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QUIMS-Nachrichten 2/2005 - Volksschulamt - Kanton Zürich

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<strong>QUIMS</strong> NACHRICHTEN 2 / <strong>2005</strong> Dezember<br />

Wer lesen und<br />

schreiben kann,<br />

hat vier Augen<br />

(aus Albanien)<br />

Marie-Theres Imhasly<br />

Wir lesen auch: Karten – Körpersprache<br />

– Fahrplan – Gesichter – Kaffeesatz<br />

– Hand – Lippen – Gesten<br />

– Spuren – Bilder – Skulpturen – Sterne<br />

– Wetterzeichen. Diese Liste lässt<br />

sich mühelos fortsetzen. Ein Hinweis<br />

darauf, wie zentral die Tätigkeit des<br />

Lesens ist<br />

An der diesjährigen Netzwerktagung<br />

der <strong>QUIMS</strong>-Schulen lautete eine meiner<br />

Aufgaben: «Reflexionen zur Tagung<br />

festhalten». Laut Duden bedeutet «Reflexion»:<br />

Betrachtung und Vertiefung in<br />

einen Gedankengang. Mit dieser Schützenhilfe<br />

fasse ich Gedankenfetzen in<br />

Worte. Einige kommen lose daher, die<br />

meisten aber fokussieren auf die Frage<br />

«Was heisst Leseförderung für die<br />

Schulentwicklung?»<br />

Chancenförderung geschieht, wenn<br />

eine Schule ihren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit<br />

ihrer Schüler und Schülerinnen<br />

erhöht. Dann hat die soziale<br />

Herkunft der Kinder und Jugendlichen<br />

weniger Wirkung darauf, welche schulische<br />

Leistungen sie erbringen. Dies gilt<br />

auch für die literalen Fähigkeiten der<br />

Schulkinder, also fürs Lesen und Schrei-<br />

ben. Wie kann nun eine Schule ihren<br />

Einfluss erhöhen?<br />

Vielfältige Leseangebote verbessern<br />

die Chancen<br />

Die Tagung hat darauf verschiedene<br />

Antworten gegeben. Eine lautet, dass<br />

das Angebot an Lesegelegenheiten und<br />

Lesestoff möglichst vielseitig gestaltet<br />

wird, sowohl in Hinblick auf eine bessere<br />

Lesemotivation, als auch auf die Lesefähigkeit<br />

und -fertigkeit. Damit steigt<br />

die Chance, dass Teile aus diesem Angebot<br />

das Interesse eines Schulkindes treffen<br />

und auch zu seinen Lesekompetenzen<br />

passen. Erfolgt eine solche Passung,<br />

kann ein Kind seinen eigenen Leseweg<br />

finden und gehen. Darum geht es: eine<br />

Schule bietet Lesewege, Anschlussmöglichkeiten<br />

an. Da die Schulkinder sehr<br />

unterschiedlich unterwegs sind, kann<br />

es nicht ein einziges oder einige wenige<br />

Angebote geben, die für alle Kinder das<br />

richtige oder die richtigen sind. Auch<br />

ist nicht immer im Voraus zu erkennen,<br />

wo und wie die Passung erfolgt. Darum<br />

heisst es für eine Schule, in einem steten<br />

Prozess auszuprobieren, was funktioniert<br />

und was nicht, und wie etwas<br />

zur Passung kommt und wie nicht. Es ist<br />

gut vorstellbar, dass ein scheinbar banaler<br />

Punkt die Passung ermöglicht, ein<br />

Aspekt des Lesestoffs, den die Lehrperson<br />

für selbstverständlich hält und nicht<br />

speziell beachtet. Egal, ob nun diese Elemente<br />

neu und attraktiv oder wohlbekannt<br />

und unscheinbar sind, Hauptsache<br />

sie ermöglichen einen Treffer.<br />

Schulentwicklung hilft Lesewelten<br />

zu vernetzen<br />

Erfolgt die Leseförderung einer Schule<br />

auf vielfältige Art und Weise, erhöhen<br />

sich auch die Chancen, dass sich die verschiedenen<br />

Lebenswelten eines Kindes<br />

– diese sind immer auch Lernwelten –<br />

vernetzen. Je dichter die Vernetzung gelingt<br />

umso grösser ist die Anzahl Lernwege,<br />

die ein Kind gehen kann. Neben<br />

der Lebens- und Lernwelt «Schule» ist<br />

für ein Kind die Lebens- und Lernwelt<br />

«Familie» überaus wesentlich. Passen<br />

diese beiden gut zusammen, d.h. sind<br />

sie sich nahe, erfolgt die Vernetzung<br />

mühelos und dicht. <strong>QUIMS</strong>-Schulen sind<br />

Schulen, die nicht ignorieren können,<br />

dass die beiden Welten für manche Kinder<br />

weit auseinanderliegen. Darum gilt<br />

es, sich – auch kleine – Schritte einfallen<br />

zu lassen, die zu ihrer Annäherung<br />

führen.<br />

Darum heisst Schulentwicklung im<br />

Bereich Leseförderung auch, die Vernetzung<br />

der Lebens- und Lernwelten zu<br />

verdichten. Schulen suchen und schaffen<br />

hier Anschlussmöglichkeiten im<br />

Wissen, dass es nicht nur einen einzigen<br />

Weg gibt, der zum Erfolg führt. Sie finden<br />

beispielsweise heraus, welche Familien<br />

sie besser schriftlich und welche<br />

sie besser mündlich erreichen. Sie stellen<br />

sich die Frage, ob fremdsprachige El-<br />

tern besser einbezogen werden, wenn<br />

ein deutsch gesprochenes Referat wörtlich<br />

übersetzt wird oder wenn sie mit einer<br />

Kulturvermittlerin oder einem -vermittler<br />

über dessen Inhalte diskutieren<br />

können. Eine Schule sucht und findet –<br />

vielleicht auch ungewohnte – Brückenangebote,<br />

um Väter oder Mütter, die<br />

sich in der schulischen Welt unsicher<br />

fühlen, direkt und entspannt zu begeg-

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