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21.12.2012 Aufrufe

05.12.2007 003 UNI 2007/03 22:25 Uhr 05.12.2007 Seite 5622:25 Uhr Seite 56 in Trai- senehrdsynnt der on n Eriedliptule e Me- F o r s c h u n g a k t u e l l F o r s c h u n g a k t u e l l Online-Plattform für Literalität Wenn das Wenn Lesen das noch Lesen immer noch immer stockt stockt Psychologen und Literaturdidaktiker entwickeln Methoden, um Lesetempo Psychologen und Literaturdidaktiker und -verständnis bei entwickeln Hauptschülern Methoden, zu fördern um Lesetempo und -verständnis bei Hauptschülern zu fördern Lese-Tandem in Aktion: Der »Trai- Leseförderung ist seit den ernüchternden Ergebnissen der on von Literaturdidaktik und Pädaon von Literaturdidaktik gogischer und Psychologie Päda- als Forgogischer Psychologie schungstandem als For- unter der Leitung schungstandem unter von Prof. der Leitung Dr. Cornelia Rosebrock und Prof. Dr. Andreas Gold an der von Prof. Dr. Cornelia Rosebrock Universität Frankfurt durchgeführt und Prof. Dr. Andreas Gold an der wird, hat die schwachen Leser im Universität Frankfurt Fokus. durchgeführt Die Einrichtung kooperati- wird, hat die schwachen ver Forschungstandems Leser im im Bereich Fokus. Die Einrichtung der empirischen kooperatiLehr-Lernforschung ver Forschungstandems wurde zuvor im Bereich aus Innovationsmit- der empirischen Lehr-Lernforschung teln des Landes Hessen gefördert. wurde zuvor aus Innovationsmit- Forschungsleitend war die Beobteln des Landes Hessen achtung, gefördert. dass viele Hauptschüler Forschungsleitend auch war in die der Beob- Sekundarstufe immer achtung, dass viele noch Hauptschüler große Probleme mit den tech- auch in der Sekundarstufe nischen Aspekten immer des Lesens haben. Sie sind von einer flüssigen Textlek- noch große Probleme mit den techtüre oftmals weit entfernt, verlesen nischen Aspekten des Lesens haben. sich häufig und arbeiten sich in der Sie sind von einer flüssigen Textlek- schlechten Leistungen türe in oftmals nahezu al- weit entfernt, verlesen len Fächern führt. Diese sich häufig Jugendli- und arbeiten sich in der ner« und der L großen Vergleichsstudien wie PISA chen erleben alltäglich schulische eseförderung »Sportler« lesen ist seit und den DESI er- zu einem schlechten Dauerthema Leistungen Misserfolge in nahezu und al- können sich nicht ihren Text mehrnüchternden angemessen für die stetig steigenmals laut und Ergebnissen der deutschen syn- der Bildungspolitik len Fächern führt. und Diese Jugendli- großen chron, Vergleichsstudien so lernt der der wie pädagogischen PISA chen Leseforschung erleben alltäglich den schulische Anforderungen der beruflichen und DESI schchere zu einem von Dauerthema geworden. Laut PISA-Studie Misserfolge 2000 und können Praxis sich qualifizieren nicht – in den meis- der deutschen dem stärkeren Bildungspolitik bleiben und rund 23 angemessen Prozent der 15- für die stetig ten Fällen steigen- werden sie große Mühe Schüler. Mit der pädagogischen Leseforschung Jährigen beim Lesen den unter Anforderungen dem als der haben, beruflichen einen Ausbildungsplatz zu wachsendem Er- Mindeststandard definierten Leis- finden. Die »poor readers« im Bil- geworden. folg testen Laut die PISA-Studie 2000 Praxis qualifizieren – in den meistungsniveau. Diese »Risikogruppe«, dungskeller der deutschen Schul- bleiben beiden rund Jugendli- 23 Prozent der 15- ten Fällen werden sie große Mühe die zum Großteil aus Schülern und landschaft sind die wahren Verlierer Jährigen chen beim der Haupt- Lesen unter und Realschule Schülerinnen dem als der haben, Hauptschulen einen Ausbildungsplatz be- der sich gegenwärtig zu etablierenden Mindeststandard definierten Birstein diese Mesteht,Leis- kann altersangemessene finden. Die »poor Tex- readers« Informations- im Bil- und Wissensgeselltungsniveau.thode. Diese »Risikogruppe«, te nicht adäquat dungskeller lesen und verste- der deutschen schaft:Schul- Sie steuern bereits im Ju- die zum Großteil aus Schülern hen. Die und Folgen landschaft sind weitreichend sind die wahren gendalter Verlierer auf Arbeitslosigkeit und Regel nur stockend in Zweier- und Dreier-Wortgruppen durch das Ge- Schülerinnen der Hauptschulen und werden be- in der Öffentlichkeit sich gegenwärtig gesellschaftliche etablierenden Desintegration zu. druckte hindurch. Dadurch kann steht, kann altersangemessene mit Recht Texunter Informations- dem Schlagwortund Wissensgesell- ein betontes (auch inneres) Lesen Mangelnde Leseflüssigkeit te nicht adäquat lesen und der verste- »Bildungskatastrophe« schaft: Sie disku- steuern bereits im Ju- Regel nur stockend der in Texte, Zweier- bei dem und zusammengehötiert: Schwache Leser können dem als eine Ursache fehlenden hen. Die Folgen sind weitreichend gendalter auf Arbeitslosigkeit rige Sinnabschnitte innerhalb eines textbasierten Unterricht in den ver- Leseverständnisses und Dreier-Wortgruppen durch das Ge- und werden in der Öffentlichkeit gesellschaftliche Desintegration zu. druckte hindurch. Satzes Dadurch gruppiert kannwerden, nicht ge- mit Recht unter dem Schlagwort schiedenen Schulfächern meist Das von der Deutschen ein betontes Forschungs- (auch leistet inneres) werden. Lesen Das Leseverständnis nicht folgen und sich Mangelnde die Lerninhal- Leseflüssigkeit gemeinschaft geförderte Projekt dieser Schüler ist – so die Grund- der »Bildungskatastrophe« disku- der Texte, bei dem zusammengehöte nicht aneignen, was als schnell eine Ursache zu »Leseflüssigkeit«, fehlenden das in Kooperatithese des Projektes – in vielen Fältiert: Schwache Leser können dem rige Sinnabschnitte Leseverständnisses len innerhalb bereits durch eines Defizite im Bereich textbasierten Unterricht in den ver- Satzes gruppiert werden, der sogenannten nicht ge»hierarchieniedrischiedenen Schulfächern meist Das von der Deutschen Forschungsleistet werden. Das gen Leseverständnis Leseprozesse« beeinträchtigt, nicht folgen und sich die Lerninhalgemeinschaft geförderte Projekt dieser Schüler ist – also so des die Verstehens Grund- auf Wort- und te nicht aneignen, was schnell zu »Leseflüssigkeit«, das in Kooperatithese des Projektes Satzebene – in vielen oder Fäl- im kleinräumigen len bereits durch Defizite Zusammenhang im Bereich der Sätze. Ein der sogenannten »hierarchieniedri- Großteil der kognitiven Ressourcen gen Leseprozesse« steht beeinträchtigt, nicht für das eigentliche Ver- also des Verstehens stehen auf Wort- der Texte undzur Verfügung, Satzebene oder im sondern kleinräumigen wird benötigt, um die Wörter zu entziffern, weil die De- Zusammenhang der Sätze. Ein kodierung nicht ausreichend auto- Großteil der kognitiven Ressourcen matisiert erfolgt. Wer flüssig liest, steht nicht für das eigentliche Verstehen der Texte zur Verfügung, 56 sondern wird benötigt, um die F o r s c h u n g F r a n k f u r t 3 / 2 0 0 7 Wörter zu entziffern, weil die Dekodierung nicht ausreichend automatisiert erfolgt. Wer flüssig liest, www.forumlecture.ch | www.leseforum.ch 1

