Neueröffnung: Musikautomaten- museum in Keszthely am ... - SFMM
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Ausgabe Nr. 110 • April 2011<br />
Journal<br />
<strong>SFMM</strong><br />
■ Die Starkton-Orgeln Modell 76 und 77 von Wilhem Bruder Söhne<br />
■ Die Geschichte vom Kauf e<strong>in</strong>er Od<strong>in</strong> Drehorgel ■ S<strong>am</strong>mlerbörse 2010 <strong>in</strong> Schafisheim
2<br />
www.sfmm.ch<br />
VORSTAND<br />
Präsident<br />
André G<strong>in</strong>esta<br />
Seestrasse 356, 8708 Männedorf<br />
Tel. 044 920 38 57<br />
E-mail: <strong>in</strong>fo@g<strong>in</strong>esta.ch<br />
Vizepräsident<br />
Max Gautschi<br />
Erlenweg 1, 5503 Schafisheim<br />
Tel. 062 891 96 07<br />
E-mail: max.gautschi@kakteen.ch<br />
Aktuar<br />
Hans Kunz<br />
Sonnenblickstr. 17, 8645 Jona<br />
Tel. 055 210 22 23<br />
E-mail: hans-kunz@bluemail.ch<br />
Kassierer<strong>in</strong><br />
Barbara Bürgler<br />
Zehntenstr. 31, 8800 Thalwil<br />
Tel. 044 720 78 09<br />
E-mail: barbara.buergler@bluew<strong>in</strong>.ch<br />
Homepage / Reisen<br />
Markus Bürgler<br />
Zehntenstr. 31, 8800 Thalwil<br />
Tel. 044 720 78 09<br />
E-mail: <strong>in</strong>fo@drehorgel.ch<br />
Beisitzer / Kontakt Redaktion<br />
René Weiss<br />
Wiesenweg 5, 5614 Sarmenstorf<br />
Tel. 056 667 31 38<br />
E-mail: rene.weiss@bluew<strong>in</strong>.ch<br />
Beisitzer / PR<br />
Raphael Lüthi<br />
Kirchstrasse 7, D-79183 Waldkirch<br />
Tel. 0049 7681 493 70 27<br />
E-mail: d<strong>in</strong>gdong5378@gmx.de<br />
Ehrenpräsident<br />
Fredy Künzle<br />
Bürgistrasse 5, 9620 Lichtensteig<br />
Tel. 071 988 37 66<br />
E-mail: musik<strong>museum</strong>@gmx.ch<br />
Postadresse<br />
André G<strong>in</strong>esta<br />
Seestrasse 356, 8708 Männedorf<br />
Tel. 044 920 38 57<br />
E-mail: <strong>in</strong>fo@sfmm.ch<br />
Redaktion<br />
Ir<strong>in</strong>a Selivanova, Hansjörg Surber<br />
Hunyadi köz 28, HU-8315 Gyenesdiás<br />
Tel. 0036 83 311 376<br />
E-mail: sur_ber@hotmail.com<br />
redaktion@sfmm.ch<br />
Druck<br />
Gutenberg Druck AG<br />
Mittlere Bahnhofstrasse 6<br />
8853 Lachen SZ<br />
Tel. 055 451 28 11<br />
Fax 055 451 28 12<br />
E-mail: <strong>in</strong>fo@gutenberg.ag<br />
Adressverwaltung<br />
Markus Bürgler<br />
Zehntenstr. 31, 8800 Thalwil<br />
Tel. 044 720 78 09<br />
E-mail: <strong>in</strong>fo@drehorgel.ch<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss<br />
15.3.; 15.7.; 15.11.2011<br />
Jährliche Mitgliederbeiträge<br />
E<strong>in</strong>zelmitglieder CHF 60.–<br />
Doppelmitglieder CHF 80.–<br />
Aufnahmebeitrag CHF 50.–/60.–<br />
Inserate<br />
Privat<strong>in</strong>serate für Mitglieder: gratis<br />
Geschäfts<strong>in</strong>serate:<br />
1 Seite: CHF 180.–<br />
1/2 Seite: CHF 100.–<br />
1/4 Seite: CHF 60.–<br />
Beilagen: CHF 180.–<br />
Bankverb<strong>in</strong>dung<br />
Postcheckkonto: 85-667192-3<br />
IBAN: CH28 0900 0000 8566 7192 3<br />
BIC: POFICHBEXXX
Liebe Mitglieder<br />
Dieses Jahr möchte der Vorstand Euch<br />
schon im Frühjahr e<strong>in</strong>e «Weihnachtsgabe»<br />
zukommen lassen, nämlich e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>sjournal<br />
<strong>in</strong> neuer Aufmachung!<br />
Über 30 Jahre ist das «Blättli» des <strong>SFMM</strong><br />
regelmässig und unregelmässig, mal dick<br />
und mal dünn erschienen. Dies h<strong>in</strong>g oft davon<br />
ab, ob Mitglieder sich dazu bewegen<br />
liessen, Artikel e<strong>in</strong>zusenden, oder ob der<br />
Redaktor selbst Zeit fand, Beiträge zu<br />
schreiben.<br />
Es war bewundernswert, wie sich Gallus<br />
Oberholzer jahrzehntelang für unser Journal<br />
e<strong>in</strong>setzte, und auch der heutigen Redaktion<br />
s<strong>in</strong>d wir alle für die grosse Arbeit zu<br />
Dank verpflichtet.<br />
Entsprechend der vor allem <strong>in</strong> den ersten<br />
Jahren recht kle<strong>in</strong>en Mitgliederzahl und<br />
den ger<strong>in</strong>gen Mitgliederbeiträgen und dem<br />
somit bescheidenen Budget wurden die Vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>formationen<br />
recht e<strong>in</strong>fach gedruckt –<br />
ke<strong>in</strong>esfalls vergleichbar mit den Zeitschriften<br />
unserer Partnervere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Europa.<br />
Aber die Welt hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />
unglaublich verändert, und <strong>in</strong> den<br />
letzten 10 Jahren hat z. B. im Druckereiwesen<br />
e<strong>in</strong>e veritable Revolution statt<br />
gefunden. Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e unglaubliche<br />
Flexibilität des Druckvorganges<br />
durch die Digitalisierung, faktisch ke<strong>in</strong>e<br />
Mehrkosten mehr für Farbdrucke und vor<br />
allem bei kle<strong>in</strong>eren Auflagen e<strong>in</strong>e enorme<br />
Verbilligung der Druckkosten!<br />
Der Vorstand konnte und wollte sich dieser<br />
Entwicklung nicht entziehen und klärte e<strong>in</strong>gehend<br />
ab, ob wir von all diesen Vorteilen<br />
profitieren können.<br />
Das Resultat: Der Druck des vorliegenden<br />
Journals kostet praktisch gleichviel wie die<br />
Journale des letzten Jahres! Dies, obschon<br />
Editorial<br />
e<strong>in</strong> qualitativ wesentlich besseres Papier<br />
verwendet wird mit e<strong>in</strong>em dickeren Umschlag<br />
und auf allen Seiten nach Lust und<br />
Laune Farbbilder verwendet werden können.<br />
Was wollen wir noch mehr?<br />
Dem Vorstand ist klar, dass dieses hochwertige<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild auch Erwartungen<br />
an den Inhalt weckt. E<strong>in</strong>erseits erhoffen<br />
wir uns dadurch natürlich mehr<br />
kommerzielle Inserate, andererseits appellieren<br />
wir an die Mitglieder, uns kräftig zu<br />
unterstützen bei der Gestaltung und beim<br />
Inhalt unseres Vere<strong>in</strong>sjournals. Auch wenn<br />
Ihr eventuell nicht alle geborene Schreiber<br />
seid, die Redaktion wird für die richtige<br />
Form sorgen. Wichtig s<strong>in</strong>d Ideen, <strong>in</strong>teressante<br />
Fotos und natürlich aussergewöhnliche<br />
Situationen und Begebenheiten. So ist<br />
beispielsweise bei e<strong>in</strong>em Bericht über e<strong>in</strong><br />
Drehorgeltreffen für den Leser von Interesse,<br />
was an diesem Treffen ganz e<strong>in</strong>zigartig<br />
und speziell ist, also ganz anders als bei<br />
e<strong>in</strong>em anderen Treffen!<br />
Nebst den sehr willkommenen technischen<br />
Beiträgen s<strong>in</strong>d auch andere Artikel erwünscht:<br />
vielleicht besitzt Ihr e<strong>in</strong> besonderes,<br />
aussergewöhnliches Instrument, das<br />
Ihr vorstellen könntet? Die heute möglichen,<br />
farbigen Bilder rufen geradezu nach<br />
solchen Beiträgen! Wir hoffen, dass Ihr <strong>am</strong><br />
neuen <strong>SFMM</strong>Journal Freude habt, s<strong>in</strong>d<br />
aber natürlich auch für Ideen und aufbauende<br />
Kritik empfänglich.<br />
Den Drehorgelspielern wünschen wir e<strong>in</strong>e<br />
gute Saison! Diese wird e<strong>in</strong>en «gewichtigen<br />
Beg<strong>in</strong>n» <strong>in</strong> Waldkirch nehmen. Auch ohne<br />
Drehorgel ist e<strong>in</strong> Besuch sehr wertvoll: <strong>in</strong>teressante<br />
Vorträge, offene Museen und<br />
Fab rikationswerkstätten s<strong>in</strong>d Grund genug,<br />
<strong>am</strong> 28./29. Mai 2011 <strong>in</strong> den Schwarzwald<br />
zu fahren!<br />
Mit herzlichen Grüssen<br />
Euer Präsident, André G<strong>in</strong>esta<br />
3
Abb. 1 (Fig.1) Modell 77,<br />
Serienr. 3790, Mitte<br />
1930er-Jahre, Besitzer und<br />
Verfasser des Artikels,<br />
Jonathan Holmes<br />
4<br />
WBS Starkton-Orgeln Modell 76 + 77<br />
Die Restaurierung e<strong>in</strong>es Exemplars dieser Orgel<br />
Vorwort<br />
Am Orgelfest 2008 <strong>in</strong> Waldkirch i.B. stand me<strong>in</strong>e «Wilhelm Bruder Söhne» StarktonOrgel<br />
vor der Orgelbauwerkstatt von Stefan Fleck. Das enorme Klangvolumen des kle<strong>in</strong>en Instrumentes<br />
verblüffte manchen Zuhörer und gab Anlass zu vielen Fragen und angeregten<br />
Diskussionen. So lernten wir auch e<strong>in</strong>en dieser <strong>in</strong>teressierten Besucher, Jonathan Holmes,<br />
kennen. Wir haben uns lange und angeregt über die Geschichte und die Entwicklung der<br />
WBS StarktonOrgeln unterhalten. Jonathan Holmes, ebenfalls Besitzer e<strong>in</strong>er WBS, die<br />
sich d<strong>am</strong>als noch <strong>in</strong> unrestauriertem Zustand befand, erzählte, dass er die Absicht habe, für<br />
die englische Vere<strong>in</strong>szeitschrift «The Key Fr<strong>am</strong>e» e<strong>in</strong>en Artikel über WBS StarktonOrgeln<br />
und die Restaurierung se<strong>in</strong>er Orgel zu schreiben. Es ist der Initiative me<strong>in</strong>er Frau Anita<br />
Weiss zu verdanken, dass wir mit Jonathan Holmes <strong>in</strong> Kontakt blieben und von ihm die<br />
Genehmigung erhielten, se<strong>in</strong>en Bericht auch <strong>in</strong> unserer Zeitschrift abzudrucken. Nachdem<br />
wir e<strong>in</strong> Exemplar des «The Key Fr<strong>am</strong>e» mit dem ersten Teil se<strong>in</strong>es Berichtes zugesandt erhalten<br />
hatten, war es wiederum Anita, die sich bemühte, zu den Orig<strong>in</strong>alfotos zu kommen<br />
und den Bericht mit der tatkräftigen Unterstützung unseres guten Freundes Hansruedi Senn<br />
<strong>in</strong>s Deutsche zu übersetzen.<br />
René Weiss<br />
� Von Jonathan J. Holmes, Teil 1<br />
Die ersten Starkton-Orgeln – laut tönende<br />
Instrumente – erschienen erstmals <strong>in</strong> der<br />
Mitte der zwanziger Jahre <strong>in</strong> den Katalogen.<br />
Zwei Modelle waren erhältlich, Modell<br />
76 und Modell 77, wobei beim Modell<br />
76 die Schlagwerke fehlten. Die Firma Wilhelm<br />
Bruder Söhne (WBS) führte diese Orgeln<br />
<strong>in</strong> ihren Katalogen immer unter den<br />
Modellnummern und verwendete den Ausdruck<br />
«Starkton» nur <strong>in</strong> den Beschreibungen<br />
der Instrumente. In diesem Text erwähne<br />
ich diese Orgeln unter der Bezeichnung<br />
«Starkton».<br />
In diesem Artikel bespreche ich e<strong>in</strong>e Reihe<br />
Orgeln, welche mit der Skala der Modelle<br />
76/77 spielen. Die Starkton-Orgeln entstanden,<br />
als die Firma Wilhelm Bruder Söhne<br />
nach dem ersten Weltkrieg ihr Progr<strong>am</strong>m<br />
straffte. Gleichzeitig änderte sich auch die<br />
Struktur <strong>in</strong> den Notenbüchern der Firma. Es<br />
ist sehr wohl möglich, dass Eugen Bruder,<br />
der leitende Arrangeur, e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die Gestaltung dieser Instrumente<br />
ausübte.<br />
Dem starken Klang und der musikalischen<br />
Vielfalt, welche neben dem offensichtlich<br />
günstigen Preis viel zur grossen Verbreitung<br />
dieser Orgeln beitrugen, stehen ihre<br />
bescheidenen Abmessungen (2 Meter hoch,<br />
2,10 Meter breit und 0,75 Meter tief) gegenüber.<br />
Im Buch Encyclopaedia of Automatic<br />
Musical Instruments von Q. David<br />
Bowers s<strong>in</strong>d auf Seite 825 zwei Fotos aus<br />
dem WBS-Katalog zu f<strong>in</strong>den. 1930 kostete<br />
nach Bowers das Modell 76, DM 1400.–.<br />
Zum Kurs von 1930 <strong>in</strong> englische Pfund<br />
umgerechnet ergab das e<strong>in</strong>en Preis von
£ 70.00. Unter Berücksichtigung der Inflation<br />
wäre der heutige Preis £ 2500.00!<br />
E<strong>in</strong>e Starkton-Orgel mit Zungenpfeifen<br />
hatte normalerweise 113 Pfeifen. Der Oberteil<br />
des Gehäuses enthält die fünf gekröpften<br />
Tubas. Die längste davon w<strong>in</strong>det sich an<br />
der Innenseite des Kastens e<strong>in</strong>mal rundum<br />
