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0330_Trends&Style

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spräch. Vor allem die römischen Prachtlatrinen

mit Mosaiken, Fussbodenheizung,

verzierten Säulen und Marmorsitzen luden

zum Verweilen und Plauschen ein. Nebenbei

verrichtete man seine Notdurft, die im

besten Fall in einen Wassergraben und von

dort direkt in die Cloaca Maxima, den grossen

Abwasserkanal, floss.

Die Damentoilette in der «Defreggerstube»

(Leibziger Hof, Innsbruck) hat

nichts Besonderes, dafür aber die Männertoilette.

Es ist anzunehmen, Frau muss

nicht unbedingt dort gewesen sein, um zu

wissen, bei welchem der Pissoirs die Warteschlange

am längsten ist … ▼

Viele meinen: Das schönste WC der Welt

befindet sich in Norwegen. Auf der Ureddplassen,

mit Blick über den Fjord und die

Lofotenwand, findet man ein wellenförmiges

Gebäude mit einzigartiger Aussicht

und rosa Marmorbänken zum Ausruhen.

Ein paradiesischer Ort: viel zu schön, um

dort nur sein Geschäft zu verrichten. ▼

TOILETTEN-KULTUR GING IM MITTEL-

ALTER FLÖTEN

Mit dem Zerfall des Römischen Reiches

war es auch mit der «gehobeneren» Toiletten-Kultur

vorbei. Im Mittelalter hatten die

Menschen Besseres zu tun, als sich um

ihre Hygiene zu kümmern. Das Volk

machte wieder in den Nachttopf, den es

ungestraft auf der Gasse entleerte. Wer

nachts spazieren ging, heuerte sich einen

Begleiter an, der vorausging und lautstark

vor stinkenden Häufchen warnte. Immerhin

verordnete man um 1500 in München,

dass jeder seinen Mist noch am gleichen

Tag von der Strasse zu entfernen habe. Öffentliche

Toiletten waren rar gesät, nur in

London, Basel und Frankfurt am Main soll

es ein paar gegeben haben. Privatklos waren

noch seltener. Die Stadt Nürnberg

rügte sogar den Maler Albrecht Dürer, weil

er heimlich eine Toilette in seine Küche eingebaut

hatte. Als berühmter Bürger der

Stadt erliess man ihm aber grosszügig die

Geldstrafe.

Bei dieser Aussicht könnte es am WC etwas

länger dauern. Da kommt man ins

Schwärmen – bei diesem Ausblick ohne

Einblick auf 1829 Metern über Meer auf

der Gipfelalm Hohe Salve im Brixental. ▼

Dort, wo auch der Kaiser alleine hingeht.

Da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht.

Die WCs im Restaurantbereich

sind wahrlich eines Kaisers beziehungsweise

einer Kaiserin würdig. Hier im Hotel

Kaiser’s (Barwies/Mieminger Sonnenplateau)

sitzen die Gäste auf einem Thron, um

ihr Geschäft zu verrichten. – Wo kann man

das sonst noch? ▼

Heutzutage findet man auf der ganzen

Welt immer wieder bizarre, skurrile, lustige,

aber auch einzigartige Toiletten. Hier

eine unverbindliche Auswahl:

Im Bio- und Wellnesshotel Stanglwirt (Going

am Wilden Kaiser) befindet sich ein

Männerpissoir, das absolut einen Besuch

wert ist. ▼

Kein bizarres und skurriles WC, aber wohl

eines der schönsten, das dem Schreibenden

je zu Gesicht bekommen ist: die riesige

Toilettenanlage im «The Chedi Andermatt».

Im New Yorker Guggenheim Museum eine

goldene Toilette – und narrte damit die

Kunstwelt. Die «New York Times» titelte

damals bei der Vernissage: «Ganz und gar

aus Gold: Der Thron ist angekommen.»

(Foto: Kristopher McKay/AP) ▼

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