05.12.2007 003 UNI 2007/03 22:25 Uhr 05.12.2007 Seite 5622:25<br />

Uhr Seite 56<br />

in<br />

Trai-<br />

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der<br />

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F o r s c h u n g a k t u e l l<br />

Online-Plattform für Literalität<br />

<strong>Wenn</strong> <strong>das</strong> <strong>Wenn</strong> <strong>Lesen</strong> <strong>das</strong> <strong>no<strong>ch</strong></strong> <strong>Lesen</strong> <strong>immer</strong> <strong>no<strong>ch</strong></strong> <strong>immer</strong> <strong>stockt</strong> <strong>stockt</strong><br />

Psy<strong>ch</strong>ologen und Literaturdidaktiker entwickeln Methoden, um Lesetempo<br />

Psy<strong>ch</strong>ologen und Literaturdidaktiker und -verständnis bei entwickeln Haupts<strong>ch</strong>ülern Methoden, zu fördern um Lesetempo<br />

und -verständnis bei Haupts<strong>ch</strong>ülern zu fördern<br />

Lese-Tandem in<br />

Aktion: Der »Trai-<br />

Leseförderung ist seit den ernü<strong>ch</strong>ternden<br />

Ergebnissen der<br />

on von Literaturdidaktik und Pädaon<br />

von Literaturdidaktik gogis<strong>ch</strong>er und Psy<strong>ch</strong>ologie Päda- als Forgogis<strong>ch</strong>er<br />

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s<strong>ch</strong>ungstandem unter<br />

von Prof.<br />

der Leitung<br />

Dr. Cornelia Rosebrock<br />

und Prof. Dr. Andreas Gold an der<br />

von Prof. Dr. Cornelia Rosebrock<br />

Universität Frankfurt dur<strong>ch</strong>geführt<br />

und Prof. Dr. Andreas Gold an der<br />

wird, hat die s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Leser im<br />

Universität Frankfurt<br />

Fokus.<br />

dur<strong>ch</strong>geführt<br />

Die Einri<strong>ch</strong>tung kooperati-<br />

wird, hat die s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en ver Fors<strong>ch</strong>ungstandems Leser im im Berei<strong>ch</strong><br />

Fokus. Die Einri<strong>ch</strong>tung der empiris<strong>ch</strong>en kooperatiLehr-Lernfors<strong>ch</strong>ung<br />

ver Fors<strong>ch</strong>ungstandems wurde zuvor im Berei<strong>ch</strong> aus Innovationsmit-<br />

der empiris<strong>ch</strong>en Lehr-Lernfors<strong>ch</strong>ung<br />

teln des Landes Hessen gefördert.<br />

wurde zuvor aus Innovationsmit-<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsleitend war die Beobteln<br />

des Landes Hessen a<strong>ch</strong>tung, gefördert. <strong>das</strong>s viele Haupts<strong>ch</strong>üler<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsleitend au<strong>ch</strong> war in die der Beob- Sekundarstufe <strong>immer</strong><br />

a<strong>ch</strong>tung, <strong>das</strong>s viele <strong>no<strong>ch</strong></strong> Haupts<strong>ch</strong>üler große Probleme mit den te<strong>ch</strong>-<br />

au<strong>ch</strong> in der Sekundarstufe<br />

nis<strong>ch</strong>en Aspekten<br />

<strong>immer</strong><br />

des <strong>Lesen</strong>s haben.<br />

Sie sind von einer flüssigen Textlek-<br />

<strong>no<strong>ch</strong></strong> große Probleme mit den te<strong>ch</strong>türe<br />

oftmals weit entfernt, verlesen<br />

nis<strong>ch</strong>en Aspekten des <strong>Lesen</strong>s haben.<br />

si<strong>ch</strong> häufig und arbeiten si<strong>ch</strong> in der<br />

Sie sind von einer flüssigen Textlek-<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Leistungen türe in oftmals nahezu al- weit entfernt, verlesen<br />

len Fä<strong>ch</strong>ern führt. Diese si<strong>ch</strong> häufig Jugendli- und arbeiten si<strong>ch</strong> in der<br />

ner« und der<br />

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großen Verglei<strong>ch</strong>sstudien wie PISA <strong>ch</strong>en erleben alltägli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>e<br />

eseförderung »Sportler« lesen ist seit und den DESI er- zu einem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Dauerthema Leistungen Misserfolge in nahezu und al- können si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

ihren Text mehrnü<strong>ch</strong>ternden<br />

angemessen für die stetig steigenmals<br />

laut und Ergebnissen der deuts<strong>ch</strong>en<br />

syn- der Bildungspolitik len Fä<strong>ch</strong>ern führt. und Diese Jugendli-<br />

großen <strong>ch</strong>ron, Verglei<strong>ch</strong>sstudien so lernt der der wie pädagogis<strong>ch</strong>en PISA <strong>ch</strong>en Lesefors<strong>ch</strong>ung erleben alltägli<strong>ch</strong> den s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>e Anforderungen der berufli<strong>ch</strong>en<br />

und DESI s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ere zu einem von Dauerthema geworden. Laut PISA-Studie Misserfolge 2000 und können Praxis si<strong>ch</strong> qualifizieren ni<strong>ch</strong>t – in den meis-<br />

der deuts<strong>ch</strong>en dem stärkeren Bildungspolitik bleiben und rund 23 angemessen Prozent der 15- für die stetig ten Fällen steigen- werden sie große Mühe<br />

