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faktorGesundheit 2020 | 01

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www.mehralseinmagazin.de Sommer <strong>2020</strong> Nr. 26 5 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

GESUNDHEıT<br />

Schwerpunkt<br />

Stark bleiben


An apple<br />

a day…<br />

Gesund ist, was stark macht – und glücklicherweise liegt die Verantwortung dafür<br />

in unseren eigenen Händen. Manchmal genügen sogar schon kleinste Veränderungen, um<br />

gestärkt durchs Leben zu gehen. Ein Überblick, wie Sie gezielt vorsorgen können…<br />

TEXT MARISA MÜLLER<br />

FOTOS STOCK.ADOBE.COM<br />

100<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Mal ein Krachen im Rücken, ein<br />

fiependes Geräusch im Ohr,<br />

ein stechender Schmerz im<br />

Knie, eben diese paar Kilo zu<br />

viel auf der Waage oder hin und wieder das<br />

Gefühl ,ausgebrannt‘ zu sein – die meisten<br />

Menschen nehmen die Zeichen ihres Körpers<br />

nicht ernst. ‚Das vergeht schon wieder‘, denken<br />

wir, und oft funktioniert das scheinbar<br />

auch. Doch was, wenn dann plötzlich tatsächlich<br />

etwas Schlimmes passiert? Eine<br />

harmlose Erkältung, Blutbild beim Hausarzt,<br />

auffällige Werte, Überweisung zum<br />

Facharzt – Diagnose Krebs? Hätte das nicht<br />

anders verlaufen können?<br />

SICHER, DENN VORSORGE KANN LEBEN<br />

RETTEN. Je eher eine Krankheit erkannt<br />

wird, umso effektiver kann diese behandelt<br />

werden. Ein regelmäßiger ärztlicher Checkup<br />

ist also eine sinnvolle Möglichkeit, um<br />

vorzusorgen. Es gilt die Devise ‚Vorsorge ist<br />

besser als Nachsicht‘. Insbesondere beim<br />

Thema Krebs ist die Früherkennung lebensrettend.<br />

450.000 Männer und Frauen sind<br />

jährlich mit einer Erstdiagnose betroffen.<br />

Allerdings sind die Heilungschancen bei vielen<br />

Krebsarten inzwischen sehr gut – zumindest,<br />

wenn das Problem früh erkannt und<br />

behandelt wird. Bei Darm- und Gebärmutterhalskrebs<br />

besteht im Frühstadium eine<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 1<strong>01</strong>


Motivationstipps für einen<br />

leistungsfähigen Alltag<br />

Häufig ist das Argument ,Ich habe keine Zeit,<br />

mein Alltag erlaubt es mir nicht, oder ich bin<br />

müde‘. Wie die Lösung lautet? Einfach machen!<br />

Denn schnell und einfach fit zu werden,<br />

verlangt keine Zauberei!<br />

Guter Schlaf für einen klaren Kopf<br />

und ausgeruhten Körper<br />

Schlafen Sie ausreichend<br />

(ca. 7 Stunden). Schalten Sie<br />

30 Minuten vor dem Zubettgehen<br />

elektrische Geräte aus, achten<br />

Sie auf eine angenehme Schlaftemperatur<br />

von ca. 18° C und<br />

ausreichend frische Luft.<br />

Der Start in den Tag<br />

Direkt nach dem Aufstehen ein paar<br />

Atemzüge frische Luft, zum Beispiel<br />

am offenen Fenster. Ein ganz kleines<br />

Sportprogramm bringt den Kreislauf<br />

in Schwung. Ein Glas Wasser spült<br />

den Körper. Seien Sie vor dem<br />

Spiegel freundlich zu sich, und<br />

denken Sie an etwas Schönes, das Sie<br />

an dem Tag erwartet.<br />

Ziele setzen und erreichen<br />

Setzen Sie sich realistische und<br />

erfüllbare Ziele: Das soll nicht<br />

bedeuten, dass Sie sich nicht selbst<br />

fordern dürfen, aber setzen Sie Ihre<br />

Ziele so, dass Sie nach einem Tag<br />

nicht die Flinte ins Korn werfen.<br />

Unterstützer einbinden<br />

Hilfe von außen hilft: Binden Sie<br />

Ihr direktes Umfeld ein, denn<br />

Kommunikation, Bestätigung<br />

und Unterstützung sind wichtig.<br />

Zusammen ist man stärker.<br />

fast hundertprozentige Heilungschance. Und<br />

so zielen die meisten der Vorsorgeuntersuchungen<br />

auf genau dieses Thema ab: Krebs.<br />

FÜR FRAUEN BEGINNT DER VORSORGE-<br />

MARATHON bereits mit 20 Jahren. Eine<br />

jährliche gynäkologische Krebsvorsorge ist<br />

sinnvoll, um tückische Arten wie Gebärmutterhalskrebs<br />

und auch Brustkrebs so<br />

früh wie möglich zu erkennen. Bei Männern<br />

steigt das Risiko erst mit circa 45 Jahren –<br />

Prostata und Co sollten dann regelmäßig<br />

untersucht werden. Ab 50 Jahren steigt das<br />

Darmkrebsrisiko, das entsprechend engmaschig<br />

überwacht werden sollte. Außerdem<br />

wichtig: regelmäßige Zahnvorsorge<br />

von Kindesbeinen an und der so genannte<br />

Check-up beim Hausarzt, der der Früherkennung<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen<br />

dient. Außerdem gehört ein Hautkrebsscreening<br />

mit dazu. Dieser Rundum-Check<br />

empfiehlt sich ab einem Alter von 35 Jahren.<br />

Für besonders Gesundheitsbewusste sind<br />

übrigens auch zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen<br />

möglich. Diese werden über Privatrechnungen<br />

bezahlt und zählen zu den<br />

eigenverantwortlichen Präventionsleistungen.<br />

Nierenerkrankungen können auf diesem<br />

Weg beispielsweise frühzeitig erkannt<br />

werden, ebenso das Risiko, an Osteoporose<br />

oder Arteriosklerose zu erkranken. Mehr zu<br />

umfassenden Vorsorgemöglichkeiten gibt es<br />

auch im Kasten auf Seite 104.<br />

TROTZ DES VIELFÄLTIGEN ANGEBOTES<br />

werden die Untersuchungen nicht von allen<br />

Versicherten genutzt. Viele gehen nur hin<br />

und wieder zum Arzt, einige einfach überhaupt<br />

nicht – getreu dem Motto ‚Wenn ich<br />

nicht krank bin, muss ich da auch nicht hin‘.<br />

Und das ist auch eigentlich der richtige<br />

Grundgedanke. Nicht, dass man nicht zu<br />

den Vorsorgeuntersuchungen gehen sollte –<br />

aber echte Prävention sieht anders aus. Die<br />

ärztlichen Checks beziehen sich häufig auf<br />

schon angerichteten Schaden. Früherkennung<br />

bedeutet meistens, dass der Patient<br />

bereits erkrankt ist oder dass zumindest ein<br />

ernstzunehmendes Risiko besteht.<br />

Dieses Risiko zu minimieren und selbst<br />

tätig zu werden ist die Basis eines gesunden<br />

Lebens. Die häufigste Todesursache deutschlandweit<br />

sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Das Ranking der weitverbreitetsten Volkskrankheiten<br />

führt aktuell der Bluthochdruck<br />

an. Dabei ist es relativ einfach, diese<br />

Begleiterscheinungen der modernen Zivili-<br />

102<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Gesunde Ernährung für innere<br />

Ausgeglichenheit<br />

Ernähren Sie sich über den Tag<br />

frisch, leicht und gesund.<br />

Vermeiden Sie schwere Kost,<br />

achten Sie auf eine geregelte<br />

Mahlzeitentaktung, und hören Sie auf<br />

Ihren Körper, wenn er Ihnen Appetit<br />

signalisiert, um Unter zuckerung zu<br />

vermeiden.<br />

Positiv-Argumente-Liste<br />

Machen Sie sich eine Positiv-Liste.<br />

Jedes Mal, wenn ein demotivierender<br />

Gedanke Sie überfällt oder etwas<br />

droht, Sie zurückzuwerfen, stellen sie<br />

dem sofort ein positives Argument<br />

aus Ihrer Liste gegenüber. Gleiches<br />

gilt für Ihren Arbeitsalltag und Ihr<br />

persönliches Umfeld. Wenn Sie von<br />

Ihren Zielen überzeugt sind, lassen<br />

Sie sich von niemandem davon<br />

abbringen. Gehen Sie Ihren Weg,<br />

glauben Sie an sich, Ihr Ziel und die<br />

Liste mit Positiv-Argumenten.<br />

Auch Unangenehmes angehen<br />

Denken Sie immer an Ihr nächstes<br />

Etappenziel: Langfristige<br />

Veränderungen bringen manchmal<br />

unangenehme Schritte mit sich, aber<br />

auch die müssen gegangen werden.<br />

Denken Sie in diesem Moment nicht<br />

an das Unangenehme, sondern<br />

stellen Sie sich sofort das Erreichen<br />

Ihres nächs ten Ziels vor.<br />

sation in Schach zu halten. Eine gesunde<br />

Lebensweise und Ernährung genügen in der<br />

Regel, um vorzubeugen – Prävention in<br />

Reinform. Mehr dazu ab Seite 126.<br />

EXPERTEN EMPFEHLEN SPORT, GEMÜSE<br />

UND STRESSABSTINENZ. Das klingt so<br />

einfach, lässt sich im schnelllebigen Alltag<br />

allerdings häufig nicht umsetzen. Kurze<br />

Pausen, schnell zur Pommesbude mit den<br />

Kollegen, jede Menge Kaffee und zur Entspannung<br />

die Zigarette im Hof. So sieht unser<br />

Alltag häufig aus. Wo ist nur die gute<br />

alte Stulle geblieben, der Pausenapfel und<br />

die Thermoskanne mit Tee? Und vielleicht<br />

lieber mal die Treppe nehmen, statt mit dem<br />

Aufzug zu fahren? Denn das allein könnte<br />

schon helfen.<br />

HÄUFIG BEGINNT ES MIT ETWAS ÜBERGE-<br />

WICHT – inzwischen übrigens weltweit ein<br />

Thema mit stetig wachsender Brisanz. Je dicker,<br />

desto größer die Wahrscheinlichkeit<br />

von Folgeerkrankungen eingeholt zu werden.<br />

Diabetes, Herzprobleme, Atemnot, Rückenleiden<br />

und Stoffwechselstörungen treten besonders<br />

häufig auf. Die Studie zur Gesundheit<br />

Erwachsener in Deutschland (Statistisches<br />

Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2<strong>01</strong>9) zeigt<br />

mit aktuellen Forschungsergebnissen: 60<br />

Prozent der Männer und 40 Prozent der<br />

Frauen in Deutschland sind übergewichtig.<br />

Eine besonders deutliche Zunahme der Fettleibigkeit<br />

zeigt sich bei jungen Erwachsenen.<br />

Übermäßiger Konsum von ungesättigten<br />

Fetten, Transfettsäuren, Zucker, Salz und zu<br />

wenig Bewegung sind daran schuld.<br />

DASS SICH FITNESS POSITIV auf die Gesundheit<br />

auswirkt, ist bekannt. Dennoch<br />

treibt nur ein Viertel der Deutschen regelmäßig<br />

Sport. Von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) wird mindestens eine halbe<br />

