Leseflüssigkeit_fördern_Barnieske.pdf (3.8 MB) - LIS - Bremen
Leseflüssigkeit_fördern_Barnieske.pdf (3.8 MB) - LIS - Bremen
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<strong>Leseflüssigkeit</strong> durch Lautlese‐Verfahren <strong>fördern</strong> <br />
Workshop für Lehrkrä3e auf dem Fachtag zur Leseförderung, <br />
organisiert durch das LandesinsAtut für Schule (<strong>LIS</strong>) in <strong>Bremen</strong> <br />
27.09.2012 <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Blitzlicht: <br />
Wer bin ich? <br />
Welche Erwartung habe ich an den Workshop? <br />
9/27/12 <br />
1
Gliederung <br />
1. Block <br />
1. In aller Kürze: Allgemeine einführende theoreAsche Überlegungen zur <br />
Lesekompetenz und zur Leseförderung <br />
2. Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong> und warum ist sie so wichAg? <br />
3. <strong>Leseflüssigkeit</strong> <strong>fördern</strong> durch Lautlese‐Verfahren <br />
4. Ein ausführliches Beispiel: Lautlese‐Tandems (Cli\anger) <br />
<br />
5. Kaffeepause <br />
<br />
2. Block <br />
6. Grundformen der Lautleseverfahren <br />
7. Weitere Beispiele <br />
8. Textauswahl und <strong>Leseflüssigkeit</strong>sdiagnose <br />
9. Literaturverzeichnis <br />
Namen der Referenten <br />
Die PräsentaAon <br />
erhalten? <br />
Ein didakAsches Modell der Lesekompetenz <br />
(Rosebrock / Nix 2011, S. 11) <br />
3 <br />
9/27/12 <br />
2
Literaturhinweis <br />
Grundlagenwerk zur LesedidakAk: <br />
Rosebrock und Nix (2011, 5. Auflage): <br />
Grundlagen der LesedidakAk und der <br />
systemaAschen schulischen Leseförderung <br />
Preis: 14,80 € <br />
<br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Der Teufelskreis schwacher LeserInnen <br />
... entwickeln ein <br />
negaAves <br />
Selbstkonzept als <br />
Leser(in) <br />
... bewälAgen den <br />
textbasierten <br />
Unterricht nicht <br />
ausreiched. <br />
... haben keine <br />
MoAvaAon beim <br />
Lesen. <br />
Lese‐<br />
flüssig‐<br />
keit <br />
... Lesen wird nicht als <br />
lohnenswert erlebt. <br />
...verstehen nicht genug <br />
beim Lesen. <br />
9/27/12 <br />
3
Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong> <br />
und warum ist sie so wichAg? <br />
Die Brücken‐Hypothese <br />
Dekodieren <strong>Leseflüssigkeit</strong> <br />
Leseverstehen <br />
Aber: Flüssiges Lesen an sich schafft kein Verständnis! Es entlastet jedoch das <br />
Arbeitsgedächtnis, so dass die Aufmerksamkeit auf die Prozesse gelegt werden kann, die <br />
für ein Verständnis zentral sind: Schlüsse ziehen, Zusammenhänge herstellen, <br />
Vorhersagen treffen, Widersprüche auflösen oder Sachverhalte neu interpreAeren <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
4
Zum Vergleich: Das Autofahren <br />
Erinnern Sie sich an Ihre erste Fahrstunde <br />
Fahranfänger benötigen ihre<br />
Aufmerksamkeit für das Schalten,<br />
Kuppeln...<br />
Sie haben wenig kognitive<br />
Ressourcen zur Beachtung des<br />
Straßenverkehrs.<br />
Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong>? <br />
<strong>Leseflüssigkeit</strong> (engl. fluency) umfasst: <br />
1. das genaue Dekodieren von Wörtern, <br />
2. die AutomaAsierung der Dekodierprozesse, <br />
3. eine angemessene Lesegeschwindigkeit, <br />
4. die Fähigkeit zur sinngemäßen Betonung des gelesenen Satzes <br />
(ausdrucksstarkes Vorlesen) <br />
(vgl. hierzu z.B. Rasinski 2003, Rosebrock / Nix 2011 oder <br />
Rosebrock et al. 2011) <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
5
Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong>? <br />
1. Genauigkeit des Dekodierens <br />
• Gute LeserInnen dekodieren genauer. Wenn sie sich verlesen, dann <br />
stellen sie die Fehler selber fest und korrigieren diese. <br />
• Schwache LeserInnen dekodieren Wörter öWer sinnentstellend und <br />
korrigieren sich seltener. Hierdurch wird o3 auch der Sinn des Satzes <br />
verändert, so dass die Kohärenzbildung erschwert wird. <br />
• Erst bei 95 % fehlerlos kodierten Wörter ist nach Rasinski (2003) ein <br />
adäquates Textverstehen möglich <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong>? <br />
2. AutomaAsierung des Dekodierens <br />
• Gute LeserInnen haben ihre Dekodierfähigkeit stärker automaAsiert. <br />
Der Lesevorgang vollzieht sich unbewusst und mühelos. <br />
• Schwacher Kinder müssen einen Großteil ihrer kogniAven Kapazitäten <br />
für die Entzifferung der SchriW opfern. <br />
• Der schnelle Zugriff auf die Wortbedeutung ist ein Vorteil gegenüber <br />
ungeübten Lesern / Leserinnen. Coltheart (2007) unterscheidet in <br />
seinem Zwei‐Wege‐Modell den „direkten lexikalischen“ und den <br />
„indirekten phonologischen Pfad zur Wortbedeutung“ <br />
