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Burgbote online : 09.07.2020

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Der Burgbote

Online-Ausgabe 08/2020

Erste Proben

wieder angelaufen...

Liebe Sangesfreunde,

seit nunmehr zwei Wochen erlauben uns die

Behörden unter Einhaltung der entsprechenden

Corona-Vorschriften, wieder in kleinen Gruppen

in der Wolkenburg zu proben. Viele Sänger

haben diese Möglichkeit voller Freude und

gern wahrgenommen. Und auch wenn sich bei

höchstens 17 erlaubten Teilnehmern im großen

Saal noch kein Chorklang wie vor der Pandemie

einstellt, so ist es doch ein weiterer Schritt

zurück in die Normalität.

Auch die sozialen Kontakte im Chor leben auf

diese Art und Weise wieder auf. Es ist förmlich

zu spüren, wie sich die teilnehmenden Herren

freuen, sich wieder zu treffen, zu singen und

zu reden. Man ist froh darüber, die Zeit der

verordneten bzw. selbst gewählten Isolation

hinter sich zu lassen.

Ich möchte an dieser Stelle jeden Sänger, der

sich noch nicht zur Probenteilnahme entschließen

konnte, ermuntern, gern wieder in

die Wolkenburg zu kommen. Ich kann Ihnen

versichern, dass alle behördlichen Vorschriften

peinlich genau eingehalten werden. Lesen Sie

dazu auch die Reportage über die Wiederaufnahme

des Chorbetriebs in dieser Ausgabe.

Aber natürlich gilt, dass jeder Sänger letztlich

selbst entscheidet, ob er jetzt an einer Probe

teilnimmt.

Trotz aller kleinen Schritte nach vorn ist die

Situation noch immer belastend und der Blick

in die Zukunft unscharf. Unseren alljährlichen

Gedenkgottesdienst können wir leider nicht feiern.

Auch die Weihnachtskonzerte lassen sich

im Moment nicht planen. Über einen Termin der

Jahreshauptversammlung werden wir nach den

Sommerferien weiter beraten.

Blicken wir mit Vernunft und Zuversicht in die

Zukunft

Ihr Gerd Schwieren

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Loss mer singe!

Seit einigen Wochen sucht der KMGV den Weg zurück in eine Normalität nach dem Corona-

Lockdown. Wer sorgt für den reibungslosen Ablauf von Stimmbildung und Chorproben?

Der Burgbote blickt hinter die Kulissen. Im Gespräch mit Bernhard Steiner und Dirk Pütz

fragt Christian Manthe danach, was den Aufwand rechtfertigt.

Mittlerweile ist es Ende Juni und der Sommer

hat sich in der Stadt breitgemacht. Die strengen

Regelungen aus dem Frühjahr wurden gelockert,

auf den Terrassen der Cafés treffen sich

die Menschen und lassen vergessen, dass es

noch gar nicht lange her ist, als an denselben

Orten gespenstische Leere herrschte, die Stadt

fast vollkommen stillstand. Unwillkürlich stellt

sich bei den sorgenfrei anmutenden Szenen

ein mulmiges Gefühl ein. Sind die Menschen zu

sorglos? Werden sie – und dadurch am Ende wir

alle – dieses trotzige Lebenszeichen bereuen?

Niemand kann das heute sagen. Es bleibt ein

Herantasten an die Normalität, ein Versuch, wieder

in den Alltag zurückzufinden.

Nachdem alle Termine besprochen sind, begleite

ich Markus Weber in die leere Wolkenburg und

dort in das Geschäftszimmer des KMGV. Es ist

Donnerstag und neben den Einzelstimmbildungen

finden in dieser Woche zum ersten Mal seit

dem Lockdown wieder Chorproben für die einzelnen

Stimmgruppen statt. Am Dienstag haben

2. Tenor und 1. Bass den Anfang gemacht,

heute folgen zunächst der 1. Tenor, danach der

2. Bass. Die Aufteilung wurde nötig, da nach wie

vor nicht an eine Chorprobe unter den von früher

gewohnten Bedingungen zu denken ist. Es

soll unter allen Umständen verhindert werden,

dass Mitsänger krank werden, weil der KMGV

das Virus und die Schutzbestimmungen nicht

ernst genommen hat.

angebracht? Auf dem Weg zurück bemerken

wir durch die angelehnte Tür des Notenarchivs

die aufgebrachte Stimme des Notenwarts im

Gespräch mit einem Mitsänger. Aus unerklärlichen

Gründen sind zwischenzeitlich drei – einige

behaupten vier – verschiedene Versionen

von „La Montanara“ im Umlauf, was nichts

anderes befürchten lässt, als dass immer wieder

veraltete Noten in den Proben auftauchen

werden. „Mindestens die nächsten 20 Jahre!“ ist

sich der Notenwart sicher.

