06.07.2020 Aufrufe

XtraBlatt Ausgabe 01-2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1<br />

<strong>2020</strong><br />

<strong>XtraBlatt</strong><br />

MIT LEIDENSCHAFT,<br />

HERZ UND VERSTAND<br />

80 Jahre Dr. Bernard Krone<br />

GÜLLEDÜNGUNG<br />

Berechtigter Protest gegen<br />

die roten Gebiete<br />

ALPEN-ANGUS<br />

Fleischrinder aus<br />

der Schweiz


Ein Doppel-Jubiläum der besonderen<br />

Art stand bei Krone im Frühjahr an:<br />

Dr. Bernard Krone feierte seinen<br />

80. Geburtstag und die Häckslerbaureihe<br />

BiG X wurde 20 Jahre alt – von Beginn<br />

an in der Leistung<br />

weltweit führend.<br />

EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />

durch die Corona-Pandemie sind wir alle mit ungeahnten<br />

Herausforderungen konfrontiert. Auch für unsere Produktion<br />

war es unerlässlich, zahlreiche Maßnahmen zum<br />

Schutz unserer Mitarbeitenden und zur Sicherstellung der<br />

Fertigung zu ergreifen. Von vielem Gewohnten mussten<br />

wir uns verabschieden – zum Beispiel, unsere Kunden im<br />

Werk zu begrüßen. Doch alle Maßnahmen haben dazu<br />

beigetragen, die Fertigung aufrecht zu erhalten, sodass<br />

wir Sie weitgehend pünktlich mit der von Ihnen bestellten<br />

Technik beliefern konnten.<br />

Sehr gefreut hat mich, dass viele Menschen im Zuge dieser<br />

Krise ein neues Bewusstsein für scheinbar völlig selbstverständliche<br />

Leistungen entwickelt haben. Das gilt für die<br />

Arbeit von Ärzten, Krankenschwestern und Menschen in<br />

der Altenpflege ebenso wie für die von Lkw-Fahrern und<br />

anderen „Helden des Alltags“. Auch die Landwirtschaft<br />

wurde zu einem systemrelevanten Bereich erklärt und –<br />

was aus meiner Sicht noch wichtiger ist – erfuhr von der<br />

Bevölkerung eine ganz neue Wertschätzung.<br />

Es wäre wünschenswert, wenn dieses geschärfte Bewusstsein<br />

langfristig bestehen könnte und die Leistungen,<br />

die von der Landwirtschaft für die Gesellschaft erbracht<br />

werden, mehr im Fokus stehen als vermeintliche Skandale<br />

oder gebetsmühlenartig wiederholte Schlagworte von<br />

„Agrarfabrik“ bis „Umweltverschmutzer“. Wichtiger denn<br />

je ist aber, die Verdienste der Landwirtschaft passend zu<br />

kommunizieren. In besonderer Erinnerung ist mir dabei die<br />

vor einigen Jahren initiierte Kampagne „Was wären wir ohne<br />

Handwerk?“, die viel Aufmerksamkeit erhielt. Diese Frage<br />

lässt sich 1:1 auf Landwirtschaft übertragen – und bedarf<br />

passender Bilder, um Menschen zu erreichen.<br />

Dabei dürfen jedoch die Fakten nicht auf der Strecke<br />

bleiben. Ein Beispiel dafür sind im Zuge der verschärften<br />

Düngeverordnung die roten Gebiete – für viele Landwirte<br />

und Lohnunternehmer ein rotes Tuch. Zu Recht, wie die<br />

Düngungs-Experten Dr. Hans-Heinrich Kowalewsky und<br />

Dr. Günter Steffens anhand umfangreicher Datenauswertungen<br />

für das Bundesland Niedersachsen bestätigen. Dazu<br />

empfehle ich Ihnen das Titelthema dieser <strong>Ausgabe</strong>. Und ich<br />

hoffe, dass die politisch Verantwortlichen die Frist bis Ende<br />

<strong>2020</strong> klug nutzen, um den Schutz des Trinkwassers und die<br />

für die Landwirtschaft tragbaren Rahmenbedingungen in<br />

Einklang zu bringen. Auf dass die Fakten mehr zählen mögen<br />

als umwelt-ideologisch motivierte Fake-News.<br />

Ihr Bernard Krone<br />

3


4 5<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Maschinenfabrik<br />

Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

Heinrich-Krone-Straße 10<br />

48480 Spelle<br />

Tel.: +49(0)5977/935-0<br />

info.ldm@krone.de<br />

www.krone.de<br />

Verantwortlich i.S.d.P.:<br />

Henrik Feldmann<br />

Redaktion:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

31275 Lehrte<br />

www.beckmann-verlag.de<br />

Layout:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

31275 Lehrte<br />

www.beckmann-verlag.de<br />

Druck:<br />

Bonifatius Druckerei<br />

Karl-Schurz-Straße 26<br />

33100 Paderborn<br />

Foto- und Grafikmaterial:<br />

Falls nicht anders angegeben:<br />

Maschinenfabrik<br />

Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

bzw. Redaktion<br />

Titelbild: Niggli<br />

S. 8–10: Kowalewsky (3)<br />

S. 14–17: Neuhofer (2), ARGE Heumilch (1)<br />

S. 31: Schumeier (1)<br />

S. 34–36: alpinavera & Partner (3)<br />

S. 37: Niggli<br />

S. 49–53: denisa_voicu.yahoo.com/ Depositphotos<br />

(1), Archiv Gomringer (3), Patura (1)<br />

S. 54–57: Moerschen (5)<br />

Auflage:<br />

38.000 Exemplare<br />

<strong>XtraBlatt</strong> erscheint halbjährlich für Kunden<br />

in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung<br />

des Herausgebers. Dies gilt auch für die<br />

Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />

und Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />

Wir versenden das Krone-<strong>XtraBlatt</strong> zweimal<br />

im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr<br />

von uns wünschen, geben Sie uns bitte<br />

Bescheid, am besten per E-Mail an<br />

info.ldm@krone.de. Wir nehmen Sie in<br />

diesem Fall selbstverständlich sofort aus<br />

unserem Verteiler. Alle Daten, die wir von Ihnen<br />

erhalten, werden vertraulich behandelt<br />

und ausschließlich dafür verwendet, Ihre<br />

Anfragen und Rückmeldungen bearbeiten<br />

zu können. Wir geben keine Daten an Dritte<br />

weiter.<br />

INHALT<br />

INHALT<br />

5<br />

3 Editorial<br />

Editorial<br />

6 Trinkwasserqualität: „Gülle ist nicht das Problem.“<br />

Trinkwasserqualität: „Gülle ist nicht das Problem.“<br />

12<br />

12 Zahlen & Fakten<br />

Zahlen & Fakten<br />

14<br />

14 Landwirt Karl Neuhofer, Straßwalchen (A): Der Heu-Macher<br />

Landwirt Karl Neuhofer, Straßwalchen (A): Der Heu-Macher<br />

18<br />

18 Dr.-Ing. E. h. Bernard Krone: „Es war nicht nur Strategie.<br />

Dr.-Ing. E. h. Bernard Krone: „Es war nicht nur Strategie.<br />

24<br />

24 Menschen bei Krone: Chauffeur des Weihnachtsmanns<br />

Menschen bei Krone: Chauffeur des Weihnachtsmanns<br />

27<br />

27 Neuheiten<br />

Neuheiten<br />

28<br />

28 Familie Schumeier, Lachendorf: Auf Zukunft gesetzt<br />

Familie Schumeier, Lachendorf: Auf Zukunft gesetzt<br />

32<br />

32 Comedy-Clips: Just for fun<br />

Comedy-Clips: Just for fun<br />

34<br />

34 Alpinavera (CH): Die Region stärken<br />

Alpinavera (CH): Die Region stärken<br />

38<br />

38 News-Ticker<br />

News-Ticker<br />

40<br />

40 Serie Qualitätsfutterernte: Mähen: Optimaler Schnitt<br />

Serie Qualitätsfutterernte: Mähen: Optimaler Schnitt<br />

45<br />

45 Zahlen & Fakten<br />

Zahlen & Fakten<br />

46<br />

46 Krone Holding: Zwei Welten, ein Weg<br />

Krone Holding: Zwei Welten, ein Weg<br />

50<br />

50 Weidetierhaltung: Schutz vor Wölfen<br />

Weidetierhaltung: Schutz vor Wölfen<br />

54<br />

54 Moerschen: Der Mehrwert entscheidet<br />

Moerschen: Der Mehrwert entscheidet<br />

58<br />

58 Maschinenfabrik Krone: Im Corona-Modus<br />

Maschinenfabrik Krone: Im Corona-Modus<br />

45<br />

BIOGAS<br />

1 m³ Biogas ergibt durch-<br />

schnittlich 2,5 kWh Strom<br />

oder Kraftstoff für 9 km<br />

oder so viel Wärme<br />

wie 0,6 l Heizöl<br />

ZAHLEN &<br />

FAKTEN<br />

Fortsetzung von Seite 13<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

In einem Landkreis mit gut 250.000 Einwohnern,<br />

der jährlich 700 Mio. € für die<br />

Energieversorgung aus-<br />

gibt, können durch<br />

Erneuerbare Energien<br />

Wertschöpfungs-<br />

steigerungen von<br />

bis zu 350 Mio. €<br />

entstehen.<br />

BIOKRAFTSTOFFE<br />

3,538 Mio. t Biokraftstoffe mit einem<br />

Energiegehalt von 120 Petajoule wurden<br />

2<strong>01</strong>8 in Deutschland in den Verkehr gebracht.<br />

Wie in den<br />

Vorjahren hatte<br />

Biodiesel daran mit<br />

72 % den größten<br />

Anteil.<br />

BIOGASANLAGE<br />

Eine Biogasanlage der Größe<br />

500 kW kann die regionale<br />

Wertschöpfung bereits um<br />

jährlich 300.000 Euro<br />

erhöhen.<br />

300.000<br />

350 Mio.<br />

0,6 l<br />

Heizöl<br />

9 km<br />

2,5 kWh<br />

Strom<br />

14<br />

INTERNATIONAL<br />

LANDWIRT KARL NEUHOFER, STRASSWALCHEN (A)<br />

DER HEU-<br />

MACHER<br />

Wer mit Karl Neuhofer spricht, merkt schnell: Dieser<br />

Landwirt hat eine besondere Leidenschaft für Heu.<br />

Und er setzt darauf nicht nur im eigenen Betrieb,<br />

sondern ist als Obmann der österreichischen Arbeitsgemeinschaft<br />

(ARGE) Heumilch einer der maß ­<br />

geblichen Gestalter dieses Konzepts.<br />

Die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung<br />

hängt von vielen Faktoren<br />

ab. Einer davon ist ein möglichst hoher<br />

Anteil Milchleistung aus dem Grundfutter.<br />

Als Richt- und Mindestwert gelten<br />

gemeinhin 50 % – aber ist das wirklich<br />

ein guter Wert? „Hier würde ich mich<br />

ungern auf einen Einzelwert festlegen<br />

wollen, aber sicher ist: Er sollte so hoch<br />

wie möglich sein. Und auf unseren Betrieb<br />

bezogen, lehne ich mich mal recht weit<br />

aus dem Fenster und sage: Mit unserem<br />

Futterkonzept, mit Heu- und Grasfütterung,<br />

liegt der Grundfutteranteil bei 85 %<br />

in der Jahrestrockenmasse“, erklärt Karl<br />

Neuhofer.<br />

Diese Aussage macht eindeutig neugierig.<br />

Zum Betrieb, den er zusammen mit seiner<br />

Frau Theresia sowie Tochter Isabella und<br />

Schwiegersohn Lukas Übertsberger als<br />

Betriebsgemeinschaft GesbR führt, gehö-<br />

14 15<br />

Karl Neuhofer ist Landwirt aus<br />

Straßwalchen und der Obmann der<br />

österreichischen Arbeitsgemeinschaft<br />

(ARGE) Heumilch.<br />

ren derzeit rund 80 ha Dauergrünland, die<br />

allerdings – für viele Regionen Österreichs<br />

untypisch – im flachen Hügelland liegen,<br />

gut strukturiert und somit mit schlagkräftiger<br />

Technik zu bewirtschaften sind. Der<br />

Tierbestand umfasst etwa 100 Milchkühe<br />

der Rasse Fleckvieh plus entsprechender<br />

Nachzucht, in Summe also rund 150 Rinder.<br />

Die Jahresmilchleistung liegt im Schnitt<br />

zwischen 8.000 und 8.500 kg Milch pro Kuh,<br />

bei etwa 4,11 % Fett und 3,51 % Eiweiß.<br />

SCHLAGKRAFT IST<br />

WICHTIG<br />

Die Besonderheit dabei: Karl Neuhofer<br />

hat seinen Hof schon vor 30 Jahren auf<br />

„Bio“ umgestellt und produziert seitdem<br />

konsequent sogenannte Bio-Heumilch. Das<br />

bedeutet: Die Kühe genießen von April bis<br />

Oktober täglichen Weidegang. Im Stall<br />

erhalten sie ausschließlich hochwertiges<br />

Belüftungsheu aus eigener Produktion.<br />

„Jegliche Silage, egal, ob aus Gras, Mais<br />

oder anderen Futterkomponenten, ist gemäß<br />

der Statuten der ARGE Heumilch bei<br />

uns tabu. Heumilch hat eine Reihe von sehr<br />

positiven Eigenschaften. Sie ist aufgrund<br />

ihres natürlichen Geschmacks als Trinkmilch<br />

bei den Konsumenten sehr begehrt.<br />

Vor allem bietet sie die ideale Grundlage<br />

für die Produktion hochwertigen Naturkäses,<br />

weil dabei auf Zusatzstoffe, Konservierungsmittel<br />

und starke mechanische<br />

Bearbeitung zur Gänze verzichtet werden<br />

kann“, hebt der Landwirt hervor.<br />

Einzig genutztes Kraftfutter im Betrieb<br />

Neuhofer ist Getreide, das der Landwirt bei<br />

Berufskollegen in der Region zukauft. „Da<br />

der Preis für Bio-Futtergetreide etwa doppelt<br />

so hoch ist wie der für konventionelle<br />

Ware, achten wir auf einen sehr gezielten<br />

Getreideanteil in der Ration. Im Schnitt<br />

füttern wir pro Kuh und Jahr nur etwa<br />

1.000 kg – und erreichen damit unsere<br />

Milchleistung. Das liegt fast ausschließlich<br />

am Heu der Extraklasse“, berichtet er<br />

weiter.<br />

Dass der Landwirt besagte Heuqualität<br />

nicht dem Zufall überlässt, versteht sich<br />

von selbst. Vielmehr sieht er von der Grünlandpflege<br />

über das Mähen, Wenden und<br />

Schwaden bis hin zur Bergung und letztlich<br />

der Trocknung „viele große und kleine<br />

Stellschrauben“, so seine Formulierung,<br />

die maßgeblich für gute Heuqualität sind.<br />

Schlagkraft ist dabei der rote Faden, der<br />

sich durch die ganze Erntekette zieht.<br />

15<br />

28<br />

PRAXIS<br />

29<br />

FAMILIE SCHUMEIER, LACHENDORF<br />

AUF ZUKUNFT<br />

GESETZT<br />

L andwirte denken in Generationen – aber<br />

nicht immer ist es selbstverständlich,<br />

dass ein Hof weitergeführt wird. Umso<br />

glücklicher sind Heinrich Schumeier und<br />

seine Frau Gabriele aus Lachendorf im niedersächsischen<br />

Kreis Celle, dass ihre beiden<br />

Söhne Sebastian (29) und Alexander (24)<br />

den Hof gemeinsam weiterführen werden,<br />

der seit 1910 im Familienbesitz ist. Die Entscheidung,<br />

den nächsten Generationswechsel<br />

vorzubereiten, fiel bereits vor über zehn<br />

Jahren, als Sebastian seine Lehre beendet<br />

hatte und auch Alexander signalisierte,<br />

diese Ausbildung beginnen zu wollen. Die<br />

zentrale Frage dabei war jedoch: Wie muss<br />

der Betrieb beschaffen sein, damit er auch<br />

im 21. Jahrhundert ein gutes Auskommen<br />

bieten kann – noch dazu für drei Familien? In<br />

jener Zeit setzte zwar noch die Milchquote<br />

die Rahmenbedingungen, aber ihr Ende war<br />

absehbar – was man von der Milchpreisentwicklung<br />

nach ihrem Wegfall allerdings<br />

nicht sagen konnte. „Trotzdem stand für<br />

uns fest, den Tierbestand kontinuierlich<br />

auszubauen. Anfangs geschah dies noch<br />

mit Quotenzukauf und später dann so weit,<br />

wie es der Platz im bisherigen Stall zuließ“,<br />

berichtet Heinrich Schumeier. So wurden<br />

aus 80 Kühen im Jahr 2005 nach und nach<br />

bis 2<strong>01</strong>5 rund 180, sodass der 1997 gebaute<br />

und 2005 erweiterte alte Laufstall aus allen<br />

Nähten platzte und das Jungvieh bereits<br />

in stillgelegte Ställe in der Nachbarschaft<br />

umziehen musste.<br />

VIELE HÜRDEN<br />

Parallel zur Bestandsaufstockung war<br />

bereits das anstrengendste Kapitel angelaufen:<br />

Planung und Realisierung des<br />

Stallneubaus. Wie der aussehen sollte,<br />

stand für die Familie rasch fest – nicht<br />

aber, wo. Insgesamt wurden über einen<br />

Zeitraum von sechs Jahren vier Optionen<br />

geprüft und doch wieder verworfen, bis<br />

dann die Entscheidung für den finalen,<br />

heutigen Standort fiel, in der Feldmark und<br />

etwa 500 m Luftlinie vom Stammhof entfernt.<br />

„Es lag aber nicht daran, dass wir uns<br />

Mit einem Neubau und der Verdoppelung<br />

des Milchviehbestandes hat Familie<br />

Schumeier die Weichen gestellt, dass auch<br />

die nächste Generation den Hof weiterführen<br />

kann. Freude am Beruf und viel<br />

Zuversicht sind die Voraussetzungen<br />

dafür – trotz Bürokratie und sonstiger<br />

Hürden. Eine Mutmach­Story.<br />

Im Gebäude vorn rechts sind Melkkarussel plus<br />

Wartebereich, Milchkammer, Melktanks und<br />

der Stallbereich für Trockensteher sowie frisch<br />

gekalbte Kühe untergebracht. Im hinteren Stall<br />

stehen die zu melkenden Kühe, und die Pultdachhalle<br />

links ist für Kälber und Färsen gedacht.<br />

40<br />

SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 1: MÄHEN<br />

OPTIMALER SCHNITT<br />

WISSEN<br />

41<br />

In einer Serie werden wir in mehreren Teilen darüber<br />

berichten, auf welche Punkte der Praktiker bei der Ernte<br />

sowie den Maschineneinstellungen achten kann, um „einen<br />

guten Schnitt zu machen“.<br />

Im ersten Teil unserer Serie beschäftigen wir uns mit dem<br />

Mähen als Einstieg in gutes Grundfutter. Unterstützt wurden<br />

wir dabei von Peter Schultze, der als Produktspezialist<br />

für Mähtechnik im Hause Krone einer der Experten ist, wenn<br />

es um die Ernte von Qualitätsfutter geht.<br />

SCHLAGKRÄFTIG MÄHEN<br />

Das Wetter ist der Taktgeber, erklärt der Erntetechnikexperte<br />

von Krone: „Es sollte nicht in das gemähte Gras hineinregnen,<br />

das gilt für Silage und noch mehr für die Ernte von<br />

Qualitätsheu. Zum einen muss man deshalb die Wetterlage<br />

im Auge behalten, zum anderen kann man sich technisch<br />

entsprechend so aufstellen, dass man die Erntezeit möglichst<br />

kurzhält – das heißt, schlagkräftige Technik einsetzen.“<br />

Gemäht wird in der Regel kurz vor dem Schieben der Rispen<br />

bzw. der Ähren. „Da heute häufig mit Gräsermischungen<br />

gearbeitet wird, muss man sich entsprechend an den<br />

Gräserarten orientieren oder aber Schnittproben nehmen<br />

und analysieren, um den TM-Gehalt zu bestimmen. Je nach<br />

gewünschtem Zielwert kann dann der Erntebeginn definiert<br />

werden“, fügt Peter Schultze hinzu.<br />

Wenn die Schlagkraft ausreicht, sollte möglichst spät am<br />

Tag mit dem Mähen gestartet werden, um einen hohen<br />

Zuckergehalt in der Silage zu sichern, der an einem sonnigen<br />

Tag bis zum Abend immer weiter ansteigt. Dies setzt eine<br />

an die Gesamtfläche angepasste Schlagkraft beim Mähen<br />

voraus. „Wer morgens mähen will, sollte auf jeden Fall<br />

darauf achten, dass die Bestände abgetrocknet sind, sprich<br />

der Tau aus den Pflanzen ist, um die Futterverschmutzung<br />

so gering wie möglich zu halten“, ergänzt Peter Schultze.<br />

SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 1: MÄHEN<br />

OPTIMALER SCHNITT<br />

Fehler, die bei der Silage­ und<br />

Heuernte gemacht werden,<br />

wirken sich direkt auf das Gesamtergebnis<br />

eines Betriebes<br />

aus. Entsprechend sind die<br />

Landwirte klar im Vorteil, die<br />

die gesamte Erntekette vom<br />

Mähen bis zum Bergen streng<br />

im Auge behalten.<br />

In einer Serie werden wir in mehreren Teilen darüber<br />

OPTIMALER SCHNITT<br />

Wer hoch schneiden will,<br />

sollte Hochschnittkufen am<br />

Mähwerk verwenden, um einen<br />

Stufenschnitt zu vermeiden.<br />

50<br />

WEIDETIERHALTUNG<br />

SCHUTZ VOR<br />

WÖLFEN<br />

Mittlerweile kann jederzeit und an jedem Ort in Deutschland<br />

ein Wolf auftauchen. Dies stellt vor allem Weidetierhalter<br />

vor Herausforderungen. Wir sprachen mit zwei<br />

Experten, welche Schutzmaßnahmen praktikabel sind.<br />

PRAXIS<br />

51<br />

W as die rechtliche Lage und die Stimmung in der<br />

Bevölkerung angeht, zeichnet sich ein klares Bild ab:<br />

Weidetierhalter werden sich – ob sie wollen oder nicht – mit<br />

dem Wolf arrangieren müssen. Das bedeutet zwangsläufig,<br />

dass es vermehrt zu Rissen kommen wird. Auch wenn diese<br />

in der Regel entschädigt werden, ist das Problem damit<br />

nicht gelöst. Zum einen wird selten der reale Wert der<br />

Tiere ersetzt, zum anderen hat ein Riss Folgewirkungen auf<br />

die ganze Herde und den Tierbesitzer. Denn nach einem<br />

Wolfsangriff bietet sich ein furchtbares Bild: tote, verletzte,<br />

panische, traumatisierte Tiere – wünschen möchte man<br />

diesen Anblick niemandem.<br />

Aber es gibt Gegenmaßnahmen. Eine davon ist ein funktionierender<br />

Elektrozaun. „Die Empfehlung ist, mit mindestens<br />

vier Litzen beziehungsweise Drähten bei einer Mindesthöhe<br />

von 90 cm zu arbeiten“, sagt Günter Herkert. Er ist<br />

Technischer Leiter bei einem Unternehmen für Stall- und<br />

Weidetechnik sowie selbst Landwirt. Im Nebenerwerb hält<br />

er 22 Rinder und 15 Mutterschafe plus Nachzucht. „Eine<br />

Zeitlang gab es Diskussionen vor allem über die Höhe. Und<br />

je höher ein Zaun, vor allem ein Mobilzaun ist, desto aufwändiger<br />

ist der Auf- und Abbau. Dies hat sich mittlerweile<br />

herumgesprochen. Denn Wölfe überspringen nur sehr selten<br />

Zäune, eher versuchen sie, unten durchzukommen. Deshalb<br />

sollte der unterste Draht auch maximal 20 cm vom Boden<br />

entfernt sein“, erklärt er weiter.<br />

WEIDETIERHALTUNG<br />

SCHUTZ VOR<br />

WÖLFEN<br />

Die Experten: Günter Herkert (linkes Bild) ist Technischer Leiter bei einem<br />

Unternehmen für Stall- und Weidetechnik. Außerdem hält er Schafe und<br />

Fleischrinder im Nebenerwerb. René Gomringer ist mit seinem Schafbüro<br />

als Berater tätig. Bis zu seinem Ruhestand war er lange Jahre Geschäftsführer<br />

des Landesverbandes Bayerischer Schafhalter.<br />

54<br />

PARTNER<br />

MOERSCHEN<br />

DER MEHRWERT ENTSCHEIDET<br />

40 der 60 Mitarbeiter<br />

sind im Service<br />

tätig, davon 33 in<br />

der Werkstatt.<br />

55<br />

Landmaschinenhändler, die sich auf wenige<br />

Kernmarken spezialisieren, noch dazu<br />

mit Schwerpunkt Maschinen und Geräte,<br />

sind nach wie vor eher die Ausnahme.<br />

Die Moerschen KG in Tönisvorst gehört<br />

dazu. Möglich ist dadurch eine große<br />

Kompetenz in Beratung und Service.<br />

Größere Wachstumsschritte gab es<br />

in der über 120-jährigen Geschichte<br />

der Firma Moerschen in Tönisvorst mehrere.<br />

Aber die offizielle Inbetriebnahme des neuen<br />

Betriebsgeländes an der Vorster Straße<br />

Anfang <strong>2020</strong> war für die Inhaberfamilie<br />

und die 60 Mitarbeitenden zweifelsfrei ein<br />

herausragendes Ereignis. Auf dem rund<br />

1 ha großen Grundstück finden sich ein<br />

Hauptgebäude mit Büros, einem 350 m²<br />

großen mehrstöckigen Ersatzteillager sowie<br />

einer 870 m² großen Werkstatt, außerdem<br />

eine Gebrauchtmaschinenhalle mit den<br />

Grundmaßen 65×20 m. „Damit ist es uns<br />

möglich, unserer Landtechnik-Sparte den<br />

notwendigen Raum zu geben, um den hohen<br />

Anforderungen an modernen Service<br />

bestmöglich gerecht zu werden“, erklärt<br />

Veit Ulbricht. Er leitet das Unternehmen<br />

zusammen mit seiner Mutter, Jutta Schröer-<br />

Ulbricht. „Gleichzeitig haben wir dadurch am<br />

bisherigen Hauptstandort jetzt die Chance,<br />

auch unseren zweiten Arbeitsbereich, die<br />

Kommunal- und Gartentechnik, noch leistungsfähiger<br />

aufzustellen“, ergänzt er.<br />

Beide Firmensparten haben nach seiner<br />

Aussage im Portfolio gleiches Gewicht,<br />

gemessen an der Mitarbeiterzahl und<br />

der wirtschaftlichen Bedeutung. Bezüglich<br />

des Umsatzes steht die Landtechnik<br />

jedoch an erster Stelle – und wies in den<br />

vergangenen fünf Jahren auch die deutlichsten<br />

Zuwachsraten auf. Dies hat nach<br />

Aussage Veit Ulbrichts mehrere Ursachen,<br />

etwa in einer Erweiterung des Verantwortungsgebietes<br />

und der Erweiterung des<br />

Produktportfolios im Bereich Sätechnik,<br />

Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz<br />

durch die Marke Horsch. „An den drei<br />

wichtigsten Faktoren, die zum erfreulichen<br />

Wachstum beigetragen haben, hat sich<br />

jedoch nichts geändert: die Fokussierung<br />

auf wenige Kernmarken, die Strategie der<br />

Spezialisierung und die kompromisslose<br />

Ausrichtung des gesamten Unternehmens<br />

auf 1a-Service. Das wissen die Kunden<br />

zweifelsfrei zu schätzen, was uns den anhaltenden<br />

Auftrieb im Markt beschert“,<br />

freut sich der junge Unternehmer.<br />

MEHRWERT<br />

Kernmarken und Spezialisierung sind dabei<br />

untrennbar miteinander verbunden, wie er<br />

weiter erläutert. „Wer einen breiten Produkt-<br />

MOERSCHEN<br />

DER MEHRWERT ENTSCHEIDET<br />

12<br />

WISSEN<br />

ZAHLEN &<br />

FAKTEN<br />

Die Landwirtschaft steht vielfach in der Kritik. Wenig bekannt und<br />

kommuniziert wird dabei, wie groß die Leistungen dieses Berufszweigs<br />

für Gesellschaft und Umwelt sind.<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Im Zuge einer repräsentativen Umfrage<br />

