22.12.2012 Aufrufe

Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Archivtage</strong><br />

3.4 <strong>Die</strong> innerdeutsche Abgrenzung<br />

Im September 1958 kam es auf dem Trierer Historikertag zu einem Eklat, <strong>der</strong> zwar<br />

mit den <strong>Archivtage</strong>n nicht direkt in Verbindung stand, diese und die Beziehungen<br />

zwischen den Archivaren <strong>der</strong> DDR und BRD jedoch indirekt beeinflusste.<br />

So sahen die Teilnehmer auf dem gesamten Historikertag unschönen Szenen, als den<br />

Gästen aus <strong>der</strong> DDR wie<strong>der</strong>holt die Redeerlaubnis verweigert wurde, wenn diese<br />

sich zu Wort meldeten. Ausschlaggebend dafür war eine Äußerung des Vorsitzenden<br />

des Verbandes Deutscher Historiker, Prof. Aubin, in seiner Eröffnungsrede. Er<br />

wandte sich deutlich gegen die „gewaltsame Zerreisung <strong>der</strong> Einheit deutscher<br />

Wissenschaft durch die sowjetzonalen Behörden“. <strong>Die</strong>se sei Ergebnis <strong>der</strong><br />

Blockierung <strong>der</strong> Annahme von Forschungsaufträgen, <strong>der</strong> Mitarbeit in <strong>der</strong><br />

Historischen Zeitschrift und Berufungen von Gelehrten <strong>der</strong> DDR auf Lehrstühle in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik gewesen. Daneben wurde Gelehrten <strong>der</strong> Doktorgrad aus<br />

politischen Gründen aberkannt. Auch die Gründung <strong>der</strong> eigenen<br />

Historikergesellschaft wurde von Aubin abgelehnt. 201 In <strong>der</strong> Abteilung<br />

„Osteuropäische Geschichte“ kam es dann zu einem Eklat. Nach dem Vortrag von<br />

Professor Dr. G. Stökl meldete sich <strong>der</strong> Rektor <strong>der</strong> Martin-Luther-Universität Halle-<br />

Wittenberg, Professor Dr. Leo Stern, zu Wort. Der Vorsitzende, Professor Dr. von<br />

Reuth, wies jedoch Stern darauf hin, dass nach „verschiedenen unliebsamen<br />

Vorkommnissen Gespräche mit Vertretern <strong>der</strong> Ostzone nicht erwünscht seien“. 202<br />

Damit bezog er sich auf den Beitrag von Frau Dr. Welskopf-Henrich, Mitglied <strong>der</strong><br />

DDR-Delegation, die nach <strong>der</strong> Rede Aubins versucht hatte, einen politischen Vortrag<br />

zu halten. Nachdem Stern trotz seiner Beschwerden kein Re<strong>der</strong>echt erhielt, verließ er<br />

mit drei Kollegen den Saal. In den Abteilungssitzungen „Kirchen- und<br />

Zeitgeschichte“ kam es zu ähnlichen Zwischenfällen. Dort meldeten sich Prof.<br />

Schilfert und Engelberg zu Wort. Mit dem Hinweis, er versuche entgegen dem<br />

internationalen wissenschaftlichen Brauch einen nicht auf das Diskussionsthema<br />

bezogenen Beitrag einzubringen, wurde Prof. Schilfert das Wort entzogen. Prof.<br />

Engelberg wollte sich in seinem Beitrag noch einmal auf die Rede Aubins beziehen<br />

und wurde deswegen unterbrochen. Daraufhin verließen auch sie den jeweiligen<br />

Saal. Unter Protest verließ die 23 Mitglie<strong>der</strong> zählende Delegation <strong>der</strong> DDR den<br />

201 Vgl. Der Archivar, 11. Jg. 1958, Nr. 4, Sp. 346.<br />

202 „Vertreter <strong>der</strong> Sowjetzone wollten sprechen“ in: Trierischer Volksfreund, 26. 09.1958, 83. Jg.<br />

Nummer 223, S. 1.<br />

59

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!