Vom oberen Foyer aus geht es ins – fast fertig

renovierte – Cäcilienzimmer, wo Markus Weber

das E-Piano aus dem Schrank hievt und in der

hinteren linken Ecke des Raumes vorbei an einem

Stapel mit Farbeimern und Malerzubehör

aufbaut. In der hinteren rechten Ecke des Raumes

steht ein Notenständer. Ein Streifen Kreppband

auf dem Fußboden unmittelbar davor

dient als Abstandsmarkierung für den Sänger.

Die Einzelstimmbildung kann beginnen.

Markus Weber sitzt an einem der Tische im

menschenleeren Innenhof der Wolkenburg,

neben ihm Markus Friedmann aus dem Musikausschuss.

Beide blättern konzentriert im Terminkalender

ihrer Telefone und besprechen

verschiedene Möglichkeiten. Nachdem noch vor

dem Lockdown und dem damit einhergehenden

Verstummen der Wolkenburg der Wahlausschuss

für die inzwischen auf unbestimmt verschobene

Hauptversammlung gewählt wurde,

hatte sich Markus Weber als Kandidat für den

Musikausschuss gemeldet. Es folgte ein erstes

Hineinschnuppern in dessen Arbeit, als Besucher

nahm er an ersten Besprechungen teil. Dann

kam Corona und mit dem Virus das sofortige

Ende des gewohnten Betriebs in der Wolkenburg.

Schnell wurde klar, dass der Verein einen Plan

bräuchte, wie ein Chorbetrieb „danach“ langsam

wieder anlaufen könnte. Bekanntermaßen

wurden zunächst einmal wöchentlich die Video-

Tutorials versendet, deren Zuschauerzahl jedoch

mit jedem Mal ein bisschen kleiner wurde. Also

stellte sich die Frage, wie man die Mitsänger bei

der Stange halten könnte. In den Wochen darauf

konnte man Markus Weber oft in der Wolkenburg

antreffen, denn er hatte sich bereiterklärt,

die Stimmbildung zu organisieren, die seit

Anfang Mai für alle Sänger angeboten wird (der

Online-Burgbote berichtete). Mit großem Aufwand

hat der KMGV ein Hygienekonzept für den

Aufenthalt von Chorsängern in der Wolkenburg

entwickelt, das jedem vertraut ist, der die Wolkenburg

in den vergangenen Wochen betreten

hat.

Für Markus Weber bedeutet das einen festen

Ablauf: Beim Betreten des Geschäftszimmers

steht er vor einem Ständer, an dessen oberen

Ende sich ein Spender für Desinfektionsmittel

befindet. Routiniert greift er zu und stellt den

Spender schräg gegenüber des Windfangs am

Eingang auf. Anschließend begibt er sich ins

Vorstandszimmer, wo er den Ordner mit den nötigen

Vorlagen ohne hinzusehen aus dem Regal

nimmt. Auf einem Stapel sammelt er die Formulare

zur Unterschrift durch die Sänger, mit der

sie unter anderem erklären, freiwillig teilzunehmen

und keine coronatypischen Symptome zu

haben. Hinzu kommt ein Laufzettel, auf dem ein

halbstündiger Prüfrundgang durch die Wolkenburg

dokumentiert wird. Den ersten Rundgang

beginnt er sofort. Ist genügend Desinfektionsmittel

vorhanden? Ist der Informationszettel in

den Toilettenräumen im Dachgeschoss richtig

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Wir sind zurück im Geschäftszimmer, wo zwischenzeitlich

Dirk Pütz eingetroffen ist. Er organisiert

die Proben. Nachdem er die Teilnahmebereitschaft

bei allen Sängern abgefragt hatte,

erstellte er die nach Stimmgruppen sortierte

Probenliste. Nach Sänger Nr. 17 ist Schluss. Warum

das so ist, zeigt sich beim Blick in den großen

Saal. Gleichmäßig verteilen sich 17 Stühle in

zwei Halbkreisen um das Klavier, das an seinem

vertrauten Platz steht. Zurzeit sieht die Corona-

Schutzverordnung des Landes für Chorsänger

einen Abstand von „3 m zwischen Personen und

4 m in Ausstoßrichtung“ (also nach vorn) vor.

