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Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

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<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Archivtage</strong><br />

<strong>Die</strong> westdeutschen Archivare befanden sich hinsichtlich dieser Einladungen in einer<br />

moralischen Zwickmühle. Ein Für und Wie<strong>der</strong> abwägend befragte Prof. Dr. Schnath,<br />

Direktor des Staatsarchivs Hannover, am 24. April 1952 Dr. Vollmer hinsichtlich <strong>der</strong><br />

„ominösen Einladung zu dem We<strong>im</strong>arer Kongreß“ 148 , wie man sich verhalten solle.<br />

Amtlich hätte „man natürlich hier starke und begründete Bedenken. Es ist in <strong>der</strong> Tat<br />

<strong>im</strong>mer misslich und kann falsch gedenket werden, wenn man zu einer sowjetzonalen<br />

Fachveranstaltung fährt, und noch dazu als Ehrengast <strong>der</strong> DDR, wo man <strong>der</strong> Gefahr<br />

ausgesetzt ist, politisch missbraucht o<strong>der</strong> gar vergewaltigt zu werden und unter<br />

Umständen westdeutsche Staffage für eine <strong>der</strong> bekannten kommunistischen<br />

Resolutionen zu werden. ... Aber an<strong>der</strong>erseits spricht doch auch viel dafür, keine<br />

Möglichkeit auszuschlagen, die fachliche Einheit aller deutschen Archivare zu<br />

dokumentieren. Unsere Freunde in <strong>der</strong> Ostzone rechnen darauf, mögen sie auch –<br />

was wie<strong>der</strong>um eingewandt wird – bei <strong>der</strong> Veranstaltung nur Puppen politischer<br />

Drahtzieher sein. Schließlich wollen und wünschen wir ja auch, daß sie zu unserem<br />

Archivtag kommen. <strong>Die</strong> westdeutschen Archivverwaltungen müssten sich meines<br />

Erachtens jetzt schnell einigen, was geschehen soll. ... Man sollte m.E. einigen von<br />

uns die Teilnahme freigeben, Leuten die einerseits zuverlässig, an<strong>der</strong>erseits nicht zu<br />

prominent sind. Sie müssten gegen den Vorwurf aus den eigenen Reihen gedeckt<br />

werden, kommunistische Parteigänger o<strong>der</strong> unsichere Kantonisten zu sein, sie<br />

müssten ferner, <strong>der</strong> Einladung entsprechend, nur als Privatleute fahren und sollten<br />

sich we<strong>der</strong> als Spione des Westens noch als Rückversicherer, son<strong>der</strong>n als Archivare<br />

unter Archivaren geben. Der bedenklichen politischen Veranstaltung am<br />

Eröffnungstage würde ich für meine Person unter irgendeinem Vorwand fernbleiben.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer aus dem goldenen Westen werden ja auch sonst noch allerlei zu<br />

schlucken bekommen. ... Wie denkt man bei Ihnen über diese verwickelte Frage? In<br />

unserem Beobachtungsbereich sind bisher Einladungen an folgende Herren bekannt<br />

geworden: <strong>Die</strong>stelkamp, Götting, Ulrich, Prüser und mich.“ 149<br />

Wie bei allen deutsch-deutschen Angelegenheiten war auch bei diesem Kongress und<br />

auch bei den westdeutschen <strong>Archivtage</strong>n das Bundesministerium für gesamtdeutsche<br />

Fragen involviert. Auf eine Anfrage des <strong>Deutschen</strong> Archivausschusses schrieb das<br />

Ministerium an Dr. Vollmer, dass gegen eine Teilnahme keine Bedenken vorlägen,<br />

man sich jedoch gegen eine Ausnutzung zu politischen Propagandazwecken<br />

absichern müsste. Nach dem Erhalt eines Briefes von Seiten Korfes´ hinsichtlich des<br />

148 HStA Düsseldorf, RW 29/19 Bl. 39.<br />

149 HStA Düsseldorf, RW 29/19 Bl. 39.<br />

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