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PRUTZ | FAGGEN | FENDELS<br />
Kulinarische Besonderheit: Spargel aus Faggen<br />
Stefan Mair ist erster und einziger großer Spargelbauer im Bezirk Landeck<br />
Innovativ, voller Ideen und Tatendrang,<br />
das ist Stefan Mair aus<br />
Faggen, der heuer im Frühjahr<br />
den letzten Schritt in die Selbständigkeit<br />
wagte. Mit kulinarischen<br />
Oberländer Besonderheiten<br />
hat er sich bereits weit über<br />
die Grenzen hinaus einen Namen<br />
gemacht.<br />
Vor fünf Jahren beschloss der<br />
Obergrichter Landwirt Spargel anzubauen.<br />
„Zuerst habe ich 2.500<br />
Pflanzen auf 25 Ar gesetzt, im darauffolgenden<br />
Jahr nochmals so<br />
viele und so konnte ich zwei Jahre<br />
danach die ersten Spargel ernten“,<br />
freut sich Stefan Mair (45) rückblickend<br />
über die Anfänge des<br />
Spargelanbaues in Faggen.<br />
12 7. Juli <strong>2020</strong><br />
Trotz der Höhenlage des Bezirkes Landeck gedeiht der Spargel auf den Feldern<br />
von Stefan Mair hervorragend.<br />
Foto: Tamerl<br />
Spezialkulturen im Oberland<br />
Im Oberen Gericht gibt es keine<br />
Spargelbauern und so sprach es<br />
sich schnell herum, dass hier nicht<br />
nur die Regionalität, sondern auch<br />
die Qualität passte. Spitzengastronomen<br />
bestätigten die hohe Qualität<br />
und so finden seine Erzeugnisse<br />
seit Anfang an großen Absatz.<br />
„Mittlerweile baue ich auf ca.<br />
1,5 ha 15.000 Spargelpflanzen an,<br />
durchschnittlich kann man acht<br />
bis zehn Jahre ernten, dann muss<br />
man die Pflanzen austauschen,<br />
weil die Stängel zu hart werden“,<br />
erklärt Mair den Anbau. Auf die<br />
Idee mit dem Spargel kam er gemeinsam<br />
mit einem Bekannten<br />
aus Niederösterreich, der sich mit<br />
Spezialkulturen beschäftigt. „Wir<br />
überlegten, und nach Auswertung<br />
von Klimadaten und Bodenproben<br />
verglichen wir Anbaugebiete<br />
in Kärnten und kamen zum Entschluss,<br />
dass es bei uns auch funktionieren<br />
müsste“, freut sich Mair<br />
über die Spargelerfolge. „Spargel<br />
statt Milch. Vom Milchgeld oder<br />
der Rinderzucht fehlten mir einfach<br />
die Zukunftsperspektiven, so<br />
war es eine Frage der Zeit, dass ich<br />
mich um Alternativen umschauen<br />
musste!“ Im Herbst wird das letzte<br />
Jungvieh seinen Stall verlassen,<br />
Milchviehhaltung beendete er im<br />
heurigen Frühjahr. Ganz ohne<br />
Tiere ist der Hof trotzdem nicht,<br />
zehn Pferde sind bei ihm eingestellt,<br />
die er für die Besitzer versorgt,<br />
und 1.700 Hühner gackern<br />
friedlich auf seinen Feldern.<br />
Eierverarbeitung<br />
„Unsere Hühner werden im Freiland<br />
in drei mobilen Hühnerställen<br />
sowie ein Teil wird im Stall gehalten.<br />
Braune Hybrid-Legehennen<br />
sind friedlich und ruhiger“,<br />
weiß der erfahrene Hühnerbauer.<br />
Die Eier seiner Hühner verkauft er<br />
ab Hof, in die heimische Gastronomie<br />
und an den Handel. „Die<br />
Firma Grissemann ist ein sehr fairer<br />
Partner, der mit seiner neuen<br />
Marke Kostbarkeiten Regionalität<br />
auch lebt“, bestätigt Mair die sehr<br />