S<strong>ch</strong>üler. Mit<br />

der pädagogis<strong>ch</strong>en Lesefors<strong>ch</strong>ung<br />

Jährigen beim <strong>Lesen</strong><br />

den<br />

unter<br />

Anforderungen<br />

dem als<br />

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haben,<br />

berufli<strong>ch</strong>en<br />

einen Ausbildungsplatz zu<br />

wa<strong>ch</strong>sendem Er- Mindeststandard definierten Leis- finden. Die »poor readers« im Bil-<br />

geworden. folg testen Laut die PISA-Studie 2000 Praxis qualifizieren – in den meistungsniveau.<br />

Diese »Risikogruppe«, dungskeller der deuts<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ul-<br />

bleiben beiden rund Jugendli- 23 Prozent der 15- ten Fällen werden sie große Mühe<br />

die zum Großteil aus S<strong>ch</strong>ülern und lands<strong>ch</strong>aft sind die wahren Verlierer<br />

Jährigen <strong>ch</strong>en beim der Haupt- <strong>Lesen</strong> unter<br />

und Reals<strong>ch</strong>ule S<strong>ch</strong>ülerinnen dem als der haben, Haupts<strong>ch</strong>ulen einen Ausbildungsplatz be- der si<strong>ch</strong> gegenwärtig zu etablierenden<br />

Mindeststandard definierten<br />

Birstein diese Mesteht,Leis- kann altersangemessene finden. Die »poor Tex- readers« Informations- im Bil- und Wissensgeselltungsniveau.thode.<br />

Diese »Risikogruppe«,<br />

te ni<strong>ch</strong>t adäquat dungskeller lesen und verste- der deuts<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>aft:S<strong>ch</strong>ul- Sie steuern bereits im Ju-<br />

die zum Großteil aus S<strong>ch</strong>ülern hen. Die und Folgen lands<strong>ch</strong>aft sind weitrei<strong>ch</strong>end sind die wahren gendalter Verlierer auf Arbeitslosigkeit und<br />

Regel nur stockend in Zweier- und<br />

Dreier-Wortgruppen dur<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Ge-<br />

S<strong>ch</strong>ülerinnen der Haupts<strong>ch</strong>ulen und werden be- in der Öffentli<strong>ch</strong>keit si<strong>ch</strong> gegenwärtig gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e etablierenden Desintegration zu. druckte hindur<strong>ch</strong>. Dadur<strong>ch</strong> kann<br />

steht, kann altersangemessene mit Re<strong>ch</strong>t Texunter<br />

Informations- dem S<strong>ch</strong>lagwortund<br />

Wissensgesell-<br />

ein betontes (au<strong>ch</strong> inneres) <strong>Lesen</strong><br />

Mangelnde Leseflüssigkeit<br />

te ni<strong>ch</strong>t adäquat lesen und der verste- »Bildungskatastrophe« s<strong>ch</strong>aft: Sie disku- steuern bereits im Ju- Regel nur stockend der in Texte, Zweier- bei dem und zusammengehötiert:<br />

S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Leser können dem<br />

als eine Ursa<strong>ch</strong>e fehlenden<br />

hen. Die Folgen sind weitrei<strong>ch</strong>end gendalter auf Arbeitslosigkeit rige Sinnabs<strong>ch</strong>nitte innerhalb eines<br />

textbasierten Unterri<strong>ch</strong>t in den ver- Leseverständnisses<br />

und Dreier-Wortgruppen dur<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Ge-<br />

und werden in der Öffentli<strong>ch</strong>keit gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Desintegration zu. druckte hindur<strong>ch</strong>. Satzes Dadur<strong>ch</strong> gruppiert kannwerden,<br />

ni<strong>ch</strong>t ge-<br />

mit Re<strong>ch</strong>t unter dem S<strong>ch</strong>lagwort<br />

s<strong>ch</strong>iedenen S<strong>ch</strong>ulfä<strong>ch</strong>ern meist Das von der Deuts<strong>ch</strong>en<br />

ein betontes<br />

Fors<strong>ch</strong>ungs-<br />

(au<strong>ch</strong><br />

leistet<br />

inneres)<br />

werden.<br />

<strong>Lesen</strong><br />

Das Leseverständnis<br />

ni<strong>ch</strong>t folgen und si<strong>ch</strong> Mangelnde die Lerninhal- Leseflüssigkeit<br />

gemeins<strong>ch</strong>aft geförderte Projekt dieser S<strong>ch</strong>üler ist – so die Grund-<br />

der »Bildungskatastrophe« disku-<br />

der Texte, bei dem zusammengehöte<br />

ni<strong>ch</strong>t aneignen, was als s<strong>ch</strong>nell eine Ursa<strong>ch</strong>e zu »Leseflüssigkeit«, fehlenden <strong>das</strong> in Kooperatithese des Projektes – in vielen Fältiert:<br />

S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Leser können dem<br />

rige Sinnabs<strong>ch</strong>nitte<br />

Leseverständnisses<br />

len<br />

innerhalb<br />

bereits dur<strong>ch</strong><br />

eines<br />

Defizite im Berei<strong>ch</strong><br />

textbasierten Unterri<strong>ch</strong>t in den ver-<br />

Satzes gruppiert werden, der sogenannten ni<strong>ch</strong>t ge»hierar<strong>ch</strong>ieniedris<strong>ch</strong>iedenen S<strong>ch</strong>ulfä<strong>ch</strong>ern meist Das von der Deuts<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsleistet werden. Das gen Leseverständnis<br />

