13.07.2020 Aufrufe

stahl + eisen 07/2020 (Leseprobe)

Das ist die Leseprobe zur Ausgabe 07/20: TITELSTRECKE über Industrie 4.0 in der Stahlbranche // WEITERE THEMEN: u.a. Kosteneffizienz durch Energiemonitoring, Präzisionsfertigung von Zangen für Schmiedemanipulatoren, Blockchaintechnologie und Rohstoffversorgung (China-Kolumne), Regelbasierte automatische Bewertung und Freigabe von Coils, Alpiner Brückenbau mit Stahl

Das ist die Leseprobe zur Ausgabe 07/20: TITELSTRECKE über Industrie 4.0 in der Stahlbranche // WEITERE THEMEN: u.a. Kosteneffizienz durch Energiemonitoring, Präzisionsfertigung von Zangen für Schmiedemanipulatoren, Blockchaintechnologie und Rohstoffversorgung (China-Kolumne), Regelbasierte automatische Bewertung und Freigabe von Coils, Alpiner Brückenbau mit Stahl

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Nr. 7 | Juli <strong>2020</strong><br />

Magazin für die Herstellung und Verarbeitung von Eisen + Stahl<br />

Digitales<br />

Energiemonitoring<br />

Energiedaten sind<br />

ein relevanter Hebel<br />

Zangen für<br />

Schmiedemanipulatoren<br />

Wie ein Zulieferer<br />

einen Weltmarktführer<br />

unterstützt<br />

Industrie 4.0<br />

Daten definieren die Wettbewerbsfähigkeit


IT’S MORE THAN JUST A MACHINE.<br />

WE MAKE YOUR PRODUCT GOLD


Liebe Leserinnen & Leser,<br />

spätestens seit März leben wir in „interessanten Zeiten“, um das<br />

mal euphemistisch zu formulieren. Diese Rahmenbedingungen bringen<br />

kurz- bis langfristig eine Menge Herausforderungen mit sich.<br />

Unternehmenslenker müssen sowohl auf Sicht fahren als auch<br />

strategische Weichenstellungen für die Zukunft treffen. Letzteres ist<br />

durchaus eine Herausforderung, weil die Gleichung sehr viele unbekannte<br />

Variablen enthält. Gleichzeitig bieten sich den Unternehmen gerade jetzt<br />

eine Menge Chancen. Sie müssen nur die Initiative ergreifen.<br />

Wir bereiten<br />

schon jetzt Specials<br />

zu den Messen ab<br />

Herbst vor.<br />

Wir freuen uns sehr,<br />

vor Ort wieder den<br />

direkten Austausch<br />

mit Ihnen pflegen zu<br />

können!<br />

Die Krise habe einen „enormen Schub im Bereich der Digitalisierung ausgelöst“, gibt<br />

beispielsweise Stefan Borgas, CEO von RHI Magnesita, in unserer Kurzumfrage zu Protokoll (Seite<br />

30). Und die SMS group hat Unternehmensanteile in Lateinamerika erworben, um dort die eigene<br />

Präsenz auszubauen (Seite 6). Der Prozess lief dabei vollständig digital ab, auch bei der<br />

Vertragsunterzeichnung.<br />

In diesem Sinn ist „Digitalisierung“ – und „Industrie 4.0“ als Auszug daraus – der rote Faden,<br />

der sich durch diese Ausgabe zieht. In der Titelstrecke ab Seite 14 beleuchtet unser Autor<br />

Niklas Reiprich u.a., wie Daten in der Industrie 4.0 die Wettbewerbsfähigkeit definieren. Es folgen<br />

u.a. Beiträge, wie erfolgreiche Data-Science-Projekte aufgesetzt werden und das Porträt eines<br />

Start-ups, das eine Softwarelösung für eine intelligente Supply-Chain entwickelt.<br />

Auch in den weiteren Rubriken stoßen Sie immer wieder auf Digitalisierung, sei es<br />

zukunftsfähiges Energiemonitoring (Seite 28–29), die Blockchaintechnologie (China-Kolumne,<br />

Seite 34) oder die regelbasierte automatische Bewertung und Freigabe von Coils (Seite 39–43).<br />

Ich wünsche Ihnen wie gewohnt eine gewinnbringende Lektüre. Bleiben Sie weiterhin gesund!<br />

Torsten Paßmann, Chefredakteur<br />

Foto: Christian Talla (www.talla.hamburg)<br />

PS: Im September kehrt Guido Kerkhoff, vormaliger CEO von thyssenkrupp, ins operative Geschäft zurück.<br />

Er wird stellvertretender Vorstand von Klöckner & Co. Zur nächsten Hauptversammlung wird er dann<br />

planmäßig den Vorsitz übernehmen.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 3


STAHL<br />

EISEN<br />

Inhalt 7 | <strong>2020</strong><br />

Cover:<br />

Künstliche Intelligenz kann<br />

Qualitätsdaten schneller<br />

und besser auswerten als<br />

je zuvor.<br />

Quelle: Shutterstock<br />

14<br />

Daten definieren die<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Die Chancen durch Industrie 4.0 müssen genutzt werden<br />

NEWS<br />

TERMINE<br />

6 Wirtschaft + Industrie<br />

u.a. mit Klöckner & Co., SMS group und WV Stahl<br />

10 Klima + Umwelt<br />

u.a. mit der nationalen Wasserstoffstrategie und ESTA<br />

12 Additive Fertigung<br />

u.a. mit gedruckten Magneten und neuen Werkstoffen<br />

TITELTHEMA: DIGITALISIERUNG<br />

14 Daten definieren die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Die Chancen durch Industrie 4.0 müssen genutzt<br />

werden<br />

20 Industrie 4.0 implementieren<br />

Betriebliche Begleitung auf dem Weg zur<br />

Zukunftstechnologie<br />

22 Einsatz künstlicher Intelligenz<br />

in der Stahlindustrie<br />

Drei Voraussetzungen für erfolgreiche<br />

Data Science-Projekte<br />

24 „Aus Daten wird Mehrwert generiert“<br />

Interview mit Bernhard Steenken, SMS digital<br />

27 Auf dem Weg zur intelligenten Supply-Chain<br />

Unternehmen im Porträt: ETIV<br />

POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

28 Kosteneffizienz durch zukunftsfähiges<br />

digitales Energiemonitoring<br />

Abrechnungsrelevante Energiedaten sind ein<br />

relevanter Hebel<br />

30 Kurzumfrage „Digitalisierungsschub“<br />

Drei Akteure skizzieren aktuelle Erfahrungen<br />

32 Präzisionsfertigung von Zangen für<br />

Schmiedemanipulatoren<br />

Wie ein Zulieferer den Weltmarktführer<br />

Dango & Dienenthal unterstützt<br />

34 Ein zukunftsw<strong>eisen</strong>der Deal<br />

China-Kolumne von Fabian Grummes<br />

35 Wirtschaftliche Erholung braucht Zeit<br />

Aktuelle Meldung aus dem BMWi<br />

39<br />

Automatische Bewertung und<br />

Freigabe von Coils<br />

Ungenutzte Potenziale mit Daten heben<br />

Quellen: Shutterstock; SMS group; Dango & Dienenthal;<br />

4 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

39 Regelbasierte automatische Bewertung<br />

und Freigabe von Coils<br />

Mit integrierten Prozess- und Qualitätsdaten lassen<br />

sich bislang ungenutzte Potenziale heben<br />

44 Ein neuartiger Ansatz für ein webbasiertes<br />

Analysewerkzeug<br />

Prozessanalyse mit KPI, impliziter Filterung und<br />

Drill-down auf hochaufgelöste Messdaten<br />

„Aus Daten wird<br />

24 Mehrwert generiert“<br />

Interview mit Bernhard Steenken,<br />

SMS digital<br />

46 Predictions 5 times more accurate than<br />

previous models<br />

Foresight and ArcelorMittal on track to improve the<br />

efficiency of steel making using Artificial Intelligence<br />

RECHT<br />

FINANZEN<br />

50 Schnelles Geld allein ist keine Lösung<br />

Rettungsschirm, Schutzschirm und mehr – welche<br />

Instrumente helfen aus der Corona-Krise?<br />

52 Mehr Leads generieren<br />

Neuer Schub für das Online-Marketing<br />

BERUF<br />

KARRIERE<br />

54 „Die Mitarbeiter erwarten klare Ansagen“<br />

Interview mit Barbara Liebermeister, IFIDZ<br />

STYLE<br />

STORY<br />

58 Alpiner Brückenbau mit Stahl<br />

Der Weg zur Zugspitze ist neu gesichert<br />

60 Schöpfer des Begriffs Nachhaltigkeit<br />

Erinnerung an Hans Carl von Carlowitz<br />

Zangen für Schmiedemanipulatoren<br />

32 Wie ein Zulieferer einen Weltmarktführer unterstützt<br />

IMMER<br />

EWIG<br />

3 Editorial<br />

9 Termine<br />

36 Länder + Anlagen<br />

48 Erzeugnisse + Verfahren<br />

56 VDEh-Personalia<br />

61 Vorschau + Impressum<br />

62 People<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 5


NEWS<br />

TERMINE<br />

Wirtschaft<br />

Industrie<br />

Nach Ansicht der Wirtschaftsforscher<br />

des RWI wird sich das<br />

Wirtschaftswachstum in der<br />

zweiten Jahreshälfte erholen.<br />

RWI-Institut: „Der konjunkturelle<br />

Tiefpunkt ist überwunden“<br />

Das Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI erwartet aufgrund<br />

der Corona-Pandemie in diesem Jahr einen schweren Einbruch des<br />

deutschen Bruttoinlandproduktes (BIP) um 5,8 Prozent. „Dennoch<br />

deutet vieles darauf hin, dass der Tiefpunkt durchschritten“ sei, so<br />

die Einrichtung in einer Pressemeldung. Für 2021 prognostiziert<br />

das Institut dann wieder einen Zuwachs des BIP von 6,4 Prozent.<br />

„Die Stärke der Erholung wird aber maßgeblich von der weiteren<br />

Entwicklung der Pandemie in Deutschland und dem Rest der Welt<br />

abhängen“, meint RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. Der<br />

Shutdown der Wirtschaftsaktivitäten hatte im März und April zu<br />

einem massiven Rückgang der Produktion geführt. Darüber hinaus<br />

haben die Unternehmen ihre Investitionsnachfrage stark eingeschränkt.<br />

So sind nach Angaben des RWI-Instituts die Ausrüstungsinvestitionen<br />

um knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorquartal<br />

zurückgegangen. Im kommenden Jahr dürften die<br />

Investitionen aber kräftige Impulse durch das kürzlich beschlossene<br />

Konjunkturpaket der Bundesregierung erhalten, meinen die Essener<br />

Wirtschaftsforscher.<br />

Klöckner & Co erwartet positives Ergebnis im zweiten<br />

Quartal<br />

Der Stahlhändler Klöckner & Co konnte die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie nach eigenen Angaben stärker abmildern<br />

als erwartet. So geht der Konzern nun von einem positiven operativen Ergebnis im zweiten Quartal aus, das – so das Unternehmen<br />

– auf dessen fortschrittliche Digitalisierung zurückzuführen ist. In seiner bisherigen Prognose sagte Klöckner & Co noch ein<br />

negatives operatives Ergebnis vor wesentlichen Sondereffekten im „niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ voraus. Demgegenüber<br />

rechnet die Gesellschaft nunmehr mit einem Ergebnis in der Spanne von „null bis zehn Millionen Euro“. Noch nicht<br />

eingerechnet in die neue Prognose sind Kosten für den geplanten Abbau von mehr als 1 200 Arbeitsplätzen. Den vollständigen Zwischenbericht<br />

zum ersten Halbjahr <strong>2020</strong> will der Konzern am 14. August veröffentlichen.<br />

Großauftrag für Sievert Logistik<br />

Das Unternehmen Sievert Logistik hat sich<br />

einen Großauftrag der Badischen Stahlwerke<br />

in Kehl gesichert. Dessen Elektro<strong>stahl</strong>werk<br />

soll das Transportunternehmen<br />

künftig mit Rohstoffen beliefern und von<br />

den angefallenen Stahlwerksstäuben befreien.<br />

„Solche Aufträge mit speziellen<br />

Anforderungen und hoher Komplexität<br />

bedürfen für die Abwicklung geschultes<br />

Personal und zuverlässige Prozesse“, sagt<br />

Holger Kompfe, Prokurist und Leiter der<br />

Entsorgungslogistik von Sievert. Um die<br />

Entsorgung der Filterstäube an sieben Tagen<br />

in der Woche gewährleisten zu können,<br />

will das Unternehmen den Auftrag<br />

Unterwegs mit Sievert Logistik: Das Unternehmen<br />

soll für die Badischen Stahlwerke in Kehl Material<br />

anliefern und abtransportieren.<br />

vornehmlich über den 40 km von Kehl<br />

entfernten Standort in Hausach abwickeln.<br />

Sowohl die Ver- als auch die Entsorgungsverkehre<br />

disponiert Sievert Logistik nach<br />

eigenen Angaben in Eigenregie. „Eine der<br />

Maßgaben dabei ist, das werkseigene<br />

160-Tonnen-Silo nie in den kritischen Bereich<br />

laufen zu lassen“, so das Unternehmen.<br />

Aus dem Grund können die Sievert-<br />

Disponenten dessen Füllstand jederzeit<br />

online einsehen. Da ein Teil der Transporte<br />

über die Schiene abgewickelt wird, steht<br />

das Unternehmen zudem in engem Austausch<br />

mit der Deutschen Bahn.<br />

Quellen: Shutterstock; Sievert Logistik; thyssenkrupp<br />

6 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


SMS group baut Präsenz in Lateinamerika aus<br />

Die SMS group hat Anteile zweier in Brasilien ansässiger Unternehmen,<br />

Viridis und Vetta, erworben und baut hierdurch ihre<br />

Marktpräsenz in Lateinamerika aus. Als Teil dieser Transaktion<br />

entstand im Rahmen einer Fusion dieser beiden Unternehmen<br />

ein Center of Competence für industrielle Digitalisierung mit<br />

Schwerpunkt auf Effizienz- und Nachhaltigkeitstechnologien.<br />

Das neue Unternehmen mit Teams von insgesamt rund 200 Ingenieuren<br />

und IT- Spezialisten wird unter dem Namen Vetta zusammen<br />

mit SMS digital, der Tochtergesellschaft der SMS group für<br />

digitale Lösungen, auf dem Markt operieren. Damit kann SMS digital<br />

nun weltweit Digitalisierungslösungen anbieten, die alle<br />

Produktionsbereiche der Stahl- und Metallindustrie integrieren,<br />

und erweitert das Portfolio um den Bereich Energie und Nachhaltigkeit.<br />

Diese Bereiche, die für die gesamte Stahl- und Metallindustrie<br />

von großer Bedeutung sind, hätten einen „erheblichen<br />

Einfluss auf die Rentabilität“ der Unternehmen und böten einen<br />

„wichtigen Hebel“ zur Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks,<br />

heißt es in einer Pressemitteilung. Auch eine Ausdehnung<br />

auf weitere Branchen wie zum Beispiel die Chemieindustrie<br />

oder die Papier- und Zellstoffindustrie sei denkbar.<br />

Studie bestätigt Systemrelevanz der Stahlindustrie im<br />

Saarland<br />

Mit über 20 000 direkt und indirekt Beschäftigten<br />

im Saarland und einem damit<br />

verbundenen Bruttoeinkommen von rund<br />

760 Mio. Euro gehört die saarländische<br />

Stahlindustrie zu den wichtigsten Arbeitgebern<br />

an der Saar. Damit ist sie „hochgradig<br />

systemrelevant“ und ein „wichtiges<br />

Standbein für den Wohlstand“, wie eine<br />

Studie des Marktforschungsinstituts Isoplan<br />

herausgearbeitet hat. Sie kommt außerdem<br />

zu dem Schluss, dass die saarländischen<br />

Stahlunternehmen in ihren jeweiligen<br />

Produktbereichen technologische<br />

Marktführer seien und der Erhalt der Stahlindustrie<br />

ein wichtiges politisches Ziel sein<br />

müsse. Die Studie „Die Zukunft der saarländischen<br />

Stahlindustrie – Chancen und Risiken<br />

unter kritischen Rahmenbedingungen“<br />

hatte der Verband der Saarhütten (VDS) in<br />

Auftrag gegeben, um den aktuellen und<br />

zukünftigen Stellenwert der Branche als<br />

Wirtschaftsfaktor in der Region bemessen<br />

zu können. Das Saarland ist mit rund 15 %<br />

der deutschen Stahlerzeugung einer der<br />

Schwerpunkte der Stahlerzeugung in<br />

Deutschland, dabei werden an den drei<br />

Standorten Dillingen, Völklingen und Bous<br />

Grobbleche, Draht und Stab sowie Rohblöcke<br />

und Stranggussprodukte für Schmieden<br />

und Walzwerke hergestellt.<br />

Guido Kerkhoff wird Vorstand<br />

von Klöckner & Co<br />

Guido Kerkhoff gehört<br />

ab September dem<br />

Klöckner-Vorstand an<br />

Der Aufsichtsrat des Stahlhändlers Klöckner & Co<br />

hat Anfang Juli beschlossen, Guido Kerkhoff mit<br />

Wirkung zum 1. September <strong>2020</strong> in den Vorstand<br />

der Gesellschaft zu berufen, erst einmal als Stellvertretender<br />

Vorsitzender des Vorstands. Mit Ablauf<br />

der Hauptversammlung im Mai 2021 soll er<br />

dann Vorsitzender des Vorstands werden. Die Entscheidung<br />

zum jetzigen Zeitpunkt soll eine „nahtlose<br />

Überleitung der Unternehmensführung in<br />

enger Abstimmung“ mit Gisbert Rühl als amtierenden<br />

Vorsitzenden des Vorstands sicherstellen.<br />

Rühl ist quasi ein Urgestein der Klöckner-Führung:<br />

Er gehört dem Vorstand seit 2006 an, seit<br />

2009 als dessen Vorsitzender. Im Rahmen der vorgesehenen<br />

Ausgliederung des Bereichs digitale<br />

Plattformen soll Rühl deren Aufsichtsratsvorsitz<br />

übernehmen und damit dem Unternehmen auch<br />

nach seinem Ausscheiden verbunden bleiben.<br />

Kerkhoff war von 2011 bis 2018 Finanzvorstand<br />

des diversifizierten Industriekonzerns thyssenkrupp.<br />

Nach dem Rücktritt Heinrich Hiesingers<br />

wurde er im Juli 2018 zum Vorsitzenden des Vorstands<br />

und CEO bestellt und Ende September<br />

2019 von dieser Position abbestellt.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 7


NEWS<br />

TERMINE<br />

Wirtschaft<br />

Industrie<br />

Preiserholung bei Industrierohstoffen in Sicht<br />

Erstmalig seit Ende Januar dieses Jahres<br />

sind die Preise für Industrierohstoffe im<br />

Monatsdurchschnitt gestiegen. So berichtet<br />

das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut<br />

(HWWI) in einer aktuellen Pressemitteilung.<br />

Darin heißt es, die Entwicklung<br />

auf den entsprechenden Märkten sei im<br />

Mai insbesondere durch die Erholung der<br />

chinesischen Industrie geprägt gewesen.<br />

Durch die zunehmende Stahlproduktion<br />

der Volksrepublik hätten vor allem die<br />

Preise für Eisenerz einen starken Anstieg<br />

erfahren, schreibt das HWWI. Darüber<br />

hinaus würden die Marktteilnehmer in<br />

Zukunft eine erhöhte Nachfrage nach<br />

Stahl und damit auch Eisenerz erwarten.<br />

Hoffnung gäben staatlich finanzierte Infrastrukturprojekte<br />

als Reaktion auf die<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie.<br />

Auch die Schrottpreise zogen<br />

im Mai um durchschnittlich fünf<br />

Euro pro Tonne an, so die Deutsche Industriebank<br />

(IKB) in ihrer wöchentlichen Rohstoffpreis-Information.<br />

Die türkischen<br />

Abnehmer hätten deutlich mehr Mengen<br />

geordert, was nicht zuletzt die stabile<br />

Stahlproduktion des Landes widerspiegle.<br />

Gustav Grimm nimmt neue Freiformschmiedepresse<br />

in Betrieb<br />

Das Unternehmen Gustav Grimm Edel<strong>stahl</strong>werk in Remscheid hat eine 31,5/34-MN-<br />

Hochgeschwindigkeits-Freiformschmiedepresse der SMS group in Betrieb genommen.<br />

Innerhalb der knapp elfwöchigen Montagephase wurden die Abriss- und Montagearbeiten<br />

der alten und neuen Presse inklusive anschließender Abnahmetests abgeschlossen.<br />

Gustav Grimm ist auf die Fertigung von Schmiedeteilen aus hochlegierten<br />

Werkstoffen spezialisiert. „Die neue Schnellschmiedepresse erfüllt alle dafür notwendigen<br />

Anforderungen“, so die SMS group in der entsprechenden Pressemitteilung. So<br />

profitiere das Unternehmen dank der installierten Hydraulik- und Steuerungssysteme<br />

von einer höheren Prozesseffizienz, weil die neue Schnellschmiedepresse eine Zeitersparnis<br />

von etwa zehn Prozent biete. Nach eigenen Angaben setzte die SMS group<br />

zum ersten Mal bei einer Freiformschmiedepresse eine additiv, sprich mithilfe industriellen<br />

3D-Drucks, hergestellte Maschinenkomponente ein. Diese sei „leichter, kompakter<br />

und strömungsoptimiert“, schreibt die SMS group.<br />

Im Werk von Gustav Grimm in Remscheid schmiedet die neue<br />

Hochgeschwindigkeits-Freiformschmiedepresse der SMS group ihren ersten Block.<br />

WV Stahl: Gefahr einer<br />

Stahl-Importkrise nicht<br />

gebannt<br />

Zu Beginn des Monats sind neue Regelungen für die sogenannten<br />

„EU-Safeguards“ in Kraft getreten. Die Wirtschaftsvereinigung (WV)<br />

Stahl ist der Auffassung, die Neuregelung der Schutzmaßnahmen<br />

berücksichtige die konjunkturellen Auswirkungen der Corona-Pandemie<br />

auf die Stahlindustrie nur unzureichend. Dessen zentralem<br />

Anliegen ist die EU-Kommission nicht nachgekommen. Zuvor forderte<br />

der Verband, die Kontingentmenge für Stahlimporte zu reduzieren,<br />

um eine Importkrise zu verhindern. „Die EU-Safeguards verfehlen<br />

in dieser Form ihr angedachtes Ziel, die Stahlindustrie in<br />

Europa und die damit verbundenen Wertschöpfungsketten vor gravierenden<br />

Schäden zu bewahren“, bewertet Verbandspräsident Hans<br />

Jürgen Kerkhoff die geänderten Maßnahmen. Einen wirksamen<br />

Schutz im Außenhandel empfindet die WV Stahl als unverzichtbar<br />

– gerade auch mit Blick auf die Transformation des Wirtschaftszweiges<br />

hin zu CO 2<br />

-armen Verfahren.<br />

Voestalpine Railway<br />

Systems baut<br />

Marktposition aus<br />

Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine will seine Marktposition<br />

im Geschäftsbereich Railway Systems ausbauen. Zur Erweiterung<br />

der Fertigungskapazitäten hat das Unternehmen ein Weichenwerk<br />

in Frankreich erworben und seine Unternehmensbeteiligungen<br />

in China und Argentinien erweitert, heißt es in einer aktuellen<br />

Pressemeldung. Darüber hinaus habe es die erste chinesische Produktionsstätte<br />

für Monitoringsysteme von Weichen gegründet. „Die<br />

zunehmende Urbanisierung, vor allem in Asien, sowie die europäischen<br />

Bestrebungen zum Klimaschutz versprechen auch für die<br />

kommenden Jahre solide Marktprognosen für den Bahnsektor“, so<br />

Voestalpine Railway Systems. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete<br />

das Unternehmen an rund 70 weltweiten Produktionsund<br />

Vertriebsstandorten einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro.<br />

7 000 Mitarbeiter sind in diesem Segment beschäftigt, 1 500 davon<br />

in Österreich.<br />

Quellen: SMS group; Shutterstock<br />

8 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Termine ab August <strong>2020</strong><br />

