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100 Jahre RCZ

Das Jubiläumsmagazin zum 100. Geburtstag des Ruderclub Zürich.

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100 Jahre Ruderclub Zürich

100 Jahre RCZ 1


RUDER-SEKTION

FUSSBALL -CLUB ZÜRICH

Logo um 1930

um 1938

um 1950

um 1980

um 1995

seit ca. 2000

Ruder

Club

Zürich

Ruderclub Zürich

Seite 03 Grusswort

Seite 04 Vorwort

Seite 06 1920 – 1930

Seite 08 1930 – 1940

Seite 12 1940 – 1950

Seite 14 1950 – 1960

Seite 16 1960 – 1970

Seite 20 1970 – 1980

Seite 26 1980 – 1990

Seite 28 1990 – 2000

Seite 32 2000 – 2010

Seite 36 2010 – 2020

Seite 40 Medaillenspiegel

Seite 42 Facts & Figures

Seite 43 Gratulationen

Impressum

An diesem Jubiläumsheft arbeiteten mit:

Benjamin Bögli, Cosima Giannachi, Christian Gerig,

Gertrud Germann-Gerig, Valentina Herrmann, Tomas

Kadlcik, Frederic Meyer, Marie Louise Schubert, Ruth Walder

Gestaltung Jubiläumslogo: Cornelia Staffelbach

Druck: Offsetdruckerei Ernst AG

Bilder: falls nichts anderes vermerkt, RCZ-Archiv

RCZ-Junioren

(bis ca. 1960)

© 2020 Ruderclub Zürich

Mythenquai 87

8002 Zürich

www.rcz.ch

Konto: Zürcher Kantonalbank, ZKB Zürich

IBAN: CH59 0070 0112 7007 4484 4


Wenn

die Stadt

erwacht

Die Welt des Sports wird immer vielfältiger. Neue Sportarten entstehen –

andere verschwinden. Oft sind Trendsportarten von technologischen

Innovationen getrieben. Der Rudersport ist seit 1900 olympisch; er steht

ausserhalb von Moden und Trends. Er hat also eine lange Tradition und ist

trotzdem höchst lebendig.

Der Ruderclub Zürich gehört zu den tragenden Säulen dieses schönen Sports

in unserer Region. Ich freue mich, dass der RCZ nicht nur sehr erfolgreich ist,

sondern sich bei aller Treue zur Tradition immer wieder erneuern kann. So ist

der ehemals reine Männersport heute offen für Mädchen und Frauen. Diese

nutzen das Angebot beim RCZ und bei den anderen Clubs in der Region rege.

Sport lebt in erster Linie in den Vereinen. Hier wird der Nachwuchs betreut,

hier werden Talente entdeckt und an die Spitze gebracht. Wenn die Schweiz

im Rudersport immer wieder erfolgreich ist, so verdanken wir das ganz besonders

dem Engagement in den Clubs und Vereinen. Für dieses Engagement

danke ich sehr herzlich. Es ist nicht selbstverständlich, sich ehrenamtlich für

den Jugendsport einzusetzen!

Zum 100sten Jahrestag des Ruderclubs Zürich gratuliere ich sehr gerne.

Er hat in der Vergangenheit immer wieder sehr wertvolle Arbeit geleistet.

Die Beliebtheit des Ruderns und die Erfolge der Schweizer Ruderinnen und

Ruderer sind der schöne Lohn dafür. Noch schöner, so scheint es mir, ist wohl

einzig eine Ausfahrt auf dem See an einem schönen Sommermorgen, bevor

der Wind auffrischt und die Stadt erwacht.

Corine Mauch

Stadtpräsidentin

100 Jahre RCZ 3


Vorwort

Erfolgsmodell

RCZ

Liebe Ruderinnen, liebe Ruderer des Ruderclubs Zürich

Liebe GönnerInnen und SponsorInnen

1920 war es, als sich einige Fussballer des FCZ nicht mehr nur mit Ballspielen

zufriedengaben. Sie erwarben bei Alfred Stämpfli in Wollishofen eine Jolle,

lagerten diese daselbst und riefen mit den ersten Ruderschlägen unseren geliebten

Ruderclub ins Leben. Diese weitsichtige Handlung bereitet uns hundert Jahre

später ein freudiges Jubiläum.

Ich bin überaus glücklich, dass es mehr als nur eine runde Zahl ist, die zum Feiern

Anlass gibt. Der Ruderclub Zürich ist heute ein Verein, in dem 380 Aktivmitglieder

mit 57 bestgepflegten Booten ihre Leidenschaft, den Rudersport, betreiben können.

Es ist nicht übertrieben, von Leidenschaft zu sprechen, mitunter gilt das Rudern gar

als eine Lebenseinstellung. In erster Linie ist der RCZ aber ein Sportverein mit einer

ausserordentlichen Geschichte. Eine gewisse Lockerheit hat dem Club zweimal zu

Glanzzeiten verholfen. In den dreissiger Jahren war es Steve Fairbairn, Begründer des

Head of the River Race, der einen neuartigen, entspannteren Ruderstil erfand. Auf

einer Zugreise nach Budapest, weitab der Themse, erfuhren die RCZ-Ruderer davon,

verleibten sich die Fairbairn-Technik ein und perfektionierten den Stil. Von denen, die

auf diese Neuigkeit setzten, waren die FCZler die Besten: Sie gewannen 1936 olympische

Medaillen und in England, dem Mutterland des Sportruderns, den Henley-Cup.

Die zweite prägende Veränderung erfuhr der RCZ Anfang der neunziger Jahre nach

einer Phase der Stagnation. Der damalige Präsident Hansjakob Keller erkannte, was

gut zwanzig Jahre nach Woodstock angesagt war: eine Öffnung des Clubs für Frauen

und den Breitensport. Er vertraute den RCZ einer jungen Trainerin aus Dresden an –

Heike Dynio. Sie vollzog die grosse Wende: Alle durften bei ihr rudern lernen, und der

RCZ gewann an Fahrt. Manche sprachen danach befremdet vom Wohlfühl-

Ruderclub. Doch durch die gleichzeitige gezielte Juniorenförderung werden mittlerweile

wieder sehr oft Medaillen um RCZ-Häupter gelegt. Es ist genau dieses, auf

hohem Niveau funktionierende Doppelspiel zwischen Breiten- und Leistungssport,

das den Ruderclub Zürich heute ausmacht. Es ist sein Erfolgsmodell. In einer Zeit,

wo die Verantwortlichkeiten zwischen den Generationen neu verhandelt werden, ist

dieses sportliche Zusammenspiel von Alt und Jung im RCZ beispielhaft. Dem wollen

wir Sorge tragen und es umsichtig weiterentwickeln.

Dank dem verständnisvollen Miteinander und dem innovativen Umgang mit dem

Bestehenden können wir locker und zuversichtlich in das nächste RCZ-Jahrhundert

starten.

Stephan Gantenbein

Präsident Ruderclub Zürich

4

100 Jahre RCZ


100 Jahre RCZ 5


Chronik 1920 –1930

Vom Rasen

aufs Wasser

Normal war das wirklich nicht. Normal

wäre: Ein paar sportliche junge Männer –

vorzugweise Akademiker – entscheiden

sich, ihre überbordenden Kräfte fortan

für die Fortbewegung auf dem Wasser zu

nutzen. Sie suchen ein geeignetes Domizil

(vorzugsweise mit Seeanstoss), erwerben

anschliessend ein geeignetes Boot,

entscheiden sich, wenn alles klappt, einen

Club zu gründen, beginnen, systematisch

zu trainieren und krönen ihre Aktivitäten

mit der Teilnahme an einer Regatta.

Und vielleicht werden sie dereinst mal

ein renommiertes Rennen gewinnen.

Nun, beim Ruderclub Zürich war es

1920-

1930

Die ersten Trainer des RCZ:

Henry Gowthorpe, Alfred Stämpfli und Arthur Dreyfus (v.l.), 1922.

Silber an der Schweizermeisterschaft:

Senioren-Achter mit Xaver Blum am Schlag, 1922.

umgekehrt. Ohne Boot, ohne Club, ohne

Erfahrung und ohne Dach über dem

Kopf entschieden sich vor hundert

Jahren ein paar Fussballer des FCZ, zur

Abwechslung auf dem schönen Zürichsee

zu rudern. Ihr Abenteuer starteten

sie dort, wo es Boote gab: Sie klopften

an bei der Bootsbauerei Stämpfli.

Hier in Wollishofen haben Vater und

Sohn Stämpfli 1896 direkt am See ein

Grundstück gekauft, eine Werft erstellt

und Boote gebaut. Die erste Vierer-

Jolle wurde bereits zwei Jahre später

an den Seeclub Zug ausgeliefert, und

bald einmal widmete sich Sohn Alfred

Henri «Alf» Stämpfli ausschliesslich dem

6

100 Jahre RCZ


Europameister in Prag: Vierer-ohne

mit Kurt Pfeiffer, Alfred Probst, Hermann Haller,

Arthur Dreyfus (v.l.), 1925.

Design und Bau von Ruderbooten. Dabei

half ihm seine Regatta-Erfahrung als

Steuermann eines – falsch: nicht FCZ-,

sondern – GC-Vierers. Wenn er selber

gerudert hätte, wären ihm neben der Verbesserung

der Hydrodynamik der Boote

wahrscheinlich noch weitere geniale

Technik-Ideen in den Sinn gekommen,

aber das durfte er nicht. Als Bootsbauer

war er Profi, und Profis war damals

jegliche Rennteilnahme verboten.

Werft mit Wohlgefühl

Die Trainertätigkeit aber nicht, und so

kam es, dass «Vater Stämpfli», wie er

von seinen Ruder-Schülern liebevoll

angesprochen wurde, bald einmal der

grösste und engagierteste Förderer der

jungen und ungestümen FCZ-Ruderer

wurde. Gnadenlos in der Ruderkiste,

feinfühlig in der Zusammenstellung der

Vierer- und Achter-Crews, verständnisvoll

in der Freizeit: Stämpfli legte damals

den Grundstein für einen ausgeprägten

Teamgeist. Und genau besehen, war

dieses Wohlgefühl in der Stämpfli-Werft

mit ein Grund, weshalb es unseren

Ruderern überhaupt nicht pressierte

mit einem eigenen Bootshaus. So schön

wie hier würden sie es woanders kaum

haben. Darum warteten sie auch – ohne

zu murren – drei Jahrzehnte auf ein eigenes

Heim am Zürichsee und genossen

das Wohnrecht – offiziell ab dem 16.

März 1920, dem Gründungsdatum

des Clubs – in der Werft von Stämpfli

an der Stadtgrenze zu Kilchberg.

Abgesehen davon, sprach auch die sportliche

Bilanz bereits ab Jahr zwei nach

der Gründung des Clubs für eine Weiterführung

der engen Zusammenarbeit mit

Vater Stämpfli: Bei insgesamt fünfzehn

Rennen hiess der Sieger dreizehnmal

FCZ. Ein Jahr später die Bestätigung:

Beim inoffiziellen Gründer-Länderkampf

des Weltruderverbandes FISA in Lüttich

ging der Sieg im prestigeträchtigen

Achter an die Rudersektion des FCZ.

Zwanzigmal die Länge des Rheins

Beeindruckend war bei diesem

Rennen nicht nur der Sieger, sondern

auch die Anreise: Der Achter wurde im

Gang eines Eisenbahnwagens aufgehängt

– und weil dieser zu kurz war,

Erstes Gruppenbild: FCZ-Rudersektion mit Vater

Stämpfli (3.v.r.), 1920.

musste die Fensterscheibe auf der

Stirnseite des Wagens dran glauben.

Die zwanziger Jahre wurden für die

FCZ-Ruderer das erste von drei Jahrzehnten

der grossen Erfolge. Bereits

1924 gab es den ersten Schweizermeistertitel,

der umso wertvoller war,

als er nicht in einem Ausleger-Boot wie

bei der Konkurrenz, sondern mühsam

in einer Jolle erkämpft worden war.

Das Logbuch der FCZ-Rudersektion

belegte, dass der Sieg kein Zufall war:

Bei 763 Ausfahrten waren im Vorfeld

insgesamt 23 980 Kilometer gerudert

worden. Zwanzigmal die Länge

des Rheins von der Quelle in den

Schweizer Alpen bis zur Mündung in

die Nordsee. Zwei Jahre später wurde

auch der Achter des FCZ mit dem

Schweizermeistertitel belohnt.

David Bon

RCZ-

Porträt

Eigentlich hätte er auch Papst werden

können. Im Leben von David Bon, Jahrgang

1927, im RCZ seit 1942 und damit

der Dienstälteste im Club, geschah

– wie man sich leicht vorstellen kann –

so einiges.

Als er knapp 16 Jahre alt war, bestellte

ihn sein Vater ins «Herrenzimmer»

der elterlichen Villa. Dort sassen neben

seiner Mutter auch ein Pfadifreund

seiner Zwillingsschwester, Karl Schmid

(unter Ruderern besser bekannt als

«Schmuddle»), und Fritz Murer. «Was

machen wir mit David – Pfadi oder Rudern?»,

fragte der Vater. «Rudern», antwortete

Murer, und für den kommenden

Tag wurde David in die Stämpfli-Werft

bestellt. Bei der ersten Regatta erlebte

er gleich seine Wassertaufe: Die Vierer-

Jolle war beim Start mit einem Schwan

kollidiert, und Grünschnabel David fiel

ins Wasser. Es gelang ihm, wieder einzusteigen,

und das illuster besetzte Boot

mit Rufli am Schlag, Hermi Betschart

auf Drei und Andi Ruch im Bug ruderte

weiter und siegte doch noch. «Mein

Leben und meine Karriere wären anders

verlaufen, wenn ich nicht im RCZ gewesen

wäre. Ich war sehr introvertiert, ich

habe gut Klavier spielen können, und

ich habe viel gelesen. Im RCZ kam ich

unter die Leute; und zwar nicht in einem

Bonzenclub, sondern bei den Büezern.

Das hat mir sehr gut getan.»

Dem RCZ ist der promovierte Bauingenieur

Bon auch nach der Regatta-Zeit

treu geblieben: Die Ausfahrten mit dem

notorisch in ungewaschenen Kleidern

rudernden «Burki» oder dem berühmten

Maximilian Schell gehören zu den unvergesslichen

Skurrilitäten seines langen

Rudererlebens. Wäre er dem inständigen

Wunsch seiner Mutter gefolgt und hätte

sich der Theologie gewidmet, dann wäre

David Bon bestimmt Papst geworden.

Zum Glück blieb er in Zürich.

100 Jahre RCZ 7


Rubrik Chronik 1930 –1940

Goldene Ära

Henley-on-Thames, 1936: Nicht der in

der 180-jährigen Geschichte von Henley

einmalige FCZ-Dreifachsieg, nicht der um

sagenhafte 10 Sekunden unterbotene

Rekord im Vierer ohne Steuermann,

«sondern die geradezu spielerisch anmutende

Leichtigkeit, mit der die Zürcher

die Rennen gewannen, wirkte wie eine

Revolution», schrieb die «NZZ» über die

Ruder-Sensation des Jahrhunderts.

Tatsächlich revolutionierte die Umstellung

auf den Fairbairn-Stil das Rudern.

Nach der Einführung der Ausleger

(1845), der Erfindung des Rollsitzes

(1872) und der Drehdolle (um 1900)

war diese Technik eine der fundamentalsten

Neuerungen im Rudersport.

