfinder auf wirtschaftlichem<br />

Gebiet, sowohl mental als<br />

auch finanziell auf grundsolidem Fundament<br />

stehend, aber gleichzeitig umtriebig<br />

und dabei noch überaus erfolgreich.<br />

Lehner stammt aus einer kleinen<br />

Landwirtschaft aus Westerstetten, einem<br />

Dorf auf der Schwäbischen Alb<br />

nördlich von Ulm. Mit lediglich sieben<br />

Hektar Betriebsgröße und sechs<br />

Kühen war sie schon von jeher zu<br />

klein, um eine Familie zu ernähren,<br />

weshalb der Vater sich frühzeitig nach<br />

weiteren Einnahmequellen umsah.<br />

Erst bei der örtlichen Darlehenskasse,<br />

ab Mitte der 1950er Jahre dann mit<br />

einem kleinen Landhandel auf selbständiger<br />

Basis. 1980 stieg Sohn Helmut<br />

nach seiner Ausbildung zum<br />

Groß- und Außenhandelskaufmann<br />

ein: „Es gab drei verrostete Sackkarren,<br />

einen verrosteten Opel Kadett,<br />

aber kein Geld“, hält er nüchtern<br />

Rückschau.<br />

Dass Lehner heute einem kleinem<br />

Firmenimperium vorsteht mit über<br />

20 Millionen Euro Jahresumsatz, hat<br />

mehrere Gründe. Denn zum einen<br />

überlebte sein Landhandel, mittlerweile<br />

Lehner Agrar, das Sterben der<br />

vielen kleinen Händler, die es einst in<br />

so gut wie jedem Dorf gegeben hat.<br />

Diese Entwicklung schuf bereits<br />

eine Grundlage für Wachstum,<br />

doch das genügte Lehner nicht,<br />

denn: „Der klassische Landhandel<br />

ist kein einfaches Geschäft.“ Zum<br />

einen was den anhaltend hohen<br />

Wettbewerbsdruck und die sich ständig<br />

ändernde Marktsituation betreffe,<br />

zum andern was die laufenden Fortentwicklungen<br />

in der Landwirtschaft<br />

selbst anbelangt.<br />

Die Äcker, die zum Hof gehörten,<br />

sind mittlerweile in Versuchsfelder<br />

umgewandelt, auf denen die Ergebnisse<br />

diverser Getreidearten und<br />

-sorten beim Ertrag und nach Einsatz<br />

diverser Pflanzenschutz- und Düngemittel<br />

den Kunden ganz unmittelbar<br />

demonstriert werden können. Gleichzeitig<br />

vermarktet seine Firma Weizen,<br />

Raps und Braugerste aus der Landwirtschaft<br />

weiter: „Bestmöglich.“<br />

Die Maschinen sind inzwischen<br />

ein wichtiges Standbein.