KONFERENZEN<br />

UND MESSEN<br />

12.–14.08.<strong>2020</strong><br />

Shanghai, CN<br />

Shanghai International<br />

Powder Metallurgy Exhibition<br />

& Conference<br />

en.pmexchina.com<br />

31.08–03.09.<strong>2020</strong><br />

Cleveland, US<br />

AISTech <strong>2020</strong> – The Iron &<br />

Steel Technology Conference<br />

and Exposition<br />

www.aist.org/conferenceexpositions/aistech<br />

– abgesagt –<br />

29.-30.09.<strong>2020</strong><br />

Düsseldorf<br />

Pit Furnace Symposium<br />

www.lohmannconference.com/start/<br />

30.09.–02.10.<strong>2020</strong><br />

Wien, AT<br />

Metal Additive<br />

Manufacturing Conference<br />

www.mamc<strong>2020</strong>.org<br />

28.–30.10.<strong>2020</strong><br />

Wien, AT<br />

Ironmasters <strong>2020</strong> – European<br />

Direct Reduced Iron and Alternative<br />

Ironmaking Conference<br />

www.ironmasters<strong>2020</strong>.org<br />

29.–31.10.202<br />

Parma, IT<br />

MECSPE <strong>2020</strong><br />

www.mecspe.com/enexhibit/<br />

08.–12.11.<strong>2020</strong><br />

Wien, AT<br />

Galvatech <strong>2020</strong><br />

www.galvatech<strong>2020</strong>.org<br />

18.–19.11.<strong>2020</strong><br />

Aachen<br />

Aachener Stahlkolloquium<br />

„steel and more“<br />

www.ask<strong>2020</strong>.de<br />

30.11.-02.12.<strong>2020</strong><br />

Antwerpen, BE<br />

ECHT <strong>2020</strong> – European Conference<br />

on Heat Treatment<br />

www.a3ts.org<br />

<strong>07</strong>.12.–11.12.<strong>2020</strong><br />

Düsseldorf<br />

wire <strong>2020</strong>, Tube <strong>2020</strong><br />

www.wire.de, www.tube.de<br />

08.–11.12.<strong>2020</strong><br />

München<br />

automatica<br />

www.automatica-munich.<br />

com/de/<br />

25.–28.01.2021<br />

Birmingham, UK<br />

MACH 2021<br />

www.machexhibition.com<br />

21.–25.02.2021<br />

Seoul, KR<br />

11th International Conference<br />

on Molten Slags, Fluxes, and<br />

Salts (MOLTEN 2021)<br />

www.molten<strong>2020</strong>.org<br />

02.–05.03.2021<br />

Leipzig<br />

inTEC 2021<br />

www.messe-intec.de<br />

09.–12.03.2021<br />

Hannover<br />

Euroblech 2021<br />

https://www.euroblech.com/<br />

<strong>2020</strong>/deutsch/<br />

17.–18.03.2021<br />

Ulm<br />

Coiltech Deutschland 2021<br />

www.quickfairs.net/dettagli_fiera.asp?idf=96&id_zona=2&id_menu=38<br />

WEITERBILDUNG<br />

24.08.–26.08.<strong>2020</strong><br />

Webinar<br />

Electrical Engineering<br />

of Arc Furnaces<br />

www.vdeh.de/<strong>stahl</strong>akademie<br />

31.08–03.09.<strong>2020</strong><br />

Webinar<br />

Continuous Casting<br />

of Steel<br />

www.vdeh.de/<strong>stahl</strong>akademie<br />

16.–18.09.<strong>2020</strong><br />

Webinar<br />

Metallographie-Tagung <strong>2020</strong><br />

www.met<strong>2020</strong>.dgm.de<br />

28.–30.09.<strong>2020</strong><br />

Webinar<br />

Oxygen Steelmaking<br />

www.vdeh.de/<strong>stahl</strong>akademie<br />

Hinweis: Hinsichtlich der Corona-Pandemie haben Bund und<br />

Länder beschlossen, Großveranstaltungen bis zum 31. August<br />

<strong>2020</strong> zu verbieten. Auf www.<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de/termine bleiben<br />

Sie auf dem Laufenden.<br />

Deutsche Wirtschaft wappnet sich für „No-Deal-Brexit“<br />

Die Brexit-Verhandlungen gehen in eine<br />

entscheidende Phase über – wie der Ausstieg<br />

Großbritanniens aus der EU konkret<br />

aussehen wird, ist noch fraglich. Eine Umfrage<br />

zeigt nun, dass das Gros der hiesigen<br />

Wirtschaft auch für einen „No-Deal“ vorbereitet<br />

ist.<br />

30 Prozent der deutschen Unternehmen<br />

befürchten einen harten Bruch mit dem<br />

Vereinigten Königreich. Das hat eine Umfrage<br />

des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Industrie (BDI) und dem Beratungsunternehmen<br />

Deloitte ergeben. Ziel der Erhebung<br />

war herauszufinden, welche Erwartungen<br />

die Unternehmen hinsichtlich der<br />

Verhandlungen und der Brexit-Konsequenzen<br />

für den Standort Deutschland haben<br />

und wie sie selbst für den Brexit planen<br />

und sich vorbereiten. „Ohne Verlängerung<br />

der Verhandlungsfrist bleiben nur noch<br />

etwa 180 Tage bis zum Ende der Übergangsperiode,<br />

das geht schnell“, sagt Dr.<br />

Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte.<br />

Die deutsche Wirtschaft fühle sich zum<br />

Großteil jedoch auch auf einen „Worst<br />

Case“ gut vorbereitet, so Börsch. Dennoch<br />

erwarte eine beträchtliche Anzahl an Unternehmen<br />

hohe Schäden. „Unsere Unternehmen<br />

beobachten die Brexit-Verhandlungen<br />

sehr genau“, sagt dazu BDI-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Joachim Lang. Ihm<br />

zufolge erschwert der der schleppende<br />

Verhandlungsverlauf wichtige Investitionsentscheidungen.<br />

„Es besteht die Gefahr,<br />

dass sich die Verlagerungen weg von Großbritannien<br />

auf andere Standorte beschleunigen,<br />

wenn sich nicht sehr bald eine Perspektive<br />

für eine Wirtschaftspartnerschaft<br />

abzeichnet“, so Lang.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Mai/Juni <strong>2020</strong> 9


NEWS<br />

TERMINE<br />

Klima<br />

Umwelt<br />

Der Bau der Koksgaseindüsungsanlage<br />

ist<br />

eine zukunftsw<strong>eisen</strong>de<br />

Investition, bei der erstmals<br />

zur CO 2<br />

-<br />

Reduzierung im<br />

Hochofenprozess<br />

auf die Verwendung<br />

von Wasserstoff<br />

gesetzt wird.<br />

Energie gespart und Effizienz gesteigert<br />

Das Energieeffizienz Netzwerk ESTA (Energieeffizienz mit Stahl)<br />

zieht nach einer Laufzeit von drei Jahren eine positive Bilanz: Saar<strong>stahl</strong>,<br />

Dillinger und verbundenen Unternehmen wie die ROGESA<br />

Roh<strong>eisen</strong>gesellschaft Saar und die Zentralkokerei Saar erzielen<br />

eine Energieeinsparung von ca. 29 500 Megawattstunden pro Jahr.<br />

Dies bedeutet eine jährliche CO 2<br />

-Entlastung von ca. 11 750 Tonnen.<br />

100 Mitarbeiter der SHS-Gruppe haben sich in acht „Energieteams“<br />

mit den Einsparpotenzialen von allen Prozessen in den Unternehmen<br />

beschäftigt. Zur jährlichen Energieeinsparung tragen eine<br />

Vielzahl von Einzelprojekten wie beispielsweise Kraft-Wärmekopplung,<br />

Abwärmenutzung für parallel laufende Prozesse oder die Reduzierung<br />

von Standby- und Nebenzeiten bei. Auch nach der Laufzeit<br />

von ESTA streben Saar<strong>stahl</strong> und Dillinger danach, die Energieeffizienz<br />

und die energetischen Wirkungsgrade der eigenen<br />

Systeme und Prozesse weiter zu verbessern. Ein Leuchtturmprojekt<br />

ist beispielsweise der Bau einer Koksgaseindüsungsanlage. Zur<br />

CO 2<br />

-Reduzierung setzen die Unternehmen auf die Verwendung<br />

von Wasserstoff als Hauptbestandteil des Koksgases.<br />

Thyssenkrupp nimmt grünen Wasserstoff ins Visier<br />

Die Stahlsparte von thyssenkrupp will ihr Vorhaben vorantreiben, die CO 2<br />

-Emissionen aus der Stahlherstellung durch den Einsatz<br />

von Wasserstoff zu senken. Dabei soll dem Unternehmen zukünftig ein Elektrolyseur des Energieversorgers RWE helfen, der<br />

den Wasserstoff ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien herstellt. Voraussetzung für die Kooperation der beiden<br />

Unternehmen sei die Entwicklung eines Wasserstoffnetzes, schreibt thyssenkrupp Steel Europe in einer Pressemeldung. Die Infrastruktur<br />

soll gewährleisten, dass der gasförmige Wasserstoff via Leitungen von Lingen zum Hüttenstandort in Duisburg gelangt.<br />

Nach Möglichkeit soll bis Mitte des Jahrzehnts der erste Wasserstoff in Richtung des Stahlwerks strömen. Kurz zuvor hatte<br />

thyssenkrupp bekannt gegeben, auch seine eigenen Fertigungskapazitäten für Elektrolyseanlagen zur Produktion von grünem<br />

Wasserstoff auszubauen. Zu diesem Zweck will der Industriekonzern mit seinem strategischen Zulieferer und Joint-Venture-Partner<br />

De Nora zusammenarbeiten und ab sofort jährlich Elektrolyse-Zellen von bis zu einem Gigawatt fertigen.<br />

Eisenbasierte Sinter-Bremsbeläge für saubere Mobilität<br />

Metallischer Bremsbelag für Motorräder<br />

Am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte<br />

Materialforschung IFAM in Dresden wird gemeinsam mit der<br />

dänischen SBS Friction A/S sowie dem Danish Technological Institute<br />

ein <strong>eisen</strong>basierter Sinter-Bremsbelag für Motorräder entwickelt.<br />

Das Projekt „GreenPad“, gefördert vom Innovation<br />

Fund Denmark, möchte damit eine umweltfreundliche Alternative<br />

zu etablierten Belagmaterialien schaffen. Ziel dieses Forschungsvorhabens<br />

ist die Entwicklung kupfer- und nickelfreier<br />

Sinter-Bremsbeläge mit gleichwertigen tribologischen Eigenschaften<br />

wie die herkömmlicher metallischer Bremsbeläge. Erste<br />

Tests haben gezeigt, dass die <strong>eisen</strong>basierten Neuentwicklungen<br />

vielversprechende Ergebnisse erzielen, die sowohl im Labor<br />

als auch beim Einsatz direkt im Motorrad nachgewiesen werden<br />

konnten. Allein auf den Motorradmarkt bezogen kann der Einsatz<br />

von kupfer- und nickelfreien Produkten potenziell die Emission<br />

von Kupfer um 600 Tonnen pro Jahr reduzieren, heißt es<br />

beim IFAM. Das entspricht ca. 25 % der Emissionen durch Kupfer-Bremsverschleiß<br />

in ganz Europa. Für Nickel beträgt die mögliche<br />

Einsparung 160 Tonnen pro Jahr. Sinter-Bremsbeläge sind<br />

organisch gebundenen Belägen aufgrund ihrer hohen Temperaturbeständigkeit<br />

sowie der guten Eigenschaften bzgl. Verschleiß,<br />

Abrieb und Reibwert weit überlegen und kommen für Hochleistungsbremsen<br />

zum Einsatz.<br />

Quellen: Uwe Braun, SHS – Stahl-Holding-Saar ; Salzgitter AG; Fraunhofer IFAM Dresden<br />

10 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Thyssenkrupp Materials Services steigt in den Handel<br />

mit Stahlschrott ein<br />

Im Rahmen seiner strategischen Weiterentwicklung hat thyssenkrupp<br />

Materials Services den „Company Builder“ mantro ins Boot<br />

geholt. In einem Joint Venture namens „mt industry recycling“<br />

will die Werkstoffsparte des Industriekonzerns eine effektivere<br />

Rückführung von Stahlschrott in die Produktionsprozesse der<br />

Fertigungsindustrie erzielen. Vor diesem Hintergrund sollen<br />

Stahlwerke und Gießereien zukünftig sortenreinen Stahlschrott<br />

unmittelbar über das neue Gemeinschaftsunternehmen beziehen.<br />

Der Zwischenschritt über den Schrotthändler entfalle dabei,<br />

betonen die Partner in einer gemeinsamen Pressemeldung. Der<br />

schlankere Prozess soll den Abnehmern aus der Schwerindustrie<br />

die Möglichkeit verschaffen, Kosten einzusparen. Mit nach eigenen<br />

Angaben effizienten Logistikprozessen will das Start-up zudem<br />

einen positiven Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in den Recyclingabläufen<br />

leisten. Medienberichten zufolge befindet sich die<br />

genaue Planung allerdings noch in der frühen Phase. So schreibt<br />

die Wirtschaftswoche Ende Juni, dass die Unternehmen noch auf<br />

der Suche nach einem konkreten Geschäftsmodell sind. Denkbar<br />

seien demnach ein rein digitaler Marktplatz, ein Logistikgeschäft<br />

oder ein weiterer Zusammenschluss von Partnern.<br />

Salzgitter AG will Direktreduktionsanlage<br />

in Wilhelmshaven errichten<br />

Die Vereinbarung, die der Salzgitter-Vorstandschef<br />

Heinz Jörg Fuhrmann hier unterzeichnet, umfasst eine<br />

Machbarkeitsstudie zur geplanten Errichtung einer<br />

Eisenerz-Direktreduktionsanlage im niedersächsischen<br />

Wilhelmshaven.<br />

Die Salzgitter AG plant, in Wilhelmshaven eine Eisenerz-Direktreduktionsanlage<br />

mit vorgeschalteter Wasserstoff-Elektrolyse zu errichten. Dazu hat<br />

der Stahlhersteller nun gemeinsam mit dem Logistikunternehmen Rhenus<br />

und dem Energiekonzern Juniper sowie dem Land Niedersachsen eine Machbarkeitsstudie<br />

vereinbart. Sie umfasst – neben der möglichen Errichtung der<br />

Anlage – die Entwicklung der erforderlichen Infrastruktur, zu der auch die<br />

Versorgung mit Rohstoffen, Erdgas und Wasserstoff gehört. „Dies ist ein weiterer<br />

konkreter Schritt unseres Transformationsprozesses hin zu einer CO 2<br />

-<br />

armen, wasserstoffbasierten Stahlherstellung“, so Salzgitter-Vorstandschef<br />

Heinz Jörg Fuhrmann. Als Grundlage diene das Technologiekonzept „SAL-<br />

COS“, die konzerneigene Klimainitiative. Auch die kürzlich verabschiedete<br />

Nationale Wasserstoffstrategie und das Handlungskonzept Stahl der Bundesregierung<br />

spiele dem Konzern nach eigenen Angaben in seiner Planung zu.<br />

Perspektivisch strebt die Gesellschaft an, zwei Millionen Tonnen direktreduziertes<br />

Eisen pro Jahr zu erzeugen. Mit der Bahn soll das Material anschließend<br />

nach Salzgitter gebracht werden, wo es der Konzern in seinem integrierten<br />

Hüttenwerk zu Flach<strong>stahl</strong>produkten weiterverarbeiten will.<br />

Bundeskabinett beschließt<br />

Nationale Wasserstoffstrategie<br />

Wasserstoff ist entscheidend für die Dekarbonisierung<br />

wichtiger deutscher Kernbranchen<br />

wie der Stahl- und Chemieindustrie.<br />

Mit unter anderem diesen Worten hat das<br />

Bundeskabinett am 10. Juni die Nationale<br />

Wasserstoffstrategie verkündet. „Die Zeit für<br />

Wasserstoff und die dafür nötigen Technologien<br />

ist reif. Wir müssen daher jetzt die<br />

Potenziale für Wertschöpfung, Beschäftigung<br />

und den Klimaschutz erschließen und<br />

nutzen“, erklärte Bundeswirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier. Für die Stahlbranche stehen<br />

in erster Linie alternative Produktionsverfahren<br />

im Vordergrund. Darunter fällt etwa<br />

das anteilige Einblasen von Wasserstoff in<br />

bestehende Hochöfen, um Treibhausgasemissionen<br />

zu vermeiden. Zudem soll eine<br />

vollständige Wasserstoff-Direktreduktion in<br />

„Zu einem Innovationsland gehört auch,<br />

ambitionierte Ziele für eine international<br />

wettbewerbsfähige Wasserstoffwirtschaft zu<br />

formulieren. Das ist uns mit der Nationalen<br />

Wasserstoffstrategie gelungen“, sagt Ministerin<br />

Karliczek während einer Pressekonferenz<br />

im Bundeswirtschaftsministerium.<br />

entsprechenden Anlagen einen essenziellen<br />

Beitrag zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie<br />

leisten. Forschungsvorhaben sollen<br />

darüber hinaus die Option der Abscheidung<br />

und stofflichen Nutzung von CO 2<br />

-Emissionen<br />

(CCU) erproben. Für die Förderung von<br />

entsprechender Bemühungen zum „grünen“<br />

Wasserstoff will die Bundesregierung<br />

bis 2023 310 Millionen Euro zur Verfügung<br />

stellen. Zusätzlich sieht das Konjunkturpaket<br />

der Regierung vor, dass sieben Milliarden<br />

Euro für den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien<br />

bereitgestellt werden.<br />

Weitere zwei Milliarden Euro sind für internationale<br />

Partnerschaften in dem Bereich<br />

vorgesehen. Ein „Nationaler Wasserstoffrat“,<br />

den die Bundesregierung mit Vertretern<br />

insbesondere der energieintensiven Industrie<br />

ins Leben gerufen hat, soll indes die konsequente<br />

Umsetzung und Weiterentwicklung<br />

der Strategie vorantreiben.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 11


NEWS<br />

TERMINE<br />

Additive Fertigung<br />

Eisenspäne haften auf<br />

diesem Mini-Schachbrett<br />

mit vier Millimetern<br />

Kantenlänge.<br />

Die teils magnetische<br />

Struktur wurde aus<br />

einer einzigen Sorte<br />

Stahlpulver bei verschiedenen<br />

Temperaturen<br />

produziert.<br />

Frisch gedruckte Magnete<br />

Mit einer einzigen Sorte Metallpulver haben Forscher der Eidgenössischen<br />

Materialprüfungs- und Forschungsanstalt<br />

(EMPA) ein kleines metallisches Schachbrett mit vier Millimetern<br />

Kantenlänge im 3D-Druck hergestellt – acht Flächen erscheinen<br />

etwas dunkler, acht heller. Indem Stärke und Dauer<br />

des eingestrahlten Laserlichts variiert wurden, ist die Hälfte<br />

der Flächen magnetisch. Die „unscheinbare Materialprobe“<br />

beweise, heißt es selbstbewusst aus der Schweiz, dass 3D-<br />

Druck mit Hilfe von Laserstrahlen und Metallpulver sich<br />

nicht nur dazu eigne, neue geometrische Formen zu erschaffen,<br />

sondern auch zur Herstellung neuer Materialien mit völlig<br />

neuen Funktionalitäten. Als Ausgangsbasis nutzte das<br />

EMPA-Team mit P2000-Stahl eine besondere Sorte Edel<strong>stahl</strong>,<br />

die kein Nickel enthält, sondern rund ein Prozent Stickstoff.<br />

Die wesentliche Erkenntnis: Da bei der additiven Fertigung<br />

lokal „spielend“ Temperaturen von mehr als 2 500 Grad Celsius<br />

erreicht würden, ließen sich so gezielt verschiedene Bestandteile<br />

einer Legierung verdampfen – z. B. Mangan, Aluminium,<br />

Zink, Kohlenstoff und mehr – und so die chemische<br />

Zusammensetzung lokal verändern.<br />

Neuer austenitischer Stahl für die additive Fertigung<br />

Die Deutschen Edel<strong>stahl</strong>werke (DEW) erweitern ihr Portfolio für die additive Fertigung. Bei „Printdur HSA“ handelt es sich um ein<br />

mittels Gasverdüsung hergestelltes Pulver, das im gedruckten Zustand ein zu 99 % austenitisches Gefüge aufweist. Damit einhergehend<br />

ist der Werkstoff unmagnetisch. Er zeichne sich durch „deutlich verbesserte Festigkeitswerte“ aus und biete Anwendungspotenzial<br />

in vielen Branchen – seien es Maschinenbau, Lebensmittel- und Chemieanlagen, Pumpenbauteile, Kraftwerksindustrie<br />

oder die Automobilindustrie, erklärt DEW. Im Vergleich zu typischen austenitischen Stählen zeichnet sich der Werkstoff durch eine<br />

deutlich erhöhte Streckgrenze, Zugfestigkeit und Härte aus, so seien Streckgrenze und Zugfestigkeit bei „Printdur HSA“ doppelt so<br />

hoch wie beim Werkstoff 1.4404 (316L), der ein Standard<strong>stahl</strong> in der additiven Fertigung ist. Zudem bescheinige die Pitting Resitance<br />

Equivalent Number (PREN) von 36 dem neuen Pulver eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit: Im gedruckten Zustand sei<br />

„Printdur HSA“ sowohl nach SEP 1877 Verfahren II korrosionsbeständig (Prüfung zur Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion)<br />

als auch nach ASTM G48 Methode E (Prüfung zur Beständigkeit gegen Lochkorrosion).<br />

Quellen: Empa; MPIE<br />

EOS erweitert Portfolio<br />

für Metallwerkstoffe<br />

Der Technologieanbieter EOS hat sein Portfolio an Metallwerkstoffen<br />

für die additive Fertigung erweitert. Mit dem für das M 290<br />

System validierten „EOS ToolSteel 1.2709“ hat das Unternehmen<br />

unter anderem einen ultrahochfesten und martensitaushärtenden<br />

Stahl für anspruchsvolle Gussanwendungen entwickelt. Nach eigenen<br />

Angaben zeichnet sich dieser Werkzeug<strong>stahl</strong> durch eine „ausgezeichnete<br />

Ermüdungsfestigkeit und verbesserte Polierbarkeit“<br />

aus. Die Eigenschaften können über verschiedene Wärmebehandlungen<br />

nach dem 3D-Druck angepasst werden. Typische Anwendungen<br />

reichen vom Kunstoffspritzguss über Extrusionswerkzeuge,<br />

Heißpresswerkzeuge bis hin zu Druckgusswerkzeugen für Aluminium-<br />

und Zinklegierungen.<br />

Der Werkstoff<br />

EOS ToolSteel<br />

1.2709 für EOS<br />

M290 Systeme<br />

in Rohrform<br />

12 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Damaszener Stahl aus dem 3D-Drucker<br />

