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Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s<br />

Ausgabe 7 · November 2010<br />

Kein sch öner L and<br />

Impressionen aus dem <strong>Ruhrtal</strong><br />

<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> Internet: www.ergste-<strong>und</strong>-wir.de


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Lo mi auk mol küern!<br />

Lass mich auch mal reden!<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

Die 7. Ausgabe von <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> liegt in veränderter<br />

Form vor Ihnen.<br />

Um allen Bürgern des <strong>Ruhrtal</strong>s <strong>und</strong> der anliegenden<br />

Gemeinden gerecht zu werden, haben wir den Titel in<br />

„<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>“ erweitert.<br />

Ich möchte Sie alle recht herzlich begrüßen <strong>und</strong><br />

ermuntern, eigene Beiträge einzureichen <strong>und</strong> dieses<br />

Bürgermagazin mit Leben zu füllen. <strong>Wir</strong> haben eine<br />

Auflage von über 10.000 Exemplaren gedruckt, die bei<br />

den unten angegebenen Stellen zu erhalten sind.<br />

„<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>“ soll ein Markenzeichen<br />

für Historisches <strong>und</strong> He<strong>im</strong>atk<strong>und</strong>liches sein.<br />

„<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>“ ist eine Bürgerinitiative<br />

zur Förderung des Gemeinwohls. <strong>Wir</strong> wollen damit das<br />

<strong>Wir</strong>-Gefühl unter uns stärken. Abschließend möchte<br />

ich den Autoren, unseren Anzeigenk<strong>und</strong>en, Unterstützern<br />

<strong>und</strong> allen Helfern herzlich danken.<br />

Viel Spaß be<strong>im</strong> Lesen wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Nachfolgend sind die Bezugsorte aufgeführt:<br />

Petra Engmann, Reichshofstr. 75<br />

Lamers Futtermittel, Hagener Straße 124<br />

Weinhaus Gallier, Letmather Str. 1<br />

Fleischerei Lewe, Hüsingstr. 11<br />

Tannen-Apotheke, Villigster Str. 20<br />

Car-Wash-Royal, Klusenweg 10<br />

Edeka Markt, Letmather Str. 124<br />

Edeka Markt, Do-Holzen<br />

Haarstudio A+M , Strangstr. 29, Wandhofen<br />

Rathaus Schwerte, Rathausstr. 31<br />

Sparkasse Schwerte mit allen Zweigstellen<br />

Sparkasse Iserlohn, Zweigstelle Hennen<br />

Volksbank Schwerte mit allen Zweigstellen<br />

Tankstelle Ruhrbrücke Garenfeld<br />

Rewe Hanning, Wilhelmsplatz<br />

Rewe Hannig , Zwischen den Wegen<br />

Sanitätshaus Schnur, Rathausstraße 36a<br />

Gartencenter Augsburg, Hörder Str. 119<br />

Inhalt: Seite<br />

Vorwort, Impressum ........................3<br />

Die Leute auf der Vitzmühle. ..............4 - 6<br />

Stahlwerk <strong>Ergste</strong> .......................8 - 11<br />

Der Alter in der Herz-Jesu-Kirche ........14 - 15<br />

Quo vadis Feldvögel?. ..................18 - 19<br />

Historisches <strong>und</strong> Gegenwärtiges .............23<br />

Was es nicht schon alles gab ................24<br />

Kein schöner Land .....................32 - 34<br />

Segensweg ...............................35<br />

Alles Kappes ..............................42<br />

Rückblick Pannekaukenfest .................44<br />

Im Ruhrkessel. ........................46 - 49<br />

Stolpersteine ............................. 53<br />

Unsere alten Kneipen in <strong>Ergste</strong> ..........56 - 57<br />

Brotkultur. ...............................58<br />

Spaß, Sport <strong>und</strong> Kultur <strong>im</strong> Elsebad ...........63<br />

Der Schwerter Hilweg - B 236 ...........64 - 67<br />

Impressum:<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Verleger:<br />

Friedrich-Wilhelm Vogt<br />

ViSdP, Friedrich-Wilhelm Vogt<br />

Surgstück 13<br />

58239 Schwerte<br />

Tel.: 02304 / 7 03 48<br />

eMail: fw-vogt@versanet.de<br />

Redaktion:<br />

Prof. Helmut Müller, Volker Kranefeld, Friedrich-Wilhelm Vogt,<br />

Arbeitskreis Historisches <strong>Ergste</strong><br />

eMail: info@ergste-<strong>und</strong>-wir.de<br />

Gastautoren Bürgermagazin Nr.7 <strong>im</strong> November 2010:<br />

Ursula u. Dieter Ackermann, Dr. I. Fiedler, Lothar Meißgeier, Heinz<br />

Kranefeld, Thomas Wild, Roswitha Bliese, Ernst Kunert, Jürgen Grewe<br />

Layout <strong>und</strong> Satz: advertising werbung & marketing GmbH<br />

Fotos: Manuela Schwerte, Ralph Bodemer, Oskar C. Neubauer, Bernd<br />

Paulitschke<br />

Druck: Druckhaus Uwe Nolte, Iserlohn<br />

Auflage: 11.000 Stck.<br />

Erscheinen: 2mal jährlich, kostenlos an alle <strong>Ergste</strong>r <strong>und</strong> Villigster-<br />

Haushalte <strong>und</strong> an nebenstehende Bezogsorte<br />

Für Druckfehler übernehmen wir keine Haftung<br />

3


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Die Leute auf der Vitzmühle<br />

von Walter Höher<br />

Dieser Beitrag ist eine von Walter Höher ins Hochdeutsche übertragene<br />

<strong>und</strong> weitererzählte Geschichte des Plattdeutschen Originals von Dr.<br />

Herbert Moeller aus dem He<strong>im</strong>atbuch <strong>Ergste</strong>, 1968, des Titels:.<br />

De Lü op Vitzmüelle<br />

Walter Höher war von 1970 bis 2000 Geschäftsführer des He<strong>im</strong>atvereins<br />

<strong>Ergste</strong> e.V.<br />

Lange Jahre ist es her <strong>und</strong> es hat sich auf dem Bürenbruch zugetragen.<br />

Damals lag die „Berggeschichte“ (allg. für Bürenbruch) noch viel<br />

weiter abseits vom Verkehr als heutzutage. Die Bauern <strong>und</strong> Kötter<br />

(Kleinbauern) hatten wintertags sehr lange Abende. Folglich trafen<br />

sich dann die Alteingesessenen um den r<strong>und</strong>en Tisch <strong>im</strong> <strong>Wir</strong>tshaus Linneweber<br />

an der Schule (frühere einklassige Volksschule Bürenbruch).<br />

Es wurde kräftig einer getrunken. Und wenn die Küërigge (Gespräch,<br />

Geklöne) um Kälber, Schweine <strong>und</strong> Pferde, um Weizenpreise <strong>und</strong> Kartoffelsorten<br />

zu Ende war, dann wurde von alten Zeiten erzählt. Häufig<br />

ging es um die alten Landflächen, die teils schon früher existierten<br />

wie z. B. das „Haieroth“, das „Grävingholt“ <strong>und</strong> um die alte „Vitzmühle<br />

(s.u.). Am besten wusste der alte „Änneckskamp“ in allem Bescheid<br />

(Änneckskamp, hd. Enterichskamp = Spitzname einer der Gebrüder<br />

Halstenberg). Er hatte die alten Geschichten von seinen Vorfahren<br />

übernommen. Gewiss, <strong>im</strong> Laufe der Generationen hatten sich Änderungen<br />

ergeben, aber der alte Kern war noch erhalten geblieben. - Als<br />

nun eines Tages <strong>im</strong> späten Herbst Änneckskamp wieder die Bezeichnung<br />

Vitzmüëlle in seinem Gespräch erwähnte, nahm ihn ein Bauer<br />

– es war wohl der vom „Hachen“ (Bauerngut) be<strong>im</strong> Wort <strong>und</strong> sagte:<br />

„So, Änneckskamp, nun erzähl endlich mal von der Vitzmühle. Gehört<br />

habe ich ja schon viel davon, aber niemand weiß so richtig davon Bescheid.<br />

Ich weiß bloß, dass sie <strong>im</strong> Elsetal unterhalb vom Halstenberg<br />

lag, in der Nähe der Wiese, die heutzutage noch Sagemüëllenwiësche<br />

(Sägemühlenwiese) heißt.<br />

Nun setzte sich Änneckskamp in Positur, goss mit einem Ruck ein<br />

„Kauhauge“ (altes großes Schnapsglas) Schnaps hinunter <strong>und</strong> fing an:<br />

„Ist gut. Was ich euch nun erzähle, ist das, was mein Großvater von der<br />

Vitzmühle erzählt hat; <strong>und</strong> der, der hatte es von seinem Großvater <strong>und</strong><br />

der, der wollte es selbst erlebt haben.“ - Er räusperte sich, spuckte <strong>im</strong><br />

großen Bogen aus <strong>und</strong> dann erzählte er in seiner gemächlichen Art:<br />

„Ja also: Da unten <strong>im</strong> Elsetal, h<strong>und</strong>ert Schritte vom Bach weg auf Bürenbruch<br />

zu <strong>und</strong> ein gutes Stück unterm Halstenberg, da könnt ihr<br />

nun noch einen alten Damm <strong>und</strong> Wälle sehen, wo einstmals die Vitzmühle<br />

gestanden hat. Es war eine großmächtige Sägemühle, die man<br />

ein gutes Stück vom Elsetal als Teich abgesperrt hatte. Hohe Pappeln<br />

umrauschten die uralte Fachwerkmühle <strong>und</strong> hohe Weißdornhecken<br />

standen auf denWällen. Der große Teich w<strong>im</strong>melte nur so von Forellen<br />

<strong>und</strong> in dem Bach konnte man auf drei Fuß Länge ein Dutzend Butterkrebse<br />

rausziehen. Genügend Kühe standen <strong>im</strong> Stall <strong>und</strong> viele fette<br />

Schweine lagen <strong>im</strong> Verschlag. Große Schäferh<strong>und</strong>e bewachten den<br />

Mühlenhof - <strong>und</strong> Tauben gab es mehr als genug.<br />

Der Teich war noch nicht alt zur Zeit des Sägemüllers, von dem ich<br />

erzählen will. Sein Vater hatte ihn erst angelegt. Sie trieben die Sägen<br />

mit Wasser, weil früher das alles <strong>im</strong> Handbetrieb gehen musste. Selbst<br />

dicke Eichen hatten die Sägemühlenknechte mit der Hand zu Brettern<br />

<strong>und</strong> Balken geschnitten. Der Sägemüller war ein Recke von Gestalt <strong>und</strong><br />

hatte Hände wie ein Pannekauken so groß <strong>und</strong> wo er hinpackte, da tat<br />

es weh <strong>und</strong> wo er hinschlug, da wuchs kein Gras mehr. Er war freier<br />

Herr auf freiem Boden <strong>und</strong> niemandem zu Lehen verpflichtet. Einer<br />

seiner Vorfahren war mal für eine gute Kriegstat vom Lehen befreit<br />

worden. Es war auch gut so, weil der jetzt lebende Sägemüller nicht<br />

<strong>zum</strong> Lehensmann taugte, denn er war zu frei in allen Dingen: Seine<br />

4<br />

Virtuelles Bild der Vitz-Mühle<br />

drei Sägeknechte behandelte er bald wie Leibeigene <strong>und</strong> es kam ihm<br />

gar nicht darauf an, sie mit der Peitsche durcheinander zu dreschen.<br />

Ein altes stämmiges Weib machte seinen Haushalt, ansonsten hatte er<br />

keine weibliche Person auf dem Mühlenhof. Er mochte sie nicht leiden,<br />

der Knechte wegen wie er sagte.<br />

Heinrich Brinkholt, so hieß der große Sägemüller, hatte mal eine Frau<br />

gehabt. Sie war ein großes knöcherisches Weib gewesen <strong>und</strong> stammte<br />

aus dem Sauerland. Sie war vor ihrer Verheiratung Haushälterin auf<br />

dem Böckelührschen Hofe gewesen. Ein halbes Jahr waren sie verheiratet;<br />

dann war eines Tages das Weib verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> niemals war<br />

sie wieder zu sehen. Die Knechte <strong>und</strong> die Haushälterin w<strong>und</strong>erten sich<br />

gar nicht. Nicht selten hatten sie nämlich die Frau oben in der Kammer<br />

schreien gehört wenn Brinkhoff sie drosch. Der Sägemüller hatte kein<br />

Wort gesagt als das Weib weg war. Er hatte das „Schweinetreiberlied“<br />

geflötet – das war nämlich sein Lieblingslied. Und damit war für ihn<br />

die Sache erledigt. Der Sägemüller fragte die Bauern, die ihm das Holz<br />

<strong>zum</strong> Sägen brachten, ob sie nicht eine gute Frau für ihn wüssten, seine<br />

erste wäre ihm weggelaufen. Die Bauern kuckten zwar den großen<br />

düsteren Kerl verdutzt an <strong>und</strong> dachten bei sich, dass Brinkholt sicher<br />

kein Geeigneter wäre, aber laut sagten sie zu ihm, dass sie sich umsehen<br />

wollten. - Es dauerte auch nicht lange, da brachte ein Bäüerken<br />

aus Rheinermark seine Base (Kusine) mit, die übrig geblieben war <strong>und</strong><br />

nun die Gelegenheit wahrnahm, um zu einem Kerl zu kommen. Erst<br />

solle sie mal bei Brinkholt Haushälterin sein – die Neue. Danach könne<br />

man ja weiter darüber reden. So wurde es mit Handschlag abgemacht.<br />

Und das große, etwas fette Weib blieb da. Kaum war die Neue drei<br />

Tage in der Mühle, da gab es oben in der Kammer ein großes Geschrei<br />

<strong>und</strong> man hörte unten auf dem Hof das Klätschen von dem Dreschen<br />

auf der fetten Weiberschwarte (Weiberrücken). Dieses Weib war aber<br />

am nächsten Tag nicht etwa verschw<strong>und</strong>en. Im Gegenteil, sie arbeitete<br />

tags darauf viel mehr als am Tag vorher. Das ging eine Weile auch gut,<br />

dann hörten die Knechte das Geschrei schon wieder. Brinkholt flötete,<br />

als man ihm sagte, das Weib wäre nicht mehr da, sein Schweinetreiberlied<br />

<strong>und</strong> sagte nichts dazu. Kein halbes Jahr hatte die Herrlichkeit<br />

gedauert bis das Weib ausgerückt war. - Als das Bäuerken aus Rheinen<br />

wiederkam, fragte ihn der Sägemüller nach der Frau: Sie wäre<br />

weggelaufen, sagte er. Aber das Bäuerken wusste von nichts. Auf der<br />

Rheinermark sei sie nicht angekommen, meinte er.<br />

Da kamen eines Tages Korbflicker auf die Sägemühle. Sie wollten Körbe<br />

flicken <strong>und</strong> außerdem wollten sie von Brinkhoff Weiden kaufen,<br />

um Vorrat zu haben. Die Korbflicker, das waren schwarze Kerle <strong>und</strong><br />

schwarze Weiber, ganze oder halbe Zigeuner - wer weiß es? Sie blie-


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

ben ein paar Tage auf der Mühlenstelle, so<br />

viel hatten sie an Weiden zu schneiden, Bach<br />

rauf <strong>und</strong> Bach runter. Als dann die „Völker“<br />

(allg. für fremdes Volk) nach vier Tagen wieder<br />

abzogen, blieb eine schwarze junge Frau<br />

da <strong>und</strong> zog nicht weiter mit. Der Sägemüller<br />

sagte zu den Knechten, er wolle sie heiraten.<br />

Die aber schüttelten stillschweigend alle den<br />

Kopf. Sie hatten nun bei dem dritten Weib<br />

ihre Bedenken. Sie hatte grelle grüne Augen<br />

<strong>und</strong> war samtbraun von Haut <strong>und</strong> ihre Haare<br />

waren blauschwarz; schlank war sie wie eine<br />

Tanne.<br />

Diesmal schien es mit dem neuen Weib gutzugehen.<br />

Sie war schon bald ein Dreivierteljahr<br />

bei Brinkholt <strong>und</strong> kein einziges Mal hatte das<br />

Gesinde irgendetwas davon gehört, dass der<br />

Müller das junge schwarze Weib misshandelte.<br />

Brinkholt hatte sich auch ganz gewandelt:<br />

Er war fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> verträglich <strong>und</strong> kriegte<br />

keinen Streit mehr mit seinen Knechten <strong>und</strong><br />

kommandierte auch nicht ewig an ihnen rum.<br />

Die Knechte meinten, es sei doch ein wahrer<br />

Segen gewesen, dass das schwarze Weib zur<br />

Mühle gef<strong>und</strong>en hätte. Wenn erst die Sache<br />

mit dem ersten Weib klar sei <strong>und</strong> Brinkholt<br />

diese Schwarze heiraten könne, so meinten<br />

sie, dann sei alles gut, weil sich doch jetzt auf<br />

der Mühle alles gut anlasse.<br />

Als ein Jahr herum war, kamen die schwarzen<br />

„Korbmachersvölker“ zurück <strong>und</strong> hielten<br />

sich eine Woche lang auf der Vitzmühle auf.<br />

Alles war einträchtig <strong>und</strong> als sie abzogen,<br />

gab ihnen der Sägemüller eine Kuh mit. Warum<br />

das geschah, wusste niemand. Wollte<br />

Brinkholt damit dem Zigeunerpack das Weib<br />

abkaufen? Oder war die Kuh ein Schweigegeld?<br />

Vielleicht für etwas, was die schwarzen<br />

Kerle wussten <strong>und</strong> sonst niemand wissen<br />

sollte. Wieder verstrich ein Vierteljahr, ohne<br />

dass was Besonderes geschah <strong>und</strong> alles war<br />

in Ruhe <strong>und</strong> <strong>im</strong> besten Einvernehmen. - Da,<br />

eines Morgens <strong>im</strong> Hochsommer um halb fünf,<br />

gab es ein großes Geschrei auf dem Mühlendamm,<br />

der den großen Teich von Sägemühle<br />

<strong>und</strong> Bach trennte: Ein Weibsbild schrie<br />

grell <strong>und</strong> lang anhaltend auf <strong>und</strong> eine laute<br />

Mannesst<strong>im</strong>me krakeelte dagegen an. Das<br />

Schreien wurde <strong>im</strong>mer lauter <strong>und</strong> greller. Da<br />

stürzten die Sägeknechte aus dem Haus <strong>und</strong><br />

selbst die alte Haushälterin hatte das Schreien<br />

gehört obwohl sie halb taub war <strong>und</strong> kam<br />

aus dem Haus gelaufen. Es war ein gruseliges<br />

Bild, das sich den Leuten der Sägemühle bot:<br />

Der Vitzmüller stand in Hemdsärmeln auf<br />

dem Damm des Teiches mit ganz verzerrtem<br />

Gesicht. Das Haar hing ihm in den Augen <strong>und</strong><br />

er stieß grausige Flüche aus. Drei, vier Meter<br />

vom Damm entfernt schwamm das schwarze<br />

Weib, die Haare voller Schilf <strong>und</strong> es schrie<br />

gottserbärmlich. –<br />

Die Bauern hatten aufmerksam gelauscht<br />

ohne zu unterbrechen. „Trine, en Klaren!“<br />

rief auf einmal Schulte-Fortauwer (Schulte-<br />

Furzufer - Spitzname)). „Meinst du vielleicht,<br />

wenn Änneckskamp am Erzählen ist, wollten<br />

wir verdursten!“ – Das <strong>Wir</strong>tsmädchen beeilte<br />

sich <strong>und</strong> füllte die „Kuhaugen“ wieder mit<br />

klarem Schnaps; Änneckskamp hatte sich<br />

die Pfeife gestopft <strong>und</strong> angesteckt. „Weiter,<br />

erzähl weiter!“ riefen die Bauern. Sie waren<br />

nun sehr neugierig wie es weiterging von der<br />

Vitzmühle. Änneckskamp kippte seinen Klaren<br />

runter, spuckte wieder <strong>im</strong> großen Bogen in<br />

die Stube <strong>und</strong> legte dann wieder los:<br />

„Also, das schwarze Weib schrie <strong>und</strong> jammerte<br />

<strong>zum</strong> Gottserbarmen. Die Sägeknechte hatten<br />

bereits ein langes Brett geholt <strong>und</strong> es zu dem<br />

Weib hin geschoben, das auch schon danach<br />

schnappte. Da richtete sich der Vitzmüller auf<br />

<strong>und</strong> schrie die Knechte an, dass sie das Weib<br />

versaufen lassen sollten. Und er wollte ihnen<br />

das Brett abnehmen <strong>und</strong> wieder zurückziehen.<br />

Nun aber stemmten sich die Mühlenknechte<br />

dagegen, obwohl sie so viel Angst vor<br />

dem Müller hatten. Wie ein Mann stürzten sie<br />

sich auf ihn - nun, wo ein Menschenleben in<br />

Gefahr war. Zwei Mann hielten den Tobenden<br />

fest <strong>und</strong> der dritte zog das junge schwarze<br />

Weib aus dem Wasser. Sie sah aus wie eine<br />

Hexe. Mit wild leuchtenden Augen stand sie<br />

vor dem Vitzmüller <strong>und</strong> schrie <strong>zum</strong> H<strong>im</strong>mel<br />

ihren Fluch, wobei sie die Schwurhand mit<br />

drei Fingern hoch in die Luft reckte.<br />

„Du Vitzmüller bist ein Aas, ein ganz gefährliches<br />

Biest!“, schrie sie. – „Dein Maß ist voll!<br />

Deine beiden ersten Frauen hast du <strong>hier</strong> <strong>im</strong><br />

Mühlenteich ersäuft wie ein paar junge Katzen.<br />

Vorher hast die sie bis aufs Blut drangsaliert.<br />

Ihr unschuldig Blut schreit <strong>zum</strong> H<strong>im</strong>mel,<br />

der dich <strong>und</strong> deine Sippe ausrotten wird.<br />

Kein Stein dieser Mühle soll auf dem anderen<br />

liegen bleiben. Die Stelle der Vitzmühle wird<br />

man nicht mehr kennen <strong>und</strong> der Wind soll<br />

drüber hinweg wehen für alle Zeiten!“ - Den<br />

Knechten fror eine Gänsehaut auf dem Rücken.<br />

Sie hatten vor Entsetzen den Brinkholt<br />

losgelassen. Der hatte sich einen Knüppel vom<br />

Boden aufgehoben <strong>und</strong> stürzte nun mit Wutgebrüll<br />

auf das Weib los, die in ihrer Angst<br />

kehrt gemacht hatte <strong>und</strong> dem Bach zustrebte.<br />

Topographie der Lage <strong>und</strong> der hydrologischen<br />

Gegebenheiten der Vitz-Mühle<br />

Karl-Heinz Thüner<br />

5


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Der Vitzmüller schlug mit dem dicken Knüppel auf sie ein, wo er gerade<br />

hintraf: auf Rücken, Lende, Beine <strong>und</strong> Hacken. Die Frau schrie,<br />

dass es weit durch das Elsetal hallte. In ihrer Not jagte sie davon wie<br />

ein wildes Tier. Der Vitzmüller war aber zu schwer <strong>und</strong> nicht behende<br />

genug, die Frau zu packen. Sie war geschmeidig wie eine Katze, kam so<br />

noch gl<strong>im</strong>pflich davon ab <strong>und</strong> entwich ihm. Der Sägemüller gab - bebend<br />

an allen Knochen - die Jagd auf <strong>und</strong> wandte sich wieder seinem<br />

Hof zu. Kein Knecht war mehr zu sehen <strong>und</strong> die Haushälterin war auch<br />

verschw<strong>und</strong>en. Als die Knechte sahen, dass die Zigeunerin noch einmal<br />

davon abgekommen war, machten sie sich wieder an ihre Arbeit - sie<br />

hatten zu viel Angst vor ihrem Herrn. Doch der sagte nichts, sattelte<br />

sich seinen feurigen Braunen <strong>und</strong> ritt davon, aber in eine andere<br />

Richtung als die, in die das schwarze Weib verschw<strong>und</strong>en war. - Drei<br />

