Der Betriebsleiter 7-8/2020

Der Betriebsleiter 7-8/2020 Der Betriebsleiter 7-8/2020

derbetriebsleiter.de
von derbetriebsleiter.de Mehr von diesem Publisher
29.06.2020 Aufrufe

19186 7-8 www.DerBetriebsleiter.de Juli/Aug. 2020 210 mm Breite x 207 mm Höhe: Raum für Logo, Bildgestaltung und Titelthema mit Text Gesamtbildgröße: 210 mm Breite x 297 mm Höhe + min. 3 mm Beschnittzugabe oben, unten und rechts TITELSTORY 11 I TITELTHEMA Titelthema: Größe variabel, je nach Textmenge, Titelthema-Text: feste Textgröße & Durchschuss, Farbe schwarz oder weiß Im oberen Bildbereich sollten sich, entsprechend der jeweiligen Höhe des Zeitschriftenlogos, keine wichtigen Bildelemente befinden Ausnahme F+H: Gesamtbildgröße: 210 mm Breite x 248,5 mm Höhe + min. 3 mm Beschnittzugabe rechts und unten TITELSTORY INTRALOGISTIK Antriebstechnik-Retrofit macht Förderstrecke zukunftsfähig 210 mm Breite x 90 mm Höhe: Hier darf kein Text stehen, auch keinerlei Beschriftungen, Logos ect. im Bildmaterial. Ausgenommen: Rechts unten 35 mm Breite x 20 mm Höhe, 15 mm vom Rand entfernt: Raum für Verlagslogo und Homepage text-homepage.de

19186<br />

7-8<br />

www.<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong>.de<br />

Juli/Aug. <strong>2020</strong><br />

210 mm Breite x 207 mm Höhe:<br />

Raum für Logo, Bildgestaltung<br />

und Titelthema mit Text<br />

Gesamtbildgröße:<br />

210 mm Breite x 297 mm Höhe<br />

+ min. 3 mm Beschnittzugabe<br />

oben, unten und rechts<br />

TITELSTORY<br />

11 I TITELTHEMA<br />

Titelthema: Größe variabel, je nach Textmenge,<br />

Titelthema-Text: feste Textgröße & Durchschuss,<br />

Farbe schwarz oder weiß<br />

Im oberen Bildbereich sollten sich,<br />

entsprechend der jeweiligen Höhe<br />

des Zeitschriftenlogos, keine<br />

wichtigen Bildelemente befinden<br />

Ausnahme F+H:<br />

Gesamtbildgröße:<br />

210 mm Breite x 248,5 mm Höhe<br />

+ min. 3 mm Beschnittzugabe<br />

rechts und unten<br />

TITELSTORY<br />

INTRALOGISTIK<br />

Antriebstechnik-Retrofit macht<br />

Förderstrecke zukunftsfähig<br />

210 mm Breite x 90 mm Höhe:<br />

Hier darf kein Text stehen,<br />

auch keinerlei Beschriftungen, Logos<br />

ect. im Bildmaterial.<br />

Ausgenommen:<br />

Rechts unten 35 mm Breite x 20 mm<br />

Höhe, 15 mm vom Rand entfernt:<br />

Raum für Verlagslogo und Homepage<br />

text-homepage.de


TECHNIKWISSEN FÜR INGENIEURE<br />

MONTAGE UND<br />

HANDHABUNG<br />

SUPPLEMENT DER ZEITSCHRIFTEN DER KONSTRUKTEUR UND DER BETRIEBSLEITER<br />

9 Print-Ausgaben im Jahr<br />

TITELSTORY<br />

32 I SPECIAL<br />

Additive Fertigung: 3D-Druck<br />

eröffnet neue Welten – von Hardware<br />

über Werkstoffe bis Services<br />

www.<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong>.de<br />

+<br />

MUH_SO_Innentitel_Ro lon_2018_01_218946.indd 1 04.11.2019 15:46:32<br />

BTL_Muster_Titel_Post_Label_2019_09.indd 3 04.11.2019 15:18:59<br />

Abo-Begrüßungsgeschenk:<br />

Die Konturenlehre<br />

Das Kopieren eines Profils war noch nie so einfach!<br />

Mit dieser Konturenlehre können Sie die Form von unregelmäßigen<br />

Objekten messen, um eine Sofortvorlage zu erstellen, mit der präzise<br />

Schnitte markiert werden können. Messbreite 25 cm, Messtiefe 6 cm.<br />

(Die Farbe der Konturenlehre ist variabel)<br />

Sichern Sie sich den lückenlosen Bezug wertvoller Informationen!<br />

6 Telefax: 06131/992-100 @ E-Mail: vertrieb@vfmz.de Internet: vereinigte-fachverlage.de & Telefon: 06131/992-147<br />

Ja, ich möchte die Zeitschrift „<strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong>“ abonnieren<br />

Das Jahresabonnement umfasst 9 Ausgaben und kostet € 86,- (Ausland € 102,- netto) inkl. Versandkosten. Als Begrüßungsgeschenk<br />

erhalte ich die Konturenlehre. Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens 4 Wochen<br />

zum Ende des Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird.<br />

Unser Dienstleister, die Vertriebsunion Meynen, Eltville, erhebt Ihre Daten im Auftrag der Vereinigte Fachverlage (VFV) zum Zweck der Vertragsdurchführung, zur Erfüllung der<br />

vertraglichen und vorvertraglichen Pflichten. Die Datenerhebung und Datenverarbeitung ist für die Durchführung des Vertrags erforderlich und beruht auf Artikel 6 Abs. 1 b) DSGVO.<br />

Zudem verwenden wir Ihre Angaben zur Werbung für eigene und VFV verwandte Produkte. Falls Sie keine Werbung mehr auf dieser Grundlage erhalten wollen, können Sie jederzeit<br />

widersprechen. Weitere Infos zum Datenschutz: ds-vfv.vfmz.de<br />

Name/Vorname<br />

Position<br />

Firma<br />

Abteilung<br />

Straße oder Postfach<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon/E-Mail<br />

Datum, Unterschrift<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-100<br />

E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.vereinigte-fachverlage.de<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />

Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz


EDITORIAL<br />

www.gfos.com/MES<br />

Im Stillstand in<br />

Bewegung bleiben<br />

Die Covid-19-Pandemie hat uns die Schattenseiten und die Verletzlichkeit<br />

unserer globalisierten, auf Effizienz und Wachstum<br />

getrimmten Wirtschaft aufgezeigt. Aber Corona hat auch Positives<br />

bewirkt: Massive Veränderungen waren plötzlich möglich, um den<br />

Lockdown zu bewältigen. Flexibilität wurde und wird weiterhin gelebt.<br />

Letztlich wirkt die Krise als Beschleuniger für viele Themen der Arbeitswelt:<br />

etwa dafür, dass digitaler und mobiler gearbeitet wird.<br />

Jetzt gilt es, aus den Erkenntnissen in der Krise die richtigen Lehren zu<br />

ziehen und zukunftsfähige, nachhaltige und resiliente Strukturen zu<br />

schaffen. Geht es nach der (Ideal-)Vorstellung von Strategieberatungsunternehmen,<br />

sollte die Situation gleich für einen radikalen Neustart<br />

genutzt werden. Das gilt für die Produktion und das Produktportfolio<br />

ebenso wie für die interne Organisation und die Zusammenarbeit mit<br />

Kunden und Lieferanten.<br />

Solch eine umfassende Umstrukturierung ist für viele Unternehmen<br />

– vor allem KMU – sicher blanke Theorie. Dennoch: Wer auch im<br />

Stillstand in Bewegung geblieben ist und die Digitalisierung vorangetrieben<br />

hat – wenn auch nur in kleinen Schritten, dürfte klar im Vorteil<br />

sein. Denn bei der digitalen Transformation die Nase vorn zu haben,<br />

wird im Wettbewerb in der Zeit, wenn die Krise überwunden ist, ein<br />

noch stärkerer Erfolgsfaktor sein.<br />

Informationen und Anregungen, wie man Produktion und Intralogistik<br />

schrittweise auf Industrie-4.0-Kurs bringen kann, haben wir auch in<br />

dieser Ausgabe von DER BETRIEBSLEITER für Sie zusammengetragen.<br />

Sie finden sie u. a. auf den Seiten 5, 16, 20, 30 und 32.<br />

Bleiben Sie weiterhin gesund, zuversichtlich – und agil!<br />

Martina Laun<br />

Redakteurin<br />

m.laun@vfmz.de<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

IHR SOFTWARE-PARTNER<br />

FÜR DIE INDUSTRIE<br />

Sind Sie bereit für Industrie 4.0? GFOS<br />

bietet das MES zur smarten Steuerung<br />

Ihrer Produktion.


INHALT<br />

ANZEIGE<br />

ANZEIGE<br />

Betriebstechnik:<br />

ESD-Schutzkonzept sichert<br />

10Produktqualität<br />

RUBRIKEN<br />

03 Editorial<br />

34 Impressum<br />

35 Vorschau auf <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 9/<strong>2020</strong><br />

BETRIEBSFORUM<br />

05 Aktuelle Informationen<br />

TITELBILD<br />

SEW-Eurodrive GmbH &<br />

Co KG, Bruchsal<br />

INNENTITELBILD<br />

Leantechnik AG,<br />

Oberhausen<br />

BETRIEBSTECHNIK<br />

06 Kartonagenentsorgung perfekt in bestehende Prozesse integriert<br />

08 Überspannungsschutz in Energiehauptverteilungen<br />

10 Risikofaktor ESD: Schutzkonzept sichert Produktqualität<br />

12 Zukunfts- oder Nischentechnologie? – Wassereingespritzte Schraubenkompressoren<br />

näher betrachtet<br />

14 Produkte<br />

Nachrüstung:<br />

Dienstleistungen rund ums<br />

22Wälzlager<br />

Intralogistik:<br />

Materialfluss in Corona-<br />

28Zeiten<br />

FERTIGUNGSTECHNIK<br />

16 INTERVIEW Schaeffler im digitalen Wandel<br />

18 Mathematisch optimierter Auftragsbestand bei MAN Truck & Bus<br />

20 Digitales Assistenzsystem vernetzt Produktionsprozesse<br />

22 Aus Schaden klug werden: Dienstleistungen rund ums Wälzlager<br />

24 Zertifizierungsprogramm für Metallpulver für Sicherheitsbauteile<br />

25 Produkte<br />

INTRALOGISTIK<br />

26 TITEL Retrofit der Antriebstechnik in einem Paketverteilzentrum<br />

28 Mit passenden Handlingsystemen den Materialfluss auch in Corona-Zeiten<br />

auf Trab halten<br />

30 Materialflussrechner verbindet Distribution in Italien mit SAP-System in<br />

Deutschland<br />

32 Materialversorgung wird digital<br />

34 Produkte<br />

SUPPLEMENT: MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

S2 INNENTITEL Zahnstangengetriebe: Effizienz auf ganzer Linie<br />

S6 KLARTEXT Bedeutende Entwicklungen in Montage und Handhabung<br />

S8 Clinchen: Saubere Verbindung<br />

S10 Greiftechnik: Eine griffige Geschichte<br />

S14 Meilensteine der Robotik<br />

Montage und Handhabung:<br />

Clinchen – eine saubere<br />

S8 Verbindung


BETRIEBSFORUM<br />

40 Fraunhofer-Technologien für den<br />

Modernisierungsschub<br />

Mit 40 Lösungen zur Steigerung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit unterstützt<br />

das Fraunhofer-Institut für<br />

Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />

IWU produzierende<br />

Unternehmen bei der Bewältigung<br />

der Coronakrise. „Jetzt die eigene<br />

Innovationskraft zu erhöhen, ist<br />

die beste Antwort auf die aktuellen<br />

Herausforderungen. Damit schafft sich die deutsche Wirtschaft die<br />

besten Voraussetzungen, um optimal vom Konjunkturpaket zu profitieren.<br />

Wir bieten mit unserer Aktion »Produktion jetzt!« anwendungsreife<br />

Lösungen dafür. Sie sind schnell verfügbar und werden<br />

den jetzt notwendigen Modernisierungsschub vorantreiben“, sagt<br />

Prof. Dr.-Ing. Welf-Guntram Drossel, geschäftsführender Institutsleiter<br />

des Fraunhofer IWU. Die Aktion zielt ab auf Innovationen im<br />

gesamten Spektrum der Produktion, angefangen bei neuen Materialien<br />

über effiziente Produktionstechnologien und Maschinen bis<br />

hin zur Optimierung von Prozessketten und ganzer Fabriken.<br />

„Als Forschungsinstitution sehen wir uns ganz besonders in der<br />

Pflicht, den vor uns liegenden Modernisierungsschub zu unterstützen“,<br />

so Professor Drossel. „Wir suchen bei all dem die direkte Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmen und sind offen für Anfragen z. B.<br />

aus dem Maschinen- und Werkzeugbau, dem Automobilbau, der<br />

Luftfahrt, der Medizintechnik sowie der Elektro-, Feinwerk- und<br />

Mikrotechnik. Unsere Expertinnen und Experten unterstützen bei<br />

der schnellen und bedarfsgerechten Implementierung unserer Forschungsergebnisse.<br />

Wir vernetzen und begleiten auf dem Weg zu<br />

neuen Wertschöpfungsketten. Unser Ziel: starke Unternehmen mit<br />

robuster Wettbewerbsfähigkeit.“<br />

Europäisches Blockchain-Institut am<br />

Fraunhofer IML<br />

Am „Europäischen Blockchain-Institut in NRW“ (Euro-Chain) wird<br />

das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML künftig<br />

gemeinsam mit Unternehmen und weiteren Forschungseinrichtungen<br />

die Blockchain-Technologie entscheidend vorantreiben.<br />

„Mit dem Projekt zum Aufbau des Blockchain-Instituts wird am<br />

Fraunhofer IML ein europaweit einzigartiges Institut geschaffen,<br />

das die Digitalisierung in Wissenschaft und Praxis vorantreiben<br />

wird. Die Blockchain als Schlüsseltechnologie besitzt das Potenzial,<br />

Datenaustausch manipulationssicher zu gestalten und eine Vielzahl<br />

von Prozessen in der Wertschöpfungskette zu automatisieren<br />

und zukünftig zu autonomisieren“, beschreibt Prof. Michael Henke,<br />

Institutsleiter des Fraunhofer IML, die Bedeutung der Technologie.<br />

Als transparente und dezentrale Register für Transaktionen kommt<br />

Blockchains eine Schlüsselrolle in der Digitalisierung der Wirtschaft<br />

zu. Sie machen den sinnvollen Einsatz zahlreicher weiterer<br />

Technologien erst möglich.<br />

Damit ergänzt die Forschung im Europäischen Blockchain-Institut<br />

die Arbeit der Dortmunder Wissenschaftler und knüpft direkt an<br />

die bereits bestehende Forschungsinfrastruktur des Wissenschaftsstandorts<br />

an: „Die Blockchain-Technologie wird erst in den nächsten<br />

Jahren ihre volle Wirkung entfalten und das wird in der Logistik<br />

passieren. Im Zusammenspiel mit digitalen Plattformen, künstlicher<br />

Intelligenz und dem Internet der Dinge entsteht eine neue und<br />

sich selbst organisierende Silicon Economy“, erläutert Prof. Michael<br />

ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML.<br />

www.iml.fraunhofer.de<br />

www.iwu.fraunhofer.de<br />

www.produktion-jetzt.de<br />

Sandvik Coromant und Microsoft bündeln<br />

ihre Kräfte<br />

Sandvik Coromant, der Spezialist für<br />

Werkzeuge und Zerspanungslösungen,<br />

hat ein Projekt mit Microsoft gestartet,<br />

um die Entwicklung und Digitalisierung<br />

der Fertigungswirtschaft voranzutreiben.<br />

Durch die Verknüpfung des Zerspanungs-<br />

Know-hows von Sandvik Coromant mit<br />

technischen Lösungen von Microsoft sollen<br />

Teile der Produktionskette vernetzt<br />

werden und so Lösungen für die nächste<br />

Generation der Fertigung entstehen. Die Vereinbarung schließt außerdem<br />

eine Beschleunigung des internen Digitalisierungsnetzwerks<br />

für Sandvik Coromant ein.<br />

„Für uns ist die Zusammenarbeit mit Microsoft ein Schlüsselfaktor<br />

für den Erfolg unserer digitalen Strategie. Wir sind eine historische<br />

Beziehung eingegangen und freuen uns auf die Fortsetzung unserer<br />

gemeinsamen Reise. Wir schaffen Mehrwert, indem wir zusammen<br />

Lösungen für die Fertigungsindustrie entwickeln und umsetzen, die<br />

Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum garantieren. Mit dieser einzigartigen<br />

Partnerschaft beschreiten wir einen neuen Weg, um bei<br />

der Entwicklung unserer Kompetenzen enger zu kooperieren“, erläutert<br />

Nadine Crauwels, Präsidentin von Sandvik Coromant (Bild).<br />

www.sandvik.coromant.com<br />

www.ruwac.de<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 5


BETRIEBSTECHNIK<br />

Zeit- und kraftsparend<br />

Kartonagenentsorgung perfekt in bestehende Prozesse integriert<br />

Bei einem Hersteller von Systemen für die Energie- und Datenübertragung<br />

war die Entsorgung der in Produktion und Lager anfallenden Kartonagen<br />

nicht zufriedenstellend gelöst. Mit der Implementierung einer neuen<br />

Ballenpresse und der Einbindung von Kartonagesammelwagen in die im<br />

Werk verkehrenden Routenzüge wurden die Abläufe entscheidend<br />

verbessert.<br />

Conductix-Wampfler ist ein weltweit führender<br />

Hersteller von Systemen für die<br />

Energie- und Datenübertragung. Auf der<br />

Suche nach neuen Technologien für den<br />

Logistikbereich am Standort Weil am Rhein<br />

stieß Ralf Steiner, Teamleiter Warehouse,<br />

auf der LogiMAT 2018 auf den AutoLoad-<br />

Baler von Strautmann Umwelttechnik.<br />

„Die Funktion mit der Sammlung der Kartonage<br />

in den Sammelwagen und der automatischen<br />

Entleerung hat uns zum<br />

Nachdenken angeregt“, so Steiner. Auch<br />

bei Marcel Eichin, Manager Dispatching/<br />

Warehousing fand der AutoLoadBaler<br />

schnell Anklang. Die bisherige Entsorgungslösung<br />

mittels Presscontainer wurde<br />

daraufhin gemeinsam mit dem Außendienst<br />

von Strautmann analysiert<br />

und der AutoLoadBaler-Lösung<br />

gegenübergestellt.<br />

Entsorgung kostete<br />

wertvolle Arbeitszeit<br />

Bislang wurde die im Lager<br />

und der Produktion anfallende<br />

Kartonage in Müll-<br />

„<strong>Der</strong> AutoLoadBaler spart<br />

uns täglich Zeit und unsere<br />

Mitarbeiter können<br />

produktiver arbeiten“, freuen<br />

sich Ralf Steiner (links) und<br />

Marcel Eichin<br />

behältern gesammelt. Damit diese nicht so<br />

schnell überfüllt waren, wurden die Kartons<br />

im Vorfeld zerkleinert. Die Verletzungsgefahr<br />

hierbei war hoch und der Vorgang<br />

raubte den Mitarbeitern wertvolle Arbeitszeit<br />

und Kraft. Am Nachmittag machte sich<br />

dann ein Produktionsmitarbeiter mit den<br />

vollen Müllbehältern auf den Weg zum<br />

Presscontainer. Um sie dort hinein zu werfen,<br />

mussten die Kartonagen erneut in die<br />

Hand genommen werden.<br />

Dieser Befüllprozess nahm ca. fünf bis<br />

15 Minuten, abhängig vom Füllstand des<br />

Behälters und den Wetterbedingungen, in<br />

Anspruch. Wenn der Presscontainer dann<br />

auch noch voll war und nicht rechtzeitig<br />

abgeholt wurde, musste der Mitarbeiter<br />

weitere 150 m zum Ausweichcontainer<br />

laufen, bis der Müllbehälter endlich entleert<br />

werden konnte. „Das hat dann auch<br />

mal 20 Minuten gedauert. Hier war gar keine<br />

Produktivität und Wertschöpfung des<br />

Mitarbeiters gegeben. Die Arbeitszeit eines<br />

Produktionsmitarbeiters ist sehr wertvoll.<br />

Daher war es uns wichtig, unsere Mitarbeiter<br />

so wenig wie möglich in den Entsorgungsprozess<br />

zu involvieren“, berichtet<br />

Marcel Eichin.<br />

Sammelwagensystem in<br />

Routenzug integriert<br />

Nachdem der AutoLoadBaler voll und ganz<br />

überzeugte, war klar, dass die Entsorgung<br />

angepasst werden sollte. Die Produktion,<br />

der Wareneingang und die Logistik sollten<br />

von Kartonagen befreit werden. Es entwickelte<br />

sich somit die Idee, den AutoLoad-<br />

Baler mit seinem Sammelwagensystem in


BETRIEBSTECHNIK<br />

den Routenzug zu integrieren. Da mehrmals<br />

täglich ein Routenzug die Produktion<br />

mit Material versorgt, sollte dieser auch die<br />

vollen Sammelwagen mit auf seinen Weg<br />

nehmen.<br />

Conductix-Wampfler passte den Routenzug<br />

so an, dass der Mitarbeiter den<br />

Sammelwagen ergonomisch und schnell<br />

auf den Routenzug stellen kann. <strong>Der</strong> AutoLoadBaler<br />

wurde dann entsprechend<br />

an der Route platziert, wodurch die Entsorgung<br />

von Kartonage komplett in die<br />

bereits bestehenden Abläufe integriert<br />

werden konnte. Marcel Eichin und Ralf<br />

Steiner sind begeistert, dass die Entsorgung<br />

nun integraler Bestandteil der laufenden<br />

Prozesse ist. Aktuell entsorgt das<br />

Unternehmen in Weil mit dem Strautmann<br />

AutoLoadBaler und 15 Sammelwagen<br />

insgesamt 40 Tonnen Kartonage und<br />

Papier jährlich.<br />

Fazit<br />

Marcel Eichin fasst zusammen: „<strong>Der</strong> Auto-<br />

LoadBaler spart uns täglich Zeit und unsere<br />

Mitarbeiter können produktiver arbeiten.<br />

Die Integration in unsere bereits bestehenden<br />

Prozesse hat super funktioniert und wir<br />

sind stolz auf unsere moderne Entsorgung.<br />

Für unsere ROI-Berechnung haben wir lediglich<br />

die Zeiteinsparung eingerechnet<br />

und liegen hier bei dem AutoLoadBaler inklusive<br />

15 Sammelwagen bei drei Jahren.<br />

Hier sind wir vom geringsten Wert der Zeiteinsparung<br />

ausgegangen und haben auch<br />

keine Erlöse für Ballen eingerechnet. Außerdem<br />

sind unsere Mitarbeiter mit der neuen<br />

Entsorgungslösung absolut zufrieden. <strong>Der</strong><br />

AutoLoadBaler überzeugt uns alle.“<br />

Bilder: Strautmann Umwelttechnik<br />

www.strautmann-umwelt.de<br />

Optimierte Abläufe<br />

<strong>Der</strong> Routenzug nimmt einen mit<br />

Kartonage befüllten Sammelwagen auf<br />

seinen Routenzug und fährt diesen<br />

analog zur Route zum AutoLoadBaler. <strong>Der</strong><br />

Mitarbeiter schiebt dann in Sekundenschnelle<br />

den vollen Sammelwagen in die<br />

Seite der Maschine und nimmt einen<br />

leeren Sammelwagen wieder mit.<br />

Währenddessen startet im AutoLoadBaler<br />

schon der Entleerungsprozess. <strong>Der</strong><br />

Boden des Sammelwagens wird mittels<br />

Scherenhubtisch hochgefahren. Rotorwalzen<br />

ziehen das Material in die<br />

Presskammer. Mit 53 t Presskraft wird das<br />

Material in einen direktvermarktungsfähigen<br />

400 kg schweren Ballen verdichtet.<br />

FOLGEN SIE UNS AUCH ONLINE!<br />

www.derbetriebsleiter.de<br />

www.facebook.com/derbetriebsleiter www.twitter.com/<strong>Der</strong>_Betriebslei www.linkedin.com/company/<br />

der-betriebsleiter<br />

HÄLT SIE STETS AUF DEM LAUFENDEN<br />

BTL_EA_QR_Social-Media_185x90mm_2019_08.indd 1 www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 08.08.2019 07-08/<strong>2020</strong> 14:50:597