Durch eine geschickte Temperaturvariation<br />

lässt sich ein Verbundwerkstoff mit<br />

unterschiedlich harten Metallschichten<br />

additiv fertigen. Zu dieser Erkenntnis ist<br />

ein Team des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung<br />

(MPIE) in Düsseldorf und des<br />

Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik (ILT)<br />

in Aachen gekommen. Die beteiligten Forscher<br />

haben ein Verfahren entwickelt, mit<br />

dem sich Stahl im 3D-Drucker schichtweise<br />

mit individueller Härte fertigen lässt<br />

– und so ähnliche Strukturen aufweist wie<br />

der populäre Damaszener Stahl. Dafür haben<br />

die Wissenschaftler eine spezielle Legierung<br />

aus Eisen, Nickel und Titan so behandelt,<br />

dass sich kleine Nickel-Titan-Mikrostrukturen<br />

bildeten. Ebendiese sorgen<br />

dann nach Angaben des Forschungsteams<br />

für eine besondere Härte des Werkstoffs.<br />

Um die Strukturen erzeugen zu können,<br />

unterbrach das Team den Druckprozess<br />

nach einer aufgetragenen Schicht für eine<br />

bestimmte Zeit. Dabei kühlte sich das Material<br />

auf unter 195 Grad Celsius ab. In<br />

dieser Phase entstehe die sogenannte Martensit-Phase,<br />

erklärt Eric Jägle, Leiter der<br />

Gruppe „Legierungen für die Additive Fertigung“<br />

am MPIE, „und nur in dieser können<br />

die Nickel-Titan-Mikrostrukturen entstehen“.<br />

Damit sich diese „Ausscheidungen“<br />

auch wirklich bilden, sei aber eine<br />

erneute Erwärmung des Materials notwendig.<br />

Hierfür nutzen die Forscher die Laserenergie,<br />

die in der gängigen Methode des<br />

industriellen 3D-Drucks – dem pulverbettbasierten<br />

Laserschmelzen – üblicherweise<br />

Einem Forscherteam ist es nun mit<br />

einem Verbundmaterial aus dem 3D-<br />

Drucker gelungen, die Charakteristik von<br />

Damaszenem Stahl nachzubilden.<br />

verwendet wird. Einsatzgebiete solcher<br />

Verbundswerkstoffe sehen die Institute<br />

beispielsweise im 3D-Druck von Bauteilen<br />

der Luft- und Raumfahrt oder von Werkzeugen.<br />

Formnext Start-up Challenge:<br />

AM-Innovationen gesucht<br />

Die internationale Fachmesse „Formnext“<br />

zeichnet auch in diesem Jahr wieder junge<br />

und innovative Unternehmen aus dem<br />

Bereich der additiven Fertigung aus. Neu<br />

bei der inzwischen sechsten Austragung<br />

ist, dass im Rahmen der Veranstaltung<br />

auch der „AM Ventures Impact Award“<br />

verliehen wird. Dieser honoriert Ansätze<br />

zur Nachhaltigkeit, die sich aus den entsprechenden<br />

Entwicklungszielen der Vereinten<br />

Nationen ableiten. Hierbei spielen<br />

unter anderem Umweltgedanken wie<br />

Ressourcenschonung oder „grüne“ Energie<br />

sowie auch auch soziale Aspekte, etwa<br />

Bildung und Gleichberechtigung, eine<br />

Rolle. Teilnahmeberechtigt für die Formnext<br />

Start-up Challenge sind Unternehmen,<br />

die nicht älter als fünf Jahre sind,<br />

und die mit ihrem Produkt oder ihrer<br />

Dienstleistung „fit für den Markt“ sind.<br />

Gleichzeitig darf das Start-up nicht mehrheitlich<br />

zu einem etablierten Unternehmen<br />

gehören. Den insgesamt fünf Siegern<br />

sponsern die Veranstalter ein vielseitiges<br />

Messe- und Marketingpaket. Dazu zählt<br />

unter anderem ein voll ausgestatteter<br />

Ausstellungsstand auf der Start-up Area<br />

der Formnext <strong>2020</strong> sowie die Einbindung<br />

Weitere Informationen<br />

Nähere Informationen zu den Teilnahmebedingungen<br />

und der Anmeldung<br />

befinden sich auf der offiziellen Website<br />

der Formnext <strong>2020</strong> unter<br />

www.formnext.mesago.com<br />

in die weltweiten Marketing- und Kommunikationsaktivitäten<br />

der Messe. Außerdem<br />

können die Sieger auf einem Pitch-<br />

Event teilnehmen, erhalten ein individuelles<br />

Unternehmensprofil eines<br />

Mediasponsors und profitieren von einem<br />

Unternehmenscoaching. Die diesjährige<br />

Formnext findet vom 10. bis 13. November<br />

in der Messe Frankfurt statt. Einsendeschluss<br />

ist der 4. September.<br />

Damaszener Stahl<br />

Manfred Sachse, der „große, alte Meister“<br />

und Kenner des Damastschmiedens liefert<br />

aufschlussreiche, neue Recherchen zur<br />

berühmten Solinger Klingenproduktion.<br />

Auch in englischer<br />

Sprache erhältlich:<br />

www.<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>.de/<br />

product/damascussteel/<br />

Damaszener Stahl | Mythos, Geschichte, Technik, Anwendung<br />

€ 79,00<br />

3. erweiterte Auflage | 25,6 x 31,9 cm | 304 Seiten mit zahlreichen<br />

farbigen Abbildungen und technischen Zeichnungen<br />

Entdecken Sie jetzt die dritte, erweiterte Auflage seines erfolgreichen Werks!<br />

Bestellung unter www.<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>.de/product/damaszener-<strong>stahl</strong>/


TITELTHEMA: DIGITALISIERUNG<br />

Industrie 4.0<br />

Daten definieren<br />

immer stärker<br />

die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Das Wissen kommt immer weiter in der Praxis an,<br />

jetzt müssen die Chancen in der Fläche genutzt werden<br />

Künstliche Intelligenz gilt als ein wesentlicher Treiber<br />

für das komplexe Konzept „Industrie 4.0“. Wohin die<br />

fortschrittliche Technologie insbesondere industrielle<br />

Prozesse führt, versuchen hierzulande Forschung<br />

und Praxis gemeinsam zu beantworten.<br />

14 Mai/Juni <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Quelle: Shutterstock<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Mai/Juni <strong>2020</strong> 15


TITELTHEMA: DIGITALISIERUNG<br />

Industrie 4.0<br />

AI, das steht für Artificial<br />

Intelligence – zu Deutsch:<br />

Künstliche Intelligenz. Die<br />

Hochtechnologie breitet sich<br />

in der Industrie zunehmend aus<br />

und schafft Herausforderungen<br />

und Chancen gleichermaßen.<br />

AUTOR: Niklas Reiprich,<br />

niklas.reiprich@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

DARUM GEHT‘S: Chancen und Fortschritte<br />

ergeben sich selten aus der Komfortzone,<br />

im Regelfall führen exogene<br />

Impulse zu sprunghaften Fortschritten.<br />

Für die unaufhaltsam voranschreitende<br />

Digitalisierung und, darin als Unterthema<br />

enthalten, die Industrie 4.0 dürfte<br />

jetzt so eine Zeit sein. Der aktuelle<br />

Marktüberblick skizziert den grundsätzlichen<br />

Status quo und wirft einzelne<br />

Schlaglichter auf die Industrie.<br />

Vernetzte Produktionsanlagen, Echtzeit-Kommunikation<br />

zwischen den<br />

Maschinen und individuelle Unterstützung<br />

aus der Robotik: Die Digitalisierung<br />

der Industrieunternehmen in<br />

Deutschland macht Fortschritte. Laut einer<br />

repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes<br />

Bitkom nutzen fast sechs von zehn<br />

Industrieunternehmen mit mehr als 100<br />

Mitarbeitern spezielle Anwendungen aus<br />

dem Bereich Industrie 4.0. „Die produzierende<br />

und verarbeitende Industrie ist der<br />

Kern der deutschen Wirtschaft – und sie<br />

verfügt über ein riesiges digitales Potenzial“,<br />

sagt dazu Bitkom-Präsident Achim<br />

Berg. Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie dürfe diese<br />

Entwicklung nun keinen Dämpfer erfahren,<br />

warnt der Manager. „Je digitaler die<br />

Industrieunternehmen aufgestellt sind,<br />

desto schneller werden sie sich von den<br />

Folgen des Shutdowns erholen“, so Berg.<br />

Tatsächlich lässt die Umfrage darauf schließen,<br />

dass diese Erkenntnis auch im größten<br />

Teil der Betriebe verankert ist: 94 Prozent<br />

der befragten Unternehmen sehen in der<br />

Industrie 4.0 die Voraussetzung für den<br />

Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />

Industrie. Mehr als jeder Zweite betont<br />

zudem, die Industrie 4.0 gebe dem<br />

eigenen Geschäft generell neuen Schub.<br />

Insgesamt sieht ein deutliches Gros von 93<br />

Prozent der Industrieunternehmen das<br />

Konzept Industrie 4.0 als Chance – und nur<br />

fünf Prozent nehmen es als Risiko wahr.<br />

„Digitale Ökosysteme“ sind<br />

flexibel<br />

Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff<br />

„Industrie 4.0“? Kaum eine Bezeichnung<br />

spiegelt die aktuellen Herausforderungen<br />

und Chancen des Wirtschaftszweiges derzeit<br />

mehr wider. Sobald es um die Vielzahl<br />

technischer Neuerungen in der modernen<br />

Produktion geht, erscheint dessen Verwendung<br />

sogar nahezu inflationär. Kaum eine<br />

Branchenveranstaltung kommt heute ohne<br />

eine plakative Erwähnung des umfassenden<br />

Zukunftsprojektes aus, das gleichbedeutend<br />

auch als die vierte industrielle Revolution<br />

bezeichnet wird. Definitorisch hat das Bundeswirtschaftsministerium<br />

(BMWi) einen<br />

Ansatz gefunden, der geeignet scheint, um<br />

das Konzept angemessen zu beschreiben. Im<br />

Weitere Informationen<br />

In der „Plattform Industrie 4.0“ haben<br />

sich Unternehmen, Gewerkschaften,<br />

Verbände, Wissenschaft und Politik<br />

zusammengeschlossen, um die<br />

digitale Transformation der Produktion<br />

in Deutschland voranzubringen. So<br />

entwickelt das Netzwerk etwa Konzepte<br />

und Lösungen und unterstützt Unternehmen<br />

durch Handlungsempfehlungen,<br />

Informationsangebote und Anwendungsbeispiele<br />

beim Praxistransfer.<br />

Rahmen der gemeinsam mit Vertretern aus<br />

Wirtschaft und Wissenschaft initiierten<br />

„Plattform Industrie 4.0“ heißt es, das Konzept<br />

bezeichne „die intelligente Vernetzung<br />

von Maschinen und Abläufen in der Industrie<br />

mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie“.<br />

Die Definition legt<br />

nahe, dass es sich dabei um einen grundlegenden<br />

Innovations- und Transformationsprozess<br />

handelt.<br />

Als Leitmotiv dieses Wandels gelten<br />

neue Formen des Wirtschaftens und Arbeitens<br />

in sogenannten „digitalen Ökosystemen“.<br />

Das grundsätzliche Ziel ist es hier,<br />

starre und fest definierte Wertschöpfungsketten<br />

zukünftig in flexible, hochdynamische<br />

und internationale Wertschöpfungsnetzwerke<br />

mit neuen Arten der Kooperation<br />

zu überführen. Fortan rücken<br />

Verfügbarkeit, Transparenz und Zugang zu<br />

Daten zunehmend in den Fokus der Unternehmen<br />

und definieren maßgeblich deren<br />

Wettbewerbsfähigkeit. Denn: Stärkere Vernetzung<br />

von Produkten und Maschinen<br />

steigert die Effizienz, senkt Kosten und<br />

spart gleichzeitig Ressourcen. Zudem können<br />

Unternehmen durch intelligentes Monitoring<br />

und transparente Abläufe potenziell<br />

jederzeit den Überblick behalten. So<br />

können sie flexibel und schnell auf Veränderungen<br />

am Markt reagieren. Fällt zum<br />

Beispiel ein Zulieferer aus oder wird ein<br />

Rohstoff knapp, können Produktion und<br />

Liefermengen sofort angepasst werden.<br />

Auch können sich moderne IT-Lösungen<br />

und Maschinen schnell auf neue Anforderungen<br />

einstellen.<br />

KI übertrumpft die menschlichen<br />

Fähigkeiten<br />

Das Herzstück der Industrie 4.0 ist die<br />

künstliche Intelligenz (KI), die bereits in<br />

Quelle: Shutterstock<br />

16 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


vielen Branchen zum Einsatz kommt. Die<br />

Hochtechnologie basiert auf Mustererkennung<br />

und besitzt die Fähigkeit, selbstständig<br />

Wissen aus Erfahrungen zu erzeugen.<br />

Statt also für jeden Zweck neu programmiert<br />

zu werden, kann eine KI eigenständig<br />

Antworten finden und entsprechende Probleme<br />

lösen. In einem vom BMWi veröffentlichten<br />

Technologieszenario weist die<br />

Plattform Industrie 4.0 daraufhin, dass KI<br />

„für den Nichtexperten“ intransparent<br />

oder gar mystisch erscheinen mag. Das<br />

liege in erster Linie daran, dass ihr Fähigkeiten<br />

zugesprochen werden, die mit denen<br />

des Menschen in Konkurrenz treten. „Die<br />

hohe Geschwindigkeit, mit denen aktuelle<br />

KI-Systeme Daten aufbereiten und Lösungen<br />

anbieten, geht über die menschlichen<br />

Fähigkeiten weit hinaus“, heißt es in dem<br />

Entwurf. Beispielsweise könne ein Mensch<br />

gut Muster oder Fehler erkennen, sei aber<br />

bei großen Datenmengen schnell überfordert.<br />

Aus diesem Grund wird KI-Technologien<br />

viel Potenzial zugesprochen, die industrielle<br />

Produktion effizienter zu gestalten. Anwender<br />

versprechen sich zudem mehr<br />

Nachhaltigkeit, indem sie Ressourcen einsparen,<br />

den Energieeinsatz optimieren oder<br />

die Koordination von Logistikabläufen verbessern.<br />

Es gibt ein praktisches Branchenbeispiel:<br />

Mit dem US-Stahlerzeuger Big River<br />

Steel hat der Anlagenbauer SMS group<br />

einen Partner gefunden, mit dem er die<br />

erste „Learning Steel Plant“ umgesetzt hat,<br />

so Bernhard Steenken von SMS digital im<br />

Interview (Seite 24-26). Es sei gelungen, ein<br />

komplexes Stahlwerk „so zu digitalisieren<br />

und erfolgreich künstliche Intelligenz anzuwenden“,<br />

dass eine stabile wie ressourcenschonende<br />

Produktion erreicht wird.<br />

Um in der Fläche nun das Vertrauen in<br />

KI-Systeme und die mit ihnen verbundenen<br />

Prozesse und Entscheidungen zu stärken,<br />

stellt die Zertifizierung der Technologie<br />

eine mögliche Schlüsselvoraussetzung dar.<br />

Welchen Nutzen sie verspricht und welche<br />

Anforderungen sich mit Blick auf technische<br />

Umsetzung, Gemeinwohl und Erhalt<br />

der Innovationskraft stellen, hat ein interdisziplinäres<br />

Autorenteam der Plattform<br />

„Lernende Systeme“ (PLS) in einem Impulspapier<br />

festgehalten.<br />

Zertifizierung steht noch aus<br />

Vorerst seien auf dem Weg zu einer Zertifizierung<br />

zahlreiche Fragen zu klären,<br />

heißt es in dem Papier. „Zum Beispiel muss<br />

beantwortet werden, wie Lernende Systeme<br />

verlässlich verifiziert werden können, oder<br />

wie ein Weiterlernen im Betrieb – etwa<br />

durch strukturierte Updates – sichergestellt<br />

werden kann“, sagt Prof. Dr. Stefan<br />

Wrobel, unter anderem Leiter des Fraunhofer-Instituts<br />

für Intelligente Analyse und<br />

Informationssysteme (IAIS) und Co-Autor<br />

des Entwurfs. Eine weitere Herausforderung<br />

sei ihm zufolge, dass KI-Anwendungen<br />

oft hybride Systeme seien. Das heißt,<br />

sie beruhen auf einer Kombination von<br />

unterschiedlichen KI-Technologien. „Im<br />

Bereich der Sprachtechnologie werden beispielsweise<br />

häufig maschinelle Lernverfahren<br />

mit modellhaftem Wissen kombiniert.<br />

Auch solche komplexen Systeme<br />

muss eine Zertifizierung abdecken“, so<br />

Stefan Wrobel. Entscheidend für eine sinnvolle<br />

und nutzbringende Zertifizierung von<br />

KI-Systemen sei es, das richtige Maß zu<br />

finden. „Die Aufgabe besteht darin, ein allgemeines<br />

Prüfsystem zu entwickeln, um<br />

eine Zertifizierung hochgradig verschiedener<br />

KI-Systeme für unterschiedliche Einsatzgebiete<br />

vergleichbar zu gestalten“, so<br />

Wrobel. Dabei gelte es, bereits etablierte<br />

Normen und Standards zu berücksichtigen<br />

und vorhandene Lücken zu schließen.<br />

Neben den technischen Charakteristika<br />

beleuchtet das Impulspapier auch juristische<br />

und ethische Aspekte. Jessica Heesen,<br />

Leiterin der Arbeitsgruppe IT-Sicherheit,<br />

Privacy, Recht und Ethik der PLS ist der<br />

Weitere Informationen<br />

In dem Impulspapier „Zertifizierung von<br />

KI-Systemen“ beleuchtet die Plattform<br />

„Lernende Systeme“ (PLS) Potenziale<br />

und Herausforderungen, die eine<br />

Zertifizierung von KI-Systemen birgt<br />

und gibt einen Überblick über bestehende<br />

Projekte in Deutschland. Der<br />

vollumfängliche Entwurf steht Ihnen<br />

kostenlos via QR-Code zum Download<br />

bereit und auf der Website www.<br />

plattform-lernende-systeme.de zur<br />

Verfügung.<br />

Meinung, eine Zertifizierung könne für<br />

eine Vielzahl von KI-Systemen dazu beitragen,<br />

ihr gesellschaftliches Nutzenpotenzial<br />

gemeinwohlorientiert auszuschöpfen.<br />

„Damit dies im Einklang mit gesellschaftlich<br />

anerkannten Werten geschieht, muss<br />

eine Form von Zertifizierung gefunden<br />

werden, die von wichtigen ethischen Prinzipien<br />

geleitet wird“, so Heesen. Gleichzeitig<br />

müsse sie ihr zufolge aber auch ökonomische<br />

Prinzipien erfüllen, Überregulierung<br />

vermeiden und Innovation fördern.<br />

„Im besten Fall kann eine Zertifizierung<br />

selbst zum Auslöser neuer Entwicklungen<br />

für einen europäischen Weg in der KI-Anwendung<br />

werden“, ergänzt die Co-Autorin.<br />

Kluft zwischen Forschung und<br />

Praxis<br />

Während Forschungseinrichtungen die<br />

Vorarbeit hinsichtlich einer raschen Implementierung<br />

dieser Hochtechnologien betreiben,<br />

müssen sich die Anwenderbetriebe<br />

selbst oftmals der harten Realität stellen.<br />

Denn kleinen wie auch vielen großen Unternehmen<br />

fällt der Weg zur Industrie 4.0<br />

nicht leicht, der Einsatz von künstlicher<br />

Intelligenz unterliegt vielen Beschränkungen.<br />

Zum einen wird aktuellen KI-Technologien<br />

zu wenig direkter Bezug zu den<br />

praktischen Problemstellungen in der Industrie<br />

zugeschrieben. Zum anderen fehlt<br />

für Tests der Zugang zu nutzbaren industriellen<br />

Infrastrukturen und realen Produktionsanlagen.<br />

Tata Steel jedoch ist im vergangenen<br />

Jahr schon selbst aktiv geworden<br />

und gemeinsam mit dem Spezialanbieter<br />

BrainCreators der Frage nachgegangen, wie<br />

sich spezielle KI-Techniken aus der akademischen<br />

Welt in die Praxis übertragen lassen<br />

(siehe <strong>stahl</strong> und <strong>eisen</strong> 9/19). Das konkrete<br />

Ziel: einen neuen Ansatz für die Qualitätskontrolle<br />

in der Stahlproduktion zu<br />

finden. Zum Thema Qualitätssicherung hat<br />

auch Quinlogic einen Weg erarbeitet, wie<br />

sich durch die regelbasierte automatische<br />

Bewertung und Freigabe von Coils bislang<br />

ungenutzte Potenziale heben lassen (siehe<br />

Seite 39-43).<br />

Um die Kluft zwischen Forschung und<br />

Praxis in der Breite zu überbrücken, will<br />

ein neues KI-Reallabor in Lemgo nun eine<br />

Lösung gefunden haben. Initiiert hat das<br />

Projekt der Institutsteil Industrielle Automation<br />

von Fraunhofer (IOSB-INA), der damit<br />

einen offenen und gleichzeitig geschützten<br />

Kollaborationsraum für Mensch<br />

und Technik schaffen wollte. „Mit möglichst<br />

wenig Regulierungen möchten wir<br />

Innovationsprozesse zulassen, um Potenziale<br />

und Auswirkungen von KI in enger<br />

Kooperation zwischen Wissenschaft und<br />

Industrie in realer Industrieumgebung zu<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 17


TITELTHEMA: DIGITALISIERUNG<br />

Industrie 4.0<br />

erforschen“, erläutert Dr. Jürgen Jasperneiter,<br />

Leiter des Fraunhofer IOSB-INA die Zielsetzung.<br />

So will das Labor etwa ein Industrie-4.0-kornformes<br />

Datenportal entwickeln,<br />

das Daten aus unterschiedlichen<br />

Quellen „semantisch interoperabel“ zusammenfügt.<br />

Eine Erklärung für den Begriff<br />

liefert etwa das Institut für Automatisierungstechnik<br />

und Softwaresysteme der<br />

Universität Stuttgart. Demnach handelt es<br />

sich dabei um die Fähigkeit von zwei oder<br />

mehr Geräten – einschließlich Software –<br />

Information auszutauschen und diese auch<br />

direkt sinnvoll zu interpretieren und maschinenlesbar<br />

anzubieten.<br />

Industrie im Wandel der Zeit<br />

Von 1.0 zu 4.0: Welche Entwicklungen und Fortschritte gehen unserer<br />

heutigen, hochtechnologischen Industrie voraus?<br />

Industrie 1.0<br />

Industrie 2.0<br />

„Lebenslauf auf Knopfdruck“<br />

Zurück in die Praxis, ein Fallbeispiel: Der<br />

mittlerweile 500-jährige Mittelständler Düker<br />

aus Franken, Betreiber einer Eisengießerei,<br />

will der aufwändigen Erfassung von<br />

Qualitätsdaten über Papier und Excel ein<br />

Ende bereiten. Die Rückverfolgung der Qualität<br />

soll künftig digital „auf Knopfdruck“<br />

erfolgen. „Bisher haben wir relevante Produktinformation<br />

zur Charge, Eisenqualität<br />

oder Prüfzeugnisse an jeder Stelle der Wertschöpfungskette<br />

in vielfacher Form festgehalten“,<br />

berichtet Christian Kern, IT-Chef<br />

und Leiter des Digitalisierungsprojektes bei<br />

Düker. Ihm zufolge werde gerade in der<br />

Produktion noch viel handschriftlich erfasst.<br />

Wenn dann ein Produkt zurückverfolgt<br />

werden soll, um Prüfzeugnisse vorzulegen,<br />

koste dies viel Zeit, um die Informationen<br />

aus dem ERP-System, Excel-Listen<br />

und handschriftlichen Aufzeichnungen zu<br />

einem Dokument zu verbinden. „Wir brauchen<br />

für jedes Produkt einen Lebenslauf auf<br />

Knopfdruck“, betont Kern.<br />

Herausforderungen wie diese versucht<br />

das Kompetenzzentrum „eStandards“ zu<br />

lösen. Die Einrichtung ist Teil des Konzepts<br />

Mittelstand 4.0 des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />

das damit die Digitalisierung<br />

in kleinen und mittleren Unternehmen<br />

sowie dem Handwerk unterstützen will.<br />

Nach eigenen Angaben stehen mittlerweile<br />

26 dieser Zentren bundesweit unterschiedlichen<br />

Betrieben zur Seite. So auch der Eisengießerei<br />

Düker. In einer Pressemitteilung<br />

beschreibt das Unternehmen, wie<br />

seine Produktionsanlagen in diesem Rahmen<br />

digital vernetzt und Daten aus mehreren<br />

Quellen eindeutig verknüpft wurden.<br />

Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei dem Projekt<br />

sei es gewesen, standardisierte Nummernsysteme<br />

und Kennzeichnungsstandards<br />

einzuführen. Beispielsweise sei im zentralen<br />

Produktionsbereich der Gießerei nun<br />

ein System installiert, mit dem Düker automatisiert<br />

Produktions- und Werkstoffdaten<br />

erfassen und verknüpfen kann.<br />

Industrie 3.0<br />

1784<br />

Mechanisierung mittels<br />

Wasser- und Dampfkraft<br />

1969<br />

Erster Einsatz von<br />

Elektronik und IT zur<br />

Automatisierung der<br />

Produktion<br />

Katalysatoreffekt durch „Corona“<br />

1870<br />

Massenfertigung mithilfe<br />

von Fließbändern und<br />

elektrischer Energie<br />

Heute<br />

Digitalisierte Produktion<br />

dank weltweiter<br />

Vernetzung<br />

Industrie 4.0<br />

Während der Corona-Pandemie wird das<br />

gesellschaftliche Bewusstsein um die Bedeutung<br />

digitaler Transformation in vielen<br />

Sektoren der deutschen Wirtschaft<br />

geschärft. Zu diesem Fazit kommt eine<br />

aktuelle Studie von eco, dem Verband der<br />

Internetwirtschaft. Darin heißt es, dass<br />

die Krise mittelfristig einen „Katalysatoreffekt<br />

auf den Ausbau digitaler Infrastrukturen<br />

und das Implementieren digitaler<br />

Geschäftsmodelle“ haben wird. Und<br />

auch die Plattform Industrie 4.0 empfindet<br />

die derzeit einschneidenden Herausforderungen<br />

als Treiber hin zur digitalen<br />

Transformation. „Obwohl wir uns noch in<br />

der Krise befinden, zeichnet sich bereits<br />

heute ab, dass die Pandemie wie ein Katalysator<br />

existierende Trends verstärkt und<br />

damit unseren wirtschaftlichen Alltag<br />

grundlegend verändern wird“, heißt es in<br />

einem kürzlich veröffentlichten Thesenpapier.<br />

Mit letzterem will das Netzwerk<br />

den Unternehmen sowohl Impuls als auch<br />

Inspiration geben, sich aus strategischer<br />

Perspektive mit den Konsequenzen der<br />

Pandemie im Kontext von Industrie 4.0<br />

auseinanderzusetzen. Stefan Borgas, CEO<br />

von RHI Magnesita, kann aus Sicht seines<br />

Unternehmens den Katalysatoreffekt bestätigen.<br />

Die Corona-Krise habe „einen<br />

enormen Schub im Bereich der Digitalisierung<br />

ausgelöst“ und Vorhaben, für deren<br />

Verzögerung sich immer wieder Gründe<br />

fanden, konnten durch die veränderten<br />

Herausforderungen „jetzt problemlos umgesetzt<br />

werden“.<br />

Quelle: Shutterstock Shutterstock/eigene Darstellung<br />

18 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


TITELTHEMA: INDUSTRIE 4.0<br />

Literatur<br />

Wolfgang P. Riegelmayr:<br />

Industrie 4.0 – Vernetzungen<br />

für die digitale Fabrik<br />

Cokemaking Services<br />

Was ist die Digitale Fabrik? Für Wolfgang P.<br />

Riegelmayer ist sie der Oberbegriff für ein<br />

umfassendes Netzwerk von digitalen Modellen,<br />

Methoden und Werkzeugen, die durch<br />

ein durchgängiges Datenmanagement integriert<br />

werden. In seinem aktuellen Handbuch<br />

„Industrie 4.0 – Vernetzungen für die<br />

digitale Fabrik“ schafft der Autor einen Anwendungsratgeber<br />

für die komplexen kommunikationstechnischen<br />

Mechanismen und<br />

Abläufe, die sich in digitalen Produktionsmitteln<br />

verbergen. Konkret unternimmt er dabei den Versuch, die<br />

zwei infrage kommenden Digitalmedien „kabelbehaftet“ und<br />

„kabellos“ für die Praxis darzustellen und an Merkmalen für Informationstechnik<br />