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 41<br />

FOTOS: MARC HÖRGER<br />

Ob die Landwirte nach diesem<br />

Maßstab einen guten Preis<br />

erzielen, hängt somit auch vom<br />

Gespür Lehners für den richtigen<br />

Zeitpunkt des Verkaufs ab.<br />

Eine Lagerkapazität für 18 000<br />

Tonnen Getreide schafft Spielräume.<br />

Raps und Braugerste gehen<br />

direkt an die Mühlen beziehungsweise<br />

Mälzereien zu fixierten<br />

Konditionen.<br />

Dass Lehner heute darüber<br />

hinaus als Dinkel-Spezialist<br />

gilt, hat unmittelbar mit der Insolvenz<br />

eines<br />

Mitbewerbers<br />

zu tun. „Das<br />

hat uns eine<br />

Saatgut-Nische<br />

geöffnet“,<br />

sagt Lehner,<br />

der diese aber<br />

gleich noch erweiterte.<br />

Seine<br />

Firma entwickelte ein Verfahren<br />

zur Entspelzung des Korns,<br />

was ein Bündel handfester Vorteile<br />

bei der Beize und der Aussaat<br />

mit sich bringe. Das Geschäftsfeld<br />

wachse rapide, zumal<br />

jüngst zunehmend auch die<br />

„Teiglingsindustrie“ in die Dinkelverarbeitung<br />

eingestiegen<br />

sei.<br />

2019 hat sich ein weiterer Bereich<br />

– die Lehner Maschinenbau<br />

GmbH – von der Lehner<br />

30 Mitarbeiter<br />

Die beiden Firmenteile<br />

beschäftigen zusammen<br />

rund 30 Mitarbeiter, 20<br />

davon die Lehner Maschinenbau<br />

GmbH, die nach<br />

Lehners vagen Angaben „einige<br />

Tausend Geräte“ im<br />

Jahr produziert. Den Gesamtumsatz<br />

beziffert er<br />

auf über 20 Millionen Euro,<br />

bei stetigem Wachstum,<br />

das in den zurückliegenden<br />

Jahren immer zwischen<br />

fünf und zehn Prozent gelegen<br />

habe. In beide Firmenteile<br />

seien im zurückliegenden<br />

Jahrzehnt rund zehn<br />

Millionen Euro investiert<br />

worden. Die Eigenkapitalquote<br />

liege bei 70 Prozent,<br />

alle Gewinne würden reinvestiert.<br />

Die Geräte<br />

werden unterm<br />

eigenen Dach<br />

entwickelt<br />

und montiert.<br />

Agrar GmbH abgespalten. Hier<br />

werden Streu- und Dosiergeräte<br />

auf 12-Volt-Basis entwickelt<br />

und produziert. Je eine Produktfamilie<br />

für den Einsatz in der<br />

Landwirtschaft und eine für den<br />

Winterdienst.<br />

Den Anstoß für den Einstieg<br />

in die Streutechnik hatte eine im<br />

Jahr 1989 in der Region aufgetretene<br />

Schneckeninvasion gegeben,<br />

berichtet Lehner. Die bislang<br />

eingesetzten Streuer erwiesen<br />

sich für Schneckenkorn „als<br />

suboptimal“.<br />

Das entfachte<br />

Lehners Ehrgeiz,<br />

was darin<br />

endete, dass er<br />

selbst eigens<br />

für den agrarischen<br />

Einsatz<br />

konzipierte<br />

Geräte auf den<br />

Markt brachte. Diese können außer<br />

Schneckenkorn ebenso<br />

Saatgut und Samen aller Art ausbringen,<br />

„und zwar stufenlos regulierbar“,<br />

was dem Produkt<br />

gleich noch einen Innovationsvorsprung<br />

eingebracht habe.<br />

Einige Jahre später als immer<br />

mehr Unternehmen, aber auch<br />

Kommunen ihren Winterdienst<br />

an private Dienstleister, an Garten-<br />

und Landschaftsbauer etwa<br />

oder Hausmeister-Service-Anbieter<br />

auslagerten, setzte er auf<br />

Streuer für Salz. Die Geräte werden<br />

unterm eigenen Dach entwickelt,<br />

endmontiert, geprüft<br />

und versandt. Sie gehen von<br />

Westerstetten aus in alle Welt,<br />

der Exportanteil liege bei rund<br />

35 Prozent. Nur die Teilefertigung<br />

werde anderen Herstellern<br />

überlassen.<br />

Mittlerweile trage der Winterdienst<br />

zum größeren Teil der<br />

Aufträge bei. Was heißt, dass<br />

Lehner nicht mehr nur die Weizen-Börsenkurse<br />

verfolgen<br />

muss, sondern auch die Temperaturkarten.<br />

Es sei doch logisch,<br />

dass ein milder Winter Spuren<br />

in der Auftragslage hinterlässt.<br />

Aber bald, so die Hoffnung, tue<br />

dies auch der Wolf, im positiven<br />

Sinn. Wie Lehner verrät, stehe<br />

ein „Wolfszaunwickelgerät“<br />

kurz vor der Produktionsreife.<br />

Eine weitere Nische, mutmaßlich<br />

erneut mit Wachstumspotenzial.<br />

[!] Thomas Vogel


42<br />

RESSORT <strong>unternehmen</strong> LEBEN [!]<br />

RESSORT<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Seit dem Tod ihres Mannes<br />

führt Gudrun Selinka die<br />

Sammlung weiter.<br />

<br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Die Geschichte einer<br />

verbotenen Liebe<br />

Die private Seite Gudrun Selinka brennt für Kunst. Sie hütet die Sammlung, die sie mit ihrem<br />

verstorbenen Mann Peter aufgebaut hat. Der wollte Kunst studieren, durfte aber nicht.<br />