Tage blieb er weg <strong>und</strong> niemand wusste wo er geblieben war. Er nahm<br />

seinen Tageslauf wieder auf <strong>und</strong> verlor kein Wort mehr über das Geschehen<br />

mit dem schwarzbraunen Weib. Doch in der ganzen Gegend<br />

sprach sich die Untat des Vitzmüllers gegenüber der schwarzen Frau<br />

herum. Und auch der Fluch der Zigeunerin kam von M<strong>und</strong> zu M<strong>und</strong><br />

ins Gespräch. In den Spinnstuben auf dem Bürenbruch in Villigst <strong>und</strong><br />

<strong>Ergste</strong> flüsterte man sich zu, dass der Vitzmüller die beiden ersten<br />

Frauen ersäuft haben soll wie junge Katzen. Tauchte der Vitzmüller<br />

irgendwo auf, schwiegen die Leute sofort, die Frauen stießen sich mit<br />

den Ellbogen in die Seite <strong>und</strong> wurden blass. Dieses Gerücht kam auch<br />

dem Gerichtsherrn, dem Grafen von L<strong>im</strong>burg, zu Gehör. Aber der sagte,<br />

dass niemand gegen den Vitzmüller Klage führe - <strong>und</strong> somit habe<br />

er keine Veranlassung, auf das „Altweibergetratsche“ zu hören.<br />

Wieder war ein Jahr ins Land gegangen <strong>und</strong> der Sägemüller war <strong>im</strong>mer<br />

stiller geworden. Die Haushälterin war gestorben <strong>und</strong> einer der Knechte<br />

war auf <strong>und</strong> davon gelaufen; einen neuen fand Brinkholt nicht.<br />

Niemand wollte in die Einsamkeit der anrüchigen Mühle. Die beiden<br />

anderen Sägemühlenknechte waren schon alt, <strong>und</strong> deshalb blieben<br />

sie; sie hätten andernorts auch keine Arbeit mehr gef<strong>und</strong>en.<br />

Unhe<strong>im</strong>lich war es ihnen ja oft genug da unten <strong>im</strong> Elsetal in der stillen<br />

alten Vitzmühle. Gerade in diesem Herbst war alles anders als sonst:<br />

Überall saßen die schwarzen Elstern in dicken Haufen zusammen <strong>und</strong><br />

zwitscherten ganz anders als sonst, so heiser <strong>und</strong> hohl. „Totenvögel“,<br />

sagte der eine Knecht zu dem anderen - <strong>und</strong> dabei machte er ein ganz<br />

banges Gesicht <strong>und</strong> färbte sich weiß um die Nase.<br />

Kurze Zeit danach in einer sausenden Herbstnacht war auf einmal der<br />

H<strong>im</strong>mel rot überm Elsetal. Bis Schwerte, Syburg <strong>und</strong> Grürmannsheide<br />

konnte man den Feuerschein sehen. Von <strong>Ergste</strong> aus sah man sogar über<br />

das „Böckenstück“ rüber von der „Else“ die Flammen hochschlagen.<br />

Die Leute aus den Nachbarsdörfern rückten an zur Hilfe <strong>und</strong> führten<br />

6<br />

Persönliche Recherchen vor Ort von Walter Höher:<br />

Jürgen Hidding (verstorben 2005) hat während seiner Jagdzeit vieles erfahren über<br />

die alten Bürenbrucher „Paohlbürger“ <strong>und</strong> manche Ereignisse, Jagderlebnisse <strong>und</strong><br />

Streiche der Bauern zu Papier gebracht. Hierbei werden auch Namen wie Fitzmüëlle,<br />

Pielenkamp <strong>und</strong> Änneckskamp erwähnt. Ich durfte seine Aufzeichnungen kopieren<br />

<strong>und</strong> erfuhr persönlich von Heinrich Brune manchen Streich der Brüder Halstenberg.<br />

Frau Adam, Tochter des Bauern Hermann Finkhaus (Höfen), erwähnte mir gegenüber<br />

(anlässlich ihres h<strong>und</strong>ertsten Geburtstags (2007) mehrfach die Begriffe Pielenkamp,<br />

Änneckskamp <strong>und</strong> Fitzmüëlle. - Auch Landwirt <strong>und</strong> Bauer Adolf Linneweber wusste<br />

etliches darüber zu berichten.<br />

Nachsatz<br />

Deutungsversuch des Begriffs „Vitz“ <strong>im</strong> Zusammenhang mit „Mühle“<br />

1. Veit, männl. Name aus ahd. Wido (lat. Vitus), einer Kurzform zu Namen die mit witu<br />

„Holz“ (Sägemühle) zusammengesetzt sind. Der große Brockhaus Bd. 12 ( S.67) -<br />

2. viet – a) fließendes Gewässer (auch Bach) - b) fließende Gewässer, die in Gräben<br />

zusammenfließen - c) Hauptwasserzug, in den alle Wetteringen, Gräben etc. zusammenfließen<br />

<strong>und</strong> der mit einem Silo durch den Deich führt (aus Lübben: mittel- <strong>und</strong><br />

mittelniederdt. Hand-WB. 1965)<br />

die uralten hölzernen Handfeuerspritzen mit sich, Als sie aber an der<br />

Vitzmühle endlich um Mitternacht ankamen, gab es nichts mehr zu<br />

helfen. Die Vitzmühle war auf die Gr<strong>und</strong>mauern herunter abgebrannt.<br />

– Als man die Gegend nach den Leuten von der Vitzmühle absuchte,<br />

fand man schließlich den ältesten der beiden Mühlenknechte am Elsebach<br />

sitzen. Er hatte eine Hand voller Steinchen <strong>und</strong> schmiss sie einzeln<br />

in den Bach, dahin, wo dieser einen „Kump“ (Vertiefung) gebildet<br />

hatte. Dabei gr<strong>im</strong>massierte er <strong>im</strong>mer vor sich hin. Die Leute merkten<br />

bald, dass er den Verstand verloren hatte.<br />

Der „Herr vom Halstenberg“ aber nahm den Knecht mit auf seinen Hof,<br />

wo dieser nach einem Jahr verstarb. Aber in diesem Jahr hat der Herr<br />

vom Halstenberg nach allerhand aus dem Alten herausgequetscht: Der<br />

Knecht stotterte von schwarzen Völkern, bei denen auch das schwarze<br />

Weib gewesen wäre. Die wären gegen neun Uhr auf die Fitzmühle<br />

gekommen <strong>und</strong> hätten den Fitzmüller <strong>und</strong> den anderen Knecht in der<br />

Sägekammer eingesperrt <strong>und</strong> die Türen mit dem schweren Holzriegel<br />

zugesperrt. Er (der Knecht) wär hinterm Teich gewesen <strong>und</strong> hätte nach<br />

’ner Fischreuse gesehen <strong>und</strong> sei bloß deshalb den schwarzen „Völkern“<br />

entkommen. Die Schwarzen hätten Feuer gelegt an allen vier Ecken<br />

der Mühle <strong>und</strong> binnen kurzer Zeit wär das Feuer bereits aus dem Dach<br />

geschlagen. Der Sägemüller <strong>und</strong> der Knecht seien in der Mühle mitverbrannt.<br />

Ein Gerücht ging weit ins Land <strong>und</strong> man vermutete, dass<br />

Brinkholt seine beiden ersten Weiber <strong>im</strong> Sägemühlenteich ersäuft<br />

hätte. Auch glaubte man, dass wohl die schwarzen „Völker“ davon<br />

gewusst hätten; <strong>und</strong> man hielt es für ganz sicher, dass einer von den<br />

Korbflickern aus Rache die Mühle angesteckt hätte. Der Knecht habe<br />

es ja auch so erzählt.<br />

Der Bauer von der Rheinermark, der Onkel der zweiten Frau, die ja<br />

auch spurlos verschw<strong>und</strong>en war, habe mit seinem Knecht daraufhin<br />

den Damm durchstochen <strong>und</strong> das Wasser ablaufen lassen. Er habe aber<br />

keine Leiche oder Menschenknochen gef<strong>und</strong>en. In tagelanger Arbeit<br />

habe er dann den Schlamm des Teiches umgegraben, aber gef<strong>und</strong>en<br />

habe man auch nichts. Wieder kam ein neues Gerücht auf, nämlich:<br />

die Leute nähmen nun Partei für den toten Fitzmüller <strong>und</strong> verfluchten<br />

die schwarzen Zigeuner. Jahrelang durften sich keine Zigeuner mehr<br />

<strong>im</strong> Lande sehen lassen. Die Bauern trieben sie mit Dreschflegeln davon.<br />

So blieb es <strong>im</strong>mer unklar, ob der Fitzmüller seine Frauen umgebracht<br />

hat. - Der Fluch aber von dem schwarzen Weib mit den grünen Augen<br />

<strong>und</strong> dem blauschwarzen Haar, der ist in Erfüllung gegangen: Kein<br />

Stein von der Vitzmühle ist auf dem anderen geblieben. Bloß ein alter<br />

Damm <strong>und</strong> die Sägemühlenwiese da unten, wie sie die Leute heute<br />

noch nennen, sind das letzte Zeichen dafür wo die alte Sägemühle<br />

gestanden hat. Und der Wind weht über die Stelle hinweg. - Das El-<br />

sebachtal ist fre<strong>und</strong>lich wie zu allen Zeiten <strong>und</strong><br />

die Talwiesen sind saftig <strong>und</strong> voller Blumen. Blumenübersät<br />

ist auch die Stelle der Vitzmühle. Blumen<br />

überdecken nun den unhe<strong>im</strong>lichen Ort <strong>und</strong><br />

überdecken auch <strong>im</strong>mer mehr die Geschichte von<br />

der alten Sägemühle. Und kaum einer noch kann<br />

davon erzählen.“ Änneckskamp hatte auserzählt<br />

<strong>und</strong> den nächsten Klaren runtergekippt. Auch die<br />

Pfeife war wieder in Brand.– „Ja, so ist es gewesen“,<br />

sagte Pielenkamp, „so hab ich es auch mal<br />

gehört.“ Schulte Fortauwer sagte bloß: „Er war<br />

ein praktischer Kerl. Schade, dass die Vitzmühle<br />

nicht mehr steht; wir brauchten heute nicht mehr<br />

so weit zu fahren, wenn wir Balken <strong>und</strong> Bretter<br />

geschnitten haben wollten.“ – „Ja, <strong>und</strong> den Kerl,<br />

diesen Sägemüller Brinkholt, den hätte ich auch<br />

gerne gekannt, der war sicher auch so lang wie<br />

ich.“ Und dabei lachte er, dass der H<strong>und</strong> unter<br />

dem Stuhl seinen Schwanz einzog; <strong>und</strong> der zwei<br />

Meter hohe Kerl schüttelte sich vor Lachen, dass<br />

die Schultern bebten, die so breit waren wie ein<br />

Kleiderschrank.


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Buchbesprechung<br />

Gosse G. Mol: „Ordnung muss sein“ – Zwangsarbeit in Deutschland 1945, 31 Abbildungen, 92<br />

Seiten, Herausgeber: He<strong>im</strong>atverein Schwerte e. V. 2010, 8,- Euro<br />

Unter dem Lektorat von Alfred Hintz werden die Tagebuchaufzeichnungen des jungen Holländers Gosse Gosses Mol – übersetzt von Dagmar<br />

Henke – über die Zeit von Januar bis Juni 1945 vorgelegt. Er berichtet über seine Zwangsarbeitstätigkeit (mit seinem Bruder) <strong>im</strong> Reichsbahn-Ausbesserungswerk<br />

in Schwerte <strong>und</strong> danach bis zur beginnenden Nachkriegszeit in Westfalen. Vorher oft nur mündlich überlieferte<br />

Geschichte wird <strong>hier</strong> verschriftlicht <strong>und</strong> durch Bilder lebendig, nicht nur bei manchem Schwerter Bürger werden Erinnerungen anschaulich<br />

wachgerufen; die Zeitungsberichte wurden von Uwe Fuhrmann – Vorsitzender des He<strong>im</strong>atvereins – zusammengestellt. Die <strong>im</strong> Folgenden<br />

aus Platzgründen nur wenigen Zitate sollen einen Eindruck von der einfachen, lebendigen Darstellungsweise des Autors vermitteln <strong>und</strong><br />

auch einen (sehr) kleinen Einblick in inhaltliche Aussagen vermitteln.<br />

Ein interessantes, lesenswertes, aber auch kritisch zu hinterfragendes Tagebuch, das <strong>im</strong> Schwerter Buchhandel sowie <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>museum<br />

Schwerte für 8,- Euro erhältlich ist. Dass die Nummerierung der Seiten bis 54 in der Kopfzeile unüblich nicht am Seitenrand<br />

außen erfolgt (wie danach) <strong>und</strong> der Beginn von Kapitel 2 nicht erkennbar ist, beeinträchtigt die Lektüre nicht.<br />

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7


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

von Helmut Müller<br />

Die technologisch/unternehmerischen Hintergründe<br />

seiner Entstehung<br />

Teil 1<br />

Vorbemerkung<br />

Als am 8. August 1918 das Stahlwerk <strong>Ergste</strong>, Heinrich Möller Commanditgesellschaft von<br />

Gustav, Eduard <strong>und</strong> Richard Dörrenberg aus Ründeroth <strong>im</strong> Oberbergischen <strong>und</strong> Heinrich Möller<br />

aus Hagen-Kabel gegründet wurde, geschah dies in einer Zeit, in der die Verhüttung von Eisenerzen,<br />

die Stahlerzeugung <strong>und</strong> Umformung in Halbzeuge in eine neue Phase getreten war. Es<br />

zeichnete sich eine Entwicklung zu hochlegierten Spezialstählen <strong>und</strong> die Umformung zu <strong>im</strong>mer<br />

komplexeren Stahlformen ab.<br />

In den historisch so bedeutsamen Regionen<br />

des Eisen- <strong>und</strong> Stahlgewerbes <strong>im</strong> Märkischen,<br />

<strong>im</strong> Bergischen, <strong>im</strong> Siegenschen, <strong>im</strong> Herzogtum<br />

Wesrfalen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Saynschen wurden sukzessive<br />

die Produktionsstätten geschlossen.<br />

Eine Abwanderung hin zur Kohle, zu den<br />

Eisenbahn- <strong>und</strong> Schifffahrtswegen <strong>und</strong> zu<br />

den Stahl -Handelsmärkten setzte ein.<br />

Ein für Jahrh<strong>und</strong>erte so bedeutsames Gewerbe,<br />

mit allen Phasen innovativer Empirie <strong>und</strong><br />

unternehmerischem Wagemut, Broterwerb<br />

für Viele über Generationen hin, ging zu Ende<br />

oder stieß an die Grenzen der Entwicklungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Ressourcen. Aber alle<br />

modernen Industriegründungen sind ohne<br />

diese historische Phase der Erzverhüttung<br />

<strong>und</strong> Stahlerzeugung nicht vorstellbar.<br />

Will man die Umstände der Gründung des<br />

Stahlwerks <strong>Ergste</strong> verstehen, dann sollte man<br />

das historische Eisen- <strong>und</strong> Stahlgewerbe in<br />

Südwestfalen verstehen <strong>und</strong> seine wegweisende<br />

Geschichte kennen.<br />

Die Gründerfamilie Dörrenberg setzt ihre<br />

unternehmerischen Wurzeln vor 300 Jahren<br />

an. Auch damals war eine Entwicklung zu<br />

frühindustrieller Fertigung durch technologischen<br />

Fortschritt spürbar.<br />

Technikgeschichtlich <strong>und</strong> kulturgeschichtlich<br />

ist es daher angezeigt, die Gründung des<br />

Stahlwerks <strong>Ergste</strong> mit einer Dokumentation<br />

zu beginnen, die ihren Ausgang vor 300 Jahren<br />

n<strong>im</strong>mt.<br />

8<br />

Um die Wende vom 17. <strong>zum</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Das Eisen- <strong>und</strong> Stahlgewerbe in Mark, Berg, dem Herzogtum Westfalen,<br />

Vest Recklinghausen


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Das vor- <strong>und</strong> frühindustrielle Eisen- <strong>und</strong> Stahlgewerbe, seine Lagerstätten, sowie die hüttentechnischen <strong>und</strong> unternehmerischen<br />

Merkmale in einer regionalen Übersicht<br />

Grafschaft Mark<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Die Eisenerzförderung nahm sukzessive ab.<br />

Die Rohstoffbasis für die Erzverhüttung brach zusammen<br />

Der Ursprung der Erzförderung lag bei Valbert a. d. Lister<br />

<strong>und</strong> i. d. Hölle bei S<strong>und</strong>wig, (Felsenmeer)<br />

Das Eisengewerbe war auf fremdes Roheisen angewiesen.<br />

Die Osem<strong>und</strong>-Stahlerzeugung war auf dem Höhepunkt:<br />

Rohstoffbasis für Roheisen lag bei Sayn-Altenkirchen<br />

<strong>und</strong> G<strong>im</strong>born.<br />

Osem<strong>und</strong>stahl war die Werkstoffbasis der Drahterzeugung.<br />

Der Osem<strong>und</strong> wurde zu einem Stahl, der zu Draht hoher<br />

Dichte <strong>und</strong> Elastizität gezogen werden konnte.<br />

Sogn. Müssener-Stahleisen wurde zu Stahldraht gezogen,<br />

Basis für die Nadelfabrikation.<br />

Einführung von Hämmern mit Wasserradantrieb.<br />

Übergang der Osem<strong>und</strong>-Handschmieden zu Hammerschmieden.<br />

Hoheitliche Fabrikordnung (sogn. Osem<strong>und</strong>-Regelement)<br />

für Osem<strong>und</strong>schmieden <strong>und</strong> Drahtrollen seitens der<br />

Herzoglisch-Klevischen-Verwaltung.<br />

Fürstentum Nassau-Siegen<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Bergmännischer Abbau von Erzen mächtiger Lagerstätten.<br />

Herausragende Erzart war der sogn. Stahlstein vom sogn. Stahlberg,<br />

ein Erz mit hohem Mangangehalt.<br />

Förderung des Erzes über Fördermaschinen mit Wasserradantrieb.<br />

Man unterschied <strong>im</strong> Hüttenbetrieb zwischen Stahlhütten <strong>und</strong><br />

Eisenhütten, entsprechend zwischen Rohstahl <strong>und</strong> Roheisen als<br />

Hüttenprodukte.<br />

Siegensche Hüttenprodukte waren von besonderer Qualität <strong>und</strong><br />

wurden deshalb monopolistisch behandelt.<br />

Es existierte eine ökologisch/ökonomische Holzwirtschaft für die<br />

Versorgung mit Holzkohle aus Hauwaldungen.<br />

Herzogtum Westfalen<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Die Eisenerzförderung nahm sukzessive ab. Die Rohstoffbasis für<br />

die Erzverhüttung brach zusammen<br />

Die Erzbasis war die der Grafschft Mark<br />

Eisenerze verwertbarer Zusammensetzung <strong>und</strong> Menge kamen<br />

kaum vor.<br />

Es gab technologisch besonders ausgewiesene Hütten in der Hand<br />

des Adels <strong>und</strong> von Bürgerlichen, wie die Wocklumer Hütte <strong>und</strong> die<br />

Wendener Hütte<br />

Großer<br />

Weihnachtsbaumverkauf<br />

am 11+12. <strong>und</strong><br />

am 18.+19.<br />

Dezember 2010<br />

Herzogtum Berg/Herrschaft G<strong>im</strong>born/Grafschaft Homburg<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Im Bereich der Herrschaft G<strong>im</strong>born <strong>und</strong> der Grafschaft<br />

Homburg erfolgt die Erzförderung nach bergmännischer Art<br />

eines hüttentechnisch annehmbaren Eisenerzes auf wenigen<br />

Gruben.<br />

Die Erzförderung <strong>im</strong> Herzogtum Berg war nicht sehr bedeutend.<br />

Erzvorkommen gab es `in der Kaltenbach`.<br />

Eine Hütte von Bedeutung war <strong>im</strong> Kirchspiel Ründeroth<br />

ansässig<br />

Herausragend war <strong>und</strong> ist <strong>im</strong> Herzogtum Berg die Kleineisenproduktion.<br />

Man beherrschte das Schwert- <strong>und</strong> Messerschmieden,<br />

das Fegen, Härten <strong>und</strong> Schleifen in hoher<br />

Kunst.<br />

Grafschaft Sayn-Altenkirchen<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Region mit einer Anhäufung von hochwertigen Metallen in<br />

den Erzen. Eisenerze waren der Braune Eisenstein <strong>und</strong> der<br />

Stahlstein<br />

Die Roheisenprodukte der Grafschaft Sayn waren Basis für<br />

das Eisengewerbe der Grafschaft Mark (Osem<strong>und</strong>-<strong>Wir</strong>tschaft).<br />

11 Hütten lagen in der Grafschaft, sie wurden gewerkschaftlich<br />

betrieben.<br />

Die besonderen Eigenschaften des Roheisens für den Osem<strong>und</strong>-Prozess<br />

wurde durch besondere Erzmischungen<br />

erreicht.<br />

Die gewerkschaftliche Verfassung (Form der Ordnung der<br />

Betreiber von Hütten) der Gewerke (Hütten) war für die<br />

gedeihliche Entwicklung der Gewerke nicht geeignet. Nur<br />

die hervorragenden Eigenschaften der Erze bewahrten die<br />

Gewerke vor dem Ruin.<br />

9


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Die Anforderungen an die Eisen- <strong>und</strong><br />

Stahlerzeugung in frühindustrieller Zeit<br />

<strong>und</strong> ihre hüttentechnische Entsprechung.<br />

Schmiedbarkeit, Gießbarkeit <strong>und</strong> später<br />

spanlose Formbarkeit waren die alles entscheidenden<br />

Anwendungskriterien für den<br />

Stahl. Dementsprechend versuchte man den<br />

Hüttenprozeß empirisch auszulegen.<br />

Anwendungsanforderungen, Erzbasis <strong>und</strong><br />

Verhüttung waren bis <strong>zum</strong> Auftreten einer<br />

ingenieurwissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten Hüttentechnik<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte ein Spielfeld<br />

für Versuch <strong>und</strong> Irrtum.<br />

Die damalige Erfahrungskette begann mit der<br />

Erkenntnis, dass mit Auftreten der Blasebalgantriebe<br />

über Wasserräder die Temperaturen<br />

bei dem Verhüttungsprozeß in den Stückoder<br />

Masse- oder Floßöfen (Hochöfen) so<br />

ansteigen konnten, dass neben dem damals<br />

bekannten Luppeneisen, einem teigig anfallenden<br />

Eisen hoher Schmiedbarkeit, auch<br />

ein Eisen anfallen konnte, das be<strong>im</strong> Schmieden<br />

zersprang, also unschmiedbar war. Man<br />

nannte dieses Eisen Roheisen (wie heute<br />

noch), behandelte es anfänglich als Schrott,<br />

bis der nächste Schritt der Erfahrungskette<br />

gegangen wurde, das sogn. Frischen. Man<br />

erkannte, dass be<strong>im</strong> Schmelzen des Roheisens<br />

unter Einfluss einer frischen Luftströmung<br />

ein Eisen entstand, das schmiedbar war. Man<br />

hatte den Stahl gef<strong>und</strong>en.<br />

Diese Erfahrungskette legte offen, dass<br />

die Chemie des Prozeßablaufs, nämlich die<br />

Reduktion des Erzes zu Eisen, in der Rast des<br />

Massenofens mit einer Kohlstoffanreicherung<br />

durch die Holzkohlenvergasung gekoppelt<br />

war. Diese Kohlenstoffanreicherung<br />

führte zur Unschmiedbarkeit des Eisens. Das<br />

sogn. Frischen oder Windfrischen führte nun<br />

zur Verbrennung des Kohlenstoffs durch den<br />

Sauerstoff der Luft.<br />

Über dieses Exper<strong>im</strong>entierfeld muss man<br />

Kenntnis haben, wenn man die Historie von<br />

Eisen <strong>und</strong> Stahl begreifen will:<br />

Da waren die in der technologischen Bewertung<br />

unterschiedlichsten Anforderungen.<br />

Da waren die unterschiedlichsten Erze mit<br />

den unterschiedlichsten Verunreinigungen,<br />

etwa: Raseneisenstein, Roteisenstein, Brauneisenstein,<br />

Weißeisenstein (Stahlstein).<br />

Da waren die unterschiedlichsten Ideen <strong>und</strong><br />

konstruktiven Ausformungen zu der Problematik<br />

der Roheisenentkohlung, wie etwa:<br />

Das Anlauffrischen be<strong>im</strong> Osem<strong>und</strong>-Prozeß,<br />

das Frischeschmieden auf Hämmern mit einer<br />

diffizilen Anordnung von Schmelzofen <strong>und</strong><br />

Windführung.<br />

Da war die Verwendung von Schlacke als oxidativer<br />

Zusatz zur Entkohlung <strong>und</strong> zur Oxydation<br />

von Roheisenzusätzen<br />

10<br />

Frühindustrielle Hochofenanlage mit Wasserradantrieb für die Winderzeugung über Blasebälge<br />

