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spräch. Vor allem die römischen Prachtlatrinen
mit Mosaiken, Fussbodenheizung,
verzierten Säulen und Marmorsitzen luden
zum Verweilen und Plauschen ein. Nebenbei
verrichtete man seine Notdurft, die im
besten Fall in einen Wassergraben und von
dort direkt in die Cloaca Maxima, den grossen
Abwasserkanal, floss.
Die Damentoilette in der «Defreggerstube»
(Leibziger Hof, Innsbruck) hat
nichts Besonderes, dafür aber die Männertoilette.
Es ist anzunehmen, Frau muss
nicht unbedingt dort gewesen sein, um zu
wissen, bei welchem der Pissoirs die Warteschlange
am längsten ist … ▼
Viele meinen: Das schönste WC der Welt
befindet sich in Norwegen. Auf der Ureddplassen,
mit Blick über den Fjord und die
Lofotenwand, findet man ein wellenförmiges
Gebäude mit einzigartiger Aussicht
und rosa Marmorbänken zum Ausruhen.
Ein paradiesischer Ort: viel zu schön, um
dort nur sein Geschäft zu verrichten. ▼
TOILETTEN-KULTUR GING IM MITTEL-
ALTER FLÖTEN
Mit dem Zerfall des Römischen Reiches
war es auch mit der «gehobeneren» Toiletten-Kultur
vorbei. Im Mittelalter hatten die
Menschen Besseres zu tun, als sich um
ihre Hygiene zu kümmern. Das Volk
machte wieder in den Nachttopf, den es
ungestraft auf der Gasse entleerte. Wer
nachts spazieren ging, heuerte sich einen
Begleiter an, der vorausging und lautstark
vor stinkenden Häufchen warnte. Immerhin
verordnete man um 1500 in München,
dass jeder seinen Mist noch am gleichen
Tag von der Strasse zu entfernen habe. Öffentliche
Toiletten waren rar gesät, nur in
London, Basel und Frankfurt am Main soll
es ein paar gegeben haben. Privatklos waren
noch seltener. Die Stadt Nürnberg
rügte sogar den Maler Albrecht Dürer, weil
er heimlich eine Toilette in seine Küche eingebaut
hatte. Als berühmter Bürger der
Stadt erliess man ihm aber grosszügig die
Geldstrafe.
Bei dieser Aussicht könnte es am WC etwas
länger dauern. Da kommt man ins
Schwärmen – bei diesem Ausblick ohne
Einblick auf 1829 Metern über Meer auf
der Gipfelalm Hohe Salve im Brixental. ▼
Dort, wo auch der Kaiser alleine hingeht.
Da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht.
Die WCs im Restaurantbereich
sind wahrlich eines Kaisers beziehungsweise
einer Kaiserin würdig. Hier im Hotel
Kaiser’s (Barwies/Mieminger Sonnenplateau)
sitzen die Gäste auf einem Thron, um
ihr Geschäft zu verrichten. – Wo kann man
das sonst noch? ▼
Heutzutage findet man auf der ganzen
Welt immer wieder bizarre, skurrile, lustige,
aber auch einzigartige Toiletten. Hier
eine unverbindliche Auswahl:
Im Bio- und Wellnesshotel Stanglwirt (Going
am Wilden Kaiser) befindet sich ein
Männerpissoir, das absolut einen Besuch
wert ist. ▼
Kein bizarres und skurriles WC, aber wohl
eines der schönsten, das dem Schreibenden
je zu Gesicht bekommen ist: die riesige
Toilettenanlage im «The Chedi Andermatt».
▼
Im New Yorker Guggenheim Museum eine
goldene Toilette – und narrte damit die
Kunstwelt. Die «New York Times» titelte
damals bei der Vernissage: «Ganz und gar
aus Gold: Der Thron ist angekommen.»
(Foto: Kristopher McKay/AP) ▼
trends & style 3/20
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