Man muss überzeugt<br />

sein“, lautete das berufliche<br />

Credo von<br />

Peter Selinka. Mit<br />

der Liebe zu Schönem, bestimmte<br />

es sein Leben, beruflich<br />

und privat. Durch seine Leidenschaft<br />

zur Kunst entstand die<br />

Motivation für den Aufbau seiner<br />

Kunstsammlung, die heute<br />

250 Werke umfasst.<br />

Peter Selinka starb nach langer<br />

Krankheit im Jahr 2006. Seine<br />

Frau, Gudrun Selinka, führt<br />

die Sammlung in seinem Sinn<br />

weiter und ist Vorsitzende der<br />

Stiftung Selinka. Derzeit stehen<br />

die Restaurierungsmaßnahmen<br />

zur Pflege der Sammlung im Fokus.<br />

Gudrun Selinka unterstützt<br />

die Maßnahmen und bereichert<br />

die Sammlung durch Neurahmungen<br />

der expressionistischen<br />

Werke. Außerdem kümmert<br />

sie sich um Anfragen von<br />

Museen und setzt auch damit<br />

eine Tradition fort. „Wir waren<br />

schon immer großzügige Leihgeber.<br />

Mein Mann wollte die<br />

Sammlung öffentlich zugänglich<br />

machen.“<br />

Seit 2013 gibt es dafür das<br />

Kunstmuseum Ravensburg. Das<br />

architektonisch herausragende<br />

Gebäude des Stuttgarter Büros<br />

Lederer+Ragnarsdóttir+Oei<br />

zeigt Werke der Sammlung, ergänzt<br />

mit Ausstellungen, die<br />

immer wieder in einem Bezug<br />

zur Sammlung stehen. Ein zentrales<br />

Bild der Sammlung ist<br />

das „Spanische Mädchen“ von<br />

Alexej von Jawlensky. „Die so<br />

genannte ,Mona Lisa von Ra-


Dann kam der Krieg dazwischen.<br />

Eine akademische Ausbildung kam<br />

aus finanziellen Gründen nicht in Frage.<br />

Der damals 27-jährige Peter Selinka<br />

startete seine berufliche Karriere<br />

als Werbeassistent bei Dr. Karl Thomae<br />

in Biberach, brachte es bis zum<br />

Werbeleiter und gründete 1961 seine<br />

eigene Webeagentur in Ravensburg.<br />

Später kamen weitere Standorte in<br />

Wien, Zürich, Köln und München hinzu.<br />

Selinka galt zu seiner Zeit als<br />

„Werbepapst“ und hatte vor allem im<br />

Bereich Pharmawerbung einen hervorragenden<br />

Ruf. „Als Ästhet legte er<br />

Wert auf eine niveauvolle Werbung,<br />

er hatte kreative Ideen, aber er war<br />

kein Werbegrafiker, sondern der Macher<br />

dahinter“, sagt seine Frau heute.<br />

„Die Umstellung auf digitale Medien<br />

hat er nicht mehr erlebt, vermutlich<br />

hätte es seiner Art widersprochen.“<br />

Selinka lebte und arbeitete zeitlebens<br />

mit Kunst, sie umgab ihn in der<br />

Agentur ebenso wie in seinem Privathaus.<br />

1952 erwarb er sein erstes Kunst<strong>unternehmen</strong><br />

[!]<br />

RESSORT LEBEN<br />

43<br />

vensburg’ ist ein Gemälde mit einer<br />

besonderen Geschichte“, erinnert<br />

sich Gudrun Selinka an den<br />

Galeriebesuch ihres Mannes in<br />

New York. „Ein mit uns befreundeter<br />

Galerist bot uns das Bild an,<br />

nachdem es der erste Käufer wieder<br />

zurückgeben musste. Seine<br />

Frau war eifersüchtig auf das Mädchen<br />

auf dem Bild.“<br />

Dieser Käufer war kein Geringerer<br />

als der spätere Vizepräsident<br />

der USA, Nelson Rockefeller. Das<br />

war in den 1970er Jahren. „Wir<br />

konnten uns das Gemälde nur leisten,<br />

weil wir es in Raten abbezahlen<br />

konnten“, erinnert sich Selinka.<br />

Das sei aber die Ausnahme gewesen.<br />

„Mein Mann hat sich bei Auktionen<br />

immer ein bezahlbares Limit<br />

gesetzt. Schließlich gab es neben<br />

der Kunst ja auch noch das Geschäft<br />

und die Familie.“<br />

Wie Peter Selinka es schaffte, erfolgreich<br />

eine Werbeagentur mit<br />

fünf Standorten aufzubauen und<br />

nebenbei eine hochkarätige Kunstsammlung,<br />

ist nur mit seiner temperamentvollen<br />

Art, einem guten<br />

Team, harter Arbeit und seiner ausgeprägten<br />

Sammelleidenschaft zu<br />

erklären. Geprägt wurde die Liebe<br />

zu Schönem von seiner Mutter, die<br />

Er konnte<br />

begeistert oder<br />

nachdenklich viel<br />

Zeit vor einem Bild<br />

verbringen.<br />

Gudrun Selinka<br />

Vorsitzende der Siftung Selinka<br />

aus einem musischen Haus mit einem<br />

Freundeskreis aus Schriftstellern,<br />

Philosophen und Künstlern<br />

kam. Sein Wunsch war es Kunst zu<br />

studieren, aber das war für seinen<br />

Vater, einen Offizier, keine angemessene<br />

Perspektive.