und führt noch etwas weiter, sie ist etwas<br />
über 8 Fuss lang. Das gibt diesen kle<strong>in</strong>en<br />
Orgeln ihren sonoren Bass, ohne dass, wie<br />
<strong>in</strong> vielen anderen Orgeln, noch Oktavpfeifen<br />
oder sonstige Hilfen vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
Das Mundstück weist 46 Löcher und die<br />
Musikbücher Spuren für Forte und Piano<br />
auf, aber ich fand <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er der von mir untersuchten<br />
Orgeln der Modelle 76 und 77<br />
e<strong>in</strong>en entsprechenden Mechanismus.<br />
Die Skala enthält 5 Tonstufen für den Bass,<br />
15 für die Begleitung (Trompetenregister)<br />
und weitere 17 für die Melodie. Das ergibt<br />
37 Löcher für die kl<strong>in</strong>genden Stimmen. Es<br />
ist zu beachten, dass bei den Starktönern,<br />
wie bei anderen deutschen Orgeln, die Begleitung<br />
als Gegenmelodie verwendet wird.<br />
3 weitere Löcher s<strong>in</strong>d für die Schlagwerke,<br />
2 für die kle<strong>in</strong>e Trommel und e<strong>in</strong>es für die<br />
grosse Trommel mit Becken. E<strong>in</strong> weiteres<br />
Loch schaltet den Spieltisch aus. Das ergibt<br />
38 Tonstufen für das Modell 76 und 41<br />
Tonstufen für das Modell 77. Zählen wir<br />
die Löcher für die Betätigung von Forte/<br />
Piano dazu, so haben wir 43 aktive Tonstufen,<br />
drei weitere s<strong>in</strong>d leer.<br />
Abb. 2 Modell 77 Starkton aus dem<br />
Katalog von WBS, ca. 1926<br />
Lasst uns für Vergleichszwecke e<strong>in</strong> weiteres,<br />
von der Herkunft zwar verschiedenes,<br />
WBS-Instrument ansehen, das <strong>in</strong> England<br />
beliebt und nur dort anzutreffen ist. Es handelt<br />
sich um die 46-tonstufigen WBS-Orgeln,<br />
welche von der Firma Chiappa Ltd.<br />
für die Gavioli-Skala <strong>in</strong> den 20er und 30er<br />
Jahren bestellt wurden. E<strong>in</strong>e Anzahl dieser<br />
46er WBS Orgeln überlebten und wurden<br />
restauriert. Chiappa besass Schablonen für<br />
diese Skala, was die Firma wohl veranlasste,<br />
Orgeln mit Britisch/Gavioli-Skala zu<br />
bestellen.<br />
Kataloge beweisen, dass WBS eigene Modelle,<br />
baugleich wie die von Chiappa bestellten<br />
Orgeln, verkaufte. Darunter waren<br />
die Starkton-Orgeln und die Modelle 78<br />
und 79. Nach unseren Kenntnissen wurden<br />
Abb. 4 WBS Chiappa<br />
Orgel <strong>in</strong> Jacob Studt<br />
Junior‘s Kettenflieger,<br />
ca. 1923<br />
Abb. 5 WBS Chiappa<br />
Orgel <strong>in</strong> Mayne‘s<br />
Kettenflieger, ca. 1942<br />
5
Abb. 6 46 Tonstufen<br />
WBS Chiappa, Besitzer<strong>in</strong><br />
Margaret Cook<br />
Abb. 7 WBS Chiappa,<br />
46 Tonstufen, Besitz<br />
Amersh<strong>am</strong> Fairground<br />
Organ Museum<br />
6<br />
<strong>in</strong> der Zeit, bevor Orgeln restauriert und ges<strong>am</strong>melt<br />
wurden, ke<strong>in</strong>e Starkton-Orgeln <strong>in</strong>s<br />
Vere<strong>in</strong>igte Königreich exportiert. Die WBS-<br />
Instrumente mit Gavioli-Skala wurden von<br />
Chiappa Ltd. <strong>in</strong> London <strong>in</strong> Auftrag gegeben,<br />
weil die Firma e<strong>in</strong>en Bedarf an kle<strong>in</strong>en<br />
Orgeln hatte. Diese wurden <strong>in</strong> d<strong>am</strong>als neuartige<br />
Schaustellergeschäfte, die Kettenkarussells,<br />
e<strong>in</strong>gebaut, welche ebenfalls aus<br />
Deutschland importiert wurden (Abb. 4<br />
und 5). Die ersten Kettenkarussells tauchten<br />
<strong>in</strong> England anfangs der 20er Jahre auf.<br />
Die handlichen kle<strong>in</strong>en Orgeln wurden<br />
auch <strong>in</strong> mit D<strong>am</strong>pf betriebenen Schiffschaukeln<br />
und <strong>in</strong> Cakewalks, wo wenig<br />
Raum zur Verfügung stand, verwendet. Es<br />
ist möglich, dass Chiappa diese Orgeln we-<br />
gen Kapazitätsengpässen nicht selber baute,<br />
eher anzunehmen ist aber, dass die Orgeln<br />
aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen importiert<br />
wurden. Der günstige Wechselkurs und<br />
Deutschlands wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />
während jener Jahre erlaubten deutschen<br />
Firmen, die Instrumente zu konkurrenzlosen<br />
Preisen anzubieten.<br />
Chiappa importierte viele dieser schön<br />
kl<strong>in</strong>genden kle<strong>in</strong>en Orgeln. Genaue Zahlen<br />
s<strong>in</strong>d nicht bekannt, aber es gibt möglicherweise<br />
Aufzeichnungen im Firmenarchiv<br />
über den E<strong>in</strong>kauf der Orgeln und deren<br />
Weiterverkauf an die Schausteller. Es ist<br />
anzunehmen, dass mehr als dreissig Instrumente<br />
von WBS gekauft wurden. Chiappa<br />
verkaufte diese mit Musik von den eigenen<br />
Schablonen an Schausteller im ganzen Vere<strong>in</strong>igten<br />
Königreich. Es sche<strong>in</strong>t zwei unterschiedliche<br />
Entwürfe von Fassaden gegeben<br />
zu haben, während das Orgelwerk<br />
während der ganzen Produktion kaum geändert<br />
wurde. Bei den ersten Instrumenten<br />
waren im Melodieregister nur die untersten<br />
10 Töne Zungenpfeifen und die weiteren<br />
gedeckte Flöten, während bei späteren Modellen<br />
das ganze Register aus Zungenpfeifen<br />
bestand. E<strong>in</strong>ige dieser Orgeln wurden<br />
unterdessen umgebaut, was me<strong>in</strong>er Ansicht<br />
nach eher e<strong>in</strong>en Schaden und ke<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
ergab. Am häufigsten wurde e<strong>in</strong><br />
Glockenspiel h<strong>in</strong>zugefügt, und manche Orgeln<br />
wurden «modernisiert», <strong>in</strong>dem der<br />
Schöpfbalg entfernt und e<strong>in</strong> Gebläse angebracht<br />
wurde.<br />
Unveränderte Exemplare besitzen Margaret<br />
Cooke (Seriennr. 3543, Abb. 6) und das<br />
Amersh<strong>am</strong> Fairground Organ Museum<br />
von Teddy Reed (Seriennr. 3633, ca. 1925,<br />
Abb. 7)<br />
Die Ausführungen über die 46er Chiappa/<br />
WBS-Instrumente, welche <strong>in</strong> England bei<br />
Orgelliebhabern sehr bekannt s<strong>in</strong>d, sollen<br />
dem Leser e<strong>in</strong>en Vergleich mit den Starkton-Orgeln<br />
ermöglichen. Während der<br />
Waldkircher Orgeltage 2008 entdeckte Kev<strong>in</strong><br />
Meayers die orig<strong>in</strong>ale Messlatte für die<br />
von Chiappa bestellten Orgeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Orgelbauwerkstatt,<br />
die nach der Schliessung<br />
der Fabrik von Wilhelm Bruder Söhne von<br />
e<strong>in</strong>igen Angestellten weiter benützt wurde.<br />
E<strong>in</strong>e Starkton-Orgel ist nicht viel grösser<br />
als e<strong>in</strong> Chiappa/Bruder-Instrument, aber<br />
die Skala ist weiter und <strong>in</strong> den Chiappa-<br />
Orgeln fehlen die <strong>in</strong> Deutschland üblichen<br />
Mixturen. Vor allem wird der Tonumfang
unterschiedlich genutzt, die Begleitung erkl<strong>in</strong>gt<br />
<strong>in</strong> Deutschland als Gegenmelodie,<br />
was e<strong>in</strong>en völlig anderen Klang ergibt.<br />
Heutzutage wird die 46er Gavioli-Skala<br />
von Orgelbauern und von Amateuren, welche<br />
mit unterschiedlichem Erfolg Orgeln<br />
herstellen, oft verwendet. Die Skala ist<br />
auch die Grundlage für die Orgeln mit<br />
52/54 Tonstufen, welche von verschiedenen<br />
Orgelbauern wie Dean, Leach und<br />
McCarthy gebaut werden. Verglichen mit<br />
der Skala der Modelle 76/77 hat die Gavioli-Skala<br />
den Vorteil, be<strong>in</strong>ahe chromatisch<br />
zu se<strong>in</strong>, was die Arbeit des Arrangeurs wesentlich<br />
vere<strong>in</strong>facht. Mit der beigefügten<br />
Tabelle lassen sich die beiden von WBS gebauten<br />
kle<strong>in</strong>en Orgeltypen gut vergleichen.<br />
Dabei lassen sich manche Unterschiede<br />
feststellen. E<strong>in</strong> Hauptunterschied ist, dass<br />
die Musik unterschiedlich arrangiert ist,<br />
d.h., bei der Starkton-Orgel spielt die Begleitung<br />
die Gegenmelodie mit den Trompeten.<br />
Das gibt diesen Orgeln den vollen,<br />
reichen Klang und ermöglicht dem Arrangeur<br />
grössere Kreativität.<br />
Es ist wichtig festzuhalten, dass bei den<br />
Modellen 76/77 die Pfeifen nicht normiert<br />
waren, weshalb es zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Instrumenten viele Unterschiede gibt. E<strong>in</strong>e<br />
Anzahl Orgeln wurden mit zurückhaltender<br />
Intonierung gebaut. Diese Instrumente hatten<br />
ke<strong>in</strong>e Zungenpfeifen, jedoch meist e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Mixtur. In e<strong>in</strong>em Beispiel, Nummer<br />
3799, haben Melodie und Begleitung<br />
durchgehend zwei Pfeifenreihen, e<strong>in</strong>e Reihe<br />
offen und e<strong>in</strong>e gedeckt. Der Bass besteht<br />
aus e<strong>in</strong>er Reihe gedeckter 8-Fuss-Pfeifen.<br />
Dadurch kl<strong>in</strong>gt diese Orgel wesentlich weicher<br />
als die gewöhnlichen 76/77-Modelle.<br />
Man vermutet, dass die Firma Wilhelm<br />
Bruder Söhne <strong>in</strong> der letzten Zeit vor ihrer<br />
Schliessung im Jahr 1941 die 76/77-Skala<br />
für alle ihre kle<strong>in</strong>en und mittleren Orgeln<br />
verwendete.<br />
Weiter wurde erwogen, dass die weicher tönenden<br />
Instrumente für kle<strong>in</strong>ere Schaustellergeschäfte<br />
wie K<strong>in</strong>derkarussells gebaut<br />
wurden, obwohl auch diese Orgeln ohne<br />
Zungenpfeifen immer noch als Starkton –<br />
also laut kl<strong>in</strong>gendes Instrument – beschrieben<br />
wurden. Dass e<strong>in</strong> Modell 76/77 ke<strong>in</strong>e<br />
Zungenpfeifen enthielt, hiess noch lange<br />
nicht, dass es auch zart tönend <strong>in</strong>toniert<br />
wurde. Nummer 3647 (Abb. 9) hat laut <strong>in</strong>tonierte,<br />
gedeckte Flöten, (Abb. 10) anstelle<br />
der Trompeten gedeckte Labial-Pfeifen,<br />
und die dreireihige Mixtur ist ebenfalls vorhanden.<br />
Das Bassregister h<strong>in</strong>gegen besteht<br />
aus gedeckten Flöten. Bei dieser Orgel stehen<br />
die Mixturen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aus Holz und<br />
Karton gefertigten Schwellwerk, das sich<br />
mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Klappdeckel nach<br />
oben öffnen lässt. Der Betreiber hat so die<br />
Möglichkeit, das Schwellwerk nach Belieben<br />
offen oder geschlossen zu halten. Russel<br />
Walth<strong>am</strong>, welcher diese Orgel gut kennt<br />
und für deren Restaurierung verantwortlich<br />
war, hat dieses Instrument kürzlich bei der<br />
Firma A.C. Pilmer Automatic Music neu<br />
gestimmt. Er bemerkte zum Schwellwerk:<br />
«Ob offen oder geschlossen ergibt kaum<br />
e<strong>in</strong>en Unterschied, aber es erschwert die<br />
Arbeit des Stimmens. Weshalb man sich<br />
die Mühe machte, das Schwellwerk e<strong>in</strong>zubauen,<br />
ist schwierig zu verstehen.»<br />
Sieht man sich die Fassade der Modelle<br />
76/77 an, sieht man meist die erste Reihe<br />
grosse, gedeckte Flöten (Abb. 11 und 12)<br />
Abb. 9 WBS, Mod. 76,<br />
Nr. 3647, Besiter Tony<br />
Henley, Harrogate, UK<br />
Abb. 10 Das Modell<br />
war auch mit gedeckten<br />
Labial-Pfeifen anstelle<br />
der Trompeten erhältlich<br />
7
Abb. 11 WBS Mod. 76,<br />
Nr. 3645, Deutsches<br />
<strong>Musikautomaten</strong>-Museum,<br />
Schloss Bruchsal<br />
Abb. 12 (Orgel. TIF)<br />
WBS Mod. 77, Nr. 3645,<br />
Bj. 1926, Besitzer<br />
René Weiss, Schweiz<br />
8<br />
oder, wie im Instrument der Musical Box<br />
Society, Viol<strong>in</strong>pfeifen. (Abb. 1 und 13)<br />
Es sche<strong>in</strong>t, dass das übrige Pfeifenmaterial<br />
dieser Orgeln immer gleich blieb. Es gibt<br />
Anzeichen, dass Versuche mit doppelten<br />
Pfeifen gemacht wurden, um den Schallpegel<br />
zu erhöhen. Der normale Aufbau dieser<br />