• Beim indirekt phonologischen Pfad muss zunächst der Klang eines <br />
Wortes vergegenwärAgt werden, um dann die Wortbedeutung <br />
erschließen zu können <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
6
Stroop‐Experiment <br />
Aufgabe: Im Folgenden bekommen Sie <br />
Farbnamen gezeigt, die in unterschiedlichen <br />
Farben gedruckt sind. Ihre Aufgabe ist es, <br />
möglichst schnell ihrem Nachbarn die Farbe des <br />
jeweiligen Wortes zu benennen – nicht den <br />
Farbnamen! <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Stroop‐Experiment <br />
BLAU GRÜN MAGENTA <br />
PINK ROT SCHWARZ <br />
WEISS BRAUN GRAU <br />
ROT LILA GRÜN <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
7
Benennen Sie in diesem Durchlauf nun den Farbnamen <br />
WEISS BRAUN GRAU <br />
ROT GELB GRÜN <br />
BLAU GRÜN GELB <br />
PINK ROT SCHWARZ <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Was lehrt Sie dieses Experiment? <br />
• Wir können gar nicht anders, als die Wörter <br />
automaAsch zu entziffern / zu lesen („Lesezwang“) <br />
• Die hierarchieniedrigen Leseprozesse sind stark <br />
automaAsiert; die eigentliche Aufgabe, nämlich die <br />
Farbe zu benennen, fällt schwer <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
8
Ein weiterer Selbstversuch <br />
Aufgabe: Lesen Sie (alle) den abgebildeten laut Text vor <br />
KriechAere <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Auflösung <br />
Die KriechAere gehören zu den WirbelAeren, sind in Kopf, <br />
Rumpf und Schwanz gegliedert und besitzen ein knöchernes <br />
Skeles mit Wirbelsäule. Die Fortbewegung ist ein <br />
schlängelndes Kriechen oder Schlängeln. Sie besitzen eine <br />
trockene Haut mit Hornschuppen oder Hornplasen. <br />
KriechAere sind Trockenlu3Aere. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
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9/27/12 <br />
9
Was lehrt Sie dieses Experiment? <br />
• Die AutomaAsierungsprozesse sind in diesem Beispiel <br />
weitestgehend aufgehoben <br />
• Geübte Leser / Leserinnen können in diesem Experiment <br />
erfahren, wie mühselig es sein kann, einen Text nicht flüssig <br />
lesen zu können. <br />
• Stellen Sie sich nun vor, wie es ist, wenn es um längere und <br />
komplexere Fachtexte ginge <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong>? <br />
3. Lesegeschwindigkeit <br />
• Eine hohe Lesegeschwindigkeit ist das Resultat aus einer genauen <br />
Worterfassung und einem hohen Grad an AutomaAsierung <br />
• Sie ist sowohl abhängig von der Schwierigkeit eines Textes als auch von der <br />
Lesehaltung und Zielsetzung des Rezipienten <br />
• Warum ist sie so relevant? <br />
1. Wird zu langsam gelesen, sind zusammengehörige <br />
InformaAonseinheiten nicht zur selben Zeit im Kurzzeitgedächtnis <br />
vertreten. <br />
„Was habe ich gerade gelesen?“ <br />
2. Eine langsame Lesegeschwindigkeit erschwert die Effizienz der <br />
Selbstüberwachungsprozesse. <br />
„Macht es Sinn, was ich gerade lese?“ <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
10
Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong>? <br />
3. Lesegeschwindigkeit <br />
• 100 – 200 WpM (Wörter pro Minute) werden gelesen, wenn man <br />
aus dem Text lernen will <br />
• 400 – 600 WpM werden gelesen, wenn man den Text überfliegt <br />
• 250 – 300 WpM entspricht einem normalem Lesetempo <br />
(vgl. Carver 1997) <br />
• Es geht nicht um das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit (denn <br />
das beeinträchAgt wiederum das Textverständnis), sondern um das <br />
Erreichen einer Mindestgeschwindigkeit. Schwache Leser und <br />
Leserinnen müssen ja erst noch ein normales Lesetempo <br />
erreichen. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong>? <br />
4. SegmenAerungsfähigkeit und Betonung <br />
• Die Fähigkeit zum betonten und sinngestaltenden Lesen ist deshalb <br />
so relevant, weil dadurch innerhalb eines Satzes semanAsch und <br />
syntakAsch zusammengehörende Sachverhalte sinnsAWend <br />
zusammengezogen werden. <br />
• Ausdrucksfähigkeit ist Voraussetzung und Folge von Aefen <br />
Verstehensprozessen zugleich. <br />
• Die korrekte Prosodie ihrer Sprache beherrschen nahezu alle Kinder <br />
bereits vor dem Schri3spracherwerb in ihrer mündlichen <br />
KommunikaAon. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
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Gliederung <br />
1. Block <br />
1. In aller Kürze: Allgemeine einführende theoreAsche Überlegungen zur <br />
Lesekompetenz und zur Leseförderung <br />
2. Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong> und warum ist sie so wichAg? <br />
