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Der Burgbote
Online-Ausgabe 08/2020
Erste Proben
wieder angelaufen...
Liebe Sangesfreunde,
seit nunmehr zwei Wochen erlauben uns die
Behörden unter Einhaltung der entsprechenden
Corona-Vorschriften, wieder in kleinen Gruppen
in der Wolkenburg zu proben. Viele Sänger
haben diese Möglichkeit voller Freude und
gern wahrgenommen. Und auch wenn sich bei
höchstens 17 erlaubten Teilnehmern im großen
Saal noch kein Chorklang wie vor der Pandemie
einstellt, so ist es doch ein weiterer Schritt
zurück in die Normalität.
Auch die sozialen Kontakte im Chor leben auf
diese Art und Weise wieder auf. Es ist förmlich
zu spüren, wie sich die teilnehmenden Herren
freuen, sich wieder zu treffen, zu singen und
zu reden. Man ist froh darüber, die Zeit der
verordneten bzw. selbst gewählten Isolation
hinter sich zu lassen.
Ich möchte an dieser Stelle jeden Sänger, der
sich noch nicht zur Probenteilnahme entschließen
konnte, ermuntern, gern wieder in
die Wolkenburg zu kommen. Ich kann Ihnen
versichern, dass alle behördlichen Vorschriften
peinlich genau eingehalten werden. Lesen Sie
dazu auch die Reportage über die Wiederaufnahme
des Chorbetriebs in dieser Ausgabe.
Aber natürlich gilt, dass jeder Sänger letztlich
selbst entscheidet, ob er jetzt an einer Probe
teilnimmt.
Trotz aller kleinen Schritte nach vorn ist die
Situation noch immer belastend und der Blick
in die Zukunft unscharf. Unseren alljährlichen
Gedenkgottesdienst können wir leider nicht feiern.
Auch die Weihnachtskonzerte lassen sich
im Moment nicht planen. Über einen Termin der
Jahreshauptversammlung werden wir nach den
Sommerferien weiter beraten.
Blicken wir mit Vernunft und Zuversicht in die
Zukunft
Ihr Gerd Schwieren
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Loss mer singe!
Seit einigen Wochen sucht der KMGV den Weg zurück in eine Normalität nach dem Corona-
Lockdown. Wer sorgt für den reibungslosen Ablauf von Stimmbildung und Chorproben?
Der Burgbote blickt hinter die Kulissen. Im Gespräch mit Bernhard Steiner und Dirk Pütz
fragt Christian Manthe danach, was den Aufwand rechtfertigt.
Mittlerweile ist es Ende Juni und der Sommer
hat sich in der Stadt breitgemacht. Die strengen
Regelungen aus dem Frühjahr wurden gelockert,
auf den Terrassen der Cafés treffen sich
die Menschen und lassen vergessen, dass es
noch gar nicht lange her ist, als an denselben
Orten gespenstische Leere herrschte, die Stadt
fast vollkommen stillstand. Unwillkürlich stellt
sich bei den sorgenfrei anmutenden Szenen
ein mulmiges Gefühl ein. Sind die Menschen zu
sorglos? Werden sie – und dadurch am Ende wir
alle – dieses trotzige Lebenszeichen bereuen?
Niemand kann das heute sagen. Es bleibt ein
Herantasten an die Normalität, ein Versuch, wieder
in den Alltag zurückzufinden.
Nachdem alle Termine besprochen sind, begleite
ich Markus Weber in die leere Wolkenburg und
dort in das Geschäftszimmer des KMGV. Es ist
Donnerstag und neben den Einzelstimmbildungen
finden in dieser Woche zum ersten Mal seit
dem Lockdown wieder Chorproben für die einzelnen
Stimmgruppen statt. Am Dienstag haben
2. Tenor und 1. Bass den Anfang gemacht,
heute folgen zunächst der 1. Tenor, danach der
2. Bass. Die Aufteilung wurde nötig, da nach wie
vor nicht an eine Chorprobe unter den von früher
gewohnten Bedingungen zu denken ist. Es
soll unter allen Umständen verhindert werden,
dass Mitsänger krank werden, weil der KMGV
das Virus und die Schutzbestimmungen nicht
ernst genommen hat.
angebracht? Auf dem Weg zurück bemerken
wir durch die angelehnte Tür des Notenarchivs
die aufgebrachte Stimme des Notenwarts im
Gespräch mit einem Mitsänger. Aus unerklärlichen
Gründen sind zwischenzeitlich drei – einige
behaupten vier – verschiedene Versionen
von „La Montanara“ im Umlauf, was nichts
anderes befürchten lässt, als dass immer wieder
veraltete Noten in den Proben auftauchen
werden. „Mindestens die nächsten 20 Jahre!“ ist
sich der Notenwart sicher.