und Automation in der digitalen Fabrik zu erläutern.<br />

Das Fachbuch eignet sich somit als einführendes Lehrbuch<br />

zur schematischen Visualisierung sowie auch als Nachschlagewerk<br />

unter anderem für Entscheider, Hersteller, Management, Entwicklungsingenieure<br />

oder Automatisierungstechniker.<br />

Carl Hanser Verlag, deutsch, 326 Seiten<br />

149,99 Euro (D) · 154,20 Euro (A)<br />

Robert Weber und Peter Seeberg:<br />

KI in der Industrie –<br />

Grundlagen, Anwendungen,<br />

Perspektiven<br />

Die Anwendung künstlicher Intelligenz (KI)<br />

gilt weithin als wesentlicher Innovationstreiber.<br />

Unter anderem in der Industrie hat<br />

die Hochtechnologie längst Einzug gehalten;<br />

das haben auch der Fachjournalist Robert<br />

Weber und Technikberater Peter Seeberg<br />

erkannt. In ihrem gemeinsamen Buch<br />

„KI in der Industrie – Grundlagen, Anwendungen,<br />

Perspektiven“ fassen die Autoren<br />

Gespräche mit Experten zusammen und<br />

geben diverse Fachbeiträge wieder mit dem<br />

Ziel, das Konzept KI zu entmystifizieren. In<br />

kompakter Ausführung erhält der Leser statt mathematischer Analysen<br />

und komplexer Statistik eine erste Hilfestellung insbesondere<br />

hinsichtlich operativer Entscheidungen in mittelständischen<br />

Maschinenbauunternehmen. Das Werk liefert somit wertvolle<br />

Antworten auf die drängenden Fragen, denen derzeit Business<br />

Developer, Produktionsleiter und Automatisierungsingenieure<br />

gegenüberstehen: Was kann KI aktuell leisten? Und was bietet die<br />

Technologie für mich und meine Branche an Potenzialen?<br />

Coal blend optimization<br />

We are indeed proud to look back upon more<br />

than sixty years of research and development<br />

in the field of cokemaking.<br />

DMT providing state-of-the-art investigation<br />

methods for stamp and top charging<br />

supported by<br />

Pilot-scale testing in a 10kg-retort<br />

Semi-industrial movable coke oven<br />

60-year experience of coal blending<br />

Generation of coal blends with coals from<br />

different origin to perform reference tests<br />

Coal & Coke quality<br />

DMT use international standards to determine<br />

coal properties and coke qualities<br />

DMT assists coal merchants and assess their<br />

product for the marketing<br />

DMT supports coke plants in their continuous<br />

quality control of the used coal and the<br />

produced coke<br />

www.dmt-group.com<br />

Earth. Insight. Values.<br />

Carl Hanser Verlag, deutsch, 121 Seiten<br />

39,99 Euro (D) · 41,20 Euro (A)<br />

http://www.dmt-group.com/en/services/consulting/coke-making-services.html


TITELTHEMA: DIGITALISIERUNG<br />

Interview<br />

Alle Daten eines<br />

Werks sind von überall<br />

aus jederzeit abrufbar,<br />

kabellos.<br />

„Aus Daten wird Mehrwert<br />

generiert“<br />

Mit den Ersparnissen der ersten Digitalisierungsprojekte lassen sich weitere Maßnahmen<br />

finanzieren<br />

GESPRÄCHSPARTNER: Bernhard<br />

Steenken, Geschäftsführer, SMS digital<br />

DARUM GEHT’S: Um alle Themen im<br />

(metallurgischen) Anlagenbau schnell<br />

und effizient bearbeiten zu können, verfügt<br />

die SMS group über verschiedene<br />

Tochterunternehmen. Eines davon ist<br />

die SMS digital GmbH, die u.a. mit dem<br />

„lernenden Stahlwerk“ die Prozesse im<br />

Stahlwerk optimiert. Im Interview berichtet<br />

Geschäftsführer Bernhard Steenken,<br />

welche Aspekte hinsichtlich der Digitalisierung<br />

aktuell auf dem Radar sind.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Einem Bonmot zufolge helfen<br />

Computer bei der Lösung von Problemen, die<br />

man ohne sie nicht hätte. Warum sollten Stahlerzeuger<br />

auf dem Digitalisierungspfad bleiben?<br />

Steenken: Heute wird es immer wichtiger,<br />

nicht nur effizient, sondern auch ressourcenschonend<br />

und nachhaltig zu produzieren.<br />

Es steigt die Nachfrage nach digitalen<br />

Produkten, die auch die Themen<br />

künstliche Intelligenz und maschinelles<br />

Bernhard Steenken<br />

„KI-gestützte<br />

Lösungen tragen<br />

dazu bei, das volle<br />

Potenzial einer<br />

Anlage und eines<br />

Prozesses<br />

auszuschöpfen“<br />

Lernen ansprechen. Um den Herausforderungen<br />

der Digitalisierung und Industrie<br />

4.0 gerecht zu werden, benötigen Unternehmen<br />

Lösungen, die große Datenmengen<br />

verarbeiten und analysieren, um<br />

wichtige Zusammenhänge zu erkennen.<br />

High-End-Technologie und KI-gestützte<br />

Lösungen tragen dazu bei, das volle Potenzial<br />

einer Anlage und eines Prozesses<br />

auszuschöpfen und eine vollständige Anlagenkonnektivität<br />

und -nutzung zu erreichen<br />

– in einem Ausmaß, das menschliche<br />

Kapazitäten übersteigt. Mit Super<br />

Computing und Cloud Computing kann<br />

die Rechenkapazität drastisch erhöht und<br />

so immer komplexere Herausforderungen<br />

wie die ganzheitliche Produktionsoptimierung<br />

erreicht werden. Die Technik<br />

wird immer schneller und immer besser<br />

und wird so nachhaltig die Industrie verändern.<br />

Alle Daten eines Werks sind von<br />

überall aus jederzeit abrufbar, kabellos.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Wie definieren Sie „Industrie<br />

4.0“ aus Praxissicht?<br />

Quelle: SMS group<br />

24 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Steenken: Digitalisierung kann man<br />

nicht kaufen, man muss sie sich erarbeiten.<br />

Jedes Werk, jeder Prozess ist anders.<br />

Eine Lösung ist nicht direkt von einem<br />

auf das nächste Unternehmen übertragbar,<br />

es bedarf somit individuell angepasste<br />

Lösungen. Es ist möglich, klein anzufangen<br />

und die Ersparnisse der ersten<br />

Projekte zu nutzen, um weitere Projekte<br />

zu realisieren. Die vielen Herausforderungen<br />

der digitalen Transformation können<br />

durch die Hauptvorteile der Industrie 4.0,<br />

wie Echtzeitfähigkeit, Interoperabilität<br />

und die horizontale und vertikale Integration<br />

von Produktionssystemen bewältigt<br />

werden. Industrie 4.0 bedeutet die Vernetzung<br />

der realen mit der virtuellen<br />

Welt, sprich, Fertigungsprozesse verschmelzen<br />

mit Informationstechnologie.<br />

Wir begleiten unsere Kunden auf dieser<br />

Reise und erarbeiten gemeinsam mit ihnen<br />

individuelle Lösungen.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Hoch performante Analysemethoden<br />

wie maschinelles Lernen oder künstliche<br />

Intelligenz bieten neue Potenziale, um Daten in<br />

Wert zu überführen. Wo liegen die Herausforderungen?<br />

Steenken: Daten sind oftmals lokal und in<br />

einer nicht zugänglichen Form gespeichert.<br />

Der große Mehrwert der Analysemethoden<br />

liegt in der Verarbeitung von großen Datenmengen.<br />

Um solch große Datenmengen<br />

performant auswerten zu können, ist eine<br />

Datenakquisitions- und Auswertestrategie<br />

unerlässlich. Wir setzen daher beispielsweise<br />

5G ein, um Maschinendaten hochfrequent<br />

zu erheben und in unserer Data Factory<br />

auszuwerten. Unser klarer Anspruch<br />

ist, wie sich der Prozess und die Produktqualität<br />

verhalten werden. Wir nutzen KI-<br />

Methoden, um Vorhersagen zu treffen und<br />

so den Produktionsprozess maximal zu optimieren.<br />

Zentral sind hierbei Veränderungen<br />

hin zu mehr Individualisierung, Flexibilität,<br />

Vernetzung, aber auch Transparenz<br />

und Schnelligkeit. Um den Herausforderungen<br />

der Digitalisierung und Industrie 4.0<br />

gerecht zu werden, benötigen Unternehmen<br />

also Lösungen, die große Datenmengen<br />

verarbeiten und in Echtzeit analysieren,<br />

um neue Zusammenhänge zu erkennen.<br />

Aus Daten wird dann Mehrwert<br />

generiert, denn im Zeitalter der Digitalisierung<br />

und Industrie 4.0 gilt es, maximale<br />

Leistung aus Anlagen und Prozessen herauszuholen.<br />

Industrie 4.0 bedeutet die Vernetzung der realen mit der virtuellen Welt.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Wie wirken sich diese Optimierungen<br />

und Erkenntnisse finanziell aus?<br />

Steenken: Unser Ansatz ist es, Prozessexpertise<br />

mit digitaler Expertise bzw. physikalische,<br />

empirische, heuristische und KIbasierte<br />

Modelle zu vereinen, um so signifikante<br />

Einsparungen zu erzielen.<br />

High-End-Technologie und KI-gestützte Lösungen<br />

tragen dazu bei, das volle Potenzial<br />

einer Anlage auszuschöpfen und eine maximale<br />

Anlagenkonnektivität und -verfügbarkeit<br />

zu erreichen. Mit einer digitalen<br />

Transformation kann die EBITDA-Marge<br />

um bis zu 6-8 % verbessert werden.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Allgemein stehen alle Marktteilnehmer<br />

unter einem steigenden Kostendruck.<br />

Was sind die zentralen Fragen?<br />

Steenken: Die Schlüsselfaktoren einer<br />

wettbewerbsfähigen Produktion werden<br />

Hintergrund: SMS digital<br />

Mit 10 Digitalisierungsexperten und<br />

Mitarbeitern aus der SMS group<br />

hat SMS digital als gruppeninternes<br />

„Start-up“ im Jahr 2016 losgelegt.<br />

Die damalige Vorgabe hat bis heute<br />

Bestand: als unabhängige Einheit<br />

flexibel das Thema der Digitalisierung<br />

sowie die neuesten Technologien und<br />

agile Arbeitsw<strong>eisen</strong> zu erarbeiten. Das<br />

Expertenwissen in der Digitalisierung<br />

kommt dabei sowohl dem metallurgischen<br />

Anlagenbau als Unternehmen<br />

außerhalb der Schwerindustrie zugute.<br />

Mit der Zeit hat sich das Unternehmen<br />

als globale Geschäftseinheit mit über<br />

300 Mitarbeitern etabliert.<br />

zunehmend wichtiger: maximale Anlagenverfügbarkeit,<br />

niedrige spezifische<br />

Energieverbräuche pro Tonne, minimierte<br />

Abwerte- und Ausschussraten sowie<br />

eine kontinuierlich kostenoptimierte Produktionsplanung<br />

zur vollständigen und<br />

termintreuen Lieferung. Neue digitale Lösungen<br />

liefern dazu die entscheidenden<br />

Werthebel. Unbeantwortet bleibt bisher<br />

für viele Kunden jedoch die Frage nach<br />

dem „Wie“. Welche Anwendungsfälle digitaler<br />

Lösungen liefern signifikante Kostenvorteile<br />

in der Produktion? Wie werden<br />

aus einer Vielzahl von möglichen<br />

Ideen und Maßnahmen die entscheidenden<br />

mit einem schnellen „Return on Invest“<br />

priorisiert und wie werden sie erfolgsgerichtet<br />

und zeitnah umgesetzt?<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Das Hamburger Wochenblatt<br />

„Der Spiegel“ warnt seit 1964 regelmäßig davor,<br />

dass Automation bzw. Digitalisierung arbeitslos<br />

mache. Wie sieht die Realität aus?<br />

Steenken: Der Faktor Mensch wird auch<br />

in Zukunft weiterhin eine entscheidende<br />

Rolle spielen, jedoch wird diese Rolle anders<br />

aussehen als heute. Produktionsmitarbeiter<br />

von Morgen müssen für komplexe<br />

Entscheidungen höher qualifiziert<br />

sein. Sie müssen über Fähigkeiten verfügen,<br />

die kein Computer oder Roboter erlernen<br />

kann. Sie müssen hochautomatisierte<br />

Anlagen bedienen und mit digitalen<br />

Softwareprodukte arbeiten. In vielen<br />

Technologiebereichen ist bereits von ei-<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 25


TITELTHEMA: DIGITALISIERUNG<br />

Interview<br />

nem Fachkräftemangel die Rede. In dieser<br />

Hinsicht werden die Arbeitskräfte laut<br />

der konsequenten Weiterbildung über<br />

eine starke Selbstorganisation und Multi-<br />

Tasking-Fähigkeiten verfügen müssen.<br />

Auch werden viele unterschiedliche Profile<br />

gefragt sein, vor allem in Richtung<br />

Softwareentwicklung. So wird es auf dem<br />

Arbeitsmarkt zunehmend wichtiger, sich<br />

durch eine offene und innovative Unternehmenskultur,<br />

beispielsweise durch das<br />

Angebot flexibler Arbeitszeit- und Vergütungsmodelle,<br />

als attraktiver Arbeitgeber<br />

zu positionieren.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Aus Arbeitnehmersicht sieht es<br />

also gut aus. Und aus Unternehmenssicht?<br />

Steenken: Eine flexible Produktion ist<br />

mit einer flexiblen Arbeit und infolgedessen<br />

mit erheblichen Auswirkungen auf<br />

Arbeitsaufgaben und Arbeitsorganisation<br />

in der nahen Zukunft verbunden. Unternehmen<br />

in der Fertigungsindustrie müssen<br />

über alternative Arbeitskräfte wie Roboter<br />

und Drohnen nachdenken, um ihre<br />

Produktionsziele so gut wie möglich zu<br />

erreichen. In den letzten Jahrzehnten haben<br />

Automatisierung und Robotik für die<br />

Stahlindustrie mehr Bedeutung erlangt,<br />

um höhere Qualität, schnellere Lieferzeiten<br />

und Kostensenkungen zu erreichen.<br />

Wenn die bestehenden Stahlerzeugungstechnologien<br />

teilweise durch Automatisierung<br />

und Robotik verbessert werden,<br />

kann die Qualität der Stahlprodukte verbessert<br />

werden. Im Zuge von Industrie 4.0<br />

verändert sich auch die Unternehmenskultur<br />

und stellt ganz andere Anforderungen<br />

an die Unternehmen als noch vor<br />

wenigen Jahren. Die heutige Unternehmenskultur<br />

ist geprägt von agilen Projekt-<br />

und Entscheidungsstrukturen, flachen<br />

Hierarchien und synergetischem<br />

und lösungsorientiertem Arbeiten.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Was verändert sich durch die<br />

neuen Möglichkeiten der Digitalisierung?<br />

Steenken: Das lässt sich mit einem Praxisbeispiel<br />

aus unserem Portfolio recht<br />

Weiterlesen<br />

In seiner Originalfassung ist das Interview<br />

mit Bernhard Steenken deutlich<br />

umfangreicher. Im Rahmen der Titelstrecke<br />

haben wir das Augenmerk vor<br />

allem auf allgemeine Marktthemen<br />

gelegt, auf <strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>.de finden Sie<br />

weitere Fragen, die sich insbesondere<br />

mit der Struktur und Geschichte sowie<br />

den Erfolgen von SMS digital beschäftigen.<br />

gut verdeutlichen. Mit dem US-Stahlerzeuger<br />

Big River Steel haben wir einen<br />

Partner gefunden, mit dem wir die erste<br />

Learning Steel Plant umgesetzt haben. Es<br />

ist uns gelungen, ein komplexes Stahlwerk<br />

so zu digitalisieren und erfolgreich<br />

künstliche Intelligenz anzuwenden, dass<br />

eine stabile und ressourcenschonende<br />

Produktion erreicht wird. Big River Steel<br />

wurde bereits 2017 mit dem LEED-Zertifikat<br />

für nachhaltige und umweltschonende<br />

Stahlproduktion ausgezeichnet. Gemeinsam<br />

arbeiten wir weiter daran, das<br />

Werk immer weiter mit digitalen Lösungen,<br />

die auf künstlicher Intelligenz und<br />

maschinellem Lernen basieren, zu befähigen,<br />

sich selbst zu optimieren.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Können Sie in aller Kürze präzisieren,<br />

wie das „lernende Stahlwerk“ in der<br />

Praxis aussieht?<br />

Steenken: Es ist die Vision einer ganzheitlich<br />

vernetzten Produktionsstätte, die<br />

auf der Basis intelligenter Algorithmen<br />

hochkomplexe Szenarien vorhersagt, Entscheidungen<br />

aus realen Ereignissen ableitet<br />

und sich dank des Einsatzes künstlicher<br />

Intelligenz ständig selbst optimiert<br />

und überwacht. Die Anlage wandelt Daten<br />

in Informationen und Informationen<br />

in Mehrwert um. Sie nutzt die Vorteile innovativer<br />

Technologien - zum Beispiel 5G,<br />

maschinelles Lernen oder Plattformlösungen<br />

- effizient zur Steigerung der Produktivität<br />

und Benutzerfreundlichkeit - all<br />

dies mit deutlich positiven Auswirkungen<br />

auf die Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz<br />

der Produktion. Das lernende Stahlwerk<br />

lernt aus den Daten der Vergangenheit,<br />

um so dem Kunden zu ermöglichen,<br />

nicht den aktuellen Zustand des Prozesses<br />

oder der Anlage zu beschreiben, sondern<br />

den Zustand vorauszusagen und selbstständig<br />

zu reagieren.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Wirkt diese Prognosefähigkeit<br />

auf weitere Bereiche eines Unternehmens ein?<br />

Steenken: Der Vorhersage der Anlageverfügbarkeit<br />

und die Prozessstabilität bilden<br />

die Grundlage für alle nachfolgenden<br />

Prozesse, zum Beispiel die autonome Freigabe<br />

von Produkten bestmöglicher Qualität.<br />

Der vorhersagbare Anlagenzustand<br />

wird durch eine vorausschauende Instandhaltung<br />

erreicht, die eine vorausschauende<br />

Produktionsplanung ermöglicht<br />

und spontan auf Prozessabweichungen<br />

reagieren kann. Dadurch können<br />

Produktionsrouten und Prozessparameter<br />

kurzfristig angepasst werden. Neue Wege<br />

des Handelns werden etabliert: Nicht<br />

mehr steuert in Zukunft ausschließlich<br />

der Vertrieb den Produktionsprozess, sondern<br />

die Produktion steuert den Vertrieb<br />

durch Vorhersage von freien Produktionsslots:<br />

Die Marktnachfrage wird vorhergesagt<br />

und offene Produktionsslots werden<br />

prognostiziert und dem Vertrieb zur Verfügung<br />

gestellt. Entsprechende Produktionsmengen<br />

und Liefertermine, an denen<br />

sich der Vertrieb orientiert, werden festgelegt.<br />

Wir helfen unseren Kunden dabei,<br />

diese Verwandlung zu vollziehen und optimierte<br />

Ziele zu erreichen.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Durch das Corona-Virus hat<br />

die Digitalisierung in vielen Unternehmen einen<br />

Schub bekommen. Welchen Einfluss hat die<br />

Pandemie auf Ihr Tagesgeschäft?<br />

Steenken: Die Digitalisierung bietet hervorragende<br />

Möglichkeiten, um auch in<br />

Zeiten globaler Pandemien mit unseren<br />

Kunden und Baustellen remote in Kontakt<br />

zu bleiben. Mithilfe von Augmented<br />

und Virtual Reality können wir uns remote<br />

in das Werk der Kunden begeben, ohne<br />

selber vor Ort zu sein. SMS group hat Inbetriebnahmen<br />

bereits völlig remote per<br />

Augmented-Reality-Brille und Experten<br />

Remote Support durchgeführt. Unser Vorteil<br />

ist, dass wir für die Ausführung unseres<br />

Geschäfts örtlich nicht gebunden<br />

sind. Die Lösungen lassen sich oftmals remote<br />

implementieren und warten, sodass<br />

kein vor-Ort-Kontakt notwendig wird.<br />

Auch was unseren eigenen Arbeitsplatz<br />

betrifft, sehen wir, dass das virtuelle Büro<br />

einwandfrei funktioniert. Wir sehen uns<br />

als ein von Grund auf digitales Unternehmen.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Zum Schluss eine Ausblicksfrage.<br />

Wo geht die Reise hin?<br />

Steenken: Industrie 4.0 muss eine Antwort<br />

auf eine sehr einfache Frage geben:<br />

Wie kann die Digitalisierung Unternehmen<br />

helfen, die Effizienz und Rentabilität<br />

der gesamten Wertschöpfungskette zu<br />

maximieren? Angesichts des wirtschaftlichen<br />

Wettbewerbs werden nur nachhaltige<br />

und wertstiftende digitale Lösungen<br />

überleben. Egal ob Greenfield oder<br />

Brownfield – jede Anlage ist dazu geeignet,<br />

in das digitale Zeitalter überführt zu<br />

werden. Wir wollen Anlagen mit unseren<br />

Lösungen dazu befähigen, beliebig komplexe<br />

Entscheidungen basierend auf Daten<br />

autonom zu treffen und so auf spontane<br />

Veränderungen reagieren zu können.<br />

Das ist unsere Vision eines maximal<br />

profitablen lernenden Stahlwerks.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Vielen Dank für den Dialog.<br />

torsten.passmann@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

26 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


TITELTHEMA: INDUSTRIE 4.0<br />

Supply-Chain-Management<br />

Auf dem Weg zur intelligenten<br />

Supply-Chain<br />

Kölner Start-up entwickelt Softwarelösung für mehr Sicherheit und Transparenz in den<br />