44 RESSORT LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Im Kunstmuseum in<br />

Ravensburg sind<br />

Werke aus der<br />

Sammlung Selinka<br />

zu sehen.<br />

werk – eine Lithografie von<br />

Kirchner, deren Frauenkopf ihn<br />

an seine Mutter erinnerte – und<br />

begann mit dem Aufbau seiner<br />

Sammlung. Die Sammlung chinesischen<br />

Porzellans, die er während<br />

zahlreicher Asienreisen zusammen<br />

getragen hatte, gab das<br />

Ehepaar als Kulturbesitz des Landes<br />

an China zurück.<br />

Seine Leidenschaft für die<br />

Kunst, führte Selinka immer wieder<br />

hinaus aus Oberschwaben. Er<br />

liebte Reisen und fremde Kulturen,<br />

streifte durch die Auktionshäuser,<br />

Museen und Galerien<br />

dieser Welt, suchte den Austausch<br />

mit Gleichgesinnten, bewies<br />

Intuition und Mut. Wenn<br />

Kunstwerke Geschichten auslösten<br />

oder biographische Erinnerungen<br />

weckten, stießen sie auf<br />

das Interesse des Sammlers.<br />

„Dann musste er das Kunstwerk<br />

Die „Fischhäuser in Nidden“ von Max Pechstein gehören auch zur<br />

Sammlung Selinka. Das Gemälde stammt aus dem Jahr 1919.<br />

haben“, erinnert sich Gudrun Selinka.<br />

„Er konnte vor Begeisterung<br />

sprühen oder nachdenklich<br />

grübelnd viel Zeit vor einem Bild<br />

verbringen.“<br />

Was ihn berührte waren Werke<br />

der expressiv-gestischen Tradition<br />

des 20. Jahrhunderts, vor<br />

allem Arbeiten von Künstlern<br />

der Künstlergruppen Brücke und<br />

Blauer Reiter. Ende der 70er Jahre<br />

kamen Werke der Nachkriegskünstlergruppen<br />

Cobra und Spur<br />

hinzu. In Kunstkreisen hatte die<br />

Sammlung Selinka inzwischen<br />

einen Namen und war dem <strong>Magazin</strong><br />

stern einen Bericht wert.<br />

„Der damalige Herausgeber,<br />

Henri Nannen, war zwei Tage bei<br />

uns in Ravensburg und wie zwei<br />

große Kinder freuten sich die<br />

beiden an den Bildern“, erinnert<br />

sich Gudrun Selinka. [!]<br />

<br />

Sigrid Balke<br />

Zusammenhalt und Förderung<br />

Noch zu Lebzeiten<br />

von Peter Selinka,<br />

2003, gründete<br />

das Paar die<br />

Stiftung Selinka.<br />

Primäres Ziel war<br />

der Zusammenhalt<br />

der Sammlung,<br />

aber auch die Förderung<br />

von Künstlern.<br />

Die erste Ausstellung<br />

fand in<br />

Weingarten statt,<br />

zwei Jahre später<br />

wurde die Sammlung<br />

Selinka im Alten<br />

Theater der<br />

Stadt gezeigt. Mit<br />

dem Bau des<br />

Kunstmuseums erweist<br />

die Stadt Ravensburg<br />

dem<br />

Sammler posthum<br />

ihre Reverenz.<br />

Wir konnten<br />

uns das<br />

Gemälde nur<br />

leisten, weil wir es<br />

in Raten abzahlen<br />

konnten.


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46<br />

RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

In diesem<br />

Urlaub wird<br />

vieles anders<br />

Umfrage Die Corona-Pandemie verändert das Privat- und<br />

Berufsleben. Stefan Loeffler hat sechs Führungskräfte gefragt, wie<br />

sie sich in den nächsten Wochen entspannen. In aller Ruhe zu<br />

Hause, auf einem Hausboot oder doch auf Bali?<br />

1) Hand aufs Herz: Sind Sie der entspannende oder der aktive Urlauber?<br />

2) Wovon träumen Sie für einen großen Urlaub im Jahr 2022?<br />

3) Was <strong>unternehmen</strong> Sie im Covid-19-Urlaub <strong>2020</strong>?<br />

4) Urlaub in Deutschland: Was würden Sie wo machen?<br />

5) Wohin ging Ihr erster selbstständiger Urlaub?<br />

6) Drei Dinge, an die Sie im Urlaub nicht denken wollen.