Stunde Bewegung täglich empfohlen, die<br />

sich grundsätzlich auch in jeden Alltag<br />

integrieren lässt – sei es morgens, abends,<br />

im Büro oder im Homeoffice. Schon ein<br />

Spaziergang verbessert die Blutzuckerwerte<br />

und natürlich auch die Stimmung.<br />

Viele Krankenkassen unterstützen inzwischen<br />

die Bewegungsfreude ihrer Mitglieder<br />

– so wird der Besuch im Partner-Fitnessstudio<br />

zu vergünstigten Konditionen<br />

angeboten oder ein Bonus gezahlt, wenn<br />

Sportkurse regelmäßig und nachweislich<br />

besucht werden. Detaillierte Informationen<br />

dazu bieten bereits die meisten Krankenkassen<br />

an.<br />

Routine hilft<br />

Um dauerhaft motiviert zu<br />

sein, schaffen Sie Routine und<br />

Wiederholung: Von heute auf morgen<br />

können Sie nicht alles auf den Kopf<br />

stellen. Überlegen Sie, wie Sie<br />

Schritt für Schritt dauerhaft eine<br />

neue Richtung einschlagen.<br />

Die eigenen Bedürfnisse<br />

definieren<br />

Nehmen Sie sich Zeit für sich, um<br />

Ihre Bedürfnisse zu hinterfragen:<br />

Erfüllt mich mein Job, bin ich überoder<br />

unterfordert? Wie nimmt mein<br />

Umfeld mich wahr, und wie nehme ich<br />

mich selbst wahr? Was würde<br />

ich gern ändern?<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 103


Auch die meisten Arbeitgeber haben längst<br />

erkannt, wie wichtig gesunde Mitarbeiter<br />

für die Wirtschaft sind. Größere<br />

Unternehmen bieten inzwischen<br />

Gesundheitskurse, Sportangebote<br />

und Workshops an, einige zahlen<br />

sogar anteilig die Kosten für ein<br />

Fitnessstudio. Die meisten Inhouse-Angebote<br />

der Firmen hingegen<br />

sind eher mäßig frequentiert,<br />

Studios sind wesentlich beliebter. Insgesamt<br />

ist jedoch die Wahrnehmung beider<br />

Angebote eher schlecht. In manchen Betrieben<br />

nehmen weniger als zehn Prozent der<br />

Belegschaft an solchen Angeboten teil –<br />

denn die Mehrheit der Deutschen ist<br />

schlichtweg faul.<br />

ES GIBT EINE MENGE MÖGLICHKEITEN,<br />

um sich selbst gesund und fit zu halten. Obwohl<br />

die Bewegungsmuffel die Mehrheit<br />

bilden und damit einhergehend viele – auch<br />

unnötige – Krankheiten auf dem Vormarsch<br />

sind, fühlen sich jedoch die meisten Deutschen<br />

gesund. Besonders die höheren Altersgruppen<br />

bestätigen ein gesteigertes Wohlbefinden<br />

im Alltag. Unterschiede gibt es allerdings<br />

bei der Betrachtung der jeweiligen<br />

Lebensumstände: je niedriger der Status,<br />

desto schlechter der subjektive und auch reale<br />

Gesundheitszustand.<br />

NACH WIE VOR VÖLLIG UNTERSCHÄTZT<br />

werden psychische Krankheiten. Experten<br />

zufolge sind Depressionen oder affektive<br />

Störungen heute zur zweithäufigsten Volkskrankheit<br />

avanciert. Inzwsichen gehen rund<br />

die Hälfte der gemeldeten Arbeitsunfähigkeiten<br />

auf das Konto einer angeknacksten<br />

Psyche – besonders häufig sind Burn-out<br />

und Depressionen. Und so beginnt ein<br />

Teufelskreis: Ist der Geist krank, wird der<br />

Körper schnell folgen. Bei Patienten sinkt<br />

die Leistungsfähigkeit enorm, es kommt zu<br />

körperlichen Beschwerden, Appetitverlust,<br />

Schlafstörungen, Lustlosigkeit und Trauer.<br />

Mehr zum Thema Resilienz ab Seite 108.<br />

Umgekehrt bedeutet dies: In einem gesunden<br />

Körper wohnt auch ein gesunder Geist.<br />

Unternehmungen, Sport, Hobbys und soziale<br />

Kontakte schützen in der Regel vor trüben<br />

Phasen, sodass die Widerstandskraft bei<br />

Belastungen wächst. Wichtig bei allem, was<br />

man macht, ist allerdings vor allem eins:<br />

Nur die Dinge, die sich gut anfühlen und<br />

Spaß machen, sind auch gut für die Seele. ƒ<br />

Vorsorge im Überblick<br />

ALTER<br />

INTERVALL<br />

18 m/w Zahnvorsorgeuntersuchung jährlich<br />

20 w gynäkologische Krebsvorsorge jährlich<br />

30 w Brustkrebsvorsorge I - Tastuntersuchung jährlich<br />

35 m/w Check-up – Früherkennung von Herz- Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Diabetes melllitus und Nierenerkrankungen<br />

m/w<br />

Hautkrebsvorsorge<br />

45 m Früherkennung von Krebserkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane jährlich<br />

alle zwei Jahre<br />

50 w Mammografie-Screening zur Erweiterung der Brustkrebsfrüherkennung alle zwei Jahre<br />

m/w Darmkrebsvorsorge I – Dickdarm und Rektumuntersuchung jährlich<br />

55 m/w Darmkrebsvorsorge II – Darmspiegelung zwei Untersuchungen im<br />

Abstand von zehn Jahren<br />

60 m/w Auffrischungsimpfungen: Diphtherie (bakterielle Atemwegsinfektion),<br />

Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten), Poliomyelitis<br />

(Kinderlähmung)<br />

m/w<br />

Grippeschutz (Influenza), Pneumokokken (bakterielle Lungenentzündung)<br />

alle zehn Jahre<br />

104<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Prävention im neuen Stil<br />

Das Medizinische Experten Center (MEC) am Göttinger Bahnhof reagiert<br />

auf das steigende Gesundheitsbewusstsein der Menschen von heute – mit<br />

einem innovativen Konzept für Betriebliche Gesundheitsprävention.<br />

Der menschliche Körper ist nicht einfach<br />

ein funktionierendes Instrument,<br />

sondern ein sehr komplexes Zusammenspiel<br />

vieler Faktoren. Dabei stellt die Gesundheit<br />

jedes Einzelnen weder ein Geschenk<br />

der Natur dar, noch ist sie, wie viele vermuten,<br />

ein Zustand, in dem man sich einfach befindet<br />

– ganz im Gegenteil: Gesundheit ist ein<br />

fortwährender Prozess, für den jeder Mensch<br />

selbst die Verantwortung trägt.<br />

DENKT MAN JEDOCH AN die üblichen<br />

Vorsorgeuntersuchungen, so sehen sich viele<br />

bereits über Tage und Wochen von einem<br />

Spezialisten zum nächsten gehen und Zeit in<br />

Wartezimmern verschwenden. Wen wundert<br />

es da, dass selbst Menschen mit Beschwerden<br />

Gründe finden, nicht den Untersuchungsmarathon<br />

anzugehen? „Die Idee, ein Kompetenz-Netzwerk<br />

zur Präventionsdiagnostik<br />

aufzubauen, wurde insbesondere durch ein<br />

wachsendes Interesse aus Firmenkreisen<br />

vorangetrieben“, sagt Dr. Thomas Suermann<br />

vom Medizinischen Experten Center (MEC)<br />

am Göttinger Bahnhof.<br />

DAS KONZEPT ist so einfach wie erfolgreich:<br />

Medizinische Experten verschiedener Disziplinen<br />

konzentrieren ihre Kompetenzen unter<br />

einem Dach. „Dadurch ermöglichen wir unseren<br />

Patienten eine zeitnahe fachübergreifende<br />

Betreuung. Diese beginnt bei der individuellen<br />

Beratung mit einer anschließenden interdisziplinären<br />

Abstimmung von Behandlungskonzepten<br />

und der Umsetzung komplexer Präventionskonzepte<br />

innerhalb von ein bis zwei<br />

Tagen“, erklärt Dr. Friedemann Baum, dessen<br />

Spezial-Modul den Ganzkörper-MRT-Check<br />

umfasst.<br />

MIT EINEM KOMPETENZ-TEAM aus derzeit<br />

elf Fachärzten bietet das MEC als Betriebliche<br />

Gesundheitsförderung für Einzelpersonen<br />

oder auch im Kollektiv einen speziellen Manager-Check<br />

an, der besonders für große Unternehmen,<br />

aber auch für kleinere mittelständische<br />

Betriebe in zunehmendem Maße von<br />

Interesse ist. „Mitarbeiter erhalten in unseren<br />

Räumen – oder direkt im Unter nehmen – die<br />

Möglichkeit einer generellen präventiven Untersuchung,<br />

die alle relevanten funktionellen<br />

und morphologischen Aspekte des Körpers<br />

umfasst und neben der Früherkennung von<br />

Organschäden auch eine Risiko ab schätzung<br />

und -beratung für die Zukunft beinhaltet“, so<br />

Prof. Dr. Uwe Fischer weiter.<br />

BEI EINEM EIN-TAGES-CHECK beginnen<br />

die Untersuchungen um 9 Uhr und enden mit<br />

einem Abschlussgespräch am späten Nachmittag.<br />

Dank verschiedener Experten unter<br />

einem Dach erfolgen die 30- bis 60- minütigen<br />

Behandlungseinheiten bei den jeweiligen Spezialisten<br />

in gut strukturierter Reihenfolge – das<br />

bedeutet: kurze Wege und kaum Wartezeiten.<br />

Mit diesem modernen Konzept reagiert das<br />

MEC auf das steigende Gesundheitsbewusstsein<br />

der Menschen und auf den Wunsch, das<br />

Beste für den eigenen Körper zu tun.<br />

KONTAKT<br />

MEC Medizinisches Experten Center am<br />

Göttinger Bahnhof<br />

Bahnhofsallee 1d, 37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 820740<br />

Weitere Infos:<br />

www.mec-goettingen.de<br />

www.frueherkennung-goettingen.de


Alles neu<br />

ab Oktober <strong>2020</strong><br />

Saunen im<br />

Außenbereich<br />

geöffnet<br />

© basta.de 06/<strong>2020</strong><br />

ARBEITSSICHERHEIT<br />

SICHERHEIT FÜR IHR UNTERNEHMEN<br />

Wir unterstützen Sie bei der Umsetzung aller<br />

gesetzlichen Regelungen und Vorgaben.<br />

Als Dankeschön für Ihren Besuch<br />

während der Umbau phase erhalten<br />

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regulären Sauna preise. So zahlen Sie<br />

für eine Tageskarte für Erwachsene<br />

nur 12,– Euro. Die Nutzung der Spar-<br />

Cards ist natürlich weiter hin möglich.<br />

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Freuen Sie sich auf ein großartiges<br />

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Der Außenbereich mit fünf Saunen ist<br />

auch weiterhin für Sie geöffnet.<br />

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▪ Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen<br />

▪ Arbeitsschutzmanagementsystem-Einführung<br />

gem. ISO 450<strong>01</strong>, OHSAS 180<strong>01</strong>, SCC, SCP u. a.<br />

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Tel.: 50 70 90, info@goesf.de<br />

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Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr<br />

Sa, So und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr<br />

Göttinger Sport und Freizeit<br />

GmbH & Co. KG<br />

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37073 Göttingen<br />

Telefon 0551/38331-0<br />

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An der Lutter 24<br />

37075 Göttingen<br />

Standort<br />

Neu-Mariahilf<br />

Waldweg 9<br />

37073 Göttingen<br />

Standort Lenglern<br />

Pappelweg 5<br />

37120 Bovenden<br />

Weende<br />

Neu-Mariahilf<br />

Lenglern<br />

Evangelisches Krankenhaus<br />

Göttingen-Weende


PROFIL<br />

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Digitale Gesundheitsanwendungen –<br />