der Rentenbank zur Digitalisierung in der<br />

Landwirtschaft wurden 4<strong>01</strong> Landwirte<br />

aus Deutschland im dritten Quartal 2<strong>01</strong>8<br />

befragt. 78 % der befragten Landwirte<br />

meinen, dass die Digitalisierung die Rückverfolgbarkeit<br />

der Produkte vereinfachen<br />

wird. 70 % der Landwirte sehen positive<br />

Effekte der Digitalisierung auf die Prozessdokumentation<br />

und 67 % auf eine umweltschonendere<br />

Produktion.<br />

KOHLENSTOFFSPEICHER<br />

Grünland, vor allem<br />

Dauergrünland,<br />

speichert im Schnitt<br />

etwa doppelt so viel<br />

Kohlenstoff wie ein<br />

Ackerboden. Mit<br />

bis zu 8 % Humusgehalt<br />

findet sich<br />

im Grünland sogar<br />

mehr Kohlenstoff<br />

als in der Erde unter<br />

Wäldern.<br />

AUSGABEN IN DER<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

Die produktionsbedingten <strong>Ausgabe</strong>n der<br />

deutschen Landwirtschaft, etwa für Betriebsmittel,<br />

Investitionsgüter und Dienstleistungen,<br />

betrugen im Jahr 2<strong>01</strong>7 rund<br />

45,3 Mrd. €. Davon entfielen 9,9 Mrd. auf<br />

Investitionen in Bauten und Maschinen.<br />

Zu den betriebsbedingten<br />

<strong>Ausgabe</strong>n kommen u. a. die<br />

privaten Konsumausgaben<br />

der Land- und Forstwirte<br />

hinzu, die sich 2<strong>01</strong>7 auf<br />

9,2 Mrd. € beliefen.<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

NETZAUSBAU<br />

Eine Umfrage des Deutschen Bauernverbandes<br />

zu möglichen Hemmnissen der<br />

Digitalisierung ergab:<br />

Für knapp 40 % der Landwirte<br />

ist eine mangelhafte<br />

Breitbandversorgung<br />

ein entscheidendes<br />

Hemmnis für die Digitalisierung<br />

der Landwirtschaft.<br />

Besonders Betriebe<br />

über 100 ha sehen<br />

den derzeitigen Stand der<br />

Breitbandversorgung als<br />

problematisch an.<br />

13<br />

LEBENSMITTELABFÄLLE<br />

In Deutschland landen jährlich rund<br />

12,7 Mio. t Essen im Müll. Mit 55 % bzw.<br />

7 Mio. t entsteht der Großteil der Abfälle in<br />

privaten Haushalten. Somit wirft im Durchschnitt<br />

jeder in Deutschland etwa 85 kg<br />

Lebensmittel im Jahr weg. Weitere 11 %<br />

stammen aus der Landwirtschaft (Nachernteverluste),<br />

17 % aus der Verarbeitung,<br />

13 % aus der Gastronomie und 4 % aus<br />

dem Handel.<br />

BUY LOCAL<br />

2<strong>01</strong>5 kauften private Haushalte für rund<br />

1,5 Mrd. € auf Wochenmärkten ein.<br />

Weitere 1,3 Mrd. € entfielen auf Einkäufe<br />

direkt bei Erzeugern. Damit zeigt sich die<br />

Bedeutung regionaler Herkunft, die vielen<br />

Verbrauchern besonders bei Fleisch und<br />

Fleischerzeugnissen sowie Obst und Gemüse<br />

wichtig ist.<br />

AUSGABEN FÜR<br />

ERNÄHRUNG UND GENUSS<br />

Laut Situationsbericht des Deutschen<br />

Bauernverbandes werden in Deutschland<br />

etwa 14 % der Konsumausgaben für<br />

Nahrungs- und Genussmittel ausgegeben.<br />

1975 waren es demzufolge noch 23 %.<br />

Zugleich haben sich die Qualität und Verarbeitung<br />

der Lebensmittel verbessert und<br />

die Leistung der einzelnen Betriebe, zum<br />

Beispiel durch moderne Anbautechniken<br />

und Züchtungen, gesteigert.<br />

WELTBEVÖLKERUNG<br />

Im Jahr 2060 werden ca. 10 Mrd. Menschen<br />

auf der Erde leben – 2,2 Mrd. mehr als<br />

heute. Ein Landwirt wird dann im Durchschnitt<br />

knapp 200 Menschen versorgen<br />

müssen.<br />

200<br />

Bauern-<br />

Markt<br />

24<br />

WISSEN<br />

Rainer Weerda nahm<br />

2<strong>01</strong>8 eine Woche Urlaub,<br />

um als Busfahrer den<br />

Weihnachtspäckchen-<br />

Konvoi zu begleiten.<br />

Rainer Weerda ist seit 2008<br />

bei Krone, erst als Werksbeauftragter,<br />

jetzt in der<br />

Händlernetz­Entwicklung.<br />

Viel zu reisen, gehört daher<br />

zum Job. Aber auch in seiner<br />

Freizeit ist er gern mal unterwegs<br />

– unter anderem 2<strong>01</strong>8<br />

als Busfahrer in einem Weihnachts­Hilfskonvoi<br />

nach<br />

Moldawien. Ein bewegendes<br />

Erlebnis.<br />

25<br />

MENSCHEN BEI KRONE<br />

CHAUFFEUR DES<br />

WEIHNACHTS-<br />

MANNS<br />

W ohl jeder von uns hat das Bild vor<br />

Augen: Der Weihnachtsmann eilt<br />

mit Schlitten und Rentieren am dunklen<br />

Himmel der Heiligen Nacht von Haus zu<br />

Haus, schwer bepackt mit Geschenken.<br />

Und so manches Kind hat sich gefragt: Wie<br />

schafft er das alles? Szenenwechsel: Eine<br />

Industriehalle im hessischen Hanau, davor<br />

32 Lkw-Sattelzüge, fünf Reisebusse – und<br />

darin mehr als 150.000 (!) Weihnachtspäckchen.<br />

Doch während Santa Claus mit<br />

Schlitten ein Produkt blühender Phantasie<br />

ist, sind die Hanauer Päckchen Realität.<br />

Hintergrund ist die seit Jahren erfolgreich<br />

praktizierte Hilfsaktion der Organisationen<br />

Round Table, Ladie’s Circle, Old Tablers und<br />

Tangent Club, die vergleichbar sind mit Clubs<br />

wie Rotary oder Lions. Unter dem Motto<br />

„Kinder packen für Kinder“ bereiten Kindergärten<br />

und Schulen aus ganz Deutschland<br />

Weihnachtspäckchen für Kinder in der Ukraine,<br />

Moldawien, Bulgarien und Rumänien<br />

vor. Diese werden an verschiedenen Punkten<br />

Deutschlands gesammelt, in der Vorweihnachtszeit<br />

zentral nach Hanau gebracht und<br />

mit einem beeindruckenden Konvoi von rund<br />

250 ehrenamtlichen Helfern Richtung Osten<br />

transportiert.<br />

2<strong>01</strong>8 war auch Rainer Weerda einer dieser<br />

Helfer. Seit zwölf Jahren arbeitet er bei<br />

Krone, davon zehn Jahre als Werksbeauftragter<br />

in Deutschlands Nordwesten.<br />

Seit 2<strong>01</strong>8 bildet er zusammen mit zwei<br />

weiteren Kollegen die Arbeitsgruppe<br />

„networkdevelopment“, also die Händlernetzentwicklung.<br />

Ziel ist hierbei, die<br />

Krone-Vertriebsstrukturen zu optimieren<br />

und die Fachhändler als Spezialisten für<br />

Grundfutterernte zu stärken. „Durch die<br />

teils sehr weitreichenden Veränderungen<br />

im Landtechnik-Markt und die Versuche<br />

der großen Long-Liner, mit immer breiteren<br />

Produktsortimenten ihre Händler auf Linie<br />

zu trimmen, bieten sich Spezialisten wie<br />

Krone diverse Chancen, die es zu nutzen<br />

gilt“, erzählt er.<br />

BOOT & BUS<br />

Wer im Vertrieb arbeitet, ist erfahrungsgemäß<br />

viel unterwegs. Welcher Ausgleich<br />

dient dann als Kontrapunkt zu vielen<br />

Stunden im Auto? Joggen oder ruhigere<br />

Optionen wie Gärtnern oder Modellbahnbau<br />

treffen auf den Fünfzigjährigen, der vor<br />

seiner Zeit bei Krone in der Pkw- und Nutzfahrzeugbranche<br />

im Vertrieb tätig war, aber<br />

definitiv nicht zu. Mit seiner Frau und den<br />

beiden Kindern wohnt er in Elsfleth an der<br />

Unterweser – was Hobby Nr. 1 fast schon<br />

nahelegt: Skipper auf Weser und Nordsee.<br />

Die Frage nach der Länge seiner Yacht beantwortet<br />

er schmunzelnd: „Keine Yacht,<br />

auch kein Segler, sondern ein Motorboot,<br />

7,5 m lang, mit 200 PS starkem V6-Motor.<br />

Damit kommt man schon ordentlich voran<br />

und ist auch mal für ein Ausflugswochenende<br />

gerüstet. Aber weiter als bis nach<br />

Helgoland geht es nicht.“<br />

Zu Hobby Nr. 2, das ihn begeistert, findet<br />

er deutlich seltener Gelegenheit: Busfahren.<br />

Der passende Führerschein stammt<br />

noch aus der Bundeswehrzeit, aber die<br />

Gelegenheiten zur Fahrpraxis sind eher<br />

rar. Bisher ist es jedoch immer gelungen,<br />

den Führerschein alle fünf Jahre verlängert<br />

zu bekommen und auch die notwendigen<br />

Schulungen wahrzunehmen. Hilfreich<br />

ist dabei seine Bekanntschaft mit dem<br />

Elsflether Busunternehmer Jörn Wiards,<br />

der besonders an Wochenenden dankbar<br />

für Aushilfsfahrer ist und von Rainer<br />

Weerdas Busführerschein eher zufällig<br />

„Wind bekam“. Ab und zu stehen für den<br />

Krone-Vertriebsexperten daher Busreisen<br />

Paket plus Teddy: Dieser junge Mann<br />

ist noch ganz gebannt vom Geschenk,<br />

das Rainer Weerda ihm überreicht hat.<br />

34<br />

ALPINAVERA (CH)<br />

DIE REGION<br />

STÄRKEN<br />

INTERNATIONAL<br />

35<br />

Im Verein alpinavera haben in den Schweizer<br />

Kantonen Uri, Glarus, Graubünden und<br />

Tessin Firmen zusammengefunden, um den<br />

Absatz ihrer regionalen Produkte zu fördern.<br />

Dies können Landwirte, Verarbeiter<br />

oder auch Kunsthandwerker sein.<br />

büros. Weitere Akteure bei alpinavera sind<br />

Produzenten. Sie werden Vertragspartner<br />

und damit Markennutzer des Gütesiegels<br />

regio.garantie für die zertifizierten Regionalprodukte.<br />

Das können Landwirte selbst<br />

oder Verarbeitende von Lebensmitteln sein.<br />

Sie müssen folgende zentrale Anforderung<br />

erfüllen: Sie stellen Lebensmittel her oder<br />

verkaufen diese, wobei die Rohstoffe zur<br />

Herstellung zu 80 % aus der alpinavera-<br />

Region stammen müssen. Zudem müssen<br />

die maßgeblichen Verarbeitungsschritte<br />

in der Region erfolgen. Für handwerkliche<br />

und kunsthandwerkliche Produkte gelten<br />

gesonderte Bestimmungen.<br />

„Insgesamt werden in der Schweiz 27 Organisationen<br />

im Rahmen der Absatzförderung<br />

durch den Bund unterstützt. Davon sind<br />

vier Absatzförderungsorganisationen<br />

für Regionalprodukte. Der Bund gibt für<br />

die Absatzförderung insgesamt 68 Mio.<br />

Schweizer Franken (CHF) aus. Das ist viel<br />

Geld, für die Regionalprodukte maximal<br />

3,35 Mio. CHF“, berichtet die Geschäftsführerin<br />

und ergänzt: „Deshalb müssen<br />

wir auch bestimmte Vorgaben erfüllen,<br />

einem strengen Controlling genügen und<br />

unsere Budgets anmelden. Zudem müssen<br />

wir unsere Effektivität nachweisen, also<br />

wie hoch die Umsätze mit zertifizierten<br />

Produkten sind und in welchen Absatzkanälen<br />

die Produzenten die zertifizierten<br />

Produkte verkaufen. Wie sieht der Absatz<br />

aus? Vor allem aber: Wie gestaltet sich das<br />

Preisniveau bei den Landwirten? Dies ist<br />

ein enges Korsett, das uns der Bund auflegt.<br />

Aber gleichzeitig werden wir immer am<br />

Erfolg gemessen.“ Eine der schwierigsten<br />

Aufgaben sei es gewesen, sich mit den<br />

anderen drei regionalen Absatzförderungs-<br />

Organisationen auf einheitliche Richtlinien<br />

zu einigen. „Und dass, obwohl wir ja ein<br />

Was vereint die ostschweizerischen<br />

Kantone Uri, Glarus, Graubünden<br />

und Tessin miteinander? „Wenn Sie hier<br />

in Chur, wo unsere Geschäftsstelle sitzt,<br />

den Rhein hinunterschauen, entdeckt man<br />

nicht so viele Gemeinsamkeiten“, sagt<br />

Jasmine Said Bucher, Geschäftsführerin<br />

des Projektes alpinavera. „Aber sie müssen<br />

nach oben schauen. Es sind die Berge, die<br />

wir miteinander teilen. Und damit eine ganz<br />

spezielle Form der Landwirtschaft mit vielen<br />

regionalen Spezialitäten.“<br />

Jasmine Said Bucher – damals noch bei<br />

der Landwirtschaftsschule Plantahof tätig<br />

– war gemeinsam mit ihrem Mann die<br />

Ideengeberin des Projektes. Das Konzept<br />

wurde erstellt, diskutiert und nach einer<br />

Förderungszusage im Rahmen der landwirtschaftlichen<br />

Absatzförderung des Bundes<br />

und der Kantone konnte alpinavera im Mai<br />

2007 die Tätigkeit aufnehmen. „Mitglieder<br />

bei alpinavera sind jedoch nicht die Produzenten<br />

selbst, sondern 15 verschiedene<br />

Verbände aus den beteiligten Kantonen“, erklärt<br />

die Geschäftsführerin. „Diese kommen<br />

zum Beispiel aus der Landwirtschaft, der<br />

Viehzucht, der Lebensmittelproduktion –<br />

Metzger, Bäcker, Käser – oder der Landwirtschaftsverwaltung.<br />

Auch zwei Naturparks<br />

sind vertreten. Präsident von alpinavera ist<br />

seit dem Jahr 2<strong>01</strong>1 der Angus-Züchter Gian<br />

Peter Niggli aus Samedan, Graubünden.“<br />

ABSATZFÖRDERUNG<br />

Der Verein hat zwölf Mitarbeitende auf<br />

knapp sechs Vollzeitstellen, die größtenteils<br />

in der Geschäftsstelle tätig sind, in den Kantonen<br />

befinden sich jedoch auch Regional-<br />

Beliebt bei Einheimischen und Gästen<br />

sind die Passmärkte, die von alpinavera<br />

veranstaltet werden.<br />

46<br />

INTERVIEW<br />

KRONE-HOLDING<br />

ZWEI WELTEN, EIN WEG<br />

Die beiden Sparten Landtechnik und<br />

Logistik sind sehr unterschiedlich,<br />

trotzdem ergeben sich zahlreiche<br />

Synergieeffekte zum gegen-<br />

seitigen Nutzen.<br />

47<br />

Seit fast 50 Jahren agiert die Krone­Gruppe in zwei Branchen:<br />

Landtechnik und Nutzfahrzeuge. Beide profitieren voneinander<br />

mehr denn je. Warum das so ist, erläutert Dr. David Frink, seit<br />

Januar <strong>2020</strong> Vorstandsvorsitzender der Krone­Holding. Und er<br />

zeichnet ein differenziertes Bild der digitalen Zukunft.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Seit 2<strong>01</strong>8 waren Sie als Chief<br />

Financial Officer (CFO) in der Krone-Holding<br />

tätig und sind seit Anfang <strong>2020</strong> deren Vorstandsvorsitzender.<br />

Was hat sich durch Ihre<br />

neue Aufgabe inhaltlich für Sie verändert?<br />

Dr. David Frink: Sicher ist der Anteil strategischer,<br />

übergeordneter Aspekte in der<br />

Funktion als Vorstandsvorsitzender größer<br />

als vorher. Wobei es wichtig ist, unsere beiden<br />

Hauptsparten gleichermaßen im Blick zu<br />

haben, also einerseits die Landtechnik und<br />

andererseits die Trailersparte. Dies umschreiben<br />

wir im internen Sprachgebrauch immer<br />

mit der grünen und der blauen Welt. Für die<br />

operativen Aufgaben, etwa in den Bereichen<br />

Produktion, Vertrieb und Marketing, liegt<br />

mein Schwerpunkt eher in der Landtechnik,<br />

während sich mein Vorstandskollege, Dr. Stefan<br />

Binnewies, mehr auf die Trailer fokussiert.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Für Sie persönlich waren ja beide<br />

Branchen Neuland ...<br />

Dr. Frink: Das stimmt, denn durch meine<br />

Vorstandstätigkeiten bei Schiesser und Gerry<br />

Weber standen ganz andere Produkte und<br />

Märkte auf dem Plan. Andererseits sind Leitungsaufgaben<br />

von Fertigung über Finanzen<br />

bis hin zum Vertrieb in ihren Grundsätzen<br />

branchenunabhängig ähnlich. Doch ich<br />

stimme Ihnen zu: Es ist sehr wichtig, einen<br />

starken Bezug zu den Märkten und Branchen<br />

aufzubauen, um erfolgreich agieren und gestalten<br />

zu können.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was hat Sie an der Konstellation<br />

bei Krone fasziniert?<br />

Dr. Frink: Dass beide Welten – grün und<br />

blau – in ihren Gesetzmäßigkeiten sehr<br />

unterschiedlich sind und sich dennoch ausgesprochen<br />

gut ergänzen. Die Synergien<br />

sind erheblich und stellen das Unternehmen<br />

stabil auf.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: An welche Synergien denken Sie<br />

dabei?<br />

Dr. Frink: Dazu gehört, dass der Konjunkturverlauf<br />

in beiden Märkten – erstaunlicherweise<br />

– fast immer unterschiedlich ist.<br />

Während der Finanzkrise 2<strong>01</strong>0 trug die Landtechnik<br />

dazu bei, die Gruppe angesichts der<br />

dramatischen Einbrüche im Logistiksegment<br />

auf Kurs zu halten. In den Jahren danach<br />

wiesen die Trailer die stärkeren Zuwachsraten<br />

auf. Allerdings kam Mitte 2<strong>01</strong>9 erneut ein<br />

heftiger Marktknick bei Trailern, während<br />

KRONE-HOLDING<br />

ZWEI WELTEN, EIN WEG<br />

Dr. David Frink ist seit 2<strong>01</strong>8 im Vorstand<br />

der Krone-Holding tätig und seit Januar<br />

<strong>2020</strong> deren Vorsitzender.<br />

58<br />

Absoluter Schutz der<br />

Mitarbeitenden nach<br />

allen geltenden Regeln<br />

und Sicherstellung der<br />

Produktion – diesen beiden<br />

Herausforderungen<br />

stellte sich bei Krone seit<br />

März ein Corona­Krisenteam.<br />

Hier einige Impressionen<br />

zu kreativen<br />

Lösungen für den Ausnahmezustand.<br />

MASCHINENFABRIK KRONE<br />

IM CORONA-MODUS<br />

1<br />

WISSEN<br />

59<br />

MASCHINENFABRIK KRONE<br />

IM CORONA-MODUS<br />

1 1.877 Mitarbeitende der Krone Gruppe<br />

arbeiteten phasenweise im Home-Office.<br />

Das funktionierte hervorragend, auch<br />

dank der exzellenten Vorbereitung und<br />

Unterstützung durch das Krone IT-Team,<br />

das sich ebenfalls in Vor-Ort-Betreuung<br />

und Home-Office organisiert hatte.<br />

2 Mit hauseigenen 3D-Druckern wurden<br />

Türklinkenverlängerungen gefertigt,<br />

sodass zahlreiche Türen jetzt einfach mit<br />

dem Ellenbogen geöffnet werden können.<br />

3 Da die Montage des BiG X nahezu<br />

komplett isoliert arbeitet, wird die<br />

Arbeitskleidung für die Kollegen dort<br />

vom Betriebsrat vorsortiert und dann<br />

per Shuttle für die einzelnen Mitarbeiter<br />

bereitgestellt.<br />

4 Für Lkw-FahrerInnen wurden Container<br />

aufgestellt, wo sie sich vor Anmeldung<br />

und Lieferung/Abholung von Waren die<br />

Hände desinfizieren können.<br />

5 Der Schichtbetrieb wurde neu getaktet,<br />

damit es nicht zu Kontakten zwischen<br />

der Früh- und Spätschicht kommt. Im<br />

Werk wurden zwischen den einzelnen<br />

Fertigungs-Bändern Absperrungen<br />

aufgebaut, so bleiben z.B. die Mitarbeiter<br />

einer Produktgruppe ausschließlich in<br />

ihrem Bereich.<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

TRINKWASSERQUALITÄT<br />

„GÜLLE IST<br />

NICHT DAS<br />

PROBLEM.“<br />

Die „Überdüngung“ mit Gülle<br />

und Gärresten wird von Teilen<br />

der Politik und Bevölkerung als<br />

Hauptursache zu hoher Nitratwerte<br />

im Trinkwasser gesehen.<br />

Zu Unrecht, wie jetzt Auswertungen<br />

gezeigt haben, die<br />

Dr. Hans­Heinrich Kowalewsky<br />

im Interview erläutert. Und auch<br />

die bisherige Ausweisung roter<br />

Gebiete ist fachlich nicht haltbar.<br />

6<br />

TITELTHEMA<br />

7<br />

Mit der Zustimmung des Bundesrates Ende März gilt<br />

die Verschärfung des Düngerechts als beschlossen.<br />

Viele neue Vorgaben werden bereits in wenigen Wochen<br />

in Kraft treten, wenn die novellierte Düngeverordnung im<br />

Bundesgesetzblatt veröffentlicht ist. Die neuen strengeren<br />

Regeln für besonders belastete, sogenannte rote Gebiete<br />

gelten allerdings erst ab dem 1.1.2021. Bis dahin sollen<br />

die Gebietsabgrenzungen überprüft und Regeln für die<br />

Festlegung erarbeitet werden.<br />

Besonders gegen die bisher in den Bundesländern bereits<br />

erfolgte Ausweisung besagter roter Gebiete hatte sich<br />

heftiger Widerstand seitens der Landwirtschaft formiert.<br />

Und das zu Recht, wie kürzlich zwei anerkannte Düngungs-<br />

und Nährstoffexperten aufgezeigt haben: Dr. Hans-Heinrich<br />

Kowalewsky, ehemaliger Leiter des „Fachbereichs Energie,<br />

Bauen und Technik“ der Landwirtschaftskammer Niedersachsen,<br />

und Dr. Günter Steffens, ehemaliger Leiter der<br />

LUFA in Oldenburg, sind nach umfangreichen Analysen<br />

vorhandener Datengrundlagen aus offiziellen Quellen am<br />

Beispiel des Bundeslandes Niedersachsen zu spannenden<br />

Ergebnissen gekommen.<br />

18<br />

INTERVIEW<br />

Jede Generation setzt ihre Zeichen, das gilt auch in<br />

Unternehmerfamilien. Dr. Bernard Krone hat auf dem<br />

Weg der Maschinenfabrik zum Global Player viele<br />

entscheidende Weichen gestellt. Anlässlich seines<br />

80. Geburtstages blickt er zurück – aus einer sehr<br />

persönlichen Perspektive.<br />

19<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Dr. Krone, wir sitzen anlässlich dieses<br />

Gesprächs hier im Krone-Museum, genauer gesagt im<br />

ehemaligen Büro Ihres Vaters. Welche Erinnerung kommt<br />

Ihnen dabei?<br />

Dr. Bernard Krone: Nicht nur eine, sondern sehr viele! Zum<br />

Beispiel daran, dass sich sein Todestag im Februar zum 50sten<br />

Mal gejährt hat. Daran, welches Glück er empfunden hat, als<br />

sein erstes Enkelkind, unsere Tochter Nicola, geboren wurde.<br />

Und dass meine Frau Maria mit unserer Tochter Dorothee<br />

Ende des achten Monats schwanger war, als wir meinen Vater<br />

zu Grabe tragen mussten. Aber auch daran, wie sehr es ihn<br />

gefreut hätte, dass sich das Unternehmen so gut entwickelt<br />

hat.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Hat Ihr Vater denn Zweifel gehabt,<br />

dass Sie sein Werk erfolgreich fortführen<br />

…<br />

Dr. Krone: Nein, das war definitiv nicht der<br />

Fall! Meine Eltern haben mich sehr geprägt,<br />

beide auf ihre Weise und sehr unterschiedlich. Was ich zum<br />

Beispiel an sozialer Kompetenz und Familiensinn mit auf den<br />

Weg bekommen habe, ist meiner Mutter mit ihrer Herzensgüte,<br />

Hilfsbereitschaft und Mildtätigkeit zu danken, die in der<br />

Familie, im Unternehmen, in Spelle und weit darüber hinaus<br />

in aller Stille enorm viel für die Menschen bewegt hat. Von<br />

meinem Vater habe ich sehr deutlich die „unternehmerische“<br />

Prägung mitbekommen. Ich habe ihn von Kindesbeinen an<br />

oft begleitet, in die Fabrik, aber ebenso zu den Kunden. Das<br />

hat mir mein ganzes Leben lang enorm geholfen. Er war sehr<br />

weitblickend, sehr souverän – aber er litt, genauso wie mein<br />

Großvater, stark unter Bronchialasthma. Deshalb hatte er<br />

große Sorge, dass er sterben könnte, bevor ich selbst in meiner<br />

Ausbildung soweit wäre, den Betrieb zu übernehmen. Daher<br />

war er bestrebt, mich in allen Belangen so früh wie möglich<br />

auf meine Aufgabe vorzubereiten und mir die bestmögliche<br />

Ausbildung mitzugeben – was damals sicher nicht immer<br />

einfach war.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Inwiefern?<br />

Dr. Krone: Zum Beispiel sollte ich nach vier Jahren Volksschule<br />

in Spelle auf das Gymnasium in Meppen wechseln.<br />

Doch es zeigte sich, dass mir letztlich zu viele<br />

Grundlagen fehlten, um dort den Anschluss<br />

zu halten. Also kam ich auf die Mittelschule<br />

in Freren. Mit der Mittleren Reife in der<br />

Tasche, absolvierte ich dann ein Praktikum<br />

in der Gießerei bei Niemeyer und dann eine<br />

Lehre bei Claas – im Rückblick eine sehr<br />

schöne Zeit. Ich wäre gern auch länger dort<br />

geblieben, aber mein Vater drängte – aus dem genannten<br />

Grund – auf den nächsten Schritt, ein Studium in Köln an<br />

der damals einzigen staatlichen Ingenieurschule, die einen<br />

Spezialisierungszweig Landtechnik hatte. Schon damals war<br />

ihm klar, dass die Zukunft des Unternehmens mehr denn je<br />

von meiner technischen Kompetenz abhängen würde. Dass<br />

ich jedoch 1959 als bis dahin jüngster Studienanfänger in<br />

Köln einen Platz bekam, verdanke ich in hohem Maß Alfons<br />

Siepenkort, damals Einkaufsleiter und erster Direktor bei<br />

Claas, außerdem Bruder von Dr. Helmut Claas‘ Mutter Paula.<br />

INTERVIEW<br />

„ES WAR<br />

NICHT NUR<br />

STRATEGIE.“<br />

„WAS ERREICHT WUR-<br />

DE, WAR NICHT MEIN<br />

VERDIENST ALLEINE.“<br />

DR. BERNARD KRONE<br />

Früh übte sich …<br />

von lästigen<br />

Schul-Hausaufgaben<br />

blieben<br />

auch künftige<br />

Firmenlenker nicht<br />

verschont.<br />

Alle Krone-Comedy-Clips<br />

können Sie sich auf YouTube<br />

unter Krone T-Vision ansehen:<br />

COMEDY-CLIPS<br />

JUST<br />

FOR FUN<br />

Ein­ bis zweimal im Jahr bietet Krone<br />

großes Kino in weniger als fünf Minuten –<br />

mit einem Comedy­Clip. Im Mittelpunkt<br />

dieses etwas anderen Werbespots stehen<br />

meist zwischenmenschliche Geschichten,<br />

nicht die Technik. Der Aufwand dafür ist<br />

enorm – aber das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen.<br />

32<br />

WISSEN<br />

Der erste Clip entstand 2<strong>01</strong>2 in Österreich. Damals<br />

überlegte man, wie man beim Krone-Mähwerk das<br />

Feature „DuoGrip“, die doppelte Anlenkung des Mähholms,<br />

am anschaulichsten erklären kann. Entstanden war ein<br />

Video mit hohem Unterhaltungswert. Österreichs derzeitige<br />

Meisterin im Sensenmähen verdeutlichte mit der Sense,<br />

wie das Prinzip „im Schwerpunkt getragen – von Lenkern<br />

geführt“ im übertragenden Sinne funktioniert. Für den<br />

Lacher sorgte ein verbitterter älterer Herr, dessen Arbeitsgerät<br />

schon in die Jahre gekommen war und sich der jungen<br />

Dame geschlagen geben musste.<br />

Das Video erregte viel Aufmerksamkeit und für die humorvolle<br />

Darstellung erntete Krone viel Lob.<br />

Von da an war klar, dass Krone mit diesen außergewöhnlichen<br />

Videos weitermachen wollte – denn<br />

die Geschichten bleiben im Kopf und damit auch<br />

die Marke. Jedes dieser Videos beginnt mit einer<br />

Idee – oft im Zusammenhang mit einem neuen<br />

Produkt. Dann reift die Idee über Wochen und es<br />

entsteht eine bühnenreife Geschichte und ein detailliertes<br />

Drehbuch wird geschrieben. Als Ideengeber und Autor für<br />

alle bisherigen Clips zeichnete sich bis zu seinem Tod im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>9 Krone-Marketingleiter Heinrich Wingels aus. Die<br />