<strong>unternehmen</strong> [!] LEBEN 47<br />

Ich bin eher die aktive Urlauberin.<br />

1<br />

Einfach für zwei Wochen im<br />

2 Wohnmobil losfahren in<br />

Richtung Ostsee, Schweden, Dänemark<br />

…<br />

Den Garten genießen und<br />

3 mit Freunden in der allernächsten<br />

Umgebung Wanderungen<br />

<strong>unternehmen</strong>.<br />

Waltraud Fahrion, Geschäftsführerin<br />

der Fahrion Gartenund<br />

Landschaftsbau GmbH in<br />

Notzingen, verschwendet im<br />

Urlaub keine Gedanken an die<br />

Weltwirtschaft und an Kalorien.<br />

Ich würde endlich einmal<br />

4 Dresden besuchen und am<br />

Tegernsee wandern und ausruhen.<br />

Wie so viele andere auch<br />

5 ging es 1973 nach Bibione in<br />

Italien – mit dem Zelt.<br />

An Geschäftliches, an die<br />

6 Weltwirtschaft und Politik<br />

und an Kalorien.<br />

Ich kann beiden Urlaubsformen<br />

etwas abgewinnen, bin<br />

1<br />

aber eher der aktive Urlauber.<br />

Seit ich Familie habe ist es<br />

2 mein Traum, eine Reise<br />

durch die Nationalparks in<br />

Wyoming und Kalifornien zu<br />

machen und auf dem Weg Verwandte<br />

und Freunde in Colorado<br />

und Kalifornien zu besuchen<br />

– das könnte 2022 vielleicht<br />

klappen.<br />

In diesem Jahr werden wir<br />

3 voraussichtlich endlich den<br />

Urlaub machen, den ich bisher<br />

Andreas Schmid, Geschäftsführer<br />

der Gessler + Funk Office<br />

GmbH in Weingarten, fuhr als<br />

16-Jähriger mit dem Kanu über<br />

den Bodensee.<br />

zuhause nie durchsetzen konnte:<br />

Wir bleiben in unserer wunderschönen<br />

Region.<br />

Dafür reicht der Platz hier<br />

4 nicht aus, aber ein paar<br />

Highlights wären: Radtour um<br />

den Bodensee, Wandern im Allgäu,<br />

Hausbootfahren im Ruppiner<br />

Seenland.<br />

Als ich gerade 16 war, durfte<br />

ich mit meinem besten<br />

5<br />

Freund eine mehrtägige Kanu-Tour<br />

über den Bodensee bis<br />

Schaffhausen machen.<br />

Nachhaltiger Urlaub im Allgäu<br />

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Aktiv entspannen & bewusst genießen: Das<br />

Bio-Berghotel Ifenblick liegt mitten im Naturpark<br />

Nagelfluhkette im idyllischen Bergdorf<br />

Balderschwang – ein wahres Paradies für<br />

Aktiv urlauber und Ruhesuchende.<br />

Genusswandern inmitten der Natur.<br />

Der perfekte Ort, um einfach loszulassen, kraftzutanken<br />

und die Natur mit allen Sinnen zu erleben.<br />

Ob zum Wandern, Radfahren oder frische<br />

Bergluft schnuppern – die unberührten Landschaften<br />

der Allgäuer Alpen liegen direkt vor der<br />

Haustüre.<br />

Die Natur ist aber nicht nur vor der Haustür, sondern<br />

auch in der Küche und im gesamten Haus<br />

zu finden. Eine bewusste Entscheidung, die Inhaberin<br />

Bianca Schießl aus Verbundenheit zur Heimat<br />

und der Region getroffen hat. Über mehrere<br />

Jahre hinweg wurde der Bogen hin zu 100 % Bio<br />

gespannt und seit 2014 ist das familiengeführte<br />

Haus ganz offiziell als BIOHOTEL zertifiziert.<br />

Die All-Inclusive (light) Verpflegung steht für echten<br />

Bio Genuss: regional, saisonal, natürlich &<br />

gesund! Getreu dem Motto „Bewusst genießen“<br />

kommen Obst, Gemüse und Fleisch ausschließlich<br />

von ausgewählten Lieferanten aus der Region.<br />

Ob beim Frühstück, Mittagssnack oder<br />

Abendbuffet – zu jeder Mahlzeit gibt es auch immer<br />

eine vegetarische und vegane Option. In den<br />

Sommermonaten genießen Sie auch noch ein<br />

süßes Extra: hausgemachtes Bio-Eis mit heimischen<br />

Früchten und aus frischer Bio-Milch aus<br />

Vorarlberg.<br />

BIO ist für uns persönlich nicht einfach<br />

nur ein Trend, sondern eine Herzensangelegenheit.<br />

Urlaub machen und gleichzeitig<br />

das Bewusstsein schärfen. Das macht<br />

den Unterschied.<br />

Bianca Schießl<br />

Der rote Faden – von und mit der Natur – findet<br />

sich auch in der Zimmereinrichtung und Ausstattung<br />

wieder. Mit Naturmaterialien, großen Panorama-Fenstern<br />

und den Balkonen mit Bergblick<br />

sorgen die Zimmer für ein „direkt in der Natur-Gefühl“.<br />

Fotos: Bio-Berghotel Ifenblick<br />

Aktiv entspannen, den Körper regenerieren und<br />

sich selbst etwas Gutes zu tun – das gehört zu einem<br />

gesunden Lebensstil einfach dazu. Ganz<br />

klar also, dass es im Berghotel Ifenblick auch einen<br />

Wellnessbereich gibt. In der finnischen Sauna<br />

schwitzt man sich den Stress von der Seele<br />

und bei einer auflockernden Massage kommt die<br />

Entspannung von ganz allein. Mit Schwimmbad,<br />

Fitnessraum und kostenlosen Aktivprogramm<br />

wartet ein rundum aktiver Urlaub auf Sie!<br />

Bio-Berghotel Ifenblick<br />

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Tel: +49 (0) 8328 92470<br />