01<br />

Richtig ableiten<br />

Überspannungsschutz in Energiehauptverteilungen<br />

Wenn die Anschlussleitungen zum<br />

Überspannungsableiter zu lang<br />

sind, ist ein sicherer Schutz nicht<br />

gegeben. Auch um Haftungsrisiken<br />

hier zu vermeiden, kommt es in<br />

großen Hauptverteilungen auf<br />

einen fachgerechten Einbau an.<br />

Sinnvoll ist ein Ableiter mit<br />

integrierter Vorsicherung.<br />

Spätestens seit der Veröffentlichung der<br />

überarbeiteten Normen DIN VDE 0100-<br />

443 und DIN VDE 0100-534 im Oktober 2016<br />

ist Überspannungsschutz in der Gebäudeeinspeisung<br />

Pflicht. Für Wohn- und Gewerbegebäude<br />

mit Zählerplatzsystemen in der<br />

Einspeisung wird der Überspannungsschutz<br />

in der Regel einfach auf das Sammelschienensystem<br />

gerastet. Anschlussleitungen<br />

sind dann nicht vorhanden, und eine eigene<br />

Vorsicherung für den Überspannungsschutz<br />

ist auch nicht erforderlich. Die vorgelagerte<br />

Hauptsicherung – etwa im Hausanschlusskasten<br />

– ist fast immer kleiner als die maximal<br />

zulässige Vorsicherung des eingebauten<br />

SPD (Surge Protective Device/Überspannungs-Schutzgerät).<br />

In größeren Energiehauptverteilungen ist<br />

das nicht ganz so einfach. Denn die hohen<br />

Nennströme erfordern deutlich größere<br />

Sammelschienensysteme und somit größere<br />

Verteilungen. Platz für Überspannungsschutz<br />

ist vorhanden – allerdings werden<br />

die Räume und Entfernungen zwischen den<br />

Anlagenteilen auch größer. Dadurch werden<br />

die Anschlussleitungen zum SPD oft<br />

deutlich länger als – wie normativ gefordert<br />

– maximal 0,5 m. Dies wird oft unterschätzt,<br />

der Überspannungsschutz ist dann nicht sichergestellt.<br />

Weil die Leitungslänge sowie der Überspannungsableiter<br />

selbst den wirksamen<br />

Schutzpegel in der Schaltanlage beeinflussen,<br />

fordert die DIN VDE 0100-534 die maximale<br />

Leitungslänge von 0,5 m zwischen aktiven<br />

Leitern und Schutzleiter. Dieser halbe<br />

Meter gilt ab Abgriff der aktiven Leiter L1,<br />

L2, L3 und N vom Sammelschienensystem<br />

bis zur Anschlussschiene für den Schutzleiter<br />

in Summe. Ist eine Vorsicherung vorhanden,<br />

muss auch der Leitungsweg zur Vorsicherung<br />

mitgerechnet werden.<br />

Grund für die geforderte kurze Leitung ist<br />

der Spannungsfall über die Anschlussleitungen<br />

im Falle eines Ableitvorgangs. An einem<br />

1 m langen, geradlinig verlegten Leiter wird<br />

bei einem Impulsstoßstrom von 10 kA ein<br />

Spannungsfall von ungefähr 1 kV erzeugt.<br />

Leitungslänge beeinflusst<br />

Schutzpegel<br />

Dieser Spannungsfall ist zum Schutzpegel<br />

des Überspannungsableiters hinzuzurechnen.<br />

Wird ein SPD mit einem Schutzpegel<br />

von 1,5 kV mit einer 1 m langen Leitung an-<br />

geschlossen, beträgt der wirksame Schutzpegel<br />

in der elektrischen Anlage 2,5 kV. Das<br />

gilt bei einem Impulsstoßstrom von 10 kA –<br />

ein Wert, der bei einem SPD Typ 2 in etwa<br />

der Hälfte des Nennableitvermögens pro Pol<br />

entspricht. In größeren elektrischen Anlagen<br />

wird in der Regel ein SPD Typ 1 eingesetzt –<br />

der verfügt über ein Nennableitvermögen<br />

von 25 kA pro Pol und 100 kA in Summe.<br />

Bei einem Impulsstoßstrom von 25 kA<br />

beträgt der Spannungsfall über eine 1-m-<br />

Leitung bereits 2,5 kV – und bei 100 kA sind<br />

es schon 10 kV. <strong>Der</strong> Spannungsfall über die<br />

Anschlussleitungen muss zum Schutzpegel<br />

des SPD addiert werden. Diese Gesamtspannung<br />

übersteigt dann schnell die<br />

Spannungsfestigkeit der zu schützenden<br />

Geräte, die dann beschädigt werden können.<br />

Gefährliche Funkenbildung und im<br />

schlimmsten Fall ein Brand sind die Folge.<br />

Überspannungsableiter am<br />

richtigen Ort einbauen<br />

Ein Überspannungsableiter sollte immer so<br />

nah wie möglich am Schutzleiter der Anlage<br />

installiert werden, damit die Anschlussleitungen<br />

vom SPD zum Schutzleiter so<br />

kurz wie möglich sind. Die Rechnung ist<br />

einfach: Bei einem SPD Typ 1 für die Blitzschutzklasse<br />

I ist mit 25 kA Impulsstoß-<br />

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Moris Krings, Projektleiter,<br />

Business Unit Trabtech, Phoenix Contact GmbH<br />

& Co. KG, Blomberg<br />

8 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


BETRIEBSTECHNIK<br />

02<br />

Wer haftet denn nun?<br />

Kommt es in einer elektrischen Anlage zu einem Schaden,<br />

lassen gegenseitige Schuldzuweisungen nicht lange auf sich<br />

warten. Liegt der Fehler in der Planung? Oder in der Ausführung?<br />

Oder liegt die Schuld beim Betreiber selbst? Sobald es<br />

um größere Schäden und höhere Kosten geht, ist eine<br />

Einigung schwierig – und der Fall landet nicht selten vor<br />

Gericht. Aufwand und Kosten schießen dabei schnell in die<br />

Höhe. Gut ist, wenn sich das Haftungsrisiko vermeiden lässt.<br />

Jeder Planer, Installateur und Betreiber sollte sich gut über die<br />

richtige Auswahl und Installation von Überspannungsschutz<br />

informieren.<br />

01 Überspannungsschutz für Energiehauptverteilungen:<br />

Mit dem steckbaren Kombiableiter<br />

FLT-SEC-H mit integrierter Vorsicherung<br />

ist der Anlagenbetreiber auf der sicheren Seite<br />

02 Leitungslänge beeinflusst den Schutzpegel:<br />

Daher ist eine maximale Leitungslänge<br />

von 0,5 m gefordert, was in großen Verteilungen<br />

kaum einzuhalten ist<br />

03 <strong>Der</strong> Kombiableiter FLT-SEC-H kann auch<br />

in besonders großen Energieverteilungen vor<br />

dem Leistungsschalter eingebaut werden<br />

strom pro Pol zu rechnen. Bei vier Polen beträgt<br />

der Summenstrom dann 100 kA, die<br />

zum Schutzleiter fließen. <strong>Der</strong> Strom zum<br />

Schutzleiter verursacht also einen vierfach<br />

höheren Spannungsfall als auf den Anschlussleitungen<br />

der aktiven Leiter.<br />

Nennströme unter 315 A sind in größeren<br />

Energiehauptverteilungen selten. <strong>Der</strong> SPD<br />

benötigt also eine Vorsicherung. Eine externe<br />

Vorsicherung für den Überspannungsableiter<br />

kostet Platz und Leitungslänge und<br />

verursacht Kosten. Diese Leitung, die zur<br />

Anschlussleitung des SPD gehört, erhöht<br />

den Schutzpegel zusätzlich.<br />

Auch die richtige Größe der Sicherung<br />

spielt eine Rolle. Gängig ist eine NH00-Sicherung<br />

mit 125 A, die jedoch bereits bei<br />

kleinen Impulsstoßströmen auslöst, die<br />

ebenfalls über die vorgelagerte Sicherung<br />

fließen. Um den Nennableitstrom von 25 kA<br />

pro Pol sicher ohne Auslösen ableiten zu<br />

können, muss eine Vorsicherung mit 315 A<br />

eingesetzt werden. Dazu ist mindestens eine<br />

NH2-Sicherung notwendig, die nicht nur<br />

deutlich größer, sondern auch teurer als eine<br />

NH00-Sicherung ist.<br />

Integrierte Vorsicherung<br />

Eine Lösung ist ein SPD mit integrierter Sicherung.<br />

Weil die Vorsicherung entfällt, werden<br />

Platz und Kosten gespart. Und weil der<br />

Überspannungsableiter nicht über den „Umweg“<br />

der Vorsicherung angeschlossen wird,<br />

spart man deutlich an Leitungslänge. Entfällt<br />

die separate Vorsicherung, ergeben sich<br />

zudem ganz neue Möglichkeiten zum Einbau<br />

des SPD. Ein Überspannungsableiter<br />

muss nicht bedient oder gewartet werden –<br />

er soll im Hintergrund für Sicherheit sorgen.<br />

Und genau dort sollte er eingebaut werden.<br />

<strong>Der</strong> Überspannungsableiter FLT-SEC-H<br />

von Phoenix Contact ist eine Kombination<br />

aus netzfolgestromfreier Funkenstrecke und<br />

stoßstromfester Sicherung – einsetzbar ohne<br />

separate Vorsicherung. Mit einer Kurzschlussfestigkeit<br />

bis 100 kA kann der Ableiter<br />

selbst in große Energieverteilungen auch vor<br />

dem Leistungsschalter eingebaut werden.<br />

Ein Überspannungsableiter ist nicht nur<br />

wartungsfrei, er muss auch nicht bedient<br />

werden. <strong>Der</strong> FLT-SEC-H ist zudem robust,<br />

die einzelnen Schutzstecker müssen nur<br />

selten ausgetauscht werden. Hilfreich ist<br />

die Steckbarkeit allerdings bei der regelmäßigen<br />

Isolationsprüfung. Vor einer Isolationsprüfung<br />

müssen die Schutzstecker gezogen<br />

werden. Ist das nicht möglich, müssen<br />

die Anschlussleitungen vom gesamten<br />

Überspannungsableiter abgeklemmt werden.<br />

Nach der Prüfung werden die Leitungen<br />

mit einem definierten Drehmoment<br />

angeschlossen. Das ist nicht nur deutlich<br />

mehr Aufwand, sondern stellt auch eine<br />

Fehlerquelle dar.<br />

Bequeme Überprüfung per<br />

Statusanzeige<br />

Regelmäßig überprüft wird der FLT-SEC-H<br />

über die Statusanzeige. Grün bedeutet, dass<br />

der Überspannungsableiter und die integrierte<br />

Sicherung in Ordnung und einsatzbereit<br />

sind. Dieser Status lässt sich auch über<br />

den Fernmeldekontakt auswerten, der Ausfall<br />

eines SPD wird sofort erkannt. Vorteilhaft<br />

ist auch, dass die integrierte Vorsicherung<br />

beim FLT-SEC-H mit überwacht wird.<br />

Bei einer externen Vorsicherung – etwa bei<br />

einer NH-Sicherung – ist eine Überwachung<br />

nicht die Regel. Bei einer ausgelösten Vorsicherung<br />

bietet aber auch der beste Überspannungsableiter<br />

keinen Schutz.<br />

Bei elektrischen Anlagen mit hohen Anforderungen<br />

an die Verfügbarkeit kann die<br />

tatsächliche Belastung der Schutzstecker<br />

geprüft werden. Mit dem Prüfgerät Checkmaster<br />

2 ist die Funktionsprüfung von<br />

Schutzgeräten von Phoenix Contact auf einfache<br />

Weise möglich: <strong>Der</strong> Schutzstecker<br />

wird in das Prüfgerät gesteckt, und die elektrische<br />

Prüfung liefert ein klares Bild der<br />

bisherigen Belastung der Schutzstecker. So<br />

können Schutzstecker noch vor dem Ausfall<br />

ausgetauscht werden – ein entscheidendes<br />

Kriterium bei Anlagen, die außerhalb einer<br />

geplanten Revision nicht abgeschaltet werden<br />

können.<br />

Fazit: Haftungsrisiken vermeiden<br />

Die richtige Auswahl, die regelmäßige Prüfung,<br />

und vor allem der richtige Einbau von<br />

Überspannungsableitern ist entscheidend<br />

für einen wirkungsvollen und sicheren<br />

Schutz. <strong>Der</strong> steckbare Kombiableiter FLT-<br />

SEC-H mit integrierter Vorsicherung bietet<br />

hierfür alle Möglichkeiten – und hilft so,<br />

Haftungsrisiken zu vermeiden.<br />

Bilder: Phoenix Contact<br />

www.phoenixcontact.de<br />

03<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 9


Auf<br />

den Punkt<br />

gebracht<br />

Risikofaktor ESD<br />

Schutzkonzept sichert Produktqualität<br />

Da ein ESD von unterschiedlichsten Faktoren<br />

innerhalb einer Produktionsumgebung<br />

ausgelöst werden kann, muss ein wirksamer<br />

Schutz aktiv im gesamten Unternehmen etabliert<br />

und regelmäßig überprüft werden. Die DIN EN<br />

61340-5-1 sieht hierzu ein ESD-Kontrollprogramm<br />

vor, in dem die wesentlichen<br />

Bestandteile eines individuellen<br />

Konzepts für alle Mitarbeiter<br />

verbindlich dokumentiert<br />

sind.<br />

Elektrostatische Entladungen sind ein Risikofaktor für die Produktion oder<br />

Weiterverarbeitung elektronischer Bauteile: Bereits eine Entladung von<br />

100 Volt führt zur Vorschädigung der Bauteile; von Mitarbeitern bemerkt<br />

wird ein solcher Vorfall jedoch selten. Nicht identifizierte ESD bedrohen<br />

nicht nur die Produktqualität, sondern langfristig auch den Unternehmenserfolg.<br />

