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2020_13_impuls

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PRUTZ | FAGGEN | FENDELS<br />

Kulinarische Besonderheit: Spargel aus Faggen<br />

Stefan Mair ist erster und einziger großer Spargelbauer im Bezirk Landeck<br />

Innovativ, voller Ideen und Tatendrang,<br />

das ist Stefan Mair aus<br />

Faggen, der heuer im Frühjahr<br />

den letzten Schritt in die Selbständigkeit<br />

wagte. Mit kulinarischen<br />

Oberländer Besonderheiten<br />

hat er sich bereits weit über<br />

die Grenzen hinaus einen Namen<br />

gemacht.<br />

Vor fünf Jahren beschloss der<br />

Obergrichter Landwirt Spargel anzubauen.<br />

„Zuerst habe ich 2.500<br />

Pflanzen auf 25 Ar gesetzt, im darauffolgenden<br />

Jahr nochmals so<br />

viele und so konnte ich zwei Jahre<br />

danach die ersten Spargel ernten“,<br />

freut sich Stefan Mair (45) rückblickend<br />

über die Anfänge des<br />

Spargelanbaues in Faggen.<br />

12 7. Juli <strong>2020</strong><br />

Trotz der Höhenlage des Bezirkes Landeck gedeiht der Spargel auf den Feldern<br />