Alle diese Verfahren, mündeten letztlich um 1784 <strong>im</strong> Puddelverfahren des Engländers Henry<br />

Cort, womit dann eine neue Epoche der Hüttentechnik begann, die <strong>im</strong> Westen Deutschlands<br />

um 1824 ihre Nachahmung fand <strong>und</strong> mit der Weltausstellung in Paris 1851 das Industriezeitalter<br />

einläutete.<br />

Übersicht über die Stahlherstellung, historisch auch Schweißstahl genannt, in vor- <strong>und</strong><br />

frühindustrieller Zeit


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Winderzeugung über waserradgetriebene<br />

Kolben (rechts) <strong>und</strong> einen dampfgetriebenen<br />

Kolben (links)<br />

Alle diese Epochen der Stahlerzeugung zu<br />

begreifen <strong>und</strong> die kulturellen <strong>und</strong> politischen<br />

Bedingungszusammenhänge einzubeziehen,<br />

macht das Gründungsgeschehen des Stahlwerks<br />

<strong>Ergste</strong> so spannend. In tabellarischer<br />

Fassung werden die Entwicklungsmarken des<br />

Bergbau-, Hütten- <strong>und</strong> Verkehrswesens vor<br />

der Gründung des Stahlwerks <strong>Ergste</strong> aufgezeigt.<br />

Entwicklungszyklen der früh- <strong>und</strong> hochindustrieellen Stahlerzeugung <strong>und</strong> des Verkehrswesens<br />

Entwicklungen <strong>im</strong> Bergbau-, Hütten-, <strong>und</strong> Verkehrswesen<br />

Unsere Aktivitäten von <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>und</strong> dem <strong>Ergste</strong>r Brotmarkt. „Über 25.000<br />

Euro wurden <strong>und</strong> werden dieses Jahr mit Hilfe unserer Förderer gespendet.<br />

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Bauernbrot durch Weizen- <strong>und</strong> Roggensauer <strong>und</strong> eine lange weiche Teigführung.<br />

Es besteht zu 50 % aus Weizenmehl <strong>und</strong> zu 50 % aus Roggenmehl. Während der langen Teigruhe kann sich das Aroma opt<strong>im</strong>al entwickeln.<br />

Abger<strong>und</strong>et wird der Geschmack durch eine kräftige Kruste.<br />

Der Verkauf der Brote findet donnerstags <strong>und</strong> freitags (von 9.30 Uhr – 18.00 Uhr)<br />

<strong>im</strong> Gartencenter Augsburg <strong>und</strong> mittwochs <strong>und</strong> samstags (von 8.30 Uhr – 13.30 Uhr)<br />

vor Askania, Fußgängerzone statt. Ein zusätzlicher Verkauf ist am 12. <strong>und</strong> 13. November<br />

2010 vor dem Edeka-Markt <strong>Ergste</strong>, Letmather Straße.<br />

Insgesamt kam ein Erlös von 800, Eurozusammen, der für den Erhalt<br />

Schwerter Spielplätze gespendet wird. Auf dem Foto sind v.l. Inge Batze<br />

vom <strong>Ergste</strong>r Brotmarkt, Petra Prießnitz von der Sparkasse <strong>und</strong> Kinder,<br />

die ihre Spardosen geleert <strong>und</strong> Kuscheltiere geschenkt bekommen<br />

haben.<br />

<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> spendet 1.00 Euro für Elsebad. Auf dem Foto v.l. Ehepaar<br />

Gertz, Karl-Heinz Afflerbach, Ehepaar Wild, A. Actun, A. Rotthowe <strong>und</strong><br />

C. Gasser<br />

11


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

12<br />

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13


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Vielleicht hat schon einmal jemand aus<br />

dem Leserkreis einen Blick in die seit 1977<br />

bestehende Hennener Herz-Jesu-Kirche<br />

in der Schöneberger Straße geworfen.<br />

Gelegenheiten dazu könnten Familienanlässe<br />

sein (Taufe, Erstkommunion, Firmung, Trauung,<br />

Ehejubiläum, Beerdigung). Der moderne<br />

Baukörper der Kirche lässt auf ein nüchternes<br />

Inneres schließen. Doch dem Eintretenden<br />

fällt sofort der neugotische Altar auf, den er<br />

nicht erwartet hätte. Dieser Altaraufbau ist<br />

<strong>im</strong> Jahr 2010 schon 100 Jahre alt.<br />

Nun gilt es, etwas weiter auszuholen. Als <strong>im</strong><br />

Herbst 1976 der Kirchneubau sich langsam<br />

vollendete, schaute sich der damalige Pastor<br />

Helmut Kintscher mit dem Kirchenvorstand in<br />

einem Magazin der Diözese in Paderborn um.<br />

Sachk<strong>und</strong>iger Mann <strong>im</strong> Team war der in Hennen<br />

ansässige Bildhauer Herbert Lorenz. Man<br />

entdeckte <strong>und</strong> entschied sich für einen alten<br />

Altar, der einst in einer Kirche in Delbrück bei<br />

Paderborn gestanden hatte. Früher standen<br />

solche Hoch-Altäre auf einem Altartisch, der<br />

nun aber fehlte. Der Künstler sah mit geübtem<br />

Auge auch eine alte Kommunionbank,<br />

von der er 6 Elemente später zu einem Sockel<br />

umarbeitete.<br />

In Hennen wurden die 9 Bauelemente in der<br />

alten Kirche „in der Helle“ restauriert. Der<br />

überwiegend grau gestrichene Altar wurde<br />

von Herbert Lorenz in wochenlanger Arbeit<br />

14<br />

Ein 100 Jahre alter Altar ziert die<br />

neue Herz-Jesu-Kirche in Hennen<br />

von Albert Ferber<br />

abgebeizt <strong>und</strong> restauriert. Das edle Holz wurde<br />

sichtbar <strong>und</strong> wieder dezent mit den Farben<br />

rot, blau <strong>und</strong> gold abgesetzt. Nun erst erkannte<br />

man die Schönheit <strong>und</strong> den Wert des<br />

„guten Stücks“.<br />

Die Kirchweihe war am Samstag, dem 2. Juli<br />

1977. Eine große Schar bestaunte den Altar<br />

Die neue Kirche in Hennen<br />

Foto: Albert Ferber<br />

Die alte Kirche „in der Helle“<br />

<strong>und</strong> lobte die harmonische Kombination von<br />

Modernem mit Altem. Bald nach der Weihe<br />

besuchten einige Del-brücker Pfarrgemeindeglieder<br />

die neue Hennener Kirche an der<br />

Schöneberger Straße. Sie konnten nicht verstehen,<br />

dass dieser schöne Altar nach dem 2.<br />

Vatikanischen Konzil <strong>im</strong> Zuge der Kirchenrenovierung<br />

1968/69 aus ihrer Kirche entfernt<br />

worden war. Es wurde ein Abkommen zu<br />

Papier gebracht, wonach der Altar auf ungenannte<br />

Zeit als Leihgabe in der Kirche zu<br />

Hennen verbleibt. Als Eigentum der Kath. Kirchengemeinde<br />

Delbrück darf er jedoch nicht<br />

anderweitiger Verwendung dienen oder gar<br />

veräußert werden.<br />

Der Altar - schon 100 Jahre alt, wieso denn<br />

das ?<br />

Nun fragt sich der Leser mit Recht, wie denn<br />

das Alter von 100 Jahren zustande kommt.<br />

Die Nachforschungen brachten folgendes<br />

zu Tage. Ein Kunstschreiner namens Schröder<br />

aus Nordhagen schuf dieses Neugotische<br />

Werk. Als Marienaltar wurde es <strong>im</strong> Jahre 1910<br />

in der Kath. Kirche St. Johannes Baptist Del-<br />

Blick in die neue Kirche<br />

Foto: Albert Ferber<br />

brück aufgebaut <strong>und</strong> geweiht. In diesem recht<br />

großen Gotteshaus war es der Seitenaltar <strong>im</strong><br />

nördlichen Querschiff (in Blickrichtung gesehen<br />

links), wie alte Bilder zeigen.<br />

Leider ist der Schreiber kein Experte, der eine<br />

fachgerechte Beschreibung geben könnte.<br />

Der Altar misst eine Höhe von ca. 6,5<br />

m <strong>und</strong> der neue Unterbau ist 3,5 m breit.<br />

Viele gotische Elemente best<strong>im</strong>men das Gesamtbild<br />

wie Spitzbögen, Rosetten, Blattornamente,<br />

Türmchen <strong>und</strong> Kreuzblumen. Ein hoher<br />

Baldachin beherrscht die Mitte, links <strong>und</strong><br />

rechts je ein holzgeschnitztes Relief, flankiert<br />

von je einem musizierenden Engel. Die Reliefs<br />

zeigen die Vermählung von Josef <strong>und</strong> Maria<br />

<strong>im</strong> Tempel (li.) sowie Maria <strong>und</strong> Josef <strong>und</strong> in<br />

der Krippe das Kind Jesus (re.).<br />

Die Unterzeilen sind in Latein gehalten:<br />

G e n u i t J o s e p h v i r u m M a r i ä<br />

(Joseph n<strong>im</strong>mt Maria zu seiner Frau)<br />

Et V e r b u m c a r o f a c t u m e s t<br />

(..... <strong>und</strong> das Wort ist Fleisch geworden)<br />

Im Zentrum, unter dem Baldachin, stand ehemals<br />

eine Statue Maria mit Kind. Da die neue<br />

Hennener Kirche - wie die Vorgängerkirche<br />

- eine Herz-Jesu-Kirche sein sollte, fertigte<br />

der Künstler Herbert Lorenz ein Kreuz, welches<br />

anstatt der Madonna <strong>im</strong> Zentrum (unter<br />

dem Baldachin) seinen Platz bekam. Die lebensgroße<br />

Marienstatue wurde an der linken<br />

Choraußenwand auf einem neu gefertigten


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Der Altar m. Unterbau (v.l. gesehen)<br />

rechts: Relief Geburt <strong>und</strong> Maria mit Kind<br />

Foto: AlbertFerber<br />

Sockel platziert. Gern gesehen ist jeder, der<br />

die Kirche wie auch diesen geschichtsträchtigen<br />

Altar einmal besichtigen möchte.<br />

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ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Quo vadis Feldvögel?<br />

Die Feldlerche leidet unter der veränderten<br />

<strong>und</strong> intensivierten Landbewirtschaftung. Sie<br />

braucht Ackerwildkräuter in ihrem Lebensraum.<br />

Foto: Feuerbaum<br />

Dem aufmerksamen Spaziergänger in <strong>Ergste</strong><br />

<strong>und</strong> anderswo ist es sicher aufgefallen, dass<br />

sich <strong>im</strong> Laufe der Jahre die Vogelwelt der<br />

Feldfluren verändert hat. Doch wie es mit<br />

schleichend ablaufenden Prozessen so ist -<br />

es wird erst bemerkt, wenn die Änderungen<br />

schon beträchtlich sind.<br />

Wo sind unsere Lerchen <strong>und</strong> Kiebitze?<br />

Wie dankbar werden doch <strong>im</strong> zeitigen Frühjahr<br />

die ersten blühenden Blumen <strong>und</strong> der Ruf<br />

des Kuckucks begrüßt, <strong>und</strong> wie freut man sich<br />

über die singenden Lerchen <strong>und</strong> die Balzflüge<br />

der Kiebitze <strong>im</strong> blauen H<strong>im</strong>mel über dem<br />

Feld. Doch gerade be<strong>im</strong> Kiebitz <strong>und</strong> der Feldlerche<br />

ist der Rückgang inzwischen für jeden<br />

auffällig. Im Rahmen der kreisweiten Kartierung<br />

haben Mitarbeiter der AGON 2008 <strong>und</strong><br />

2009 auch in <strong>Ergste</strong> kartiert. Das Ergebnis war<br />

ernüchternd. Nur noch an vier Stellen hörten<br />

wir singende Feldlerchen, balzende Kiebitze<br />

sogar nur noch an zwei Stellen. So wie der<br />

Lerche <strong>und</strong> dem Kiebitz geht es auch anderen<br />

Vogelarten der offenen <strong>und</strong> halboffenen<br />

Feldfluren. Rebhuhn, Grauammer, Kuckuck,<br />

Haubenlerche <strong>und</strong> Wiesenpieper sind bei uns<br />

bereits verschw<strong>und</strong>en. Kiebitz, Feldlerche <strong>und</strong><br />

Schafstelze werden vermutlich folgen.<br />

Veränderte Lebensräume<br />

Der Gr<strong>und</strong> für den rapiden Rückgang ist für<br />

die meisten Arten der Feldfluren offensichtlich.<br />

Die Lebensräume <strong>und</strong> damit die Lebensbedingungen<br />

haben sich drastisch verändert.<br />

Bis zur Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts waren<br />

Feldlerche & Co. <strong>hier</strong> gut vertreten. Doch dann<br />

setzte unter dem Druck der Märkte <strong>und</strong> der<br />

Fördertöpfe eine Bewirtschaftung der Felder<br />

mit <strong>im</strong>mer größeren Maschinen, neuen <strong>und</strong><br />

effektiveren Düngemitteln, Herbiziden <strong>und</strong><br />

Insektiziden ein. Aus Feldern wurden Produktionsflächen<br />

mit dem Zwang, <strong>im</strong>mer mehr mit<br />

18<br />

von Dieter <strong>und</strong> Ursula Ackermann<br />

<strong>im</strong>mer weniger Kosten zu produzieren. Dem<br />

Ziel entsprach auch eine Flurbereinigung in<br />

den 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahren, die die Landschaft<br />

buchstäblich von natürlichen <strong>und</strong><br />

naturnahen Elementen bereinigte. Feldraine<br />

verschwanden, Hecken wurden gerodet,<br />

Bäche begradigt oder sogar verrohrt, Siepen<br />

<strong>und</strong> Tümpel wurden mit Hausmüll zugekippt<br />

<strong>und</strong> planiert, Wiesen <strong>und</strong> Weiden per Dränage<br />

entwässert. Alle Bemühungen dienten dem<br />

Ziel, möglichst große, durchgehende Flächen<br />

für die Agrarproduktion zu schaffen. Die Natur<br />

spielte bei den Überlegungen keine Rolle,<br />

sie war nur Hindernis. Wer damals vor den<br />

Folgen warnte, galt als „grüner Spinner“.<br />

Die Vögel reagierten<br />

Nun versucht zwar die Natur aus jeder neuen<br />

Situation stets da Beste zu machen – aber<br />

die Folgen waren unausweichlich. Erst verschwanden<br />

die Feldblumen <strong>und</strong> Wildkräuter,<br />

dann größere Insekten <strong>und</strong> schließlich gab<br />

Der Kiebitz brütete traditionell auf Feuchtwiesen.<br />

Bei uns hat er sich auf <strong>im</strong> Frühjahr noch<br />

unbestellte Maisäcker umgestellt. Wichtig ist<br />

die gute R<strong>und</strong>umsicht. Foto: Ackermann<br />

eine Vogelart nach der anderen die angestammte<br />

He<strong>im</strong>at auf. Es mangelte an artgemäßer<br />

Nahrung <strong>und</strong> an Brutplätzen. Nur die<br />

Nistplatzbindung der Vögel verhinderte ein<br />

sofortiges Wegbleiben. Die Feldlerchen <strong>und</strong><br />

Kiebitze kamen <strong>im</strong>mer wieder, konnten aber<br />

nur noch selten eine erfolgreiche Brut aufziehen.<br />

Das geht in der Regel so lange, bis die<br />

Vögel mit ihrer Bindung an die ehemaligen<br />

Nistplätze sterben.<br />

Der Kiebitz hat sich umgestellt<br />

Kiebitze leben naturgemäß auf feuchten bis<br />

nassen Grünländern mit weiter Übersicht.<br />

Wer in die Niederlande fährt, kann das <strong>im</strong>mer<br />

wieder beobachten. Die nassen Wiesen sind<br />

aber bei uns mit ganz wenigen Ausnahmen<br />

verschw<strong>und</strong>en. Im Elsebachtal gibt es noch<br />

kleinere Feuchtwiesen bzw. Weiden. Sie taugen<br />

für den Kiebitz aber nicht, da die Wald-<br />

Das Kiebitzgelege besteht fast <strong>im</strong>mer aus 4<br />

Eiern. Ein richtiges Nest wird nicht gebaut.<br />

Es reicht eine mit der Brust gedrückte Mulde<br />

<strong>im</strong> alten Gras oder vorjährigen Stroh. Foto:<br />

Ackermann<br />

ränder zu nah stehen. Erstaunlicher Weise<br />

orientieren sich Kiebitze inzwischen aber anders.<br />

Wenn sie <strong>im</strong> März oder April aus dem<br />

Winterquartier kommen, versuchen sie <strong>im</strong><br />

Wintergetreide oder auf Maisäckern ihre Nester<br />

zu bauen. Ke<strong>im</strong>ender Mais ist bekanntlich<br />

frostempfindlich. Deshalb werden Maisäcker<br />

relativ spät eingesät. Auf noch kahlen Äckern<br />

haben Kiebitze die notwendige Übersicht, die<br />

es erlaubt, bei Gefahr früh genug aufzufliegen,<br />

so dass der genaue Neststandort kaum<br />

gef<strong>und</strong>en werden kann. Das Nest besteht eigentlich<br />

nur aus einer Mulde, in der die vier<br />

grünbraunen Eier perfekt getarnt liegen. Leider<br />

kommt aber bald der Bauer, bestellt sein<br />

Feld <strong>und</strong> pflügt entweder die Eier oder die in<br />

einer Vertiefung geduckt liegenden Jungvögel<br />

unter. Er hat auch gar keine Möglichkeit,<br />

vom Schleppersitz aus das Nest oder die Jungen<br />

überhaupt zu sehen. So entspricht eine<br />

erfolgreiche Kiebitzbrut etwa einem Lotteriegewinn.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, dass der Kiebitz wie die<br />

Feldlerche <strong>hier</strong> langsam ausstirbt.<br />

Kann man denn nichts dagegen tun?<br />

Nach den Naturschutzverbänden haben auch<br />

die Behörden inzwischen das enorme Ausmaß<br />

des Vogelsterbens erkannt. Schließlich<br />

sind die Roten Listen der bedrohten Arten<br />

von Mal zu Mal <strong>im</strong>mer länger geworden. Der<br />

Landschaftsplan für Schwerte, seit November<br />

Das Kiebitznest wurde auf die frisch gepflügte<br />

Fläche umgesetzt. Das Weibchen brütet<br />

weiter, obwohl der schwere Pflug dicht vorbei<br />

kommt. Foto: Ackermann


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1998 rechtskräftig, hat wieder mehr Hecken,<br />

Baumreihen, Raine in die ausgeräumte Landschaft<br />

gebracht. Das kam sowohl dem Neuntöter,<br />

dem Feldsperling als auch der Goldammer<br />

zugute, also Vögeln der halboffenen<br />

Agrarlandschaften.<br />

Die sogenannten Offenlandarten haben es<br />

<strong>hier</strong> nach wie vor schwer. Inzwischen sind<br />

endlich Schutzmaßnahmen angelaufen – allerdings<br />

in der Hellwegbörde, wo es noch<br />

nennenswerte <strong>und</strong> stabile Kiebitzpopulationen<br />

gibt. Das ist auch sinnvoll, denn wenn<br />

die Bruterfolge sich dort wieder einstellen,<br />

könnte sich der Kiebitz von diesen Zentren<br />

aus wieder ausbreiten. Als besonders wirksame<br />

Maßnahme hat sich erwiesen, Flächen von<br />

mindestens 1 ha Größe nur <strong>im</strong> Februar einmal<br />

zu pflügen <strong>und</strong> zu grubbern <strong>und</strong> nicht weiter<br />

zu bestellen. Der dann vegetationsarme<br />

braune Boden sagt dem Kiebitz zu, die Erfahrungen<br />

damit sind gut. Alternativ lassen sich<br />

„Kiebitz- <strong>und</strong> Lerchenfenster“ in Äckern anlegen,<br />

die bei der Feldbestellung nicht eingesät<br />

<strong>und</strong> nachher nicht weiter bearbeitet werden.<br />

Für Lerchen reichen zwar zwei Fenster von je<br />

20-30 Quadratmeter pro Hektar, für Kiebitze<br />

müsste ein Fenster aber mindestens ein Morgen<br />

groß sein. Diese Maßnahmen kosten Geld.<br />

Bei uns schon ausgestorben: Die Haubenlerche.<br />

Foto: Ackermann<br />

Dem Bauern müssen schließlich die Produktionsausfälle<br />

ersetzt werden.<br />

Erfolgloser Versuch<br />

Als wir Anfang April 2009 zwei balzende<br />

Kiebitzpaare vom Bürenbrucher Weg aus<br />

bemerkten, suchten wir auf dem noch nicht<br />

bestellten Maisacker nach <strong>und</strong> fanden <strong>zum</strong>indest<br />

ein Nest mit vier Eiern. Auf der einförmigen<br />

Fläche markierten wir die Lage mit<br />

vier dünnen Stangen <strong>und</strong> sprachen mit dem<br />

Bauern. Am Ostermontag begann er zu pflügen<br />

<strong>und</strong> informierte uns. Kurz vor dem Pflug<br />

setzten wir das Nest um etwa 10 m weiter<br />

auf den bereits gepflügten Acker. Während<br />

der Bauer weiter arbeitete, erk<strong>und</strong>ete das<br />

Kiebitzweibchen die Lage, stellte sich auch<br />

schließlich 1 m entfernt vom Nest auf, konnte<br />

sich aber nicht entschließen, sich auf die Eier<br />

zu setzen.<br />

Da die ursprüngliche Stelle inzwischen auch<br />

gepflügt war, konnte auch das Nest zurückgesetzt<br />

werden. Trotz des nun völlig veränderten<br />

Untergr<strong>und</strong>es <strong>und</strong> obwohl der schwere<br />

Ackerschlepper mit Pflug <strong>und</strong> Scheibenegge<br />

nur wenige Meter entfernt <strong>im</strong>mer wieder vorbei<br />

fuhr, setzte sich das Weibchen nach kurzer<br />

Prüfung sofort wieder auf die Eier, während<br />

das Männchen etwa 10 m entfernt zuschaute.<br />

Be<strong>im</strong> nächsten Bearbeitungsschritt des Ackers<br />

hätte die Prozedur wiederholt werden müssen.<br />

Soweit kam es aber nicht. Wenige Tage<br />

später war das Nest leer. Rabenkrähen hatten<br />

das nun auf dem veränderten Boden leicht<br />

erkennbare Nest wohl gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> geplündert.<br />