Wichtig ist also die konsequente Umsetzung eines<br />

ESD-Schutzkonzepts.<br />

Wie der Blitzschlag während eines Gewitters,<br />

nur in einem extrem verkleinerten<br />

Maßstab – damit sind die Auswirkungen<br />

von ESD (engl. electrostatic discharge)<br />

auf elektronische Bauteile vergleichbar. Das<br />

Problem: Die Entladungen werden in der<br />

Industrie entweder aufgrund des mangelnden<br />

Wissens um die Problematik nicht erkannt<br />

oder ihre Auswirkungen einfach unterschätzt.<br />

Sie können jedoch bei fehlenden<br />

Schutzvorkehrungen schon bei der Annahme<br />

gefährdeter elektronischer Bauteile im<br />

Wareneingang eines Unternehmens über<br />

die gesamte Produktionskette bis zur Auslieferung<br />

an den Kunden auftreten.<br />

Damit eine elektrostatische Entladung<br />

überhaupt zustande kommt, muss zunächst<br />

eine Aufladung erfolgen. Diese entsteht<br />

durch Reibung, Trennung oder den einfachen<br />

Kontakt von zwei beliebigen Materialien<br />

mit unterschiedlichen elektrostatischen<br />

Potenzialen. Bei zwei gleichen Materialien<br />

können Feuchtigkeit oder Verunreinigungen<br />

die Ursache für vorhandene<br />

Potenzialunterschiede sein. Begünstigende<br />

Faktoren sind synthetische Kleidung und<br />

isolierende Schuhe, ungeeignete Werkzeuge<br />

und Betriebsmittel, Teppichböden und<br />

normale Bürostühle. Die Ladungsübertragung<br />

auf ein elektrisches Bauteil kann aber<br />

auch über bereits aufgeladenes Material in<br />

der direkten Umgebung geschehen. Beim<br />

Menschen reicht für eine Aufladung oft<br />

schon das bloße Laufen über einen Fußbo-<br />

den. Beim späteren Kontakt zweier unterschiedlich<br />

aufgeladener Materialien kommt<br />

es zum unkontrollierten Ladungsausgleich.<br />

Von ESD geschädigte elektronische Bauteile<br />

zeigen bei nachträglichen Überprüfungen<br />

mit Elektronenmikroskopen sichtbare<br />

Aufschmelzungen und Krater auf der Siliziumoberfläche.<br />

Je feiner die einzelnen<br />

Strukturen eines Teils sind, desto empfindlicher<br />

sind sie gegenüber ESD. Eine Besonderheit<br />

von ESD ist die Tatsache, dass es das<br />

betroffene Bauteil oft nicht sofort unbrauchbar<br />

macht. Stattdessen zeigt es bei<br />

der Qualitätssicherung zunächst keine fehlerhaften<br />

Funktionen, wird mit beschädigten<br />

Transistoren und Leiterbahnen für<br />

nachfolgende Schritte in der Wertschöpfungskette<br />

weiterverwendet oder direkt an<br />

einen Kunden ausgeliefert.<br />

Folgen der Beschädigungen<br />

Wird das beschädigte Bauteil an den Kunden<br />

ausgeliefert, kann der dortige Ausfall etliche<br />

Folgen nach sich ziehen. Zu den Konsequenzen<br />

von ESD-Schäden gehören Reklamationen,<br />

Garantieleistung sowie Ausschuss- und<br />

Reparaturkosten. Es kann aber auch passieren,<br />

dass Kunden Zahlungen aussetzen, bis<br />

die einwandfreie Funktion der gelieferten<br />

10 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


BETRIEBSTECHNIK<br />

01 Eine ESD-Schutzzone, auch EPA genannt,<br />

darf nur von geschultem Personal und<br />

unterwiesenen Besuchern mit entsprechender<br />

Schutzausrüstung betreten werden<br />

Bauteile nachgewiesen ist. Aufwendiger als<br />

die Umsetzung eines ESD-Schutzkonzeptes<br />

sind dabei oft die notwendige Entwicklungsverifizierung<br />

und die nachträgliche Fehlersuche<br />

bei ESD-Schäden.<br />

Zudem erschüttern beschädigte elektronische<br />

Bauteile aus der eigenen Produktion<br />

mittelfristig das Vertrauen der Kunden in<br />

das Unternehmen. Kommt es zu Ausfällen<br />

in produktionskritischen Bereichen, führt<br />

dies im schlimmsten Fall zu Produkthaftungsschäden<br />

oder sogar zum Verlust des<br />

Lieferantenstatus. Für die Mitarbeiter in der<br />

Produktion ist das frustrierend, da sie ohne<br />

sichtbares Schadensereignis und aufgrund<br />

fehlenden ESD-Wissens den Fehler nicht<br />

identifizieren können. Diese Vielzahl unterschiedlicher<br />

Risikofaktoren stellt entsprechende<br />

Anforderungen an den ESD-Schutz,<br />

die im Rahmen eines Schutzkonzepts auch<br />

dauerhaft zu 100 Prozent umgesetzt werden<br />

müssen.<br />

ESD-Schutzkonzept benötigt<br />

ausgebildetes Personal<br />

Da ein ESD von unterschiedlichsten Faktoren<br />

innerhalb einer Produktionsumgebung<br />

ausgelöst werden kann, muss ein wirksamer<br />

Schutz aktiv im gesamten Unternehmen<br />

etabliert und regelmäßig überprüft<br />

werden. Die DIN EN 61340-5-1 sieht hierzu<br />

ein ESD-Kontrollprogramm vor, in dem die<br />

wesentlichen Bestandteile eines individuellen<br />

Konzepts für alle Mitarbeiter verbindlich<br />

dokumentiert sind. Dazu gehört ein<br />

Schutzverfahren für die gesamte Prozesskette,<br />

inklusive Zulieferern und Kunden.<br />

Die ESD-Koordinatoren und Mitarbeiter<br />

müssen gut ausgebildet sein und normgerechte<br />

Schutzkleidung tragen. In den ebenfalls<br />

normgerecht eingerichteten Schutzzonen<br />

müssen alle relevanten Punkte täglich<br />

kontrolliert werden. Außerdem zählen die<br />

Einhaltung des Personenschutzes und regelmäßige<br />

interne Audits zu den Vorgaben.<br />

Integraler Bestandteil für die Umsetzung<br />

ist entsprechend ausgebildetes Personal<br />

mit Verständnis für die ESD-Problematik.<br />

Für diesen Zweck hat die item Industrietechnik<br />

GmbH beispielsweise einen kostenfreien<br />

E-Learning-Kurs für ihre Lernplattform<br />

item Academy entwickelt. In vier<br />

Lektionen erhält man einen kompakten<br />

und verständlichen Überblick über das<br />

Thema. Ausgehend von den Hintergründen<br />

von ESD wird die damit verbundene Problematik<br />

in den folgenden Lektionen multimedial<br />

und interaktiv aufbereitet. Dabei<br />

wird auch deutlich, welchen Anteil jeder<br />

Mitarbeiter an der verlässlichen Umsetzung<br />

eines ESD-Schutzkonzepts hat.<br />

Bestandteile des Kurses sind zudem der<br />

Umgang mit ESD-sensitiven Bauteilen,<br />

praktische Tipps zur Vermeidung von ESD-<br />

Schäden und das richtige Verhalten von<br />

Mitarbeitern innerhalb der Electrostatic<br />

Protected Area (EPA). Die beiden Whitepaper<br />

„ESD-Schutz-Grundlagen“ und „10 goldene<br />

Regeln im ESD-Schutz“ ergänzen das<br />

E-Learning-Angebot von item und bieten<br />

alle Daten und Fakten rund um das Thema<br />

ESD auf einen Blick.<br />

Arbeiten innerhalb der EPA<br />

Bei der sogenannten EPA handelt es sich<br />

um eine ESD-Schutzzone. Dabei kann es<br />

sich um einen einzelnen Arbeitsplatz, eine<br />

definierte Fläche oder ein ganzes Gebäude<br />

handeln. Grundlage ist, dass elektronische<br />

Bauteile nur in diesen Bereichen gehandhabt<br />

oder montiert werden dürfen. Zu diesem<br />

Zweck müssen alle verwendeten Materialien<br />

ableitfähig und auf gleichem Potenzial<br />

geerdet sein. Elektrostatische Aufladungen<br />

und Potenzialunterschiede werden<br />

dadurch sicher vermieden. Im Gegensatz<br />

zu ungeschützten Bereichen (UPA) darf eine<br />

EPA nur von geschultem Personal und<br />

unterwiesenen Besuchern mit entsprechender<br />

Schutzausrüstung betreten werden.<br />

Die Handhabung ESD-sensitiver Bauteile<br />

darf darüber hinaus ausschließlich<br />

durch geschulte Mitarbeiter erfolgen.<br />

Es gibt zahlreiche Bestandteile, die in jeder<br />

EPA integral sind. Mit einem speziellen,<br />

leitfähigen ESD-Boden beispielsweise werden<br />

elektrische Aufladungen, wie sie etwa<br />

beim Gehen eines Mitarbeiters entstehen<br />

02 Von ESD geschädigte Bauteile zeigen bei<br />

nachträglichen Überprüfungen mit Elektronenmikroskopen<br />

sichtbare Aufschmelzungen<br />

und Krater auf der Siliziumoberfläche<br />

können, sicher abgeleitet. Allerdings nutzt<br />

er wenig, wenn Personen in diesem Bereich<br />

keinen elektrischen Kontakt zum Boden haben.<br />

Normale Schuhe wirken oft wie Isolatoren.<br />

Leitfähige Schuhe oder Schuherdungsbänder<br />

verbinden den Körper hingegen leitfähig<br />

mit dem ESD-Boden. Eine niedrige<br />

Luftfeuchtigkeit wirkt zudem als Multiplikator<br />

bei der Entstehung elektrostatischer Aufladungen.<br />

Falls baubedingt machbar, sollte<br />

die relative Luftfeuchtigkeit in den zu schützenden<br />

Bereichen auf einem Wert von mindestens<br />

30 Prozent gehalten werden.<br />

Soweit möglich, dürfen generell keine<br />

aufladbaren Materialien im Handhabungsbereich<br />

verwendet werden. Insbesondere<br />

bei Transport und Lagerung ist auf einen<br />

ausreichenden Schutz der Elektronikteile<br />

zum Beispiel durch entsprechende Behälter<br />

und Wagen zu achten. Die Profil- und Verbindungstechnik<br />

von item kann beispielsweise<br />

grundsätzlich ableitfähig ausgelegt<br />

werden. Insgesamt sollten alle verwendeten<br />

Bauteile als ESD-sensitiv betrachtet<br />

werden, auch wenn das tatsächliche Risiko<br />

je nach Material und Bauweise schwankt.<br />

Bilder: item<br />

www.item24.com<br />

03 Als Träger und Überträger von<br />

Aufladungen muss der Mitarbeiter beim<br />

Handling von ESD-sensitiven Bauteilen ein<br />

ESD-Armband tragen<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 11


BETRIEBSTECHNIK<br />

Zukunfts- oder Nischentechnologie?<br />

Wassereingespritzte Schraubenkompressoren näher betrachtet<br />

Die effiziente Erzeugung ölfreier<br />

Druckluft ist sowohl mit wasser-<br />

als auch mit öleingespritzten<br />

Kompressoren möglich. Mit<br />

Wassereinspritzung arbeitende<br />

Verdichter scheinen auf den ersten<br />

Blick besser dafür geeignet. Doch ist<br />

das wirklich so? Nachfolgend geht<br />

es um Argumente pro und contra<br />

dieser Technik.<br />

Um bei wassereingespritzten Kompressoren<br />

die Frage zur „Technik von Morgen<br />

oder Nischentechnologie?“ zu beantworten,<br />

ist es notwendig kurz den Stand der<br />

Technik zu betrachten.<br />

Atmosphärische Luft, die einen variablen<br />

Wasserdampfanteil besitzt, wird vom<br />

Kompressor angesaugt und im Schraubenelement<br />

auf den benötigten Druck komprimiert.<br />

Bei der Kompression von Gasen entsteht<br />

viel Wärme, und die Hauptaufgabe einer<br />

Öleinspritzung bei Kompressoren ist<br />

die Kühlung im Verdichtungsprozess. Ne-<br />

Autor: Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Dirk Gros,<br />

Geschäftsführer, Flex-Air GmbH, Steinen<br />

benfunktion des Öls ist Schmierung und<br />

Abdichtung gegen Rückströmungen in der<br />

Verdichterstufe. Die ölige und mit hohem<br />

Wasserdampfanteil kontaminierte Druckluft<br />

verlässt das Schraubenelement mit ca.<br />

80 °C. Diese angestrebte Temperatur ist<br />

nicht willkürlich von Hersteller gewählt,<br />

schließlich kann die Druckluft bei dieser<br />

Temperatur nahezu 293 g/m³ Wasserdampf<br />

aufnehmen. Bei einem Druckluftstrom von<br />

1 m³/min mit 7 bar Überdruck gelangen im<br />

Sommer bei 35 °C Ansaugtemperatur und<br />

80 % relativer Feuchte in der Stunde 15 l<br />

Wasser in das System. Würde die Temperatur<br />

durch bessere Kühlung auf Dauer niedriger<br />

gewählt, würde im Verdichtungsprozess<br />

flüssiges Wasser ausfallen, was der<br />

Technik schadet. Nach dem Verdichten<br />

wird die Druckluft im weiteren Verlauf gekühlt,<br />

es fällt aus der Druckluft sehr viel<br />

Kondensat aus, ein Gemisch aus Wasser,<br />

Partikeln und Öl.<br />

Mit einer Temperatur am Druckluftaustrittsstutzen<br />

von ca. 10 °C über Umgebungstemperatur<br />

hat die Druckluft 100 %<br />

relative Feuchte und im günstigsten Fall weniger<br />

als 3 mg/m³ [1] Restölgehalt. Bei jeder<br />

weiteren Abkühlung tritt wieder Kondensation<br />

auf, daher wird im üblichen ein Kältetrockner<br />

zur weiteren Trocknung eingesetzt.<br />

Schlussendlich verlässt die Druckluft das<br />

System mit geringen Restölanteilen, einer<br />

absoluten Restfeuchte von etwa 6 g/m³ und<br />

ist für den Einsatz im Betrieb vorbereitet.<br />

Um für besondere Anwendungen in der<br />

Pharma-, Lebensmittel- und Chemieindustrie<br />

weiteres Öl und Wasser aus der Druckluft<br />

zu separieren, ist umfangreiche Aufbereitungstechnik<br />

im Einsatz. Das Produkt<br />

nach dieser Druckluftaufbereitung ist technisch<br />

ölfreie und sehr trockene Druckluft.<br />

Eine Druckluftaufbereitung produziert<br />

Druckabfall und kostet zusätzlichen Energieeinsatz<br />

für die Drucklufterzeugung, und<br />

zudem erzeugen notwendige Wartungen<br />

am Kompressor Altöl und ölige Filter – eine<br />

andere Lösung wäre wünschenswert. Die<br />

01 Wasser hat eine günstigere Wärmekapazität<br />

als Öl und kann somit die Wärme aus<br />

dem Verdichtungsprozess effektiver abführen<br />

12 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


BETRIEBSTECHNIK<br />

päische Arzneibuch oder die Norm für<br />

Atemschutzgeräte DIN EN 12021 fordern.<br />

Fazit<br />

02 Um bei wassereingespritzten Kompressoren eine Verdichtungsendtemperatur unter<br />

60 °C zu realisieren, setzen Hersteller auf aufwändige Wasseraufbereitung<br />

trockene Verdichtung ölfrei mit zwei Verdichterstufen<br />

und Zwischenkühlung ist<br />

technisch aufwendig, und die Investitionskosten<br />

sind hoch.<br />

Wasser statt Öl – und dann?<br />

Warum also nicht Öl durch Wasser ersetzen<br />

und die Mechanik des Kompressors auf eine<br />

Wasserkühlung auslegen? Wasser hat eine<br />

günstigere Wärmekapazität als Öl und<br />

kann somit die Wärme aus dem Verdichtungsprozess<br />

effektiver abführen. Zudem<br />

kann durch die bessere Kühlung eine hohe<br />

Energieeinsparung im Vergleich zur einstufigen<br />

adiabatischen Verdichtung argumentiert<br />

werden.<br />

Die Darstellung und Argumentation zur<br />

Energieeinsparung ist aber gewagt, denn<br />

auch trockenlaufende zweistufige und einstufige<br />

öleingespritzte Kompressoren bewegen<br />

sich mit der realen polytropen Verdichtung<br />

von p0 auf p1 in Richtung der optimierten<br />

isothermen Verdichtungsarbeit Wt. <strong>Der</strong><br />

wassereingespritzte Schraubenkompressor<br />

ist mit seiner Verdichtungstemperatur deutlich<br />

näher dran, was die Energetik fördert.<br />

Um Kavitation und Kalkbildung zu verhindern,<br />

soll die Temperatur zudem möglichst<br />

niedrig sein, was allerdings das Bakterienwachstum<br />

begünstigt [2].<br />

Die Verdichtungsendtemperatur möglichst<br />

weit unter 60 °C zu realisieren, darauf<br />

setzen Hersteller unter Verwendung von raffinierter<br />

Wasseraufbereitung. Denn auf jeden<br />

Fall muss vermieden werden, dass sich Legionellen<br />

bilden, dies wäre ein „Supergau“.<br />

Theoretisch bessere Energiebilanz<br />

– aber sicher höherer Preis<br />

Analysiert man die „Wasserschraube“ intensiver,<br />

relativiert sich die Energieeinsparung<br />

durch die niedrige Verdichtungsendtemperatur<br />

teilweise deutlich. Die bisher<br />

verwendeten polymerkeramischen Werkstoffe<br />

für die Schraubenrotoren sind nicht<br />

formstabil, es ergeben sich größere Spaltmaße,<br />

der Wirkungsgrad der Verdichterstufe<br />

ist nicht optimal [3]. Um entgegenzuwirken,<br />

besitzen größere Verdichter gänzlich<br />

Edelstahlschraubenrotoren, was die Herstellungskosten<br />

steigen lässt. Leider bleiben<br />

Verluste durch größere Rückströmungen<br />

beim Verdichtungsprozess gegeben, begründet<br />

durch fehlende Öldichtwirkung für<br />

die Spalte in der Stufe.<br />

Die detaillierte Betrachtung der Produktlebenszyklen<br />

und Investitionskosten ist<br />

im Vergleich zur „Ölschraube“ ebenfalls kritisch<br />

zu bewerten. Ein Kompressor mit<br />

nicht deutlich besserer Energiebilanz, der<br />

gegenüber einer Standardlösung viel teurer<br />

ist und bei dem die Haltbarkeit der Verdichterstufe<br />

geringer ist – da wird es für den Verkauf<br />

einer „Wasserschraube“ schwierig.<br />

Auch der kontinuierliche Wasserverbrauch<br />

muss in der Kalkulation noch berücksichtigt<br />

werden, außer ein Kältetrockner ist in<br />

der Anlage integriert, der diesen Wasserverbrauch<br />

durch nutzbare Kondensatproduktion<br />

kompensiert.<br />

Nun geht es in der Druckluft schließlich<br />

auch um Druckverluste der Druckluftaufbereitung,<br />

die durch eine Wasserschraube<br />

wegfallen. Mit zusätzlicher Argumentation<br />

zur Energetik über die bei allen Kompressoren<br />

erhältliche Drehzahlregelung werden<br />

oftmals Energieeinsparpotenziale gefunden,<br />

auch bei wassereingespritzten Kompressoren.<br />

Aber es bleibt der Aspekt Umwelt<br />

und Einhaltung der Druckluftqualitätsnorm<br />

ISO 8573, die mit der Druckluftqualitätsklasse<br />

1 extrem hohe Ölfreiheit für<br />

Druckluft fordert. Für den Verkauf von ölfreien<br />

Verdichtern wird die Druckluftqualitätsklasse<br />

besser 1 gleich Klasse 0 angegeben,<br />

dies ist deutlich besser als es das euro-<br />

Damit der wassereingespritzte Schraubenkompressor<br />

kein „Ladenhüter“ wird, hilft es,<br />

dass die Druckluftqualität mit der ISO 8573<br />

hoch angesetzt ist. Wenn absolut ölfreie<br />

Druckluft notwendig ist, sollte genau über<br />

die spezifische Leistungsaufnahme der verschiedenen<br />

Technologien zur ölfreien<br />

Drucklufterzeugung gerechnet werden.<br />

Aber selbst wenn die öleingespritzte Schraube<br />

diesen Vergleich gewinnt, das Risiko eines<br />

defekten Ölabscheideelementes sowie<br />

nicht funktionierender Druckluftaufbereitungstechnik<br />

ist potentiell vorhanden und<br />

sollte nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Abschließend kann festgehalten werden,<br />

dass der wassereingespritzte Kompressor<br />

leider eine Nischentechnologie für besonders<br />

anspruchsvolle Branchen darstellt, die<br />

eine Alternative zum preisintensiven zweistufigen<br />

ölfreien Kompressor suchen. Das<br />

Privileg, als „Technik von Morgen“ bezeichnet<br />

zu werden, gilt derzeit sicher nur im<br />

Sinne der Umwelt.<br />

[1] Vgl. Atlas Copco GmbH (Hrsg.): Handbuch der<br />

Drucklufttechnik. 7. Ausgabe. o.O: Firmenschrift,<br />

2009<br />

[2] Vgl. Hollederer, A.; Liberei S.: Ölfreie, wassergeschmierte<br />

Kompressoren. Abschlußbericht. München:<br />

Rotorcomp GmbH, 1997<br />

[3] Vgl. Brand, S.: Wasser statt Öl. Firmenschrift:<br />

Aerzener Maschinenfabrik GmbH, o.J.<br />

Bilder: Aufmacher peterschreiber.media/Adobe<br />

Stock; 01+02 Atlas Copco; 03 Flex-Air<br />

www.flex-air.com<br />

03 Die gute Kühlwirkung von Wasser<br />

verspricht Energieeinsparung, denn die<br />

polytrope nähert sich der isothermen<br />

Verdichtungskurve<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 13


BETRIEBSTECHNIK<br />

Mobile Hygienestation<br />

Als Antwort auf die aktuelle Situation<br />

bietet bott einen neuen Arbeitsschutzstandard:<br />

den bott Care Point.<br />

<strong>Der</strong> mobile Waschtisch hilft bei der<br />

Einhaltung hoher Hygieneanforderungen,<br />

indem er in der Nähe der<br />

Mitarbeiter positioniert wird. <strong>Der</strong><br />

bott Care Point lässt sich in<br />

Betrieben aller Art flexibel einsetzen.<br />

Die Minimierung der Ansteckungsgefahr<br />

durch Keime und Krankheitserreger<br />

ist in wirtschaftlichen<br />

Betrieben unverzichtbar. <strong>Der</strong> bott<br />

Care Point ist eine mobile Hygienestation für die Mitarbeiter und<br />

somit eine ideale Lösung für den neuen Standard bei der Hygiene<br />

im Betrieb. Ohne aufwendige bauliche Maßnahmen lässt sich<br />

hiermit das neue Arbeitsschutzgesetz der Bundesregierung<br />

schnell und sicher umsetzen.<br />

<strong>Der</strong> bott Care Point stellt sicher, dass das Infektionsrisiko<br />

minimiert wird. Mit ihm haben die Mitarbeiter eine schnell<br />

zugängliche Möglichkeit, sich regelmäßig die Hände zu waschen.<br />

Somit bekommt der Mitarbeiter ein großes Plus an Sicherheit<br />

sowie ein gutes Gefühl am Arbeitsplatz.<br />

Für verschiedene Einsatzorte gibt es den bott Care Point in<br />

unterschiedlichen Ausführungen. Das Basispaket besteht aus der<br />

Station in 1 500 mm Breite. Es verfügt über ein Waschbecken mit<br />

Armatur und Anschlüssen an die Wasserleitungen. Die Aufbereitung<br />

des Warmwassers übernimmt ein Kleinspeicher. Darüber<br />

hinaus integriert bott Ablagen, Dokumentenhalter sowie ein<br />

hygienisches Abfallmanagement. Die beschichtete Arbeitsplatte<br />

ist leicht zu reinigen, robust und langlebig. Als optionales<br />

Zubehör sorgt eine LED-Beleuchtung bei Bedarf für gute<br />

Übersicht. Auf Wunsch gibt es den bott Care Point als mobile<br />

Version auf Rollen.<br />

www.bott.de<br />

Kompakte Wärmebildkamera mit<br />

Cloud-Konnektivität<br />

Flir Systems stellt die C5<br />

Wärmebildkamera mit der<br />

neuen, integrierten Ignite<br />

Cloud-Konnektivität und<br />

WLAN-Funktionen vor. Sie<br />

wurde speziell für Experten<br />

in den Branchen<br />

Gebäudeinstandhaltung,<br />

Fertigung und Versorgung entwickelt. Das kompakte Gerät passt<br />

mühelos in eine Hosentasche, bietet einfache Übermittlungstools<br />

und verkürzt die Inspektionsdauer beim Überprüfen von elektrischen<br />

Anlagen in Gewerbegebäuden, in der mechanischen<br />

Fertigung, beim Überprüfen von Gebäuden, bei Energieaudits<br />

und bei allgemeinen Aufträgen.<br />

Mit der cloudbasierten Flir-Ignite-Lösung lassen sich bei<br />

bestehender WLAN-Verbindung Bilder und Videos direkt auf Flir<br />

Ignite hochladen, speichern und sichern. Außerdem können die<br />

Daten verwaltet und per E-Mail von einem mobilen Gerät oder<br />

Desktop-Computer versendet werden. Da alle Bilder und Videos<br />

an einem zentralen Ort gespeichert sind, ist es jederzeit bequem<br />

und einfach möglich, Daten an Teammitglieder zu übermitteln<br />

und Berichte zu erstellen.<br />

Die Flir C5 ist mit dem Lepton-Wärmebildsensor und der<br />

patentierten MSX-Bildoptimierung ausgestattet. Das Ergebnis ist<br />

ein gestochen scharfes Wärmebild, auf dem Prüfer verborgene<br />

Probleme sofort erkennen und genau lokalisieren können.<br />

„Die Flir C5 hilft Experten dabei, Probleme schneller und sicherer<br />

zu erkennen, indem sie sie gezielt zu deren Ursprung führt. Dazu<br />

gehören unter anderem Elektrikdefekte, heiß gewordene<br />

Sicherungen, Luftlecks, beschädigte Rohrleitungen und Feuchtigkeit“,<br />

sagt Rickard Lindvall, General Manager, Solutions Line of<br />

Business bei Flir.<br />

www.flir.de<br />

Effiziente Drucklufttrocknung<br />

Zusätzlich zu der innovativen Latentwärmespeichertechnik,<br />

dem zukunftssicheren<br />

Einsatz des Kältemittels R-513A<br />

und dem relativ geringen Platzbedarf,<br />

punkten die leistungsstarken Kältetrockner<br />

der Serie Secotec TG mit einer<br />

neuen Ablufttechnik. Das macht sie zu<br />

wirtschaftlichen Spitzenleistern in der<br />

Druckluftaufbereitung. Mit einem<br />

Volumenströmen von bis zu 98 m³/min<br />

für die Großindustrie gemacht, sorgen<br />

die kompakten Riesen auch bei härtesten<br />

Bedingungen für stabile Drucktaupunkte – bei gleichzeitig<br />

maximaler Zuverlässigkeit und minimalen Lebenszykluskosten.<br />

Die neuen Trockner haben einen frequenzgeregelten Radiallüfter,<br />

der so intelligent eingebaut ist, dass der Trockner direkt an den<br />

generellen Abluftkanal für Kompressoren angeschlossen werden<br />

kann. Ein durch einen ungünstigen Aufstellort verursachter<br />

Wärmestau im Inneren des Trockners und damit verbunden ein<br />

erhöhter Energiebedarf gehören damit der Vergangenheit an. Dank<br />

einer optimierten Komponentenanordnung sind die Trockner<br />

kleiner als zuvor. Betreiber haben so deutlich geringere Betriebskosten<br />

und weniger Platzbedarf.<br />

www.kaeser.com<br />

Hygiene-Haken – einfache Lösung für<br />

einen kontaktfreien Alltag<br />

Türklinken drücken, Aufzugknöpfe<br />

betätigen, Touch-Screens bedienen<br />

– was vor wenigen Wochen noch völlig<br />

normal und harmlos erschien, wird<br />

nun hinterfragt. Denn Oberflächen, die<br />

oft und von verschiedenen Menschen<br />

berührt werden, sind ein Sammelort<br />

für Viren und Bakterien. Mit dem<br />

neuen Hook Hygiene-Haken von<br />

Wanzl lässt sich dieses Infektionsrisiko reduzieren.<br />

Aus PP-Kunststoff hergestellt, ist der Haken extrem robust und<br />

langlebig. Zudem besitzt der Hook Hygiene-Haken eine weiche<br />

Grip-Innenfläche, sodass er an glatten Oberflächen hält. Dank<br />

eines weichen Gummi-Fingers auf dem Bedienhaken ist das<br />

Bedienen von Knöpfen und Touch-Screens reibungs- und vor<br />

allem kontaktlos möglich. Besonders alltagstauglich macht den<br />

Haken der serienmäßig mitgelieferte Jojo-Clip. Mit diesem lässt<br />

sich der Haken an Jacken, Taschen oder am Gürtel befestigen.<br />

Immer dabei, immer griffbereit. Damit die Schutzwirkung effektiv<br />

greift, sollte der Haken nach Gebrauch am besten jeden Abend mit<br />

heißem Wasser gereinigt und anschließend desinfiziert werden.<br />

www.wanzl.com<br />

14 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


BETRIEBSTECHNIK<br />

Kosten sparen mit temporären Systemhallen<br />

zur Miete<br />

Gerade in<br />

wirtschaftlich<br />

unsicheren Zeiten<br />

ist es häufig<br />

unmöglich<br />

langfristige<br />

Entscheidungen<br />

zu treffen. Vor<br />

allem wenn diese<br />

eine größere finanzielle Tragweite haben, wie z. B. der Bau von<br />

Immobilien. <strong>Der</strong> wegen Covid-19 vollzogene Shutdown sorgt<br />

dafür, dass viele Unternehmen kurz- und mittelfristig auf Sicht<br />

fahren, um ihre Liquidität zu schonen. Wie schafft man es jedoch,<br />

gleichzeitig dringend benötigte, witterungsgeschützte Lagerflächen<br />

zu schaffen?<br />

Eine investitionsgünstige Alternative zum klassischen Hallenbau<br />

bietet der deutsche Hallenhersteller Haltec. Dessen Lagerzelte<br />

und Leichtbauhallen aus dem Produktsegment Basic sind ideal<br />

für den temporären Einsatz. In Verbindung mit dem Haltec-<br />

Mietkonzept können Unternehmen sehr schnell, liquiditätsschonend<br />

und vor allem bedarfsgerecht neuen Raumgewinn schaffen.<br />

Ob kleine Lagerzelte oder große wärmegedämmte Leichtbauhallen:<br />

Mit kostengünstigen und planbaren Monatsmieten wird<br />

kein Kapital gebunden und Unternehmen bleiben finanziell<br />

flexibel.<br />

Je nach Nutzung kann aus fünf Schutzklassen gewählt werden:<br />

Von der einfachen Überdachung zum Schutz vor Regen, bis hin zu<br />

wärmegedämmten Ausführungen für temperaturempfindliche<br />

Waren können Haltec-Hallen verschiedenste Lageranforderungen<br />

erfüllen. Die Systembauweise besteht aus einem Aluminium-<br />

Tragwerk mit feuerverzinkten Stahlverbindungen sowie verschiedenen<br />

Verkleidungsarten. Dieses Baukastenprinzip macht es<br />

möglich, genau die Halle zu konfigurieren, die gebraucht wird.<br />

Oder umgekehrt: Man erhält und bezahlt nur so viel Halle wie<br />

wirklich benötigt wird.<br />

www.haltec.de<br />

Reinigen und desinfizieren: Lösungen für<br />

steigende Hygieneansprüche<br />

Mit dem Coronavirus hat das Thema Hygiene auch in Gewerbeund<br />

Industriebetrieben stark an Bedeutung gewonnen. Um die in<br />

Zukunft noch strengeren Hygienauflagen bei der Flächen- und<br />

Oberflächenreinigung zu erfüllen, können Scheuersaugmaschinen<br />

von Hako neben der Reinigung auch zur Desinfektion<br />

eingesetzt werden.<br />

Eine gründliche Reinigung bildet immer die Basis für wirksame<br />

Desinfektionsmaßnahmen: Oberflächen werden von Schmutz<br />

befreit und Mikroorganismen bereits deutlich reduziert.<br />

Scrubmaster Scheuersaugmaschinen von Hako erzielen bei der<br />

Nassreinigung ausgezeichnete Reinigungsergebnisse – mit großer<br />

Flächenleistung und hoher Wirtschaftlichkeit. Mit Sonderausstattung<br />

können die<br />

Maschinen zusätzlich<br />

zur Desinfektion<br />

eingesetzt<br />

werden.<br />

Ob Böden, Wände,<br />

Türklinken oder<br />

Griffe: Hako bietet<br />

die passende<br />

Lösung – maschinell<br />

über das serienmäßige<br />

Bürstendeck<br />

und den Sprühbalken<br />

oder manuell<br />

über die Handsprühlanze. Für kleine bis mittlere Flächen bieten<br />

sich kompakte, handgeführte Scheuersaugmaschinen wie der<br />

Scrubmaster B45 CL an. Für den Einsatz auf mittleren bis großen<br />

Flächen sind Aufsitzmaschinen wie der Scrubmaster B75 R,<br />

B120 R, B175 R oder B260 R die richtige Wahl.<br />

Zum Schutz des Bedieners kann auch die Hygiene der Maschine<br />

verbessert werden: mit der antibakteriellen Tankausstattung<br />

Hako-AntiBac und der Möglichkeit, die Maschine selbst mit der<br />

Handsprühlanze zu desinfizieren.<br />

www.hako.com<br />

Effizient und agil bleiben trotz Hygieneregeln<br />

<strong>Der</strong> Arbeitsalltag in Produktion und Verwaltung muss auch unter den<br />

Bedingungen der Corona-spezifischen Hygiene- und Abstandsregeln effizient<br />

organisiert werden. <strong>Der</strong> Visualisierungs- und Planungsmittel-Spezialist Weigang<br />

hat deshalb eine große Auswahl an sofort einsetzbaren Hinweis- und Schutzprodukten<br />

zusammengestellt. Damit ist es möglich, in der Fertigung und in den<br />

Büros trotz der widrigen Umstände agile und flexible Prozesse zu realisieren.<br />

Beim neuen Schutzscheiben-System von Weigang handelt es sich um eine<br />

praktische und variable Baukasten-Lösung zur Abwehr von Tröpfcheninfektionen,<br />

die sich an verschiedene Arbeitsplatz-Situationen anpassen lässt. Dazu<br />

stehen neben unterschiedlich großen Polycarbonat-Sichtscheiben mit<br />

integrierten Tragegriffen – mit oder ohne Durchreiche-Öffnung – auch<br />

Klemmfüße und Stecksockel aus weiß beschichteten Birken-Multiplex zur<br />

Verfügung. Mit diesen Komponenten lassen sich einfache Face-to-Face-Aufstellungen realisieren, 90-Grad-Ecklösungen oder komplexe<br />

Geometrien in U-, Z- und X-Form für mehrere Arbeitsplätze.<br />

Die zweite große Produktgruppe im Corona-Portfolio von Weigang sind Schutzwände. Sie verfügen über alugerahmte transparente<br />

Kunststoffscheiben und werden in verschiedenen Varianten und Größen angeboten. Feststellbare Rollen verleihen ihnen Mobilität und<br />

festen Stand gleichermaßen. In der Praxis erweisen sie sich als ideale Lösung zur räumlichen Trennung verschiedener Arbeitsbereiche,<br />

bei denen die Mitarbeiter zwar Blickkontakt halten sollen, sich aber nicht zu nahe kommen dürfen.<br />

Im dritten Produktbereich des Corona-Programms ist eine Vielzahl von Hinweis-, Info- und Kennzeichnungsprodukten zusammengefasst,<br />

die dafür sorgen, dass die Mitarbeiter die Hygiene- und Verhaltensregeln zum Infektionsschutz immer vor Augen haben.<br />

www.weigang.de<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 15


FERTIGUNGSTECHNIK I INTERVIEW<br />

Schaeffler im digitalen Wandel<br />

„Unsere Komponenten und Systemlösungen spielen eine entscheidende Rolle für Industrie 4.0“ –<br />

