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www.mehralseinmagazin.de Sommer <strong>2020</strong> Nr. 26 5 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
GESUNDHEıT<br />
Schwerpunkt<br />
Stark bleiben
An apple<br />
a day…<br />
Gesund ist, was stark macht – und glücklicherweise liegt die Verantwortung dafür<br />
in unseren eigenen Händen. Manchmal genügen sogar schon kleinste Veränderungen, um<br />
gestärkt durchs Leben zu gehen. Ein Überblick, wie Sie gezielt vorsorgen können…<br />
TEXT MARISA MÜLLER<br />
FOTOS STOCK.ADOBE.COM<br />
100<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Mal ein Krachen im Rücken, ein<br />
fiependes Geräusch im Ohr,<br />
ein stechender Schmerz im<br />
Knie, eben diese paar Kilo zu<br />
viel auf der Waage oder hin und wieder das<br />
Gefühl ,ausgebrannt‘ zu sein – die meisten<br />
Menschen nehmen die Zeichen ihres Körpers<br />
nicht ernst. ‚Das vergeht schon wieder‘, denken<br />
wir, und oft funktioniert das scheinbar<br />
auch. Doch was, wenn dann plötzlich tatsächlich<br />
etwas Schlimmes passiert? Eine<br />
harmlose Erkältung, Blutbild beim Hausarzt,<br />
auffällige Werte, Überweisung zum<br />
Facharzt – Diagnose Krebs? Hätte das nicht<br />
anders verlaufen können?<br />
SICHER, DENN VORSORGE KANN LEBEN<br />
RETTEN. Je eher eine Krankheit erkannt<br />
wird, umso effektiver kann diese behandelt<br />
werden. Ein regelmäßiger ärztlicher Checkup<br />
ist also eine sinnvolle Möglichkeit, um<br />
vorzusorgen. Es gilt die Devise ‚Vorsorge ist<br />
besser als Nachsicht‘. Insbesondere beim<br />
Thema Krebs ist die Früherkennung lebensrettend.<br />
450.000 Männer und Frauen sind<br />
jährlich mit einer Erstdiagnose betroffen.<br />
Allerdings sind die Heilungschancen bei vielen<br />
Krebsarten inzwischen sehr gut – zumindest,<br />
wenn das Problem früh erkannt und<br />
behandelt wird. Bei Darm- und Gebärmutterhalskrebs<br />
besteht im Frühstadium eine<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 1<strong>01</strong>
Motivationstipps für einen<br />
leistungsfähigen Alltag<br />
Häufig ist das Argument ,Ich habe keine Zeit,<br />
mein Alltag erlaubt es mir nicht, oder ich bin<br />
müde‘. Wie die Lösung lautet? Einfach machen!<br />
Denn schnell und einfach fit zu werden,<br />
verlangt keine Zauberei!<br />
Guter Schlaf für einen klaren Kopf<br />
und ausgeruhten Körper<br />
Schlafen Sie ausreichend<br />
(ca. 7 Stunden). Schalten Sie<br />
30 Minuten vor dem Zubettgehen<br />
elektrische Geräte aus, achten<br />
Sie auf eine angenehme Schlaftemperatur<br />
von ca. 18° C und<br />
ausreichend frische Luft.<br />
Der Start in den Tag<br />
Direkt nach dem Aufstehen ein paar<br />
Atemzüge frische Luft, zum Beispiel<br />
am offenen Fenster. Ein ganz kleines<br />
Sportprogramm bringt den Kreislauf<br />
in Schwung. Ein Glas Wasser spült<br />
den Körper. Seien Sie vor dem<br />
Spiegel freundlich zu sich, und<br />
denken Sie an etwas Schönes, das Sie<br />
an dem Tag erwartet.<br />
Ziele setzen und erreichen<br />
Setzen Sie sich realistische und<br />
erfüllbare Ziele: Das soll nicht<br />
bedeuten, dass Sie sich nicht selbst<br />
fordern dürfen, aber setzen Sie Ihre<br />
Ziele so, dass Sie nach einem Tag<br />
nicht die Flinte ins Korn werfen.<br />
Unterstützer einbinden<br />
Hilfe von außen hilft: Binden Sie<br />
Ihr direktes Umfeld ein, denn<br />
Kommunikation, Bestätigung<br />
und Unterstützung sind wichtig.<br />
Zusammen ist man stärker.<br />
fast hundertprozentige Heilungschance. Und<br />
so zielen die meisten der Vorsorgeuntersuchungen<br />
auf genau dieses Thema ab: Krebs.<br />
FÜR FRAUEN BEGINNT DER VORSORGE-<br />
MARATHON bereits mit 20 Jahren. Eine<br />
jährliche gynäkologische Krebsvorsorge ist<br />
sinnvoll, um tückische Arten wie Gebärmutterhalskrebs<br />
und auch Brustkrebs so<br />
früh wie möglich zu erkennen. Bei Männern<br />
steigt das Risiko erst mit circa 45 Jahren –<br />
Prostata und Co sollten dann regelmäßig<br />
untersucht werden. Ab 50 Jahren steigt das<br />
Darmkrebsrisiko, das entsprechend engmaschig<br />
überwacht werden sollte. Außerdem<br />
wichtig: regelmäßige Zahnvorsorge<br />
von Kindesbeinen an und der so genannte<br />
Check-up beim Hausarzt, der der Früherkennung<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen<br />
dient. Außerdem gehört ein Hautkrebsscreening<br />
mit dazu. Dieser Rundum-Check<br />
empfiehlt sich ab einem Alter von 35 Jahren.<br />
Für besonders Gesundheitsbewusste sind<br />
übrigens auch zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen<br />
möglich. Diese werden über Privatrechnungen<br />
bezahlt und zählen zu den<br />
eigenverantwortlichen Präventionsleistungen.<br />
Nierenerkrankungen können auf diesem<br />
Weg beispielsweise frühzeitig erkannt<br />
werden, ebenso das Risiko, an Osteoporose<br />
oder Arteriosklerose zu erkranken. Mehr zu<br />
umfassenden Vorsorgemöglichkeiten gibt es<br />
auch im Kasten auf Seite 104.<br />
TROTZ DES VIELFÄLTIGEN ANGEBOTES<br />
werden die Untersuchungen nicht von allen<br />
Versicherten genutzt. Viele gehen nur hin<br />
und wieder zum Arzt, einige einfach überhaupt<br />
nicht – getreu dem Motto ‚Wenn ich<br />
nicht krank bin, muss ich da auch nicht hin‘.<br />
Und das ist auch eigentlich der richtige<br />
Grundgedanke. Nicht, dass man nicht zu<br />
den Vorsorgeuntersuchungen gehen sollte –<br />
aber echte Prävention sieht anders aus. Die<br />
ärztlichen Checks beziehen sich häufig auf<br />
schon angerichteten Schaden. Früherkennung<br />
bedeutet meistens, dass der Patient<br />
bereits erkrankt ist oder dass zumindest ein<br />
ernstzunehmendes Risiko besteht.<br />
Dieses Risiko zu minimieren und selbst<br />
tätig zu werden ist die Basis eines gesunden<br />
Lebens. Die häufigste Todesursache deutschlandweit<br />
sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Das Ranking der weitverbreitetsten Volkskrankheiten<br />
führt aktuell der Bluthochdruck<br />
an. Dabei ist es relativ einfach, diese<br />
Begleiterscheinungen der modernen Zivili-<br />
102<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Gesunde Ernährung für innere<br />
Ausgeglichenheit<br />
Ernähren Sie sich über den Tag<br />
frisch, leicht und gesund.<br />
Vermeiden Sie schwere Kost,<br />
achten Sie auf eine geregelte<br />
Mahlzeitentaktung, und hören Sie auf<br />
Ihren Körper, wenn er Ihnen Appetit<br />
signalisiert, um Unter zuckerung zu<br />
vermeiden.<br />
Positiv-Argumente-Liste<br />
Machen Sie sich eine Positiv-Liste.<br />
Jedes Mal, wenn ein demotivierender<br />
Gedanke Sie überfällt oder etwas<br />
droht, Sie zurückzuwerfen, stellen sie<br />
dem sofort ein positives Argument<br />
aus Ihrer Liste gegenüber. Gleiches<br />
gilt für Ihren Arbeitsalltag und Ihr<br />
persönliches Umfeld. Wenn Sie von<br />
Ihren Zielen überzeugt sind, lassen<br />
Sie sich von niemandem davon<br />
abbringen. Gehen Sie Ihren Weg,<br />
glauben Sie an sich, Ihr Ziel und die<br />
Liste mit Positiv-Argumenten.<br />
Auch Unangenehmes angehen<br />
Denken Sie immer an Ihr nächstes<br />
Etappenziel: Langfristige<br />
Veränderungen bringen manchmal<br />
unangenehme Schritte mit sich, aber<br />
auch die müssen gegangen werden.<br />
Denken Sie in diesem Moment nicht<br />
an das Unangenehme, sondern<br />
stellen Sie sich sofort das Erreichen<br />
Ihres nächs ten Ziels vor.<br />
sation in Schach zu halten. Eine gesunde<br />
Lebensweise und Ernährung genügen in der<br />
Regel, um vorzubeugen – Prävention in<br />
Reinform. Mehr dazu ab Seite 126.<br />
EXPERTEN EMPFEHLEN SPORT, GEMÜSE<br />
UND STRESSABSTINENZ. Das klingt so<br />
einfach, lässt sich im schnelllebigen Alltag<br />
allerdings häufig nicht umsetzen. Kurze<br />
Pausen, schnell zur Pommesbude mit den<br />
Kollegen, jede Menge Kaffee und zur Entspannung<br />
die Zigarette im Hof. So sieht unser<br />
Alltag häufig aus. Wo ist nur die gute<br />
alte Stulle geblieben, der Pausenapfel und<br />
die Thermoskanne mit Tee? Und vielleicht<br />
lieber mal die Treppe nehmen, statt mit dem<br />
Aufzug zu fahren? Denn das allein könnte<br />
schon helfen.<br />
HÄUFIG BEGINNT ES MIT ETWAS ÜBERGE-<br />
WICHT – inzwischen übrigens weltweit ein<br />
Thema mit stetig wachsender Brisanz. Je dicker,<br />
desto größer die Wahrscheinlichkeit<br />
von Folgeerkrankungen eingeholt zu werden.<br />
Diabetes, Herzprobleme, Atemnot, Rückenleiden<br />
und Stoffwechselstörungen treten besonders<br />
häufig auf. Die Studie zur Gesundheit<br />
Erwachsener in Deutschland (Statistisches<br />
Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2<strong>01</strong>9) zeigt<br />
mit aktuellen Forschungsergebnissen: 60<br />
Prozent der Männer und 40 Prozent der<br />
Frauen in Deutschland sind übergewichtig.<br />
Eine besonders deutliche Zunahme der Fettleibigkeit<br />
zeigt sich bei jungen Erwachsenen.<br />
Übermäßiger Konsum von ungesättigten<br />
Fetten, Transfettsäuren, Zucker, Salz und zu<br />
wenig Bewegung sind daran schuld.<br />
DASS SICH FITNESS POSITIV auf die Gesundheit<br />
auswirkt, ist bekannt. Dennoch<br />
treibt nur ein Viertel der Deutschen regelmäßig<br />
Sport. Von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) wird mindestens eine halbe<br />
Stunde Bewegung täglich empfohlen, die<br />
sich grundsätzlich auch in jeden Alltag<br />
integrieren lässt – sei es morgens, abends,<br />
im Büro oder im Homeoffice. Schon ein<br />
Spaziergang verbessert die Blutzuckerwerte<br />
und natürlich auch die Stimmung.<br />
Viele Krankenkassen unterstützen inzwischen<br />
die Bewegungsfreude ihrer Mitglieder<br />
– so wird der Besuch im Partner-Fitnessstudio<br />
zu vergünstigten Konditionen<br />
angeboten oder ein Bonus gezahlt, wenn<br />
Sportkurse regelmäßig und nachweislich<br />
besucht werden. Detaillierte Informationen<br />
dazu bieten bereits die meisten Krankenkassen<br />
an.<br />
Routine hilft<br />
Um dauerhaft motiviert zu<br />
sein, schaffen Sie Routine und<br />
Wiederholung: Von heute auf morgen<br />
können Sie nicht alles auf den Kopf<br />
stellen. Überlegen Sie, wie Sie<br />