Herausforderung für ihn und sein Team bestand darin, eine<br />

solche Geschichte aus der Echtzeit heraus so zu kürzen, dass<br />

sie sich in wenigen Minuten und geschickten Filmschnitten<br />

plausibel und kurz erzählen lässt. Daran hat sich bis heute<br />

nichts geändert.<br />

Für die Dreharbeiten zum Film „Krone Smart Connect(ed)“<br />

wurden zwei Lohnunternehmen namens „Julberger“ und<br />

„Rombach“ erschaffen. Die Story: Beide haben im Fuhrpark<br />

den gleichen Feldhäcksler, die gleiche Pick-up – und<br />

beide sind sich spinnefeind. Als Tochter Julia Julberger mit<br />

dem Häcksler ausrückt, beobachtet der Vater Zuhause am<br />

Rechner seine Flotte. Möglich macht das die Krone Smart-<br />

Connect-Box, die alle Daten des Häckslers sammelt und über<br />

das Internet versendet. Via Krone SmartTelematics kann die<br />

Fahrtroute online verfolgt werden. Auch im Unternehmen<br />

Rombach fährt Sohnemann Roman mit dem BiG X los. Auch<br />

sein Vater überprüft im Büro die Fahrt des Häckslers – bis<br />

sie von der geplanten Route abweicht. Die Kinder sind telefonisch<br />

nicht erreichbar, und sofort macht sich jeder Vater<br />

auf den Weg zum Standort seines Häckslers. Dabei treffen<br />

die Väter unerwartet aufeinander – was dann passiert,<br />

sollten Sie sich einfach selbst ansehen.<br />

Die Dreharbeiten erfordern mehrere Tage gründliche<br />

Vorbereitung. Viele Requisiten werden organisiert und<br />

Mensch und Maschine herausgeputzt. Gedreht wird meist<br />

innerhalb von zwei Tagen. Übrig bleiben etwa drei bis fünf<br />

Minuten Film. Für den Feinschliff sorgt die passende Musik.<br />

Die Titel werden passgenau auf das fertig geschnittene<br />

Video komponiert. So lassen sich die Emotionen noch feiner<br />

herausarbeiten.<br />

Der Erfolg dieser Videos lässt sich nicht nur anhand der<br />

Klickzahlen auf YouTube und Facebook bemessen. Alle zwei<br />

Jahre lässt sich der Lohn der Arbeit auch auf der Agritechnica<br />

sehen, wenn sich Hunderte von Besuchern um die große<br />

Leinwand auf dem KRONE Messestand scharen, um auf die<br />

Schlusspointe der einzelnen Geschichten zu warten, die den<br />

Gästen ein Lachen ins Gesicht zaubert. «<br />

33


TITELTHEMA<br />

TRINKWASSERQUALITÄT<br />

„GÜLLE IST<br />

NICHT DAS<br />

PROBLEM.“<br />

Mit der Zustimmung des Bundesrates Ende März gilt<br />

die Verschärfung des Düngerechts als beschlossen.<br />

Viele neue Vorgaben werden bereits in wenigen Wochen<br />

in Kraft treten, wenn die novellierte Düngeverordnung im<br />

Bundesgesetzblatt veröffentlicht ist. Die neuen strengeren<br />

Regeln für besonders belastete, sogenannte rote Gebiete<br />

gelten allerdings erst ab dem 1.1.2021. Bis dahin sollen<br />

die Gebietsabgrenzungen überprüft und Regeln für die<br />

Festlegung erarbeitet werden.<br />

Besonders gegen die bisher in den Bundesländern bereits<br />

erfolgte Ausweisung besagter roter Gebiete hatte sich<br />

heftiger Widerstand seitens der Landwirtschaft formiert.<br />

Und das zu Recht, wie kürzlich zwei anerkannte Düngungsund<br />

Nährstoffexperten aufgezeigt haben: Dr. Hans-Heinrich<br />

Kowalewsky, ehemaliger Leiter des „Fachbereichs Energie,<br />

Bauen und Technik“ der Landwirtschaftskammer Niedersachsen,<br />

und Dr. Günter Steffens, ehemaliger Leiter der<br />

LUFA in Oldenburg, sind nach umfangreichen Analysen<br />

vorhandener Datengrundlagen aus offiziellen Quellen am<br />

Beispiel des Bundeslandes Niedersachsen zu spannenden<br />

Ergebnissen gekommen.<br />

Die „Überdüngung“ mit Gülle<br />

und Gärresten wird von Teilen<br />

der Politik und Bevölkerung als<br />

Hauptursache zu hoher Nitratwerte<br />

im Trinkwasser gesehen.<br />

Zu Unrecht, wie jetzt Auswertungen<br />

gezeigt haben, die<br />

Dr. Hans-Heinrich Kowalewsky<br />

im Interview erläutert. Und auch<br />

die bisherige Ausweisung roter<br />

Gebiete ist fachlich nicht haltbar.<br />

6 7


TITELTHEMA<br />

Mittlere Nitratgehalte im Trinkwasser in den Regionen<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Dr. Kowalewsky – Sie haben zusammen<br />

mit Dr. Steffens vorhandene Datengrundlagen für Niedersachsen<br />

ausgewertet. Warum nur für dieses Bundesland?<br />

Dr. Hans-Heinrich Kowalewsky: Erstens wussten wir aufgrund<br />

unserer früheren Tätigkeit, wo wir die für Niedersachsen<br />

benötigten Daten finden. Doch der zweite Grund ist<br />

der eindeutig wichtigere: Niedersachsen lässt sich wie kein<br />

anderes Bundesland anhand Flächennutzung, Veredelungsintensität<br />

und Topografie in gut abgrenzbare Regionen<br />

unterteilen. So ist die Situation in der Küstenregion mit<br />

hohem Grünlandanteil sehr viel anders als in den westlichen<br />

Regionen mit intensiver Schweinehaltung. Noch anders<br />

sieht es im östlichen Niedersachsen aus. Hier spielt die<br />

Tierhaltung insgesamt eine geringere Rolle. Der Nordosten<br />

ist geprägt durch sandigere Böden und Flachland, während<br />

im Südosten die lößreichen Böden in das mitteldeutsche<br />

Berg- und Hügelland übergehen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Haben Sie diese vier Regionen dann noch weiter<br />

unterteilt?<br />

Oldenburg<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Osnabrück<br />

Bremen<br />

Hannover<br />

Göttingen<br />

Hamburg<br />

Lüneburg<br />

Dr. Kowalewsky: Insgesamt haben wir Niedersachsen für<br />

die Auswertung in 22 etwa gleichgroße Bezirke unterteilt,<br />

die allerdings nicht identisch mit den Landkreisen sind. Ausschlaggebend<br />

war die Verfügbarkeit von Daten über die<br />

Stickstoffdüngung, sowie über die Nitratgehalte im Sicker-,<br />

Grund- und Trinkwasser. Dazu haben wir z. B. auf Daten<br />

aus dem Nährstoffbericht Niedersachsen und des „Niedersächsischen<br />

Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten-<br />

Braunschweig<br />

Thüringen<br />

Oldenburg<br />

und Naturschutz“ sowie auf die im Internet zugänglichen<br />

Angaben der Wasserwerke zurückgegriffen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Sind Grund- und Trinkwasser nicht dasselbe?<br />

Dr. Kowalewsky: Nein. Für die korrekte Betrachtung und<br />

Beurteilung der Nitratwerte ist es sinnvoll, zu unterscheiden<br />

zwischen Sickerwasser aus den obersten 2 m des Bodens, dem<br />

darunter befindlichen oberflächennahen Grundwasser und<br />

dem aus tieferen Schichten stammenden Trinkwasser. Für<br />

das Sickerwasser gibt es keine Messwerte, sondern gängige<br />

Berechnungen, basierend auf der Stickstoffzu- und -abfuhr<br />

sowie der jährlichen Niederschlagsmenge. Die Messergebnisse<br />

für das Grundwasser stammen aus Peilbrunnen mit Tiefen<br />

meist zwischen 5 m und 30 m, die auch für die Festlegung<br />

der roten Gebiete herangezogen wurden. Die Nitratwerte<br />

im Trinkwasser werden von den Wasserwerken ermittelt und<br />

veröffentlicht. Sie beziehen sich häufig auf Tiefen zwischen<br />

40 und 120 m.<br />

Osnabrück<br />

Nitratgehalt im Trinkwasser<br />

unter 25 mg/l (n= 430)<br />

25 – 37,5 mg/l (n= 35)<br />

37,5 – 50 mg/l (n= 13)<br />

über 50 mg/l (keine)<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie fallen die von Ihnen untersuchten Werte in<br />

den 22 Bezirken aus?<br />

Bremen<br />

Hannover<br />

Göttingen<br />

Hamburg<br />

Braunschweig 3<br />

Thüringen<br />

Der Vergleich der beiden Karten zeigt, dass die bisher in Niedersachsen festgelegten roten Gebiete (l.) nicht identisch sind mit den Regionen, die etwas erhöhte Nitratwerte<br />

im Trinkwasser (r.) haben.<br />

Dr. H. H. Kowalewsky und Dr. G. Steffens<br />

Dr. Kowalewsky: Nehmen wir zuerst den mittleren<br />

Stickstoffanfall aus organischen Düngern wie Gülle und<br />

Gärrest. Er liegt in den Veredelungsbezirken im westlichen<br />

Niedersachsen mit 160–190 kg N/ha erwartungsgemäß<br />

am Höchsten, während er im südöstlichen Niedersachsen mit<br />

durchschnittlich etwa 55 kg N/ha nur etwa ein Drittel davon<br />

erreicht. Gedüngt wird aber nicht nur organisch, sondern<br />

Mittlere Nitratgehalte im Trinkwasser in den Regionen<br />

Lüneburg<br />

3<br />

1<br />

3<br />

8<br />

13<br />

3<br />

23<br />

13<br />

2<br />

4<br />

10<br />

20<br />

Dr. H. H. Kowalewsky und Dr. G. Steffens<br />

19<br />

1<br />

2<br />

1<br />

7<br />

17<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

8<br />

13<br />

Angaben 3 in mg/l<br />

• = relativ hohe<br />

Werte<br />

(über 15 mg/l)<br />

• = mittlere Werte<br />

(5–15 mg/l)<br />

• = relativ niedrige<br />

Werte<br />

(unter 5 mg/l)<br />

ebenso mineralisch, und es findet zudem eine Nährstoffabfuhr<br />

mit den Ernteprodukten statt. Daraus ergibt sich im Westen<br />

Niedersachsens, also in z. B. im Bereich Vechta/Cloppenburg,<br />

ein rechnerischer Stickstoffüberschuss von 60–80 kg/<br />

ha, während er zum Beispiel in Northeim/Göttingen bei<br />

0–5 kg N/ha liegt. Unter Berücksichtigung des Niederschlages<br />

und nach Umrechnung vom Stickstoffüberschuss (kg/ha)<br />

in Nitratgehalte (mg/l) ergibt sich für das Sickerwasser in<br />

Vechta/Cloppenburg ein durchschnittlicher Nitratgehalt von<br />

etwa 100 mg/l. In Northeim/Göttingen sind es dagegen nur<br />

um die 40 mg/l.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Inwieweit betrifft dies dann das Grund- bzw.<br />

Trinkwasser?<br />

Dr. Kowalewsky: Natürlich gibt es da eine Verbindung. Wenn<br />

im Sickerwasser kein Nitrat vorhanden ist, kann auch nichts<br />

ins Grund- und Trinkwasser gelangen. Andersherum bedeuten<br />

aber hohe Gehalte im Sickerwasser nicht automatisch, dass<br />

im Grundwasser immer hohe Nitratgehalte gefunden werden.<br />

Gemessen werden die Nitratgehalte im oberflächennahen<br />

Grundwasser in den viel zitierten Peilbrunnen. Davon gibt es<br />

rund 1.300 in Niedersachsen. Bei 68 % dieser Brunnen liegt<br />

der Nitratgehalt im Bereich unterhalb von 25 mg/l, also bei<br />

weniger als der Hälfte des zulässigen Höchstwertes. Weitere<br />

11 % bewegen sich im Bereich zwischen 25 und 50 mg Nitrat/l,<br />

also immer noch unter dem zulässigen Höchstwert. Nicht zu<br />

verhehlen ist allerdings, dass in 13 % der Peilbrunnen der<br />

Wert zwischen 50 und 100 mg/l liegt, in 8 % sogar oberhalb<br />

der Marke von 100 mg/l. Regional betrachtet fällt auf, dass<br />

13<br />

1 Angaben in mg/l 2<br />

3<br />

3<br />

23<br />

= relativ hohe Werte<br />

(über 15 mg/l) 4<br />

= mittlere Werte<br />

(5 – 15 mg/l)<br />

je Region Werte von<br />

5 bis 11 Wasserwerken<br />

gesamt n = 196<br />

Grenzwert = 50 mg/l<br />

10<br />

= relativ niedrige Werte<br />

(unter 5 mg/l)<br />

Mittlere Nitratgehalte im Trinkwasser in den Regionen<br />

20<br />

1<br />

2<br />

1<br />

7<br />

17<br />

19<br />

7.<br />

1<br />

1<br />

3<br />

in der Küstenregion und im südlichen Teil Niedersachsens die<br />

Peilbrunnen niedrigere und im mittleren Teil Niedersachsens<br />

Angaben in mg/l<br />

Grenzwert = 50 mg/l<br />

höhere Nitratgehalte aufweisen. Aber das allein ist nicht<br />

= relativ hohe Werte<br />

aussagekräftig.<br />

(über 15 mg/l)<br />

= mittlere Werte<br />

(5 – 15 mg/l)<br />

je Region Werte von<br />

5 bis 11 Wasserwerken<br />

gesamt n = 196<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Warum nicht?<br />

= relativ niedrige Werte<br />

(unter 5 mg/l)<br />

Dr. Kowalewsky: Einige Peilbrunnen reichen nur bis wenige<br />

Meter Tiefe und liegen somit sehr dicht an der Grenze zur<br />

Sickerwasserzone. Andere Peilbrunnen sind um ein Vielfaches<br />

tiefer. Da der Nitratgehalt im Grundwasser mit zunehmender<br />

Tiefe geringer wird, ist hier keine Vergleichbarkeit der Werte<br />

gegeben. Außerdem befinden sie sich teilweise in Siedlungen<br />

oder in der Nähe von Wegen, Gräben oder ehemaligen Silage-<br />

und Mistlagerstätten. Auch auf einem ehemaligen Friedhof<br />

und auf einer ehemaligen Kleindeponie sollen Peilbrunnen<br />

errichtet worden sein. 7. Kritisiert wird außerdem, dass viele<br />

dieser Brunnen bautechnisch nicht so ausgeführt sind, wie<br />

dies den jeweiligen Richtlinien entsprochen hätte. Das alles<br />

lässt die genannten Nitratmesswerte zweifelhaft erscheinen.<br />

Wie entsprechende Auswertungen gezeigt haben, ist es nicht<br />

möglich, von der Stickstoffdüngung auf die Nitratgehalte<br />

in den Peilbrunnen zu schließen. Umgekehrt bedeutet das<br />

aber auch, dass von den Nitratgehalten der Peilbrunnen<br />

nicht auf die Stickstoffdüngung geschlossen werden kann.<br />

Deshalb ist nach unserer Einschätzung die Ableitung von<br />

Bewirtschaftungsauflagen auf Basis von Nitratgehalten in<br />

Peilbrunnen nicht sachgerecht.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Sind die Nitratwerte im Trinkwasser denn signifikant<br />

anders als im oberflächennahen Grundwasser?<br />

Dr. Kowalewsky: So ist es. Wir waren selbst überrascht, dass<br />

die Nitratgehalte im Trinkwasser in den Regionen mit hohem<br />

Veredelungsanteil – und damit starker organischer Düngung<br />

– besonders niedrig waren. So lagen die von den jeweiligen<br />

Wasserwerken veröffentlichten Werte im Küstenbereich und<br />

in der Mitte Niedersachsens, also dort, wo relativ viele Tiere<br />

gehalten werden, häufig zwischen 1 mg/l und 5 mg/l. In<br />

den südlicheren Landesteilen bewegten sich diese Werte<br />

häufig zwischen 20 und 30 mg/l. Die südlichen Landesteile in<br />

Niedersachsen sind geprägt durch bergigere Bereiche, wie z. B.<br />

den Teutoburger Wald, den Deister und den Solling, und sie<br />

sind auch geprägt durch eine Landwirtschaft, in der nur wenig<br />

Tierhaltung stattfindet. Diese Daten belegen nach unserer<br />

Einschätzung, dass die Düngung mit Gülle und Gärresten<br />

nicht die Ursache für höhere Nitratgehalte im Trinkwasser<br />

sein kann. Oder, um es etwas salopper zu formulieren: Gülle<br />

ist nicht das Problem.<br />

8 9


TITELTHEMA<br />

Dr. Hans-Heinrich Kowalewsky, ehemaliger Leiter des<br />

Fachbereichs Energie, Bauen und Technik der Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen, ist ein profunder<br />

Kenner zum Thema organische Düngung.<br />

quasi die Problemlösung gleich mitbringt. Bisher kenne ich<br />

dazu aber keine gesicherten Forschungsergebnisse. Es wäre<br />

sehr wünschenswert, diesen Aspekt genauer zu untersuchen.<br />

Aber schon jetzt lässt sich sagen: Obwohl im westlichen<br />

Niedersachsen seit mehr als 60 Jahren eine intensive Tierhaltung<br />

besteht und in der Vergangenheit die Gülle teilweise<br />

nicht immer bedarfsgerecht eingesetzt wurde, sind dort die<br />

Nitratwerte im Trinkwasser niedrig. Da Gülle heute aufgrund<br />

der Düngeverordnung bedarfsgerecht ausgebracht werden<br />

muss, ist somit zukünftig nicht zu erwarten, dass sie zu einem<br />

Nitratproblem im Trinkwasser beiträgt.<br />

#LANDWIRTSCHAFTDIENTALLEN<br />

#OHNEWENNUNDABER<br />

DANKE AN DIE<br />

STILLEN HELDEN<br />

IN TURBULENTEN ZEITEN<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was bedeutet dies nun für die Ausweisung der<br />

roten Gebiete?<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Woran liegt das?<br />

Dr. Kowalewsky: Auf dem Weg des Wassers<br />

nach unten passiert im Boden eine Menge,<br />

was letztlich dazu führt, dass beim Nitrat<br />

nicht vom Sickerwasser auf das Trinkwasser<br />

geschlossen werden kann. Gemeint ist hier<br />

die sogenannte Denitrifikation. Dabei wird<br />

– vereinfacht ausgedrückt – mit Hilfe von<br />

im Boden vorhandenen Kohlenstoff- und<br />

Schwefelverbindungen der Nitratstickstoff durch Bakterien in<br />

Luftstickstoff umgewandelt. Dieser entweicht aus dem Boden<br />

und stellt keinerlei Umweltrisiko dar, weil die Luft ohnehin zu<br />

78 % aus Stickstoff besteht. Die Denitrifikation ist somit im<br />

Hinblick auf das Trinkwasser ein sehr positiver Vorgang, denn<br />

sie verringert den Nitrateintrag deutlich. Sie ist aber nicht<br />

nur vom Kohlenstoff- und Schwefelgehalt abhängig, sondern<br />

ebenso vom Humusgehalt und dem Wasserhaushalt eines<br />

Standortes. Deshalb gibt es auch hier regionale Unterschiede.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Sind diese Faktoren in Westniedersachsen besonders<br />

günstig – oder worauf führen Sie die niedrigen<br />

Nitratwerte im Grundwasser zurück?<br />

Dr. Kowalewsky: Was bisher in den Betrachtungen nicht<br />

ausreichend berücksichtigt wurde, ist die Tatsache, dass auch<br />

in der Gülle die genannten Kohlenstoff- und Schwefelverbindungen<br />

vorhanden sind und somit auf die Nutzflächen<br />

gelangen. Es könnte also sein, dass beispielsweise Gülle zwar<br />

für Nitratzufuhr sorgt, aber im Sinne der Denitrifikation<br />

„ES IST NICHT MÖG-<br />

LICH, VON DER STICK-<br />

STOFFDÜNGUNG AUF<br />

DIE NITRATGEHALTE<br />

IN DEN PEILBRUNNEN<br />

ZU SCHLIESSEN.“<br />

DR. HANS-HEINRICH KOWALEWSKY<br />

Dr. Kowalewsky: Unsere Vergleiche zeigen,<br />

dass die bisher in Niedersachsen in erster<br />

Linie anhand von Peilbrunnen ausgewiesenen<br />

roten Gebiete nicht mit den Regionen<br />

erhöhter Nitratwerte im Trinkwasser übereinstimmen.<br />

Das liegt auch daran, dass die<br />

berücksichtigten Peilbrunnen teilweise an<br />

den falschen Stellen errichtet wurden und<br />

dass sie des Öfteren bautechnische Mängel<br />

aufweisen. Außerdem war und ist die Zahl<br />

der Peilbrunnen viel zu gering, um ihnen so viel Gewicht bei<br />

der Festsetzung der roten Gebiete zu geben. Entweder sollte<br />

man auf die Festlegung solcher Gebiete ganz verzichten oder<br />

es sollten auch die Trinkwasserwerte bei deren Festlegung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Besonders ärgerlich finde ich darüber hinaus die Auflage,<br />

in roten Gebieten die Stickstoffmenge pauschal um 20 %<br />

auf nur noch 80 % des Bedarfs zu kürzen. Das ist unsinnig,<br />

denn das nützt dem Trinkwasser überhaupt nichts, führt<br />

aber zu geringeren Ernteerträgen. Statt den Ehrgeiz in die<br />

Ausweisung roter Gebiete zu legen und die Düngeverordnung<br />

laufend zu verschärfen, sollte man besser deren Einhaltung<br />

intensiver kontrollieren. Praktikable technische Lösungen<br />

dazu, wie die Steuerung der Ausbringmenge, die Analyse<br />

der Nährstoffgehalte im Güllefass sowie die automatische<br />

Datenerfassung und -dokumentation gibt es bereits. Hier sehe<br />

ich u. a. die Lohnunternehmer in einer zentralen Funktion, um<br />

das Ganze nicht nur für große landwirtschaftliche Betriebe<br />

betriebswirtschaftlich vertretbar zu gestalten. «<br />

GUTE<br />

NACHRICHTEN:<br />

Maschinen sind weiter verfügbar.<br />

Das Vertriebs- und Servicenetz<br />

ist für die Saison <strong>2020</strong><br />

gesichert.<br />

10


WISSEN<br />

ZAHLEN &<br />

FAKTEN<br />

Die Landwirtschaft steht vielfach in der Kritik. Wenig bekannt und<br />

kommuniziert wird dabei, wie groß die Leistungen dieses Berufszweigs<br />

für Gesellschaft und Umwelt sind.<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Im Zuge einer repräsentativen Umfrage<br />