Vom oberen Foyer aus geht es ins – fast fertig
renovierte – Cäcilienzimmer, wo Markus Weber
das E-Piano aus dem Schrank hievt und in der
hinteren linken Ecke des Raumes vorbei an einem
Stapel mit Farbeimern und Malerzubehör
aufbaut. In der hinteren rechten Ecke des Raumes
steht ein Notenständer. Ein Streifen Kreppband
auf dem Fußboden unmittelbar davor
dient als Abstandsmarkierung für den Sänger.
Die Einzelstimmbildung kann beginnen.
Markus Weber sitzt an einem der Tische im
menschenleeren Innenhof der Wolkenburg,
neben ihm Markus Friedmann aus dem Musikausschuss.
Beide blättern konzentriert im Terminkalender
ihrer Telefone und besprechen
verschiedene Möglichkeiten. Nachdem noch vor
dem Lockdown und dem damit einhergehenden
Verstummen der Wolkenburg der Wahlausschuss
für die inzwischen auf unbestimmt verschobene
Hauptversammlung gewählt wurde,
hatte sich Markus Weber als Kandidat für den
Musikausschuss gemeldet. Es folgte ein erstes
Hineinschnuppern in dessen Arbeit, als Besucher
nahm er an ersten Besprechungen teil. Dann
kam Corona und mit dem Virus das sofortige
Ende des gewohnten Betriebs in der Wolkenburg.
Schnell wurde klar, dass der Verein einen Plan
bräuchte, wie ein Chorbetrieb „danach“ langsam
wieder anlaufen könnte. Bekanntermaßen
wurden zunächst einmal wöchentlich die Video-
Tutorials versendet, deren Zuschauerzahl jedoch
mit jedem Mal ein bisschen kleiner wurde. Also
stellte sich die Frage, wie man die Mitsänger bei
der Stange halten könnte. In den Wochen darauf
konnte man Markus Weber oft in der Wolkenburg
antreffen, denn er hatte sich bereiterklärt,
die Stimmbildung zu organisieren, die seit
Anfang Mai für alle Sänger angeboten wird (der
Online-Burgbote berichtete). Mit großem Aufwand
hat der KMGV ein Hygienekonzept für den
Aufenthalt von Chorsängern in der Wolkenburg
entwickelt, das jedem vertraut ist, der die Wolkenburg
in den vergangenen Wochen betreten
hat.
Für Markus Weber bedeutet das einen festen
Ablauf: Beim Betreten des Geschäftszimmers
steht er vor einem Ständer, an dessen oberen
Ende sich ein Spender für Desinfektionsmittel
befindet. Routiniert greift er zu und stellt den
Spender schräg gegenüber des Windfangs am
Eingang auf. Anschließend begibt er sich ins
Vorstandszimmer, wo er den Ordner mit den nötigen
Vorlagen ohne hinzusehen aus dem Regal
nimmt. Auf einem Stapel sammelt er die Formulare
zur Unterschrift durch die Sänger, mit der
sie unter anderem erklären, freiwillig teilzunehmen
und keine coronatypischen Symptome zu
haben. Hinzu kommt ein Laufzettel, auf dem ein
halbstündiger Prüfrundgang durch die Wolkenburg
dokumentiert wird. Den ersten Rundgang
beginnt er sofort. Ist genügend Desinfektionsmittel
vorhanden? Ist der Informationszettel in
den Toilettenräumen im Dachgeschoss richtig
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Wir sind zurück im Geschäftszimmer, wo zwischenzeitlich
Dirk Pütz eingetroffen ist. Er organisiert
die Proben. Nachdem er die Teilnahmebereitschaft
bei allen Sängern abgefragt hatte,
erstellte er die nach Stimmgruppen sortierte
Probenliste. Nach Sänger Nr. 17 ist Schluss. Warum
das so ist, zeigt sich beim Blick in den großen
Saal. Gleichmäßig verteilen sich 17 Stühle in
zwei Halbkreisen um das Klavier, das an seinem
vertrauten Platz steht. Zurzeit sieht die Corona-
Schutzverordnung des Landes für Chorsänger
einen Abstand von „3 m zwischen Personen und
4 m in Ausstoßrichtung“ (also nach vorn) vor.
