Leseprobe 3|2007 (PDF) - Deutsches Technikmuseum Berlin
Leseprobe 3|2007 (PDF) - Deutsches Technikmuseum Berlin
Leseprobe 3|2007 (PDF) - Deutsches Technikmuseum Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 2007<br />
125 JAHRE<br />
1882 2007<br />
OBERLEITUNGSOMNIBUS<br />
DEUTSCHES<br />
TECHNIKMUSEUM<br />
BERLIN<br />
Obus-Triebwagen von 1953 (Typ W 602a) <strong>Berlin</strong> (Ost) Obus-Triebwagen von 1945/47 (Typ SSW DB 45/47) <strong>Berlin</strong> (West)<br />
Zeitschrift der Stiftung<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Technikmuseum</strong> <strong>Berlin</strong><br />
und der Freunde und Förderer<br />
des DTMB e.V. · 23. (47.) Jahrgang<br />
125 Jahre Oberleitungsomnibus<br />
Der Architekt Rainer G. Rümmler<br />
Ernst Reuter gründete vor 79 Jahren die BVG
2<br />
Inhalt<br />
Autorinnen und Autoren dieses Heftes<br />
Dr. Maria Borgmann<br />
Sonderbeauftragte der Stiftung<br />
Reinhard Demps<br />
Mitglied des Vorstandes des FDTM<br />
Joseph Hoppe<br />
Koordinator Ausstellungen<br />
und Leiter<br />
Kommunikationstechniken<br />
Wolfgang Jähnichen<br />
Vorsitzender des FDTM<br />
Frederic Krämer<br />
Architekt in <strong>Berlin</strong> und Pirmasens<br />
DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 | 2007<br />
Zu dieser Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
125 Jahre Oberleitungsomnibus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Obus in <strong>Berlin</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Zwei Straßenbahnzüge der Bauart 1924 in zwei Umbauzuständen . . . . 8<br />
Der Architekt Rainer G. Rümmler<br />
und der „unverwechselbare Ort“ West-<strong>Berlin</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Ernst Reuter gründete vor 79 Jahren die BVG . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Lange Nacht der Wissenschaften an der Archenhold-Sternwarte . . . . . . 18<br />
FDTM-Info<br />
19. AHN-Tagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Wir begrüßen als neue Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Buchbesprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
DTMB-Info<br />
Vogel druckt Vogel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Tagungsankündigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Mikrowelten – Zukunftswelten: Die unsichtbare Revolution . . . . . . . . . . . . 22<br />
Rettung aus Seenot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
»Un chercheur, une manip« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
Arbeitskreis Schifffahrt geplant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
„neustart“ Eine Ausstellung aus der Zukunft der Automobilität . . . . . . . . . . 24<br />
Herbert Liman<br />
Ehrenmitglied des FDTM<br />
Dr. Christian Neuert<br />
Leiter Science Center Spectrum<br />
Jürgen Rose<br />
1. Vorsitzender des Fördervereins<br />
der Archenhold-Sternwarte und<br />
des Zeiss-Großplanetariums <strong>Berlin</strong> e.V.<br />
Reiner Schipporeit<br />
Leiter Kommunalverkehr<br />
Hans-Georg Winkler<br />
Mitglied des AK BVG-Archiv des FDTM<br />
Herausgeber: Die Stiftung <strong>Deutsches</strong> <strong>Technikmuseum</strong><br />
