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Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

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<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Archivtage</strong><br />

Aufgabe einsetzten die er sich und uns gestellt hat: für den Aufbau eines neuen<br />

glücklichen Deutschlands. Mit diesem Gelöbnis huldigen wir deutschen Archivare<br />

ihm heute in dem Rufe: Unser Führer und Reichskanzler Adolf Hitler.“ 79 Seine Rede<br />

beendete Brackmann mit einem „Sieg Heil“. 80<br />

In <strong>der</strong> Tagesordnung für diesen Archivtag zeigt sich ebenfalls die Einbeziehung <strong>der</strong><br />

nationalsozialistischen Politik. So sprach Dr. A. Gercke, <strong>der</strong> Rassesachverständige<br />

des Reichsministeriums des Innern (RMdI), über „Das Sippenamt als Träger des<br />

Familiengedankens“. <strong>Die</strong>ses Referat führte zu einer hitzigen Debatte, sah es doch die<br />

Übergabe <strong>der</strong> Kirchenbücher an die Standesämter zur Familienforschung vor. <strong>Die</strong><br />

Archivare sprachen sich dagegen aus, da es sich hierbei um nichtstaatliches<br />

Archivgut handelte und somit in das Aufgabenfeld <strong>der</strong> Archivverwaltungen fiel. Das<br />

Wiesbadener Tageblatt berichtete am 13. August 1934 ausführlich über den Vortrag<br />

Gerckes. So wollte <strong>der</strong> Reichsbund <strong>der</strong> Standesämter, dessen Vorsitzen<strong>der</strong> Gercke<br />

war, die Standesbeamten „auf eine größere Aufgabe vorbereiten“ 81 . Das Standesamt<br />

sollte zum Sippenamt ausgebaut werden, die „Blutzusammenhänge <strong>im</strong> Volk<br />

urkundlich festlegen und Register über die Familien und Sippen führen“. 82 <strong>Die</strong>se<br />

Register sollten nach <strong>der</strong> Vorstellung Gerckes auch über „die zur<br />

erbgesundheitlichen und sozialen Beurteilung notwendigen Daten“ 83 Aufschluss<br />

geben. Der Standesbeamte sollte über die „zahlenmäßige und wertmäßige<br />

Entwicklung des deutschen Volkes wachen“. 84<br />

<strong>Die</strong> Diskussion über diesen Vortrag, in <strong>der</strong> sich ein Großteil <strong>der</strong> anwesenden<br />

Archivare gegen die Vorschläge aussprach, zeigt, dass die deutschen Archivare zu<br />

diesem Zeitpunkt nicht vollständig <strong>der</strong> nationalsozialistischen Politik zust<strong>im</strong>mten,<br />

wollte sie doch in die Arbeitsweise und Zuständigkeiten <strong>der</strong> Archivverwaltungen<br />

eingreifen. Es sprachen sich jedoch schon auf diesem Archivtag Archivare für die<br />

neue Politik aus. <strong>Die</strong>s zeigt nicht nur die Eröffnungsansprache Brackmanns. So<br />

unterstützte auch Staatsarchivar Dr. Vaupel den Nationalsozialismus, indem er ihn<br />

als „weltanschauliche Bewegung mit großer Wucht und Bedeutung“ 85 beschrieb, die<br />

79 „Eröffnungsrede von Albert Brackmann zum 25, Archivtag in Wiesbaden 1934“ in: GStA Berlin,<br />

Rep. 178 (A), VII, 3A3, adh. Sammlung.<br />

80 Ebd.<br />

81 Abschrift: „Wiesbadener Tageblatt“ vom 13.08.1934 in: GStA Berlin, Rep. 178 (A), VII, 3A3, adh.<br />

Sammlung, o.Bl.<br />

82 Ebd.<br />

83 Ebd.<br />

84 Ebd.<br />

85 Ebd.<br />

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