im Gespräch mit Rauli Hantikainen<br />

Mit Präzisionskomponenten und<br />

Systemen für die Automobilindustrie<br />

und Wälz- und Gleitlagerlösungen<br />

für zahlreiche Industrieanwendungen<br />

zählt die Schaeffler Gruppe zur<br />

technologischen Spitze in ihrem<br />

Segment. Um auch weiterhin<br />

ganz vorne mit dabei zu sein,<br />

baut der Konzern das Zukunftsfeld<br />

Industrie 4.0 weiter aus.<br />

Das Ziel bis 2023 ist mehr<br />

als ambitioniert.<br />

01 Rauli Hantikainen leitet das strategische Geschäftsfeld Industrie 4.0,<br />

hier im Gespräch mit Chefredakteurin Nicole Steinicke<br />

Wälz- und Gleitlager, Linear- und Direktantriebstechnik<br />

sowie Serviceleistungen<br />

wie Instandhaltungsprodukte und<br />

Monitoringsysteme – Schaeffler bietet ein<br />

breites Spektrum an Lösungen. Zum Einsatz<br />

kommen sie in Werkzeugmaschinen und<br />

Schienenfahrzeugen, in der Windkraft, in<br />

Montage und Handhabung sowie in der Industrierobotik.<br />

Einen immer größeren Stellenwert<br />

nehmen hierbei Sensorik und Softwarelösungen<br />

ein. Sie ermöglichen die Messung<br />

und Analyse u. a. von Temperatur,<br />

Schwingungen, Schmierstoffzustand, Verschleiß<br />

und Drehmoment. Schaeffler folgt<br />

damit der Forderung des Anlagen- und Maschinenbaus<br />

nach einem „intelligenten“ Betrieb<br />

von Maschinen und Anlagen.<br />

Zur konsequenten Weiterentwicklung<br />

von derart smarten und digitalen Lösungen<br />

hat Schaeffler Anfang 2018 das Geschäftsfeld<br />

‚Industrie 4.0‘ geschaffen, das seither<br />

konsequent ausgebaut wird. Wir sprachen<br />

dazu mit Rauli Hantikainen, der seit 2018<br />

das Geschäftsfeld Industrie 4.0 leitet und<br />

ein ambitioniertes Ziel verfolgt.<br />

Herr Hantikainen, Sie leiten bei Schaeffler<br />

das Industriefeld 4.0, das sukzessive<br />

ausgebaut werden soll. Welche Themen<br />

stehen im Mittelpunkt und wo sehen Sie<br />

das größte Potenzial?<br />

Unser Hauptaugenmerk gilt hier der<br />

Entwicklung von mechatronischen<br />

Rotativ- und Linear-Produkten, digitalen<br />

Services und branchenspezifischen<br />

Lösungspaketen. Wir haben schon viele<br />

mechatronische Lösungen im Markt<br />

eingeführt und sehen weiterhin<br />

Potenziale. Hier haben wir bereits im<br />

letzten Jahr unser Portfolio erweitert,<br />

unter anderem mit der Linearführung<br />

DuraSense mit integrierter Sensorik<br />

und mit unserem Überwachungssystem<br />

für Spindellager SpindleSense. Sie sind<br />

hervorragend angelaufen und das<br />

positive Feedback unserer Kunden hat<br />

uns gezeigt, dass wir als Lösungsanbieter<br />

auf dem richtigen Weg sind.<br />

Im Bereich Service-Solutions haben wir im<br />

letzten Jahr ebenfalls unser Portfolio<br />

erweitert: um eine neue State-of-the-artund<br />

kosteneffiziente Wireless-Condition-<br />

Monitoring-Lösung mit Analytics und<br />

mobilen Applikationen, neue intelligente<br />

Single- und Multipoint-Schmiersysteme<br />

sowie mit dem weiteren Ausbau von Expert<br />

Services. Mit diesen Entwicklungen<br />

sprechen wir ganz konkret die Bedürfnisse<br />

unserer Kunden und des Marktes an.<br />

Viele Unternehmen wird in Zukunft<br />

das Thema datenbasierte Geschäftsmodelle<br />

beschäftigen. Wie begegnen<br />

Sie bei Schaeffler dieser Herausforderung?<br />

Datenbasierte Geschäftsmodelle sind auch<br />

für uns ein wichtiges Thema, das nahezu<br />

Das Interview führte Nicole Steinicke,<br />

Chefredakteurin <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong>


INTERVIEW I FERTIGUNGSTECHNIK<br />

alle Divisionen betrifft. Nehmen wir ein<br />

Beispiel aus unserer Entwicklung für<br />

Lager. Auf Basis analysierter Daten einer<br />

kontinuierlichen Zustandsüberwachung<br />

können unsere Experten neue Analyse-<br />

Modelle und datenbasierte Services<br />

entwickeln, die reale Umgebungsbedingungen<br />

berücksichtigen. Somit können wir<br />

unseren Kunden genau das Lagersystem<br />

empfehlen, das für einen ganz bestimmten<br />

Einsatzbereich geeignet ist.<br />

Mit Ihren gesammelten Erfahrungen<br />

planen Sie, das Angebot plattformbasierter<br />

Produkte weiter auszubauen.<br />

Welche Lösungen bieten Sie hier an?<br />

Ja, wir erweitern kontinuierlich unser<br />

Service-Solutions-Portfolio. Dafür haben<br />

wir eine technologische Plattform<br />

geschaffen, die es uns ermöglicht, applikationsspezifisch<br />

Mehrwerte zu generieren.<br />

Dazu zählen unsere Condition-Monitoring-Systeme<br />

(CMS), die Anwender<br />

unterstützen, ungeplante Stillstände von<br />

Maschinen zu vermeiden. Eine neue<br />

Entwicklung ist unsere Zustandsüberwachungslösung<br />

Optime, die wir eigentlich<br />

auf der diesjährigen Hannover Messe<br />

„Schon heute profitieren Anwender aus unterschiedlichen<br />

Branchen von unseren 4.0-Lösungen und Services“<br />

präsentieren wollten. Optime ist ein<br />

System, das insbesondere die Zustandsüberwachung<br />

indirekt prozesskritischer<br />

Aggregate in Produktionsanlagen automatisiert<br />

und wirtschaftlich macht. Schon seit<br />

mehreren Jahren ist der SmartCheck als<br />

einkanaliges System am Markt, seit kurzem<br />

auch das Mehrkanal-System ProLink. Für<br />

alle drei Systeme benötigen Instandhalter<br />

keinerlei Kenntnisse auf dem Gebiet der<br />

Schwingungs-Zustandsüberwachung –<br />

weder für die Installation, noch für die<br />

Auswertung der Daten. Die Datenanalyse<br />

erfolgt durch Schaeffler-Algorithmen. Mit<br />

diesen drei Systemen bieten wir Schwingungs-Zustandsüberwachung<br />

für jede<br />

betriebliche Anforderung.<br />

Welche Vorteile bietet Ihre Zustandsüberwachung<br />

Optime für den Instandhalter<br />

und Produktionsverantwortlichen?<br />

Die kabellosen, batteriebetriebenen<br />

Schwingungssensoren kommunizieren<br />

Vibrations- und Temperatur-Rohdaten<br />

aller Aggregate einer Produktionsanlage<br />

über ein eigenständiges Mesh-Netzwerk<br />

an den Schaeffler-IoT-Hub. Schaeffler<br />

Algorithmen analysieren die Daten<br />

automatisiert und die Ergebnisse werden<br />

in der zugehörigen App übersichtlich<br />

dargestellt. Optime bietet gegenüber<br />

Offline-Messungen Einsparpotenziale<br />

von ca. 50 % und im Vergleich zu anderen<br />

Wireless-CMS eine qualitativ deutlich<br />

höherwertige Zustandsüberwachung.<br />

Vorwarnzeiten von mehreren Wochen bis<br />

Monaten und konkrete Handlungsempfehlungen<br />

machen es betriebsinternen<br />

Instand haltern leicht,<br />

Wartungsmaßnahmen,<br />

Personaleinsatz und<br />

Ersatzteilbeschaffung<br />

rechtzeitig und kosten effizient<br />

zu planen.<br />

Welche Rolle spielt die Automatisierung<br />

in Ihren neuen Produkten? Wo sehen<br />

Sie Potenzial, z. B. um die Ausfallzeiten<br />

von Maschinen zu reduzieren?<br />

Auch in unseren neuen Lösungen nimmt<br />

die Automatisierung einen immer<br />

höheren Stellenwert ein. Betrachten wir<br />

zum Beispiel den Prozess der Schmierung<br />

eines Lagers. Erfolgt diese manuell, so<br />

wird sie je nach Mitarbeiter unterschiedlich<br />

ausfallen. Unzureichende oder falsche<br />

Schmierung ist die häufigste Ausfallursache<br />

von Wälzlagern. Werden sie<br />

jedoch von Schmierstoffgebern oder<br />

Schmiersystemen automatisch mit der<br />

richtigen Menge und in den passenden<br />

Intervallen versorgt, wird die Standzeit<br />

der Wälzlager deutlich verlängert. Unsere<br />

Vision ist ein smartes Schmiersystem, das<br />

in ein Netzwerk eingebunden ist und über<br />

einen direkt im Lager integrierten Sensor<br />

gesteuert wird. Daran arbeiten wir.<br />

Schaeffler hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

bis zum Jahr 2023 zehn Prozent des<br />

Umsatzanteils (Sparte Industrie) über<br />

Industrie-4.0-Produkte zu erreichen.<br />

Wie Innovationen entstehen<br />

02 Mit Optime, SmartCheck und ProLink<br />

stehen dem Instandhalter und Produktionsverantwortlichen<br />

komfortable Lösungen der<br />

Zustandsüberwachung zur Verfügung<br />

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie dies<br />

realisieren?<br />

Natürlich ist das ein sehr ambitioniertes<br />

Ziel, das ich mir vorgenommen habe. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, haben wir ein sog.<br />

Partner-Ecosystem und digitale Infrastruktur<br />

aufgebaut, die uns ermöglichen,<br />

neue Geschäftmodelle auf Basis digitaler<br />

Services anzubieten, die die Verfügbarkeit,<br />

Zuverlässigkeit und Prozessqualität der<br />

Maschinen und Anlagen erhöhen. Wir<br />

können uns im Rahmen dessen auf unsere<br />

Kernkompetenzen konzentrieren,<br />

Know-how von Partnern und Kunden<br />

integrieren und sehr effizient und schnell<br />

neue Lösungen auf den Markt bringen.<br />

Auch sehen wir uns mit unserem Service-<br />

Gedanken auf dem absolut richtigen Weg.<br />

Es ist ambitioniert, und es heißt hart<br />

arbeiten. Wir sind am Anfang unserer<br />

Reise, und es ist eine spannende Reise.<br />

Bilder: 01 Vereinigte Fachverlage/Holger Seybold,<br />

02 Schaeffler, Aufmacher/Infokasten adobe.stock.com<br />

www.schaeffler.de<br />

<strong>Der</strong> digitale Wandel ist unaufhaltsam. Ihn zu<br />

meistern, gelingt jedoch nur, wenn Systeme und<br />

Komponenten in der Lage sind, Daten zu erfassen<br />

und weiterzuleiten. <strong>Der</strong> Schlüssel liegt hier in<br />

intelligenten Sensoren. Doch wie entstehen<br />

heute die Lösungen für die Anforderungen von morgen? Schaeffler nutzt dabei sein<br />

Global Technology Network. Hier wird lokale Kompetenz in den Regionen mit dem<br />

Wissen und der Innovationskraft seiner Experten weltweit unter einem Dach<br />

gebündelt. So unterstützt Schaeffler Anlagenhersteller genauso wie Anlagenbetreiber<br />

bei den Herausforderungen der Zukunft, kennt die Fragen und Aufgaben aus der<br />

Praxis und bietet innovative, maßgeschneiderte Lösungen.<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 17


FERTIGUNGSTECHNIK<br />

So rollt die Produktion<br />

Mathematisch optimierter Auftragsbestand bei MAN Truck & Bus<br />

Die hohe Nachfrage bei Nutzfahrzeugen<br />

in den vergangenen Jahren<br />

nahm die MAN Truck & Bus AG<br />

zum Anlass, ihren Auftragseinplanungsprozess<br />

und die Auftragsoptimierung<br />

auf den Prüfstand zu<br />

stellen. Das Ziel: konkurrenzfähig<br />

bleiben, der hohen Nachfrage<br />

standhalten und den Auftragsbestand<br />

nochmals verbessern.<br />

Das bisherige heuristische System von<br />

MAN zur Einplanung von Einzel- und<br />

Großaufträgen hatte fachlich und technisch<br />

vor einiger Zeit seine Grenzen erreicht. Es<br />

sollte durch eine zukunftssichere Lösung<br />

ersetzt werden, die den spezifischen Anforderungen<br />

der Nutzfahrzeugbranche gerecht<br />

wird. MAN wollte eine hohe Variantenvielfalt<br />

bei gleichzeitig kurzer Reaktionsund<br />

Lieferzeit gewährleisten und auch die<br />

Kundenzufriedenheit durch Erhöhung der<br />

Liefertreue noch steigern.<br />

Dafür überprüfte der Hersteller mit Hilfe<br />

der X-Integrate Software & Consulting<br />

GmbH aus Köln zunächst seine Auftragsplanung<br />

und die Optimierung des Auftragsbestands.<br />

Auf Basis eines eigenentwickelten<br />

Lösungsbausteins zur Produktionsoptimie-<br />

Autor: Frank Zscheile, IT-Journalist, München<br />

rung setzte der IBM-Premium-Partner die<br />

MAN-individuellen Anforderungen in einer<br />

neuen Lösung um. Diese basiert auf linearer<br />

Optimierung, ist modular aufgebaut und<br />

kann ein bestehendes Produktionsnetzwerk<br />

vollständig und mehrstufig abbilden.<br />

Einzelne Aufträge werden mit Hilfe der<br />

Software priorisiert berücksichtigt. Durch<br />

eine grafische Oberfläche, das Produktionscockpit,<br />

lassen sich Planungsszenarien und<br />

Simulationen intuitiv durchführen.<br />

Grundlage für die Umsetzung der Lösung<br />

ist das IBM Decision Optimization Center<br />

(DOC), das Komponenten für die Anbindung<br />

an weitere IT-Systeme sowie eine grafische<br />

Oberfläche für die Fachbereiche mitbringt.<br />

Kapazitäten optimal ausnutzen<br />

Mit dem neuen System sind vielfältige<br />

Kombinationen von Aufträgen möglich, um<br />

die vorhandenen Kapazitäten besser auszulasten.<br />

So kann MAN seinen Auftragsbestand<br />

je nach Kapazitäten und Auftragslage<br />

gleichmäßig verteilen.<br />

Den einzelnen Werksstandorten werden<br />

dazu ihre individuellen Parameter zugeordnet.<br />

So lässt sich direkt erkennen, wo welche<br />

Baureihe produziert werden kann. Verfügbare<br />

Kapazitäten, Restriktionen, individuelle<br />

Zeitschienen und die mit Produktion<br />

und Transport verbundenen Kosten werden<br />

dabei berücksichtigt. Das System vergleicht<br />

automatisch Millionen von Möglichkeiten,<br />

die sich durch die zuvor definierten<br />

fachlichen Bedingungen ergeben. Anhand<br />

der frei wählbaren Gewichtungsfaktoren<br />

entsteht schließlich ein Auftragsbestand,<br />

der die Kapazitäten und Unternehmensziele<br />

entsprechend der Unternehmensstrategie<br />

optimal ausnutzt.<br />

Anhand des mehrstufigen Netzwerks in<br />

der Supply Chain werden bei der Einplanung<br />

der Aufträge nicht nur die am Standort<br />

benötigten Kapazitäten betrachtet, sondern<br />

ebenfalls die vorgelagerten Zulieferer<br />

berücksichtigt – beispielsweise im Falle von<br />

benötigten Aggregaten und Baugruppen.<br />

Die Ergebnisse werden per Dashboards<br />

und Diagrammen im Produktionscockpit<br />

dargestellt. <strong>Der</strong> Auftragsbestand je Band,<br />

KPIs oder Metriken können dort detailliert<br />

analysiert werden.<br />

Die Montagesteuerung erhält jetzt konkrete<br />

Tagesscheiben, welche kritischen Kapazitäten<br />

bereits gleichmäßig ausgelastet<br />

sind und so die Produktion harmonisieren.<br />

Die aktuelle Auftragslage ist nun übersichtlicher<br />

und der aktuelle Status auf einen<br />

Blick erkennbar. <strong>Der</strong> Auftragsbestand wird<br />

darüber hinaus auf besondere Faktoren hin<br />

geglättet, sodass eine möglichst gleichmäßige<br />

Auslastung der Fertigungsbänder gegeben<br />

ist. Eine individuell steuerbare<br />

Werksverlagerung kann zusätzlich automatisiert<br />

den bestmöglichen Produktionsstandort<br />

auswählen.<br />

„Das auf Basis des DOC entstandene Produkt<br />

befähigt den Auftragsabwicklungsprozess<br />

der MTB für die Herausforderungen<br />

der Zukunft“, konstatiert Axel Ebert, Teamleiter<br />

Auftragsabwicklung Lkw Schwere Reihe<br />

CBU bei MAN Truck & Bus.<br />

Bild: MAN Truck & Bus AG<br />

www.x-integrate.com<br />

Intelligente Produktionsoptimierung<br />

Eine intelligente und einfach verwendbare Lösung zur Produktionsoptimierung muss<br />

heute eine Vielzahl an Fragestellungen für das operative Geschäft und die langfristige<br />

Planung beantworten. Dabei gilt es, neben den eigentlichen Produktionsstandorten<br />

insbesondere auch die Zulieferstrukturen, die Themen der Intralogistik sowie die<br />

Logistik und Planung der Transporte zum Endkunden zu berücksichtigen. Für diese<br />

komplexen Anforderungen hat X-Integrate XPO entwickelt. Das „Out of the box“-Asset<br />

ist sofort einsatzbereit und passt sich individuellen Anforderungen flexibel an.<br />

18 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


FERTIGUNGSTECHNIK<br />

Schneller, präziser und dicker schneiden<br />

mit Wasserstrahl<br />

In vielen Branchen entwickelt die Materialforschung<br />

regelmäßig neue Werkstoffe, für<br />

die geeignete Bearbeitungsverfahren<br />

gefunden werden müssen. Dabei reicht die<br />

Bandbreite von neuen Keramik- und<br />

Glasarten über leistungsfähige Metalllegierungen<br />

bis hin zu modernen Composite-<br />

Werkstoffen und Kunststoffen. Bei einer<br />

Vielzahl dieser Materialien ist das<br />

Schneiden mittels Wasser-Abrasiv-<br />

Suspension(WAS)- Schneidstrahl ein<br />

technisch überlegenes und wirtschaftlich<br />

lohnendes Bearbeitungsverfahren.<br />

Beim Schneiden mit WAS entsteht keine<br />

Hitze. Dementsprechend bleiben die<br />

Materialeigenschaften des Werkstoffs nach der Bearbeitung<br />

erhalten. Ebenso wenig kommt es beim Schneiden mit<br />

WAS-Strahl zu Aufhärtungen, Spannungen oder Materialverformungen.<br />

Auch Composite-Werkstoffe können problemlos<br />

bearbeitet werden. Probleme wie Ausfransungen an den Schnittkanten<br />

oder Delamination können durch die Feinjustierung des<br />

Schneidstrahls und die Anpassung des Wasserdrucks einfach<br />

vermieden werden.<br />

Ähnlich leistungsstark zeigt sich das WAS-Verfahren auch bei der<br />

Materialdicke. Dank luftfreiem Wasserstrahl sind große Schnitttiefen<br />

möglich. So sind Dicken bis zu 1 000 mm möglich und das<br />

bei einer sehr guten Oberflächenstruktur. Selbst bei enormen<br />

Materialstärken arbeitet das Schneidsystem lediglich mit einem<br />

Druck von maximal 1 500 bar, was u. a. einen geringeren<br />

Verschleiß und Energieverbrauch bedingt.<br />

www.ant-ag.com<br />

Leichte Sicherheitssandale für den<br />

Sommer<br />

Zum Sommer hat Sicherheitsschuhhersteller<br />

Baak seine<br />

Schuhserie „Baak Ultralight“ um<br />

die Sandale „Captain Jens“<br />

erweitert. Das Modell der<br />

Sicherheitsschuhklasse S1P ist<br />

unter anderem für die Auto-,<br />

Elektro-, Druck- oder<br />

Verpackungsindustrie, die Energie- und Versorgungsindustrie<br />

sowie den Logistikbereich und den Flugzeugbau geeignet. Es ist<br />

mit dem knie- und rückenfreundlichen „Baak go&relax System“<br />

ausgestattet. Charakteristisch dafür sind eine einseitig verlängerte,<br />

fußgerechte Zehenschutzkappe und eine Laufsohle mit<br />

Flexzone und H-Kopplungselement. Dadurch kann sich der Fuß<br />

im Schuh natürlicher bewegen, die Belastung wird optimal<br />

verteilt und der gesamte Bewegungsapparat entlastet. Die<br />

Wirkung von go&relax wurde wissenschaftlich als knie- und<br />

rückenfreundlich evaluiert, Arthrosen kann vorgebeugt werden.<br />

<strong>Der</strong> Hersteller meldete das System zum Patent an. „Captain Jens“<br />

kann nicht zuletzt dank dieses Systems eine sinnvolle Ergänzung<br />

zur betrieblichen Gesundheitsförderung darstellen. Die neue<br />

Sicherheitssandale trägt zudem mit ihrem geringen Gewicht - bei<br />

Größe 42 nur 460 Gramm – zu einem geringeren Energieverbrauch<br />

und einem entspannten Gang des Schuhträgers bei. Das<br />

lässt die Füße über den Arbeitstag weniger schnell ermüden. So<br />

können sich Beschäftigte leichter konzentrieren, und das Risiko<br />

von Unfällen durch Unachtsamkeit sinkt. <strong>Der</strong> Clou beim Captain-<br />

Trio ist das Boa Fit System. Damit lässt sich die Sandale bei<br />

optimaler Justierung der Passform öffnen und schließen – ganz<br />

einfach und mit nur einer Hand an dem bekannten Boa-Rädchen.<br />

www.baak.de<br />

Kopierfräser-Portfolio erweitert<br />

Beim Bearbeiten von Bauteilen<br />

aus schwer zerspanbaren<br />

Werkstoffen sind Rundplattenfräser<br />

oftmals die erste<br />

Wahl. Bisher kommen hier<br />

vorwiegend einseitige Wendeschneidplatten<br />

zum Einsatz.<br />

Mit der Wendeschneidplattengröße RNMX1005M0 für kleinere<br />

Schnitttiefen bringt Walter eine Erweiterung des Kopierfräsers<br />

M2471 auf den Markt, die über eine doppelseitige Rundplatte mit<br />

acht nutzbaren Schneidkanten verfügt. Das System für Fräser ab<br />

Ø 25 mm mit ScrewFit, Zylinderschaft oder Bohrungsaufnahme<br />

eignet sich zur Bearbeitung von Stahl, nichtrostenden Stählen<br />

sowie schwer zerspanbaren Werkstoffen. <strong>Der</strong> Kopierfräser M2471<br />

überträgt die Vorteile von einseitigen Rundplatten auf beidseitige,<br />

insbesondere was deren positives Schnittverhalten angeht. Damit<br />

dies nicht zu Lasten der Prozesssicherheit geht, sind Platte und<br />

Körper so gestaltet, dass die volle Stabilität beim sicheren Einsatz<br />

aller acht Schneidkanten gewährleistet bleibt. Die technischen<br />

Merkmale sowie die acht nutzbaren Schneidkanten senken die<br />

Schneidstoffkosten um bis zu 20 %. Walter bietet die neue<br />

Wendeschneidplatte in den Geometrien G57 – die Universelle<br />

sowie K67 – die Leichtschneidende, für mittlere bzw. gute Einsatzbedingungen<br />

an und ebenso in den Tiger·tec Silver PVD-Sorten<br />

WSM35S und WSP45S.<br />

www.walter-tools.de<br />

Schwingungsgedämpfte Verlängerungen<br />

für Aufsteckfräser<br />

Das bewährte modulare<br />

Ingersoll-Aufnahmesystem<br />

Innofit wird durch die neu<br />

vorgestellten I-Absorber<br />

schwingungsgedämpften<br />

Verlängerungen für Aufsteckfräser<br />

in der Länge 200 mm<br />

erweitert. Sie sind vor allem<br />

dann einzusetzen, wenn<br />

extrem lange Auskraglängen bei radialer Belastung (Fräsen)<br />

realisiert werden müssen. Bei Auskraglängen über 4xD sollen die<br />

neuen schwingungsgedämpften Verlängerungen enorme Vorteile<br />

durch höhere Standzeiten, gesteigerte Produktivität (größere<br />

Schnitttiefen und Vorschübe) und bessere Oberflächen bieten.<br />

Die I-Absorber Verlängerungen können modular mit allen<br />

standardisierten Grundaufnahmen kombiniert werden.<br />

Angeboten werden gedämpfte Verlängerungen der modularen Z5<br />

Abmessung (Außendurchmesser 78 mm) mit Zentrierdurchmessern<br />

von 27, 32 und 40 mm. Die Größe Z4 mit Außendurchmesser<br />

61 mm folgt in Kürze. Die neuen I-Absorber Verlängerungen von<br />

Ingersoll bieten eine deutlich bessere Dämpfung bei Fräsbearbeitungen<br />

mit ungünstigem Längen-Durchmesser-Verhältnis als<br />

Standardverlängerungen.<br />

www.ingersoll-imc.de<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 19


FERTIGUNGSTECHNIK<br />

Schnittstellen im Griff<br />

Digitales Assistenzsystem vernetzt Produktionsprozesse<br />

Im Maschinenbau sind Kugelgewindetriebe<br />

ein wichtiges Antriebselement<br />

für dynamische und gleichzeitig<br />

präzise Positionieraufgaben.<br />

Zum Einsatz kommen sie in Werkzeugmaschinen,<br />

Pressen, Spritzgießmaschinen<br />

u.v.a. Für jede Anwendung<br />

wird ein eigener, spezieller<br />

Kugelgewindetrieb benötigt. Um<br />

diesem hohen Maß an Spezialisierung<br />

gerecht zu werden und<br />

auch kleine Stückzahlen kostengünstig<br />

fertigen zu können, setzt<br />

Kammerer Gewindetechnik jetzt<br />

ein digitales Assistenzsystem ein.<br />

Bisher wurden bei Kammerer in Hornberg<br />

im Schwarzwald die Dreh-Fräszentren,<br />

also CNC-gesteuerten Drehmaschinen,<br />

für die einzelnen Fertigungsschritte<br />

der Kugelgewindetriebe von den Mitarbeitern<br />

jeweils selbst programmiert. Die erstellten<br />

Programme konnten für Wiederholteile<br />

auch wiederverwendet werden. Bei<br />

Aufträgen mit kleinen Stückzahlen und<br />

Neuteilen standen jedoch die Maschinen<br />

öfter still, weil die Neuprogrammierung,<br />

Vermessung und Neubestückung der Maschinen<br />

mit den jeweiligen Werkzeugen viel<br />

Zeit in Anspruch nahm.<br />

„Als Lösung stand die Einführung eines<br />

CAM-Systems, einer Werkzeugdatenbank<br />

und eines Voreinstellgeräts an“, sagt Martin<br />

Huber, bei Kammerer verantwortlich für<br />

Lean Management und Auftragssteuerung.<br />

„Bei der Vernetzung der unterschiedlichen<br />

Systeme werden entsprechende Schnittstellen<br />

benötigt. Aus unserer Erfahrung wussten<br />

wir, dass bei einer Vielzahl an Schnittstellen<br />

immer wieder Probleme auftauchen,<br />

beispielsweise bei Softwareupdates,<br />

die dann das ganze System ins Stocken<br />

bringen.“<br />

Software als Webserver<br />

integriert<br />

Diese Probleme umgeht Kammerer durch<br />

den Einsatz der Software „ValueFacturing“<br />

der MR Maschinenfabrik Reinhausen<br />

GmbH. Mit Hilfe dieses digitalen Assistenzsystems<br />

werden alle am Produktionsprozess<br />

beteiligten Anlagen und Akteure vernetzt.<br />

Die Software wird als Webserver in<br />

die Fertigung und Montage integriert und<br />

an alle vorhandenen Systeme direkt angebunden.<br />

Die Steuerungen aller am Produktionsprozess<br />

beteiligten Systeme können<br />

direkt online kommunizieren. Die Software<br />

hat Zugriff auf Echtzeitdaten; ein Statistik-<br />

01 Blick in die Produktion<br />

von Schwerlast-Kugelgewindetrieben<br />

bei<br />

Kammerer in Hornberg<br />

20 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong>


FERTIGUNGSTECHNIK<br />

02 Mit Hilfe des digitalen<br />

Assistenzsystems ValueFacturing<br />

werden bei Kammerer alle am<br />

Produktionsprozess beteiligten<br />

Anlagen und Akteure vernetzt<br />

portal ermöglicht auf einen Blick die Auslastung<br />

der Maschinen. Um mit der neuen<br />

Software erste Erfahrungen zu gewinnen,<br />

erfolgte der Start bei Kammerer in einem<br />

kleinen Bereich mit sechs Maschinen. Die<br />

weiteren Bereiche sowie die Statistiken sollen<br />

zu einem späteren Zeitpunkt folgen.<br />

Vor Inbetriebnahme des digitalen Assistenzsystems<br />

erstellte MR bei Kammerer eine<br />

detaillierte Prozessanalyse, um die verschiedenen<br />

Systeme (CAM, PPS, EPR etc.),<br />

Maschinen, Werkzeuge und Fertigungsprozesse<br />

zu analysieren. „Von dem ersten Kontakt<br />

über die Entscheidungsfindung bis zur<br />

Umstellung der ersten Maschine vergingen<br />

über drei Jahre, was bei solchen Projekten<br />

nicht ungewöhnlich ist“, sagt Martin Huber.<br />

Kompetenz in intelligenter Vernetzung<br />

„Nachdem wir von MR ein Angebot eingeholt<br />

hatten, analysierten die Experten aus<br />

Reinhausen erst einmal unsere Fertigung.<br />

Gemeinsam wählten wir das CAM-System<br />

und die Werkzeugdatenbank aus. Von MR<br />

kam dabei viel Beratungsleistung. Losgelegt<br />

haben wir dann im Herbst 2019 mit ersten<br />

NC-Programmen zum Test und der Befüllung<br />

der Werkzeugdatenbank. Die erste<br />

Maschine haben wir im März <strong>2020</strong> umgestellt.“<br />

Vier Systeme vernetzt<br />

Die MR Maschinenfabrik Reinhausen ist Spezialist in der Regelung von Leistungstransformatoren.<br />