Leseprozesse« beeinträ<strong>ch</strong>tigt,<br />

ni<strong>ch</strong>t folgen und si<strong>ch</strong> die Lerninhalgemeins<strong>ch</strong>aft geförderte Projekt dieser S<strong>ch</strong>üler ist – also so des die Verstehens Grund- auf Wort- und<br />

te ni<strong>ch</strong>t aneignen, was s<strong>ch</strong>nell zu »Leseflüssigkeit«, <strong>das</strong> in Kooperatithese des Projektes Satzebene – in vielen oder Fäl- im kleinräumigen<br />

len bereits dur<strong>ch</strong> Defizite Zusammenhang im Berei<strong>ch</strong> der Sätze. Ein<br />

der sogenannten »hierar<strong>ch</strong>ieniedri-<br />

Großteil der kognitiven Ressourcen<br />

gen Leseprozesse« steht beeinträ<strong>ch</strong>tigt, ni<strong>ch</strong>t für <strong>das</strong> eigentli<strong>ch</strong>e Ver-<br />

also des Verstehens stehen auf Wort- der Texte undzur<br />

Verfügung,<br />

Satzebene oder im sondern kleinräumigen wird benötigt, um die<br />

Wörter zu entziffern, weil die De-<br />

Zusammenhang der Sätze. Ein<br />

kodierung ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end auto-<br />

Großteil der kognitiven Ressourcen<br />

matisiert erfolgt. Wer flüssig liest,<br />

steht ni<strong>ch</strong>t für <strong>das</strong> eigentli<strong>ch</strong>e Verstehen<br />

der Texte zur Verfügung,<br />

56<br />

sondern wird benötigt, um die<br />

F o r s c h u n g F r a n k f u r t 3 / 2 0 0 7<br />

Wörter zu entziffern, weil die Dekodierung<br />

ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>end automatisiert<br />

erfolgt. Wer flüssig liest,<br />

www.forumlecture.<strong>ch</strong> | www.leseforum.<strong>ch</strong> 1


003 UNI 2007/03 05.12.2007 22:25 Uhr Seite 57<br />

hat gewissermaßen s<strong>ch</strong>on die erste<br />

Verstehenshürde genommen und<br />

kann Sätze sinnvoll segmentieren.<br />

Eine mangelhaft ausgebildete Leseflüssigkeit<br />

ist indirekt au<strong>ch</strong> die Ursa<strong>ch</strong>e<br />

für eine geringere Lesemotivation<br />

und eine negative Grundeinstellung<br />

zum <strong>Lesen</strong>, da die Lektüre<br />

von Texten für s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Leser eine<br />

mühevolle und wenig lohnende<br />

Anstrengung darstellt.<br />

Auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />

geeigneten Förderkonzepten<br />

Ausgehend von diesem Befund hat<br />

si<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Projektteam na<strong>ch</strong> geeigneten<br />

Fördermethoden für die s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en<br />

Leser umgesehen und ist in<br />

der angloamerikanis<strong>ch</strong>en Lesefors<strong>ch</strong>ung<br />

und Förderpraxis fündig geworden:<br />

Leseprozesse im »hierar<strong>ch</strong>ieniedrigen<br />

Berei<strong>ch</strong>« werden dort<br />

unter dem Begriff »Fluency« (Leseflüssigkeit)<br />

seit Ende der 1970er<br />

Jahre untersu<strong>ch</strong>t. Als Leseflüssigkeit<br />

bezei<strong>ch</strong>net man die Fähigkeit<br />

zur genauen, automatisierten,<br />

s<strong>ch</strong>nellen und sinnkonstituierenden<br />

leisen und lauten Textlektüre. Die<br />

neuere Lesefors<strong>ch</strong>ung zeigt, <strong>das</strong>s die<br />

Leseflüssigkeit als wi<strong>ch</strong>tige »Brücke«<br />

fungiert zwis<strong>ch</strong>en der Fertigkeit,<br />

Wörter zu dekodieren, und der<br />

Leistung, Inhalte zu verstehen.<br />

Während im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />

Raum <strong>das</strong> Fluency-Konzept bisher<br />

<strong>no<strong>ch</strong></strong> weitgehend uners<strong>ch</strong>lossen ist,<br />

gilt es in der US-Fors<strong>ch</strong>ung als Kon-<br />

F o r s c h u n g F r a n k f u r t 3 / 2 0 0 7<br />

sens, <strong>das</strong>s nur, wer anhaltend übt,<br />

au<strong>ch</strong> seine Leseflüssigkeit verbessern<br />

kann. Zur Förderung dieser<br />

Leseflüssigkeit werden zwei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Ansätze intensiv diskutiert:<br />

– »Lautlese-Verfahren«: Die aktive<br />

Wiederholung des Gelesenen und<br />

die Vorbildfunktion eines Tutors<br />

stärken die Lesekompetenz.<br />

– »Viellese-Verfahren«: Gemäß der<br />

These »flüssig <strong>Lesen</strong> lernt man<br />

dur<strong>ch</strong> viel <strong>Lesen</strong>« wird <strong>das</strong> Lesepensum<br />

na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> gesteigert,<br />

und fast beiläufig stellen si<strong>ch</strong><br />

Trainingseffekte ein.<br />

Das Frankfurter Projekt<br />

»Leseflüssigkeit«<br />

In Anlehnung an diese beiden Ansätze<br />

haben wir zwei Fördermethoden<br />

für den Einsatz im Deuts<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t<br />

se<strong>ch</strong>ster Haupts<strong>ch</strong>ulklassen<br />

entwickelt: In den »Lautlese-Tandems«<br />

üben besser lesende S<strong>ch</strong>üler,<br />

genannt »Lese-Trainer«, zusammen<br />

mit s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>er lesenden Mits<strong>ch</strong>ülern,<br />

bezei<strong>ch</strong>net als »Lese-Sportler«,<br />

Texte laut und syn<strong>ch</strong>ron zu lesen.<br />

In den »Stillen Lesezeiten«, die regelmäßig<br />

in den Unterri<strong>ch</strong>t integriert<br />

sind, können die S<strong>ch</strong>üler aktuelle<br />

Kinder- und Jugendbü<strong>ch</strong>er<br />

lesen, die sie frei aus einer Lesekiste<br />

im Klassenz<strong>immer</strong> auswählen. Wir<br />

haben nun erfors<strong>ch</strong>t, ob si<strong>ch</strong> die<br />

Fördermethoden erfolgrei<strong>ch</strong> in den<br />

Deuts<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t einbinden lassen<br />