Der britische Ruderlehrer Steve Fairbairn

hatte seiner in «Some Secrets of

Successful Rowing» erklärten Theorie

über die Wichtigkeit und die Effizienz

1930-

1940

Unsere Ruderer beim Sieg des Henley-Grand-Challenge-Cup, 1936.

Innovation: Der Fairbairn-Ruderstil (l.) im Vergleich

zur orthodoxen Technik; Illustration von 1936.

des Beinstosses anlässlich der Olympischen

Spiele 1932 den praktischen

Beweis nachgeliefert, als sein «Pembroke-Vierer»

mit scheinbar müheloser

Eleganz die Goldmedaille gewann.

Auslöser des beispiellosen Siegeszuges

dieses «Fairbairnism» waren dann aber

die stupenden Leistungen der grossen

Mannschaften des FCZ. Unsere Ruderer

verleibten sich den Fairbairn-Stil bis zur

Vollkommenheit ein, so dass sie in den

dreissiger Jahren im Skiff, im Zweier und

im Vierer-ohne nationale und internationale

Medaillen am Laufmeter gewannen.

8

100 Jahre RCZ


Nach diversen Europameister-Titeln

in den Jahren 1934 und 1935 sicherte

sich der Club mit nur neun Ruderern,

die von einem Boot ins andere wechselten,

die begehrtesten Siege, darunter

den Grand-Challenge-Cup (Achter)

1936 in Henley. Diese Mehrfacheinsätze

– das betonten die Chronisten der

damaligen Ruderszene – waren nicht

nur eindrücklicher Beweis der Überlegenheit

der Fairbairn-Perfektionisten

vom Zürichsee, sie zeigten auch, wie

kräfteschonend der neue Ruderstil war.

Unbestrittener Star

Gerade in Henley kam der Unterschied

zwischen orthodoxer Rudertechnik

und Fairbairn 1936 in aller Deutlichkeit

«Merci dänn ...»: Ernst «Pömp» Rufli siegt und bringt die britischen Royals zum Lachen, Henley 1936.

Gerade in Henley

kam der Vorteil des

Fairbairn-Stils in

aller Deutlichkeit

zum Vorschein.

zum Vorschein: Die hochfavorisierten

Japaner fielen nach einem Rennen mit

48 herkömmlich geruderten Schlägen

pro Minute am Ziel völlig erschöpft

fast aus dem Boot. Die Zürcher mit

Schweizer, Feldmann, Neuenschwander,

Betschart, insgesamt drei Hombergern

und Karl «Schmuddle» Schmid

am Schlag hatten ihnen mit einer viel

tieferen Schlagzahl (28) fast mühelos

über eine Länge abgenommen.

Unbestrittener Star der Zürcher in

England 1936 war aber sicher Ernst

«Pömp» Rufli. Nicht nur, weil er mit seinem

sagenhaften fünfzigsten Skiff-Sieg

den legendären «Diamond Sculls» zum

zweiten Mal in Folge gewonnen hatte.

Offenbar selber emotional überwältigt

von seinem phänomenalen Sieg, hatte

Pömp vergessen, was man ihm vor der

Siegerehrung eingebläut hatte: nämlich,

dass er nach Erklimmen der Siegertreppe

zu warten habe, bis ihm von einem

Mitglied der königlichen Familie die

Medaille ausgehändigt werde. Anschliessend

solle er sich mit einem klassischen

Knicks bedanken und zwei Schritte

rückwärtsgehen. Nun, der Schweizer

ergriff die Me daille und die behandschuhte

Rechte der Herzogin, dankte der

Dame mit einem beherzten Handshake

und machte sich mit einem gut hörbaren

«Merci dänn!» auf den Rückweg – unter

dem frenetischen Beifall von Zehntausenden

keineswegs unterkühlten Briten.

Dominatoren in Henley 1936: Der FCZ-Vierer-ohne gewinnt auf der Themse den Steward-Cup mit über einer

Bootslänge Vorsprung auf die favorisierten Engländer.

«Grösster Irrsinn»

Die olympischen Goldmedaillen – Karriere-Höhepunkt

jedes Sportlers – lagen

1936 in Berlin für die FCZ-Ruderer

sozusagen abholbereit. Zu gross und

zu offensichtlich war die Dominanz der

Zürcher in den letzten Jahren. Doch wenn

das Glück fehlt, kommt zuweilen noch

das Pech dazu. Zögerliche Funktionäre

hatten den Entscheid, welche Rennen

die insgesamt zum Einsatz ausgewählten

Athleten bestreiten sollten,

an die Platzierungen in den Vorläufen

delegiert. Pech: Die FCZler gewannen

sämtliche Vorläufe und waren damit

für die Finals direkt qualifiziert. >>>

100 Jahre RCZ 9


Chronik 1930 –1940

Bei Hitlers Olympischen Spielen 1936 in Berlin:

Die Zürcher Bronze-Ruderer stehen auf dem Podest

hinter den siegreichen Deutschen. Die zweitplatzierten

Amerikaner bleiben der Siegerehrung fern.

© Keystone

in ihrer Energielosigkeit nicht mehr

wiederzuerkennen. Immerhin: Neben

Silber im Vierer-mit holten Betschart/

Homberger/Homberger/Schmid im

Vierer-ohne Bronze – die ersten und bis

heute einzigen olympischen Medaillen

für unseren Ruderclub. Und Pömp?

Der Unverwüstliche hatte das Rennen

schon vor dem Start verloren: Sein Skiff

war nach 500 Metern auf der windgepeitschten

Aussenbahn dem Absaufen

nahe. Die Ziellinie überquerte er – knapp

unter der Wasserlinie – als Letzter.

wiederholtem Pech an Regatten oder

Meisterschaften. Nachdem zwei von

drei Hombergern 1937 aus beruflichen

Gründen vom aktiven Sport zurückgetreten

waren, bauten Karl Schmid am

Schlag und Hermi Betschart am Bug mit

dem damals noch blutjungen «Pony»

Neuenschwander und Werner Schweizer

einen neuen Sieger-Vierer auf.

Nach zahllosen Medaillen konnten die

unschlagbaren Vier an den Europameisterschaften

in Amsterdam nur noch

So sei man, berichtete Karl Schmid

später, «in den grössten Irrsinn unserer

Sportgeschichte» hineingeschlittert:

Die neun Ruderer bestritten sämtliche

Finals, «ein Kräfteverschleiss, der

schlechthin unverständlich war». Im

ersten Rennen bezog man im Vierer-mit

(Betschart/Homberger/Homberger/

Schmid/Spring) gegen die durch die

Präsenz des «Führers» völlig entfesselten

und auf der windgeschützten

Innenbahn rudernden Deutschen die

erste Niederlage seit Jahren. Auch in den

folgenden Rennen waren unsere Ruderer

Die dreissiger Jahre gingen mit Tempo

weiter – allerdings unter neuem

Namen: Im Winter 1936/37 hatte der

Fussballclub Zürich wegen finanzieller

Schwierigkeiten den Letzigrund an die

Stadt Zürich abgetreten. Die Sektionen

Leichtathletik, Hockey, Boxen und

Rudern machten sich selbständig. So

entstand der Ruderclub Zürich RCZ.

Höhere Gewalt in Amsterdam

Sportlich wechselten sich national

und international anerkannte Leistungen

auf höchstem Niveau ab mit

Rauschender Empfang: Die Henley-Rückkehrer

werden 1936 auf dem Flughafen Dübendorf gefeiert.

Der Siegeszug geht mit offenen Limousinen auf der

Zürcher Bahnhofstrasse mit fast so viel Publikum

wie am Sechseläuten weiter.

Medaillen am Laufmeter:

Die Mannschaft trägt das Boot zum

Startplatz, Henley 1936.

«Pömp» Rufli gewann ihn dreimal:

Der Diamond-Sculls-Pokal kann im RCZ-Bootshaus

heute noch bewundert werden.

10

100 Jahre RCZ


«We won the grand»: Die freudige Henley-Botschaft

von 1936 wurde sofort nach Zürich telegrafiert und

vom Empfänger entsprechend kommentiert.

von höherer Gewalt gebremst werden:

Hundert Meter vor dem Ziel bei anderthalb

Längen Vorsprung auf Deutschland

riss eine Welle dem Bugmann das

Ruder «mit einer solch elementaren

Wucht aus der Hand, dass die Dolle glatt

abgebogen und der Bootskörper sogar

aufgerissen wurde». So kommentierten

damals die Chronisten die enttäuschende

Silbermedaille. 1938 gelang dem RCZ

die Revanche: Der ad hoc zusammengewürfelte

Vierer-ohne mit Betschart/

Neuenschwander/Schweizer/Schmid

holte an der EM in Mailand Gold.

Aus FCZ wird RCZ: Hoffnungsvoller RCZ-Achter, 1939.

Höhepunkt der goldenen Ära des RCZ

markierte 1939 die dritte Reise unseres

Vierers zur Henley-Regatta, die zum

100-Jahre-Jubiläum lud. Die besten Ruderer

der Welt sollten wenige Monate vor

dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges

in London aufeinandertreffen. Der RCZ

dürfe als «beliebteste Crew in England

und als Rekordhalter im Steward beim

Centenary unter keinen Umständen

fehlen!», stand in der Einladung des

britischen Olympia-Medaillen-Gewinners

Jack Beresford. Hochwasser und Gegenströmung

hatten zwar einen neuerlichen

RCZ-Rekord verhindert, aber die Zürcher

Ruderer triumphierten erneut. Im selben

Jahr gingen auf dem Rotsee gleich fünf

Schweizermeistertitel an den RCZ.

© Henley Royal Regatta

Die Henley-Helden von 1936 (v.l.): Arthur Dreyfus, Boni Neuenschwander, Steuermann Alfred Ritzi (3. vorne),

Werner Schweizer, Karl «Schmuddle» Schmid, Fritz Feldmann, Ernst «Pömp» Rufli mit dem Diamond-Cup in

der Hand, Alex Homberger, Hans Homberger, Rudolf Homberger, Hermann Betschart.

Erstes gemeinsames Rennen und gleich Gold: Die

RCZler K. Schmid, W. Schweizer, O. Neuenschwander,

H. Betschart (v.l.) an der EM in Mailand, 1938.

100 Jahre RCZ 11


Chronik 1940 –1950

Im Dienst

600 000 Männer waren im September

1939, zwei Tage nach dem Ausbruch des

Zweiten Weltkrieges, zum Aktivdienst

aufgeboten worden. Kaum überraschend,

dass darunter auch zahlreiche aktive

Ruderer aus Zürich waren. An einen

ordentlichen Trainingsbetrieb war nicht

mehr zu denken.

1940-

1950

Noch immer trainieren die RCZ-Junioren

von der Werft von Bootsbauer Stämpfli aus, 1945.

Zwar erwies sich der RCZ für viele

Mobilmachungsbetroffene tatsächlich

als zweite Familie, und oft wurden die

raren Urlaubstage von der Front zu Ausfahrten

mit den Ruderkollegen genutzt.

Trotzdem: Es war unmöglich, Mannschaften

über längere Zeit zusammenzuhalten

und so zu einem Regatta-tauglichen

Team zu formieren. Die Landesverteidigung

dominierte den Alltag. Nicht

erstaunlich, dass in der einzigen Regatta

1940 auf dem aus militärischen Gründen

neu zu Ehren gekommenen Vierwaldstättersee

militärisch organisierte

Mannschaften und entsprechende

Begrifflichkeiten die Szene beherrschten.

Es gab Militär-Rennen, die Militär-Jolle,

den Militär-Vierer, den 100-Diensttage-

Einer, mit dem Pömp das Skiff-Rennen

gewann – ebenso den Offiziers vierer (mit

Leutnant Ritzi, Leutnant Muhr, Leutnant

Stocker und Mitrailleur Neuenschwander)

und den zu sieben Achteln mit

Militärs besetzten Achter.

Wenn es die kriegerischen Ereignisse

erlaubten, wurden auch internationale

Ruder-Wettkämpfe organisiert. 1941

wurde die Saison mit einem – allerdings

inoffiziellen – Dreiländerkampf

zwischen Deutschland, Italien und der

Schweiz für Vierer- und Achterboote in

Frankfurt eröffnet. Dabei war der RCZ

auf Schweizerseite die überragende

Mannschaft. Karl «Schmuddle» Schmid,

Werner Schweizer, Ernst «Pömp» Rufli

und Fredy Muhr gelang dabei sogar ein

geradezu sensationeller Sieg über den

als unschlagbar geltenden «Varese-Vierer».

Ein Sieg, der keineswegs zufällig

war: Nur gerade ein Jahr später bei der

12

100 Jahre RCZ


Revanche auf dem Vierwaldstättersee

bestätigten die RCZler ihren Sieg über

Varese. 1942 bewies der RCZ-Vierer auch

in Berlin-Grünau seine internationale

Überlegenheit. In den Kriegsjahren

1943/44 kam der Ruderwettkampfsport

auf internationaler Ebene vollständig

zum Erliegen. Was den Ruderclub Zürich

aber nicht daran hinderte, auf nationaler

Ebene Rudergeschichte zu schreiben.

An den Schweizermeisterschaften 1943

holte der RCZ dank vier Goldmedaillen

seinen insgesamt 50. nationalen Meistertitel

und überholte damit den Rivalen

und Nachbarn GC, der bei Titel Nummer

46 stehen blieb.

In den Nachkriegsjahren stiessen viele

Junge zum RCZ. Bereits aktiv war damals

auch Charles Eugster, dem es bis ins biblische

Alter gelingen sollte, Medaillen für

den Ruderclub Zürich zu gewinnen. Was

ein Club erreichen kann, wenn von Jung

bis Alt alle an einem Strick ziehen, zeigte

sich 1946 und 1947. Bereits zum Auftakt

der Saison 1946 deklassierten die

«Junioren verstärkt» an der hochkarätig

besetzten Regatta «Oberer Zürichsee»

den vom Seeclub Zürich für Henley gemeldeten

Achter und den Meister -Achter

des Seeclub Luzern.

Die erfolgshungrigen Jungen standen

den Älteren im Club in nichts nach: In

Zürich feierte der RCZ gegen Canottieri

Varese, Basse-Seine und Veslarsky Prag

bereits den 12. Sieg in Serie, und nichts

sprach dagegen, dass die ambitionierten

und talentierten Junioren das Siegen

Motiviert und ambitioniert: Der erfolgreiche Junioren-Vierer in Lugano, 1945.

im folgenden Jahr in der nächsthöheren

Klasse weiterführen würden.

Glanz zum Schluss

Es kam anders: 1947 schienen alle

grossen Pläne mit der Weiterentwicklung

der Junioren zu zerrinnen. Dienst,

Studium, Auslandaufenthalte hatten

den Achter auseinandergerissen. Doch

die Alten standen ihren Junioren bei

Fuss: Obschon bereits in den hohen

Dreissigern, zögerten die grossen Namen

des RCZ keine Sekunde und schlossen

die Lücken: Schmid, Rufli, Busenhart und

Überragend: Skiffier Hansjakob Keller, mehrfacher

Schweizermeister und EM-Bronze-Gewinner.

Neuenschwander nahmen zusammen

mit den verbliebenen Junioren die grosse

Herausforderung «Henley 1947» an. Sie

ruderten gegen den Achter des Seeclub

Zürich (immerhin mit dem Olympia-

Silber-Vierer Stebler, Knecht, Schriever

im Boot!) das wohl denkwürdigste

Ausscheidungsrennen unter den Zürcher

Clubs. Der Zielplatz vor den Bootshäusern

am Mythenquai war dicht belagert,

und der RCZ-Achter gewann mit Dreiviertellänge

Vorsprung.