Schritt für Schritt dauerhaft eine<br />
neue Richtung einschlagen.<br />
Die eigenen Bedürfnisse<br />
definieren<br />
Nehmen Sie sich Zeit für sich, um<br />
Ihre Bedürfnisse zu hinterfragen:<br />
Erfüllt mich mein Job, bin ich überoder<br />
unterfordert? Wie nimmt mein<br />
Umfeld mich wahr, und wie nehme ich<br />
mich selbst wahr? Was würde<br />
ich gern ändern?<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 103
Auch die meisten Arbeitgeber haben längst<br />
erkannt, wie wichtig gesunde Mitarbeiter<br />
für die Wirtschaft sind. Größere<br />
Unternehmen bieten inzwischen<br />
Gesundheitskurse, Sportangebote<br />
und Workshops an, einige zahlen<br />
sogar anteilig die Kosten für ein<br />
Fitnessstudio. Die meisten Inhouse-Angebote<br />
der Firmen hingegen<br />
sind eher mäßig frequentiert,<br />
Studios sind wesentlich beliebter. Insgesamt<br />
ist jedoch die Wahrnehmung beider<br />
Angebote eher schlecht. In manchen Betrieben<br />
nehmen weniger als zehn Prozent der<br />
Belegschaft an solchen Angeboten teil –<br />
denn die Mehrheit der Deutschen ist<br />
schlichtweg faul.<br />
ES GIBT EINE MENGE MÖGLICHKEITEN,<br />
um sich selbst gesund und fit zu halten. Obwohl<br />
die Bewegungsmuffel die Mehrheit<br />
bilden und damit einhergehend viele – auch<br />
unnötige – Krankheiten auf dem Vormarsch<br />
sind, fühlen sich jedoch die meisten Deutschen<br />
gesund. Besonders die höheren Altersgruppen<br />
bestätigen ein gesteigertes Wohlbefinden<br />
im Alltag. Unterschiede gibt es allerdings<br />
bei der Betrachtung der jeweiligen<br />
Lebensumstände: je niedriger der Status,<br />
desto schlechter der subjektive und auch reale<br />
Gesundheitszustand.<br />
NACH WIE VOR VÖLLIG UNTERSCHÄTZT<br />
werden psychische Krankheiten. Experten<br />
zufolge sind Depressionen oder affektive<br />
Störungen heute zur zweithäufigsten Volkskrankheit<br />
avanciert. Inzwsichen gehen rund<br />
die Hälfte der gemeldeten Arbeitsunfähigkeiten<br />
auf das Konto einer angeknacksten<br />
Psyche – besonders häufig sind Burn-out<br />
und Depressionen. Und so beginnt ein<br />
Teufelskreis: Ist der Geist krank, wird der<br />
Körper schnell folgen. Bei Patienten sinkt<br />
die Leistungsfähigkeit enorm, es kommt zu<br />
körperlichen Beschwerden, Appetitverlust,<br />
Schlafstörungen, Lustlosigkeit und Trauer.<br />
Mehr zum Thema Resilienz ab Seite 108.<br />
Umgekehrt bedeutet dies: In einem gesunden<br />
Körper wohnt auch ein gesunder Geist.<br />
Unternehmungen, Sport, Hobbys und soziale<br />
Kontakte schützen in der Regel vor trüben<br />
Phasen, sodass die Widerstandskraft bei<br />
Belastungen wächst. Wichtig bei allem, was<br />
man macht, ist allerdings vor allem eins:<br />
Nur die Dinge, die sich gut anfühlen und<br />
Spaß machen, sind auch gut für die Seele. ƒ<br />
Vorsorge im Überblick<br />
ALTER<br />
INTERVALL<br />
18 m/w Zahnvorsorgeuntersuchung jährlich<br />
20 w gynäkologische Krebsvorsorge jährlich<br />
30 w Brustkrebsvorsorge I - Tastuntersuchung jährlich<br />
35 m/w Check-up – Früherkennung von Herz- Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Diabetes melllitus und Nierenerkrankungen<br />
m/w<br />
Hautkrebsvorsorge<br />
45 m Früherkennung von Krebserkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane jährlich<br />
alle zwei Jahre<br />
50 w Mammografie-Screening zur Erweiterung der Brustkrebsfrüherkennung alle zwei Jahre<br />
m/w Darmkrebsvorsorge I – Dickdarm und Rektumuntersuchung jährlich<br />
55 m/w Darmkrebsvorsorge II – Darmspiegelung zwei Untersuchungen im<br />
Abstand von zehn Jahren<br />
60 m/w Auffrischungsimpfungen: Diphtherie (bakterielle Atemwegsinfektion),<br />
Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten), Poliomyelitis<br />
(Kinderlähmung)<br />
m/w<br />
Grippeschutz (Influenza), Pneumokokken (bakterielle Lungenentzündung)<br />
alle zehn Jahre<br />
104<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Prävention im neuen Stil<br />
Das Medizinische Experten Center (MEC) am Göttinger Bahnhof reagiert<br />
auf das steigende Gesundheitsbewusstsein der Menschen von heute – mit<br />
einem innovativen Konzept für Betriebliche Gesundheitsprävention.<br />
Der menschliche Körper ist nicht einfach<br />
ein funktionierendes Instrument,<br />
sondern ein sehr komplexes Zusammenspiel<br />
vieler Faktoren. Dabei stellt die Gesundheit<br />
jedes Einzelnen weder ein Geschenk<br />
der Natur dar, noch ist sie, wie viele vermuten,<br />
ein Zustand, in dem man sich einfach befindet<br />
– ganz im Gegenteil: Gesundheit ist ein<br />
fortwährender Prozess, für den jeder Mensch<br />
selbst die Verantwortung trägt.<br />
DENKT MAN JEDOCH AN die üblichen<br />
Vorsorgeuntersuchungen, so sehen sich viele<br />
bereits über Tage und Wochen von einem<br />
Spezialisten zum nächsten gehen und Zeit in<br />
Wartezimmern verschwenden. Wen wundert<br />
es da, dass selbst Menschen mit Beschwerden<br />
Gründe finden, nicht den Untersuchungsmarathon<br />
anzugehen? „Die Idee, ein Kompetenz-Netzwerk<br />
zur Präventionsdiagnostik<br />
aufzubauen, wurde insbesondere durch ein<br />
wachsendes Interesse aus Firmenkreisen<br />
vorangetrieben“, sagt Dr. Thomas Suermann<br />
vom Medizinischen Experten Center (MEC)<br />
am Göttinger Bahnhof.<br />
DAS KONZEPT ist so einfach wie erfolgreich:<br />
Medizinische Experten verschiedener Disziplinen<br />
konzentrieren ihre Kompetenzen unter<br />
einem Dach. „Dadurch ermöglichen wir unseren<br />
Patienten eine zeitnahe fachübergreifende<br />
Betreuung. Diese beginnt bei der individuellen<br />
Beratung mit einer anschließenden interdisziplinären<br />
Abstimmung von Behandlungskonzepten<br />
und der Umsetzung komplexer Präventionskonzepte<br />
innerhalb von ein bis zwei<br />
Tagen“, erklärt Dr. Friedemann Baum, dessen<br />
Spezial-Modul den Ganzkörper-MRT-Check<br />
umfasst.<br />
MIT EINEM KOMPETENZ-TEAM aus derzeit<br />
elf Fachärzten bietet das MEC als Betriebliche<br />
Gesundheitsförderung für Einzelpersonen<br />
oder auch im Kollektiv einen speziellen Manager-Check<br />
an, der besonders für große Unternehmen,<br />
aber auch für kleinere mittelständische<br />
Betriebe in zunehmendem Maße von<br />
Interesse ist. „Mitarbeiter erhalten in unseren<br />
Räumen – oder direkt im Unter nehmen – die<br />
Möglichkeit einer generellen präventiven Untersuchung,<br />
die alle relevanten funktionellen<br />
und morphologischen Aspekte des Körpers<br />
umfasst und neben der Früherkennung von<br />
Organschäden auch eine Risiko ab schätzung<br />
und -beratung für die Zukunft beinhaltet“, so<br />
Prof. Dr. Uwe Fischer weiter.<br />
BEI EINEM EIN-TAGES-CHECK beginnen<br />
die Untersuchungen um 9 Uhr und enden mit<br />
einem Abschlussgespräch am späten Nachmittag.<br />
Dank verschiedener Experten unter<br />
einem Dach erfolgen die 30- bis 60- minütigen<br />
Behandlungseinheiten bei den jeweiligen Spezialisten<br />
in gut strukturierter Reihenfolge – das<br />
bedeutet: kurze Wege und kaum Wartezeiten.<br />
Mit diesem modernen Konzept reagiert das<br />
MEC auf das steigende Gesundheitsbewusstsein<br />
der Menschen und auf den Wunsch, das<br />
Beste für den eigenen Körper zu tun.<br />
KONTAKT<br />
MEC Medizinisches Experten Center am<br />
Göttinger Bahnhof<br />
Bahnhofsallee 1d, 37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 820740<br />
Weitere Infos:<br />
www.mec-goettingen.de<br />
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Digitale Gesundheitsanwendungen –<br />
Chancen für Start-ups<br />
Der digitale Wandel im Gesundheitswesen<br />
schreitet schnell voran. Fast<br />
monatlich werden neue gesetzliche<br />
Regelungen geschaffen, um Fortschritte zu<br />
erreichen. Es fällt zunehmend schwer, den<br />
Überblick zu behalten, und häufig gibt es bei<br />
der technischen Umsetzung zeitliche Verzögerungen.<br />
Mit dem Inkrafttreten des Digitalen<br />
Versorgungsgesetzes (DVG) zum 1. Januar<br />
<strong>2020</strong> wurde nun die Möglichkeit für Unternehmen<br />
geschaffen, digitale Gesundheitsanwendungen<br />
(DiGA) in die Regelversorgung zu<br />
bekommen. Gibt es Gesundheits-Apps jetzt<br />
auf Rezept?<br />
„Es kommt darauf an“, sagt Stefan Burghardt<br />
von der Göttinger Anwaltskanzlei RKM<br />
medic. Der Rechtsanwalt ist auf die juristische<br />
Beratung im Gesundheitswesen spezialisiert<br />
und betreut unter anderem Start-ups bei dem<br />
Inverkehrbringen ihrer Produkte.<br />
SEIT INKRAFTTRETEN DES DVG hat es bis<br />
Mai <strong>2020</strong> gedauert, ein behördliches Verfahren<br />
festzulegen, wie DiGAs in die Regelversorgung<br />
überführt werden. Fest steht, nicht jede<br />
Gesundheits-App erfüllt die Anforderungen<br />
an eine DiGA. Ein Kriterium ist, dass der medizinische<br />
Nutzen nachgewiesen wird. Ferner<br />
dürfen die digitalen Anwendungen nicht der<br />
allgemeinen Gesundheitsvorsorge dienen,<br />
sondern müssen sich auf die Behandlung bestimmter<br />
Erkrankungen beziehen.<br />
„Es ist also für eine DiGA nicht ausreichend,<br />
dass mir eine App den Cholesterinwert zeigt<br />
und bei einem erhöhten Wert empfiehlt, einige<br />
Runden mehr im Park zu laufen“, so Burghardt.<br />
Wichtig sei, dass sich die App beispielsweise<br />
speziell an Bluthochdruckpatienten<br />
richtet und krankheitsspezifische Hinweise<br />
zur Ernährung und zum Trainingsplan gibt.<br />
„Kurz gesagt, Anwender der DiGA sind nicht<br />
gesunde, sondern erkrankte Personen.“<br />
DESHALB SIND DiGAs zugelassene Medizinprodukte<br />
und müssen zunächst den steinigen<br />
und langen Weg der Zulassung zum<br />
Medizinprodukt durchlaufen. Aus seiner Beratungspraxis<br />
weiß der Rechtsanwalt, dass<br />
viele Start-ups gerade diesen Aspekt unterschätzen:<br />
„Häufig scheitern gute Ideen, weil<br />
den jungen Unternehmen das Geld ausgeht,<br />
bevor die Zulassung als Medizinprodukt erreicht<br />
wird.“ Daher empfiehlt er diesen Unternehmen,<br />
sich zu Beginn nicht nur sorgfältig<br />
mit der Zweckbestimmung der zu entwickelnden<br />
App zu befassen, sondern auch über das<br />
Inverkehrbringen des Produkts nachzudenken.<br />