2010 sind die Kiebitze nicht wieder gekommen.<br />

Fenster für die Lerche<br />

Mit dem Verschwinden der Kiebitze werden<br />

wir uns leider abfinden müssen. Mit gutem<br />

Willen könnte man aber etwas für Feldlerchen<br />

<strong>und</strong> Schafstelzen tun. Die oben schon<br />

Bei uns schon ausgestorben: Die Grauammer.<br />

Foto: Ackermann<br />

genannten Lerchenfenster nehmen nur eine<br />

geringe Fläche ein. Zur Anlage wird einfach<br />

zwe<strong>im</strong>al pro Hektar die Sämaschine für einige<br />

Meter angehoben <strong>und</strong> abgestellt. Das Ministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Verbraucherschutz NRW vergütet<br />

pro angelegtes Lerchenfenster 10 EURO. Betriebe<br />

können sich bis zu 50 solcher Fenster<br />

fördern lassen.<br />

Allerdings muss ein Förderantrag gestellt<br />

werden, um an das Geld zu kommen. Dieses<br />

bürokratische Hemmnis ist es wohl, das manchen<br />

Landwirt davon abhält, mit<strong>zum</strong>achen.<br />

Ein Landwirt aus Bönen hatte angesichts<br />

wachsender Papierflut erklärt, dass er <strong>und</strong><br />

einige Kollegen 20 – 30 Fenster ohne Förderung<br />

anlegen wollten. Im vergangenen Jahr<br />

hatte man in NRW mit 1000 Lerchenfenstern<br />

gerechnet. 9000 sind es schließlich geworden.<br />

Da soll niemand sagen, dass Bauern<br />

kein Herz für die Natur haben. Was in Bönen<br />

ohne Förderung geht, sollte das in <strong>Ergste</strong><br />

<strong>und</strong> Schwerte nicht auch möglich sein - mit<br />

oder ohne Förderung? Anträge gibt es bei<br />

der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft,<br />

Tel. 0251/4175148 oder <strong>zum</strong> Herunterladen<br />

von www.stiftung-westfaelische-kulturlandschaft.de<br />

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ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Die „100-Jahrfeier“ ist längst verklungen, aber<br />

noch lange nicht vergessen.<br />

Es gibt Tage <strong>und</strong> Momente, da wird die Erinnerung<br />

<strong>im</strong>mer wieder wach. Nun sind schon wieder 5 Jahre<br />

vergangen <strong>und</strong> die Volksbühne hat mit ihren Aufführungen<br />

schon viel Freude bereitet <strong>und</strong> wird es<br />

auch weiterhin beibehalten.<br />

Welche Laienspielgruppe in unserer Umgebung<br />

kann dieses überbieten?<br />

<strong>Wir</strong> – die Volksbühne – sind sehr stolz, dass wir<br />

<strong>im</strong>mer wieder unsere Zuschauer erfreuen können;<br />

denn die fast <strong>im</strong>mer ausverkauften Vorstellungen<br />

sind der Beweis <strong>und</strong> das macht uns glücklich <strong>und</strong><br />

stark für neue Ziele.<br />

Ein Rückblick an den Anfang der damaligen Gruppe,<br />

die sich „Dramatischer Dilettantenverein Hohenzollern“<br />

nannte hat heute noch Bedeutung.<br />

Später nannten wir uns „Volksbühne <strong>Ergste</strong> 1905“!<br />

Durch unermüdlichen Einsatz uns viel Arbeit – vor<br />

<strong>und</strong> hinter der Bühne – ist es uns gelungen, den<br />

Verein <strong>im</strong>mer weiter auszubauen, bis <strong>zum</strong> heutigen<br />

Tage.<br />

Historisches <strong>und</strong> Gegenwärtiges<br />

105 Jahre Volksbühne <strong>Ergste</strong><br />

Immer kommen junge Menschen zur Volksbühne<br />

die Lust am Laienspiel haben oder sich anderweitig<br />

betätigen wollen. Eigentlich sind sie unser<br />

kostbarster Besitz; denn ein Verein ohne Nachwuchs<br />

ist <strong>zum</strong> Eintrocknen verurteilt.<br />

<strong>Wir</strong> wollen keine Vorschusslorbeeren verteilen,<br />

aber wir wollen uns freuen, dass sie da sind, <strong>und</strong><br />

neue Interessenten sind uns <strong>im</strong>mer herzlich willkommen.<br />

Blicken wir also auf eine glückliche Zukunft unserer<br />

Junioren, eine Zukunft, die auch die unsere<br />

ist.<br />

PS:<br />

unser neues Stück heißt: „Schöne Ferien“, eine<br />

Komödie in 3 Akten<br />

Termine:<br />

Premiere in <strong>Ergste</strong>:<br />

06.11.10 / 19.30 Uhr<br />

2. Vorstellung in <strong>Ergste</strong>:<br />

13.11.10 / 20.00 Uhr<br />

3. Vorstellung in Schwerte<br />

20.11.10 / 20.00 Uhr<br />

4. Vorstellung in Schwerte<br />

21.11.10 / 16.00 Uhr<br />

ab 14.30 Uhr Verkauf von Kaffee <strong>und</strong> Kuchen<br />

Kinderarmut ein Thema, dass uns<br />

seit längerer Zeit begleitet,<br />

wird <strong>im</strong>mer größer.<br />

von Heidi Wenniges<br />

Waren es noch vor fünf Jahren 78 Kinder so<br />

sind es inzwischen 328 Kinder, die durch unser<br />

Projekt „Kinderarmut in Schwerte“ täglich ein<br />

warmes Mittagessen in den Schulen <strong>und</strong> Kindertageseinrichtungen<br />

erhalten.<br />

<strong>Wir</strong> unterstützen mit der Hälfte des Betrages<br />

- ein Monat kostet ca. 50,00 € pro Kind - die<br />

bedürftigen Kinder.<br />

Das Geld geht direkt an die Einrichtungen, damit<br />

es auch wirklich bei den Kindern ankommt.<br />

Die Leiter der Einrichtungen bestätigen uns<br />

schriftlich die ordnungsgemäße Verwendung<br />

des Geldes. Sie können also sicher sein, dass das<br />

Geld an die richtige Adresse kommt.<br />

Uns ist es wichtig, dass Kinder aus sozial schwachen<br />

Familien mit ihren Kindergarten- oder<br />

Schulkameraden zusammen am Mittagstisch<br />

teilnehmen können.<br />

Weiter sind wir der Meinung, das ein ausgewogenes<br />

Mittagessen mit Obst <strong>und</strong> Gemüse zur<br />

Ges<strong>und</strong>erhaltung der Kinder beiträgt.<br />

Nur durch Spenden aus der Bevölkerung sind<br />

wir in der Lage das Projekt aufrecht zu erhalten.<br />

So sind wir - <strong>zum</strong> Beispiel - dem <strong>Ergste</strong>r<br />

Brotmarkt - sehr dankbar, dass wir seit fast<br />

fünf Jahren beständig von ihm unterstützt<br />

werden.<br />

Tragen auch Sie dazu bei, dass Kinder aus sozial<br />

schwachen Familien täglich ein warmes Mittagessen<br />

erhalten.<br />

Bankverbindung:<br />

Sozialdienst Katholischer Frauen<br />

Konto: 14290<br />

BLZ: 441 524 90<br />

Stadtsparkasse Schwerte<br />

„Kinderarmut“<br />

Spendenquittung möglich<br />

23


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Fortsetzung von Heft Nr. 6<br />

Die Standseilbahn Hohensyburg.*<br />

Nachdem die Fahrgäste die Bergbahn am<br />

Talbahnhof „Dickehage“ verlassen hatten,<br />

konnten sie in einem kleinen schlichten Fachwerkbau<br />

eine Fahrkarte lösen, um mit der<br />

Standseilbahn die Hohensyburg zu erreichen.<br />

Nach der Abfahrt passierte die Bahn eine Wegeunterführung,<br />

überquerte in ungefähr der<br />

Mitte der Fahrstrecke eine Sandsteinbrücke<br />

<strong>und</strong> erreichte kurz danach die ca. 60m lange<br />

Ausweiche, auf deren zweitem Gleis der von<br />

der Bergstation kommende Wagen an dem<br />

bergwärts fahrenden Wagen vorbei fuhr.<br />

Nach 4 Minuten Fahrzeit fuhr der Wagen in<br />

die hölzerne Vorhalle des aus Rurhrsandstein<br />

gebauten Bergbahnhofes „Hohensyburg“ ein.<br />

Wie groß das Interesse der Bevölkerung war,<br />

beweist schon allein die Tatsache, dass am<br />

ersten Sonntag, dem 20.09.1903, zweitausend<br />

Fahrgäste gezählt wurden, die die Sehenswürdigkeiten<br />

der Hohensyburg <strong>und</strong> seiner<br />

Umgebung sehen wollten. Die Standseilbahn<br />

überwand auf einer Strecke von 445m einen<br />

Höhenunterschied von 93m bei einer min<strong>im</strong>alen<br />

Steigung von 15,5% <strong>und</strong> einer max<strong>im</strong>alen<br />

von 31,6%. Die Spurbreite war die gleiche wie<br />

bei der Straßen- <strong>und</strong> Bergbahn, also 1m. Die<br />

Gleise waren durch eingemauerte Bolzen <strong>im</strong><br />

Untergr<strong>und</strong> gegen Verrutschen gesichert <strong>und</strong><br />

hatten ein besonderes Profil, bedingt durch<br />

die erforderlichen Schienenbremsen, die <strong>im</strong><br />

Falle be<strong>im</strong> Reißen des Seiles sich mit starken<br />

Klammern in die Schienen einkrallten. Das<br />

So ähnlich haben die Wagen ausgesehen. **<br />

24<br />

Was es nicht schon alles gab.<br />

von Lothar Meißgeier<br />

Zugseil, welches den Wagen bewegte, hatte<br />

einen Durchmesser von 25 mm <strong>und</strong> bestand<br />

aus 10 gedrehten Patentgussstahldrähten. Es<br />

hatte die zehnfache Zugkraft der eigentlich<br />

notwendigen.<br />

Das Bergbahnpersonal bestand aus einem<br />

Bahnmeister, einem Kontrolleur <strong>und</strong> zwei Maschinisten.<br />

Die Verständigung zwischen dem<br />

Tal- <strong>und</strong> Bergbahnhof erfolgte per Telefon.<br />

Die Strecke war zusätzlich gesichert durch<br />

Kontakte. Fuhr der Wagen in den Bahnhof<br />

ein <strong>und</strong> berührte den ersten Kontakt, hieß<br />

das akustische Zeichen für den Maschinisten,<br />

„der Wagen ist kurz vor dem Ziel“. Der zweite<br />

Kontakt, „Wagen langsam fahren“ <strong>und</strong> be<strong>im</strong><br />

Ertönen des Dritten, „Wagen halt.“<br />

Oben <strong>im</strong> Bergbahnhof befanden sich die elektrischen<br />

Kraftmotore mit 500 Volt Spannung,<br />

welche die Drahtseile über eine Transmissionsanlage<br />

bewegten.<br />

Der Bergbahnhof.<br />

Ferner war <strong>hier</strong> eine Accumulatorenbatterie<br />

einer Hagener Firma untergebracht, die für<br />

die Beleuchtung des Bahnhofes <strong>und</strong> des Berggasthofes<br />

Wullf sorgte.<br />

Die terrassenförmig mit einem Holzaufbau<br />

gebauten Wagen hatte eine Firma aus Sachsen<br />

geliefert.<br />

Die bergwertige Seite war durch eine stabile<br />

hölzerne Wand abgeschlossen, während <strong>im</strong><br />

Innern der Raum durch Querwände in vier<br />

Abteile zu je 10 Sitzplätze geteilt war. Der<br />

Aufenthalt auf der Plattform war während<br />

der Fahrt nicht gestattet, die Türen waren<br />

verschlossen <strong>und</strong> sie ließen sich erst bei völligem<br />

Stillstand öffnen. Eines der vier Abteile<br />

war übrigens als „Raucherabteil“ ausgewiesen.<br />

Von wegen Rauchverbot!! Von den Fahrgästen<br />

wurden die Abteile als zu eng <strong>und</strong> zu<br />

geschlossen empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> man forderte<br />

die Holzwände durch Glas zu ersetzen, um<br />

während der Fahrt die herrliche Aussicht zu<br />

genießen. Dem Wunsch kam man durch Umbauten<br />

teilweise nach.<br />

Vom 1. Mai bis 30. September verkehrte die<br />

Bahn planmäßig, <strong>im</strong> Oktober nur bei Bedarf.<br />

Bei großem Andrang <strong>im</strong> Sommer wurden auch<br />

schon mal Zwischenfahrten eingeschoben.<br />

Mit dem Aufkommen des Autos nahm die Bedeutung<br />

der Standseilbahn ab.<br />

Viele Hohensyburg Besucher gingen um das<br />

Fahrgeld zu sparen, vom Talbahnhof neben<br />

der Fahrspur den Berg hinauf, so dass mit<br />

der Zeit ein wilder Fußweg entstand <strong>und</strong> der<br />

Fahrbetrieb oft durch Fußgänger behindert<br />

wurde. Der erste Weltkrieg mit seinen Folgen<br />

führte schließlich dazu, dass die Bergbahn<br />

<strong>und</strong> die Kreisbahn Schwerte – Westhofen auf<br />

Beschluss des Hörder Kreistages ( Westhofen<br />

gehörte damals <strong>zum</strong> Kreis Hörde ) vom<br />

14.Februar 1923 endgültig still gelegt wurde.<br />

Wegen der hohen Schrottpreise wurde auch<br />

gleich mit dem Abbau der Bahnanlagen <strong>und</strong><br />

der Oberbauten begonnen. Einige Relikte der<br />

Bergbahn <strong>und</strong> der Kreisbahn sind <strong>zum</strong> Teil<br />

noch viele Jahre später bzw. heute noch zu<br />

sehen. Zum Beispiel das Gebäude des Bergbahnhofes<br />

wurde erst <strong>im</strong> Jahr 1984, obwohl<br />

unter Denkmalschutz stehend, von der Stadt<br />

Dortm<strong>und</strong> abgerissen. Heute würde, da sind<br />

sich viele einig, die Standseilbahn eine der Attraktionen<br />

an der Ruhr sein. Aber wie heißt es<br />

so schön: Es war einmal.<br />

* Veröffentlichungen K. H. Landskröner u. B.<br />

Seebach<br />

** Meyers Lexikon Band 2 Ausg. 1925<br />

Die Dortm<strong>und</strong>er Verkehrsbetriebe<br />

Foto: Sammlung L.Meißgeier


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Bei nicht verschuldetem Kfz-Unfallschaden<br />

Achtgeben be<strong>im</strong> Gutachten – keinen Euro<br />

verschenken<br />

BVSK-Sachverständigenbüro Wagener GbR gibt Tipps,<br />

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Immer öfter kürzen die regulierenden Versicherungen<br />

aus verschiedenen Gründen die veranschlagte Schadenhöhe<br />

um etwa 10 - 20%. Das muss nicht sein, sagt<br />

der B<strong>und</strong>esverband der freiberufliche <strong>und</strong> unabhängigen<br />

Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen (BVSK).<br />

Der BVSK, darauf weist auch das örtliche Sachverständigenbüro<br />

Wagener GbR hin, hilft mit dem sogenannten 100%-<br />

Gutachten, auch einen h<strong>und</strong>ertprozentigen Schadenersatz zu<br />

bekommen.<br />

Das gelte auch bei geringfügigen Beträgen. Wie wird das erreicht?<br />

26<br />

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Zum Beispiel durch eine ausführliche Bearbeitung <strong>und</strong> Dokumentation<br />

des Schadens.Verweist die regulierende Versicherung<br />

auf vermeintlich günstigere Fachwerkstätten, kontert der<br />

BVS so: Geschädigte haben Anspruch darauf, das Fahrzeug<br />

in einer fabrikatsgeb<strong>und</strong>enen Werkstatt <strong>und</strong> in einer ihres Vertrauens<br />

reparieren zu lassen. Das gelte besonders für geleaste<br />

oder finanzierte Fahrzeuge, die wegen besonderer Garantiebedingungen<br />

oft gar nicht in einer fabrikatsfremden bzw. vermeintlich<br />

billigen Werkstatt instand gesetzt werden dürfen, da<br />

das mit dem Verlust von Garantieleistungen durch den Fahrzeughersteller<br />

verb<strong>und</strong>en sein könne oder aber den Wert des<br />

Fahrzeugs spürbar senke.<br />

Oft wird <strong>zum</strong> Beispiel der Schaden nicht oder nur unzureichend<br />

erfasst – die BVSK-Gutachter tun dies dagegen ausführlich <strong>und</strong><br />

in individuellen Texten. Der unabhängige Gutachter des BVSK<br />

ermittelt den Restwert gemäß BGH-Rechtsprechung am allgemeinen<br />

Markt.<br />

In manchem Gutachten-Detail steckt der Teufel: <strong>Wir</strong>d etwa die<br />

Wiederbeschaffungsdauer des Fahrzeugs allein in Werktagen<br />

angegeben, legen die BVSK-Gutachter Wert auf die Auflistung<br />

in Kalendertagen (für die Wiederbeschaffung) <strong>und</strong> in Arbeitstagen<br />

(für die Reparatur). Ferner schlüsselt der BVSK die erforderlichen<br />

Reparaturkosten vollständig <strong>und</strong> inklusive der Umbaukosten<br />

(auch bei Sonderfahrzeugen wie Taxen) auf. Viele<br />

Gutachten vernachlässigen etwa die Verbringungs- <strong>und</strong> Umbaukosten<br />

oder die An- <strong>und</strong> Abmeldekosten.<br />

Ein wichtiger Punkt ist auch die Wertminderung. Oft verlieren<br />

Fahrzeugbesitzer unnötig Geld <strong>im</strong> vierstelligen Bereich, weil<br />

sie die Wertminderung nicht durch einen unabhängigen Gutachter<br />

feststellen lassen <strong>und</strong> einfordern. Auch bei Fahrzeugen,<br />

die älter als fünf Jahre sind, kann noch eine Wertminderung<br />

eintreten.<br />

Steht das Fahrzeug wegen des Unfalls nicht zur Verfügung,<br />

kann ein Leihfahrzeug angemietet werden. Falls ein solches<br />

nicht benötigt wird, kann ersatzweise die Nutzungsausfallentschädigung<br />

des beschädigten Fahrzeugs ermittelt <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Gutachten genannt werden. Auch bei der Eingruppierung des<br />

Fahrzeugs, die für die Berechnung der Nutzungsausfallentschädigung<br />

nötig ist, hilft der BVSK-Experte.


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

1/1 Seite Nolte<br />

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Bierhof, <strong>Ergste</strong><br />

Kein sch öner L and<br />

Impressionen aus dem <strong>Ruhrtal</strong><br />

von Manuela Schwerte<br />

„Ke i n s c h ö n e r La n d in d i e s e r Ze i t,<br />

aLs h i e r d a s u n s e r e w e i t u n d b r e i t,<br />

wo w i r u n s f i n d e n<br />

wo h L u n t e r Li n d e n<br />

Zu r ab e n d Z e i t.“<br />

„da s s w i r u n s h i e r in d i e s e m ta L<br />

no c h t r e f f e n so v i e L h u n d e r t m a L,<br />

Go t t m a G e s s c h e n K e n,<br />

Go t t m a G e s L e n K e n,<br />

er h at d i e Gn a d“.<br />

an t o n wiLheLm fL o r e n t i n vo n Zu c c a L m a G L i o<br />

Diese eingehende Volksweise, von unendlich vielen jugendlichen Wanderern oft am Lagerfeuer<br />

gesungen, stammt von ANTON WILHELM VON ZUCCALMAGLIO. Er dichtete <strong>und</strong> komponierte die<br />

Weise in unserer Nachbarschaft, 12 km von <strong>Ergste</strong> in Nachrodt an der Lenne, wo er in der Familie<br />

des Unternehmers Loebbecke als Erzieher tätig war.<br />

<strong>Wir</strong> nehmen die Titelzeile als Motto für eine Serie von Fotographien aus dem <strong>Ruhrtal</strong>, um Interessierten<br />

eine St<strong>im</strong>mung dieses schönen Teils unserer He<strong>im</strong>at zu bieten.<br />

Haus Althoff, <strong>Ergste</strong>


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Wannebach, <strong>Ergste</strong><br />

Altes Rathaus, Schwerte<br />

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34<br />

Haus Behrens, Schwerte<br />

Rohrmeisterei, Schwerte<br />

Blick gegen die Kreuzschlenke,<br />

Semberg, <strong>Ergste</strong><br />

Haus Ruhr, Schwerte


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Einweihung der 8. Station des Segensweges<br />

von Jörn Schneider<br />

Mit der Johannis-Stiftung möchte die Ev.<br />

Kirchengemeinde <strong>Ergste</strong> die geistliche Arbeit<br />

vor Ort unterstützen. Um die Stiftung <strong>und</strong> ihr<br />

Anliegen öffentlich zu machen, wird in <strong>Ergste</strong><br />

ein Segensweg installiert. Über zwölf Jahre<br />

hinweg wird jährlich ein Kunstwerk zu einem<br />

biblischen Segenswort aufgestellt. Im September<br />

2010 wurde die 8. Station eingeweiht:<br />

Es ist der „Baum der Erkenntnis“ – passend zu<br />

dem Bibelvers „Und Gott der Herr ließ aufwachsen<br />

aus der Erde allerlei Bäume, verlockend<br />

anzusehen <strong>und</strong> gut zu essen, <strong>und</strong> den<br />

Baum des Lebens mitten <strong>im</strong> Garten <strong>und</strong> den<br />

Baum der Erkenntnis des Guten <strong>und</strong> Bösen.“,<br />

1. Mose 2, 9 Der Nachmittag begann mit einer<br />

Andacht in der ev. Kirche, die musikalisch<br />

von den „Kirchenmäusen“ unter Leitung von<br />

Susanne Pritz gestaltet wurde. Anschließend<br />

ging es über die 2. Station (Segensbaum am<br />

ev. Kindergarten) <strong>und</strong> die 4. Station (Lebensspirale<br />

an der kath. Kirche) <strong>zum</strong> Waldstadion.<br />

Dort fand die Einweihung der 8. Station<br />

des Segensweges statt, die von der Künstlerin<br />

Andrea Schütte gestaltet wurde. Es ist ein<br />

stilisierter Baum aus rostigem Stahl, vor dem<br />

ein angebissener roter Apfel liegt. Nach der<br />

Übergabe an die Öffentlichkeit gab es einen<br />

Staffellauf zwischen Mitgliedern der Kirchengemeinde<br />

<strong>und</strong> der SG Eintracht <strong>Ergste</strong>. Anschließend<br />

klang der Nachmittag mit einem<br />

gemütlichen Beisammensein <strong>und</strong> guter Verpflegung<br />

aus. Ein herzliches Dankeschön gilt<br />

der SG Eintracht <strong>Ergste</strong> mit der zusammen das<br />

Stephan Pritz, Matthias Bortz, Andrea Schütte, Gisela Jacobi, Heinrich Böckelühr <strong>und</strong> Rainer<br />

Hermes bei der Übergabe des Kunstwerkes an die Öffentlichkeit<br />

Team Segensweg die Einweihungsfeier ausgerichtet<br />

hat. Das Kunstwerk ist ein Geschenk<br />

von Andrea Schütte. Die Ausführung wurde<br />

unterstützt durch die Firmen Hövelmann &<br />

Lueg, S<strong>und</strong>wiger Messingwerk <strong>und</strong> R.A.S.C.H.<br />

GmbH. Vielleicht nehmen auch Sie sich einmal<br />

die Zeit <strong>und</strong> schauen sich das Kunstwerk<br />

am <strong>Ergste</strong>r Sportplatz an. Insbesondere besticht<br />

der Kontrast zwischen dem rostigen<br />

Baustahl <strong>und</strong> dem roten Apfel.<br />

Weitere Informationen über die Stiftung <strong>und</strong><br />

den Segensweg finden Sie <strong>im</strong> Internet unter<br />

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ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

„Helfen wollen“ - Die Traudl Smitka Stiftung<br />

Neben der Unterstützung noch weiterer Projekte liegt jedoch seit ca. 4 Jahren der Schwerpunkt der Arbeit in Uganda/Ostafrika. In Kampala<br />

werden zur Zeit ca. 200 Flüchtlinge, überwiegend mit Kindern, wöchentlich durch Ausgabe von Lebensmitteln <strong>und</strong> Medikamenten unterstützt.<br />

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BLZ: 441 600 14<br />

Kto-Nr.: 3366300300<br />

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Dr. Okan Cinkilic ist Facharzt für Innere Medizin <strong>und</strong> Nephrologie <strong>und</strong> verfügt über langjährige<br />

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(CMD). Verspannte Kiefermuskeln <strong>und</strong> daraus resultierende Kiefergelenkfehlstellungen können die Ursache verschiedenster<br />

Körpersymptome sein. Diese Therapie kann nur von besonders ausgebildeten CMD-Therapeuten durchgeführt werden. Im Physio-Point-<br />

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Sie kamen aus der Tiefe des Waldes ...<br />

von Heinz Kranefeld<br />

Kürzlich viel mir bei der Sichtung alter Fotos<br />

dieses Bild einer Fussballmannschaft in die<br />

Hand. Schmunzelnd musste ich die wackeren<br />

Kämpfer betrachten, die sich nach einem Spiel<br />

vor dem dunklen Hintergr<strong>und</strong> des Waldes ,<br />

dem Fotografen stellten.<br />

Es muss ein harter Kampf gewesen sein. Die<br />

Trikots <strong>und</strong> die Gesichter sind vom Dreck <strong>und</strong><br />

Grasflecken gezeichnet, W<strong>und</strong>en notdürftig<br />

mit einem Taschentuch verb<strong>und</strong>en.<br />

Aber die starken Gesichter <strong>und</strong> Haltung der<br />

Arme drücken aus: „<strong>Wir</strong> haben gewonnen!“<br />

Nur der Torwart mit seinem Mensurbärtchen<br />

<strong>und</strong> dem schmalen Gesicht passt irgendwie<br />

nicht so recht zu den anderen Spielern.<br />

In letzten Jahr wurde an das Jahr 09 n. Chr.<br />

Gedacht. Herrmann <strong>und</strong> seine Cherusker sowie<br />

andere Germanenstämme haben die Römer<br />

geschlagen <strong>und</strong> getötet. In den verschiedenen<br />

Fernseh- dokumentationen konnte man miterleben,<br />

wie die wilden Krieger aus der „Tiefe des<br />

Waldes“ kamen <strong>und</strong> die Römer bekämpften.<br />

Nun möchte ich ja diese Fussballmannschaft<br />

nicht jene wilde Entschlossenheit der4 Germanen<br />

unterstellen. Aber ich könnte mir schon<br />

vorstellen, dass die eine oder andere Mannschaft,<br />

die angereist ist, ein wenig Bammel<br />

vor diesen „Klopperbeinen“ <strong>und</strong> das Weiss in<br />

den Augen der Spieler bekommen haben. Ich<br />

möchte auch nicht unterstellen, das die Spieler<br />

eventuell direkte Nachkommen der wilden<br />

Krieger sind.<br />

Ja, wer sind diese starken Streiter? Mit Sicherheit<br />

kann ich sagen, es ist eine Mannschaft des<br />

Turnverein „Grüne Eiche Bürenbruch“ (Heute<br />

Teil der SG Eintracht <strong>Ergste</strong>). Ich denke, dieses<br />

Bild müsste etwa 1912 entstanden sein, denn<br />

das jüngste Mannschaftsmitglied auf dem<br />

Bild ist Wilhelm Lueg, Steinberg. Wahrscheinlich<br />

ist er <strong>hier</strong> 15-16 Jahre alt, denn er war<br />

1. Weltkriegteilnehmer <strong>und</strong> ist in den 1980er<br />

Jahre gestorben.


