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Im Sommer Bademeister, im Winter Eismacher<br />
Der gelernte Bäcker Josef Tagwerker hat bei der Stadt Imst seinen Traumjob gefunden<br />
Er heißt Josef. Doch die meisten<br />
Imster kennen ihn nur als „Joe“.<br />
Stets gut gelaunt und freundlich.<br />
Manchmal mit den Lausbuben<br />
auch ein bisschen streng. Im<br />
Winter am Eislaufplatz. Und im<br />
Sommer in der städtischen Badeanlage.<br />
Als Techniker. Maschinist.<br />
Gartenpfleger. Respektsperson.<br />
Und Ansprechpartner<br />
für „eh alles“. Für den mittlerweile<br />
52-jährigen Vater zweier<br />
erwachsener Söhne ist die Betreuung<br />
der Imster Freizeitanlagen<br />
jedenfalls ein erfüllender Beruf.<br />
Nach der Schule war er Nachtarbeiter.<br />
Seine Lehre absolvierte er<br />
beim „Emil-Bäck“, wie die Imster<br />
die Bäckerei Perktold in der Floriangasse<br />
nennen. Als Geselle wechselte<br />
er dann ein paar Häuser weiter<br />
zur Bäckerei Plattner, bekannt<br />
auch als „Jonak-Bäck“. „Danach<br />
wollte ich eigentlich Braumeister<br />
werden. Ich habe bei der Brauerei<br />
Starkenberg in Tarrenz gearbeitet,<br />
wollte dort auch berufsbegleitend<br />
eine zweite Lehre machen. Da das<br />
aber mit finanziellen Einbußen<br />
verbunden gewesen wäre, wechselte<br />
ich dann zur Stadtgemeinde<br />
Imst. Eine Entscheidung, die ich<br />
bis heute nicht bereut habe“, erzählt<br />
Tagwerker, der vor 14 Jahren<br />
mit seiner Frau Sieglinde in der<br />
Imsterau ein Haus gebaut hat, das<br />
die beiden mit ihren Söhnen Benjamin<br />
(25) und Patrick (21) bewohnen.<br />
Am Vormittag gibt es noch Zeit zum Huangert mit den Pensionisten. Unser Bild<br />
zeigt Josef Tagwerker im Gespräch mit dem ehemaligen Verwaltungsjuristen Dr.<br />
Hubert Grissemann und dem pensionierten Amtsarzt Dr. Martin Federspiel (v.l.).<br />
Die Arbeit als Bademeister bietet viel Abwechslung. Die Haustechnik, die in Imst<br />
über die städtische Fernwärme gespeist wird, muss laufend gewartet werden.<br />
25 Jahre Schwimmbad<br />
Mittlerweile ist Joe schon mehr als<br />
25 Jahre lang Bademeister. Er<br />
musste dafür einst in Innsbruck an<br />
der Bundesanstalt für Leibeserziehung<br />
eine Ausbildung absolvieren.<br />
„Neben Rettungsschwimmen und<br />
Erste Hilfe wurden uns dort auch<br />
Kenntnisse in der Wasseraufbereitung<br />
sowie der Umgang mit Chemikalien<br />
wie Chlorgas vermittelt.<br />
Letzteres ist ganz wichtig, weil du<br />
ja im Schwimmbad im Technikraum<br />
auch durchaus mit Gefahrenquellen<br />
zu tun hast. Aber ich<br />
habe in all den Jahren weder bei<br />
der Anlage noch im Umgang mit<br />
den Gästen gröbere Unfälle erleben<br />
müssen“, freut sich Tagwerker.<br />
Ganz viel Abwechslung<br />
Das Schöne an seinem Beruf sei<br />
der tägliche Kontakt mit den<br />
Menschen. „Am Vormittag kommen<br />
die Pensionisten. Da haben<br />
wir oft noch ein wenig Zeit zum<br />
Ratschen, was ich sehr genieße.<br />
Gegen Mittag füllt sich dann die<br />
Anlage. Kinder und Jugendliche<br />
sorgen dann dafür, dass wir mit<br />
wachsamen Augen konzentriert<br />
bei der Sache sein müssen. Da<br />
braucht es schon zwischendurch<br />
mal ein lautes Wort. Aber mit dem<br />
nötigen Schmäh hat man da keine<br />
Probleme“, lacht Joe, der auch das<br />
Handwerkliche an seiner Arbeit<br />
genießt: „Wir haben fast 18.000<br />
Quadratmeter Grünfläche. Das<br />
Rasenmähen, die Pflege der Bäume<br />
und Blumen, der Spielplätze,<br />
des Beachvolleyballplatzes und<br />
vieles mehr bietet viel Abwechslung.<br />
Wir hatten dafür über all die<br />
Jahre sehr gute und fleißige Ferialarbeiter.<br />
Einige meiner einstigen<br />
Hilfsbademeister sind heute Doktoren,<br />
Magister, Polizisten oder<br />
sonst im Beruf erfolgreiche Leute.“<br />
Schlittschuhe schleifen<br />
Ein wenig anders gestaltet sich die<br />
Arbeit im Winter. „Da fahre ich<br />
mit der Eismaschine, kassiere<br />
selbst den Eintritt, verleihe und<br />
schleife auch Schlittschuhe und<br />
verkaufe Brezen und Limonaden“,<br />
schildert Joe, der neben den Gästen<br />
auch Vereine wie den Eishockey-<br />
und den Stockschießklub<br />
sowie den Schwimmverein im<br />
Fotos: Eiter<br />
Sommer betreut. Zum Start der<br />
Sommersaison musste sich Tagwerker<br />
mit neuen Regeln im Zuge<br />
der Coronakrise beschäftigen. Zudem<br />
wurde die Imster Badeanlage<br />
zur rauchfreien Zone erklärt. „Irgendwie<br />
muss man auch als Bademeister<br />
ewig lernen. Aber mit ein<br />
bisschen Hausverstand ist das alles<br />
kein Problem. Und wir regeln das<br />
alles ja irgendwie familienintern,<br />
weil mein älterer Bruder Rudi ist<br />
als Betriebsleiter der Imster Sportanlagen<br />
mein Chef“, lacht der leidenschaftliche<br />
Hobbyschauspieler<br />
der Heimatbühne Imsterberg, der<br />
seine Ferien vor oder nach der Saison<br />
gerne am Meer verbringt.<br />
Heuer geht es vielleicht im Urlaub<br />
ganz woanders hin: „Ich würde<br />
mir gerne mal in Wien auf der Donauinsel<br />
das legendäre Gänsehäufel-Bad<br />
ansehen. Die Atmosphäre<br />
dort wäre wohl ideal, um für den<br />
eigenen Job ein bisschen Humorauffrischung<br />
zu betreiben...“ (me)<br />
7. Juli <strong>2020</strong> 3