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48 LEBEN<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Das gehört für mich irgendwie<br />

zusammen. Ich mag kör-<br />

1<br />

perlich und geistig aktiv sein,<br />

dann kann ich auch richtig gut<br />

entspannen.<br />

Ich möchte mit einer Freundin<br />

durch Slowenien wan-<br />

2<br />

dern, ich liebe Leute und Land<br />

und es gibt einfach alles: Berge,<br />

Wälder, Seen, Meer.<br />

Ich mache kleinere Ausflüge<br />

hier in der Region, werde<br />

3<br />

radeln und wandern. Mein SUP-<br />

Board wird hoffentlich häufig<br />

zum Einsatz kommen und ich<br />

oft zum Tennisspielen.<br />

Die Diplom-Pädagogin Simone<br />

Schliemann, seit April „Eine<br />

Welt-Regionalpromotorin“ an<br />

der Volkshochschule Ulm,<br />

möchte mit einer Freundin<br />

durch Slowenien wandern.<br />

Ich würde gerne im Schwarzwald<br />

wandern, Freiburg be-<br />

4<br />

suchen oder in Mecklenburg-Vorpommern<br />

die Seenplatte<br />

mit dem SUP erkunden und<br />

auf dem Rückweg einen Abstecher<br />

in Dresden machen.<br />

Das war eine Radtour zu<br />

5 zweit durch Irland: mit höheren<br />

Bergen als vermutet, vielen<br />

Regenschauern und noch<br />

mehr Schafen – aber in wunderschöner<br />

Landschaft und mit<br />

Übernachtungen in witzigen Jugendherbergen.<br />

Uhrzeit, Kalender, To-do-<br />

6 Listen.<br />

Oh je, ohne Aktivitäten wäre<br />

1 ich nicht glücklich und eher<br />

ungenießbar. Nichts zu tun wäre<br />

Strafarbeit und kein Urlaub. Radeln,<br />

wandern oder etwas besichtigen,<br />

das muss schon sein.<br />

Was aus heutiger Sicht eigentlich<br />

unvorstellbar klingt.<br />

2<br />

Wir haben schon zweimal eine<br />

wunderschöne Kreuzfahrt gemacht<br />

und würden gerne in<br />

2022 wieder ein fernes Land auf<br />

diese Weise bereisen.<br />

Wenn alles klappt, machen<br />

3 wir traditionell Südtirol unsicher<br />

und genießen dort unsere<br />

Auszeit.<br />

Petra Wieseler, Geschäftsführerin<br />

der Autohaus Kreisser<br />

GmbH & Co. KG in Ulm, würde<br />

gerne wieder einmal an Bord<br />

eines Kreuzfahrtschiffes ferne<br />

Länder bereisen.<br />

Radeln, wandern und gut essen,<br />

am liebsten am Boden-<br />

4<br />

see.<br />

Das ist ja schon sehr lange<br />

5 her und war vor meiner aktiven<br />

Urlaubszeit. Wir waren<br />

das erste und letzte Mal zelten<br />

an der Cote d’Azur.<br />

6Dinge, die ich sowieso nicht<br />

ändern kann. Die Frage, wie<br />

viele Mails mich nach meiner<br />

Rückkehr erwarten. Und auf gar<br />

keinen Fall Kalorien zählen.<br />

Oliver Stockinger, Geschäftsführer<br />

des Klinikums Christophsbad<br />

in Göppingen, träumt<br />

von einer gemeinsamen Safari<br />

mit seiner Frau in Namibia.<br />

Beides. Nach einer Phase des<br />

1 bewussten Abschaltens und<br />

einer der Entspannung werde<br />

ich im letzten Drittel des Urlaubs<br />

auf jeden Fall sportlich aktiv.<br />

Auf dem Programm stehen<br />

dann Segelflüge oder Canyoning.<br />

Eine Safari mit meiner Frau<br />

2 in Namibia. Zudem gilt das<br />

Land als Mekka für Segelflieger<br />

mit perfekten Winden und gigantischen<br />

Wolkenstraßen.<br />

Wir fahren mit dem Wohnwagen<br />

in die Schweiz 3 und<br />

genießen den Urlaub auf einem<br />

Bauernhof mit angeschlossenem<br />

Campingplatz. Ohne großen Luxus<br />

und direkt an einem See.<br />

An den Bodensee fahren, der<br />

4 von meinem Wohnort Blaustein<br />

aus in greifbarer Nähe ist.<br />

Nach dem Abitur war ich mit<br />

5 Freunden eine Woche Skifahren<br />

auf einem Gletscher bei<br />

St. Moritz und noch eine Woche<br />

mit dem Zelt in Ligurien.<br />

Krisen, Konflikte und meine<br />

6 Einkommenssteuerklärung.<br />

Die Gedanken an Corona<br />

bleiben bei Alexander Behr,<br />

Geschäftsführer der Behr<br />

Engineering GmbH in Leutkirch,<br />

zuhause.<br />

Beides finde ich schön. Im<br />

1 Sommer bei Sonnenschein<br />

am Strand zu liegen und einfach<br />