Orgeln kann der Schnittzeichnung von René<br />
Weiss (Abb. 21) entnommen werden. Diese<br />
Zeichnung zeigt se<strong>in</strong> Instrument, bei welchem<br />
<strong>in</strong> der ersten Reihe gedeckte Flöten<br />
stehen, nicht die zusätzlichen Viol<strong>in</strong>pfeifen.<br />
Während me<strong>in</strong>er Forschungsarbeit unter-<br />
suchte ich die folgenden Instrumente:<br />
• Modell 76 im Museum für mechanische<br />
Instrumente, Bruchsal, Deutschland.<br />
Nummer 3645, Bj. 1926 (Abb. 11)<br />
• Modell 76 ohne Zungenpfeifen, ohne<br />
Schlagwerke. Besitzer Toni Henley, Harrogate,<br />
North Yorkshire. Nummer 3647,<br />
Bj. 1926 (Abb. 9 und 10)<br />
• Modell 77. Besitzer René Weiss,<br />
Schweiz, Serienummer 3648, Bj. 1926<br />
(Abb. 12 und 21)<br />
• Modell 77 Besitzer Music Box Society<br />
International (zurzeit <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong>gelagert)<br />
Serienummer 3690, späte 20er<br />
Jahre (Abb. 13)<br />
• Modell 77, Besitzer b<strong>in</strong> ich selbst, <strong>in</strong><br />
Penzance, Cornwall, GB, Nummer 3790,<br />
Mitte 30er Jahre<br />
• Modell 77 nur mit gedeckten Flöten, Besitzer<br />
Charles Stebelton, Ohio, USA,<br />
Nummer 3799, Mitte 30er Jahre (Abb. 14<br />
und 15). Interessanterweise besitzt diese<br />
Orgel e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Trommel mit zwei<br />
Schlägeln, welche durch nur e<strong>in</strong>e Tonspur<br />
ausgelöst werden.<br />
• Modell, Nummer unbekannt (Abb. 16).<br />
Diese Orgel habe ich zu Vergleichszwecken<br />
aufgenommen, obwohl sie nicht<br />
ganz e<strong>in</strong>em Modell 76/77 entspricht. Besitzer<br />
Joe Hilferty, York, Pennsylvanien,<br />
USA, Serienr. 3810, späte 30er Jahre.<br />
Dies ist e<strong>in</strong>e der letzten bekannten Serienummern<br />
von WBS. Die Orgel spielt mit<br />
derselben Skala wie Starkton, hat aber<br />
wesentlich mehr Pfeifen. Zusätzlich hat<br />
dieses Instrument Forte/Piano-Schaltung.<br />
Bei normaler Stellung (Piano) stehen<br />
95 Pfeifen zur Verfügung, bei Forte<br />
werden weitere 83 Pfeifen zugeschaltet,<br />
somit hat die Orgel 178 Pfeifen, verglichen<br />
mit den 113 Pfeifen der Modelle<br />
76/77. Das Trompetenregister mit 15 Noten<br />
geht von e <strong>in</strong> der Begleitung zu e <strong>in</strong><br />
der Melodie, wie das auch beim Modell<br />
79 von WSB-Orgeln vorkommt. Man<br />
nimmt an, dass diese Orgel aus e<strong>in</strong>er Zeit<br />
st<strong>am</strong>mt, <strong>in</strong> der WBS versuchte, die Produktion<br />
und die Musikzeichnerei zu<br />
straffen. Interessanterweise besitzt diese<br />
Orgel mehr Pfeifen als das normale Gebrüder-Bruder-Modell<br />
107. Wurden Pfeifen<br />
aus zweiter Hand oder alte Lagerbestände<br />
e<strong>in</strong>gebaut? Die Orgelfassade ist<br />
im WBS-Katalog von 1925 und wird dem<br />
Modell 110/111 zugeschrieben, welches<br />
mit Papierrollen spielte. Es ist möglich,
dass e<strong>in</strong>e alte Fassade aus Lagerbeständen<br />
verwendet wurde. Genaues wird man wohl<br />
nie erfahren.<br />
Hier <strong>in</strong> England gibt es e<strong>in</strong> weiteres Instrument,<br />
ehemals Modell 77, Nummer 3764,<br />
von ca. 1930 (Abb. 17). Diese Orgel, im<br />
Besitz von Frank Heaton, spielt heute mit<br />
der Skala für Strassenorgeln, 42 Tonstufen<br />
von Veerbeck /Anton Pluer. Der Austausch<br />
der Skalen hat den Charakter des Instruments<br />
völlig verändert. E<strong>in</strong> Grund, der für<br />
diesen Umbau angegeben wurde, ist, dass<br />
für diese Skala mehr Musikbücher erhältlich<br />
s<strong>in</strong>d, aber wie man <strong>in</strong> diesem Artikel<br />
feststellen kann, s<strong>in</strong>d Musikbücher auch für<br />
Modell 76/77 Starkton-Orgeln leicht erhältlich.<br />
(Näheres über diese Orgel kann <strong>in</strong><br />
folgenden Artikeln nachgelesen werden:<br />
Allan Guest, Keyfr<strong>am</strong>e 2/03 und Jan van<br />
D<strong>in</strong>teren, Keyfr<strong>am</strong>e 3/03.)<br />
E<strong>in</strong> weiteres halbes Dutzend Starkton-Orgeln<br />
steht <strong>in</strong> Holland, Deutschland und der<br />
Schweiz, darunter e<strong>in</strong> von Carl Frei revidiertes<br />
Exemplar. E<strong>in</strong>e Fassade, Modell 77,<br />
ist im Elztal<strong>museum</strong> <strong>in</strong> Waldkirch ausgestellt.<br />
Die Fotografien aus dem Paul Fleck<br />
Söhne Archiv (Abb. 18 und 19) zeigen 2<br />
Modell-77-Orgeln auf Kirmesplätzen <strong>in</strong><br />
Deutschland und <strong>in</strong> der Schweiz. Interessanterweise<br />
ist bei der Orgel auf Abbildung<br />
19 e<strong>in</strong> Glockenspiel <strong>in</strong> den Leerraum unter<br />
der Hauptw<strong>in</strong>dlade e<strong>in</strong>gebaut. E<strong>in</strong>e Untersuchung<br />
an me<strong>in</strong>er Orgel und die Zeichnung<br />
von René Weiss zeigen, dass dieser<br />
E<strong>in</strong>bau leicht zu bewerkstelligen ist, da die<br />
Töne des Glockenspiels denen der ersten<br />
Pfeifenreihe entsprechen.<br />
Die meisten Starkton-Orgeln haben im Melodieregister<br />
gedeckte Pfeifen, nicht Viol<strong>in</strong>pfeifen.<br />
Wie bereits festgestellt, wurden<br />
viele Varianten gebaut, und me<strong>in</strong>e Informationen<br />
st<strong>am</strong>men nur von e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Zahl<br />
der vielen Instrumente, welche die Fabrik<br />
verlassen haben.<br />
Gegenüber den 76/77-Orgeln weisen die<br />
folgenden Instrumente andere Tonstufen<br />
und weitere Unterschiede auf: In e<strong>in</strong>em<br />
WBS-Katalog von ca. 1926 f<strong>in</strong>den sich drei<br />
Arten von mit Papierrollen spielenden<br />
Starkton-Orgeln. Diese Orgeln verwendeten<br />
das 43-Tonstufen-Airophon-System<br />
von Gebrüder Bruder, Modell 111. Der e<strong>in</strong>gebaute<br />
Rollenspieler und die Saugw<strong>in</strong>d-<br />
Bälge waren normale Gebrüder-Bruder-<br />
Produkte. WBS hatte diese zugekauft und<br />
eigene W<strong>in</strong>dladen, Mechanik und Pfeifen<br />
verwendet. Von den drei angebotenen Modellen<br />
hatte die Nummer 103 Jazz-Besetzung,<br />
was bedeutete, dass anstelle der<br />
Trompeten Saxophone e<strong>in</strong>gebaut waren.<br />
Ferner waren die Schlagwerke mit e<strong>in</strong>em<br />
Holzblock und e<strong>in</strong>em Triangel ergänzt.<br />
Zwei Orgeln, Modell 100, gibt es <strong>in</strong> Bayern,<br />
beide haben e<strong>in</strong> vom Hersteller auf Wunsch<br />
der Schausteller e<strong>in</strong>gebautes Glockenspiel.<br />
Da sich diese Orgeln stark von Modell<br />
76/77 Starkton-Orgeln unterscheiden, will<br />
ich mich nicht weiter mit ihnen befassen.<br />
Die Tonstufen der Starkton-Orgeln s<strong>in</strong>d,<br />
wie bei den meisten Waldkircher Orgeln,<br />
nicht versetzt. Die Skala ist nicht chromatisch,<br />
was das Repertoire beschränkt. Der<br />
Abstand der Löcher im Mundstück beträgt<br />
nach französischem Standard 3,5 mm von<br />
Lochmitte zu Lochmitte, die Durchlaufgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs schneller, 4,6<br />
Meter/M<strong>in</strong>ute gegenüber den französischen<br />
Abb. 13 Modell 77.<br />
Nr. 3690, späte 20er Jahre,<br />
Music Box Society<br />
International<br />
Abb. 16 46er Starkton<br />
WBS, Courtesy Joe<br />
Hilferty, Ohio, USA<br />
9
Abb. 17 Die «Royal<br />
Bruder», Besitzer Frank<br />
Heaton, ursprünglich<br />
e<strong>in</strong> Mod. 77<br />
Abb. 18 Modell 77,<br />
heutiger Besitzer<br />
Paul Weber, Richterswil,<br />
Foto von der Herbstmesse<br />
Basel<br />
10<br />
Orgeln mit 3,6 Metern/M<strong>in</strong>ute. Diese etwa<br />
25% höhere Geschw<strong>in</strong>digkeit hat mehrere<br />
Vorteile, vor allem bessere Repetition bei<br />
normaler Lochgrösse <strong>in</strong> Karton und Mundstück.<br />
Langs<strong>am</strong>eres Tempo hätte kle<strong>in</strong>ere<br />
Löcher und e<strong>in</strong>e empf<strong>in</strong>dlichere Mechanik<br />
erfordert. Der Nachteil: Die Kosten für die<br />
Notenbücher s<strong>in</strong>d höher! Die Notenbücher<br />
s<strong>in</strong>d 180 mm breit. E<strong>in</strong>e normale Starkton-<br />
Orgel arbeitet mit e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>ddruck von<br />
230 mm Wassersäule. Von Interesse ist,<br />
dass WBS den Lochabstand 3,5 mm wählte,<br />
der auch dem Abstand <strong>in</strong> den Spieltischen<br />
der Chiappa-Orgeln entsprach. Wählte<br />
WBS diesen Abstand wegen Chiappa<br />
und behielt ihn für die weiteren Instrumente<br />
bei? Ich erachte dies als unwahrsche<strong>in</strong>lich,<br />
da dieser Lochabstand für Waldkircher<br />
Orgeln nicht selten ist, er wurde auch von<br />
der Waldkircher Gavioli-Filiale verwendet.<br />
Das heute vorhandene Musikrepertoire für<br />
Stakton-Orgeln ist ziemlich umfassend, mit<br />
Musik von bedeutenden Arrangeuren. Dennoch<br />
ist es nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Abglanz von<br />
dem, was e<strong>in</strong>st vorhanden war. Leider gibt<br />
es ke<strong>in</strong>e Orig<strong>in</strong>alschablonen der WBS-Fabrik<br />
mehr, aber es s<strong>in</strong>d klassische Notenbücher<br />
von Gustav Bruder vorhanden, die Ouvertüre<br />
«Banditenstreiche» von Franz von<br />
Suppé, «Rigoletto», Potpourri von Guiseppe<br />
Verdi und wunderbare, lange Bücher mit<br />
Werken von Franz Lehár und Paul L<strong>in</strong>ke.<br />
Die e<strong>in</strong>zigen orig<strong>in</strong>alen Schablonen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
den Archiven von He<strong>in</strong>rich Voigt und Carl<br />
Frei / Gustav Bruder, der Rest der vorhandenen<br />
Musik wurde von Notenbüchern kopiert,<br />
welche mit den verschiedenen Orgeln<br />
überlebten.<br />
Bis jetzt habe ich folgende Lieferanten für<br />
orig<strong>in</strong>ale oder moderne Notenbücher entdeckt;<br />
• Gerhard Kern und Friederich Keller <strong>in</strong><br />
Deutschland / Frankreich besitzen die<br />
Carl Frei Archive, welche Werke von<br />
Carl Frei senior und Gustav Bruder enthalten.<br />
Nach dem Tod von Gustav Bruder<br />
im Jahr 1971 wurden se<strong>in</strong>e Schablonen<br />
von Carl Frei gekauft.<br />
• He<strong>in</strong>rich Voigt, Frankfurt <strong>am</strong> Ma<strong>in</strong>,<br />
Deutschland, besitzt Schablonen von den<br />
Arrangeuren von Ruth und weitere. Als<br />
die Firma Ruth im Jahr 1938 schloss,<br />
übernahm Voigt die Notenschablonen. Es<br />
ist auch gut möglich, dass von Gustav<br />
Bruder gezeichnete Schablonen dabei<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
• Paul Fleck Söhne, heute geführt von Stefan<br />
Fleck, vertreibt ca. 85 Schablonen für<br />
76/77-Orgeln, darunter e<strong>in</strong>ige mit Potpourris.<br />
Die Bibliothek umfasst Arbeiten<br />
der WBS-Werk-Arrangeure, Eugen Bruder<br />
und Gustav Bruder. Weiter s<strong>in</strong>d Bücher<br />
von Carl Frei senior vorhanden. Ab<br />
1936/37 fühlte sich der durch se<strong>in</strong>e<br />
Kriegsverletzungen geschwächte Eugen<br />
Bruder den Anforderungen als Werk-Arrangeur<br />
nicht mehr gewachsen, von da an<br />
zeichnete Gustav Bruder die Noten für<br />
die WBS-Fabrik.<br />
• Kev<strong>in</strong> Meayers arrangierte e<strong>in</strong>ige neue<br />
Bücher für diese Skala. Auf Anfrage liefert<br />
er auch Noten nach den Schablonen<br />
von He<strong>in</strong>rich Voigt, Paul Fleck Söhne<br />
und Keller und Kern.<br />
• Andrew Pilmer besitzt Kopien von alten<br />
Büchern, so denjenigen von Gustav Bruder,<br />
Carl Frei senior und den WBS-Werkzeichnern<br />
und eigene Arrangements.<br />
Auch er hat Zugang zu den Schablonen<br />
von He<strong>in</strong>rich Voigt, Paul Fleck Söhne<br />
und Keller und Kern.