Chancen für Start-ups<br />

Der digitale Wandel im Gesundheitswesen<br />

schreitet schnell voran. Fast<br />

monatlich werden neue gesetzliche<br />

Regelungen geschaffen, um Fortschritte zu<br />

erreichen. Es fällt zunehmend schwer, den<br />

Überblick zu behalten, und häufig gibt es bei<br />

der technischen Umsetzung zeitliche Verzögerungen.<br />

Mit dem Inkrafttreten des Digitalen<br />

Versorgungsgesetzes (DVG) zum 1. Januar<br />

<strong>2020</strong> wurde nun die Möglichkeit für Unternehmen<br />

geschaffen, digitale Gesundheitsanwendungen<br />

(DiGA) in die Regelversorgung zu<br />

bekommen. Gibt es Gesundheits-Apps jetzt<br />

auf Rezept?<br />

„Es kommt darauf an“, sagt Stefan Burghardt<br />

von der Göttinger Anwaltskanzlei RKM<br />

medic. Der Rechtsanwalt ist auf die juristische<br />

Beratung im Gesundheitswesen spezialisiert<br />

und betreut unter anderem Start-ups bei dem<br />

Inverkehrbringen ihrer Produkte.<br />

SEIT INKRAFTTRETEN DES DVG hat es bis<br />

Mai <strong>2020</strong> gedauert, ein behördliches Verfahren<br />

festzulegen, wie DiGAs in die Regelversorgung<br />

überführt werden. Fest steht, nicht jede<br />

Gesundheits-App erfüllt die Anforderungen<br />

an eine DiGA. Ein Kriterium ist, dass der medizinische<br />

Nutzen nachgewiesen wird. Ferner<br />

dürfen die digitalen Anwendungen nicht der<br />

allgemeinen Gesundheitsvorsorge dienen,<br />

sondern müssen sich auf die Behandlung bestimmter<br />

Erkrankungen beziehen.<br />

„Es ist also für eine DiGA nicht ausreichend,<br />

dass mir eine App den Cholesterinwert zeigt<br />

und bei einem erhöhten Wert empfiehlt, einige<br />

Runden mehr im Park zu laufen“, so Burghardt.<br />

Wichtig sei, dass sich die App beispielsweise<br />

speziell an Bluthochdruckpatienten<br />

richtet und krankheitsspezifische Hinweise<br />

zur Ernährung und zum Trainingsplan gibt.<br />

„Kurz gesagt, Anwender der DiGA sind nicht<br />

gesunde, sondern erkrankte Personen.“<br />

DESHALB SIND DiGAs zugelassene Medizinprodukte<br />

und müssen zunächst den steinigen<br />

und langen Weg der Zulassung zum<br />

Medizinprodukt durchlaufen. Aus seiner Beratungspraxis<br />

weiß der Rechtsanwalt, dass<br />

viele Start-ups gerade diesen Aspekt unterschätzen:<br />

„Häufig scheitern gute Ideen, weil<br />

den jungen Unternehmen das Geld ausgeht,<br />

bevor die Zulassung als Medizinprodukt erreicht<br />

wird.“ Daher empfiehlt er diesen Unternehmen,<br />

sich zu Beginn nicht nur sorgfältig<br />

mit der Zweckbestimmung der zu entwickelnden<br />

App zu befassen, sondern auch über das<br />

Inverkehrbringen des Produkts nachzudenken.<br />

„IM ERGEBNIS lohnt sich jedoch für Startups<br />

die Entwicklung von DiGAs“, erklärt Burghardt<br />

abschließend. „Denn die Zulassung zur<br />

Regelversorgung eröffnet einen großen Anwendermarkt<br />

und sichert die Vergütung durch<br />

die gesetzlichen Krankenkassen.“<br />

Stefan Burghardt<br />

KONTAKT<br />

RKM medic<br />

Anwaltskanzlei für<br />

Medizin & Wirtschaft<br />

Bertha-von-Suttner-Str. 9<br />

37085 Göttingen<br />

Tel. 0551 70728-0<br />

www.rkm-medic.de


Das Steuer fest<br />

in der Hand!<br />

Resilienz, die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen, gewinnt in unserer<br />

Welt seit Jahren zunehmend an Bedeutung. Jetzt ist sie besonders gefordert.<br />

Resilienzexperte Sebastian Mauritz erklärt, wie wir uns für Krisensituationen<br />

im Leben wappnen – und sogar stärker daraus hervorgehen können.<br />

INTERVIEW ELENA SCHRADER<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

108<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 109


Immer wieder werden wir in unserem Leben mit Situationen konfrontiert, die uns emotional, manchmal<br />

sogar existenziell vor Herausforderungen stellen und uns gleichzeitig die Chance bieten, unser Leben<br />

bejahend und selbstgesteuert in die eigenen Hände zu nehmen. Eine solche Situation ist für viele die<br />

Corona-Krise. Zum Glück verfügt jeder Mensch von Natur aus über eine psychische Widerstandsfähigkeit,<br />

mit eben solchen Belastungen umzugehen, sich von ihnen zu erholen und wieder in seinen normalen ausgeglichenen<br />

Zustand zurückzufinden. Diese Fähigkeit wird als Resilienz bezeichnet – und ihre Stärkung beginnt<br />

bei jedem selbst. Resilienzexperte Sebastian Mauritz aus Göttingen erklärt im Interview, warum es erst einmal<br />

wichtig ist, zu verstehen, wie wir Menschen überhaupt ,funktionieren‘, bevor wir uns gegen Probleme<br />

und Stress immunisieren können.<br />

Herr Mauritz, seit vielen Jahren beschäftigen<br />

Sie sich als Resilienz-Lehrtrainer<br />

mit Stress, Burn-out und Krisen.<br />

Sie haben viele Hunderte Trainingstage,<br />

Seminare und Workshops auf Ihrem Konto.<br />

Trifft die Corona-Krise auch Sie persönlich?<br />

Oder haut so eine Krise Experten<br />

wie Sie überhaupt nicht mehr um?<br />

Ich persönlich lebe, was ich lehre, und plane<br />

gerne im Voraus mehr als ein Szenario,<br />

meist zwei oder drei. Wenn dann eines eintritt,<br />

sei es auch ein wenig anders als erwartet,<br />

dann kann ich die Herausforderungen<br />

viel besser angehen.<br />

Natürlich war von einem auf den anderen<br />

Tag auch mein Terminkalender erst einmal<br />

für zwei Monate leergeräumt. Doch durch<br />

Corona stieg auch der konsequente Wunsch<br />

nach Online-Veranstaltungen rasant, und<br />

vieles wurde in kürzester Zeit auf entsprechende<br />

Formate umgestellt. Ich habe zudem<br />

schnell aus der Not eine Tugend gemacht<br />

und einen Online-Resilienz- Kongress ins Leben<br />

gerufen, bei dem ich mit über 50 Kollegen<br />

über eben dieses Thema sprach. Am<br />

Ende hatten wir über 50 Stunden Videomaterial<br />

erstellt. Ich habe an meinem neuen<br />

Buch gearbeitet und eine Kooperation mit<br />

einer anderen Akademie ins Leben gerufen<br />

– es war also durchaus eine produktive Zeit.<br />

Bedeutet Resilienz also, dass alles<br />

an einem abprallt?<br />

Eindeutig nicht. Für Resilienz gibt es nicht<br />

,die‘ eine Definition. Für mich ist Resilienz<br />

das, was Menschen während und nach Widrigkeiten<br />

psychisch gesund hält. Die Frage<br />

wiederum, was einen psychisch gesund hält,<br />

hängt dabei ganz stark mit der Anpassungsfähigkeit<br />

jedes Einzelnen zusammen. Also:<br />

Wie gut kann ich mich an bestimmte Umstände<br />

anpassen? Aber auch: Wie kann ich<br />

mich regulieren? Es geht darum, mich nach<br />

einer Belastung wieder in meine Mitte zu<br />

regulieren. Wichtig ist, dass man in einer<br />

Krise nicht das Steuer aus der Hand gibt,<br />

sondern dass man sich mit den Gefahren<br />

und Chancen auseinandersetzt. Ich nenne<br />

das ein Problem-Lösungs-Schaukeln.<br />

Wodurch zeichnen sich resiliente Menschen<br />

eigentlich aus?<br />

Den Vorteil, den resiliente Menschen haben,<br />

ist aus meiner Sicht, dass sie schneller wissen,<br />

was da auf sie zukommt. Sie haben ein<br />

höheres Maß an Verstehbarkeit, das bedeutet,<br />

sie können Dinge schneller einordnen.<br />

Ärger oder Stress können entweder auf emotio<br />

naler Ebene handlungsunfähig machen,<br />

oder sie lassen den Menschen auf funktionaler<br />

Ebene in seine Selbstwirksamkeit kommen.<br />

Resiliente Menschen treffen also zielgerichtete<br />

Entscheidungen und lassen sich nicht<br />

von ihren Emotionen überwältigen.<br />

Ist das eine Frage der Intelligenz?<br />

Nein. Wir sind im Grunde alle resilient und<br />

der überlebende Beweis, dass wir bisher<br />

stärker waren als das Leben.<br />

Welche Gefühlsprozesse entstehen denn<br />

in uns während einer Krise?<br />

Am Beginn von Krisen entstehen erst einmal<br />

Irritationen. Und das bedeutet, ein bisheriges<br />

Muster im Denken, Fühlen und Handeln<br />

funktioniert nicht mehr. Menschen, die<br />

nicht gelernt haben, damit umzugehen,<br />

reagieren auf diese Irritationen schnell mit<br />

Angst. Meine Umdeutung für ‚Irritation‘ ist<br />

hingegen: Es sind Momente neuen Lernens.<br />

Immer, wenn ich irritiert bin, sage ich mir:<br />

,Das ist ja interessant.‘<br />

Wie kann ich Stresssymptome frühzeitig<br />

erkennen, um nicht in eine Abwärtsspirale<br />

zu geraten, die zu einer tiefergehenden<br />

Krise führt?<br />

Viele Menschen, die zu mir ins Coaching<br />

kommen, berichten davon, dass sie die ganze<br />

Zeit grübeln – also in permanenten Gedankenschleifen<br />

feststecken. Als Zweites gehört<br />

110<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Schlafmangel dazu. Schlaf ist essenziell für<br />

die Regeneration, fehlt er, gerät der Mensch<br />

schneller in Stresszustände. Und als Drittes<br />

folgt dann meistens der soziale Rückzug.<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

Haben Sie eine Erste-Hilfe-Maßnahme,<br />

die Sie auch selbst anwenden?<br />

Ich habe in den letzten Wochen sehr viel meditiert<br />

und auf meine Atmung geachtet. Um<br />

die Emotionen zu regulieren, empfehle ich<br />

die Resonanzatmung: fünf Sekunden einatmen<br />

und fünf Sekunden ausatmen – zehn<br />

Minuten lang. Das ist aus meiner Sicht das<br />

Beste und Stärkste, was nicht nur in der Krise,<br />

sondern auch vorbeugend hilft. Denn<br />

wie resilient ein Mensch wirklich ist, zeigt<br />

sich letztlich immer erst in einer Krise. Mit<br />

der Resonanzatmung steigert man langfristig<br />

die Stärke des präfrontalen Cortex, den<br />

man auch als Resilienzmuskel im Gehirn<br />

bezeichnet.<br />

Sehen Sie denn jede Herausforderung<br />

im Leben als Chance?<br />

Eine Herausforderung ist grundsätzlich eine<br />

Aufgabe, die mich Kraft kostet. Ich definiere<br />

Herausforderung so, dass ich hier den Weg<br />

kenne – im Gegensatz zu einem Problem,<br />

wo ich ihn nicht kenne. Es geht hierbei um<br />

die innere Haltung. Ich entscheide, ob ich<br />

eine Herausforderung annehme, ob ich also<br />

die Chance nutze, um zu wachsen und meine<br />

Komfortzone erweitere. Auf der anderen<br />

Seite muss ich aber eine Herausforderung<br />

„Wir sind alle<br />

resilient und der<br />

überlebende Beweis,<br />

dass wir bisher<br />

stärker waren als<br />

das Leben.“<br />

nicht<br />

annehmen. Ich<br />

kann mir sagen, das ist<br />

mir gerade zu anstrengend,<br />

ich muss jetzt auf meine Ressourcen<br />

achten. So ähnlich, wie<br />

wenn man zu einem Duell herausgefordert<br />

würde: Man muss nicht zu<br />

jedem Duell gehen, weil man auch immer<br />

mit den Folgen leben muss.<br />

Brauchen wir also Krisen als Motor<br />

für Entwicklung?<br />

Tja, die wesentlichen Entwicklungen in<br />

meinem Leben habe ich durch Krisen gemacht.<br />

Und egal, wen sie fragen, alle werden<br />

Ihnen dieses Phänomen bestätigen. Die<br />

wirklich zentralen Veränderungen kamen<br />

im Leben eines jeden Menschen durch Krisen.<br />

Die erste Krise, die wir alle haben, ist die Geburt,<br />

dann folgt die krisenhafte Erkenntnis,<br />

dass es ein Ich und ein Du gibt, die Schule,<br />

die Pubertät und so weiter. Und so gibt es<br />

auch weiterhin im Leben immer kleinere<br />

und größere Krisen – bis zum Tod als letzte<br />

Krise. An der Auseinandersetzung mit diesen<br />

wächst man.<br />

Welche Krise hat Sie persönlich<br />

besonders stark gemacht?<br />

Ich wäre einmal beinahe bei einer Nachtwanderung<br />

gestorben. Wenn ich damals eingeschlafen<br />

wäre, dann wäre ich nicht wieder<br />

aufgewacht. Ich war mit Freunden in einer<br />

Zur Person<br />

Sebastian Mauritz<br />

Den selbstständigen Unternehmer, Trainer,<br />

Coach und Keynote-Speaker bewegen<br />

seit vielen Jahren Fragen wie diese: Wie<br />

können Menschen resilienter werden und<br />

flexibler mit Stress umgehen?<br />

Mit seinem umfangreichen Wissen um<br />

systematisches Coaching, Hypnotherapie<br />

und NLP leitet er heute die Resilienz<br />

Akademie in Göttingen.<br />

www.sebastianmauritz.de<br />

www.resilienz-akademie.com<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 111