3. <strong>Leseflüssigkeit</strong> <strong>fördern</strong> durch Lautlese‐Verfahren <br />
4. Ein ausführliches Beispiel: Lautlese‐Tandems (Cli\anger) <br />
<br />
5. Kaffeepause <br />
<br />
2. Block <br />
6. Grundformen der Lautleseverfahren <br />
7. Weitere Beispiele <br />
8. Textauswahl und <strong>Leseflüssigkeit</strong>sdiagnose <br />
9. Literaturverzeichnis <br />
Namen der Referenten <br />
Literaturhinweis <br />
Ausführliches Werk zur prakAschen <br />
Förderung der <strong>Leseflüssigkeit</strong> mit Hilfe der <br />
Lautleseverfahren: <br />
Rosebrock et al. (2011): <strong>Leseflüssigkeit</strong> <br />
<strong>fördern</strong>. Lautleseverfahren für die Primar‐ und <br />
Sekundarstufe <br />
Der Anhang bietet zahlreiche Materialien, die <br />
unmiselbar zur Diagnose und Förderung eingesetzt werden <br />
können. Alle Materialien sind zum Ausdrucken auf der <br />
beiliegenden CD‐Rom zugänglich. <br />
Preis: 29,95 € <br />
Alle OH‐Folien, die ich Ihnen zeige, finden Sie in diesem Buch! <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
23 <br />
9/27/12 <br />
12
Die Logik von Lautlese‐Verfahren <br />
• Lautlese‐Verfahren gelten als direkte Übungsmethode, <br />
bei denen Kinder und Jugendliche im Unterricht nach <br />
verschiedenen Prinzipien Texte halblaut vorlesen <br />
müssen (nicht zu verwechseln mit dem didakAsch <br />
problemaAschen „Reihumlesen“) <br />
• Das Gelesene (die technische Seite) wird durch die <br />
Verbalisierung für sich und andere hörbar <br />
• Die Gewährleistung des Leseprozesses ist ein zentraler <br />
Vorteil gegenüber anderen didakAschen Maßnahmen, <br />
wie z.B. sAlle Lesezeiten, die für schwache LeserInnen o3 <br />
zu voraussetzungsreich sind (langer Leseatem, Genuss <br />
beim Lesen, wird das Buch nur angestarrt? usw.) <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Die Logik von Lautlese‐Verfahren <br />
• Im Zuge der Verfahren können leseschwache SuS durch die kompetente <br />
Unterstützung der LehrkräWe und/oder anderer kompetenter SuS an <br />
ihrer <strong>Leseflüssigkeit</strong> arbeiten. <br />
• Sie lernen in der Zusammenarbeit mit ihren Mentoren, Wörter richAg zu <br />
dekodieren und besser zu arAkulieren, sinnvolle Satzzusammenhänge zu <br />
bilden, wie sprachliche Satzmuster beschaffen sind und welche <br />
Lesegeschwindigkeit jeweils angemessen ist. <br />
• Durch die Wiederholungen werden BuchstabenkombinaAonen in das <br />
orthographische und semanAsche Lexikon des Lesers eingeschliffen. <br />
• Die Wörter müssen nun nicht mehr anhand der phonologischen <br />
Klanggestalt übersetzt werden. <br />
• Es wird ein Sichtwortschatz gezielt aufgebaut <br />
(ein weiteres Selbstexperiment zur Bedeutung des Sichtwortschatzes) <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
13
Ein weiteres Selbstexperiment: <br />
Lesen Sie den folgenden Text für sich halblaut <br />
� Luat enier stuAe an eienr uvrsnäies, ist es eagl in wcheler <br />
rhnfgeeloie die bstuchbaen in eniem wrot snid. das eniizg whictgie <br />
ist, dsas der etrse und der lztete bstuchbae am rAgeichn paltz snid. <br />
der rset knan tatol deiuranchnedr sien und man knan es <br />
ienrmomch onhe porbelm lseen. das legit daarn, dsas wir nhcit <br />
jeedn bstuchbaen aeilln lseen, srednon das wrot als gzanes. <br />
� Laut einer Studie an einer Universität ist es egal, in welcher <br />
Reihenfolge die Buchstaben in einem Wort sind. Das einzig WichAge <br />
ist, dass der erste und der letzte Buchstabe am richAgen Platz sind. <br />
Der Rest kann total durcheinander sein, und man kann es immer <br />
noch ohne Probleme lesen. Das liegt daran, dass wir nicht jeden <br />
Buchstaben allein lesen, sondern das Wort als Ganzes. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Zur Wirksamkeit von Lautlese‐Verfahren <br />
Direkter Effekt auf: <br />
<strong>Leseflüssigkeit</strong> <br />
LesemoAvaAon <br />
O3mals indirekter Effekt auf: <br />
Lesebezogenes <br />
Selbstkonzept <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Leseverstehen <br />
‐ Die Wirksamkeit der Lautlese‐Verfahren ist empirisch gut belegt! <br />
‐ Vgl. z.B. Nix 2011, aber auch NICHD 2000 (eine Metaanalyse aus <br />
den USA, die sich auf knapp 100 Studien bezieht) <br />
9/27/12 <br />
14
Wie sieht so etwas in der Praxis aus? <br />
Ein ausführliches Beispiel: Lesetandems <br />
(im Detail hier nachzulesen: Rosebrock et al. 2011, S. 97‐125) <br />
Ablauf der Methode <br />
Lese‐Trainer und Lese‐Sportler lesen einen Text synchron vor (mind. 4x, mit Häkchen) <br />
‐ gemeinsames Start‐Lese‐Zeichen vereinbaren, z.B. „1, 2, 3“ <br />
‐ Lese‐Trainer führt den Finger beim Lesen mit <br />
‐ Richtschnur ist die Lesegeschwindigkeit des Lese‐Sportlers <br />