RCZ-

Legenden

Karl «Schmuddle» Schmid (1910–1998)

178 Siege, darunter zwei an Europameisterschaften,

vier Triumphe in

Henley, 35 an schweizerischen Meisterschaften:

So lautete der Palmarès

von Karl «Schmuddle» Schmid. Doch

selbst diese grossartigen sportlichen

Erfolge wurden der Persönlichkeit Karl

Schmid nicht gerecht.

Über zwei Jahrzehnte hinweg war er

unermüdlicher Antreiber und Spiritus

Rector des RCZ. Klar, er hatte das Glück,

mit den Brüdern «Hombi» Homberger

und Hermi Betschart in den verschiedensten

Booten rudern zu können. Und

er hatte mit den Trainern Josef Fremersdorf

und Tury Dreyfus kongeniale Partner

gefunden, welche die Innovation

«Fairbairn» im RCZ durchzusetzen und

zu perfektionieren vermochten.

Aber er hatte vor allem die Persönlichkeit,

über Jahre und Jahrzehnte

hinweg junge Menschen für die harte

Schule des Ruderns zu begeistern und

zu Spitzenruderern zu formen. Karl

Schmid war von 1932 bis 1952 Ruderchef,

er war von 1949 bis 1952 Präsident

unseres RCZ, er war – so ist es in

alten Ruderchroniken nachzulesen –

«einer der entscheidenden Baumeister

unseres neuen Bootshauses . . . er

war vor allem aber die Seele unseres

Clubs!»

In Henley allerdings, als die Revanche

für die grandiosen RCZ-Siege von 1935,

1936 und 1939 anstand, ging unser Club

im Hexenkessel an der Themse auf den

letzten 100 Metern unter. Kurz danach,

an den Europameisterschaften auf dem

Rotsee, fuhr der RCZ-Vierer-ohne

(Betschart/Rufli/Oehninger/Schmid)

auf den dritten Platz. Ein Glanzresultat

bescherte uns zum Abschluss des Jahrzehnts

Hansjakob Keller: Der spätere

RCZ-Präsident gewann an der EM in

Amsterdam 1949 Bronze.

100 Jahre RCZ 13


Chronik 1950 –1960

Neues Heim

Das Jahrzehnt begann erfolgreich – zu

Wasser und zu Land. Allerdings war

der Erfolg auf den nationalen und vor

allem internationalen Gewässern nicht

ganz so nachhaltig wie zu Lande.

1950-

1960

Das frisch gebaute Bootshaus am Mythenquai 87, 1952.

Kurt Schmid und Hans Kalt vom Seeclub

Zug bildeten nicht nur einen äusserst

harmonischen Zweier, die beiden sassen

auch zusammen mit Max Wolfensberger

und Willy «Burki» Burkhart in einem von

Karl «Schmuddle» Schmid trainierten

Vierer, der 1951 jedes Rennen gewonnen

hatte, zu dem er angetreten war.

Doch der Doppelerfolg wurde dem Vierer

zum Verhängnis: Weil der Schmid-Kalt-

Zweier einen Europameistertitel aus

dem Vorjahr zu verteidigen hatte − Doppelnennungen

aber verboten waren −,

wurden die Ambitionen des aussichtsreichen

Vierers kurz vor der Europameisterschaft

in Macon zunichte gemacht. Doch

es gab ein Trostpflaster: Am Zürcher

Vierländerkampf unterstrich der RCZ

mit Goldmedaillen im Skiff (Seriensieger

Hansjakob Keller), im Doppelzweier

(Burki/Wolfensberger) und im Vierer-ohne

(Originalbesetzung) seine Dominanz.

Starke Schüler

Nach den zahlreichen Rücktritten der

«alten Garde» sah es zunächst nach

einer lückenlosen Stabübergabe an die

Débutants und Junioren des RCZ aus.

Damals verlief die Karriere eines jungen

Rudertalents von «Schüler» zu «Débutant»

– und nach drei Podestplätzen bei

Débutants-Regatten war man Junior.

Bereits 1951 hatten die Débutants

sieben Regatten gewonnen, im Folgejahr

setzten sie ihren Triumph bei den Junioren

fort. Doch 1953 fiel der Junioren-

Achter – ungeschlagen – auseinander:

Vier Junioren verliessen aus Jobgründen

die Schweiz, zwei mussten in die RS,

zwei wechselten zum RC Thalwil. Übrig

blieben Knabenhans und Wolfensberger,

aus denen Burki einen Senioren-

Zweier formte, der – zum Erstaunen

mancher – Europa-Klasse hatte.

14

100 Jahre RCZ


Willy Burkhart war es dann auch, der

sich zusammen mit David Bon, dem heute

dienstältesten RCZ-Mitglied, dranmachte,

mithilfe von älteren Ruderern

wie Willy Gugerli und Thedy Amschwand

die Basis der Aktiven in allen Klassen zu

verbreitern. Mit Erfolg – vor allem aber

mit Burki’scher Zucht in der Kiste! Der

Achter mit dem erst 15-jährigen Balz

Amschwand am Schlag und mit Otto

Kühnis, Ernst Rast, Luis Demmler, Beat

Germann, Urs Raussmüller, Ruedi Bucher

und Alex Schtalheim war bereit, die

Torturen von Burkis Trainings auf sich zu

nehmen. Das zahlte sich aus: 1957 blieb

der Schüler-Achter die ganze Saison ungeschlagen!

1958 – die Schüler setzten

ihren Siegeszug ungebremst fort – war

jetzt zusätzlich ein Débutants-Achter,

ergänzt mit Rolf Busenhart am Schlag,

erfolgreich für den RCZ unterwegs.

Es habe sich aber gezeigt, bilanzieren

Chronisten des RCZ am Übergang zu

den sechziger Jahren, dass auch nach

längerer Aufbauarbeit «die Ruderchefs

weder über eine genügend dauerhafte

Autorität noch über einen genügend

selbstkritischen Blick verfügten, um

ihre Arbeit ohne neutralen Beobachter

wirkungsvoll weiterführen zu können».

Als graue Eminenz hatte das Idol Karl

Schmid immer wieder als Krisenmanager

eingegriffen. Nach seinem Abgang

fehlte im Trainingsbetrieb eine charismatische

Autorität seines Formats.

Neben «Schmuddle» hinterliess im

RCZ auch Hansjakob Keller, der sich

aus dem Leistungssport zurückgezogen

hatte, eine klaffende Lücke.

Keller war ein exzellenter Ruderer

mit grossem Herz. Wie wichtig Kellers

Persönlichkeit für den RCZ war,

zeigte sich am Ruck, der durch den

schläfrigen Club ging, als er 1983 für

13 Jahre das Präsidium des RCZ von

Beat Germann übernahm (mehr dazu in

den achtziger und neunziger Jahren).

Tief beeindruckte «NZZ»

1951 war das Jahr, in dem der RCZ sein

Geburtshaus in der Werft von «Vater

Stämpfli» verliess. Der Club zog in den

«unaufdringlich wirkenden, ruhig gegliederten

Holzbau, der sich harmonisch in

die Umgebung fügt und im Innenausbau

mehr als nur bescheidene Wünsche

erfüllt», wie die «NZZ» im April 1952

über die Einweihung des neuen RCZ-

Bootshauses am Mythenquai schrieb.

Der Artikel zeigt den tiefen Eindruck, den

«Erfüllung mehr als nur bescheidener Wünsche»:

Der Umkleideraum und die neu erstellte und schon

gut bestückte Bootshalle, April 1952.

die nationalen und internationalen Erfolge

der RCZ-Ruderer hinterlassen hatten,

und wie stark der RCZ in der Öffentlichkeit

verankert war. «Betrachtet man

die sportlichen Siege, die dem Ruderclub

Zürich in den Gründungs- und ersten

Entwicklungsjahren als reife Früchte

ernsthafter Bemühungen in Training und

Wettkampf in den Schoss fielen, darf

man füglich von einem meteorhaften

Aufstieg sprechen», schrieb die «NZZ».

Einweihungsfeier mit Prominenz: Stadtbaumeister Heinrich Oetiker, Hans Sappeur, Stapi Emil Landolt

und Alois Holenstein (v.l., sitzend), 1952.

An die ganz grossen Zeiten konnte

der RCZ in den fünfziger Jahren aber

nicht mehr anknüpfen. Bei Europameisterschaften

oder Olympischen

Spielen gab es keine Podestplätze. An

Schweizermeisterschaften erreichten

einzig Burki und Wolfensberger in der

Vierer-ohne-Renngemeinschaft mit dem

Seeclub Zug 1951 einen Titel. Obwohl

eine Schar von talentierten und in zahllosen

Regatten erfolgreichen Schülern,

Débutants und Junioren bereitstand,

verliess unser Club die Strasse des

Erfolgs. Das hatte verschiedene Gründe –

unter anderem spielte dabei ein zerbrochener

Achter eine wichtige Rolle.

100 Jahre RCZ 15


Rubrik Chronik 1960 –1970

Ringkampf

Der RCZ hatte jetzt zwar ein eigenes

schmuckes Haus, sportlich war seit

dem Umzug ans Mythenquai jedoch der

Wurm drin. Ein Blick auf die Schweizermeisterschaften

spricht Bände: Nach

Burkis 51er-Triumph dauerte es sage und

schreibe 16 Jahre, bis Hans-Peter «Kneu»

Kneubühler 1967 mit einer Renngemeinschaft

im Vierer-mit und im Achter den

ersten Titel ins neue Bootshaus holte.

1969 wiederholte Kneu diese Erfolge.

In einem Sportverein ist es naturgemäss

spannender, über Siege zu sprechen

als über nationale und internationale

Bedeutungslosigkeit. Die sechziger

Jahre sind im RCZ denn auch verhalten

dokumentiert. Schaut man genauer

hin, war diese Zeit für unser Clubleben

jedoch hoch interessant, und man

bekommt eine Ahnung davon, weshalb

es sportlich nicht mehr klappen wollte.

1960-

1970

Trainingsbetrieb im RCZ Anfang der sechziger Jahre.

Die personellen Voraussetzungen, um

an die grossen Zeiten anzuknüpfen,

waren Ende der fünfziger Jahre ausgezeichnet.

1956/1957, erinnert sich der

spätere internationale Schiedsrichter

Hans-Peter Kneubühler, sei man im Juniorenbereich

«unglaublich erfolgreich»

gewesen. «Ende der fünfzigerJahre»,

Die hoffnungsvollsten

Boote gruppierten sich

neu, lösten sich auf, die

Ruderer verschwanden

von der Bildfläche.

doppelt der ehemalige RCZler und RIZ-

Ruder-Olympionike von 1968, Fred Rüssli

nach, «verfügte der RCZ über eines der

wertvollsten und vielversprechendsten

Potenziale an künftigen Spitzenruderern.

Der RCZ war in einer beneidenswerten

Position und hatte alles, um an die grandiosen

Pömp-Hombi-Schmuddle-Zeiten

anzuknüpfen.» Doch kam es gerade

mal zwei, drei Jahre später anders: Die

hoffnungsvollsten Boote gruppierten

16

100 Jahre RCZ


sich neu, lösten sich auf, die Ruderer

verschwanden von der Bildfläche. Was

waren die Gründe dafür, dass der Club

zwar eine exquisit gelegene Umkleidekabine

für badefreudige Rudergattinnen

bot, sich unsere besten Sportler

aber nicht mehr beweisen konnten?

Lähmender Sarkasmus

Studienaufenthalte und Arbeitseinsätze

im Ausland, Militärdienste, berufliche

Veränderungen spielten eine Rolle. Er

sei 1961 ins Bergell zum Staumauerbau

delegiert worden, berichtet David Bon,

der spätere Ruderchef des RCZ. Doch

als er 1963 zurückkehrte, war der RCZ

nicht mehr derselbe Club. Aktive waren

kaum mehr sichtbar, die Atmosphäre

war gespannt, es herrschte eine bedrückende

Aggressivität. So beobachteten

es auch andere RCZler von damals.

«Zuerst liefern»: Schüler-Vierer mit Balz Amschwand,

Louis Demmler, Ernst Rast und Otto Kühnis (von

vorne nach hinten).

Der Ring – eine Art Club im Club –, der

1943 gegründet worden war, hatte im

RCZ der sechziger Jahre zu einer veritablen

Zweiklassengesellschaft geführt.

Ein Riss ging durch unseren Club. Ein

Blick auf die Mitgliederliste von damals

zeigt: 1961 waren es 39, die aktiv für

den RCZ ruderten, 1968 bloss noch 20.

Anstatt die jungen Wilden in ihrem

unbändigen Ehrgeiz zu begleiten, zu

motivieren, anzutreiben, hätten die alten

Schweizermeister im Débutant-Achter: Der RCZ mit Urs Raussmüller am Schlag, Dieter Back, Ruedi Bucher,

Beat Germann, Peter Cavadini, Victor Schwarz, Peter Müller und Jürg Hartmann, 1960.

Herren des Rings auf die Bedürfnisse

und Wünsche der ungestümen Schüler

und Junioren mit lähmendem Sarkasmus

reagiert, erzählen Ruderer von

damals. Der angesichts des dürftigen

Bootsparks durchaus verständliche Ruf

nach Regatta-tauglichen Booten wurde

mit einem «Liefert zuerst mal internationale

Spitzenplatzierungen, dann reden

wir darüber!» vom Tisch gewischt. Es gab

eine Zeitlang keine Regattierenden mehr

im Club. Als sich eine Gruppe Junioren

mit ihrem neu gegründeten «Piraten-Vierer»

1963 für die Zürcher Herbstregatta

anmelden wollte, verbot man ihnen, die

Rennboote dafür zu benutzen: Sie mussten

ins Gig-Boot umsteigen. «Werdet

erst einmal so gut, wie wir waren, dann

werden wir euren Wünschen ein Ohr

leihen!» Das war der Tenor in dieser Zeit.

«Der Ring, Ehemalige und Freunde des

RCZ, ist der gute Geist des Clubs und

unterstützt mit Rat und Tat die Aktiven.

Ein guter Geist – das will der RCZ-Ring

sein in der ganzen RCZ-Familie.» So

steht es in alten Festschriften und in der

RCZ-Geschichte auf der heutigen Website

des RCZ geschrieben. Manch einer

hat das anders erlebt. «Sie haben sich

einen Club im Club eingerichtet, gaben zu

allem ihren Senf dazu, beleidigten Aktive

und wollten ihre Ruhe zum Campari-

Schlürfen und Cohibas-Rauchen»,

sagt einer, der damals nach sonntäglichen

Ausfahrten wie eine geräucherte

Wurst aus dem Clubhaus flüchtete.

Generationen-Clash im RCZ

Rückblickend ist es interessant, zu

beobachten, wie sich die sechziger Jahre

als Jahrzehnt vieler gesellschaftlicher

Umbrüche eins zu eins im Mikrokosmos

RCZ widerspiegelten: Hier die junge

Generation, die genug hatte vom Mief

und der Strenge der Kriegs- und Nachkriegsjahre

– dort die militärische Härte

der altgedienten Ruderer. Für Fred Rüssli

klang in den Trainings denn auch «vieles

so, wie wir das aus dem Deutschland

der dreissiger Jahre gekannt haben».