Der Trainer und der Sportler im »Lautlese-Tandem«<br />

Für die Fördergruppen »Lautlese-Tandems« haben wir<br />

zwei wirksame Prinzipien zur Förderung der Leseflüssigkeit<br />

zu einem Förderverfahren kombiniert: <strong>das</strong> wiederholte<br />

Lautlesen von Textabs<strong>ch</strong>nitten, mit dem Wörter<br />

und Bu<strong>ch</strong>stabenkombinationen in den Si<strong>ch</strong>tworts<strong>ch</strong>atz<br />

einges<strong>ch</strong>liffen werden, und die Vorbildfunktion<br />

eines Lesemodells, <strong>das</strong> eine angemessene Leseges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

und Betonung vorführt.<br />

In dieser Fördergruppe üben die S<strong>ch</strong>üler(innen) in<br />

Lese-Tandems, die mit Hilfe eines kurzen Leseges<strong>ch</strong>windigkeitstests<br />

zusammengestellt werden: Ein besserer<br />

(»Trainer«) und ein s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>erer S<strong>ch</strong>üler (»Sportler«)<br />

lesen einen Text mehrmals laut und syn<strong>ch</strong>ron. Als<br />

Lesematerial dienen vom Projektteam gestaltete Reader<br />

mit ansteigendem S<strong>ch</strong>wierigkeitsgrad. Zur Motivationssteigerung<br />

wurde <strong>das</strong> Verfahren in eine Rahmenhandlung<br />

eingebunden: Die Klassen nehmen hierbei an einer<br />

»Lese-Meisters<strong>ch</strong>aft« teil, für die die einzelnen<br />

Tandems gemeinsam »trainieren«. Die etablierte Sportmetaphorik<br />

vermittelt, <strong>das</strong>s Lesekompetenz, ebenso wie<br />

jede beliebige Sportart, trainierbar ist.<br />

F o r s c h u n g a k t u e l l<br />

Die Briefe sind von S<strong>ch</strong>ülern der Gruppe<br />

»Stille Lesezeiten« (Philipp-Reis-S<strong>ch</strong>ule<br />

Friedri<strong>ch</strong>sdorf) an <strong>das</strong> Projektteam.<br />

und ob si<strong>ch</strong> die Leseflüssigkeit – und<br />

in der Folge au<strong>ch</strong> <strong>das</strong> Leseverständnis<br />

und die lesebezogene Selbstwahrnehmung<br />

– der s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en<br />

Leser so verbessern.<br />

An der Studie nahmen 31 Haupts<strong>ch</strong>ulklassen<br />

der se<strong>ch</strong>sten Jahrgangsstufe<br />

aus Frankfurt und dem<br />

Rhein-Main-Gebiet teil. Im Mittel<br />

waren die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler<br />

zwölf Jahre und fünf Monate<br />

alt. In 14 Klassen mit 206 Kindern<br />

wurde die Methode »Stille Lesezeiten«<br />

dur<strong>ch</strong>geführt; in neun Klassen<br />

mit 134 S<strong>ch</strong>ülern trainierten die<br />

S<strong>ch</strong>üler in den »Lautlese-Tandems«.<br />

A<strong>ch</strong>t weitere Klassen mit 130 Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

dienten als Kontrollgruppe<br />

und erhielten herkömmli-<br />

Fördermethode mit Lesetrainer und Lesesportler<br />

Lese-Trainer und Lese-Sportler fangen auf auf ein ein vereinbartes Zei<strong>ch</strong>en hin hin an, an,<br />

den den Text text syn<strong>ch</strong>ron vorzulesen.<br />

Kein Fehler des Sportlers Fehler des Sportlers<br />

Lob des Trainers<br />

Erfolgrei<strong>ch</strong>e<br />

Selbstverbesserung<br />

innerhalb<br />

vier Sekunden<br />

Verbesserung dur<strong>ch</strong><br />

den Trainer na<strong>ch</strong><br />

vier Sekunden,<br />

Neubeginn<br />

am Satzanfang<br />

Fühlt si<strong>ch</strong> der Sportler beim <strong>Lesen</strong> si<strong>ch</strong>er, gibt er dem Trainer<br />

ein Zei<strong>ch</strong>en. Trainer lobt und liest mit. Sportler liest alleine vor.<br />

Kein Fehler des Sportlers Fehler des Sportlers<br />

Ablaufroutine für <strong>das</strong> »Lautlese-Tandem«: Der Stärkere motiviert den S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>eren.<br />

Anmerkung: Ablauf der Leseroutine na<strong>ch</strong> Keith Topping (2006): Paired Reading: The impact of a tutoring method on reading accuracy, comprehension, and<br />

fluency. In T. Rasinski, C. Bla<strong>ch</strong>owicz & K. Lems (Eds), Fluency Instruction. Resear<strong>ch</strong>-based best practices (S. 173-191), New York; London: Guilford Press.<br />

Nix, Rieckmann, Trenk-Hinterberger 2<br />

57


003 UNI 2007/03 05.12.2007 22:25 Uhr Seite 58<br />

F o r s c h u n g a k t u e l l<br />

Veränderung der Leseges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

Lernzuwa<strong>ch</strong>s Leseges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

KG<br />

■1 Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er Lernzuwa<strong>ch</strong>s (Ver- ■2 Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er Lernzuwa<strong>ch</strong>s (Ver- ■3 Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er Lernzuwa<strong>ch</strong>s (Verglei<strong>ch</strong><br />

Vortest-Na<strong>ch</strong>test) im Kriterium glei<strong>ch</strong> Vortest-Na<strong>ch</strong>test) im Kriterium glei<strong>ch</strong> Vortest-Na<strong>ch</strong>test) im Kriterium le-<br />

Leseges<strong>ch</strong>windigkeit in der Kontroll- Textverständnis in der Kontrollgruppe sebezogenes Selbstkonzept in der Kongruppe<br />

(KG) und in den Interventions- (KG) und in den Interventionsgruppen trollgruppe (KG) und in den Interventigruppen<br />