Da helfen nur der Zollstock und Kreppband auf

dem Boden, auch wenn sich der eine oder andere

Mitsänger aufgrund seines beruflichen Hintergrunds

ein gutes Augenmaß zutraut. Durch

die lockere Aufstellung der wenigen Stühle im

großen Saal wirkt seine Fläche noch größer als

sonst. So beeindruckend eine Donnerstagsprobe

mit 120 Sängern ist, so beeindruckend ist der

bis auf 17 Stühle und ein Klavier leere Saal. In

diesen Minuten haben wir die Wolkenburg fast

für uns allein. Bis auf das an einer Hand abzuzählende

Personal der Gastronomie, das sich auf

die abendlichen Restaurantgäste vorbereitet

und sich im weitläufigen Gebäude verliert, ist

niemand hier.

Das ändert sich, als die ersten Sänger in den Hof

einbiegen. Die meisten von ihnen waren seit

dem Beginn der Zwangspause nicht in der Wolkenburg

und so zeigt sich auf ihren Gesichtern

eine Fröhlichkeit und freudige Erwartung, die

einer Mischung aus Wiedersehensfreude und

gespannter Vorfreude auf die Wiederaufnahme

des Chorbetriebs entspricht. Da nicht alle Tische

im Innenhof für den Restaurantbetrieb eingedeckt

sind, nehmen die Sänger mit Abstand auf

den Stühlen Platz, berichten vom Erlebten der

letzten Monate, fragen einander, wie es dem

Anderen ergangen ist – sofort ist sie wieder

da, diese vertraute Atmosphäre aus munteren

Gesprächen, dieses Lachen über alltägliche Anekdötchen,

der typische Klaaf am Donnerstagabend

in der Wolkenburg.

Nachdem Dirk Pütz die nötigen Formalitäten mit

den Teilnehmern der Chorprobe abgewickelt hat

(auch hier ist eine Unterschrift unter einer Erklärung

zu leisten), bitten Bernhard Steiner und

Christopher Brauckmann die Sänger in den großen

Saal, wo sich jeder einen Platz sucht. Als alle

ihren Mund-Nasen-Schutz abgenommen haben,

beginnt die Probe wie immer mit dem Einsingen,

das Christopher Brauckmann übernimmt.

Danach setzt er sich ans Klavier und Bernard

Steiner dirigiert. In 15-Minuten-Abschnitten,

denn der Hygieneplan sieht vor, dass der Saal

quergelüftet wird und alle Sänger sich hinaus

ins Foyer begeben müssen – mit Mund-Nasen-

Schutz, versteht sich. Nach einer kurzen Pause

von 5 Minuten geht es wieder zurück in den Saal

und die Probe läuft weiter. Sie ist für anderthalb

Stunden angesetzt, wodurch sich fünf Einzelabschnitte

ergeben. Zunächst scheint diese ständige

Unterbrechung ungewohnt und man hat

nicht das Gefühl, ernsthaft ein Stück zu erarbeiten.

Da jedoch jeweils nur in einer Stimmgruppe

geprobt wird, kommt am Ende sogar mehr

Probenzeit zusammen, als rechnerisch in einer

früheren Donnerstagsprobe.

Während der Probe war Markus Weber weiterhin

mit seinem Rundgang durch die Wolkenburg

und dem Empfang der Sänger für die Einzelstimmbildung

beschäftigt. Als die Sänger den

großen Saal nach dem Ende der Probe verlassen,

bedeutet das auch für ihn Feierabend. Es

ist mittlerweile halb zehn und zusammen mit

der Chorgruppe verlässt der letzte Sänger das

Cäcilienzimmer nach der Einzelstimmbildung.

Schnell kehrt wieder Ruhe im Gebäude ein, während

Markus Weber das E-Piano im Schrank

verstaut, den Spender mit dem Desinfektionsmittel

zurückräumt und die Unterlagen sortiert

und zurück in den Ordner heftet. Vielleicht ist es

die Vorfreude auf ein frisches Kölsch zum Feierabend

im gegenüberliegenden Leuchtturm,

vielleicht aber auch auf eine Zeit, in der er sich

im Musikausschuss vorrangig um musikalische

und weniger um organisatorische Themen kümmern

kann – Markus Weber atmet jedenfalls

kurz auf, als er das Geschäftszimmer abschließt.