gute Zusammenarbeit mit Betrieben<br />
aus dem Bezirk. Die gesamte<br />
Produktpalette wird dort angeboten.<br />
Im eigenen Hofladen steht ein<br />
Automat, der die Kunden 24<br />
Stunden mit frischen Erzeugnissen<br />
versorgt. Eierlikör lässt Mair in<br />
Vorarlberg bei einem Kollegen<br />
produzieren, Nudeln erzeugt ein<br />
befreundeter Bauer in Südtirol.<br />
„Die Zusammenarbeit funktioniert<br />
bestens, dadurch kann man<br />
auch hervorragende Qualität anbieten!“,<br />
schätzt Mair die Kooperation<br />
mit den beiden.<br />
Heimische Kartoffeln<br />
Daneben baut Mair auf drei Hektar<br />
Kartoffeln an. „Anfang Juli<br />
werden wir die Früherdäpfel ernten,<br />
durch einen Lagerraum können<br />
wir unsere Erdäpfel ganzjährig<br />
anbieten, die wir bis in den Herbst<br />
hinein ernten“, erklärt Mair, der<br />
zu Erntehöhepunkten durchschnittlich<br />
zwei Arbeiter bzw. Angestellte<br />
beschäftigt. „Heuer rechne<br />
ich mit einem guten Ertrag von<br />
ca. 60 Tonnen“, so Mair, der auch<br />
kräftig in Maschinen investieren<br />
musste.<br />
Innovationen und Investitionen<br />
„Es ist natürlich alles mit einem<br />
Risiko verbunden, aber in die Zukunft<br />
blicken kann niemand“,<br />
philosopiert Mair, der als gelernter<br />
Zimmermann und nach ca. 20<br />
Jahren Waldaufsehertätigkeit in<br />
Faggen und Ladis diese Arbeit beendete.<br />
„Irgendwann musste ich<br />
mich entscheiden. Alles zu hundert<br />
Prozent machen geht auf<br />
Dauer nicht“, ist Mair überzeugt<br />
und entschied sich für seinen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb. Die Entscheidung<br />
sei ihm nicht leicht gefallen<br />
und ob sie richtig ist, wisse<br />
er ebenfalls nicht. „Ich hoffe, dass<br />
alles gut geht!“ Insgesamt bewirtschaftet<br />
er ca. 23 ha. Mair sieht<br />
weitere Chancen in Spezialkulturen.<br />
„Ideen hätte ich schon, allerdings<br />
muss ich erst Informationen<br />
einholen, ob unsere Seehöhe, das<br />
Klima und die Böden für verschiedene<br />
Spezialkulturen geeignet<br />
sind.“ Mair möchte zukünftig zusätzlich<br />
Zwiebel und eventuell<br />
Knollensellerie anbauen. „Ich<br />
überlege immer, was passt zusammen.<br />
In der Küche werden viele<br />
Erdäpfel verwendet, Zwiebel gehören<br />
einfach dazu!“ Und so hat er<br />
im Sommer eine Reise nach Niederösterreich<br />
geplant, um sich<br />
dort die nötigen Infos zu holen.<br />
„Die Schwierigkeit liegt im Trocknen<br />
und damit in der Lagerfähigkeit!“<br />
Maschinen könnten adaptiert<br />
werden, das wäre eine ideale<br />
Kombination für seine Kartoffelerntemaschinen.<br />
Auch hier wäre<br />
wieder der Einstieg mit einem<br />
Viertelhektar Anbaufläche geplant.<br />
„Man muss immer weiterdenken“,<br />
ist der innovative Bauer<br />
überzeugt. „Regionalität nimmt<br />
mittlerweile einen wichtigen Stellenwert<br />
ein, wenn man heimische<br />
Produkte forciert, dann kann man<br />
auch die Umwelt schützen, weil<br />
weite Transportwege vermieden<br />
werden!“ Und wer weiß, was zukünftig<br />
alles auf seinen Feldern in<br />
Faggen wächst…<br />
(jota)