der Rentenbank zur Digitalisierung in der<br />

Landwirtschaft wurden 4<strong>01</strong> Landwirte<br />

aus Deutschland im dritten Quartal 2<strong>01</strong>8<br />

befragt. 78 % der befragten Landwirte<br />

meinen, dass die Digitalisierung die Rückverfolgbarkeit<br />

der Produkte vereinfachen<br />

wird. 70 % der Landwirte sehen positive<br />

Effekte der Digitalisierung auf die Prozessdokumentation<br />

und 67 % auf eine umweltschonendere<br />

Produktion.<br />

NETZAUSBAU<br />

Eine Umfrage des Deutschen Bauernverbandes<br />

zu möglichen Hemmnissen der<br />

Digitalisierung ergab:<br />

Für knapp 40 % der Landwirte<br />

ist eine mangelhafte<br />

Breitbandversorgung<br />

ein entscheidendes<br />

Hemmnis für die Digitalisierung<br />

der Landwirtschaft.<br />

Besonders Betriebe<br />

über 100 ha sehen<br />

den derzeitigen Stand der<br />

Breitbandversorgung als<br />

problematisch an.<br />

AUSGABEN IN DER<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

Die produktionsbedingten <strong>Ausgabe</strong>n der<br />

deutschen Landwirtschaft, etwa für Betriebsmittel,<br />

Investitionsgüter und Dienstleistungen,<br />

betrugen im Jahr 2<strong>01</strong>7 rund<br />

45,3 Mrd. €. Davon entfielen 9,9 Mrd. auf<br />

Investitionen in Bauten und Maschinen.<br />

Zu den betriebsbedingten<br />

<strong>Ausgabe</strong>n kommen u. a. die<br />

privaten Konsumausgaben<br />

der Land- und Forstwirte<br />

hinzu, die sich 2<strong>01</strong>7 auf<br />

9,2 Mrd. € beliefen.<br />

KOHLENSTOFFSPEICHER<br />

Grünland, vor allem<br />

Dauergrünland,<br />

speichert im Schnitt<br />

etwa doppelt so viel<br />

Kohlenstoff wie ein<br />

Ackerboden. Mit<br />

bis zu 8 % Humusgehalt<br />

findet sich<br />

C<br />

im Grünland sogar<br />

C C<br />

mehr Kohlenstoff<br />

als in der Erde unter C C<br />

C<br />

Wäldern.<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

LEBENSMITTELABFÄLLE<br />

In Deutschland landen jährlich rund<br />

12,7 Mio. t Essen im Müll. Mit 55 % bzw.<br />

7 Mio. t entsteht der Großteil der Abfälle in<br />

privaten Haushalten. Somit wirft im Durchschnitt<br />

jeder in Deutschland etwa 85 kg<br />

Lebensmittel im Jahr weg. Weitere 11 %<br />

stammen aus der Landwirtschaft (Nachernteverluste),<br />

17 % aus der Verarbeitung,<br />

13 % aus der Gastronomie und 4 % aus<br />

dem Handel.<br />

AUSGABEN FÜR<br />

ERNÄHRUNG UND GENUSS<br />

Laut Situationsbericht des Deutschen<br />

Bauernverbandes werden in Deutschland<br />

etwa 14 % der Konsumausgaben für<br />

Nahrungs- und Genussmittel ausgegeben.<br />

1975 waren es demzufolge noch 23 %.<br />

Zugleich haben sich die Qualität und Verarbeitung<br />

der Lebensmittel verbessert und<br />

die Leistung der einzelnen Betriebe, zum<br />

Beispiel durch moderne Anbautechniken<br />

und Züchtungen, gesteigert.<br />

BUY LOCAL<br />

2<strong>01</strong>5 kauften private Haushalte für rund<br />

1,5 Mrd. € auf Wochenmärkten ein.<br />

Weitere 1,3 Mrd. € entfielen auf Einkäufe<br />

direkt bei Erzeugern. Damit zeigt sich die<br />

Bedeutung regionaler Herkunft, die vielen<br />

Verbrauchern besonders bei Fleisch und<br />

Fleischerzeugnissen sowie Obst und Gemüse<br />

wichtig ist.<br />

WELTBEVÖLKERUNG<br />

Im Jahr 2060 werden ca. 10 Mrd. Menschen<br />

auf der Erde leben – 2,2 Mrd. mehr als<br />

heute. Ein Landwirt wird dann im Durchschnitt<br />

knapp 200 Menschen versorgen<br />

müssen.<br />

200<br />

12 13


INTERNATIONAL<br />

LANDWIRT KARL NEUHOFER, STRASSWALCHEN (A)<br />

DER HEU-<br />

MACHER<br />

Wer mit Karl Neuhofer spricht, merkt schnell: Dieser<br />

Landwirt hat eine besondere Leidenschaft für Heu.<br />

Und er setzt darauf nicht nur im eigenen Betrieb,<br />

sondern ist als Obmann der österreichischen Arbeitsgemeinschaft<br />

(ARGE) Heumilch einer der maß -<br />

geblichen Gestalter dieses Konzepts.<br />

Die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung<br />

hängt von vielen Faktoren<br />

ab. Einer davon ist ein möglichst hoher<br />

Anteil Milchleistung aus dem Grundfutter.<br />

Als Richt- und Mindestwert gelten<br />

gemeinhin 50 % – aber ist das wirklich<br />

ein guter Wert? „Hier würde ich mich<br />

ungern auf einen Einzelwert festlegen<br />

wollen, aber sicher ist: Er sollte so hoch<br />

wie möglich sein. Und auf unseren Betrieb<br />

bezogen, lehne ich mich mal recht weit<br />

aus dem Fenster und sage: Mit unserem<br />

Futterkonzept, mit Heu- und Grasfütterung,<br />

liegt der Grundfutteranteil bei 85 %<br />

in der Jahrestrockenmasse“, erklärt Karl<br />

Neuhofer.<br />

Diese Aussage macht eindeutig neugierig.<br />

Zum Betrieb, den er zusammen mit seiner<br />

Frau Theresia sowie Tochter Isabella und<br />

Schwiegersohn Lukas Übertsberger als<br />

Betriebsgemeinschaft GesbR führt, gehören<br />

derzeit rund 80 ha Dauergrünland, die<br />

allerdings – für viele Regionen Österreichs<br />

untypisch – im flachen Hügelland liegen,<br />

gut strukturiert und somit mit schlagkräftiger<br />

Technik zu bewirtschaften sind. Der<br />

Tierbestand umfasst etwa 100 Milchkühe<br />

der Rasse Fleckvieh plus entsprechender<br />

Nachzucht, in Summe also rund 150 Rinder.<br />

Die Jahresmilchleistung liegt im Schnitt<br />

zwischen 8.000 und 8.500 kg Milch pro Kuh,<br />

bei etwa 4,11 % Fett und 3,51 % Eiweiß.<br />

SCHLAGKRAFT IST<br />

WICHTIG<br />

Die Besonderheit dabei: Karl Neuhofer<br />

hat seinen Hof schon vor 30 Jahren auf<br />

„Bio“ umgestellt und produziert seitdem<br />

konsequent sogenannte Bio-Heumilch. Das<br />

bedeutet: Die Kühe genießen von April bis<br />

Oktober täglichen Weidegang. Im Stall<br />

erhalten sie ausschließlich hochwertiges<br />

Belüftungsheu aus eigener Produktion.<br />

„Jegliche Silage, egal, ob aus Gras, Mais<br />

oder anderen Futterkomponenten, ist gemäß<br />

der Statuten der ARGE Heumilch bei<br />

uns tabu. Heumilch hat eine Reihe von sehr<br />

positiven Eigenschaften. Sie ist aufgrund<br />

ihres natürlichen Geschmacks als Trinkmilch<br />

bei den Konsumenten sehr begehrt.<br />

Vor allem bietet sie die ideale Grundlage<br />

für die Produktion hochwertigen Naturkäses,<br />

weil dabei auf Zusatzstoffe, Konservierungsmittel<br />

und starke mechanische<br />

Bearbeitung zur Gänze verzichtet werden<br />

kann“, hebt der Landwirt hervor.<br />

Einzig genutztes Kraftfutter im Betrieb<br />

Neuhofer ist Getreide, das der Landwirt bei<br />

Berufskollegen in der Region zukauft. „Da<br />

der Preis für Bio-Futtergetreide etwa doppelt<br />

so hoch ist wie der für konventionelle<br />

Ware, achten wir auf einen sehr gezielten<br />

Getreideanteil in der Ration. Im Schnitt<br />

füttern wir pro Kuh und Jahr nur etwa<br />

1.000 kg – und erreichen damit unsere<br />

Milchleistung. Das liegt fast ausschließlich<br />

am Heu der Extraklasse“, berichtet er<br />

weiter.<br />

Dass der Landwirt besagte Heuqualität<br />

nicht dem Zufall überlässt, versteht sich<br />

von selbst. Vielmehr sieht er von der Grünlandpflege<br />

über das Mähen, Wenden und<br />

Schwaden bis hin zur Bergung und letztlich<br />

der Trocknung „viele große und kleine<br />

Stellschrauben“, so seine Formulierung,<br />

die maßgeblich für gute Heuqualität sind.<br />

Schlagkraft ist dabei der rote Faden, der<br />

sich durch die ganze Erntekette zieht.<br />

Karl Neuhofer ist Landwirt aus<br />

Straßwalchen und der Obmann der<br />

österreichischen Arbeitsgemeinschaft<br />

(ARGE) Heumilch.<br />

14 15


INTERNATIONAL<br />

1<br />

3<br />

Eine Schlüsselfunktion nimmt dabei die<br />

betriebseigene Heutrocknung ein, für<br />

die Familie Neuhofer/Übertsberger ein<br />

kombiniertes Trocknungssystem mit Solar-<br />

Dachabsaugung in Kombination mit einer<br />

schlagkräftigen Luftentfeuchter-Anlage<br />

einsetzt. Die Anlage ist so dimensioniert,<br />

dass damit an einem Tag bis zu 25 ha<br />

frisches Heu mit einem TM-Gehalt von ungefähr<br />

60–65 % eingebracht und getrocknet<br />

werden können. Geschnitten wird in der<br />

Regel viermal pro Jahr, und spätestens<br />

24 h nach dem Mähen soll das Futter in<br />

der Trocknungsanlage sein.<br />

WERTSCHÖPFUNG<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1 Das Heumilch-Produktportfolio als hochwertigem Naturkäse reicht von<br />

Weich- und Schnittkäse bis hin zu langgereiftem Hartkäse, wie zum<br />

Beispiel Österreichischem Bergkäse.<br />

2 Weidegang ist essentieller Bestandteil des Heumilch-Konzepts.<br />

3 Die Trocknungsanlage kann Futter von bis zu 25 ha pro Tag verarbeiten.<br />

4 Der richtige Schnittzeitpunkt, schonendes Futterhandling und dennoch<br />

Schlagkraft in der Futterernte sind maßgebliche Aspekte.<br />

Hilfreich ist dabei, dass im Betrieb Neuhofer<br />

zwei Generationen anpacken können. „Dieses<br />

gemeinsame Arbeiten bietet viele Möglichkeiten,<br />

den Betriebsablauf bestmöglich<br />

zu organisieren und doch allen Beteiligten<br />

auch zeitlich Freiraum zu verschaffen“, freut<br />

sich der Senior. Und dank der Heufütterung<br />

sei das Handling im Stall recht einfach. „Wir<br />

setzen nicht einmal einen Futtermischwagen<br />

ein. Unsere Heuernte mag zeitlich<br />

etwas aufwändiger sein – aber das machen<br />

wir arbeitswirtschaftlich im Stall durch die<br />

einfache Futtervorlage mehr als wett“, berichtet<br />

Karl Neuhofer.<br />

Und wie sieht es mit den Kosten aus?<br />

Schließlich sind Eigenmechanisierung<br />

und Heutrocknung nicht zum Nulltarif<br />

zu haben. „Für uns passt die Rechnung<br />

aber gut“, bestätigt der Landwirt. Von den<br />

Molkereien in Österreich wurde im Frühjahr<br />

<strong>2020</strong> im Schnitt ein Erzeugermilchpreis für<br />

GVO-frei erzeugte Milch von etwa 38 ct/kg<br />

brutto ausbezahlt. Der Heumilchzuschlag<br />

zu diesem Preis für konventionelle Betriebe<br />

beträgt 5–7 ct/kg. „Für Bio-Heumilch mit<br />

Laufstall- und Weidehaltung erhalten<br />

wir auf unserem Betrieb einen Erzeugermilchpreis<br />

in Höhe von 57 ct/kg brutto.<br />

Diese zusätzliche Wertschöpfung macht<br />

die Milchviehhaltung wirtschaftlich. Und<br />

sie entkoppelt uns von der zunehmenden<br />

Volatilität der Weltmarktpreise, denn die<br />

Heumilch ist eine vergleichsweise stabile<br />

Größe im kleinen, aber feinen Segment der<br />

Premium-Milchprodukte.“<br />

Mehr Wertschöpfung und weniger Preisschwankungen<br />

– diese Aspekte überzeugen<br />

immer mehr Landwirte, aber ebenso die<br />

Verarbeiter. Nach Aussage Karl Neuhofers<br />

arbeiten mittlerweile in Österreich rund<br />

8.000 Landwirte nach den Richtlinien der<br />

ARGE Heumilch. Dabei handelt es sich<br />

weitgehend um Kuhbetriebe, allerdings<br />

sind inzwischen auch Ziegen- und Schafhalter<br />

mit an Bord. Hinzu kommen rund 60<br />

Käsereien, Molkereien und Sennereien, die<br />

2<strong>01</strong>9 zusammen rund 510 Mio. kg Milch<br />

verarbeitet haben, davon 85 % zu Käse.<br />

Insgesamt stammen somit etwa 15 % der<br />

in Österreich produzierten Milch von einem<br />

Heumilch-Betrieb, Tendenz steigend.<br />

Doch mittlerweile zieht das Konzept weitere<br />

Kreise. In Deutschland gibt es in zwischen<br />

ebenfalls eine ARGE Heumilch, die eng<br />

mit der österreichischen Organisation kooperiert.<br />

Der Schwerpunkt der zugehörigen<br />

Landwirte liegt dabei in Bayern und Baden-<br />

Württemberg, so Karl Neuhofer. „Geboren ist<br />

unser Konzept der Heumilch im Alpenraum<br />

und hat hier sicher auch seine emotionalen<br />

Wurzeln – auch in der Wahrnehmung der<br />

Verbraucher, auf die es ja letztlich vor allem<br />

ankommt. Aber inzwischen interessieren<br />

sich auch Landwirte und Verarbeiter aus<br />

Frankreich, Norddeutschland oder den<br />

Niederlanden für diese Produktionsform.<br />

Entscheidend ist die kompromisslose Einhaltung<br />

unserer hohen Standards und der<br />

Qualität. Denn daran werden wir im Markt<br />

gemessen.“<br />

GUTE NACHFRAGE<br />

Ausdruck dieser Richtlinien ist dabei nicht<br />

nur das Heumilch-Markenlogo, sondern<br />

primär die strengen Kontrollen der Landwirte<br />

und Verarbeiter durch zertifizierte<br />

Kontrollstellen. Ein Höhepunkt für die<br />

Organisation war 2<strong>01</strong>6 die Verleihung<br />

des EU-Gütesiegels „g.t.S. – garantiert<br />

traditionelle Spezialität“, welches eine<br />

Steilvorlage für das ARGE-Marketing darstellt.<br />

„Wichtig ist unserer Organisation, die<br />

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

professionell umzusetzen. Die Mittel setzen<br />

sich aus Eigenmitteln der Heumilchbauern<br />

(0,3 ct/kg Milch) und Verarbeiter (0,2 ct/<br />

kg Milch) sowie aus Mitteln der ländlichen<br />

Entwicklung zusammen“, erläutert der<br />

Obmann. Dazu unterstreicht er weiter: „Personell<br />

sind wir in der ARGE extrem schlank<br />

aufgestellt, sodass fast das gesamte Budget<br />

effektiv für Marktbearbeitung ausgegeben<br />

wird. Und zweitens ist Heumilch kein Marketing-Schmäh,<br />

wie man in Österreich sagt,<br />

sondern es lebt von der Überzeugungskraft<br />

dessen, was in der Praxis geleistet wird. Das<br />

erleben viele Verbraucher, wenn sie hier im<br />

Land Urlaub machen, und unsere Betriebe<br />

sind immer offen, um Heumilch erlebbar<br />

zu machen. Dies spricht für sich selbst und<br />

stärkt die Glaubwürdigkeit. Großen Wert<br />

legen wir zum Beispiel auf die direkte Betreuung<br />

des Lebensmittel-Einzelhandels.“<br />

Sehr positiv stimmt Karl Neuhofer die Erkenntnis,<br />

dass gerade der Einzelhandel den<br />

gegenwärtigen Verbrauchertrend zu Regionalität<br />

und Spezialität aufgreift und so auch<br />

kleine Marktteilnehmer wie die Heumilch<br />

Einzug in die Läden halten können. Sorge vor<br />

einer Verwässerung durch Großmolkereien<br />

hat Karl Neuhofer nicht. „Die Zielgruppe der<br />

Käufer von Premiumprodukten, wie etwa<br />

Heumilch, unterscheidet hier schon sehr<br />

klar. Und wenn der Heumilch-Anteil steigt,<br />

hilft das generell der Landwirtschaft.“ «<br />

16 17


INTERVIEW<br />

Jede Generation setzt ihre Zeichen, das gilt auch in<br />

Unternehmerfamilien. Dr. Bernard Krone hat auf dem<br />

Weg der Maschinenfabrik zum Global Player viele<br />

entscheidende Weichen gestellt. Anlässlich seines<br />

80. Geburtstages blickt er zurück – aus einer sehr<br />

persönlichen Perspektive.<br />

Früh übte sich …<br />

INTERVIEW<br />

von lästigen<br />

Schul-Hausaufgaben<br />

blieben<br />

„ES WAR<br />

auch künftige<br />

Firmenlenker nicht<br />

verschont.<br />

NICHT NUR<br />

STRATEGIE.“<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Dr. Krone, wir sitzen anlässlich dieses<br />

Gesprächs hier im Krone-Museum, genauer gesagt im<br />

ehemaligen Büro Ihres Vaters. Welche Erinnerung kommt<br />

Ihnen dabei?<br />

Dr. Bernard Krone: Nicht nur eine, sondern sehr viele! Zum<br />

Beispiel daran, dass sich sein Todestag im Februar zum 50sten<br />

Mal gejährt hat. Daran, welches Glück er empfunden hat, als<br />

sein erstes Enkelkind, unsere Tochter Nicola, geboren wurde.<br />

Und dass meine Frau Maria mit unserer Tochter Dorothee<br />

Ende des achten Monats schwanger war, als wir meinen Vater<br />

zu Grabe tragen mussten. Aber auch daran, wie sehr es ihn<br />

gefreut hätte, dass sich das Unternehmen so gut entwickelt<br />

hat.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Hat Ihr Vater denn Zweifel gehabt,<br />

dass Sie sein Werk erfolgreich fortführen<br />

…<br />

Dr. Krone: Nein, das war definitiv nicht der<br />

Fall! Meine Eltern haben mich sehr geprägt,<br />

beide auf ihre Weise und sehr unterschiedlich. Was ich zum<br />

Beispiel an sozialer Kompetenz und Familiensinn mit auf den<br />

Weg bekommen habe, ist meiner Mutter mit ihrer Herzensgüte,<br />

Hilfsbereitschaft und Mildtätigkeit zu danken, die in der<br />

Familie, im Unternehmen, in Spelle und weit darüber hinaus<br />

in aller Stille enorm viel für die Menschen bewegt hat. Von<br />

meinem Vater habe ich sehr deutlich die „unternehmerische“<br />

Prägung mitbekommen. Ich habe ihn von Kindesbeinen an<br />

oft begleitet, in die Fabrik, aber ebenso zu den Kunden. Das<br />

hat mir mein ganzes Leben lang enorm geholfen. Er war sehr<br />

weitblickend, sehr souverän – aber er litt, genauso wie mein<br />

Großvater, stark unter Bronchialasthma. Deshalb hatte er<br />

große Sorge, dass er sterben könnte, bevor ich selbst in meiner<br />

Ausbildung soweit wäre, den Betrieb zu übernehmen. Daher<br />

war er bestrebt, mich in allen Belangen so früh wie möglich<br />

auf meine Aufgabe vorzubereiten und mir die bestmögliche<br />

Ausbildung mitzugeben – was damals sicher nicht immer<br />

einfach war.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Inwiefern?<br />

„WAS ERREICHT WUR-<br />

DE, WAR NICHT MEIN<br />

VERDIENST ALLEINE.“<br />

DR. BERNARD KRONE<br />

Dr. Krone: Zum Beispiel sollte ich nach vier Jahren Volksschule<br />

in Spelle auf das Gymnasium in Meppen wechseln.<br />

Doch es zeigte sich, dass mir letztlich zu viele<br />

Grundlagen fehlten, um dort den Anschluss<br />

zu halten. Also kam ich auf die Mittelschule<br />

in Freren. Mit der Mittleren Reife in der<br />

Tasche, absolvierte ich dann ein Praktikum<br />

in der Gießerei bei Niemeyer und dann eine<br />

Lehre bei Claas – im Rückblick eine sehr<br />

schöne Zeit. Ich wäre gern auch länger dort<br />

geblieben, aber mein Vater drängte – aus dem genannten<br />

Grund – auf den nächsten Schritt, ein Studium in Köln an<br />

der damals einzigen staatlichen Ingenieurschule, die einen<br />

Spezialisierungszweig Landtechnik hatte. Schon damals war<br />

ihm klar, dass die Zukunft des Unternehmens mehr denn je<br />

von meiner technischen Kompetenz abhängen würde. Dass<br />

ich jedoch 1959 als bis dahin jüngster Studienanfänger in<br />

Köln einen Platz bekam, verdanke ich in hohem Maß Alfons<br />

Siepenkort, damals Einkaufsleiter und erster Direktor bei<br />

Claas, außerdem Bruder von Dr. Helmut Claas‘ Mutter Paula.<br />

18 19


INTERVIEW<br />

Anna Krone hat ihren Enkel Bernard auf dem Schoß, vermutlich Anfang 1941 fotografiert. Vater und Sohn in den Sechzigerjahren vor dem elterlichen Wohnhaus. 1963 baute Krone mit dem „Alleslader“ seinen ersten Ladewagen. Logisch, dass Juniorchef<br />

Bernard Krone (auf dem Traktor) selbst als Testfahrer agierte.<br />

1998 wurde Bernard Krone von der Technischen Universität Braunschweig<br />

zum Dr.-Ing E.h. ernannt.<br />

Auch für unsere Abschlussarbeiten erhielten meine Studienkollegen<br />

und ich Unterstützung aus Harsewinkel, in Form von<br />

Konstruktionszeichnungen, mit denen wir arbeiten durften.<br />

Der Familie Claas habe ich, was meine damalige Ausbildung<br />

betrifft, viel zu verdanken.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Mit gerade mal 22 Jahren kamen Sie als Ingenieur<br />

wieder nach Hause – wie ging es dann weiter?<br />

Dr. Krone: (schmunzelnd) Mein Vater meinte,<br />

ich solle zuerst im Einkauf anfangen, da<br />

könne ich am wenigsten Blödsinn machen.<br />

In meiner jugendlichen Selbstüberschätzung<br />

meinte ich allerdings, als Ingenieur sowieso<br />

alles besser zu wissen und zu können als er<br />

oder langjährige Mitarbeiter. Das konnte<br />

natürlich nicht lange gut gehen – und so<br />

bekam ich den Auftrag, ausgestattet mit einem Auto und<br />

3.000 DM, nach Irland zu reisen und mir dort meine Sporen<br />

im Vertrieb zu verdienen. Ziel war es, den Verkauf unserer<br />

Maschinen, allen voran des Dungstreuers Optimat, zu intensivieren.<br />

Allerdings hatten wir bis dahin noch einen Importeur,<br />

sodass ich bis zum Auslaufen des Vertrages erst einmal mit<br />

anderen Produkten handelte, zum Beispiel mit Heckladern<br />

für Traktoren – und mit Kartoffelrodern von Kuhn. Aus jener<br />

Zeit stammt meine bis heute enge Beziehung zu diesem<br />

Unternehmen. Eine turbulente Zeit, aber enorm lehrreich.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: In welcher Hinsicht?<br />

Dr. Krone: Dass zum Beispiel der direkte Draht zu den<br />

Kunden durch nichts zu ersetzen ist. Das galt bei uns schon<br />

„DER DIREKTE DRAHT<br />

ZU DEN KUNDEN IST<br />

DURCH NICHTS ZU<br />

ERSETZEN.“<br />

DR. BERNARD KRONE<br />

immer, aber die Zeit in Irland hat meinen Horizont gewaltig<br />

erweitert. Von unserem Importeur wechselte einer seiner<br />

Mitarbeiter, Denis Scrivener, zu uns. Er wurde nicht nur<br />

zu einem persönlichen Freund, sondern aufgrund seiner<br />

Erfahrung zu einem wichtigen Ratgeber für mich – und<br />

später unser Importeur in Irland. Diese Beziehung besteht bis<br />

heute, wobei jetzt Denis‘ Sohn John die Verantwortung hat.<br />

Von Denis habe ich zum Beispiel gelernt, das Büro abends<br />

nicht zu verlassen, bevor nicht der letzte<br />

Vorgang erledigt ist. Und wenn man einen<br />

Anruf nicht gleich entgegennehmen kann,<br />

sollte man umgehend zurückrufen. Briefe<br />

sind am gleichen Tag zu beantworten. Und<br />

jeder Mitarbeiter mit einer Frage hat Recht<br />

auf eine sofortige Antwort. Das alles klingt<br />

vielleicht banal, ist aber extrem wichtig.<br />

Eine falsche Entscheidung ist in der Regel<br />

nicht so schlimm, als wenn es keine Antwort gibt. Große<br />

Konzerne versuchen heute wieder mit viel Aufwand, zu<br />

dieser Direktheit zurückzukehren – bei Krone war und ist<br />

das schon immer eine zentrale Maxime, bis heute.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Im Februar 1970 trat dann der Ernstfall ein –<br />

durch den Tod Ihres Vaters standen Sie schlagartig in der<br />

Verantwortung …<br />

Dr. Krone: Und nicht nur das. Wenige Tage nach Vaters Tod<br />

kam die Nachricht, dass Hanomag als einer unserer Hauptlieferanten<br />

im Landmaschinenhandel die Traktorenproduktion<br />

einstellen würde. Der deutsche Landtechnikmarkt erlebte<br />

aufgrund der Sättigung erstmals seit dem Krieg einen Rückgang,<br />

sodass uns der Absatz schrumpfte und wir viel zu hohe<br />

Materialbestände, also Kosten hatten. Last but not least war<br />

die Erbschaftssteuer fällig – insgesamt ein finanziell extrem<br />

angespanntes Jahr. Aber dank zweier Grundregeln meines<br />

Vaters gelang es letztlich gut, es zu überstehen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Welche Regeln meinen Sie?<br />

Dr. Krone: Erstens: Das Unternehmen wird immer nur an<br />

einen Nachfolger übergehen, um stets eine klare Führung zu<br />

haben. Alle anderen Erben sind angemessen auszuzahlen. Und<br />

zweitens: Es ist nach Möglichkeit immer so zu wirtschaften,<br />

dass Reserven aufgebaut werden und so auch schlechte<br />

Wirtschaftsjahre zu überstehen sind, ohne dass das Unternehmen<br />

Schlagseite bekommt. Genau dies erlebten viele<br />

namhafte deutsche Hersteller in jener Krisenzeit Anfang der<br />

Siebzigerjahre, nicht nur Hanomag, sondern auch Firmen<br />

wie Ködel & Böhm, Kemper, Stille, Hagedorn oder Eberhardt.<br />

Solche Phasen gab es seitdem immer wieder. Für mich waren<br />

die beiden genannten Maximen immer oberstes Gebot –<br />

verbunden damit, dass verdientes Geld immer wieder im<br />

Unternehmen zu investieren ist. Eigenkapital ist und bleibt<br />

die Basis des Erfolgs, das gilt heute mehr denn je.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: War die Krise des Jahres 1970 auch ausschlaggebend<br />

für die Entscheidung, die Nutzfahrzeugfertigung<br />

zu beginnen?<br />

Dr. Krone: Letztlich ja – aber Ideen und Versuche, das Unternehmen<br />

auf eine breitere Basis zu stellen, gab es auch vorher,<br />

schon bei meinem Vater.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: In welche Richtung gingen die Pläne?<br />

Dr. Krone: In den Sechzigerjahren ergab sich die Chance zu<br />

einem Joint Venture mit Bergmann in Meppen – ein Projekt,<br />

das wir jedoch nicht umgesetzt haben. Aus heutiger Sicht<br />

ein Fehler, denn Bergmann ist ein phantastisches Unternehmen.<br />

Gleiches gilt für die Firma Paus in Emsbüren, 1968<br />

von unserem damaligen Mitarbeiter Hermann Paus und mir<br />

gemeinsam gegründet. Aber als mein Vater starb, verkaufte<br />

ich die Anteile, weil ich mich auf unseren Stammbetrieb<br />

konzentrieren wollte und musste. Und wir hatten die Chance,<br />

das Unternehmen eines unserer ehemaligen Mitarbeiter zu<br />

kaufen, die Firma Roberine in Enschede. Damals fehlte mir<br />

dazu der Mut – was ich bis heute bedauere.<br />

Die Marktkrise des Jahres 1970 betraf auch unser Werk in<br />

Werlte, in dem wir eine Zeit lang auch die Emsland-Kipper<br />

bauten. Doch hier half uns ein Zufall. Eines Tages erhielten<br />

wir aus dem Kässbohrer-Werk in Dortmund die Anfrage, ob<br />

wir auch Chassis für Lkw-Anhänger produzieren könnten. Die<br />

Lkw-Hersteller hatten damals Kapazitätsprobleme – das war<br />

unsere Chance. Bald danach kam ein Spediteur hier aus dem<br />

Emsland mit einer Anfrage bezüglich eines Anhängers zum<br />

Getreidetransport. Offensichtlich war das Ergebnis gut, denn<br />

in der Folgezeit kamen immer mehr Aufträge.<br />

Doch wie konnten Kunden unsere Auflieger auf den ersten<br />

Blick als Krone-Produkt erkennen? Da kam mir die Idee, an der<br />

Rückseite unser Krone-Logo in den Unterfahrschutz stanzen<br />

zu lassen. So etwas gab es bis dahin nicht – und es führte zu<br />

manch’ unerwarteter Begegnung. So lud mich ein Spediteur<br />

aus dem Raum Ulm zum Gespräch ein, damals Hochburg und<br />

Heimat von Fahrzeuggiganten wie Kögel und Kässbohrer.<br />

Dabei eröffnete er mir, dass er gar nicht vorhabe, bei uns zu<br />

20 21


INTERVIEW<br />

Netzwerker bis in höchste Kreise von Wirtschaft und Politik – hier Ende der Neunzigerjahre<br />

im Gespräch mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder.<br />

Mit Dorothee Renzelmann (geb. Krone) und Bernard Krone<br />

hat die 4. Unternehmergeneration den Stab übernommen.<br />

2<strong>01</strong>6 ließ sich Bundespräsident Joachim Gauck im Zuge eines Besuchs in Spelle Werk und Unternehmen vorstellen.<br />

kaufen. Aber er wolle unbedingt denjenigen kennenlernen,<br />

Dr. Krone: Oh ja, zahlreiche. Vor und während der Wende<br />

später traf ich ihn, als er sich beruflich schon längst verändert<br />

Kindern drei tüchtige Menschen gemacht, für die ich sehr<br />

der – Originalton – so bescheuert sei, zu glauben, dass er<br />

war ich Vorsitzender der westdeutschen Landmaschinen- und<br />

hatte, während der Messe Sima in Paris. Dort revanchierte<br />

dankbar bin. Nicht zu vergessen meine Cousins Heinz und<br />

als Spediteur mit Aufliegern umherfahre, die Werbung für<br />

Ackerschleppervereinigung, kurz LAV, also des Landtech-<br />

er sich im positiven Sinne, indem er mir, sozusagen unter der<br />

Walter, mein Freund Jürgen Föhrenbach und viele andere<br />

einen kleinen Hersteller aus dem Emsland machen ... Das<br />

nik-Herstellerverbandes. In dieser Funktion hatte ich sehr<br />

Hand, eine Selbstfahrer-Konstruktion empfahl, die zusammen<br />

hochgeschätzte Wegbegleiter, die alle aufzuzählen hier jeden<br />

kennzeichnet die damalige Situation. Und es zeigt, dass<br />

früh sehr viele Kontakte zu Wirtschaftsverantwortlichen in<br />

mit unseren Scheibenmähern eine perfekte Kombination<br />

Rahmen sprengen würde. Sie haben letztlich den Erfolg des<br />

maßgebliche Entscheidungen eines Unternehmens oft auf<br />

der damaligen DDR. Dazu gehörte auch Direktor Tischer,<br />

ergeben könnte. Unsere Konstrukteure setzten die Idee um –<br />

Unternehmens ermöglicht, und wenn ich mir vielleicht eines<br />

Zufälle oder Kleinigkeiten zurückzuführen sind. Es war und<br />

damals verantwortlich im Kombinat Fortschritt, der mein<br />

der Rest ist Geschichte, denn der BiG M zählt für mich zu den<br />

zugutehalten darf, dann mein Gespür und meinen Blick<br />

ist nicht immer alles große Strategie.<br />

Angebot nutzte, hier bei uns in Spelle direkten Einblick in die<br />

großen Erfolgsgeschichten unserer nunmehr 114-jährigen<br />

für Menschen. Eines der größten Komplimente, das ich mal<br />

Funktionsweise eines marktwirtschaftlichen Unternehmens<br />

Firmengeschichte.<br />

bekommen habe, stammte von einem Journalisten: Für diesen<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Gab es dafür noch andere Beispiele in Ihrer Zeit<br />

zu bekommen. Daraus entwickelte sich ein guter Kontakt,<br />

knorrigen Typen arbeitet man einen Tag oder ein ganzes<br />

als Unternehmer?<br />

wenngleich wir damals nicht bei Fortschritt einstiegen. Jahre<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Nicht der BiG X?<br />