<strong>Berlin</strong> (DTMB) und die Freunde und Förderer des<br />
Deutschen <strong>Technikmuseum</strong>s <strong>Berlin</strong> e. V. (FDTM)<br />
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Dirk Böndel (Direktor des DTMB)<br />
und Wolfgang Jähnichen (Vorsitzender des FDTM)<br />
Trebbiner Straße 9, 10963 <strong>Berlin</strong><br />
Erscheinungsweise: Die Zeitschrift „<strong>Deutsches</strong> <strong>Technikmuseum</strong><br />
<strong>Berlin</strong>“ ist eine Publikation der Stiftung<br />
DTMB und des FDTM. Sie erscheint vier Mal im Jahr.<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge stellen ausschließlich<br />
die Meinung des Autors/der Autorin dar und stehen<br />
außerhalb der Verantwortung des Herausgebers.<br />
Kürzungen, stilistische Änderungen, inhaltliche<br />
Zusammenfassung von Beiträgen und Zuschriften vorbehalten.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur unter<br />
Angabe der Quelle und Zusendung eines Belegexemplars<br />
gestattet.<br />
Redaktion: Ulrike Andres (DTMB), Dr. Maria Borgmann<br />
(stellv. Chefredakteurin, DTMB), Reinhard<br />
Demps (Chefredakteur, FDTM), Barbara Senst (FDTM)<br />
Beirat:<br />
Rainer Cornelius (FDTM), Claudia Cornelius-Kuhlmey<br />
(FDTM), Andreas Curtius (DTMB), Alfred B. Gottwaldt<br />
(DTMB), Jan-Philipp Heinisch (FDTM), Joseph Hoppe<br />
(DTMB), Herbert Liman (FDTM), Dr. Christian Neuert,<br />
(DTMB) Achim Rheinländer (FDTM), Dr. Jürgen Rose<br />
(Förderverein der Archenhold-Sternwarte), Clemens<br />
Röttjer (FDTM), Jörg Schmalfuß (DTMB), Prof. Dr. Dr.<br />
Holger Steinle (DTMB), Uwe Voß (FDTM), Roderich<br />
Wester (FDTM)<br />
Verkaufspreis: Preis für ein Einzelheft 2,50 €, für<br />
ein Doppelheft 5,00 €. Ein Abonnement kostet<br />
einschließlich Versandkosten 12,00 € pro Jahr. Die<br />
Bestellung erfolgt beim FDTM.<br />
Die Lieferung erfolgt nach Vorauszahlung des Betrages<br />
auf das Konto 0620005432 bei der <strong>Berlin</strong>er Sparkasse<br />
BLZ 100 500 00.<br />
Der Bezugspreis ist für Mitglieder des FDTM im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
Auflage: 1850 Exemplare<br />
Gestaltung: R. J. Fischer, <strong>Berlin</strong>, Tel.: (030) 426 01 95<br />
E-Mail: rjfischer-grafik-berlin@t-online.de<br />
Die Stiftung und ihre Fördervereine: Mit Wirkung<br />
vom 1. Januar 2001 wurde die Stiftung „<strong>Deutsches</strong><br />
<strong>Technikmuseum</strong> <strong>Berlin</strong>“ errichtet. Zur Stiftung gehörten<br />
zunächst das Deutsche <strong>Technikmuseum</strong> <strong>Berlin</strong> mit<br />
dem Science-Center Spectrum und das Zucker-Museum.<br />
Mit Wirkung vom 1. Juli 2003 wurden die Archenhold-Sternwarte<br />
und das Zeiss-Großplanetarium in<br />
die Stiftung eingegliedert. Zum Kreise der Fördervereine<br />
der Stiftung DTMB gehören:<br />
FDTM: Der Förderverein des DTMB (FDTM) wurde im<br />
Jahre 1960 als „Gesellschaft für die Wiedererrichtung<br />
eines Verkehrsmuseums“ von <strong>Berlin</strong>er Bürgern und<br />
Vertretern der <strong>Berlin</strong>er Verkehrswirtschaft gegründet.<br />