„IM ERGEBNIS lohnt sich jedoch für Startups<br />
die Entwicklung von DiGAs“, erklärt Burghardt<br />
abschließend. „Denn die Zulassung zur<br />
Regelversorgung eröffnet einen großen Anwendermarkt<br />
und sichert die Vergütung durch<br />
die gesetzlichen Krankenkassen.“<br />
Stefan Burghardt<br />
KONTAKT<br />
RKM medic<br />
Anwaltskanzlei für<br />
Medizin & Wirtschaft<br />
Bertha-von-Suttner-Str. 9<br />
37085 Göttingen<br />
Tel. 0551 70728-0<br />
www.rkm-medic.de
Das Steuer fest<br />
in der Hand!<br />
Resilienz, die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen, gewinnt in unserer<br />
Welt seit Jahren zunehmend an Bedeutung. Jetzt ist sie besonders gefordert.<br />
Resilienzexperte Sebastian Mauritz erklärt, wie wir uns für Krisensituationen<br />
im Leben wappnen – und sogar stärker daraus hervorgehen können.<br />
INTERVIEW ELENA SCHRADER<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
108<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 109
Immer wieder werden wir in unserem Leben mit Situationen konfrontiert, die uns emotional, manchmal<br />
sogar existenziell vor Herausforderungen stellen und uns gleichzeitig die Chance bieten, unser Leben<br />
bejahend und selbstgesteuert in die eigenen Hände zu nehmen. Eine solche Situation ist für viele die<br />
Corona-Krise. Zum Glück verfügt jeder Mensch von Natur aus über eine psychische Widerstandsfähigkeit,<br />
mit eben solchen Belastungen umzugehen, sich von ihnen zu erholen und wieder in seinen normalen ausgeglichenen<br />
Zustand zurückzufinden. Diese Fähigkeit wird als Resilienz bezeichnet – und ihre Stärkung beginnt<br />
bei jedem selbst. Resilienzexperte Sebastian Mauritz aus Göttingen erklärt im Interview, warum es erst einmal<br />
wichtig ist, zu verstehen, wie wir Menschen überhaupt ,funktionieren‘, bevor wir uns gegen Probleme<br />
und Stress immunisieren können.<br />
Herr Mauritz, seit vielen Jahren beschäftigen<br />
Sie sich als Resilienz-Lehrtrainer<br />
mit Stress, Burn-out und Krisen.<br />
Sie haben viele Hunderte Trainingstage,<br />
Seminare und Workshops auf Ihrem Konto.<br />
Trifft die Corona-Krise auch Sie persönlich?<br />
Oder haut so eine Krise Experten<br />
wie Sie überhaupt nicht mehr um?<br />
Ich persönlich lebe, was ich lehre, und plane<br />
gerne im Voraus mehr als ein Szenario,<br />
meist zwei oder drei. Wenn dann eines eintritt,<br />
sei es auch ein wenig anders als erwartet,<br />
dann kann ich die Herausforderungen<br />
viel besser angehen.<br />
Natürlich war von einem auf den anderen<br />
Tag auch mein Terminkalender erst einmal<br />
für zwei Monate leergeräumt. Doch durch<br />
Corona stieg auch der konsequente Wunsch<br />
nach Online-Veranstaltungen rasant, und<br />
vieles wurde in kürzester Zeit auf entsprechende<br />
Formate umgestellt. Ich habe zudem<br />
schnell aus der Not eine Tugend gemacht<br />
und einen Online-Resilienz- Kongress ins Leben<br />
gerufen, bei dem ich mit über 50 Kollegen<br />
über eben dieses Thema sprach. Am<br />
Ende hatten wir über 50 Stunden Videomaterial<br />
erstellt. Ich habe an meinem neuen<br />
Buch gearbeitet und eine Kooperation mit<br />
einer anderen Akademie ins Leben gerufen<br />
– es war also durchaus eine produktive Zeit.<br />
Bedeutet Resilienz also, dass alles<br />
an einem abprallt?<br />
Eindeutig nicht. Für Resilienz gibt es nicht<br />
,die‘ eine Definition. Für mich ist Resilienz<br />
das, was Menschen während und nach Widrigkeiten<br />
psychisch gesund hält. Die Frage<br />
wiederum, was einen psychisch gesund hält,<br />
hängt dabei ganz stark mit der Anpassungsfähigkeit<br />
jedes Einzelnen zusammen. Also:<br />
Wie gut kann ich mich an bestimmte Umstände<br />
anpassen? Aber auch: Wie kann ich<br />
mich regulieren? Es geht darum, mich nach<br />
einer Belastung wieder in meine Mitte zu<br />
regulieren. Wichtig ist, dass man in einer<br />
Krise nicht das Steuer aus der Hand gibt,<br />
sondern dass man sich mit den Gefahren<br />
und Chancen auseinandersetzt. Ich nenne<br />
das ein Problem-Lösungs-Schaukeln.<br />
Wodurch zeichnen sich resiliente Menschen<br />
eigentlich aus?<br />
Den Vorteil, den resiliente Menschen haben,<br />
ist aus meiner Sicht, dass sie schneller wissen,<br />
was da auf sie zukommt. Sie haben ein<br />
höheres Maß an Verstehbarkeit, das bedeutet,<br />
sie können Dinge schneller einordnen.<br />
Ärger oder Stress können entweder auf emotio<br />
naler Ebene handlungsunfähig machen,<br />
oder sie lassen den Menschen auf funktionaler<br />
Ebene in seine Selbstwirksamkeit kommen.<br />
Resiliente Menschen treffen also zielgerichtete<br />
Entscheidungen und lassen sich nicht<br />
von ihren Emotionen überwältigen.<br />
Ist das eine Frage der Intelligenz?<br />
Nein. Wir sind im Grunde alle resilient und<br />
der überlebende Beweis, dass wir bisher<br />
stärker waren als das Leben.<br />
Welche Gefühlsprozesse entstehen denn<br />
in uns während einer Krise?<br />
Am Beginn von Krisen entstehen erst einmal<br />
Irritationen. Und das bedeutet, ein bisheriges<br />
Muster im Denken, Fühlen und Handeln<br />
funktioniert nicht mehr. Menschen, die<br />
nicht gelernt haben, damit umzugehen,<br />
reagieren auf diese Irritationen schnell mit<br />
Angst. Meine Umdeutung für ‚Irritation‘ ist<br />
hingegen: Es sind Momente neuen Lernens.<br />
Immer, wenn ich irritiert bin, sage ich mir:<br />
,Das ist ja interessant.‘<br />
Wie kann ich Stresssymptome frühzeitig<br />
erkennen, um nicht in eine Abwärtsspirale<br />
zu geraten, die zu einer tiefergehenden<br />
Krise führt?<br />
Viele Menschen, die zu mir ins Coaching<br />
kommen, berichten davon, dass sie die ganze<br />
Zeit grübeln – also in permanenten Gedankenschleifen<br />
feststecken. Als Zweites gehört<br />
110<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Schlafmangel dazu. Schlaf ist essenziell für<br />
die Regeneration, fehlt er, gerät der Mensch<br />
schneller in Stresszustände. Und als Drittes<br />
folgt dann meistens der soziale Rückzug.<br />
FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />
Haben Sie eine Erste-Hilfe-Maßnahme,<br />
die Sie auch selbst anwenden?<br />
Ich habe in den letzten Wochen sehr viel meditiert<br />
und auf meine Atmung geachtet. Um<br />
die Emotionen zu regulieren, empfehle ich<br />
die Resonanzatmung: fünf Sekunden einatmen<br />
und fünf Sekunden ausatmen – zehn<br />
Minuten lang. Das ist aus meiner Sicht das<br />
Beste und Stärkste, was nicht nur in der Krise,<br />
sondern auch vorbeugend hilft. Denn<br />
wie resilient ein Mensch wirklich ist, zeigt<br />
sich letztlich immer erst in einer Krise. Mit<br />
der Resonanzatmung steigert man langfristig<br />
die Stärke des präfrontalen Cortex, den<br />
man auch als Resilienzmuskel im Gehirn<br />
bezeichnet.<br />
Sehen Sie denn jede Herausforderung<br />
im Leben als Chance?<br />
Eine Herausforderung ist grundsätzlich eine<br />
Aufgabe, die mich Kraft kostet. Ich definiere<br />
Herausforderung so, dass ich hier den Weg<br />
kenne – im Gegensatz zu einem Problem,<br />
wo ich ihn nicht kenne. Es geht hierbei um<br />
die innere Haltung. Ich entscheide, ob ich<br />
eine Herausforderung annehme, ob ich also<br />
die Chance nutze, um zu wachsen und meine<br />
Komfortzone erweitere. Auf der anderen<br />
Seite muss ich aber eine Herausforderung<br />
„Wir sind alle<br />
resilient und der<br />
überlebende Beweis,<br />
dass wir bisher<br />
stärker waren als<br />
das Leben.“<br />
nicht<br />
annehmen. Ich<br />
kann mir sagen, das ist<br />
mir gerade zu anstrengend,<br />
ich muss jetzt auf meine Ressourcen<br />
achten. So ähnlich, wie<br />
wenn man zu einem Duell herausgefordert<br />
würde: Man muss nicht zu<br />
jedem Duell gehen, weil man auch immer<br />
mit den Folgen leben muss.<br />
Brauchen wir also Krisen als Motor<br />
für Entwicklung?<br />
Tja, die wesentlichen Entwicklungen in<br />
meinem Leben habe ich durch Krisen gemacht.<br />
Und egal, wen sie fragen, alle werden<br />
Ihnen dieses Phänomen bestätigen. Die<br />
wirklich zentralen Veränderungen kamen<br />
im Leben eines jeden Menschen durch Krisen.<br />
Die erste Krise, die wir alle haben, ist die Geburt,<br />
dann folgt die krisenhafte Erkenntnis,<br />
dass es ein Ich und ein Du gibt, die Schule,<br />
die Pubertät und so weiter. Und so gibt es<br />
auch weiterhin im Leben immer kleinere<br />
und größere Krisen – bis zum Tod als letzte<br />
Krise. An der Auseinandersetzung mit diesen<br />
wächst man.<br />
Welche Krise hat Sie persönlich<br />
besonders stark gemacht?<br />
Ich wäre einmal beinahe bei einer Nachtwanderung<br />
gestorben. Wenn ich damals eingeschlafen<br />
wäre, dann wäre ich nicht wieder<br />
aufgewacht. Ich war mit Freunden in einer<br />
Zur Person<br />
Sebastian Mauritz<br />
Den selbstständigen Unternehmer, Trainer,<br />
Coach und Keynote-Speaker bewegen<br />
seit vielen Jahren Fragen wie diese: Wie<br />
können Menschen resilienter werden und<br />
flexibler mit Stress umgehen?<br />
Mit seinem umfangreichen Wissen um<br />
systematisches Coaching, Hypnotherapie<br />
und NLP leitet er heute die Resilienz<br />
Akademie in Göttingen.<br />
www.sebastianmauritz.de<br />
www.resilienz-akademie.com<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 111
Hütte auf einem Gletscher. Abends kamen<br />
wir auf die ,kluge‘ Idee, noch einmal spazieren<br />
zu gehen. Wir waren viel zu dünn angezogen,<br />
und ich beschloss auf halben Weg,<br />
allein umzukehren. Dann habe ich mich verlaufen<br />
und war plötzlich in einem Schneefeld.<br />
Trotz eines schlechten Gefühls hatte ich die<br />
Gruppe verlassen, weil ich einfach müde<br />
war. Rückblickend hätte ich erst gar nicht<br />
mitgehen sollen. Und das war für mich die<br />
zentrale Erkenntnis: Ich habe dort gelernt,<br />
sehr auf mein Bauchgefühl zu hören und<br />
nichts zu tun, wonach ich mich nicht fühle.<br />
Mit einem, wie ich finde, für mich sehr positivem<br />
Outcome.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Innerlich stark werden<br />
Was resiliente Menschen immuner gegen Probleme, Stress und Krisen macht<br />