Leben. Das passt genau!<br />

DR.-ING. E.H. BERNARD KRONE<br />

geb. 23. April 1940, verheiratet, 3 Kinder,<br />

4 Enkeltöchter, Hobbys: Beruf, Jagd<br />

Persönliches Motto: Der eine wartet,<br />

dass die Zeit sich wandelt, der andere<br />

packt sie kräftig an und handelt.<br />

(Dante, 1265–1321)<br />

Meilensteine:<br />

1959– Maschinenbau-Studium an der<br />

1962: Staatlichen Ingenieurschule in<br />

Köln (Fachabteilung Landmaschinen)<br />

mit Abschluss als Diplom-<br />

Ingenieur<br />

1962: Eintritt in das Unternehmen<br />

Firmen-Umsatz damals:<br />

gute 8,5 Mio. Euro<br />

1963: Bau Zweigwerk in Werlte<br />

1971: Beginn der Nutzfahrzeug-<br />

Fertigung in Werlte<br />

1992: Beginn der Kofferfertigung bei<br />

Brüggen (Kompetenzpartner)<br />

1994: Aufgabe der Bodenbearbeitung;<br />

konsequente Ausrichtung auf<br />

Grünland<br />

1995: Bernard Krone erhält die Max-<br />

Eyth-Gedächtnis-Medaille<br />

1998: Ehrendoktorwürde der<br />

Technischen Universität Carolo-<br />

Wilhelmina zu Braunschweig<br />

1999: Aufteilung des Unternehmens in<br />

drei selbstständige Gesellschaften,<br />

Dr. Krone wechselt in den Beirat<br />

der Holding<br />

2000: Beginn Kühlfahrzeugfertigung in<br />

Hvam (DK)<br />

2003: Mitglied im Vorstand des<br />

Verbandes der Automobilindustrie<br />

(VDA)<br />

2004: Auszeichnung mit der<br />

Tilo-Freiherr-von-Wilmowsky-<br />

Medaille, Wahl zum Vize-Präsidenten<br />

des VDA<br />

(Verband dt. Automobilindustrie)<br />

2006: Auszeichnung mit dem Niedersächsischen<br />

Verdienstorden<br />

2006: Verleihung der Ehrenprofessur<br />

der USAMV in Cluj-Napoca<br />

(Rumänien)<br />

2007: Umsatz der Krone-Gruppe: 1,21<br />

Mrd. Euro<br />

2<strong>01</strong>0: Wiederwahl zum Vize-Präsidenten<br />

des VDA (Verband dt. Automobilindustrie)<br />

Offizielle Übergabe des Unternehmens<br />

an seinen Sohn Bernard<br />

Krone<br />

2<strong>01</strong>1: Verleihung der Grashof-Denkmünze<br />

(höchste Auszeichnung<br />

des Vereins deutscher Ingenieure,<br />

VDI)<br />

2<strong>01</strong>2: Umsatz der Krone-Gruppe: 1,39<br />

Mrd. Euro<br />

Dr. Krone: Auch das war ein Meilenstein für uns, der nächste,<br />

konsequente Schritt auf unserem Weg zum Grünfutterernte-<br />

Spezialisten. Hier war einiges von Zufall geprägt, vor allem<br />

aber von der gigantischen Leistung unseres Teams, die Idee<br />

mit Leben zu erfüllen. Wobei mein Beitrag dazu primär darin<br />

bestand, bei den Maisgebissen von Anfang an auf acht, zehn<br />

und zwölf Reihen zu setzen – zu einem Zeitpunkt, als alle<br />

Wettbewerber nicht mehr als sechs Reihen anbieten konnten.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Worin sehen Sie Ihren größten Erfolg?<br />

Dr. Krone: Das Unternehmen erfolgreich durch schwierige<br />

Zeiten gesteuert und eine Basis gelegt zu haben, damit die<br />

nächste Generation erfolgreich weiter auf diesem Weg gehen<br />

kann. Deshalb bin ich heute mit mir absolut im Reinen, auch<br />

wenn die Liste meiner Fehler und Versäumnisse aus 60 Jahren<br />

wohl ganze Bücher füllen würde. Was erreicht wurde, war<br />

nicht mein Verdienst alleine, sondern in erster Linie der meiner<br />

Familie, allen voran meiner Frau Maria. Sie hat mir in allem<br />

den Rücken freigehalten, vor allem aber hat sie aus unseren<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Und der Blick nach vorn – wie geht es weiter für<br />

den Spezialisten Krone?<br />

Dr. Krone: Die Voraussetzungen im Unternehmen sind<br />

bestens. Die vierte Generation ist jetzt über zehn Jahre in<br />

der Verantwortung und macht einen guten Job. Aber was<br />

die Rahmenbedingungen angeht, stehen wir alle an einer<br />

Schwelle zu extrem großen Veränderungen. Der Umbruch<br />

in Landwirtschaft und Gesellschaft, die Digitalisierung,<br />

auch die Folgen von Pandemien und Wirtschaftskrisen sind<br />

nicht im Ansatz wirklich absehbar. Umbruchzeiten gab es in<br />

unserer Firmengeschichte mehrmals – aber gefühlt nie in<br />

so gigantischem Ausmaß. Doch ich bin überzeugt, dass mit<br />

Innovationskraft, dem direkten Kontakt zu unseren Kunden,<br />

soliden Finanzen, den richtigen Menschen im Team und einer<br />

Portion Zuversicht auch diese Herausforderungen zu meistern<br />

sein werden. «<br />

22 23


WISSEN<br />

MENSCHEN BEI KRONE<br />

CHAUFFEUR DES<br />

WEIHNACHTS-<br />

MANNS<br />

Rainer Weerda ist seit 2008<br />

bei Krone, erst als Werksbeauftragter,<br />

jetzt in der<br />

Händlernetz-Entwicklung.<br />

Viel zu reisen, gehört daher<br />

zum Job. Aber auch in seiner<br />

Freizeit ist er gern mal unterwegs<br />

– unter anderem 2<strong>01</strong>8<br />

als Busfahrer in einem Weihnachts-Hilfskonvoi<br />

nach<br />

Moldawien. Ein bewegendes<br />

Erlebnis.<br />

Rainer Weerda nahm<br />

2<strong>01</strong>8 eine Woche Urlaub,<br />

um als Busfahrer den<br />

Weihnachtspäckchen-<br />

Konvoi zu begleiten.<br />

Wohl jeder von uns hat das Bild vor<br />

Augen: Der Weihnachtsmann eilt<br />

mit Schlitten und Rentieren am dunklen<br />

Himmel der Heiligen Nacht von Haus zu<br />

Haus, schwer bepackt mit Geschenken.<br />

Und so manches Kind hat sich gefragt: Wie<br />

schafft er das alles? Szenenwechsel: Eine<br />

Industriehalle im hessischen Hanau, davor<br />

32 Lkw-Sattelzüge, fünf Reisebusse – und<br />

darin mehr als 150.000 (!) Weihnachtspäckchen.<br />

Doch während Santa Claus mit<br />

Schlitten ein Produkt blühender Phantasie<br />

ist, sind die Hanauer Päckchen Realität.<br />

Hintergrund ist die seit Jahren erfolgreich<br />

praktizierte Hilfsaktion der Organisationen<br />

Round Table, Ladie’s Circle, Old Tablers und<br />

Tangent Club, die vergleichbar sind mit Clubs<br />

wie Rotary oder Lions. Unter dem Motto<br />

„Kinder packen für Kinder“ bereiten Kindergärten<br />

und Schulen aus ganz Deutschland<br />

Weihnachtspäckchen für Kinder in der Ukraine,<br />

Moldawien, Bulgarien und Rumänien<br />

vor. Diese werden an verschiedenen Punkten<br />

Deutschlands gesammelt, in der Vorweihnachtszeit<br />

zentral nach Hanau gebracht und<br />

mit einem beeindruckenden Konvoi von rund<br />

250 ehrenamtlichen Helfern Richtung Osten<br />

transportiert.<br />

2<strong>01</strong>8 war auch Rainer Weerda einer dieser<br />

Helfer. Seit zwölf Jahren arbeitet er bei<br />

Krone, davon zehn Jahre als Werksbeauftragter<br />

in Deutschlands Nordwesten.<br />

Seit 2<strong>01</strong>8 bildet er zusammen mit zwei<br />

weiteren Kollegen die Arbeitsgruppe<br />

„networkdevelopment“, also die Händlernetzentwicklung.<br />

Ziel ist hierbei, die<br />

Krone-Vertriebsstrukturen zu optimieren<br />

und die Fachhändler als Spezialisten für<br />

Grundfutterernte zu stärken. „Durch die<br />

teils sehr weitreichenden Veränderungen<br />

im Landtechnik-Markt und die Versuche<br />

der großen Long-Liner, mit immer breiteren<br />

Produktsortimenten ihre Händler auf Linie<br />

zu trimmen, bieten sich Spezialisten wie<br />

Krone diverse Chancen, die es zu nutzen<br />

gilt“, erzählt er.<br />

BOOT & BUS<br />

Wer im Vertrieb arbeitet, ist erfahrungsgemäß<br />

viel unterwegs. Welcher Ausgleich<br />

dient dann als Kontrapunkt zu vielen<br />

Stunden im Auto? Joggen oder ruhigere<br />

Optionen wie Gärtnern oder Modellbahnbau<br />

treffen auf den Fünfzigjährigen, der vor<br />

seiner Zeit bei Krone in der Pkw- und Nutzfahrzeugbranche<br />

im Vertrieb tätig war, aber<br />

definitiv nicht zu. Mit seiner Frau und den<br />

beiden Kindern wohnt er in Elsfleth an der<br />

Unterweser – was Hobby Nr. 1 fast schon<br />

nahelegt: Skipper auf Weser und Nordsee.<br />

Die Frage nach der Länge seiner Yacht beantwortet<br />

er schmunzelnd: „Keine Yacht,<br />

auch kein Segler, sondern ein Motorboot,<br />

7,5 m lang, mit 200 PS starkem V6-Motor.<br />

Damit kommt man schon ordentlich voran<br />

und ist auch mal für ein Ausflugswochenende<br />

gerüstet. Aber weiter als bis nach<br />

Helgoland geht es nicht.“<br />

Zu Hobby Nr. 2, das ihn begeistert, findet<br />

er deutlich seltener Gelegenheit: Busfahren.<br />

Der passende Führerschein stammt<br />

noch aus der Bundeswehrzeit, aber die<br />

Gelegenheiten zur Fahrpraxis sind eher<br />

rar. Bisher ist es jedoch immer gelungen,<br />

den Führerschein alle fünf Jahre verlängert<br />

zu bekommen und auch die notwendigen<br />

Schulungen wahrzunehmen. Hilfreich<br />

ist dabei seine Bekanntschaft mit dem<br />

Elsflether Busunternehmer Jörn Wiards,<br />

der besonders an Wochenenden dankbar<br />

für Aushilfsfahrer ist und von Rainer<br />

Weerdas Busführerschein eher zufällig<br />

„Wind bekam“. Ab und zu stehen für den<br />

Krone-Vertriebsexperten daher Busreisen<br />

Paket plus Teddy: Dieser junge Mann<br />

ist noch ganz gebannt vom Geschenk,<br />

das Rainer Weerda ihm überreicht hat.<br />

24 25


WISSEN<br />

Große Freude: Für viele Kinder gerade in den armen Gegenden Moldawiens brachte der Konvoi<br />