von Stefan Mair hervorragend.<br />

Foto: Tamerl<br />

Spezialkulturen im Oberland<br />

Im Oberen Gericht gibt es keine<br />

Spargelbauern und so sprach es<br />

sich schnell herum, dass hier nicht<br />

nur die Regionalität, sondern auch<br />

die Qualität passte. Spitzengastronomen<br />

bestätigten die hohe Qualität<br />

und so finden seine Erzeugnisse<br />

seit Anfang an großen Absatz.<br />

„Mittlerweile baue ich auf ca.<br />

1,5 ha 15.000 Spargelpflanzen an,<br />

durchschnittlich kann man acht<br />

bis zehn Jahre ernten, dann muss<br />

man die Pflanzen austauschen,<br />

weil die Stängel zu hart werden“,<br />

erklärt Mair den Anbau. Auf die<br />

Idee mit dem Spargel kam er gemeinsam<br />

mit einem Bekannten<br />

aus Niederösterreich, der sich mit<br />

Spezialkulturen beschäftigt. „Wir<br />

überlegten, und nach Auswertung<br />

von Klimadaten und Bodenproben<br />

verglichen wir Anbaugebiete<br />

in Kärnten und kamen zum Entschluss,<br />

dass es bei uns auch funktionieren<br />

müsste“, freut sich Mair<br />

über die Spargelerfolge. „Spargel<br />

statt Milch. Vom Milchgeld oder<br />

der Rinderzucht fehlten mir einfach<br />

die Zukunftsperspektiven, so<br />

war es eine Frage der Zeit, dass ich<br />

mich um Alternativen umschauen<br />

musste!“ Im Herbst wird das letzte<br />

Jungvieh seinen Stall verlassen,<br />

Milchviehhaltung beendete er im<br />

heurigen Frühjahr. Ganz ohne<br />

Tiere ist der Hof trotzdem nicht,<br />

zehn Pferde sind bei ihm eingestellt,<br />

die er für die Besitzer versorgt,<br />

und 1.700 Hühner gackern<br />

friedlich auf seinen Feldern.<br />

Eierverarbeitung<br />

„Unsere Hühner werden im Freiland<br />

in drei mobilen Hühnerställen<br />

sowie ein Teil wird im Stall gehalten.<br />

Braune Hybrid-Legehennen<br />

sind friedlich und ruhiger“,<br />

weiß der erfahrene Hühnerbauer.<br />

Die Eier seiner Hühner verkauft er<br />

ab Hof, in die heimische Gastronomie<br />

und an den Handel. „Die<br />

Firma Grissemann ist ein sehr fairer<br />

Partner, der mit seiner neuen<br />

Marke Kostbarkeiten Regionalität<br />

auch lebt“, bestätigt Mair die sehr<br />

gute Zusammenarbeit mit Betrieben<br />

aus dem Bezirk. Die gesamte<br />

Produktpalette wird dort angeboten.<br />

Im eigenen Hofladen steht ein<br />

Automat, der die Kunden 24<br />

Stunden mit frischen Erzeugnissen<br />

versorgt. Eierlikör lässt Mair in<br />

Vorarlberg bei einem Kollegen<br />

produzieren, Nudeln erzeugt ein<br />

befreundeter Bauer in Südtirol.<br />

„Die Zusammenarbeit funktioniert<br />

bestens, dadurch kann man<br />

auch hervorragende Qualität anbieten!“,<br />

schätzt Mair die Kooperation<br />

mit den beiden.<br />

Heimische Kartoffeln<br />

Daneben baut Mair auf drei Hektar<br />

Kartoffeln an. „Anfang Juli<br />

werden wir die Früherdäpfel ernten,<br />

durch einen Lagerraum können<br />

wir unsere Erdäpfel ganzjährig<br />

anbieten, die wir bis in den Herbst<br />

hinein ernten“, erklärt Mair, der<br />

zu Erntehöhepunkten durchschnittlich<br />

zwei Arbeiter bzw. Angestellte<br />

beschäftigt. „Heuer rechne<br />

ich mit einem guten Ertrag von<br />

ca. 60 Tonnen“, so Mair, der auch<br />

kräftig in Maschinen investieren<br />

musste.<br />

Innovationen und Investitionen<br />

„Es ist natürlich alles mit einem<br />

Risiko verbunden, aber in die Zukunft<br />

blicken kann niemand“,<br />

philosopiert Mair, der als gelernter<br />

Zimmermann und nach ca. 20<br />

Jahren Waldaufsehertätigkeit in<br />

Faggen und Ladis diese Arbeit beendete.<br />

„Irgendwann musste ich<br />

mich entscheiden. Alles zu hundert<br />

Prozent machen geht auf<br />

Dauer nicht“, ist Mair überzeugt<br />

und entschied sich für seinen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb. Die Entscheidung<br />

sei ihm nicht leicht gefallen<br />

und ob sie richtig ist, wisse<br />

er ebenfalls nicht. „Ich hoffe, dass<br />

alles gut geht!“ Insgesamt bewirtschaftet<br />

er ca. 23 ha. Mair sieht<br />

weitere Chancen in Spezialkulturen.<br />

„Ideen hätte ich schon, allerdings<br />

muss ich erst Informationen<br />

einholen, ob unsere Seehöhe, das<br />

Klima und die Böden für verschiedene<br />

Spezialkulturen geeignet<br />

sind.“ Mair möchte zukünftig zusätzlich<br />

Zwiebel und eventuell<br />

Knollensellerie anbauen. „Ich<br />

überlege immer, was passt zusammen.<br />

In der Küche werden viele<br />

Erdäpfel verwendet, Zwiebel gehören<br />

einfach dazu!“ Und so hat er<br />

im Sommer eine Reise nach Niederösterreich<br />

geplant, um sich<br />

dort die nötigen Infos zu holen.<br />

„Die Schwierigkeit liegt im Trocknen<br />

und damit in der Lagerfähigkeit!“<br />

Maschinen könnten adaptiert<br />

werden, das wäre eine ideale<br />

Kombination für seine Kartoffelerntemaschinen.<br />

Auch hier wäre<br />

wieder der Einstieg mit einem<br />

Viertelhektar Anbaufläche geplant.<br />

„Man muss immer weiterdenken“,<br />

ist der innovative Bauer<br />

überzeugt. „Regionalität nimmt<br />

mittlerweile einen wichtigen Stellenwert<br />

ein, wenn man heimische<br />

Produkte forciert, dann kann man<br />

auch die Umwelt schützen, weil<br />

weite Transportwege vermieden<br />

werden!“ Und wer weiß, was zukünftig<br />

alles auf seinen Feldern in<br />

Faggen wächst…<br />

(jota)

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