»Stille Lesezeiten« (SL) bezie- »Stille Lesezeiten« (SL) und »Lautlese- onsgruppen »Stille Lesezeiten« (SL) und<br />

hungsweise »Lautlese-Tandems« (LT). Tandems« (LT).<br />

»Lautlese-Tandems« (LT).<br />

<strong>ch</strong>en Deuts<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t. Beide Fördermethoden<br />

wurden dreimal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />

20 Minuten lang über einen<br />

Zeitraum von zirka fünf<br />

Monaten während der normalen<br />

Unterri<strong>ch</strong>tszeit angewandt. Das<br />

Projektteam ma<strong>ch</strong>te die Deuts<strong>ch</strong>lehrerinnen<br />

und -lehrer der Klasse<br />

mit den theoretis<strong>ch</strong>en Hintergründen<br />

und den praktis<strong>ch</strong>en Aspekten<br />

der Methoden vertraut. Bei begleitenden<br />

Unterri<strong>ch</strong>tsbesu<strong>ch</strong>en konnten<br />

wir auftretende Probleme im<br />

Umgang mit den Methoden zusammen<br />

mit den Lehrpersonen vor Ort<br />

ras<strong>ch</strong> lösen. In allen beteiligten<br />

Klassen wurden am S<strong>ch</strong>uljahresanfang<br />

(Vortest), na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss der<br />

Förderung (Na<strong>ch</strong>test) und zum<br />

S<strong>ch</strong>uljahresende die Leseges<strong>ch</strong>windigkeit,<br />

<strong>das</strong> Textverständnis und <strong>das</strong><br />

lesebezogene Selbstkonzept der<br />

S<strong>ch</strong>üler erfasst. Die Lehrer wurden<br />

»Stille Lesezeiten« und die »Zehn-Seiten-Chance«<br />

SL<br />

Die Methode der »Stillen Lesezeiten« ist aus der gängigen These »gut lesen<br />

lernt man vor allem dur<strong>ch</strong> viel lesen« abgeleitet. Eine hohe Lesemenge<br />

führt na<strong>ch</strong> dieser Argumentation dazu, die Leseflüssigkeit zu verbessern<br />

und glei<strong>ch</strong>zeitig <strong>das</strong> spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Wissen und <strong>das</strong> allgemeine Weltwissen<br />

zu vermehren. Dies wirkt si<strong>ch</strong> positiv auf <strong>das</strong> Selbstkonzept als Leser<br />

aus, erhöht die Lesemotivation und befähigt weibli<strong>ch</strong>e<br />

und männli<strong>ch</strong>e Leser na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong>, ihre<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen kognitiven und emotionalen Leseziele<br />

besser aufeinander abzustimmen.<br />

Um diese Methode im Unterri<strong>ch</strong>t umzusetzen,<br />

wird den teilnehmenden Klassen eine Auswahl<br />

motivierender Bü<strong>ch</strong>er der Kinder- und Jugendliteratur<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Komplexität und<br />

Thematik zur Verfügung gestellt. Aus dem Bu<strong>ch</strong>angebot<br />

wählen si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>üler je na<strong>ch</strong> Interesse<br />

LT<br />

Mit diesem Pass gehen die Kinder auf Lesereise und<br />

können Grenzen in neue Welten überwinden.<br />

Veränderung im Leseverständnis<br />

Lernzuwa<strong>ch</strong>s Textverständnis<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

KG SL<br />

zu ihren Erfahrungen mit der jeweiligen<br />

Methode befragt.<br />

Die Ergebnisse werden zurzeit<br />

detailliert ausgewertet, hier können<br />

die ersten Resultate zum Vortest-<br />

Na<strong>ch</strong>test-Verglei<strong>ch</strong> dargelegt werden:<br />

Die Lehrerinnen und Lehrer<br />

beurteilen beide Methoden überwiegend<br />

positiv und halten eine Integration<br />

in den Regelunterri<strong>ch</strong>t für<br />

sinnvoll. Über die »Stillen Lesezeiten«<br />

beri<strong>ch</strong>ten sie, <strong>das</strong>s si<strong>ch</strong> die<br />

S<strong>ch</strong>üler au<strong>ch</strong> über die Klassengrenzen<br />

hinweg und mit ihren Lehrern<br />

über gelesene Bü<strong>ch</strong>er austaus<strong>ch</strong>ten.<br />

Die Kinder ma<strong>ch</strong>ten häufig von der<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit Gebrau<strong>ch</strong>, Bü<strong>ch</strong>er für<br />

zu Hause auszuleihen. Außerdem<br />

wirkt si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Eins<strong>ch</strong>ätzung der<br />

Lehrpersonen die regelmäßige Lesezeit<br />

im Unterri<strong>ch</strong>t positiv auf die<br />

Fähigkeit aus, eigenverantwortli<strong>ch</strong><br />

Lektüre auszuwählen, was ihnen<br />

anfängli<strong>ch</strong> <strong>no<strong>ch</strong></strong> s<strong>ch</strong>werer fiel. Viele<br />

Lehrer zeigen si<strong>ch</strong> überras<strong>ch</strong>t, <strong>das</strong>s<br />

si<strong>ch</strong> ihre Klassen relativ problemlos<br />

zum <strong>Lesen</strong> der Bü<strong>ch</strong>er motivieren<br />

ließen.<br />

Titel aus und lesen in der Förderzeit still darin. Die<br />

Lektüre wird im Unterri<strong>ch</strong>t weder vor- <strong>no<strong>ch</strong></strong> na<strong>ch</strong>bereitet.<br />

Bei Ni<strong>ch</strong>tgefallen dürfen die S<strong>ch</strong>üler die Lektüre<br />

abbre<strong>ch</strong>en und si<strong>ch</strong> ein neues Bu<strong>ch</strong> auswählen.<br />

Die Lehrperson fungiert als Lesevorbild, indem sie<br />

si<strong>ch</strong> während der Lesezeit selbst mit einem Bu<strong>ch</strong> aus<br />

der Kiste bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />

In unserer Studie war die Methode zur Motivationssteigerung<br />

ebenfalls in eine Rahmenhandlung –<br />

<strong>das</strong> »Kilometerlesen« – eingebettet: Die Klassen begeben<br />

si<strong>ch</strong> hierbei auf eine »Lese-Reise«, bei der sie kollektiv<br />

mögli<strong>ch</strong>st viele »Bu<strong>ch</strong>-Meter« erlesen müssen.<br />