Lieferketten der Stahlbranche<br />

AUTOR: Niklas Reiprich,<br />

niklas.reiprich@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

DARUM GEHT‘S: Viele Stahlhersteller<br />

eint das gleiche Problem: Die fehlende<br />

Transparenz über die eigene Lieferkette.<br />

Ein junges Start-up aus Köln will nun<br />

eine Lösung gefunden haben – und künftig<br />

die komplexen Prozesse der Stahlindustrie<br />

optimieren.<br />

Die Stahlbranche steht vor einer Reihe<br />

von Herausforderungen. US-Zölle,<br />

Klimaschutzziele und nicht zuletzt<br />

die aktuelle Corona-Krise verschärfen<br />

die strukturellen Probleme der Industrie<br />

und erhöhen den Druck auf die Stahlhersteller.<br />

„Umso wichtiger wird es, neue<br />

Markt- und Optimierungspotenziale zu erkennen<br />

und gezielt auf die Nachfrage am<br />

Markt auszurichten und Lagerbestände zu<br />

optimieren“, prognostiziert etwa Dr. Hossein<br />

Askari, CEO des Unternehmens ETIV-<br />

System (Electronic Trusted Information<br />

and Verification). Das in diesem Jahr gegründete<br />

Start-up will mit seiner IT-Lösung<br />

für eine verbesserte Grundlage datengestützter<br />

Entscheidungen für Führungskräfte<br />

und das Supply-Chain-Management in<br />

der Stahlindustrie sorgen – und so die Krisenfestigkeit<br />

von Unternehmen stärken.<br />

Nachverfolgbarkeit gewährleistet<br />

Doch wie funktioniert das Ganze? ETIV-System<br />

zielt darauf ab, Messpunkte in der Supply-Chain<br />

von der Herstellung bis zur Endverarbeitung<br />

anzulegen. Die Basis ist eine<br />

online-Weitergabe von Zertifikaten über<br />

ein eigenes, elektronisches Zertifizierungsverfahren.<br />

Dafür werden originale Prüfbescheinigungen<br />

über auf einer webbasierten<br />

Plattform hinterlegt und automatisiert<br />

ausgelesen. Jedes dieser digitalen Zertifikate<br />

enthält Produktinformationen, die als<br />

eine Art „virtueller Sensor“ entlang der<br />

Supply-Chain platziert werden und daraufhin<br />

in Echtzeit Daten aus dem eigenen<br />

Markt liefern. Das System gibt somit an, ob<br />

sich das Produkt im Zuschnitt oder der<br />

Wärmebehandlung befindet sowie auch<br />

den Ort und die Branche der Endverarbeitung.<br />

„Mit diesen Informationen lassen<br />

Dr. Hossein Askari<br />

„Mit unserer<br />

Lösung können<br />

Hersteller ihre<br />

Produktion besser<br />

planen und ihre<br />

Kapitalbindung<br />

durch Lagerkosten<br />

signifikant<br />

reduzieren“<br />

sich beispielsweise aktuell nachgefragte<br />

Produkte und deren benötigten Eigenschaften<br />

erkennen. Dadurch können Hersteller<br />

ihre Produktion besser planen und ihre<br />

Kapitalbindung durch Lagerkosten signifikant<br />

reduzieren“, erklärt Askari. „Das<br />

System biete daher die große Chance, als<br />

strategisches Instrument die Krisenfestigkeit<br />

und Wettbewerbsposition von Unternehmen<br />

zu stärken.“<br />

Mit Fälschungssicherheit gegen<br />

Markenpiraterie<br />

Darüber hinaus will das Unternehmen mit<br />

seiner Software-Lösung einen Weg gefunden<br />

haben, der Produkt- und Markenpiraterie<br />

in der Stahlbranche entgegenzuwirken.<br />

Fälschungsdelikte sind in der Stahlbranche<br />

weit verbreitet, aufgrund ihrer<br />

hohen Margen sind insbesondere hochqualitative<br />

Produkte betroffen. Sind die Produkte<br />

jedoch nachverfolgbar, können etwaige<br />

Fälschungen lokalisiert und aufgedeckt<br />

werden. „Die Prüfbescheinigungen<br />

werden durch ETIV-System bei jeder Transaktion<br />

weitergereicht und mit aktuellen<br />

Daten versehen“, erläutert Askari das Verfahren.<br />

Bei jeder dieser Transaktionen werde<br />

das bis dahin bestehende, digitale Zertifikat<br />

ungültig und zwei neue für Verkäufer<br />

und Käufer würden erstellt. „So erhält der<br />

Käufer ein Zertifikat über die von ihm erworbene<br />

Menge und der Verkäufer eines<br />

über seinen eigenen Restbestand“, fügt Askari<br />

hinzu.<br />

Online-Shop zur effizienten<br />

Resteverwertung<br />

In Kombination zu dem digitalen Zertifizierungsverfahren<br />

hat ETIV-System einen Online-Shop<br />

entwickelt, in dem Stahlprodukte<br />

konfiguriert oder aus Beständen erworben<br />

werden können. Der Shop zeigt<br />

einerseits schnell verfügbare Produkte im<br />

Lager an sowie Stahlreste, die im Rahmen<br />

des Zuschnittes übrig geblieben sind. Gerade<br />

letztere lassen sich dem Unternehmen<br />

zufolge teils nur schwer veräußern, blockieren<br />

die Lager von Händlern und verursachen<br />

somit Lagerkosten.<br />

Aktuell bietet ETIV-System seine Lösungen<br />

primär für die Stahlbranche an. Im Interesse<br />

liegen insbesondere Lang- und Fachprodukte,<br />

Blank<strong>stahl</strong>, Werkzeug<strong>stahl</strong>, Rohre,<br />

Bleche und Platten sowie Drahte und<br />

Ketten. Dabei sind die Zielgruppen für die<br />

Lösung primär Hersteller und Händler. Jedoch<br />

richtet sich das Angebot auch an Verbraucher<br />

und Endverarbeiter von Industrieprodukten,<br />

damit diese – so die Entwickler<br />

- jederzeit eine Überprüfung über die Echtheit<br />

und die Beschaffenheit des erworbenen<br />

Produktes vornehmen können.<br />

Facts<br />

Name: ETIV-System GmbH<br />

Hauptsitz: Köln<br />

Gründungsjahr: <strong>2020</strong><br />

Spezialisierung: IT-Lösungen für die<br />

Stahlindustrie<br />

Mitarbeiter: 5<br />

Internet: www.etiv-system.de<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 27


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Sentiment<br />

Kurzumfrage<br />

„Digitalisierungsschub“<br />

Die Branche hat dieses Jahr kurzfristig ihre Online-Aktivität in vielen Bereichen massiv<br />

ausbauen müssen. Drei Akteure skizzieren ihre Erfahrungen und wagen einen Ausblick.<br />

Dr. Gerhard Hackl, Geschäftsführer, ASMET<br />

Ein Ziel der Austrian Society of Metallurgy and Materials, sprich ASMET, ist es den technisch-wissenschaftlichen<br />

Wissensaustauch unter den Mitgliedsfirmen und persönlichen<br />

Mitgliedern durch Fachausschüsse und fachspezifische Konferenzen zu organisieren. Durch<br />

die Corona-bedingten Einschränkungen sind viele dieser persönlichen Treffen ausgefallen<br />

bzw. mussten in den Herbst verschoben werden. Die Tätigkeiten der ASMET waren sehr<br />

stark betroffen. Die ASMET selbst wurde zu 100% auf Homeoffice umgestellt. Um den internen<br />

Kontakt und zu den Mitgliedern aufrecht zu halten, wurden regelmäßige Video-Konferenzen<br />

abgehalten, da die Kommunikation über Telefonate und E-Mail nicht ausreichend war. Die<br />

Umstellung auf Online-Konferenzen ist weiter im Gange und der Einsatz moderner Kommunikationsmethoden<br />

wird sehr stark forciert. Um der ganzen COVID19-Pandemie einen positiven Aspekt<br />

abgewinnen zu können, sei erwähnt, dass die digitale Transformation einen ordentlichen Vorwärtsschub<br />

erfuhr und plötzlich Dinge möglich waren die vorher undenkbar gewesen wären.<br />

Stefan Borgas, CEO, RHI Magnesita<br />

Viele Unternehmen mussten sich jetzt digitalisieren und haben dabei gemerkt, dass<br />

dadurch zahlreiche Arbeitsabläufe besser funktionieren. Wir wollten etwa die<br />

Prozesse zur Lagerbestandserfassung bei unseren Kunden schon länger automatisieren.<br />

Vor Corona gab es immer wieder Gründe, die sich diesem Vorhaben entgegengestellt<br />

haben – jetzt konnte das problemlos umgesetzt werden. Die Krise hat also<br />

einen enormen Schub im Bereich der Digitalisierung ausgelöst. Das müssen wir als<br />

Stärke begreifen und weiter vorantreiben. Das umfasst interne Arbeitsprozesse wie<br />

die kollaborative Zusammenarbeit oder digitale Services, geht über die Automatisierung<br />

von ganzen Werken, bis hin zur Kreation künstlicher Intelligenzen. Ein konkretes<br />

Beispiel hierfür sind unsere 4.0-Initiativen: Wir entwickeln digitale Servicelösungen,<br />

die mittels künstlicher Intelligenz die Werkstoffeigenschaften unserer Feuerfestprodukte<br />

bei Temperaturen weit über 1 200°C exakt prognostizieren können und Einsparungen<br />

im sechs- bis siebenstelligen Bereich ermöglichen. Um diese neuen Technologien und Systeme optimal nutzen zu<br />

können, braucht es völlig neuartige Berufsbilder. Als Beispiel stecken wir deswegen mehr als eine Million Euro<br />

in die Erweiterung des Ausbildungsbetriebs in unserer Digital Flagship Plant Radenthein.<br />

Andreas Mettner, Technischer Verkaufsleiter, Almi Kabel<br />

Üblicherweise bin ich recht häufig draußen beim Kunden, in den vergangenen Wochen und<br />

Monaten bin ich stattdessen mit dem Laptop ins Home-Office gezogen. Der Austausch mit<br />

den Kunden hat sich dabei faktisch komplett am Telefon und per E-Mail abgespielt, die Anfragen<br />

nach einer Videokonferenz lassen sich an einer Hand abzählen. Meine Mitarbeiter haben den<br />

Kundenkontakt ebenfalls auf diese Art aufrechterhalten, allerdings haben sie wechselweise im<br />

Büro gearbeitet. Große Anpassung in der Infrastruktur waren daher nicht nötig. Mehr Energie haben<br />

wir jedoch in unsere Website gesteckt, dort haben wir in kürzeren Abständen als zuvor Inhalte<br />

eingestellt. Im Großen und Ganzen hat der Kundendialog soweit funktioniert, aber in unserem speziellen<br />

Segment begrüßen es alle Teilnehmer, wenn bald wieder der persönliche Austausch möglich ist.<br />

30 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Interview<br />

„Aufträge werden kurzfristiger<br />

platziert“<br />

Andreas Stadtherr skizziert verschiedene Stellschrauben, damit das Team des<br />

Benteler-Stahlwerks in Lingen beim Anziehen der Wirtschaft durchstarten kann.<br />

GESPRÄCHSPARTNER: Andreas Stadtherr,<br />

Werksleiter, Benteler Steel/Tube,<br />

Lingen<br />

DARUM GEHT’S: Die Division Benteler<br />

Steel/Tube des Familienunternehmens<br />

Benteler betreibt u.a. ein Elektro<strong>stahl</strong>werk<br />

in Lingen. Im Interview spricht Werksleiter<br />

Andreas Stadtherr über Maßnahmen<br />

zum Gesundheitsschutz und die Herausforderungen<br />

in der Produktionsplanung.<br />

Andreas Stadtherr<br />

werden unter die Lupe genommen. Wir arbeiten<br />

intensiv daran, Kosten zu senken und<br />

unsere Effizienz kontinuierlich zu verbessern.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die<br />

Bestände: Diese müssen wir entsprechend unserer<br />

Auftragslage immer wieder anpassen.<br />

Natürlich ist es eine komplexe Aufgabe, mit<br />

geringeren Beständen und mit angepassten<br />

Ausgaben weiterhin eine kundenorientierte<br />

und flexible Produktion sicherzustellen. Aber<br />

dieser Herausforderung stellen wir uns gerne.<br />

Quelle: Benteler<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Wie haben sich Ihre Aufgaben<br />

durch die Corona-Pandemie verändert?<br />

Stadtherr: Als Werksleiter ist meine aktuell<br />

wichtigste Aufgabe sicherzustellen, dass die<br />

Mitarbeiter in dieser herausfordernden Zeit<br />

gesund bleiben. Neben den Maßnahmen, die<br />

auch aus dem Alltag bekannt sind, gehören<br />

dazu u.a. verlängerte Duschzeiträume und<br />

eine veränderte Pausengestaltung. Das führt<br />

mitunter zu Herausforderungen im täglichen<br />

Arbeiten, ist aber unbedingt notwendig,<br />

um die Gesundheit zu schützen.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Gibt es in der Belegschaft dafür<br />

Verständnis?<br />

Stadtherr: Die Zusammenarbeit mit dem<br />

Betriebsrat funktioniert bestens. Wir besprechen<br />

jede Initiative gemeinsam, vom<br />

Gesundheitsschutz bis zur Arbeitszeitgestaltung.<br />

Auch die Belegschaft zieht sehr<br />

gut mit. Und das ist nicht erst seit gestern<br />

so. Aufgrund des rückläufigen Stahlrohr-<br />

Marktes haben wir bereits vor der Pandemie<br />

Maßnahmen ergriffen, um Nachfrageschwankungen<br />

auszugleichen. In Zeiten<br />

von Corona nutzen wir abhängig von der<br />

Situation die Möglichkeiten von Kurzarbeit,<br />

Abbau von Urlaub und Überstunden oder<br />

mobilem Arbeiten – dies immer abhängig<br />

von der aktuellen Kundennachfrage. Bei all<br />

diesen Maßnahmen gilt: Unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sind für uns das<br />

Wichtigste. Denn auf sie kommt es an, um<br />

nach der Pandemie wieder durchzustarten.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Was braucht es Ihrer Ansicht<br />

nach, um die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen<br />

zu meistern?<br />

Stadtherr: Die größte Stellschraube ist eine<br />

konsequente Kostenkontrolle – alle Ausgaben<br />

„Wir wechseln<br />

in mehrtägigen<br />

Blöcken zwischen<br />

Produktion und<br />

vorübergehendem<br />

Stillstand“<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Wie genau funktioniert das?<br />

Stadtherr: Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie hat sich<br />

das Kundenverhalten verändert. Die Aufträge<br />

werden kurzfristiger platziert. Unser Ziel<br />

ist, möglichst flexibel darauf zu reagieren.<br />

Darum sind wir mit den Betriebsräten regelmäßig<br />

im Gespräch zu den Entwicklungen.<br />

Wir passen unsere Kapazitäten an. Das<br />

heißt, wir wechseln in mehrtägigen Blöcken<br />

zwischen Produktion und vorübergehendem<br />

Stillstand. Unser Werk ist ein Elektro<strong>stahl</strong>werk.<br />

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen<br />

Hochofen<strong>stahl</strong>werk können wir das<br />

Werk relativ leicht und flexibel hoch- und<br />

herunterfahren. Bis alle Anlagen in Betrieb<br />

sind, dauert es zirka eine halbe Schicht.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Welche aktuellen Erfahrungen<br />

nehmen Sie für die Zukunft mit?<br />

Stadtherr: Die Pandemie hat zum Beispiel<br />

die Digitalisierung in unserem Arbeitsalltag<br />

weiter vorangetrieben. So haben wir unsere<br />

neue Kollaborationssoftware konzernweit<br />

früher als geplant ausgerollt. Sie hat sich in<br />

der Zusammenarbeit im Werk bewährt –<br />

und darüber hinaus. Für unser Werk ist<br />

ein regelmäßiger Datenaustausch und Kontakt<br />

mit anderen Werken und mit unseren<br />

Zentralfunktionen in Paderborn sehr wichtig.<br />

In der Vergangheit waren wir bei Besprechungen<br />

manchmal die einzigen Teilnehmer,<br />

die telefonisch zugeschaltet wurden.<br />

Heute treffen sich alle in<br />

Videokonferenzen und sind virtuell verbunden.<br />

Das spart Kosten, da Dienstr<strong>eisen</strong> wegfallen.<br />

Und ist umweltfreundlich. Ich hoffe,<br />

dass wir das auch in Zukunft beibehalten.<br />

<strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>: Danke für den Austausch.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 31


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Länder<br />

Anlagen<br />

Das neue MES von Primetals Technologies und PSI Metals wird tief in die bestehende Prozessautomatisierung<br />

integriert.<br />

BRASILIEN<br />

Neues MES für Gerdau<br />

in Ouro Branco<br />

Primetals Technologies wurde<br />

von Gerdau damit beauftragt,<br />

ein Manufacturing Execution<br />

System (MES) für dessen integriertes<br />

Stahlwerk im brasilianischen<br />

Ouro Branco zu errichten.<br />

Das Projekt führt der<br />

Anlagenbauer gemeinsam mit<br />

PSI Metals durch. Die neue Lösung<br />

soll aufgrund von Standardschnittstellen<br />

eine tiefe<br />

Integration in die bestehenden<br />

Level-1- und Level-2-Systeme<br />

ermöglichen. Sie beruht<br />

auf der Standardsoftware<br />

„PSImetals“, die nach Angaben<br />

der Projektpartner regelmäßige<br />

Updates und Upgrades<br />

erhält. Eingesetzt werde sie<br />

bereits in der Warmbreitbandstraße<br />

am Standort Ouro<br />

Branco. Gerdau und Primetals<br />

Technologies unterzeichneten<br />

auf der vergangenen METEC<br />

2019 eine Vereinbarung über<br />

eine strategische Partnerschaft.<br />

Darin wollen sie gemeinsam<br />

einen Digitalisierungsfahrplan<br />

für Gerdau entwickeln<br />

und realisieren.<br />

CHINA<br />

Shougang Zhixin Qian‘an<br />

erhöht Produktion von<br />

Elektroband<br />

Das chinesische Unternehmen<br />

Shougang Zhixin Qian‘an<br />

Electromagnetic Material<br />

hat die SMS group mit<br />

der Lieferung von zwei Glüh-<br />

und Beschichtungslinien für<br />

Elektroband beauftragt. Die<br />

Linien sollen am Produktionsstandort<br />

in der Provinz Hebei<br />

die jährliche Kapazität zur<br />

Herstellung von fully-finished,<br />

nicht kornorientiertem<br />

Elektroband mit hohem Siliziumgehalt<br />

um 360 000 Tonnen<br />

erhöhen. In beiden Anlagen<br />

soll das innere Mikrogefüge<br />

des kaltgewalzten<br />

Bandes während des Glühprozesses<br />

ausgerichtet, und<br />

anschließend mit einer Isolierschicht<br />

versehen werden.<br />

Die Bänder dienen hauptsächlich<br />

zur Herstellung von<br />

Motoren und Generatoren<br />

und sollen die wachsende<br />

Nachfrage nach effizienter<br />

und effektiver Elektrifizierung<br />

in China abdecken. Die<br />

SMS group gibt an, den Vertrag<br />

aufgrund derzeitiger Reisebeschränkungen<br />

über digitale<br />

Medien ausgehandelt<br />

und abgeschlossen zu haben.<br />

Die Inbetriebnahme der Linien<br />

ist für 2022 geplant.<br />

TISCO betritt Markt für<br />

hochpermeablen Silizium<strong>stahl</strong><br />

Taiyuan Iron and Steel (TISCO)<br />

hat die französische Fives<br />

Group mit der Planung und<br />

Lieferung von zwei neuen Behandlungslinien<br />

für kornorientierte<br />

Silizium<strong>stahl</strong>sorten<br />

mit hoher Permeabilität beauftragt.<br />

Damit will das chinesische<br />

Unternehmen künftig<br />

die lokale Marktnachfrage<br />

Horizontaler Bandspeicher in einer Glüh- und<br />

Beschichtungslinie für nicht kornorientiertes Elektroband.<br />

nach elektrischen Generatoren<br />

und Transformatoren befriedigen.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