Kein Fehler des Sportlers <br />
Lob des Trainers <br />
Fühlt sich der Sportler beim Lesen sicher, gibt er dem Trainer das „Alleine‐Lesen‐<br />
Zeichen“ (z.B. am Arm anstupsen). Trainer lobt und liest leise mit. Sportler liest alleine vor <br />
Kein Fehler des Sportlers <br />
Erfolgreiche <br />
Selbstverbesserung <br />
innerhalb von 4 <br />
Sekunden (Beginn des <br />
Lesens am Satzanfang) <br />
Fehler des Sportlers <br />
Fehler des Sportlers <br />
(nur bei Verbesserung durch den Tutor setzt <br />
dieser wieder mit ein) <br />
Abbildung aus Rosebrock et. al 2011, S. 98, mit eigenen erläuternden Ergänzungen <br />
Verbesserung durch <br />
den Trainer nach 4 <br />
Sekunden <br />
(Beginn des Lesens am <br />
Satzanfang) <br />
9/27/12 <br />
15
Lesetandems in der Praxis <br />
• Lehrfilm: Lese‐Tandem <br />
• Lehrfilm: Lese‐Tandems in der Schule <br />
Die Filme können Sie natürlich auch nutzen, um Ihren SuS das <br />
Verfahren zu verdeutlichen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Pause <br />
Merkblan: Das Verfahren im Überblick <br />
9/27/12 <br />
16
Die moAvierende Rahmenhandlung <br />
• Leseleistung wird mit einer <br />
Sportleistung verglichen <br />
� Lesen so nicht als bildungsbürgerliche <br />
Norm <br />
• Nicht Tutor und Tutand, sondern <br />
Trainer und Sportler <br />
� Akzeptanz der Rollenverteilung <br />
• Leistungen im Training verbessern <br />
� Plausibilität der Leistungskontrolle <br />
• Inszenierung als Lese‐<br />
Weltmeisterscha3 <br />
� Urkunden für besonders gute Leistungen <br />
� Wenn das Training z.B. über ein halbes <br />
Schuljahr betrieben wird, kann eine <br />
Siegerehrung den feierlichen Schlusspunkt <br />
setzen <br />
Welche Aufgaben hat die Lehrkra3? <br />
• Das Verfahren erläutern <br />
• Die Lesetandems zusammenstellen <br />
• Geeignete Texte auswählen <br />
• Das Training überwachen und begleiten <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
17
Anregungen zur Erläuterung des Verfahrens <br />
• Die Einführung ist zentral, um die SuS für die Methode zu <br />
gewinnen. Für die Einführung sollte sich daher Zeit genommen <br />
werden, um die Methode gründlich zu erläutern. So werden <br />
spätere Korrektur‐vorgänge vermieden und die Methode kann <br />
zum Selbstläufer werden. <br />
• Laut Rosebrock et al. (2011, S. 130‐136) sind für eine gute <br />
Einführung drei Unterrichtseinheiten nöAg: <br />
1. Stunde 2. Stunde 3. Stunde <br />
• Vorstellung des Projekts / <br />
Herstellung der Analogie zum <br />
Sport <br />
• Vorstellung der <br />
Trainingsmethode <br />
• Einübung der <br />
Trainingsmethode <br />
• ThemaAsierung der <br />
sozialen Aspekte der beiden <br />
Rollen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
• Wiederholung <br />
• Einteilung der Tandems <br />
(anhand der Lückentexte) <br />
Vorstellung des Unterrichtsprojekts als Analogie zum <br />
sportlichen Training <br />
Stellen Sie die Sportanalogie her: <br />
• Leseolympiade in der Klasse, Ziel: schneller und genauer zu <br />
lesen <br />
• Leistungssteigerung beim Lesen durch Training und Übung <br />
• Gemeinsames Erarbeiten von Merkmalen, die gute Sportler <br />
und ihre Trainer auszeichnen, z.B. durch Plakat, das später <br />
als Merkhilfe im Klassenzimmer hängt (Verbindlichkeit durch <br />
Unterschri3 der SuS). <br />
• Die ersten Leseversuche der SuS themaAsieren und in <br />
Beziehung zu sportlichen AkAvitäten setzen <br />
9/27/12 <br />
18
Vorstellung der Methode <br />
• Modellieren Sie die Methode mit einem Schüler <br />
• Zeigen Sie zur Erläuterung den Lehrfilm III <br />
• Erläutern Sie die spezifischen bzw. die gemeinsamen Aufgaben von Trainer <br />
und Sportler (zur OrienAerung der SuS ist hier ein Plakat sinnvoll) <br />
Trainer Sportler <br />
‐ Finger muss auf das Wort zeigen, dass gerade <br />
gelesen wird <br />
‐ Muss aufmerksam zuhören <br />
‐ Bei Fehlern bis vier zählen und dann korrigieren <br />
(erneuter Beginn am Satzfang) <br />
‐ Bei schwierigen Wörtern nachfragen, ob der <br />
Sportler es verstanden hat <br />
‐ Beim „Allein‐Lese‐Zeichen“ weiterhin den Finger <br />
benutzen und leise mitlesen <br />
‐ Lesen den Text halblaut vor (ohne zu schreien) <br />
‐ Soll sich beim Lesen verbessern <br />
‐ Gibt das Signal zum Lesen <br />
‐ Er sollte mit einem Ohr immer darauf achten, <br />
wie sein Trainer liest und betont <br />
‐ Muss seinen eigenen Leseprozess beobachten <br />
und bei Fehlern sich selbst verbessern <br />
‐ Soll sich immer fragen: „Schaffe ich es, den Text <br />
auch alleine zu lesen?“ <br />
Beispiel <br />
9/27/12 <br />
19
Selbstversuch: Einige Sätze lesen. <br />
(1 Trainer / 1 Sportler – mit Wechsel) <br />
