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12 Vorderer Orient 2 Die frühen Hochkulturen entstanden trotz vergleichbarer Rahmenbedingungen zumeist unabhängig voneinander und entwickelten unterschiedliche Charakteristika. Im Vorderen Orient kam es hingegen durch die große Nähe der antiken Zivilisationen schon früh zu wechselseitiger Beeinflussung. Auch wirkten sie mit an der Herausbildung der griechischen Klassik und wurden wiederum von dieser beeinflusst. 3 4 Monumentalität, Gedenken, Sklavenarbeit, Zivilisation Im 2. und 3. Jahrtausend v. Chr. waren im Vorderen Orient mit einem stabilen Klima und der Verfügbarkeit von Flusswasser die Voraussetzungen für die Entwicklung hochstehender Zivilisationen gegeben. Die einflussreichste und langlebigste entstand im Wüstenland Ägypten, wo die regel mäßigen Nilüberschwemmungen für fruchtbares NDB Ackerland sorgten. Schon seit frühester Zeit sind dort Siedlungen nach gewiesen und bis zu Beginn des 3. Jahrtausends entstanden Bauten, die in Ruinen bis heute überdauert haben. Zu den bemerkenswertesten Überresten zählen Grab anlagen und Tempel, die die theokratischen Grundlagen des antiken Ägypten wider spiegeln. Die Entwicklung der <strong>Architektur</strong> gewährt auch Einblicke in die wechselhaften Machtverhältnisse zwischen Königen und Priestern. Die bekanntesten ägyptischen Bauwerke, die Pyramiden, dienten als Königsgräber und symbolisieren den Übergang des Pharaos von der irdischen Sphäre in das Jenseits. Erste Beispiele datieren aus dem frühen 3. Jahrtausend. Ihren Höhepunkt erreichten sie mit den um 2500 v. Chr. erbauten Pyramiden von Giseh. Ab 2000 v. Chr. entstan - den Tempelanlagen wie der Amuntempel von Karnak, an dem ganze Herrscherdynastien mehrere Jahrhunderte bauen ließen. Der Amuntempel ist damit nicht Monument eines Einzelregenten, sondern verdeutlicht spezifische Glaubensvorstellungen in ihrer Entwicklung. In einzelnen Elementen nimmt er die griechisch-römische Baukunst vorweg, etwa in den Säulen, deren Dekor durch die Natur inspiriert ist und die doch symbolischen Gehalt zum Ausdruck bringen. Reste von Zivilisationen vergleichbaren Alters finden sich auch in Mesopotamien. Zwischen Euphrat und Tigris und ihren Nebenflüssen entstanden zahlreiche Kleinstaaten, ohne jedoch die Einheit oder Kontinuität des ägyptischen Reiches zu erreichen. Viele Bauwerke wurden aus sonnengetrockneten Ziegeln errichtet. Die durch kolossale Größe und wuchtige Wände charakterisierte Mo numentalarchitektur erhielt zunehmend kunstvolleren Oberflächendekor. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. kam es wie in Ägypten auch zum zunehmenden Austausch mit der aufblühenden griechischen Kultur.
Vorderer Orient 13 HAUPTWERKE Die Pyramiden von Giseh, Stadtrand von Kairo, um 2631–2498 v. Chr. Von links: Mykerinos-, Chephren- und Cheopspyramide. Das größte erhaltene Bauwerk der Antike – und vermutlich das berühmteste – ist die fast 150 Meter hohe Cheopspyramide. Die Pyramiden von Giseh waren Königsgräber und reflektieren die ägyptischen Jenseitsvorstellungen. Die Pyramiden sind an den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Jede Seitenfläche stellt ein nahezu gleichseitiges Dreieck dar, und die Anordnung berücksichtigt wichtige Sternkonstellationen. 8 8 Ischtartor, Babylon, 605–563 v. Chr. »Die Menschheit wird von Staunen erfüllt«, schrieb Nebukadnezar II. über das Ischtartor. Es war Teil seines Bauprogramms für die Hauptstadt Babylon und wurde Ischtar geweiht, der babylonischen Göttin des Kampfes und der uneingeschränkten Sexualität. Farbig glasierte Ziegelreliefs schmücken das massive Mauerwerk. Wichtiges Motiv ist der Löwe als heiliges Tier der Ischtar. WEITERE BAUWERKE ÄGYPTEN Stufenpyramide des Djoser, Sakkara, 2778– 2723 v. Chr.; nördliche und südliche Pyramide des Snofru, Dahschur, 2723 v. Chr.; Sphinx, Giseh, um 2600 v. Chr.; Amuntempel, Karnak, 1530–323 v. Chr.; Tempel von Luxor, 1408–1300 v. Chr. MESOPOTAMIEN Zikkurat und Tempelanlagen von Ur, 2125 v. Chr.; die Städte Assur, Nimrud und Khorsabad, 1250–700 v. Chr. 9 0 Griechische Vorklassik, Präkolumbische Kultu ren, Indien, Konfuzianismus, Sprechende <strong>Architektur</strong> Gotik, Rokoko, Klassizismus, Rationalismus
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