Strategie 1 – die persönliche Stress-Analyse<br />
Schreiben Sie doch mal zehn Dinge auf, die jeden Tag ein bisschen störend<br />
sind. Damit sind die Dinge gemeint, die so klein sind, dass man sie nicht<br />
ändert, aber doch den persönlichen Stresspegel konstant erhöhen. Das kann<br />
das Fahrradschloss sein, das ab und zu mal klemmt, oder ein Kuli, der mal<br />
schreibt und mal nicht. Immunität beginnt im Kleinen – wenn Sie die kleinen<br />
Sachen lösen, verringern Sie Ihre Belastung und haben mehr Immunität<br />
gegen große Stressoren.<br />
Strategie 2 – den eigenen Minimumfaktor im Auge behalten<br />
Das bedeutet, dass es Dinge gibt, die Sie verletzlicher machen als andere. Bei<br />
vielen Menschen ist das zum Beispiel Schlaf oder Zeit für sich selbst. Sorgen<br />
Sie dafür, dass das, was Ihnen wirklich wichtig ist, immer Priorität hat. So<br />
machen Sie sich weniger verletzlich und legen die Grundlage für Ihre Stärke.<br />
Strategie 3 – den eigenen Ärger wertschätzen<br />
Emotionen sind wichtige Hinweise auf eigene Bedürfnisse. Gerade Ärger als<br />
eine der beiden Stressemotionen – die andere ist Angst – ist hierbei wichtig.<br />
Ärger ist der Hüter eigener Werte. Wenn Sie sich ärgern, dann fragen Sie sich<br />
doch mal, welcher Ihrer wichtigen Werte verletzt wird? Das können Dinge sein<br />
wie Gerechtigkeit, Freiheit, Fairness, Wertschätzung oder eben das, was für<br />
Sie wichtig ist. Wenn Sie Ihre wichtigen Werte kennen, dann sind Sie weniger<br />
anfällig gegen Stress durch Ärger.<br />
Strategie 4 – die Krisenformel kennen<br />
Sie lautet: Krise = Problem x Stress 3 . Das bedeutet, dass die Immunität davon<br />
abhängt, wie schnell und gut man Probleme löst und wie effektiv man mit<br />
dem eigenen Stress umgeht. Ein Problem ist dabei immer von uns selbst<br />
erzeugt. Es besteht aus einem Ist-Zustand (z. B. ich habe einen Euro) und<br />
einem Soll-Zustand (z. B. ich brauche zwei Euro). Wenn wir den Unterschied<br />
nicht überwinden können, dann reagieren Menschen mit Stress. Das bedeutet:<br />
Probleme als solche zu erkennen und dann schnell, kreativ und nachhaltig zu<br />
lösen, ist Kern der eigenen Immunität.<br />
Sebastian Mauritz<br />
Immun gegen Stress, Probleme<br />
und Krisen<br />
Warum reagieren wir in bestimmter<br />
Weise? Wie kommt es zu den Gefühlen?<br />
Und sind wir den Prozessen tatsächlich<br />
einfach ausgeliefert? Mit charmanten<br />
Illustrationen des Göttinger Künstlers<br />
Dylan Sara und alltagstauglichen Übungen<br />
nimmt Sie das Buch mit auf eine Reise<br />
in die menschliche Gefühlswelt, um sich<br />
selbst besser zu verstehen und so gegen<br />
Stress und Krisen zu immunisieren.<br />
Gabal Verlag, 24 Euro<br />
Strategie 5 – treffen Sie Entscheidungen<br />
Die Frage, die hier oft gestellt wird, ist, wie das geht. Eine Strategie, um<br />
gar nicht erst in Stress und Krisen zu kommen, ist die Frage nach dem,<br />
was wichtig ist. Immunität bedeutet, dass Sie sich darüber im Klaren sind,<br />
wer oder was in Ihrem Leben wichtig ist. Viele Menschen leben dabei das<br />
Leben anderer Menschen und vergessen, dass Sie mit sich selbst die längste<br />
Beziehung Ihres Lebens haben. Wenn Sie Ihr eigenes Leben genießen<br />
wollen, dann heißt das, dass Sie sich im Zweifel also für sich selbst und Ihre<br />
Bedürfnisse entscheiden! Wenn Sie sich immer mal zur Priorität machen,<br />
dann nimmt Ihre Immunität mit der Zeit auf jeden Fall zu.<br />
Bei aller Immunität gilt: Was immer Sie tun, tun Sie es aus einem<br />
bestmöglichen Zustand heraus. Treffen Sie keine wichtigen Entscheidungen,<br />
wenn es Ihnen nicht gut geht. Wichtige Gespräche fangen ja auch selten mit<br />
den Worten an: „Ich bin total im Stress und muss jetzt mal was ganz Wichtiges<br />
mit dir besprechen.“<br />
112<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
PROFIL<br />
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Individuell gefertigt: eingesetztes Mini-Implantat am innenseitigen Kniegelenk<br />
Schmerzhafter Knorpelschaden<br />
am Kniegelenk<br />
Mini-Implantate können die Behandlungslücke schließen.<br />
Schmerzhafte Schädigungen des Kniegelenkknorpels<br />
kommen sehr häufig<br />
vor. Im Falle einer Schädigung stellt die<br />
begrenzte Fähigkeit zur Regeneration ein Problem<br />
dar. Knorpelschädigungen führen daher<br />
häufig zu langfristigen Schmerzen mit Beeinträchtigung<br />
der Lebensqualität. Zu Beginn treten<br />
die Schmerzen bei Belastung auf, später<br />
dann auch in Ruhe in der Nacht. Wiederkehrende<br />
Schwellneigungen des Kniegelenks sind<br />
häufig.<br />
DIE CHIRURGISCHE THERAPIE des schmerzhaften<br />
Knorpelschadens am Knie ist sehr individuell<br />
und hängt von vielen Variablen ab. Hier<br />
ist vor allem das Patientenalter von Bedeutung.<br />
Es wird zwischen biologischen Verfahren und<br />
Gelenkersatzverfahren unterschieden. Bei den<br />
erstgenannten Verfahren kann als Beispiel die<br />
Knorpelzelltransplantation genannt werden.<br />
Bei den Gelenkersatzverfahren handelt es sich<br />
um die Implantation von Gelenkprothesen.<br />
Bei der Knorpelzelltransplantation zeigen<br />
sich mit zunehmendem Patientenalter schlechtere<br />
Ergebnisse. Zusätzlich ist die Rehabilitationszeit<br />
hier manchmal länger als ein Jahr.<br />
Der Nachteil der Gelenkersatzverfahren liegt<br />
in der Haltbarkeit der Prothesen – diese ist<br />
gerade bei jüngeren Patien ten verkürzt, was<br />
häufig im weiteren Leben Wechseloperationen<br />
notwendig macht. Aus diesem Grund bestand<br />
in den letzten Jahren beim schmerzhaften<br />
Knieknorpelschaden eine sog. chi rurgische<br />
Behand lungslücke.<br />
DIESE BEHANDLUNGSLÜCKE können sog.<br />
Mini-Implantate schließen (www.episurf.com).<br />
Hier geht es vor allem um schmerzhafte<br />
Knorpelschäden in den Fällen, bei denen nur<br />
die Oberschenkelseite betroffen ist und biologische<br />
operative Maßnahmen nicht mehr<br />
erfolgversprechend sind. Nach einem speziellen<br />
MRT wird eine Schadenanalyse des Kniegelenkknorpels<br />
durchgeführt und optisch im<br />
Sinne eines Schaden reports dargestellt. Kommt<br />
der Patient für das Mini-Implantat infrage, wird<br />
das Implantat in Abhängigkeit der individuellen<br />
Anatomie des Patienten hergestellt und kann<br />
dann im Rahmen eines operativen Eingriffs<br />
implantiert werden (siehe Abbildung).<br />
Die individuelle Herstellung garantiert eine<br />
sehr hohe Passgenauigkeit beim einzelnen<br />
Patienten. Diese Operation wird in Deutschland<br />
nur in wenigen Zentren durchgeführt.<br />
Zusammenfassend ist das Mini-Implantat für<br />
jene Patienten geeignet, die aus verschiedenen<br />
Gründen nicht mehr für eine Knorpelzelltransplantation<br />
infrage kommen bzw. deren<br />
Gelenk noch zu gut oder der jeweilige Patient<br />
zu jung für eine Gelenkprothese ist.<br />
KONTAKT<br />
ArthroVeris – Praxis für Gelenkmedizin<br />
PD Dr. med. Tim A. Walde<br />
Groner-Tor-Straße 3<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 58777<br />
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Entschlüsselung von Krankheitsgenen<br />
in Zeiten von Covid-19<br />
Die genetische Diagnostik und Erforschung von seltenen angeborenen Syndromen bei Kindern ist<br />
ein Schwerpunkt des Instituts für Humangenetik an der Universitätsmedizin Göttingen.<br />
Aktuell beschäftigen die Ärzte und Wissenschaftler auch die Fragen: Welche Bedeutung hat<br />
Covid-19 für Kinder mit seltenen Syndromen? Und welche Rolle können bislang<br />
unerkannte seltene Erkrankungen bei Corona spielen?<br />
„Die Diagnostik erblicher<br />
Erkrankungen ist wesentlich<br />
schneller und effizienter,<br />
aber zugleich auch komplexer<br />
geworden.“<br />
Bernd Wollnik<br />
Direktor des Instituts für Humangenetik<br />
Seltene angeborene Syndrome von<br />
Kindern sind ein Schwerpunkt des<br />
Instituts für Humangenetik und ein<br />
zen traler Bestandteil seines Leistungsspektrums<br />
der genetischen Beratung, molekularen<br />
Diag nostik und modernen humangenetischen<br />
Forschung. „Aktuell erreichen uns<br />
natürlich viele Fragen von Familien, die<br />
wissen möchten, ob ihre Kinder durch<br />
SARS-CoV-2 besonders gefährdet sind“, berichtet<br />
Prof. Dr. med. Bernd Wollnik, Direktor<br />
des Instituts. „Betrachtet man die bislang<br />
veröffentlichten Einzelfallberichte und Fallserien<br />
zu Kindern mit SARS-CoV-2-Infektion,<br />
ist es allem Anschein nach so, dass sich Kinder<br />
zwar etwa genauso häufig, gegebenenfalls<br />
sogar seltener, infizieren wie Erwachsene,<br />
dabei aber meist keine oder nur sehr<br />
milde Symptome zeigen.“<br />
ABER ES GIBT WELTWEIT AUCH eine<br />
geringe Zahl an erkrankten Kindern, bei denen<br />
die Covid-19-Erkrankung einen schweren<br />
Verlauf zeigt und die im Krankenhaus oder<br />
sogar auf der Intensivstation versorgt werden<br />
müssen. Vereinzelt wurde von schweren<br />
Komplikationen berichtet, insbesondere wenn<br />
die Kinder bereits Grunderkrankungen zum<br />
Beispiel des Herzens, der Lunge oder des Immunsystems<br />
hatten. Solche Vorerkrankungen<br />
können auch bei Kindern mit seltenen erblichen<br />
Syndromen vorliegen.<br />
Als ‚Syndrome‘ bezeichnete erbliche Erkrankungen<br />
zeichnen sich oft dadurch aus,<br />
dass ihre charakteristischen Symptome verschiedene<br />
Organe oder Organsysteme betreffen<br />
können. Ein solches Syndrom ist neben<br />
Hunderten anderen auch das Kabuki-Syndrom,<br />
das die Wissenschaftler des Instituts bereits<br />
seit vielen Jahren intensiv klinisch und molekular<br />
erforschen. Kinder mit dem Kabuki-Syndrom<br />
haben neben charakteristi schen Gesichtsmerkmalen<br />
auch weniger spezi fische Auffälligkeiten<br />
wie eine Wachstumsverzögerung, eine leichte<br />
bis mäßige Intelligenzminderung, Hörstörungen<br />
sowie Herz- und Nierenfehlbildungen. Sie<br />
leiden aber auch häufiger an Infektionen, und bei<br />
manchen liegt ein spezifischer Immun defekt vor.<br />
„Wir raten den betroffenen Familien daher zu erhöhter<br />
Vorsicht, strikter Einhaltung besonderer<br />
