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Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

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<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Archivtage</strong><br />

Kongress und ließ dem Vorstand des Historikerverbandes zwei Schreiben<br />

zukommen, in denen gegen die „Verletzung <strong>der</strong> Gastfreundschaft durch die am<br />

Eröffnungstag ... vorgelesene Erklärung des Verbandes“ 203 protestiert wurde. In<br />

dieser Erklärung hatte es <strong>der</strong> Verband abgelehnt, mit „Trägern eines Kurses<br />

Gespräche zu führen, <strong>der</strong> die Wissenschaft politischen Zwecken dienstbar gemacht<br />

hätte.“ 204 Weiter war zu lesen, dass sich die Historiker bei<strong>der</strong> deutscher Staaten<br />

gegenüber stehen würden und zwei entgegengesetzte politische Perspektiven<br />

vertreten. „Frieden, Demokratie und Sozialismus auf <strong>der</strong> einen, Imperialismus,<br />

Militarismus und Krieg auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.“ 205 Darauf verfasste <strong>der</strong><br />

Historikerverband eine Erklärung, die sich auf die Schreiben <strong>der</strong> DDR Delegation<br />

bezog. In dieser hieß es, dass den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Delegation keineswegs von<br />

vornherein das Wort entzogen worden war. <strong>Die</strong>s geschah erst, als sie nicht zu den<br />

jeweiligen Themen sprachen o<strong>der</strong> politische Erklärungen verlesen wollten. <strong>Die</strong><br />

wissenschaftliche Diskussion sollte nicht unterbunden werden, doch wollten sich die<br />

Verantwortlichen ihre Tagung nicht durch politische Propaganda stören lassen. 206<br />

In <strong>der</strong> DDR fiel die Reaktion auf die Vorkommnisse hart aus, wie ein Artikel in <strong>der</strong><br />

Zeitschrift „Neues Deutschland“ vom 27. September 1958 deutlich zeigte. Unter <strong>der</strong><br />

Schlagzeile „DDR-Historiker am Reden gehin<strong>der</strong>t!“ konnte folgendes gelesen<br />

werden: „ Wissenschaftler aus <strong>der</strong> DDR erlebten auf <strong>der</strong> am Donnerstag eröffneten<br />

Jahrestagung des westdeutschen Verbandes <strong>der</strong> Historiker eine Behandlung, die von<br />

<strong>der</strong> verständigungsfeindlichen Politik des Lemmer – Ministeriums 207 und <strong>der</strong><br />

Zentrale für psychologische Kriegsführung <strong>im</strong> Bonner Kriegsministerium best<strong>im</strong>mt<br />

ist. Schon bei Eröffnung <strong>der</strong> Konferenz verungl<strong>im</strong>pfte <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />

Verbandes, Prof. Dr. Hermann Aubin (Freiburg) die <strong>im</strong> März in <strong>der</strong> DDR gegründete<br />

Deutsche Historiker-Gesellschaft und die DDR überhaupt. Trotz <strong>der</strong> Anwesenheit<br />

von Gästen aus <strong>der</strong> DDR behauptete er – angeblich <strong>im</strong> Namen des gesamten<br />

westdeutschen Verbandes – die Verbindungen <strong>der</strong> Wissenschaftler würden durch die<br />

Gründung <strong>der</strong> Historiker-Gesellschaft in <strong>der</strong> DDR zerschnitten. Sein Angriff ließ<br />

203<br />

„Abschluß <strong>der</strong> Historiker-Tagung“ in: Trierischer Volksfrund, 29.09.1958, 83. Jg, o.S.<br />

204<br />

„Vertreter <strong>der</strong> Sowjetzone wollten sprechen“ in: Trierischer Volksfreund, 26. 09.1958, 83. Jg.<br />

Nummer 223, S. 1.<br />

205<br />

Der Archivar, 11. Jg. 1958, Nr. 4, Sp. 346.<br />

206<br />

„Abschluß <strong>der</strong> Historiker-Tagung“ in: Trierischer Volksfreund, 29.09.1958, 83. Jg. o.S.<br />

207<br />

Gemeint war das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen. Bundesminister war von 1957 bis<br />

1962 Ernst Lemmer, daher Lemmer-Ministerium aus: „Meyers enzyklopädischen Lexikon“, Band<br />

14“, 1975, S. 804.<br />

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