Abb. 20 aus dem WBS-Katalog<br />
Abb. 21 Vertikalschnitt WBS, Mod. 77,<br />
Nr. 3648, Orig<strong>in</strong>al gezeichnet im Massstab<br />
1:2,5, René Weiss, CH<br />
Dean Orgelbau <strong>in</strong> Bristol kaufte die zwei<br />
Bücher, welche bei der von Andrew Pilmer<br />
nach England importierten Bruder-Orgel<br />
von Frank Heaton waren. Diese zwei Bücher<br />
passen zu e<strong>in</strong>er Orgel, welche direkt<br />
von Waldkirch nach den USA exportiert<br />
wurde: «Stars and Stripes» von J.P. Sousa<br />
und die <strong>am</strong>erikanische Nationalhymne,<br />
«The Star Spangled Banner», clever vermischt<br />
mit «Yankee Doodle Dandy»!<br />
In diesem Text habe ich bewusst nicht alle<br />
Personen aufgezählt, welche neue Arrangements<br />
für diese Skala liefern können.<br />
E<strong>in</strong>ige Besitzer von Starkton-Orgeln stellten<br />
mir Listen von Musikbüchern <strong>in</strong> ihrer<br />
S<strong>am</strong>mlung zu. Ich wäre dankbar, wenn<br />
weitere Eigentümer solcher Instrumente<br />
Kontakt mit mir aufnehmen würden, d<strong>am</strong>it<br />
ich e<strong>in</strong> klareres Bild von Bauvarianten, Serienummern<br />
und Daten zur Herstellung<br />
aufbauen könnte. Ebenso wünsche ich e<strong>in</strong>e<br />
Liste der beim Leser vorhandenen Musikbücher.<br />
Um solche Listen zu erstellen, entwarf<br />
ich e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Formular. Alle Informationen<br />
werden streng vertraulich<br />
behandelt, es sei denn, die Erlaubnis zur<br />
Verbreitung wird mir erteilt. Bitte kontaktieren<br />
Sie mich mit Email talveneth@aol.<br />
com falls Sie an dieser Zus<strong>am</strong>menstellung<br />
mitarbeiten wollen. Die Informationen sollen<br />
allen Interessierten dienen. Bis heute<br />
gibt es nur wenige Bücher von S<strong>am</strong>mlern<br />
<strong>in</strong> den Musikschablonen-Bibliotheken.<br />
Ebenfalls würden mich Korrekturen oder<br />
Zusätze zu diesem Artikel freuen. Ich glaube,<br />
es gibt noch viel über die fasz<strong>in</strong>ierenden<br />
Starkton-Orgeln zu lernen.<br />
Copyright Jonathan J. Holmes 2010<br />
Abb. 19 Mod. 77<br />
ohne Standartfront,<br />
Foto Oktoberfest<br />
München<br />
11
Fertigung der ODIN Konzert-Drehorgel<br />
12<br />
Die Geschichte vom Kauf<br />
e<strong>in</strong>er Od<strong>in</strong> Drehorgel<br />
� Peter Hauser<br />
Odile und Emmanuel ODIN (Orgelbauer)<br />
E<strong>in</strong> weiter Weg – Im Juli 1998 war ich erstmals<br />
als Teilnehmer <strong>am</strong> Drehorgeltreffen <strong>in</strong><br />
Les Gets (Savoyen). Mit Freude und Spass<br />
spielte ich die im Spätherbst 1996 gekaufte<br />
Pigalle. Zwischendurch hatte ich dank zuverlässiger<br />
Orgelbetreuung von Fred und<br />
Kathr<strong>in</strong> Dolder genügend Zeit, anderen Mu-<br />
sikanten zuzuhören. Ich war begeistert von<br />
der Qualität e<strong>in</strong>iger Darbietungen. D<strong>am</strong>als<br />
begegnete ich auch e<strong>in</strong>em Arthur H. Amblès,<br />
der mit e<strong>in</strong>er sehr schön gepflegten Limonaire<br />
musizierte. Arthur schwärmte für<br />
e<strong>in</strong>e französische «orgue de barbarie avec<br />
42 touches d’André Od<strong>in</strong>», Vater des heutigen<br />
Orgelbauers Emmanuel. Arthur erzählte<br />
mir über se<strong>in</strong>e erfolgreiche künstlerische<br />
Tätigkeit mit der «orgue mécanique Od<strong>in</strong>.»<br />
E<strong>in</strong> Virus der Begeisterung sprang von Arthur<br />
auf mich über und steckte mich an.<br />
Ungehört kaufte ich die CD «Musica Mécanica<br />
de Mozart au jazz – Concert à<br />
l’orgue mécanique».<br />
Sobald als möglich setzte ich mich vor me<strong>in</strong>en<br />
CD-Player und erlebte 73 M<strong>in</strong>uten Musik<br />
zum Abheben, gespielt auf e<strong>in</strong>er Od<strong>in</strong><br />
Drehorgel. Nicht nur die klassischen Kompositionen<br />
von Haendel, Vivaldi, Bach,<br />
Mozart, Schubert und Haydn begeisterten,<br />
sondern auch zeitgenössische Musik von<br />
Katchaturian, Berl<strong>in</strong> Bernste<strong>in</strong>, Garland<br />
und Perk<strong>in</strong>s. Auf dem Cover standen auch<br />
N<strong>am</strong>en von französischen Arrangeuren wie<br />
Pierre Charial, Anto<strong>in</strong>e Bitran, u.a.m.;<br />
Menschen, die heute Bekannte, echte<br />
Freunde von uns s<strong>in</strong>d.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Gespräch mit Gallus Oberholzer<br />
über die Möglichkeiten und Grenzen der<br />
mechanischen Musik bek<strong>am</strong> ich den Anstoss,<br />
mich mit dem Arrangeur Pierre<br />
Charial, Paris, näher zu befassen.<br />
Ich kaufte mir die «schräge» CD OCRE mit<br />
Sylvie Courvoisie <strong>am</strong> Piano und mit Pierre<br />
Charial an der 42er Od<strong>in</strong> Drehorgel. Weitere<br />
CD Käufe mit 42er Od<strong>in</strong> Drehorgel-Virtuosen<br />
folgten: z.B. Marcel & Amelie «ca<br />
cartoune!», Patrick Mathis «roue libre» und<br />
weitere Titel.<br />
Im Frühjahr 2003 verkaufte Esther Meyre<br />
e<strong>in</strong>e von Jan Bakker gebaute 20er Drehorgel,<br />
die für sie zum Mits<strong>in</strong>gen geeignet ist.<br />
Bald hatte ich Gelegenheit bei Esther<br />
Meyre von der «Od<strong>in</strong>-Stradivari», wie ich
diese besondere Drehorgel <strong>in</strong>zwischen<br />
nannte, zu schwärmen und den Virus auf sie<br />
zu übertragen. Im Herbst 2003 reisten wir<br />
mit unserem C<strong>am</strong>per zu ODIN nach Sa<strong>in</strong>t<br />
Just-Sa<strong>in</strong>t R<strong>am</strong>bert für e<strong>in</strong>e erste Visite.<br />
Die absolute Harmonie zwischen dem<br />
Klang der Orgel, der Geschw<strong>in</strong>digkeit der<br />
Mechanik und den hochwertigen Arrangements<br />
von Pierre Charial und Anto<strong>in</strong>e<br />
Bitran machen dieses Instrument zu etwas<br />
Besonderem.<br />
Voll mit Ideen und Wünschen reisten wir<br />
zurück <strong>in</strong> die Schweiz. Es galt zu klären –<br />
haben wir genügend Platz für das Instrument<br />
– reichen unsere Kräfte, dieses schwere<br />
Stück zu verladen – wie f<strong>in</strong>anzieren wir<br />
dieses Projekt – verkauft Pierre Charial se<strong>in</strong>e<br />
Konzert-Arrangements, die für den<br />
höchsten Genuss mit dieser Orgel erforderlich<br />
s<strong>in</strong>d?<br />
Es galt Prioritäten zu setzen. Zuerst musste<br />
unsere Alterswohnung umgebaut werden.<br />
Unsere Kräfte wurden dadurch sehr gefordert<br />
und reichten nicht für mehr. Das Projekt<br />
Od<strong>in</strong> Drehorgel wurde zurückgestellt.<br />
Im Herbst 2004 zogen wir <strong>in</strong> die hübsche<br />
Alterswohnung e<strong>in</strong>. Endlich fanden wir<br />
wieder Zeit, die Od<strong>in</strong> Drehorgel zum Thema<br />
zu machen.<br />
Im Herbst 2005 war es so weit. Wir reisten<br />
zu Od<strong>in</strong>, hörten e<strong>in</strong>en langen Tag Musik<br />
und machten unsere Bestellung mit Lieferfrist<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr!!!! (Alles <strong>in</strong> Handarbeit<br />
von Emmanuel Od<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>e gebaut.) Der<br />
Weg führte uns weiter nach Paris zu Pierre<br />
Charial und Anto<strong>in</strong>e Bitran, um die ersten<br />
Kontakte zu den zwei speziellen Arrangeuren<br />
zu knüpfen. Auch hier hörten wir erneut<br />
viel klassische und zeitgenössische Musik<br />
auf den 42er Od<strong>in</strong> Orgeln mit zusätzlichen<br />
Bässen. Inzwischen wissen wir, dass nur<br />
5 Stück dieser Orgel mit Zusatzbässen gebaut<br />
wurden. Die Besitzer s<strong>in</strong>d Pierre<br />
Charial, Anto<strong>in</strong>e Bitran und e<strong>in</strong> weiterer<br />
Pierre Charial<br />
(Arrangeur)<br />
Anto<strong>in</strong>e Bitran<br />
(Arrangeur)<br />
13
Esther (ODIN<br />
Konzert-Drehorgel)<br />
Konzert mit der MP<br />
Jazzband aus Paris<br />
14<br />
Berufsmusiker <strong>in</strong> Frankreich. E<strong>in</strong>e Orgel<br />
mit Bässen steht <strong>in</strong> Japan.<br />
Folgendes musste vorbereitet werden:<br />
1. Ausbau der Garage mit Schallisolation<br />
2. Kauf e<strong>in</strong>es Anhängers nach Mass<br />
3. Auswahl der Musik-Titel vorbereiten.<br />
Als wir im Herbst 2003 zum Drehorgelbauer<br />
Emmanuel Od<strong>in</strong> reisten, war die Begeisterung<br />
für dieses Instrument bei Peter Hauser<br />
schon seit Jahren da. Seit etwa 2 Jahren<br />
erzählten Peter Hauser und ich unseren<br />
Freunden immer wieder voller Freude von<br />
der 42er Drehorgel, die wir im Herbst 2006<br />
endlich beim Orgelbauer abholen konnten.<br />
Wir freuen uns nicht nur über dieses warm<br />
tönende Instrument, sondern ebenso sehr<br />
über die von uns <strong>in</strong> Paris bei zwei verschiedenen<br />
Arrangeuren ausgesuchten Kartons,<br />
die diese Orgel voll zum Kl<strong>in</strong>gen br<strong>in</strong>gen.<br />
Glückliche neue Besitzer der ODIN<br />
Konzert- Drehorgel<br />
E<strong>in</strong>er der beiden Arrangeure ist Herr Pierre<br />
Charial, e<strong>in</strong> begnadeter Musiker, Arrangeur<br />
und Lochkartenstanzer für Drehorgeln, der<br />
<strong>in</strong> den letzten paar Jahren e<strong>in</strong>ige sehr beachtete<br />
Konzerte auf se<strong>in</strong>er 42er Od<strong>in</strong>orgel<br />
gegeben hat. Wir waren daher äusserst erfreut,<br />
als wir die Möglichkeit hatten, <strong>in</strong><br />
W<strong>in</strong>terthur e<strong>in</strong> Konzert zu besuchen, an<br />
dem die Herren Charial (Drehorgel), Riessler<br />
(Jazzklar<strong>in</strong>ette), http://www.michaelriessler.de,<br />
und Meyer (Klar<strong>in</strong>ette) die Solisten<br />
waren. Sowohl oph wie ich reisten<br />
mit grossen Erwartungen zu diesem Anlass<br />
und wurden nicht enttäuscht! Die Musik<br />
war noch begeisternder, als wir es erwartet<br />
hatten. Die Töne der Streich<strong>in</strong>strumente,
der Bläser und der Drehorgel hörten sich<br />
wie e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensives Zwiegespräch an. Es war<br />
e<strong>in</strong> sehr abwechslungsreicher, spannender<br />
und mitreissender Dialog, den die 8 hochbegabten<br />
Musiker mite<strong>in</strong>ander führten. Die<br />
Bandbreite der dargebotenen Musik war<br />
sehr, sehr weit. Sie reichte von der klassischen<br />
Aufführung der Kle<strong>in</strong>en Nachtmusik<br />
(Mozart) durch die 5 Streich<strong>in</strong>strumente<br />
über das Andante für e<strong>in</strong>e Orgelwalze<br />
(Mozart KV 616) bis zur modernen Komposition<br />
von Michael Riessler, genannt<br />
� db – 04.11.2008, Bremgarter Bezirks<br />
Anzeiger<br />
Niemand wusste, wie die Leute auf diese<br />
eigenwillige Besetzung reagieren würden.<br />
Im Mittelpunkt stand e<strong>in</strong>e Drehorgel, für<br />
Begleitung sorgte e<strong>in</strong> Jazzqu<strong>in</strong>tett. Das<br />
Resultat war überwältigend. Die reformierte<br />
Kirche <strong>in</strong> Widen war voll. Das Publikum<br />
h<strong>in</strong>gerissen.<br />
Widen: Drehorgel mit Jazzmusik<br />
<strong>in</strong> der reformierten Kirche<br />
Am Ende der Vorstellung wurde Esther<br />
Meyre Müller von Dutzenden von Neugierigen<br />
umr<strong>in</strong>gt. Sie alle wollten wissen, wie<br />
ihre Od<strong>in</strong> Drehorgel funktioniert und was<br />
vor sich geht, d<strong>am</strong>it diese positiv stimmenden<br />
Klänge überhaupt ertönen können. Geduldig<br />
beantwortete sie alle Fragen.<br />
Es war tatsächlich e<strong>in</strong>e aussergewöhnliche<br />
Veranstaltung, die wohl alle <strong>in</strong> ihren Bann<br />
zog. Als Solo<strong>in</strong>strument ist der Leierkasten<br />
h<strong>in</strong>länglich von Jahrmärkten und Chilbenen<br />
bekannt, doch die Od<strong>in</strong> Drehorgel von<br />
Meyre Müller ist auch optisch e<strong>in</strong> absolutes<br />
Bijou. Was die Thurgauer<strong>in</strong> und die Band<br />
geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> auf der Bühne boten, war wohl<br />
e<strong>in</strong>zigartig.<br />
Nahtlos <strong>in</strong>tegriert<br />
Die extra aus Paris angereiste Jazzformation<br />
und der Saxofonist und Klar<strong>in</strong>ettist<br />
Moritz Peter verstanden es exzellent, das<br />
«fremde» Instrument <strong>in</strong> ihren Sound zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Besonders e<strong>in</strong>drücklich war,<br />
wenn die Drehorgel nach e<strong>in</strong>em Bläsersolo<br />
Fandangos für 2 Klar<strong>in</strong>etten, Streichquartett<br />
und Drehorgel. Herr Charial liess uns <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Solo e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er jazzigen Bearbeitungen<br />