Um am Standort Deutschland mit hoher Fertigungstiefe und<br />

konkurrenzfähig zu produzieren, setzt der Mittelständler bereits seit vielen Jahren<br />

auf die Vernetzung seiner Produktionsdaten. Mit dem Geschäftsbereich ValueFacturing<br />

stellt das Unternehmen Kunden und anderen produzierenden Unternehmen<br />

seine Kompetenz in der intelligenten Vernetzung von Fertigungs- und Montageprozessen<br />

zur Verfügung.<br />

Martin Huber freut sich über die Vorteile<br />

des neuen Systems: „Die NC-Programme<br />

werden nun extern an einem Programmierplatz<br />

und nicht mehr von jedem Werker<br />

selbst erstellt, was zu erheblicher Zeitersparnis<br />

führt. Dies garantiert auch eine<br />

standardisierte Programmierweise sowie<br />

optimierte Verfahrwege und Schnittdaten.<br />

<strong>Der</strong> Werkzeugbestand an der jeweiligen<br />

Maschine wird deutlich reduziert werden.<br />

Die Werkzeuge werden an einem zentralen<br />

Ort aufbewahrt, was insgesamt zu einer Bestands-<br />

und Verbrauchsverringerung führen<br />

soll. Die Schnittstellen-Problematik<br />

zwischen den einzelnen Systemen gehört<br />

der Vergangenheit an.“<br />

ValueFacturing vernetzt nun vier Systeme:<br />

das CAM-System TopSolid zur Programmierung<br />

der Dreh- und Fräsmaschinen,<br />

die Werkzeugdatenbank Wintool zur<br />

Verwaltung der Werkzeuge, das Voreinstellgerät<br />

von Zoller zur Vermessung der Werkzeuge<br />

und die Maschinen, an denen die Kugelgewindetriebe<br />

und andere Bauteile gefertigt<br />

werden. „Letztlich können wir unseren<br />

Kunden nun eine größere Vielfalt an<br />

Teilen anbieten, die wir schneller und kostengünstiger<br />

produzieren können“, fasst<br />

Huber zusammen.<br />

Bilder: Kammerer, MR Maschinenfabrik Reinhausen<br />

www.kammerer-gewinde.com<br />

www.reinhausen.com<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 21


FERTIGUNGSTECHNIK<br />

Aus Schaden klug werden<br />

Dienstleistungen rund ums Wälzlager<br />

Die Schadensanalyse gehört ebenfalls zum<br />

Dienstleistungs-Portfolio. Findling Wälzlazeigt<br />

sich an folgendem Praxisbeispiel: Ein<br />

auf Antriebstechnik spezialisiertes Unternehmen<br />

hatte Rillenkugellager eines Markenherstellers<br />

bezogen. Beim Dauertest der<br />

Vorserie beim Endkunden ereignete sich<br />

dann in zwei Fällen bereits nach ca. 5 000<br />

Betriebsstunden ein Wälzlagerschaden.<br />

Das Unternehmen beauftragte Findling<br />

Wälzlager mit einem Schadensgutachten<br />

inklusive Verbesserungsvorschlägen. Das<br />

Ergebnis der Untersuchung und detaillierten<br />

Fettanalyse: Im vorliegenden Fall wurde<br />

die Passung falsch gewählt; zudem lag eine<br />

konstruktionsbedingte Kontamination des<br />

Schmierfetts vor. Mit der Beseitigung dieser<br />

Mängel konnten die Tests erfolgreich abgeschlossen<br />

werden.<br />

Das erklärte Ziel von Findling<br />

Wälzlager ist es, die Kundenanforderungen<br />

nicht allein mit einem<br />

umfangreichen Produkt-Sortiment,<br />

sondern zusätzlich auch mit einem<br />

breiten Angebot an Dienstleistun-<br />

gen auf ganzer Linie zu erfüllen. So<br />

sorgt etwa das hauseigene Quali-<br />

tätslabor nicht nur für stets<br />

einwandfreie Produkte, sondern<br />

ermöglicht auch die Schadensanalyse<br />

von Wälzlagern.<br />

Im Dienste der Kunden setzt Findling Wälzlager<br />

auf eine kompromisslose Null-Fehler-Strategie<br />

– das setzt eine lückenlose Qualitätskontrolle<br />

von der Fertigung bis zum<br />

Warenausgang voraus. Aus diesem Grund<br />

unterhält das Unternehmen ein Qualitätslabor,<br />

das einen Wälzlager-Prüfstand und weiteres<br />

hochmodernes Mess-Equipment umfasst.<br />

Zudem kooperiert Findling mit Prüfinstituten<br />

weltweit. So sind lückenlose Qualitätskontrollen<br />

von der Fertigung bis zum<br />

Warenausgang möglich.<br />

Erst im Jahr 2018 hat Findling Wälzlager<br />

in ein neues Digitalmikroskop investiert.<br />

Das Mikroskop kann Oberflächen von<br />

Wälzlagern in 3D visualisieren, um das<br />

2 000-fache vergrößern und auf diese Weise<br />

Oberflächenrauheiten sogar in den Laufbahnen<br />

messen. Das Digitalmikroskop ergänzt<br />

das Qualitätslabor, wird aber auch für<br />

die Schadensanalyse eingesetzt.<br />

Unabhängige Schadensanalyse<br />

ger fungiert dabei als unabhängiger Partner,<br />

der die Ursachen der Kugellagerdefekte erforscht<br />

und bei der Behebung der Probleme<br />

hilft. Hierfür wurden konkrete Prozesse definiert,<br />

die anhand von Checklisten Schritt<br />

für Schritt abgearbeitet werden.<br />

Am Anfang steht dabei immer die visuelle<br />

Beurteilung des Kugellagerdefekts und die<br />

genaue, unter anderem fotografische Dokumentation<br />

der Konstruktion – im Wesentlichen<br />

der Anschlussteile, bis hin zum theoretischen,<br />

konstruktiven Aufbau. Daraus<br />

lassen sich über eine ISHIKAWA und FMEA<br />

(Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse)<br />

erste Indizien ermitteln.<br />

Im Folgenden entnehmen die Experten –<br />

falls nötig – eine Fettprobe und demontieren<br />

die betroffenen Wälzlager vorsichtig.<br />

Für jedes einzelne beschädigte Wälzlager<br />

werden anschließend anhand einer weiteren<br />

Checkliste die Schadensmerkmale dokumentiert.<br />

Dazu gehören zum Beispiel Abblätterungen,<br />

Riefenbildungen, Brüche,<br />

Risse, Käfigschäden oder Passungsrost.<br />

Ursachen erforschen, Probleme<br />

beheben<br />

Die Beurteilung der so dokumentierten<br />

Merkmale erfolgt im Anschluss. Findling<br />

Wälzlager unterscheidet dabei drei Leistungsbereiche:<br />

Die konstruktive Schadensanalyse<br />

untersucht, ob die Lagerstelle des<br />

Wälzlagers falsch konstruiert worden ist, die<br />

Produktmangelanalyse, ob das Wälzlager einen<br />

fertigungstechnischen Mangel aufwies.<br />

Die tribologische Beurteilung hingegen beschäftigt<br />

sich mit Wälzlagerschäden, die auf<br />

erhöhte Reibung, Verschleiß und mangelhafte<br />

Schmiermittel zurückzuführen sind.<br />

Auf Basis der Analyse erhalten die Kunden<br />

im Anschluss eine Empfehlung, mit welchen<br />

Maßnahmen sich die Schadensursachen<br />

dauerhaft beseitigen lassen.<br />

Wie wichtig bei der Schadensanalyse Profiwissen<br />

aus der Anwendungstechnik ist,<br />

Maßgeschneiderte Wälzlager<br />

In manchen Fällen ergibt die Schadensanalyse,<br />

dass ein Standardlager den individuellen<br />

Anforderungen nicht gewachsen ist.<br />

Entsprechend müssen Wälzlager anwendungsspezifisch<br />

angepasst oder auch komplett<br />

neu entwickelt werden. Das war zum<br />

Beispiel der Fall bei Robotern eines renommierten<br />

Herstellers, bei denen im Rahmen<br />

einer Schadensanalyse die Diagnose Käfigbruch<br />

gestellt wurde.<br />

<strong>Der</strong> Hintergrund: In den Robotern waren<br />

trotz extrem hoher Beschleunigungen Rillenkugellager<br />

mit Standard-Käfigen aus<br />

Stahlblech verbaut worden, die aus zwei<br />

miteinander vernieteten Hälften bestehen.<br />

Diese sind für die meisten Anwendungen<br />

völlig ausreichend. Je extremer jedoch die<br />

Einsatzbedingungen werden, desto stärker<br />

müssen die einzelnen Komponenten eines<br />

Wälzlagers an diese Betriebsumgebung angepasst<br />

werden. In Ermangelung eines passenden<br />

Standardlagers konzipierte Findling<br />

ein anwendungsspezifisches Wälzlager, bei<br />

dem Käfig und Nieten robuster und massiver<br />

ausgelegt sind, was die Probleme im<br />

Einsatz nachhaltig beseitigte.<br />

Bilder: Findling<br />

www.findling.com<br />

Erst im Jahr 2018 hat Findling in ein neues<br />

Digitalmikroskop investiert, das optische<br />

2D- und 3D-Messungen mit hoher Auflösung<br />

ermöglicht<br />

22 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


Automationslösung für bis zu 1 200 kg schwere<br />

Werkstücke<br />

<br />

<br />

NEW SLETTER<br />

NEW SLETTER<br />

Mit dem Handlingsystem<br />

HS flex heavy setzt die Hermle AG<br />

ihr fast 20-jähriges Engagement in<br />

der Automatisierung ihrer Bearbeitungszentren<br />

fort und bringt ein<br />

leistungsfähiges, kompaktes und<br />

auch im Preis äußerst attraktives<br />

Automationstool auf den Markt.<br />

Das Handlingsysten HS flex heavy<br />

wurde so konzipiert, dass es an 5-Achs-Bearbeitungszentren der Performance Line<br />

(C 400 und C 650), aber auch an Modelle der High-Performance-Line (C 32 und C 42)<br />

adaptiert werden kann. Erstmalig ist somit auch die C 650 automatisiert lieferbar.<br />

Das Handlingsystem basiert auf mehreren Komponenten, die als komplette Einheit<br />

geliefert und adaptiert werden. Lediglich die Werkstückspeichermodule werden vor<br />

Ort montiert und justiert. Somit ist die Gesamtinstallation in sehr kurzer Zeit möglich.<br />

Das flache Mineralgussbett, auf dem die drei Achsen der Handlingeinheit geführt<br />

werden, bietet einen ergonomisch sehr guten Zugang für den Bediener. Die beiden<br />

Flügeltüren sind mit einer Doppelfunktion belegt. Bei einem Werkstückwechselvorgang<br />

versperren sie den Zugang für den Bediener, während der Bearbeitung des<br />

Werkstückes geben sie den Zugang zum Arbeitsblickfeld und Arbeitsraum frei und<br />

versperren gleichzeitig den Zugang zur Handlingeinheit.<br />

Die Dreh-, Hub- und Linearachsen der Handlingeinheit ermöglichen eine präzise<br />

Bewegung der bis zu 1 200 kg schweren Werkstücke inklusive Palette zwischen<br />

Rüstplatz, Speichermodulen und Arbeitsraum des Bearbeitungszentrums. Bei einer<br />

Kranbeladung der Bearbeitungszentren können auch Werkstücke mit einem noch<br />

höheren Gewicht und Dimensionen in den Maschinenarbeitsraum eingebracht<br />

werden. Paletten bis zu 800 x 630 werden präzise gehandelt. Die maximal handhabbare<br />

Werkstückgröße beträgt 800 x 630 x 700 mm (B x T x H).<br />

Gesteuert und verwaltet wird das HS flex heavy wie auch die Palettenwechsler und<br />

das Robotersysten RS 05-2 über das komfortable Hermle-Automation-Control-System,<br />

kurz HACS.<br />

<strong>Der</strong> E-Mail-Service für<br />

Produktionsverantwortliche<br />

und technische<br />

Führungskräfte in der<br />

produzierenden Industrie.<br />

Aktuelle und anwendungsorientierte<br />

Informationen<br />

rund um die Themen<br />

Fertigungs technik,<br />

Montage- und<br />

Handhabungstechnik,<br />

Betriebs technik<br />

und Intralogistik.<br />

www.hermle.de<br />

XL-Schneideinsätze für größere Aufgaben<br />

Für die Fälle, in denen die Bearbeitungstiefe<br />

der Swisscut-Innoval-Linie nicht ausreicht, hat<br />

Iscar seine neue Swisscut-XL-Linie auf den<br />

Markt gebracht, die eine Einstechtiefe von bis<br />

zu 10 mm erlaubt. Mit den extralangen Einsätzen<br />

lassen sich im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Werkzeugen dieser Linie Werkstücke mit<br />

deutlich größeren Durchmessern abstechen<br />

und mit einer Schnitttiefe von maximal 5 mm<br />

zerspanen. Das kompakte Werkzeug erlaubt<br />

eine problemlose Spanevakuierung und lässt<br />

sich leicht in das Werkzeugmagazin eines Langdrehers integrieren.<br />

Hier kommt der zweite große Vorteil der XL-Einsätze zum Tragen: das Klemmsystem<br />

zur Befestigung der Schneideinsätze. Zwei Spezialschrauben im Werkzeugträger halten<br />

die Schneideinsätze fest an ihrem Platz. Das stellt präzise Bearbeitungsprozesse sicher.<br />

Die Schrauben sind von beiden Seiten leicht erreichbar und erlauben den Schneidenwechsel<br />

in der Maschine. Da es nicht notwendig ist, die Schrauben komplett herauszudrehen,<br />

besteht auch keine Gefahr, dass Kleinteile in die Maschine fallen könnten.<br />

So ist der Einsatzwechsel einfach, schnell und problemlos machbar – ohne lange<br />

Rüstzeiten.<br />

Die Werkzeuge sind mit 12 oder 16 mm Vierkantschäften erhältlich und können<br />

unterschiedliche Schneideinsätze zum Abstechen, Rück- und Vorwärtsdrehen, Einstechen<br />

und Gewindeschneiden aufnehmen. Dazu sind acht unterschiedliche Schneideinsätze<br />

verfügbar, ausgeführt in der verschleißfesten Schneidstoffsorte IC1008.<br />

www.iscar.de<br />

Jetzt<br />

kostenlos<br />

anmelden!<br />

ERSCHEINT<br />

MONATLICH<br />

http://bit.ly/VFV_Newsletterr


FERTIGUNGSTECHNIK<br />

Additive Fertigung – aber sicher<br />

Zertifizierungsprogramm für Metallpulver für Sicherheitsbauteile<br />

Additive Fertigungsverfahren kom-<br />

men zunehmend auch für sicherheitsrelevante,<br />

drucktragende Me-<br />

tallteile zum Einsatz. <strong>Betriebsleiter</strong><br />

tragen mitunter die Verantwortung,<br />

wenn die hohen regulatorischen<br />

Anforderungen nicht erfüllt werden.<br />

TÜV SÜD und Rosswag Engineering<br />

zeigen, wie Qualitätsmängeln „der<br />

Prozess gemacht wird“.<br />

Die additive Fertigung mit Metall mittels<br />

selektiven Laserschmelzen (SLM) ermöglicht<br />

eine hohe Geometriefreiheit bei<br />

guten Materialeigenschaften, weshalb auch<br />

hoch beanspruchte Komponenten mit Sicherheitsrelevanz<br />

in das Anwendungsspektrum<br />

fallen. Dazu gehören bspw. Druckgeräte<br />

wie Armaturen. Für eine Zulassung müssen<br />

die Zuverlässigkeit und eine definierte,<br />

gleichbleibende Qualität gewährleistet sein.<br />

Unternehmen mangelt es mitunter an<br />

Betriebserfahrung oder Kenntnissen über<br />

den Zusammenhang zwischen Ausgangswerkstoff<br />

(dem Metallpulver), den Prozessparametern<br />

und resultierender Produktqualität.<br />

Nur wenige Prozesse sind<br />

schon standardisiert. Und selbst bei typgleichen<br />

und gleich kalibrierten Maschinen<br />

lassen sich teils Qualitätsabweichungen<br />

feststellen. Trotzdem müssen die fertigen<br />

Bauteile die bei der Auslegung vorgesehenen<br />

mechanisch-technologischen Eigenschaften<br />

aufweisen.<br />

Autoren: Gunther Kuhn, Leiter Produktmanagement,<br />

TÜV SÜD Industrie Service, München,<br />

Gregor Graf, Leiter Engineering, Rosswag, Pfinztal<br />

Maßgeschneiderte Zertifizierung<br />

TÜV SÜD Industrie Service bietet ein neues<br />

Zertifizierungsprogramm für Bauteile mit<br />

Sicherheitsbezug, das auf dem AD 2000-Regelwerk<br />

für Druckgeräte und der europäischen<br />

Druckgeräterichtlinie DGRL basiert.<br />

Es dokumentiert das Qualitätsbewusstsein<br />

von Unternehmen und gibt zugleich <strong>Betriebsleiter</strong>n<br />

additiver Fertigungsstätten Sicherheit<br />

bei der Auswahl ihrer Lieferanten.<br />

Beim SLM ist die Evaluierung des angelieferten<br />

Metallpulvers grundlegend. Die zu beachtenden<br />

Parameter sind z. B. die chemische<br />

Zusammensetzung und die physikalische<br />

Beschaffenheit. Auch welche Restfeuchte<br />

das Pulver durch Lagerung und<br />

Transport hat, spielt eine Rolle. Viele Anwender<br />

greifen auf individuelle Erfahrungswerte<br />

zurück. TÜV SÜD prüft mikro- und<br />

makroskopisch u. a. mit Rasterelektronenmikroskopen,<br />

ob die gewünschten Pulvereigenschaften<br />

vorliegen und den Anforderungen<br />

und Spezifikationen entsprechen. Eine<br />

Herausforderung ist dabei, geeignete Verfahren<br />

zu finden, um Messunsicherheiten zu ermitteln<br />

oder Grenzwerte festzulegen. Inwieweit<br />

ist z. B. der prozentuale Anteil an Hohl-<br />

Erarbeitung einheitlicher Standards<br />

räumen genügend klein? Entspricht auf<br />

kleinster Ebene die Partikelverteilung dem<br />

gewünschten Verlauf? Weist die Oberflächenbeschaffenheit<br />

die geforderten Kristallstrukturen<br />

auf? Sind keine zu großen Abweichungen<br />

bzw. Auffälligkeiten festzustellen?<br />

Um zudem die Einsatzfähigkeit des Pulvers<br />

einzuordnen, werden technologische Eigenschaften<br />

wie Feststoff-, Schütt- und Stampfdichte<br />

sowie Schüttwinkel gemessen.<br />

Erfolgreiches Pilot-Audit<br />

Als erster Metallpulver-Hersteller wurde<br />

Rosswag Engineering von TÜV SÜD Industrie<br />

Service in einem Pilot-Audit erfolgreich<br />

zertifiziert. Die TÜV SÜD-Experten betrachteten<br />

und bewerteten alle qualitätsrelevanten<br />

Unternehmensbereiche wie die<br />

Anlagen, Prozesse und Materialien. Rosswag<br />

Engineering bietet zudem eine ganzheitliche<br />

Prozesskette rund um additive<br />

Fertigungsverfahren mit Fokus auf die Herstellung<br />

qualitativ hochwertiger Bauteile<br />

und die Qualifizierung neuer Werkstoffe.<br />

www.tuvsud.com/de-is<br />

www.rosswag-engineering.de<br />

Verschiedene DIN-Gremien erarbeiten derzeit Normen zur additiven Fertigung<br />

metallischer Bauteile. Dazu gehören in der Gemeinschaftsarbeit die Normenausschüsse<br />

für Werkstofftechnologie sowie Schweißen und verwandte Verfahren<br />

(NA 145-04-02 GA NWT/NAS). Im Besonderen beschäftigt sich der Gemeinschaftsarbeitskreis<br />

NA 145-04-02-01 GAK mit additiv gefertigten Bauteilen unter der Druckgeräterichtlinie.<br />

Hierzu werden z. B. zusätzliche Anforderungen an drucktragende Teile<br />

oder Grundsätze zur Qualifizierung von Maschinenbedienern definiert. Zudem<br />

bearbeitet das ISO-Komitee TC 261 „Additive Manufacturing“ viele der noch fehlenden<br />

Standards, die sich in Zukunft auf die Ausbildung von Mitarbeitern und die Validierung<br />

von Prozessen auswirken dürften.<br />

24 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


FERTIGUNGSTECHNIK<br />

Überlastungsschäden an Werkzeug,<br />

Werkstück und Fräsmaschine verhindern<br />

Die vom Maschinenbauer<br />

Kunzmann neu entwickelte<br />

Funktion AFR verhindert sicher<br />

und zuverlässig Überlastungsschäden<br />

an Werkzeug, Werkstück<br />

und Fräsmaschine bereits ab dem<br />

ersten Teil. Mit Hilfe eines kontinuierlichen<br />

Monitorings kontrolliert<br />

die „Automatic Feed Reduction“<br />

die Maschine und das vom Werkzeug benötigte Antriebsmoment.<br />

Wird eine Überlastung erkannt, vermindert AFR automatisch den<br />

Vorschub um einen voreingestellten Prozentwert. Diese<br />

Vorschubreduzierung kann bis zu viermal wiederholt werden<br />

bevor eine definierte Abschaltschwelle erreicht wird. Dann wird<br />

die Bearbeitung kontrolliert unterbrochen. Da die AFR-Funktion<br />

keinen Lernschnitt benötigt, ist ihr Einsatz insbesondere in der<br />

Prototypen-, Einzelteil- und Kleinserienfertigung sowie bei<br />

Rohteilen mit schwankendem Aufmaß sinnvoll. Kosten werden<br />

außerdem dadurch eingespart, dass Werkzeuge bis zum Erreichen<br />

Ihrer Verschleißgrenze genutzt werden können und nicht verfrüht<br />

ausgetauscht werden.<br />

AFR ist zukünftig für alle Heidenhain CNC-Fräsmaschinen von<br />

Kunzmann verfügbar. Für bereits gelieferte Modelle mit den<br />

Steuerungen Heidenhain TNC 620 und TNC 640 kann AFR<br />

problemlos nachgerüstet werden.<br />

www.kunzmann-fraesmaschinen.de<br />

Reinraumbedingungen in der Fertigung<br />

geschaffen<br />

<strong>Der</strong> Dienstleister für Oberflächenveredelung<br />

von Elastomeren OVE Plasmatec<br />

hat die Luftqualität in seinen Produktionsräumen<br />

verbessert. Drei mobile Umluftgeräte<br />

Ecomax 30 von Aeropur filtern im<br />

Umluftbetrieb Staub, Feinstaub, Keime<br />

und Bakterien aus der Umgebungsluft<br />

und schaffen Reinraumqualität der ISO<br />

Klasse 8. Die Geräte mit einer Filterleistung<br />

von jeweils 3 500 m³/h stehen<br />

in der Warenannahme, in der Reinigungsabteilung und im<br />

Beschichtungszentrum.<br />

Im Herz der Produktion, im Beschichtungszentrum, hat OVE die<br />

Reinraumklassifizierung bereits nach zwei Wochen erreicht und<br />

seither gehalten. Für OVE-Geschäftsführer Martin Böhmler ein<br />

ganz wichtiger Aspekt, denn die Anforderungen der Industrie an<br />

technische Sauberkeit stiegen immer mehr. Dies betrifft auch die<br />

Staubbelastung in der Umgebungsluft. Mit der verbesserten<br />

Umgebungsluft in der Produktion kann OVE Plasmatec diesbezüglich<br />

Kundenanforderungen größtenteils erfüllen. Und auch die<br />

Mitarbeiter spüren den Effekt der besseren Luft und sind begeistert.<br />

Hinzu kommt eine große Erleichterung, denn in Zeiten der<br />

Corona-Pandemie sind alle beruhigt, dass die Entstaubungsgeräte<br />

auch Viren und Bakterien aus der Luft filtern können.<br />

www.ove-plasmatec.de<br />

www.aeropur.de<br />

Produktivität von CNC-Maschinenparks<br />

steigern<br />

Arbeitsprozesse optimieren, den<br />

Maschineneinsatz exakt identifizieren<br />

und jederzeit passgenau<br />

steuern – dank des Systems<br />

smartblick können Anwender die<br />

Produktivität ihres CNC-Maschinenparks<br />

steigern. smartblick<br />

ermöglicht die optimale Gestaltung<br />

komplexer Fertigungsabläufe für<br />

Maschinen sämtlicher Baujahre, Hersteller und Steuerungen,<br />

unabhängig vom Standort der Maschinen und der Produktionsleitung.<br />

Die handliche smartblick-Box kann in nur 20 Minuten im<br />

laufenden Betrieb ohne Stillstandzeiten und ohne Eingriff in die<br />

Maschinensteuerung installiert werden.<br />

Auf jedem Gerät mit Internetzugang kann das smartblick-<br />

Dashboard aufgerufen und somit der eigene CNC-Maschinenpark<br />

jederzeit von allen Mitarbeitern mittels PC, Smartphone oder<br />

Tablet genau beobachtet, analysiert und optimiert werden.<br />

Im All-inclusive-Service ist neben der Bereitstellung der<br />

Hardware, Wartung und regelmäßigen Updates der Software auch<br />

die komplette smartblick-Infrastruktur enthalten. Darüber hinaus<br />

profitieren Nutzer von neuen Features, die stets in engem<br />

Austausch mit den Kunden entwickelt werden. Auch Standard-<br />

Updates sind im Paketpreis inkludiert. Abgerundet wird das Paket<br />

zudem mit interaktiven Webinaren und Tutorials.<br />

Entwickelt wurde das smarte System von der F&M Werkzeug- und<br />

Maschinenbau GmbH mit Sitz in Berlin, deren Mehrheitseigentümer<br />

seit Anfang 2018 die Perschmann Gruppe ist.<br />

www.perschmann.de<br />

Vereinfachtes Korrosionsschutzverfahren:<br />

Anlagen jetzt in zwei Standardgrößen<br />

Mit dem Betenio-Verfahren<br />

steht ein Verfahren für die<br />

Korrosionsschutzbehandlung<br />

zur Verfügung, das im Vergleich<br />

zu den marktüblichen<br />

Verfahren des Strahlens und<br />

der Säurebehandlung wesentliche<br />

Vorteile aufweist. Bisher<br />

wurden die Anlagen individuell projektiert. Jetzt bietet die RIO<br />

GmbH die Anlagentechnik auch in zwei Standardversionen mit<br />

definierten Beckengrößen an.<br />

Das Betenio-Verfahren basiert auf den Wirkprinzipien des Phosphatierens<br />

bzw. Entzunderns. Im Unterschied zu den bisherigen<br />

Verfahren erfolgen Entfetten, Beizen und Phosphatieren in einem<br />

Arbeitsschritt. Das erlaubt den Aufbau von sehr kompakten Anlagen,<br />

und die Investitionen reduzieren sich auf 25 bis 30 % im Vergleich<br />

zu konventionellen Säureanlagen. Außerdem werden Energie<br />

und Kosten für die Spülwasseraufbereitung gespart. Die Badflüssigkeit<br />

muss nur ein- bis zweimal pro Jahr gewechselt werden.<br />

<strong>Der</strong> Anwender profitiert darüber hinaus von kurzen Behandlungszeiten<br />

