Die Konstituierung der Archivtage im Deutschen Kaiserreich

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Die Deutschen Archivtage Zum Ende des Archivtages besichtigten die Tagungsteilnehmer das Breslauer Stadtarchiv und verfolgten eine Vorführung des Apothekers W. Th. Santer zur „Rückführung erloschener Schriftzüge“. 26 Der vierzehnte Archivtag sollte zum dritten Mal in Österreich stattfinden, genauer in Bregenz, Hauptstadt von Vorarlberg. Geplant waren drei Vorträge und die Besichtigung des Vorarlberger Landesarchivs. 27 Aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges im August 1914 fand die Generalversammlung des Gesamtvereins und somit auch der Archivtag nicht statt. Erst 1920 trafen sich die Historiker und Archivare wieder auf einer Hauptversammlung. 26 Vgl. KB 61. Jg. (1913), Nr. 11/12, Sp. 403 – 430. 27 Vgl. KB 62. Jg. (1914), Nr. 7/9. 16
Die Deutschen Archivtage 2.2. Die Archivtage der Weimarer Republik 2.2.1 Überblick Der 1. Weltkrieg und der Versailler Vertrag der dessen Ende markierte, führten zu großen Veränderungen innerhalb des deutschen Archivwesens. Viele Archivare waren an der Ost- und Westfront gefallen. Die Staatsarchive Danzig und Posen, die Archive in Elsass-Lothringen und einzelne Archivsprengel in Schleswig und Schlesien sowie im Memelgebiet gingen durch die Abtrennung der Gebiete verloren. Der Zusammenbruch des Kaiserreichs, die Revolution 1918 in Deutschland und die Inflation zu Beginn der Weimarer Republik führten bei den mehrheitlich konservativen Archivaren zu einer ablehnenden Haltung der Weimarer Republik gegenüber. Viele Archivare hatten nach dem Krieg noch an Kämpfen der Freikorps 28 teilgenommen, andere wurden Mitglieder rechter Parteien oder standen ihnen nahe. Sie hofften auf eine Revision des Versailler Vertrages und auf eine mögliche Wiederherstellung der Verhältnisse des Kaiserreichs. Die Archivare entwickelten nun ein starkes deutschnationales Bewusstsein, das sich auch auf den kommenden Generalversammlungen und Archivtagen äußerte. 29 Allein die Wahl des Tagungsortes für die folgenden Archivtag wurde zum Ausdruck der politischen Einstellung. So schrieb Melle Klinkenborg, 2. Direktor des Geheimen Staatsarchiv, in seinem Bericht vom 06. September 1927 über den 19. Archivtag in Speyer 1927: „Neben der fachwissenschaftlichen Bedeutung hat die Tagung eine starke nationale Bedeutung. Trotz schwerer Bedenken, die im vorigen Jahre in Kiel gegen die Abhaltung einer Versammlung im besetzten Gebiete geltend gemacht wurden, gab das vaterländische Interesse den Ausschlag für Speier und Mainz, wie die Vertreter dieser Städte es betonten. Sie glaubten sich diesen Erwägungen nicht verschließen zu dürfen. Dabei weise ich noch darauf hin, daß auch die Saarländischen Probleme stark berücksichtig werden. ... Die deutschen Archivare und der Gesamtverein verlegen seit Jahren aus nationalen Gründen ihre Versammlungen in die Gebiete, die besonders schwer unter den durch den Weltkrieg veränderten Verhältnissen zu leiden 28 Name von Freiwilligeneinheiten nach der Auflösung des deutschen Heeres 1918 aus: „Meyers enzyklopädischen Lexikon“ Band 9, 1975 S. 389. 29 Vgl. Musial, T.: „Staatsarchive im Dritten Reich“, 1996, S 18-20. 17
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