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Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

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<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Archivtage</strong><br />

einzige europäische Macht, die das Deutsche Reich noch unterstützte. <strong>Die</strong> Wahl<br />

Wiens hatte zwar keinerlei Auswirkung auf die Politik, jedoch ist dies als Akt mit<br />

großer Symbolkraft zu werten. Auch fühlten sich die deutschen Archivare den<br />

österreichischen sehr verbunden. <strong>Die</strong>s zeigte schon die Ansprache Dr. Wiegands, bei<br />

<strong>der</strong> Eröffnung des ersten <strong>Archivtage</strong>s 1899. So begrüßte er auf das Herzlichste die<br />

Kollegen aus Österreich, die laut Wiegand mit ihrer Anwesenheit bewiesen, dass<br />

„über die Grenzpfähle hinaus das Bewußtsein gemeinsamer Pflichten und deutscher<br />

Stammesverwandtschaft reicht.“ 14<br />

<strong>Die</strong>ser sechste Archivtag, <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> nicht <strong>im</strong> Deutsche Reich stattfand, wurde wie<br />

<strong>im</strong> Jahr zuvor am 24. September eröffnet. Der Direktor des k.u.k. Kriegsarchivs,<br />

Feldmarschall-Leutnant E. Woinivich von Belobreska wurde zu dessen Vorsitzenden<br />

gewählt. In seiner Ansprache wies er auf die Wichtigkeit <strong>der</strong> <strong>Archivtage</strong> hin, da sich<br />

auch die Besitzer von Privatarchiven durch die <strong>Archivtage</strong> angeregt fänden, ihre<br />

Archive nach mo<strong>der</strong>nen Grundsätzen zu ordnen und sie <strong>der</strong> Forschung zugänglich zu<br />

machen.<br />

<strong>Die</strong> Redner des Wiener <strong>Archivtage</strong>s kamen in jenem Jahr nicht nur aus dem<br />

<strong>Deutschen</strong> Reich. So referierte Archivdirektor Prof. Dr. Mell aus Graz über „Archive<br />

und Archivwesen einer österreichischen Landschaft (Steiermark)“. Reichsarchivar<br />

Dr. Secher aus Kopenhagen, welcher schon auf dem vorherigen Archivtag in<br />

Bamberg zu Wort kam, brachte den Zuhörern dieses Mal die Ordnungsprinzipien des<br />

dänischen Archivwesens näher. Archivdirektor Dr. Eugen Schnei<strong>der</strong> berichtete über<br />

den Archivalienschutz in Württemberg, womit die Thematik <strong>der</strong> letzten beiden<br />

<strong>Archivtage</strong> wie<strong>der</strong> aufgegriffen wurde.<br />

Den wahrscheinlich interessantesten Vortrag hielt Archivrat Dr. Adolf Warschauer,<br />

Professor an <strong>der</strong> Akademie in Posen. Er berichtete über die „Photographie <strong>im</strong><br />

<strong>Die</strong>nste <strong>der</strong> archivalischen Praxis“. So nutzten Archive <strong>im</strong>mer noch das System <strong>der</strong><br />

nassen Platten, da dadurch schärfere Bil<strong>der</strong> hergestellt werden könnten. War eine<br />

Urkunde jedoch vergilbt o<strong>der</strong> schwer lesbar, griffen Archive auf die<br />

Trockenplattentechnik zurück, um die Akte abzulichten. <strong>Die</strong>se Trockenplatten waren<br />

jedoch für gelbe und rote Farben nicht empfänglich. Daher wurden, so Warschauer,<br />

Versuche mit roten bzw. gelben Filtern durchgeführt, welche erstaunliche Ergebnisse<br />

lieferten. So wurden angeblich schwer lesbare Urkunden auf den Fotos deutlicher.<br />

14 Ansprache Dr. Wiegand in: KB 47 Jg. (1899) Nr. 11/12.<br />

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