für die Orgel geniessen. Die Musik<br />
war so h<strong>in</strong>reissend, dass man es fast nicht<br />
aushielt, still auf se<strong>in</strong>em Stuhl sitzen zu<br />
bleiben. Die Spannung im Publikum entlud<br />
sich darum <strong>in</strong> begeisterten Bravo-Rufen<br />
und <strong>in</strong> lang anhaltendem Applaus. Es<br />
war e<strong>in</strong> unvergesslicher Abend, der als e<strong>in</strong><br />
musikalischer Höhepunkt haften bleiben<br />
wird!<br />
Richtigen Dreh gefunden<br />
die vorgegebene Tonspur und schliesslich<br />
die Führung übernahm. Dann brach das<br />
Pub likum jedes Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en wahren Begeisterungssturm<br />
aus. Jazz und Drehorgel<br />
wurden <strong>in</strong> der Kirche quasi getraut.<br />
Der musikalische Mix war zudem bestens<br />
gewählt. Moderne Jazzklänge standen zwar<br />
klar im Vordergrund, die e<strong>in</strong>zelnen Musiker<br />
hatten genügend Gelegenheit, ihre Virtuosität<br />
unter Beweis zu stellen. Das Kunststück<br />
war eben, die Drehorgel, die wohl niemand<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er Jazzband br<strong>in</strong>gt,<br />
nahtlos zu <strong>in</strong>tegrieren. Ebenso gelungen<br />
waren die Arrangements von Soundtracks<br />
aus Federico-Fell<strong>in</strong>i-Filmen. Diese waren<br />
genauso eigenständig, wie der grosse italienische<br />
Regisseur.<br />
15
Confiserie an der Foire<br />
– Kermesse 1999 <strong>in</strong><br />
Mulhouse (F)<br />
16<br />
Junge Schausteller – neue Ideen<br />
� Anita Weiss<br />
Beim Recherchieren für unsere Vere<strong>in</strong>szeitschrift<br />
stiess ich auf folgende,<br />
nicht ganz alltägliche, aber schöne Geschichte,<br />
welche ich Euch nicht vorenthalten<br />
möchte.<br />
Es war e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Schausteller, der lebte<br />
vor vielen Jahren. Er reiste se<strong>in</strong>en mehr<br />
schlechten als rechten Plätzen nach, die<br />
Zeiten waren schwierig, aber das Publikum<br />
noch dankbar für die Abwechslung, welche<br />
die Schausteller<br />
<strong>in</strong> die Ortschaften<br />
und das harte<br />
Alltagsleben<br />
brachten. Durch<br />
fleissige Arbeit<br />
und grosse Spars<strong>am</strong>keit<br />
k<strong>am</strong> <strong>in</strong><br />
der F<strong>am</strong>ilie des<br />
Schaustellers etwas<br />
Geld zus<strong>am</strong>men,<br />
das,<br />
wer hätte etwas<br />
anderes erwartet,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Geschäft gesteckt wurde.<br />
Da die Geschichte vor langer Zeit geschah,<br />
wurde zum neuen Geschäft ke<strong>in</strong>e Stereoanlage<br />
angeschafft, sondern gemäss den<br />
d<strong>am</strong>aligen Bräuchen und Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>e Orgel. Diese Instrumente waren zwar,<br />
wie bekannt ist, e<strong>in</strong>iges unhandlicher und<br />
schwerer als e<strong>in</strong>e heutige Musikanlage und<br />
auch um e<strong>in</strong>iges teurer. Sicher waren sie<br />
aber <strong>in</strong>teressanter, sowohl für das Publikum<br />
als auch für den Schausteller, sonst gäbe es<br />
nicht noch heute Leute dieser Berufsgattung,<br />
welche e<strong>in</strong>e oder mehrere Orgeln<br />
stolz und liebevoll pflegen, obwohl sie eigentlich<br />
ke<strong>in</strong> orgeltaugliches Geschäft<br />
mehr betreiben. So erg<strong>in</strong>g es auch dem<br />
Schausteller <strong>in</strong> unserer Geschichte. Mit der<br />
schönen Orgel wurde se<strong>in</strong> Geschäft zu e<strong>in</strong>em<br />
Erfolg, und deshalb wurden Geschäft<br />
und Orgel sorgs<strong>am</strong> gepflegt und erhalten.<br />
Nun haben die alten Orgeln e<strong>in</strong>en weiteren<br />
Vorzug gegenüber e<strong>in</strong>er modernen Stereoanlage.<br />
Bei nur e<strong>in</strong>igermassen guter Pflege<br />
s<strong>in</strong>d sie sehr viel haltbarer als die moderne<br />
Elektronik. Und so k<strong>am</strong> es, dass das Fahrgeschäft<br />
unseres Schaustellers der Mode<br />
und dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel, die<br />
Orgel aber blieb erhalten und spielte hie<br />
und da zur Freude ihres ebenfalls alternden<br />
Besitzers und se<strong>in</strong>er Freunde. Als der alte<br />
Schausteller starb, wurde das nun nutzlose<br />
Instrument irgendwo im Lager mit alten<br />
Packdecken zugedeckt, abgestellt und vergessen.<br />
Unser Mann wäre ja ke<strong>in</strong> rechter Schausteller<br />
gewesen, wenn nicht se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der Beruf<br />
und Plätze übernommen hätten. Wie oft <strong>in</strong><br />
diesen Fällen versuchten die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong><br />
neues, der herrschenden Zeit und der Konkurrenz<br />
angepasstes Angebot an die Volksfeste<br />
zu br<strong>in</strong>gen, und mit der Zeit reisten sie<br />
mit e<strong>in</strong>er Confiserie. Diese war zwar gepflegt,<br />
aber gepflegte Confiserien gab es<br />
manche im Lande, und etwas Besonderes<br />
fehlte diesem Geschäft. Also dachte man<br />
im F<strong>am</strong>ilienkreis nach, man suchte nach<br />
Verbesserungen und fand – Grossvaters<br />
alte Orgel. Sie war nicht mehr spielbar,<br />
doch neu herausgeputzt sah sie ganz passabel<br />
aus, und als sie <strong>in</strong> die Confiserie e<strong>in</strong>gebaut<br />
worden war, blieben die Leute ob des<br />
ungewohnten Anblicks neugierig stehen.<br />
Nachdem sie das alte Instrument ausgiebig<br />
betrachtet hatten, bemerkten sie auch (sofern<br />
ihre K<strong>in</strong>der sie nicht schon vorher darauf<br />
aufmerks<strong>am</strong> gemacht hatten) die verlockende<br />
Auslage der Confiserie und die<br />
nette Bedienung. Natürlich kauften sie<br />
etwas, und dank Grossvaters alter Orgel<br />
belebte sich das Geschäft.<br />
Falls der geneigte Leser bis hierher gefolgt<br />
ist, wird er diese Geschichte als völlig frei<br />
erfunden betrachten, denn welcher vernünftige<br />
Mensch schleppt schon e<strong>in</strong>e stumme<br />
Orgel mit sich und stellt sie dann erst<br />
noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Confiserie? Das stimmt fast<br />
alles! Die Geschichte ist tatsächlich erfunden,<br />
aber nur, weil dem Verfasser niemand<br />
erklären konnte, was die Orgel, die tatsächlich<br />
<strong>in</strong> der Confiserie steht, dort zu suchen<br />
hatte. Sie fiel jedenfalls auf, und die Leute<br />
blieben stehen und kauften …<br />
Text: Januar 2000 /<br />
Orgelwaggis (Pseudonym)
� Bericht Dezember 2010 / Anita Weiss<br />
� Fotos / Peter Leutwiler / Anita Weiss<br />
Schon zum 5. Mal fand <strong>am</strong> 21. November<br />
2010 die <strong>SFMM</strong>-S<strong>am</strong>mlerbörse <strong>in</strong> der<br />
Kaktus-Gärtnerei Gautschi <strong>in</strong> Schafisheim<br />
statt. Am Vorabend trafen sich im «Kaktus-<br />
Beizli» etwa 30 Freunde der mechanischen<br />
Musik zum gemütlichen Beis<strong>am</strong>mense<strong>in</strong>,<br />
Diskutieren und Musik hören. Wie jedes<br />
Jahr wurden die Gäste von Therese und<br />
Max Gautschi wieder fürstlich bewirtet mit<br />
Grilladen und e<strong>in</strong>em reichhaltigen Salatbuffet.<br />
Natürlich durfte auch e<strong>in</strong> «guter<br />
Tropfen» zum Anstossen nicht fehlen. Der<br />
krönende Abschluss war das vielfältige<br />
Patisserie-Dessertbuffet, welches ke<strong>in</strong>e<br />
süssen Wünsche offen liess. An dieser Stelle<br />
e<strong>in</strong> riesengrosses Dankeschön an Therese<br />
und Max, die alle, die sich <strong>am</strong> Vorabend<br />
e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den, jedes Mal mit ihrer Gastfreundschaft<br />
und Speis und Trank verwöhnen.<br />
Das Thema der vorweihnächtlichen Ausstellung<br />
lautete KUNST.QUILT.KAKTUS.<br />
Deshalb er<strong>in</strong>nerte das Gewächshaus an e<strong>in</strong>e<br />
Galerie, denn zwischen den vielen verschiedenen<br />
Kakteenarten h<strong>in</strong>gen von der<br />
Decke herab die Kunstwerke von drei<br />
Quilt-Künstler<strong>in</strong>nen. Die verschieden farbigen<br />
und unterschiedlich grossen, länglichen<br />
und eckigen Patchwork-Arbeiten zauberten<br />
bunte Akzente zwischen das<br />
natürliche Grün der Sukkulenten. An e<strong>in</strong>em<br />
Tisch konnte man den Künstler<strong>in</strong>nen Elisabeth<br />
Graf, Marianne Hänni und Rita Merten<br />
bei der Arbeit zusehen und sich die alte<br />
Handwerktechnik erklären lassen. Der Begriff<br />
Patchwork st<strong>am</strong>mt aus dem englisch<strong>am</strong>erikanischen<br />
Sprachraum und heisst<br />
Flickwerk oder Flickarbeit. Auch wenn die<br />
Bezeichnung dieser textilen Kunst neueren<br />
Datums ist, kann sie auf e<strong>in</strong>e sehr lange Geschichte<br />
zurückblicken. Im ägyptischen<br />
Museum <strong>in</strong> Kairo f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e Arbeit<br />
aus gefärbtem Gazellenleder, die auf das<br />
Jahr 980 vor Christus datiert wird. Auf diese<br />
Weise wurden auf verschiedenen Teilen<br />
der Erde – oft mit e<strong>in</strong>fachsten Mitteln und<br />
Techniken – Stücke für die unterschiedlichsten<br />
Verwendungszwecke hergestellt.<br />
Ähnlich früh dürfte sich die Technik des<br />
S<strong>am</strong>mlerbörse 2010 <strong>in</strong> Schafisheim<br />
Quiltens (Steppens) entwickelt haben. In<br />
unseren Breiten wurden diese Techniken<br />
etwa im 11. Jahrhundert durch heimkehrende<br />
Kreuzfahrer bekannt und waren bei der<br />
Bevölkerung schnell beliebt, denn die gefütterten<br />
Decken und Kleidungsstücke<br />
machten die Kälte der W<strong>in</strong>ter erträglicher.<br />
Mit den ersten Auswanderern gelangte dieses<br />
Wissen auch <strong>in</strong>s neu entdeckte Amerika.<br />
E<strong>in</strong> Quilt besteht <strong>in</strong> der Regel aus drei<br />
Lagen. Oben liegt die Schauseite, auch Top<br />
genannt, die Zwischenlage besteht aus e<strong>in</strong>em<br />
wärmenden Vlies aus Wolle, Baumwolle,<br />
Seide oder Synthetik, und die Rückseite<br />
oder die Unterseite, ist e<strong>in</strong>e meist<br />
unifarbene Stoffbahn. Diese drei Textilschichten<br />
werden mit möglichst kle<strong>in</strong>en<br />
Stichen zus<strong>am</strong>mengenäht, <strong>in</strong>sbesondere<br />
um e<strong>in</strong> Verschieben des Vlieses zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Diese können sowohl von Hand als<br />
auch mit e<strong>in</strong>er Näh- bzw. Stickmasch<strong>in</strong>e<br />
gemacht werden. Beide Techniken haben<br />
e<strong>in</strong>e überzeugte Anhängerschaft.<br />
An der gut frequentierten Börse der mechanischen<br />
Musik boten e<strong>in</strong> knappes Dutzend<br />
Aussteller ihre Waren an. Das <strong>in</strong>teressierte<br />
Publikum hatte die Qual der Wahl, gab es<br />
doch vom kle<strong>in</strong>en, neuen Musikdöschen,<br />
über die Walzen- und Plattenspieldose, den<br />
Puppen- und Bahnhofautomaten, diverse<br />
Uhren mit Kuckuck oder Musikwerk, den<br />
Drehorgeln, bis h<strong>in</strong> zu den hübsch zus<strong>am</strong>-<br />
mengestellten und dekorierten<br />
Kakteenschalen,<br />
Advents- und Weihnachtsdekorationen<br />
alles zu kaufen,<br />
was e<strong>in</strong> S<strong>am</strong>mlerherz<br />
höher schlagen lässt. Zwischendurch<br />
konnten sich<br />
die Aussteller und Besucher<br />
im «Kaktus-Beizli»<br />
stärken und sich an ihren<br />
neuerworbenen Errungenschaften<br />
freuen, oder sich<br />
überlegen, was von den<br />
vielen schönen Sachen sie<br />
kaufen sollen. Es war e<strong>in</strong>mal<br />
mehr e<strong>in</strong>e sehr gelungene<br />
Börse.<br />
17
Karikatur von 1842<br />
18<br />
Franz Liszt (1811–1886)<br />
� Hansjörg Surber<br />
Der nachfolgende Artikel aus e<strong>in</strong>er österreichischen<br />
Zeitung von 1872 hat zwar<br />
nichts mit mechanischer Musik zu tun,<br />
wirft aber e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Zeit, wo es – von e<strong>in</strong>igen mechanischen<br />
Musik<strong>in</strong>strumenten e<strong>in</strong>mal abgesehen –<br />
nur möglich war, Musik live zu hören, sofern<br />
man es sich leisten konnte. Der Zeitungsartikel<br />
passt zudem ausgezeichnet<br />
zum Franz-Liszt-Jahr 2011, dem 200. Geburtstag<br />
des grossen Komponisten und Pianisten.<br />
Das ganze Jahr über f<strong>in</strong>den weltweit<br />
Konzerte und Veranstaltungen jeglicher Art<br />
zu Liszt statt. Franz Liszt (oder ungarisch<br />
«Liszt Ferenc») war e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckend<br />
bunte Persönlichkeit und e<strong>in</strong> Musiker des<br />
19. Jahrhunderts mit e<strong>in</strong>em besonderen Lebensweg.<br />
