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2020_13_impuls

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Im Sommer Bademeister, im Winter Eismacher<br />

Der gelernte Bäcker Josef Tagwerker hat bei der Stadt Imst seinen Traumjob gefunden<br />

Er heißt Josef. Doch die meisten<br />

Imster kennen ihn nur als „Joe“.<br />

Stets gut gelaunt und freundlich.<br />

Manchmal mit den Lausbuben<br />

auch ein bisschen streng. Im<br />

Winter am Eislaufplatz. Und im<br />

Sommer in der städtischen Badeanlage.<br />

Als Techniker. Maschinist.<br />

Gartenpfleger. Respektsperson.<br />

Und Ansprechpartner<br />

für „eh alles“. Für den mittlerweile<br />

52-jährigen Vater zweier<br />

erwachsener Söhne ist die Betreuung<br />

der Imster Freizeitanlagen<br />

jedenfalls ein erfüllender Beruf.<br />

Nach der Schule war er Nachtarbeiter.<br />

Seine Lehre absolvierte er<br />

beim „Emil-Bäck“, wie die Imster<br />

die Bäckerei Perktold in der Floriangasse<br />

nennen. Als Geselle wechselte<br />

er dann ein paar Häuser weiter<br />

zur Bäckerei Plattner, bekannt<br />

auch als „Jonak-Bäck“. „Danach<br />

wollte ich eigentlich Braumeister<br />

werden. Ich habe bei der Brauerei<br />

Starkenberg in Tarrenz gearbeitet,<br />

wollte dort auch berufsbegleitend<br />

eine zweite Lehre machen. Da das<br />

aber mit finanziellen Einbußen<br />

verbunden gewesen wäre, wechselte<br />

ich dann zur Stadtgemeinde<br />

Imst. Eine Entscheidung, die ich<br />

bis heute nicht bereut habe“, erzählt<br />

Tagwerker, der vor 14 Jahren<br />

mit seiner Frau Sieglinde in der<br />

Imsterau ein Haus gebaut hat, das<br />

die beiden mit ihren Söhnen Benjamin<br />

(25) und Patrick (21) bewohnen.<br />

Am Vormittag gibt es noch Zeit zum Huangert mit den Pensionisten. Unser Bild<br />

zeigt Josef Tagwerker im Gespräch mit dem ehemaligen Verwaltungsjuristen Dr.<br />

Hubert Grissemann und dem pensionierten Amtsarzt Dr. Martin Federspiel (v.l.).<br />

Die Arbeit als Bademeister bietet viel Abwechslung. Die Haustechnik, die in Imst<br />

über die städtische Fernwärme gespeist wird, muss laufend gewartet werden.<br />

25 Jahre Schwimmbad<br />

Mittlerweile ist Joe schon mehr als<br />

25 Jahre lang Bademeister. Er<br />

musste dafür einst in Innsbruck an<br />

der Bundesanstalt für Leibeserziehung<br />

eine Ausbildung absolvieren.<br />

„Neben Rettungsschwimmen und<br />

Erste Hilfe wurden uns dort auch<br />

Kenntnisse in der Wasseraufbereitung<br />

sowie der Umgang mit Chemikalien<br />

wie Chlorgas vermittelt.<br />

Letzteres ist ganz wichtig, weil du<br />

ja im Schwimmbad im Technikraum<br />

auch durchaus mit Gefahrenquellen<br />

zu tun hast. Aber ich<br />

habe in all den Jahren weder bei<br />

der Anlage noch im Umgang mit<br />

den Gästen gröbere Unfälle erleben<br />

müssen“, freut sich Tagwerker.<br />

Ganz viel Abwechslung<br />

Das Schöne an seinem Beruf sei<br />

der tägliche Kontakt mit den<br />

Menschen. „Am Vormittag kommen<br />

die Pensionisten. Da haben<br />

wir oft noch ein wenig Zeit zum<br />

Ratschen, was ich sehr genieße.<br />

Gegen Mittag füllt sich dann die<br />

Anlage. Kinder und Jugendliche<br />

sorgen dann dafür, dass wir mit<br />

wachsamen Augen konzentriert<br />

bei der Sache sein müssen. Da<br />

braucht es schon zwischendurch<br />

mal ein lautes Wort. Aber mit dem<br />

nötigen Schmäh hat man da keine<br />

Probleme“, lacht Joe, der auch das<br />

Handwerkliche an seiner Arbeit<br />

genießt: „Wir haben fast 18.000<br />

Quadratmeter Grünfläche. Das<br />

Rasenmähen, die Pflege der Bäume<br />

und Blumen, der Spielplätze,<br />

des Beachvolleyballplatzes und<br />

vieles mehr bietet viel Abwechslung.<br />

Wir hatten dafür über all die<br />

Jahre sehr gute und fleißige Ferialarbeiter.<br />

Einige meiner einstigen<br />

Hilfsbademeister sind heute Doktoren,<br />

Magister, Polizisten oder<br />

sonst im Beruf erfolgreiche Leute.“<br />

Schlittschuhe schleifen<br />

Ein wenig anders gestaltet sich die<br />

Arbeit im Winter. „Da fahre ich<br />

mit der Eismaschine, kassiere<br />

selbst den Eintritt, verleihe und<br />

schleife auch Schlittschuhe und<br />

verkaufe Brezen und Limonaden“,<br />

schildert Joe, der neben den Gästen<br />

auch Vereine wie den Eishockey-<br />

und den Stockschießklub<br />

sowie den Schwimmverein im<br />

Fotos: Eiter<br />

Sommer betreut. Zum Start der<br />

Sommersaison musste sich Tagwerker<br />

mit neuen Regeln im Zuge<br />

der Coronakrise beschäftigen. Zudem<br />

wurde die Imster Badeanlage<br />

zur rauchfreien Zone erklärt. „Irgendwie<br />

muss man auch als Bademeister<br />

ewig lernen. Aber mit ein<br />

bisschen Hausverstand ist das alles<br />

kein Problem. Und wir regeln das<br />

alles ja irgendwie familienintern,<br />

weil mein älterer Bruder Rudi ist<br />

als Betriebsleiter der Imster Sportanlagen<br />

mein Chef“, lacht der leidenschaftliche<br />

Hobbyschauspieler<br />

der Heimatbühne Imsterberg, der<br />

seine Ferien vor oder nach der Saison<br />

gerne am Meer verbringt.<br />

Heuer geht es vielleicht im Urlaub<br />

ganz woanders hin: „Ich würde<br />

mir gerne mal in Wien auf der Donauinsel<br />

das legendäre Gänsehäufel-Bad<br />

ansehen. Die Atmosphäre<br />

dort wäre wohl ideal, um für den<br />

eigenen Job ein bisschen Humorauffrischung<br />

zu betreiben...“ (me)<br />

7. Juli <strong>2020</strong> 3

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