(1 bis 60 Min.). Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die<br />

Umweltverträglichkeit der eigens für dieses Verfahren entwickelten<br />

Säure. <strong>Der</strong> Betreiber muss keine Genehmigung für den Anlagenbetrieb<br />

einholen und kann auf eine Absaugung verzichten, da keine<br />

korrosiven Dämpfe entstehen. So schonend das Verfahren<br />

gegenüber der Umwelt ist, so wirksam ist der Korrosionsschutz: Im<br />

Salzsprühtest nach DIN EN ISO 9227 werden Standzeiten von über<br />

1 000 Stunden ohne Korrosion der Bauteile erreicht.<br />

www.betenio.de<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 25


INTRALOGISTIK I TITEL<br />

01<br />

Gepusht für die Zukunft<br />

Retrofit der Antriebstechnik in einem Paketverteilzentrum<br />

Im Rahmen eines Retrofitprojekts<br />

im DPD-Paketverteilzentrum<br />

Worms installierte SEW-Eurodrive<br />

neue Antriebstechnik. Die Bruch-<br />

saler Automatisierungsexperten<br />

schafften den Umbau reibungslos<br />

in kürzester Zeit.<br />

Nachmittags gegen halb vier, kommt<br />

Leben in die riesige Halle der DPD<br />

Deutschland GmbH im rheinlandpfälzischen<br />

Worms. An 19 Toren des Verteilzentrums<br />

docken Abholfahrzeuge an und<br />

bringen Pakete jeglicher Formen und Größen<br />

aus Mannheim, Mainz, Heidelberg,<br />

Autorin: Andrea Balser, Referentin Fachpresse,<br />

SEW-Eurodrive, Bruchsal<br />

Bad Kreuznach, Monsheim, Gau-Odernheim<br />

und Bürstadt ins Zentraldepot. <strong>Der</strong><br />

Paketeingang im Nahverkehr beträgt<br />

durchschnittlich 30 000 Pakete pro Tag. Je<br />

nach Saison steigt diese Zahl auf bis zu<br />

38 000. Im Fernverkehr werden in Spitzenzeiten<br />

42 000 bis 48 000 Pakete bearbeitet.<br />

„Unser Ziel ist es, dass bis 21 Uhr hier wieder<br />

Ruhe einkehrt. Dann sollte sämtliche<br />

Ware verteilt und verladen sein“, sagt Michael<br />

Meitzler, Umschlagsleiter bei DPD<br />

Worms. Damit das gelingt, muss die Technik<br />

stimmen.<br />

„Wir sind darauf angewiesen, dass die<br />

Pusher funktionieren“, konstatiert Michael<br />

Feneis, technischer Leiter Depot 167 DPD<br />

Worms. „Deshalb setzen wir auf SEW-<br />

Eurodrive.“ Antriebs- und Steuerungstechnik<br />

des Bruchsaler Automatisierungsspezialisten<br />

war schon von Anfang an in der Anlage,<br />

die 1994 in Betrieb genommen wurde,<br />

verbaut. Die Antriebe der Pusher (Abweiser),<br />

die die Pakete vom Stahlförderband<br />

in die richtige Richtung zur<br />

Ausgangswechselbrücke lenken, waren in<br />

die Jahre gekommen und mussten erneuert<br />

werden. Im Rahmen eines Retrofitprojekts<br />

wurde entlang der Sorterlinie B die<br />

Antriebs- und Steuerungstechnik 2019<br />

komplett erneuert: 28 Pusher, die in Material<br />

und Mechanik wie bisher verblieben<br />

sind, erhielten neue Antriebe.<br />

Neben den Synchronmotoren installierte<br />

SEW-Eurodrive sechs Schaltschränke mit jeweils<br />

einem Controller, einem Versorgungsmodul<br />

und bis zu fünf Achsmodulen. Jedes<br />

Einzel-Achsmodul steuert den Synchronmotor<br />

eines Pushers und sorgt dafür, dass<br />

die Pakete zur richtigen Zeit an der richtigen<br />

Stelle einen ordentlichen Schubs bekommen.<br />

Dadurch werden sie auf die korrekte<br />

Förderstrecke zur Wechselbrücke und somit<br />

zur richtigen Destination gelenkt.<br />

Umbau in kürzester Zeit<br />

Das Retrofitprojekt war für ein Wochenende<br />

ausgelegt. Freitags nach Schichtende in der<br />

DPD-Halle rückte Gabriel Currle, Service<br />

Elektronik SEW-Eurodrive und Projektleiter<br />

26 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


TITEL I INTRALOGISTIK<br />

02 03<br />

01 Neue synchrone Servomotoren der<br />

Baureihe CMP(Z)80L (schwarz) von SEW-<br />

Eurodrive wurden entlang der Sorterlinie B<br />

an den Pushern installiert<br />

02 Blick in einen neuen Schaltschrank mit<br />

Steuerung<br />

03 Die reibungslosen Abläufe im Paketverteilzentrum<br />

hängen von der korrekten<br />

Funktion der Pusher ab<br />

des Wormser Vorhabens, mit seinem Team<br />

zu den ersten vorbereitenden Arbeiten an<br />

der Sorter-Linie B an. Zwei Elektroinstallateure<br />

sowie zwei Monteure des Service Mechanik<br />

nutzten den Samstag für die Demontage<br />

der bisherigen Schaltschränke, die<br />

Montage der neuen Schaltschränke, die Demontage<br />

der alten Antriebe, die Montage<br />

der neuen Antriebe sowie die komplette<br />

Leitungsverlegung. Die Konfiguration der<br />

Antriebsfunktionen, die Datensicherung<br />

sowie Tests und die Inbetriebnahme übernahmen<br />

zwei Serviceingenieure des Elektronikservice.<br />

Am Abend war alles erledigt –<br />

der Sonntag blieb frei.<br />

„Ich hätte nie gedacht, dass das alles an<br />

einem Tag geht“, zeigt sich Michael Feneis<br />

beeindruckt. <strong>Der</strong> Technikleiter lobt ausdrücklich<br />

den reibungslosen Ablauf des<br />

Umbaus und den SEW-Service: „Darauf<br />

kann man sich wirklich verlassen!“<br />

Die Pusher der Sorterline A sind teilweise<br />

mit über 25 Jahre alter Technik ausgestattet.<br />

„Die tut noch das, was sie soll“, bestätigt der<br />

Technikleiter und betont, dass dies für die<br />

Zuverlässigkeit und Qualität der SEW-Produkte<br />

spricht. Auch sonst läuft im Wormser<br />

Verteilzentrum von Anfang bis Ende alles<br />

rund: Die Paketdaten werden an den Eingangstoren<br />

in der Entladestation an zwei<br />

zentralen Scanstationen erfasst: Abmaße,<br />

Volumen, Gewicht. Samt Zieladresse sind<br />

alle Paketdaten von nun an im Rechner hinterlegt.<br />

Von der Scanstation aus werden die<br />

Pakete zu den beiden Stahlbandsortern A<br />

und B transportiert und durchlaufen die Lesestation,<br />

an der die Zieladresse am Label<br />

detektiert wird. Mittels Drehgeber wird nun<br />

genau derjenige Pusher angesteuert, der<br />

das Paket zur korrekten Wechselbrücke<br />

bugsiert – vollflächig und punktgenau, damit<br />

das Paket sauber den plötzlichen, sehr<br />

schnellen Richtungswechsel vollzieht.<br />

„Die Herausforderung besteht darin, dass<br />

bei der Vielfalt der unterschiedlichen Pakete<br />

der Pusher exakt den richtigen Punkt trifft. Sowohl<br />

Beschädigungen als auch Stau sind unbedingt<br />

zu vermeiden“, gibt Michael Meitzler<br />

zu bedenken. Lichtschranken würden einen<br />

Stau erkennen und das Band stoppen.<br />

Für die Zukunft gewappnet<br />

Die Paketverteilung funktioniert aktuell ohne<br />

Bildverarbeitung und weitere Sensorik<br />

einwandfrei. Sie ließe sich aber aufrüsten:<br />

Sollte zum Beispiel an den Abweisstationen<br />

eine Kraft- und Lageregelung des Pusherausschlags<br />

erfolgen, um die Pakete individuell<br />

und schonend zu behandeln, wäre<br />

das mit Movi-C-Komponenten schon heute<br />

möglich: „Darauf sind wir vorbereitet. Das<br />

jetzt installierte Automatisierungssystem<br />

könnte eine Regelung mit neuer Sensorik<br />

sofort umsetzen“, bekräftigt Gabriel Currle.<br />

Auch Michael Feneis sieht die Anlage für<br />

die Zukunft gerüstet: „Bei einem eventuellen<br />

Ausfall eines Moduls können wir es einfach<br />

per Plug and Play austauschen, ohne<br />

neue Parametrierung. Denn der Movi-C-<br />

Controller übernimmt die komplette Datenhaltung<br />

des Achsverbundes in der Anlage.<br />

Hinsichtlich der Wartung müssen wir lediglich<br />

ab und zu die Filter am Klimagerät<br />

des Schaltschranks wechseln. Ansonsten<br />

bleibt für uns nur ein minimaler Wartungsaufwand“,<br />

bestätigt Michael Feneis.<br />

Bilder: SEW-Eurodrive<br />

www.sew-eurodrive.de<br />

04<br />

Michael Feneis, DPD Worms, Gabriel Currle,<br />

SEW-Eurodrive sowie Michael Meitzler, DPD<br />

Worms (v. li.) sind sehr zufrieden mit dem<br />

Ergebnis des Retrofitprojekts<br />

Punktgenaue Bewegung<br />

Das Projekt im Detail<br />

Im Zuge des Retrofits hat SEW-Eurodrive bei DPD in Worms neue Pusher-Antriebe<br />

und sechs Schaltschränke auf Basis des Movidrive Movi-C-Mehrachs-Servoverstärkersystems<br />

installiert. Vier Schaltschränke sind jeweils mit einem Movi-C-Controller und<br />

einem Versorgungsmodul MDP mit fünf Einachsmodulen MDA ausgestattet, zwei<br />

Schaltschränke jeweils mit einem Movi-C-Controller und vier Achsmodulen. Jedes<br />

Achsmodul (Frequenzumrichter) steuert den Synchronmotor eines Pushers. Im<br />

Schaltschrank ist außerdem ein Pilz-Sicherheitsschaltgerät verbaut, das auf die<br />

STO-Kontakte der Achsmodule wirkt. SEW-Eurodrive übernahm die Demontage der<br />

bisherigen und Montage der neuen Schaltschränke, die Demontage der alten und<br />

Montage der neuen Antriebe, die komplette Leitungsverlegung, Konfiguration der<br />

Antriebsfunktionen, Datensicherung, Tests, Inbetriebnahme sowie die Einweisung<br />

des Bedienpersonals in die neue Produktfamilie.<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 27


INTRALOGISTIK<br />

Immer schön Abstand halten<br />

Mit passenden Handlingsystemen den Materialfluss auch in Corona-Zeiten auf Trab halten<br />

<strong>Der</strong> innerbetriebliche Materialfluss<br />

muss auch unter den Coronabedingten<br />

Hygieneauflagen rei-<br />

bungsarm ablaufen. <strong>Der</strong> Intralogistik-Spezialist<br />

Expresso hat<br />

passende Lösungen dafür im<br />

Portfolio. Beim richtigen Einsatz<br />

der mobilen und hochflexiblen<br />

Handhabungssysteme des Her-<br />

stellers können Mitarbeiter agieren<br />

und interagieren, ohne sich dabei<br />

zu nahe zu kommen.<br />

Autor: Julius Moselweiß, Freier Fachjournalist,<br />

Darmstadt<br />

Auf Abstand bleiben und möglichst wenig<br />

Gegenstände berühren – das ist<br />

leicht gesagt. Je nach Branche und Betrieb<br />

lassen sich jedoch die Corona-bedingten<br />

Hygiene- und Verhaltensregeln nur schwer<br />

mit der bisherigen Materialfluss-Organisation<br />

vereinbaren. Zahlreiche Prozesse stehen<br />

daher auf dem Prüfstand und viele eingeübte<br />

Routinen müssen kurzfristig an die<br />

neue Situation angepasst werden.<br />

„Etliche Unternehmen betrachten die<br />

Krise als Chance und nehmen nun ihre Abläufe<br />

unter Effizienz-Gesichtspunkten unter<br />

die Lupe; andere sind schon einen Schritt<br />

weiter und benötigen dringend technische<br />

Lösungen, um ihre Intralogistik möglichst<br />

schnell auf die Non-Contact- und Keep-Distance-Regeln<br />

der Corona-Verordnungen abzustimmen“,<br />

berichtet Dr. Alexander Bünz,<br />

Geschäftsführer von Expresso.<br />

Bereits seit einigen Wochen arbeiten die<br />

Produkt- und Vertriebsmanager des Kasseler<br />

Herstellers mit Hochdruck daran, ihre<br />

Kunden in Industrie und Handel mit den<br />

dafür am besten geeigneten Fördermitteln<br />

und Handhabungssystemen auszustatten.<br />

Im Fokus stehen dabei vorrangig das mobile<br />

Transport- und Hebegerät lift2move sowie<br />

das Freischwenk-Positioniersystem BalanceLift.<br />

Denn beide ermöglichen das „kontaktlose“<br />

Handling von Werkstücken, Bauteilen,<br />

Halbzeugen und Behältern. Wer mit<br />

diesen Systemen agiert, kommt keinem Kollegen<br />

zu nahe und kann alle Aufgaben aus<br />

sicherer Entfernung erledigen. „Sowohl mit<br />

dem lift2move als auch mit dem pneumatischen<br />

oder elektrischen BalanceLift lassen<br />

sich viele Hebe-, Senk- und Förderarbeiten<br />

in Prozessen der Bestückung, Zuführung,<br />

Entnahme und Übergabe berührungslos<br />

und unter Einhaltung der nötigen Schutzabstände<br />

ausführen“, sagt Dr. Alexander<br />

Bünz.<br />

Schlankes Einstiegssystem<br />

gefragt<br />

<strong>Der</strong> lift2move ist ein manuelles Vorschub-<br />

Flurförderzeug mit elektrisch höhenverstellbarem<br />

Hubmast, der zahlreiche spezifische<br />

Anbaugeräte aufnehmen kann. Das<br />

System bietet schon in Normalzeiten viel<br />

Spielraum für intralogistische Prozessoptimierungen<br />

und punktet unter den Corona-<br />

Bedingungen nun mit seiner hohen Flexibilität<br />

und einfachen Bedienbarkeit. Es passt<br />

sich jederzeit neuen Platzanforderungen an<br />

und lässt sich durch viele verschiedene<br />

Lastaufnahmen einfach auf rasch wechselnde<br />

Aufgabenstellungen abstimmen.<br />

Weil kostengünstig und rasch verfügbar,<br />

sind derzeit insbesondere die Einsteiger-<br />

Variante Basic sowie die erst kürzlich vorgestellte<br />

Baureihe Selective gefragt. Mit dem<br />

lift2move Selective lassen sich kurzfristig<br />

bereits viele Standardarbeiten der Handhabungstechnik<br />

unter Beachtung der Abstandsregeln<br />

organisieren, da Expresso diese<br />

Baureihe mit drei verschiedenen Masthubwegen<br />

(1192/1442/1692 mm) für Traglasten<br />

bis 125 kg anbietet. Dazu passend<br />

gibt es sechs Lastaufnahmen: drei Plattformen<br />

für Behälter und Bauteile, einen V-<br />

Block für Zylindrisches, einen 500-mm-<br />

Dorn für Coils und einen 450-mm-Ausleger<br />

mit Lasthaken.<br />

Wer als Betriebs- und Produktionsleiter<br />

bereits weiß, welche intralogistischen Aktionen<br />

ein höheres Maß an Aufmerksamkeit<br />

in punkto Corona erfordern, kann seinen<br />

Blick über die Einsteiger-Serie hinaus auf<br />

die größeren lift2move Baureihen richten.<br />

Hier stellt Expresso auch Doppelmast-Modelle<br />

mit Tragfähigkeiten von bis zu 400 kg<br />

zur Verfügung und nutzt die gesamte Klaviatur<br />

der Baukasten-Philosophie: Fahrwerk,<br />

28 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


INTRALOGISTIK<br />

01 02<br />

03<br />

01 Maßgeschneiderte Corona-Lösung:<br />

Expresso stattet sein mobiles Transport- und<br />

Hebegerät lift2move mit einer zusätzlichen<br />

Trennscheibe zur Infektionsabwehr aus<br />

02 Das ergonomische Positioniersystem<br />

BalanceLift ermöglicht es einer einzigen<br />

Person, ohne direkten Kontakt zu Mitarbeitern<br />

große und schwere Objekte zu bewegen<br />

03 Heben und bewegen mit Sicherheitsabstand:<br />

Für Standard-Hantierungen, bei denen<br />

keine hohe Spezialisierung gefragt ist, bietet<br />

sich das Basismodell lift2move Selective an<br />

Noch mehr Abstand<br />

mit Fernbedienung<br />

Für sein Flurförderzeug-System<br />

lift2move bietet Expresso auch eine<br />

Infrarot-Fernbedienung an. Damit<br />

lassen sich alle Hebe- und Senkbewegungen<br />

des Hubmastes und des<br />

Trägers bzw. Greifers mit sicherem<br />

Abstand ohne Kontakt zu einem<br />

anderen Mitarbeiter ausführen. <strong>Der</strong><br />

Anwender muss dazu lediglich in<br />

Sichtweite zum lift2move stehen.<br />

Mastantriebe, Bremsen, Energiemodule –<br />

dem Nutzer bieten sich hier viele Optimierungsansätze.<br />

Ohne viel Aufwand lässt sich ein lift2move<br />

auch als Werkstückträger oder mobiler Arbeitsplatz<br />

konfigurieren. „Darüber hinaus<br />

offerieren wir dafür aktuell eine Klarsicht-<br />

Trennscheibe zur Infektionsabwehr, und<br />

unsere Serviceteams bieten einen exzellenten<br />

Support bei der praktischen Umsetzung<br />

der Corona-spezifischen Non-Contact-Regeln.<br />

Beispielsweise mit einer intensiven<br />

Vor-Ort-Beratung oder der Bereitstellung<br />

von Testgeräten“, ergänzt Geschäftsführer<br />

Alexander Bünz.<br />

Kontaktloses Versetzen<br />

Für Entnahme- und Übergabeprozesse, bei<br />

denen kürzere Wegstrecken zu überwinden<br />

sind, bietet Expresso den BalanceLift an.<br />

Dieses ergonomische Freischwenk-Positioniersys-<br />

tem gibt es als Pneumatikoder<br />

Elektroversion. Es ermöglicht<br />

es einer einzigen<br />

Person, große und schwere<br />

Objekte innerhalb eines<br />

handhabungstechnisch<br />

definierten Aktionsfeldes<br />

zu bewegen. Behälter oder<br />

Bauteile können damit mit<br />

minimalem Krafteinsatz<br />

und ohne direkten Kontakt<br />

zu anderen Mitarbeitern<br />

aufgenommen und versetzt<br />

werden. Dabei lässt<br />

sich jeder BalanceLift über<br />

diverse Trägersysteme und das Greifersortiment<br />

an seine Aufgabe und sein Umfeld anpassen.<br />

Während die Druckluft-Variante bis<br />

zu 150 kg schwere Lasten bewegt und sich<br />

auch für Ex-Zonen eignet, kann der Elektro-<br />

Balancer Nutzlasten von bis zu 600 kg aufnehmen.<br />

Als Träger- und Führungssysteme des BalanceLift<br />

dienen ein mobiler oder stationärer<br />

Schwenkkran, ein fest montierter oder<br />

verfahrbarer Säulen-/Wandschwenkkran,<br />

ein Aluminium-Traversensystem oder ein<br />

Schienensystem. Bei komplexen Großprojekten<br />

kooperiert Expresso zudem mit namhaften<br />

Kranbauern und die Integration in<br />

kundenseitige Krananlagen ist ebenfalls<br />

machbar. Die Pneumatik-Variante besteht<br />

aus Trägersystem, Druckluftzylinder, Steuerung<br />

sowie Greifer oder Aufnahme. Bei<br />

der Steuereinheit kann der Anwender wählen<br />

zwischen der voreinstellbaren Balancer-Steuerung<br />

für das tastenlose Handling<br />

stets gleicher Gewichte oder der Vario-<br />

Steuerung für wechselnde Gewichte.<br />

<strong>Der</strong> elektrische BalanceLift hat einen<br />

Servoantrieb, dessen Geschwindigkeit sich<br />

Mit unserem lift2move und<br />

dem BalanceLift lassen sich<br />

viele Hebe-, Senk- und Förderarbeiten<br />

in Prozessen der Bestückung,<br />

Zuführung, Entnahme und Übergabe<br />

berührungslos und unter Einhaltung<br />

der derzeit nötigen<br />

Schutzabstände ausführen.<br />

Dr. Alexander Bünz,<br />

Geschäftsführer von Expresso<br />

stufenlos von feinfühliger Langsamfahrt bis<br />

Maximaltempo (61 m/min) regeln lässt.<br />

Sein Steuergriff verfügt über eine sensorische<br />

Bedieneridentifikation und einen Modus,<br />

in dem der Anwender die Last ohne<br />

Bedienung der Auf-/Ab-Steuerung in X-<br />

und Z-Achse frei per Hand bewegen kann.<br />

Mit welchem Greif- oder Aufnahmemittel<br />

ein BalanceLift bestückt wird, richtet sich<br />

nach der Art der Last und den Corona-spezifischen<br />

Anforderungen. Das Baukastensystem<br />

und die Kreativität des Engineerings<br />

von Expresso setzen hier kaum Grenzen.<br />

Bilder: Expresso<br />

www.expresso-group.com<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 29


INTRALOGISTIK<br />

Grenzenlose IT<br />

Materialflussrechner verbindet Distribution in Italien mit SAP-System in Deutschland<br />