Da helfen nur der Zollstock und Kreppband auf
dem Boden, auch wenn sich der eine oder andere
Mitsänger aufgrund seines beruflichen Hintergrunds
ein gutes Augenmaß zutraut. Durch
die lockere Aufstellung der wenigen Stühle im
großen Saal wirkt seine Fläche noch größer als
sonst. So beeindruckend eine Donnerstagsprobe
mit 120 Sängern ist, so beeindruckend ist der
bis auf 17 Stühle und ein Klavier leere Saal. In
diesen Minuten haben wir die Wolkenburg fast
für uns allein. Bis auf das an einer Hand abzuzählende
Personal der Gastronomie, das sich auf
die abendlichen Restaurantgäste vorbereitet
und sich im weitläufigen Gebäude verliert, ist
niemand hier.
Das ändert sich, als die ersten Sänger in den Hof
einbiegen. Die meisten von ihnen waren seit
dem Beginn der Zwangspause nicht in der Wolkenburg
und so zeigt sich auf ihren Gesichtern
eine Fröhlichkeit und freudige Erwartung, die
einer Mischung aus Wiedersehensfreude und
gespannter Vorfreude auf die Wiederaufnahme
des Chorbetriebs entspricht. Da nicht alle Tische
im Innenhof für den Restaurantbetrieb eingedeckt
sind, nehmen die Sänger mit Abstand auf
den Stühlen Platz, berichten vom Erlebten der
letzten Monate, fragen einander, wie es dem
Anderen ergangen ist – sofort ist sie wieder
da, diese vertraute Atmosphäre aus munteren
Gesprächen, dieses Lachen über alltägliche Anekdötchen,
der typische Klaaf am Donnerstagabend
in der Wolkenburg.
Nachdem Dirk Pütz die nötigen Formalitäten mit
den Teilnehmern der Chorprobe abgewickelt hat
(auch hier ist eine Unterschrift unter einer Erklärung
zu leisten), bitten Bernhard Steiner und
Christopher Brauckmann die Sänger in den großen
Saal, wo sich jeder einen Platz sucht. Als alle
ihren Mund-Nasen-Schutz abgenommen haben,
beginnt die Probe wie immer mit dem Einsingen,
das Christopher Brauckmann übernimmt.
Danach setzt er sich ans Klavier und Bernard
Steiner dirigiert. In 15-Minuten-Abschnitten,
denn der Hygieneplan sieht vor, dass der Saal
quergelüftet wird und alle Sänger sich hinaus
ins Foyer begeben müssen – mit Mund-Nasen-
Schutz, versteht sich. Nach einer kurzen Pause
von 5 Minuten geht es wieder zurück in den Saal
und die Probe läuft weiter. Sie ist für anderthalb
Stunden angesetzt, wodurch sich fünf Einzelabschnitte
ergeben. Zunächst scheint diese ständige
Unterbrechung ungewohnt und man hat
nicht das Gefühl, ernsthaft ein Stück zu erarbeiten.
Da jedoch jeweils nur in einer Stimmgruppe
geprobt wird, kommt am Ende sogar mehr
Probenzeit zusammen, als rechnerisch in einer
früheren Donnerstagsprobe.
Während der Probe war Markus Weber weiterhin
mit seinem Rundgang durch die Wolkenburg
und dem Empfang der Sänger für die Einzelstimmbildung
beschäftigt. Als die Sänger den
großen Saal nach dem Ende der Probe verlassen,
bedeutet das auch für ihn Feierabend. Es
ist mittlerweile halb zehn und zusammen mit
der Chorgruppe verlässt der letzte Sänger das
Cäcilienzimmer nach der Einzelstimmbildung.
Schnell kehrt wieder Ruhe im Gebäude ein, während
Markus Weber das E-Piano im Schrank
verstaut, den Spender mit dem Desinfektionsmittel
zurückräumt und die Unterlagen sortiert
und zurück in den Ordner heftet. Vielleicht ist es
die Vorfreude auf ein frisches Kölsch zum Feierabend
im gegenüberliegenden Leuchtturm,
vielleicht aber auch auf eine Zeit, in der er sich
im Musikausschuss vorrangig um musikalische
und weniger um organisatorische Themen kümmern
kann – Markus Weber atmet jedenfalls
kurz auf, als er das Geschäftszimmer abschließt.