liefert Fives sowohl<br />

eine Entkohlungs- und Beschichtungsanlage<br />

als auch<br />

eine Glätt- und Beschichtungsanlage<br />

mit einer Jahreskapazität<br />

von jeweils 80 000 Tonnen.<br />

Beide Linien sollen Stahl mit<br />

einem Siliziumgehalt von weniger<br />

als 3,5 % verarbeiten,<br />

mit einer Banddicke zwischen<br />

0,15 bis 0,5 mm bei der vollen<br />

Bandbreite von 1 280 mm.<br />

Das Projekt soll in der zweiten<br />

Hälfte des Jahres 2021 abgeschlossen<br />

werden.<br />

FRANKREICH<br />

Ascoval Saint Saulve<br />

erweitert den<br />

Produktionsumfang<br />

Seit gut 13 Jahren stellt die<br />

Stranggießanlage von Ascoval<br />

Saint Saulve im nördlichen<br />

Frankreich, es gilt als eines<br />

der modernsten Elektro<strong>stahl</strong>werke<br />

in Europa, Rund<strong>stahl</strong><br />

mit Durchmessern von 180 mm<br />

bis zu 325 mm her. Nun wird<br />

der Produktionsumfang um<br />

Quadrat- und Rechteckprodukte<br />

erweitert, weshalb<br />

zum Abkühlen der neuen<br />

Formate wesentliche Änderungen<br />

an der Kühlanlage<br />

vorgenommen werden müssen.<br />

Die gesamte Leistungsanpassung<br />

der Kühlanlage von<br />

Engineering, Fertigung, Demontage<br />

und Montage bis<br />

hin zur Inbetriebnahme mit<br />

anschließender Produktionsbegleitung<br />

und Abnahme<br />

übernimmt dabei die Plakoma<br />

GmbH aus dem Saarland.<br />

Die Realisierung ist für August<br />

<strong>2020</strong> vorgesehen.<br />

INDIEN<br />

Rekordwerte für<br />

neuen Ofen in Stahlwerk<br />

Rourkela<br />

Das italienische Unternehmen<br />

Danieli und die Steel Authority<br />

of India (SAIL) haben<br />

einen Leistungstest für den<br />

umgebauten Hochofen Nr. 1<br />

im indischen Stahlwerk Rourkela<br />

abgeschlossen. Zuvor<br />

wurde der Ofen im Rahmen<br />

einer Modernisierungsmaß-<br />

Quelle: Primetals Technologies; SMS group<br />

36 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


nahme auf ein Innenvolumen<br />

von 1 710 m³ vergrößert. Für<br />

den Test wurde ein Sollwert<br />

für eine tägliche Produktion<br />

von 2 700 Tonnen Roh<strong>eisen</strong><br />

berechnet, der auf einer Vielzahl<br />

von Faktoren basiert –<br />

beispielsweise auf den Qualitätsparametern<br />

der verfügbaren<br />

Rohstoffe. Nach Angaben<br />

Danielis wurde dieser Wert<br />

übertroffen und konnte auf<br />

eine tägliche Produktionsrate<br />

von 3 415 Tonnen um insgesamt<br />

27 % erhöht werden –<br />

laut dem Anlagenbauer ein<br />

neuer Rekord für den Ofen.<br />

RUSSLAND<br />

Tagmet produziert<br />

fünfmillionste Tonne auf<br />

PQF-Walzwerk<br />

Das russische Unternehmen<br />

Tagmet, Teil der Pipe Metallurgical<br />

Company von TMK, hat<br />

am Standort Taganrog die<br />

fünfmillionste Tonne Rohre<br />

auf einer von der SMS group<br />

gelieferten PQF-(Premium Quality<br />

Finishing) Nahtlosrohranlage<br />

produziert. Für die Herstellung<br />

der Jubiläumscharge<br />

verwendete Tagmet stranggegossenes<br />

Vormaterial aus einem<br />

ebenfalls von der SMS<br />

group gelieferten Stahlwerk.<br />

Das 2008 in Betrieb genommene<br />

kontinuierliche Rohrwalzwerk<br />

bei Tagmet war nach Angaben<br />

der SMS group das erste<br />

Rohrwalzwerk Russlands, in<br />

dem die moderne PQF-Technologie<br />

zum Einsatz kam. Das<br />

Werk stellt im Abmessungsbereich<br />

von 73 bis 273 mm fast<br />

alle Arten von nahtlosen Stahlsorten<br />

her, darunter auch<br />

hochfeste Rohre mit besonderen<br />

Eigenschaften.<br />

Mechel erteilt<br />

Endabnahme für modernisierten<br />

Konverter<br />

Die russische Mechel-Gruppe<br />

hat Primetals Technologies die<br />

Endabnahmebescheinigung<br />

für einen modernisierten LD-<br />

(BOF-)Konverter im Stahlwerk<br />

der Chelyabinsk Metallurgical<br />

Plant ausgestellt. Die Projektziele<br />

bestanden darin, die Altausrüstung<br />

auszutauschen, die<br />

Kapazität durch Erhöhung des<br />

Von Primetals Technologies modernisierter LD-(BOF-)<br />

Konverter im Stahlwerk der Chelyabinsk Metallurgical Plant in<br />

Russland.<br />

Abstichgewichts auf 160 Tonnen<br />

zu steigern und die<br />

Schmelzfolgezeiten durch Verkürzung<br />

der Blasdauer zu optimieren.<br />

Gleichzeitig installierte<br />

Mechel einen neuen Kühlkamin<br />

und die zugehörige<br />

Abgasreinigungsanlage, um<br />

die Emissionen des Konverters<br />

zu senken. Die Ausrüstung<br />

letzterer Maßnahme wurde<br />

von OOO Rosenergostal, Begorod,<br />

geliefert. Dies ist der dritte<br />

Konverter, den Primetals Technologies<br />

im Stahlwerk Tscheljabinsk<br />

modernisiert hat. Die<br />

beiden anderen Konverter sind<br />

dort seit August 2011 beziehungsweise<br />

November 2013 in<br />

Betrieb.<br />

TÜRKEI<br />

Optimierung bei Erdemir<br />

Die artCon GmbH, ein Unternehmen<br />

der Automatisierungstechnik<br />

mit dem<br />

Schwerpunkt der elektrischen<br />

Modernisierungen von<br />

Bandanlagen für Stahl, Edel<strong>stahl</strong><br />

und Buntmetalle, hat<br />

jüngst in der Türkei einen<br />

Auftrag abgeschlossen. Konkret:<br />

an einer Hot Rolled<br />

Temper & Recoiling Line von<br />

Erdemir, die dem Umwickeln,<br />

Dressieren und Besäumen<br />

von Warmband mit Banddicken<br />

bis 6,5 mm und Bandbreiten<br />

bis 1525 mm dient.<br />

Ziel der Modernisierungsmaßnahme<br />

war die Beseitigung<br />

der problematischen Ersatzteilsituation<br />

bei der vorhandenen<br />

Antriebs- und<br />

Automatisierungstechnik (S5,<br />

MMC, Multibus II). In einem<br />

11- tägigen Umbaustillstand<br />

wurden sämtliche Stromrichter,<br />

die Automatisierungstechnik<br />

sowie das Visualisierungssystem<br />

komplett umgebaut.<br />

Nach Angaben von<br />

artcon wurde weltweit erstmalig<br />

auf einer S7- Standard<br />

CPU 1517 die Anstellungsregelung<br />

eines Dressiergerüstes<br />

mit einer gewählten Abtastzeit<br />

von 3ms realisiert.<br />

VEREINIGTE ARABISCHE<br />

VAE<br />

Erstes Boxbay-<br />

Hochregallager in Dubai<br />

Innerhalb ihres Joint Ventures<br />

„Boxbay“ haben das Logistikunternehmen<br />

DP World und<br />

die SMS group die Montage<br />

des weltweit ersten High Bay<br />

Montage der letzten Großkomponente<br />

des Boxbay<br />

High Bay Store Systems im<br />

Hafenterminal Jebel Ali in<br />

Dubai.<br />

Store Systems (HBS) für Container<br />

im Hafenterminal Jebel<br />

Ali in Dubai abgeschlossen.<br />

Dabei handelt es sich um ein<br />

automatisiertes Containerumschlagsystem,<br />

bei dem Container<br />

auf bis zu elf Ebenen gestapelt<br />

werden können. Nach<br />

Angaben der Unternehmen<br />

bietet das System eine dreimal<br />

höhere Kapazität als ein koventionelles<br />

Containerlager<br />

auf gleicher Fläche. Vor Kurzem<br />

wurde auf der Baustelle<br />

die letzte Großkomponente<br />

montiert: ein Autokran, der<br />

externe Lkw mit Containern<br />

be- und entladen wird. Der<br />

Proof of Concept geht an dem<br />

Standort von 792 Containerplätzen<br />

aus. Die Partner gehen<br />

davon aus, dass ein im<br />

vollen industriellen Maßstab<br />

betriebenes HBS-Lager für die<br />

beiden aktuell im Bau befindlichen<br />

Kaianlagen des Terminal<br />

4 im Hafen Jebel Ali über<br />

drei Millionen Container pro<br />

Jahr umschlagen könnte. Die<br />

Tests für den Pilotbetrieb sollen<br />

noch vor September <strong>2020</strong><br />

beginnen.<br />

VIETNAM<br />

Hoa Phat Gruppe<br />

erhält drei Walzenschleifmaschinen<br />

Pomini Tenova hat die Installation<br />

von drei Walzenschleifmaschinen<br />

für die Hoa Phat<br />

Gruppe abgeschlossen. Die<br />

Anlagen wurden für das neue<br />

Warmwalzwerk des Stahlherstellers<br />

in Quàng, Provinz<br />

Ngãi geliefert. Sie sollen die<br />

beiden Walzenschleifmaschinen<br />

im Kaltwalzwerk in Lac<br />

Dao, Hung, Provinz Yên, desselben<br />

vietnamesischen Unternehmens<br />

ergänzen. „Die Wahl<br />

unserer Technologie für den<br />

neuen Produktionsstandort<br />

von Hoa Phat bestätigt die<br />

gute Qualität der Beziehung,<br />

die wir im Laufe der Jahre mit<br />

der Hoa Phat Gruppe aufbauen<br />

konnten“, so Ermanno Croci,<br />

Area Sales Manager bei Pomini<br />

Tenova. Nach Angaben<br />

des Unternehmens bestätigt<br />

der Auftrag die steigende Dynamik<br />

des südostasiatischen<br />

Landes im Stahlsektor.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 37


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Roh<strong>stahl</strong>herstellung<br />

Roh<strong>stahl</strong>herstellung im Mai <strong>2020</strong><br />

Mai Mai % Veränd. 5 Monate Veränderung<br />

<strong>2020</strong> 2019 Mai 20/19 <strong>2020</strong> 2019 in %<br />

Belgien 600 e 7<strong>07</strong> -15,1 2980 3 371 -11,6<br />

Bulgarien 50 e 56 -10,7 258 252 2,5<br />

Deutschland 2 850 e 3513 -18,9 15 267 17 312 -11,8<br />

Finnland 235 374 -37,2 1 540 1651 6,7<br />

Frankreich 784 1235 -36,5 4796 6 391 -25,0<br />

Griechenland 100 e 130 -23,1 473 636 -25,6<br />

Großbritannien 700 e 636 -10,1 3 130 3 182 -1,6<br />

Italien 1 250 e 2 217 -43,6 7653 10 467 -26,9<br />

Kroatien 0 e 0 – 0 48 -100,0<br />

Luxemburg 160 e 201 -20,3 758 991 -23,5<br />

Niederlande 487 610 -20,1 2 718 2923 -7,0<br />

Österreich 540 e 646 -16,4 2 839 3 331 -14,7<br />

Polen 700 e 8<strong>07</strong> -13,2 3 342 4 134 -19,2<br />

Schweden 370 452 -18,1 2 025 2 196 -7,8<br />

Slowenien 32 56 -43,5 251 278 -9,5<br />

Spanien 833 1 256 -33,7 4 716 6 246 -24,5<br />

Tschechien 365 401 -9,0 1 939 2 050 -5,4<br />

Ungarn 170 e 154 -10,6 724 814 -11,1<br />

Weitere EU-Länder (28) (e) 260 e 866 -70,0 2 604 4 193 -37,9<br />

Europäische Union (28) 10 485 14 315 -26,8 58 013 70 465 -17,7<br />

Bosnien-Herzegowina 40 e 73 -45,2 225 368 -38,8<br />

Mazedonien 20 e 22 -9,0 79 109 -27,5<br />

Norwegen 55 e 57 -4,0 283 270 4,8<br />

Serbien 115 185 -38,0 626 862 -27,4<br />

Türkei 2 272 3063 -25,8 13 491 14 297 -5,6<br />

Europa außer EU 2501 3 401 -26,4 14 704 15 905 -7,6<br />

Kasachstan 250 e 398 -37,2 1434 1 630 -12,0<br />

Moldawien 30 e 30 1,0 133 146 -8,9<br />

Russland 6 000 e 6302 -4,8 29850 30232 -1,3<br />

Ukraine 1638 1827 -10,4 8 295 9 270 -10,5<br />

Usbekistan 80 e 56 42,9 398 248 60,5<br />

Weißrussland 175 e 231 -24,3 1 040 1 110 -5,4<br />

C.I.S. (6) 8 173 8 844 -7,6 41 1500 42 625 -3,5<br />

El Salvador 8 e 8 0,5 39 41 -3,6<br />

Guatemala 20 e 24 -17,8 113 124 -8,6<br />

Kanada 830 e 1 032 -19,6 4 818 5 488 -12,2<br />

Kuba 15 e 18 -15,2 83 88 -6,6<br />

Mexiko 1450 e 1670 -13,2 7 2569 8 287 -12,4<br />

USA 4790 7 553 -36,6 31 330 37 069 -15,5<br />

Nordamerika 7 113 10 304 -31,0 43638 51 096 -14,6<br />

Argentinien 194 4<strong>07</strong> -52,2 1 230 1 908 -35,5<br />

Brasilien 2 188 2826 -22,6 12 141 14 442 -15,9<br />

Chile 90 e 83 7,9 434 322 34,7<br />

Ecuador 40 e 51 -21,3 480 553 -13,2<br />

Kolombien 85 e 124 -31,5 362 429 -15,5<br />

Paraguay 2 e 1 54,1 9 6 32,1<br />

Peru 70 e 108 -35,2 410 503 -18,5<br />

Uruguay 5 e 4 -16,0 23 24 -2,4<br />

Venezuela 2 e 3 -37,8 15 31 -50,9<br />

Südamerika 2 676 3608 -25,8 14 972 18 041 -176,0<br />

Ägypten 628 651 -3,6 3 518 3 494 -0,7<br />

Libyen 47 46 1,4 197 226 -12,9<br />

Südafrika 25 e 510 -95,1 1282 2679 -52,2<br />

Afrika 700 12<strong>07</strong> -42,0 4 997 6 399 -21,9<br />

Iran 2 350 e 2158 8,9 11 444 10 297 11,1<br />

Katar 63 235 -73,3 684 1 058 -35,4<br />

Saudi Arabien 565 706 -19,9 3 269 3 468 -5,71<br />

Vereinigte Arabische Emirate 164 291 -43,9 1 135 1365 -16,8<br />

Mittlerer Osten 3 142 3 390 -7,3 16 532 16 188 2,1<br />

China 92 267 88 565 4,2 411 751 403 975 1,9<br />

Indien 5 767 9 468 -39,1 35851 47 543 -24,6<br />

Japan 5 916 8674 -31,8 36604 42 292 -13,4<br />

Pakistan 90 e 290 -69,0 1137 1 369 -16,9<br />

Südkorea 5 387 6275 -14,1 27 4<strong>07</strong> 30 <strong>07</strong>3 -8,9<br />

Taiwan, China 1730 e 1 934 -10,6 8 696 9 610 -9,5<br />

Thailand 350 e 428 -18,1 1 823 1736 5,0<br />

Vietnam 1949 1 750 11,4 9 016 8 846 1,9<br />

Asien 113 456 117 384 -3,3 532 285 545 443 -2,4<br />

Australien 471 494 -4,6 2 232 2 243 -0,5<br />

Neuseeland 59 57 3,9 193 377 -30,4<br />

Ozeanien 530 550 -3,7 2 425 1 969 -3,8<br />

Gesamt 64 Länder (1) 148 775 163 003 -8,7 728 715 768 683 -5,2<br />

1)<br />

Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltroh<strong>stahl</strong>produktion 2018 in 1.000 t. e – geschätzt<br />

38 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Qualitätssicherung<br />

REGELBASIERTE<br />

AUTOMATISCHE<br />

BEWERTUNG<br />

UND FREIGABE<br />

VON COILS<br />

Mit integrierten Prozess- und Qualitätsdaten lassen sich bislang ungenutzte Potenziale<br />

heben<br />

Durch eine automatische<br />

Coil-Bewertung/-Freigabe<br />

reduziert sich der Bearbeitungsaufwand<br />

für die Qualitätsexperten,<br />

während der Prozess<br />

selbst zuverlässiger und<br />

objektivierbar wird.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 39


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Qualitätssicherung<br />

AUTOREN: Dr.-Ing. Michael Raus,<br />

Helga Evers, Quinlogic<br />

www.quinlogic.de<br />

DARUM GEHT’S: Durch die kontinuierliche<br />

und regelmäßige Überwachung<br />

von Verarbeitungslinien in der<br />

Stahlindustrie haben sich riesige<br />

Mengen an Qualitätsdaten angesammelt.<br />

Wie sich aus den Investitionen<br />

in teure und präzise Qualitätsmessgeräte<br />

durch eine Qualitätssicherungslösung<br />

und zwei Applikationen bislang<br />

ungenutzte Verbesserungspotenziale<br />

erschließen lassen, skizzieren<br />

die Autoren in ihrem Fachbeitrag.<br />

Werden während des Produktionsprozesses<br />

eines Coils<br />

anomale oder abweichende<br />

Qualitätseigenschaften festgestellt,<br />

müssen Maßnahmen ergriffen werden.<br />

Diese können im Reparieren, Umleiten<br />

oder – im ungünstigsten Fall – im Verschrotten<br />

eines Coils bestehen, was immer<br />

zusätzlichen Aufwand und Kosten<br />

mit sich bringt. In der Regel wird darüber<br />

hinaus viel Zeit und Mühe investiert,<br />

um die genaue Ursache des Fehlers<br />

zu ermitteln.<br />

Beziehungen werden zu Regeln<br />

Die Vision der Qualitätssicherungslösung<br />

Quality Execution System (QES) ist<br />

es, verborgene, d.h. bislang für eine umfassende<br />

Qualitätsauswertung noch<br />

nicht verwendbare, Daten zusammenzuführen<br />

und auszuwerten, um so in<br />

einem ersten Schritt die automatische<br />

Bewertung der Produktqualität kontinuierlich<br />

zu verbessern, und in einem<br />

zweiten Schritt unter Verwendung von<br />

Klassifizierungsalgorithmen, nach zuvor<br />

nicht sichtbaren Korrelationen zu suchen.<br />

Relevante Beziehungen werden in<br />

relationalen Entscheidungsbäumen dargestellt,<br />

die dann in neue Regeln konvertiert<br />

werden können. Werden diese<br />

Regeln dann implementiert, helfen sie<br />

unmittelbar bei der Vorhersage und Erkennung<br />

von Fehlern und Defekten,<br />

und im optimalen Fall schon in einem<br />

sehr frühen Stadium des Verarbeitungsprozesses.<br />

Die neu eingeführten Regeln helfen,<br />

die automatische Coil-Bewertung/-Freigabe<br />

zuverlässiger zu machen und so<br />

Coils mit besserer Qualität zu erzeugen.<br />

Die daraus resultierenden neu generierten<br />

und präziseren Daten können erneut<br />

dem DataCorrelator zugeführt<br />

Automatische Coil-Bewertung<br />

und Freigabe im QES<br />

Der „QualityMonitor“ ermöglicht die kontinuierliche<br />

Qualitätskontrolle bei der Erzeugung von Coils<br />

Abb. 1: Der Screenshot zeigt die Parameter, die permanent überwacht werden.<br />

Hinsichtlich der Dicke bewegen sich die Coils in dem Rahmen von 1,3 bis 1,34 mm<br />

und bei der Breite schwanken sie beidseitig um den Idealwert.<br />

werden, der wiederum neue, präzisere<br />

Korrelationen liefert, die auf der Grundlage<br />

umfangreicher Erfahrungen aus<br />

der Vergangenheit sowie aktueller, verbesserter<br />

Daten in noch intelligentere<br />

Regeln umgewandelt werden können<br />

(siehe Abb. 2). Diese Regeln verbessern<br />

die Qualität der verarbeiteten Coils weiter<br />

und ermöglichen gleichzeitig die<br />

einfachere und frühere Ursachenanalyse<br />

vorhandener Qualitätsprobleme.<br />

Das Feedback-basierte System trägt so<br />

zu einer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung<br />

bei.<br />

Schwankungen im Qualitätsmanagement<br />

reduzieren<br />

In vielen Walzwerken ist die Qualitätsbewertung<br />

auch heute noch kein automatisierter<br />

Prozess. In die Qualitätsüberwachung<br />

durch Experten wird<br />

viel Zeit und Mühe investiert, wobei<br />

der erforderliche Gesamtaufwand sowie<br />

die Qualität der Überwachung<br />

häufig von den Fähigkeiten und Er<br />

fahrungen der einzelnen Mitarbeiter<br />

abhängen.<br />

Um im Qualitätsmanagement die daraus<br />

resultierenden Schwankungen und<br />

Abweichungen sowie deren Folgen zu<br />

minimieren und den Aufwand für die<br />

Qualitätsbewertung zu reduzieren, ist<br />

das QES schon heute in vielen Stahlwerken<br />

ein wichtiger Baustein. Das automatische<br />

Bewertungssystem verwendet<br />

zur Beurteilung der Qualität umfassende<br />

Prozess-, Produkt- und Qualitätsdaten<br />

– von Level 1 bis Level 4. Diese werden<br />

im Production Data Warehouse<br />

(PDW) zentral gesammelt und aufbereitet<br />

(siehe Abb. 4). Die im PDW enthaltenen<br />

Roh- und aggregierten Daten bieten<br />

ein enormes Potenzial, wenn sie für die<br />

unmittelbare, kontinuierliche Auswertung<br />

verfügbar gemacht und dann zur<br />

automatischen Bewertung der Coil-Qualität<br />

eingesetzt werden.<br />

Weitere Potenziale<br />

Die zusätzliche Möglichkeit, Daten bei<br />

Bedarf zu analysieren, ermöglicht jederzeit<br />

das Aufspüren weiterer Optimierungspotenziale<br />

bei der Feinabstimmung<br />

der Coil-Bewertung und -Freigabe.<br />

Zum Beispiel kann eine<br />

Qualitätsregel so definiert werden, dass<br />

eine bestimmte Anzahl von leichten<br />

Kratzern auf einem Coil akzeptiert<br />

wird. Stellt das System allerdings eine<br />

kritische Häufung dieser Kratzer in<br />

einem umgrenzten Bereich fest, empfiehlt<br />

es automatisch eine weitere<br />

Quelle: Quinlogic<br />

40 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />

Korrelation, Regelerstellung und Coil-Bewertung folgen permanent aufeinander<br />

Abb. 2: Aus dem Production Data Warehouse fließen Meta-, Genealogie-, Roh und aggregierte Daten in den kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess ein.<br />

Oberfläche von LogicDesigner<br />

Die Software dient der Regelerstellung und -evaluation<br />

Abb. 3: Mit der Software LogicDesigner lässt sich ein umfangreiches Bündel an Regeln erstellen, die dann automatisch abgespult werden.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 41


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Qualitätssicherung<br />

Überprüfung oder sperrt das Coil, abhängig<br />

von der Dichte, mit der die Kratzer<br />

auftreten.<br />

Ein sehr wichtiger Aspekt der automatischen<br />

Coil-Bewertung und -Freigabe<br />

besteht auch darin, dass Qualitätsexperten<br />

für die Lösung und Wartung realer<br />

Probleme frei werden und sich auf deren<br />

Lösung konzentrieren können.<br />

Verschiedene<br />

Systemkomponenten<br />

Damit eine kontinuierlich verbesserte<br />

Qualitätsüberwachung und damit qualitativ<br />

hochwertigere Produkte erreicht<br />

werden können, arbeiten im QES für die<br />

automatische Coil-Bewertung/-Freigabe<br />

verschiedene Komponenten synchron<br />

zusammen. Dabei werden verschiedene<br />

Konzepte und Prinzipien miteinander<br />

verbunden:<br />

■ Datenintegration – Verfügbarmachung<br />

und Integration aller Daten von bereits<br />

verarbeiteten und aktuellen Coils<br />

■ Übersetzung, Änderung und Definition<br />

von Qualitätsregeln – Übersetzung bestehender<br />

Qualitätsregeln in den Regelsatz<br />

zur automatischen Coil-Bewertung/-Freigabe<br />

und Einführung neuer präziser, logischer<br />

Qualitätsregeln zur Definition des<br />

gewünschten Qualitätsstandards (siehe<br />

Abb. 3)<br />

■ Automatisierte Qualitätsüberwachung –<br />

ermöglicht eine zuverlässige, automatische<br />

Qualitätsüberwachung<br />

■ Genealogie – Speichern und Verwalten aller<br />

möglichen rückverfolgbaren Daten eines<br />

Coils<br />

■ Korrelieren von Daten und Feedback –<br />

Identifizierung von Zusammenhängen<br />

zwischen Prozessmustern und Qualitätszuständen<br />

in Abhängigkeit vom Produkt,<br />

die in Vorschlägen zur Anpassung bestehender<br />

oder zum Hinzufügen ganz neuer<br />

Qualitätsregeln umgewandelt werden<br />

■ Qualitätsverbesserung – Verhinderung<br />

einer qualitativ beeinträchtigten Coil-<br />

Produktion mithilfe von Experten-Feedback<br />

Sobald die vorgeschlagenen Regeländerungen<br />

umgesetzt oder neu vorgeschlagene<br />

Regeln in das Regelsystem aufgenommen<br />

wurden, steigt die Präzision<br />

der Coil-Bewertung (automatisch). Innerhalb<br />

der Parameter der Qualitätsregeln<br />

erkennt das QES einwandfreie Coils<br />

und lässt dem Bediener so mehr Zeit,<br />

sich detailliert auf Abweichungen zu<br />

konzentrieren, anstatt jedes einzelne<br />

Coil zu überprüfen. Und dies, während<br />

das System weiterhin die oben genannten<br />

Funktionen in einem automatisierten<br />

Prozess ausführt.<br />

Datenintegration<br />

Bei der Integration von Daten sind zwei<br />

Hauptaspekte zu beachten:<br />

1. Bei der gemeinsamen Betrachtung<br />

verschiedener Prozessschritte unter<br />

Auswertung zahlreicher Messsysteme<br />

ist oft nur ein unvollständiger<br />

Überblick über die aktuelle Datenlandschaft<br />

des Gesamtprozesses möglich.<br />

Häufig liegen die Ursachen dafür<br />

in gewachsenen IT- und Automatisierungsstrukturen,<br />

die aufgrund<br />

mangelnder Schnittstellen und uneinheitlicher<br />

Technologien und Zugriffsprotokolle<br />

nicht miteinander<br />

kompatibel sind. Die Integration aller<br />

Daten über das PDW schließt diese<br />

Lücke, d.h. die Daten können nun<br />

frei nebeneinandergestellt, kombiniert<br />

und in neue Zusammenhänge<br />

gesetzt werden.<br />

2. Der zweite Aspekt der Datenintegration<br />

ermöglicht es dem Benutzer, zusätzlich<br />

zu den aktuellen, kontinuierlich<br />

eingehenden Daten auch alle<br />

bisher nicht verwendeten Daten anzuzeigen.<br />

Diese sind jetzt so miteinander<br />

verbunden und zusammengeführt,<br />

dass alle vorherigen und aktuellen<br />

Prozess- und Qualitätsdaten im<br />

Zusammenhang betrachtet werden<br />

können.<br />

Production Data Warehouse (PDW)<br />

Daten aus der Produktion werden verarbeitungsfähig<br />

Abb. 4: Als Datenquellen dienen neben den verschiedenen Produktionsbereichen auch das Enterprise-Resource-Planning (ERP)<br />

und das Manufacturing Execution System (MES).<br />

42 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Der zentrale Vorteil der Integration liegt<br />