Hütte auf einem Gletscher. Abends kamen<br />

wir auf die ,kluge‘ Idee, noch einmal spazieren<br />

zu gehen. Wir waren viel zu dünn angezogen,<br />

und ich beschloss auf halben Weg,<br />

allein umzukehren. Dann habe ich mich verlaufen<br />

und war plötzlich in einem Schneefeld.<br />

Trotz eines schlechten Gefühls hatte ich die<br />

Gruppe verlassen, weil ich einfach müde<br />

war. Rückblickend hätte ich erst gar nicht<br />

mitgehen sollen. Und das war für mich die<br />

zentrale Erkenntnis: Ich habe dort gelernt,<br />

sehr auf mein Bauchgefühl zu hören und<br />

nichts zu tun, wonach ich mich nicht fühle.<br />

Mit einem, wie ich finde, für mich sehr positivem<br />

Outcome.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Innerlich stark werden<br />

Was resiliente Menschen immuner gegen Probleme, Stress und Krisen macht<br />

Strategie 1 – die persönliche Stress-Analyse<br />

Schreiben Sie doch mal zehn Dinge auf, die jeden Tag ein bisschen störend<br />

sind. Damit sind die Dinge gemeint, die so klein sind, dass man sie nicht<br />

ändert, aber doch den persönlichen Stresspegel konstant erhöhen. Das kann<br />

das Fahrradschloss sein, das ab und zu mal klemmt, oder ein Kuli, der mal<br />

schreibt und mal nicht. Immunität beginnt im Kleinen – wenn Sie die kleinen<br />

Sachen lösen, verringern Sie Ihre Belastung und haben mehr Immunität<br />

gegen große Stressoren.<br />

Strategie 2 – den eigenen Minimumfaktor im Auge behalten<br />

Das bedeutet, dass es Dinge gibt, die Sie verletzlicher machen als andere. Bei<br />

vielen Menschen ist das zum Beispiel Schlaf oder Zeit für sich selbst. Sorgen<br />

Sie dafür, dass das, was Ihnen wirklich wichtig ist, immer Priorität hat. So<br />

machen Sie sich weniger verletzlich und legen die Grundlage für Ihre Stärke.<br />

Strategie 3 – den eigenen Ärger wertschätzen<br />

Emotionen sind wichtige Hinweise auf eigene Bedürfnisse. Gerade Ärger als<br />

eine der beiden Stressemotionen – die andere ist Angst – ist hierbei wichtig.<br />

Ärger ist der Hüter eigener Werte. Wenn Sie sich ärgern, dann fragen Sie sich<br />

doch mal, welcher Ihrer wichtigen Werte verletzt wird? Das können Dinge sein<br />

wie Gerechtigkeit, Freiheit, Fairness, Wertschätzung oder eben das, was für<br />

Sie wichtig ist. Wenn Sie Ihre wichtigen Werte kennen, dann sind Sie weniger<br />

anfällig gegen Stress durch Ärger.<br />

Strategie 4 – die Krisenformel kennen<br />

Sie lautet: Krise = Problem x Stress 3 . Das bedeutet, dass die Immunität davon<br />

abhängt, wie schnell und gut man Probleme löst und wie effektiv man mit<br />

dem eigenen Stress umgeht. Ein Problem ist dabei immer von uns selbst<br />

erzeugt. Es besteht aus einem Ist-Zustand (z. B. ich habe einen Euro) und<br />

einem Soll-Zustand (z. B. ich brauche zwei Euro). Wenn wir den Unterschied<br />

nicht überwinden können, dann reagieren Menschen mit Stress. Das bedeutet:<br />

Probleme als solche zu erkennen und dann schnell, kreativ und nachhaltig zu<br />

lösen, ist Kern der eigenen Immunität.<br />

Sebastian Mauritz<br />

Immun gegen Stress, Probleme<br />

und Krisen<br />

Warum reagieren wir in bestimmter<br />

Weise? Wie kommt es zu den Gefühlen?<br />

Und sind wir den Prozessen tatsächlich<br />

einfach ausgeliefert? Mit charmanten<br />

Illustrationen des Göttinger Künstlers<br />

Dylan Sara und alltagstauglichen Übungen<br />

nimmt Sie das Buch mit auf eine Reise<br />

in die menschliche Gefühlswelt, um sich<br />

selbst besser zu verstehen und so gegen<br />

Stress und Krisen zu immunisieren.<br />

Gabal Verlag, 24 Euro<br />

Strategie 5 – treffen Sie Entscheidungen<br />

Die Frage, die hier oft gestellt wird, ist, wie das geht. Eine Strategie, um<br />

gar nicht erst in Stress und Krisen zu kommen, ist die Frage nach dem,<br />

was wichtig ist. Immunität bedeutet, dass Sie sich darüber im Klaren sind,<br />

wer oder was in Ihrem Leben wichtig ist. Viele Menschen leben dabei das<br />

Leben anderer Menschen und vergessen, dass Sie mit sich selbst die längste<br />

Beziehung Ihres Lebens haben. Wenn Sie Ihr eigenes Leben genießen<br />

wollen, dann heißt das, dass Sie sich im Zweifel also für sich selbst und Ihre<br />

Bedürfnisse entscheiden! Wenn Sie sich immer mal zur Priorität machen,<br />

dann nimmt Ihre Immunität mit der Zeit auf jeden Fall zu.<br />

Bei aller Immunität gilt: Was immer Sie tun, tun Sie es aus einem<br />

bestmöglichen Zustand heraus. Treffen Sie keine wichtigen Entscheidungen,<br />

wenn es Ihnen nicht gut geht. Wichtige Gespräche fangen ja auch selten mit<br />

den Worten an: „Ich bin total im Stress und muss jetzt mal was ganz Wichtiges<br />

mit dir besprechen.“<br />

112<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Individuell gefertigt: eingesetztes Mini-Implantat am innenseitigen Kniegelenk<br />

Schmerzhafter Knorpelschaden<br />

am Kniegelenk<br />

Mini-Implantate können die Behandlungslücke schließen.<br />

Schmerzhafte Schädigungen des Kniegelenkknorpels<br />

kommen sehr häufig<br />

vor. Im Falle einer Schädigung stellt die<br />

begrenzte Fähigkeit zur Regeneration ein Problem<br />

dar. Knorpelschädigungen führen daher<br />

häufig zu langfristigen Schmerzen mit Beeinträchtigung<br />

der Lebensqualität. Zu Beginn treten<br />

die Schmerzen bei Belastung auf, später<br />

dann auch in Ruhe in der Nacht. Wiederkehrende<br />

Schwellneigungen des Kniegelenks sind<br />

häufig.<br />

DIE CHIRURGISCHE THERAPIE des schmerzhaften<br />

Knorpelschadens am Knie ist sehr individuell<br />

und hängt von vielen Variablen ab. Hier<br />

ist vor allem das Patientenalter von Bedeutung.<br />

Es wird zwischen biologischen Verfahren und<br />

Gelenkersatzverfahren unterschieden. Bei den<br />

erstgenannten Verfahren kann als Beispiel die<br />

Knorpelzelltransplantation genannt werden.<br />

Bei den Gelenkersatzverfahren handelt es sich<br />

um die Implantation von Gelenkprothesen.<br />

Bei der Knorpelzelltransplantation zeigen<br />

sich mit zunehmendem Patientenalter schlechtere<br />

Ergebnisse. Zusätzlich ist die Rehabilitationszeit<br />

hier manchmal länger als ein Jahr.<br />

Der Nachteil der Gelenkersatzverfahren liegt<br />

in der Haltbarkeit der Prothesen – diese ist<br />

gerade bei jüngeren Patien ten verkürzt, was<br />

häufig im weiteren Leben Wechseloperationen<br />

notwendig macht. Aus diesem Grund bestand<br />

in den letzten Jahren beim schmerzhaften<br />

Knieknorpelschaden eine sog. chi rurgische<br />

Behand lungslücke.<br />

DIESE BEHANDLUNGSLÜCKE können sog.<br />

Mini-Implantate schließen (www.episurf.com).<br />

Hier geht es vor allem um schmerzhafte<br />

Knorpelschäden in den Fällen, bei denen nur<br />

die Oberschenkelseite betroffen ist und biologische<br />

operative Maßnahmen nicht mehr<br />

erfolgversprechend sind. Nach einem speziellen<br />

MRT wird eine Schadenanalyse des Kniegelenkknorpels<br />

durchgeführt und optisch im<br />

Sinne eines Schaden reports dargestellt. Kommt<br />

der Patient für das Mini-Implantat infrage, wird<br />

das Implantat in Abhängigkeit der individuellen<br />

Anatomie des Patienten hergestellt und kann<br />

dann im Rahmen eines operativen Eingriffs<br />

implantiert werden (siehe Abbildung).<br />

Die individuelle Herstellung garantiert eine<br />

sehr hohe Passgenauigkeit beim einzelnen<br />

Patienten. Diese Operation wird in Deutschland<br />

nur in wenigen Zentren durchgeführt.<br />

Zusammenfassend ist das Mini-Implantat für<br />

jene Patienten geeignet, die aus verschiedenen<br />

Gründen nicht mehr für eine Knorpelzelltransplantation<br />

infrage kommen bzw. deren<br />

Gelenk noch zu gut oder der jeweilige Patient<br />

zu jung für eine Gelenkprothese ist.<br />

KONTAKT<br />

ArthroVeris – Praxis für Gelenkmedizin<br />

PD Dr. med. Tim A. Walde<br />

Groner-Tor-Straße 3<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 58777<br />

Fax 0551 58799<br />

www.arthroveris.de


ANZEIGE<br />

Entschlüsselung von Krankheitsgenen<br />

in Zeiten von Covid-19<br />

Die genetische Diagnostik und Erforschung von seltenen angeborenen Syndromen bei Kindern ist<br />

ein Schwerpunkt des Instituts für Humangenetik an der Universitätsmedizin Göttingen.<br />

Aktuell beschäftigen die Ärzte und Wissenschaftler auch die Fragen: Welche Bedeutung hat<br />

Covid-19 für Kinder mit seltenen Syndromen? Und welche Rolle können bislang<br />

unerkannte seltene Erkrankungen bei Corona spielen?<br />

„Die Diagnostik erblicher<br />

Erkrankungen ist wesentlich<br />

schneller und effizienter,<br />

aber zugleich auch komplexer<br />

geworden.“<br />

Bernd Wollnik<br />

Direktor des Instituts für Humangenetik<br />

Seltene angeborene Syndrome von<br />

Kindern sind ein Schwerpunkt des<br />

Instituts für Humangenetik und ein<br />

zen traler Bestandteil seines Leistungsspektrums<br />

der genetischen Beratung, molekularen<br />

Diag nostik und modernen humangenetischen<br />

Forschung. „Aktuell erreichen uns<br />

natürlich viele Fragen von Familien, die<br />

wissen möchten, ob ihre Kinder durch<br />

SARS-CoV-2 besonders gefährdet sind“, berichtet<br />

Prof. Dr. med. Bernd Wollnik, Direktor<br />

des Instituts. „Betrachtet man die bislang<br />

veröffentlichten Einzelfallberichte und Fallserien<br />

zu Kindern mit SARS-CoV-2-Infektion,<br />

ist es allem Anschein nach so, dass sich Kinder<br />

zwar etwa genauso häufig, gegebenenfalls<br />

sogar seltener, infizieren wie Erwachsene,<br />

dabei aber meist keine oder nur sehr<br />

milde Symptome zeigen.“<br />

ABER ES GIBT WELTWEIT AUCH eine<br />

geringe Zahl an erkrankten Kindern, bei denen<br />

die Covid-19-Erkrankung einen schweren<br />

Verlauf zeigt und die im Krankenhaus oder<br />

sogar auf der Intensivstation versorgt werden<br />

müssen. Vereinzelt wurde von schweren<br />

Komplikationen berichtet, insbesondere wenn<br />

die Kinder bereits Grunderkrankungen zum<br />

Beispiel des Herzens, der Lunge oder des Immunsystems<br />

hatten. Solche Vorerkrankungen<br />

können auch bei Kindern mit seltenen erblichen<br />

Syndromen vorliegen.<br />

Als ‚Syndrome‘ bezeichnete erbliche Erkrankungen<br />

zeichnen sich oft dadurch aus,<br />

dass ihre charakteristischen Symptome verschiedene<br />

Organe oder Organsysteme betreffen<br />

können. Ein solches Syndrom ist neben<br />

Hunderten anderen auch das Kabuki-Syndrom,<br />

das die Wissenschaftler des Instituts bereits<br />

seit vielen Jahren intensiv klinisch und molekular<br />

erforschen. Kinder mit dem Kabuki-Syndrom<br />

haben neben charakteristi schen Gesichtsmerkmalen<br />

auch weniger spezi fische Auffälligkeiten<br />

wie eine Wachstumsverzögerung, eine leichte<br />

bis mäßige Intelligenzminderung, Hörstörungen<br />

sowie Herz- und Nierenfehlbildungen. Sie<br />

leiden aber auch häufiger an Infektionen, und bei<br />

manchen liegt ein spezifischer Immun defekt vor.<br />

„Wir raten den betroffenen Familien daher zu erhöhter<br />

Vorsicht, strikter Einhaltung besonderer<br />

Hygienemaßnahmen und schätzen die Kinder<br />

als Risikopersonen für eine schwerere Verlaufsform<br />

von Covid-19 ein“, so Bernd Wollnik.<br />

DIE HUMANGENETIKER sehen aber<br />

noch einen anderen Aspekt im Zusammenhang<br />

mit Covid-19: „Wenn Kinder schwer<br />

an Covid-19 erkranken, ohne dass eine zusätzliche<br />

Erkrankung bekannt ist, könnte<br />

eine bislang unerkannte genetische Grunderkrankung<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