Wunderk<strong>in</strong>der und Virtuosen konnten<br />
schon d<strong>am</strong>als rasch auch über die Landesgrenzen<br />
h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>ternationalen Ruf erlangen,<br />
und so war Franz Liszt unter den Musikstars<br />
nicht nur e<strong>in</strong>er der meistgefeierten<br />
Künstler, sondern auch e<strong>in</strong>er, der während<br />
se<strong>in</strong>er ganzen Laufbahn im Mittelpunkt der<br />
Aufmerks<strong>am</strong>keit lebte und arbeitete. Aus<br />
dem jungen Wunderpianisten der Pariser<br />
Salons wurde e<strong>in</strong>e Persönlichkeit, die den<br />
Franz Liszt 1839 (Porträt von Lehmann)<br />
Forderungen der Zeit perfekt entsprach –<br />
und dies nicht nur aufgrund werbewirks<strong>am</strong>er<br />
Äusserlichkeiten oder romantischer<br />
Aspekte se<strong>in</strong>es Privatlebens. Zwar waren<br />
das blonde, später schneeweisse Haar, das<br />
extravagante Ersche<strong>in</strong>ungsbild und die D<strong>am</strong>enschar<br />
verliebter Anhänger<strong>in</strong>nen, die<br />
Liszt selbst im Greisenalter noch begleitete,<br />
sicherlich se<strong>in</strong>e Markenzeichen, doch<br />
rechtfertigten Kollegialität und Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>,<br />
Wohltätigkeit und künstlerisches<br />
Sendungsbewusstse<strong>in</strong> die Wirkung,<br />
die se<strong>in</strong>e äussere Ersche<strong>in</strong>ung und<br />
die zuweilen theatralischen Gesten erweckten,<br />
weitgehend.<br />
Liszt, der zu Beg<strong>in</strong>n noch sehr viel bekannter<br />
und anerkannter als Richard Wagner<br />
war, dirigierte die Kompositionen se<strong>in</strong>es<br />
zukünftigen Schwiegersohns nicht nur,<br />
sondern propagierte se<strong>in</strong>e Kunst mit e<strong>in</strong>er<br />
Vielzahl von Klavierbearbeitungen. Mittels<br />
Bearbeitungen und Rem<strong>in</strong>iszenzen verhalf<br />
er auch Komponisten zu Popularität, zu denen<br />
er ke<strong>in</strong>erlei persönliche Beziehung hatte<br />
und mit denen ihn auch ke<strong>in</strong>e sonderliche<br />
künstlerische Verwandtschaft verband<br />
– denken wir dabei nur an se<strong>in</strong>e von Verdis<br />
Opern <strong>in</strong>spirierten Paraphrasen. Diese
Selbstlosigkeit genossen auch auf Unterstützung<br />
angewiesene – vone<strong>in</strong>ander überaus<br />
abweichende – musikhistorische Persönlichkeiten<br />
wie Bruckner oder Smetana.<br />
Über die immense Anzahl von Wohltätigkeitskonzerten<br />
<strong>in</strong> Ungarn und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
verdanken auch die Beethoven-Denkmäler<br />
<strong>in</strong> Bonn und Wien ihre Existenz zu<br />
e<strong>in</strong>em bedeutenden Teil Franz Liszt.<br />
Es gab zu dieser Zeit noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />
Plattenspieldosen und günstige Organetten<br />
für jedermann, geschweige denn anständige<br />
Reproduktionsklaviere. Sehr schade!<br />
«Wie Liszt mit dem Klavier umgeht, ist mit<br />
Worten nicht zu beschreiben; wenn er se<strong>in</strong>e<br />
Hände auf die Bestie mit den vielen Zähnen<br />
legt, dann hört diese auf, Klavier zu se<strong>in</strong>;<br />
sie wird zu e<strong>in</strong>em lebendigen Wunder, das<br />
mit se<strong>in</strong>er Stimme droht, als würde das Ungeheuer<br />
der Apokalypse auf uns niederdonnern;<br />
dann unterwirft sich das Ungeheuer<br />
und beg<strong>in</strong>nt, sanft von den tiefsten Geheimnissen<br />
des Herzens zu sprechen, für die es<br />
ke<strong>in</strong>e Worte gibt; es fängt den Mondsche<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> und die Sommertage unterm Sternenhimmel<br />
und zieht so das ganze Himmelszelt<br />
näher zu uns heran.»<br />
Mit diesen vielleicht weniger fachlichen,<br />
doch umso anschaulicheren Worten würdigte<br />
der <strong>in</strong> Ungarn populäre Schriftsteller<br />
Mór Jókai (1825–1904) die Leistungen<br />
von Franz Liszt, und dies war im Grossen<br />
und Ganzen die typische Reaktion des zeitgenössischen<br />
Publikums. Liszt war nämlich<br />
der «Grand Fasc<strong>in</strong>ateur» des Klaviers,<br />
so schrieb man schon bei se<strong>in</strong>em ersten<br />
Auftritt 1823 <strong>in</strong> Pest über die Virtuosität<br />
des «hübschen blonden Buben», des Wunderk<strong>in</strong>des:<br />
«Er zeigte e<strong>in</strong>e derartige Geschicklichkeit,<br />
Leichtigkeit, Genauigkeit,<br />
angenehme Kraft und meisterhaftes Können,<br />
dass es die ges<strong>am</strong>te edle Geme<strong>in</strong>schaft<br />
mit Wonne erfüllt und zur Bewunderung<br />
h<strong>in</strong>reisst». Welch e<strong>in</strong> Ohrenschmaus würde<br />
es se<strong>in</strong>, Franz Liszt im Orig<strong>in</strong>al auf e<strong>in</strong>em<br />
perfekt spielenden Reproduktionsflügel zu<br />
hören!<br />
Beim Lesen des Artikels und beim Betrachten<br />
der Karikatur werden Sie sich an Ihre<br />
Jugendzeit er<strong>in</strong>nern, die Zeit der Popkonzerte<br />
mit hysterisch kreischenden Besuchern<br />
und zerstörtem Mobiliar. In Ungarn<br />
Das Liszt-Konzert <strong>in</strong> Pest 1872<br />
(Dieser Orig<strong>in</strong>alstich steht <strong>in</strong> unserem Museum im ungarischen <strong>Keszthely</strong><br />
an der Jókai-Mór-Strasse auf dem Hupfeld-Phonoliszt.)<br />
wurde Liszt (was wörtlich übersetzt «Mehl»<br />
heisst) wie e<strong>in</strong> Nationalheld gefeiert.<br />
Aber lesen wir unten selbst, was e<strong>in</strong> Zeitzeuge<br />
<strong>in</strong> dem oben erwähnten Zeitungsartikel<br />
berichtet:<br />
Nach achtundzwanzig Jahren 1<br />
Liszt’s neuerliches Debut <strong>in</strong> Pest<br />
Wie e<strong>in</strong>e Sage aus früherer Zeit klang es zu<br />
den Ohren der jüngeren Generation <strong>in</strong> Ungarn,<br />
wenn man von dem wunderbaren<br />
Spiele Liszt’s sprach. Die älteren Musikfreunde<br />
brüsteten sich förmlich, es gehört<br />
zu haben, und neben den N<strong>am</strong>en vergangener<br />
Grössen, wie e<strong>in</strong>es Pagan<strong>in</strong>i, e<strong>in</strong>er<br />
Sonntag u.s.w., wurde auch Liszt’s N<strong>am</strong>e<br />
genannt, als ob es unmöglich wäre, ihn je<br />
wieder zu hören.<br />
Doch der König der Klaviervirtuosen lebt<br />
noch. Und für Ungarn hat er e<strong>in</strong>e ganz unvergleichliche<br />
Bedeutung, er gehört ihm als<br />
Landesk<strong>in</strong>d an. Es war e<strong>in</strong> vortrefflicher<br />
Zug der ungarischen Regierung, als sie die<br />
Kulturzustände des Landes neu e<strong>in</strong>richten<br />
wollte, diesen berühmten Sohn des Landes,<br />
welcher sogar se<strong>in</strong>er Zeit e<strong>in</strong>en Ehrensäbel<br />
erhielt, zu berufen, dass er die musikalischen<br />
Zustände belebe, ordne. Liszt k<strong>am</strong><br />
1 In welcher österreichischen<br />
Zeitung dieser Bericht über<br />
das Liszt-Konzert <strong>in</strong> Pest<br />
1872 veröffentlicht wurde<br />
(hier wiedergegeben <strong>in</strong> der<br />
Orig<strong>in</strong>alortho graphie), konnte<br />
leider nicht ermittelt werden.<br />
Falls unsere Leser die Quelle<br />
mitteilen können, freut sich<br />
der Verfasser des E<strong>in</strong>gangstextes.<br />
19
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20<br />
auch. Um ihn bildete sich e<strong>in</strong> Kreis der<br />
Fe<strong>in</strong>stgebildeten, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em engen und erwählten<br />
Kreise wurde mit e<strong>in</strong>er Art Andacht<br />
Musik getrieben; selbstverständlich<br />
wurde auch der Kultus se<strong>in</strong>er Person auf’s<br />
Höchste gefördert, und zu den ersehntesten<br />
der Genüsse gehörte es, wenn er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
musikalischen Mat<strong>in</strong>een, durch vieles Bitten<br />
gedrängt, sich selbst ans Klavier setzte<br />
und se<strong>in</strong>e Zaubertöne erkl<strong>in</strong>gen liess.<br />
Natürlich musste auch ausser den engeren<br />
Wänden der Wunsch laut werden, den modernen<br />
Orpheus zu vernehmen. Die Zahl<br />
der auserwählten Hörer war zu kle<strong>in</strong>, und<br />
selbst dem Meister entstanden Fatalitäten.<br />
Trotzdem widerstand er lange allen erdenklichen<br />
Versuchen, ihn zum öffentlichen<br />
Wiederauftreten zu bewegen. Doch wurde<br />
se<strong>in</strong>e Abneigung e<strong>in</strong>es Tages dennoch besiegt;<br />
als es sich um e<strong>in</strong>en wohlthätigen<br />
Zweck handelte, er gab se<strong>in</strong> Wort, diesen<br />
durch e<strong>in</strong> Konzert zu fördern, und hielt es.<br />
E<strong>in</strong> Sitz kostete 15 Gulden. Dennoch waren<br />
an e<strong>in</strong>em Tage alle Billets gelöst, und das<br />
Telegraphen<strong>am</strong>t konnte nach der ersten Publikation<br />
kaum die Telegr<strong>am</strong>me aus ganz<br />
Ungarn, welche wegen Billets e<strong>in</strong>liefen,<br />
genügend rasch besorgen. Der grösste Saal<br />
Pests, der städtische Redoutensaal, wurde<br />
bereits <strong>am</strong> Mittage des Tages (18. März der<br />
vorigen Saison 1872) belagert, obgleich<br />
das Abendkonzert um 8 Uhr beg<strong>in</strong>nen sollte.<br />
E<strong>in</strong> Schlachten, nicht e<strong>in</strong> Schlagen war’s<br />
zu nennen, um die Stehplätze. Der Saal, bis<br />
zum Erdrücken gefüllt, enthielt die wahre<br />
Elite der ungarischen Hauptstadt, und um<br />
ihr die höchste Zier zu verleihen, erschien<br />
die kaiserliche F<strong>am</strong>ilie, welche gerade die<br />
Burg zu Ofen bewohnte, Erzherzog Joseph,<br />
der Landeskommandirende u.s.w. Die<br />
edelsten D<strong>am</strong>en hatten Liszt’s Sitz vor dem<br />
Klaviere, das Podium und den Konzertflügel,<br />
aus Bösendorfer’s Atelier <strong>in</strong> Wien, mit<br />
Blumenguirlanden und glänzenden Schleifen<br />
voll Widmungslettern reich umwunden<br />
und geziert. Der edle Lorbeer war vielfach<br />
vertreten. E<strong>in</strong> Garten war es förmlich, anstatt<br />
e<strong>in</strong>es Podium [sic!], woh<strong>in</strong> der Gefeierte<br />
trat. Se<strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>en machte das Haus<br />
erdröhnen, förmlich leben. Lange, lange<br />
wollten sich die Zurufe nicht m<strong>in</strong>dern, Alles<br />
hatte sich erhoben, es war rührend und<br />
entzückend zugleich. – Freilich, der Meister<br />
hatte se<strong>in</strong>e blonden Locken verloren<br />
und e<strong>in</strong> schneeiges Haar h<strong>in</strong>g um se<strong>in</strong>e<br />
Schultern. Es war auch nicht mehr der frohmuthig<br />
lächelnde Salonmann von e<strong>in</strong>stmals,<br />
welcher sich zeigte; e<strong>in</strong> schwarzer<br />
Talar, das Kleid des Abbé, hüllte schlicht<br />
die hagere, ernste Gestalt e<strong>in</strong>. – Endlich<br />
konnte er zu se<strong>in</strong>er Aufgabe schreiten –<br />
lautlos lauscht nun die früher so stürmische<br />
Vers<strong>am</strong>mlung – und als er auf dem Instrumente,<br />
das Bösendorfer allerd<strong>in</strong>gs zu se<strong>in</strong>en<br />
edelsten zählen darf, die Töne anschlug,<br />
da fühlten Alle die Kraft weihevoller Musik,<br />
lieblichen und erschütternden Klanges.<br />
Liszt spielte die Cis-Moll-Sonate von Beethoven,<br />
Wanderphantasie nach Schubert,<br />
drei Nummern von Chop<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>e Nokturne<br />
von e<strong>in</strong>em Ungarn, N<strong>am</strong>ens Abrani.<br />
Es ist selbstverständlich, dass der Beifall<br />
die volle Skala der Möglichkeit erklomm.<br />
Se<strong>in</strong>e Majestät und der allerhöchste Hof<br />
zeigten sich äusserst huldvoll. Und das Entfernen<br />
der Mitglieder des Kaiserhauses <strong>am</strong><br />
Schlusse war förmlich e<strong>in</strong> Signal zu e<strong>in</strong>em<br />
noch nicht dagewesenen Schauspiele. Das<br />
Publikum stürzte zur Tribüne, wer e<strong>in</strong><br />
Blümchen, e<strong>in</strong> Blättchen, e<strong>in</strong> Stückchen e<strong>in</strong>er<br />
Schleife von dem Schmuck r<strong>in</strong>gs um<br />
das Klavier erobern konnte, schien glücklich<br />
– der Bösendorfer’sche Flügel war <strong>in</strong><br />
Gefahr, ebenfalls dem Drängen nach Souvenirs<br />
zu erliegen. Welche Trophäe e<strong>in</strong>e<br />
Taste, die Platte, worauf deutlich «Bösendorfer»<br />
zu lesen, e<strong>in</strong> Fuss, e<strong>in</strong>e Saite des<br />
Klaviers! Doch das kostbare Instrument<br />
wurde se<strong>in</strong>em Meister gerettet und die Er<strong>in</strong>nerung,<br />
ihn gehört zu haben, bildet heute<br />
noch das unvergänglichste Andenken an<br />
das eigentlich schöne und nach allen Seiten<br />
wohlthätige Fest.