Hygienemaßnahmen und schätzen die Kinder<br />
als Risikopersonen für eine schwerere Verlaufsform<br />
von Covid-19 ein“, so Bernd Wollnik.<br />
DIE HUMANGENETIKER sehen aber<br />
noch einen anderen Aspekt im Zusammenhang<br />
mit Covid-19: „Wenn Kinder schwer<br />
an Covid-19 erkranken, ohne dass eine zusätzliche<br />
Erkrankung bekannt ist, könnte<br />
eine bislang unerkannte genetische Grunderkrankung<br />
in Betracht gezogen werden.<br />
Eine solche zu diagnostizieren, ist heute<br />
dank unserer modernen molekulargenetischen<br />
Analysewerkzeuge auch im Einzelfall
PROFIL<br />
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FOTOS: HZG/SCHMIDT<br />
Mit neuen molekulargenetischen Analysewerkzeugen entschlüsseln die Wissenschaftler Krankheitsgene für seltene angeborene Erkrankungen.<br />
möglich. Entsprechende Studien zur Genentschlüsselung<br />
können jetzt angeboten werden<br />
und helfen, das Risiko und die Prognose<br />
auch für Covid-19 besser einzuschätzen.“<br />
DIE DIAGNOSTIK GENETISCHER Erkrankungen<br />
hat sich in den vergangenen Jahren<br />
grundlegend gewandelt. Mit der Hochdurchsatzsequenzierung<br />
(Next-Generation-Sequenzierung,<br />
kurz NGS) lässt sich heute das gesamte<br />
Genom oder alternativ das sogenannte<br />
Exom, also alle etwa 19.000 Gene der DNA, in<br />
einer einzigen Analyse untersuchen. Mit diesem<br />
mächtigen Werkzeug gelingt es zunehmend,<br />
auch bei einzelnen Patienten die für<br />
eine seltene Erkrankung ursächliche Genveränderung<br />
(Mutation) zu ermitteln, auch wenn<br />
das entsprechende Gen bislang noch nie mit<br />
einer Krankheit in Verbindung gebracht wurde.<br />
So lassen sich Erkrankungen, für die lange<br />
Zeit keine Diagnose gestellt werden konnte,<br />
jetzt auch ohne konkrete klinische Verdachtsdiagnose<br />
korrekt und präzise diagnostizieren.<br />
Die genetische Diagnostik hat sich also<br />
dank NGS immens verbessert – und gleich-<br />
zeitig ist sie ungleich komplexer als früher.<br />
Sie erfordert heute ein breites Spektrum an<br />
Expertise und ein Zusammenspiel aus Klinikern,<br />
Humangenetikern, Molekulargenetikern<br />
und Bioinformatikern. Bernd Wollnik hat<br />
bereits vor Jahren am Institut einen interdisziplinären<br />
und multiprofessionellen Ansatz<br />
etabliert – das deutschlandweit einzigartige<br />
MutationMining- oder MM-Team. Derzeit begeben<br />
sich 27 Ärzte und Wissenschaftler gemeinsam<br />
auf die Suche, um aus den Sequenzierungsdaten<br />
die krankheitsverursachen de<br />
Variante aufzuspüren.<br />
Molekularbiologen und Biochemiker schätzen<br />
ein, welchen Effekt eine bestimmte Genveränderung<br />
für das daraus entstehende Protein<br />
haben wird. Humangenetiker und Ärzte<br />
beurteilen, ob die Symptome des Patienten<br />
ins Bild passen. Den Wissenschaftlern um<br />
Bernd Wollnik ist es auf diese Art schon sehr<br />
häufig gelungen, bislang unbekannte Krankheitsgene<br />
zu entschlüsseln. Diese innovative<br />
und effektive interdisziplinäre Teamarbeit<br />
ist besonders auch in Zeiten von Covid-19<br />
extrem wichtig für die kleinen Patienten.<br />
KONTAKT<br />
Institut für Humangenetik<br />
Universitätsmedizin Göttingen<br />
Prof. Dr. med. Bernd Wollnik<br />
Heinrich-Düker-Weg 12<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 39-60606<br />
bernd.wollnik@med.uni-goettingen.de<br />
www.humangenetik-umg.de
116<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Na dann,<br />
gute Nacht!<br />
Von vielen Menschen unterschätzt: der Schlaf – ein elementares Bedürfnis,<br />
an dem wir nicht sparen sollten, denn er macht uns jeden Tag aufs Neue stärker.<br />
TEXT STEFAN LIEBIG<br />
FOTOS STOCK.ADOBE.COM<br />
Draußen ist es noch dunkel, das<br />
Bett ist kuschelig warm. Dieses<br />
unterbewusste Wohlgefühl versüßt<br />
den Traum vom letzten Urlaub.<br />
Doch plötzlich flötet der übertrieben<br />
gut gelaunte Radiomoderator durch das bis<br />
dahin friedliche Schlafzimmer. Es ist schon<br />
wieder Zeit aufzustehen. Müde gelingt der<br />
Weg ins Badezimmer, im Halbschlaf gibt es<br />
Frühstück mit viel Kaffee, und irgendwie<br />
gelingt dann auch der Weg zur Arbeit. Spätestens<br />
aber, als der schwere Kopf auf die<br />
Schreibtischplatte zu krachen droht, wächst<br />
die Erkenntnis, es wäre schlauer gewesen,<br />
ein paar Stunden früher schlafen zu gehen.<br />
Aber warum ist Schlaf eigentlich so wichtig,<br />
um sich fit zu fühlen? Wissenschaftler<br />
forschen an dieser Frage noch immer sehr<br />
intensiv. Eine allumfassende Erklärung lässt<br />
bislang auf sich warten. Klar hingegen ist,<br />
dass wir fast ein Drittel unserer Lebenszeit<br />
schlafend verbringen. Und dass der tägliche<br />
Schlaf für unsere Gesundheit, die Regeneration<br />
von Geist und Körper, von großer Bedeutung<br />
ist. Fit über den Tag und gesund<br />
auf Dauer bleibt nur, wer gut schläft. Erwiesen<br />
ist auch, dass wir entwicklungsgeschichtlich<br />
eigentlich auf mehrere Schlafphasen<br />
am Tag gepolt sind. Viele Kulturen<br />
berücksichtigen das auch heute noch und<br />
achten wesentlich sensibler auf ihre innere<br />
Uhr. So gibt es in vielen Ländern eine feste<br />
Siesta, andere hingegen empfinden es befremdlich<br />
oder verwerflich oder sehen es gar<br />
als Zeichen von Schwäche, wenn sich jemand<br />
im öffentlichen Raum ein Nickerchen<br />
gönnt.<br />
SCHLAF IST ABER NICHT GLEICH SCHLAF.<br />
Das Prinzip des Nickerchens oder Mittagsschlafs<br />
ist es, die Müdigkeit durch eine kurze<br />
Schlafphase zu überwinden. Hierbei sollte<br />
eine Schlafdauer von etwa 30 Minuten<br />
nicht überschritten werden, um den Übergang<br />
in die danach beginnende Tiefschlafphase<br />
zu vermeiden. Es gibt viele Tricks, um<br />
diese Zeitvorgabe einzuhalten: Vom Kaffeetrinken<br />
vor dem Hinlegen, dessen Wirkung<br />
in der Regel vor der Tiefschlafphase einsetzt,<br />
über das Halten eines Schlüsselbundes, der<br />
herunterfällt, wenn die Muskelspannung<br />
nachlässt, bis zum Wecker ist alles möglich.<br />
Mit diesem kleinen ,Power-Nap‘ folgt der<br />
Körper dem natürlichen Erholungsbedürfnis<br />
einerseits, andererseits können so aber<br />
auch über längere Zeit angesammelte<br />
Schlafdefizite abgebaut werden. Schlafdefizite<br />
gehören zu unseren typischen Zivilisationsproblemen.<br />
Die Stressfaktoren in unserem<br />
Leben steigen. Berufliche und private<br />
Verpflichtungen nehmen immer weiter zu.<br />
Der Tag hat jedoch leider eine begrenzte<br />
Stundenzahl. Häufig sind es dann nicht die<br />
Termine, die reduziert werden, sondern die<br />
nächtliche Schlafdauer.<br />
Oft ist ein mit einem prahlerischen Unterton<br />
versehenes „Ich habe nur vier Stunden<br />
geschlafen“ zu hören. Doch darauf sollte<br />
man nicht stolz sein! Wer sich vor Augen hält,<br />
dass die Deutschen vor 100 Jahren noch<br />
durchschnittlich neun Stunden pro Nacht geschlafen<br />
haben, gerät vielleicht ins Grübeln.<br />
Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
zufolge brauchen Menschen zwischen sechs<br />
und neun Stunden Schlaf – je nach genetischer<br />
Veranlagung. Eine ‚Umerziehung‘ zu<br />
weniger Schlaf funktioniert nur zugunsten<br />
eines steigenden Schlafdefizits.<br />
DOCH WELCHE FOLGEN BRINGT ein solcher<br />
Mangel mit sich und wieso? Der gesunde<br />
Schlaf eines Erwachsenen kann in drei verschiedene<br />
Phasen unterteilt werden: Wachzustand,<br />
Non-REM-Schlaf, zu dem der<br />
Leicht- und Tiefschlaf zählen, und REM-<br />
Schlaf, der auch Traumschlaf genannt wird.<br />
Dabei unterliegt der Schlafrhythmus einem<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 117
Schlaflos? Dann App ins Bett!<br />
• Lightning Bug liefert Soundkulissen zum Abschalten und Einschlummern,<br />
wie etwa Meeresrauschen, Meditationsmusik oder sogar New York City bei Nacht –<br />
wem’s hilft!<br />
• Dream On verspricht die passenden Klänge für den individuellen<br />
Wunschtraum zu finden.<br />
• Sleep Cycle Alarm oder Sleep as an Droid nutzen die Bewegungs- und<br />
Geräuschsensoren des Smartphones, um das Schlafverhalten zu analysieren<br />
und auch, um den perfekten Weckzeitpunkt zu ermitteln.<br />
• Wake N Shake oder Morning Routine sind perfekt für Aufstehmuffel. Um den<br />
Weckton zu beenden, muss das Smartphone entweder heftig geschüttelt oder mit<br />
ihm ein bestimmtes Motiv in der Wohnung fotografiert werden. Beides beweist:<br />
Die Schlafmütze ist wach!<br />
Kalt- versus Warmschläfer<br />
Die ideale Schlafzimmertemperatur liegt<br />
zwischen 15 und 19 Grad Celsius. Ein<br />
Kompromiss, der vielleicht für den einen<br />
zu kalt und für den anderen zu warm, für<br />
den Organismus aber am gesündesten ist.<br />
Denn die Körpertemperatur sinkt bereits<br />
im Laufe des Abends ab und erreicht<br />
gegen drei Uhr nachts ihr Minimum. Nur<br />
so kann das Gehirn in den Ruhemodus<br />
übergehen und ein erholsamer Schlaf<br />
ist gewährleistet. Wie erreicht man diese<br />
Temperatur aber am zuverlässigsten?<br />
Grundsätzlich sollte ein ausgeglichenes<br />
Verhältnis zwischen Heizen und Lüften<br />
bestehen. Besonders im Winter führt<br />
ununterbrochenes Lüften zu Tiefsttemperaturen,<br />
die den Körper überfordern.<br />
Übertriebenes Heizen hingegen trocknet<br />
die Atemwege aus. Sinnvoll ist daher<br />
eine Kombination: Der Raum<br />
wird auf die empfohlene<br />
Höchsttemperatur von 19<br />
Grad geheizt. Vor dem<br />
Zubettgehen wird dann<br />
großzügig stoßgelüftet<br />
und die Luftfeuchtigkeit im<br />
Raum gesteigert.<br />
etwa 1,5-stündigen Zyklus aus unterschiedlich<br />
tiefen Phasen. Besonders erholsam und<br />
gesund ist der Tiefschlaf. Störungen in diesem<br />
Bereich sind besonders für ein steigendes<br />
Schlafdefizit verantwortlich. Leistungs-,<br />
Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit<br />
sinken infolgedessen rapide.<br />
Für viele Menschen, die regelmäßig deutlich<br />
nach Mitternacht zu Bett gehen, häufig<br />
nachts arbeiten oder nicht einschlafen können,<br />
besteht das Risiko gravierender gesundheitlicher<br />