Zusatzfrage: Um welches Werk handelt es sich hier? <br />
Wie werden die Tandems gebildet? <br />
Ermislung der Lesekondi@on <br />
• Ideal ist ein Tandem, das aus einem etwas besseren und <br />
einem etwas schwächeren Schüler besteht <br />
• Ermislung der Lesegeschwindigkeit (LesekondiAon) durch <br />
einen Lückentext, um Trainer und Sportler zu ermiseln <br />
(damit der Text nicht nur möglichst schnell überflogen <br />
wird, werden InformaAonen erfragt, die offen auf der <br />
Textoberfläche gegeben sind) <br />
� Beispiel: Lückentext(e) <br />
• Akzeptanz der Tandems durch die SuS, da keine Willkürliche <br />
Setzung durch die Lehrkra3 <br />
� Lehrfilm: LesekondiAon ermiseln <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
20
Wie werden die Tandems gebildet? <br />
Ablauf <br />
‐ Die SuS erhalten die Aufgabe, leise einen Lückentext zu lesen. <br />
‐ Die Lehrkra3 muss deutlich machen, dass es um das schnelle und <br />
genaue Lesen geht. <br />
‐ Die Bläner werden umgedreht verteilt, so dass alle gleichzeiAg <br />
beginnen können. <br />
‐ Nach Beendigung des Lesevorgangs tragen die SuS die Zeit ein, die die <br />
Lehrkra3 an der Tafel durch einen Zeitstrahl visualisiert hat, und <br />
drehen das Blas um. <br />
‐ Wenn alle ferAg sind, wird sich über die richAge Lösung verständigt. <br />
‐ Die SuS können dann ihren Text selbst auswerten. <br />
‐ Die Lehrkra3 sammelt die Texte ein. <br />
‐ Zusammenstellen der Tandems (vgl. Material) <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Selbst einen Lückentext erstellen <br />
Sie können auch selber Lückentexte erstellen. <br />
WichAg ist dabei... <br />
... dass Sie einen Text wählen, der zwischen 200‐300 Wörtern hat <br />
... dass Sie mind. vier Aufgaben (gleichmäßig verteilt) in den Text <br />
einbauen (eine richAge Lösung, die sich eindeuAg aus dem <br />
Kontext ergibt, und zwei falsche Lösungen) <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
21
Textzusammenstellung <br />
• Sie können mit Readern arbeiten (geordnet nach Schwierigkeit oder <br />
themaAsch) <br />
• Sie können Texte wählen, die Sie eh im Unterricht behandeln wollen <br />
• Sie verzichten auf einen Reader und die SuS legen eine Mappe an, in <br />
der sie die von Ihnen ausgesuchten Bläser abhe3en <br />
• WichAg ist, dass die Texte nicht zu lang sind (200‐300 Wörter), so dass <br />
der Text in 15 Minuten mind. 4x gelesen werden kann <br />
• Die SuS nach dem Lesevorgang ein Häkchen auf dem Blan machen <br />
können <br />
• Längere Texte können in Abschnine eingeteilt werden, so dass daraus <br />
mehrere Übungsbläser entstehen <br />
Textauswahl: <br />
LeistungsadapAve <br />
Binnendifferenzierung möglich, aber <br />
auch synchronisiertes Vorgehen <br />
möglich <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
...und während des Trainings? <br />
• Von Tandem zu Tandem gehen <br />
• ErmuAgende Rückmeldungen geben <br />
• Gespräche über TexAnhalt und soziale Aspekte des kooperaAven <br />
Arbeitens führen <br />
• Sich den Text nach 4 Lesevorgängen vorlesen lassen (pragmaAsch) <br />
und bei Erfolg durch einen Stempel bestäAgen <br />
• Darauf achten, dass die RouAne vollständig durchgeführt wird. <br />
Folgende Dinge vergessen die SuS erfahrungsgemäß o3: <br />
‐ Das Miwühren des Fingers (Trainer) <br />
‐ Nach einem Fehler am Satzanfang erneut beginnen <br />
‐ Die korrekte Wiederholung durch den Trainer einzufordern (Sportler) <br />
‐ Loben (Trainer) <br />
‐ Allein‐Lese‐Zeichen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
22
• Ist die Methode für meine Schüler <br />
sinnvoll? <br />
• Wie lange und wie häufig soll man <br />
in Tandems lesen lassen? <br />
• Ist die Methode nicht zu laut? <br />
• ProfiAert bei der Methode nicht <br />
nur der Lese‐Sportler? <br />
• Ist es notwendig, dass der Finger <br />
mitgeführt wird? <br />
• Und wenn ein Partner im Tandem <br />
fehlt? <br />
• Ist die Methode für meine Schüler <br />
sinnvoll? <br />
• Wie lange und wie häufig soll man <br />
in Tandems lesen lassen? <br />
• Ist die Methode nicht zu laut? <br />
• ProfiAert bei der Methode nicht <br />
nur der Lese‐Sportler? <br />
• Ist es notwendig, dass der Finger <br />
mitgeführt wird? <br />
• Und wenn ein Partner im Tandem <br />
fehlt? <br />
FAQ <br />
• Die Methode zielt in erster Linie auf die <br />
Verbesserung der <strong>Leseflüssigkeit</strong>. <br />
• Wenn Ihre SuS <br />
‐ langsam <br />
‐ stockend <br />
‐ mit vielen unkorrigierten Fehlern <br />
‐ in einer Wort‐für‐Wort‐Strategie <br />
‐ ohne sinngemäße Betonung <br />
<br />
lesen, dann eignet sich die <br />
Methode. Das kann in der <br />
Grundschule und auch noch in der Sek. I <br />