1966 änderte er seinen Namen in „Verkehrsmuseum<br />
<strong>Berlin</strong> e.V.“. Nach Gründung des Museums im Jahre<br />
1982 und Umbenennung des Museums änderte auch<br />
der Förderverein seinen Namen.<br />
Besonders verdiente Mitglieder wurden zu Ehrenmitgliedern<br />
ernannt: Gerhard Weiler (Ehrenvorsitzender),<br />
Theodor Bars, Wolfgang Böttger, Eberhard Diepgen,<br />
Prof. Ernst Gerlach, Georg Goetze, Prof. Günther<br />
Gottmann, Lt. Col. Res. Gail S. Halvorsen, Dr. Dieter<br />
Jung, Herbert Liman, Kurt Pierson, Achim Rheinländer,<br />
Fritz Schadow, Herbert Scheiber, Horst Schild,<br />
Roderich Wester, Edmund Wronski.<br />
Förderverein der Archenhold-Sternwarte und<br />
des Zeiss-Großplanetariums <strong>Berlin</strong> e. V.<br />
Der 1990 gegründete gemeinnützige Verein mit Sitz<br />
in der Sternwarte dient der ideellen, finanziellen und<br />
materiellen Unterstützung der Archenhold-Sternwarte<br />
sowie des Zeiss-Großplanetariums. Das bundesweite<br />
Spektrum der Mitglieder erstreckt sich über alle<br />
gesellschaftlichen Schichten mit dem Ziel, die durch<br />
die Fördereinrichtungen betriebene Popularisierung<br />
der Astronomie durch abgestimmte Leistungen auf<br />
den Hauptfeldern Astronomiegeschichte, astrophysikalische<br />
Experimente unter öffentlicher Beobachtung<br />
und astronomisch-künstlerische Reflexionen ehrenamtlich<br />
zu unterstützen.<br />
Fördererkreis Zucker-Museum e. V. Das Zucker-<br />
Museum wurde 1904 zusammen mit dem Institut für<br />
Zuckerindustrie als Teil eines Wissenschaftsparks an<br />
seinem jetzigen Standort im Wedding gegründet. Es<br />
präsentiert umfangreiche Sammlungen zur Kulturund<br />
Technikgeschichte des Zuckers und wird seit 1982<br />
ideell und materiell vom Fördererkreis Zucker-Museum<br />
e.V. unterstützt. Nicht zuletzt dank dieser Unterstützung<br />
ist es als eigenständiges Museum unter die<br />
Zuständigkeit des Landes <strong>Berlin</strong> gestellt worden und<br />
gehört seit 1997 zum DTMB.
4<br />
125 Jahre<br />
Oberleitungsomnibus<br />
s Erster von Siemens & Halske gebauter<br />
Fahrdrahtbus – Elektromote – auf der<br />
Versuchsstrecke <strong>Berlin</strong>-Halensee 1882.<br />
Foto: Siemens Corporate Archives<br />
Nachdem Werner Siemens im Jahre 1881<br />
die erste elektrische Straßenbahn der Welt<br />
in dem damaligen <strong>Berlin</strong>er Vorort Groß-<br />
Lichterfelde bei <strong>Berlin</strong> präsentierte, ruhte<br />
der Erfinder nicht. Bereits ein Jahr später<br />
stellte er ein Elektrofahrzeug vor, das nicht<br />
auf Schienen lief, sondern ein frei bewegliches<br />
Straßenfahrzeug war, das nur an eine<br />
Oberleitung gebunden war.<br />
Die Verbreitung im Nahverkehr als Oberleitungsomnibus<br />
war zwar nicht so zahlreich<br />
wie die Straßenbahn, trotzdem ist das<br />
schienenlose Elektrofahrzeug in vielen<br />
Bereichen der Wirtschaft nicht wegzudenken.<br />
Denken wir nur an Flurförderfahrzeuge<br />
in Lagern des Handels. Über die Ge-<br />
schichte des Obus in <strong>Berlin</strong> berichtet der<br />
folgende Artikel.<br />