Folgen wie Bluthochdruck,<br />
Herzinfarkt oder auch Diabetes. Mangelnde<br />
nächtliche Ruhe nimmt dem Körper<br />
wichtige Regenerationsmöglichkeiten.<br />
DEN NEUESTEN FORSCHUNGEN ZUFOLGE<br />
dient der Schlaf vor allem auch zum ,Aufräumen‘<br />
des Gehirns. Zum einen filtert es<br />
die unzähligen Informationen und Reize der<br />
Wachphase und überträgt die für wichtig befundenen<br />
vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis.<br />
Neue Verknüpfungen entstehen<br />
– wir lernen im Schlaf. Zum<br />
anderen profitiert auch das Immunsystem<br />
von nachhaltiger<br />
nächtlicher Erholung. Ähnlich wie<br />
das Gedächtnis speichert es nachts<br />
die Daten über Antigene – eine unerlässliche<br />
Gesundheitsvorsorge. Der Griff zu<br />
Alkohol oder Schlafmitteln stellt bei Schlaflosigkeit<br />
übrigens keine sinnvolle Lösung dar.<br />
Denn beide wirken sich eher negativ auf die<br />
Tiefschlafphase und den erwünschten Erholungseffekt<br />
aus.<br />
HÄUFIG KANN ABER ETWAS mehr Sorgfalt<br />
bei der sogenannten Schlafhygiene schon<br />
Wunder bewirken. Grundsätzlich gilt: Das<br />
Schlafzimmer sollte eine Wohlfühloase der<br />
Ruhe und Erholung sein. Das fängt bereits<br />
bei der richtigen ,Ausrüstung‘ an – dazu gehört<br />
die passende Matratze, angenehme<br />
Bettwäsche, ein sorgsam ausgewähltes Kissen<br />
und eine ebensolche Decke. Außerdem<br />
sollten auch sämtliche Störfaktoren im<br />
Schlafbereich verbannt werden wie etwa<br />
Licht- und Lärmquellen, unangenehme<br />
Temperatur, enge Schlafkleidung, Smartphone<br />
sowie Computer, Fernseher und Büroutensilien.<br />
Sollten diese Maßnahmen nicht<br />
bereits zu einer Besserung führen, gibt es wesentliche<br />
Verhaltensregeln, durch die wir unseren<br />
Schlaf positiv beeinflussen können.<br />
Allem voran eine gesunde Lebensweise –<br />
das bedeutet immer zur selben Zeit ins Bett<br />
gehen und aufstehen, sich gesund und regelmäßig<br />
zu ernähren und regelmäßig Sport<br />
118<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
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Und wie schlafen Sie?<br />
In der großen Lattoflex-Schlafstudie gaben 61%<br />
der Teilnehmer an, schlecht zu schlafen und mit<br />
Rückenschmerzen aufzuwachen.<br />
Das muss nicht sein! Wir zeigen Ihnen, auf<br />
welchem Bettsystem Sie Ihren Schlaf verbessern<br />
können. Vereinbaren Sie einen Termin mit uns.<br />
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Aus der Traum / Lässt sich Traumerinnerung lernen?<br />
Frauen erinnern sich häufiger an ihre Träume als Männer. Das wissen Schlafforscher bereits seit über<br />
100 Jahren. Frauen haben häufiger Albträume und sprechen öfter mit anderen über ihre Träume.<br />
Männer hingegen träumen deutlich häufiger von Aggressionen, Waffen, Sexualität und behalten dies<br />
eher für sich. Warum es Träume überhaupt gibt, ist dabei immer noch die große ungeklärte Frage.<br />
Sicher ist aber, dass das menschliche Bewusstsein, genau wie unser Herz, nie schläft und während jeder<br />
Schlafphase träumt. Und doch bleibt nur etwa ein Traum pro Woche im Gedächtnis. Da Frauen nachts<br />
häufiger aufwachen, haben sie eine größere Chance, einen Traum ,zu fangen‘, sprich sich daran zu<br />
erinnern. Tipps, um sich besser an die eigenen Träume erinnern zu können, gibt es viele –<br />
hier eine Auswahl (ohne Gewähr):<br />
• Stress abbauen (z.B. durch Meditation), früh ins Bett gehen und tagsüber viel Sonne tanken.<br />
• Autosuggestion: Sich vor dem Schlafen vornehmen, sich an die Träume der kommenden Nacht zu<br />
erinnern.<br />
• Ein direkt am Bett platziertes Traumtagebuch lässt die Träume nicht verblassen und hilft einigen<br />
Menschen auch, sich morgens besser an die Träume der vergangenen Nacht zu erinnern.<br />
• Über Träume sprechen mit sich selbst dient als Erinnerungsmethode.<br />
– an der frischen Luft – zu treiben, ist<br />
förderlich für einen gesunden Schlaf.<br />
Auch das Einüben von Schlafritualen<br />
kann helfen: Entspannungstechniken<br />
wie zum Beispiel Yoga<br />
oder Atemtechniken dienen dazu Alltagsstress<br />
und Ärger abzubauen.<br />
Wem dies alles nicht hilft, dem bleibt<br />
noch der Weg in ein Schlaflabor. Denn leider<br />
gibt es auch Schlafstörungen, die auf körperlichen<br />
Ursachen, organische oder psychische<br />
Erkrankungen, zurückzuführen sind.<br />
Die Medizin unterscheidet 80 verschiedene<br />
Störungen des Schlafes. Die Schlafapnoe gehört<br />
zu den häufigsten und gefährlichsten<br />
Schlafstörungen. Diese ist nur durch Untersuchungen<br />
im Schlaflabor festzustellen und<br />
mit ärztlicher Hilfe zu beheben. Daher ist es<br />
ratsam, bei anhaltenden, schweren Schlafproblemen,<br />
die sich nicht durch die richtige<br />
Schlafhygiene und die Wahl der passenden<br />
Matratze verbessern, einen Arzt aufzusuchen.<br />
IN JEDEM FALL GILT ABER: Schlechter<br />
Schlaf – das muss nicht sein. In den meisten<br />
Fällen gibt es eine Lösung, und damit den<br />
Schlüssel zur Erholung von Geist und Körper.<br />
Na dann, gute Nacht ! ƒ<br />
Vollmond / Mythos oder Tatsache?<br />
Die dunklen Augenringe des Kollegen lassen es vermuten:<br />
Gestern war Vollmond. Doch stimmt es eigentlich, dass<br />
uns der Mond, der ja zum Beispiel auch die Gezeiten auf<br />
der Erde steuert, um den Schlaf bringt, wenn er in voller<br />
Pracht erstrahlt? Viele Betroffene empfinden diese Frage<br />
schon als Beleidigung. Schließlich müssen sie es doch wissen,<br />
da sie im zuverlässigen Turnus von dem schimmernden Trabanten<br />
gepeinigt werden.<br />
Jahrzehnte bekräftigten Forscher diesen Zusammenhang, ohne ihn<br />
beweisen zu können. Studien schienen den Leidensdruck zwar nicht zu<br />
erklären, doch aber zu belegen. Jetzt gibt es einen Rückschlag: Eine<br />
Studie mit 1.265 Probanden zeigte in 2.095 beobachteten Nächten keine<br />
signifikanten Zusammenhänge zwischen Schlafproblemen und dem<br />
strahlenden Vollmond. Die Forscher des Max-Planck-Instituts in München<br />
untermauern ihr Ergebnis mit Verweis auf frühere Studien, die ähnliche<br />
Ergebnisse hervorbrachten, aber in Schubladen verschwanden. Stattdessen<br />
seien wissenschaftlich fragwürdige Studien mit interessanteren Resultaten –<br />
sprich dem Nachweis des Zusammenhanges – veröffentlicht und verbreitet<br />
worden. Eine Erklärung für Schlafprobleme in Vollmondnächten geben<br />
die Wissenschaftler aber auch: Es ist heller in solchen Nächten, und<br />
die Menschen versäumen es, die Schlafzimmer abzudunkeln.<br />
Wäre einen Versuch wert …<br />
(Studie: Max-Planck-Institut München www.mpg.de/8271794/schlaf_vollmond)<br />
120<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Das AGAPLESION KRANKENHAUS NEU BETHLEHEM ist eine moderne Gesundheitseinrichtung<br />
im Herzen Göttingens. Wir verbinden fortschrittliche Medizin und<br />
exzellente Pflege mit christlichen Werten. Und genau das macht den Unterschied.<br />
Unsere Fachdisziplinen sind:<br />
• Augenheilkunde<br />
• Anästhesie<br />
• Chirurgie, Allgemin-/Viszeral-/Gefäßchirurgie<br />
• Chirurgische Endoskopie und Koloproktologie<br />
• Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
• Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />
• Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie mit zertifizierter<br />
Brustschmerzeinheit (CPU)<br />
• Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie<br />
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WHO/UNICEF-Initiative<br />
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Im interdisziplinären<br />
Leberboard werden<br />
komplexe Fälle<br />
besprochen und eine<br />
Behandlungsempfehlung<br />
abgeleitet.<br />
Volkskrankheit Fettleber:<br />
Wie gefährlich ist sie ?<br />
Jede vierte Person in Deutschland hat eine<br />
Fettleber. Die wenigsten der Betroffenen<br />
wissen davon. Die mit Abstand häufigsten<br />
Ursachen sind zum einen ein übermäßiger<br />
Alko hol konsum und zum anderen eine Kombination<br />
aus Übergewicht, Bewegungsmangel<br />
und ungesunder Ernährung. Letztere Form<br />
nimmt in der westlichen Welt deutlich zu und<br />
wird, sofern kein zusätzlicher über mäßiger<br />
Alkoholkonsum besteht, Nichtalkoho lische<br />
Fettlebererkrankung (NAFLD) genannt. Selten<br />
können auch schlanke Personen betroffen<br />
sein, vor allem, wenn eine genetische Veranlagung<br />
besteht.<br />
Die allermeisten Patienten mit einer<br />
Fettleber haben einen milden Verlauf und ein<br />
geringes Risiko, im Laufe ihres Lebens eine fortgeschrittene<br />
Lebererkrankung zu ent wickeln.<br />
Bei einigen Patienten kann es jedoch über einen<br />
Zeitraum von Jahren durch Entzündungs reaktio<br />
nen zu einem zunehmenden bindegewebigen<br />
Umbau (Fibrose) der Leber bis hin zur<br />
Leberzirrhose kommen. Hat die Erkrankung<br />
das Stadium der Zirrhose erreicht, ist die<br />
Leber irreparabel geschädigt und die Gefahr<br />
der Entwicklung von Bauchwasser, Blutungen,<br />
Hirnveränderungen und Leberkrebs steigt.<br />
Tückisch ist, dass die Patienten bis zum Stadium<br />
der Zirrhose häufig keine besonderen<br />
Beschwerden haben.<br />
Entscheidend ist, frühzeitig die Patienten<br />
zu identifizieren, bei denen zusätzlich zur<br />
Verfettung eine Entzündung und eine Fibrose<br />
bestehen. Diese Abklärung sollte durch einen<br />
Leberspezialisten erfolgen. Dabei helfen<br />
neben Laboruntersuchungen die Sonografie<br />
der Leber und die Elastografie, eine nicht<br />
invasive schmerzfreie Messung der Lebersteifigkeit,<br />
die eine Aussage über den Grad<br />
der Fibrose erlaubt, die wiederum der wichtigste<br />
prognostische Marker für Patienten mit<br />
NAFLD ist. Im Zweifel kann zur Prognoseabschätzung<br />
auch eine Leberbiopsie durchgeführt<br />
werden.<br />
EINE ZUGELASSENE MEDIKAMENTÖSE<br />
THERAPIE der NAFLD existiert trotz einiger<br />
vielversprechender Ansätze nach wie vor<br />
nicht. Die wichtigste und wirksamste Maßnahme<br />
zur Behandlung der Fettleber und zur<br />
Verhinderung bzw. Reduktion der Fibrose sind<br />