Eine solche zu diagnostizieren, ist heute<br />

dank unserer modernen molekulargenetischen<br />

Analysewerkzeuge auch im Einzelfall


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTOS: HZG/SCHMIDT<br />

Mit neuen molekulargenetischen Analysewerkzeugen entschlüsseln die Wissenschaftler Krankheitsgene für seltene angeborene Erkrankungen.<br />

möglich. Entsprechende Studien zur Genentschlüsselung<br />

können jetzt angeboten werden<br />

und helfen, das Risiko und die Prognose<br />

auch für Covid-19 besser einzuschätzen.“<br />

DIE DIAGNOSTIK GENETISCHER Erkrankungen<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

grundlegend gewandelt. Mit der Hochdurchsatzsequenzierung<br />

(Next-Generation-Sequenzierung,<br />

kurz NGS) lässt sich heute das gesamte<br />

Genom oder alternativ das sogenannte<br />

Exom, also alle etwa 19.000 Gene der DNA, in<br />

einer einzigen Analyse untersuchen. Mit diesem<br />

mächtigen Werkzeug gelingt es zunehmend,<br />

auch bei einzelnen Patienten die für<br />

eine seltene Erkrankung ursächliche Genveränderung<br />

(Mutation) zu ermitteln, auch wenn<br />

das entsprechende Gen bislang noch nie mit<br />

einer Krankheit in Verbindung gebracht wurde.<br />

So lassen sich Erkrankungen, für die lange<br />

Zeit keine Diagnose gestellt werden konnte,<br />

jetzt auch ohne konkrete klinische Verdachtsdiagnose<br />

korrekt und präzise diagnostizieren.<br />

Die genetische Diagnostik hat sich also<br />

dank NGS immens verbessert – und gleich-<br />

zeitig ist sie ungleich komplexer als früher.<br />

Sie erfordert heute ein breites Spektrum an<br />

Expertise und ein Zusammenspiel aus Klinikern,<br />

Humangenetikern, Molekulargenetikern<br />

und Bioinformatikern. Bernd Wollnik hat<br />

bereits vor Jahren am Institut einen interdisziplinären<br />

und multiprofessionellen Ansatz<br />

etabliert – das deutschlandweit einzigartige<br />

MutationMining- oder MM-Team. Derzeit begeben<br />

sich 27 Ärzte und Wissenschaftler gemeinsam<br />

auf die Suche, um aus den Sequenzierungsdaten<br />

die krankheitsverursachen de<br />

Variante aufzuspüren.<br />

Molekularbiologen und Biochemiker schätzen<br />

ein, welchen Effekt eine bestimmte Genveränderung<br />

für das daraus entstehende Protein<br />

haben wird. Humangenetiker und Ärzte<br />

beurteilen, ob die Symptome des Patienten<br />

ins Bild passen. Den Wissenschaftlern um<br />

Bernd Wollnik ist es auf diese Art schon sehr<br />

häufig gelungen, bislang unbekannte Krankheitsgene<br />

zu entschlüsseln. Diese innovative<br />

und effektive interdisziplinäre Teamarbeit<br />

ist besonders auch in Zeiten von Covid-19<br />

extrem wichtig für die kleinen Patienten.<br />

KONTAKT<br />

Institut für Humangenetik<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Prof. Dr. med. Bernd Wollnik<br />

Heinrich-Düker-Weg 12<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 39-60606<br />

bernd.wollnik@med.uni-goettingen.de<br />

www.humangenetik-umg.de


116<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Na dann,<br />

gute Nacht!<br />

Von vielen Menschen unterschätzt: der Schlaf – ein elementares Bedürfnis,<br />

an dem wir nicht sparen sollten, denn er macht uns jeden Tag aufs Neue stärker.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

FOTOS STOCK.ADOBE.COM<br />

Draußen ist es noch dunkel, das<br />

Bett ist kuschelig warm. Dieses<br />

unterbewusste Wohlgefühl versüßt<br />

den Traum vom letzten Urlaub.<br />

Doch plötzlich flötet der übertrieben<br />

gut gelaunte Radiomoderator durch das bis<br />

dahin friedliche Schlafzimmer. Es ist schon<br />

wieder Zeit aufzustehen. Müde gelingt der<br />

Weg ins Badezimmer, im Halbschlaf gibt es<br />

Frühstück mit viel Kaffee, und irgendwie<br />

gelingt dann auch der Weg zur Arbeit. Spätestens<br />

aber, als der schwere Kopf auf die<br />

Schreibtischplatte zu krachen droht, wächst<br />

die Erkenntnis, es wäre schlauer gewesen,<br />

ein paar Stunden früher schlafen zu gehen.<br />

Aber warum ist Schlaf eigentlich so wichtig,<br />

um sich fit zu fühlen? Wissenschaftler<br />

forschen an dieser Frage noch immer sehr<br />

intensiv. Eine allumfassende Erklärung lässt<br />

bislang auf sich warten. Klar hingegen ist,<br />

dass wir fast ein Drittel unserer Lebenszeit<br />

schlafend verbringen. Und dass der tägliche<br />

Schlaf für unsere Gesundheit, die Regeneration<br />

von Geist und Körper, von großer Bedeutung<br />

ist. Fit über den Tag und gesund<br />

auf Dauer bleibt nur, wer gut schläft. Erwiesen<br />

ist auch, dass wir entwicklungsgeschichtlich<br />

eigentlich auf mehrere Schlafphasen<br />

am Tag gepolt sind. Viele Kulturen<br />

berücksichtigen das auch heute noch und<br />

achten wesentlich sensibler auf ihre innere<br />

Uhr. So gibt es in vielen Ländern eine feste<br />

Siesta, andere hingegen empfinden es befremdlich<br />

oder verwerflich oder sehen es gar<br />

als Zeichen von Schwäche, wenn sich jemand<br />

im öffentlichen Raum ein Nickerchen<br />

gönnt.<br />

SCHLAF IST ABER NICHT GLEICH SCHLAF.<br />

Das Prinzip des Nickerchens oder Mittagsschlafs<br />

ist es, die Müdigkeit durch eine kurze<br />

Schlafphase zu überwinden. Hierbei sollte<br />

eine Schlafdauer von etwa 30 Minuten<br />

nicht überschritten werden, um den Übergang<br />

in die danach beginnende Tiefschlafphase<br />

zu vermeiden. Es gibt viele Tricks, um<br />

diese Zeitvorgabe einzuhalten: Vom Kaffeetrinken<br />

vor dem Hinlegen, dessen Wirkung<br />

in der Regel vor der Tiefschlafphase einsetzt,<br />

über das Halten eines Schlüsselbundes, der<br />

herunterfällt, wenn die Muskelspannung<br />

nachlässt, bis zum Wecker ist alles möglich.<br />

Mit diesem kleinen ,Power-Nap‘ folgt der<br />

Körper dem natürlichen Erholungsbedürfnis<br />

einerseits, andererseits können so aber<br />

auch über längere Zeit angesammelte<br />

Schlafdefizite abgebaut werden. Schlafdefizite<br />

gehören zu unseren typischen Zivilisationsproblemen.<br />

Die Stressfaktoren in unserem<br />

Leben steigen. Berufliche und private<br />

Verpflichtungen nehmen immer weiter zu.<br />

Der Tag hat jedoch leider eine begrenzte<br />

Stundenzahl. Häufig sind es dann nicht die<br />

Termine, die reduziert werden, sondern die<br />

nächtliche Schlafdauer.<br />

Oft ist ein mit einem prahlerischen Unterton<br />

versehenes „Ich habe nur vier Stunden<br />

geschlafen“ zu hören. Doch darauf sollte<br />

man nicht stolz sein! Wer sich vor Augen hält,<br />

dass die Deutschen vor 100 Jahren noch<br />

durchschnittlich neun Stunden pro Nacht geschlafen<br />

haben, gerät vielleicht ins Grübeln.<br />

Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

zufolge brauchen Menschen zwischen sechs<br />

und neun Stunden Schlaf – je nach genetischer<br />

Veranlagung. Eine ‚Umerziehung‘ zu<br />

weniger Schlaf funktioniert nur zugunsten<br />

eines steigenden Schlafdefizits.<br />

DOCH WELCHE FOLGEN BRINGT ein solcher<br />

Mangel mit sich und wieso? Der gesunde<br />

Schlaf eines Erwachsenen kann in drei verschiedene<br />

Phasen unterteilt werden: Wachzustand,<br />

Non-REM-Schlaf, zu dem der<br />

Leicht- und Tiefschlaf zählen, und REM-<br />

Schlaf, der auch Traumschlaf genannt wird.<br />

Dabei unterliegt der Schlafrhythmus einem<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 117


Schlaflos? Dann App ins Bett!<br />

• Lightning Bug liefert Soundkulissen zum Abschalten und Einschlummern,<br />

wie etwa Meeresrauschen, Meditationsmusik oder sogar New York City bei Nacht –<br />

wem’s hilft!<br />

• Dream On verspricht die passenden Klänge für den individuellen<br />

Wunschtraum zu finden.<br />

• Sleep Cycle Alarm oder Sleep as an Droid nutzen die Bewegungs- und<br />

Geräuschsensoren des Smartphones, um das Schlafverhalten zu analysieren<br />

und auch, um den perfekten Weckzeitpunkt zu ermitteln.<br />

• Wake N Shake oder Morning Routine sind perfekt für Aufstehmuffel. Um den<br />

Weckton zu beenden, muss das Smartphone entweder heftig geschüttelt oder mit<br />

ihm ein bestimmtes Motiv in der Wohnung fotografiert werden. Beides beweist:<br />

