architektur Fachmagazin Ausgabe 5 2020
architektur Fachmagazin Ausgabe 520
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47<br />
Raha Ashrafi, Marziah Zad, Mohsen Marizad, Ahmad Bathaei<br />
Nicht nur<br />
Fassade<br />
Atlas Medical Office Building / Hamedan, Iran<br />
Raha Ashrafi, Marziah Zad, Mohsen Marizad, Ahmad Bathaei<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: Farshid Nasr Abadi<br />
Das Atlas Medical Office<br />
Building im Iranischen Hamedan<br />
ist ein zukunftsweisendes<br />
Beispiel für<br />
moderne Architektur mit<br />
Seele. Das Bauwerk aus<br />
der Feder der vier Architektinnen<br />
Raha Ashrafi,<br />
Marziah Zad, Mohsen<br />
Marizad und Ahmad<br />
Bathaei beweist, dass<br />
Technologie, Zukunftsdenken,<br />
lokale Baustoffe<br />
und Betriebe sowie Raumqualität<br />
und städtebauliche<br />
Relevanz sich nicht<br />
widersprechen, sondern<br />
eben erst bedingen.<br />
Der Iran kann auf eine lange, von Traditionen geprägte<br />
Architekturgeschichte zurückblicken. Doch wohin<br />
sich das moderne Bauen entwickeln wird, ist noch<br />
nicht zur Gänze entschieden. Fakt ist, dass viele junge<br />
Menschen nach Europa oder in die USA gehen, um<br />
dort Architektur zu studieren. Von dort bringen sie<br />
westliche Ideen und Konzepte zurück in ihr Heimatland.<br />
In der gebauten Wirklichkeit bedeutet dies allerdings<br />
leider allzu oft nur schlechte Imitationen von<br />
Hadid bis Libeskind. Spektakuläre Fassaden ohne<br />
Substanz. Dem gegenüber steht eine wachsende<br />
Zahl an Investorenprojekten mit pseudohistorischen<br />
Fassaden. Dazwischen blitzen allerdings auch einige<br />
architektonische Juwelen auf, die zeigen, dass es<br />
auch anders geht. Umso spannender, wenn ein solches<br />
Kleinod in diesem männerdominierten Berufsbild<br />
aus Frauenhand stammt.<br />
Um genau zu sein aus acht Frauenhänden. Marziah<br />
Zad, Raha Ashrafi, Mohsen Marizad und Ahmad Bathaei<br />
zeichnen für den Entwurf des Atlas Medical Office<br />
Building in Hamedan verantwortlich. Die beiden<br />
Erstgenannten führen gemeinsam ein Designbüro, das<br />
sich mit Strategien befasst, die zu innovativen, ikonischen<br />
Gebäuden und attraktiven städtischen Umgebungen<br />
führen sollen. Das Büro will eine Plattform<br />
zum Nutzen der Gemeinden bieten. Ziel ist es, eine<br />
Reaktion auf die ständigen Veränderungen der sozialen,<br />
kulturellen und technologischen Bedingungen von<br />
Städten und Umwelt zu liefern. Die vier Frauen stehen<br />
stellvertretend für eine selbstbewusste Generation<br />
junger Architektinnen, die die Zukunft ihres Landes<br />
mit innovativen Designkonzepten positiv beeinflussen<br />
möchten – und das völlig genderunabhängig.<br />
Das Hauptgeschäftsviertel von Hamedan steht mit seinen<br />
gemischt genutzten Hoch- und Flachbauten stellvertretend<br />
für viele andere Städte im Iran. Die knapp<br />
700.000-Einwohner-Stadt liegt etwa 300 Kilometer<br />
westlich von Teheran und damit an der Seidenstraße,<br />
der traditionellen Handelsroute zwischen Bagdad und<br />
der Iranischen Hauptstadt, wo auch das Büro von Ashrafi<br />
& Zad seinen Sitz hat. Die Geschichte Hamedans<br />
reicht bis in das zweite Jahrtausend vor unserer Zeit<br />
zurück, was die Stadt zur vermutlich ältesten im gesamten<br />
Iran macht – von hier sollen auch die Heiligen<br />
Drei Könige nach Bethlehem losgezogen sein. u