Nicht nur nach außen arbeitet der global tätige Automobil- und<br />

Industriezulieferer Schaeffler mit Innovationskraft und neuester<br />

Technologie, auch innerbetrieblich steht ständige Optimierung auf dem<br />

Plan. Das jüngste Projekt galt den Logistikaktivitäten in der Sparte<br />

„Industrie“: Die Marktversorgung wurde neu gestaltet, die Lieferkette<br />

optimiert und damit die Lieferperformance wesentlich erhöht.<br />

Das neue Distributionszentrum der<br />

Schaeffler Gruppe befindet sich im italienischen<br />

Carisio. „Die Aufgabe bestand darin,<br />

die Betriebssicherheit eines SAP-EWM-Systems<br />

im Rechenzentrum Herzogenaurach<br />

mit den Echtzeit-Anforderungen eines automatisierten<br />

Logistiksystems am Standort in<br />

Italien zu verbinden“, erläutert Hans-Peter<br />

Rösch, Teilprojektleiter Logistische Prozesse<br />

und IT der Schaeffler Gruppe. Beide konträren<br />

Anforderungen ließen sich mit dem Einsatz<br />

eines Materialflussrechners als gekapselte<br />

selbständige Einheit elegant lösen. Für die<br />

Projektlösung arbeiteten der Systemintegrator<br />

Aberle und Softwarespezialist Sysmat zusammen,<br />

um an Schaeffler eine automatisierte<br />

Anlage inklusive des grafischen Materialflussrechners<br />

(MFR) zu liefern.<br />

Die eingesetzte, individuell konfigurierte<br />

Software steuert den Materialfluss derart,<br />

dass sie der Schaeffler Gruppe reibungslose<br />

Abläufe aller Fördertechnikprozesse, die<br />

Verbesserung des Warenflusses, eine effiziente<br />

Verwaltung der Abläufe sowie fahrwegsoptimierte<br />

Aus- und Einlagerungen<br />

von Regalbediengeräten und Automatikkränen<br />

ermöglicht. Zusätzlich reagiert das<br />

Programm auf die unterschiedlichen Anlagensituationen.<br />

Hinzu kommt die Anlagenvisualisierung,<br />

um Störungen schnell zu lokalisieren.<br />

Die Anlagenemulation von Sysmat<br />

ergänzt die Softwaremodule und unterstützt<br />

schon während der Implementierung<br />

einer solchen Anlage die Entwicklungsund<br />

Aufbau-Phase.<br />

MFR steuert komplexe<br />

automatisierte Prozesse<br />

Im neu errichteten Distributionszentrum in<br />

Carisio übernimmt der grafische Materialflussrechner<br />

die Steuerung der Anlage auf<br />

der Basis von Transporten aus dem SAP-<br />

System. Durch die klare Trennung von<br />

Funktionen und Hierarchien nutzen beide<br />

Systeme ihre im Standard vorhandenen<br />

Funktionen. Somit entfallen aufwendige<br />

projektspezifische Programmierungen und<br />

Tests ebenso wie komplexe Schnittstellen<br />

zwischen den Systemen.<br />

<strong>Der</strong> grafische Materialflussrechner steuert<br />

beispielsweise ein automatisches Kleinteillager,<br />

zwei Sequenzer und Behälterfördertechnik.<br />

Warenausgangs- und Wareneingangszone,<br />

ein manuelles Palettenlager, Arbeitsplatzdialoge<br />

und das Staplerleitsystem werden<br />

durch ein SAP Enterprise Warehouse<br />

Management gesteuert. Durch Zusammenarbeit<br />

von SAP und dem grafischen Materialflussrechner<br />

werden Lagerprozesse, Dialoge<br />

und Materialfluss synchronisiert.<br />

Auch im Ablauf selbst sind die beiden Systeme<br />

eindeutig getrennt: Während das Entladen,<br />

Wareneingang und -ausgang, Dekonsolidierung,<br />

Versandvorbereitung und<br />

die Auftragssteuerung via SAP gesteuert<br />

sind, erfolgt der Putaway, das Auslagern von<br />

Behältern, Behältersequenzierung nach Gewichtsklassen,<br />

Andienen und Rücklagern<br />

durch den grafischen Materialflussrechner.<br />

<strong>Der</strong> MFR matCONTROL übernimmt die<br />

Verwaltung der Lagerfächer für das vierfach<br />

tiefe Behälterlager und die Warteschlangenverwaltung,<br />

um so eine optimale Auslastung<br />

der Anlage zu gewährleisten. SAP<br />

kennt die Behälter, die Bestände in den Behältern<br />

und sämtliche Artikel- und Kundendaten.<br />

Soll ein Behälter eingelagert werden,<br />

sendet SAP einen Transport an den<br />

MFR und sorgt für Abtransport, Lagerfachsuche<br />

und Einlagerung in das viergassige<br />

automatische Kleinteillager mit 45 000 Behälterstellplätzen.<br />

Die Regale sind für eine<br />

zweifach tiefe Lagerung bei großen Behältern<br />

oder vierfach tiefe Lagerung bei kleinen<br />

Behältern konzipiert. Zur Pufferung vor<br />

der Kommissionierung stehen zwei Sequenzer<br />

mit insgesamt 1 800 Stellplätzen,<br />

zweifach tief, zur Verfügung. Diese Sequenzer<br />

versorgen die zwölf Pick- und Packarbeitsplätze<br />

mit Behältern in der von SAP<br />

vorgegebenen Reihenfolge. Dort kommissionieren<br />

Mitarbeiter über SAP-Dialoge die<br />

Ware, indem sie sie wiegen, bestätigen, verschließen<br />

und mit Versandpapieren verse-<br />

30 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


INTRALOGISTIK<br />

hen. Die Software nimmt dadurch dem<br />

SAP-System sehr viel komplexe Steuerungsfunktionen<br />

ab. „Um mit Standardfunktionen<br />

so komplexe automatisierte Prozesse<br />

zu steuern, hilft der Materialflussrechner<br />

enorm“, so Rösch.<br />

Somit bietet er der Unternehmensgruppe<br />

die Möglichkeit, verschiedene Prozesse zu<br />

optimieren, da die Koordination der Materialflusslogik<br />

sich in einer Hand befindet<br />

01Durch Zusammenarbeit von SAP und dem<br />

grafischen Materialflussrechner werden<br />

Lagerprozesse, Dialoge und Materialfluss<br />

synchronisiert<br />

die im EWM mit der Fördertechnik zur Andienung<br />

und Abförderung von Ladungsträgern<br />

geführt werden. „Durch den Einsatz des<br />

Materialflussrechners und der Emulation<br />

wurde die Projektlaufzeit enorm verkürzt.<br />

Wir konnten mit der Emulation bereits parallel<br />

zum Aufbau von Mechanik und Steuerungstechnik<br />

alle EWM-Funktionen erstellen<br />

und testen“, so Rösch.<br />

Wie viel Zeit ein derartiges Vorgehen<br />

spart, wird bei der Gegenüberstellung von<br />

konventioneller Methode und Materialflussrechner<br />

inklusive Emulationsfunktion<br />

deutlich. <strong>Der</strong> konventionelle Weg sieht einen<br />

sequentiellen Ablauf vor. Das heißt, die<br />

Integration von SAP mit der Anlage erfolgt<br />

vor Ort. Dazu testet der Anwender im ersten<br />

Schritt die Schnittstellenprogramme und<br />

überprüft die Syntax. Die Semantik, also die<br />

Nachrichtenlogik, testet er im nächsten<br />

Schritt. <strong>Der</strong> dritte Schritt widmet sich den<br />

Darüber hinaus wird ein durchgängiges<br />

Qualitätssicherungssystem für Schulungen<br />

und Tests durch Key-User aufgebaut und<br />

genutzt. Durch die Emulationsfunktionen,<br />

die sysmat bereitstellt, ist eine Prozess-<br />

Schulung der Benutzer direkt am System<br />

möglich. Auch bei künftigen Funktionserweiterungen<br />

und Upgrades steht die Testumgebung<br />

zur Verfügung, die somit das Risiko<br />

von Systemfehlern auf der produktiven<br />

Anlage minimiert.<br />

Bilder: Aberle GmbH<br />

www.sysmat.de<br />

www.aberle-automation.com<br />

Ohne die Möglichkeit einer vorherigen Emulation hätte die<br />

Inbetriebnahme deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen<br />

und die Echtzeit-Anforderungen aus dem<br />

EWM ausgelagert sind. Es existiert somit eine<br />

klare Trennung von Funktionen und Verantwortung<br />

für Leistungsmerkmale des<br />

SAP-Systems.<br />

Anlagenemulation verkürzt<br />

Projektlaufzeit<br />

In der Entwicklungs- und Testphase lieferte<br />

die Sysmat-Software „Anlagenemulation“ einen<br />

wesentlichen Beitrag zu hoher Ergebnisqualität<br />

von Entwicklungen bei gleichzeitig<br />

kurzer Laufzeit im Projekt. Sie stellt einen<br />

vollwertigen Kommunikationspartner für<br />

SAP EWM zur Verfügung und erlaubt Entwicklung,<br />

Funktions- und Integrationstest<br />

der EWM-Komponenten. Das ermöglicht<br />

frühzeitige Tests der Schnittstellenprogramme<br />

und die Überprüfung der Kommunikationslogik.<br />

Eventuelle Fehler oder offene<br />

Punkte in der Schnittstellenspezifikation erkennt<br />

das Entwicklungsteam früh und kann<br />

sie beseitigen, noch bevor die physikalische<br />

Anlage gekoppelt ist. Typisches Beispiel für<br />

einen Test ist die Integration weiterer logistischer<br />

Arbeitsplätze, wie beispielsweise für<br />

Dekonsolidierung und Kommissionierung,<br />

Nachrichtensequenzen, das heißt, es erfolgt<br />

eine Überprüfung der Logik- und Statusübergänge.<br />

Alleine diese Tests dauern mit<br />

der Echtanlage circa vier bis sechs Wochen.<br />

Im letzten Schritt finden Tests zu den logistischen<br />

Prozessen statt.<br />

Im Gegensatz dazu benötigen die Tests<br />

der Logik- und Statusübergänge mit einer<br />

Kombination aus Materialflussrechner und<br />

Emulation lediglich zwei Wochen. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass sich die Echtanlage<br />

identisch mit der Simulation verhält. Auch<br />

hier erfolgt am Ende ein Prozesstest der logistischen<br />

Vorgänge. Gerade dort zeigt sich<br />

die Stärke der Software.<br />

Erst virtuell, dann real<br />

02 An zwölf Pick- und Packarbeitsplätzen<br />

wird die Ware über SAP-Dialoge<br />

kommissioniert<br />

Das Softwaremodul Anlagenemulation von Sysmat unterstützt schon während der<br />

Implementierung einer solchen Anlage die Entwicklungs- und Aufbau-Phase. Es bildet<br />

jede Anlage virtuell ab und stellt so für den Anwender die Anlage mit neuer Software<br />

bereit, bevor sie „live geht“. Gerade im Zusammenspiel mit SAP und einem Materialflussrechner<br />

bietet ein solcher Modus enorme Vorteile. Anwender, die die Technologie<br />

einsetzen, können vorab alle Möglichkeiten des Zusammenspiels zwischen Materialflussrechner,<br />

SAP und Anlage testen, ohne zeitlich in Verzug zu geraten.<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 31


INTRALOGISTIK<br />

Materialversorgung wird digital<br />

Mit neuartigem Ausgabesystem zur Intralogistik 4.0<br />

Moderne Intralogistik erfordert Echtzeitinformationen über den Lagerund<br />

Lieferzustand. Ein automatisch arbeitendes, digitales Lagersystem<br />

liefert diese und erfüllt die Anforderungen an Effizienz, Versorgungssicherheit<br />

und Kostenreduktion. Ein Ausgabeschrank ist die neueste<br />

Anwendung dieses Systems. Für kleine und mittelständische Unternehmen<br />

bietet der Schrank die Möglichkeit, in die Digitalisierung einzusteigen.<br />

Bereits im Jahr 2000 hat der Schweizer<br />

Wiegetechnik-Spezialist Digi Sens das<br />

selbstüberwachende Lager e-nventory<br />

entwickelt. Bei diesem System ist jede Lagerposition<br />

mit einer hochgenauen, digitalen<br />

Waage ausgestattet. Ein Controller<br />

fragt permanent die aktuellen Bestände<br />

sämtlicher Lagerplätze ab und sendet sie<br />

an einen Server zur Weiterverarbeitung.<br />

Hier werden auch die Alarmmengen und<br />

die Mindestbestände für jeden Artikel verwaltet.<br />

Neben dem internen Gebrauch<br />

können die Bestandsdaten extern auch an<br />

Lieferanten, Logistikdienstleister oder<br />

Kunden weitergegeben werden. Diverse<br />

C-Teile-Versorger setzen das System zur<br />

dezentralen und digitalen Bewirtschaftung<br />

der Lager bei ihren Kunden ein. Auch<br />

die Demofabrik des European 4.0 Transformation<br />

Center in Aachen organisiert<br />

die Intralogistik auf Basis der Digi Sens-<br />

Technologie.<br />

Jenseits von Kanban<br />

e-nventory ist als „Automatiklager“ der Gegenentwurf<br />

zu Kanban. Das System zeichnet<br />

sich durch das Wegfallen der Ein- und<br />

Ausbuchvorgänge aus und liefert zu jeder<br />

Zeit belastbare Bestandszahlen und Ent-<br />

Materialversorgung leicht gemacht:<br />

kein Scannen, kein Buchen, einfach<br />

entnehmen; Zutrittsberechtigte<br />

weisen sich einfach<br />

per Karte aus<br />

32 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


INTRALOGISTIK<br />

nahmetrends. Damit wird ein automatisierter<br />

Einkauf möglich, was zu niedrigeren<br />

Logistik-Kosten und mehr Versorgungssicherheit<br />

führt. Eine Reduktion des gebundenen<br />

Kapitals um 50 Prozent ist möglich,<br />

wie Praxis-Erfahrungen zeigen. Die Bestandsführung<br />

von e-nventory ist cloudbasiert,<br />

somit können Bestände über Werksund<br />

Ländergrenzen hinweg konsistent gesteuert<br />

werden.<br />

„e-nventory ist ein wichtiger Baustein für<br />

das Internet of Production. Die Bestandsverwaltung<br />

von e-nventory kann nahtlos in<br />

bestehende IT-Strukturen integriert werden.<br />

Über eine sicher verschlüsselte Schnittstelle<br />

greifen ERP- oder WMS-Systeme direkt auf<br />

die Daten zu. <strong>Der</strong> Installations- und Initialisierungsaufwand<br />

ist gering, der Nutzen ist<br />

sofort erfahrbar“, so Michael Kuster, Director<br />

Sales & Marketing bei Digi Sens.<br />

Mehr als ein Schrank<br />

Die neueste Anwendung des e-nventory-<br />

Systems ist der Ausgabeschrank „i.cupboard“.<br />

<strong>Der</strong> Stahlschrank wird nach Kundenerfordernissen<br />

mit den üblichen<br />

e-nventory Fachböden ausgestattet und<br />

kann so bis zu 104 verschiedene Artikel bevorraten.<br />

<strong>Der</strong> Zugang zu dem dort gelagerten<br />

Material erfolgt über ein RFID-Badge,<br />

das den Schließmechanismus freigibt. Die<br />

Zugangsberechtigung kann über das Softwaresystem<br />

individuell vergeben werden.<br />

Jede Entnahme ist so einer Person zweifelsfrei<br />

zuzuordnen. Die Idee hinter diesem<br />

Produkt ist, das Material dort anzubieten,<br />

wo die Mitarbeiter es benötigen. Jeder<br />

i-cupboard wird daher mit den speziellen<br />

Produkten bestückt, die vor Ort benötigt<br />

werden. So werden die zeitraubenden<br />

„Ausflüge“ zu zentralen Lagern/Magazinen<br />

vermieden.<br />

Die Datenverarbeitung erfolgt über<br />

„e-nventory.net“, das ist die bewährte Webinfrastruktur,<br />

die sicherstellt, dass die<br />

Schrankinhalte überwacht und die Zutrittsberechtigungen<br />

geregelt werden. Die Bestandsdaten<br />

werden einfach über Web-<br />

Browser dargestellt und sind so weltweit<br />

verfügbar. Schnittstellen wie M2M, SOAP/<br />

XML, EDIfact gewährleisten die Einbindung<br />

in bestehende ERP-Systeme.<br />

Schlankheitsdiät für die<br />

Teileversorgung<br />

Den ca. einen Meter breiten und zwei Meter<br />

hohen i.cupboard gibt es in drei Versionen.<br />

Drei Fragen zur Digitalisierung an Michael Kuster,<br />

Director Sales & Marketing bei Digi Sens<br />

Herr Kuster, was hat der i.cupboard mit Industrie 4.0 zu tun?<br />

Jede Menge! Er schafft Vernetzung, bietet Informationstransparenz, technische<br />

Assistenz und erlaubt dezentrale Entscheidungen. Für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen ist der i.cupboard der Einstieg in die Digitalisierung der Prozesse. Eine<br />

Steckdose zur Versorgung des Schrankes reicht aus. Über eine LAN- oder Mobilfunk-<br />

Verbindung erfolgt die Datenverbindung zur Cloudlösung, mehr braucht es für den<br />

Anfang nicht.<br />

Was macht das i.cupboard-System so sicher?<br />

Wir kommen dem Nutzerverhalten entgegen,<br />

denn die Anwendung des i.cupboards ist völlig<br />

intuitiv: Man entnimmt einfach ein paar<br />

Artikel und legt nicht benötigte wieder<br />

zurück. Ohne Buchen, ohne Scannen.<br />

Buchungsfehler, die in anderen Systemen<br />

immer wieder vorkommen, summieren sich<br />

nicht auf. Daher müssen die Unternehmen<br />

keine „Angstlager“ anlegen, Produktionsstillstände<br />

aufgrund von Fehlinformationen gibt es<br />

beim i.cupboard nicht.<br />

Was sind die Vorteile des Wiegesystems?<br />

Digi Sens verwendet seine eigene<br />

Technologie für die Verwiegung, die<br />

schwingende Saite. Die Sensoren<br />

sind präzise, langzeitstabil, haben<br />

eine hohe Auflösung und liefern<br />

ein digitales Signal ohne<br />

notwendige Umwandlung.<br />

Deshalb ist das System robust<br />

gegenüber Störungen.<br />

<strong>Der</strong> Standard i.cupboard ist mit Stahltüren<br />

versehen, der i.cupboard mit Touch-Screen<br />

erlaubt die zusätzliche Eingabe von Kostenstelle,<br />

Kundenauftrag, Projekt, etc. <strong>Der</strong><br />

i.cupboard mit Glastüren und LED-Beleuchtung<br />

wird bevorzugt von externen Materialversorgern<br />

zur Präsentation ihrer Produkte<br />

verwendet.<br />

Michael Kuster: „Bei der Einführung<br />

von i.cupboard zeigt unsere Erfahrung,<br />

dass die Lagerbestände um 50 Prozent,<br />

manchmal sogar um 75 Prozent gesenkt<br />

werden können, ohne Einbußen bei der<br />

Versorgungssicherheit zu verursachen.<br />

Dies ist auf den digitalen Informationsfluss<br />

und auf die bessere Unterscheidung zwischen<br />

Lagerhütern und Schnelldrehern<br />

zurückzuführen.“<br />

Das i.cupboard-System ist gleichermaßen<br />

für verteilte Lager wie auch für Konsignationslager<br />

geeignet, denn es sammelt und meldet<br />

die Lagerbestände vollautomatisch und<br />

informiert über jede einzelne Materialentnahme<br />

mit Zeit, Anzahl und Verbraucher.<br />

„<strong>Der</strong> rätselhafte Verbrauchsanstieg bestimmter<br />

Artikel, wie z. B. Trennscheiben oder<br />

Handschuhe kurz vor dem Wochenende, gehört<br />

auch der Vergangenheit an“, bemerkt<br />

Kuster mit einem Augenzwinkern.<br />

Bilder: Digi Sens<br />

www.digisens.ch<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 33


INTRALOGISTIK<br />

Stapler-Aufträge kontaktlos<br />

zuweisen<br />

Auf dem Weg zurück in ein normalisiertes Arbeitsleben bei<br />

gleichzeitiger Einhaltung der Corona-bedingten Hygienevorschriften<br />

hilft die Truck Call App von Linde Material<br />

Handling: Fahraufträge für Flurförderzeuge lassen sich<br />

über das Mobiltelefon digital zuweisen und reduzieren<br />

den persönlichen Kontakt der Logistikmitarbeiter. Um<br />

Unternehmen bei der Umstellung auf die neue Arbeitsweise<br />

zu unterstützen, können sie die App sechs Monate<br />

kostenlos testen.<br />

Die Truck Call App funktioniert ähnlich wie moderne<br />

Taxi-Apps à la Uber: Aufträge werden an alle Fahrer des<br />

Unternehmens verschickt, bis einer den Auftrag annimmt.<br />

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert der Ruf nach<br />

einem Staplerfahrer. Mit der Anwendung wird das<br />

Zuweisen von Fahraufträgen deutlich einfacher und sorgt<br />

für kürzere Kommunikationswege zwischen Verantwortlichen<br />

und Fahrern. Und: Ein persönlicher Kontakt<br />

zwischen den beiden ist nicht notwendig. Denn der<br />

Schichtleiter stellt die zu erledigenden Transport- oder<br />

Kommissionieraufträge von seinem Smartphone, Tablet<br />

oder Computer aus zusammen mit einer Dringlichkeitsstufe<br />

für den Auftrag in das System ein. Daraufhin<br />

informiert die App alle Staplerfahrer, deren Gerät für den<br />

Transportauftrag infrage kommen. Bestätigt ein Fahrer<br />

online, verschwindet der Job aus dem System und nach<br />

Erledigung erhält der Schichtleiter eine Benachrichtigung.<br />

Die hybrid für Microsoft- und Apple-Geräte entwickelte<br />

App steht im Google Play Store zum Download zur<br />

Verfügung und ist einsatzbereit, sobald sich der Nutzer<br />

registriert hat – entweder über den Webbrowser am PC<br />

oder direkt in der App.<br />

www.linde-mh.de<br />

Desinfektionsmittel sicher lagern<br />

Durch die COVID-19-Pandemie<br />

werden vermehrt größere Mengen<br />

Desinfektionsmittel für die regelmäßige<br />

Hände- und Flächendesinfektion<br />

vorgehalten. Sowohl bei der<br />

Herstellung als auch bei der<br />

täglichen Verwendung im betrieblichen<br />

Alltag entstehen dadurch<br />

mitunter höhere Lagermengen an<br />

Desinfektionsmitteln sowie deren<br />

Grundstoffe als bisher üblich. Dabei<br />

gibt es einiges zu beachten: Denn ein<br />

Großteil der Desinfektionsmittel enthält leicht brennbare Grundstoffe,<br />

die bei der Lagerung die Einhaltung von brandschutztechnischen<br />

Auflagen sowie Auflagen zum Gewässerschutz erforderlich machen.<br />

Als Spezialist für betrieblichen Umwelt- und Arbeitsschutz hält die<br />

Denios AG ein umfangreiches und zertifiziertes Produktsortiment für die<br />

sichere Lagerung vor, egal ob für Kleinmengen oder für größere Bestände.<br />

Zum Sortiment zählen u. a. Gefahrstoffschränke für kleine Mengen<br />

Desinfektionsmittel, die direkt am Arbeitsplatz aufgestellt werden<br />

können, ebenso wie Raumsysteme, deren Lagerkapazität weit über 1 000 l<br />

Flüssigkeit umfassen kann. Im Hinblick auf Leckagen und die damit<br />

verbundenen Risiken für Mensch und Umwelt steht eine große Auswahl<br />

an Stahl-Auffangwannen zur Verfügung, die für wassergefährdende und<br />

entzündbare Flüssigkeiten geeignet und zertifiziert sind. Für den<br />

sicheren Transport von Gefahrstoffen bietet Denios unter der Marke<br />

Falcon eine große Auswahl an z. B. Transportbehältern, Ab- und Umfüllkanistern<br />

sowie Feindosierungseinheiten an.<br />

Damit Anwender sich einen genaueren Überblick über die praktische<br />

Umsetzung der rechtlichen Anforderungen für Lagerung und Handling<br />

von Desinfektionsmitteln und deren Grundstoffen verschaffen können,<br />

hat Denios auf seiner Website wichtige Anwendungshinweise<br />

zusammengestellt.<br />

www.denios.de<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2020</strong> im 61. Jahrgang, ISSN 0344-5941<br />

Redaktion<br />

Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke,<br />

Tel.: 06131/992-350, E-Mail: n.steinicke@vfmz.de<br />

(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />

Stv. Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Martina Klein (mak),<br />

Tel.: 06131/992-201, E-Mail: m.klein@vfmz.de<br />

Redakteurin: Dipl.-Geogr. Martina Laun (ml),<br />

Tel.: 06131/992-233, E-Mail: m.laun@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz: Doris Buchenau,<br />

Tel.: 06131/992-329, E-Mail: d.buchenau@vfmz.de,<br />

Angelina Haas, Melanie Lerch, Petra Weidt, Ulla Winter<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

Gestaltung<br />

Sonja Daniel, Anette Fröder, Anna Schätzlein,<br />

Mario Wüst<br />

Chef vom Dienst<br />

Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />

Sales<br />

Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />

E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />

E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />

Nevenka Islamovic, Auftragsdisposition<br />

Tel.: 06131/992-113, E-Mail: n.islamovic@vfmz.de<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 58: gültig ab 1. Oktober 2019<br />

Leserservice<br />

vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />

Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />

Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige<br />

Änderungen Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit<br />

(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />

Preise und Lieferbedingungen:<br />

Einzelheftpreis: € 11,50 (zzgl. Versandkosten)<br />

Jahresabonnement: Inland: € 86,- (inkl. Versandkosten)<br />

Ausland: € 102,- (inkl. Versandkosten)<br />

Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />

weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />

Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />

Verlag<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />

Postfach 100465, 55135 Mainz<br />

Tel.: 06131/992-0, Fax: 06131/992-100<br />

E-Mail: info@vfmz.de,<br />

www.vereinigte-fachverlage.de<br />

Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />

Handelsregister-Nr. HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />

Umsatzsteur-ID: DE 149063659<br />

Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem<br />

Verlagsleiter: Dr. Michael Werner, Tel.: 06131/992-401<br />

Head of Sales: Beatrice Thomas-Meyer,<br />

Tel.: 06131/992-265, E-Mail: b.thomas-meyer@vfmz.de<br />

(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

Vertrieb: Sarina Granzin, Tel.: 06131/992-148,<br />

E-Mail: s.granzin@vfmz.de<br />

Druck und Verarbeitung<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kurhessenstraße 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Datenspeicherung<br />

Ihre Daten werden von der Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen<br />

zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise von<br />

ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie über berufsbezogene<br />

Produkte und Dienstleistungen zu informieren.<br />

Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit schriftlich<br />

beim Verlag widersprochen werden (vertrieb@vfmz.de).<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und<br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit der<br />

Annahme des redaktionellen Contents (Texte, Fotos, Grafiken<br />

etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser Zeitschrift<br />

geht das umfassende, ausschließliche, räumlich,<br />

zeitlich und inhaltlich unbeschränkte Nutzungsrecht auf<br />

den Verlag über. Dies umfasst insbesondere das Recht<br />

zur Veröffentlichung in Printmedien aller Art sowie entsprechender<br />

Vervielfältigung und Verbreitung, das Recht<br />

zur Bearbeitung, Umgestaltung und Übersetzung, das<br />

Recht zur Nutzung für eigene Werbezwecke, das Recht<br />

zur elektronischen/digitalen Verwertung, z. B. Einspeicherung<br />

und Bearbeitung in elektronischen Systemen,<br />

zur Veröffentlichung in Datennetzen sowie Datenträger<br />

jedweder Art, wie z. B. die Darstellung im Rahmen von Internet-<br />

und Online-Dienstleistungen, CD-ROM, CD und<br />

DVD und der Datenbanknutzung und das Recht, die vorgenannten<br />

Nutzungsrechte auf Dritte zu übertragen,<br />

d. h. Nachdruckrechte einzuräumen. Eine Haftung für die<br />

Richtigkeit des redaktionellen Contents kann trotz sorgfältiger<br />

Prüfung durch die Redaktion nicht übernommen<br />

werden. Signierte Beiträge stellen nicht unbedingt die<br />

Ansicht der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden.<br />

Grundsätzlich dürfen nur Werke eingesandt werden,<br />

über deren Nutzungsrechte der Einsender verfügt, und<br />

die nicht gleichzeitig an anderer Stelle zur Veröffentlichung<br />

eingereicht oder bereits veröffentlicht wurden.<br />

Datenschutzerklärung: ds-vfv.vfmz.de<br />

Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />

Mitglied der Informations-Gemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung von<br />