Verständnis für das Leben junger

Menschen war kaum vorhanden.

Sektengleich hätten Gelübde abgegeben

werden müssen, keinen Alkohol zu

trinken, stets alles den Zielen des Clubs

und des Ruderns unterzuordnen. So

erinnern sich auch andere von damals.

Der Generationen-Clash war auch im

RCZ angekommen. Entscheidender

Faktor für die Dominanz des Rings war

100 Jahre RCZ 17


Chronik 1960 –1970

das Machtvakuum an der Spitze des

Clubs. Den Präsidenten Gustav Wittwer –

nach übereinstimmender Einschätzung

der damaligen Ruderer zwar «ein lieber

Mensch» – und ab 1961 Armin Notz –

selber erfolgreicher Ruderer und später

auch als Trainer respektiert – gelang es

nicht, sich gegen die Präsenz der Ring-

Leute durchzusetzen, schliesslich sassen

auch zwei Ring-Mitglieder im Vorstand.

Der Motivator

Die unbarmherzige Stimmung im Club

kam bei den selbst-denkenden Schülern

und angehenden Akademikern im

RCZ schlecht an. Vor allem bei jenen, die

bereits an einer ganz anderen Art des

Trainierens und Ruderns geschnuppert

hatten. Der unbestrittene, bewunderte

Star der Ruderclubs am Mythenquai

hiess zu jener Zeit Göpf Kottmann vom

Belvoir Ruderclub Zürich. Einige Junioren

hatten einen engen Austausch

mit den Idolen unseres Nachbar-Clubs,

die zur internationalen Elite zählten:

Scheller, Ess und Kottmann waren die

grossen Vorbilder und auch punkto

Trainingsmethoden das Mass aller

Dinge. Schon damals absolvierten sie

ein sehr abwechslungsreiches Training

mit Boxen, Gewichtheben, Radfahren

und anderen Sportarten. Der Trainer des

Alles dem Rudern unterordnen: Werner Struckmann, Theo Müller, Ruedi Müller und Walter Gehring (v.l.),

an der Schweizermeisterschaft 1960.

Kottmann-Achters war ein Boxtrainer

– wie es auch der legendäre Karl Adam,

«Erfinder» des Ratzeburger Achters, war.

Warum das wichtig ist? Weil es einen ehemaligen

RCZ-Spitzenruderer gab, der sich

zum jungen Trainer gemausert und – auch

er – sich für das Boxen und Gewichtheben

als Trainingsergänzung entschieden

hatte. Heinz Busenhart hiess er, trainierte

eine Zeitlang einen der RCZ-Schüler-

Achter und hatte den Zorn des tobenden

«Wir hatten ziemlich

Mühe, aus dem Boot

zu kommen, und der

Achter zerbrach.»

RCZ-«Drill Sergeants» Oscar Neuenschwander

(Henley-Sieger 1936) auf sich

gezogen, weil er als dessen Antipode

mehr Erfolg hatte bei den jungen Ruderern

– sportlich und menschlich. Busenhart

setzte auf Motivation statt Drill, er

nahm sich die Zeit für die einzelnen Ruderer.

Mit sichtlichem Erfolg: Bald schon

schlugen die Schüler die Débutants. Das

konnte sich Neuenschwander – zuständig

für die Débutants – nicht gefallen

lassen. Er beschloss, den Bürschlein den

Marsch zu blasen. Mit fatalen Konsequenzen,

die schliesslich – so will es die Legende

– zum berühmten Tropfen wurden,

der das Fass zum Überlaufen brachte.

Unbändiger Ehrgeiz: Renngemeinschaft mit Hans-Peter Kneubühler, Franz-Josef Schulte Wermeling

(Aviron romand), Franz Rentsch (PRC) und Hans-Peter Hulliger (Blauweiss Basel), v.l., an der Frühjahrsregatta

in Wädenswil, 1967.

Sie waren in der vergangenen Saison

die besten Schüler gewesen und wussten,

dass sie die kommende Saison als

Débutants bestehen mussten. Damals

war Wintertraining noch nicht die Regel

und vor allem auch nicht so intensiv.

Die Schüler hatten für sich entschie-

18

100 Jahre RCZ


Mit dem Opel Rekord nach Lyon:

Die Achter-Mannschaft mit Trainer Arthur Dreyfus (r.)

und dem RCZ-Präsidenten Gustav Wittwer (2.v.r.), 1961.

Zwei Pferdestärken für «Kneu»: Mit dem Boot

über den Flüela in den sechziger Jahren.

Die volle Ladung: Mannschafts- und Bootstransport

an die Schweizermeisterschaft 1960.

es war Hochwasser. Die Strömung auf

der Limmat entsprechend stark. Zu

stark. «Wir realisierten bereits bei der

Gemüsebrücke, dass die Strömung und

der Wasserstand kritisch hoch waren»,

erinnert sich einer, der im Achter am

Schlag sass. Danach sei es einigermassen

problemlos gelaufen, bis sie unter

der Kornhausbrücke wenden wollten

und realisierten, dass die Strömung

eben zu stark war. Es drückte den

Achter gegen einen Brückenpfeiler. «Wir

hatten ziemlich Mühe, aus dem Boot zu

kommen, und der Achter zerbrach.»

Wer bezahlt?

Die Verantwortungsfrage war eigentlich

klar: Der Trainer hatte die Ruderer

unbedacht die Limmat hinuntergeschickt.

Doch als die Schiffbrüchigen

triefend nass und durchfroren wieder

im Bootshaus standen, rief Neuenschwander

die Väter an, um ihnen

klarzumachen, dass sie den von ihren

Söhnen gecrashten Achter bezahlen

sollten.

Die Folge? Viele Débutants, Schüler

und Junioren, die sich ungerecht

behandelt fühlten, inklusive Fred Rüssli,

verliessen den RCZ, fanden in andern

Clubs – bei GC, im RIZ (Ruderverein

Industrieschule Zürich) und in Thalwil

eine neue Heimat oder hörten mit der

Ruderei auf.

RCZ-

Legenden

Kurvenstar mit schmalen Blättern

Sich über Pech von Freunden zu mokieren,

ist schlechter Stil – erst recht, wenn

ein Missgeschick zum allseits etablierten

Übernamen führt. «Jürg Hartmann»

(2. v. r. auf dem Bild) stand im Pass des

Riemenruderers, der Ende der fünfziger

Jahre den erfolgreichen RCZ-Achter

im Final der Mannheimer Ruderregatta

steuerte, als in aussichtsreicher

Position das Steuerseil riss. War es das

Wasser? Waren es die ungleichen Kräfte

der Back- und der Steuerbordruderer?

Der Achter fuhr einen akkuraten Bogen

– und der arme Mann am Steuer hatte

seinen Übernamen: «Bögli». Viel eher

sollte er eigentlich «Blättli» heissen.

Der Mann auf der Zwei hatte – so geht

das Gerücht – stets ein wenig Mühe

beim Ausheben des Ruders, was einen

minimalen Stopper zur Folge hatte. Nun:

Eines Morgens nach dem Training war

es an «Bögli», die Ruder vom Ponton zu

holen. Und der Mann stutze: Täuschte er

sich, oder war das Blatt seines Ruders

minim kleiner als die übrigen? Seine

Kollegen bogen(!) sich vor Lachen: Sie

hatten in der Tat sein Blatt verkleinert.

«Bögli» war konsterniert.

den, über den Winter zusammen locker

zu rudern und sich die Form für ihre

erste Débutants-Saison zu wahren.

Irgendwann im Winter 1961/1962 trafen

sie sich im Bootshaus und wollten

einen Achter zusammenstellen. Aber

leider spielte das Wetter nicht mit, die

Wellen schlugen hart an den Ponton:

Man beschloss, auf die Ausfahrt zu

verzichten. Da tauchte Neuenschwander

auf, beschimpfte die Jungen als

Weicheier und befahl: «Rudert eben

die Limmat hinunter. Limmat kann

man immer rudern.» Die angehenden

Débutants gehorchten, zögerlich, denn

Der Senioren-A-Vierer mit Viktor Maurer, Thomas Macher, Fredy Stadler und Martin Wirz (v.r.), 1968 in Mannheim.

100 Jahre RCZ 19


Rubrik Chronik 1970 –1980

Ernst und

Macher

Nicht alle jungen, ambitionierten und

talentierten Ruderer im RCZ liessen

sich von der Gilde der alten Ring-Herren

den Spass an der Ruderei verderben.

Es gab Ende sechziger und in den

siebziger Jahren natürlich auch junge

Männer, die sich von den süffisanten

Sprüchen der einstigen Spitzenruderer

nicht demotivieren liessen.

>>>

Nicht wie Fussball

Zum Beispiel Otti Ernst, der 1970 dem

RCZ beitrat. Auch er war genervt darüber,

dass die Wünsche nach neuen Booten

mit Bemerkungen wie «Wir haben 1936

mit dem <Homberger> Henley gewonnen»

weggeputzt wurden. Aber so sei es halt

damals gewesen! Nicht nur im RCZ. Es

war die Zeit der 68er, sagt Ernst, «da

prallten Generationen, Lebensanschau-

1970-

1980

Thomas Macher (auf Platz 2) und seine Teamkollegen Bendiner, Steiner

und Baumann beim Training für Olympia 1972.

Lockeres Bootshandling:

RCZ-Spitzenruderer Otti Ernst, 1975.

20

100 Jahre RCZ


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Rubrik

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100 Jahre RCZ


100 Jahre RCZ 23


Die erfolgreiche Achter-Mannschaft im Training

mit Karl Schmid am Schlag und dem «ewigen

Steuermann» Karl Barth kurz vor Bendlikon, 1936.


konnte, den die RCZler mit Materialspenden

der Mitglieder durch einen

Flohmarkt erwirtschaftet hatten.

Internationale Regatta in Zürich:

Ruedi Weber, Fredy Stadler, Steffen Dämmig

und Thomas Macher. (v.l.), 1971.

ungen und Wertmassstäbe aufeinander».

Für Ernst waren die Ring-Mitglieder

in dieser Zeit keine Verhinderer. Es

habe ein durchaus rauer Ton geherrscht,

aber damals fragte auch in andern Clubs

niemand nach Wohlfühlen und Befindlichkeiten.

Geschenkt wurde niemandem

etwas. Auch keine Boote. «Beim Rudern

1972 war Macher

der erste RCZ-

Olympionike seit

Hansjakob Kellers

Teilnahme 1948.

gibt es kein Glück wie beim Fussball,

beim Rudern zählt Leistung. Basta.»

Man wurde über die Leistung definiert.

Und diese brachte ein junger Ruderer

wie Otti, der im Jahr, in dem er 17 wurde,

2446 Kilometer absolvierte – nur 179

km weniger als der RCZ-Spitzenathlet

Thomas Macher. Von Macher, aber auch

von Hans-Peter Kneubühler, Fredy Stadler

oder Präsident Armin Notz erhielten

Ernst und ein paar andere Jungs in

dieser Zeit Unterstützung in den

Trainings.

Ein Jahr zuvor gelang einem RCZler

sogar eine Olympia-Qualifikation: An den

Olympischen Spielen 1972 in München

erreichte Thomas Macher im Vierer-ohne

der Renngemeinschaft RCZ/RCK/GC

den kleinen Final und war damit der erste

RCZ-Olympionike seit Skiffier Hansjakob

Kellers Teilnahme in London 1948.

Es war aber Otti Ernst, der 1978 an den

Schweizermeisterschaften in einem

Renngemeinschafts-Achter nach neun

Jahren endlich wieder einmal Gold für

den RCZ gewann. Zwei Jahre später

wurde er in einer Doppelvierer-Renngemeinschaft

erneut Schweizermeister.

Do-it-yourself: Mit einem Flohmarkt treiben die

RCZler 1973 Geld für einen Junioren-Vierer auf.

Übrigens hielten sich die individuellen

Spätfolgen des Club-Krachs der

sechziger Jahre in Grenzen: Otti Ernst,

der RCZ-Krampfer, und Fred Rüssli,

der RIZ-Polysportive, geniessen heute

gelegentliche gemeinsame Ausfahrten!

Mit Flohmarkt zu «Floh»

Es wurden auch neue Boote gekauft.

Dabei griffen die Schüler und

Débutants zur Selbsthilfe: «Floh»

hiess der Doppelzweier, der 1973

den Bootspark bereicherte, weil er

aus dem Ertrag finanziert werden

Die Olympia-Crew – eine RCZ/RCK/GC-Renngemeinschaft – mit Walter Steiner, Hans-Jörg Bendiner, Trainer

Hans-Peter Kneubühler, Kurt Baumann und Thomas Macher (v.l.), 1972.

100 Jahre RCZ 25


Rubrik Chronik 1980 –1990

Anschluss

gesucht

Starke Veteranen:

Charles Eugster (l.) und Willi Burkhart.

1980-

1990

Zwar hatte der Wind im Bootshaus

mit der Rückkehr des menschlich und

sportlich überaus respektierten ehemaligen

Spitzenruderers Hansjakob Keller

an die Spitze des RCZ etwas gedreht.

Doch auch Keller, der 1983 das Präsidium

von Beat German übernahm,

welcher dem Club seit 1980 vorstand,

konnte ohne Ruderer keine Regattierenden

formen. Sicher: Ab Mitte der

achtziger Jahre gingen am Mythenquai

87 ein paar wenige junge ambitionierte

Aktive – darunter David Chiavacci und

etwas später Stefan Henzi – ein und

aus. Von einer soliden Basis konnte man

aber nicht sprechen. Es fehlte das Geld

und gleichzeitig auch das unmissver-

Sepp Mathis tauft den Doppelzweier «Hans Homberger» – ein Geschenk

von Hombergers Frau an den RCZ, 1987.

Sieg: Thomas Macher und Steffen Dämmig

gewinnen in Amsterdam 1982 ein Veteranenrennen;

Burki gratuliert.

26

100 Jahre RCZ


Mein RCZ

Bedeutung der Jugend: Neue Junioren mit den Trainern Thomas Macher (2.v.r.) und Willi Bodmer (r.), 1984.

ständliche Signal der Clubführung, den

Nachwuchs konsequent zu fördern.

Selbst wenn man gewillt war, hart zu

trainieren, und an Regatten teilnahm,

erhielt man als 16- oder 17-Jähriger

keinen Bootshausschlüssel, und das

warme Wasser zum Duschen musste

selber bezahlt werden. Das Engagement

eines professionellen Trainers,

das in unseren Nachbarvereinen

nach und nach üblich geworden war,

lag im RCZ zudem in weiter Ferne.

Chiavacci schlägt Xeno ...

Prägende Figuren im Club waren damals

neben Präsident Keller Ruderchef Willy

Bodmer, der unverwüstliche Burki, Jörg

Omlin, Charlie Deppeler oder Charles

Eugster. Zumindest Letzterer soll immer

wieder die Bedeutung der Jugend betont

haben: Ohne sie verpasse der Club den

Anschluss, man müsse ihr den roten

Teppich ausrollen. Immerhin gelang es

David Chiavacci als Junior, für den RCZ

eine Handvoll Medaillen zu gewinnen.

Ende der achtziger Jahre schlug er

an der Zürcher Regatta im Skiff sogar

den wohl bekanntesten Schweizer

Ruderer der Geschichte: Xeno Müller

vom GC. «Allerdings nur deshalb, weil

Xeno im Schlussspurt krebste und ins

Wasser fiel», erinnert sich Chiavacci.