� Evelyn Flögel, 12.3.2011<br />
Zeitgenössische Moritaten-Schilder<br />
aus der Bühnenarbeit<br />
des Liederweibes Dorothea Walther<br />
22. Mai – 31. Juli 2011, Elztal<strong>museum</strong><br />
Anlässlich des 10.<br />
Orgelfestes zeigt<br />
das Elztalmusem<br />
e<strong>in</strong>e S<strong>am</strong>mlung<br />
von Moritatenschildern<br />
des<br />
Schweizer Liederweibes Dorothea Walther.<br />
Im Lauf ihrer 25-jährigen Bühnenpräsenz<br />
hat die Künstler<strong>in</strong> immer wieder Aufträge<br />
an Maler und Zeichner vergeben, um Moritatenschilder<br />
passend zu ihren Liedern gestalten<br />
zu lassen. Wie die Lieder von Dorothea,<br />
die e<strong>in</strong> sehr breites Spektrum von<br />
� Kathr<strong>in</strong> Fuchs<br />
Sab<strong>in</strong>chen war e<strong>in</strong> Frauenzimmer<br />
volkstümlich bis literarisch repräsentieren,<br />
so zeigen auch ihre Schilder e<strong>in</strong>en ganz unterschiedlichen<br />
Ansatz. Dorothea Walther<br />
wollte mit ihrer Arbeit auf der Bühne und<br />
<strong>in</strong> den Strassen den Bänkelsang und die<br />
Tradition der Moritaten und Balladen <strong>in</strong> die<br />
Gegenwart holen. Sie wollte sich nicht d<strong>am</strong>it<br />
begnügen, Traditionelles zu pflegen<br />
und alte Text zu s<strong>in</strong>gen. Sie wollte aktuell<br />
und zeitgemäss se<strong>in</strong>. So schrieb sie eigene<br />
Texte. In Hans Ruedi Matscher fand sie e<strong>in</strong>en<br />
begnadeten Texter, der die Themen, die<br />
ihr <strong>am</strong> Herzen lagen <strong>in</strong> prägnante Liedform<br />
brachte. Dazu gelang es ihr immer wieder,<br />
die passenden Illustratoren zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Für die aktuelle Ausstellung s<strong>in</strong>d neue<br />
Schilder <strong>in</strong> Auftrag gegeben worden. So ist<br />
im Lauf der Jahre e<strong>in</strong> Ges<strong>am</strong>tkunstwerk<br />
entstanden. In der Ausstellung werden nicht<br />
nur die schönsten Moritatentafeln mit ihren<br />
speziellen Texten zu sehen se<strong>in</strong>. Mit ihrem<br />
Emil Langenegger wurde <strong>am</strong> 5. September<br />
1928 geboren und wuchs <strong>in</strong> Eschenbach<br />
SG auf. Auf Wunsch se<strong>in</strong>es Vaters lernte er<br />
e<strong>in</strong>en «anständigen» Beruf, nämlich Bäcker.<br />
Se<strong>in</strong>e Liebe gehörte aber seit jeher der<br />
Schaustellerei. Nach der Lehre erfüllte er<br />
sich se<strong>in</strong>en Traum und erwarb e<strong>in</strong> Rösslikarussell,<br />
welches aber <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelteile zerlegt,<br />
zum Teil kaputt, renovationsbedürftig, alt<br />
und zerschliessen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Scheune lag. Es<br />
bot e<strong>in</strong>en jämmerlichen Anblick, doch Emil<br />
liess sich nicht entmutigen, im Geiste sah er<br />
dieses Karussell bereits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en schönsten<br />
Farben auf dem Jahrmarkt stehen. Bis es<br />
so weit war, verg<strong>in</strong>gen aber noch e<strong>in</strong>ige<br />
arbeits<strong>in</strong>tensive Jahre.<br />
Vom Frühl<strong>in</strong>g bis zum Herbst reiste er unermüdlich<br />
durch die Schweiz, und im W<strong>in</strong>ter<br />
verdiente er sich se<strong>in</strong>en Unterhalt als<br />
Autowäscher <strong>in</strong> Zürich. In se<strong>in</strong>er Freizeit<br />
reparierte und malte er se<strong>in</strong>e «Schiffli- Emil Langenegger und Markus Fuchs<br />
Gesang wird Dorothea<br />
Walther über e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>spielung<br />
oder <strong>am</strong> Orgelfest<br />
auch live zu hören se<strong>in</strong>,<br />
denn was wäre e<strong>in</strong>e Moritat<br />
ohne den Gesang und<br />
die Drehorgel.<br />
Zum Andenken an Emil Langenegger<br />
schaukel», das Rössli- und<br />
Sportkarussell, bis alles für<br />
die neue Saison wieder<br />
perfekt vorbereitet war.<br />
Immer waren Orgeln dabei,<br />
se<strong>in</strong>e ganze Freude<br />
galt aber der Voigt Orgel<br />
mit der wunderschönen<br />
Fassade.<br />
In den letzten Jahren se<strong>in</strong>es<br />
Lebens wurde es ruhiger,<br />
Altersbeschwerden machten<br />
sich bemerkbar, und so<br />
ist er <strong>am</strong> 3. Januar für immer<br />
e<strong>in</strong>geschlafen.<br />
Wir werden Emil <strong>in</strong> bester<br />
Er<strong>in</strong>nerung behalten. Ich<br />
durfte ihn schon <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />
frühesten K<strong>in</strong>dheit kennen<br />
lernen, und wer weiss, ob<br />
unsere Söhne Orgelbauer<br />
geworden wären ohne<br />
Emil …<br />
21
22<br />
<strong>Neueröffnung</strong>: <strong>Musikautomaten</strong><strong>museum</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Keszthely</strong> <strong>am</strong> Plattensee<br />
� Hansjörg Surber<br />
Nun ist es so weit: Unser lang gehegter<br />
Traum geht <strong>in</strong> Erfüllung, wir können unser<br />
Museum für <strong>Musikautomaten</strong> und Phono-<br />
graphen Mitte Mai 2011 eröffnen. Die Ausstellungsräume<br />
bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
schönen 100-jährigen Haus mit barocker<br />
Fassade <strong>in</strong> der Altstadt von <strong>Keszthely</strong>. Die<br />
Stadt <strong>Keszthely</strong> ist das Touristikzentrum<br />
<strong>am</strong> Westbalaton, etwa 250 km von Wien<br />
und 200 km von Budapest entfernt. In der<br />
Sommersaison herrscht viel Betrieb im<br />
Städtchen und an den unzähligen f<strong>am</strong>ilien-<br />
und k<strong>in</strong>derfreundlichen Stränden rund um<br />
den Plattensee. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Erlebnis ist<br />
e<strong>in</strong> Bad im weltgrössten natürlichen Thermalheilsee<br />
im nahen Héviz. <strong>Keszthely</strong><br />
selbst beherbergt nebst vielen guten Hotels<br />
und Restaurants noch e<strong>in</strong>e Reihe anderer<br />
Privatmuseen.<br />
In unserem Museum geniesst man die Musik<br />
der Spieldosen, Drehorgeln, Klaviere,<br />
Gr<strong>am</strong>mophone und vielem mehr <strong>in</strong> den<br />
schön renovierten, authentisch e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Räumen. Im lauschigen Museumsgarten<br />
kann man bei gemütlichem Zus<strong>am</strong>mensitzen<br />
die Klänge e<strong>in</strong>er Decap Tanzorgel<br />
sowie e<strong>in</strong>er holländischen Strassenorgel<br />
geniessen. E<strong>in</strong> Museumsshop mit Spieldo-
sen, CDs, Büchern, echtem Bernste<strong>in</strong>schmuck<br />
sowie antiken mechanischen Musik<strong>in</strong>strumenten<br />
ergänzt das Angebot. Das<br />
Museum kann mit und ohne Führung besichtigt<br />
werden. Die Öffnungszeiten s<strong>in</strong>d<br />
Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Führungen<br />
auf telefonische Voranmeldung<br />
werden jederzeit durchgeführt. Für Gäste,<br />
welche noch die vielfältigen Unterhaltungs-<br />
und Wellnessangebote der Region<br />
nutzen möchten, stehen zwei schöne Gästezimmer<br />
mit Blick auf den Plattensee <strong>in</strong> unserem<br />
Privathaus zur Verfügung. Wir vermitteln<br />
auch Zimmer und Ferienwohnungen<br />
<strong>in</strong> jeder Preiskategorie.<br />
Adresse:<br />
Surber’s Museum<br />
für <strong>Musikautomaten</strong><br />
und Phonographen<br />
Jókai utca 5<br />
HU-8360 <strong>Keszthely</strong>, Ungarn<br />
Tel. +36 30 602 68 68<br />
www.musikautomaten-ungarn.eu<br />
23
Musique de Genève<br />
Concerto en Scie & Raff<strong>in</strong><br />
Majeur<br />
The Creators<br />
(Komponisten spielen ihre<br />
Werke <strong>am</strong> Klavier)<br />
24<br />
Neue CDs mit mechanischer Musik<br />
� André G<strong>in</strong>esta<br />
Es sche<strong>in</strong>t mir der Mühe wert zu se<strong>in</strong>, auf<br />
neue CDs h<strong>in</strong>zuweisen, die den üblichen<br />
Rahmen solcher Aufnahmen sprengen. Oft<br />
werden ja Aufnahmen gemacht, um vor allem<br />
die Musik der eigenen Instrumente<br />
festzuhalten.<br />
Nachfolgende CDs s<strong>in</strong>d jedoch wertvoll für<br />
alle, die an der mechanischen Musik <strong>in</strong>teressiert<br />
s<strong>in</strong>d, also auch für S<strong>am</strong>mler und<br />
Musikfreunde weltweit:<br />
Musique de Genève<br />
Diese CD wurde durch die GMS (Gesellschaft<br />
für selbstspielende Musik<strong>in</strong>strumente<br />
e.V.) als Weihnachtsgabe 2010 ihren Mitgliedern<br />
überreicht.<br />
Die von der Österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaften, d.h. durch den bekannten<br />
Fachmann Helmut Kowar realisierte CD<br />
spricht von «Höhepunkten Schweizer<br />
Spieldosenfertigung»! Kann dieser Anspruch<br />
erfüllt werden?<br />
Ja, er kann – und ich wage zu behaupten,<br />
dass diese Aufnahmen ausserordentlich und<br />
besonders gut s<strong>in</strong>d. Zuerst ist auf die hohe<br />
Tonqualität h<strong>in</strong>zuweisen. Obschon ke<strong>in</strong>e<br />
Studioaufnahme vorliegt, kommt jeder Ton<br />
hell und unverzerrt daher. Kaum e<strong>in</strong> Geräusch<br />
der Mechanik ist auszumachen.<br />
Aber der ganz grosse Wert liegt <strong>in</strong> den aufgenommenen<br />
Musikdosen. Vor allem Ouvertüre-Dosen<br />
mit bis zu 250 Zähnen wurden<br />
ausgewählt, die e<strong>in</strong> unglaubliches<br />
Feuerwerk an Melodien produzieren. Die<br />
Tonfülle und die wunderschönen, auch<br />
komplexen Melodien s<strong>in</strong>d verblüffend, und<br />
mit grösstem Staunen nimmt man zur<br />
Kenntnis, was vor über 150 Jahren <strong>in</strong> Genf<br />
an Musik geschaffen wurde. Soll man mehr<br />
staunen über die fantastischen Arrangements<br />
oder über die Hersteller der Dosen,<br />
welche diese Meisterwerke der mechanischen<br />
Musik geschaffen haben?<br />
Beim Hören dieser CD wird e<strong>in</strong>em so richtig<br />
bewusst, dass bei den Musikdosen nicht<br />
nur e<strong>in</strong>e mechanische Steuerung für e<strong>in</strong> bestehendes<br />
Instrument geschaffen wurde,<br />
sondern vielmehr e<strong>in</strong> neues, eigenständiges<br />
Musik<strong>in</strong>strument erfunden wurde mit e<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>maligen Fülle an Musikwiedergabe.<br />
Der Qualität der CD angepasst ist das Begleitheft,<br />
das viele Informationen über die<br />
d<strong>am</strong>alige Genfer Musikszene und die verwendeten<br />
Musikdosen und deren Musikstücke<br />
be<strong>in</strong>haltet. E<strong>in</strong>e bemerkenswerte<br />
CD, die allen zu empfehlen ist!<br />
Bestell<strong>in</strong>formationen:<br />
ISBN-Nr.: 978-3-86 955-387-0<br />
Verlag: Cuvillier Verlag, Gött<strong>in</strong>gen<br />
Kann über den Fachhandel bestellt werden!<br />
Concerto en Scie & Raff<strong>in</strong> Majeur<br />
Der erste Gedanke war: Noch e<strong>in</strong>e CD mit<br />
Raff<strong>in</strong> Orgeln! Dann hörte ich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und<br />
stellte bald fest, dass mit der «s<strong>in</strong>genden<br />
Säge» – meisterlich gespielt von Jean-<br />
Claude Welche – e<strong>in</strong>e Klangfülle erreicht<br />
wurde, die weit über das Übliche von Drehorgelmusik<br />
h<strong>in</strong>ausgeht.<br />
Natürlich bilden die Konzert-Drehorgeln<br />
von Raff<strong>in</strong>, sehr gut gedreht von Paul Fricker,<br />
Friedl<strong>in</strong>de und Rafael Engeser-<br />
Raff<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e hervorragende Basis der<br />
Musik<strong>in</strong>terpretationen. Aber das Zus<strong>am</strong>menspiel<br />
mit der s<strong>in</strong>genden Säge, diese gespielt<br />
von e<strong>in</strong>em Menschen, hebt die Musik<br />
sozusagen aus dem mechanischen Bereich<br />
h<strong>in</strong>aus, und man glaubt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Konzertsaal<br />
versetzt!<br />
Offensichtlich kann sich die s<strong>in</strong>gende Säge<br />
besonders gut der Drehorgelmusik anpassen.<br />
Wäre z. B. das Zus<strong>am</strong>menspiel mit e<strong>in</strong>er<br />
Viol<strong>in</strong>en- oder Klar<strong>in</strong>ettenbegleitung<br />
gleich gut möglich? Ich b<strong>in</strong> mir da nicht so<br />
sicher, d.h., ich kann mir e<strong>in</strong>e gelungenere<br />
Komb<strong>in</strong>ation kaum vorstellen.<br />
Gespielt werden vor allem populäre klassische<br />
Musikstücke. Lasst Euch verzaubern<br />
von den 15 Titeln, die man <strong>in</strong> der Mehrzahl<br />
sonst nicht auf e<strong>in</strong>er Raff<strong>in</strong> Orgel hören<br />
kann!<br />
Bestell<strong>in</strong>formationen:<br />
Paul Fricker, Rummelr<strong>in</strong>g 8, 5160 Wohlen,<br />
Tel. 056 621 97 01, E-Mail: pmfricker@bluew<strong>in</strong>.ch.<br />
Preis: CHF 20.– + Porto<br />
The Creators<br />
Hier handelt es sich nicht um e<strong>in</strong>e CD, sondern<br />
um e<strong>in</strong>e spezielle Box mit 10 CDs, die<br />
über 660 M<strong>in</strong>uten Klaviermusik be<strong>in</strong>haltet!