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

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ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Herbstzeit - Erntezeit - Einmachzeit<br />

von F.-W. Vogt <strong>und</strong> Jürgen Grewe<br />

Wenn es in früheren Zeiten September wurde<br />

<strong>und</strong> die Bauern auf ihren Feldern die<br />

Ernte einfuhren <strong>und</strong> die Menschen in ihren<br />

Gärten die Früchte ernteten, dann war Einmachzeit.<br />

Sie legten sich einen Vorrat für<br />

den langen Winter an. Die Gefriertruhe war<br />

noch nicht erf<strong>und</strong>en. Sie kellerten Kartoffeln<br />

ein, weckten in Gläsern Erbsen, Möhren, Bahnen,<br />

Rotkohl <strong>und</strong> Obst ein. Dann wurde der<br />

(Weißkohl) Kappes geerntet, geschabt <strong>und</strong> in<br />

Steingutkrüge (ca. 50 ltr.) eingestampft. In<br />

meiner Kinderzeit kam dann Otto Pelzing mit<br />

seiner Schabe zu uns. Der Kappes (Weißkohl)<br />

wurde dann geschabt anschließend wurde er<br />

dann in dem Düppen eingestampft.<br />

42<br />

Wie heißt es <strong>im</strong> Gedicht von Walter Höher:<br />

Un dat me sik an Surmaus lawet<br />

Und das man sich an Sauerkraut labet<br />

wed Kumps in Haupen ingeschabet.<br />

wird Kappes in Haufen eingeschabet.<br />

Wachollerbeärn un Solt dotüschen<br />

Wachholderbeeren <strong>und</strong> Salz dazwischen<br />

Ba well sik do nit‘t Mülken wischen<br />

wer will sich da nicht das Mündchen abwischen<br />

Alles Kappes oder nicht.<br />

von Jürgen Grewe<br />

Den Schwerter Kappes – Club gibt es schon<br />

seit 33 Jahren. Es begann mit einem Betriebsausflug<br />

der Schwerter Postler. Auf der<br />

Hinfahrt ahnte noch keiner, dass er auf der<br />

Rückfahrt schon Mitglied eines außergewöhnlichen<br />

Clubs war. Anno 1977 wurden<br />

eben dieser Kappes – Club in Hagen – Priorei<br />

in der Gaststätte „Prio – Linde“, wo man<br />

fröhlich eingekehrt war, als Schnapsidee<br />

<strong>zum</strong> Leben erweckt.<br />

Schon <strong>im</strong> gleichen Jahr wurde nach alter Väter<br />

Sitte Sauerkraut selbst gemacht. Heute<br />

besteht der Club noch aus 7 Personen. Jedes<br />

Jahr Anfang November wird reihum seit der<br />

Vereinsgründung der Kappes bei einem Mitglied<br />

geschabt. Am frühen Morgen holt man<br />

Historisches <strong>und</strong> Gegenwärtiges<br />

Dör Bruuk un Tiet!<br />

den Kappes bei Bauer Buschoff in Borgeln bei<br />

Soest. Es kommt schon ein großer Berg zusammen.<br />

An der Schabe ist von Anfang an Helmut Lipps.<br />

Die Schabe stammt noch von seinem Vater.<br />

Erst entfernt man die Außenblätter, dann wird<br />

mit einem Pirkmesser der Pirk entfernt. Diese<br />

Arbeit übern<strong>im</strong>mt Dieter Rappert. An den<br />

Fässern (große Steinguttöpfe ), warten schon<br />

Jürgen Grewe, Josef Schmidt, Hans Niggemeier,<br />

Klaus Justus <strong>und</strong> Karl - Heinz Blachetta der<br />

Senior des Vereins. Der gehobelte Kappes wird<br />

lagenweise mit hölzernen Stampfern ins Fass<br />

gestampft, Gewürzt wird mit Salz <strong>und</strong> Wachholderbeeren,<br />

zusätzlich kommen später fürs<br />

Auge noch klein geschnittene Möhrenstücke<br />

hinein.<br />

Das Essig ans Sauerkraut gehört, ist ein weit<br />

verbreiteter Irrtum.<br />

Sauer wird das Kraut von selbst. Über einen<br />

Gärprozess entsteht Milchsäure <strong>und</strong> <strong>im</strong> Advent<br />

ist das Sauerkraut fertig. Es hält sich<br />

bis in den nächsten Sommer hinein, wenn es<br />

nicht vorher gegessen wurde.<br />

Übrigens haben schon Ludwig Uhland, Heinrich<br />

Heine <strong>und</strong> Wilhelm Busch in ihren Werken<br />

Sauerkraut erwähnt.<br />

Helmut Lipps, der Meister an der Schabe<br />

v.l. Dieter Rappert <strong>und</strong> Klaus Justus bohren<br />

die Strunke raus<br />

Kappes wird eingestampft<br />

v.l. Hans Niggemeier, Karl-Heinz Blachetta,<br />

Jürgen Grewe<br />

Das große Kappes-Fest beginnt


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Die zwei Bad-Profis<br />

Eine Badsanierung muß nicht zur Großbaustelle werden. Die Bad-Profis Schiwiora (Heizung-Sanitär) <strong>und</strong> Richert (Fliesen) haben<br />

sich darauf spezialisiert, barrierefreie Bäder auch in bewohnten Objekten <strong>im</strong> abgesteckten Zeitrahmen zu renovieren.<br />

Schon häufig wurden <strong>im</strong> unverbindlichen Vorgespräch verblüffende Lösungen gef<strong>und</strong>en, die exakt den Vorstellungen der K<strong>und</strong>en<br />

entsprachen, aber als zu kompliziert erschienen. Beispiele sind halbhohe Duschtrennwände mit Natursteinabdeckung <strong>und</strong><br />

eingelassener Sicherheitsglasscheibe, individuell angefertigte Waschtischplatten - gefliest oder aus Naturstein – mit aufgesetzten<br />

oder untergehängten Waschbecken sowie Regenduschensysteme mit Edelstahl-Ablaufrinnen in beheizten Duschboden.<br />

Glücklicherweise fiel bei der Kostenberechnung bisher auch noch niemand vom Stuhl, was durch die kostenorientierte Denkweise<br />

der beiden Handwerksmeister gewährleistet wird.<br />

Oft hat sich gezeigt, dass individuelle Lösungen überraschend &preisgünstig realisiert werden konnten <strong>und</strong> ein Traumbad nach<br />

eigenen Vorstellungen <strong>und</strong> Bedürfnissen durch uns bezahlbar ist. Auch die Koordination der anderen Gewerke – wie Elektriker,<br />

Putzer, Maler -durch die Bad-Profis trug zur Entspannung bisheriger K<strong>und</strong>en bei, was die Badrenovierung insgesamt zur r<strong>und</strong>en<br />

Sache werden ließ.<br />

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43


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Der Hanseverein ist mit dem Ablauf des<br />

13. Pannekaukenfestes hoch zufrieden<br />

Reges Treiben herschte auf dem Marktplatz<br />

Nach fast einjähriger Vorbereitungszeit durch ehrenamtliche Mitglieder<br />

des Hansevereins Schwerte e.V., unter Leitung der 1. Vorsitzenden<br />

Frau Diethild Dudeck, konnte das 13. Pannekaukenfest in Verbindung<br />

mit dem 8. Hospizlauf <strong>und</strong> dem verkaufsoffenen Sonntag wieder<br />

als eine sehr erfolgreiche Veranstaltung von Bürgern für Bürger in<br />

Schwerte bewertet werden.<br />

In diesem Jahr waren der große Markt (Weindorf <strong>und</strong> Bühne), der kleine<br />

Markt (Budenzauber <strong>und</strong> Hüpfburg), der Wuckenhof (Pannekaukenpfanne<br />

aus Blumen <strong>und</strong> Pflanzen) <strong>und</strong> die Hagener Straße (Kunsthandwerker-Meile)<br />

mit fast 100 Ständen belegt.<br />

Dazu kamen 7 Pannekaukenstände, die wie <strong>im</strong>mer sehr großen Absatz<br />

von Schwerter Pannekauken hatten.<br />

Am 18.09.2010, um 12.00 Uhr, wurde das Fest durch den Bürgermeister<br />

Heinrich Böckelühr mit einem Fassanstich <strong>und</strong> Freibier eröffnet.<br />

Es folgte ein abwechslungsreiches Bühnen-programm, u.a. auch<br />

„Schwerte wählt den Superstar“ mit den Moderatoren Baltrusch & Przystow.<br />

In diesem Jahr wurde die Band“ Fifteen Years Finding“ Schwertes<br />

Superstar.<br />

Als Höhepunkt des ersten Tages trat gegen 21.00 Uhr die „Robbie Williams<br />

Supreme“ Cover- Band auf.<br />

Der zweite Tag begann, wie jedes Jahr, um 11.00 Uhr mit einem ökumenischen<br />

Gottesdienst.<br />

44<br />

Auch das Nachmittagsprogramm, welches von vielen Künstlern gestaltet<br />

<strong>und</strong> durch das BP-Team moderiert wurde, verlief st<strong>im</strong>mungsvoll.<br />

Dazu trugen die Schwerter Operettenbühne <strong>und</strong> die Band „Jazz Bond“<br />

bei.<br />

Unter dem Thema: „Menschen, die in Schwerte etwas bewegen“, wurde<br />

Herr Bosse-Plois mit einer handgeschmiedeten Pannekaukenfrau<br />

geehrt.<br />

Das gesamte Team des Arbeitskreises Pannekaukenfest bedankt sich<br />

recht herzlich bei allen Mitwirkenden, den vielen Sponsoren <strong>und</strong> bei<br />

allen Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger.<br />

Ohne deren Unterstützung wäre ein Stadtfest wie dieses für die Stadt<br />

Schwerte nicht möglich gewesen.<br />

<strong>Wir</strong> freuen <strong>und</strong> auf das 14. Pannekaukenfest am 17./18. September<br />

2011.<br />

Die „Robbie Williams Supreme“ Cover-Band Das Orginationssystem freut sich schon auf das nächste Jahr


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ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

IM “RUHRKESSEL“<br />

Das Kriegsende 1945 in <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> Hemer.<br />

Erinnerung an Dr. Horst Bohr<br />

Nach der geglückten Invasion der West-<br />

Alliierten <strong>im</strong> Sommer 1944 <strong>und</strong> nach der<br />

gescheiterten deutschen Ardennen-Offensive<br />

vom Dezember waren die feindlichen Armeen<br />

in West <strong>und</strong> Ost ständig vorgerückt. Im Februar<br />

45 waren Ober- <strong>und</strong> Mittelschlesien von<br />

den Russen besetzt, Dresden war in dem grauenhaften<br />

Bombardement vom 13.-15. Februar<br />

zerstört worden (mit mindestens 90.000<br />

Toten!!), die Amerikaner stießen vom Niederrhein<br />

<strong>und</strong> nach Überquerung des Mittelrheins<br />

bei Remagen <strong>im</strong> März in breiter Front<br />

in Richtung EIbe vor, nur der Raum zwischen<br />

etwa Duisburg <strong>und</strong> dem Sauerland war noch<br />

nicht erobert, dort verteidigte eine Division<br />

den „Ruhrkessel“, deren Reste sich erst Mitte<br />

April in den Wäldern oberhalb <strong>Ergste</strong> ergeben<br />

haben.<br />

Im September war <strong>zum</strong> ersten Mal· ein einzeln<br />

fliegender Tiefflieger, ein „Jabo“ (=Jagdbomber)<br />

in <strong>Ergste</strong> aufgetaucht, hatte einen<br />

aus dem Bahnhof <strong>Ergste</strong> auslaufenden Zug<br />

einige h<strong>und</strong>ert Meter weiter an der ersten<br />

Eisenbahnbrücke in Villigst mit Maschinengewehren<br />

beschossen <strong>und</strong> damit ein junges<br />

Mädchen‘aus dem Dorf getötet; vom Frühjahr<br />

an gehörten dann die „Jabos“ zu den ständigen<br />

Erscheinungen, sie beschossen Fahrzeuge<br />

auf der Straße, aber auch einzelne Menschen<br />

auf dem Felde. Bei einer Attacke‘ in Hemer<br />

hatten sie eine mit Pferden, bespannte Kolonne<br />

angegriffen, <strong>und</strong> meine tüchtige Frau hatte<br />

ein großes stück Pferdefleisch mitbekommen,<br />

das sie zu einem köstlichen Sauerbraten verarbeitete.<br />

An die „Jabos“ gewöhnten wir uns<br />

ziemlich, besonders, nachdem wir festgestellt<br />

hatten, daß sie <strong>im</strong>mer nur aus der Linkskurve<br />

schossen: kippten sie nach rechts ab, erfolgte<br />

kein Angriff.<br />

In Hemer, wo wir vom Juni 1942 bis <strong>zum</strong> September<br />

1945 gewohnt haben, hatten wir uns<br />

bei nächtlichen Luftangriffen für lange Zeit<br />

sehr großzügig verhalten: wir blieben <strong>im</strong> Bett.<br />

Das wurde nun anders.<br />

Am 2.12.1944 hatte ein großer Streuangriff<br />

von Bombern auf Hagen <strong>und</strong> unsere ganze<br />

Gegend viel Schaden angerichtet (Iserlohn<br />

zählte 46 Tote)<br />

Aber die groBe Schwierigkeit für mich wurde<br />

nun die Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt. Der Eisenbahnzug,<br />

5,45.Uhr ab Hemer, mit Umsteigen in<br />

Iserlohn, fiel häufig aus; Ich versuchte, mit der<br />

Straßenbahn nach Letmathe <strong>und</strong> von dort mit<br />

dem Bus bis <strong>Ergste</strong> zu kommen, wurde aber<br />

<strong>im</strong>mer wieder durch Luftangriffe unterbrochen,<br />

so daß ich einige Male die ganze Strecke<br />

von rd. 24 km‘ zu Fuß laufen mußte,<strong>und</strong> das<br />

fiel mir in steigendem Maße schwer, denn seit<br />

dem Herbst war die bis dahin durchaus aus-<br />

46<br />

Der Ruhrkessel, Zeichnung: Heinz Kranefeld<br />

reichende Ernährung mangelhaft geworden,<br />

<strong>und</strong> so war‘ ich froh, als mir <strong>im</strong> März einer<br />

der <strong>Ergste</strong>r Landwirte, Eberhard Böckelühr,<br />

anbot die Nächte auf seinem Gut Lieselühr,<br />

einem hoch <strong>und</strong> frei gelegenen Nachbarort,<br />

zu verbringen.<br />

Der Krieg rückte nun <strong>im</strong>mer näher. Am 12.<br />

März erfolgte die Zerstörung von Dortm<strong>und</strong><br />

(über 1000 Flugzeuge haben etwa 5000 t<br />

Bomben abgeworfen!). Über Ostern fluteten<br />

Die Zerschlagung des Ruhrkessels nach amerikanischer Darstellung<br />

(Aus: Der große Kessel von Willi Mues)<br />

durch Hemer zurückgehende deutsche Truppen,<br />

sie warfen ab, was ihnen zu schwer oder<br />

unnötig zu tragen schien. Am 12.4. wurde.<br />

die Straßenhrücke über die Ruhr zwischen<br />

Schwerte <strong>und</strong> <strong>Ergste</strong> gesprengt, die Auflösungserscheinungen<br />

wurden <strong>im</strong>mer deutlicher.<br />

Im Werk hatten wir trotz aller Schwierigkeiten<br />

<strong>im</strong>mer weiter gearbeitet, obwohl die<br />

Nutzlosiogkeit längst klar war.<br />

Aber was konnte man anderes tun? Noch


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

war der Druck <strong>und</strong> Zwang von oben absolut<br />

sicht- <strong>und</strong> spürbar, <strong>und</strong> es war wohl auch eine<br />

gewisse Selbstbetäubung. Unsere ausländischen<br />

Arbeiter machten nach wie vor mit, <strong>und</strong><br />

wir waren ihretwegen nie in Unruhe.<br />

Als ich <strong>im</strong> Juni 1942 meinen Dienst in <strong>Ergste</strong><br />

antrat, war da an Ausländern nur eine Gruppe<br />

französischer Drahtzieher; wir hatten nach<br />

der Besetzung Frankreichs mit einer kleinen<br />

französischen, privaten Zieherei einen Vertrag<br />

abgeschlossen, nach dem wir die dortige<br />

Belegschaft übernahmen (der Ort hieß, glaube<br />

ich, Solesmes). Es waren ruhige Männer,<br />

mit denen wir nie Schwierigkeiten gehabt<br />

haben; nur war ich überrascht, als eines Tages<br />

der Werksinhaber, der „patron“, zu einem<br />

Besuch seiner Mitarbeiter erschien. Ich hatte<br />

ihn durch den Betrieb geführt <strong>und</strong> dann<br />

‚dem Lagerleiter überlassen, der den Franzosen<br />

zu der Baracke führte, die wir außerhalb<br />

des Tores eingerichtet hatten; dort sollte er<br />

ungestört mit den Männern sprechen. Als er<br />

in mein Büro zurückgebracht worden war,<br />

<strong>und</strong> ich ihn fragte, ob er zufrieden mit allem<br />

sei, erklärte er zu meiner Verblüffung: Nein,<br />

‚gar nicht, Sie verwöhnen meine Leute viel zu<br />

sehr!“. Wenn einer der Männer einen Wunsch<br />

hat, z.B., daß seine Schuhe besohlt werden,<br />

dann läuft der Lagerleiter sofort los <strong>und</strong> versucht,<br />

ihm seinen Wunsch zu erfüllen“. Wie<br />

er das zu Hause handhabe, fragte ich, <strong>und</strong><br />

er sagte: wenn die Männer mit irgendeinem<br />

Wunsch zu ihm kämen, sagte er ihnen<br />

wohl zu, die Sache eingehend zu prüfen, <strong>und</strong><br />

dann unternähme er nichts. „Ich werde später<br />

große Schwierigkeiten mit meinen Leuten<br />

haben“, erklärte er.<br />

Zu den französischen Zivilarbeitern kamen<br />

später belgische, eine Gruppe Italiener wurde<br />

uns zugeteilt, später eine große Zahl Ukrainerinnen,<br />

die einheitllich in unserer Stabschleiferei<br />

tätig waren <strong>und</strong> gut arbeiteten. Vorher<br />

waren uns etwa 25 russsische Kriegsgefangene<br />

zugewiesen worden, die sehr entkräftet<br />

ankamen, so daß wir sie zunächst einige Tage<br />

ganz in Ruhe ließen <strong>und</strong> nur verpflegten. Sie<br />

wurden in den Kellerräumen des dem Werk<br />

gegenüberliegenden sogenannten „Kameradschaftshausesl“<br />

untergebracht <strong>und</strong> haben uns<br />

nie enttäuscht, waren auch <strong>im</strong>mer kameradschaftlich<br />

miteinander; als wir in den letzten<br />

Tagen vor dem Zusammenbruch nicht mehr<br />

genügend Nahrungsmittel für sie bekamen,<br />

gaben wir sie an die Kawerke in Letmathe ab,<br />

<strong>und</strong> ich sehe noch, wie sie tadellos angetreten<br />

waren <strong>und</strong> der russische Arzt, der in Schwerte<br />

für sie tätig war, jeden mit Küssen auf beide<br />

Backen verabschiedete. Einige Tage, nachdem<br />

die Amerikaner in Letmathe einmarsc<strong>hier</strong>t<br />

waren, kamen sie wieder zurück <strong>und</strong> nahmen<br />

ihr altes Quartier wieder· ein. Sie sind es vor<br />

allem gewesen, die unser Werk vor Beschädigungen<br />

durch die vielen Ausländer geschützt<br />

haben, die sich selbständig gemacht hatten<br />

<strong>und</strong> in den Dörfern <strong>und</strong> Wäldern wild lebten<br />