Die Schlafmütze ist wach!<br />

Kalt- versus Warmschläfer<br />

Die ideale Schlafzimmertemperatur liegt<br />

zwischen 15 und 19 Grad Celsius. Ein<br />

Kompromiss, der vielleicht für den einen<br />

zu kalt und für den anderen zu warm, für<br />

den Organismus aber am gesündesten ist.<br />

Denn die Körpertemperatur sinkt bereits<br />

im Laufe des Abends ab und erreicht<br />

gegen drei Uhr nachts ihr Minimum. Nur<br />

so kann das Gehirn in den Ruhemodus<br />

übergehen und ein erholsamer Schlaf<br />

ist gewährleistet. Wie erreicht man diese<br />

Temperatur aber am zuverlässigsten?<br />

Grundsätzlich sollte ein ausgeglichenes<br />

Verhältnis zwischen Heizen und Lüften<br />

bestehen. Besonders im Winter führt<br />

ununterbrochenes Lüften zu Tiefsttemperaturen,<br />

die den Körper überfordern.<br />

Übertriebenes Heizen hingegen trocknet<br />

die Atemwege aus. Sinnvoll ist daher<br />

eine Kombination: Der Raum<br />

wird auf die empfohlene<br />

Höchsttemperatur von 19<br />

Grad geheizt. Vor dem<br />

Zubettgehen wird dann<br />

großzügig stoßgelüftet<br />

und die Luftfeuchtigkeit im<br />

Raum gesteigert.<br />

etwa 1,5-stündigen Zyklus aus unterschiedlich<br />

tiefen Phasen. Besonders erholsam und<br />

gesund ist der Tiefschlaf. Störungen in diesem<br />

Bereich sind besonders für ein steigendes<br />

Schlafdefizit verantwortlich. Leistungs-,<br />

Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit<br />

sinken infolgedessen rapide.<br />

Für viele Menschen, die regelmäßig deutlich<br />

nach Mitternacht zu Bett gehen, häufig<br />

nachts arbeiten oder nicht einschlafen können,<br />

besteht das Risiko gravierender gesundheitlicher<br />

Folgen wie Bluthochdruck,<br />

Herzinfarkt oder auch Diabetes. Mangelnde<br />

nächtliche Ruhe nimmt dem Körper<br />

wichtige Regenerationsmöglichkeiten.<br />

DEN NEUESTEN FORSCHUNGEN ZUFOLGE<br />

dient der Schlaf vor allem auch zum ,Aufräumen‘<br />

des Gehirns. Zum einen filtert es<br />

die unzähligen Informationen und Reize der<br />

Wachphase und überträgt die für wichtig befundenen<br />

vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis.<br />

Neue Verknüpfungen entstehen<br />

– wir lernen im Schlaf. Zum<br />

anderen profitiert auch das Immunsystem<br />

von nachhaltiger<br />

nächtlicher Erholung. Ähnlich wie<br />

das Gedächtnis speichert es nachts<br />

die Daten über Antigene – eine unerlässliche<br />

Gesundheitsvorsorge. Der Griff zu<br />

Alkohol oder Schlafmitteln stellt bei Schlaflosigkeit<br />

übrigens keine sinnvolle Lösung dar.<br />

Denn beide wirken sich eher negativ auf die<br />

Tiefschlafphase und den erwünschten Erholungseffekt<br />

aus.<br />

HÄUFIG KANN ABER ETWAS mehr Sorgfalt<br />

bei der sogenannten Schlafhygiene schon<br />

Wunder bewirken. Grundsätzlich gilt: Das<br />

Schlafzimmer sollte eine Wohlfühloase der<br />

Ruhe und Erholung sein. Das fängt bereits<br />

bei der richtigen ,Ausrüstung‘ an – dazu gehört<br />

die passende Matratze, angenehme<br />

Bettwäsche, ein sorgsam ausgewähltes Kissen<br />

und eine ebensolche Decke. Außerdem<br />

sollten auch sämtliche Störfaktoren im<br />

Schlafbereich verbannt werden wie etwa<br />

Licht- und Lärmquellen, unangenehme<br />

Temperatur, enge Schlafkleidung, Smartphone<br />

sowie Computer, Fernseher und Büroutensilien.<br />

Sollten diese Maßnahmen nicht<br />

bereits zu einer Besserung führen, gibt es wesentliche<br />

Verhaltensregeln, durch die wir unseren<br />

Schlaf positiv beeinflussen können.<br />

Allem voran eine gesunde Lebensweise –<br />

das bedeutet immer zur selben Zeit ins Bett<br />

gehen und aufstehen, sich gesund und regelmäßig<br />

zu ernähren und regelmäßig Sport<br />

118<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Scan Mich!<br />

Berufseinstieg<br />

Praxisgründung<br />

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Praxisfinanzierung<br />

Praxisabgabe<br />

Risk Management<br />

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Und wie schlafen Sie?<br />

In der großen Lattoflex-Schlafstudie gaben 61%<br />

der Teilnehmer an, schlecht zu schlafen und mit<br />

Rückenschmerzen aufzuwachen.<br />

Das muss nicht sein! Wir zeigen Ihnen, auf<br />

welchem Bettsystem Sie Ihren Schlaf verbessern<br />

können. Vereinbaren Sie einen Termin mit uns.<br />

www.betten-heller.de/lattoflex-schlafstudie-wie-schlaeft-deutschland/<br />

Gö / Kornmarkt 8 und Geismar Landstraße 16 / T 05 51 - 52 20 00


Aus der Traum / Lässt sich Traumerinnerung lernen?<br />

Frauen erinnern sich häufiger an ihre Träume als Männer. Das wissen Schlafforscher bereits seit über<br />

100 Jahren. Frauen haben häufiger Albträume und sprechen öfter mit anderen über ihre Träume.<br />

Männer hingegen träumen deutlich häufiger von Aggressionen, Waffen, Sexualität und behalten dies<br />

eher für sich. Warum es Träume überhaupt gibt, ist dabei immer noch die große ungeklärte Frage.<br />

Sicher ist aber, dass das menschliche Bewusstsein, genau wie unser Herz, nie schläft und während jeder<br />

Schlafphase träumt. Und doch bleibt nur etwa ein Traum pro Woche im Gedächtnis. Da Frauen nachts<br />

häufiger aufwachen, haben sie eine größere Chance, einen Traum ,zu fangen‘, sprich sich daran zu<br />

erinnern. Tipps, um sich besser an die eigenen Träume erinnern zu können, gibt es viele –<br />

hier eine Auswahl (ohne Gewähr):<br />

• Stress abbauen (z.B. durch Meditation), früh ins Bett gehen und tagsüber viel Sonne tanken.<br />

• Autosuggestion: Sich vor dem Schlafen vornehmen, sich an die Träume der kommenden Nacht zu<br />

erinnern.<br />

• Ein direkt am Bett platziertes Traumtagebuch lässt die Träume nicht verblassen und hilft einigen<br />

Menschen auch, sich morgens besser an die Träume der vergangenen Nacht zu erinnern.<br />

• Über Träume sprechen mit sich selbst dient als Erinnerungsmethode.<br />

– an der frischen Luft – zu treiben, ist<br />

förderlich für einen gesunden Schlaf.<br />

Auch das Einüben von Schlafritualen<br />

kann helfen: Entspannungstechniken<br />

wie zum Beispiel Yoga<br />

oder Atemtechniken dienen dazu Alltagsstress<br />

und Ärger abzubauen.<br />

Wem dies alles nicht hilft, dem bleibt<br />

noch der Weg in ein Schlaflabor. Denn leider<br />

gibt es auch Schlafstörungen, die auf körperlichen<br />

Ursachen, organische oder psychische<br />

Erkrankungen, zurückzuführen sind.<br />

Die Medizin unterscheidet 80 verschiedene<br />

Störungen des Schlafes. Die Schlafapnoe gehört<br />

zu den häufigsten und gefährlichsten<br />

Schlafstörungen. Diese ist nur durch Untersuchungen<br />

im Schlaflabor festzustellen und<br />

mit ärztlicher Hilfe zu beheben. Daher ist es<br />

ratsam, bei anhaltenden, schweren Schlafproblemen,<br />

die sich nicht durch die richtige<br />

Schlafhygiene und die Wahl der passenden<br />

Matratze verbessern, einen Arzt aufzusuchen.<br />

IN JEDEM FALL GILT ABER: Schlechter<br />

Schlaf – das muss nicht sein. In den meisten<br />

Fällen gibt es eine Lösung, und damit den<br />

Schlüssel zur Erholung von Geist und Körper.<br />

Na dann, gute Nacht ! ƒ<br />

Vollmond / Mythos oder Tatsache?<br />

Die dunklen Augenringe des Kollegen lassen es vermuten:<br />

Gestern war Vollmond. Doch stimmt es eigentlich, dass<br />

uns der Mond, der ja zum Beispiel auch die Gezeiten auf<br />

der Erde steuert, um den Schlaf bringt, wenn er in voller<br />

Pracht erstrahlt? Viele Betroffene empfinden diese Frage<br />

schon als Beleidigung. Schließlich müssen sie es doch wissen,<br />

da sie im zuverlässigen Turnus von dem schimmernden Trabanten<br />

gepeinigt werden.<br />

Jahrzehnte bekräftigten Forscher diesen Zusammenhang, ohne ihn<br />

beweisen zu können. Studien schienen den Leidensdruck zwar nicht zu<br />

erklären, doch aber zu belegen. Jetzt gibt es einen Rückschlag: Eine<br />

Studie mit 1.265 Probanden zeigte in 2.095 beobachteten Nächten keine<br />

signifikanten Zusammenhänge zwischen Schlafproblemen und dem<br />

strahlenden Vollmond. Die Forscher des Max-Planck-Instituts in München<br />

untermauern ihr Ergebnis mit Verweis auf frühere Studien, die ähnliche<br />

Ergebnisse hervorbrachten, aber in Schubladen verschwanden. Stattdessen<br />

seien wissenschaftlich fragwürdige Studien mit interessanteren Resultaten –<br />

sprich dem Nachweis des Zusammenhanges – veröffentlicht und verbreitet<br />

worden. Eine Erklärung für Schlafprobleme in Vollmondnächten geben<br />

die Wissenschaftler aber auch: Es ist heller in solchen Nächten, und<br />

die Menschen versäumen es, die Schlafzimmer abzudunkeln.<br />

Wäre einen Versuch wert …<br />

(Studie: Max-Planck-Institut München www.mpg.de/8271794/schlaf_vollmond)<br />

120<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Das AGAPLESION KRANKENHAUS NEU BETHLEHEM ist eine moderne Gesundheitseinrichtung<br />

im Herzen Göttingens. Wir verbinden fortschrittliche Medizin und<br />

exzellente Pflege mit christlichen Werten. Und genau das macht den Unterschied.<br />

Unsere Fachdisziplinen sind:<br />

• Augenheilkunde<br />

• Anästhesie<br />

• Chirurgie, Allgemin-/Viszeral-/Gefäßchirurgie<br />

• Chirurgische Endoskopie und Koloproktologie<br />

• Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

• Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />

• Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie mit zertifizierter<br />

Brustschmerzeinheit (CPU)<br />

• Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie<br />

Zertifikate<br />

• Chest-Pain-Unit nach DGK<br />

• Babyfreundliches Krankenhaus der<br />

WHO/UNICEF-Initiative<br />

• Chirurgisches Kompetenzzentrum<br />

Endoskopie DGAV<br />

Ab sofort „Infoabend Geburtshilfe“ online!<br />

Infos dazu auf www.neubethlehem.de<br />

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Humboldtallee 8 • 37073 Göttingen • 0551 494-0<br />