die einzigen Weihnachtsgeschenke zum Fest.<br />

Jedes Kind erhält sein Geschenk direkt aus den Händen der ehrenamtlichen<br />

Konvoi-Begleiter.<br />

SMART REPORTING<br />

SCHNELL AUSGEWERTET<br />

Krone Smart Telematics bietet eine neue Funktion – das Smart<br />

Reporting. Damit kann beispielsweise der Lohnunternehmer<br />

einfach und schnell mit Computer oder Tablet die vom Fahrer<br />

bearbeiteten Felder auswerten. Hierzu ist keine vorherige Erfassung<br />

der Feldgrenzen durch den Nutzer erforderlich. Ein Click<br />

auf die Fahrspur reicht, und schon wird die gesamte Fahrspur des<br />

entsprechenden Feldes ausgewählt. So kann der Nutzer jetzt alle<br />

wichtigen Maschinendaten aufrufen, z. B. Einsatzzeit auf dem<br />

Feld, Anzahl der produzierten Ballen, Ertrag und Dieselverbrauch.<br />

Dieses neue Feature erleichtert den Arbeitsalltag von Lohnunter-<br />

auf der Agenda, zum Beispiel mit dem niedersächsischen<br />

Lohnunternehmerverband<br />

in die Schweiz oder ins Elsass. Über dessen<br />

Präsidentin Andrea van Eijden und ihren<br />

Mann Godfried, die beide den eingangs<br />

erwähnten Weihnachtspäckchen-Konvoi<br />

seit Jahren unterstützen, kam auch Rainer<br />

Weerda 2<strong>01</strong>8 in Kontakt mit diesem Projekt<br />

– und zu seiner Aufgabe als „Chauffeur des<br />

Weihnachtsmanns“. Denn er gehörte zum<br />

Team der Busfahrer und erlebte in jener<br />

Dezemberwoche die Reise seines Lebens.<br />

GROSSE ARMUT<br />

Eines Samstagmorgens startete der Konvoi<br />

in Hanau und führte, von einigen Tank- und<br />

Rastpausen abgesehen, 48 h nonstop gen<br />

Osten. Pro Fahrzeug waren drei Fahrer an<br />

Bord, die sich abwechselten. Im Verlauf der<br />

Reise splittete sich der Konvoi mehrfach<br />

auf, um verschiedene Regionen in den<br />

genannten vier Ländern anzusteuern. Die<br />

Vorbereitung hatten zuvor die dortigen<br />

Round-Table-Partnerclubs übernommen.<br />

„Es war für mich allein schon sehr beeindruckend,<br />

zu sehen, mit wieviel Herzblut<br />

hunderte ehrenamtliche Helfer bei der<br />

Sache sind. Alle nehmen extra Urlaub dafür<br />

und kommen während der Reise auch<br />

noch selbst für die Verpflegung auf. In der<br />

perfekten Organisation dieses Projekts liegt<br />

auch ein wesentlicher Teil des Erfolgs“, so<br />

seine Einschätzung.<br />

Diese Professionalität war auch dringend<br />

nötig, denn aufgrund der Kriegslage in<br />

der Ukraine mussten die Reisepläne 2<strong>01</strong>8<br />

kurzfristig geändert werden. Das sorgte<br />

bei den Helfern anfangs für sehr gemischte<br />

Gefühle. Dank dieser Umorgansiation gelangte<br />

eine Teilgruppe – und mit ihr Rainer<br />

Weerda – nach Nordmoldawien. „Schon die<br />

Fahrt durch die Karpaten auf rumänischer<br />

Seite zeigte drastisch, wie groß das Wohlstandgefälle<br />

innerhalb Europas ist. Das<br />

verstärkte sich in Moldawien noch – ein<br />

schönes, aber unglaublich armes Land, das<br />

immer mehr ausblutet, weil die jüngeren<br />

und gut ausgebildeten Menschen auswandern<br />

und in Westeuropa eine bessere<br />

Zukunft zu finden hoffen. Zurück bleiben<br />

Alte und Schwache – wie zum Beispiel<br />

viele Waisenkinder“, fügt er hinzu. Wichtig<br />

war für ihn auch die Erkenntnis, dass alle<br />

Pakete von den Helfern selbst direkt an<br />

die Kinder übergeben werden, die Hilfe<br />

also 1:1 ohne Verluste dort ankommt, wo<br />

sie hingehört.<br />

SEHR EMOTIONAL<br />

Entsprechend riesig ist jedes Mal die Freude<br />

der Kinder und ihre Dankbarkeit, die den<br />

Geschenkboten zuteilwird. Am äußersten<br />

Punkt der Reise und nach mehreren Aufteilungen<br />

der Gruppe erreichte Rainer Weerda<br />

mit zehn weiteren Helfern, einem Bus und<br />

einem Lkw zum Beispiel einen kleinen Ort<br />

im Grenzgebiet zur Ukraine. Dort hatten<br />

die Kinder zusammen mit ihren Betreuern<br />

in nur wenigen Tagen ein 90-minütiges<br />

Programm mit Liedern und Aufführungen<br />

auf die Beine gestellt, um danke zu sagen.<br />

„Viele der Kinder haben aufgrund der<br />

Armut ihr einziges Weihnachtsgeschenk<br />

bekommen, einige sogar das erste in ihrem<br />

Leben. Dieses Leuchten in den Augen und<br />

die tief bewegenden Szenen lassen sich<br />

kaum beschreiben, das war für uns alle hoch<br />

emotional und hat uns gleichzeitig demütig<br />

gemacht, wenn man daran denkt, in welch‘<br />

luxuriösen Verhältnissen wir in Deutschland<br />

im Vergleich dazu leben. Spätestens<br />

dann weiß man, warum diese Hilfe so<br />

wertvoll und jede Strapaze der 6.000 km<br />

langen Reise über sieben Tage hinweg gerechtfertigt<br />

ist.“<br />

2<strong>01</strong>9 konnte Rainer Weerda wegen der zeitlichen<br />

Nähe des Konvois zur Agritechnica<br />

nicht am Konvoi teilnehmen. „Aber wenn<br />

ich helfen kann, bin ich <strong>2020</strong> wieder dabei“,<br />

meint er und fügt schmunzelnd hinzu:<br />

„Wir können den Weihnachtsmann nicht<br />

ersetzen – aber ihm schon ein wenig unter<br />

die Arme greifen, und sei es am Lenkrad<br />

eines Busses.“ Wer übrigens selbst einen<br />

Eindruck von der Aktion bekommen möchte,<br />

findet eindrucksvolle Videos unter www.<br />

weihnachtspaeckchenkonvoi.de – es lohnt<br />

sich, sie anzuschauen. Und noch mehr, die<br />

Aktion selbst zu unterstützen. «<br />

nehmern und Fahrern deutlich. So können über Krone Smart<br />

Telematics die gewünschten Feld- und Maschinendaten schnell und<br />

komfortabel einsehen werden. Bei dieser neuen Funktion erkennt<br />

die Software die Feldgrenzen auf Basis der Sentinel-Satellitendaten.<br />

Das System ist serienmäßig für die gesamte Krone BiG Line (BiG X,<br />

BiG M, BiG Pack) sowie für zahlreiche Krone-Rundballenpressen<br />

und Krone-Transporttechnik verfügbar; für eine Laufzeit von zwei<br />

Jahren kann das Feature kostenlos genutzt werden. Die von den<br />

AEF-ZERTIFIZIERUNG<br />

Krone-Maschinen erzeugten Daten können selbstverständlich auch<br />

direkt an den agrirouter der DKE Data GmbH übermittelt werden<br />

und für weitere Systeme von Landwirten und Lohnunternehmern<br />

genutzt werden. «<br />

ERSTER BEI RUNDBALLENPRESSEN<br />

Krone hat als erster Hersteller von Rundballenpressen für die<br />

Baureihen Fortima, Comprima und VariPack die Zertifizierung<br />

der Agricultural Industry Electronics Foundation (AEF) für das<br />

Traktor-Implement-Management (TIM) erhalten. Damit ist nun<br />

von offizieller Seite bescheinigt, dass die Krone-Rundballenpressen<br />

aktiv auf Funktionen des Traktors einwirken können<br />

und auch dürfen. Da das Gespann aus Traktor und Presse als<br />

Einheit fungiert, können die Maschinen so nun noch effizienter<br />

eingesetzt werden.<br />

Alle Prozesse laufen dank TIM automatisch ab: Sobald die<br />

Ballenkammer der Presse gefüllt ist, wird der Traktor gestoppt.<br />

Anschließend wird das Netz eingeschossen, danach wird die Ballenkammer<br />

geöffnet, der Ballen abgelegt und die Ballenkammer<br />

umgehend wieder geschlossen. Aufgrund der eng getakteten<br />

Abfolge der Prozessschritte steigt der Durchsatz der Presse. Da sich<br />

die Abläufe immer exakt wiederholen, produziert die Presse zudem<br />

kontinuierlich einheitliche Ballen mit sehr hoher Ballendichte,<br />

so Krone. Darüber hinaus erleichtert diese Technologie auch den<br />

Arbeitsalltag des Fahrers deutlich, denn er kann sich auf das Fahren<br />

konzentrieren. Welche Maschinen aktuell für die TIM-Funktion von<br />

der AEF zertifiziert wurden, ist hier hinterlegt:<br />

https://www.aef-isobus-database.org/isobusdb/login.jsf. «<br />

26 27


PRAXIS<br />

FAMILIE SCHUMEIER, LACHENDORF<br />

AUF ZUKUNFT<br />

GESETZT<br />

Im Gebäude vorn rechts sind Melkkarussel plus<br />

Wartebereich, Milchkammer, Melktanks und<br />

der Stallbereich für Trockensteher sowie frisch<br />

gekalbte Kühe untergebracht. Im hinteren Stall<br />

stehen die zu melkenden Kühe, und die Pultdachhalle<br />

links ist für Kälber und Färsen gedacht.<br />

Mit einem Neubau und der Verdoppelung<br />

des Milchviehbestandes hat Familie<br />

Schumeier die Weichen gestellt, dass auch<br />

die nächste Generation den Hof weiterführen<br />

kann. Freude am Beruf und viel<br />

Zuversicht sind die Voraussetzungen<br />

dafür – trotz Bürokratie und sonstiger<br />

Hürden. Eine Mutmach-Story.<br />

Landwirte denken in Generationen – aber<br />

nicht immer ist es selbstverständlich,<br />

dass ein Hof weitergeführt wird. Umso<br />

glücklicher sind Heinrich Schumeier und<br />

seine Frau Gabriele aus Lachendorf im niedersächsischen<br />

Kreis Celle, dass ihre beiden<br />

Söhne Sebastian (29) und Alexander (24)<br />

den Hof gemeinsam weiterführen werden,<br />

der seit 1910 im Familienbesitz ist. Die Entscheidung,<br />

den nächsten Generationswechsel<br />

vorzubereiten, fiel bereits vor über zehn<br />

Jahren, als Sebastian seine Lehre beendet<br />

hatte und auch Alexander signalisierte,<br />

diese Ausbildung beginnen zu wollen. Die<br />

zentrale Frage dabei war jedoch: Wie muss<br />

der Betrieb beschaffen sein, damit er auch<br />

im 21. Jahrhundert ein gutes Auskommen<br />

bieten kann – noch dazu für drei Familien? In<br />

jener Zeit setzte zwar noch die Milchquote<br />

die Rahmenbedingungen, aber ihr Ende war<br />

absehbar – was man von der Milchpreisentwicklung<br />

nach ihrem Wegfall allerdings<br />

nicht sagen konnte. „Trotzdem stand für<br />

uns fest, den Tierbestand kontinuierlich<br />

auszubauen. Anfangs geschah dies noch<br />

mit Quotenzukauf und später dann so weit,<br />

wie es der Platz im bisherigen Stall zuließ“,<br />

berichtet Heinrich Schumeier. So wurden<br />

aus 80 Kühen im Jahr 2005 nach und nach<br />

bis 2<strong>01</strong>5 rund 180, sodass der 1997 gebaute<br />

und 2005 erweiterte alte Laufstall aus allen<br />

Nähten platzte und das Jungvieh bereits<br />

in stillgelegte Ställe in der Nachbarschaft<br />

umziehen musste.<br />

VIELE HÜRDEN<br />

Parallel zur Bestandsaufstockung war<br />

bereits das anstrengendste Kapitel angelaufen:<br />

Planung und Realisierung des<br />

Stallneubaus. Wie der aussehen sollte,<br />

stand für die Familie rasch fest – nicht<br />

aber, wo. Insgesamt wurden über einen<br />

Zeitraum von sechs Jahren vier Optionen<br />

geprüft und doch wieder verworfen, bis<br />

dann die Entscheidung für den finalen,<br />

heutigen Standort fiel, in der Feldmark und<br />

etwa 500 m Luftlinie vom Stammhof entfernt.<br />

„Es lag aber nicht daran, dass wir uns<br />

28 29


PRAXIS<br />

1 2<br />

3<br />

nicht entschließen konnten, sondern an den<br />

zahlreichen und immer größer werdenden<br />

Hürden, die uns bei diesem Vorhaben in den<br />

Weg gelegt wurden. Egal, ob Verwaltung,<br />

Behörden und Prüfinstitutionen: Wir hatten<br />

wirklich das Gefühl, dass ein zukunftsfähiger<br />

Milchviehbetrieb hier nicht erwünscht<br />

ist. Und dass sich in diesem Land alle Instanzen<br />

zu 400 % absichern wollen, aus Angst,<br />

irgendeine noch so kleine Entscheidung zu<br />

treffen. Als ob wir hier ein Atomkraftwerk<br />

bauen wollten!“<br />

Wer Heinrich Schumeier über diese Zeit<br />

erzählen hört, merkt ihm die Bitterkeit an,<br />

die ihn dabei befällt. „Wenn man diesen<br />

Irrsinn mal aufschreiben wollte, würde er<br />

ein ganzes Buch füllen.“ Wobei darin sicher<br />

ebenfalls die Erfahrungen während der Bauzeit<br />

einige Kapitel abdecken könnten, denn<br />

reibungslos war auch dabei kein wirklich<br />

zutreffender Begriff. In fast allen Gewerken<br />

gab es phasenweise massive Probleme,<br />

vom Elektriker bis hin zum Lieferanten des<br />

Melkkarussells. So stellte sich heraus, dass<br />

Letztgenannter eine ganz andere Technik<br />

geliefert hatte als von Schumeiers bestellt.<br />

Bemerkt wurde dies allerdings erst beim<br />

Aufbau, der aufgrund der eingangs geschilderten<br />

Probleme erst 2<strong>01</strong>9 erfolgen<br />

konnte, also ein Jahr später als eigentlich<br />

vorgesehen. „Misslich war nur, dass der<br />

Hersteller den Melkstand, wie vereinbart,<br />

2<strong>01</strong>8 geliefert hatte. Solange stand er verpackt<br />

bei uns in der alten Scheune“, erzählt<br />

der Landwirt. Und auch, als die Anlage<br />

lief, war sie nicht richtig nutzbar, denn die<br />

Standplätze waren bestenfalls für Jersey-<br />

Kühe gut dimensioniert, nicht jedoch für<br />

Holstein Frisian. „Die Auseinandersetzung<br />

hat nochmal richtig Nerven gekostet. Es ist<br />

nur gut, dass man vorher nicht weiß, was<br />

so alles mit einem Stallbau verbunden ist.<br />

Aber wir haben uns nicht abhalten lassen<br />

und freuen uns jetzt über das Ergebnis“,<br />

so sein Fazit zum anstrengendsten Kapitel<br />

seines Lebens.<br />

KARUSSELL-FANS<br />

Geradezu reibungslos gestaltete sich<br />

im Vergleich dazu im Sommer 2<strong>01</strong>9 der<br />

Umzug der Kühe in ihr neues Domizil.<br />

Und auch die Umgewöhnung vom alten<br />

Fischgrätenmelkstand auf das Melkkarussell<br />

lief super, wie Alexander Schumeier<br />

bestätigt. Nur die zugekaufte Herde von<br />

50 Tieren eines anderen Betriebes, der die<br />

Milchproduktion einstellen wollte, tat sich<br />

mit den Kreisfahrten schwer. „Sie waren<br />

an Melkroboter gewöhnt, und es braucht<br />

viel Überzeugungsarbeit plus Schweiß, um<br />

die Herrschaften von den neuen Gegebenheiten<br />

zu überzeugen. Aber inzwischen<br />

sind sie ebenfalls Karussell-Fans“, ergänzt<br />

er schmunzelnd. Dass die Milchleistung gerade<br />

in der Übergangsphase teilweise nachließ,<br />

war zu erwarten. Nach dem nächsten<br />

Kalben jedoch lag die Leistung wieder auf<br />

dem gewohnten Niveau, teilweise sogar<br />

darüber. Inzwischen ist der Zielbestand von<br />

350 Kühen erreicht, bei einem Durchschnitt<br />

von etwa 9.400 l pro Kuh und Jahr.<br />

Einiger Neuorganisation bedurfte es auch<br />

beim Thema Grundfutter und Außenwirtschaft.<br />

Die Familie bewirtschaftet mittlerweile<br />

rund 149 ha, davon 67 ha Grünland.<br />

Die 82 ha Acker werden mit 68 ha Mais,<br />

8 ha Futterrüben und – in diesem Jahr ganz<br />

neu – mit 8 ha „Gemenge“ aus Mais und<br />

Bohnen bestellt. Alle drei Herren Schumeier<br />

sind schon gespannt, wie dieses Experiment<br />

gelingt. Die Aussaat erfolgte erst Mitte Mai,<br />

nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass die<br />

Herbizidbehandlung bei dieser Pflanzenmischung<br />

nur im Vorauflauf erfolgen kann.<br />

Doch auch sonst gibt es immer wieder<br />

kreative Gedanken, was die Futtergrundlage<br />

angeht. Damit sind nicht nur die<br />

Futterrüben gemeint oder speziell in diesem<br />

Frühjahr Kartoffeln, die aufgrund der<br />

1 Freuen sich ebenfalls über den neuen<br />

Stall: Gabriele Schumeier (l.) mit Tochter<br />

Katharina und den Enkeltöchtern<br />

Madeleine und Fiona.<br />

2 Alexander, Heinrich und Sebastian<br />

Schumeier (v.l.n.r.) haben seit 2<strong>01</strong>9<br />

eine GbR gegründet.<br />

3 Die Außenwirtschaft ist weitgehend<br />

an Landwirte oder Lohnunternehmer<br />

vergeben. Nur Bodenbearbeitung<br />

sowie das Mähen und Schwaden<br />

erledigt Familie Schumeier selbst.<br />

Corona-Krise nicht den Weg in die Pommes-<br />

Tüten gefunden haben. Kernbestandteil der<br />

Futterplanung ist Gras der Wiesen, wegen<br />

der Wasserknappheit in guten Jahren aus<br />

vier Schnitten, sonst drei. Ergänzt wird es<br />

durch Einjähriges Weidelgras, das jedes<br />

Jahr als Zwischenfrucht auf rund 40 ha von<br />

Ackerbau-Kollegen angebaut wird. Wobei<br />

die Sommertrockenheit der vergangenen<br />

beiden Jahre dabei schon eine echte Herausforderung<br />

war – der sandige Boden<br />

mit Bodenwertzahlen zwischen 18 und 40<br />

hält Wasser nicht lange. „Beregnen müssen<br />

wir ohnehin mehrmals, aber 2<strong>01</strong>9 war es<br />

besonders schlimm“, so Heinrich Schumeier<br />

rückblickend. „Deshalb haben wir es mal<br />

mit Hafer statt Weidelgras probiert. Und<br />

es hat erstaunlich gut geklappt. Die spätere<br />

Silage war etwas feucht, aber die Kühe fressen<br />

sie gern, und die Milchleistung stimmt<br />

auch“, so der Senior.<br />

MULTI-KULTI<br />

Unterstützung von Externen gibt es nicht<br />

nur beim Futterbau. Schumeiers arbeiten<br />

mit einem befreundeten Landwirt zusammen,<br />

der in ihrem Auftrag einen großen<br />

Teil der Ackerarbeiten übernimmt, wie zum<br />

Beispiel Düngung und Pflanzenschutz. Der<br />

Festmist geht an eine Biogasanlage, ein<br />

Teil der Gülle an nahegelegene Ackerbaubetriebe.<br />

Einzelkornsaat, Futterbergung<br />

per Häcksler und das Einsilieren erledigen<br />

Lohnunternehmer. „Neben der Bodenbearbeitung<br />

sind Mähen, Schwaden und<br />

Weidepflege die einzigen Außenarbeiten,<br />

die wir selbst machen“, fügt Alexander<br />

Schumeier hinzu. Aber mehr ginge eh nicht,<br />

denn obwohl die ganze Familie mit anpackt,<br />

erfordert ein Tierbestand von 660 Köpfen<br />

alle Aufmerksamkeit im Stall.<br />

Und was ist jetzt die nächste Herausforderung?<br />

Die Düngeverordnung gehört sicher<br />

dazu, vor allem, wenn sich am Zuschnitt<br />

der roten Gebiete nichts ändert, die auch<br />

Lachendorf betreffen. „Am wichtigsten ist<br />

aber, den Tierbestand zu vereinheitlichen“,<br />

kommt von den Junioren wie aus der Pistole<br />

geschossen. Denn wer aufmerksam durch<br />

den Stall geht, entdeckt eine bunte Vielfalt:<br />

Schwarz- und Rotbunte, Braun- und<br />

Fleckvieh, Angler und Jersey. Diese Multikulti-Mischung<br />

ist nicht allein auf den<br />

Zukauf während der vergangenen drei Jahre<br />

zurückzuführen, denn auch vorher schon<br />

hatten Vater und Söhne immer mal wieder<br />

Spaß an Exoten im Stall. Doch inzwischen<br />

sind sich alle drei einig: Holstein-Frisian soll<br />

die Linie vorgeben.<br />

„Hobbys“ rund ums Tier bleiben dennoch:<br />

Vater Schumeiers zehn Pferde und ein<br />

kleines Kontingent von 40 Bullen in der<br />

Mast sorgen für Abwechslung von der Kuh.<br />

„An sich haben wir einen festen Abnehmer<br />

für die Bullenkälber, aber jetzt im Zuge der<br />

Corona-Krise waren die Rindfleischpreise<br />

auf Talfahrt, sodass Bullenkälber für Geld<br />

und gute Worte nicht loszuwerden waren.<br />

Dann können wir sie auch selbst mästen“,<br />

meint Heinrich Schumeier – und macht<br />

sich auf dem Weg zum Stall. Schließlich<br />

ist Melkzeit. Obwohl mit dem Karussell<br />

rund 150 Tiere pro Stunde fahren, dauert<br />

es eben immer noch seine Zeit. Aber die<br />

macht wieder Spaß. «<br />

30 31


WISSEN<br />

Alle Krone-Comedy-Clips<br />

können Sie sich auf YouTube<br />

unter Krone T-Vision ansehen:<br />

Von da an war klar, dass Krone mit diesen außergewöhnlichen<br />

Videos weitermachen wollte – denn<br />

die Geschichten bleiben im Kopf und damit auch<br />

die Marke. Jedes dieser Videos beginnt mit einer<br />

Idee – oft im Zusammenhang mit einem neuen<br />

Produkt. Dann reift die Idee über Wochen und es<br />

entsteht eine bühnenreife Geschichte und ein detailliertes<br />

Drehbuch wird geschrieben. Als Ideengeber und Autor für<br />

alle bisherigen Clips zeichnete sich bis zu seinem Tod im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>9 Krone-Marketingleiter Heinrich Wingels aus. Die<br />

Herausforderung für ihn und sein Team bestand darin, eine<br />

solche Geschichte aus der Echtzeit heraus so zu kürzen, dass<br />

sie sich in wenigen Minuten und geschickten Filmschnitten<br />

plausibel und kurz erzählen lässt. Daran hat sich bis heute<br />

nichts geändert.<br />

COMEDY-CLIPS<br />

JUST<br />

FOR FUN<br />

Ein- bis zweimal im Jahr bietet Krone<br />

großes Kino in weniger als fünf Minuten –<br />

mit einem Comedy-Clip. Im Mittelpunkt<br />

dieses etwas anderen Werbespots stehen<br />

meist zwischenmenschliche Geschichten,<br />

nicht die Technik. Der Aufwand dafür ist<br />

enorm – aber das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen.<br />

Der erste Clip entstand 2<strong>01</strong>2 in Österreich. Damals<br />

überlegte man, wie man beim Krone-Mähwerk das<br />

Feature „DuoGrip“, die doppelte Anlenkung des Mähholms,<br />

am anschaulichsten erklären kann. Entstanden war ein<br />

Video mit hohem Unterhaltungswert. Österreichs derzeitige<br />

Meisterin im Sensenmähen verdeutlichte mit der Sense,<br />

wie das Prinzip „im Schwerpunkt getragen – von Lenkern<br />

geführt“ im übertragenden Sinne funktioniert. Für den<br />

Lacher sorgte ein verbitterter älterer Herr, dessen Arbeitsgerät<br />

schon in die Jahre gekommen war und sich der jungen<br />

Dame geschlagen geben musste.<br />

Das Video erregte viel Aufmerksamkeit und für die humorvolle<br />

Darstellung erntete Krone viel Lob.<br />

Für die Dreharbeiten zum Film „Krone Smart Connect(ed)“<br />

wurden zwei Lohnunternehmen namens „Julberger“ und<br />

„Rombach“ erschaffen. Die Story: Beide haben im Fuhrpark<br />

den gleichen Feldhäcksler, die gleiche Pick-up – und<br />

beide sind sich spinnefeind. Als Tochter Julia Julberger mit<br />

dem Häcksler ausrückt, beobachtet der Vater Zuhause am<br />

Rechner seine Flotte. Möglich macht das die Krone Smart-<br />

Connect-Box, die alle Daten des Häckslers sammelt und über<br />

das Internet versendet. Via Krone SmartTelematics kann die<br />

Fahrtroute online verfolgt werden. Auch im Unternehmen<br />

Rombach fährt Sohnemann Roman mit dem BiG X los. Auch<br />

sein Vater überprüft im Büro die Fahrt des Häckslers – bis<br />

sie von der geplanten Route abweicht. Die Kinder sind telefonisch<br />

nicht erreichbar, und sofort macht sich jeder Vater<br />

auf den Weg zum Standort seines Häckslers. Dabei treffen<br />

die Väter unerwartet aufeinander – was dann passiert,<br />

sollten Sie sich einfach selbst ansehen.<br />

Die Dreharbeiten erfordern mehrere Tage gründliche<br />

Vorbereitung. Viele Requisiten werden organisiert und<br />

Mensch und Maschine herausgeputzt. Gedreht wird meist<br />

innerhalb von zwei Tagen. Übrig bleiben etwa drei bis fünf<br />

Minuten Film. Für den Feinschliff sorgt die passende Musik.<br />

Die Titel werden passgenau auf das fertig geschnittene<br />

Video komponiert. So lassen sich die Emotionen noch feiner<br />

herausarbeiten.<br />

Der Erfolg dieser Videos lässt sich nicht nur anhand der<br />

Klickzahlen auf YouTube und Facebook bemessen. Alle zwei<br />

Jahre lässt sich der Lohn der Arbeit auch auf der Agritechnica<br />

sehen, wenn sich Hunderte von Besuchern um die große<br />

Leinwand auf dem KRONE Messestand scharen, um auf die<br />

Schlusspointe der einzelnen Geschichten zu warten, die den<br />

Gästen ein Lachen ins Gesicht zaubert. «<br />

32 33


INTERNATIONAL<br />

Beliebt bei Einheimischen und Gästen<br />

sind die Passmärkte, die von alpinavera<br />

veranstaltet werden.<br />

ALPINAVERA (CH)<br />

DIE REGION<br />

STÄRKEN<br />

Im Verein alpinavera haben in den Schweizer<br />

Kantonen Uri, Glarus, Graubünden und<br />

Tessin Firmen zusammengefunden, um den<br />

Absatz ihrer regionalen Produkte zu fördern.<br />

Dies können Landwirte, Verarbeiter<br />

oder auch Kunsthandwerker sein.<br />

Was vereint die ostschweizerischen<br />

Kantone Uri, Glarus, Graubünden<br />

und Tessin miteinander? „Wenn Sie hier<br />

in Chur, wo unsere Geschäftsstelle sitzt,<br />

den Rhein hinunterschauen, entdeckt man<br />

nicht so viele Gemeinsamkeiten“, sagt<br />

Jasmine Said Bucher, Geschäftsführerin<br />

des Projektes alpinavera. „Aber Sie müssen<br />

nach oben schauen. Es sind die Berge, die<br />

wir miteinander teilen. Und damit eine ganz<br />

spezielle Form der Landwirtschaft mit vielen<br />

regionalen Spezialitäten.“<br />

Jasmine Said Bucher – damals noch bei<br />

der Landwirtschaftsschule Plantahof tätig<br />

– war gemeinsam mit ihrem Mann die<br />

Ideengeberin des Projektes. Das Konzept<br />

wurde erstellt, diskutiert und nach einer<br />

Förderungszusage im Rahmen der landwirtschaftlichen<br />

Absatzförderung des Bundes<br />

und der Kantone konnte alpinavera im Mai<br />

2007 die Tätigkeit aufnehmen. „Mitglieder<br />

bei alpinavera sind jedoch nicht die Produzenten<br />

selbst, sondern 15 verschiedene<br />

Verbände aus den beteiligten Kantonen“, erklärt<br />

die Geschäftsführerin. „Diese kommen<br />

zum Beispiel aus der Landwirtschaft, der<br />

Viehzucht, der Lebensmittelproduktion –<br />

Metzger, Bäcker, Käser – oder der Landwirtschaftsverwaltung.<br />

Auch zwei Naturparks<br />

sind vertreten. Präsident von alpinavera ist<br />

seit dem Jahr 2<strong>01</strong>1 der Angus-Züchter Gian<br />

Peter Niggli aus Samedan, Graubünden.“<br />

ABSATZFÖRDERUNG<br />

Der Verein hat zwölf Mitarbeitende auf<br />

knapp sechs Vollzeitstellen, die größtenteils<br />

in der Geschäftsstelle tätig sind, in den Kantonen<br />

befinden sich jedoch auch Regional-<br />

büros. Weitere Akteure bei alpinavera sind<br />

Produzenten. Sie werden Vertragspartner<br />

und damit Markennutzer des Gütesiegels<br />

regio.garantie für die zertifizierten Regionalprodukte.<br />

Das können Landwirte selbst<br />

oder Verarbeitende von Lebensmitteln sein.<br />

Sie müssen folgende zentrale Anforderung<br />

erfüllen: Sie stellen Lebensmittel her oder<br />

verkaufen diese, wobei die Rohstoffe zur<br />

Herstellung zu 80 % aus der alpinavera-<br />

Region stammen müssen. Zudem müssen<br />

die maßgeblichen Verarbeitungsschritte<br />

in der Region erfolgen. Für handwerkliche<br />

und kunsthandwerkliche Produkte gelten<br />

gesonderte Bestimmungen.<br />

„Insgesamt werden in der Schweiz 27 Organisationen<br />

im Rahmen der Absatzförderung<br />

durch den Bund unterstützt. Davon sind<br />

vier Absatzförderungsorganisationen<br />

für Regionalprodukte. Der Bund gibt für<br />

die Absatzförderung insgesamt 68 Mio.<br />

Schweizer Franken (CHF) aus. Das ist viel<br />

Geld, für die Regionalprodukte maximal<br />

3,35 Mio. CHF“, berichtet die Geschäftsführerin<br />

und ergänzt: „Deshalb müssen<br />

wir auch bestimmte Vorgaben erfüllen,<br />

einem strengen Controlling genügen und<br />

unsere Budgets anmelden. Zudem müssen<br />

wir unsere Effektivität nachweisen, also<br />

wie hoch die Umsätze mit zertifizierten<br />

Produkten sind und in welchen Absatzkanälen<br />

die Produzenten die zertifizierten<br />

Produkte verkaufen. Wie sieht der Absatz<br />

aus? Vor allem aber: Wie gestaltet sich das<br />

Preisniveau bei den Landwirten? Dies ist<br />

ein enges Korsett, das uns der Bund auflegt.<br />

Aber gleichzeitig werden wir immer am<br />

Erfolg gemessen.“ Eine der schwierigsten<br />

Aufgaben sei es gewesen, sich mit den<br />

anderen drei regionalen Absatzförderungs-<br />

Organisationen auf einheitliche Richtlinien<br />

zu einigen. „Und dass, obwohl wir ja ein<br />

34 35


INTERNATIONAL<br />

LANDWIRT GIAN PETER NIGGLI, SAMEDAN (CH)<br />

ALPEN-ANGUS<br />

Das verbindende Element der vier Kantone sind die<br />

Alpen und die dortige Form der Landwirtschaft.<br />

stückweit Wettbewerber sind. Es ist uns<br />

aber gelungen. Und seitdem haben wir ein<br />

gutes Verhältnis untereinander. Inzwischen<br />

haben wir sogar ein gemeinsames Gütesiegel,<br />

regio.garantie, welches im Co-Branding<br />

mit der Regionalmarke auf zertifizierten<br />

Produkten abgebildet wird“, berichtet<br />

Jasmine Said Bucher.<br />

SEHR AKTIV<br />

Voraussetzung für die Zusammenarbeit<br />

zwischen einem Erzeuger und alpinavera ist<br />

eine Vertragspartnerschaft und die damit<br />

verbundene externe Zertifizierung. Sie wird<br />

für einzelne Produkte, nicht für Betriebe<br />

vergeben. Das Zertifikat gilt für jeweils zwei<br />

Jahre. Aktuell sind 2.106 Produkte zertifiziert.<br />

Der Verein hat 198 Verträge mit Erzeugern<br />

abgeschlossen, die aus 540 Betrieben<br />

stammen. Die Differenz rührt daher, dass<br />

zum Beispiel bei einer Alp-Gemeinschaft<br />

mehrere bäuerliche Betriebe ein Produkt<br />

– zum Beispiel Alpkäse – miteinander erzeugen<br />

und vermarkten.<br />

„Unsere Hauptaufgabe ist es, die Transaktionskosten<br />

zu senken“, erläutert Jasmine<br />

Said Bucher. „Der einzelne Produzent hat<br />

ja nur einen sehr begrenzten Zugang zum<br />

Jasmine Said Bucher ist Geschäftsführerin von alpinavera.<br />

Konsumenten. Und wenn letzterer im<br />

Einzelhandel vor einer großen Theke steht,<br />

kann er oft nicht unterscheiden. Labels<br />

geben dabei Sicherheit. Und ich freue mich<br />

sehr, dass unseres bei einer Bewertung<br />

durch den Schweizer Konsumentenschutz<br />

als bestes der Regionallabel abgeschnitten<br />

hat.“<br />

Aktiv ist alpinavera in fünf Bereichen:<br />

– Beratung: Für Partner, zum Beispiel bei<br />

Werbemaßnahmen und der Gestaltung<br />

von Produktetiketten. Außerdem werden<br />

diverse nationale und internationale<br />

Projekte begleitet.<br />

– Vielfalt präsentieren: Die Organisation<br />

betreibt einen eigenen Online-Shop für<br />

zertifizierte regionale Produkte ihrer<br />

Partner.<br />

– Unterstützen: alpinavera unterstützt im<br />

Rahmen der zur Verfügung stehenden<br />

Bundesgelder verkaufsfördernde Aktivitäten<br />

seiner Partner.<br />

– Schulen: Bei den alpinavera-Geschmacksschulungen<br />

werden Gruppen<br />

der verschiedensten Spezialitäten vorgestellt,<br />

Käse mit Wein, Bier mit Wurst<br />

oder Likör zusammen mit Backwaren - je<br />

nach Wunsch<br />

– Organisieren: alpinavera organisiert<br />

für seine Partner Auftritte bei Märkten,<br />

Messen und Events und stellt dabei<br />

Infrastruktur und das Dekomaterial.<br />

Zusätzlich werden Catering-Aufträge<br />

organisiert. Darüber hinaus schafft<br />

alpinavera mit einer zentralen Bestellmöglichkeit<br />

ein Angebot an regionalen<br />

und zertifizierten Alp- und Bergspezialitäten<br />

für die Hotellerie, Gastronomie,<br />

Firmen- und Krankenhausküchen sowie<br />

Spezialitätenläden.<br />

Zu den großen Erfolgen des Vereins gehören<br />

nach Einschätzung der Geschäftsführerin<br />

die beliebten Passmärkte und die Märkte<br />

am See im Tessin. Sie finden am Gotthard-,<br />

Oberalp-, Lukmanier-, Flüela und Klausenpass<br />

beziehungsweise in Ascona und Locarno<br />

statt. Dort präsentieren jeweils rund<br />

25 bis 35 Produzenten in einem attraktiven<br />

Ambiente ihre regionalen Spezialitäten.<br />

Auch im Einzelhandel ist alpinavera aktiv.<br />

Bei sogenannten Degustationen können<br />

die Kunden immer fünf Spezialitäten probieren.<br />

Gemeinsam mit dem Detailhandel<br />

werden eine professionelle Degustatorin<br />

und ein Vertreter der Produzenten für Erläuterungen<br />

zur Verfügung gestellt. Und<br />

für noch mehr Aufmerksamkeit kann der<br />

Lebensmitteleinzelhandel sogar noch Alphornspieler<br />

dazu buchen. «<br />

Angus im Oberengadin? Ja, das passt. Denn<br />

schon sehr früh haben sich die Schweizer<br />

Fleischrinderzüchter auf nur wenige Rassen<br />

fokussiert, um am Markt erfolgreich zu sein.<br />

Eine davon ist Angus. Das Rind mit dem<br />

legendären Ruf in Sachen Fleischqualität.<br />

Anfangs arbeitete alpinavera-Präsident<br />

Gian Peter Niggli, der seinen Betrieb im<br />

Jahr 1990 gründete, viel mit deutschen<br />

Züchtern zusammen. Mangels Masse<br />

war er gezwungen, als Grundlage seiner<br />

Herde Tiere von verschiedenen Züchtern<br />

zu erwerben. Er setzte zwar von Anfang an<br />

immer auf Top-Qualität, aber jeder Praktiker<br />

weiß, dass es Generationen an Tieren<br />

braucht, um den eigenen züchterischen<br />

Typ in der eigenen Herde zu formen. Ist die<br />

Genetik unterschiedlich, tut man sich umso<br />

schwerer.<br />

Ein radikaler Schnitt kam deshalb im Jahr<br />

2<strong>01</strong>2. Gian Peter Niggli verkaufte seinen<br />

kompletten Rinderbestand und importierte<br />

reinrassige Aberdeen Angus-Tiere<br />

aus Schottland. Die genetische Basis der<br />

Herde ist damit enger, was einerseits die<br />

systematische Zucht erleichtert, aber<br />

auch deutliche Vorteile im Management<br />

bringt. Mit diesem Import war er der erste<br />

Züchter in der Schweiz, der parallel auch an<br />

das Herdbuch der Aberdeen Angus Cattle<br />

Society mit Sitz in Perth angeschlossen<br />

war. Zudem nahm er ab dann an einem<br />

Zuchtprogramm namens Breedplan teil, das<br />

es ihm ermöglicht, aussagekräftige Daten<br />

über die verschiedensten Parameter zu bekommen.<br />

Das hilft dem Landwirt sowohl<br />

bei der Selektion als auch seinen Zuchtviehkunden<br />

bei der Auswahl potenzieller<br />

Neuerwerbungen. Der Clou bei Breedplan<br />

ist allerdings die breite und damit gefestigte<br />

Datenbasis. Allein in Großbritannien sind<br />

6.000 Angus-Rinder registriert.<br />

Aberdeen Angus-Tiere sind aus ihrer<br />

schottischen Heimat durchaus widrige<br />

Wetterbedingungen gewöhnt. Da ist es<br />

zwar außergewöhnlich, aber nicht überraschend,<br />

dass sie auch mit dem Klima in<br />

der Schweiz gut zurechtkommen. Selbst<br />

wenn sie, wie es bei Niggli Angus der Fall<br />

ist, den kompletten Sommer von Mai bis<br />

Oktober auf der 2.500 m ü.N.N. gelegenen<br />

Alp Muottas Muragl verbringen. Den Beweis<br />

dafür gibt es übrigens auf Google Maps. Wer<br />

Bescheid weiß, kann die schwarzen Punkte<br />

in der Nähe der Alphütte als Silhouetten<br />

der Rinder identifizieren. Was man freilich<br />

nicht sieht, sind die Schellen, die die Tiere<br />

selbstverständlich nach guter Schweizer<br />

Tradition am Riemen um den Hals tragen.<br />

Aber Gian Peter Niggli ist nicht nur erfolgreicher<br />

Züchter und Seriensieger bei<br />

Tierschauen, schon immer hat er auch die<br />

Vermarktung von Fleisch im Blick. Zugute<br />

kommt ihm dabei die Region, in der sich<br />

sein Betrieb befindet: Der Ort Samedan<br />

liegt nur wenige Kilometer vom bekannten<br />

St. Moritz entfernt. Eine anspruchsvolle und<br />

zahlungskräftige Kundschaft – privat und<br />

aus der Gastronomie – ist hier also vorhanden.<br />

Zu den Angus-Produkten gehören<br />

nicht nur hochwertiges Fleisch und eine<br />

luftgetrocknete Wurst – in Graubünden<br />

Salsiz genannt – sondern auch Taschen aus<br />

schwarzem Rinderfell, die in unmittelbarer<br />

Nähe zu seinem Betrieb hergestellt werden.<br />

Eine weitere Stärke des Landwirts ist seine<br />

Leidenschaft für Vernetzung. Ob mit internationalen<br />

Züchtern, Fleischfachleuten, im<br />

St. Moritzer Pferde-Rennverband White<br />

Turf, bei der Bildungseinrichtung Plantahof<br />

oder im kantonalen Parlament – Gian Peter<br />

Niggli ist in vielen Bereichen aktiv. «<br />

36 37


TELEGRAMM<br />

NEWS-TICKER<br />

CORONA FÖRDERT<br />

HOMEOFFICE<br />

Während der Corona-Pandemie wechselten<br />

insgesamt 1.877 Mitarbeiter der<br />

Krone-Gruppe ins Homeoffice. Dank der<br />

hervorragenden Vorbereitung und Unterstützung<br />

der IT-Abteilung konnten so auch<br />

alle administrativen Arbeiten problemlos<br />

erledigt werden.<br />

FUTURE LAB<br />

Das neue Krone Future Lab in Lingen ging<br />

im Mai wie geplant in Betrieb. Rund 30<br />

Krone-MitarbeiterInnen testen dort nun<br />

Fahrzeuge, Maschinen und Achsen.<br />

BESTE LOGISTIKMARKE<br />

Der Titel „Beste Logistikmarke <strong>2020</strong> in der Kategorie Trailer und Aufbauten“ ging an Krone.<br />

Das ist das Ergebnis einer Leser-Umfrage, die vom Fachmagazin „Logistik heute“ und von<br />

der Bundesvereinigung Logistik e. V. (BVL) gestartet wurde. Insgesamt zählte die Jury 26.567<br />