in der Möglichkeit, als großer Datenpool<br />

verwendet zu werden, mit dem auch<br />

frühere Verhaltensmuster untersucht<br />

werden können. Bei Einsatz geeigneter<br />

Verfahren erlauben es die Daten, die<br />

Abfolge problematischer Coils zurückzuverfolgen<br />

und gemeinsame Faktoren<br />

zu finden, die für die reduzierte Produktqualität<br />

ursächlich sind.<br />

Übersetzung, Anpassung und<br />

Definition von Qualitätsregeln<br />

Auf Basis integrierter Daten können bereits<br />

vorhandene Qualitätsregeln problemlos<br />

in das Regelsystem des QES übersetzt<br />

werden. Bestehende komplexe Regeln<br />

können oft vereinfacht und/oder<br />

geändert und damit effizienter gestaltet<br />

werden. Die Tatsache, dass jetzt alle Daten<br />

für die Interaktion verfügbar sind,<br />

ermöglicht es darüber hinaus, ganz neue<br />

Qualitätsregeln zu definieren, die noch<br />

effizienter und komplexer sind als die<br />

ursprünglichen. Bessere Regeln helfen<br />

dabei, Probleme zu erkennen, bevor sie<br />

kritisch werden, und tragen so zur kontinuierlichen<br />

Qualitätsverbesserung bei.<br />

Genealogie<br />

Durch die Datenintegration im PDW<br />

bietet sich dem Benutzer zum ersten<br />

Mal die Möglichkeit, tatsächlich alle<br />

unternehmensweit verfügbaren Daten<br />

zu verbinden. Bei sehr großen Datenvolumina<br />

kann eine Problemanalyse<br />

jedoch schnell zur Herausforderung<br />

werden und hier ist das Konzept der<br />

Genealogie von großem Vorteil. Dazu<br />

wird eine möglichst vollständige Aufzeichnung<br />

jedes Verarbeitungsschrittes<br />

eines Coils im System gespeichert und<br />

verwaltet. Der Werdegang jedes einzelnen<br />

Coils wird so bis zu seinem Ursprung<br />

zurückverfolgt, es wird sein digitaler<br />

Zwilling erstellt und entlang der<br />

Prozesskette laufend ergänzt.<br />

Dies bedeutet, dass letztlich eine vollständige<br />

Nachverfolgung vom Rohmaterial,<br />

über die einzelnen Prozesse, die<br />

jedes Teilstück eines ggf. aus Teilen verschiedener<br />

Mutter-Coils zusammengefügten<br />

Tochter-Coils durchlaufen hat,<br />

im System gespeichert und verwaltet<br />

wird. Dies beinhaltet auch die Aufzeichnungen<br />

aller Zwischenprozesse, die ein<br />

Coil durchläuft, was bei Qualitätsproblemen<br />

überhaupt erst eine schnelle und<br />

genaue Ursachenanalyse ermöglicht.<br />

Korrelieren von Daten und<br />

Feedback<br />

Basierend auf der Genealogie eines Coils<br />

können im DataCorrelator Analyseverfahren<br />

angewendet werden, um Verhaltensmuster<br />

und Korrelationen aufzuspüren,<br />

bezogen auf das Ursprungsmaterial<br />

und die Verarbeitungsprozesse<br />

von Coils derselben Güte. Die Ergebnisse<br />

solcher Korrelationen können dabei<br />

helfen, Trends bei gemessenen Parameterwerten<br />

zu erkennen, die beispielsweise<br />

innerhalb gegebener Toleranzgrenzen<br />

lagen, zu einem späteren Zeitpunkt<br />

aber dennoch die Qualität der<br />

Coils beeinträchtigten. Sobald ein solches<br />

Verhalten beschreibend oder visuell<br />

verfügbar gemacht wird, ist es sehr<br />

einfach, das Problem zu beheben, indem<br />

eine vorhandene Regel mit zu hohen<br />

Toleranzen angepasst oder neue Regeln<br />

eingeführt werden. Die Ergebnisse der<br />

Korrelationsanalyse sind dabei so ausgelegt,<br />

dass entsprechende Regeln direkt<br />

vorgeschlagen werden, die dann<br />

einfach übernommen werden können.<br />

Dies bedeutet letztlich, dass die Benutzer<br />

nicht mehr viel Zeit und Gedanken<br />

aufwenden müssen, um neue Bewertungsregeln<br />

herzuleiten und in das QES-<br />

Regelsystem einzusp<strong>eisen</strong> – sie können<br />

einfach den Vorschlag übernehmen.<br />

Qualitätsverbesserung<br />

Das Korrelations- und Rückkopplungssystem<br />

arbeitet mit vergangenen und<br />

kontinuierlich eingehenden Daten, um<br />

so herauszufinden, wie die Qualität bereits<br />

freigegebener Coils kontinuierlich<br />

weiter verbessert werden kann. Durch<br />

eine proaktive Qualitätsüberwachung<br />

können Abweichungen in den Prozesslinien<br />

aufgespürt und behoben werden,<br />

bevor sie zu einem späteren Zeitpunkt<br />

die Qualität eines Coils beeinträchtigen<br />

können.<br />

Fazit<br />

Die automatische Coil-Bewertung/-Freigabe<br />

mit dem Quality Execution System<br />

der QuinLogic ist ein inzwischen gut<br />

etablierter Standard. Durch seine Einführung<br />

reduziert sich nachweisbar der<br />

Bearbeitungsaufwand für die Qualitätsexperten<br />

während die Coil-Bewertung/-<br />

Freigabe selbst zuverlässiger und objektivierbar<br />

wird. Durch die Integration<br />

von Daten im Production Data Warehouse<br />

sind alle Daten leicht erreichbar<br />

und vergleichbar. Durch die Organisation<br />

dieser integrierten Daten auf der<br />

Grundlage ihres gesamten Lebenszyklus<br />

(Genealogie) kann dieses große Datenvolumen<br />

durch Analysen sinnvoll erschlossen<br />

werden. Das Korrelieren von<br />

Daten mithilfe leistungsstarker Algorithmen<br />

hilft dabei, häufige Verhaltensw<strong>eisen</strong><br />

und Trends im Produktionsprozess<br />

zu erkennen und die Grundursachen<br />

von Problemen, die zu einer<br />

Coil-Abwertung führen können, zu<br />

identifizieren.<br />

Ziel ist es letztlich nicht nur, die Lieferung<br />

von fehlerhaften Produkten an<br />

den Kunden zu vermeiden, sondern vor<br />

allem sicherzustellen, dass solche Mängel<br />

nicht auftreten. Bedingungen, die zu<br />

einer fehlerhaften Produktion führen,<br />

werden frühzeitig erkannt und können<br />

beseitigt werden. Hierbei ist auch zu<br />

beachten, dass ein solches System die<br />

Ausfallzeiten in einer Anlage erheblich<br />

reduzieren kann und damit nicht nur<br />

zur kontinuierlichen Verbesserung der<br />

Qualität, sondern auch zum Produktionsvolumen<br />

und damit zum Umsatz<br />

beiträgt.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 43


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Produkte<br />

Erzeugnisse und Verfahren für<br />

den Umgang mit Stahl<br />

Erdwich optimiert das Metallrecycling, Bosch schützt Alleinarbeiter in Risikobereichen<br />

und Ungerer sorgt für zehnfach bessere Planheit für Coils<br />

Wertstofftrennung leicht<br />

gemacht<br />

Mit einer neuen Sichteranlage will Erdwich<br />

das Metallrecycling optimieren<br />

Ob Klimawandel, Umweltschutz oder<br />

Ressourcenengpass: Recycling wird immer<br />

wichtiger. Damit entsprechende<br />

Anlagen eine vollständige Wertstoffrückgewinnung<br />

erzielen können, entwickelte<br />

das Unternehmen Erdwich-<br />

Zerkleinerungs-Systeme eine Sichter-<br />

strom zu definierten Kriterien […] unterteilt<br />

und getrennt“, erklärt Florian<br />

Boehm-Feigl, CTO bei Erdwich. So spielt<br />

beispielsweise die Partikelgröße, Dichte<br />

oder Trägheit des Materials eine wesentliche<br />

Rolle. Im Bereich Metallrecycling<br />

kann die Anlage etwa als Vorzerkleinerer<br />

für Nicht<strong>eisen</strong> (NE)-Schrott eingesetzt<br />

werden. Sechs verschiedene, automatische<br />

Programmabläufe schafft sie<br />

es, zu überwachen: die Schaltschränke<br />

für Granulator, Magnettechnik, NE-<br />

Trenntrechnik und Röntgen-Trenntechnik<br />

sowie die Staub-Filteranlage und<br />

den Vorzerkleinerer. Sie erweitert damit<br />

eine bestehende Großanlage und wird<br />

direkt unter dem Förderbandabwurf<br />

einer Siebtrommel installiert.<br />

Erwich-Zerkleinerungs-Systeme<br />

www.erdwich.com<br />

Das Unternehmen Erdwich-Zerkleinerungs-Systeme<br />

hat eine Sichteranlage<br />

für Buntmetalle entwickelt, die schwere<br />

von leichten Materialien trennt.<br />

anlage für Buntmetalle. Mit dieser<br />

insgesamt 7 146 mm hohen und zwischen<br />

5 616 und 7 461 mm breiten Maschine<br />

soll es gelingen, schwere von<br />

leichten Metallen zu trennen. „Als<br />

Sichter wird im Allgemeinen eine Vorrichtung<br />

bezeichnet, die der Klassifizierung<br />

von Feststoffen dient. Diese werden<br />

unter Ausnutzung der unterschiedlichen<br />

Sinkgeschwindigkeiten der<br />

verschiedenen Stoffe in einem Luft-<br />

Schnelle Hilfe bei<br />

Notfällen<br />

Anwendung „GuardMe“ von Bosch<br />

schützt Alleinarbeiter in Risikobereichen<br />

Für Tätigkeiten, die erhöhte Gefährdungen<br />

bergen und alleine ausgeführt werden,<br />

ist in Betrieben eine Personen-Notsignal-Anlage<br />

(PNA) vorgeschrieben.<br />

Dabei handelt es sich um ein Gerät, das<br />

im Ernstfall automatisch Hilfe anfordert.<br />

Mit „GuardMe“ hat das Unternehmen<br />

Bosch nun eine zertifizierte Anwendung<br />

auf den Markt gebracht, die<br />

in Verbindung mit einem Spezial-Smartphone<br />

und der Anbindung von Monitoring<br />

Centern alle Funktionen einer PNA<br />

erfüllt. Damit die Lösung auch unter<br />

schwierigen Bedingungen zuverlässig<br />

eingesetzt werden kann, setzt Bosch auf<br />

sehr robuste Smartphones, die besonders<br />

resistent gegenüber Stürzen,<br />

Feuchtigkeit und extremen Temperaturen<br />

sind – und somit unter anderem<br />

geeignet für Arbeiten mit Sturzgefahr<br />

Damit die Bosch GuardMe-Lösung auch<br />

unter schwierigen Bedingungen – etwa<br />

bei extremen Temperaturen – zuverlässig<br />

verwendet werden kann, setzt<br />

der Entwickler auf sehr robuste Smartphones.<br />

oder Feuerarbeiten in brand- oder explosionsgefährdeten<br />

Bereichen. Die Lösung<br />

ermöglicht eine manuelle und<br />

automatische Alarmerkennung, sogenannte<br />

willensabhängige und willensunabhängige<br />

Alarme. So kann der Alleinarbeiter<br />

im Notfall über einen SOS-<br />

Button am Smartphone Hilfe anfordern.<br />

Sollte er aufgrund von schweren Verletzungen<br />

nicht mehr in der Lage sein,<br />

einen Notruf abzusetzen, erkennen Sensoren<br />

anhand einer Schräglage oder Bewegungslosigkeit,<br />

dass ein Notfall eingetreten<br />

ist. Die App löst dann einen<br />

akustischen Voralarm aus – bleibt dieser<br />

ohne Antwort, baut die App eine Sprachverbindung<br />

zu einem Bosch Monitoring<br />

Quelle: Erdwich; Bosch; Trumpf; Ungerer<br />

48 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Service<br />

DIE RUBRIK PRODUKTE basiert auf Mitteilungen von Unternehmen über Erzeugnisse und Verfahren, die für die<br />

Herstellung und Verarbeitung von Stahl von Interesse sind. Die Redaktion übernimmt weder eine Gewähr für die sachliche<br />

Richtigkeit noch gibt sie ein Werturteil ab. Sie möchten auch in dieser Rubrik veröffentlichen? Dann schicken Sie Ihre<br />

Meldung unserem Redakteur Niklas Reiprich. Sie erreichen ihn via redaktion@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de.<br />

Center auf. Neben der PNA-Funktion<br />

kann das Gerät als alltägliches Berufshandy<br />

für Kommunikation und Auftragsabwicklung<br />

eingesetzt werden.<br />

Bosch<br />

www.bosch.de<br />

Rohrkonstruktion auf<br />

Knopfdruck<br />

Trumpf entlastet Programmierer mit neuer<br />

Software für Laser-Rohrbearbeitung<br />

Der Werkzeugmaschinenhersteller<br />

Trumpf hat mit „Programming Tube“<br />

eine neue Software für die Laser-Rohrbearbeitung<br />

entwickelt. Sie führt viele<br />

Arbeitsschritte automatisch aus, sodass<br />

bei vielen Fertigteilen kein Programmieraufwand<br />

mehr entsteht. Das System<br />

unterstützt Dateien in allen gängigen<br />

Formaten und ermöglicht, Rohre<br />

und komplette Baugruppen zu importieren<br />

oder zu konstruieren. Bei kompletten<br />

Rohrkonstruktionen setzt die<br />

Software Knickverbindungen auf Knopfdruck<br />

um. Diese Verbindungen ersetzen<br />

Konstruktionen, die üblicherweise aus<br />

mehreren einzelnen Rohren bestehen.<br />

Ebenfalls auf Knopfdruck lassen sich<br />

Verbindungs- und Fixierelemente zwischen<br />

den Rohren umsetzen. Sie helfen<br />

dabei, nachfolgende Fertigungsschritte<br />

etwa bei der Montage oder beim Schweißen<br />

zu vereinfachen, Fehler zu vermeiden<br />

und Kosten zu sparen. Darüber hinaus<br />

soll die Software die Arbeit des<br />

Programmierers erleichtern, denn sie<br />

legt auch selbstständig fest, wie die Laser-Rohrschneidmaschine<br />

Teile ausschleusen<br />

oder Gewinde setzen soll.<br />

Aus den Gewindeparametern erstellt die<br />

Software das NC-Programm inklusive<br />

notwendiger Werkzeuge und der richtigen<br />

Bearbeitungsreihenfolge. Die Bedienung<br />

ist intuitiv: Anstatt Parameter<br />

kompliziert in Dialogfenster einzugeben,<br />

lassen sie sich direkt am 3D-simulierten<br />

Teil mit der Maus anpassen.<br />

Auch die Anfahrposition können Anwender<br />

einfach mit der Maus verschieben.<br />

Bei Bedarf können in die 3D-Simulation<br />

der Bearbeitung noch Änderungen<br />

einfließen.<br />

Trumpf<br />

www.trumpf.com/de<br />

Neues Unplanheits-Messsystem<br />

für SBR-Anlagen<br />

Ungerer kombiniert mit „UMS Pro“ Hochzug-<br />

und Tiefzug-Messverfahren für Coils<br />

Das Unternehmen Ungerer hat mit „UMS<br />

Pro“ kürzlich ein System für die Unplanheitsmessung<br />

von Band<strong>stahl</strong> vorgestellt,<br />

das die bisher üblichen Hochzug- und<br />

Tiefzug-Messverfahren miteinander<br />

kombiniert. In Verbindung mit einer<br />

schnellen Regelung erreicht der Anwender<br />

nach Angaben des Entwicklers eine<br />

zehnfach bessere Planheit der Coils nach<br />

der Streck-Biege-Richteinheit (SBR). Das<br />

Messsystem lässt sich zudem einfach an<br />

fast allen vorhandenen Streck-Biege-<br />

Richtanlagen auch von anderen Herstellern<br />

nachrüsten. Neben der Idee, beide<br />

Messverfahren miteinander zu kombinieren,<br />

liegt die Innovation von „UMS<br />

Pro“ in einer gemeinsamen Datenauswertung<br />

beider Sensorsysteme. Bei der<br />

Aufgabe hat Ungerer mit dem Betriebsforschungsinstitut<br />

(BFI) des Stahlinstituts<br />

VDEh zusammengearbeitet. Das BFI<br />

hat unter anderem den Controller entwickelt,<br />

der die Ergebnisse beider Messungen<br />

auswertet, sie in Bezug zueinander<br />

setzt und auf dieser Basis die entsprechenden<br />

Regelparameter ermittelt.<br />

Ungerer Technology<br />

www.ungerer.com<br />

Mit der Software<br />

„Programming Tube“<br />

von Trumpf lassen sich<br />

Technologieparamater<br />

und Schnittbahnen<br />

der Rohrbearbeitung<br />

auch direkt in einer 3D-<br />

Simulation anpassen.<br />

Mithilfe einer kombinierten Hoch- und Tiefzugmessung samt anspruchsvoller<br />

Regeltechnik will Ungerer eine zehnfach bessere Planheit von Coils ermöglichen.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 49


BERUF<br />

KARRIERE<br />

Stahlinstitut VDEh<br />

Meldungen aus dem Stahlinstitut VDEh<br />

BERUFLICHE<br />

VERÄNDERUNG<br />

Fröhning, Karl-Heinz, Dipl.-<br />

Ing., Vertriebsleiter/Head of<br />

sales, evopro systems engineering<br />

AG, Im Gewerbepark<br />

A 52, 93059 Regensburg<br />

4093100<br />

GEBURTSTAGE IM AUGUST<br />

95 Jahre<br />

03. August<br />

Trentini, Bernard, M.Sc., Wohnung:<br />

29 Bd Voltaire, 01000<br />

Bourg en Bresse (Frankreich).<br />

Ehrenmitglied des Vorstandes<br />

4059301<br />

28. August<br />

Ferrari, Lorenzo, Dott. Ing.,<br />

Wohnung: Viale Virgilio 17,<br />

28838 Stresa (Italien) 4062403<br />

90 Jahre<br />

05. August<br />

Breymaier, Wilhelm, Dipl.-<br />

Ing., Wohnung: Ackerwinde<br />

23, 50858 Köln 4064215<br />

25. August<br />

Winter, Gerd, Dipl.-Ing., Wohnung:<br />

Düteweg 14, 49<strong>07</strong>6<br />

Osnabrück 4054459<br />

27. August<br />

Mozek, Horst Manfred, Dipl.-<br />

Ing., Wohnung: Im Benrader<br />

Feld 11a, 47804 Krefeld 4053322<br />

29. August<br />

Bechtel, Sigmund, Dipl.-Ing.,<br />

Betriebschef i. R., Wohnung:<br />

Kleiner Floraweg 44, 44229<br />

Dortmund 4068001<br />

85 Jahre<br />

10. August<br />

Verderber, Walter, Dipl.-Ing.,<br />

Wohnung: Forstweg 10,<br />

57223 Kreuztal 4060102<br />

12. August<br />

Drewes, Ernst-Jürgen, Dr.-<br />

Ing., Direktor i. R., Wohnung:<br />

Niederhofer Kohlenweg 72,<br />

44267 Dortmund. Ehrenmitglied<br />

des Werkstoffausschusses<br />

4059204<br />

20. August<br />

Muth, Siegfried, Dipl.-Ing.,<br />

Wohnung: Langfuhrstr. 6,<br />

54317 Kasel 4062123<br />

Terlaak, Dieter, Dr.-Ing. Dipl.-<br />

Kfm., Wohnung: Ahornweg<br />

17, 28865 Lilienthal 4058173<br />

80 Jahre<br />

01. August<br />

Laun, Lutz-Rüdiger, Dipl.-Ing.,<br />

Wohnung: Waisenhausstr. 6,<br />

47506 Neukirchen-Vluyn 4<strong>07</strong>4114<br />

06. August<br />

Dickopp, Adolf, Dipl.-Ing.,<br />

Wohnung: Landgrafenstr. 9,<br />

45476 Mülheim 4066403<br />

15. August<br />

Gruner, Manfred, Ing.(grad.),<br />

Wohnung: Grünkottenstr. 24,<br />

47269 Duisburg 4065455<br />

20. August<br />

Wolf, Klaus, Dipl.-Ing.(FH),<br />

Wohnung: Walsumermarkstr.<br />

181, 46147 Oberhausen 4068041<br />

26. August<br />

Scherl, Helfried, Dipl.-Ing., Wohnung:<br />

Schubertgasse 2, 8662<br />

Mitterdorf (Österreich) 4063170<br />

29. August<br />

Bensmann, Günter, Dr.-Ing.,<br />

Wohnung: Wortbergrode 11,<br />

45149 Essen 4<strong>07</strong>1009<br />

75 Jahre<br />

04. August<br />

Grüne, Detlev, Dipl.-Ing.<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dillenberg<br />

GmbH & Co. KG Metallgiesserei,<br />

Waagenstr. 25,<br />

40229 Düsseldorf; Wohnung:<br />

Mühlenbergweg 26, 40629<br />

Düsseldorf 4069354<br />

16. August<br />

Daiger, Klaus, Dr.-Ing. Senior<br />

Consultant, SKP Dr. Stoebe,<br />

Kern und Partner Personalund<br />

Managementberatung,<br />

Marienburger Ufer 33, 47279<br />

Duisburg; Wohnung: Broicher<br />

Str. 5, 51429 Bergisch Gladbach<br />

4096013<br />

30. August<br />

Lanzer, Wolf, Dr. mont. Dipl.-<br />

Ing., Wohnung: Margaretenplatz<br />

3 a - b, 47809 Krefeld.<br />

Ehrenmitglied des Hochofenausschusses<br />

4084215<br />

70 Jahre<br />

<strong>07</strong>. August<br />

Gutzke, Manfred, Dipl.-Ing.,<br />

Wohnung: Alter Gelinterweg 3,<br />

47669 Wachtendonk 4<strong>07</strong>3177<br />

10. August<br />

Schäfer, Horst, Wohnung:<br />

Neugasse 7, 77731 Willstätt<br />

4000127<br />

26. August<br />

Köhl, Ernst, Wohnung: Kernweg<br />

5, 4030 Linz (Österreich)<br />

4094106<br />

65 Jahre<br />

04. August<br />

Bauer, Jürgen, Dr. rer. nat.<br />

Forschung und Entwicklung,<br />

AG der Dillinger Hüttenwerke,<br />

Werkstr. 1, 66763 Dillingen;<br />

Wohnung: Limbergstr. 18,<br />

66763 Dillingen 4087142<br />

10. August<br />

Peters, Michael, Dr.-Ing.<br />

Direktor, thyssenkrupp Steel<br />

Europe AG, Kaiser-Wilhelm-<br />

Str. 100, 47166 Duisburg;<br />

Wohnung: Am Bendmannsfeld<br />

4, 47447 Moers 4<strong>07</strong>8149<br />

Infektionsschutz durch „smarte Wearables“<br />

Linde passt Lösung aus der Intralogistik an<br />

DARUM GEHT’S: Auch wenn Mitarbeiter wissen, wie<br />

essenziell der Sicherheitsabstand zu Kollegen in Zeiten<br />

von COVID-19 ist, kann das Bauchgefühl trügen.<br />

Linde Material Handling stellt dafür zwei unkomplizierte<br />

wie hocheffektive Lösungen vor: eine „Sicherheitsdistanzweste“<br />

und einen flexibel nutzbaren<br />

„Distanzpieper“.<br />

In Industriebetrieben oder Distributionszentren sind<br />

Begegnungen zwischen Kollegen oft unausweichlich<br />

– vor dem Hintergrund einer Pandemie jedoch auch<br />

ein veritables Sicherheitsrisiko. Eine smarte Antwort,<br />

wie sich Abstandsregeln wirksam implementieren lassen,<br />

ohne dass dabei Arbeitsprozesse aus dem Takt geraten,<br />

liefert der Warenumschlagspezialist Linde Material<br />

Handling. Die „Linde Secure Distance Vest“, ein<br />

nach Schutznorm EN ISO 20471 zertifiziertes Wearable,<br />

überwacht kontinuierlich die Einhaltung des individuell<br />

konfigurierbaren Mindestabstands zwischen<br />

Mitarbeitern.<br />

Konzentriertes Arbeiten<br />

Sobald die intelligenten Kleidungsstücke angelegt<br />

sind, können Mitarbeiter voll konzentriert ihrer Tätig-<br />

56 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


16. August<br />

Zimmermann, Uwe, Dipl.-<br />

Ing. Teamleiter, Güteüberwachung,<br />

thyssenkrupp<br />

Electrical Steel GmbH, Kurt-<br />

Schumacher-Str. 95, 45881<br />

Gelsenkirchen; Wohnung:<br />

Heinrich-Könn-Str. 37, 40625<br />

Düsseldorf 4088315<br />

21. August<br />

Katzschner, Werner, Dipl.-<br />

Ing., Wohnung: Kahler Str. 24,<br />

63755 Alzenau 4002167<br />

22. August<br />

Lüken, Ludger, Dipl.-Ing. Bereichsleiter,<br />

Warmbandverarbeitung<br />

/ Werk Duisburg Süd,<br />

thyssenkrupp Steel Europe<br />

AG, Kaiser-Wilhelm-Str. 100,<br />

47166 Duisburg; Wohnung:<br />

Am Rothen Busch 13, 47495<br />

Rheinberg 4081<strong>07</strong>7<br />

60 Jahre<br />

05. August<br />

Andersch, Peter, Dipl.-Ing.<br />

Dominion Deutschland<br />

GmbH, Str. 20a Nr. 1, 15890<br />

Eisenhüttenstadt; Wohnung:<br />

Müllroser Str. 34 a, 15890<br />

Siehdichum 4092352<br />

13. August<br />

Hinte, Franz, Dipl.-Ing. Assistent,<br />

Güteüberwachung,<br />

thyssenkrupp Steel Europe<br />

AG, Kaiser-Wilhelm-Str. 100,<br />

47166 Duisburg; Wohnung:<br />

Schwarzer Weg 43a, 47447<br />

Moers 4091229<br />

14. August<br />

Lychatz, Bernd, Dr.-Ing.<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter,<br />