„Geschafft.“
Der Versuch einer Perspektive
Was rechtfertigt diesen Aufwand? Auftritte stehen
schließlich nicht an. Das Jahreskonzert in
der Philharmonie: ersatzlos gestrichen. Die für
den Kammerchor im Rahmen des Beethovenjahres
geplanten Auftritte: abgesagt. Die Form
des Weihnachtskonzerts: steht in den Sternen.
Ich frage Bernhard Steiner, warum sich das alles
seiner Ansicht nach lohnt: „Man merkt eindeutig,
dass es die Chorgemeinschaft nach einer
sehr langen Pause wieder stärkt. Im Vergleich zu
den virtuellen Proben entsteht eine Gruppendynamik,
die sich sehr positiv auf das Gesangsergebnis
auswirkt. Man könnte es genau andersherum
vermuten, aber zu Hause sind vielleicht
doch zu viele Ablenkungen – vielleicht stört
man den Hund oder Nachbarn – und man singt
nur mit halber Kraft. Für mich ist die Situation
natürlich überhaupt nicht vergleichbar mit den
virtuellen Proben. Hier bekomme ich eine direkte
Rückmeldung aus dem Raum und sehe sofort,
wo es hakt und wo es läuft. Das bedeutet eine
viel konstruktivere Arbeit.“
Dirk Pütz zögert bei der Antwort auf dieselbe
Frage: „Lohnen ist vielleicht das falsche Wort,
der falsche Blickwinkel. Ich bin mir nicht sicher,
ob ich von „lohnen“ sprechen möchte. Wir haben
gemerkt, dass sich die Video-Proben sehr
gut eignen, um den Kontakt zu den Sängern zu
halten. Für das Einstudieren neuer Stücke – das
haben wir jetzt in den Proben gesehen – funktioniert
es weniger gut. Da geht eben nichts über
die Chorprobe vor Ort und den direkten Kontakt
zwischen Dirigent und Chor.“ Er gibt zu bedenken,
dass es immer noch einige aktive Sänger
gibt, die sich seit Beginn dieser außergewöhnlichen
Situation noch kein einziges Mal gemeldet
haben. Schließlich ginge es aber darum, auch sie
zu erreichen. Der KMGV stünde in den letzten
Wochen vor der Schwierigkeit, eine Perspektive
zu geben, ohne genau zu wissen, worin diese
besteht. „Wir fahren alle nur auf Sicht und
probieren aus, was funktioniert und was nicht“,
ergänzt er. „Wir wollen in erster Linie präsent
sein. Durch die Gegebenheiten in der Wolkenburg
sind wir in der glücklichen Lage, dass wir
ein Chorleben langsam wieder aufnehmen können.
Wir haben die Räumlichkeiten, in denen
eine Probe stattfinden kann, wenn auch im eingeschränkten
Rahmen – so sind die Vorgaben
und schließlich soll hier niemand krank werden.
Wenn wir uns aber als Teil des Kulturlebens in
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Erinnerung an Paul-Heinz Wantzen
dieser Stadt verstehen und die Rahmenbedingungen
gegeben sind, dann müssen wir das
auch nutzen und ein Lebenszeichen senden.“
Vor diesem Hintergrund interessiert mich, welches
Resümee beide nach der ersten Woche ziehen.
Dirk Pütz: „Kurz und knapp: Alle, die an der
Probe teilgenommen haben, waren froh! Wenn
man die Gesichter beobachtet hat, während die
Mitsänger in den Kurzpausen im Foyer standen,
konnte man das sehr gut sehen – trotz Maske.“
Bernhard Steiner sieht es ganz ähnlich und
bringt es so auf den Punkt: „Es lebt! Die Chorsänger
wollen wieder gemeinsam singen, das
merkt man ganz deutlich.“ Er macht allerdings
eine kleine musikalische Einschränkung: „Natürlich
bietet eine Einzelstimmprobe nicht dasselbe
Singgefühl wie eine Gesamtchorprobe. Aber alle
sind froh, dass wir überhaupt wieder in (kleinen)
Gemeinschaften singen können. Und nach
den ersten Proben freuen sich viele noch mehr
auf den Moment, wenn alle wieder zusammen
singen können.“ Darüber hinaus konnte er eine
Beobachtung machen, die ihn überraschte: „Die
Stimmproben haben natürlich einen sehr guten
Nebeneffekt: Die Stücke, die wir in den Tutorials
vorbereitet haben, können jetzt „im Schutz der
Gruppe“ geübt und gefestigt werden. Das hat
auf viele Sänger einen entspannenden Effekt,
der auch Sicherheit gibt. Das ist doch interessant.