der Fall sein. <br />
<br />
Wenn Ihre SuS Probleme beim <br />
Textverstehen haben, obwohl sie flüssig <br />
lesen, dann sollten Sie über <br />
Lesestrategietrainings nachdenken. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
FAQ <br />
• Mindestens 3x pro Woche <br />
• Lesezeit jeweils 15‐20 Minuten <br />
• Die Fördereinheit an sich kann <br />
unterschiedlich lang sein: <br />
• Üblicherweise 6‐8 Wochen <br />
• Es ist möglich, mit dieser <br />
Methode auch über ein <br />
ganzes Schulhalbjahr zu <br />
arbeiten <br />
• In den USA beginnen diese <br />
RouAnen sogar häufig im <br />
ersten Schuljahr und sind in <br />
der gesamten Zeit der <br />
„Elementary School“ in den <br />
Leseunterricht integriert <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
23
• Ist die Methode für meine Schüler <br />
sinnvoll? <br />
• Wie lange und wie häufig soll man <br />
in Tandems lesen lassen? <br />
• Ist die Methode nicht zu laut? <br />
• ProfiAert bei der Methode nicht <br />
nur der Lese‐Sportler? <br />
• Ist es notwendig, dass der Finger <br />
mitgeführt wird? <br />
• Und wenn ein Partner im Tandem <br />
fehlt? <br />
• Ist die Methode für meine Schüler <br />
sinnvoll? <br />
• Wie lange und wie häufig soll man <br />
in Tandems lesen lassen? <br />
• Ist die Methode nicht zu laut? <br />
• ProfiAert bei der Methode nicht <br />
nur der Lese‐Sportler? <br />
• Ist es notwendig, dass der Finger <br />
mitgeführt wird? <br />
• Und wenn ein Partner im Tandem <br />
fehlt? <br />
FAQ <br />
• Eigentlich sind es mehr <br />
„halblaute“ als „lautstarke“ <br />
Verfahren <br />
• Da die SuS einen gemeinsamen <br />
Text nutzen, müssen sie nah <br />
beieinander sitzen. Sie können <br />
sich also gut verstehen ohne zu <br />
brüllen <br />
• Die Lautstärke entspricht der <br />
Geräuschskulisse, wie sie auch in <br />
Gruppenarbeitsphasen <br />
vorzufinden ist <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
FAQ <br />
• Nein! Das ist empirisch bewiesen <br />
<br />
Gründe: <br />
• Erstens muss der Trainer auf das <br />
Lesen des Sportlers achten. Er <br />
fokussiert sich also auf den <br />
Leseprozess <br />
• Zweitens reflekAert der Trainer <br />
seinen eigenen Leseprozess. <br />
Wenn er z.B. erklären muss, wieso <br />
er ein Wort wie ausspricht. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
24
• Ist die Methode für meine Schüler <br />
sinnvoll? <br />
• Wie lange und wie häufig soll man <br />
in Tandems lesen lassen? <br />
• Ist die Methode nicht zu laut? <br />
• ProfiAert bei der Methode nicht <br />
nur der Lese‐Sportler? <br />
• Ist es notwendig, dass der Finger <br />
mitgeführt wird? <br />
• Und wenn ein Partner im Tandem <br />
fehlt? <br />
• Ist die Methode für meine Schüler <br />
sinnvoll? <br />
• Wie lange und wie häufig soll man <br />
in Tandems lesen lassen? <br />
• Ist die Methode nicht zu laut? <br />
• ProfiAert bei der Methode nicht <br />
nur der Lese‐Sportler? <br />
• Ist es notwendig, dass der Finger <br />
mitgeführt wird? <br />
• Und wenn ein Partner im Tandem <br />
fehlt? <br />
FAQ <br />
• Ja, da es das synchrone Lesen <br />
erleichtert <br />
• Beim „Allein‐Lesen“ wird so <br />
sichergestellt, dass der Trainer <br />
mitliest und auf Verlesungen <br />
achtet <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
FAQ <br />
• Ist ein Sportler überzählig, wird er <br />
einem guten Leseteam zugeordnet <br />
• Ist ein Trainer übrig, wird er einem <br />
schwachen Leseteam zugeordnet <br />
• Ist ein Trainer und ein Sportler <br />
überzählig, so bilden provisorisch <br />
ein neues Team <br />
• Sind zwei Sportler oder zwei Trainer <br />
überzählig, so bilden sie ebenfalls <br />
ein neues Team. Derjenige, der im <br />
letzten Lückentext besser war, <br />
übernimmt die Trainer‐Rolle <br />
• Wenn die Schülerzahl in der Klasse <br />
an sich ungerade ist, sollte ein festes <br />
Dreierteam gebildet werden. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
25
Zwei Grundformen des Lautlesens <br />
Wiederholtes <br />
Lautlesen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Chorisches <br />
Lautlesen <br />
Zwei Grundformen des Lautlesens: <br />
Chorisches Lautlesen <br />
� Chorisches Lautlesen: Kompetenter Leser fungiert hier als <br />
Lesemodell: <br />
� Welche Lesegeschwindigkeit ist angebracht? <br />
� Welche Betonung ist sinnvoll? <br />
� Durch die „ImitaAon“ soll allmählich die Lesehandlung <br />
des Tutors übernommen werden <br />
� Tutor korrigiert Fehler behutsam <br />
Steigerung der <strong>Leseflüssigkeit</strong> auf Satzebene <br />
Formen: Chorlesen, Echolesen, Lückenlesen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
26