eine Alkoholkarenz und eine Reduktion des<br />
Körpergewichts, am besten in Verbindung mit<br />
regelmäßiger sportlicher Aktivität, Verzicht<br />
auf fett- und zuckerhaltige Speisen und Getränke<br />
(Softdrinks) und auch Obst im Übermaß.<br />
Unter diesen ,Lifestyle‘-Maßnahmen<br />
ist eine komplette Rückbildung der Fettleber<br />
möglich, selbst im Falle eines begonnenen<br />
bindegewebigen Umbaus.<br />
IN DER SPRECHSTUNDE des Leberzentrums<br />
Göttingen werden unter Beteiligung der Kliniken<br />
für Gastroenterologie (Direktor: Prof. Dr.<br />
V. Ellenrieder), Allgemeinchirurgie (Direktor:<br />
Prof. Dr. M. Ghadimi), Radiologie (Direktor:<br />
Prof. Dr. J. Lotz) und Pathologie (Direktor:<br />
Prof. Dr. P. Ströbel) Patienten mit Fettlebererkrankung<br />
nach neuesten internationalen<br />
Standards diagnostiziert und behandelt. Patienten<br />
mit bestehender Fibrose sollten dauer haft<br />
im Leberzentrum betreut werden, Patien ten<br />
mit einer reinen Verfettung ohne Risikofaktoren<br />
für eine Fibrose können haus ärztlich<br />
weiter behandelt werden.<br />
KONTAKT<br />
Leberzentrum Göttingen<br />
Ärztliche Leitung: Dr. med. Golo Petzold<br />
Robert-Koch-Straße 40<br />
37075 Göttingen<br />
Tel. 0551 39 64667<br />
Fax 0551 39 20921<br />
leberzentrum@med.uni-goettingen.de<br />
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PROFIL<br />
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ILLUSTRATION: R+MEDITRANSPORT<br />
Anders als die anderen<br />
R+ MediTransport setzt auf ein<br />
rundum gutes Arbeitsklima.<br />
R+ MediTransport<br />
Der Spezialist für Qualifizierten Krankentransport schaut über den Tellerrand.<br />
Schon seit 38 Jahren steht R+ MediTransport<br />
in Südniedersachsen für Qualifizierten<br />
Krankentransport mit hohem Qualitätsanspruch.<br />
In den vergangenen 18 Monaten hat<br />
sich das Familienunternehmen mit Hauptsitz<br />
in Gieboldehausen darüber hinaus auch eingehend<br />
mit seiner Unternehmenskultur und<br />
dem eigenen Leitbild auseinandergesetzt,<br />
denn auch Transparenz und Potenzialentfaltung<br />
für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
liegt den Verantwortlichen am Herzen. Entstanden<br />
sind daraus insbesondere Werte und<br />
Leitsätze, die einer Zusammenarbeit im Team<br />
von R+ einen Rahmen bieten.<br />
Einen Rahmen, der genau zur richtigen<br />
Zeit kommt, wie Geschäftsführer und Inhaber<br />
Florian Reinhold berichtet: „Wir befinden<br />
uns in einer Wachstumsphase und entwickeln<br />
uns weiter. Eine gelebte Unternehmenskultur<br />
soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
Orientierung geben. Gerade in diesen für<br />
uns positiv bewegten Zeiten ist das wichtig.“<br />
Denn bereits zum 13. Januar dieses Jahres hat<br />
R+ MediTrans port unter anderem die KBH-<br />
Kranken beförderung Hannover übernommen<br />
und wird als R+ MediTransport Hannover<br />
GmbH auch weiterhin in Stadt und Region<br />
Hannover qualifizierte Krankentransporte auf<br />
hohem Niveau anbieten.<br />
MIT DER GRÜNDUNG EINES Joint Ventures<br />
geht Reinhold mit seinem Unternehmen<br />
noch einen Schritt weiter: R+ MediTransport<br />
und MTN Krankentransporte aus Hildesheim<br />
haben mit der R+ i.conomy GmbH eine gemeinsame<br />
Gesellschaft gegründet, die sich<br />
beispielsweise um innovative IT-Lösungen bemüht.<br />
„Dieser Zusammenschluss soll zu effizienteren<br />
Einsätzen der Mitarbeitenden beitragen“,<br />
erklärt der Geschäftsführer. „Ebenso wie<br />
zu einem wirtschaftlichen Fahrzeugmanagement,<br />
signifikant niedrigeren Wartezeiten von<br />
Patienten und störungsfreieren Abläufen in<br />
Kliniken, Praxen und anderen Einrichtungen.“<br />
Darüber hinaus bündelt die Gesellschaft organisatorische<br />
Prozesse über die Unternehmensgruppen<br />
hinweg. Im Ergebnis können dadurch<br />
Budgets für Innovationen gesteigert oder auch<br />
die Qualität im Aus- und Fortbildungsmanagement<br />
noch weiter verbessert werden.<br />
NICHT ZULETZT hätten all diese wegweisenden<br />
Schritte von R+ MediTransport aber auch<br />
noch einen weiteren Vorteil, der weit über monetäre<br />
Ziele hinausgehe, so Florian Reinhold:<br />
„Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
entstehen durch eben diese Projekte neue<br />
Perspektiven in der persönlichen und beruflichen<br />
Entwicklung.“<br />
KONTAKT<br />
R+ MediTransport<br />
Herzberger Landstraße 6<br />
37434 Gieboldehausen<br />
Tel. 05528 2<strong>01</strong>9233<br />
www.rplus-gruppe.de
Geballte Neuro-Expertise<br />
am Göttinger Bahnhof<br />
Das Medizinische Experten Center (MEC) hat in diesem Jahr mit dem<br />
Neurologen Peter Gensicke einen weiteren Experten für Nervenerkrankungen gewonnen.<br />
Dadurch wird – gemeinsam mit dem Neuroradiologen Michael Knauth –<br />
die Befundabklärung neurologischer Probleme auf ein neues Level gehoben.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Kontakt<br />
Das MEC am Göttinger Bahnhof ist ein<br />
Zusammenschluss von medizinischen<br />
Experten, die unterschiedliche<br />
Schwerpunkte vertreten und über eine<br />
langjährige Expertise in ihrem Bereich<br />
verfügen. Einige sind aus ihrem bisherigen<br />
Wirkungskreis ausgeschieden – sei es<br />
aus Universitätsklinik oder Praxis –<br />
und bieten private Sprechstunden an.<br />
Dr. Peter Gensicke bietet derzeit an<br />
zwei Tagen eine Präsenzsprechstunde<br />
und an drei Wochentagen eine<br />
Telefonsprechstunde an.<br />
Prof. Michael Knauth bietet derzeit<br />
an drei Tagen pro Woche eine<br />
Präsenzsprechstunde an<br />
Prof. Hilmar Prange bietet Termine nach<br />
Vereinbarung an.<br />
Tel. 0551 820 740<br />
www.mec-goettingen.de<br />
Das einfache empirische Prinzip<br />
,Schauen wir mal‘ führt in der Neurologie<br />
nicht zum Ziel“, sagt der<br />
Experte für Nervenerkrankungen Peter<br />
Gensicke. Vielmehr werde der Diagnoseund<br />
Therapieerfolg vom Erfahrungshorizont<br />
der behandelnden Ärzte bestimmt. Und<br />
darin ergänzen sie sich gut: Michael Knauth,<br />
langjähriger Leiter der Neuroradiologie der<br />
Universitätsmedizin Göttingen, und Gensicke,<br />
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie<br />
und Psychotherapie in Göttingen. Beide<br />
bringen heute jeweils über 30 Jahre Erfahrung<br />
in ihren Fachgebieten in das Medizinische<br />
Experten Center (MEC) am Göttinger<br />
Bahnhof ein. Knauth ist bereits seit 2<strong>01</strong>4 im<br />
MEC in der Bahnhofsallee tätig, Gensicke<br />
bietet hier seit Mitte dieses Jahres Sprechstunden<br />
an. Man kannte sich aber schon<br />
vorher, was verdeutlicht, wie eng Neurologen<br />
und Radiologen zusammenarbeiten. Im<br />
MEC wird dieser Austausch nun noch enger.<br />
WIE WICHTIG DAS PASSGENAUE ZUSPIELEN<br />
der Bälle zwischen beiden Bereichen ist, verdeutlichen<br />
die Ärzte an einem Beispiel.<br />
„Nehmen wir eine sich rasch entwickelnde<br />
Sehstörung auf einem Auge an“, so Gensicke.<br />
„Da stellt sich beispielsweise die Frage, ob<br />
ursächlich eine Migräne, ein Schlaganfall,<br />
ein entzündlicher Prozess, eine Epilepsie<br />
oder ein Tumor verantwortlich ist.“ Um das<br />
abzuklären, kann unter anderem die Leitfähigkeit<br />
des Sehnervs gemessen, ein EEG abgeleitet<br />
oder eine Ultraschalluntersuchung<br />
durchgeführt werden, um etwa nach Gefäßverengungen<br />
zu suchen. „Weiterführend<br />
und klärend sind kernspintomografische<br />
Aufnahmen, die die möglichen Ursachen<br />
weiter eingrenzen. So werden die Diagnose<br />
abgesichert und zielführende Therapiemöglichkeiten<br />
eröffnet“, erklärt Gensicke.<br />
„Man kann sich solchen Symptomen von<br />
verschiedenen Seiten aus nähern“, führt sein<br />
Kollege Knauth fort und erläutert das Zusammenspiel.<br />
Gensicke bringt die klinischen,<br />
elektrophysiologischen und sonografischen<br />
Untersuchungen ein, die dann von<br />
Knauth mit modernsten bildgebenden Verfahren<br />
ergänzt werden.<br />
BEI FAST ALLEN NEUROLOGISCHEN SYMP-<br />
TOMEN empfiehlt sich dieses Vorgehen. „Ein<br />
Taubheitsgefühl im Bein kann zum Beispiel<br />
durch eine Be einträchtigung eines peripheren<br />
Nervs verursacht werden. Die Ursache<br />
kann aber auch höher im Rückenmark oder<br />
im Gehirn liegen“, sagt Gensicke. „Jede die-<br />
124<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Experten am Werk Mit Peter Gensicke, Michael Knauth und Friedemann Baum (v. l.) vereint sich im MEC jahrzehntelange Erfahrung.<br />
ser Stellen bringt spezifische Befunde mit<br />
sich, nach denen man gezielt suchen kann.<br />
Der Neuro loge gibt dem Radiologen daher<br />
mit, auf welches Gebiet er genau fokussieren<br />
soll.“<br />
Für Knauth sind diese Richtungsanweisungen<br />
„extrem wertvoll“, wie er sagt. Es<br />
gäbe zum Beispiel klinische Befunde, deren<br />
Ursache nur an einer Stelle im Gehirn lokalisiert<br />
sein kann. Das muss man wissen, um<br />
diese Region dann gezielt untersuchen zu<br />
können. Insofern ergänzen sich Neurologen<br />
und Neuroradiologen gegenseitig.<br />
„Entsprechend lebt die Neurologie stark<br />
davon, dass man wissen muss, was man erwarten<br />
kann“, sagt Gensicke. Der Neurologe<br />
kennt idealerweise die verschiedenen Symptomenkomplexe<br />
und gibt dem Radiologen<br />
genaue Hinweise, wo und wonach er suchen<br />
soll. Von Vorteil ist zudem noch, dass beide<br />
Experten mit dem jeweils eigenen Blick auf<br />
die Bilder schauen. „Eine gute Zusammenarbeit<br />
ist daher sehr wichtig. Und je besser<br />
die ist, desto höher die Trefferquote“, so<br />
Gensicke.<br />
MIT DER SICH ERGÄNZENDEN NEURO-<br />
EXPERTISE im MEC will man sich im Grunde<br />
an Patienten aus dem gesamten neurologischen<br />
Fachgebiet wenden. Letztlich spiegeln<br />
sich alle großen Volkskrankheiten – wie<br />
durch Blut hochdruck und Diabetes mellitus<br />
bedingte Gefäßkrankheiten und Demenzen –<br />
auch in der Neurowissenschaft wieder.<br />
„Natürlich spielt auch die Technik für den<br />
Behandlungserfolg eine nicht zu unterschätzende<br />
Rolle“, erklärt Friedemann Baum,<br />