„Geschafft.“

Der Versuch einer Perspektive

Was rechtfertigt diesen Aufwand? Auftritte stehen

schließlich nicht an. Das Jahreskonzert in

der Philharmonie: ersatzlos gestrichen. Die für

den Kammerchor im Rahmen des Beethovenjahres

geplanten Auftritte: abgesagt. Die Form

des Weihnachtskonzerts: steht in den Sternen.

Ich frage Bernhard Steiner, warum sich das alles

seiner Ansicht nach lohnt: „Man merkt eindeutig,

dass es die Chorgemeinschaft nach einer

sehr langen Pause wieder stärkt. Im Vergleich zu

den virtuellen Proben entsteht eine Gruppendynamik,

die sich sehr positiv auf das Gesangsergebnis

auswirkt. Man könnte es genau andersherum

vermuten, aber zu Hause sind vielleicht

doch zu viele Ablenkungen – vielleicht stört

man den Hund oder Nachbarn – und man singt

nur mit halber Kraft. Für mich ist die Situation

natürlich überhaupt nicht vergleichbar mit den

virtuellen Proben. Hier bekomme ich eine direkte

Rückmeldung aus dem Raum und sehe sofort,

wo es hakt und wo es läuft. Das bedeutet eine

viel konstruktivere Arbeit.“

Dirk Pütz zögert bei der Antwort auf dieselbe

Frage: „Lohnen ist vielleicht das falsche Wort,

der falsche Blickwinkel. Ich bin mir nicht sicher,

ob ich von „lohnen“ sprechen möchte. Wir haben

gemerkt, dass sich die Video-Proben sehr

gut eignen, um den Kontakt zu den Sängern zu

halten. Für das Einstudieren neuer Stücke – das

haben wir jetzt in den Proben gesehen – funktioniert

es weniger gut. Da geht eben nichts über

die Chorprobe vor Ort und den direkten Kontakt

zwischen Dirigent und Chor.“ Er gibt zu bedenken,

dass es immer noch einige aktive Sänger

gibt, die sich seit Beginn dieser außergewöhnlichen

Situation noch kein einziges Mal gemeldet

haben. Schließlich ginge es aber darum, auch sie

zu erreichen. Der KMGV stünde in den letzten

Wochen vor der Schwierigkeit, eine Perspektive

zu geben, ohne genau zu wissen, worin diese

besteht. „Wir fahren alle nur auf Sicht und

probieren aus, was funktioniert und was nicht“,

ergänzt er. „Wir wollen in erster Linie präsent

sein. Durch die Gegebenheiten in der Wolkenburg

sind wir in der glücklichen Lage, dass wir

ein Chorleben langsam wieder aufnehmen können.

Wir haben die Räumlichkeiten, in denen

eine Probe stattfinden kann, wenn auch im eingeschränkten

Rahmen – so sind die Vorgaben

und schließlich soll hier niemand krank werden.

Wenn wir uns aber als Teil des Kulturlebens in

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Erinnerung an Paul-Heinz Wantzen

dieser Stadt verstehen und die Rahmenbedingungen

gegeben sind, dann müssen wir das

auch nutzen und ein Lebenszeichen senden.“

Vor diesem Hintergrund interessiert mich, welches

Resümee beide nach der ersten Woche ziehen.

Dirk Pütz: „Kurz und knapp: Alle, die an der

Probe teilgenommen haben, waren froh! Wenn

man die Gesichter beobachtet hat, während die

Mitsänger in den Kurzpausen im Foyer standen,

konnte man das sehr gut sehen – trotz Maske.“

Bernhard Steiner sieht es ganz ähnlich und

bringt es so auf den Punkt: „Es lebt! Die Chorsänger

wollen wieder gemeinsam singen, das

merkt man ganz deutlich.“ Er macht allerdings

eine kleine musikalische Einschränkung: „Natürlich

bietet eine Einzelstimmprobe nicht dasselbe

Singgefühl wie eine Gesamtchorprobe. Aber alle

sind froh, dass wir überhaupt wieder in (kleinen)

Gemeinschaften singen können. Und nach

den ersten Proben freuen sich viele noch mehr

auf den Moment, wenn alle wieder zusammen

singen können.“ Darüber hinaus konnte er eine

Beobachtung machen, die ihn überraschte: „Die

Stimmproben haben natürlich einen sehr guten

Nebeneffekt: Die Stücke, die wir in den Tutorials

vorbereitet haben, können jetzt „im Schutz der

Gruppe“ geübt und gefestigt werden. Das hat

auf viele Sänger einen entspannenden Effekt,

der auch Sicherheit gibt. Das ist doch interessant.