Zwei Grundformen des Lautlesens: <br />
Wiederholtes Lautlesen <br />
• Wiederholtes Lautlesen: Ein Tutand liest einem Tutor <br />
einen kurzen Text so lange und so o3 laut vor, bis sie ein <br />
festgelegtes Maß an Lesegeschwindigkeit erreicht haben <br />
(meist nicht unter 85‐100 WpM; nicht mehr als zwei <br />
sinnentstellende Fehler). <br />
• Zum Verfahren: Der Tutor misst nach Abschluss des <br />
Vorlesens die Zeit und noAert während des Lesens die <br />
Anzahl der Fehler <br />
• Die Ergebnisse werden auf eine Übersichtsgraphik <br />
übertragen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Weitere Beispiele <br />
� Mitleseverfahren <br />
(SuS lesen zu einer Hörbuchversion von Texten über <br />
Kopzörer mit und lesen danach halblaut kleine <br />
Textabschnise vor) <br />
� Chorlesen <br />
(Lehrkra3 trägt den Text zunächst als Lesemodell vor. <br />
Das Lesen im Chor kann dann auf unterschiedliche Weise <br />
gestaltet werden. Kleingruppen können z.B. gewisse <br />
Textabschnise nacheinander lesen. Es ist auch möglich, <br />
das Vorlesen kumulaAv zu steigern: Ein Schüler beginnt <br />
beim ersten Satz. Den zweiten Satz lesen dann zwei SuS. <br />
Den drisen Satz lesen dann drei SuS usw. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Einwände? <br />
9/27/12 <br />
27
Lautleseprojekte <br />
� Erstellen eines Hörbuchs <br />
� Lesetheater <br />
� Radio‐Lesen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Kombinierte Lautlese‐Verfahren <br />
Ein Beispiel <br />
„Lesen – Das Training“ (Bertschi‐Kaufmann et al. 2007) <br />
� Hier werden unterschiedliche ZielperspekAven miteinander in <br />
einer ÜbungsrouAne vereint <br />
� Jede Einheit besteht aus drei in sich geschlossenen <br />
Übungshe3en, die auf zwei Kompetenzstufen vorhanden sind <br />
� Teil 1: Wahrnehmung der SuS auf Buchstaben‐, Wort‐ und <br />
Satzebene verbessern, z.B. durch Erkennen von Wortstämmen <br />
oder Blickspannerweiterungen <br />
� Teil 2: <strong>Leseflüssigkeit</strong> der SuS verbessern <br />
� Teil 3: Lesestrategien einüben, die sich AkAvitäten vor, während <br />
oder nach Lektüre beziehen <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
28
Gliederung <br />
1. Block <br />
1. In aller Kürze: Allgemeine einführende theoreAsche Überlegungen zur <br />
Lesekompetenz und zur Leseförderung <br />
2. Was ist <strong>Leseflüssigkeit</strong> und warum ist sie so wichAg? <br />
3. <strong>Leseflüssigkeit</strong> <strong>fördern</strong> durch Lautlese‐Verfahren <br />
4. Ein ausführliches Beispiel: Lautlese‐Tandems (Cli\anger) <br />
<br />
5. Kaffeepause <br />
<br />
2. Block <br />
6. Grundformen der Lautleseverfahren <br />
7. Weitere Beispiele <br />
8. Textauswahl und <strong>Leseflüssigkeit</strong>sdiagnose <br />
9. Literaturverzeichnis <br />
Namen der Referenten <br />
Vier Leiwragen zur Textverständlichkeit <br />
� Sprachliche Einfachheit: Wie groß ist der Anteil langer, <br />
unbekannter Wörter, wie lange sind die Sätze, wie <br />
komplex sind die Satzstrukturen? <br />
� KogniAve Gliederung: Wie vorhersagbar ist der Au{au <br />
des Textes? Bei literarischen Texten: Sind die SAlmisel <br />
den SuS bekannt? <br />
� Inhaltliche Aspekte: Setzt der Text Vorwissen voraus? In <br />
welchem Umfang? <br />
� MoAvaAonale Aspekte: Ist der Text spannend, <br />
interessant oder lusAg? <br />
<br />
(vgl. Rosebrock et al. 2011, S. 71) <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
57 <br />
9/27/12 <br />
29
Wie lässt sich „sprachliche Einfachheit“ ermiseln? <br />
Der LIX (Lesbarkeitsindex) <br />
� Der LIX (Lesbarkeitsindex) eignet sich, um die Komplexität <br />
einer sprachlichen Oberfläche zu besAmmen. <br />
� Aufgrund des Aufwands wird er jedoch wahrscheinlich <br />
nur selten in der Schule zum Einsatz kommen <br />
� Dennoch: Er eignet sich z.B. gut, wenn ein Lehrer/eine <br />
Lehrerin mit einer als leseschwach bekannten Klasse eine <br />
Schullektüre lesen will und Anhaltspunkte darüber <br />
benöAgt, wie schwer ein besAmmtes Buch zu lesen ist <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
LIX: Vorgehen <br />
� Drei Textausschnise wählen mit ca. 100 Wörtern <br />
(nicht den Buchanfang!) <br />
� Durchschnisliche Satzlänge besAmmten (DSL): <br />
Gesamtwörter / Anzahl der Sätze <br />
� Prozentsatz langer Wörter besAmmten (PLW): <br />
Wörter zählen, die mehr als 6 Buchstaben haben <br />
(Dreisatz) <br />
� DSL + PLW = LIX <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
30
Den LIX berechnen am Beispiel <br />
„Klaviere für das Maschinenzeitalter“ <br />
Den LIX berechnen am Beispiel <br />
DSL: 104 / 6 = 17,3 („z.B.“ als ein Wort gezählt) <br />
PLW: 35,6 <br />