Bereits vor zwei Jahren stellten wir den<br />
Obus in der Sammlung des DTMB vor. Hier<br />
soll anläßlich des Jubiläums auf weitere Leistungen<br />
aufmerksam gemacht werden, denen<br />
sich vor allem Ehrenamtliche widmen.<br />
Zur Zeit bestehen noch drei Obus-Betriebe<br />
in Deutschland. In der näheren Umgebung<br />
von <strong>Berlin</strong> ist das die Barnimer Busgesellschaft<br />
(BBG), die einen Obus-Betrieb in<br />
Eberswalde betreibt, sowie Betriebe in<br />
Solingen (Nordrhein-Westfalen) und Esslingen<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Beim Eberswalder Obus-Betrieb ist eine<br />
Arbeitsgruppe des Denkmalpflege-Vereins<br />
Nahverkehr <strong>Berlin</strong> e. V. (DVN) tätig, der die<br />
beiden Obus-Triebwagen aus der Sammlung<br />
des DTMB betreut. Das bedeutet auch,<br />
dass die Fahrzeuge im öffentlichen Verkehr<br />
bei Sonderveranstaltungen wie zum Beispiel<br />
beim Tag der Offenen Tür im Fahrgastverkehr<br />
eingesetzt werden. Unser Titelbild<br />
zeigt den Obus 1224 bei einem Einsatz<br />
in Eberswalde. Gegenwärtig erhält er eine<br />
Hauptuntersuchung, die vom DTMB beauftragt<br />
und finanziell unterstützt wird. Dabei<br />
darf auf das hohe Engagement und die fundierten<br />
Kenntnisse der Vereinsmitglieder<br />
vertraut werden, die für das Projekt einen<br />
großen Teil ihrer Freizeit aufwenden. Zu<br />
erwähnen ist aber auch die Unterstützung<br />
des Verkehrsbetriebes BBG, der nicht nur<br />
die Stationierung gestattet, sondern auch<br />
den Betrieb erlaubt, wenn alle dafür notwendigen<br />
gesetzlichen Bestimmungen eingehalten<br />
werden. Die Einsätze beweisen,<br />
dass hier ganze Arbeit geleistet wird.<br />
Da der Obus nur noch in drei Betrieben in<br />
Deutschland eingesetzt wird, ist er als städtisches<br />
Nahverkehrsmittel ein wenig aus<br />
dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden.<br />
Umso mehr ist der BVG und ihren verantwortlichen<br />
Mitarbeitern zu danken, dass<br />
im Westteil der Stadt zwei Triebwagen aufbewahrt<br />
wurden und heute in der Sammlung<br />
Kommunalverkehr des DTMB beheimatet<br />
sind. Etwas anders verlief die Entwicklung<br />
im Ostteil der Stadt. Dort waren<br />
DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 | 2007<br />
Sammlungen Historische Obusse in <strong>Berlin</strong> und Brandenburg nach M. Schindler (gekürzt)<br />
Obus-Enthusiasten bemüht, auch mit Blick<br />
auf die ehemalige BVG-Sammlung auf dem<br />
Betriebshof Britz, Gradestraße, eine eigene<br />
Sammlung für <strong>Berlin</strong> (Ost) aufzubauen. Es<br />
war kein Exemplar mehr vorhanden. Der<br />
letzte Obus fuhr 1972 beim Kombinat <strong>Berlin</strong>er<br />
Verkehrsbetriebe (BVB). Da bot es sich<br />
an, einen bauartgleichen Triebwagen des<br />
Typs 9 Tr aus der Produktion der tschechischen<br />
Skoda-Werke, wie er in <strong>Berlin</strong> im<br />
Einsatz war, zu erwerben. Dabei hat das<br />
Märkische Museum (heute Stiftung Stadtmuseum<br />
<strong>Berlin</strong>) wie bereits auch bei den<br />
historischen Straßenbahnwagen einen wesentlichen<br />
Anteil am Zustandekommen gehabt.<br />