Und es ist schön, diese Erfahrung einmal

gemacht zu haben!“

Zuletzt möchte ich von beiden wissen, ob es etwas

gibt, was sie sich von den Mitsängern wünschen.

Dirk Pütz wird nachdenklich und holt tief

Luft. Seine Augen fixieren einen Punkt irgendwo

im Raum: „Ehrlicherweise kann heute niemand

sagen, wie lange diese Situation noch anhält“,

beginnt er und blickt wieder zu mir. „Das Jahreskonzert

ist abgesagt, ein Gedenkgottesdienst

oder ein Weihnachtskonzert mit hundert

Sängern ist momentan nicht realistisch. Daraus

ergibt sich aber, dass wir uns im Verein Fragen

stellen müssen: Wie bleiben wir präsent? Wie

halten wir das Vereinsleben wach und wirken

nach außen? Mittelfristig betrifft das natürlich

auch die Überlegungen für das Zillche im

nächsten Jahr. Da werden wir Diskussionen

über die diversen Möglichkeiten führen müssen.

Für diese Diskussionen wünsche ich mir

von den Mitsängern vor allem Offenheit.“

Bernhard Steiner weiß es sofort: „Vor allem

eine rege Beteiligung“, bevor er eine Einschränkung

macht: „Aber (und das ist ein

großes Aber): jeder Sänger ist natürlich zuerst

für sich selbst verantwortlich. Das heißt,

trotz strengster Befolgung unseres Hygienekonzepts

kann niemand mit Sicherheit behaupten,

dass das Ansteckungsrisiko gleich

Null ist. Jeder gesunde Sänger muss selbst

einschätzen und entscheiden, ob er an einer

Probe teilnehmen will oder nicht. Ich freue

mich über jeden Sänger, der kommt, aber ich

respektiere natürlich Vorbehalte aus gesundheitlichen

Gründen.“ Abschließend bringt er

es so auf den Punkt und erinnert uns beide

daran, dass wir uns alle wieder nach Normalität

sehnen, diese aber unter völlig anderen

Vorzeichen stehen wird: „Wir alle wollen diese

Zeit gesund überstehen und dann wieder

vollzählig zusammen musizieren!“

Christian Manthe

Am 29. Juni ist unser Mitsänger und Schatzmeister Paul-Heinz Wantzen nach

kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Die Burgboten-Redaktion hat einen seiner

Weggefährten der ersten Stunde gebeten, die Trauer im Verein in Worte zu

kleiden. Hans-Georg Wunderlich (1. Bass) kannte Paul seit der Chorschule. Er

widmet seinem Sanges-Freund diesen Nachruf:

Wir alle sind fassungslos und es ist unbegreiflich, dass unser lieber Paul-Heinz

Wantzen so plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde. Paul war mein „Flügelmann“,

mein Sitznachbar und ich bin tief getroffen, unendlich traurig. Für mich ist

es nicht fassbar, dass ich sein fröhliches Lachen und seinen Gesang nie wieder hören

werde. Seine Liebenswürdigkeit, sein Charme und sein immenses Engagement

für den KMGV wird uns allen sehr fehlen. Paul hat in unserer Chorgemeinschaft

durch seine offene Art und seine Freundlichkeit, Menschen verbunden.

Unsere gemeinsame Zeit begann 2011 in der Chorschule. Wir standen zufällig

nebeneinander, die Stimmgruppe passte und wir kamen direkt ins Gespräch, haben

gemeinsam gelacht und waren ausgesprochen aufgeregt wegen der Prüfung.

Die Chorschule war ein Spannungsfeld zwischen der großen Freude am Singen

und der Besorgnis vor der anstehenden Aufnahmeprüfung. Wir haben des Öfteren

darüber gelacht, wie wir damals auf der großen Treppe vor dem Burgzimmer

zusammengesessen haben und auf die Prüfung gewartet haben. „Warum tun wir

beide uns das eigentlich an, hier zu sitzen, zwei gestandene Männer und nun ‚de

Botz voll‘, wie vor der mündlichen Abiturprüfung“. Im Anschluss war Paul überglücklich,

ich ebenso, wir hatten es geschafft!