Stimmen aus.<br />

IM NEUEN LOOK<br />

NEUER HAUPTSITZ<br />

NEUE ANLAUFSTELLE<br />

KRONE SPENDET<br />

Die Ausstellung im Krone-Museum wur-<br />

Krone North America zog Anfang des<br />

Der AgriPark ist ein neu gegründeter Ver-<br />

Rund 150.000 € spendete Krone in<br />

de ergänzt und auch neu designt. Wer<br />

selbst gucken möchte: Das Museum ist<br />

jeden Donnerstag (außer an Feiertagen)<br />

von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt<br />

ist frei. Oder Terminabsprache unter:<br />

museum@krone.de<br />

Jahres in die neue, moderne Unternehmenszentrale<br />

in Olive Branch,<br />

Mississippi, nur 16 km südlich des<br />

vorherigen Standorts in Memphis. Das<br />

neue Gebäude verfügt über eine Fläche<br />

von 24.600 m².<br />

INNOVATION DAY<br />

triebsstützpunkt von Krone und Lemken<br />

im südlichen Oberbayern, unweit von<br />

Haag. Neben dem modernen Büro- und<br />

Verwaltungsgebäude gibt es eine separate<br />

Werkstatthalle mit neuestem Equipment<br />

sowie eine 1.100 m² große Ausstellungshalle.<br />

In dem 700 m² großen Ersatzteillager<br />

sind rund 6.000 Teile verfügbar.<br />

den vergangenen Wochen an diverse<br />

karitative Einrichtungen im Emsland,<br />

um diese in schwierigen Corona-<br />

Zeiten zu unterstützen. Empfänger<br />

waren u.a. das Bonifatius-Hospital<br />

in Lingen sowie Demenz- bzw.<br />

Hospizeinrichtungen.<br />

Im Rahmen des „Innovation Day“ zeigte<br />

Krone Australia u. a. die neue VariPack<br />

und die Premos im Einsatz. Entsprechend<br />

BERNARD KRONE<br />

IM AUFSICHTSRAT<br />

groß war das Interesse – nicht nur bei den<br />

Bernard Krone (l., geschäftsführender Ge-<br />

Händlern, die aus ganz Australien anreisten.<br />

sellschafter der Bernard Krone Holding SE<br />

Auch rund 350 Kunden (u. a. aus Neusee-<br />

& Co. KG) und Alfons Veer (Vorsitzender<br />

land, Western Australia und Queensland)<br />

des Vorstandes der Krone Holding) wurden<br />

besuchten die Veranstaltung.<br />

Anfang des Jahres in den Aufsichtsrat der<br />

JETZT AUCH<br />

IN INDIEN<br />

JETZT PARTNER<br />

BEI ERASMUS+<br />

Holding gewählt. Bernard Krone übernahm<br />

den Aufsichtsratsvorsitz, Alfons Veer agiert<br />

als Stellvertreter.<br />

Ein großer Milchviehbetrieb in der Nähe<br />

von Nasi (170 km nordöstlich von Mumbai)<br />

setzt jetzt vier Krone-Maschinen ein<br />

– und zieht folgende Bilanz: Jumping<br />

100 years forward. In Indien besitzt der<br />

Durchschnitts-Landwirt 1,5 ha landwirtschaftliche<br />

Fläche und eine Kuh. Die<br />

Feldarbeit wird in vielen Fällen noch von<br />

Hand getätigt.<br />

Krone erhielt von der Europaschule BBS<br />

Brinkstraße in Osnabrück das Siegel<br />

„Erasmus+ Partner“. Mit dem Erasmus+<br />

Programm wird der internationale Austausch<br />

von Auszubildenden und Ausbildern<br />

gefördert. Im Jahr 2<strong>01</strong>9 nahmen<br />

mehrere Auszubildende an Projekten in<br />

Spanien und Irland teil.<br />

WICHTIG WIE NIE<br />

Immer mehr Verbraucher begreifen jetzt:<br />

Landwirte sind ebenso wichtig wie Transportunternehmen<br />

– oder wie die Politik<br />

so schön formuliert – systemrelevante<br />

Branchen. In diesem Sinne: Keep on<br />

farming & keep on trucking!<br />

38 39


WISSEN<br />

SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 1: MÄHEN<br />

OPTIMALER SCHNITT<br />

Wer hoch schneiden will,<br />

sollte Hochschnittkufen am<br />

Mähwerk verwenden, um einen<br />

Stufenschnitt zu vermeiden.<br />

In einer Serie werden wir in mehreren Teilen darüber<br />

berichten, auf welche Punkte der Praktiker bei der Ernte<br />

sowie den Maschineneinstellungen achten kann, um „einen<br />

guten Schnitt zu machen“.<br />

Im ersten Teil unserer Serie beschäftigen wir uns mit dem<br />

Mähen als Einstieg in gutes Grundfutter. Unterstützt wurden<br />

wir dabei von Peter Schultze, der als Produktspezialist<br />

für Mähtechnik im Hause Krone einer der Experten ist, wenn<br />

es um die Ernte von Qualitätsfutter geht.<br />

Fehler, die bei der Silage- und<br />

Heuernte gemacht werden,<br />

wirken sich direkt auf das Gesamtergebnis<br />

eines Betriebes<br />

aus. Entsprechend sind die<br />

Landwirte klar im Vorteil, die<br />

die gesamte Erntekette vom<br />

Mähen bis zum Bergen streng<br />

im Auge behalten.<br />

SCHLAGKRÄFTIG MÄHEN<br />

Das Wetter ist der Taktgeber, erklärt der Erntetechnikexperte<br />

von Krone: „Es sollte nicht in das gemähte Gras hineinregnen,<br />

das gilt für Silage und noch mehr für die Ernte von<br />

Qualitätsheu. Zum einen muss man deshalb die Wetterlage<br />

im Auge behalten, zum anderen kann man sich technisch<br />

entsprechend so aufstellen, dass man die Erntezeit möglichst<br />

kurzhält – das heißt, schlagkräftige Technik einsetzen.“<br />

Gemäht wird in der Regel kurz vor dem Schieben der Rispen<br />

bzw. der Ähren. „Da heute häufig mit Gräsermischungen<br />

gearbeitet wird, muss man sich entsprechend an den<br />

Gräserarten orientieren oder aber Schnittproben nehmen<br />

und analysieren, um den TM-Gehalt zu bestimmen. Je nach<br />

gewünschtem Zielwert kann dann der Erntebeginn definiert<br />

werden“, fügt Peter Schultze hinzu.<br />

Wenn die Schlagkraft ausreicht, sollte möglichst spät am<br />

Tag mit dem Mähen gestartet werden, um einen hohen<br />

Zuckergehalt in der Silage zu sichern, der an einem sonnigen<br />

Tag bis zum Abend immer weiter ansteigt. Dies setzt eine<br />

an die Gesamtfläche angepasste Schlagkraft beim Mähen<br />

voraus. „Wer morgens mähen will, sollte auf jeden Fall<br />

darauf achten, dass die Bestände abgetrocknet sind, sprich<br />

der Tau aus den Pflanzen ist, um die Futterverschmutzung<br />

so gering wie möglich zu halten“, ergänzt Peter Schultze.<br />

40 41


WISSEN<br />

1<br />

3<br />

SCHNITTHÖHE 6–11 CM<br />

Wie hoch schneiden? Das ist einer der wichtigsten Punkte,<br />

wenn es darum geht, Qualität zu ernten und nach der Ernte<br />

dafür zu sorgen, dass der nächste Schnitt ebenfalls ein Erfolg<br />

wird. „Hier wird in der Praxis immer noch viel diskutiert“,<br />

weiß Peter Schultze zu berichten:<br />

„Die Tendenz geht heute aber klar Richtung höher schneiden,<br />

um von Anfang an den Aschegehalt im Futter zu minimieren.<br />

6 cm bis 11 cm sind mittlerweile zum Standard geworden.“<br />

Da diese Schnitthöhe mit den Standardkufen der Scheibenmäher<br />

häufig nicht erreicht wird, bzw. nur, wenn der Mähbalken<br />

über die Einstellung des Oberlenkers gekippt wird,<br />

was das Schnittbild negativ beeinflusst (Stufenschnitt),<br />

greifen immer mehr Kunden auf Hochschnitt- oder Kombikufen<br />

zurück. Krone bietet dafür vier unterschiedliche<br />

Kufentypen an, mit denen Schnitthöhen von 4,5 cm bis<br />

12 cm erreicht werden.<br />

„Untersuchungen haben gezeigt, dass der höhere Schnitt<br />

viele Vorteile bietet. Neben dem niedrigeren Rohaschegehalt<br />

im Futter wird der Wiederaufwuchs beschleunigt,<br />

was dazu führt, dass der nächste Schnitt früher erfolgen<br />

kann. Über die gesamte Saison erntet man mehr Futter,<br />

wenn man höher schneidet“, so Peter Schultze. Die letzten<br />

Jahre waren tendenziell trocken. Auch hier empfiehlt es sich,<br />

höher zu schneiden, um den Wiederaufwuchs abzusichern.<br />

Ein weiterer Punkt, den der Anwender im Auge behalten<br />

sollte, ist die Schärfe der Klingen. Um einen sauberen,<br />

geraden und parallelen Schnitt zu erreichen, dürfen die<br />

2<br />

Klingen nicht stumpf sein. „Gerade in sehr trockenen Jahren<br />

sollte man umso mehr auf die Klingen achten. Eine scharfe<br />

Klinge schneidet sauber. Die Schnittfläche an der Pflanze ist<br />

klein. Somit sinkt auch die anschließende Verdunstung an<br />

der Schnittstelle im Vergleich zu einer Pflanze, die mit einer<br />

stumpfen Klinge gemäht wurde“, weiß Peter Schultze zu<br />

berichten. Krone empfiehlt den Klingenwechsel, wenn das<br />

Messer bereits auf dem vordersten Zentimeter verschlissen<br />

ist.<br />

DREI AUFBEREITER<br />

Mit dem Einsatz eines Aufbereiters lässt sich die Abtrocknungszeit<br />

beschleunigen. Aber passt er in jede Erntekette?<br />

An diesem Punkt scheiden sich in der Praxis die Geister.<br />

„Im Norden, wo viel Silage geerntet wird, hat sich diese<br />

Technik heute durchgesetzt. In klassischen Heuregionen<br />

oder in Hanglagen hingegen wird das Gras überwiegend<br />

ohne Aufbereiter gemäht und anschließend gewendet.<br />

Klare regionale Grenzen kann man hier aber nicht ziehen.“<br />

1 Die Messer müssen für einen sauberen Schnitt bereits<br />

gewechselt werden, wenn sie auf dem vordersten<br />

Zentimeter verschlissen sind.<br />

2 Durch eine korrekt eingestellte Mähwerksentlastung<br />

sinken Verschleiß und Futterverschmutzung. Zielwert<br />

ist 70 kg/m Arbeitsbreite.<br />

3 Das Mähen mit dem Aufbereiter verkürzt die Liegezeit<br />

zum Anwelken der Silage um bis zu sieben Stunden.<br />

Krone bietet drei unterschiedliche Aufbereitertypen<br />

an. Der Stahl-V-Zinkenaufbereiter<br />

wird in monokotylen Pflanzenbeständen<br />

eingesetzt und ist die am weitesten verbreitete<br />

Variante in Deutschland. Seine Arbeitsintensität<br />

lässt sich durch die Anpassung<br />

der Drehzahl und durch die Verstellung des<br />

Durchgangs einstellen.<br />

In Regionen, in denen hauptsächlich Luzerne<br />

geerntet wird, kommt hingegen der Walzenaufbereiter<br />

zum Einsatz. Durch die Walzen geht – im<br />

Vergleich zum Zinkenaufbereiter – weniger Blattmasse<br />

im Luzerneeinsatz verloren. Der Walzenaufbereiter ist mit<br />

Gummi- oder Stahlwalzen erhältlich, die sich durch ihr<br />

Verschleißverhalten und ihre Profilierung unterscheiden.<br />

Tendenziell lässt sich festhalten, dass die Profibetriebe und<br />

die Lohnunternehmer in der Silageernte mit Aufbereiter<br />

arbeiten, um den Ernteprozess möglichst zu verkürzen. Die<br />

Feldliegezeiten können mit dieser Technik um bis zu 7 h<br />

verkürzt und die Energieverluste entsprechend minimiert<br />

werden.<br />

„WER MORGENS<br />

MÄHEN WILL, SOLLTE<br />

AUF JEDEN FALL DA-<br />

RAUF ACHTEN, DASS<br />

DIE BESTÄNDE ABGE-<br />

TROCKNET SIND.“<br />

PETER SCHULTZE,<br />

PRODUKTSPEZIALIST FÜR MÄHTECHNIK<br />

ZUSAMMENFÜHREN<br />

Einige Mähwerke werden heute mit einer Schwadzusammenführung<br />

angeboten. Auch diese Technik kann dafür<br />

sorgen, dass das Futter am Ende sauberer in das Silo gefahren<br />

wird, denn es wird direkt nach dem Schnitt über<br />

eine Schnecke oder ein Förderband ohne Bodenkontakt<br />

transportiert. „Die Schwadzusammenführung<br />

macht aus arbeitswirtschaftlicher<br />

Sicht gerade bei späteren Schnitten mit<br />

tendenziell geringeren Erntemengen<br />

Sinn. Das Futter kann bereits beim Mähen<br />

entsprechend zusammengeführt werden.<br />

Mit dem Schwader werden im Anschluss<br />

nur die Flächen geschwadet, auf denen<br />

das Futter vom Mähwerk abgelegt wurde.<br />

Damit ist es beispielsweise möglich, mit<br />

einer 9,5-m-Mähkombination und einem<br />

knapp 14 m breiten Schwader, Schwade<br />

von einer Arbeitsbreite von ca. 18 m zusammen zu führen.<br />

Die nachfolgenden Arbeitsschritte nach dem Mähen<br />

können somit effektiver durchgeführt werden“, ergänzt<br />

Peter Schultze. Krone bietet die Schwadzusammenführung<br />

neuerdings auch für Mähwerke ohne Aufbereiter an, der in<br />

der Vergangenheit obligatorisch dafür war. Gerade bei Landwirten<br />

mit Flächen in Hanglagen war die Nachfrage nach<br />

leichteren Systemen groß, denn hier ist jedes Kilogramm<br />

weniger von Vorteil.<br />

42 43


WISSEN<br />

ZAHLEN &<br />

FAKTEN<br />

Fortsetzung von Seite 13<br />

Die Schwadzusammenführung macht<br />

gerade bei späteren Schnitten mit tendenziell<br />

geringeren Erntemengen Sinn.<br />

2,5 kWh<br />

Strom<br />

Eine Spezialität der Krone-Scheibenmäher ist, dass die Drehrichtung<br />

jedes Mähbalkens einzeln angepasst werden kann.<br />

Der Kunde kann somit entscheiden, ob er mit dem Scheibenmäher<br />

das Mähgut breit oder in Schwaden ablegen will. Bei<br />

den Mähern mit Aufbereiter wird mit Breitablage gemäht,<br />

um ihn möglichst über die ganze Breite gleichmäßig zu<br />

beschicken. Die Scheiben der Mähwerke<br />

ohne Aufbereiter werden hingegen in der<br />

Regel auf Schwadablage eingestellt. „Das<br />

heißt beispielsweise, auf einer Arbeitsbreite<br />

von 3,6 m werden zwei Schwade gelegt. Das<br />

hat den Vorteil, dass beim anschließenden<br />

Wenden der Schlepper nicht über das<br />

Futter fahren muss und somit die Futterverschmutzung<br />

minimiert wird“, erklärt<br />

Peter Schultze. Sollte sich der Kunde<br />

im Nachhinein umentscheiden,<br />

kann die Drehrichtung der Scheiben<br />

von der Werkstatt geändert werden.<br />

„ÜBER DIE GESAMTE<br />

SAISON ERNTET<br />

MAN MEHR FUTTER,<br />

WENN MAN HÖHER<br />

SCHNEIDET.“<br />

PETER SCHULTZE,<br />

PRODUKTSPEZIALIST FÜR MÄHTECHNIK<br />

WIE SCHNELL FAHREN?<br />

Die Fahrgeschwindigkeit richtet sich beim Mähen nach<br />

der Beschaffenheit des Terrains. Bei einer Neuansaat und<br />

einer ebenen Fläche kann durchaus bis zu 20 km/h schnell<br />

gefahren werden. Pro Meter Schnittbreite ohne Aufbereiter<br />

sollte mit ca. 15 bis 20 PS Antriebsleistung<br />

kalkuliert werden, mit dieser Technik sind<br />

es ca. 25 PS pro Meter.<br />

Die Mähwerksentlastung ist auch ein Punkt,<br />

auf den der Praktiker ein Auge haben sollte.<br />

Sie lässt sich mechanisch oder heute bei<br />

vielen Mähwerken auch hydraulisch zum<br />

Teil vom Schleppersitz aus einstellen. Zielauflagedruck<br />

beim Scheibenmäher sind<br />

70 kg pro Meter Arbeitsbreite. Das optimiert<br />

zum einen den Verschleiß, sorgt aber auch gleichzeitig dafür,<br />

dass die Grasnarbe geschont wird und das Futter weniger<br />

verschmutzt wird.<br />

Tendenziell werden heute mehr hydraulische Komponenten<br />

zur Einstellung der Entlastung bei Mähern, Wendern<br />

und Schwadern eingesetzt. Das liegt hauptsächlich daran,<br />

dass der Einstellkomfort dadurch erhöht wird, da der<br />

Fahrer nicht mehr absteigen muss, um die Entlastung<br />

anzupassen. „Die technischen Möglichkeiten, die Maschineneinstellungen<br />

zu optimieren, sind da – und sie sollten<br />

auch entsprechend genutzt werden“, fügt Peter Schultze<br />

abschließend hinzu. «<br />

300.000<br />

BIOGASANLAGE<br />

Eine Biogasanlage der Größe<br />

500 kW kann die regionale<br />

Wertschöpfung bereits um<br />

jährlich 300.000 Euro<br />

erhöhen.<br />

BIOKRAFTSTOFFE<br />

3,538 Mio. t Biokraftstoffe mit einem<br />

Energiegehalt von 120 Petajoule wurden<br />

2<strong>01</strong>8 in Deutschland in den Verkehr gebracht.<br />

Wie in den<br />

Vorjahren hatte<br />

Biodiesel daran mit<br />

72 % den größten<br />

Anteil.<br />

BIOGAS<br />

1 m³ Biogas ergibt durchschnittlich<br />

2,5 kWh Strom<br />

oder Kraftstoff für 9 km<br />

oder so viel Wärme<br />

wie 0,6 l Heizöl<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

In einem Landkreis mit gut 250.000 Einwohnern,<br />

der jährlich 700 Mio. € für die<br />

Energieversorgung ausgibt,<br />

können durch<br />

Erneuerbare Energien<br />

Wertschöpfungssteigerungen<br />

von<br />

350 Mio.<br />

bis zu 350 Mio. €<br />

entstehen.<br />

9 km<br />

0,6 l<br />

Heizöl<br />

44 45


INTERVIEW<br />

KRONE-HOLDING<br />

ZWEI WELTEN, EIN WEG<br />

Seit fast 50 Jahren agiert die Krone-Gruppe in zwei Branchen:<br />

Landtechnik und Nutzfahrzeuge. Beide profitieren voneinander<br />

mehr denn je. Warum das so ist, erläutert Dr. David Frink, seit<br />

Januar <strong>2020</strong> Vorstandsvorsitzender der Krone-Holding. Und er<br />

zeichnet ein differenziertes Bild der digitalen Zukunft.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Seit 2<strong>01</strong>8 waren Sie als Chief<br />

Financial Officer (CFO) in der Krone-Holding<br />

tätig und sind seit Anfang <strong>2020</strong> deren Vorstandsvorsitzender.<br />

Was hat sich durch Ihre<br />

neue Aufgabe inhaltlich für Sie verändert?<br />

Dr. David Frink: Sicher ist der Anteil stra-<br />

Die beiden Sparten Landtechnik und<br />

Logistik sind sehr unterschiedlich,<br />

trotzdem ergeben sich zahlreiche<br />

Synergieeffekte zum gegenseitigen<br />

Nutzen.<br />

tegischer, übergeordneter Aspekte in der<br />

Funktion als Vorstandsvorsitzender größer<br />

als vorher. Wobei es wichtig ist, unsere beiden<br />

Hauptsparten gleichermaßen im Blick zu<br />

haben, also einerseits die Landtechnik und<br />

andererseits die Trailersparte. Dies umschreiben<br />

wir im internen Sprachgebrauch immer<br />

mit der grünen und der blauen Welt. Für die<br />

operativen Aufgaben, etwa in den Bereichen<br />

Produktion, Vertrieb und Marketing, liegt<br />

mein Schwerpunkt eher in der Landtechnik,<br />

während sich mein Vorstandskollege, Dr. Stefan<br />

Binnewies, mehr auf die Trailer fokussiert.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Für Sie persönlich waren ja beide<br />

Branchen Neuland ...<br />

Dr. Frink: Das stimmt, denn durch meine<br />

Vorstandstätigkeiten bei Schiesser und Gerry<br />

Weber standen ganz andere Produkte und<br />

Märkte auf dem Plan. Andererseits sind Leitungsaufgaben<br />

von Fertigung über Finanzen<br />

bis hin zum Vertrieb in ihren Grundsätzen<br />

branchenunabhängig ähnlich. Doch ich<br />

stimme Ihnen zu: Es ist sehr wichtig, einen<br />

Dr. David Frink ist seit 2<strong>01</strong>8 im Vorstand<br />

der Krone-Holding tätig und seit Januar<br />

<strong>2020</strong> deren Vorsitzender.<br />

starken Bezug zu den Märkten und Branchen<br />

aufzubauen, um erfolgreich agieren und gestalten<br />

zu können.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was hat Sie an der Konstellation<br />

bei Krone fasziniert?<br />

Dr. Frink: Dass beide Welten – grün und<br />

blau – in ihren Gesetzmäßigkeiten sehr<br />

unterschiedlich sind und sich dennoch ausgesprochen<br />

gut ergänzen. Die Synergien<br />

sind erheblich und stellen das Unternehmen<br />

stabil auf.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: An welche Synergien denken Sie<br />

dabei?<br />

Dr. Frink: Dazu gehört, dass der Konjunkturverlauf<br />

in beiden Märkten – erstaunlicherweise<br />

– fast immer unterschiedlich ist.<br />

Während der Finanzkrise 2<strong>01</strong>0 trug die Landtechnik<br />

dazu bei, die Gruppe angesichts der<br />

dramatischen Einbrüche im Logistiksegment<br />

auf Kurs zu halten. In den Jahren danach<br />

wiesen die Trailer die stärkeren Zuwachsraten<br />

auf. Allerdings kam Mitte 2<strong>01</strong>9 erneut ein<br />

heftiger Marktknick bei Trailern, während<br />

46 47


INTERVIEW<br />

e<br />

die Landtechnik weiter – und bis heute – gut<br />

am Wind segelt. Würde die Gruppe nur auf<br />

einem Bein stehen, wäre die Position phasenweise<br />

wackeliger – ein Problem, mit dem<br />

nicht wenige Marktbegleiter zu kämpfen<br />

haben, vor allem in der Logistik.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Gibt es auch inhaltliche<br />

Synergien?<br />

Dr. Frink: Eindeutig ja! Herausragendes<br />

Beispiel ist dabei sicher die Digitalisierung<br />

mit all‘ ihren Herausforderungen, wobei ich<br />

besonders den Bereich Telematics und die<br />

Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle als<br />

echte Zukunftsthemen sehe.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wer ist dabei treibende Kraft?<br />

Gerade bei Themen wie dem Flottenmanagement<br />

scheint die Logistikbranche<br />

deutlich weiter zu sein …<br />

Dr. Frink: Was die Entwicklung digitaler<br />

Konzepte bis zur Serienreife betrifft, ist bei<br />

Krone tatsächlich die Landtechnik sehr oft<br />

die treibende Kraft der Entwicklung. Hier<br />

stellen sich erfahrungsgemäß aufgrund der<br />

Kundenanforderungen und technischen<br />

Trends sehr komplexe Aufgaben. Was die<br />

Markteinführung und die Realisierung von<br />

Geschäftsmodellen betrifft, agiert die Logistik<br />

jedoch schneller flächendeckend, nicht<br />

zuletzt, weil sich dort über entsprechend<br />

hohe Stückzahlen schneller ein „return of<br />

invest“ ergibt. Aber: Auf diese Weise sind<br />

Entwicklungsschritte möglich, die jeder für<br />

sich allein eventuell nicht in gleichem Tempo<br />

schaffen könnte. Sozusagen zwei Welten,<br />

ein Weg.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Das klingt, als ob bei den Entwicklungskosten<br />

die Position als spezialisierter<br />

Mittelständler neben großen Global Playern<br />

eher nachteilig wäre …<br />

Dr. Frink: Nein, das sehe ich nicht so. Vielen<br />

Kunden in der Landwirtschaft ist gar nicht<br />

bewusst, dass Krone in Europa im Trailermarkt<br />

an zweiter Stelle steht, noch dazu<br />

relativ dicht am Marktführer dran. In einigen<br />

Segmenten stehen wir sogar auf Platz 1.<br />

Im Zuge von „mykrone.green“ können Kunden zusätzliche Motorleistung für Häcksler online buchen.<br />

Dies gilt, gemessen am Umsatz, nicht im ist heute in der blauen Welt anteilig sicher<br />

gleichen Maß für die Landtechnik, wo wir größer als in der grünen. Doch dafür sehe<br />

als Spezialist für die Grundfutterernte neben ich in der Landwirtschaft ebenfalls ein<br />

sehr finanzstarken Konzernen stehen, die großes Potenzial. Mit unseren neuen Angeboten<br />

rund um „mykrone.green“, die wir<br />

man landläufig als Long-Liner bezeichnet.<br />

Hier ist eine der Herausforderungen, die zur Agritechnica 2<strong>01</strong>9 vorgestellt haben,<br />

Vertriebs- und Servicenetze zu stärken konnten wir ein klares Signal setzen, was<br />

und den Vorsprung immer wieder mit großen Zuspruch erfuhr. Dazu möchte ich als<br />

richtungweisenden Technikentwicklungen Beispiel die Möglichkeit nennen, zusätzliche<br />

sowie herausragendem Service zu halten Motorleistung für Häcksler online buchen<br />

oder auszubauen. Auch digitale Konzepte und freischalten zu können.<br />

werden stark an Bedeutung gewinnen, und<br />

hier wollen wir Trendsetter sein.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Warum sollte ein Lohnunternehmer,<br />

der einen 700-PS-Häcksler kauft,<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was sich in der Zielgruppe Landwirtschaft<br />

schwieriger gestalten könnte als begrenzte Zeit 100 PS mehr Leistung zu<br />

zusätzlich Geld ausgeben, um für eine<br />

in der Logistikbranche …<br />

bekommen?<br />

Dr. Frink: Das Umsatz- und vor allem Ertragspotenzial<br />

digitaler Geschäftsmodelle Häcksler kaufen kann, also Investition<br />

Dr. Frink: Weil er sich einen kleineren<br />

und<br />

Abschreibung reduziert und die Mehrleistung<br />

günstiger dazukaufen kann, wenn er sie<br />

braucht. Zahle nur, was Du wirklich brauchst<br />

– das ist Mehrwert pur. Dieser Gedanke ist<br />

in der Landtechnik noch nicht so selbstverständlich<br />

wie in der Logistikbranche. Genau<br />

hier liegt unsere Aufgabe als Hersteller: Produkte<br />

zu entwickeln, die einen erkennbaren<br />

Mehrwert bieten – bei der Maschine wie bei<br />

digitalen Produkten – und diese Mehrwerte<br />

auch transparent zu machen. Um ihrer selbst<br />

willen kauft niemand digitale Lösungen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was sind aus Ihrer Sicht konkrete<br />

Digitallösungen, die sich künftig auch in der<br />

Landtechnik stärker etablieren werden?<br />

Dr. Frink: Für das Thema Mietmaschinen<br />

sehe ich grundsätzlich in der Landwirtschaft<br />

noch viel Luft nach oben. Auch das<br />

schon angesprochene „pay per use“, also<br />

die nutzungsorientierten Modelle, werden<br />

zunehmen. So kann ich mir zum Beispiel<br />

gut vorstellen, dass Lohnunternehmer eines<br />

Tages nicht einen Häcksler kaufen, sondern<br />

das Häckseln einer bestimmten Fläche Futter<br />

und einer garantierten Einsatzfähigkeit der<br />

Technik bei ganz klar kalkulierbaren Kosten<br />

pro Einheit.<br />

Ob in der grünen Welt ähnliche komplexe<br />

Konzepte entstehen wie in der blauen, wie<br />

zum Beispiel das bestens funktionierende<br />

Smart Capacity Management mit Verknüpfung<br />

zu digitalen Frachtbörsen zur<br />

optimalen Nutzung des Transportraums,<br />

ist noch nicht absehbar. Aber ich bin<br />

überzeugt, dass wir in nicht allzu<br />

ferner Zukunft in der Landtechnik<br />

Lösungen im Markt sehen werden, die sich<br />

heute kaum jemand vorstellen kann.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Apropos vorstellen: Nicht selten<br />

wird im Zuge der Digitalisierung auch über<br />

die Gefahr disruptiver Geschäftsmodelle<br />

diskutiert, die bestehende Märkte durcheinanderwirbeln<br />

können. Wie schätzen Sie<br />

dies mit Blick auf die blaue und grüne Welt<br />

ein?<br />

Dr. Frink: Dieses Szenario ist gar nicht so unwahrscheinlich.<br />

Logistik-Giganten wie zum<br />

Beispiel Amazon investieren heute bereits<br />

in eigene Lkw-Flotten, die aber nicht immer<br />

aus eigenem Bestand heraus voll ausgelastet<br />

werden, somit suchen diese Akteure selbst<br />

zusätzliche Frachtaufträge. Das ist ein konkretes<br />

Risiko für klassisch-mittelständische<br />

Spediteure. Indem Fahrzeughersteller wie<br />

„EGAL, OB IN DER<br />

LANDTECHNIK ODER<br />

BEI DEN NUTZFAHR-<br />

ZEUGEN – KRONE<br />

SETZT IN DER DIGI-<br />

TALISIERUNG GANZ<br />

KLAR AUF OFFENE<br />

SYSTEME.“<br />

DR. DAVID FRINK<br />

Krone technische Lösungen anbieten, die<br />

diesen Mittelstand unterstützen, sorgen<br />

wir hoffentlich für ein dauerhaft gesundes<br />

Marktgefüge.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Wie sehen Sie dies in der<br />

Landwirtschaft?<br />

Dr. Frink: Digitale Konzepte bieten auch hier<br />

enorme Potenziale, werden aber ebenso für<br />

deutliche Veränderungen in den gewohnten<br />

Marktstrukturen sorgen. Ein Risiko für Landwirt<br />

und Lohnunternehmer sehe ich immer<br />

dann, wenn digitale Konzepte zu Marktausschluss<br />

einzelner Akteure führen, sei es als<br />

Maschinenhersteller oder als Dienstleister.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Zum Beispiel?<br />

Dr. Frink: Beachtenswert finde ich zum<br />

Beispiel Ansätze wie den garantierten Behandlungserfolg<br />

bei der Ausbringung von<br />

Pflanzenschutzmitteln oder „garantierte Erträge“<br />

– wenn dies denn überhaupt machbar<br />

ist. Derartiges ist ja keine Vision mehr, sondern<br />

Realität. Indem Hersteller von Pflanzenschutzmitteln<br />

und/oder Großhandelsunternehmen<br />

dies anbieten, stellt sich die Frage: Was<br />

bedeutet das für die Technikhersteller oder<br />

die Lohnunternehmer? Auch die Landwirte<br />

selbst sollten aufpassen, dass sie im Zuge<br />

dieser Modelle genügend eigenen Entscheidungsspielraum<br />

behalten. Die Tendenz auf<br />

verschiedenen Ebenen, Digitalisierung sowohl<br />

zur Kundenbindung als auch als Datenstaubsauger<br />

zu nutzen, um flächendeckend<br />

Marktvolumina scannen zu können, wie zum<br />

Beispiel bei Saatgut oder Erntemengen, birgt<br />

Risiken zur Monopolisierung, vor denen ich<br />

nur warnen kann. Sie liegt jedenfalls nicht<br />

im Interesse der mittelständischen Anbieter,<br />

daher sind diese gut beraten, sich gemeinsam<br />

mit offenen Konzepten zu wappnen und ihre<br />

Kunden zu stärken. Und aus unserer Sicht<br />

möchte ich ganz klar betonen: Egal, ob in der<br />

Landtechnik oder bei den Nutzfahrzeugen –<br />

Krone setzt in der Digitalisierung ganz klar auf<br />

offene Systeme und nicht auf Insellösungen.<br />

Wir möchten, dass die Datenhoheit immer<br />

beim Kunden bleibt. «<br />

48 49


PRAXIS<br />

WEIDETIERHALTUNG<br />

SCHUTZ VOR<br />

WÖLFEN<br />

Die Experten: Günter Herkert (linkes Bild) ist Technischer Leiter bei einem<br />