einmal die Seele baumeln zu lassen,<br />

gefällt mit genauso gut wie<br />

aktiv zu sein im Urlaub und<br />

Sport zu treiben.<br />

Die Südsee würde ich gerne<br />

2 einmal sehen.<br />

Bis jetzt ist noch nichts geplant,<br />

prinzipiell aber sehr<br />

3<br />

gerne irgendwo ins Warme. Das<br />

Wetter hat sich ja leider dieses<br />

Jahr noch nicht von seiner besten<br />

Seite gezeigt.<br />

In die Berge zum Wandern<br />

4 zu gehen, finde ich sehr<br />

schön, genauso würde mich<br />

aber auch einmal ein Urlaub an<br />

der Ostsee reizen.<br />

Da ich mich mit 21 Jahren<br />

5 selbstständig gemacht habe,<br />

war dies mit Sicherheit noch ein<br />

Campingurlaub mit dem Zelt in<br />

Italien.<br />

Politik, Alltagsstress und<br />

6 Covid-19.


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 49<br />

La Maiena Meran Resort<br />

Marling bei Meran<br />

Fotos: ©La Maiena Meran Resort,<br />

Michael Huber (www.huber-fotografie.at),<br />

RUPERTMUEHLBACHER<br />

KONTAKT<br />

La Maiena Meran Resort | Familie Waldner<br />

Nörderstraße 15 | 39020 Marling bei Meran<br />

Südtirol | Italien<br />

T +39 0473 447000<br />

info@lamaiena.it<br />

www.lamaiena.it<br />

„Hier dreht sich<br />

alles um Ihr<br />

Vergnügen!“<br />

Mathias Waldner,<br />

Ihr Gastgeber<br />

URLAUB DER EXTRAKLASSE<br />

Sie suchen nicht irgendein Hotel, sondern<br />

Ihr absolutes Wohlfühl-Domizil? Sie gehen<br />

im Urlaub keine Kompromisse ein?<br />

Sie wollen diesen Sommer die schönste<br />

Zeit des Jahres verbringen? Willkommen<br />

im La Maiena Meran Resort! In Marling<br />

erwartet Sie ein Urlaubszuhause der<br />

Extraklasse, das keine Wünsche offen<br />

lässt. Wohnglück vom Feinsten verspricht<br />

Ihre Penthouse-Suite mit privater Sauna,<br />

Whirlpool und dem atemberaubenden<br />

180-Grad-Blick von Ihrer eigenen Terrasse<br />

über die Dächer der leuchtenden Kurstadt<br />

Meran hinweg in das reizvolle Etschtal.<br />

WELLNESS UND GENUSS<br />

Hier geben Sie sich ganz dem Genuss hin.<br />

Küchenchef Andreas Schwienbacher zaubert<br />

unvergleichliche kulinarische Kunstwerke<br />

auf den Tisch. Diese werden von den<br />

edlen Tropfen begleitet, die der hauseigene<br />

Sommelier empfiehlt. Um Ihren Aufenthalt<br />

perfekt abzurunden, werden Sie im Wellnessbereich<br />

Sensa Spa Beauty, Hair & Relax<br />

nach allen Regeln der Kunst verwöhnt.


50<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

EK-Sanierung<br />

abgeschlossen<br />

Krankenhaus Nach elf Jahren<br />

sind die Sanierungsarbeiten am<br />

Krankenhaus Sankt Elisabeth in<br />

Ravensburg abgeschlossen.<br />

266 Millionen Euro teuer waren<br />

die Arbeiten an dem knapp 120<br />

Jahre alten Bau, die bei laufendem<br />

Betrieb von statten gingen.<br />

Die Oberschwabenklinik, die zu<br />

95 Prozent dem Kreis und zu 5<br />

Prozent der Stadt Ravensburg<br />

gehört, ist auch Lehrkrankenhaus<br />

der Uniklinik Ulm. Obwohl<br />

die eigentlichen Baumaßnahmen<br />

abgeschlossen sind, gehen<br />

die Arbeiten auf dem Gelände<br />

weiter: ein neues Parkhaus sowie<br />

ein Neubau für die Klinikverwaltung<br />

stehen noch aus.<br />

Reutlingen<br />

erhält Zuschlag<br />

Forschung Die Informatik-Fakultät<br />

der Hochschule Reutlingen<br />

ist Partner im bundesweiten<br />

Forschungsprojekt KI DeltaLearning<br />

des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und<br />

Energie. Das Projekt erhält vom<br />

Bundesministerium 27 Millionen<br />

Euro Fördergelder und gehört<br />

zur Leitinitiative autonomes<br />

und vernetztes Fahren des<br />

Branchenverbands VDA, der<br />

deutsche Automobilhersteller<br />

und -zulieferer in diesem Bereich<br />

zu Marktführern machen<br />

will. Die Forschungen in Reutlingen<br />

werden mit 650 000 Euro<br />

gefördert. Die Leitung des Teilprojekts<br />

liegt bei Mercedes.<br />

2014 eröffnete Gastronom Ebbo Riedmüller das Bootshaus am Ulmer Donauufer, das er bis 2017 selbst<br />