Der Wagen wurde gekauft und von<br />
Eberswalde nach <strong>Berlin</strong> überführt.<br />
Aus der geplanten Sammlung ist in <strong>Berlin</strong><br />
nichts geworden. Dafür fährt derselbe Obus<br />
in Eberswalde und vermittelt dort das Fahrgefühl<br />
für den Obus, wie man es auch in<br />
<strong>Berlin</strong> kannte. Ein zweiter Obus-Triebwagen<br />
konnte auf einem Gelände in Bernau<br />
bei <strong>Berlin</strong> gesichert werden. Das war möglich,<br />
weil mit Aussonderung von Obussen<br />
und Omnibussen viele dieser Fahrzeuge an<br />
Interessenten in <strong>Berlin</strong> und Umgebung vom<br />
Verkehrsbetrieb BVB verkauft wurden. Die<br />
nunmehrigen Eigentümer nutzen diese Fahrzeuge<br />
als Lauben und Schuppen. Das gleiche<br />
geschah mit den Anhängern, die auch<br />
als Imbißstände genutzt wurden. So sind<br />
der Tw 1520 und ein passender Beiwagen<br />
gesichert worden und befinden sich im Aufbau.<br />
Aber nicht nur in <strong>Berlin</strong> und im Land Brandenburg<br />
gibt es Obus-Enthusiasten. Sie sind<br />
zwar nicht so zahlreich wie bei den Straßenbahnen,<br />
dennoch können sie Beachtliches<br />
vorweisen. Die beigefügte Tabelle vermittelt<br />
eine Übersicht über den Stand der<br />
Sammlungen historischer Fahrzeuge in den<br />
Städten.<br />
Wagennummer Baujahr Hersteller Typ historischer Obus seit Zustand<br />
REINHARD DEMPS<br />
<strong>Berlin</strong> 488 1957 Gaubschat/BVG/AEG AEG-HS 56 1965, DTMB restauriert, betriebsfähig<br />
<strong>Berlin</strong> 1224 1947 Daimler-Benz/Schumann/SSW O10000 1965, DTMB in Wiederaufbau<br />
<strong>Berlin</strong> 1520 1953 LOWA, Werdau/VEM W602a 1989, DVN in Wiederaufbau<br />
<strong>Berlin</strong> (143) 1952 LOWA, Werdau W700 2004, DVN in Wiederaufbau<br />
Eberswalde 19 1969 SKODA/CKD 9Tr14 1988, DVN restauriert, betriebsfähig<br />
Eberswalde 3 1983 SKODA/SKODA 14Tr03 1995, DVN restauriert, betriebsfähig<br />
Eberswalde XVI 1958 LOWA Bautzen/KIB Altenburg (1970) W701 Reko 1997, DVN in Wiederaufbau
12<br />
Der Architekt Rainer G. Rümmler<br />
und der „unverwechselbare Ort“<br />
West-<strong>Berlin</strong><br />
s Paulsternstraße: realisierter Hintergleiswandentwurf. Foto: Nachlass Rümmler, Landesarchiv <strong>Berlin</strong><br />
Rainer G. Rümmler schuf in der Zeit seines<br />
Wirkens in <strong>Berlin</strong> (die immerhin annähernd<br />
vierzig Jahre umfasste) weit über hundert<br />
Gebäude, von denen aus heutiger Sicht beinahe<br />
jedes einzelne etwas über Entwurfshaltungen<br />
und Stilströmungen seiner Entstehungszeit<br />
„erzählt“. Anders formuliert:<br />
Der Architekt passte sich mit seiner Gestaltung<br />
dem jeweils vorherrschenden Zeitgeschmack<br />
an, und dieser wechselte von den<br />
beginnenden 1950er Jahren bis in die ausgehende<br />
Postmoderne Mitte der 1990er Jahre<br />
durchaus häufiger als dies zum Beispiel<br />
noch ein Jahrhundert zuvor der Fall war.<br />
s Paulsternstraße: Mittelstützenentwurf mit Farbnummern.<br />
Foto: Nachlaß Rümmler, Landesarchiv <strong>Berlin</strong><br />
Der 1929 in Leipzig geborene Rümmler<br />