Und es ist schön, diese Erfahrung einmal
gemacht zu haben!“
Zuletzt möchte ich von beiden wissen, ob es etwas
gibt, was sie sich von den Mitsängern wünschen.
Dirk Pütz wird nachdenklich und holt tief
Luft. Seine Augen fixieren einen Punkt irgendwo
im Raum: „Ehrlicherweise kann heute niemand
sagen, wie lange diese Situation noch anhält“,
beginnt er und blickt wieder zu mir. „Das Jahreskonzert
ist abgesagt, ein Gedenkgottesdienst
oder ein Weihnachtskonzert mit hundert
Sängern ist momentan nicht realistisch. Daraus
ergibt sich aber, dass wir uns im Verein Fragen
stellen müssen: Wie bleiben wir präsent? Wie
halten wir das Vereinsleben wach und wirken
nach außen? Mittelfristig betrifft das natürlich
auch die Überlegungen für das Zillche im
nächsten Jahr. Da werden wir Diskussionen
über die diversen Möglichkeiten führen müssen.
Für diese Diskussionen wünsche ich mir
von den Mitsängern vor allem Offenheit.“
Bernhard Steiner weiß es sofort: „Vor allem
eine rege Beteiligung“, bevor er eine Einschränkung
macht: „Aber (und das ist ein
großes Aber): jeder Sänger ist natürlich zuerst
für sich selbst verantwortlich. Das heißt,
trotz strengster Befolgung unseres Hygienekonzepts
kann niemand mit Sicherheit behaupten,
dass das Ansteckungsrisiko gleich
Null ist. Jeder gesunde Sänger muss selbst
einschätzen und entscheiden, ob er an einer
Probe teilnehmen will oder nicht. Ich freue
mich über jeden Sänger, der kommt, aber ich
respektiere natürlich Vorbehalte aus gesundheitlichen
Gründen.“ Abschließend bringt er
es so auf den Punkt und erinnert uns beide
daran, dass wir uns alle wieder nach Normalität
sehnen, diese aber unter völlig anderen
Vorzeichen stehen wird: „Wir alle wollen diese
Zeit gesund überstehen und dann wieder
vollzählig zusammen musizieren!“
Christian Manthe
Am 29. Juni ist unser Mitsänger und Schatzmeister Paul-Heinz Wantzen nach
kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Die Burgboten-Redaktion hat einen seiner
Weggefährten der ersten Stunde gebeten, die Trauer im Verein in Worte zu
kleiden. Hans-Georg Wunderlich (1. Bass) kannte Paul seit der Chorschule. Er
widmet seinem Sanges-Freund diesen Nachruf:
Wir alle sind fassungslos und es ist unbegreiflich, dass unser lieber Paul-Heinz
Wantzen so plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde. Paul war mein „Flügelmann“,
mein Sitznachbar und ich bin tief getroffen, unendlich traurig. Für mich ist
es nicht fassbar, dass ich sein fröhliches Lachen und seinen Gesang nie wieder hören
werde. Seine Liebenswürdigkeit, sein Charme und sein immenses Engagement
für den KMGV wird uns allen sehr fehlen. Paul hat in unserer Chorgemeinschaft
durch seine offene Art und seine Freundlichkeit, Menschen verbunden.
Unsere gemeinsame Zeit begann 2011 in der Chorschule. Wir standen zufällig
nebeneinander, die Stimmgruppe passte und wir kamen direkt ins Gespräch, haben
gemeinsam gelacht und waren ausgesprochen aufgeregt wegen der Prüfung.
Die Chorschule war ein Spannungsfeld zwischen der großen Freude am Singen
und der Besorgnis vor der anstehenden Aufnahmeprüfung. Wir haben des Öfteren
darüber gelacht, wie wir damals auf der großen Treppe vor dem Burgzimmer
zusammengesessen haben und auf die Prüfung gewartet haben. „Warum tun wir
beide uns das eigentlich an, hier zu sitzen, zwei gestandene Männer und nun ‚de
Botz voll‘, wie vor der mündlichen Abiturprüfung“. Im Anschluss war Paul überglücklich,
ich ebenso, wir hatten es geschafft!