<strong>und</strong> die von den amerikanischen Truppen in<br />

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47


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

leerstehende oder stillliegende Gebäude <strong>und</strong><br />

Objekte hineingetrieben worden waren. Als<br />

ich am 18.4. nach der Besetzung Hemers<br />

nach <strong>Ergste</strong> gelaufen war fand ich den<br />

Betrieb, den wir vorher stromlos gemacht<br />

hatten, unversehrt, nur in der Versuchsanstallt<br />

hatten sich Fremde eingenistet. Auf<br />

den Wiesen lagerte eine ganze Reihe <strong>und</strong> war<br />

gerade dabei, irgendein Tier zu braten, <strong>und</strong> in<br />

den Baracken der Ukrainerinnen hatten sich<br />

einige unserer Belgier eingenistet. Zu den<br />

russischen Gefangenen ist noch etwas Kurioses<br />

nachzutragen: einer unserer deutschen<br />

Arbeiter, Heinrich Schneider in der Drahtbeize<br />

gearbeitet hatte (das ist eine Anlage, in<br />

der die Drahtringe vom anhaftenden Z<strong>und</strong>er<br />

in Säurebädern befreit <strong>und</strong> anschließend in<br />

Kalkbädern <strong>zum</strong> Ziehen vorbereitet werden),<br />

war Soldat geworden <strong>und</strong> geriet in russische<br />

Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr hat er<br />

mir erzählt, daß neben dem Lager der Deutschen<br />

nach dem Kriege ein solches für die aus<br />

deutscher Gefangenschaft zurückgekommenen<br />

russischen Soldaten eingerichtet worden<br />

war - zur „Umerziehung“, weil sie durch die<br />

Berührung mit dem kapitalistischen Westen<br />

ja infiziert waren. Da habe ihn eines Tages<br />

ein Russe am Zaun in deutsch angesprochen<br />

<strong>und</strong> auf die Frage, wof er die Gefangenschaft<br />

verbracht hätte, erklärt: in einem kleinen Ort<br />

in Westfalen, <strong>Ergste</strong> habe es geheißen, dort<br />

sei er be<strong>im</strong> Stahlwerk beschäftigt gewesen;<br />

In welcher Abteilung? „In der Drahtbeize“,<br />

war die Antwort, <strong>und</strong> so konnten sich die<br />

beiden <strong>im</strong> Herzen von Rußland über ihren<br />

alten Arbeitsplatz unterhalten! Ich erwähnte<br />

den ersten Besuch <strong>im</strong> Werk nach dem Zusammenbruch,<br />

am 18.4.; da hatte ich den größten<br />

Schreck schon hinter mir, denn am 13.4. war<br />

ich nach einer Besprechung mit einer Amtsstelle<br />

in Iserlohn auf dem Weg über westig<br />

nach Hemer in Artilleriebeschuß geraten; Die<br />

Amerikaner feuerten auf deutsche Wehrmachtskolonnen,<br />

die sich auf der Straße nach<br />

Iserlohn bewegten. Mit „Sprung auf-marschmarsch“<br />

flüchtete ich mich in S<strong>und</strong>wig in die<br />

„Prinzen-Höhle“, die mit jubelnden Kriegsgefangenen<br />

<strong>und</strong> ausländischen Fremdarbeitern<br />

gefüllt war, <strong>und</strong> nach Abflauen des Beschusses<br />

zur Wohnung „Im Ohl“.<br />

Die Vorderfront war sichtlich beschädigt, der<br />

Hauseingang so schwer, daß er unpassierbar<br />

war, ich raste um das Haus herum <strong>und</strong> fand<br />

dort meine Frau auf der Kellertreppe sitzend;<br />

sie war gerade dabei, eine unserer Hennen<br />

zu rupfen, die wir seit etwa 1 Jahr <strong>im</strong> Garten<br />

hielten <strong>und</strong> nun durch den Beschuss Teilweise<br />

getötet worden waren. Glücklicherweise hatte<br />

meine Frau noch rechtzeitig mit unseren drei<br />

Kindern in den Keller stürzen können, ebenso<br />

ihre Schwester mit Kind <strong>und</strong> die Tochter von<br />

Krefelder Fre<strong>und</strong>en, die wir nach der Besetzung<br />

von Krefeld bei uns aufgenommen hatten.<br />

Den recht geräumigen Keller hatten wir<br />

in den vorhergehenden Tagen gut ausgebaut,<br />

mit Lagergestellen <strong>und</strong> sogar einem kleinen<br />

Herd, dessen Abzugsrohr durch das Keller-<br />

48<br />

Die zerstörte Eisenbahnbrücken der Strecke Schwerte - Iserlohn über die Ruhr<br />

fenster geführt! worden war: Dort haben wir<br />

dann einige Nächte ganz ruhig verbracht. In<br />

der Wohnung selbst waren außer der Küche<br />

nur das seitlich gelegene Elternschlafz<strong>im</strong>mer<br />

mit dem Bad heil, die übrigen Räume sahen<br />

wüst aus. Die Amerikaner hatten für ihre<br />

Feldgeschütze ein schweres Kaliber -es wurde<br />

von etwa 20 cm gesprochen <strong>und</strong> die alten<br />

Artillerlsten unter unseren Fre<strong>und</strong>en diskutierten<br />

nach der Besichtigung der Wohnung,<br />

ob 4 oder 5 Granaten innerhalb der Wohnung<br />

explodiert waren. Am Morgen nach dem<br />

Beschuß kletterten plötzlich 2 amerikanische<br />

Soldaten über die Trümmer des Hauseinganges<br />

<strong>und</strong> fragten nach Pistole <strong>und</strong> Kameras, die<br />

heute abgegeben werden mußten; in größerer<br />

Truppenstärke rückten sie dann am übernächsten<br />

Tage ein. Und da standen plötzlich<br />

auch 2 russische Kriegsgefangene aus dem<br />

„Stalag“ in unserem Kartoffelkeller neben<br />

dem Eingang, ausgemergelte Elendsfiguren<br />

<strong>und</strong> stopften sich die Manteltaschen mit<br />

unseren Kartoffeln voll. Wer wollte das den<br />

armen Teufeln versagen?<br />

Dieses „Stalag“ - die oberhalb der Stadt vor<br />

dem Kriege neu gebaute Kaserne - war <strong>und</strong><br />

blieb noch für Wochen unsere größte Sorge.<br />

Ursprünglich lagen dort zunächst etwa 2000<br />

Kriegsgefangene, überwieged Russen, allmählich<br />

wurden es 5000, aber nach der Besetzung<br />

des Rheinlandes wurden die dortigen Gefangenen<br />

herausgezogen, damit sie nicht von den<br />

Alliierten als Mit-Kämpfer eingesetzt werden<br />

konnten; Tag fÜl Tag zogen endlose Kolonnen<br />

in den „Ruhrkessel“, Richtung Hemer.<br />

In den letzten Tagen soll~en so etwa 20.000<br />

Menschen zusammengepfercl worden sein -<br />

ebenso viei~ wie die stadt Einwohner hatte!<br />

- sie lage: ten dort unter freiem H<strong>im</strong>mel auf<br />

dem riesigen Gelände um die Kaserne herum,<br />

ohne ausreichende Verpflegung <strong>und</strong> sanitäre<br />

Einrichtungen. später hat man zu errechnen<br />

versucht, wieviele davon gestorben <strong>und</strong><br />

umgekommen sind, <strong>und</strong> es gab Schätzungen<br />

von rd. 4.000 Mann. Die Lagerleitung hatte,<br />

als die Amerikaner ins nahe gelegene Hönne-<br />

Tal vorgedrungen waren, klugerweise einen<br />

Parlamentär zu ihnen gesandt, mit einigen<br />

Kriegsgefangenen britischen oder amerikanischen<br />

Offizieren, hatte auf die katastrophalen<br />

Zustände aufmerksam gemacht <strong>und</strong> gebeten,<br />

be<strong>im</strong> Einmarsch entsprechend große Lebensmittelmengen<br />

zur Verfügung zu stellen <strong>und</strong><br />

außerdem durch eine entsprechende Bewachung<br />

zu sichern. Den letztgenannten Punkt<br />

lösten die Amerikaner sehr einfach: sie bildeten<br />

aus den einsatzfähigen Russen eine Art<br />

Wachbataillon, unter dem Kommando eines<br />

russischen Generals, der auf eiserne Diziplin<br />

hielt; diese Männer wurden einheitlich eingekleidet<br />

<strong>und</strong> hervorragend verpflegt, morgens<br />

marsc<strong>hier</strong>ten sie in Kolonnen - meist singend<br />

durch die Stadt <strong>und</strong> die Umgebung, nachmittags<br />

hatten sie frei, mußt aber bis spätestens<br />

21 Uhr wieder in der Kaserne sein. So kamen<br />

ein Zeitlang 2 von ihnen zu uns, in den Garten,<br />

aber auch zu meiner Frau in die Küche;<br />

eines Tages kam nur einer, meine Frau fragte:<br />

Wo ist Kamerad?“ <strong>und</strong> hörte als Antwort, der<br />

sei erschossen worden.<br />

Einmal kamen Russen in unseren Hof <strong>und</strong> versuchten,<br />

die Kellertür enzurammen <strong>und</strong> meine<br />

Frau konnte noch rechtzeitig aus dem Fester<br />

springen <strong>und</strong> amerikanische Soldaten zur Hilfe<br />

holen; einmal hatten mich Russen bei den<br />

„Amis“ verdächtigt, <strong>im</strong> Keller Waffen versteckt<br />

zu haben. Die Amerikaner drohten, mich<br />

abends bei der Rückkehr zu erschießen falls<br />

sie etwas fänden. So waren die 3 Wochen, die<br />

wir schon vor der, Kapitulation Deutschlands<br />

in Frieden lebten, auch nicht ohne Sorge In<br />

<strong>Ergste</strong> kam noch folgendes hinzu: gegenüber<br />

dem Bahnhof war ein Baracken-Lazarett für<br />

die „OT“ eingerichtet worden (die „Organisation<br />

Todt“, die große Bauorganisation, die nicht<br />

nur die ersten Autobahn gebaut hat, sondern<br />

viele große Objekte vor dem Krieg <strong>und</strong> ‚in<br />

seine Verlauf geschaffen hat; so wurde die<br />

Möhne-Talsperre, die <strong>im</strong> Mai 1 von englischen<br />

Flugzeugen zerstört worden war, was zu einer


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

riesigen Überschwemmung des <strong>Ruhrtal</strong>es auf mehrere Kilometer Länge<br />

führte <strong>und</strong> mehrere h<strong>und</strong>ert russischen Arbeiterinnen, deren Baracken<br />

unterhalt der Sperrmauer errichtet worden waren, das Leben kostete,<br />

innerhalb von nicht ganz 5 Monaten wieder aufgebaut. - Dieses<br />

<strong>Ergste</strong>r Lazarett hatten die Amerikaner in Besitz genommen, die deutsche<br />

Patienten vertrieben <strong>und</strong> statt ihrer kranke <strong>und</strong> schwache Russen<br />

hineingelegt, die sie in der Umgebung aufgelesen hatten. Die neuen<br />

Insassen erhielten hervorragende Verpflegung, für ihre ärztliche Versorgung<br />

stand ein russsischer „Arzt“ zur Verfügung, ein bildhübscher,<br />

ganz junger Mann, der zu Pferd wild durch die Gegend ritt <strong>und</strong> mit<br />

seiner Pistole Schießübungen anstellte; wir nahmen an, daß er vielleicht<br />

Sanitäter gewesen war. In ihn verliebte sich eine schon etwas<br />

angejahrte deutsche Ärztin, die auf unserem Nachbarhof untergekommen<br />

war, heiratete ihn auf dem neu eingerichteten Bürgermeisteramt<br />

<strong>und</strong> zog zu ihm in das Lazarett.- Eines Tages - so hat sie später<br />

berichtet - kam ein fremde Russe zu ihrem Mann <strong>und</strong> habe gesagt:<br />

„Du bist ein Verräter, wir werde Dich töten“. Der habe die Drohnung<br />

leicht genommen, aber einige Tage darauf, als er die Treppe in seiner<br />

Baracke herunterging, habe der Fremde dahinter gestanden, ihn von<br />

hinten erschossen <strong>und</strong> habe dann wieder das Lager verlassen. (Ob der<br />

junge Arzt vielleicht während des Krieges als sogenannter „Hiwi“ (=<br />

„Hilfswilliger“) für die, Deutschen gearbeitet hat? Wer weiß es). Die<br />

Ärztin hat ihren Mann auf unserem Villigster Friedhof begraben lassen,<br />

dort liegt er nun unter dem Ehrenmal für die Gefallenen der beiden<br />

Weltkriege, neben den deutschen Soldaten, die in den letzten Tagen in<br />

unseren Wäldern gefallen sind, <strong>und</strong> seine Ehefrau hat auf dem kleinen<br />

Gedenkstein eingravieren lassen Dr. ANATOLI NALIWAIKA + 30.5.1945.<br />

Das „OT-Lazarett“ hat noch einmal für Aufregung gesorgt. Nach dem<br />

Abzug der amerikanischen Feldtruppe hatten wir englische Soldaten<br />

als Militärbehörde in <strong>Ergste</strong>. Eines Tages wurde erzählt, daß die Insassen<br />

des Lagers abtransportiert würden, aber von dem englischen Kommandanten<br />

verlangt hätten, daß sie vorher 3 Tage lang <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong><br />

Umgebung plündern dürften <strong>und</strong> daß er in dieser zeit seine Wachen<br />

zurückziehen solle. Ich ging zu dem Kommandanten, einem semmelblonden,<br />

jungen Offizier, fragte (stehend, wie es in der Zeit für Deutsche<br />

vorgeschrieben war, wenn sie mit uniformierten Alliierten sprachen,<br />

ob die Nachricht zuträfe, <strong>und</strong> als er sie bestätigte, trug ich die<br />

großen Bedenken <strong>und</strong> Ängste der Zivilbevölkerung vor. Aber der junge<br />

Mann erklärte, der Wunsch der Russen sei verständlich sie wären lange<br />

in Deutschland schlecht behandelt worden es seien schließlich seine<br />

Verbündeten, denen er nicht eine Bitte abschlagen könne; besorgt<br />

verließ ich sein Büro. Als Plünderungstage waren Dienstag, Mittwoch<br />

<strong>und</strong> Donnerstag der kommenden Woche vereinbart worden. Aber<br />

dann fuhren am Montag frühmorgens englische Busse mit Begleitmannschaft<br />

vor das Lager <strong>und</strong> drängten die Bewohner, sofort einzusteigen:<br />

es war eben zufällig <strong>und</strong> aus organisatorischen Gründe: nur<br />

an diesem Tage möglich, die Ausquartierung vorzunehmen. Die Russen<br />

tobten, mußten sich aber fügen (<strong>und</strong> ich bew<strong>und</strong>erte wieder einmal<br />

den politischen Instinkt der Engländer!). Damit war die letzte mit dem<br />

Krieg verb<strong>und</strong>ene Gefahr beseitigt. Nun begann der lange, mühsame<br />

Kampf um die Fortführung der wirtschaftlichen Existenz. <strong>Wir</strong> wußten<br />

ja nichts von der später bekannt gewordenen „JCS 1066“, der Richtlinie<br />

der „Joint Chiefs of Staff“ (dem Oberkommando der alliierten<br />

Truppen) an die Befehlshaber <strong>im</strong> besetzten Deutschland, in der es hieß:<br />

„Sie haben nichts zu tun <strong>und</strong> alles zu unterlassen, was geeignet sein<br />

könnte, die deutsche Industrie wieder<br />

in Gang zu setzen“. Deutschland soll<br />

te nach dem Plan des amerikanischen<br />

Außenministers Morgenland „zu einem<br />

Kartoffelacker werden“. Erst 2 Jahre<br />

später, nachdem der neue US-Minister<br />

Byrnes die absolute Kehrtwendung der-<br />

USA in der Behandlung der westlichen<br />

Besatzungszonen verkündigt hatte,<br />

fielen viele Beschränkungen. Erst da<br />

war derKrieg eigentlich zu Ende.<br />

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Der 25000 Stolperstein liegt in <strong>Ergste</strong><br />

von F.-W. Vogt Günter Dennig verlegte ihn <strong>im</strong> August<br />

Anneliese Wehrenpfennig †<br />

Vor ein paar Jahren kam „<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong>“ die<br />

Idee für die fehlenden Stolpersteine Geld zu<br />

überweisen. Die <strong>im</strong> Mai verstorbene 87 jährige<br />

Anneliese Wehrenpfennig war bereit,<br />

<strong>im</strong> Gedenken an Ihre Tante Ida Ovelgönner,<br />

52<br />

2 Stolpersteine vor dem Haus damals Unterdorfstrasse<br />

verlegen zu lassen. Die beiden<br />

Henriette <strong>und</strong> Rosalie Sternhe<strong>im</strong> die beide<br />

in Treblinka ermordet wurden, waren Weißnäherinnen.<br />

Sie gingen bei dem Bauern Ovelgönner<br />

ein <strong>und</strong> aus wie übrigens in vielen<br />

<strong>Ergste</strong>r Familien. Anneliese Wehrenpfennig<br />

1923 geboren besuchte oft Ihre Großmutter<br />

Emilie geborene Dickhut die auf dem Alten<br />

Teil des Hofes lebte. Ihre Tante Ida führte<br />

Ihrem Bruder Fritz Ovelgönner beide nicht<br />

verheiratet den Haushalt <strong>und</strong> Hof. Ida <strong>und</strong><br />

die beiden Sternhe<strong>im</strong>s Mädchen hatten sich<br />

angefre<strong>und</strong>et.<br />

In Gedenken daran wurden die Steine verlegt.<br />

Stolperstein für Julian Banas<br />

von Roswitha Bliese<br />

Der Förderverein für die Städtepartnerschaft<br />

Schwerte Nowy Sacz hat anlässlich seines<br />

20-jährigen Bestehens für den polnischen<br />

Zwangsarbeiter Julian Banas vor dem Rathaus<br />

in Schwerte einen Stolperstein verlegen lassen.<br />

An diesem wurde am Montag, dem 23.<br />

August 2010 gemeinsam mit den Gästen aus<br />

Nowy Sacz <strong>und</strong> Herrn Bürgermeister Heinrich<br />

Böckelühr ein Blumengebinde niedergelegt.<br />

(Nach einer halben St<strong>und</strong>e waren die Blumen<br />

verschw<strong>und</strong>en.) Wer war Julian Banas: geboren<br />

wurde er am 16. Februar 1914 in Bukowa<br />

/ Sandomierz in Polen, er war verheiratet,<br />

wann er als Zwangsarbeiter nach <strong>Ergste</strong> kam<br />

um auf einem Bauernhof zu arbeiten konnte<br />

bisher nicht ermittelt werden. Bis vor gar nicht<br />

langer Zeit konnte mir niemand in <strong>Ergste</strong> den<br />

Namen nennen. Ich habe jahrelang <strong>im</strong>mer<br />

wieder versucht ihn zu erfahren. Der Zufall,<br />

<strong>hier</strong> an Anruf von der Universität Tübingen,<br />

hat mir dann zu seinem Namen verholfen. Im<br />

Oktober 1941 wurde Julian Banas gemeinsam<br />

mit dem Pflichtjahrsmädchen Josefa S. wegen<br />

„pol. Umgang mit Deutschen bzw Polen“ verhaftet<br />

<strong>und</strong> am 18. Oktober 1941 durch den<br />

Gendarmeriewachtmeister He<strong>im</strong>ann aus Villigt<br />

in die Steinwache in Dortm<strong>und</strong> gebracht.<br />

Josefa hat dort bis <strong>zum</strong> 23. Dezember 1941<br />

eingesessen <strong>und</strong> wurde dann von dem Gestapomann<br />

Monzel abgeholt <strong>und</strong> zu ihren Eltern<br />

nach Gelsenkirchen gebracht. Julian Banas<br />

wurde am 03. April 1942 von Dortm<strong>und</strong> in<br />

das Polizei-Gefängnis Herne verlegt (das war<br />

üblich, wenn die Steinwache zu voll war).<br />

Irgendwann vor der Hinrichtung ist J. Banas<br />

dann wieder nach Dortm<strong>und</strong> gebracht worden,<br />

wann lässt sich nicht feststellen da die<br />

Unterlagen fehlen. Von Dortm<strong>und</strong> aus ist<br />

seine Hinrichtung in <strong>Ergste</strong> vorbreitet worden.<br />

Zu der Hinrichtung am 27.07.1942 wurden<br />

alle Zwangsarbeiter aus der Umgebung<br />

gebracht, sie mußten nach dem Tod von J.<br />

Banas am Galgen vorbeigehen. Das Gelände<br />

<strong>im</strong> <strong>Ergste</strong>r Wald (Wietloh) war weiträumig<br />

abgesperrt, damit die Zivilbevölkerung keinen<br />

Zutritt hatte. J. Banas ist in Dortm<strong>und</strong> eingeäschert<br />

worden <strong>und</strong> die Urne unter der Nr. 17<br />

auf Feld 4 beigesetzt. In der Originalsterbeurk<strong>und</strong>e<br />

vom Standesamt Dortm<strong>und</strong> steht als<br />

Todesursache „Herzversagen“. Als Wohn- <strong>und</strong><br />

Sterbeort wird Dortm<strong>und</strong> Steinstr. 48 angegeben.<br />

Wer Dortm<strong>und</strong> nicht kennt, kann unter<br />

dieser Adresse nicht das berüchtigte Gestapo-<br />

Gefängnis „Steinwache“ vermuten. Auch auf<br />

Günter Denning be<strong>im</strong> pflastern<br />

Koordiniert hatten dieses, Claudia Becker -<br />

Haggeney, Christine, Niklas <strong>und</strong> Roswitha<br />

Bliese, die gleichzeitig auch für Ella Sternhe<strong>im</strong><br />

<strong>und</strong> Toni Kettler geborene Sternhe<strong>im</strong>.<br />

einer zweiten Sterbeurk<strong>und</strong>e auf dem Jahr<br />

1946, die be<strong>im</strong> Internationalen Suchdienst<br />

in Bad Arolsen liegt, ist die Adresse „Steinstr.“<br />

angegeben. Das LKA hat zu Beginn der<br />

Untersuchungen 1961 bei den Standesämtern<br />

in der gesamten Schwerter Umgebung<br />

nach der Sterbeurk<strong>und</strong>e gesucht, bis man in<br />

Dortm<strong>und</strong> fündig wurde. Ab 1961 hat das LKA<br />

ein Verfahren gegen die Gestapo Dortm<strong>und</strong><br />

angestrengt, das am 24.01.1962 eingestellt<br />

wurde mit der Begründung: „wegen fehlenden<br />

Unrechtsbewusstseins der Handelnden“.<br />

Das umfangreiche Aktenmaterial habe ich <strong>im</strong><br />

Staatsarchiv Münster eingesehen. Es gibt auch<br />

noch eine Akte vom 08.12.1964 des Generalstaatsanwalts<br />

be<strong>im</strong> Kammergericht Berlin<br />

Signatur B Rep. 057-01, Nr. 110 Blatt 15, die<br />

ich allerdings nicht eingesehen habe. Unsere<br />

Fre<strong>und</strong>e in Nowy Sacz haben versucht, zu<br />

erfahren, ob es in Bukowa noch Familienangehörige<br />

von Julian Banas gibt. Da es <strong>zum</strong>indes<br />

zwei Orte mit dem Namen gibt, ist das nicht<br />

so einfach. Eine Antwort auf die Anfrage<br />

ist bisher in Nowy Sacz nicht angekommen.<br />

Quellen<br />

1. IST/Archiv/Gefangenenbücher des Polizeigefängnis<br />

Dortm<strong>und</strong> Ord. 1722, Seite 122<br />

2. Schwerterzeitung vom 22.10.1941<br />

3. Staatsarchiv Münster Akte der Staatsanwaltschaft<br />

Dortm<strong>und</strong> über ein Nachkriegsverfahren<br />

AZ 10 JsH462


von 1806 - 1975<br />

alte Postkarte von 1900<br />

Komm ins <strong>Ruhrtal</strong><br />

Komm nach <strong>Ergste</strong><br />

Komm in die Sommerfrische<br />

von F.-W. Vogt<br />

Dörfliches Leben <strong>und</strong> Gaststättenkultur<br />

von Walter Höher<br />

Das dörfliche Leben früherer Zeiten bot den Bewohnern wenig<br />

Abwechslung.<br />

Wenn die <strong>Ergste</strong>r <strong>und</strong> Bürenbrucher Bauern abends nach der<br />

täglichen Landarbeit vom Felde kamen, die Handwerker ihre<br />

Werkstätten schlossen <strong>und</strong> die in Lohnarbeit stehenden Männer<br />

oft erst spätabends Feierabend hatten, blieb ihnen vom Tag<br />

nichts mehr übrig.<br />

so oder so ähnlich hätte <strong>Ergste</strong> vor über 100 Jahren werben können, denn in<br />

<strong>Ergste</strong> gab es zu dieser Zeit über 10 Gasthöfe, Schenkwirtschaften, Gartrestaurants,<br />

Kaffeewirtschaften.<br />

<strong>Ergste</strong> unser Dorf hatte in dem Jahr 1895 wie das Personenverzeichnis der<br />

Gemeinde <strong>Ergste</strong> auswies 1641 Bürger 537 waren männlich, 498 waren weiblich<br />

<strong>und</strong> Kinder unter 14 Jahren waren 606.<br />

<strong>Ergste</strong> war der beliebte Ausflugsort <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>. Es kamen viele Ausflügler,<br />

Wanderer, Sommerfrischler aus den Städten Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Hagen. Sie wanderten<br />

durch die Wälder <strong>im</strong> Süden: so zu sagen <strong>zum</strong> schönsten Punkt. Hier auf<br />

dem Lichtenböcken stand um 1895 ein Aussichtsturm. Von <strong>hier</strong> hatte man einen<br />

weiten Blick übers <strong>Ruhrtal</strong>.<br />

Man wanderte durch die Böcken vorbei an der Pulvermühle, Weischedes Berg,<br />

Richtung Tiefendorf, über den Schälk nach Reingsen-Grürmannsheide. Von<br />

diesem Bergrücken nach Norden flossen die Bäche Heinkessiepen, Bier-, Wanne-<br />

<strong>und</strong> Elsebach. Dieser Wanderweg ist die Wasserscheide zwischen Ruhr <strong>im</strong> Norden<br />

<strong>und</strong> Lenne <strong>im</strong> Süden. Es gab in Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Hagen Busfahrten, deren Ziel<br />

<strong>Ergste</strong> war.<br />

Die Zehn <strong>Wir</strong>tschaften waren darauf gut vorbereitet. Sie hatten alle einen<br />

Saal, große Gesellschaftsz<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> neben der <strong>Wir</strong>tschaft meist einen Kaffeegarten.<br />

Hauptsächlich waren die Säle für die vielen Vereine oder große Familienfeiern,<br />

grüne, silberne <strong>und</strong> goldene Hochzeiten.<br />

Es gab weder R<strong>und</strong>funk noch Fernsehen, weder Auto noch Telefon.<br />

Sobald es dunkel wurde, juckte ihnen das Fell. Unter irgendeiner<br />

„wichtigen“ Vorgabe oder auch he<strong>im</strong>lich entflohen sie dem Familienkreis,<br />

suchten das Weite <strong>und</strong> fanden sich „rein zufällig“ in einer<br />

Dorfkneipe wieder. Nach anfänglicher Jovialität untereinander<br />

verloren sie nach dem Kippen einiger „Körnchen“ <strong>und</strong> „halber Liter“<br />

schonmal die Fassung, übten Streiche aus oder wurden Zeugen spektakulärer<br />

Vorgänge. Hieraus haben sich Anekdoten gebildet, die man<br />

der Nachwelt nicht vorenthalten sollte.