Es gab auch ein paar andere RCZ-Boote

in verschiedenen Kategorien und Altersklassen,

die in den achtziger Jahren an

den Start gingen. 1981 trainierte etwa

ein kleines Kader unter Fredy Stadler.

Abgesehen von vereinzelten Topklassierungen

an nationalen Regatten, konnte

sich unser Club längerfristig aber nicht

durchsetzen. Die RCZ-Veteranen bildeten

eine Ausnahme: Der Doppelzweier

mit Burkhart/Eugster fuhr regelmässig

aufs Podest. Zudem wurde unser

Bootspark 1987 um einen Doppelzweier

reicher. Dies verdankten wir einer grosszügigen

Spende der Familie Homberger.

Das Boot wurde auf den Namen

«Hans Homberger», in Erinnerung an

dieses verdiente Clubmitglied, getauft.

Von einem spürbaren Umschwung

im RCZ kann erst ganz am Schluss

des Jahrzehnts die Rede sein. Letztlich

waren es das Bekenntnis des

Vorstandes zum Breitensport – das

neue Credo lautete: «Mitmachen ist

wichtiger als gewinnen» – und die

Öffnung für Frauen, die entscheidende

neue Impulse gaben. Das zeigt der

Anstieg der Mitgliederzahlen in den

folgenden Jahren deutlich: Zählte der

Club 1990 gerade mal 124 Ruderer,

waren es im Jahr 2000 bereits 251.

«Als ich als 17-Jähriger in den Club

eintrat, befand sich dieser in einem

kritischen Zustand. Wenige Jahre zuvor

hatte es ein Trainer fertiggebracht,

dass ganze Heerscharen von Ruderern

zu anderen Clubs wechselten.

Die älteren Herren − von uns Campari-Club

genannt − waren das Mass

aller Dinge, die Stimmung war eher

knurrig. Meist siezte man sich und

ging einander aus dem Weg. Die Einzigen,

die hinter uns standen, waren

die wirklichen Grössen; diejenigen, die

dem Club in den dreissiger Jahren zu

Ruhm und Ehre verholfen hatten. Mit

ihnen rudern zu dürfen, war ein Traum.

Lange Jahre dümpelte der RCZ

so vor sich hin. Die Mitgliederzahl

sank. Man brachte nicht einmal mehr

einen kompletten Regattavierer

zusammen. Als Trainer versuchte ich

später vergeblich, Gegensteuer zu

geben. Denn als ehemaliger Spitzenclub

genügte man sich selbst.

Das Beste, was uns passieren

konnte, war die durch den späteren

Präsidenten Hansjakob Keller vorangetriebene

überfällige Zulassung von

Frauen im Jahr 1990. Bis zu diesem

Zeitpunkt waren diese im RCZ nur

als Anhängsel ihrer Ehemänner oder

dann zum «Sünnele» akzeptiert.

Nach einem zaghaften Start mit zwei

Damen (mit einer Mini-Garderobe

beim Aufgang zum Dachstock) begann

der Betrieb sich zu entwickeln.

Definitiv aufwärts ging es dann dank

der Gründung der Ruderschule.

Und heute? Ich liebe das «Gewusel»

der Juniorinnen. Und das

Singen und Lachen von ennet der

Trennwand. Und eure ernsthafte

Arbeit auf dem See oder unter dem

Dach. Es macht Spass mit euch!»

Alfred «Fredy» Stadler, Jahrgang 1946,

hat auch im Breitensport immer wieder

den Teamgeist gefördert.

100 Jahre RCZ 27


Chronik 1990 –2000

Die Wende

1995: Wanderfahrt auf der Reuss

1990-

2000

«Nein», stellte Christoph Bauer, ab Mitte

der neunziger Jahre als Nachfolger des

legendären Hansjakob Keller Präsident

des RCZ, klar, «ein Mutter-Kind-Badi-

Club mit exklusivem Gratis-Seeanstoss

waren wir nicht!» Als allerdings das

Sportamt nach den Perspektiven des

Clubs fragte und wissen wollte, wie

der RCZ seine Zukunft gestalten wolle

angesichts sinkender Mitgliederzahlen

und ausbleibender Wettkampf-

Trophäen, wusste man nicht gleich

weiter. Akzentuiert wurde die Baisse des

ehemaligen Spitzenclubs RCZ durch die

Tatsache, dass es weder Geld für einen

Trainer noch brauchbare Boote gab. Alles

suboptimale Voraussetzungen, um den

Club zu neuen Höhenflügen zu führen.

Das war nämlich so angedacht, denn

zumindest auf dem Papier war der RCZ

noch immer ein «Sportclub mit Spitzenambitionen».

Also überarbeitete

man die Statuten, was dem Club

ermöglichte, ein Breitensportverein

zu werden, der ab 1990 auch Frauen

zuliess.

Bauers Power

Damit hatten Keller und ab 1996 sein

Nachfolger Bauer zwar die Bedingungen

für eine vielversprechende Zukunft

geschaffen, aber es fehlte an Booten

und an Coaches. Ohne Geld waren diese

nur schwer zu beschaffen. Keller/ Bauer

Nathalie Chiavacci (l.) und Barbara Klarer starten als erstes Frauenteam

des RCZ an der Schweizermeisterschaft auf dem Rotsee, 1994.

110 Kilometer: Eine RCZ-Crew mit Stefan Henzi (l.),

Nathalie Chiavacci (2.v.l.) und David Chiavacci

rudern die Langstreckenregatta von Bacharach

nach Bonn, 1994.

28

100 Jahre RCZ


Land unter: Das Hochwasser im Mai 1999 richtete

vor unserem Bootshaus glücklicherweise

nur wenig Schaden an.

erwiesen sich als kongenial: Keller

hatte für beides eine sehr gute Idee,

Bauer hatte Power und Cleverness

für deren reibungslose Umsetzung.

Das Geldproblem löste Mario Bonorand,

damaliger Spitzenmanager der Migros/

Globus-Gruppe und Mitglied des RCZ.

Bonorand bot bei einem Gespräch mit

Bauer ohne viel Federlesen 50 000

Franken aus dem Migros-Kulturprozent

als Anschubfinanzierung an – ursprüng-

lich gegen die Bereitschaft des RCZ,

alljährlich den Club einen Tag für die

Lehrlinge der Migros zu öffnen.

Mit dem dadurch ermöglichten Ankauf

einiger Boote war die Reaktivierung

des Rudersportes wenigstens quantitativ

auf gutem Weg. Die Lösung des

qualitativen Problems – ein professionelles

Coaching für Rudernde mit

Wettkampf-Ambitionen – verdankte der

RCZ einem rudersportlichen Zerwürfnis:

Vier Jahre nach ihrem Antritt 1992

als Trainerin im GC suchte Heike Dynio

einen neuen Arbeitgeber. Keller sah

darin den entscheidenden Puzzlestein

für seine Vision des Clubs von morgen.

Und sein noch nicht ganz überzeugter

Präsident holte Heike zum RCZ.

Mit Wachstum kommen Bedürfnisse

Der Deal – genauer: eine dreiviertelseitige

Absichtserklärung auf Zusehen

hin – war effektiv und kostengünstig:

Heike konnte kostenlos die Infrastruktur

des RCZ für ihre Ruderschule

Naturgewalten: Bei Wind, Wellen und Null-Grad-Temperaturen werden Mann und Maus (lies Achter) aus dem

Luganersee gefischt, 1995.

Heike Dynio

RCZ-

Porträt

Ihre Wege führen mit Vorliebe durch

die Wand – mit dem Kopf voran. Und

meistens hört man sie lange bevor

man sie sieht. Sie braucht auch kein

Megafon, wenn sie Ruderer auf dem

See coacht. Allerdings nicht nur

darum nicht, weil sie stimmlich gut

ausgerüstet ist, sondern weil sie

hinschauen, vormachen, analysieren

kann. Denn Heike Dynio ist eine

grossartige Trainerin. Und wer schon

das Glück hatte, mit ihr im Doppel-​

zweier um Mitternacht über das

nachtschwarze Wasser nach Rapperswil

zu gleiten oder tagelang die

Mecklenburgische Seenplatte zu

errudern, der weiss: Heike ist auch

ein grossartiger Mensch. Sie hat mit

ihrem unermüdlichen Engagement

als Ruderlehrerin und Junioren-Trainerin

den RCZ ab Mitte der neunziger

Jahre aus einem fast 20-jährigen

Dornröschenschlaf geweckt und wieder

erfolgreich gemacht. Haltlose

Unterstellungen einiger Clubmitglieder

bezüglich der Motive ihres

Einsatzes für Club und Ruderschule

führten zu einem Zerwürfnis. Heike

blieb zwar im RCZ, jedoch ohne ihre

Trainertätigkeit weiterzuführen.

Jetzt hat sie sich dem zugewandt,

was seit je im Zentrum ihres Lebens

und Wirkens stand: der physischen

und mentalen Unversehrtheit des

Menschen. Nach einer intensiven,

dreijährigen Auseinandersetzung mit

Fussreflexen, Schädel- und Kreuzbeinen

und mit der heilenden Wirkung

von Pflanzen wird Heike Naturheilpraktikerin.

Wenn in der Morgendämmerung

ein Skiff schwerelos über den See

gleitet, dann ist es Heike, die für einen

Moment ihrem alten Leben einen

Besuch abstattet.

100 Jahre RCZ 29


Chronik 1990 –2000

nutzen, im Gegenzug trainierte sie

– ohne Honorar – die RCZ-Ruderer.

Die Öffnung des Clubs für Frauen und

den Breitensport und Heikes Engagement

erwiesen sich als Glücksgriffe:

Seit 1990 hat sich die Zahl der Mitglieder

des RCZ fast vervierfacht, die

nationalen und internationalen Trophäen

von Juniorinnen und Junioren,

Masters und Leistungsruderinnen

füllen die Vitrinen des Bootshauses.

Das Wachstum bedeutete auch, dass die

Infrastruktur und die sanitären Anlagen

wieder den Bedürfnissen der Clubmitglieder

und den Anforderungen der

verschiedenen Ämter der Stadt Zürich

angepasst werden mussten. Der Ausbau

und die Sanierung des Bootshauses

waren unumgänglich geworden. Doch

Finanzprofi Bauer verstand schnell: Zur

Finanzierung dieses Umbaus reichten

weder Rückstellungen noch Migros-

Kulturprozent- oder Sport-Toto-Gelder.

Aber er fand eine neue Goldader.

Offenes Ohr beim Sportamt

Er war Leichtathlet und ein paar Jahre

technischer Leiter des Schweizerischen

Bobverbandes gewesen, doch dann –

Mitte der achtziger Jahre – wurde er

Der RCZ in Venedig: Simone Choffat, Heiko Schäfer, Mark Witschi, David Chiavacci, Corinne Seeholzer,

Martin Zwimpfer, Benjamin Bögli, Esther Padanyi, Patrick Stadler, Janine Strebel, Martin Tschanz und

Fredy Bischoff (v.l.) nehmen 1998 an der Vogalonga teil.

Die Öffnung des Clubs

für Frauen und den

Breitensport und Heikes

Engagement erwiesen

sich als Glücksgriffe.

«Sportkreisleiter für die Sportanlagen

links der Limmat» im Stadtzürcher

Sportamt. Die Ruderei habe ihn als

Seebuben aus Herrliberg immer fasziniert,

erklärt Werni Amstutz. Er habe

deshalb stets ein offenes Ohr gehabt

für die Bedürfnisse der Ruderclubs

am Mythenquai. Der Hilferuf des RCZ

Mitte der neunziger Jahre wurde an der

Tödistrasse dann auch wohlwollend

erhört. Amstutz und Bauer trafen sich

zusammen mit Hansjakob Keller und

dem Chef Sportanlagen, Andi Bühler,

zum Lokaltermin, und der Sanierungsbedarf

war offensichtlich: Nicht nur die

Platzverhältnisse für die Damen waren

unzumutbar (ihre Garderobe war winzig),

duschen war auch für die Männer

bis zur Jahrtausendwende entweder

männlichkeitsbildend oder kostspielig:

Warmes Wasser gab es nur, wenn

man den Durchlauferhitzer fütterte.

Alle helfen: Einwassern über Stock und Stein zur Wanderfahrt auf der Reuss, 1995.

Bauer beauftragte in Absprache mit dem

Sportamt die beiden RCZ-Architekten

Reto Frigg und Werner Gysin mit der

internen Planung, und als Bauer, bereits

im neuen Jahrzehnt, 2001, in einem

Schreiben formell um die Finanzierung

des Umbaus nachsuchte, hatte Amstutz

schon vorgespurt. Mit dem Resultat,

dass bereits in der ersten Sitzung des

Hochbaudepartements am 5. März 2002

die Ausgaben für «Umbau und Teilsanierung

Garderoben und Clubraumküche

Bootshaus Mythenquai 87» bewilligt

wurden. Gesamtkosten: 624 000 Franken.

30

100 Jahre RCZ


Gegenleistungen oder Auflagen seitens

des Sportamtes für die Investitionen

wie beispielsweise ein Engagement

für das «Ferien-Abo für Kinder» wurden

nie vereinbart. Das war auch

nicht nötig, sagt Amstutz. «In Sachen

Jugend-Sportarbeit hatten wir beim

RCZ mit Heike immer eine äusserst

engagierte Ansprechpartnerin. Sie

hätte ihr letztes Hemd gegeben für die

sportliche Arbeit mit Jugendlichen.»

Bootstaufe: RCZ-Präsident Hansjakob Keller, seine

Frau Heidi (l.) und Georgette Fluck, 1995.

Der erfolgreiche Umbau des Bootshauses

– den Christoph Bauer dann in

die Obhut seines Nachfolgers Marc

Heggli legte – trug seinen Teil dazu bei,

dass das Mitgliederwachstum des

Ruderclubs Zürich weitergehen

konnte.

RCZ-Frauen auf dem Rotsee

Die sportliche Ausbeute des RCZ war in

den neunziger Jahren indes bescheiden:

Der Doppelzweier mit Stefan Henzi und

David Chiavacchi fuhr bei den Senioren II

den einen oder anderen Sieg an

nationalen Regatten heraus, und

Charles Eugster startete erfolgreich bei

den Masters. Erste Klopfzeichen von

erfolgshungrigen Frauen gab es auch:

An den Schweizermeisterschaften auf

dem Rotsee startete mit Barbara

Klarer und Nathalie Chiavacchi

1994 zum ersten Mal ein Frauen-Team

für den RCZ!

Ernst «Pömp» Rufli (1910–1996)

Lieber Herr Rufli

Als ich zum RCZ stiess, hatte man

als junger Ruderer noch zwanzig,

dreissig Stunden Kistentraining

zu absolvieren, bevor man endlich

zum ersten Mal in einer Jolle «aufs

Wasser gehen» durfte. Endlos lange

Zeiten verbrachten wir im feuchten,

kühlen Halbdunkel des Bootshauses,

meist mit Vater Back, einem

schlechtgelaunten, cholerischen

Zeitgenossen mit lautem Stimmorgan.

Unter seiner Fuchtel erlernte

ich die Grundzüge des Ruderns: fast

mechanisch, ohne zu verstehen. Wie

froh war ich jeweils, wenn er hie und

da fehlte! Dann durfte ich fast sicher

sein, dass Sie aufkreuzen würden.