Unternehmen für Stall- und Weidetechnik. Außerdem hält er Schafe und<br />

Fleischrinder im Nebenerwerb. René Gomringer ist mit seinem Schafbüro<br />

als Berater tätig. Bis zu seinem Ruhestand war er lange Jahre Geschäftsführer<br />

des Landesverbandes Bayerischer Schafhalter.<br />

Was die rechtliche Lage und die Stimmung in der<br />

Bevölkerung angeht, zeichnet sich ein klares Bild ab:<br />

Weidetierhalter werden sich – ob sie wollen oder nicht – mit<br />

dem Wolf arrangieren müssen. Das bedeutet zwangsläufig,<br />

dass es vermehrt zu Rissen kommen wird. Auch wenn diese<br />

in der Regel entschädigt werden, ist das Problem damit<br />

nicht gelöst. Zum einen wird selten der reale Wert der<br />

Tiere ersetzt, zum anderen hat ein Riss Folgewirkungen auf<br />

die ganze Herde und den Tierbesitzer. Denn nach einem<br />

Wolfsangriff bietet sich ein furchtbares Bild: tote, verletzte,<br />

panische, traumatisierte Tiere – wünschen möchte man<br />

diesen Anblick niemandem.<br />

Mittlerweile kann jederzeit und an jedem Ort in Deutschland<br />

ein Wolf auftauchen. Dies stellt vor allem Weidetierhalter<br />

vor Herausforderungen. Wir sprachen mit zwei<br />

Experten, welche Schutzmaßnahmen praktikabel sind.<br />

Aber es gibt Gegenmaßnahmen. Eine davon ist ein funktionierender<br />

Elektrozaun. „Die Empfehlung ist, mit mindestens<br />

vier Litzen beziehungsweise Drähten bei einer Mindesthöhe<br />

von 90 cm zu arbeiten“, sagt Günter Herkert. Er ist<br />

Technischer Leiter bei einem Unternehmen für Stall- und<br />

Weidetechnik sowie selbst Landwirt. Im Nebenerwerb hält<br />

er 22 Rinder und 15 Mutterschafe plus Nachzucht. „Eine<br />

Zeitlang gab es Diskussionen vor allem über die Höhe. Und<br />

je höher ein Zaun, vor allem ein Mobilzaun ist, desto aufwändiger<br />

ist der Auf- und Abbau. Dies hat sich mittlerweile<br />

herumgesprochen. Denn Wölfe überspringen nur sehr selten<br />

Zäune, eher versuchen sie, unten durchzukommen. Deshalb<br />

sollte der unterste Draht auch maximal 20 cm vom Boden<br />

entfernt sein“, erklärt er weiter.<br />

50 51


PRAXIS<br />

Macht Eindruck: Ein Rüde der Rasse<br />

Pyrenäenberghund.<br />

Herdenschutzhunde im Einsatz bei einem größeren Schafbestand in Koppelhaltung.<br />

Auch kleinere Herden pflegen die Landschaft. Der Herdenschutz bedeutet hier einen unverhältnismäßigen<br />

Aufwand.<br />

Alles im Blick: Herdenschutzhunde beobachten gerne<br />

von einem erhöhten Posten aus.<br />

Enorm wichtig ist nach seiner Aussage<br />

die Leitfähigkeit der Drähte, vor allem bei<br />

langen Zäunen. Das größte Problem in der<br />

Praxis stelle jedoch die richtige Erdung dar:<br />

„Klar müssen auch die Weidezaungeräte<br />

leistungsfähig sein. Ein bis zwei Joule und<br />

aufwärts sind das Mindeste. Denn der Wolf<br />

ist kein Haus-, sondern ein Wildtier. Noch<br />

mehr zählt bei ihm der Abschreckungseffekt<br />

des Elektrozaunes“, so Günter Herkert. Nicht<br />

unterschätzen sollte man außerdem den<br />

erhöhten Energiebedarf durch Bewuchs.<br />

Denn es macht einen großen Unterschied,<br />

ob der unterste Draht 20 cm oder wie<br />

im Normalfall bei Schafen knapp 30 cm<br />

hoch ist. „Schafsnetze sollten generell nur<br />

so kurz wie nötig stehen, damit sie nicht<br />

einwachsen. Mehr Leiter als vier machen<br />

meiner Ansicht nach wenig Sinn und sind<br />

unpraktikabel. Haspelsysteme sind dafür<br />

nicht ausgelegt. Außerdem ist der Aufwand<br />

erheblich höher.“<br />

Bei Schafen reichen seines Erachtens für den<br />

Schutz gegen das Ausbrechen meistens drei<br />

Leiter. Ein vierter braucht beim Auf- und Abbau<br />

etwa 30 % mehr Zeit. Werden bei einem<br />

Rinderzaun vier statt der üblichen zwei bis<br />

drei Leiter verwendet, verdoppelt sich der<br />

Aufwand sogar. Zu Elektrozaun-Netzen, die<br />

viele Schafhalter gerne als mobile Lösung<br />

benutzen, hat Günter Herkert ein zwiespältiges<br />

Verhältnis: „Auf meinem eigenen<br />

Betrieb setze ich sie überhaupt nicht ein. Ich<br />

finde einen Zaun mit Litze viel einfacher in<br />

der gesamten Handhabung und eine gute<br />

Stromführung lässt sich besser gewährleisten.<br />

Außerdem ist er lange nicht so anfällig<br />

gegen Wildschweine.“<br />

AUF DER HUT<br />

Für sehr wichtig hält Günter Herkert die<br />

permanente Kontrolle des Elektrozaunes.<br />

Dies könne manuell erfolgen, oder über<br />

entsprechende Systeme, die teilweise<br />

sogar Alarmmeldungen aufs Mobiltelefon<br />

senden. „Weidetiere akzeptieren den Zaun<br />

meist gut und testen das System nicht<br />

permanent“, sagt er. „Ein Wolf auf der Suche<br />

nach Beute dagegen entdeckt Schwächen<br />

am Elektrozaun sofort. Überwacht werden<br />

sollte übrigens immer am Ende eines Zaunes.<br />

Wenn hier alles passt, ist auch der Rest in<br />

Ordnung. Ergänzend zu den Elektrozäunen<br />

sind als Zubehör zum Beispiel noch Blitzer<br />

erhältlich. „Deren Wirkung sehe ich allerdings<br />

eher kurzfristig. Hier setzt schnell ein<br />

Gewöhnungseffekt bei den Wildtieren ein.“<br />

Diese Aussagen gelten für normale bis<br />

Mittelgebirgslagen. „Ganz anders sieht<br />

es im alpinen Bereich aus“, sagt Günter<br />

Herkert. „Hier gibt es Gebiete, wo es nicht<br />

praktikabel ist, einen Zaun aufzustellen.<br />

Und wo es keinen Zaun gibt, können auch<br />

keine anderen Herdenschutzmaßnahmen,<br />

wie Hunde angewendet werden. Da stoßen<br />

wir eindeutig an unsere Grenzen.“<br />

Aber noch ein anderes Thema liegt dem<br />

Experten auf dem Herzen. Kommt es doch<br />

einmal zu einem Riss und geht es um eine<br />

Entschädigung, gerät schnell der Tierhalter<br />

in die Kritik, er hätte Fehler beim Zaunbau<br />

gemacht. „Ich habe selbst schon Zäune<br />

gesehen, die meiner Ansicht nach vollkommen<br />

in Ordnung waren, von anderer Seite<br />

aus aber in vielen Punkten kritisiert wurden.<br />

Hier ist gesunder Menschenverstand<br />

gefragt. Denn unter Praxisbedingungen<br />

lassen sich die Vorgaben nicht immer auf<br />

den Zentimeter genau einhalten. Gerade<br />

die Höhe des unteren Leiters ist immer<br />

ein schwieriges Thema. 90 cm Höhe, vier<br />

Leiter und das alles elektrotechnisch gut<br />

ausgeführt – so sieht in meinen Augen<br />

ein funktioneller Schutz von Weidetieren<br />

gegen Wölfe aus. Wer speziell bei mobilen<br />

Zäunen mehr fordert, hat in der Regel<br />

noch nie selbst einen Zaun im Gelände<br />

aufgestellt.“<br />

MIT HUNDEN<br />

Während Elektrozäune für die Tierhalter<br />

kein neues Thema sind, haben die meisten<br />

noch keine Erfahrungen mit einem Herdenschutzhund<br />

gemacht. „Im Gegensatz<br />

zu einem Hütehund sind Herdenschutzhunde<br />

keine Befehlsempfänger“, erklärt<br />

René Gomringer. Er war jahrzehntelang<br />

Geschäftsführer des Landesverbandes<br />

Bayerischer Schafhalter. Nach seiner Pensionierung<br />

im letzten Jahr ist er als freier<br />

Berater mit seinem „Schafbüro“ tätig. Erfahrungen<br />

mit Herdenschutzhunden konnte<br />

er international sammeln. Außerdem ist<br />

René Gomringer selbst Schafhalter im<br />

Nebenerwerb.<br />

„Das ist für viele Tierhalter im Umgang<br />

zunächst eine große Umstellung. Aber der<br />

Herdenschutz mit Hunden kommt mehr<br />

und mehr. Geeignet sind vor allem Rassen<br />

aus Italien, Frankreich, Spanien oder aus<br />

Osteuropa. Die Ausbildung ist eigentlich<br />

weniger aufwändig als bei einem Hütehund,<br />

aber man braucht viel Gefühl. Besonders<br />

wichtig ist die Sozialisierung: Bereits als<br />

Welpe müssen die Hunde alles schon einmal<br />

mitbekommen haben, was künftig auf sie<br />

zukommen soll.“ In vielen Bundesländern<br />

wird nach René Gomringers Erfahrung<br />

in Wolfsgebieten die Anschaffung eines<br />

Herdenschutzhundes bezuschusst. Sie<br />

müssen dafür dann später aber eine Prüfung<br />

bestehen, für die es vielerorts noch überhaupt<br />

keine Formalien gibt. Sogenannte<br />

Listenhunde, also potenziell gefährliche<br />

Rassen, müssen zusätzlich einen Wesenstest<br />

bestehen, der aber eigentlich gar nicht auf<br />

die Eigenheiten von Arbeitshunden Rücksicht<br />

nimmt. „Ein gewisses Drohverhalten<br />

ist ganz einfach Teil ihres Jobs. Unerfreulicherweise<br />

ist auch der Mastín Espanol, mit<br />

dem einige Schäfer in Bayern hervorragende<br />

Erfahrungen gemacht haben, ein solcher<br />

Listenhund“, fügt er hinzu.<br />

Herdenschutzhunde agieren größtenteils<br />

selbständig. Da meist mit mindestens zwei<br />

Hunden, besser wären drei, gearbeitet<br />

wird, ist Teamfähigkeit untereinander eine<br />

wichtige Eigenschaft. Ebenso die Zauntreue.<br />

Ein Herdenschutzhund, der den Elektrozaun<br />

nicht akzeptiert, ist unter deutschen Verhältnissen<br />

untragbar.<br />

MEHR AUFWAND<br />

„Für die Tierhalter ist der Herdenschutz mit<br />

Hunden immer ein Mehraufwand“, so René<br />

Gomringer. „Wer es auf einem größeren<br />

Betrieb ernsthaft betreibt, braucht durchaus<br />

etwa 20 Hunde. Die Teams müssen<br />

dabei laufend umgestellt werden, wenn<br />

es etwa bei Hündinnen zu Läufigkeiten<br />

kommt. Und zwischen den Hunden kann<br />

es durchaus auch einmal so richtig fetzen.<br />

Die sind untereinander nicht zimperlich.<br />

Das ist eben Natur…“<br />

Die Betreuung an sich sei dagegen nicht<br />

so anspruchsvoll. Relativ einfach ist seines<br />

Erachtens der Herdenschutz in Koppelhaltungen.<br />

In weiten Teilen Deutschlands<br />

findet die Erwerbsschäferei jedoch in der<br />

Hütehaltung statt. „Das Miteinander<br />

zwischen Hütehunden und Herdenschutzhunden<br />

kann – muss aber nicht – ganz gut<br />

funktionieren. Zu den Eigenschaften eines<br />

Herdenschutzhundes gehört aber, dass<br />

er ständig die Lage vor der Herde oder im<br />

Umfeld sondiert. Eine Straße stört ihn dabei<br />

nicht, stellt für den Hund aber eine große<br />

Gefahr dar. Manche Herdenschutzhunde<br />

lassen sich während des Hütens anhängen<br />

oder bleiben mit einigen Schafen am<br />

Pferch. Vieles kann man mit ihnen einüben.<br />

Manchmal werden sie auch tagsüber heimgefahren,<br />

allgemeingültige Rezepte gibt es<br />

dafür aber nicht.<br />

Die meisten Probleme mit Herdenschutzhunden<br />

gehen von der Bevölkerung aus. Viel<br />

Erfahrung mit dem Herdenschutz hat man<br />

in der Schweiz, sogar in der Alpwirtschaft.<br />

Doch sind die Touristen und die Bevölkerung<br />

oft nicht bereit, gewisse Einschränkungen<br />

bei den Wegen hinzunehmen. Und ein<br />

imposanter Hund auf der anderen Seite<br />

des Zauns ist auch nicht jedermanns Sache.<br />

Arbeiten Herdenschutzhunde in der<br />

Nähe von Siedlungen, kann das Bellen eine<br />

Schwierigkeit darstellen. Jeder Fuchs, jedes<br />

Wildschwein ist eine potenzielle Gefahr<br />

für die Herde, vor der die Hunde lautstark<br />

warnen. Das kann durchaus die ganze Nacht<br />

so gehen.“<br />

Herdenschutz ist machbar, aber trotz aller<br />

Entschädigungs- und Fördermaßnahmen<br />

ein schwieriges Thema. Vor allem beim Einsatz<br />

von Herdenschutzhunden können nicht<br />

die Erfahrungen aus anderen europäischen<br />

Ländern auf Deutschland übertragen werden.<br />

Vieles muss hier noch selbst erarbeitet<br />

werden. Auch wenn Herdenschutz einiges<br />

bewirken kann: 100-prozentige Wirksamkeit<br />

gibt es nicht. Und egal, ob Herdenschutzhund<br />

oder aufgerüsteter Elektrozaun<br />

– es ist immer ein hoher Aufwand für die<br />

Tierhalter nötig – finanziell und zeitlich.<br />

Beides sind in der Weidetierhaltung knappe<br />

Faktoren. «<br />

52 53


PARTNER<br />

MOERSCHEN<br />

DER MEHRWERT ENTSCHEIDET<br />

Landmaschinenhändler, die sich auf wenige<br />

Kernmarken spezialisieren, noch dazu<br />

mit Schwerpunkt Maschinen und Geräte,<br />

sind nach wie vor eher die Ausnahme.<br />

Die Moerschen KG in Tönisvorst gehört<br />

dazu. Möglich ist dadurch eine große<br />

Kompetenz in Beratung und Service.<br />

40 der 60 Mitarbeiter<br />

sind im Service<br />

tätig, davon 33 in<br />

der Werkstatt.<br />

Größere Wachstumsschritte gab es<br />

in der über 120-jährigen Geschichte<br />

der Firma Moerschen in Tönisvorst mehrere.<br />

Aber die offizielle Inbetriebnahme des neuen<br />

Betriebsgeländes an der Vorster Straße<br />

Anfang <strong>2020</strong> war für die Inhaberfamilie<br />

und die 60 Mitarbeitenden zweifelsfrei ein<br />

herausragendes Ereignis. Auf dem rund<br />

1 ha großen Grundstück finden sich ein<br />

Hauptgebäude mit Büros, einem 350 m²<br />

großen mehrstöckigen Ersatzteillager sowie<br />

einer 870 m² großen Werkstatt, außerdem<br />

eine Gebrauchtmaschinenhalle mit den<br />

Grundmaßen 65×20 m. „Damit ist es uns<br />

möglich, unserer Landtechnik-Sparte den<br />

notwendigen Raum zu geben, um den hohen<br />

Anforderungen an modernen Service<br />

bestmöglich gerecht zu werden“, erklärt<br />

Veit Ulbricht. Er leitet das Unternehmen<br />

zusammen mit seiner Mutter, Jutta Schröer-<br />

Ulbricht. „Gleichzeitig haben wir dadurch am<br />

bisherigen Hauptstandort jetzt die Chance,<br />

auch unseren zweiten Arbeitsbereich, die<br />

Kommunal- und Gartentechnik, noch leistungsfähiger<br />

aufzustellen“, ergänzt er.<br />

Beide Firmensparten haben nach seiner<br />

Aussage im Portfolio gleiches Gewicht,<br />

gemessen an der Mitarbeiterzahl und<br />

der wirtschaftlichen Bedeutung. Bezüglich<br />

des Umsatzes steht die Landtechnik<br />

jedoch an erster Stelle – und wies in den<br />

vergangenen fünf Jahren auch die deutlichsten<br />

Zuwachsraten auf. Dies hat nach<br />

Aussage Veit Ulbrichts mehrere Ursachen,<br />

etwa in einer Erweiterung des Verantwortungsgebietes<br />

und der Erweiterung des<br />

Produktportfolios im Bereich Sätechnik,<br />

Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz<br />

durch die Marke Horsch. „An den drei<br />

wichtigsten Faktoren, die zum erfreulichen<br />

Wachstum beigetragen haben, hat sich<br />

jedoch nichts geändert: die Fokussierung<br />

auf wenige Kernmarken, die Strategie der<br />

Spezialisierung und die kompromisslose<br />

Ausrichtung des gesamten Unternehmens<br />

auf 1a-Service. Das wissen die Kunden<br />

zweifelsfrei zu schätzen, was uns den anhaltenden<br />

Auftrieb im Markt beschert“,<br />

freut sich der junge Unternehmer.<br />

MEHRWERT<br />

Kernmarken und Spezialisierung sind dabei<br />

untrennbar miteinander verbunden, wie er<br />

weiter erläutert. „Wer einen breiten Produkt-<br />

54 55


PARTNER<br />

Mobiler Kundendienst mit insgesamt 22<br />

umfassend ausgerüsteten Fahrzeugen ist<br />

eine Kernsäule des Moerschen-Service.<br />

Veit Ulbricht und<br />

seine Mutter, Dr. Jutta<br />

Schröer-Ulbricht,<br />

führen das Unternehmen<br />

gemeinsam.<br />

Der Neubau in der<br />

Vorster Straße wurde<br />

Anfang <strong>2020</strong> in Betrieb<br />

genommen.<br />

Bauchladen vertreten will, kann nicht durch<br />

eigenes Know-how überzeugen. Indem wir<br />

uns in der Landtechnik im Wesentlichen<br />

auf die Hauptlieferanten Grimme, Krone,<br />

Horsch und Massey Ferguson konzentrieren,<br />

können wir in Beratung, Vertrieb und<br />

Service die notwendigen Kompetenzen und<br />

Technologien vorhalten, die für eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit mit professionellen<br />

Kunden unerlässlich sind. Und es zeigt sich<br />

im Markt immer deutlicher, wie wichtig dieses<br />

eigene Know-how ist. Denn Zeit ist Geld,<br />

da können wir nicht bei jeder technischen<br />

Herausforderung erst auf die Unterstützung<br />

der Hersteller warten. Der Fachhandel hat<br />

nur eine Berechtigung, wenn er Lieferanten<br />

wie Kunden einen echten Mehrwert bieten<br />

kann. Und genau das ist unser Ziel“, hebt er<br />

ausdrücklich hervor.<br />

Teil dieses Mehrwertes ist unter anderem<br />

eine schnelle Ersatzteilversorgung. Hier<br />

setzt Moerschen auf eine ausgeprägte<br />

eigene Vorratshaltung, wie Veit Ulbricht<br />

während des Betriebsrundgangs im neuen<br />

Gebäude erklärt. Entscheidend sei nicht<br />

allein eine gewisse Umschlagshäufigkeit<br />

der Teile, sondern die Lieferfähigkeit auch<br />

eher seltener gefragter Positionen. „Über<br />

Nachtexpress könnte man alles zügig beim<br />

Hersteller bestellen. Aber das kostet in der<br />

Saison unnötig Zeit – die besonders Lohnunternehmer<br />

nicht haben, denn jede Stunde<br />

Ausfall kostet viel Geld. Natürlich können<br />

auch wir nicht das allerletzte Sonderbauteil<br />

ständig vorhalten. Aber ich denke, dass<br />

unser Lager schon überdurchschnittlich gut<br />

bestückt ist. Auch hier gilt die alte Regel<br />

des Gebens und Nehmens – indem wir den<br />

Lieferanten durch einen hohen Frühbezugsanteil<br />

Planbarkeit ermöglichen, profitieren<br />

wir von guten Konditionen. Diese wiederum<br />

machen das Ersatzteillager wirtschaftlich<br />

und erlauben es uns, die gute Verfügbarkeit<br />

zu sichern.“<br />

Eine weitere Service-Säule, bei der der<br />

Fachhändler das Unternehmen sehr gut<br />

aufgestellt sieht, ist das Team. 40 der<br />

60 Mitarbeiter sind in Werkstatt und<br />

Ersatzteillager tätig. Ein hoher Anteil regelmäßiger<br />

Schulungen sorgt für einen stets<br />

topaktuellen Kenntnisstand aller Akteure.<br />

14 Tage und mehr pro Jahr und Mechatroniker<br />

sind eher die Regel denn die Ausnahme.<br />

Auch die Weiterbildung, etwa zum Meister<br />

und Servicetechniker, ist in Tönisvorst gern<br />

gesehen. „Mittlerweile haben wir allein in<br />

den beiden Werkstätten insgesamt sechs<br />

Meister. Das wirkt sich in der Servicequalität<br />

klar aus, wie uns auch Kunden immer<br />

wieder bestätigen“, so Veit Ulbricht.<br />

Hohe Priorität im Ersatzteilgeschäft haben umfangreiche<br />

Bevorratung und hohe Lieferfähigkeit.<br />

QUALITÄT KOSTET<br />

Nicht zu vergessen ist in Sachen Service-<br />

Konzept bei Moerschen der hohe Anteil des<br />

sogenannten mobilen Service, also der Einsatz<br />

von Kundendienstwagen. Mittlerweile<br />

sind insgesamt 22 reine Servicefahrzeuge<br />

bei Moerschen im Einsatz. „Hierdurch ist<br />

es möglich, dass wir trotz einer Gebietsausdehnung<br />

von bis zu 100 km mit nur<br />

einem Standort auskommen und keine<br />

Filialen unterhalten müssen. Gerade hier<br />

im dicht besiedelten Rheinland ist es ein<br />

entscheidender Wettbewerbsvorteil, wenn<br />

der Service zum Kunden kommt und dieser<br />

seine Maschine nicht in die Werkstatt<br />

fahren muss. Und die Ausstattung unserer<br />

Fahrzeuge ist so gut, dass in der Saison<br />

eher selten eine Maschine nach Tönisvorst<br />

geholt werden muss und selbst komplexe<br />

Reparaturen vor Ort beim Kunden möglich<br />

sind“, berichtet der Unternehmer.<br />

Der Aufwand für die Mitarbeiterqualifikation<br />

ist erheblich und erreicht pro Jahr<br />

deutlich fünfstellige Summen. Aber der<br />

Unternehmer sieht dies gut investiert.<br />

Allerdings führe dies auch dazu, dass die<br />

Stundenverrechnungssätze immer wieder<br />

angepasst werden müssen, was einem<br />

schwierigen Spagat gleichkomme. Auch<br />

hier setzt der Fachhändler auf Planbarkeit<br />

für beide Seiten, Kunden wie Servicedienstleister.<br />

„Entscheidend sind nicht allein die<br />

Kosten pro Stunde, sondern die Effizienz<br />

des Service vor Ort bzw. die Gesamtkosten<br />

einer Maschine. Service-Vereinbarungen<br />

und Full-Service-Verträge sind dazu ein<br />

probates Mittel, das beiden Seiten Einsatzund<br />

Kostensicherheit gibt. Dieses Konzept<br />

braucht in der Landwirtschaft etwas länger<br />

als in anderen Branchen, aber gerade in<br />

Bezug auf selbstfahrende Erntetechnik oder<br />

hochwertige Pflanzenschutztechnik hat die<br />

Akzeptanz deutlich zugenommen“, meint<br />

Veit Ulbricht.<br />

SINNESWANDEL<br />

Und in welche Richtung entwickelt sich die<br />

Kundenstruktur im Moerschen-Aktionsradius?<br />

Auch hier gibt sich der Unternehmer<br />

durchaus optimistisch. Unübersehbar sei<br />

besonders im Bereich der Milchviehhaltung<br />

auch im Rheinland ein Trend zu größeren<br />

Betrieben, die zudem sehr hohe Anforderungen<br />

an die Futterqualität stellen und<br />

damit an die Technik. Das wiederum sei<br />

ein Pluspunkt für Lohnunternehmer, wenngleich<br />

der Hang zur Eigenmechanisierung<br />

der Landwirte zumindest beim Mähen,<br />

Wenden und Schwaden auf Sicht nicht<br />

geringer werde. „Hinzu kommt, dass viele<br />

Betriebe hier im Rheinland nach wie vor<br />

sehr vielfältig und in traditionellen Größenstrukturen<br />

aufgestellt sind, zum Beispiel<br />

im nördlichen Drittel des Rheinlandes mit<br />

Milchviehhaltung, Direktvermarktung oder<br />

Kartoffel- und Gemüseanbau. Diese Diversifizierung<br />

ist mit viel Arbeit verbunden, was<br />

wiederum den Wunsch nach weitgehender<br />

Effizienz und Automatisierung fördert<br />

beziehungsweise die Bereitschaft vergrößert,<br />

in Sachen Technik und Wartung die<br />

Servicespezialisten zu nutzen. Andererseits<br />

gibt dieser Weg der Diversifizierung den<br />

Landwirten eine wirtschaftliche Stabilität,<br />

die auch uns zugutekommt“, findet Veit<br />

Ulbricht.<br />

Wünschenswert ist aus seiner Sicht, dass<br />

die Verbraucher generell wieder mehr Wert<br />

auf Qualität der Nahrungsmittel legen und<br />

ein besseres Bewusstsein für die damit<br />

verbundenen höheren Erzeugerpreise entwickeln.<br />

Vorbild sind für ihn dabei Länder wie<br />

Frankreich oder auch Italien, wo Veit Ulbricht<br />

studiert hat. „Hochwertige Lebensmittel sind<br />

dort Teil der Kultur, für die die Verbraucher<br />

anteilig deutlich mehr bezahlen als hier in<br />

Deutschland. In Zeiten wie jetzt während<br />

der Corona-Pandemie treten solche Aspekte<br />

natürlich in den Hintergrund, doch generell<br />

glaube ich, dass zumindest ein Teil der Verbraucher<br />

auch hierzulande wieder mehr<br />

Bewusstsein für Lebensmittel entwickelt.<br />

Der höhere Anteil Direktvermarktung und<br />

die unübersehbare Neigung der Verbraucher<br />

zu regionalen Produkten stimmt mich jedenfalls<br />

zuversichtlich.“ «<br />

56 57


WISSEN<br />

MASCHINENFABRIK KRONE<br />

IM CORONA-MODUS<br />

2<br />

3<br />

1 1.877 Mitarbeitende der Krone Gruppe<br />

arbeiteten phasenweise im Home-Office.<br />

Das funktionierte hervorragend, auch<br />

dank der exzellenten Vorbereitung und<br />

Unterstützung durch das Krone IT-Team,<br />

das sich ebenfalls in Vor-Ort-Betreuung<br />

und Home-Office organisiert hatte.<br />

2 Mit hauseigenen 3D-Druckern wurden<br />

Türklinkenverlängerungen gefertigt,<br />

Absoluter Schutz der<br />

Mitarbeitenden nach<br />

allen geltenden Regeln<br />

und Sicherstellung der<br />

Produktion – diesen beiden<br />

Herausforderungen<br />

stellte sich bei Krone seit<br />

März ein Corona-Krisenteam.<br />

Hier einige Impressionen<br />

zu kreativen<br />

Lösungen für den Ausnahmezustand.<br />

1<br />

4<br />

5<br />

sodass zahlreiche Türen jetzt einfach mit<br />

dem Ellenbogen geöffnet werden können.<br />

3 Da die Montage des BiG X nahezu<br />

komplett isoliert arbeitet, wird die<br />

Arbeitskleidung für die Kollegen dort<br />

vom Betriebsrat vorsortiert und dann<br />

per Shuttle für die einzelnen Mitarbeiter<br />

bereitgestellt.<br />

4 Für Lkw-FahrerInnen wurden Container<br />

aufgestellt, wo sie sich vor Anmeldung<br />

und Lieferung/Abholung von Waren die<br />

Hände desinfizieren können.<br />

5 Der Schichtbetrieb wurde neu getaktet,<br />

damit es nicht zu Kontakten zwischen<br />

der Früh- und Spätschicht kommt. Im<br />

Werk wurden zwischen den einzelnen<br />

Fertigungs-Bändern Absperrungen<br />

aufgebaut, so bleiben z.B. die Mitarbeiter<br />

einer Produktgruppe ausschließlich in<br />

ihrem Bereich.<br />

58 59


Landtechnik<br />

Dienstleistung<br />

Pflanzenproduktion<br />

Werde<br />

eld<br />

Held<br />

Berufsziel: Fachkraft Agrarservice<br />

Eine moderne Ausbildung<br />

mit Perspektive!<br />

www.werde-feldheld.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!