Auf jedem Bu<strong>ch</strong> befindet si<strong>ch</strong> deshalb eine Meter-Angabe,<br />

die den aneinandergereihten Zeilen des Textes<br />

ungefähr entspri<strong>ch</strong>t. Jeder S<strong>ch</strong>üler dokumentiert sein<br />

Lesepensum in einem »Lese-Reise-Pass«. Der Pass<br />

dient als Kontrollinstrument, um die Beteiligung der<br />

S<strong>ch</strong>üler am Verfahren si<strong>ch</strong>erzustellen.<br />

58 F o r s c h u n g F r a n k f u r t 3 / 2 0 0 7<br />

Nix, Rieckmann, Trenk-Hinterberger 3<br />

LT<br />

Veränderungen im<br />

lesebezogenen Selbstkonzept<br />

Lernzuwa<strong>ch</strong>s Selbstkonzept<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

–0,2<br />

–0,4<br />

KG<br />

SL<br />

LT


003 UNI 2007/03 05.12.2007 22:25 Uhr Seite 59<br />

Bu<strong>ch</strong>tipp – Lesestrategien und Lesekompetenz<br />

Wer s<strong>ch</strong>on flüssig lesen kann, kann au<strong>ch</strong> <strong>das</strong> strategis<strong>ch</strong>e <strong>Lesen</strong> erlernen,<br />

um die Lesekompetenz zu verbessern. Wie erwirbt man Lesekompetenz<br />

und wie vermittelt man jungen Lesern Lesestrategien, die aktiv und<br />

selbstregulativ angewendet werden? Andreas Gold, der<br />

mit den »Textdetektiven« zusammen mit seinem Team<br />

ein na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> hö<strong>ch</strong>st erfolgrei<strong>ch</strong>es Trainingsprogramm<br />

zur Leseförderung entwickelt hat, zeigt in diesem Band<br />

die lernpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Voraussetzungen für eine opti-<br />

Andreas Gold<br />

<strong>Lesen</strong> kann man lernen, Lesestrategien für <strong>das</strong> 5. und 6.S<strong>ch</strong>uljahr<br />

Verlag Vandenhoek & Rupre<strong>ch</strong>t, Göttingen 2007,<br />

ISBN 978-3-525-31008-3, 12,90 Euro.<br />

Bei den Lautlese-Tandems beurteilten<br />

die Lehrpersonen vor allem<br />

die regelhafte Routine des Verfahrens<br />

als positiv, da diese Methode<br />

den S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>eren einen ges<strong>ch</strong>ützten<br />

Raum zum Üben lässt. Die Rolleneinteilung<br />

in »Trainer« und<br />

»Sportler« motiviert – so die Lehrpersonen<br />

– die S<strong>ch</strong>üler zusätzli<strong>ch</strong>,<br />

<strong>das</strong> Lese-Training zu bewältigen. Da<br />

die Sportler-Rolle für die S<strong>ch</strong>üler<br />

positiv besetzt ist, s<strong>ch</strong>ützt dies au<strong>ch</strong><br />

die S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>eren vor Diskriminierung.<br />

Außerdem heben die Lehrer<br />

au<strong>ch</strong> die motivierende Wirkung<br />

hervor, die von den Lesekurztests<br />

zur Paareinteilung ausging, da die<br />

S<strong>ch</strong>üler so ihre Verbesserungen im<br />

<strong>Lesen</strong> unmittelbar beoba<strong>ch</strong>ten<br />

konnten: Nahezu allen S<strong>ch</strong>ülern<br />

gelang es, die Anzahl gelesener<br />

Wörter pro Minute von Etappe zu<br />

Etappe zu steigern; einigen gelang<br />

es sogar, si<strong>ch</strong> vom »Lese-Sportler«<br />

zum »Lese-Trainer« vorzuarbeiten.<br />

Die Testergebnisse bestätigen<br />

weitgehend dieses positive Bild. Das<br />

gilt besonders für die Lautlesegruppe:<br />

Gegenüber den S<strong>ch</strong>ülern der<br />

Kontrollgruppe verbessern si<strong>ch</strong> die<br />

S<strong>ch</strong>üler der Lautlesegruppe in allen<br />

gemessenen Dimensionen. Sie können<br />

na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss des Trainings<br />

s<strong>ch</strong>neller lesen ■1 , Textinhalte besser<br />

verstehen ■2 , und sie entwickelten<br />

ein höheres lesebezogenes Selbstkonzept,<br />

<strong>das</strong> heißt: Ihre Selbsteins<strong>ch</strong>ätzung<br />

zum <strong>Lesen</strong> hat si<strong>ch</strong> im<br />

Verlauf des Trainings positiv verändert<br />

■3 . Au<strong>ch</strong> die Vielleser verzei<strong>ch</strong>-<br />

Weiterführende Informationen<br />

Zu den Lautlese- und Viellese-Verfahren<br />

sowie zu anderen zentralen Bausteinen eines<br />

weiterführenden Lesecurriculums für<br />

die Klassen 2 – 10 in: Cornelia Rosebrock<br />

& Daniel Nix (2008): Grundlagen der Lesedidaktik<br />

und der systematis<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en<br />

Leseförderung. Baltmannsweiler:<br />

S<strong>ch</strong>neider Verlag Hohengehren.<br />

nen Lernzugewinne – sie unters<strong>ch</strong>eiden<br />

si<strong>ch</strong> allerdings ni<strong>ch</strong>t bedeutsam<br />

von denen in der Kontrollgruppe.<br />

Geeignet für den<br />

Einsatz im S<strong>ch</strong>ulalltag<br />

Gegenwärtig werten wir <strong>no<strong>ch</strong></strong> die<br />

Ergebnisse der Na<strong>ch</strong>erhebung am<br />

S<strong>ch</strong>uljahresende aus, um längerfristige<br />

Effekte der Fördermethoden ermitteln<br />

zu können. Die hier angespro<strong>ch</strong>enen<br />

kurzfristigen Ergebnisse<br />

der Interventionsstudie belegen jedo<strong>ch</strong><br />

bereits, <strong>das</strong>s si<strong>ch</strong> die beiden<br />

Ansätze gut in den Unterri<strong>ch</strong>t an<br />

deuts<strong>ch</strong>en Haupts<strong>ch</strong>ulen integrieren<br />

lassen. Es ist also dur<strong>ch</strong>aus<br />

mögli<strong>ch</strong>, au<strong>ch</strong> sehr s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e Leser<br />

