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QUIMS-Nachrichten 2/2005 - Volksschulamt - Kanton Zürich

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<strong>QUIMS</strong> NACHRICHTEN 2 / <strong>2005</strong> Dezember<br />

nen und ihnen zu zeigen, dass es auch<br />

auf sie ankommt. Es kann aber auch<br />

durchaus «passend» sein, als Kollegium<br />

vor allem Wert auf enge Vernetzungen<br />

in der Lebenswelt Schule selbst zu legen,<br />

wie beispielsweise auf die Zusammenarbeit<br />

mit dem Hort, der Bibliothek<br />

und den Lehrpersonen des Deutschen<br />

als Zweitsprache oder der Heimatlichen<br />

Spache und Kultur.<br />

Lesen ist auch Arbeit. Alltagstexte<br />

sind wichtige Lektüren<br />

Schulentwicklung im Bereich Leseförderung<br />

heisst auch, den Begriff «Lesen»<br />

von seiner bildungsbürgerlichen Vorstellung<br />

zu befreien. Lesen heisst nicht<br />

mehr nur, Bücher und Gedichte lesen,<br />

anerkannte Literatur lesen. Lesen wird<br />

nicht als schöngeistige Tätigkeit verstanden,<br />

die privilegierte Menschen in<br />

ihrer Freizeit betreiben. Begriffe wie<br />

Lesevirus, Lesebazillus, Lesen als Krankheit<br />

oder Lesefieber sind Spuren einer<br />

Zeit, als Lesen reines Freizeitvergnügen<br />

war, als es einen moralischen Konsens<br />

darüber gab, was gute und was falsche<br />

Lektüre ist und dass es auch ein «zu viel<br />

des Guten» an Lektüre geben kann.<br />

Dagegen steht die Erfahrung von heute,<br />

dass viele Erwachsene im Erwerbsle-<br />

ben lesen und schreiben «müssen», ob<br />

sie wollen oder nicht, beides ist aus ihrer<br />

Arbeit nicht wegzudenken. Zudem<br />

können sie nicht immer auswählen, was<br />

sie lesen. Auch haben sich die Lesemedien,<br />

die beherrscht werden müssen,<br />

vervielfältigt. Es gilt, die Formen dieses<br />

alltäglichen Lesens aufzugreifen und anzuerkennen.<br />

Denn hier lassen sich wiederum<br />

Anknüpfungspunkte finden für<br />

die Passung, die die Grundlage eines jeden<br />

individuellen Lesewegs ist – sei es<br />

nun der eines Mädchens oder der eines<br />

Knaben. Wenn das Lesen für die Erwachsenen<br />

auch Arbeit ist, heisst dies<br />

für unser «Geschäft» als Lehrpersonen:<br />

Lesezeit ist für die Schüler und Schülerinnen<br />

auch Schulzeit. Die individuelle<br />

Lektüre kann nicht nur der Freizeit überlassen<br />

bleiben.<br />

Jugendliche für Debatten über Literatur<br />

gewinnen<br />

Pädagogische Schulentwicklung<br />

heisst im Weiteren, Leseförderung während<br />

der ganzen obligatorischen Schulzeit<br />

zu betreiben. Für viele pubertierende<br />

junge Menschen sind Kontakte<br />

mit Gleichaltrigen sehr wichtig und ist<br />

die Identifikationsfähigkeit mit andern<br />

Menschen und ihren Schicksalen über-<br />

aus stark. An diesen beiden Tatsachen<br />

lässt sich auch bei der Leseförderung anknüpfen.<br />

Lesen als Tätigkeit ist eine einsame<br />

Sache. Es ermöglicht und braucht sozialen<br />

Austausch. Über Gelesenes lässt<br />

sich sprechen und diskutieren. Wer mitsprechen<br />

kann, gehört dazu. Durch die<br />

an der Tagung vorgestellten Leseförderungs-Projekte<br />

auf der Oberstufe zieht<br />

sich wie ein roter Faden der öffentliche<br />

Austausch über die Inhalte des Gelesenen.<br />

Eventartige Gespräche über Literatur<br />

werden so organisiert, dass auch leseschwache<br />

Jugendliche solches Reden<br />

über Gelesenes attraktiv finden und sich<br />

daran beteiligen können. Auch auf dieser<br />

Schulstufe gilt: Schulen bieten eine<br />

breite Palette von Anschlussmöglichkeiten<br />

an, so dass sowohl Leseratten als<br />

auch Leseschwache ihren persönlichen<br />

Leseweg gehen können. Ein solcher Weg<br />

muss nicht immer in der uns vertrauten<br />

Richtung verlaufen. So kommt es durchaus<br />

vor, dass Jugendliche eine populäre<br />

Figur aus einer Geschichte auswählen<br />

und sich auf diesem Weg für das zugehörige<br />

Buch entscheiden, ohne dass sie<br />

es vorher gesehen haben und oder wissen,<br />

wer es geschrieben hat.<br />

Fazit<br />

Als Fazit der <strong>QUIMS</strong>-Netzwerktagung<br />

bleibt mir: Schulentwicklung im Bereich<br />

der Leseförderung bedeutet, dass Schulen<br />

suchend unterwegs sind, um möglichst<br />

vielfältige Passungsmöglichkeiten<br />

zwischen Texten und Lesenden zu schaffen.<br />

Dieser Weg ist nie zu Ende. Dafür ist<br />

er reich an Etappen und Zwischenzielen.<br />

Wie bei jeder andern Ausdauerleistung<br />

sind auch hier Zwischenhalte nötig. Ein<br />

Fortschreiten ist nur möglich, wenn die<br />

Beteiligten sich ab und zu erholen und<br />

wieder neu orientieren können, wenn<br />

sie sich mit neuer Energie versorgen. Für<br />

viele war die <strong>QUIMS</strong>-Netzwerktagung<br />

zur Leseförderung ein solch nährender<br />

Zwischenhalt.<br />

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