gelangte über Umwege nach <strong>Berlin</strong>, wo er<br />
nach dem Krieg an der Technischen Hochschule<br />
Architektur studierte.<br />
Er belegte Seminare im Entwerfen bei<br />
Willy Kreuer, in Baukonstruktion bei Hans<br />
Hertlein und in Städtebau und Landesplanung<br />
u. a. bei Hans Scharoun. Nach seinem<br />
Diplom 1954 arbeitete Rümmler zunächst<br />
als technischer Angestellter beim Bezirksamt<br />
Spandau, bevor er über die Bundesbau-direktion<br />
als Referendar zum Senator<br />
für Bau- und Wohnungswesen in <strong>Berlin</strong><br />
wechselte. Bis zu seiner Pensionierung 1994<br />
DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 | 2007<br />
leitete er die Unterabteilung Bauentwurf.<br />
Als Architekten der Verwaltung entwarfen<br />
Rümmler und seine Abteilung in jener Zeit<br />
alle möglichen Gebäude für das öffentliche<br />
Leben in West-<strong>Berlin</strong>, die meist ohne repräsentative<br />
Funktion die Bürger im täglichen<br />
Leben „begleiten“: Verwaltungsbauten,<br />
Polizei- und Feuerwehrgebäude, Schul- und<br />
Hochschulbauten, infrastrukturell-technische<br />
Bauwerke, U- und S-Bahnhöfe oder<br />
die Wasserpumpe an der nächsten Straßenecke.<br />
Trotzdem sind seine „Handschrift“ und<br />
sein unbedingter Gestaltungswille an jedem<br />
s Paulsternstraße: Alternativentwurf Mittelstütze.<br />
Foto: Nachlaß Rümmler, Landesarchiv <strong>Berlin</strong><br />
Der 1929 in<br />
Leipzig geborene<br />
Rümmler als<br />
leitender Baudirektor<br />
in den<br />
70er Jahren.<br />
Foto:<br />
Nachlaß Rümmler,<br />
Landesarchiv <strong>Berlin</strong>
18<br />
Lange Nacht der Wissenschaften<br />
an der Archenhold-Sternwarte<br />
s Hauptgebäude der Archenhold-Sternwarte <strong>Berlin</strong>. Foto: Rothenberg<br />
Die Archenhold-Sternwarte nahm am 9.<br />
Juni 2007 zum zweiten Mal an der Langen<br />
Nacht der Wissenschaften in <strong>Berlin</strong> teil. In<br />
Ergänzung zur Langen Nacht der Museen<br />
stehen bei den Wissenschaftsnächten die<br />
Forschungsarbeit und die Popularisierung<br />
der Ergebnisse durch die Einrichtungen im<br />
Fokus der Veranstaltungen. Insbesondere<br />
galt es, den technologischen Nutzen der<br />
Himmelskunde für die Gesellschaft den<br />
Besuchern der Langen Nacht anschaulich<br />
und merkfähig zu erläutern.<br />
Diesen Auftrag hat die Sternwarte gemeinsam<br />
mit dem Förderverein durch klar gegliederte<br />
Einzelveranstaltungen, individuelle<br />
Fachdiskussionen mit den sehr interessierten<br />
ca. 400 Besuchern, durch die Ausstellungsbereiche,<br />
fünf Fachvorträge sowie<br />
mit der Beobachtung des Planeten Saturn<br />
am 500-mm-Spiegelteleskop umgesetzt.<br />
Nach anfänglich bedecktem Himmel und<br />
sogar kurzen Regenschauern konnten die<br />
Besucher den Ringplaneten dank des kürzlich<br />
generalüberholten Teleskops in Gemeinschaftsarbeit<br />
zwischen Sternwartenmitarbeitern<br />
und engagierten Amateurastronomen<br />
des Fördervereins in für <strong>Berlin</strong>er<br />
Sichtverhältnisse seltener Auflösung<br />
und Schönheit betrachten.<br />
