XtraBlatt Ausgabe 01-2020
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TITELTHEMA<br />
Dr. Hans-Heinrich Kowalewsky, ehemaliger Leiter des<br />
Fachbereichs Energie, Bauen und Technik der Landwirtschaftskammer<br />
Niedersachsen, ist ein profunder<br />
Kenner zum Thema organische Düngung.<br />
quasi die Problemlösung gleich mitbringt. Bisher kenne ich<br />
dazu aber keine gesicherten Forschungsergebnisse. Es wäre<br />
sehr wünschenswert, diesen Aspekt genauer zu untersuchen.<br />
Aber schon jetzt lässt sich sagen: Obwohl im westlichen<br />
Niedersachsen seit mehr als 60 Jahren eine intensive Tierhaltung<br />
besteht und in der Vergangenheit die Gülle teilweise<br />
nicht immer bedarfsgerecht eingesetzt wurde, sind dort die<br />
Nitratwerte im Trinkwasser niedrig. Da Gülle heute aufgrund<br />
der Düngeverordnung bedarfsgerecht ausgebracht werden<br />
muss, ist somit zukünftig nicht zu erwarten, dass sie zu einem<br />
Nitratproblem im Trinkwasser beiträgt.<br />
#LANDWIRTSCHAFTDIENTALLEN<br />
#OHNEWENNUNDABER<br />
DANKE AN DIE<br />
STILLEN HELDEN<br />
IN TURBULENTEN ZEITEN<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was bedeutet dies nun für die Ausweisung der<br />
roten Gebiete?<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Woran liegt das?<br />
Dr. Kowalewsky: Auf dem Weg des Wassers<br />
nach unten passiert im Boden eine Menge,<br />
was letztlich dazu führt, dass beim Nitrat<br />
nicht vom Sickerwasser auf das Trinkwasser<br />
geschlossen werden kann. Gemeint ist hier<br />
die sogenannte Denitrifikation. Dabei wird<br />
– vereinfacht ausgedrückt – mit Hilfe von<br />
im Boden vorhandenen Kohlenstoff- und<br />
Schwefelverbindungen der Nitratstickstoff durch Bakterien in<br />
Luftstickstoff umgewandelt. Dieser entweicht aus dem Boden<br />
und stellt keinerlei Umweltrisiko dar, weil die Luft ohnehin zu<br />
78 % aus Stickstoff besteht. Die Denitrifikation ist somit im<br />
Hinblick auf das Trinkwasser ein sehr positiver Vorgang, denn<br />
sie verringert den Nitrateintrag deutlich. Sie ist aber nicht<br />
nur vom Kohlenstoff- und Schwefelgehalt abhängig, sondern<br />
ebenso vom Humusgehalt und dem Wasserhaushalt eines<br />
Standortes. Deshalb gibt es auch hier regionale Unterschiede.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Sind diese Faktoren in Westniedersachsen besonders<br />
günstig – oder worauf führen Sie die niedrigen<br />
Nitratwerte im Grundwasser zurück?<br />
Dr. Kowalewsky: Was bisher in den Betrachtungen nicht<br />
ausreichend berücksichtigt wurde, ist die Tatsache, dass auch<br />
in der Gülle die genannten Kohlenstoff- und Schwefelverbindungen<br />
vorhanden sind und somit auf die Nutzflächen<br />
gelangen. Es könnte also sein, dass beispielsweise Gülle zwar<br />
für Nitratzufuhr sorgt, aber im Sinne der Denitrifikation<br />
„ES IST NICHT MÖG-<br />
LICH, VON DER STICK-<br />
STOFFDÜNGUNG AUF<br />
DIE NITRATGEHALTE<br />
IN DEN PEILBRUNNEN<br />
ZU SCHLIESSEN.“<br />
DR. HANS-HEINRICH KOWALEWSKY<br />
Dr. Kowalewsky: Unsere Vergleiche zeigen,<br />
dass die bisher in Niedersachsen in erster<br />
Linie anhand von Peilbrunnen ausgewiesenen<br />
roten Gebiete nicht mit den Regionen<br />
erhöhter Nitratwerte im Trinkwasser übereinstimmen.<br />
Das liegt auch daran, dass die<br />
berücksichtigten Peilbrunnen teilweise an<br />
den falschen Stellen errichtet wurden und<br />
dass sie des Öfteren bautechnische Mängel<br />
aufweisen. Außerdem war und ist die Zahl<br />
der Peilbrunnen viel zu gering, um ihnen so viel Gewicht bei<br />
der Festsetzung der roten Gebiete zu geben. Entweder sollte<br />
man auf die Festlegung solcher Gebiete ganz verzichten oder<br />
es sollten auch die Trinkwasserwerte bei deren Festlegung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Besonders ärgerlich finde ich darüber hinaus die Auflage,<br />
in roten Gebieten die Stickstoffmenge pauschal um 20 %<br />
auf nur noch 80 % des Bedarfs zu kürzen. Das ist unsinnig,<br />
denn das nützt dem Trinkwasser überhaupt nichts, führt<br />
aber zu geringeren Ernteerträgen. Statt den Ehrgeiz in die<br />
Ausweisung roter Gebiete zu legen und die Düngeverordnung<br />
laufend zu verschärfen, sollte man besser deren Einhaltung<br />
intensiver kontrollieren. Praktikable technische Lösungen<br />
dazu, wie die Steuerung der Ausbringmenge, die Analyse<br />
der Nährstoffgehalte im Güllefass sowie die automatische<br />
Datenerfassung und -dokumentation gibt es bereits. Hier sehe<br />
ich u. a. die Lohnunternehmer in einer zentralen Funktion, um<br />
das Ganze nicht nur für große landwirtschaftliche Betriebe<br />
betriebswirtschaftlich vertretbar zu gestalten. «<br />
GUTE<br />
NACHRICHTEN:<br />
Maschinen sind weiter verfügbar.<br />
Das Vertriebs- und Servicenetz<br />
ist für die Saison <strong>2020</strong><br />
gesichert.<br />
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