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Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

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<strong>Die</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Archivtage</strong><br />

zugleich auch <strong>im</strong> <strong>Die</strong>nst einer „höheren nationalen Aufgabe“ 42 . Bittners Wunsch war<br />

es, dass alle an<strong>der</strong>en Berufskreise, welche genau, ließ er unbeantwortet, dem Beispiel<br />

<strong>der</strong> Archivare folgen mögen. Somit würde das angeblich gemeinsame Ziel bald<br />

erreicht seien: <strong>der</strong> Zusammenschluss aller „deutschen Stämme“ 43 . Den zweiten<br />

Tagungstag eröffnete Dr. Bittner, indem er die Teilnehmer in Wien begrüßte, in „<strong>der</strong><br />

Stadt, die <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te Millionen von Menschen dem Deutschtum<br />

gewann, deutsch geblieben ist und unvergängliche Werte deutscher Kultur schuf.“ 44<br />

Wie viele Bewohner <strong>der</strong> We<strong>im</strong>arer Republik lehnten auch die Archivare die<br />

Anschuldigung <strong>der</strong> Alleinschuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg ab. Auf dem 16.<br />

Archivtag in Münster 1924 wurde ein Schreiben einst<strong>im</strong>mig beschlossen, in welchem<br />

die Archivare die Anschuldigungen zurückwiesen und auf die Mitschuld <strong>der</strong> Entente-<br />

Staaten anspielten: „<strong>Die</strong> anlässlich des 16. <strong>Deutschen</strong> <strong>Archivtage</strong>s in Münster<br />

versammelten staatlichen Archivare erheben vor den Fachgenossen <strong>der</strong> ganzen Welt<br />

feierlich Einspruch gegen die Behauptung, daß Deutschland und seine Verbündeten<br />

die Urheber des Weltkrieges sein. 40 Jahre lang hat Frankreich gelehrt, daß<br />

verantwortlich für einen Krieg nicht ist, wer ihn erklärt, son<strong>der</strong>n wer ihn<br />

unvermeidbar macht. Wenn man aber nun die beweiskräftigen Veröffentlichungen<br />

aus den deutschen, österreichischen und russischen Archiven unterdrückt, wenn man<br />

die Öffnung <strong>der</strong> französischen und englischen Archive hartnäckig verweigert und<br />

sich statt dessen auf eine angebliche Causa judicata beruft, so erblicken wir darin den<br />

deutlichsten Beleg dafür, daß man die rückhaltlose Feststellung <strong>der</strong> wirklichen<br />

Zusammenhänge fürchtet.<br />

Wir for<strong>der</strong>n demgegenüber die Fachgenossen <strong>der</strong> vormals feindlichen Län<strong>der</strong> auf,<br />

mit uns einzutreten für eine wissenschaftliche, unparteiische Erschließung <strong>der</strong><br />

Quellen, die unerläßlich sind zur Erforschung <strong>der</strong> Wahrheit und zur Verwirklichung<br />

<strong>der</strong> Gerechtigkeit.“ 45<br />

2.2.2 <strong>Die</strong> <strong>Archivtage</strong> <strong>im</strong> Einzelnen<br />

Sieben Jahre nach <strong>der</strong> letzten Versammlung in Breslau trafen sich 1920 die<br />

deutschen Archivare in We<strong>im</strong>ar, um den ersten deutschen Archivtag nach dem<br />

42 KB 78 Jg. (1930) Nr. 10-12, Sp. 235.<br />

43 Vgl. KB 78 Jg. (1930) Nr. 10-12, Sp. 235.<br />

44 KB 78 Jg. (1930) Nr. 10-12. Sp. 239.<br />

45 GStA Berlin, Rep. 178 (A), VII, 3A3, Vol. II, Bl. 46.<br />

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