mit einer langen Vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>er Misserfolge mit verhältnismäßig<br />

einfa<strong>ch</strong>en Mitteln wieder<br />

zum <strong>Lesen</strong> zu bewegen. Die Lautlese-Tandems<br />

zeigen messbare Forts<strong>ch</strong>ritte<br />

der Lesekompetenz, wenn<br />

die S<strong>ch</strong>üler regelmäßig üben.<br />

Dass si<strong>ch</strong> für die »Stillen Lesezeiten«<br />

kein s<strong>ch</strong>neller messbarer Erfolg<br />

bei der Leseflüssigkeit dokumentieren<br />

lässt, darf indes keinesfalls<br />

zu der Annahme verleiten, <strong>das</strong>s<br />

auf die Lektüre lebensweltnaher<br />

und motivierender Bü<strong>ch</strong>er in der<br />

Leseförderung generell verzi<strong>ch</strong>tet<br />

werden könne. Dagegen spre<strong>ch</strong>en<br />

beispielsweise die positiven Erfahrungen<br />

der Lehrer, die über die Begeisterung<br />

der S<strong>ch</strong>üler im Umgang<br />

mit den Bü<strong>ch</strong>ern beri<strong>ch</strong>ten. Allerdings<br />

rei<strong>ch</strong>t die Fördermaßnahme<br />

offenkundig ni<strong>ch</strong>t aus, um die Leseflüssigkeit<br />

und <strong>das</strong> Textverstehen<br />

si<strong>ch</strong>tbar zu verbessern. Den s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en<br />

Lesern fehlt es ni<strong>ch</strong>t selten an<br />

den mentalen, motivationalen und<br />

kulturellen Voraussetzungen, um<br />

offene Lektürephasen zu genießen<br />

und dabei bereits Bekanntes mit<br />

neuen Erfahrungen zu verglei<strong>ch</strong>en<br />

F o r s c h u n g a k t u e l l<br />

male Leseerziehung auf. Zuglei<strong>ch</strong> skizziert er die<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten Prinzipien und Methoden des strategis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Lesen</strong>s. Der S<strong>ch</strong>werpunkt liegt auf der Förderung<br />

des verstehenden <strong>Lesen</strong>s am Ende der Grunds<strong>ch</strong>ulzeit<br />

und in der beginnenden Sekundarstufe.<br />

Die »Textdetektive«, ein Programm zur Förderung<br />

von Lesestrategien, sind seit 2001 im Einsatz, sie wurden<br />

im Frühjahr 2007 mit dem Deuts<strong>ch</strong>en Innovationspreis<br />

für na<strong>ch</strong>haltige Bildung (zweiter Platz) ausgezei<strong>ch</strong>net.<br />

»<strong>Lesen</strong> kann man lernen« beri<strong>ch</strong>tet über<br />

Studien zur Wirksamkeit des Programms in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>ulformen und Klassenstufen.<br />

und fortzuentwickeln. Um sol<strong>ch</strong>e<br />

habituell-na<strong>ch</strong>haltigen Einstellungen<br />

zum <strong>Lesen</strong> zu entwickeln, müssen<br />

die Viellese-Verfahren vermutli<strong>ch</strong><br />

über einen längeren Zeitraum<br />

praktiziert und in ein System einer<br />

umfassenderen S<strong>ch</strong>ul-Lesekultur<br />

eingebunden werden. ◆<br />

<strong>Lesen</strong> lässt si<strong>ch</strong> trainieren, und im Lese-Tandem geht es<br />

s<strong>ch</strong>neller – S<strong>ch</strong>ülerinnen der Haupt- und Reals<strong>ch</strong>ule Birstein<br />

sammeln ihre eigenen Erfahrungen beim regelmäßigen Training<br />

im Team.<br />

Die Autoren<br />

Daniel Nix, 31, hat in Leipzig und Frankfurt am Main die Fä<strong>ch</strong>er<br />

Deuts<strong>ch</strong> und Sozialkunde für <strong>das</strong> Lehramt an Gymnasien<br />

studiert. Seit Beginn des Fors<strong>ch</strong>ungsprojektes ist er als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Mitarbeiter angestellt und promoviert im Projektrahmen<br />

über Lautlese-Verfahren zur Steigerung der Leseflüssigkeit.<br />

E-Mail: D.Nix@em.uni-frankfurt.de<br />

Carola Rieckmann, M. A., 28, hat in Frankfurt Germanistik,<br />

Psy<strong>ch</strong>ologie und Pädagogik studiert. Sie ist Stipendiatin des<br />

Zentrums für Lehrerbildung und S<strong>ch</strong>ul- und Unterri<strong>ch</strong>tsfors<strong>ch</strong>ung<br />

(ZLF) der Johann Wolfgang Goethe-Universität und<br />

promoviert im Projektrahmen über Viellese-Verfahren zur Steigerung<br />

der Lesekompetenz bei s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Leserinnen und Lesern.<br />

E-Mail: Rieckmann@em.uni-frankfurt.de<br />

Dr. Isabel Trenk-Hinterberger, 32, hat in Brauns<strong>ch</strong>weig und<br />

Frankfurt Psy<strong>ch</strong>ologie studiert und im Berei<strong>ch</strong> der Lesefors<strong>ch</strong>ung<br />

promoviert. Sie ist als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Mitarbeiterin<br />

am Institut für Psy<strong>ch</strong>ologie, Arbeitsberei<strong>ch</strong> Pädagogis<strong>ch</strong>e Psy<strong>ch</strong>ologie,<br />

und im Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt tätig.<br />

Der Artikel ers<strong>ch</strong>ien erstmals in Fors<strong>ch</strong>ung Frankfurt, Wissens<strong>ch</strong>aftsmagazin der Goethe-Universität Frankfurt 3/2007, 25.Jhg. Herausgegeben<br />

Fvom o r s cPräsidenten h u n g F r a nder k f uGoethe-Universität r t 3 / 2 0 0 7 Frankfurt am Main. Redaktion Ulrike Jaspers. Layout s<strong>ch</strong>reiberVIS, Joa<strong>ch</strong>im S<strong>ch</strong>reiber.<br />

Nix, Rieckmann, Trenk-Hinterberger 4<br />

59

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