info@neubethlehem.de • www.neubethlehem.de


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Im interdisziplinären<br />

Leberboard werden<br />

komplexe Fälle<br />

besprochen und eine<br />

Behandlungsempfehlung<br />

abgeleitet.<br />

Volkskrankheit Fettleber:<br />

Wie gefährlich ist sie ?<br />

Jede vierte Person in Deutschland hat eine<br />

Fettleber. Die wenigsten der Betroffenen<br />

wissen davon. Die mit Abstand häufigsten<br />

Ursachen sind zum einen ein übermäßiger<br />

Alko hol konsum und zum anderen eine Kombination<br />

aus Übergewicht, Bewegungsmangel<br />

und ungesunder Ernährung. Letztere Form<br />

nimmt in der westlichen Welt deutlich zu und<br />

wird, sofern kein zusätzlicher über mäßiger<br />

Alkoholkonsum besteht, Nichtalkoho lische<br />

Fettlebererkrankung (NAFLD) genannt. Selten<br />

können auch schlanke Personen betroffen<br />

sein, vor allem, wenn eine genetische Veranlagung<br />

besteht.<br />

Die allermeisten Patienten mit einer<br />

Fettleber haben einen milden Verlauf und ein<br />

geringes Risiko, im Laufe ihres Lebens eine fortgeschrittene<br />

Lebererkrankung zu ent wickeln.<br />

Bei einigen Patienten kann es jedoch über einen<br />

Zeitraum von Jahren durch Entzündungs reaktio<br />

nen zu einem zunehmenden bindegewebigen<br />

Umbau (Fibrose) der Leber bis hin zur<br />

Leberzirrhose kommen. Hat die Erkrankung<br />

das Stadium der Zirrhose erreicht, ist die<br />

Leber irreparabel geschädigt und die Gefahr<br />

der Entwicklung von Bauchwasser, Blutungen,<br />

Hirnveränderungen und Leberkrebs steigt.<br />

Tückisch ist, dass die Patienten bis zum Stadium<br />

der Zirrhose häufig keine besonderen<br />

Beschwerden haben.<br />

Entscheidend ist, frühzeitig die Patienten<br />

zu identifizieren, bei denen zusätzlich zur<br />

Verfettung eine Entzündung und eine Fibrose<br />

bestehen. Diese Abklärung sollte durch einen<br />

Leberspezialisten erfolgen. Dabei helfen<br />

neben Laboruntersuchungen die Sonografie<br />

der Leber und die Elastografie, eine nicht<br />

invasive schmerzfreie Messung der Lebersteifigkeit,<br />

die eine Aussage über den Grad<br />

der Fibrose erlaubt, die wiederum der wichtigste<br />

prognostische Marker für Patienten mit<br />

NAFLD ist. Im Zweifel kann zur Prognoseabschätzung<br />

auch eine Leberbiopsie durchgeführt<br />

werden.<br />

EINE ZUGELASSENE MEDIKAMENTÖSE<br />

THERAPIE der NAFLD existiert trotz einiger<br />

vielversprechender Ansätze nach wie vor<br />

nicht. Die wichtigste und wirksamste Maßnahme<br />

zur Behandlung der Fettleber und zur<br />

Verhinderung bzw. Reduktion der Fibrose sind<br />

eine Alkoholkarenz und eine Reduktion des<br />

Körpergewichts, am besten in Verbindung mit<br />

regelmäßiger sportlicher Aktivität, Verzicht<br />

auf fett- und zuckerhaltige Speisen und Getränke<br />

(Softdrinks) und auch Obst im Übermaß.<br />

Unter diesen ,Lifestyle‘-Maßnahmen<br />

ist eine komplette Rückbildung der Fettleber<br />

möglich, selbst im Falle eines begonnenen<br />

bindegewebigen Umbaus.<br />

IN DER SPRECHSTUNDE des Leberzentrums<br />

Göttingen werden unter Beteiligung der Kliniken<br />

für Gastroenterologie (Direktor: Prof. Dr.<br />

V. Ellenrieder), Allgemeinchirurgie (Direktor:<br />

Prof. Dr. M. Ghadimi), Radiologie (Direktor:<br />

Prof. Dr. J. Lotz) und Pathologie (Direktor:<br />

Prof. Dr. P. Ströbel) Patienten mit Fettlebererkrankung<br />

nach neuesten internationalen<br />

Standards diagnostiziert und behandelt. Patienten<br />

mit bestehender Fibrose sollten dauer haft<br />

im Leberzentrum betreut werden, Patien ten<br />

mit einer reinen Verfettung ohne Risikofaktoren<br />

für eine Fibrose können haus ärztlich<br />

weiter behandelt werden.<br />

KONTAKT<br />

Leberzentrum Göttingen<br />

Ärztliche Leitung: Dr. med. Golo Petzold<br />

Robert-Koch-Straße 40<br />

37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 39 64667<br />

Fax 0551 39 20921<br />

leberzentrum@med.uni-goettingen.de<br />

www.leberzentrum-goettingen.de


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

ILLUSTRATION: R+MEDITRANSPORT<br />

Anders als die anderen<br />

R+ MediTransport setzt auf ein<br />

rundum gutes Arbeitsklima.<br />

R+ MediTransport<br />

Der Spezialist für Qualifizierten Krankentransport schaut über den Tellerrand.<br />

Schon seit 38 Jahren steht R+ MediTransport<br />

in Südniedersachsen für Qualifizierten<br />

Krankentransport mit hohem Qualitätsanspruch.<br />

In den vergangenen 18 Monaten hat<br />

sich das Familienunternehmen mit Hauptsitz<br />

in Gieboldehausen darüber hinaus auch eingehend<br />

mit seiner Unternehmenskultur und<br />

dem eigenen Leitbild auseinandergesetzt,<br />

denn auch Transparenz und Potenzialentfaltung<br />

für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

liegt den Verantwortlichen am Herzen. Entstanden<br />

sind daraus insbesondere Werte und<br />

Leitsätze, die einer Zusammenarbeit im Team<br />

von R+ einen Rahmen bieten.<br />

Einen Rahmen, der genau zur richtigen<br />

Zeit kommt, wie Geschäftsführer und Inhaber<br />

Florian Reinhold berichtet: „Wir befinden<br />

uns in einer Wachstumsphase und entwickeln<br />

uns weiter. Eine gelebte Unternehmenskultur<br />

soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

Orientierung geben. Gerade in diesen für<br />

uns positiv bewegten Zeiten ist das wichtig.“<br />

Denn bereits zum 13. Januar dieses Jahres hat<br />

R+ MediTrans port unter anderem die KBH-<br />

Kranken beförderung Hannover übernommen<br />

und wird als R+ MediTransport Hannover<br />

GmbH auch weiterhin in Stadt und Region<br />

Hannover qualifizierte Krankentransporte auf<br />

hohem Niveau anbieten.<br />

MIT DER GRÜNDUNG EINES Joint Ventures<br />

geht Reinhold mit seinem Unternehmen<br />

noch einen Schritt weiter: R+ MediTransport<br />

und MTN Krankentransporte aus Hildesheim<br />

haben mit der R+ i.conomy GmbH eine gemeinsame<br />

Gesellschaft gegründet, die sich<br />

beispielsweise um innovative IT-Lösungen bemüht.<br />

„Dieser Zusammenschluss soll zu effizienteren<br />

Einsätzen der Mitarbeitenden beitragen“,<br />

erklärt der Geschäftsführer. „Ebenso wie<br />

zu einem wirtschaftlichen Fahrzeugmanagement,<br />

signifikant niedrigeren Wartezeiten von<br />

Patienten und störungsfreieren Abläufen in<br />

Kliniken, Praxen und anderen Einrichtungen.“<br />

Darüber hinaus bündelt die Gesellschaft organisatorische<br />

Prozesse über die Unternehmensgruppen<br />

hinweg. Im Ergebnis können dadurch<br />

Budgets für Innovationen gesteigert oder auch<br />

die Qualität im Aus- und Fortbildungsmanagement<br />

noch weiter verbessert werden.<br />

NICHT ZULETZT hätten all diese wegweisenden<br />

Schritte von R+ MediTransport aber auch<br />

noch einen weiteren Vorteil, der weit über monetäre<br />

Ziele hinausgehe, so Florian Reinhold:<br />

„Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

entstehen durch eben diese Projekte neue<br />

Perspektiven in der persönlichen und beruflichen<br />

Entwicklung.“<br />

KONTAKT<br />

R+ MediTransport<br />

Herzberger Landstraße 6<br />

37434 Gieboldehausen<br />

Tel. 05528 2<strong>01</strong>9233<br />

www.rplus-gruppe.de


Geballte Neuro-Expertise<br />

am Göttinger Bahnhof<br />

Das Medizinische Experten Center (MEC) hat in diesem Jahr mit dem<br />

Neurologen Peter Gensicke einen weiteren Experten für Nervenerkrankungen gewonnen.<br />

Dadurch wird – gemeinsam mit dem Neuroradiologen Michael Knauth –<br />

die Befundabklärung neurologischer Probleme auf ein neues Level gehoben.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Kontakt<br />

Das MEC am Göttinger Bahnhof ist ein<br />

Zusammenschluss von medizinischen<br />

Experten, die unterschiedliche<br />

Schwerpunkte vertreten und über eine<br />

langjährige Expertise in ihrem Bereich<br />

verfügen. Einige sind aus ihrem bisherigen<br />

Wirkungskreis ausgeschieden – sei es<br />

aus Universitätsklinik oder Praxis –<br />

und bieten private Sprechstunden an.<br />

Dr. Peter Gensicke bietet derzeit an<br />

zwei Tagen eine Präsenzsprechstunde<br />

und an drei Wochentagen eine<br />

Telefonsprechstunde an.<br />

Prof. Michael Knauth bietet derzeit<br />

an drei Tagen pro Woche eine<br />

Präsenzsprechstunde an<br />

Prof. Hilmar Prange bietet Termine nach<br />

Vereinbarung an.<br />

Tel. 0551 820 740<br />

www.mec-goettingen.de<br />

Das einfache empirische Prinzip<br />

,Schauen wir mal‘ führt in der Neurologie<br />

nicht zum Ziel“, sagt der<br />

Experte für Nervenerkrankungen Peter<br />

Gensicke. Vielmehr werde der Diagnoseund<br />

Therapieerfolg vom Erfahrungshorizont<br />

der behandelnden Ärzte bestimmt. Und<br />

darin ergänzen sie sich gut: Michael Knauth,<br />

langjähriger Leiter der Neuroradiologie der<br />

Universitätsmedizin Göttingen, und Gensicke,<br />

Facharzt für Neurologie, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie in Göttingen. Beide<br />

bringen heute jeweils über 30 Jahre Erfahrung<br />

in ihren Fachgebieten in das Medizinische<br />

Experten Center (MEC) am Göttinger<br />

Bahnhof ein. Knauth ist bereits seit 2<strong>01</strong>4 im<br />

MEC in der Bahnhofsallee tätig, Gensicke<br />

bietet hier seit Mitte dieses Jahres Sprechstunden<br />

an. Man kannte sich aber schon<br />

vorher, was verdeutlicht, wie eng Neurologen<br />

und Radiologen zusammenarbeiten. Im<br />

MEC wird dieser Austausch nun noch enger.<br />

WIE WICHTIG DAS PASSGENAUE ZUSPIELEN<br />

der Bälle zwischen beiden Bereichen ist, verdeutlichen<br />

die Ärzte an einem Beispiel.<br />

„Nehmen wir eine sich rasch entwickelnde<br />

Sehstörung auf einem Auge an“, so Gensicke.<br />

„Da stellt sich beispielsweise die Frage, ob<br />

ursächlich eine Migräne, ein Schlaganfall,<br />

ein entzündlicher Prozess, eine Epilepsie<br />

oder ein Tumor verantwortlich ist.“ Um das<br />

abzuklären, kann unter anderem die Leitfähigkeit<br />

des Sehnervs gemessen, ein EEG abgeleitet<br />

oder eine Ultraschalluntersuchung<br />

durchgeführt werden, um etwa nach Gefäßverengungen<br />

zu suchen. „Weiterführend<br />

und klärend sind kernspintomografische<br />

Aufnahmen, die die möglichen Ursachen<br />

weiter eingrenzen. So werden die Diagnose<br />

abgesichert und zielführende Therapiemöglichkeiten<br />

eröffnet“, erklärt Gensicke.<br />

„Man kann sich solchen Symptomen von<br />

verschiedenen Seiten aus nähern“, führt sein<br />

Kollege Knauth fort und erläutert das Zusammenspiel.<br />

Gensicke bringt die klinischen,<br />

elektrophysiologischen und sonografischen<br />

Untersuchungen ein, die dann von<br />

Knauth mit modernsten bildgebenden Verfahren<br />

ergänzt werden.<br />

BEI FAST ALLEN NEUROLOGISCHEN SYMP-<br />

TOMEN empfiehlt sich dieses Vorgehen. „Ein<br />

Taubheitsgefühl im Bein kann zum Beispiel<br />

durch eine Be einträchtigung eines peripheren<br />

Nervs verursacht werden. Die Ursache<br />

kann aber auch höher im Rückenmark oder<br />

im Gehirn liegen“, sagt Gensicke. „Jede die-<br />

124<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Experten am Werk Mit Peter Gensicke, Michael Knauth und Friedemann Baum (v. l.) vereint sich im MEC jahrzehntelange Erfahrung.<br />

ser Stellen bringt spezifische Befunde mit<br />

sich, nach denen man gezielt suchen kann.<br />

Der Neuro loge gibt dem Radiologen daher<br />

mit, auf welches Gebiet er genau fokussieren<br />

soll.“<br />

Für Knauth sind diese Richtungsanweisungen<br />

„extrem wertvoll“, wie er sagt. Es<br />

gäbe zum Beispiel klinische Befunde, deren<br />

Ursache nur an einer Stelle im Gehirn lokalisiert<br />

sein kann. Das muss man wissen, um<br />

diese Region dann gezielt untersuchen zu<br />

können. Insofern ergänzen sich Neurologen<br />

und Neuroradiologen gegenseitig.<br />

„Entsprechend lebt die Neurologie stark<br />

davon, dass man wissen muss, was man erwarten<br />

kann“, sagt Gensicke. Der Neurologe<br />

kennt idealerweise die verschiedenen Symptomenkomplexe<br />

und gibt dem Radiologen<br />

genaue Hinweise, wo und wonach er suchen<br />

soll. Von Vorteil ist zudem noch, dass beide<br />

Experten mit dem jeweils eigenen Blick auf<br />

die Bilder schauen. „Eine gute Zusammenarbeit<br />

ist daher sehr wichtig. Und je besser<br />

die ist, desto höher die Trefferquote“, so<br />

Gensicke.<br />

MIT DER SICH ERGÄNZENDEN NEURO-<br />

EXPERTISE im MEC will man sich im Grunde<br />

an Patienten aus dem gesamten neurologischen<br />

Fachgebiet wenden. Letztlich spiegeln<br />

sich alle großen Volkskrankheiten – wie<br />

durch Blut hochdruck und Diabetes mellitus<br />

bedingte Gefäßkrankheiten und Demenzen –<br />

auch in der Neurowissenschaft wieder.<br />

„Natürlich spielt auch die Technik für den<br />

Behandlungserfolg eine nicht zu unterschätzende<br />

Rolle“, erklärt Friedemann Baum,<br />

Mitgründer des Diagnostischen Brustzentrums<br />

Göttingen, das zusammen mit der<br />

Praxis für moderne Schnittbilddiagnostik<br />

an das MEC angeschlossen ist. „Aus diesem<br />

Grund sind wir schon seit Jahren technisch<br />

immer auf dem neuesten Stand.“ Zuletzt<br />

wurde in dem Zentrum Ende vergangenen<br />

Jahres zusätzlich zu einem 1,5-Tesla-MRT<br />

ein weiterer MRT mit einer Magnetfeldstärke<br />

von drei Tesla installiert, der hochaufgelöste<br />

Diagnostik, insbesondere des Gehirns ermöglicht.<br />

Mit dieser Technik wurde auch eine Brücke<br />

für weitere Fortschritte in der Anwendung<br />

medizinischer Software gebaut. So<br />

werden zunehmend Künstliche-Intelligenz-<br />

(KI)-Algorithmen entwickelt, die dem Arzt<br />

bei der Befundung helfen. Zum Einsatz<br />

kommt im MEC bereits ein KI-basiertes<br />

System, das den Datensatz des Gehirns eines<br />

Patienten mit über 1.000 ,Standardgehirnen‘<br />

vergleicht und das bei der Differenzierung<br />

verschiedener Demenzformen und bei der<br />

Erfassung behandelbarer Demenzursachen<br />

helfen kann. Wie schon seit vielen Jahren<br />

steht Prof. Dr. Hilmar Prange im MEC weiterhin<br />

nach Terminvereinbarung für Zweitmeinungen<br />

oder die Erstellung von Gutachten<br />

zur Verfügung. ƒ<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 125


Ernährungsexpertin Vivien Faustin erklärt, was zum gesunden Essverhalten dazu gehört,<br />

welche Rolle unser Gehirn dabei spielt und wieso der ‚Schweinehund‘ vielen im Weg steht.<br />