Während ich mir in der Kiste gewaltig

Mühe gab, rannten Sie ums Bassin

herum, mit wehendem Mantel, den

Hut im Genick. «Nei, nöd esoo!»

Darauf setzten Sie sich jeweils

persönlich in die Kiste und begannen

– wenn sich der Mantel mal nicht

gerade in der Rollbahn verfangen

hatte – zu rudern. Dabei versuchten

Sie zu erklären. Ich verstand nicht

Ihre Worte, aber Ihre Bewegungen!

Es war einfach eine Augenweide. Sie

konnten nicht erklären, worauf es

ankommt: Sie mussten es mir zeigen.

Oft beteiligten Sie sich am Sonntagmorgen

an den Ausfahrten der

älteren Semester. Diese fanden

meist in der Jolle statt. Anfangs

– bis zur definitiven Aufnahme in

eine Regattamannschaft – hatte

ich hie und da das Glück, Ihrem

Boot (Sie selbstverständlich immer

am Schlag) zugeteilt zu werden. Es

war mir immer eine Ehre. Ich gab

mir heidenmässig Mühe; so sehr,

dass ich häufig Krebse produzierte.

Schon bald begannen die übrigen

Mannschaftsmitglieder, die teilweise

kaum besser ruderten, mich

RCZ-

Legenden

zu korrigieren und zu bearbeiten. Sie

hingegen nahmen mich immer wieder

in Schutz und reihten unerschütterlich

Schlag an Schlag.

Immer seltener ruderten Sie auf

dem See. Mir fiel auf, dass Ihr Einer

nicht mehr benützt wurde. Als ich Sie

darauf ansprach, gestanden Sie mir,

in Ihrem Alter hätten Sie Bedenken

zu kentern. Vor diesem Hintergrund

verkauften Sie mir Ihren letzten Skiff.

Plötzlich verschwanden Sie von der

Bildfläche. Diese Entwicklung bedauerte

ich sehr – konnte Sie aber gut

verstehen: Ihre früheren Kameraden

hatten sich langsam zurückgezogen

oder waren gestorben.

«Ihr» Boot in meinem Besitz wird die

Erinnerung an Sie aufrechterhalten

und mich noch während vieler Kilometer

begleiten.

Ich weiss, es wäre Ihnen unangenehm

gewesen, als «Legende» oder als

«Vorbild» bezeichnet zu werden. Für

mich werden Sie dies bleiben. Niemals

gaben Sie uns jungen Ruderern

das Gefühl, Sie seien etwas Besonderes.

Sie verliehen dem grossen Wort

«Vorbild» menschliche Züge.

Ich bin stolz, Sie gekannt zu haben.

Ihr Fredy «Stadi» Stadler

(PS: Dass ich Sie immer gesiezt, Sie

mich aber geduzt haben, hat mich

übrigens nie gestört!)

Dieser Nachruf erschien erstmals im Jahr 1996.

100 Jahre RCZ 31


Rubrik Chronik 2000 –2010

2000-

2010

© KEYSTONE/Sigi Tischler

Masters

of the RCZ

Das Lebensgefühl des Fin de Siècle

widerspiegelte sich auch im RCZ: Seit

1990 war Weiblichkeit im RCZ nicht

mehr nur an Festen gern gesehen,

sondern Frauen waren aktiv rudernde

Mitglieder des Clubs. Allerdings bis

1993 mit den selben Rechten, aber nicht

mit den selben Annehmlichkeiten. Die

wichtigsten und sichtbarsten Zeichen

der vollen Geschlechter-Fairness:

Hatten die Ruderinnen fast zehn Jahre

lang mit einem Kabäuschen von einer

sogenannten Garderobe vorliebnehmen

müssen, stand den weiblichen Mitgliedern

des RCZ mit dem Abschluss

des 1999 beschlossenen Umbaus des

Bootshauses die identische Infrastruktur

zur Verfügung wie den Männern.

Und mit diesem Umbau wurde das

Clubhaus Ende 2002 für alle ein

Ort nicht nur zum Rudern, sondern

auch, um Freundschaften zu pflegen

Die erfolgreichen RCZ-Masters an der Schweizermeisterschaft 2009.

Vorher und nachher: Der neue Zugang zum

Clubraum bringt Frische ins altbewährte

Holzhaus, 2002.

32

100 Jahre RCZ


Breitensport im RCZ: In der «Vogalonga»

unterwegs auf dem Zürichsee, 2003.

bei einem Kaffee / einem Bier oder

auch als exklusiver Seezugang.

In den Elite-Kategorien wurde kaum

mehr regattiert. Die Saisons wurden

von Veteranen und Junioren bestritten.

Der RCZ war in den neunziger Jahren

Anfang der nuller

Jahre entstanden

erste Junioren-

Renngemeinschaften

mit dem GC.

auch zu einem Ort geworden, an dem sich

Clubmitglieder in der Freizeit zum Bad

im See oder zum Picknick mit Familie

trafen. «Well-being» war an die Stelle

von Leistung getreten. Der Breitensport

hatte den Leistungssport nicht etwa

vertrieben, aber weitgehend ersetzt.

Eins und eins gibt drei

Erst langsam begann sich Heike Dynios

systematische Aufbauarbeit auszuzahlen:

Anfang der nuller Jahre entstanden

erste Junioren-Renngemeinschaften

mit GC. «Eins und eins gibt manchmal

eben drei», fasste der damalige RCZ-

Präsident Marc Heggli (im Amt 2002 bis

2008) die erfolgreiche Juniorenarbeit

zusammen: «GC und der RCZ standen

vor einer ähnlichen Herausforderung –

mit umgekehrten Vorzeichnen: Bei GC

gab es gute Trainer, viel Know-how und

Erfahrung, man hatte an der Sektionsversammlung

die Verstärkung des

Nachwuchses versprochen. Aber es

gab nicht genug Nachwuchs. Auch wir

standen punkto Verstärkung der Junioren

seit der letzten GV im Wort – und

plötzlich standen auch junge Menschen

auf der Matte, begierig zu rudern, aber es

fehlten die Trainer», so Heggli in einem

Editorial des RCZ-«Ruderblattes». Und

weiter: «Statt zu jammern, legten wir

Kompetenzen und Ressourcen zusammen,

und die Zusammenarbeit klappte:

Es gab sogar – seit langem mal wieder

– ein Oster-Trainingslager mit Junioren

von GC und RCZ. Am Obersee gediehen

Freundschaften, aus denen eine Renngemeinschaft

geboren wurde, die es bereits

im Jahr 1 auf den Rotsee schaffte. Der

RCZ hätte das alleine nie geschafft»,

schloss Heggli. 2009 übernahmen Kay

«Zusammenlegen der Kompetenzen»: Osterlager im

Schnee der RCZ- und GC-Junioren am Obersee, 2008.

Hofmann als Präsident und Tomas «Töm»

Kadlcik als Vizepräsident das Ruder

im RCZ. Mit unmittelbaren Folgen: Die

Leistungssportabteilung wurde aus dem

Dornröschenschlaf geholt. Die Renngemeinschaften

mit GC wurden aufgelöst

und – die wohl wichtigste Neuerung – wir

konnten den jungen deutschen Kaderathleten

Petr «Mani» Mansfeld vom Seeclub

Zürich als Cheftrainer verpflichten.

Nach seiner Einstellung kam es zu einer

einvernehmlichen Aufteilung: Heike

widmete sich damals im GC ausschliesslich

den Junioren, die meisten Jungs

wechselten deshalb zu diesem Zeitpunkt

zum GC. Die Juniorinnen blieben

im RCZ. Nur zwei Jungs blieben uns

damals erhalten. Diese damals noch

kleine und sehr junge Gruppe, allesamt

B- und C-Junioren, wuchs schnell und

Mein RCZ

«Mit 13 kam ich durch meine Sandkastenfreundin

Stephanie Blumenthal

in Kontakt mit dem RCZ. Ich wusste

sofort: Ich hatte ein zweites Zuhause

gefunden. Nur das Rudern packte

mich nicht sofort. Doch unsere damalige

Trainerin Heike Dynio sah das

Potenzial in Stephanie und mir, und

sie pushte uns. Nur vier Monate nach

unserer ersten Ausfahrt gewannen

wir an der Schweizermeisterschaft im

Junioren-Doppelvierer Silber. An diesem

Tag verliebte ich mich ins Rudern

– so sehr, dass ich das Hobby später

zu meinem Beruf machte.

In meiner mittlerweile zehnjährigen

RCZ-Karriere ist mir vor allem

ein Rennen in besonderer Erinnerung

geblieben. Es war 2014 an den ersten

Schweizermeisterschaften, bei denen

wir in der Elite-Kategorie starteten.

Zuerst holten Stephanie und ich Silber

im Zweier-ohne. Doch wir wollten

mehr und vor allem Gold im Doppelvierer.

Aber das Boot lief nicht: Wir

wurden nur Fünfte.

Zum Trübsalblasen blieben mir,

Stephanie, Julia und Tereza wenig Zeit.

Denn schon ging’s mit dem Achter

weiter. Den «kleinen» vier in unserem

Boot, Clio, Gianna, Marie Lou und Katharina,

gelang es, unsere Stimmung

wieder ins Positive zu drehen. Den

letzten Kick gab Trainer Mani mit einer

berührenden Rennbesprechung.

Der Start im Achter war für uns

alle eine Premiere. Und wir gewannen!

Mit einem hauchdünnen Vorsprung

von 0,16 Sekunden schlugen

wir die hochfavorisierten Frauen vom

Belvoir Ruderclub. Zum ersten Mal

waren wir Schweizermeister in einer

Elite-Kategorie und dann noch in der

Königsklasse geworden. Was für ein

Erfolg für uns und den RCZ!»

Pascale Walker, Jahrgang 1995, holte für den RCZ

bisher 16 Medaillen an Schweizermeisterschaften

und 3 an internationalen Titelwettkämpfen.

100 Jahre RCZ 33


Chronik 2000 –2010

beständig. Offenbar gefielen die Atmosphäre

und die Trainingskultur im RCZ

so sehr, dass es Mani gelang, eine eigene

Identität, mehr und mehr vom grossen

Bruder GC unabhängig, aufzubauen.

Als die erste Generation von RCZ-

Juniorinnen und -Junioren dann ins

Junioren-A-Alter wechselte, rückte

der Fokus immer mehr auf sportliche

Spitzenleistungen. Zum Beispiel auf

Pascale Walker, die zu einer der besten

Ruderinnen der Schweiz aufstieg.

Betrieb wie im HB zu Ferienbeginn

Im schönen Holzhaus zwischen Ruderclub-Villa

und Badi Mythenquai

war mittlerweile auch der Breitensport

zum Leben erwacht. Aus der Badi für

Menschen mit sportlichem Hintergrund

war eine Gruppe von Breitensportlern

Gold für eine RCZ-Frau: Jane Bogorad (3. v. r.) und

Carolina Lüthi an der SM 2002.

geworden, die nicht nur gross, sondern

dank Anfänger- und Fortgeschrittenenkursen

in Heikes Ruderschule auch fit

war und technisch gut rudern konnte.

Die Kehrseite der Erfolgs-Medaille: Wo

einst ein paar bettflüchtige Seelen in

beschaulicher Stille ihre Boote auf dem

spiegelglatten See wasserten, ging es

plötzlich zu wie zu Ferienbeginn auf dem

Hauptbahnhof: Man musste um Boote

kämpfen, man stand im Stau auf dem

Weg zum überfüllten Ponton, die Motorboote

der Trainer machten Lärm und

vor allem Wellen, ihre Megafone bellten

über den früher einmal ruhigen See.

Aus dem Breitensport war ein Fitness-

Sport geworden, RCZ-Mitglieder bestritten

Ruderfahrten auf bald jedem See

Im Havel-Dschungel: Der RCZ unterwegs auf der Mecklenburgischen Seenplatte, 2007.

der Schweiz, im Klöntal, an der Bilac, auf

dem Murten- und dem Neuenburgersee,

auf dem Po (Italien), der Vogalonga

in Venedig, der Traversée in Paris, in

«Mäcpomm», in Berlin, in Holland. Bald

gab es auch einen neuen Anlass auf

dem Zürichsee: das «Sunday Race» –

die Frauenregatta von Wollishofen zum

Steg des Belvoir Ruderclubs in Zürich.

Unter dem Präsidium Hofmann/Kadlcik

wuchs der RCZ nicht nur in alle Richtungen,

seine Strukturen und seine Organisation

wurden auch professionalisiert.

Daneben entwickelte Beat Rinderknecht

das mittlerweile schweizweit anerkannte

und angewandte Ruderschuh-Befestigungssystem

Clicko+. Ausserdem war

er es, der sich des in die Jahre gekommenen

und immer intensiver genutzten

Bootslagers annahm. In aufwendiger

Arbeit entwickelte er ein Konzept und

setzte es mit einigen anpackenden

Helferinnen und Helfern auch um.

Was dabei herausgekommen ist: ein

übersichtliches und robustes Lager für

unsere vielen Boote, Ruderhalter ohne

Durcheinander, alles perfekt beschriftet,

Breitensportler werden instruiert:

Technikkurs im RCZ, 2008.

so dass nun wirklich alle ihre Boote

und Ruder problemlos fanden.

Auch aus dem Wettkampfsport gab es

positive Nachrichten: Jane Bogorad,

die vom Belvoir Ruderclub Zürich zum

RCZ gewechselt hatte, wurde in einer

Renngemeinschaft im Doppelzweier

mit Caroline Lüthi vom RC Reuss-

Luzern 2002 Schweizer Meisterin.

Einige «junge Wilde»

wollten härter und

konsequenter

trainieren und den

RCZ wieder auf die

Regattabahn bringen.

Aber vor allem begann im ersten Jahrzehnt

des neuen Jahrtausends die Ära

der äusserst erfolgreichen RCZ-Masters.

Wie kam es dazu? Es gab eine Zeit beim

RCZ, da störten noch keine Jugendlichen

das beschauliche Vereinsleben.

Schlagzahlen über 21 wurden höchstens

beim Rahmschlagen in der Küche

erreicht, und die Boote waren noch aus

Holz. Einige «junge Wilde» wollten mehr,

härter und konsequenter trainieren und

setzten sich zum Ziel, den RCZ wieder

auf die Regattabahn zu bringen. Belächelt

von den ehemaligen Regattierenden,

trainierten sie bei Wind und Wetter,

hart und konsequent: ohne Trainer,

Begleitboot, Sportpsychologen oder

Ernährungsberater. Am Anfang stand ein

Team um Ghislain Eschmann – damals

Crossair-Pilot und heute buddhistischer

34

100 Jahre RCZ


Mönch in Sri Lanka –, Martin Zwimpfer,

Philipp Kaufmann, Martin Attinger, Martin

Gottini und den heutigen Präsidenten

Stephan Gantenbein. 2002 gewannen

unsere Masters zum ersten Mal eine

Schweizermeisterschaftsmedaille:

Silber im Doppelvierer mit Gantenbein/Kaufmann/Eschmann/Gottini!

Schönheit und Kraft

Die Crew erweiterte sich: Der spätere Präsident

Kay Hofmann sowie Hans-Peter

Güllich und Karsten Bromann wechselten

vom GC zum RCZ, weil es sich herumgesprochen

hatte, dass man im RCZ den

Masters neue Filippi-Rennruderbote

anvertraut hatte. Später stiessen auch

Jürg Gschwend, Richard Staub und

Töm Kadlcik dazu. Man fuhr zuerst im

Doppelzweier und im Doppelvierer. Mit

der Anschaffung des Empacher-Achters

Der RCZ in Turin: Gantenbein, Gottini, Rinderknecht

und Keller flankieren den italienischen Skiff-Meister

Alessio Sartoris (2,02 m), 2005.