Mitgründer des Diagnostischen Brustzentrums<br />
Göttingen, das zusammen mit der<br />
Praxis für moderne Schnittbilddiagnostik<br />
an das MEC angeschlossen ist. „Aus diesem<br />
Grund sind wir schon seit Jahren technisch<br />
immer auf dem neuesten Stand.“ Zuletzt<br />
wurde in dem Zentrum Ende vergangenen<br />
Jahres zusätzlich zu einem 1,5-Tesla-MRT<br />
ein weiterer MRT mit einer Magnetfeldstärke<br />
von drei Tesla installiert, der hochaufgelöste<br />
Diagnostik, insbesondere des Gehirns ermöglicht.<br />
Mit dieser Technik wurde auch eine Brücke<br />
für weitere Fortschritte in der Anwendung<br />
medizinischer Software gebaut. So<br />
werden zunehmend Künstliche-Intelligenz-<br />
(KI)-Algorithmen entwickelt, die dem Arzt<br />
bei der Befundung helfen. Zum Einsatz<br />
kommt im MEC bereits ein KI-basiertes<br />
System, das den Datensatz des Gehirns eines<br />
Patienten mit über 1.000 ,Standardgehirnen‘<br />
vergleicht und das bei der Differenzierung<br />
verschiedener Demenzformen und bei der<br />
Erfassung behandelbarer Demenzursachen<br />
helfen kann. Wie schon seit vielen Jahren<br />
steht Prof. Dr. Hilmar Prange im MEC weiterhin<br />
nach Terminvereinbarung für Zweitmeinungen<br />
oder die Erstellung von Gutachten<br />
zur Verfügung. ƒ<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 125
Ernährungsexpertin Vivien Faustin erklärt, was zum gesunden Essverhalten dazu gehört,<br />
welche Rolle unser Gehirn dabei spielt und wieso der ‚Schweinehund‘ vielen im Weg steht.<br />
TEXT MARISA MÜLLER<br />
Vivien Faustin<br />
ist Ernährungswissenschaftlerin und<br />
Adipositastrainerin<br />
sowie Heilpraktikerin für<br />
Psychotherapie an der UMG.<br />
vivien.faustin@med.uni-goettingen.de<br />
Die Lieblingsgerichte der Deutschen<br />
sind oft traditionell deftig.<br />
Kartoffelgerichte, Braten,<br />
Rouladen, Frikadellen und<br />
Schnitzel erfreuen sich großer<br />
Beliebtheit. Und diese Palette schließt noch<br />
nicht einmal die ebenfalls sehr beliebten<br />
Fast-Food-Produkte mit ein. In der Mittagspause<br />
mal eben zum Hähnchengrill oder<br />
Dönerimbiss um die Ecke, wochenends<br />
wird der Standard-Lieferservice bemüht –<br />
das kommt vielen sicherlich bekannt vor.<br />
„Zu fett- und kalorienreich“, kommentiert<br />
Vivien Faustin dieses Essverhalten, das nicht<br />
nur relativ einseitig sei, sondern vor allem<br />
auf lange Sicht krank machen könne. Die<br />
Ernährungsexpertin hat täglich mit Übergewicht<br />
und Krankheit zu tun. In die Interdisziplinäre<br />
Adipositas-Ambulanz der Universitätsmedizin<br />
Göttingen kommen Patienten,<br />
die Hilfe beim Abnehmen benötigen. Oft ist<br />
das Problem der „innere Schweinehund“.<br />
Sehr häufig kämen Patienten, die schon<br />
viel ausprobiert haben. „Sie wissen, was sie<br />
tun sollten, schaffen es aber nicht“, erzählt<br />
Faustin. Gewohnheiten zu wandeln ist mit<br />
viel Training verbunden. Das Ziel muss<br />
klar und attraktiv sein. Faustin erklärt<br />
dazu das Prinzip vom kleinen und großen<br />
Glück: „Das kleine Glück ist die leckere<br />
Bratwurst ,to go‘ im Hier und Jetzt, das<br />
große Glück ist es, leichter, fitter, beweglicher<br />
und eventuell sogar schmerzfreier in<br />
der Zukunft zu sein.“ Aber wieso ist Vernunft<br />
hier so schwierig?<br />
NEUROLOGISCH BEGRÜNDET liegt das<br />
Schweinehund-Phänomen im limbischen<br />
System. Dies ist die Machtzentrale des Gehirns<br />
– unserer Emotionen. Der Konflikt<br />
zwischen der Pizza- Burger-Eiscreme-Ecke<br />
und der Haferflocken-Rettich-Hüttenkäse-Fraktion<br />
wird dort entschieden. Rationalität<br />
hat absolut keine Chance.<br />
126<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Das limbische System befriedigt nämlich Bedürfnisse<br />
im Hier und Jetzt und denkt nicht<br />
an Konsequenzen. Verhaltensänderungen<br />
müssen deshalb mit positiven Emotionen<br />
verknüpft werden, damit sie Spaß machen.<br />
Der glückliche Gedanke an die Zeit, in der<br />
Bewegung im Grünen unbeschwert und<br />
schmerzfrei möglich ist oder Treppensteigen<br />
problemlos zum Alltag gehört, kann helfen,<br />
um das langfristige Ziel zu erreichen. Ein<br />
motivierender Gedanke könnte sein: „Jede<br />
Treppen bringt mich meinem längeren und<br />
gesünderen Leben näher!“ Außerdem ist es<br />
wichtig, das schlechte Verhalten mit negativen<br />
Assoziationen zu verknüpfen, so wie<br />
das Sprichwort schon sagt: „Wer rastet, der<br />
rostet!“ Das Gehirn wird so mehr oder<br />
weniger wissentlich manipuliert und ausgetrickst.<br />
ES IST ÜBERALL BEKANNT: Traditionelle<br />
Mittelmeerküche ist per se sehr empfehlenswert<br />
und damit ist nicht die Pizza gemeint!<br />
Das Wissen, dass viel frisches Gemüse, Rohkostsalate,<br />
Hülsenfrüchte, Obst, Käse, wöchentlich<br />
Fisch, Meeresfrüchte, Getreideprodukte<br />
und Olivenöl in Maßen optimal<br />
für eine gesunde Essweise sind, haben die<br />
meisten Menschen, erklärt Faustin. Aber die<br />
Umsetzung, sich die Zeit dazu zu nehmen,<br />
ist für viele schwierig. Manche lassen sogar<br />
Mahlzeiten ausfallen. Somit sagt ihnen das<br />
Gehirn: „Du hast heute noch nicht viel gegessen!“<br />
Dann werden Leckereien, süße<br />
oder deftige Snacks nebenbei verzehrt. Dass<br />
diese aber oft viel mehr Energie liefern, ist<br />
den wenigsten bewusst: Vier Kekse entsprechen<br />
einem belegten Brötchen, eine 300<br />
Gramm Tüte Fruchtgummi über den Tag<br />
verteilt gegessen, hat knapp 1.000 Kalorien!<br />
Wenn der Griff zu den Süßigkeiten und<br />
Snacks aufhören soll, gibt es verschiedene<br />
Ansätze. Umweltkontrolle: Das Reduzieren<br />
oder Einsparen fängt beim kontrollierten<br />
Einkaufen schon an. Manche Patienten von<br />
uns verstauen auch ihre Süßigkeiten wie den<br />
Wein weit hinten im Keller, um den Weg<br />
dorthin zu erschweren, berichtet Faustin.<br />
Ablenkungsmanöver: Den Kopf mit allen<br />
Sinnen durch beispielsweise Telefonieren,<br />
Spazierengehen, PC-Spiele oder Hobbys<br />
vom Süßhunger ablenken.<br />
DAS BELOHNUNGSSYSTEM IM GEHIRN<br />
sollte aber dennoch stets angesprochen werden.<br />
Sich auch mal etwas zu gönnen ist für<br />
den Gemütszustand wichtig. Allerdings sei<br />
es passender, sich mit etwas zu belohnen,<br />
das nichts mit dem ursprünglich negativen<br />
Verhalten zu tun habe, so Faustin – lieber<br />
mit einer Wärmflasche und guter Musik<br />
aufs Sofa kuscheln oder mit Freunden<br />
Bowlen statt ins Restaurant gehen.<br />
Das, was es häufig so schwer mache, ist<br />
der zu starke Druck. Zu hohe Ziele, zu unrealistische<br />
Anforderungen an sich selbst –<br />
„Dabei sind wir doch alle nur Menschen und<br />
keine Maschinen“, sagt Faustin. Wichtiger<br />
sei es, Situationen realistisch und fair zu<br />
sich selbst zu bewerten und sich Etappenziele<br />
zu stecken. „Kleine Schritte“, sagt die Expertin,<br />
„und dabei einfach Spaß haben,<br />
dann wird es gelingen.“ ƒ<br />
So besiegen Sie den Schweinehund!<br />
1. Erreichbares Ziel mit positiven Worten<br />
definieren<br />
2. Störfaktoren im Blick behalten und<br />
einplanen, um Versagergefühlen<br />
vorzubeugen<br />
3. Negative Assoziationen mit den alten<br />
Gewohnheit verbinden<br />
4. Auslöser für alte Gewohnheiten<br />
meiden (Umweltkontrolle, z.B. keine<br />
Süßigkeiten mehr im Schreibtisch)<br />
5. Bewusstsein für neue Rituale schaffen<br />
6. Freunde und Bekannte einweihen, dann<br />
ist der Durchhaltespaß meist stärker<br />
7. Training: durch Wiederholungen wird<br />
das positive Verhalten manifestiert<br />
8. Belohnen, auch für Etappenziele<br />
9. Wenn das Ziel nicht erreicht werden<br />
konnte, ein realistischeres Ziel neu<br />
bilden<br />
„Dabei sind wir doch<br />
alle nur Menschen<br />
und keine Maschinen.“<br />
FOTO STOCK.ADOBE.COM<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 127
Ein Lächeln spenden<br />
und Danke sagen.<br />
Beim Kauf einer Brille spenden wir 5 EUR<br />
an die Stiftung Humor Hilft Heilen.<br />
Wir wissen, wie strapaziert die Mitarbeiter des Gesundheitswesens aktuell sind und<br />
dass sie bis an ihre Grenzen gehen, damit es uns gut geht. Dafür möchten wir uns bei<br />
den Ärzten und Pflegern der Region bedanken. Dank der Spende, die über die Stiftung<br />
Humor Hilft Heilen an die Gesundheits- und Krankenpflegeschule St. Martini in<br />
Duderstadt geht, erhalten die Auszubildenden einen Workshop, bei dem sie lernen,<br />
wie man das Leben auf der Station mit Humor meistert und sein Lächeln nicht verliert.<br />
www.HumorHilftHeilen.de<br />
DRAEGER+HEERHORST GMBH & CO. KG<br />
MARKTSTR. 39 # DUDERSTADT # T 05527 94 36 66<br />
MARKTSTR. 1 # GIEBOLDEHAUSEN # T 05528 99 95 99<br />
BAHNHOFSTR. 25 # LEINEFELDE # T 03605 5 38 70 3 3<br />
WWW.DRAEGERUNDHEERHORST.DE
MeinFreundmachtdesign.de<br />
130<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Guter Rat<br />
ist die Wurzel<br />
Ihres Erfolges<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- und Notariatskanzlei in Göttingen<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- Rechtsanwalts- und und Notariatskanzlei Notarkanzlei in Göttingen<br />
Rechtsgebiete<br />
Arbeitsrecht<br />
Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />
Erbrecht<br />
Versicherungsrecht<br />
Compliance<br />
Medizinrecht<br />
Energierecht<br />
Immobilien-, Bau-, Mietrecht<br />
Familienrecht<br />
Straf- & Verkehrsrecht<br />
Notariat<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
Vertrags- & Zivilrecht<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Rechtstipps<br />
Rechtsgebiete<br />
SBZW Rechtsanwaltskanzlei und Notariat<br />
Dr. Reinhard Bodenburg auf faktor-Online<br />
(Notar), Michael Zilian Arbeitsrecht<br />
(Notar), Hasso Werk<br />
Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />
Berliner Straße 10, 37073 Göttingen · Telefon 0551 497070<br />
Erbrecht<br />
Berliner Str. 10 • 37073 Göttingen<br />
Tel. (0551) 49707-0 • Fax (0551) 4970777<br />
www.sbzw.de<br />
info@sbzw.de • www.sbzw.de
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Kirchweg 5 · 37308 Heilbad Heiligenstadt