ROTES KREUZ BEIDER APPENZELL 100 Jahre wollen gefeiert sein Seit 100 Jahren ist das Rote Kreuz im Kanton Appenzell präsent. Zu Beginn linderte es die Folgen von Grippe und Tuberkulose. Heute setzt es sich unter anderem <strong>für</strong> die Prävention von Gewalt ein. Eine Ausstellung über Henry Dunant und ein Freiwilligenfest: Das waren die Meilensteine des 100-Jahre-Jubiläums beider Appenzell. Am 8. März 1908 wurde die Rotkreuz-Sektion Appenzell Ausserrhoden gegründet, ein Jahr später jene von Appenzell Innerrhoden. Seit 1999 bilden die beiden ehemaligen Sektionen den Rotkreuz- Kantonalverband beider Appenzell. Er kann auf das Engagement von rund 1<strong>30</strong> Frei - willigen zählen. Um sein 100-jähirges Bestehen zu feiern, haben sie sich im Juni in Heiden versammelt; in jenem Dorf, in der Rotkreuz-Gründer Henry Dunant 1910 starb. Im Rahmen der Festi- 26 SRK-JAHRESBERICHT 2008 vitäten organisierte der Kantonalverband beider Appenzell zudem im Henry-Dunant-Museum in Heiden eine Spezialausstellung, die auch die Tätigkeit des Schweizerischen Roten Kreuzes illustriert. NAHRUNG FÜR DIE SOLDATEN Die erste Bewährungsprobe des Roten Kreuzes Appenzell war der Erste Weltkrieg: Es verteilte Soldaten, die an der Grenze stationiert waren, Nahrung und Geld. 1918 pflegte es Menschen, die sich mit dem Virus der Spanischen Grippe angesteckt hatten, die auch im Kanton Appenzell einige Opfer forderte. Zwischen 1919 und 1926 kümmerte es sich um Tuberkulose-Kranke und war in der Prävention von Kropf und Alkoholabhängig- Foto: SRK keit tätig. SELBSTSTÄNDIGKEIT BEWAHREN Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen sich die Konturen des heutigen Kantonalverbands abzuzeichnen. Das Einsatzgebiet wurde breiter. Heute setzt er sich mit Angeboten wie Notrufsystem, Fahrdienst, Ergotherapie und Pflegekursen da<strong>für</strong> ein, dass ältere und behinderte Menschen ihre Selbstständigkeit bewahren können. Weiter leistet er einen Beitrag, um Gewalt unter Jugendlichen zu verhindern. UND AUSSERDEM... Vor 150 Jahren hatte Henry Dunant die Idee zur Gründung des Roten Kreuzes, als er Zeuge der Schlacht von Solferino wurde. Um dieses Ereignisses zu gedenken, plant das SRK <strong>für</strong> <strong>30</strong>0 Jugendliche aus aller Welt eine symbolische Reise von Solferino nach Genf. <strong>Sie</strong> soll vom 28. Juni bis 4. Juli 2009 stattfinden. Das SRK organisiert sie mit dem SRK Kanton Genf, der Föderation der Rotkreuzund Rothalbmondgesellschaften und dem IKRK sowie mit dem Italienischen Roten Kreuz. Auf den Spuren von Henry Dunant wollen die Jugendlichen der Bevölkerung zeigen, dass jede Person mit ihrem Engagement etwas bewegen und die Welt – zumindest im Kleinen – verändern kann. In Genf wollen die jungen Menschen die symbolträchtigen Orte des Roten Kreuzes erkunden und Vertretern der Welt, der Schweiz und der Genfer Regierung eine humanitäre Botschaft überbringen. Ein Fest mit der Genfer Bevölkerung soll einen fulminanten Schlusspunkt setzen. Die Rotkreuz-Kantonalverbände setzen sich da<strong>für</strong> ein, älteren und behinderten Menschen den Alltag zu erleichtern, damit sie so lange wie möglich zu Hause leben können. Zum Beispiel mit dem Notrufsystem: Die Zahl an Abonnentinnen und Abonnenten hat 2008 auf 9649 zugenommen. Beim Fahrdienst (12,1 Mio. Kilometer; Vorjahr: 11,6 Mio. Kilometer), wie das Notrufsystem von den Allianz Suisse Versicherungen unterstützt, gab es eine Zunahme zu verzeichnen; ebenso beim Besuchsdienst sowie bei der Unterstützung <strong>für</strong> Personen, die Angehörige pflegen. In den Sozial- und Entlastungsdiensten der Kantonalverbände engagieren sich 11164 Freiwillige. Seit 2000 angeboten, hat sich «chili», das Programm zum konstruktiven Umgang mit Konflikten, weiterentwickelt. Die 14 Rotkreuz-Kantonalverbände realisierten im Berichtsjahr 493 «chili»- Trainingstage. 5091 Kinder und Jugendliche (Vorjahr: 2909 Kinder und Jugendliche) nahmen 2008 an den Trainings teil. Seit 2008 bietet zudem eine Reihe der Kantonalverbände «chili» <strong>für</strong> Lehrkräfte und Schulgemeinden an. Für Kinder von Migranten organisiert das Rote Kreuz das Austauschprogramm mit Schweizer Fami lien «mitten unter uns», an dem im Berichtsjahr 412 Kinder teilnahmen (2007: 440 Kinder). Die Aktion 2 x Weihnachten erhielt 2008/09 62 500 Geschenkpakete. Dies bedeutet eine leichte Zunahme gegenüber dem Vorjahr (620 00). 40 Primarschulklassen in der Schweiz sammelten Geschenke und verschiedene Unternehmen unterstützen die Aktion mit Warenlieferungen, so Coop mit Gütern im Wert von rund 500 000 Franken. Die Rotkreuz-Kantonalverbände sowie die nationalen Rotkreuz-Gesellschaften in Bosnien-Herzegowina, in Weissrussland und in Moldawien verteilen die Geschenke an Bedürftige. Partner der Aktion sind SRG SSR idée suisse, die Schweizerische Post und das SRK. Rund 35 Jugendliche aus der Schweiz und einige internationale Gäste aus Frankreich und Belgien verbrachten eine Woche im Sommercamp across. <strong>Sie</strong> beschäftigten sich mit Themen wie kulturelle Identität, Diskriminierung und Klimaveränderung. Weiter versuchten sie sich im Rettungsschwimmen, erlernten die Herz-Lungen-Wieder belebung und erhielten Einblick in die Kampagne «Ich Rassist!?» des Jugendrotkreuzes. Das Rahmenprogramm reichte von einem Postenlauf mit SLRG-Jugendlichen über einen Ausflug auf den Rellerligrat bis zu einem Theaternachmittag mit dem Mimen Samuel Sommer. Der SRK-Suchdienst ist 2008 vom Sekretariat der Kantonalverbände (SKV) in die Abteilung Integration und Rückkehr des Departements GI integriert worden. 231 Gesuche gingen ein. Der Dienst arbeitet mit dem IKRK und 100 nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zusammen, um vermisste Personen aufzuspüren. SRK-JAHRESBERICHT 2008 27
Foto: Carmela Harshani Odoni RETTUNG Das SRK rettet im In- und Ausland Menschenleben.