Institut für Eisen- und<br />

Stahltechnologie, Technische<br />

Universität Bergakademie<br />

Freiberg, Akademiestr. 6,<br />

09599 Freiberg; Wohnung:<br />

Beuststr. 17, 09599 Freiberg<br />

4090384<br />

17. August<br />

Böhmer, Jürgen Rüdiger, Prof.<br />

Dr.-Ing. habil. Universitätsprofessor,<br />

Institut für Physik<br />

und Technik, Universität<br />

Hildesheim, Marienburger<br />

Platz 22, 31141 Hildesheim;<br />

Wohnung: Stiftskirchenweg<br />

2, 31139 Hildesheim 4096154<br />

19. August<br />

Scholz, Harald, Dipl.-Ing. Anlagenentwicklung<br />

Schmelzen<br />

und Gießen, ALD Vacuum<br />

Technologies GmbH, Ottovon-Guericke-Platz<br />

1, 63457<br />

Hanau; Wohnung: Albert-<br />

Einstein-Str. 2, 63517 Rodenbach<br />

4088008<br />

30. August<br />

Sawitzki, Jörg, Dipl.-Ing.(FH)<br />

4092046<br />

50 Jahre<br />

05. August<br />

Güsgen, Ralph, Dipl.-Geol.<br />

Technical Sales Manager,<br />

Vertrieb, Refratechnik Steel<br />

GmbH, Am Seestern 5, 40547<br />

Düsseldorf; Wohnung: Cranachstr.<br />

8, 40235 Düsseldorf<br />

40<strong>07</strong>108<br />

06. August<br />

Denecke-Arnold, Heike,<br />

Dr.-Ing. Vorsitzende der Geschäftsführung,<br />

thyssenkrupp<br />

Hohenlimburg GmbH, Oeger<br />

Str. 120, 58119 Hagen; Wohnung:<br />

Schirmerstr. 48, 40211<br />

Düsseldorf 4093112<br />

40 Jahre<br />

16. August<br />

Kordel, Tobias, Dr. rer. nat.<br />

Dipl.-Phys., thyssenkrupp<br />

Steel Europe AG, Kaiser-<br />

Wilhelm-Str. 100, 47166<br />

Duisburg; Wohnung: Altes<br />

Walzwerk 15, 42781 Haan<br />

4011<strong>07</strong>7<br />

19. August<br />

Born, Stefan, Dipl.-Ing.<br />

Principal Researcher, Research<br />

and Development,<br />

Tata Steel Europe Limited,<br />

Wenckebachstraat 1, 1951 JZ<br />

Velsen Noord (Niederlande);<br />

Wohnung: Hondsbosseweg 8,<br />

1969MA Heemskerk (Niederlande)<br />

4005105<br />

IN MEMORIAM<br />

Steinbeck, Hans, Oberhausen<br />

*27.12.1937 +13.08.2019<br />

Butz, Hans, Dipl.-Ing.,<br />

Duisburg<br />

*11.10.1932 +20.11.2019<br />

Gilles, Ewald, Dipl.-Ing.,<br />

Rheinberg<br />

*11.03.1929 +12.03.<strong>2020</strong><br />

Pierre, Ralf, Dr. rer. nat.,<br />

Mettmann<br />

*18.09.1972 +<strong>07</strong>.06.<strong>2020</strong><br />

keit nachgehen, ohne ständig abschätzen zu müssen,<br />

ob sie den vorgeschriebenen Abstand unterschreiten.<br />

Kommen sie einander zu nahe, warnen die Westen<br />

durch Blinken, Warntöne und Vibration. Dafür nutzen<br />

sie die extrem zuverlässige und exakte Ultra-Breitbandtechnologie,<br />

die durch Wände, Regale oder Tore<br />

hindurch funktioniert. Tritt im Betrieb dennoch ein<br />

Infektionsfall auf, lässt sich durch die optionale Zusatzfunktion<br />

„Tracking & Tracing“ nachvollziehen,<br />

welche Kollegen in der Nähe der positiv getesteten<br />

Person waren. Auf diese Weise können Unternehmen<br />

gegebenenfalls vermeiden, dass die gesamte Belegschaft<br />

pauschal in Quarantäne muss. Entwickelt wurde<br />

die Sicherheitsdistanzweste auf Basis des Assistenzsystems<br />

Linde Safety Guard, das in der Intralogistik<br />

vor Kollisionen zwischen Flurförderzeugen und Fußgängern<br />

warnt. Aus dieser Produktfamilie stammt<br />

auch eine zweite Lösung, die jüngst an die neuen<br />

Anforderungen angepasst wurde.<br />

Bei den „Distance Beepern“ handelt es sich um<br />

kleine, tragbare Einheiten – sie werden zum Beispiel<br />

an der Kleidung, dem Gürtel oder per Armband befestigt<br />

und bieten den gleichen Funktionsumfang wie<br />

die Distanzweste.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 57


STYLE<br />

STORY<br />

Brückenbau<br />

Die neue Brücke besitzt<br />

eine Spannweite von<br />

sieben Metern und zwei<br />

sich anschließender<br />

Stege.<br />

Alpiner Brückenbau mit Stahl<br />

Der Weg zur Zugspitze ist jetzt neu gesichert<br />

DARUM GEHT’S: Für die allermeisten<br />

Wanderrouten in den Alpen reicht festes<br />

Schuhwerk – auch bei Touren durch eine<br />

landschaftlich reizvolle Klamm. Möglich<br />

wird dies durch den geschickten Einsatz<br />

von Stahl, wie jetzt beim Neubau einer<br />

Bogenbrücke auf dem Weg zur Zugspitze.<br />

Als Partner mit an Bord: thyssenkrupp<br />

Schulte, die deutsche Tochtergesellschaft<br />

des Werkstoffhändlers und<br />

-dienstleisters thyssenkrupp Materials<br />

Services.<br />

Die Wanderroute durch die Höllentalklamm<br />

bietet Gipfelstürmern ein<br />

außergewöhnliches Erlebnis auf<br />

dem Weg zur Zugspitze. In einzigartiger<br />

Landschaft werden zahlreiche Wasserfälle<br />

entlang riesiger Fels- und Steinformationen<br />

passiert, die den Blick freigeben auf<br />

Schluchten von bis zu 150 Metern Tiefe.<br />

Für diese ganz besondere Kulisse haben die<br />

Werkstoffexperten von thyssenkrupp<br />

Schulte im Rahmen eines Sponsorings<br />

knapp sieben Tonnen Stahl geliefert. Eingesetzt<br />

wurde das Material beim Neubau<br />

der Bogenbrücke, die auf circa 1 000 Metern<br />

Höhe über die 1 Kilometer lange<br />

Klamm führt. Verantwortlich für die Initiierung<br />

des Gemeinschaftsprojekts war die<br />

Sektion Garmisch-Partenkirchen des Deutschen<br />

Alpenvereins (DAV Garmisch). Die<br />

Die alte Bogenbrücke wurde vor über 115<br />

Jahren eingeweiht.<br />

Umsetzung und Fertigstellung erfolgte in<br />

Kooperation mit dem Bauunternehmen<br />

Züblin, welches die Brücke vor kurzem in<br />

naturgewaltiger Szenerie erfolgreich realisiert<br />

hat.<br />

Material in mehr als 20<br />

unterschiedlichen Ausführungen<br />

Für die Anwendung im Gebirgsgelände galten<br />

für die Bauteile besondere Anforderungen<br />

an die Materialgüte. Dazu zählten insbesondere<br />

höchste Wetterfestigkeit sowie<br />

Trag- und Belastungssicherheit. Auf Basis<br />

dieser Vorgaben erstellte thyssenkrupp<br />

Schulte eine passgenaue Stückliste und<br />

stellte maßgeschneiderte Stahlbleche, -stäbe<br />

und -rohre zur Verfügung. Die Lieferung<br />

umfasste Werkstoffe in insgesamt mehr als<br />

20 unterschiedlichen Ausführungen – von<br />

bis zu 12 000 Millimetern Länge und 20<br />

Millimetern Dicke. Für optimalen Korrosionsschutz<br />

wurden die Materialien von Projektpartner<br />

Züblin weiterverarbeitet und<br />

schließlich vom Fuße der Zugspitze in Grainau<br />

bei Garmisch- Partenkirchen per Helikopter<br />

zu einer der höchst gelegenen Baustellen<br />

Deutschlands geflogen.<br />

Quellen: Strabag/Johannes Zettel; DAV Garmisch; Ed. Züblin/Angelika Warmuth<br />

58 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Sponsoring als<br />

„Selbstverständlichkeit“<br />

An seinem Bestimmungsort ist nun jedes<br />

der Stahlteile erfolgreich in der Bogenbrücke<br />

eingesetzt und dient als Träger, Stegblech,<br />

Pfosten oder Handlauf. Das ermöglicht<br />

künftig bis zu 100 000 Wanderern<br />

jährlich eine sichere Überquerung der einzigartigen<br />

Höllentalklamm. Detlef Schotten,<br />

Geschäftsführer von thyssenkrupp<br />

Schulte, freut sich über die gute Zusammenarbeit<br />

mit allen Projektpartnern und<br />

die erfolgreiche Fertigstellung: „Als die<br />

DAV Garmisch zum Projekt auf uns zukam,<br />

war es für uns selbstverständlich, uns<br />

mit einem Sponsoring zu beteiligen und<br />

unser Material-Know-how für den gemeinsamen<br />

Erfolg aller am Projekt beteiligten<br />

Dienstleister mit einzubringen.“<br />

Historische Brücke als Sinnbild<br />

für Ingenieurskunst und<br />

Pioniergeist<br />

Die neugebaute Bogenbrücke führt auf ca. 1 000 Metern Höhe über die 1 km lange<br />

Höllentalklamm.<br />

Die alte Bogenbrücke konnte bereits eine<br />

lange Historie aufw<strong>eisen</strong>. Sie wurde vor<br />

über 115 Jahren eingeweiht und galt seither<br />

als Sinnbild für Ingenieurskunst und<br />

Pioniergeist. Jährlich bereitete sie den Weg<br />

zur Zugspitze für Zehntausende Wanderer<br />

und bot spektakuläre Ausblicke in die Höllentalklamm.<br />

Die neue Brücke, die eine<br />

Spannweite von sieben Metern und zwei<br />

sich anschließender Stege besitzt, soll diesem<br />

Vorbild folgen und neue Landmarke<br />

auf dem Weg zur Zugspitze werden.<br />

tp/thyssenkrupp<br />

Das Material wurde erst per LKW angeliefert,...<br />

...um dann auf dem Luftweg zur Baustelle<br />

zu kommen.<br />

Die Umsetzung und Fertigstellung des Projekts erfolgte in Kooperation mit dem<br />

Bauunternehmen Züblin.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 59


STYLE<br />

STORY<br />

Historie<br />

Der Schöpfer des Begriffs<br />

„Nachhaltigkeit“<br />

Vor 375 Jahren wurde Hans Carl von Carlowitz geboren<br />

AUTOR: Prof. Dr.-Ing. habil. Gerd Grabow<br />

DARUM GEHT’S: Vor etwas mehr als 300<br />

Jahren wurden von Hans Carl von Carlowitz<br />

entscheidende Gedanken und Anregungen<br />

zur Nachhaltigkeit für die Ökonomie<br />

aufgezeigt. Das Porträt skizziert<br />

einige wichtige Stationen seines<br />

Lebens – und seine Nachwirkungen.<br />

Als die Erzgruben und<br />

Schmelzhütten des Erzgebirges<br />

im frühen<br />

18. Jahrhundert eines der<br />

größten Montanreviere<br />

Europas waren, mussten<br />

mit sie mit viel Holz als Energiequelle<br />

versorgt werden. Zusätzlich<br />

trug das Wachstum von<br />

Bevölkerung und Städten zum<br />

Abbau bei. Ein geregelter Waldbau<br />

oder ein regulatorischer Rahmen<br />

in Form von Gesetzen, Standards<br />

oder Zertifizierungen war<br />

damals schlicht unbekannt. Das<br />

änderte sich 1713, als Hans Carl – eigentlich<br />

Johann „Hannß“ – von Carlowitz<br />

das erste geschlossene Werk über die<br />

Forstwirtschaft schrieb und damit als wesentlicher<br />

Schöpfer des forstwirtschaftlichen<br />

Nachhaltigkeitsbegriffes gilt. Das hat<br />

für bleibenden Ruhm gesorgt. Aus Sicht des<br />

bayerischen Landwirtschaftsministeriums<br />

etwa gehört er „sicherlich zu den meistgenannten<br />

Forstleuten in der nicht-forstlichen<br />

Wissenschafts- und Populärwissenschaftsliteratur“.<br />

Einmal Europa und zurück<br />

Die Familie von Carlowitz war Teil des<br />

sächsischen Uradels und bereits seit mehreren<br />

Generationen in der Verwaltung von<br />

Wäldern im sächsischen Erzgebirge tätig.<br />

Als Sohn des kursächsischen Oberforstmeisters<br />

Georg Carl von Carlowitz wurde<br />

Hans Carl am 14. Dezember 1645 als zweitältester<br />

Sohn in die vierte Generation der<br />

auf Burg Rabenstein lebenden Familie geboren.<br />

Ab 1659 besuchte er das Evangelisch-lutherische<br />

Stadtgymnasium zu Halle,<br />

anschließend studierte er 1664/1665<br />

Rechts- und Staatswissenschaften in Jena,<br />

Die Gedenktafel für Hans Carl von Carlowitz<br />

(1645–1714) wurde von Bertrand Freiesleben<br />

geschaffen, sie hängt in Freiberg.<br />

lernte Fremdsprachen und widmete sich<br />

naturwissenschaftlichen und bergbaukundlichen<br />

Studien. Während seiner „Kavalierstour“,<br />

eine seit der Renaissance obligatorische<br />

Reise der Söhne des europäischen<br />

Adels, sammelte er von 1665 bis 1669<br />

Erfahrungen u.a. in England, Frankreich,<br />

den Niederlanden, Dänemark, Schweden,<br />

Italien und Malta. Vorrangiges Ziel dieser<br />

R<strong>eisen</strong> war es, der Bildung den vielzitierten<br />

„letzten Schliff“ zu geben. Von Carlowitz<br />

lernte zusätzlich, dass Holz im Europa des<br />

17. Jahrhunderts ein knapper Rohstoff war.<br />

Nachhaltigkeit als Prinzip<br />

Über die zehn Jahre zwischen seiner Rückkehr<br />

und der Heirat mit Ursula Margaretha<br />

von Bose im Jahr 1675 ist wenig bekannt.<br />

Zwei Jahre später wurde er zum sächsischen<br />

Vize-Berghauptmann ernannt und<br />

wirkte seitdem in Freiberg. Im Jahr 1711<br />

folgte die Ernennung zum Oberberghauptmann<br />

des Erzgebirges. Als Leiter des Oberbergamtes<br />

in Freiberg lag u.a. die Holzversorgung<br />

des kursächsischen Berg- und<br />

Hüttenwesens in seiner Zuständigkeit.<br />

Historische Bedeutung erlangte von Carlowitz<br />

1713 als Verfasser von „Sylvicultura<br />

oeconomica“, dem ersten eigenständigen<br />

Werk über die Forstwirtschaft.<br />

Darin führte er verschiedene Fäden<br />

aus der Vergangenheit<br />

zusammen und ergänzte<br />

eigene, teilweise im Rahmen<br />

der „Kavalierstour“<br />

gesammelte Erfahrungen.<br />

Von Carlowitz forderte, respektvoll<br />

und „pfleglich“<br />

mit der Natur und ihren<br />

Rohstoffen umzugehen und<br />

kritisierte die auf kurzfristigen<br />

Gewinn ausgelegte Übernutzung<br />

der Wälder. Damit<br />

formulierte er erstmals das Prinzip<br />

der Nachhaltigkeit, auch wenn<br />

das Wort „nachhaltend“ in dem<br />

432-seitigen Buch nur einmal vorkommt.<br />

Im Jahr nach Veröffentlichung<br />

starb er am 3. März 1714 in Freiberg und<br />

wurde zehn Tage später im Familiengrab<br />

in der Stadtkirche St. Petrie beigesetzt.<br />

Nachruhm als Namensgeber<br />

Insbesondere in Sachsen wird die Erinnerung<br />

hochgehalten, beispielsweise durch<br />

die Sächsische Carlowitz-Gesellschaft, die<br />

u.a. das Carlowitz’sche Erbe erschließen,<br />

bewahren, weitergeben sowie Leitbild und<br />

Ethik der Nachhaltigkeit fördern möchte.<br />

Um einen großen Sohn der Stadt zu ehren<br />

– von Carlowitz’ Geburtsort Rabenstein<br />

wurde 1950 eingemeindet – heißt seit 2012<br />

ein Chemnitzer Stadtpark nach Hans Carl<br />

von Carlowitz. An der Technischen Universität<br />

(TU) Bergakademie Freiberg wird<br />

seit 2003 ein nach von Carlowitz benannter<br />

Preis gestiftet, um herausragende Leistungen<br />

von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern<br />

im Bereich der Umweltforschung<br />

zu ehren.<br />

Quelle: Unukorno / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0<br />

60 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

Bis zum nächsten Mal<br />

Titelthema: Anlagentechnik<br />

Die Titelstrecke widmet sich aktuellen<br />

Trends rund um Anlagentechnik.<br />

Politik + Märkte<br />

Nachhaltige Maßnahmen für grünen Stahl<br />

Wissenschaft + Technik<br />

Die vorausschauende Prozessplanung im<br />

industriellen Umfeld von Selective Laser<br />

Melting-Prozessen wird beschrieben.<br />

Style + Story<br />

Ein Hase aus Edel<strong>stahl</strong> machte Jeff Koons<br />

zum teuersten lebenden Künstler.<br />

Impressum<br />

Quelle: Deutsche Edel<strong>stahl</strong>werke<br />

Verlag:<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Straße 25<br />

51149 Köln, info@maenken.com<br />

Geschäftsführung:<br />

Dr. Wieland Mänken<br />

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René Khestel<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />

Mitherausgeber:<br />

Stahlinstitut VDEh<br />

Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl,<br />

Vorsitzender Stahlinstitut VDEh<br />

Dr.-Ing. Hans Bodo Lüngen<br />

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

Stahlinstitut VDEh<br />

Objektleitung:<br />

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Redaktion:<br />

Torsten Paßmann (Chefredakteur)<br />

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Niklas Reiprich<br />

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Communication | www.talla.hamburg<br />

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Prof. Dr. Norbert Bannenberg,<br />

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Kommunikation GmbH, Köln<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juli <strong>2020</strong> 61


PEOPLE<br />

Wer kommt Wer geht<br />

Lech-Stahlwerke geben personelle Veränderungen<br />

bekannt<br />

Simon Zeilberger<br />

Martin Kießling<br />

Bei den bayrischen Lech-Stahlwerken<br />

(LSW) hat es personelle Veränderungen<br />

in der Geschäftsführung gegeben. Simon<br />

Zeilberger, der bisherige kaufmännische<br />

Geschäftsführer des Unternehmens, wurde<br />

zum Vorstand der Max Aicher Stiftung<br />

und der Max Aicher GmbH & Co. KG berufen.<br />

Bevor der 39-jährige Österreicher<br />

2014 die Geschäftsführung der LSW<br />

übernahm, leitete er dessen Tochtergesellschaft<br />

Max Aicher Recycling. Darüber<br />

hinaus wechselte vor Kurzem Martin<br />

Kießling (54) in die technische Geschäftsführung<br />

der LSW. Zuvor war der gebürtige<br />

Dortmunder fünf Jahre lang technischer<br />

Geschäftsführer der Bilstein Group,<br />

einem Hersteller von kaltgewalztem Präzisionsband<strong>stahl</strong>.<br />

Mit seiner neuen Position<br />

bei den LSW tritt Kießling erstmalig<br />

in einen Teilbereich der Stahlproduktion<br />

ein, der eine Flüssigphase des Werkstoffs<br />

beinhaltet. Er folgt damit auf Dr. Klaus<br />

Krüger, der von seinem Posten zurückgetreten<br />

ist und in die Geschäftsführung<br />

des Schwesterunternehmens Stahlwerk<br />

Annahütte zurückkehrt.<br />

Siegfried Russwurm soll<br />

neuer BDI-Präsident werden<br />

Dr. Siegfried<br />

Russwurm<br />

Der bisherige Aufsichtsratvorsitzende von thyssenkrupp<br />

und Voith, Dr. Siegfried Russwurm, soll neuer<br />

Präsident des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Industrie (BDI) werden. Der amtierende BDI-Präsident<br />

Dieter Kempf erklärte in einer Pressemitteilung,<br />

er habe den 56-jährigen als seinen Nachfolger<br />

vorgeschlagen. Russwurm war von 2008 bis 2017<br />

Mitglied des Vorstands der Siemens AG. In dieser<br />

Zeit war der Manager verantwortlich für alle Industriethemen,<br />

als CTO für Technik sowie für Healthcare<br />

und Personal. Zu seinen Regionalzuständigkeiten<br />

im Konzern gehörten Europa, Afrika und der<br />

Mittlere Osten. Seit 2005 hält er zudem als Honorarprofessor<br />

Mechatronik-Vorlesungen an der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, an dessen Lehrstuhl für<br />

Technische Mechanik er auch promovierte. Russwurm ist zudem Mitglied<br />

des Präsidiums der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)<br />

und des Vorstands der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.<br />

Neue Geschäftsführung bei<br />

Tenova LOI Thermprocess<br />

Christian Schrade leitet als neuer Geschäftsführer<br />

seit Juli die Geschicke des<br />

Technologielieferanten Tenova LOI<br />

Thermprocess, einem Spezialisten auf<br />

dem Gebiet der Wärmebehandlungsanlagen.<br />

Er folgt damit auf Erik Míček, der das<br />

Unternehmen Ende Juni nach fast drei<br />

Jahrzehnten verlassen hat. Schrade verantwortete<br />

seit 2010 die Geschäftsführung<br />

der Gesellschaft Tenova Metals Deutschland,<br />

die im August vergangenen Jahres<br />

auf die LOI Thermprocess GmbH verschmolzen<br />

wurde. Den kaufmännischen<br />

Bereich des Unternehmens verantwortet<br />

weiterhin Torsten Koepchen als CFO.<br />

Torsten Koepchen (links) und Christian<br />

Schrade<br />

Neuer Arbeitsdirektor<br />

für Arcelor-<br />

Mittal Bremen<br />

Mitte Juni hat der Aufsichtsrat von Arcelor-<br />

Mittal Bremen die Bestellung von Michael<br />

Hehemann zum Geschäftsführer der ArcelorMittal<br />

Bremen GmbH, zuständig für das<br />

Resort „Personal und Soziales – Arbeitsdirektor“,<br />

beschlossen. Hehemann folgt in dieser<br />

Position ab 1. September auf Jens Loock, der<br />

auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlässt.<br />

Zuvor arbeitet er seit Juli aber noch<br />

seinen Nachfolger ein. Hehemann war in<br />

seiner letzten Funktion Geschäftsführer der<br />

IG Metall Emden und unter anderem auch<br />

für VW in Emden zuständig.<br />

Wechsel in der<br />

Geschäftsführung<br />

bei Siempelkamp<br />

Bei der G. Siempelkamp GmbH & Co. KG gab<br />

zur Jahresmitte einen Wechsel in der Geschäftsführung:<br />

Christoph Michel, bisheriger<br />

CEO und Sprecher der Geschäftsführung,<br />

verließ Ende Juni den Technologiekonzern.<br />

Er wolle sich außerhalb der Gruppe „neuen<br />

Aufgaben und Herausforderungen“ stellen,<br />

heißt es. Dr. Martin Stark, Vorsitzender des<br />

Beirates, übernahm bis auf weiteres als Interimsmanager<br />

die Position des CEO. Für diese<br />

Zeit wird er sein Mandat als Beiratsvorsitzender<br />

von Siempelkamp ruhen lassen. Der Beirat<br />

ist aktuell auf der Suche nach einem geeigneten<br />

Kandidaten für eine langfristige<br />

Nachfolge an der Spitze des Krefelder Traditionsunternehmens.<br />

Quellen: Lech-Stahlwerke (2); Voith; Tenova<br />

62 Juli <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


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