betrieben hat. Zwischenzeitlich war das Lokal verpachtet.<br />

Foto: Max Mustermann<br />

Keine neuen Pächter fürs Bootshaus<br />

Auszeichnung<br />

für BW-Bank<br />

Vermögen Das Stiftungsmanagement<br />

der Baden-Württembergischen<br />

Bank (BW-Bank) in<br />

Stuttgart hat beim diesjährigen<br />

Fuchs-Report „Stiftungsvermögen“<br />

in der Gesamtwertung wie<br />

im Vorjahr den ersten Platz belegt.<br />

Auch in der „Ewigen Bestenliste“<br />

steht die Bank weiter<br />

an der Spitze des Rankings.<br />

Harman Becker<br />

streicht Jobs<br />

Der Zugang zum Bootshaus am Ulmer Donauufer<br />

bleibt vorerst weiter für die Öffentlichkeit verschlossen.<br />

Thomas und Diana Eder von Neu-Ulmer Firma<br />

Settele Catering, haben aufgrund der Corona-Pandemie<br />

kein Interesse mehr an einer vorübergehenden<br />

Pacht des schwimmenden Lokals, wie der Eigentümer<br />

und Großgastronom Ebbo Riedmüller zuletzt berichtete.<br />

Jetzt vermiete er das Bootshaus für private<br />

Events solange bis gerichtlich geklärt ist, wer die<br />

Schuld an einem Wasserschaden an dem schwimmenden<br />

Gebäude trägt. Erst dann sei eine längerfristiger<br />

Plan möglich.<br />

Zulieferer Beim Automobilzulieferer<br />

Harman Becker steht in<br />

Ulm erneut ein Stellenabbaubevor.<br />

In der Entwicklung von Infotainment-Systemen<br />

für Autos<br />

(Radio, Handy, Navi) sollen 42<br />

Stellen gestrichen und mehr als<br />

20 an andere Entwicklungsstandorte<br />

wie Karlsbad (bei<br />

Karlsruhe) und Garching verlagert<br />

werden. Das würde die Belegschaft<br />

von zuletzt 130 Mitarbeitern<br />

etwa halbieren. 2013 hatte<br />

Harman Becker Automotive<br />

in der Entwicklung im früheren<br />

AEG-Röhrenwerk in Ulm bereits<br />

mehr als 30 Arbeitsplätze<br />

abgebaut und die Aufgaben nach<br />

Indien verlagert. Das Unternehmen<br />

gehört seit 2016 vollständig<br />

zu, südkoreanischen Samsung-Konzern.<br />

Als Kernelement<br />

von Harman in Ulm soll die Telematik<br />

bleiben.<br />

Impressum<br />

Verlag & Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77<br />

89073 Ulm<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Max Meschkowski<br />

(Layout & Illustration)<br />

Antje Meyer (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Volkmar Könneke,<br />

Matthias Kessler, Werkfotos, Getty<br />

Images, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-500<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Den Datenschutzbeauftragten<br />

erreichen Sie unter:<br />

datenschutz@swp.de<br />

Nächste Ausgabe:<br />

14. Oktober <strong>2020</strong><br />

Die Themen<br />

Family Office<br />

Digitale Zeiterfassung<br />

Die Bauwirtschaft im Südwesten<br />

Spezial (Tagungen & Events)<br />

Anzeigenschluss:<br />

16. September<br />

Auflage: 15.000 Exemplare<br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong>


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 51<br />

Der Mercedes unter den Elektrischen.<br />

Der EQC. Erleben Sie ein faszinierendes Gefühl<br />

von elektrischem Fahren. Mit dem ersten Elektroauto,<br />

in dem 133 Jahre Erfahrung stecken und das<br />

vor allem eines ist: ein echter Mercedes-Benz.<br />

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kombiniert: 20,8–19,7 kWh/100 km;<br />

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-Emissionen kombiniert: 0 g/km. 1<br />

1<br />

Stromverbrauch und Reichweite wurden auf der Grundlage<br />

der VO 692/2008/EG ermittelt. Stromverbrauch und Reichweite<br />

sind abhängig von der Fahrzeugkonfiguration.<br />

Jetzt Probefahrt vereinbaren. In Ihrer<br />

Mercedes-Benz Niederlassung Ulm/Neu-Ulm.<br />

Anbieter: Mercedes-Benz AG, Mercedesstraße 120, 70372 Stuttgart<br />

Partner vor Ort: Mercedes-Benz AG Niederlassung Ulm/Neu-Ulm • Von-Liebig-Straße 10 • 89231 Neu-Ulm<br />

Telefon 07 31 700-0 • www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de


52 RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Der ID.3 mit Lease&Care<br />

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10.000 km<br />

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Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis. Stand 07/<strong>2020</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Inkl. staatlicher Elektroprämie<br />

(bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Elektromobilitaet/elektromobilitaet_node.html) und Sonderförderprämie für Elektrofahrzeuge vom Land Baden-Württemberg<br />

(l-bank.de/produkte/finanzhilfen/bw-e-gutschein.html). Die praxisnahe Reichweite im Alltag liegt zwischen 300 und 420 Kilometern. 2 Zzgl. Überführungskosten<br />

und MwSt. Bonität vorausgesetzt.<br />

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Tel. +49 7344 96 00 62<br />

andre.moreira@autohaus-burger.de<br />

Philipp Staudenmayer<br />

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Tel. +49 7344 96 00 63<br />

philipp.staudenmayer@autohaus-burger.de

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