In diesen 11 Stunden Musik geht es darum<br />
aufzuzeigen, wie Komponisten ihre Musik<br />
selbst <strong>in</strong>terpretieren, wie diese me<strong>in</strong>en,<br />
dass ihre Werke zu spielen s<strong>in</strong>d. Hier ist<br />
aber bereits e<strong>in</strong>e erste E<strong>in</strong>schränkung festzuhalten:<br />
Komponisten waren nicht immer<br />
die begabtesten Pianisten, konnten also oft<br />
die «im Geist» komponierte Musik gar<br />
nicht selbst perfekt wiedergeben.<br />
E<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>schränkung war lange Zeit<br />
die Aufzeichnungsfähigkeit der Musik, wobei<br />
dies natürlich nicht nur für Komponisten,<br />
sondern auch für Aufzeichnungen von<br />
Meisterpianisten gilt.<br />
Interessant an den vorliegenden E<strong>in</strong>spielungen<br />
ist das Verhältnis zwischen Klavierrollen<br />
und Gr<strong>am</strong>mophon. Die vielen E<strong>in</strong>spielungen<br />
mit Klavierrollen ab 1904<br />
(Welte Mignon, Duo-Art) brillieren mit der<br />
Tonqualität, da ja nur die Steuerung progr<strong>am</strong>miert<br />
ist und der Ton heute auf e<strong>in</strong>em<br />
perfekt spielenden Flügel erzeugt wird. Die<br />
Schwächen des Systems liegen grundsätzlich<br />
<strong>in</strong> der d<strong>am</strong>aligen Aufnahmetechnik<br />
und Rollenherstellung und der Qualität der<br />
heute verwendeten Reproduktionsflügel.<br />
Was die Gr<strong>am</strong>mophonaufnahmen betrifft,<br />
Herbert Jüttemann<br />
«Mechanische Musik<strong>in</strong>strumente»<br />
zweite Auflage lieferbar<br />
Schon im Jahre 1986 erschien die erste<br />
Auflage des Buches «Mechanische Musik<strong>in</strong>strumente».<br />
Es behandelt alle Arten dieser<br />
Instrumente von der Antike bis <strong>in</strong> die<br />
Gegenwart und gilt seit Langem als<br />
deutschsprachiges Standardwerk auf diesem<br />
Gebiet. Das Buch war über viele Jahre<br />
vergriffen. Autor Herbert Jüttemann verfasste<br />
nun e<strong>in</strong>e zweite Auflage, die soeben<br />
im Verlag Dohr Köln erschienen ist.<br />
Im Buch s<strong>in</strong>d die Instrumente <strong>in</strong> Wort und<br />
Bild wiedergegeben. Dem Leser wird im Gegensatz<br />
zu anderen Werken auch ihre Funktionsweise<br />
mit vielen Schemazeichnungen<br />
nahegebracht. Gegenüber der alten Auflage<br />
ist die neue verbessert und erweitert. Auch<br />
wurden neue Erkenntnisse e<strong>in</strong>gebracht.<br />
Der Experte für elektronische Speichermedien<br />
<strong>in</strong> mechanischen Musik<strong>in</strong>strumenten,<br />
Dr. Walter Tenten, ersetzte das Kapitel 29<br />
ist sehr e<strong>in</strong>drücklich illustriert, dass diese<br />
bis gegen 1930 qualitativ e<strong>in</strong>fach zu<br />
schlecht waren (störende Geräusche, fehlende<br />
Dyn<strong>am</strong>ik), um die Klavierrollen konkurrenzieren<br />
zu können.<br />
Die E<strong>in</strong>spielungen betreffen Musikstücke<br />
von Komponisten, die <strong>in</strong> der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts aktiv waren. Von Richard<br />
Strauss über Eugen d’Albert, Gustav<br />
Mahler, Claude Débussy, C<strong>am</strong>ille Sa<strong>in</strong>t-<br />
Saëns, Maurice Ravel usw. bis h<strong>in</strong> zu<br />
George Gershw<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>spielungen von<br />
ca. 30 Komponisten zu hören. Immer wieder<br />
fasz<strong>in</strong>iert mich die Art, wie z. B. George<br />
Gershw<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e «Rhapsody <strong>in</strong> Blue» für<br />
Duo-Art <strong>in</strong>terpretierte. Von Paul H<strong>in</strong>demith<br />
wird e<strong>in</strong>e Rolle gespielt, die für das Welte-<br />
Mignon komponiert wurde, also für<br />
menschliche Hände unspielbar ist! Es gibt<br />
also auf diesen CDs zahlreiche Spezialitäten<br />
und Überraschungen zu entdecken!<br />
Für Besitzer e<strong>in</strong>es Reproduktionsklavieres<br />
oder e<strong>in</strong>es Vorsetzers s<strong>in</strong>d «The Creators»<br />
schon fast e<strong>in</strong> «Muss»!<br />
Bestell<strong>in</strong>formationen:<br />
Order No. 232 598 PC 399, Membran Music Ltd.,<br />
über den Fachhandel, ca. CHF 160.–.<br />
Buchankündigung<br />
über elektronische Ton<strong>in</strong>formationsträger<br />
durch den zeitnahen Beitrag «Mechanische<br />
Musik<strong>in</strong>strumente im Zeitalter der Elektronik».<br />
Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d unter anderem auch die<br />
EPROM- und FLASH-Speicher für Drehorgeln<br />
angesprochen.<br />
Bibligraphische Daten<br />
Herbert Jüttemann: Mechanische Musik<strong>in</strong>strumente.<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Technik und Geschichte.<br />
2., erweiterte und überarbeitete<br />
Auflage, 336 Seiten, 685 Abbildungen,<br />
Quartformat hoch (23 x 31 cm) Hardcover,<br />
Fadenheftung mit Zeichenband, Verlag<br />
Dohr Köln 2010, ISBN 978-3-936655-65-0<br />
€ 98.– (D)<br />
Verlagsangabe<br />
Verlag Dohr Köln<br />
S<strong>in</strong>dorfer Strasse 19, 50127 Bergheim<br />
Tel. 02271-70 72 05, Fax 02271-70 72 07<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@dohr.de<br />
Information: www.dohr.de<br />
Bezugsnachweis<br />
Das Buch ist sofort unter<br />
Angabe von Titel und<br />
ISBN über jede Buch-<br />
und Musikalienhandlung<br />
zu beziehen. Onl<strong>in</strong>e-Händler<br />
(jpc, <strong>am</strong>azon, ebay u.a.)<br />
werden den Titel ca. Ende<br />
Januar 2011 als lieferbar<br />
listen. Falls ke<strong>in</strong>e Handlung<br />
<strong>in</strong> Ihrer Nähe ist, kann<br />
der Titel auch direkt versandkostenfrei<br />
(D) über die<br />
Versandbuchhandlung des<br />
Verlages Dohr bezogen<br />
werden.<br />
25
26<br />
Term<strong>in</strong>e 2011<br />
verlängert Sonderausstellung «Musik <strong>in</strong> der Zeit»<br />
bis Sonntag, 26.6.2011 (MMA Seewen)<br />
1. Mai Saison-Eröffnungs-Fest mit Taufe der MUMM CD *<br />
7. Mai Drehorgelfestival anlässlich der LUGA Luzern<br />
8. Mai Muttertags-Brunch MUMM *<br />
8. Mai Basler Drehorgel-Freunde Drehorgelkonzert «Gaude<strong>am</strong>us»<br />
Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Mat<strong>in</strong>ée, www.drehorgelfreunde.ch<br />
14. Mai Drehorgeltreffen <strong>in</strong> Vaduz (FL)<br />
Teilnehmer stehen fest<br />
15. Mai GV des <strong>SFMM</strong> <strong>in</strong> Männedorf<br />
20. Mai Je-ka-mi-Drehorgelplausch im Klimperkasten<br />
Info: Regula Wieser, 8471 Berg-Dägerlen, Tel. 052 316 23 42<br />
27. / 29. Mai Internationales Drehorgelfest <strong>in</strong> Waldkirch<br />
Info: www.orgelwelt-waldkirch.de<br />
25. Juni Sommerabend im MUMM *<br />
9. / 10. Juli Kaktus-Chilbi <strong>in</strong> Schafisheim<br />
16. / 17. Juli Internationales Drehorgelfestival <strong>in</strong> Thun<br />
www.drehorgelfestival.ch<br />
17. Juli Öffentliches Konzert, Alterszentrum Kreuzl<strong>in</strong>gen, um 15.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zus<strong>am</strong>men mit 3 Musikfreunden (clar<strong>in</strong>et / saxes; bass; drums)<br />
22. Juli Klavierabend mit berühmten Pianisten auf Reproduktions-Flügel und -Klavieren<br />
im «Haus der Musik» MUMM *<br />
24. Juli Mat<strong>in</strong>ée, Museum für <strong>Musikautomaten</strong> Seewen, um 11.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zus<strong>am</strong>men mit 3 Musikfreunden (clar<strong>in</strong>et / saxes; bass; drums)<br />
1. August Drehorgel-Tag im Europa Park Rust<br />
Info bei N. Rosebrock, Tel. 061 631 15 40<br />
13. August Benefizkonzert<br />
Notre D<strong>am</strong>e de l’Assomption, Evian (France), um 17.00 Uhr<br />
Zus<strong>am</strong>men mit Freunden musiziert die Jazzorgellady Esther Meyre Müller auf ihrer<br />
42er ODIN Konzert-Drehorgel, anlässlich des Drehorgeltreffens <strong>in</strong> Evian<br />
14. August Gottesdienstbegleitung<br />
Notre D<strong>am</strong>e de l’Assomption, Evian, um 10.00 Uhr<br />
Esther Meyre Müller begleitet mit ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel den Gottesdienst,<br />
anlässlich des Drehorgeltreffens <strong>in</strong> Evian<br />
26. / 27. August Drehorgelkonzert <strong>in</strong> der ev. Kirche, Zurzach<br />
23. Zurzacher Drehorgeltreffen
4. September 27. Drehorgelmat<strong>in</strong>ée <strong>in</strong> Lachen anlässlich der Lachner Chilbi<br />
29. / 30. September 13. Internationales Karussell- und Drehorgelfestival,<br />
und 1. Oktober Drehorgeln nur <strong>am</strong> S<strong>am</strong>stag, 1. Oktober, Altstadt W<strong>in</strong>terthur<br />
Info: Regula Wieser, Klimperkasten, 8471 Berg-Dägerlen, Tel. 052 316 23 42<br />
4. Oktober Jubiläumskonzert<br />
Seniorenresidenz Konradhof, W<strong>in</strong>terthur, um 15.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zus<strong>am</strong>men mit 3 Musikfreunden (clar<strong>in</strong>et / saxes; bass; drums)<br />
21. Oktober Abschlusskonzert der Sommerkonzertreihe<br />
Reformierte Kirche Widen-Mutschellen, um 20.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zus<strong>am</strong>men mit 3 Musikfreunden (clar<strong>in</strong>et / saxes; bass; drums)<br />
21.10.2011–27.02.2013 Sonderausstellung «Wie von Geisterhand» – zur Geschichte der Firma Welte<br />
anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Welte Philharmonie-Orgel<br />
MMA Seewen, Sonderausstellungssaal<br />
30. Oktober GMS-Lesung mit Roland Jeanneret<br />
Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Mat<strong>in</strong>ée<br />
5. November I Salonisti Titanic – and the band played on<br />
Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />
12. November Nicola Cittad<strong>in</strong>, Kommentiertes Orgelkonzert an der Britannic Orgel<br />
Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />
19. November André Scheurer, Kommentiertes Klavierkonzert <strong>am</strong> Welte Flügel<br />
Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />
20. November 6. S<strong>am</strong>mlerbörse für mechanische Musik<strong>in</strong>strumente<br />
bei Kakteen Gautschi, Wilstrasse 1, CH-5503 Schafisheim, 10.00–16.00 Uhr<br />
Infos: Max Gautschi, Wilstrasse 1, CH-5503 Schafisheim, max.gautschi@kakteen.ch<br />
27. November Dani Kalt & Stärnefründe, Adventskonzert<br />
Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Adventsmat<strong>in</strong>ée<br />
Wiederkehrende Anlässe<br />
Am letzten Sonntag Leichte Klassik <strong>am</strong> Sonntagnachmittag jeweils um 17.00 Uhr bei<br />
im Monat Kurt und Ursula Matter. Im Osthaus Wichterheer, Oberhofen.<br />
E<strong>in</strong>tritt frei. Kollekte.<br />
Jeden 4. Donnerstag Drehorgel-St<strong>am</strong>m. Hogg der Basler Drehorgelfreunde um 19.45 Uhr<br />
im Monat im Restaurant Ysebähnli, Utengasse 22, 4058 Basel.<br />
Wir freuen uns auf Gäste, die sich unter<br />
Tel. (+41) 61 681 71 24; Mobile (+41) 78 683 48 95 anmelden.<br />
*Die Details der Anlässe MUMM 2011 f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> der Presse, auf der Webseite und als Anschlag an der E<strong>in</strong>gangstüre des MUMM.<br />
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