Der einführende Vortrag zur Physik der<br />
Saturnringe ermöglichte den Beobachtern<br />
neben dem visuellen Eindruck Kenntnisse<br />
über die Planetenentwicklung und über<br />
die Stabilität des Sonnensystems, Fakten,<br />
die manchem Besucher gewiss zur Auffrischung<br />
seines Schulwissens verhalfen. Neue<br />
Erkenntnisse durch die Raumfahrt rundeten<br />
das Bild über den Planeten ab. Bei den<br />
Diskussionen wurde klargestellt, dass die<br />
Existenz von Leben auf den in letzter Zeit<br />
entdeckten Planeten außerhalb unseres<br />
Sonnensystems von sehr engen Temperatur-<br />
und Druckgrenzen sowie der Atmosphären-<br />
und Bodenzusammensetzung abhängt.<br />
Bei den Einzelvorträgen der Langen<br />
Nacht spielten Fragen zur Messunsicherheit<br />
in der astronomischen Beobachtung eine<br />
zentrale Rolle. Es wurde erläutert, dass die<br />
mühselige Steigerung der Genauigkeit bei<br />
historischen und gegenwärtigen astronomischen<br />
Beobachtungen in guter Gemeinschaft<br />
zu anderen Wissenschaften quasi die<br />
„Mühen der Ebene“ bedeuten, und die<br />
Hoffnung auf Quantensprünge in der Erkenntnis<br />
heutzutage nicht allzu groß sein<br />
sollte.<br />
Das Riesenfernrohr<br />
In seinem Beitrag über wissenschaftlichastronomische<br />
Beobachtungen in <strong>Berlin</strong> mit<br />
dem 21 m Riesenfernrohr der Sternwarte<br />
hat der amtierende Leiter der Sternwarte,<br />
DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 | 2007<br />
s Der Saturn. Foto: Rothenberg<br />
Dietmar Fürst, einen geschichtlichen Bogen<br />
gezogen von der schwierigen Bau- und<br />
Finanzierungsphase dieses längsten und<br />
voll in Funktion befindlichen Refraktors,<br />
über die ersten Filmaufnahmen einer Sonnenfinsternis<br />
mit der zum Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts eingeführten Filmaufnahmetechnik,<br />
der folgenreichen Einverleibung<br />
des Bezirks Treptow an die Stadt <strong>Berlin</strong> und<br />
der damit zunehmenden Licht- und Staubverschmutzung<br />
mit dem Ende der optischen<br />
Forschungsmöglichkeit für die Sternwarte.<br />
Der Beitrag beschrieb die technischen<br />
Einzelheiten des Fernrohres, die<br />
Generalüberholungen und gab Hinweise<br />
zu den gegenwärtigen öffentlichen Beobachtungsabenden.<br />
Den Zuhörern des Beitrages<br />
wurde nahe gebracht, dass die Forschungsfinanzierung<br />
ganz wesentlich vom<br />
guten Renommee der Forscher abhängt,<br />
und es zum Alltag gehört, die Kunst der<br />
Kombination aus Forschung und Publikation<br />
zu beherrschen. Übrigens wird demnächst<br />
in einem gesonderten Beitrag die<br />
Technik des Großen Refraktors detailliert<br />
vorgestellt.<br />
Messtechnik<br />
Zwei Vorträge, gehalten vom früheren technischen<br />
Leiter der Archenhold-Sternwarte,<br />
Eckehard Rothenberg, und dem aktiven
DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 | 2007<br />
s Spiegelteleskop<br />
Foto: Rothenberg<br />
Mitglied der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft<br />
und des Fördervereins, Wolfgang<br />
Rothe, führten die Besucher in die<br />