TEXT MARISA MÜLLER<br />

Vivien Faustin<br />

ist Ernährungswissenschaftlerin und<br />

Adipositastrainerin<br />

sowie Heilpraktikerin für<br />

Psychotherapie an der UMG.<br />

vivien.faustin@med.uni-goettingen.de<br />

Die Lieblingsgerichte der Deutschen<br />

sind oft traditionell deftig.<br />

Kartoffelgerichte, Braten,<br />

Rouladen, Frikadellen und<br />

Schnitzel erfreuen sich großer<br />

Beliebtheit. Und diese Palette schließt noch<br />

nicht einmal die ebenfalls sehr beliebten<br />

Fast-Food-Produkte mit ein. In der Mittagspause<br />

mal eben zum Hähnchengrill oder<br />

Dönerimbiss um die Ecke, wochenends<br />

wird der Standard-Lieferservice bemüht –<br />

das kommt vielen sicherlich bekannt vor.<br />

„Zu fett- und kalorienreich“, kommentiert<br />

Vivien Faustin dieses Essverhalten, das nicht<br />

nur relativ einseitig sei, sondern vor allem<br />

auf lange Sicht krank machen könne. Die<br />

Ernährungsexpertin hat täglich mit Übergewicht<br />

und Krankheit zu tun. In die Interdisziplinäre<br />

Adipositas-Ambulanz der Universitätsmedizin<br />

Göttingen kommen Patienten,<br />

die Hilfe beim Abnehmen benötigen. Oft ist<br />

das Problem der „innere Schweinehund“.<br />

Sehr häufig kämen Patienten, die schon<br />

viel ausprobiert haben. „Sie wissen, was sie<br />

tun sollten, schaffen es aber nicht“, erzählt<br />

Faustin. Gewohnheiten zu wandeln ist mit<br />

viel Training verbunden. Das Ziel muss<br />

klar und attraktiv sein. Faustin erklärt<br />

dazu das Prinzip vom kleinen und großen<br />

Glück: „Das kleine Glück ist die leckere<br />

Bratwurst ,to go‘ im Hier und Jetzt, das<br />

große Glück ist es, leichter, fitter, beweglicher<br />

und eventuell sogar schmerzfreier in<br />

der Zukunft zu sein.“ Aber wieso ist Vernunft<br />

hier so schwierig?<br />

NEUROLOGISCH BEGRÜNDET liegt das<br />

Schweinehund-Phänomen im limbischen<br />

System. Dies ist die Machtzentrale des Gehirns<br />

– unserer Emotionen. Der Konflikt<br />

zwischen der Pizza- Burger-Eiscreme-Ecke<br />

und der Haferflocken-Rettich-Hüttenkäse-Fraktion<br />

wird dort entschieden. Rationalität<br />

hat absolut keine Chance.<br />

126<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Das limbische System befriedigt nämlich Bedürfnisse<br />

im Hier und Jetzt und denkt nicht<br />

an Konsequenzen. Verhaltensänderungen<br />

müssen deshalb mit positiven Emotionen<br />

verknüpft werden, damit sie Spaß machen.<br />

Der glückliche Gedanke an die Zeit, in der<br />

Bewegung im Grünen unbeschwert und<br />

schmerzfrei möglich ist oder Treppensteigen<br />

problemlos zum Alltag gehört, kann helfen,<br />

um das langfristige Ziel zu erreichen. Ein<br />

motivierender Gedanke könnte sein: „Jede<br />

Treppen bringt mich meinem längeren und<br />

gesünderen Leben näher!“ Außerdem ist es<br />

wichtig, das schlechte Verhalten mit negativen<br />

Assoziationen zu verknüpfen, so wie<br />

das Sprichwort schon sagt: „Wer rastet, der<br />

rostet!“ Das Gehirn wird so mehr oder<br />

weniger wissentlich manipuliert und ausgetrickst.<br />

ES IST ÜBERALL BEKANNT: Traditionelle<br />

Mittelmeerküche ist per se sehr empfehlenswert<br />

und damit ist nicht die Pizza gemeint!<br />

Das Wissen, dass viel frisches Gemüse, Rohkostsalate,<br />

Hülsenfrüchte, Obst, Käse, wöchentlich<br />

Fisch, Meeresfrüchte, Getreideprodukte<br />

und Olivenöl in Maßen optimal<br />

für eine gesunde Essweise sind, haben die<br />

meisten Menschen, erklärt Faustin. Aber die<br />

Umsetzung, sich die Zeit dazu zu nehmen,<br />

ist für viele schwierig. Manche lassen sogar<br />

Mahlzeiten ausfallen. Somit sagt ihnen das<br />

Gehirn: „Du hast heute noch nicht viel gegessen!“<br />

Dann werden Leckereien, süße<br />

oder deftige Snacks nebenbei verzehrt. Dass<br />

diese aber oft viel mehr Energie liefern, ist<br />

den wenigsten bewusst: Vier Kekse entsprechen<br />

einem belegten Brötchen, eine 300<br />

Gramm Tüte Fruchtgummi über den Tag<br />

verteilt gegessen, hat knapp 1.000 Kalorien!<br />

Wenn der Griff zu den Süßigkeiten und<br />

Snacks aufhören soll, gibt es verschiedene<br />

Ansätze. Umweltkontrolle: Das Reduzieren<br />

oder Einsparen fängt beim kontrollierten<br />

Einkaufen schon an. Manche Patienten von<br />

uns verstauen auch ihre Süßigkeiten wie den<br />

Wein weit hinten im Keller, um den Weg<br />

dorthin zu erschweren, berichtet Faustin.<br />

Ablenkungsmanöver: Den Kopf mit allen<br />

Sinnen durch beispielsweise Telefonieren,<br />

Spazierengehen, PC-Spiele oder Hobbys<br />

vom Süßhunger ablenken.<br />

DAS BELOHNUNGSSYSTEM IM GEHIRN<br />

sollte aber dennoch stets angesprochen werden.<br />

Sich auch mal etwas zu gönnen ist für<br />

den Gemütszustand wichtig. Allerdings sei<br />

es passender, sich mit etwas zu belohnen,<br />

das nichts mit dem ursprünglich negativen<br />

Verhalten zu tun habe, so Faustin – lieber<br />

mit einer Wärmflasche und guter Musik<br />

aufs Sofa kuscheln oder mit Freunden<br />

Bowlen statt ins Restaurant gehen.<br />

Das, was es häufig so schwer mache, ist<br />

der zu starke Druck. Zu hohe Ziele, zu unrealistische<br />

Anforderungen an sich selbst –<br />

„Dabei sind wir doch alle nur Menschen und<br />

keine Maschinen“, sagt Faustin. Wichtiger<br />

sei es, Situationen realistisch und fair zu<br />

sich selbst zu bewerten und sich Etappenziele<br />

zu stecken. „Kleine Schritte“, sagt die Expertin,<br />

„und dabei einfach Spaß haben,<br />

dann wird es gelingen.“ ƒ<br />

So besiegen Sie den Schweinehund!<br />

1. Erreichbares Ziel mit positiven Worten<br />

definieren<br />

2. Störfaktoren im Blick behalten und<br />

einplanen, um Versagergefühlen<br />

vorzubeugen<br />

3. Negative Assoziationen mit den alten<br />

Gewohnheit verbinden<br />

4. Auslöser für alte Gewohnheiten<br />

meiden (Umweltkontrolle, z.B. keine<br />

Süßigkeiten mehr im Schreibtisch)<br />

5. Bewusstsein für neue Rituale schaffen<br />

6. Freunde und Bekannte einweihen, dann<br />

ist der Durchhaltespaß meist stärker<br />

7. Training: durch Wiederholungen wird<br />

das positive Verhalten manifestiert<br />

8. Belohnen, auch für Etappenziele<br />

9. Wenn das Ziel nicht erreicht werden<br />

konnte, ein realistischeres Ziel neu<br />

bilden<br />

„Dabei sind wir doch<br />

alle nur Menschen<br />

und keine Maschinen.“<br />

FOTO STOCK.ADOBE.COM<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 127


Ein Lächeln spenden<br />

und Danke sagen.<br />

Beim Kauf einer Brille spenden wir 5 EUR<br />

an die Stiftung Humor Hilft Heilen.<br />

Wir wissen, wie strapaziert die Mitarbeiter des Gesundheitswesens aktuell sind und<br />

dass sie bis an ihre Grenzen gehen, damit es uns gut geht. Dafür möchten wir uns bei<br />

den Ärzten und Pflegern der Region bedanken. Dank der Spende, die über die Stiftung<br />

Humor Hilft Heilen an die Gesundheits- und Krankenpflegeschule St. Martini in<br />

Duderstadt geht, erhalten die Auszubildenden einen Workshop, bei dem sie lernen,<br />

wie man das Leben auf der Station mit Humor meistert und sein Lächeln nicht verliert.<br />

www.HumorHilftHeilen.de<br />

DRAEGER+HEERHORST GMBH & CO. KG<br />

MARKTSTR. 39 # DUDERSTADT # T 05527 94 36 66<br />

MARKTSTR. 1 # GIEBOLDEHAUSEN # T 05528 99 95 99<br />

BAHNHOFSTR. 25 # LEINEFELDE # T 03605 5 38 70 3 3<br />

WWW.DRAEGERUNDHEERHORST.DE


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130<br />

GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>


Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />

Guter Rat<br />

ist die Wurzel<br />

Ihres Erfolges<br />

dr. Bodenburg<br />

Zilian<br />

Werk<br />

Rechtsanwalts- und Notariatskanzlei in Göttingen<br />

Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />

Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />

in allen juristischen Angelegenheiten<br />

dr. Bodenburg<br />

Zilian<br />

Werk<br />

Rechtsanwalts- Rechtsanwalts- und und Notariatskanzlei Notarkanzlei in Göttingen<br />

Rechtsgebiete<br />

Arbeitsrecht<br />

Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />

Erbrecht<br />

Versicherungsrecht<br />

Compliance<br />

Medizinrecht<br />

Energierecht<br />

Immobilien-, Bau-, Mietrecht<br />

Familienrecht<br />

Straf- & Verkehrsrecht<br />

Notariat<br />

Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />

Vertrags- & Zivilrecht<br />

in allen juristischen Angelegenheiten<br />

Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />

Rechtstipps<br />

Rechtsgebiete<br />

SBZW Rechtsanwaltskanzlei und Notariat<br />

Dr. Reinhard Bodenburg auf faktor-Online<br />

(Notar), Michael Zilian Arbeitsrecht<br />

(Notar), Hasso Werk<br />

Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />

Berliner Straße 10, 37073 Göttingen · Telefon 0551 497070<br />

Erbrecht<br />

Berliner Str. 10 • 37073 Göttingen<br />

Tel. (0551) 49707-0 • Fax (0551) 4970777<br />

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