LIX = DLS + PLW = 17,3 + 35,6 = 52,9 <br />
9/27/12 <br />
31
InterpretaAon des LIX <br />
(nach Bamberger/Vanecek 1984, S. 64) <br />
Niveau LIX Kategorie <br />
20 <br />
Sehr leichter Text 25 <br />
Leichter Text 35 <br />
Durchschnislicher Text 45 <br />
Schwieriger Text 55 <br />
Sehr schwieriger Text 65 <br />
30 Kinder‐ und Jugendgeschichten <br />
40 BelletrisAk <br />
50 Sachliteratur <br />
60 Fachliteratur <br />
70 <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
InterpretaAon des LIX <br />
(nach Bamberger/Vanecek 1984, S. 64) <br />
Schulstufe Erzählende Jugendbücher Fach‐ und Sachbücher <br />
1 19 <br />
2 24 <br />
3 27 <br />
4 30 31 <br />
5 32 35 <br />
6 34 38 <br />
7 36 41 <br />
8 38 44 <br />
9 48 <br />
10 51 <br />
11 54 <br />
12 57 <br />
9/27/12 <br />
32
<strong>Leseflüssigkeit</strong>sdiagnose <br />
� Lautleseprotokoll führen <br />
Variante 1: Der Schüler liest 1 Minute einen Text vor. Die <br />
Lehrkra3 markiert auf gesondertem Blas Verlesungen und <br />
berechnet die WpM. Angestrebt wird ein Wert von 100 <br />
WpM bei weniger als 5 % Fehler (vgl. Folie). <br />
Variante 2: Der Schüler liest aus einem Buch, das er eh <br />
gerade liest, laut vor. Die Lehrkra3 markiert auf einem <br />
leeren Blas die Fehler und die Anzahl der gelesenen Wörter. <br />
(Vorteil: keine direkte Gewichtung als PrüfungssituaAon) <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Variante 2: Protokoll führen <br />
Jan (13.10.2012) <br />
Astrid Lindgren: „Karlsson vom Dach“ <br />
✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ‐ ✔ <br />
✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ <br />
✔ ✔ ‐ ✔ ✔ ‐ ✔ ✔ ✔ ‐ <br />
✔ ✔ ✔✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ <br />
✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ‐ <br />
✔ ✔ <br />
1 Minute: 52 Wörter, 5 Fehler <br />
= 52 WpM, fast 10 % Fehler <br />
Weitere Kommentare: z.B. zur IntonaAon etc. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
9/27/12 <br />
33
<strong>Leseflüssigkeit</strong>sdiagnose <br />
� Die IntonaAonsfähigkeit einschätzen (vgl. Folie) <br />
� Das Prüfen der IntonaAonsfähigkeit ist dann sinnvoll, wenn die <br />
Geschwindigkeit und die Dekodiergenauigkeit befriedigend ist. <br />
� <strong>Leseflüssigkeit</strong>sdiagnosen können auch als Leistungsrückmeldung <br />
benutzt werden (z.B. Lesefortschris bei einem idenAschen Text) <br />
Wörter pro Minute <br />
120 <br />
100 <br />
80 <br />
60 <br />
40 <br />
20 <br />
0 <br />
85 <br />
90 <br />
100 100 105 <br />
10 8 5 4 2 <br />
Leseversuch 1 Leseversuch 2 Leseversuch 3 Leseversuch 4 Leseversuch 5 <br />
Literaturverzeichnis <br />
RichAge Wörter <br />
Falsche Wörter <br />
� Bamberger, R. / Vanecek, E. (1984): Lesen – Verstehen – Lernen – Schreiben. Die <br />
Schwierigkeitsstufen von Texten in deutscher Sprache. Wien u.a. <br />
� Bertschi‐Kaufmann, A.; Hagendort, P.; Kruse, G.; Rank, K.; Riss, M.; Sommer, T. (2007): Lesen. Das <br />
Training. LeseferAgkeiten – Lesegeläufigkeit – Lesestrategien. Stufe I und II. Seelze: Friedrich. <br />
� Carver, R. P. (1997): Reading for one second, one minute, or one year from the perspecAve of <br />
rauding theory. In: ScienAfic Studies of Reading 1 (1), S. 3‐43. <br />
� Coltheart, M. (2007): Modeling reading: The dual‐route approach. In: Snowling, M. J.; Hulmes, C. <br />
(Hg.): The science of reading. A handbook. Malden, S. 6‐23. <br />
� NICHD – NaAonal InsAtute of Child Health and Human Development (2000): Report of the NaAonal <br />
Reading Panel: Teaching Children to read – An evidence‐based assessment of the scienAfic research <br />
literature on reading and its implicaAons for reading instrucAon. Washington DC. <br />
� Rasinski, T. V. (2003): The fluent reader. Oral strategies for building word recogniAon, fluency and <br />
comprehension. New York u.a. <br />
� Rosebrock, C.; Nix, D. (2011, 5. Auflage): Grundlagen der LesedidakAk und der systemaAschen <br />
schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider. <br />
� Rosebrock, C.; Nix, D.; Rieckmann, C.; Gold, A. (2011): <strong>Leseflüssigkeit</strong> <strong>fördern</strong>. Lautleseverfahren für <br />
die Primar‐ und Sekundarstufe. Seelze: Friedrich Verlag. <br />
� Nix, D. (2011): Förderung der <strong>Leseflüssigkeit</strong>. TheoreAsche Fundierung und empirische Überprüfung <br />
eines kooperaAven Lautlese‐Verfahrens im Deutschunterricht. Weinheim und München: Juventa. <br />
9/27/12 <br />
34
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. <br />
Andreas <strong>Barnieske</strong> <br />
andreas.barnieske@uni‐koeln.de <br />
Blitzlicht / Feedback: <br />
Was nehme ich mit? <br />
Was ist verbesserungswürdig? <br />
9/27/12 <br />
35