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Gaststätte Jäger-Kirchhoff-Böddecker<br />

von F.W. Vogt<br />

Wann das Haus <strong>im</strong> Wittloh (heute Wietloh) bei <strong>Ergste</strong> gebaut wurde<br />

<strong>und</strong> seit wann da eine Gaststätte drin war kann ich nicht mit Best<strong>im</strong>mtheit<br />

sagen. Ich weiß nur, dass um 1890 die Familie Jäger als<br />

Inhaber dort Bier ausschenkte.<br />

Maria Henrica Wilhelmine Jäger geb. Platenius geboren in Hennen <strong>und</strong><br />

Wilhelm Christian Peter August Jäger von der Kaffeemühle in Barendorf<br />

heute Iserlohn. Aus Unterlagen wissen wir das <strong>hier</strong> <strong>im</strong> Jahre 1905<br />

der Dramatisch Dilettantische Verein Hohenzollern gegründet wurde.<br />

Die Gasstätte wurde das Vereinslokal <strong>und</strong> <strong>im</strong> Saal gab es die ersten<br />

Theateraufführungen. Später in den 30 er Jahren wurde der Name geändert<br />

in Volksbühne <strong>Ergste</strong> e.V. 1905. Schon früh hatte man der <strong>Wir</strong>tschaft<br />

einen kaffeegarten angebaut so konnten die Sommerfrischler,<br />

<strong>und</strong> Gäste aber auch die <strong>Ergste</strong>r sich dort erholen. Der selbst gebackene<br />

Kuchen schmeckte den Gästen von Nah <strong>und</strong> Fern. Irgendwann<br />

54<br />

Karl-Kirchhoff Gartenwirtschaft<br />

Oma Jäger gaben sie Ihre Gaststätte dann an Ihre Tochter Lina Frederike die mit Carl Heinrich<br />

Kirchhoff dem Gastwirt <strong>und</strong> Maurermeister verheiratet war. Carl Heinrich Kirchhoff<br />

betrieb ein Baugeschäft in <strong>Ergste</strong>. Carl Heinrich Kirchhoff baute mit seinem<br />

Sohn Heinrich der auch Maurermeister war für die Feuerwehr den Steigerturm <strong>und</strong><br />

die Garagen auf dem Schulhof der Gr<strong>und</strong>schule <strong>Ergste</strong> <strong>im</strong> Jahre 1926/1927. (Der<br />

Steigerturm wurde ca. 1970 abgerissen)<br />

Im Jahre 1927 verkauften Kirchhofs das Anwesen an die Ritterbrauerei Dortm<strong>und</strong><br />

dafür handelnd war der Bierverleger J. Pelzing aus Dortm<strong>und</strong>. Als Kirchhoff mit<br />

dem <strong>Wir</strong>tschaftsbetrieb aufhörte, Übernahm das Haus ein Heilpraktiker. Nach<br />

kurzem Übergang wurde es wieder eine Gastätte, die erst Fritz Lips genannt Pohs,<br />

dann Heinrich Krallemann führte. Am 13.09.1932 kauften Grete <strong>und</strong> Bernhard<br />

Böddecker aus Schwaney bei Paderborn die Gastätte von J. Pelzing mit der Auflage<br />

nur noch Ritterbier auszuschenken.<br />

Die Familie Böddecker verdienten vorher ihr Geld mit einem Zeltverleih <strong>und</strong><br />

Bewirtschaftung bei Schützenfesten <strong>im</strong> Paderborner Raum. Nachdem sie in <strong>Ergste</strong><br />

die Gasstätte übernommen hatten organisierte J. Pelzing Ausflugsfahrten mit<br />

Zug <strong>und</strong> Omnibus nach <strong>Ergste</strong>. Neben Ritterbier hell <strong>und</strong> dunkel lieferte auch die<br />

Gutsbrennerei Hidding (siehe Rechnung). Während des Krieges 1939 bis 1945 waren<br />

Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern untergebracht. In den schlechten<br />

Jahren nach dem zweiten Weltkrieg veranstaltete er für die Jugend Tanzabende.<br />

Kirchhoffs


Bernhard Böddeker<br />

Später <strong>im</strong> Jahre 1953 wurde der Saal vertriebenen zur Verfügung gestellt<br />

die dort wohnten.<br />

1960 übergaben Böddeckers an Ihren Sohn Bernie <strong>und</strong> seiner Frau Ruth<br />

die diese Gastätte über 20 Jahre führten. Danach kamen mehrere Mieter<br />

bevor sie 1996 verkauft <strong>und</strong> abgerissen wurde. Heute steht ein großes<br />

Mietobjekt auf dem Platz.


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O, wenn sie erzählen könnte, die seit langem<br />

stillgelegte „Altdeutsche Gaststätte Dupré“,<br />

als sie noch „Gastwirtschaft zur Krone“ hieß<br />

<strong>und</strong> davor „Gasthaus zur Tulpe!“<br />

Das vereinsamte Gebäude steht heute noch<br />

(2010) auf dem „Sauerfeld“ schräg gegenüber<br />

der Ev. Johanniskirche <strong>und</strong> vis-a vis des zwischen<br />

Kirche <strong>und</strong> der damaligen Bäckerei Vogt<br />

liegenden idyllischen „Krûtgöönkes“ (Kräutergärtchens).<br />

Dieses Lokal „zur Tulpe“ war eine<br />

der begehrten <strong>Ergste</strong>r Stammkneipen für<br />

Handwerker, Bauern, Arbeiter <strong>und</strong> Rentner,<br />

Pendler zwischen Ober- <strong>und</strong> Unterdorf, fromme<br />

Kirchgänger, Müßiggänger <strong>und</strong> Schelme.<br />

Es war um die Zeit nach dem 1. Weltkrieg,<br />

da wurde in dem rustikalen Hinterz<strong>im</strong>mer<br />

der „Tulpe“ - in der sog. „Bleikammer“ mit<br />

ihren abgewetzten Stühlen, dem blank- <strong>und</strong><br />

durchgesessenen Sofa „gehäxt“ (gezecht) bis<br />

<strong>zum</strong> frühen Morgen, wiederbelebt mit saurem<br />

Hering <strong>und</strong> weitergezecht bis <strong>zum</strong> nächsten<br />

Morgen (Bleikammer, weil man mit bleischwerem<br />

Hintern kaum wieder hochkam).<br />

Hier wurden Geburtstags- <strong>und</strong> Nachbarschaftsfeste<br />

gefeiert, Zechschulden auf einer<br />

Schiefertafel an der Wand angekreidet, die<br />

berüchtigten ortsbekannten Säufer auf behördlichen<br />

„Säuferlisten“ benannt <strong>und</strong> vom<br />

Alkoholkonsum ausgeschlossen. Hier wurde<br />

gelogen, dass sich die Balken bogen.<br />

Hier wurden schon mal bei Nachbarn he<strong>im</strong>lich<br />

geklaute Fleisch- <strong>und</strong> Wurstwaren<br />

verschwenderisch ausgeteilt <strong>und</strong> genüsslich<br />

verzehrt. Ernst wurde es gelegentlich,<br />

wenn den Verstorbenen das „Fell versoffen“<br />

wurde(Leichenzech). Nach überstandener<br />

Zurückhaltung machten sich dann zuweilen<br />

Übermut <strong>und</strong> Rauflust breit, <strong>und</strong> gegen jede<br />

Kontenance landete mancher in der Gosse.<br />

Wer das alles ertragen musste, waren der Besitzer<br />

Jan-Dierk (meist Gandierk gespr.) Brinkmann<br />

<strong>und</strong> seine Frau Guste, gen. die „Tülpsche“<br />

- passend <strong>zum</strong> Kneipennamen. Leider<br />

belastete sie ein bedauerliches Übel, das ihren<br />

Beruf erschwerte, nicht selten aber auch ihre<br />

Gäste erheiterte: Sie waren beide schwerhörig,<br />

<strong>und</strong> zwar erheblich. Hieraus entwickelte<br />

sich manches Missverständnis, das Anlass <strong>zum</strong><br />

Schmunzeln hinterließ.<br />

(Informant: Heinrich Brune)<br />

*die alten <strong>Ergste</strong>r taten sich oft schwer mit<br />

dem Anlaut J. Statt Jandierk sagten sie „Gandierk“.<br />

56<br />

Das „Gasthaus zur Tulpe“<br />

von Walter Höher<br />

Gemalt von Günter Beil<br />

<strong>Wir</strong>tschaft zur Krone<br />

in der nächsten Ausgabe weitere Gaststätten wie Bierhoff, Kappenstein,<br />

Schneider, Pütter, Bockhalle <strong>und</strong> Kaage-Beckmann.


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57


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

58<br />

Brotkultur<br />

Und dann war dann noch Irland<br />

von F.-W. Vogt<br />

1988 während der Fußball Europameisterschaft<br />

spielte Irland in Gelsenkirchen. Die<br />

Irischen Fans waren in einem Zeltlager <strong>im</strong><br />

Berger Feld untergebracht.<br />

Einer meiner K<strong>und</strong>en lieferte dort das Frühstück<br />

aus. Da der Aufwand sehr groß war,<br />

fragte er ob wir ihn als seine Zulieferfirma<br />

unterstützen könnten. So kam ich mit<br />

irischen Fans in Kontakt. Es waren rauhe,<br />

singefreudige <strong>und</strong> trinkfreudige Burschen,<br />

die durch ihre Countrymusik auf sich aufmerksam<br />

machten <strong>und</strong> wie oft hörte ich sie<br />

sagen: „Kommt nach Irland, wir laden euch<br />

ein.“<br />

22 Jahre danach gab es die Möglichkeit<br />

mit dem Reisebüro Bluhm Irland zu durchstreifen.<br />

<strong>Wir</strong> landeten in Dublin <strong>und</strong> der<br />

Weg führte uns Richtung Westküste nach<br />

Galway. Der Westen Irlands ragt verwegen<br />

in den Atlantik hinaus. Mit seiner einzigartigen<br />

urzeitlichen Morphologie ist er eine<br />

der faszinierendsten <strong>und</strong> kulturell reichsten<br />

Regionen des Landes.<br />

Der allgegenwärtige Ozean <strong>und</strong> der abwechslungsreiche<br />

Charakter bilden das Bild<br />

der Westküste.<br />

Von wilder Landschaft mit ihren typischen<br />

Steinmauern bis zu geschäftigen Städten<br />

Scheiben Roggenschrotbrot<br />

<strong>und</strong> idyllischen Dörfern hat die quicklebendige<br />

Region vieles zu bieten. Diese Region ist<br />

die He<strong>im</strong>at der irischen Volksmusik.<br />

Der Burren ist nur ein Beispiel für die Besonderheit<br />

der westlichen Landschaft. Die<br />

majestätische Kalksteinformation bringt eine<br />

unverwechselbare Flora <strong>und</strong> Fauna hervor.<br />

Einzigartig sind auch die monumentalen<br />

Cliffs of Moher <strong>und</strong> das Bunratty Castle, Irlands<br />

besterhaltene mittelalterliche Festung.<br />

Und alle drei Sehenswürdigkeiten liegen <strong>im</strong><br />

County Clare.<br />

Und in einem dieser kleinen Dörfer entdeckte<br />

ich dann Walsh´s Bakery & Coffee Shop. Unsere<br />

Dolmetscherin Ruth Peters stellte einen<br />

Kontakt her. Be<strong>im</strong> Besuch erklärte der Besitzer<br />

Cathal Walsh er backe nicht typisch irisches<br />

Toastbrot sondern auch ein Schrotbrot<br />

Walsh`s Bakery & Coffee Shop<br />

Bäcker Walsh`s <strong>und</strong> Ruth Peters<br />

Bretzeljunge. Erkennungszeichen des<br />

Museums für Brotkultur Ulm<br />

welches mit Soda statt mit Hefe gelockert<br />

wird.<br />

So erfuhre ich, das er jedes Jahr für 8 Tage<br />

zur deutschen Bäckereifachschule nach<br />

Weinhe<strong>im</strong> fährt um sich weiter zu bilden.<br />

An seinen Broten, die nach deutscher Art<br />

gebacken wurden konnte man das sehen.<br />

Irisches Weizenschrotbrot


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Anzeige 03.05.2010 14:45 Uhr Seite 1<br />

Die Chronik unseres Erfolges Ausgezeichnete<br />

1939 Die Gründer des Unternehmens „Der süßen<br />

Köstlichkeiten“, Karl-Heinz <strong>und</strong> Änne Spetsmann,<br />

kamen 1939 nach Iserlohn, um die Waldstadt mit<br />

ihrer unvergleichlichen Qualität <strong>und</strong> ihrem süßen<br />

Erfindungsreichtum zu begeistern. Ein Höchstmaß<br />

an Individualität für ihre K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> unaufhörlicher<br />

süßer Ideenreichtum waren ihre Wertmaßstäbe<br />

<strong>im</strong> Hause Spetsmann.<br />

1969 Die 2. Generation, Joseph <strong>und</strong> Ursula Bücker<br />

geb. Spetsmann, übernahm das Unternehmen. Die<br />

süße Kunst des Lebens, erproben <strong>und</strong> verfeinern,<br />

viel handwerkliches Geschick, Qualität <strong>und</strong> Frische<br />

sind ihre wichtigsten Aufgaben, denen sie jeden<br />

Tag neu gerecht werden. Ihren Tag zu versüßen ist<br />

ihre schönste Aufgabe.<br />

1974 Das Haus Spetsmann erweiterte das Unternehmen<br />

1974 mit einem neuen Kaffeehaus am<br />

Schillerplatz in Iserlohn. Im Stammhaus befinden<br />

sich aber die modernen Produktionsräume, in<br />

denen Familie Bücker gemeinsam mit ihren 50<br />

Mitarbeitern täglich die hohe Kunst des süßen<br />

Naschwerks zelebriert.<br />

1993 Die 3. Generation, Bernd <strong>und</strong> Ute Bücker, hat<br />

ein zeitgemäßes flexibles Konzept verwirklicht, bei<br />

dem einerseits die moderne Möglichkeit der<br />

Organisation verwirklicht wird <strong>und</strong> andererseits<br />

die Repräsentation der langjährigen Familientradition<br />

möglich ist, deren Lebensader die Erreichung<br />

der Perfektion der feinen Confiserie ist.<br />

Ute <strong>und</strong> Bernd Bücker<br />

2000 Entdecken Sie das Spetsmann-Land, in dem<br />

es nur Qualität <strong>und</strong> Frische gibt. Geschmack, der<br />

Ihnen mit Freude auf der Zunge zergeht. <strong>Wir</strong> sind<br />

für Sie da!<br />

Ihre Familie Bücker<br />

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Eine unserer Spezialitäten liegt in der handwerklichen<br />

Kunst der Pralinéherstellung.<br />

Diese, auch unter dem Oberbegriff Confiserie bekannten,<br />

feinen Trüffel (Pralinés) werden in unserer<br />

Konditorei in feinster Handarbeit hergestellt.<br />

Schokolade ist ein sehr empfindliches Genussmittel.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Liebe zur Schokolade,<br />

Kreativität <strong>und</strong> handwerkliches Können bei der Herstellung<br />

unserer Pralinés unerlässlich. <strong>Wir</strong> verleihen<br />

unseren Produkten dadurch einen unverwechselbaren<br />

Charakter, den der echte Pralinenfre<strong>und</strong> be<strong>im</strong><br />

Genuss der handgeschöpften Frische-Pralinés spürt.<br />

<strong>Wir</strong> liefern unsere Pralinés auch <strong>zum</strong> Pralinenclub<br />

Deutschland, der sie b<strong>und</strong>esweit anbietet. Jean Pütz,<br />

Wissenschaftsjournalist aus Köln <strong>und</strong> Mitglied <strong>im</strong><br />

Pralinenclub Deutschland, ist hochzufrieden mit den<br />

Pralinés aus dem Hause Spetsmann.<br />

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59


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

60


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Der Gemeinnützige Bauverein <strong>Ergste</strong> eG wurde am 23.06.1928 von dem Postbeamten Fritz Haarmann <strong>und</strong> dem Mitarbeiter Hinkelmann<br />

der Kettenschmiede He<strong>im</strong>ann, Auf dem Hilf, gegründet. Der Bauverein kann somit auf eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche Geschichte zurückblicken.<br />

Im Laufe der Jahrzehnte ist die Genossenschaftsgröße auf einen Stamm von 500 Mitgliedern angewachsen.<br />

Der Vorstand besteht aus drei folgenden Mitgliedern :<br />

Wolfgang Nietzold, Gerd Brauckhoff, Heinz Schaaf<br />

Dem Aufsichtsrat gehören insgesamt sechs Mitglieder an :<br />

Vorsitzender Alexander Falkenroth, Ulrich Lüffe, Erhard Peters, Jürgen Borgmann, Lars Franz, Jürgen Erlinghagen<br />

Für die Belange der Mieter <strong>und</strong> Mitglieder stehen <strong>im</strong> Büro zur Verfügung :<br />

Wolfgang Nietzold, Gabriele Hafner <strong>und</strong> Birgit Bohnebuck.<br />

Auch in den kommenden Jahren wird der Schwerpunkt sicherlich in der Modernisierung des bestehenden Hausbestandes liegen <strong>und</strong> das<br />

eine oder andere Projekt in Angriff genommen werden.<br />

62<br />

seit 1928 Vermietung eigener Genossenschaftswohnungen in Schwerte, Hennen, <strong>Ergste</strong>, Berchum<br />

HERBERT HELDT<br />

Fachgroßhandel für Gebäudetechnik<br />

44269 Dortm<strong>und</strong><br />

Kohlensiepenstr. 35<br />

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Gemeinnütziger Bauverein <strong>Ergste</strong> eG<br />

Auf dem Hilf 1 – 58239 Schwerte<br />

Tel. 02304 / 72921<br />

Fax. 02304 / 78611<br />

Internet: www.bauverein-ergste.de<br />

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ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Sommerkultur <strong>im</strong> Bürgerbad<br />

Operettenbühne <strong>und</strong> Elsetaler KinoKarren<br />

von Thomas Wild<br />

Über den saftig-grünen Wiesen ein klarer,<br />

tiefblauer H<strong>im</strong>mel, der sich langsam ins<br />

Nachtschwarze verfärbt <strong>und</strong> ein w<strong>und</strong>erbarer<br />

Kontrast <strong>zum</strong> hell leuchtenden Vollmond<br />

ist. Dazu trockene Luft mit angenehm lauen<br />

Sommertemperaturen. Eine fre<strong>und</strong>lich in den<br />

Farben grün-weiß-rot geschmückte Bühne,<br />

die die sommerliche Atmosphäre noch unterstreicht.<br />

Und davor ein erwartungsvolles, 300<br />

Köpfe zählendes Publikum unter freiem H<strong>im</strong>mel.<br />

Das war ein Rahmen für den Auftritt der<br />

„Operettenbühne Schwerte“ am 21. August,<br />

wie er besser nicht hätte arrangiert werden<br />

können. „Das ist Italia“ war der Abend überschrieben,<br />

<strong>und</strong> tatsächlich versank zu Beginn<br />

wie bei Capri die rote Sonne <strong>im</strong> Meer, das<br />

<strong>hier</strong> allerdings Elsebad hieß. Eine tolle Revue<br />

italien-begeisterter Schlager hatte Theater-<br />

Direktor Gunter Gehrke zusammengestellt.<br />

Die Gäste am ‚Lago di Else’ waren bezaubert<br />

von den ‚Capri-Fischern’, Volare’ oder ‚2 kleinen<br />

Italienern’, <strong>und</strong> sie fühlten sich zurückversetzt<br />

in die Zeiten, als sie zu ihrem ersten,<br />

damals noch recht abenteuerlichen Italienurlaub<br />

über die Alpen aufgebrochen waren.<br />

Eine längere Reise hatte auch die Operettensängerin<br />

Martina Stuber hinter sich. Der Gaststar<br />

ist eigentlich in Ludwigsburg behe<strong>im</strong>atet,<br />

aber sie <strong>und</strong> Gunter Gehrke verbindet schon<br />

eine längere musikalische Geschichte. Sie begeisterte<br />

ganz besonders mit der Puccini-Arie<br />

‚O mio babbino caro’.<br />

Der tolle Auftritt am 21. August soll nicht der<br />

letzte gewesen sein. „Nächstes Jahr kommen<br />

wir wieder!“, versprach Gunter Gehrke seinem<br />

jubelnden Publikum; angesichts des w<strong>und</strong>erschönen<br />

Abends wird das Team Elsebad sicher<br />

mit der „Operettenbühne Schwerte“ einen<br />

neuen Auftritt organisieren. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

<strong>und</strong> anderer Veranstaltungen ist das Elsebad<br />

inzwischen in den Kreis ‚kulturtragender Vereine’<br />

in Schwerte aufgenommen worden. Eine<br />

besondere Rolle spielt dabei der „KinoKarren“,<br />

das Open-Air-Kino des Elsebades, das mit regelmäßig<br />

6 bis 7 Film-Abenden pro Saison in<br />

diesem Jahr schon seinen 5. Geburtstag gefeiert<br />

hat. Die Förderung durch KuWeBe Schwerte<br />

<strong>und</strong> mehrere Geschäfte trägt dabei deutlich<br />

zur Nachhaltigkeit des Angebots bei. Eine der<br />

Vorstellungen in diesem Jahr war zudem vom<br />

Schwerter Jugendamt initiiert <strong>und</strong> gehört<br />

<strong>zum</strong> Programm der ‚Local Heroe’-Woche <strong>im</strong><br />

Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010.<br />

Angefangen hat der KinoKarren <strong>im</strong> Winter<br />

2005/2006 mit einem schrottreifen Bauwagen<br />

<strong>und</strong> einer handvoll Aktiven, die vom gescheiterten<br />

Projekt „Bürgerbahnhof <strong>Ergste</strong>“ übrig<br />

geblieben waren. Zu ihnen gehörte Thomas<br />

KnoKarren <strong>im</strong> Elsebad<br />

Stenger, der bis Ende der 80er Jahre in einem<br />

Hohenl<strong>im</strong>burger Kino der Filmvorführer war.<br />

Als das Kino geschlossen wurde, durfte er den<br />

alten Projektor (Baujahr ca. 1950) abbauen<br />

<strong>und</strong> mitnehmen; mit dem Projekt KinoKarren<br />

ergab sich – zu Thomas’ Begeisterung –<br />

endlich die Gelegenheit, das alte Schätzchen<br />

wieder zu nutzen, <strong>und</strong> bis heute versieht das<br />

Gerät <strong>im</strong> Elsebad treu seine Arbeit, <strong>im</strong> Herzen<br />

ein Lichtbogen zwischen zwei Kohlestäben,<br />

die das Projektionslicht erzeugen. Der erste<br />

Film <strong>im</strong> Juli 2006 war „Fluch der Karibik“ mit<br />

Johnny Depp, <strong>und</strong> so nass, wie es auf dem Piratenschiff<br />

zuging, so nass war es auch auf<br />

der Sitzwiese vor der Leinwand, wo das Publikum<br />

Platz genommen hatte.<br />

Inzwischen umfasst das ehrenamtlich tätige<br />

Team Elsebad / Abteilung Kino mehr als 20<br />

ständige Mitarbeitende; der Kinosaal ist auf<br />

die gepflasterte <strong>und</strong> geschützte Fläche zwischen<br />

Kiosk <strong>und</strong> Festhalle umgezogen, <strong>und</strong><br />

die Leinwand wird zwischen zwei fest installierten<br />

Laternenmasten hochgezogen. Jahr<br />

für Jahr verbessert Hans-Hermann Rätscher<br />

die Ton- <strong>und</strong> Lichttechnik, <strong>und</strong> mit Cocktails<br />