Auf der Konzertreise nach Würzburg, als wir das Gloria aus der Missa Dalmatica

von Franz von Suppé, von der Orgelbühne durch das Mittelschiff „geschmettert“

haben, trafen sich danach unsere Blicke und wir konnten uns ein Lachen nicht

verkneifen. Was für ein Klang, was für ein Chor, und wir sind mittendrin. Nach jedem

Konzert haben wir uns immer herzlich umarmt und gefühlt, dass wir gerade

etwas ganz besonderes geschaffen haben und erleben durften.

Paul war ein Macher, er nahm die Dinge in die Hand und vollendete sie. Seine

über Jahre andauernde Beharrlichkeit und Beständigkeit um die Fördergelder des

Landes NRW für die Wolkenburg zu erhalten, waren beispiellos. Im Zillche, hinter

der Bühne, war seine Fachkompetenz von unschätzbarem Wert. Er konnte die

Gewerke, deren Wünsche und Bedenken nachvollziehen, eigene Ideen einbringen

und für Lösungen sorgen. Als Schlichter war er herausragend.

Auf der Bühne war Paul stets eine feine Dame. Die Rolle war ihm auf den Leib

geschrieben. Die Szenen als Bine Schlöcher (Lindenthaler Witwe) im rosa Kostüm

auf Melaten, oder das humoreske Wassertreten als Bertha Pallenberg im Stück

Offenbach, werde ich nicht vergessen – was haben wir gelacht. Paul spielte mit

Hingabe, konzentriert, auf den Punkt – rosa stand ihm.

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Als stolzer Opa hat Paul von seinen Enkelkindern geschwärmt und sich auf die Oma-Opa-

Tage gefreut. Immer wieder berichtete er liebevoll über die neuen Anekdoten und Klopper,

die die Kleinen angerichtet hatten. Für ihn war das „Opa sein“ Lebensqualität pur.

Paul hatte eine enge Beziehung zu seinen Kindern. So hatte er in einer Chorpause voller

Stolz davon berichtet, dass eine Tochter sich soeben unter widrigsten Umständen (Wind,

Regen) für einen internationalen Wettkampf qualifiziert hat. Paul strahlte uns alle an.

Bei unserem letzten Telefonat hatte Paul zwar Bedenken vor der anstehenden OP, war

aber dennoch voller Lebensmut. Er wollte sein Leben unbedingt weiter genießen und wir

wollten noch viel miteinander singen. Erst einmal die vorgeschlagene Reha beenden, dann

Urlaub mit Christa machen, Fahrradtouren erleben, weiterhin als Schatzmeister zu Verfügung

stehen, wieder beim Zillche auf der Bühne stehen, und noch vieles mehr. Paul stand

mitten im Leben, seine Besonnenheit, seine Bedachtsamkeit, seine Warmherzigkeit und

sein Charisma werden mir fehlen.

Sein letztes Projekt war die Modernisierung des Cäcilienzimmers und die Gestaltung &

der Austausch der Türen für den großen Saal. Wenn wir also immer wieder das Cäcilienzimmer

oder den großen Saal betreten, wird Paul uns die Türen öffnen, uns Einlass bieten

und uns ganz nah sein.

Eine wichtige Persönlichkeit des KMGV hat uns verlassen!

Paul, wir werden Dich vermissen – ich besonders …

Schorsch Wunderlich



Die Geburtstage

Barthel, Carl W. 2. Tenor 3. Juli

Wallraff, Peter 2. Bass 3. Juli

Walschburger, Hermann 1. Bass 3. Juli

Demir, Sina 2. Tenor 9. Juli

Roth, Hans-Peter 2. Tenor 9. Juli

Lanfermann, Wilfried Fördermitglied 80. Geburtstag

Eckert, Bernhard Fördermitglied 80. Geburtstag

Roth, Hans-Joachim Fördermitglied 75. Geburtstag

Der KMGV gratuliert und wünscht alles Gute.

Und hier das „Hoch“: https://youtu.be/zctzVXyzKiE

Die Präsente für die Jubilare mit den runden Geburtstagen werden ab sofort

nach Hause versendet, damit niemand bis zum Wiedersehen/Wiedersingen in

der Wolkenburg warten muss.

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