Auf der Konzertreise nach Würzburg, als wir das Gloria aus der Missa Dalmatica
von Franz von Suppé, von der Orgelbühne durch das Mittelschiff „geschmettert“
haben, trafen sich danach unsere Blicke und wir konnten uns ein Lachen nicht
verkneifen. Was für ein Klang, was für ein Chor, und wir sind mittendrin. Nach jedem
Konzert haben wir uns immer herzlich umarmt und gefühlt, dass wir gerade
etwas ganz besonderes geschaffen haben und erleben durften.
Paul war ein Macher, er nahm die Dinge in die Hand und vollendete sie. Seine
über Jahre andauernde Beharrlichkeit und Beständigkeit um die Fördergelder des
Landes NRW für die Wolkenburg zu erhalten, waren beispiellos. Im Zillche, hinter
der Bühne, war seine Fachkompetenz von unschätzbarem Wert. Er konnte die
Gewerke, deren Wünsche und Bedenken nachvollziehen, eigene Ideen einbringen
und für Lösungen sorgen. Als Schlichter war er herausragend.
Auf der Bühne war Paul stets eine feine Dame. Die Rolle war ihm auf den Leib
geschrieben. Die Szenen als Bine Schlöcher (Lindenthaler Witwe) im rosa Kostüm
auf Melaten, oder das humoreske Wassertreten als Bertha Pallenberg im Stück
Offenbach, werde ich nicht vergessen – was haben wir gelacht. Paul spielte mit
Hingabe, konzentriert, auf den Punkt – rosa stand ihm.
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Als stolzer Opa hat Paul von seinen Enkelkindern geschwärmt und sich auf die Oma-Opa-
Tage gefreut. Immer wieder berichtete er liebevoll über die neuen Anekdoten und Klopper,
die die Kleinen angerichtet hatten. Für ihn war das „Opa sein“ Lebensqualität pur.
Paul hatte eine enge Beziehung zu seinen Kindern. So hatte er in einer Chorpause voller
Stolz davon berichtet, dass eine Tochter sich soeben unter widrigsten Umständen (Wind,
Regen) für einen internationalen Wettkampf qualifiziert hat. Paul strahlte uns alle an.
Bei unserem letzten Telefonat hatte Paul zwar Bedenken vor der anstehenden OP, war
aber dennoch voller Lebensmut. Er wollte sein Leben unbedingt weiter genießen und wir
wollten noch viel miteinander singen. Erst einmal die vorgeschlagene Reha beenden, dann
Urlaub mit Christa machen, Fahrradtouren erleben, weiterhin als Schatzmeister zu Verfügung
stehen, wieder beim Zillche auf der Bühne stehen, und noch vieles mehr. Paul stand
mitten im Leben, seine Besonnenheit, seine Bedachtsamkeit, seine Warmherzigkeit und
sein Charisma werden mir fehlen.
Sein letztes Projekt war die Modernisierung des Cäcilienzimmers und die Gestaltung &
der Austausch der Türen für den großen Saal. Wenn wir also immer wieder das Cäcilienzimmer
oder den großen Saal betreten, wird Paul uns die Türen öffnen, uns Einlass bieten
und uns ganz nah sein.
Eine wichtige Persönlichkeit des KMGV hat uns verlassen!
Paul, wir werden Dich vermissen – ich besonders …
Schorsch Wunderlich
Die Geburtstage
Barthel, Carl W. 2. Tenor 3. Juli
Wallraff, Peter 2. Bass 3. Juli
Walschburger, Hermann 1. Bass 3. Juli
Demir, Sina 2. Tenor 9. Juli
Roth, Hans-Peter 2. Tenor 9. Juli
Lanfermann, Wilfried Fördermitglied 80. Geburtstag
Eckert, Bernhard Fördermitglied 80. Geburtstag
Roth, Hans-Joachim Fördermitglied 75. Geburtstag
Der KMGV gratuliert und wünscht alles Gute.
Und hier das „Hoch“: https://youtu.be/zctzVXyzKiE
Die Präsente für die Jubilare mit den runden Geburtstagen werden ab sofort
nach Hause versendet, damit niemand bis zum Wiedersehen/Wiedersingen in
der Wolkenburg warten muss.