<strong>und</strong> Crepes haben die Kino-Abende <strong>im</strong> Elsebad<br />

längst ein begeistertes Stammpublikum<br />

gef<strong>und</strong>en. Dabei sind es nicht nur die meist<br />

heiter-nachdenklichen Filme, die das Publikum<br />

ansprechen, sondern die angenehmen<br />

Gespräche in entspannter Atmosphäre, zu<br />

denen vor den Filmen <strong>und</strong> in der Pause Gelegenheit<br />

ist – der Projektor braucht nämlich<br />

eine Verschnaufpause <strong>zum</strong> Abkühlen.<br />

Zum Jubiläum am 6. August war auch Uwe<br />

Fuhrmann mit einer heiteren Reise durch ‚100<br />

Jahre Kino in Schwerte’ gekommen. Und auf<br />

der Wiese musste das Publikum zwei Mal hinschauen,<br />

um zu erkennen, dass dort nicht Udo<br />

Lindenberg persönlich, sondern sein überzeugendes<br />

Double Carsten Bald sang. Aus dem<br />

Hit „Sonderzug nach Pankow“ wurde be<strong>im</strong><br />

ihm spontan der „Sonderzug nach <strong>Ergste</strong>“,<br />

<strong>im</strong> nächsten Jahr will er einen kompletten<br />

Elsebad-Text zu dem Lied schreiben – <strong>und</strong><br />

natürlich dem Bürgerbad-Publikum zu Gehör<br />

bringen.<br />

Nicht nur der Projektor braucht eine Pause,<br />

nach den anstrengenden Sommermonaten<br />

heißt es auch für das Team Elsebad, dass<br />

nach dem Abbaden am 12. September erst<br />

mal Ruhe einkehren muss. Im Oktober geht<br />

es dann mit Arbeiten am Bau <strong>und</strong> <strong>im</strong> Grünen<br />

weiter. Größtes Projekt ist die Errichtung der<br />

9. Segensweg-Station in Zusammenarbeit mit<br />

der <strong>Ergste</strong>r ‚Stiftung Segensweg’ direkt am<br />

Elsebach.<br />

Wer dabei oder bei anderen Tätigkeiten <strong>im</strong> Elsebad<br />

mittun möchte, ist herzlich eingeladen.<br />

Samstags sind in aller Regel Teammitglieder<br />

<strong>im</strong> Bad <strong>und</strong> nehmen jeden neuen Helfer gern<br />

<strong>und</strong> herzlich in Empfang; ihn erwartet ein Arbeitsfeld,<br />

das nicht nur eine Spiel- <strong>und</strong> Sportstätte<br />

ist, sondern ein Ort kultureller Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> der Begegnung – kurz: ein schöner<br />

Ort für die Menschen aus Schwerte <strong>und</strong> von<br />

anderswo.<br />

Filmvorführung<br />

63


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Der Schwerter Hilweg<br />

Aus der Geschichte der B<strong>und</strong>esstraße 236<br />

Eine redaktionelle Zusammenfassung der Dokumentation über<br />

die heutige B<strong>und</strong>esstraße 236 von Dr. Ingo Fiedler mit dem<br />

Originaltitel: „Aus der Geschichte der Berghofer Straße“.<br />

Die redaktionelle Bearbeitung wurde angereichert mit historischen<br />

Fotographien von Rudolf Kassel.<br />

Wenn aus Wegen Straßen werden, dann beziehen sie Räume aufeinander.<br />

Sie verbinden Orte miteinander. Straßen erschließen Landschaften.<br />

Sie stoßen auf Bäche <strong>und</strong> Flüsse, auf Berge <strong>und</strong> Grenzen<br />

<strong>und</strong> überwinden sie. Das Aussehen der Straßen ist ein Zeugnis der<br />

bestehenden Zivilisation. Die Straße dient der Zivilisation, von der sie<br />

hervorgebracht worden ist. Straßen ermöglichen den Austausch von<br />

Waren. Manche Straßen erhielten den Namen nach ihrem Haupthandelsprodukt,<br />

so kennen wir die Seiden- <strong>und</strong> die Bernsteinstraße.<br />

Aber Straßen sind auch am Prozess der Kulturbildung beteiligt,<br />

indem sie den Austausch von Ideen ermöglichen. <strong>Wir</strong> fahren<br />

<strong>im</strong> Urlaub entlang der „Straße der Romantik“ oder der „Deutschen<br />

Märchenstraße“, <strong>und</strong> wir wohnen in unmittelbarer Nähe<br />

der erst vor kurzem ausgewiesenen „Straße der Industriekultur“.<br />

Wer von Norden an die Region Emscher kam, musste zunächst die von der<br />

Emscher durchflossene Talmulde überwinden. - Uns steht die Emscher als<br />

kanalisierter, schnell fließender, eng begrenzter kleiner Fluss vor Augen.<br />

Aber die Emscher war noch bis zur Kanalisierung als Abwasserfluss ein<br />

langsamfließendes mäandrierendes Gewässer, das eine sumpfige, breite<br />

Talaue durchfloss, die nicht selten weit überschwemmt war. Im Norden<br />

Berghofens lag der Schürener Kaiserberg, der erst für die Schlackenaufbereitung<br />

des Phönix in den 50er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

abgetragen wurde. Die Hanglage der späteren Schüruferstraße <strong>und</strong> die<br />

Öffnung der Talmulde nach Hörde legen es nahe, dass wir mit älteren<br />

Emscherübergängen, die in der meisten Zeit des Jahres genutzt werden<br />

konnten, eher <strong>im</strong> Bereich von Hörde <strong>und</strong> Aplerbeck zu rechnen haben.<br />

Sollte die Ruhr überschritten werden, so boten sich zwei Furten an. Die<br />

westliche lag bei Westhofen am Fuße der Syburg, die östliche lag in<br />

Schwerte. Sie war <strong>im</strong> frühen 13. Jahrh<strong>und</strong>ert durch eine Burg der Herren<br />

von Altena-Isenberg gesichert, jenem Geschlecht, dessen Vogteirechtsaufzeichnungen<br />

wir auch die Berghofer Erstnennung verdanken.<br />

Wer von Hörde aus über die Ruhr bei Schwerte wollte, wird also schon<br />

in jenen Tagen den Weg über Berghofen gewählt. Dortm<strong>und</strong> verdankt<br />

seinen Aufstieg zur Freien Reichs- <strong>und</strong> Hansestadt <strong>im</strong> Mittelalter wohl<br />

zuerst seiner bevorzugten verkehrstechnischen Lage an einer Straßenkreuzung.<br />

Die Ost-West-Verbindung führte als Hellweg vom Rhein zur<br />

Weser, oder , in europäischen D<strong>im</strong>ensionen gedacht, verband Brügge<br />

mit Nowgorod, während die Süd-Nord-Verbindung, in der Sage als<br />

Königsstraße bezeichnet, von Köln durch das Sauerland in den norddeutschen<br />

Raum führte. - Unschwer lassen sich die Autobahntrassen<br />

der A1 Köln-Münster-Bremen <strong>und</strong> A40/A44 für den Raum vom Rhein<br />

zur Weser in dieser Führung der alten Straßen vorwegnehmen.- Im<br />

alten Fernstraßensystem wurde die Emscher in der Trasse der heutigen<br />

Ardeystraße überquert <strong>und</strong> die Ruhr bei Westhofen überw<strong>und</strong>en.<br />

Im alten Dortm<strong>und</strong>er Mauersystem der Zeit um 1200 gab es offensichtlich<br />

noch kein Tor, das die Stadt Dortm<strong>und</strong> in Richtung Hörde<br />

öffnete. Erst 1320 ist die Nova Porta, das Neutor, erstmals erwähnt.<br />

Die Straße, die nun Märkische Straße heißt, führte süd-östlich in<br />

die Grafschaft Mark. Der Weg lief auf die Bauerschaft Hörde zu, die<br />

damals noch nach Wellinghofen eingepfarrt war, erreichte Berghofen,<br />

überwand die Höhe dort, wo heute der Freischütz steht, <strong>und</strong> führte zu<br />

64<br />

Treffpunkt B236 Kreuzung Unna - Herdecke<br />

Kreuzung Gockel auf der Strasse Richtung Süden lag auf der<br />

rechten Seite das Gut Nathe dem eine Kornbrennerei ange-<br />

gliedert war.<br />

Freischütz<br />

Die Weiche


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Tal nach Schwerte <strong>und</strong> über die Ruhr. Hatte man von Dortm<strong>und</strong> aus<br />

diesen Weg eingeschlagen, so setzte man ihn wohl vorwiegend über<br />

Villigst nach Iserlohn fort. Ob die Poststraße des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, die<br />

über Villigst <strong>und</strong> Börsting in die Bauerschaft Refflingsen führt <strong>und</strong><br />

dann ihren Weg vorbei am Roten Haus nach Iserlohn n<strong>im</strong>mt, auch in<br />

älterer Zeit so benutzt wurde, ist unsicher, da sie sich mit ihren Steigungen<br />

nicht gut <strong>zum</strong> Transport schwerer Güter eignete. Vielleicht<br />

muss man mit einem Umweg über Rheinermark <strong>und</strong> Rheinen rechnen.<br />

Wie es auch war: Der Weg nach Iserlohn war der kürzeste Weg zu<br />

den nächsten Eisenerzvorkommen <strong>und</strong> auch zur frühen Eisenverarbeitung.<br />

Wo aus Roheisen Osem<strong>und</strong> <strong>und</strong> in einer sich <strong>im</strong>mer weiter<br />

aus differenzierenden Produktionskette Draht zu Nägeln, Nadeln,<br />

Ketten, sowie Breitwaren zu Pfannen, Klingen, Messern <strong>und</strong> Waffen<br />

verarbeitet wurden, kamen Lieferungen nach Dortm<strong>und</strong>, die gerade<br />

nach der Blütezeit der Hanse <strong>im</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>ert einen <strong>im</strong>mer<br />

größeren Anteil am Dortm<strong>und</strong>er Markt gewannen, der sich allerdings<br />

fortschreitend auf eine regionale Bedeutung reduzierte.<br />

In der handwerklichen Verarbeitung dieser Produkte hatte Dortm<strong>und</strong><br />

zunächst noch selbst eine wichtige Rolle gespielt, wie die Berufsliste<br />

der Zuwanderer <strong>und</strong> archäologische Bef<strong>und</strong>e, die auch Buntmetall-<br />

Freischütz mit Luftschiff<br />

Ausflugsfahrten vom Dortm<strong>und</strong>er Markt <strong>zum</strong> Freischütz waren<br />

sehr beliebt<br />

Freischütz<br />

Gebaut auf dem höchsten Punkt des Haarstrangs, früher so<br />

wie heute ein beliebter Aussichtspunkt.<br />

Die Postkarte wurde 1911 versandt.<br />

Freischütz<br />

Blick von Schwerte <strong>zum</strong> Freischütz am Eingang<br />

des Schwerter Waldes<br />

verarbeitung belegen, beweisen. Mit dem zunehmenden Einsatz der<br />

Wasserkraft verlagerte sich diese Produktion in ländliche Regionen<br />

an die Wasserläufe; so verlor die Reichsstadt auch ihre Bedeutung<br />

als Produktionsstandort. Umso wichtiger wurde die Wegeverbindung<br />

von Hörde nach Schwerte, die 1342 als „Schwerter Hilweg“ erstmals<br />

urk<strong>und</strong>lich erwähnt wird. - Die Spekulationen über den Hellwegnamen<br />

der Straßen sind alt <strong>und</strong> vielfältig. Bei der Häufigkeit des Vorkommens<br />

des Namens müssen wir nach einer allgemeinen Straßenbezeichnung<br />

suchen. Hellweg meint wohl eher „lichter Weg“, also eine<br />

öffentliche Verbindungsstraße von der Breite einer Speerlanze oder<br />

eines Heufuderbaumes, die von Bewuchs, Gräben <strong>und</strong> Zäunen freizuhalten<br />

war. Schon 896 ist ein Hellweg <strong>im</strong> Gebiet von Lüttich belegt.<br />

Der Straßenverlauf von Schwerte nach Dortm<strong>und</strong> gab schon in der<br />

Mitte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts Anlass <strong>zum</strong> Streit, denn das 1340 zur<br />

Stadt erhobene Hörde wurde von den Händlern umgangen, die bei<br />

Aldinghofen eine Brücke <strong>und</strong> bei Didinghofen einen Steg benutzten,<br />

um die Emscher zu überqueren. - Die neue, kleine Stadt Hörde stand<br />

von vornherein <strong>im</strong> Schatten des großen Dortm<strong>und</strong>, zu dessen Konkurrenz<br />

sie offensichtlich gegründet worden war. So privilegierten die<br />

Grafen von der Mark Hörde, das einen Durchgangszoll auf die Waren<br />

erheben konnte. Diesem wollten die Händler über Aldinghofen <strong>und</strong><br />

Didinghofen ausweichen. Bevor Konrad von der Mark <strong>und</strong> Elisabeth<br />

von Kleve 1344 ins Kloster gingen, gewährten sie den Hörder Bürgern<br />

Vergünstigungen. So wurden die Schwerter Bürger angewiesen,<br />

die Brücke bei Aldinghofen, an der sie beteiligt waren, abzureißen,<br />

damit den Hördern weiterhin kein Schaden mehr entstehen sollte.<br />

Wegezoll <strong>und</strong> Mautgebühren beherrschten über Jahrh<strong>und</strong>erte die<br />

Berichte vom Reisen. Die Kaufleute der Städte versuchten <strong>im</strong>mer Privilegien<br />

zu erlangen, die ihnen das Reisen kostengünstiger machten.<br />

Je mehr das Heilige Römische Reich Reich deutscher Nation an Einfluss<br />

verlor, desto intensiver versuchten die Territorialherren sich durch willkürliche<br />

Zölle zu bereichern. Es gab auch das Recht der Gr<strong>und</strong>herren, die<br />

Waren einzuziehen, die aus umgestürzten Wagen herausgefallen waren.<br />

Schlechte Straßen waren also eher gewinnbringend <strong>und</strong> das galt auch<br />

für die Anwohner, die es sich gut bezahlen ließen, wenn sie für fest sitzende<br />

Wagen oder Kutschen Vorspannpferde zur Verfügung stellten.<br />

Nach dem Dreißigjährigen Krieg begannen die Brandenburger Kurfürsten<br />

<strong>und</strong> späteren preußischen Könige, zu deren Territorium die<br />

Grafschaft Mark seit 1609 gehörte, in zahlreichen Edikten den Verkehr<br />

zu regeln: Spurbreiten der Straßen, Spanndienste, Fuhrleute,<br />

Gasthäuser <strong>und</strong> Gefahren der Landstraßen waren Gegenstand<br />

der Reglementierungen. Aber besser wurden die Straßen kaum.<br />

„In dem fetten schweren Boden des Haarstrangs <strong>und</strong> des Hellwegs<br />

65


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

66<br />

Chronik Freischütz Schwerte<br />

Ausgerechnet fußfaule Förster, Wilderer <strong>und</strong> Holzfrevler waren<br />

es, die den „Freischütz“ auf seinen Weg zur gepflegten Gastronomie<br />

brachten. Denn kaum hatte der Stadtförster aus Schwerte<br />

seinem Forst den Rücken gekehrt, schulterten die Wilderer ihre<br />

Armbrust <strong>und</strong> schärften die Holzfrevler die Axt. Um den Schurken<br />

das Handwerk zu legen, errichtete das Schwerter Magistrat 1843<br />

ein kleines Forsthaus mitten <strong>im</strong> Wald.<br />

Auf Drängen des Försters erteilte ihm der Magistrat 1861 schließlich<br />

die Erlaubnis <strong>zum</strong> Alkohol-Ausschank, das war der erste<br />

Schritt vom Forst <strong>zum</strong> Gasthaus, das zu dieser Zeit auch seinen<br />

Namen bekam: „Im Freischütz“.<br />

Als dann 1899 die Bürger von der Postkutsche in die Straßenbahnumstiegen,<br />

wurde der „Freischütz“ <strong>zum</strong> beliebten Ausflugslokal;<br />

sobeliebt, dass es für die vielen Besucher bald zu klein wurde.<br />

Der Vorschlag, ein größeres „Freischütz“ - Gebäude mit Saal zu<br />

bauen, sorgte1898 für lebhafte Aussprachen <strong>im</strong> Stadtparlament.<br />

1900 bis 1902 wurde der heutige „Freischütz“ mit dem denkmalgeschützten<br />

Festsaal <strong>im</strong>Jugendstil errichtet.<br />

Ein Reit- <strong>und</strong> Springturnierplatz, der 1930 südlich neben dem<br />

Festsaalangelegt wurde, machte den „Freischütz“ noch poplärer.<br />

Darüber hinaustrugen Militärkonzerte, die der Runfunk bis <strong>zum</strong><br />

Sommer 1939 aus dem„Freischütz“ sendte, den Namen des ehemaligen<br />

Forsthauses in alle Welt.<br />

1964 bekam das Gasthaus zwischen Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Schwerte eine<br />

neue Attraktion: das Kinderparadies mit dem Märchenwald, dem<br />

zahlreiche Spielmöglichkeiten folgten.<br />

2006 wurden eine Millionen Euro in die Erweiterung der Veranstaltungskapazitäten<br />

<strong>und</strong> in die Modernisierung des Hauses investiert.<br />

Im Oktober 2008 übern<strong>im</strong>mt der Freischütz das renommierte<br />

branchenbezogene Unternehmen, Wolfs Catering <strong>und</strong> schafft sich<br />

somitsein zusätzliches Standbein. Gut ein Jahr später wird Wolfs<br />

Catering Exklusivpartner für den Westfälischen Industrieklub <strong>im</strong><br />

Gastronomie- <strong>und</strong> Eventbereich.<br />

Verkehrsgünstig in der Metropole Ruhr - vor den Toren Dortm<strong>und</strong>s<br />

bildetder Freischütz den Mittelpunkt von Nordrhein Westfalen.<br />

Hier trifft mansich <strong>zum</strong> Tagen, Feiern <strong>und</strong> Speisen in ungezwungener<br />

Atmosphäre. Das großzügige, st<strong>im</strong>mungsvolle Ambiente<br />

garantiert den richtigen Rahmen für jeden Anlass für Jung <strong>und</strong><br />

Alt.<br />

Der Freischütz am Abend<br />

Der Freischütz - Blick in den Biergarten<br />

Gasthaus früher <strong>zum</strong> Forsthaus<br />

sind Wagen <strong>und</strong> Vieh bei nasser Witterung dem Versinken ausgesetzt“,<br />

schreibt F. Schatzmann 1803 in seinem Buch „Beyträge<br />

für die Geschichte <strong>und</strong> Verfassung des Herzogtums Westfalen“.<br />

Als Berghofen <strong>im</strong> napoleonischen Regiestaat in dem Großherzogtum<br />

Berg lag, hatte der Bauer Giesbert Friedrich Gockel vor seinem neu<br />

erbauten Bauernhause an der heutigen Straßenkreuzung Wittbräucker<br />

Straße <strong>und</strong> Berghofer Straße, dem derzeitigen Gasthaus „Schwerter<br />

Wald“, einen Schlagbaum für den Wegezoll zu öffnen <strong>und</strong> zu schließen.<br />

Gockel war damit „Barriereempfänger“ für das Großherzogtum.<br />

Die Berghofer Straße war schon Anfang des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

<strong>zum</strong> Weg der reitenden Briefpost zwischen Dortm<strong>und</strong>, Hörde<br />

<strong>und</strong> Schwerte geworden. Von Hörde nach Schwerte <strong>und</strong> Iserlohn<br />

wurde eine Personenpost eingeführt, mit der zu fahren als<br />

Abenteuer galt, denn <strong>im</strong> Ardey war mit Räuberbanden zu rechnen.<br />

Selbst Heinrich Heine wusste davon ein Lied zu singen:


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

Die Sängerklause Heinrich Sprove<br />

Die frühere Tankstelle Josef W. Falke,<br />

heute ARAL-Tankstelle Hörder Straße 89<br />

„Dicht hinter Hagen ward es Nacht,<br />

Und ich fühlte in den Gedärmen<br />

Ein seltsames Frösteln. Ich konnte mich erst<br />

Zu Unna, <strong>im</strong> <strong>Wir</strong>tshaus, erwärmen...<br />

Im nächtlichen Walde humpelt dahin<br />

Die Chaise. Da kracht es plötzlich -<br />

Ein Rad ging los. <strong>Wir</strong> halten still,<br />

Das ist nicht mehr ergötzlich.<br />

Der Postillon steigt ab <strong>und</strong> eilt<br />

Ins Dorf, <strong>und</strong> ich verweile<br />

Um Mitternacht allein <strong>im</strong> Wald,<br />

Ringsum ertönt ein Geheule.“<br />

Fröhlicher nahmen es die Kinder, die zur Melodie des Posthorns sangen:<br />

„Ach du mein lieber Gott, muss ich schon wieder fort, auf die Chaussee,<br />

ohne Kaffee!“ Das Straßenbauprogramm des preußischen Ministers<br />

Heinitz hatte vor allem Straßen gefördert, die einen messbaren<br />

wirtschaftlichen Nutzen erbrachten. So war in den Jahren 1787 bis<br />

1789 eine Kunststraße von Hagen nach Unna gebaut worden, die<br />

man in Berghofen unter dem Namen Wittbräucker Straße kennt.<br />

Der Wunsch Schwertes <strong>und</strong> Westhofens, an diese Straße angeschlossen<br />

zu werden, wurde zunächst nicht berücksichtigt. Die offizielle<br />

Begründung war, dass es bei der Trassenführung über den Höchsten<br />

keine Probleme mit den Gr<strong>und</strong>stückseigentümern gebe. Offensichtlich<br />

ist aber, dass vor allem der Kohlentransport aus der Ruhrzone<br />

zur Saline nach Königsborn gesichert werden sollte. Im Jahre 1814<br />

wurde dann die Straße von Hörde nach Schwerte zur Chaussee ausgebaut.<br />

Am 17.Mai 1899 nahm die Postkutsche letztmalig ihren Weg<br />

über die Berghofer Straße. Die Straßenbahn löste sie ab. - 1897 hatte<br />

der Landkreis Hörde Verhandlungen mit der „Berliner Allgemeinen<br />

Lokal- <strong>und</strong> Straßenbahn-Gesellschaft“ erfolgreich abgeschlossen,<br />

die den Bau eines Straßenbahnnetzes <strong>im</strong> Kreis Hörde ermöglichten.<br />

Forsetzung der B 236 <strong>im</strong> nächsten Heft<br />

… Einfach mal<br />

die Seele<br />

baumeln lassen …<br />

Ursprüngliches<br />

Ambiente<br />

Nette Leute<br />

Gute Gespräche<br />

Frisches Veltins<br />

… die perfekte<br />

Kombination<br />

für einen<br />

gelungenen Abend<br />

ZUR WAAGE<br />

Postplatz 9, 58239 Schwerte<br />

Mo-Fr 9:30 - 13:00 // 16:00 - der letzte<br />

Gast geht<br />

02304/16638<br />

Sa 9:30 - 16:00<br />

So Ruhetag Tel.<br />

Die Brennerei <strong>und</strong> Schenkwirtschaft H. Färber<br />

(heute Maike Kühn „Zur Waage“)<br />

67


ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010<br />

68<br />

5 x<br />

in NRW<br />

Gartencenter<br />

Hagen<br />

5 x<br />

in NRW<br />

Schwerte<br />

Hörder Straße 119<br />

58239 Schwerte<br />

(an der A1)<br />

Castrop-Rauxel<br />

Am Landwehrbach 1<br />

44575 Castrop-Rauxel<br />

(an der A42 Ausf. CR-Bladenhorst)<br />

Gartencenter<br />

Schwerte<br />

Gartencenter<br />

Unna<br />

Hagen<br />

Im Eichhof 15<br />

58119 Hagen<br />

(an der Feuerwehrwache)<br />

Unna<br />

Massener Straße 145<br />

59423 Unna<br />

(hinter Zurbrüggen)<br />

Bochum<br />

Am Ruhrpark 7<br />

44805 Bochum<br />

(an der A40 Ausf. Ruhrpark)<br />

Gartencenter<br />

Castrop-Rauxel<br />

Gartencenter<br />

Bochum<br />

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