«otto e mezzo» schalteten die Masters

noch einen Gang höher. Die Männer

setzten sich an die Riemen, pröbelten

an der Technik, drückten mit den Beinen,

holten sich Blasen an ganz neuen

Stellen und vertraten den RCZ stolz

beim Thalwiler, auf dem Sarnersee und

dem Rotsee, ja selbst in London beim

berühmten Head of the River Race. An

den Schweizermeisterschaften 2008

bis 2010 holten die Masters im Achter

zweimal Silber und einmal Bronze.

Die Aktivitäten wurden vielfältiger.

Neben dem Achterprojekt gab es

auch Einzelkämpfer, die sich mit den gut

400 Skiff-Ruderern in Turin oder

Schweizermeister im Master-Doppelzweier:

Jürg Gschwend (l.) und Stephan Gantenbein.

auf dem Wohlensee massen. Noch

jüngere und noch wildere Masters

versuchten sich an den Kurzstreckenrennen

in der Schweiz und im

Ausland. Und auch erste Damen-

Masters tauchten auf und suchten

nach verwegenen Partnerinnen.

Die Masters verloren allerdings etwas

von ihrem Nimbus als Spitzenruderer,

als die Junioren den staunenden Alten

zeigten, wie schnell und, vor allem, wie

schön man rudern kann. Die Masters

konterten mit den ersten Mixed-Booten,

in denen sie Schönheit und Kraft vereinen

wollten. Tatsächlich trainierten die

engagierten Frauen genauso hart und

konsequent wie die Männer, brachten

zudem Eleganz und Teamgeist ins Boot.

Endlich erhielten die Ruderinnen und

Ruderer auch technische Unterstützung

von erfahrenen TrainerInnen. Es wurde

weniger Kraft verpufft, die Boote liefen

besser und schneller, und alle hatten

grossen Spass. Immer mehr Ruderinnen

drängten in die Boote, bis ein eigener

Damenachter gebildet werden konnte.

Was jetzt noch fehlte

Fazit: Der RCZ entwickelte sich im neuen

Jahrtausend personell, organisatorisch,

sportlich und punkto Zustand

und Umfang des Bootsparks zu einem

State-of-the-Art-Club. Was jetzt noch

fehlte, war ein Raum für regelmässiges

Training – auch bei schlechtem Wetter.

It takes 4 to tango

RCZ-

Legenden

Manchmal fällt der Apfel ziemlich weit

vom Stamm. Eines Tages beschloss

Dorothée Fierz, ehemalige FDP- Regierungsrätin

des Kantons Zürich – angestachelt

durch eine WM-Silbermedaille

ihres rudernden Sohnes –, der notorisch

aufmüpfigen Stadt im Boot den

Meister zu zeigen. Es kam anders.

Am 5. November 2001 unterlag ihre

Crew auf der Rennstrecke zwischen

Seebecken und Hotel Storchen den

Stadträten mit Willy Küng (CVP), Monika

Weber (parteilos), Steuerfrau Kathrin

Martelli (FDP), dem Rechtskonsulenten

Peter Saile und dem Stadtpräsidenten

Josef Estermann (SP) am Schlag. Eigentlich

wäre dessen Parteifreund Elmar Ledergerber

auf dieser Position gesessen,

doch der spätere Stapi fiel wegen eines

Unfalls mit seiner Vespa aus.

Auf Drängen der Clubleitung des GC,

wo sie jeweils frühmorgens trainiert

hatten, beantragten die Politiker nach

ihrem Erfolg die reguläre Mitgliedschaft

für alle. Doch der Sportchefin

der Stadt und der mittlerweile angefixt

mitrudernden Präsidentengattin Magi

Estermann wurde an der GC-GV aus

Gendergründen der Eintritt verwehrt.

Küng und Estermann gingen daraufhin

zum RCZ. 2004 wurden sie zusammen

mit Monika Weber und Magi Estermann

in unseren Club aufgenommen.

Hier hätte es das stadträtliche

Team, verstärkt durch die Polizei-

Vorsteherin Esther Maurer (SP) – unter

Aufsicht von Heike Dynio –, zu Ruhm

und Ehre gebracht, wenn nicht das

südamerikanische Temperament von

Magi dem Zauber ein Ende gesetzt

hätte: Ihre grosse Leidenschaft – der

Tangotanz bis in die frühen Morgenstunden

– liess sich mit dem Frühsport

auf dem Wasserspiegel auf die Dauer

nicht vereinbaren. So zieht Esther

Maurer ihre Bahnen mittlerweile

unpolitisch – mit ihrem Mann.

100 Jahre RCZ 35


Rubrik Chronik 2010 –2020

Thors Töchter

«Ich habe den Eindruck, dass die meisten

Clubmitglieder nicht realisieren,

was für ein Hobby-Ruder-Paradies der

Ruderclub Zürich heute verkörpert»,

schrieb der grosse Charles Eugster,

damals schon fast neunzigjährig, im

RCZ-«Ruderblatt» Ende der nuller Jahre.

Dank Heike, ihrer Ruder-Schule, dem

Vorstand und vielen namenlosen Helferinnen

und Helfern sei «der Ruderclub

einmalig» geworden. «Die Einzigartigkeit

des RCZ» werde nicht oder viel

zu wenig geschätzt. Vieles werde «als

selbstverständlich wahrgenommen».

So habe der RCZ zweifelsohne «den

2010-

2020

Fit bis ins biblische Alter: RCZ-Idol Charles Eugster

(1919–2017) in Siegerpose.

besten Bootspark der ganzen Schweiz»,

rief Eugster den RCZlern in Erinnerung.

Und im Gegensatz zu den meisten

andern Clubs dürften im RCZ auch die

Hobbyruderer Rennboote benutzen.

Wie weiter im Paradies?

Eugsters Ausführungen waren ein Lob

aus berufenem Mund. Immerhin war

er zusammen mit Willy «Burki» Burkhart

nicht nur mehrfacher Schweizermeister

im Doppelzweier, Eugster, der

gelernte Zahnarzt und RCZ-Mitglied

seit den vierziger Jahren, gewann

zwischen 2000 und 2010 in verschiedenen

Altersklassen WM-Gold im Skiff.

Zudem hielt Charles, der 2017 knapp

98-jährig verstarb, den Weltrekord im

400-m-Lauf in der Klasse 95 plus.

Nicht zu bremsen: Die RCZ-Frauen an der Schweizermeisterschaft 2015.

Zum Paradies – so die Überzeugung des

neuen RCZ-Präsidenten Kay Hofmann

36

100 Jahre RCZ


© Ruth Walz

Erfolg ist ansteckend: Präsident Kay Hofmann, 2014.

– fehlte nur noch ein Fitnessraum.

Der wurde 2011 an der MV bewilligt.

Der damalige Breitensportchef und

Architekt Urs Keller schaffte das fast

Unmögliche. Er präsentierte – auch

dank rund 1000 Stunden Fronarbeit

der Clubmitglieder – genau im Zeitplan

und unter Budget den ausgebauten

Dachstock am Weihnachtsessen 2013.

Ab 2013 begannen

die jungen Ruderinnen,

Medaille um Medaille

zu gewinnen.

Die Juniorinnen und Junioren erwiesen

sich der perfekten Trainingsbedingungen

– Trainer und Trainingsräume – würdig:

Ab 2013 begannen die jungen Ruderer,

vor allem aber Ruderinnen des RCZ,

angespornt durch das Ausnahmetalent

Pascale Walker, Medaille um Medaille

zu gewinnen. An den Schweizermeisterschaften

2013 landeten von neun

gestarteten Juniorenbooten sieben auf

dem Podest. Allen voran Pascale, die

nicht weniger als drei Goldmedaillen

im Skiff, im Doppelzweier mit Ladina

Demarmels und im Doppelvierer mit

Stéphanie Blumenthal, Julia Rümmelein

und Ladina Demarmels erringen konnte.

Erfolg ist ansteckend: «Wenn unsere Leistungssportlerinnen

vom Ponton abstossen»,

zollte ein euphorischer Präsident

Hofmann dem nordischen Donnergott

im Jahr 2014 Respekt, dann gehe zwar

noch nicht direkt die Sturmwarnung los,

aber auf Donnerschläge müsse man sich

gefasst machen: «Thors Töchter haben an

der SM in einem atemberaubenden

Finale das prestigeträchtige Achterrennen

gewonnen. Schöner konnte man sich

die Jungfernfahrt unseres neuen

Flaggschiffes nicht vorstellen.» «Thors

Töchter», das waren Stephanie Blumenthal,

Pascale Walker, Tereza Langova,

Julia Rümmelein, Katharina Strahl,

Marie Louise Schubert, Clio Scheidegger,

Gianna Anastasia und Mara Wagner

am Steuer. >>>

Grandioser Frauen-Achter: Steuerfrau Mara Wagner, Stefanie Blumenthal, Pascale Walker, Tereza Langova,

Julia Rümmelein, Katharina Strahl, Marie Lou Schubert, Clio Scheidegger und Gianna Anastasia (v.l.) gewinnen

Gold an der Schweizermeisterschaft 2014.

Grosses Kino mit Bruno Ganz

Samstagmorgen, Delikatess-Abteilung

Globus City, irgendwann im Jahr

2017. Bruno Ganz (Bild) steht vor der

üppigen Früchteauslage. Seine

Miene: eine Mischung aus

Verwunderung, Ratlosigkeit

und Scheu.

Ich fasse mir ein Herz:

«Guten Tag, Herr Ganz!»

Wie reagiert der Schweizer Star,

Träger des Iffland-Ringes, der

höchsten Auszeichnung für einen

deutschsprachigen Schauspieler?

Er strahlt.

«Hallo! Heute Morgen schon mit

Heike auf dem Wasser gewesen?»

Ich bin selten sprachlos.

Der Mann muss mit einem

grandiosen Gedächtnis gesegnet

sein. Gut, ich war früher in

der Filmindustrie beschäftigt,

da ass man ab und zu mit

Prominenten.

Mit dem mittlerweile verstorbenen

Bruno Ganz gar mehr als

einmal: im Zusammenhang mit

der Lancierung des «Hitler»-

Blockbusters «Der Untergang»

und später beim Start des kleinen

Filmes über die italienische

Journalisten-Ikone Tiziano Terzani.

Solche Essen sind manchmal

zäh. Mit Bruno Ganz war das

anders, und wir kamen im

Laufe des Dinners auf sportliche

Aktivitäten zu sprechen.

Bruno Ganz, Method -Actor

der alten Schule, hatte sich als

Vorbereitung auf eine Filmrolle in ein

Ruderboot gewagt und sich Heikes

hartem Training ausgeliefert.

Das Filmprojekt fiel dann

allerdings ins Wasser.

Im Gegensatz zu Ganz, der sich ganz

ordentlich angestellt haben soll.

Text: Christian Gerig

RCZ-

Legenden

100 Jahre RCZ 37


Chronik 2010 –2020

Ein Ausflug in die Welt der Statistik

verdeutlicht für das Jahr 2015 die

ungeheure Stärke des RCZ auf nationaler

Ebene eindrücklich: Bei 160 Starts

an 25 verschiedenen Wettkämpfen im

In- und Ausland gab es 37 Siege, 35

zweite Plätze und 19-mal kamen die

Sportlerinnen auf dem dritten Rang ins

sie an den U-23-Europameisterschaften

zu Gold. An derselben EM gewann ein

weiteres grosses RCZ-Talent, Lara

Eichenberger, Silber im leichten Skiff.

Ein Jahr zuvor holte Eichenberger an der

U-23-WM im leichten Doppelvierer Silber.

Möglich wurden diese Erfolge dank

einem Trainerstab, der menschlich und

fachlich sehr viel Herz und Geschick

im Umgang mit den Juniorinnen und

Junioren an den Tag legte – vor allem

Silber für die Schweiz und den RCZ: Pascale Walker

an der U23-WM in Bulgarien, 2017.

sein Nachfolger Eberhard Rehwinkel

die Juniorinnen und Junioren des RCZ

nahtlos weiter von Erfolg zu Erfolg.

Doppelvierer-Gold: Lara Eichenberger, Pascale Walker,

Larssyn Staley und Myriam Sager (v.l.) an der SM 2017.

Ziel; mit andern Worten: Von allen Starts

im 2015 gab es 56% Podestplätze.

Immer wieder Walker

Seit 2015 setzt sich die gelernte Floristin

Pascale Walker auch international durch:

Von den U-23-Weltmeisterschaften kehrte

sie 2015 mit Bronze zurück und 2017

sogar mit Silber. Im Jahr 2017 ruderte

Trainer und Träger:

Peter Mansfeld.

auch dank der Rückkehr von Aaron

Dürst zum RCZ als Assistenztrainer.

Aufgegleist von Petr «Mani» Mansfeld

in enger Absprache mit Heike Dynio,

führte nach Manis Weggang in die USA

Der neue Head Coach, der junge Brite

Sam Glynn, will diese Erfolgsstory

zusammen mit Aaron Dürst natürlich

weiterführen. Der ehemalige Trainer

der GC-Junioren ist zuversichtlich und

sprüht vor Tatendrang: «Wir haben

grossartige Persönlichkeiten und Rudernde

mit grossem Potenzial in unseren

Teams», freut sich Sam. Das Kader sei

zwar noch klein, gibt er zu bedenken,

«aber Aaron und ich werden alles tun, um

mit Kreativität und Energie die Mannschaft

stetig zu vergrössern und eine für

alle Rudernden lebhafte, anregende und

inspirierende Atmosphäre zu schaffen».

Teamgeist auch in Zivil: Assistenztrainer Aaron Dürst, Carla Sgobbo, Mara Bless, Tim Turnheer, Nik Zimmerli,

Gianna Anastasia (hinten, v.l.); Marie Lou Schubert, Clio Scheidegger, Julian Budliger, Myriam Sager (vorn, v.l.).

Das Leistungssportteam des RCZ sei

für unmittelbare Erfolge bereit, und

gleichzeitig gebe es eine Basis für ein

langfristiges Wachstum. «Wir haben eine

breite und fitte Frauen-Mannschaft, und

die Basisarbeit über alle Bootskategorien

hinweg, bis hin zum Frauenachter, reizt

mich jeden Tag.» Die Juniorinnen könnten

auf eine längere Aufbauarbeit zurückgreifen

als das noch junge männliche

Senioren-Team – doch das Coaching beider

Gruppen mache seine Arbeit spannend

und abwechslungsreich. «Es macht

Spass, zu sehen, wie sich die beiden

Gruppen – die ich mit Absicht zusammen

trainiere – gegenseitig anstacheln und zu

Höchstleistungen antreiben.» Abgesehen

davon, sagt Glynn, sei die Arbeit in

gemischten Trainings für alle kurzweiliger

und dem Zusammenhalt zuträglich.

38

100 Jahre RCZ


Und weil Erfolg nicht nur viele Väter

und Mütter, sondern auch viele Ruderclubs

hat, sonnt sich der RCZ auch im

Licht der Serien-Skiff-Goldmedaillen-

Gewinnerin Jeannine Gmelin. Sie

Eindrücklich: RCZ-Trainer Eberhard Rehwinkel

wird von seinem Team gefeiert.

rudert zwar für den Ruderclub Uster,

ist aber auch im Bootshaus des RCZ

anzutreffen, wo sie Mitglied ist und

von wo aus sie manchmal trainiert.