Welt der messtechnischen Beobachtung<br />
von Sonnen- bzw. Sternenfinsternissen. Es<br />
wurde u. a. gezeigt, wie man die Kontaktzeiten<br />
im Millisekundenbereich in Afrika auf<br />
freiem Feld durch Anwendung der GPS-<br />
Technik gewinnt und wie schwierig vernünftige<br />
Ableitungen der Messunsicherheit<br />
bei Sternbedeckungen durch den Erdmond<br />
sind. Solche Messungen dienen z. B. der<br />
Verfeinerung der Bahnkenntnisse des Mondes<br />
und seines Höhenprofils, ein für Amateurforscher<br />
in Kooperation mit Fachwissenschaftlern<br />
bleibendes Forschungsgebiet.<br />
Nicht-optische Astronomie<br />
In dem Vortrag von Jürgen Rose, der aus<br />
dem Experimentierbereich der Sternwarte<br />
berichtete (siehe Beitrag im DTMB-Info,<br />
Heft 4 (2005), S. 8 bis 9) ging es um nichtoptische<br />
Astronomie als Arbeitsfeld von<br />
s Ausstellungsräume: Refraktormodell<br />
Foto: Rose<br />
s Besucher, im Hintergrund das alte<br />
„Riesenfernrohr“. Foto: Rose<br />
Amateurastronomen. Es wurde der historische<br />
Bogen über vier grundlegende Arbeitstechniken<br />
gezogen, der Radioastronomie,<br />
der Messung und Darstellung sekundärkosmischer<br />
Strahlung sowie der Untersuchung<br />
von Änderungen des Erdmagnetfeldes<br />
für Zwecke der Vorhersage von Polarlichtern,<br />
die zunehmend auch im <strong>Berlin</strong>er<br />
Raum sichtbar sind. Die Vorteile der weitgehenden<br />
Unabhängigkeit von der Witterung<br />
müssen allerdings mit großen physikalisch<br />
bedingten Anstrengungen zur<br />
Steigerung der Messgenauigkeit erarbeitet<br />
werden, ein Umstand, dem auch die professionelle<br />
Arbeit z. B. bei Kalibrierungen<br />
von Ultraviolettsensoren an der Internationalen<br />
Raumstation Rechnung zu tragen<br />
hat. Einen breiten Raum nahm das an Bedeutung<br />
zunehmende Thema Weltraumwetter<br />
ein. Es wurde gezeigt, dass die komplexe<br />
Elektronisierung der Arbeits- und<br />
Freizeitwelt durch Wirkungen des Weltraumwetters<br />
bedroht ist, wie Ausfälle von<br />
s Das alte „Riesenfernrohr“.<br />
Foto: Rothenberg<br />
s Warteschlange vor dem Spiegelteleskop.<br />
Foto: Rose<br />
Stromversorgungs-, Datennetz- und Sicherungsanlagen<br />
belegen. Das Weltraumwetter<br />
ist eine Modulation der energiereichen<br />
kosmischen Primärstrahlung (verursacht<br />
durch z. B. Sternexplosionen am Ende ihres<br />
Entwicklungsweges) durch periodische und<br />
nichtperiodische Sonnenaktivitäten. In dem<br />
Beitrag wurden gesichertes historisches<br />
Wissen und Vermutungen den Beobachtungsfakten<br />
aus den zehn Jahre währenden<br />
Langzeitmessungen der Sternwarte gegenübergestellt,<br />
die demnächst aktualisiert<br />
auf der Homepage der Sternwarte erscheinen.<br />
Nach den Fachvorträgen standen die Referenten<br />
den Besuchern zur Diskussion und<br />
Vorführung ihrer Gerätschaften bereit, wovon<br />
bis 1.00 Uhr nachts rege Gebrauch gemacht<br />
wurde. Anschließend waren wir<br />
stimmlich zwar etwas heiser, aber zugleich<br />
froh über den Zuspruch zu unserer Sternwarte<br />
anlässlich der Wissenschaftsnacht.<br />
JÜRGEN ROSE<br />
19