XtraBlatt Ausgabe 01-2020
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INTERNATIONAL<br />
LANDWIRT KARL NEUHOFER, STRASSWALCHEN (A)<br />
DER HEU-<br />
MACHER<br />
Wer mit Karl Neuhofer spricht, merkt schnell: Dieser<br />
Landwirt hat eine besondere Leidenschaft für Heu.<br />
Und er setzt darauf nicht nur im eigenen Betrieb,<br />
sondern ist als Obmann der österreichischen Arbeitsgemeinschaft<br />
(ARGE) Heumilch einer der maß -<br />
geblichen Gestalter dieses Konzepts.<br />
Die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung<br />
hängt von vielen Faktoren<br />
ab. Einer davon ist ein möglichst hoher<br />
Anteil Milchleistung aus dem Grundfutter.<br />
Als Richt- und Mindestwert gelten<br />
gemeinhin 50 % – aber ist das wirklich<br />
ein guter Wert? „Hier würde ich mich<br />
ungern auf einen Einzelwert festlegen<br />
wollen, aber sicher ist: Er sollte so hoch<br />
wie möglich sein. Und auf unseren Betrieb<br />
bezogen, lehne ich mich mal recht weit<br />
aus dem Fenster und sage: Mit unserem<br />
Futterkonzept, mit Heu- und Grasfütterung,<br />
liegt der Grundfutteranteil bei 85 %<br />
in der Jahrestrockenmasse“, erklärt Karl<br />
Neuhofer.<br />
Diese Aussage macht eindeutig neugierig.<br />
Zum Betrieb, den er zusammen mit seiner<br />
Frau Theresia sowie Tochter Isabella und<br />
Schwiegersohn Lukas Übertsberger als<br />
Betriebsgemeinschaft GesbR führt, gehören<br />
derzeit rund 80 ha Dauergrünland, die<br />
allerdings – für viele Regionen Österreichs<br />
untypisch – im flachen Hügelland liegen,<br />
gut strukturiert und somit mit schlagkräftiger<br />
Technik zu bewirtschaften sind. Der<br />
Tierbestand umfasst etwa 100 Milchkühe<br />
der Rasse Fleckvieh plus entsprechender<br />
Nachzucht, in Summe also rund 150 Rinder.<br />
Die Jahresmilchleistung liegt im Schnitt<br />
zwischen 8.000 und 8.500 kg Milch pro Kuh,<br />
bei etwa 4,11 % Fett und 3,51 % Eiweiß.<br />
SCHLAGKRAFT IST<br />
WICHTIG<br />
Die Besonderheit dabei: Karl Neuhofer<br />
hat seinen Hof schon vor 30 Jahren auf<br />
„Bio“ umgestellt und produziert seitdem<br />
konsequent sogenannte Bio-Heumilch. Das<br />
bedeutet: Die Kühe genießen von April bis<br />
Oktober täglichen Weidegang. Im Stall<br />
erhalten sie ausschließlich hochwertiges<br />
Belüftungsheu aus eigener Produktion.<br />
„Jegliche Silage, egal, ob aus Gras, Mais<br />
oder anderen Futterkomponenten, ist gemäß<br />
der Statuten der ARGE Heumilch bei<br />
uns tabu. Heumilch hat eine Reihe von sehr<br />
positiven Eigenschaften. Sie ist aufgrund<br />
ihres natürlichen Geschmacks als Trinkmilch<br />
bei den Konsumenten sehr begehrt.<br />
Vor allem bietet sie die ideale Grundlage<br />
für die Produktion hochwertigen Naturkäses,<br />
weil dabei auf Zusatzstoffe, Konservierungsmittel<br />
und starke mechanische<br />
Bearbeitung zur Gänze verzichtet werden<br />
kann“, hebt der Landwirt hervor.<br />
Einzig genutztes Kraftfutter im Betrieb<br />
Neuhofer ist Getreide, das der Landwirt bei<br />
Berufskollegen in der Region zukauft. „Da<br />
der Preis für Bio-Futtergetreide etwa doppelt<br />
so hoch ist wie der für konventionelle<br />
Ware, achten wir auf einen sehr gezielten<br />
Getreideanteil in der Ration. Im Schnitt<br />
füttern wir pro Kuh und Jahr nur etwa<br />
1.000 kg – und erreichen damit unsere<br />
Milchleistung. Das liegt fast ausschließlich<br />
am Heu der Extraklasse“, berichtet er<br />
weiter.<br />
Dass der Landwirt besagte Heuqualität<br />
nicht dem Zufall überlässt, versteht sich<br />
von selbst. Vielmehr sieht er von der Grünlandpflege<br />
über das Mähen, Wenden und<br />
Schwaden bis hin zur Bergung und letztlich<br />
der Trocknung „viele große und kleine<br />
Stellschrauben“, so seine Formulierung,<br />
die maßgeblich für gute Heuqualität sind.<br />
Schlagkraft ist dabei der rote Faden, der<br />
sich durch die ganze Erntekette zieht.<br />
Karl Neuhofer ist Landwirt aus<br />
Straßwalchen und der Obmann der<br />
österreichischen Arbeitsgemeinschaft<br />
(ARGE) Heumilch.<br />
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