Hoffnungsvolle Jungs

Erfolgsmeldungen gab es 2019 auch von

den RCZ-Jungs: Nach langer Absenz bei

den Junioren gewannen Tim Thurnherr

und Julian Budliger im Zweier-ohne und

zusammen mit Leon Adamus und Fabian

Koch im Vierer-ohne die Silbermedaille.

Die RCZ-Jungs feiern Erfolge: Robert Bachmann und

Jonas Brun an der Sprintregatta Sursee 2019.

Das Jahr 2019 schloss ab mit einer

ersten RCZ- Beteiligung an den World

Rowing Coastal Championships. Cosima

Giannachi, Ursina Roesch, Cornelia

Wodnik, Lara Eichenberger und Steuerfrau

Cordula Voegtle qualifizierten sich in

Hongkong unter Schweizer Flagge im

Doppelvierer für den A-Final und erkämpften

sich den glanzvollen 14. Rang.

Der Vorstand unter der Obhut des

neuen Präsidenten Stephan Gantenbein

(seit 2016) und der Vizepräsidentin

Sigrid Viehweg (seit 2018) verlor

aber trotz den überragenden Wettkampfleistungen

nie den Anspruch

des RCZ aus den Augen, auch ein

Verein für den Breitensport zu sein.

Gold: Lara Eichenberger gewinnt im leichten Skiff

an der Hügelregatta in der Kategorie U23, 2018.

Einem besonderen Höhepunkt im

grossen RCZ-Jubiläumsjahr fiebert der

ganze Club schon jetzt entgegen.

Es könnte sein, dass mit Pascale Walker

und Jeannine Gmelin zum ersten Mal

nach München 1972 in Tokio 2020 wieder

waschechte RCZ-Mitglieder bei

Olympischen Spielen an den Start

gehen werden!

Neuer Leistungssport-Trainer: Sam Glynn mit

den strahlenden RCZlerinnen nach dem Sieg

am Reusssprint 2019.

Mein RCZ

«Mein Bruder ist seit mehreren

Jahren Leistungssportler im RCZ. An

all seinen Regatten war ich mit dabei

und trug am liebsten seine Ruder

und auch die der anderen RCZ-

Athleten zum Steg hinunter. Vor drei

Jahren – ging auch ich in ein Probetraining

und bin seither dabei.

Sinnlos früh aufstehen, Sonnenaufgang

über dem Zürichsee, die

Ruhe geniessen und mich voll aufs

Training konzentrieren – das ist es,

was mich am Rudern fasziniert. Es

sind aber auch diese Momente im

Rennen, bei denen ich im Nachhinein

sagen kann: «Ich habe mein Bestes

gegeben.» Im Winter frühmorgens

bei Minustemperaturen aufs Wasser

zu gehen, finde ich toll.

Mein Fazit ist: Die Natur, das

Draussensein – egal, bei welcher

Temperatur –, das ist es, was mich

begeistert.

Der RCZ ist ein Club, in dem

Menschen aller Altersklassen, jeder

Herkunft und jeder Art willkommen

sind. Schon als ich nur zum Rudertragen

als absolut Jüngster zu den

Regatten kam, wurde ich von der

Gruppe gut aufgenommen. Egal, ob

Leistungs- oder Breitensportler, man

grüsst sich immer.

Ich habe viele sportliche Ziele, wie

zum Beispiel, einmal eine Saison zu

dominieren. Viele davon sind sicher

mehr Träume als Ziele – zum Beispiel,

Welt- oder gar Olympiasieger

zu werden.

Mein grösstes – und in den nächsten

15 Jahren vielleicht zu erreichendes

– Ziel ist es, Schweizermeister

zu werden.»

Christian Budliger, Jahrgang 2006,

ist U15-Junior beim RCZ. Er rudert seit

rund einem Jahr im RCZ-Regattateam.

100 Jahre RCZ 39


Facts & Figures

RCZ-Medaillenspiegel

OLYMPIA

1936 in Berlin

Silber (Vierer-mit, Hermann Betschart,

Hans Homberger, Alex Homberger,

Karl Schmid, Steuer Rolf Spring)

Bronze (Vierer-ohne, Hermann

Betschart, Hans Homberger,

Alex Homberger, Karl Schmid)

WELTMEISTERSCHAFTEN

2000 bis 2010

Gold Charles Eugster (1999 bis 2017)

gewinnt in seiner jeweiligen

Altersklasse

2015 in Bulgarien (Plowdiw, U23)

Bronze (Skiff, Pascale Walker)

2017 in Bulgarien (Plowdiw, U23)

Silber (Skiff, Pascale Walker)

EUROPAMEISTERSCHAFTEN

1925 in Prag

Gold (Vierer-ohne, als Rgm. Zürcher

Regattaverein, Kurt Pfeiffer,

Alfred Probst, Hermann Haller,

Arthur Dreyfus)

1933 in Budapest

Silber (Zweier-ohne, Ernst

Rufli, Karl Schmid)

1934 in Luzern/Rotsee

Silber (Vierer-ohne, H. Betschart,

M. Schuler, A. Homberger, K. Schmid)

1935 in Berlin

Gold (Vierer-ohne, Hermann

Betschart, Hans Homberger,

Alex Homberger, Karl Schmid)

Silber (Achter, H. Steiner, E. Rufli,

R. Homberger, M. Schuler,

H. Betschart, A. Homberger,

K. Schmid, Steuer A. Hegetschweiler)

1937 in Amsterdam

Silber (Vierer-ohne, H. Betschart,

O. Neuenschwander, W.Schweizer,

K. Schmid)

1938 in Mailand

Gold (Vierer-ohne, Hermann

Betschart, Oskar Neuenschwander,

Werner Schweizer, Karl Schmid)

Bronze (Skiff, E. Rufli)

1947 in Luzern/Rotsee

Bronze (Vierer-ohne, H. Betschart,

E. Rufli, G. Oehninger, K. Schmid)

Bronze (Skiff, Hansjakob Keller)

1949 in Amsterdam

Bronze (Skiff, Hansjakob Keller)

2017 in Polen (Kruszwica, U23)

Gold (Skiff, Pascale Walker)

Silber (Leichter Skiff,

Lara Eichenberger)

2018 in Weissrussland (Brest, U23)

Silber (leichter Doppelzweier,

Sofia Meakin – Club d’Aviron

Vésenaz –, Lara Eichenberger)

2019 in Griechenland (Ioannina, U23)

Bronze (Vierer-mit, mit RCZ-

Steuerfrau Carla Sgobbo)

Bronze (Doppelvierer, Andrea Fürholz)

HENLEY

1935: Vierer-ohne (Steward-Cup,

H. Betschart, H. Homberger,

A. Homberger, K. Schmid)

Skiff (Diamond Sculls, Ernst Rufli)

1936: Vierer-ohne (Steward-Cup,

H. Betschart, H. Homberger,

A. Homberger, K. Schmid)

Skiff (Diamond Sculls, Ernst Rufli)

Achter (Grand Challenge,

W. Schweizer, F. Feldmann,

R. Homberger, O. Neuenschwander,

H. Betschart, H. Homberger,

A. Homberger, K. Schmid,

Steuer R. Spring)

1939: Vierer-ohne (Steward-Cup,

H. Betschart, E. Rufli,

W. Schweizer, K. Schmid)

SCHWEIZER-

MEISTERTITEL

1924 Vierer Yole-de-mer

1925 Vierer-ohne

1926 Achter

1933 Vierer-mit/Vierer-ohne/Zweier-ohne

1934 Vierer-mit / Vierer-ohne /

Zweier-ohne / Skiff / Achter

1935 Vierer-mit / Vierer-ohne / Zweierohne

/ Zweier-mit / Doppelzweier / Achter

1936 Vierer-mit / Vierer-ohne / Zweier-mit /

Doppelzweier / Achter

1937 Vierer-mit / Vierer-ohne / Achter

1938 Vierer-mit / Vierer-ohne /

Skiff / Doppelzweier / Achter

1939 Vierer-mit / Vierer-ohne /

Skiff / Doppelzweier / Achter

1941 Vierer-mit / Vierer-ohne /

Skiff / Zweier-ohne

1942 Vierer-mit / Vierer-ohne / Skiff /

Zweier-ohne / Doppelzweier / Achter

1943 Vierer-mit / Vierer-ohne / Skiff /

Achter

1944 Vierer-mit / Vierer-ohne /

Doppelzweier / Achter

1946 Achter

1947 Vierer-ohne / Zweier-ohne / Skiff

1948 Skiff

1949 Skiff

1951 Vierer-ohne (Renngemeinschaft

mit Willy Burkhart)

1967 Vierer-mit (Renngemeinschaft

mit H.-P. Kneubühler) / Achter (Renngemeinschaft

mit H.-P. Kneubühler)

1969 Vierer-mit (Renngemeinschaft

mit H.-P. Kneubühler) / Achter (Renngemeinschaft

mit H.-P. Kneubühler)

1978 Achter (Renng. mit Otto Ernst)

1980 Doppelvierer (Renng. mit O. Ernst)

2002 Leichter Doppelzweier (Renngemeinschaft

mit Jane Bogorad)

2005 Doppelzweier (Masters)

2011 Doppelzweier (Masters)

2013 Skiff (Juniorinnen U19) /

Doppelzweier (Juniorinnen U19) /

Doppelvierer (Juniorinnen U19)

2014 Achter (Seniorinnen) /

Doppelvierer (Juniorinnen U19)

Mixed-Doppelvierer (Masters)

2015 Achter (Seniorinnen) /

Zweier-ohne (Seniorinnen)

2017 Doppelvierer (Seniorinnen) /

Doppelzweier (Leichte Seniorinnen)

2018 Doppelvierer (Seniorinnen)

40

100 Jahre RCZ



Facts & Figures

Kilometer pro Jahr

Top 25

5000 km Heike Dynio (2004)

4321 km Pascale Walker (2017)

4204 km Heike Dynio (2003)

3975 km Pascale Walker (2018)

3748 km Markus Walker (2010)

3696 km Markus Walker (2011)

3650 km Heike Dynio (2002)

3584 km Heike Dynio (1997)

3480 km Pascale Walker (2016)

3458 km Daniel Seiler (1993)

3285 km Willy Burkhart (1992)

3214 km Markus Walker (2012)

3176 km Arthur Vogt (1975)

3151 km Willy Burkhart (1994)

3072 km Hansjakob Keller (1987)

3053 km Hansjakob Keller (1991)

3048 km Hermann Betschart (1935)

3041 km Thomas Macher (1972)

3039 km Heike Dynio (2001)

3030 km Heike Dynio (2000)

2984 km Willy Burkhart (1989)

2979 km Otto Ernst (1978)

2959 km Otto Ernst (1974)

2892 km Markus Walker (2015)

2787 km Willy Burkhart (1982)

Nicht weniger als 80 Mal

erhielten die RCZler den

begehrten Wimpel und

trugen so zu einem wahren

Flaggen-Arsenal bei.

Jahrhundertvergleich

2018

Ø 502,2 km

pro Mitglied

2018 wurden im RCZ von den 339

Aktiven total 170 259 km gerudert:

Rekord! Jedes aktive Mitglied ruderte

im Durchschnitt also 502,2 km.

1934

Ø 1205,5 km

pro Mitglied

1934 waren es bei 40 aktiven

Mitgliedern insgesamt 48 220

geruderte Kilometer, was einem

Durchschnitt von 1205,5 km

enspricht. Jeder Einzelne ruderte

mehr als doppelt so viel wie heute!

Präsidenten

1921 Alex Biondi

1922–1923 Carl Ditting

1924–1927 Henry Gowthorpe

1928–1932 Heinrich Graf

1933 Hans Feldmann

1934 August Hegetschweiler

1935–1937 Heinrich Graf

1938–1948 Willy Gugerli

1949–1952 Karl Schmid

1953–1954 Robert Stolz

1955–1960 Gustav Wittwer

1961–1979 Armin Notz

1980–1983 Beat Germann

1983–1995 Hansjakob Keller

1996–2001 Christoph Bauer

2001–2008 Marc Heggli

2009–2015 Kay Hofmann

2016– Stephan Gantenbein

Mitgliederentwicklung

1920 – 2020

Jahr Total Aktive

1921 60 34

1935 155 41

1948 109 38

1955 159 30

1968 149 20

1972 152 27

1986 136 48

1998 228 161

2009 407 294

2020 477 389

Vorstand per 1.1.2020

Präsident: Stephan Gantenbein

Vizepräsidentin, Aktuarin und

Schlüsselverwaltung: Sigrid Viehweg

Anlässe: Corinne Hörger

Bootshaus: Markus Walker

Breitensport: Beat Soller

Kassier: Michael Schnetzer

Kommunikation: Gudrun Kofler

Leistungssport: Maries van den Broek

Material: Heiner Zweifel

Beisitz: Marie Louise Schubert

42 100 Jahre RCZ


Herzliche

Gratulation

Lunge Zürich wünscht dem Ruderclub

Zürich alles Gute zum 100. Geburtstag

und weiterhin «guet Schnuuf»!

Dr. Michael Schlunegger,

Geschäftsführer Lunge Zürich

Wir gratulieren dem Ruderclub Zürich

herzlich zum 100-jährigen Bestehen

und zu den hervorragenden

Leistungen der Mitglieder auf

und neben dem Wasser! Wir sind stolz,

dass wir euch unterstützen dürfen.

Kay Hofmann, Partner der

GRP Gloor Ruggli Partner

Wir gratulieren dem Ruderclub Zürich

zum 100. Geburtstag und wünschen ihm

mindestens weitere 100 erfolgreiche

Jahre!

Ihre Herz-Klinik Zürich, Patric Biaggi

Prävention, Diagnostik und Behandlung

Ich gratuliere dem Ruderclub Zürich

zum 100. Geburtstag und wünsche

ihm weitere 100 erfolgreiche Jahre!

Roger Kundert

Ein Jubiläum ist eine gute Gelegenheit,

auf das Erreichte zurückzublicken und

sich neue Ziele für die Zukunft zu

setzen. Herzlichen Glückwunsch zum

100. Geburtstag! Wir wünschen weiterhin

viel Erfolg und Freude am Sport – und

dass alle in die gleiche Richtung rudern!

Kulturprozent

Genossenschaft Migros Zürich

Was uns mit dem RCZ verbindet, ist

das perfekte Handwerk! Herzlichen

Glückwunsch zum 100. Geburtstag

und viel Geschick für weitere hundert

Jahre Erfolgsgeschichte!

Max Schweizer AG, Handwerk am Bau,

Beat Soller, Gestaltung & Kommunikation

Generalagentur

René Schreiber

100 Jahre Ruderclub Zürich – das

verdient einen kräftigen Applaus!

Herzliche Gratulation vom

Gadola-Team!

Wir gratulieren dem RCZ zum

100-Jährigen und freuen uns, weiterhin

gemeinsam mit Leidenschaft und

Herzblut übers Wasser zu gleiten.

Alberto Bonizzi AG

100 Jahre jung geblieben und

sportlich immer vorne mit dabei:

Lieber RCZ, wir gratulieren dir herzlich

zum runden Geburtstag!

Dein Team von cash-banking by

bank zweiplus

100 Jahre RCZ 43


www.rcz.ch

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