Werbeträgern e. V. (IVW), Berlin.<br />

34 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de


VORSCHAU<br />

IM NÄCHSTEN HEFT: 9/<strong>2020</strong><br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: 03. 09. <strong>2020</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 19. 08. <strong>2020</strong><br />

01<br />

02<br />

03<br />

01 Mit Pick-by-Vision die Produktivität im Lager optimieren<br />

(Bild: Picavi)<br />

02 Safety-Retrofit virtuell planen (Bild: Sick)<br />

04<br />

03 Kostengünstige Automatisierung mit Delta-Roboter (Bild: igus)<br />

04 „Hausherrenprinzip“ als essenzieller Bestandteil des Sicherheitsmanagements<br />

(Bild: DuPont Sustainable Solutions)<br />

(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />

<strong>Der</strong> direkte Weg<br />

Internet: www.<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong>.de<br />

E-Paper: digital.derbetriebsleiter.de<br />

Redaktion: m.laun@vfmz.de<br />

Werbung: sales@vfmz.de<br />

soziale Netzwerke:<br />

www.Facebook.com/<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong><br />

www.twitter.com/<strong>Der</strong>_Betriebslei<br />

www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 07-08/<strong>2020</strong> 35


MONTAGE UND<br />

HANDHABUNG<br />

SUPPLEMENT DER ZEITSCHRIFTEN DER KONSTRUKTEUR UND DER BETRIEBSLEITER<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG


EFFIZIENZ<br />

AUF GANZER<br />

LINIE<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

Die Anforderungen an Maschinen für die<br />

Kerzenproduktion sind hoch: Sie müssen eine<br />

Vielzahl von Produktvarianten fertigen können,<br />

dürfen nicht zu teuer sein und sollten eine lange<br />

Lebensdauer haben. In diesem Zusammenhang<br />

können hochgenaue Zahnstangengetriebe ihre<br />

Stärken ausspielen.<br />

Wenn man eine feierliche oder gemütliche Atmosphäre<br />

schaffen möchte, ist Kerzenlicht die beste Wahl. Die<br />

meisten Konsumenten wollen allerdings nicht viel<br />

Geld für eine Kerze ausgeben. In der Branche versucht<br />

man deshalb, möglichst kostengünstig zu fertigen. Das funktioniert<br />

aber nur, wenn die Produktionsanlagen große Stückzahlen<br />

und viele Kerzentypen auf einer Linie verarbeiten können. Bei der<br />

Arthur Weissbach GmbH aus Fulda kennt man das Geschäft seit<br />

mehr als 90 Jahren und entwickelt die passenden Lösungen dafür:<br />

Autor: Sven Schürmann, LEANTECHNIK AG, Oberhausen<br />

Das Unternehmen bietet ein breites Portfolio an Maschinen – von<br />

hydraulischen Presslinien für Stumpen-, Kugel- und Profilkerzen<br />

über Gießmaschinen für Stab- und Spitzkerzen bis hin zu Dochtwachsanlagen.<br />

„Unsere Anlagen sind in ihrer Funktion, Flexibilität und Stückzahlleistung<br />

einzigartig“, sagt Dipl.-Ing. Markus Weß, Geschäftsführer<br />

bei Weissbach. Aus diesem Grund verkauft das Unternehmen seine<br />

Kerzenmaschinen „made in Germany“ in der ganzen Welt. Für<br />

einen Kunden in den USA hat Weissbach gerade eine Maschine<br />

ausgeliefert, die Kerzen in Gläsern fertigt. „Dieses Produkt wird<br />

auch in Europa immer beliebter“, so Weß.<br />

Die Maschine wärmt die Gläser zunächst vor und bringt dann ein<br />

bis drei Dochte mit Dochthalter in sie ein. Anschließend werden die<br />

Gläser in großen Gruppen zur nächsten Station befördert und dort<br />

positioniert, um das Wachs einzufüllen. Hier wiegt die Maschine<br />

auch die Gläser, um sicherzustellen, dass die Füllmenge stimmt. Im<br />

Anschluss durchlaufen die Gläser-Kerzen eine Kühlstrecke und<br />

sind dann bereit für den Verpackungsprozess.<br />

Für die Beförderung der Gläser zur Füllstation und weiter zur Kühlstrecke<br />

sorgt eine Lineareinheit mit Überschiebe-Funktion, die mit<br />

zwei Lifgo-Zahnstangengetrieben von Leantechnik ausgestattet ist.<br />

Das Oberhausener Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und<br />

Fertigung hochgenauer Getriebe auf der Basis von Zahnstangen spezialisiert<br />

und beliefert Kunden aus zahlreichen Branchen weltweit.<br />

Nach umfangreichen Vergleichen mit ähnlichen Produkten von<br />

Wettbewerbern entschieden sich Markus Weß und seine Kollegen für<br />

S2 SUPPLEMENT <strong>2020</strong>


01<br />

die Leantechnik-Getriebe, weil hier das Gesamtpaket<br />

aus Leistung, Preis, Lieferzeit und Service<br />

stimmte.<br />

ALTBEWÄHRTES NEU GEDACHT<br />

Die hochpräzisen Zahnstangengetriebe, die<br />

bei Weissbach zum Einsatz kommen, fertigt<br />

Leantechnik bereits seit 1996. Auf der Euroblech<br />

im selben Jahr präsentierte das Unternehmen<br />

seine Neuentwicklung erstmals der<br />

Öffentlichkeit – und konnte sich vor Anfragen<br />

kaum retten. Leantechnik-Gründer und -Geschäftsführer<br />

Reinhard Janzen ist noch heute<br />

erstaunt, wie groß die Begeisterung der Fachwelt<br />

damals war, denn „wir haben ja eigentlich<br />

nur das altbewährte Zahnrad etwas modernisiert,<br />

in dem wir die Zahnstange linear und<br />

damit sehr genau an einem Ritzel entlangführen.“<br />

Das ist leicht untertrieben, denn durch<br />

die völlig neue Bauweise und die Würfelform<br />

bieten die Zahnstangengetriebe Maschinenbauern<br />

unzählige Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Die Getriebe kommen in den verschiedensten<br />

Handling- bzw. Pick-and-Place-Anlagen weltweit<br />

zum Einsatz.<br />

02<br />

01 Die beiden<br />

Zahnstangengetriebe<br />

bewegen die<br />

Zuführeinheit, die die<br />

Kerzen zur Füllstation<br />

(Gitterboden) und<br />

anschließend zur<br />

Kühlstrecke befördert<br />

02 Die Getriebe<br />

sind mit einer vierfach<br />

rollengeführten<br />

Zahnstange<br />

ausgestattet<br />

und können die<br />

Zuführeinheit<br />

deshalb hochgenau<br />

positionieren<br />

„Viele Konstrukteure konnten sich anfangs<br />

nicht genau vorstellen, was man mit unseren<br />

Getrieben alles machen kann“, erinnert sich<br />

Janzen. „Deshalb haben wir in den ersten Jahren<br />

Modell-Anlagen gebaut und vorgeführt. So<br />

wollten wir den potenziellen Kunden vor Augen<br />

führen, was man aus den Zahnstangengetrieben<br />

alles bauen kann.“ Auf diese Weise entstanden<br />

bereits 1997/98 die ersten Positioniersysteme,<br />

die Leantechnik heute unter dem Namen Leantranspo<br />

fertigt und vertreibt.<br />

KOMPLEXE BEWEGUNGSABLÄUFE –<br />

KEIN PROBLEM<br />

Die Bewegungsaufgabe, die Weissbach an seinen<br />

Kerzen-Maschinen mit dem Lifgo-Zahnstangengetriebe<br />

lösen wollte, war anspruchsvoll,<br />

denn um die Kerzen-Gläser von einer Station<br />

zur nächsten zu befördern, ist ein relativ langer<br />

Hub erforderlich. „Früher hat man dafür Kurbel-<br />

und Stangengetriebe verwendet und sich<br />

eine eigene Lösung zurechtkonstruiert“, berichtet<br />

Markus Weß. <strong>Der</strong> technische Fortschritt gehe<br />

aber immer mehr in Richtung Standardisierung.<br />

„Fertige Lineareinheiten mit Zahnstangengetriebe<br />

Damit<br />

Ihre Ideen<br />

funktionieren!<br />

Systemlösungen,<br />

Sondermaschinen<br />

und<br />

Werkzeuge<br />

für Ihre Blechbearbeitung.<br />

Ottemeier Werkzeug- und<br />

Maschinentechnik GmbH<br />

Kapellenweg 45<br />

33415 Verl-Kaunitz<br />

Fon 05246 9214-0<br />

Fax 05246 9214-99<br />

m.esken@ottemeier.com<br />

www.ottemeier.com<br />

SUPPLEMENT <strong>2020</strong><br />

S3<br />

Ottemeier.indd 1 11.01.2018 13:54:10


sind nicht nur günstiger als eine individuelle Lösung, sondern auch<br />

zuverlässiger und langlebiger. Insbesondere dann, wenn es – wie in<br />

unserem Fall – um Kombinationsbewegungen aus hohem und seitlichem<br />

Verfahren geht.“<br />

Weissbach verwendet für die Bewegung der Lineareinheit an der<br />

Kerzenmaschine Lifgo-Zahnstangengetriebe der Baugröße 5.1, die<br />

eine Hubkraft von 3 800 N haben und ein Drehmoment von 76 Nm<br />

erzeugen können. Die Getriebe sind über Elastomer-Gelenkwellen<br />

an die Maschine angebunden und wurden aus dem Baukastensystem<br />

von Leantechnik zusammengestellt. Das System ermöglicht die<br />

WIE BEI LEANTECHNIK<br />

INNOVATIONEN ENTSTEHEN<br />

„Oft stoßen unsere Kunden die Entwicklung neuer<br />

Produkte an“, berichtet Leantechnik-Vorstand Reinhard<br />

Janzen. „Wir erfahren z. B., dass die Automobil-Industrie die<br />

Effizienz ihrer Fertigung steigern will und dafür Lösungen<br />

sucht. In abteilungsübergreifenden Projekt-Teams werden<br />

dann gemeinsam mit dem Kunden verschiedene Ansätze<br />

erarbeitet, wie man die jeweilige Positionieraufgabe optimal<br />

löst.“ Auf diese Weise hat Leantechnik unter anderem<br />

die Fertigung verschiedenster Pkw-Modelle auf einer<br />

einzigen Linie ermöglicht. Leantechnik-Getriebe kommen<br />

aber auch in der Elektronik-Fertigung oder in der Medizintechnik<br />

zum Einsatz. Aktuell betreuen die Konstrukteure<br />

aus Oberhausen verschiedene Projekte aus den unterschiedlichsten<br />

Branchen wie z. B. der Logistik, der Lebensmittelindustrie<br />

sowie der Luft- und Raumfahrttechnik.<br />

03<br />

Konfiguration individueller Zahnstangengetriebe aus Standardkomponenten.<br />

Jeder Anwender hat so die Möglichkeit, die Getriebe<br />

optimal an sein Einsatzgebiet anzupassen.<br />

Auch die Arthur Weissbach GmbH verfolgt bei der Fertigung ihrer<br />

Kerzen-Maschinen diese Philosophie, denn das Unternehmen konstruiert<br />

rund 80 % seiner Maschinen kundenindividuell. „Wir arbeiten<br />

viel mit standardisierten Bauteilen, die wir je nach den Anforderungen<br />

der jeweiligen Anwendung miteinander kombi nieren“, erläutert<br />

Markus Weß.<br />

Das bedeutet: Die Anlagen werden an die Gläsergrößen und die<br />

Abmessung der Kerzen angepasst. Hinzu kommt, dass die Kerzenhersteller<br />

oft verschiedene Kerzentypen auf einer Fertigungslinie produzieren<br />

wollen. „Deshalb sind unsere Maschinen in der Regel Kombinationsanlagen,<br />

auf denen bis zu acht verschiedene Glasgrößen<br />

gefertigt werden können“, berichtet Markus Weß. „In der mechanischen<br />

Welt mussten bei jedem Produktionswechsel viele Teile an der<br />

Maschine ausgetauscht werden. Moderne Linear- und Servotechnik<br />

erlaubt es dagegen, die dafür nötigen Einstellungen an der Anlage<br />

einfach über die Software zu ändern.“ Die Lifgo-Getriebe machen diese<br />

hochflexible, unkomplizierte Fertigung möglich und erfüllten damit<br />

die hohen Ansprüche des US-amerikanischen Kerzen-Herstellers.<br />

GETRIEBE ERMÖGLICHEN HOHE<br />

TAKTFREQUENZEN<br />

Präzision, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit sind die Haupteigenschaften<br />

der Zahnstangengetriebe von Leantechnik. „Wir<br />

wollen dem Anwender volle Flexibilität ermöglichen“, erläutert Geschäftsführer<br />

Reinhard Janzen das Produktkonzept. Die Lifgo-Zahnstangengetriebe<br />

gibt es deshalb in vier verschiedenen Bau größen.<br />

Sie eignen sich für Anwendungen, die eine hohe Querkraftaufnahme<br />

und eine hohe Positioniergenauigkeit erfordern und erzielen je<br />

nach Baugröße Hubkräfte zwischen 2 000 und 25 000 N. Aufgrund<br />

ihrer vierfach rollengeführten Zahnstange erfüllen die Zahnstangengetriebe<br />

höchste Ansprüche an Synchronizität und Belastbarkeit.<br />

Damit sind sie die ideale Komponente für die auf Effizienz und kurze<br />

Taktzeiten ausgerichtete Maschine, die Weissbach für den US­<br />

Kunden konstruiert hat.<br />

Die Kerzenmaschine ist in den USA inzwischen in Betrieb gegangen<br />

und läuft einwandfrei. „Wir sind mit der Leistung der Leantechnik-Getriebe<br />

sehr zufrieden“, sagt Ingenieur Markus Weß. „Bei<br />

künftigen Projekten werden wir auf sie zurückgreifen, wenn es die<br />

Vorgaben des Kunden erfordern.“<br />

Bilder: Leantechnik, Arthur Weissbach<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

03 Mit den Zahnstangengetrieben<br />

kann ein Drehmoment von 76 Nm<br />

erreicht werden<br />

04 Die Lifgo-Zahnstangengetriebe<br />

wurden für Anwendungen<br />

entwickelt, die eine hohe Querkraftaufnahme<br />

und Positioniergenauigkeit<br />

erfordern<br />

www.leantechnik.com<br />

04<br />

S4 SUPPLEMENT <strong>2020</strong>


DR. TRETTER IM JUBILÄUMSJAHR<br />

AUF WACHSTUMSKURS<br />

Mit der strategischen<br />

Übernahme des<br />

langjährigen Partners<br />

IGT aus Schwelm<br />

baut Dr. Tretter seine<br />

Fertigungstiefe von<br />

der Veredelung bis<br />

hin zur Herstellung<br />

von Gewindetrieben<br />

weiter aus und stärkt<br />

seine Position als Spezialist für Lineartechnik. <strong>Der</strong> Hersteller,<br />

Importeur und Engineering-Partner kann Kunden damit<br />

künftig noch passgenauere Lösungen anbieten. Durch die<br />

breite Erfahrung von Dr. Tretter in der anwendungsorientierten<br />

Lösungsfindung kombiniert mit den fundierten Herstellungskompetenzen<br />

der IGT GmbH lassen sich Synergien direkt<br />

an die Kunden weitergeben und deutlich steigern. Diese<br />

beziehen sich auf Funktionalität, Produktverständnis,<br />

Kosteneffizienz, Service und Vertrieb.<br />

Dr. Tretter feiert in diesem Jahr zudem ein besonderes<br />

Jubiläum: Das Unternehmen wird 50. Zum Produkt-Programm<br />

gehören heute Schienenführungen, Präzisionsstahlwellen,<br />

Kugelbuchsen, Drehmomentkugelbuchsen, Gewindetriebe,<br />

Linearachsen, Kugelrollen und Toleranzhülsen.<br />

www.tretter.de<br />

Einfach ergonomisch.<br />

Fördern, sortieren, verteilen – mit Vakuumhebern von<br />

Schmalz ist der innerbetriebliche Materialfluss ergonomisch,<br />

einfach und effizient.<br />

WWW.SCHMALZ.COM/JUMBO<br />

T: +49 7443 2403-301<br />

J. Schmalz GmbH · Johannes-Schmalz-Str. 1 · 72293 Glatten · schmalz@schmalz.com<br />

IEF WERNER: 40. JUBILÄUM UND NEUER<br />

ANFRAGEKONFIGURATOR<br />

Die IEF-Werner<br />

GmbH feiert in<br />

diesem Jahr ihr<br />

40. Jubiläum<br />

und blickt auf<br />

eine erfolgreiche<br />

Firmengeschichte<br />

zurück. 1980<br />

als Ingenieurbüro<br />

gegründet,<br />

zählt IEF Werner heute zu den international führenden Unter -<br />

nehmen mit Automatisierungs- und Handhabungslösungen,<br />

die in zahlreichen Branchen zum Einsatz kommen. <strong>Der</strong><br />

Anbieter hat unter anderem offene und modulare Palettiersysteme<br />

im Programm, die sich an jede Aufgaben stellung<br />

maßgeschneidert anpassen lassen. Anwender können die<br />

Anlagen mit einem integrierten IEF-Produkthandling betreiben<br />

oder an ein bereits vorhandenes Roboter- oder Handlingsystem<br />

anbinden. Im Jubiläumsjahr gibt es nun einen neuen<br />

Anfrage konfigurator, mit dem der Konstrukteur intuitiv und<br />

mit wenigen Klicks den passenden Palettierer zusammenstellen<br />

– und anschließend direkt eine Anfrage an IEF-Werner<br />

senden kann. Diese wird umgehend an die internen Produktspezialisten<br />

und Vertriebsmitarbeiter weitergeleitet und<br />

bearbeitet. Innerhalb kürzester Zeit erhält der Nutzer ein<br />

konkretes Angebot. Dieses kann als Basis für ein weiterführendes<br />

Beratungsgespräch dienen.<br />

<strong>Der</strong> Konfigurator ist unter dem folgenden Link zu finden:<br />

www.ief.de/produkte/systeme/palettierer/anfragekonfigurator.html<br />

www.ief.de


KLARTEXT<br />

BAHNBRECHENDE<br />

ENTWICKLUNGEN<br />

JÖRG REGER<br />

Leiter des Geschäftsbereichs Robotik und Fertigungsautomation, ABB Deutschland, Friedberg<br />

In den vergangenen 50 Jahren haben wir zahlreiche Meilensteine der Robotertechnologie<br />

gesehen und selbst auf den Weg gebracht. Besonders hervorheben<br />

möchte ich in diesem Zusammenhang die rasante Entwicklung der Mensch-Roboter-<br />

Kollaboration. Ob von der Koexistenz, bei der Arbeiter und Roboter nebeneinander<br />

arbeiten, bis hin zur echten Kollaboration, bei der sich die Arbeitsräume von Mensch<br />

und Roboter vollends überschneiden – die Kombination aus flexibel einsatzbaren<br />

Robotern, zertifizierter Sicherheitssoftware und einer zunehmend einfacheren<br />

Programmierung erlauben Unternehmen, ihre Fabrik der Zukunft zu gestalten. Davon<br />

profitieren immer mehr auch klein- und mittelständische Unternehmen: Kollaborative<br />

Roboter, wie etwa YuMi von ABB, spielen ihre Vorteile aus, wenn ein geringer<br />

Platzbedarf herrscht sowie eine schnelle Umrüstbarkeit und ein ortsflexibler Einsatz<br />

in einer agil gestalteten Fertigungsumgebung gefragt sind. Übrigens: YuMi feiert in<br />

diesem Jahr fünften Geburtstag – ein weiterer Meilenstein für mich und ABB.<br />

Die Montage und<br />

Handhabung ist ein<br />

zentraler Bereich der<br />

industriellen Produktion.<br />

Durch die Automatisierung<br />

hat sie sich in den letzten<br />

50 Jahren gravierend<br />

weiterentwickelt. Wir<br />

haben Akteure aus der<br />

Branche gefragt: Was<br />

war für Sie die wichtigste<br />

Entwicklung?<br />

DIE RASANTE ENTWICK-<br />

LUNG DER MENSCH-<br />

ROBOTER-KOLLABORATION<br />

ZUFÜHRTECHNIK<br />

ROBOTIK<br />

DER ÜBERGANG ZU<br />

DURCHGEHEND<br />

ENGINEERING-<br />

BASIERTEN LÖSUNGEN<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

KLAUS BOTT<br />

COO Feeding Technology, Afag, Huttwil (CH)<br />

Die Zuführtechnik, die sortierte Bereitstellung von Einzelteilen und Baugruppen,<br />

ist ein wesentlicher und qualitätsbestimmender Baustein bei automatisierten<br />

Handhabungs- und Montageprozessen. Sie war bisher jedoch nicht durch<br />

disruptive Innovationen gekennzeichnet. Die wichtigste Entwicklung ist aber<br />

der Übergang von kreativen Sortierkonzepten durch handwerkliche Kompetenz in<br />

der Blechbearbeitung zu durchgehend engineering-basierten, reproduzierbaren<br />

Lösungen. 3D-CAD, CAM und 5-Achs-Simultanbearbeitung haben die<br />

Zuführtechnik auf ein deutlich höheres Qualitätslevel gehoben. In den<br />

vergangenen Jahren hat sich die Entwicklung und Nutzung von<br />

Simulationstechnologien und additiver Fertigung sowie die Entwicklung<br />

intelligenter Vibrationsförderer und neuer Regelungskonzepte massiv<br />

beschleunigt. Dies ergänzen flexible Systeme mit Vision und Robotik sowie erste<br />

Ansätze beim Bin-Picking.


KLARTEXT<br />

DR. KURT SCHMALZ<br />

geschäftsführender Gesellschafter der J. Schmalz GmbH, Glatten<br />

Für mich zählt der Computer, auf die vergangenen 50 Jahre bezogen vor allem der<br />

erste Computer von Apple im Jahr 1976, zu den bahnbrechendsten Entwicklungen der<br />

Menschheit. Damit begann die Ära der PCs, die die Großrechner ablösten. Computer<br />

werden seitdem dank integrierter Schaltkreise und Mikroprozessoren immer kleiner,<br />

leistungsfähiger und preisgünstiger. Dieser Fortschritt führte auch zu steigenden<br />

Automatisierungsgraden: mit Robotern, vollautomatischen Produktionsstraßen bis zur<br />

Mustererkennung durch künstliche Intelligenz. Die technologischen Entwicklungen aus<br />

der Automation übertragen wir in die Vakuumtechnik. So entwickeln wir zum Beispiel<br />

intelligente Komponenten, die mit der übergeordneten Steuerung kommunizieren, um<br />

Daten über Zustand, Energieverbrauch oder den Prozess zu übertragen. Auch Software-<br />

Lösungen, wie unsere neue Schmalz Connect Suite, sind nur dank des enormen technischen<br />

Fortschritts der vergangenen Jahre und Jahrzehnte möglich – dafür hätte die<br />

Rechenleistung des Apple I noch nicht ganz ausgereicht.<br />

GREIFTECHNIK<br />

DER WANDEL VON<br />

DER KLASSISCHEN<br />

KOMPONENTE ZU<br />

KOMPLEXEN SYSTEMEN<br />

DER ERSTE PERSONAL<br />

COMPUTER<br />

LINEARTECHNIK<br />

RÜDIGER KNEVELS<br />

CEO Rollon Group, Managing Director Rollon GmbH, Düsseldorf<br />

50 Jahre, eine Zeitspanne, in der enorm viel passiert ist. In der Lineartechnik gibt es einen massiven<br />

Wandel des Anforderungsprofils von der klassischen Komponente über Linearachsen hin zu komplexeren<br />

Systemen. Kundenspezifische Anpassungen, ein wachsender Grad in der Automatisierung und hohe<br />

Flexibilität waren sicherlich die größten Treiber der letzten Jahrzehnte. Von Komponentenherstellern<br />

wird im Zeitalter der Automatisierung und der Digitalisierung aus der Perspektive der Systemlösungen<br />

und der „smarten Produkte“ deutlich mehr erwartet. Dies wird in den kommenden Jahren auf einem<br />

anspruchsvollen und herausfordernden Niveau bleiben. Linearführungssysteme müssen deutlich<br />

lösungsorientierter sein. Purer Katalogstandard war gestern. Heute geht es darum, von modularen<br />

Plattformen oder aus Baukästen heraus kunden- und anwendungsspezifische Lösungen zu schaffen.<br />

Gewichtsreduzierung, Wartungsfreiheit, Beständigkeit gegen schwierige Umgebungsbedingungen,<br />

Erhöhung der Verfahrgeschwindigkeit sind einige wichtige Kundenanforderungen. Dabei geht es auch<br />

darum, das Thema Überdimensionierung von Lineartechnik zu eliminieren. Auf der Entwicklungsebene<br />

befassen wir uns aktuell sehr intensiv mit „smarten Linearsystemen“.<br />

SUPPLEMENT <strong>2020</strong><br />

S7


SAUBERE VERBINDUNG<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

Das Clinchen hat sich als Verbindungstechnik<br />

in der blechverarbeitenden Industrie durch<br />

seine Effizienz und Zuverlässigkeit bewährt.<br />

Das schätzt auch ein Schweizer Haushaltsgeräte-<br />

Hersteller und investierte in eine neue Anlage.<br />

Auf ihr werden die Führungsbleche für Geschirrund<br />

Besteckschubladen mit der Seitenwand<br />

des Highend-Geschirrspülers verbunden.<br />

Wie man Geschirrspüler, Kochfelder und Waschautomaten<br />

auf die höchste Qualitätsstufe hebt, wissen<br />

die Entwickler der V-Zug AG. Die Geräte des Schweizer<br />

Haushaltsgeräte-Herstellers kommen in Privathaushalten<br />

wie auch im Gastronomiebereich zum Einsatz und<br />

warten mit innovativen Technologien auf. Eine Besonderheit der<br />

jüngsten Entwicklung setzt neue Maßstäbe in punkto Ergonomie:<br />

Anfang <strong>2020</strong> stellte V-Zug die neue Adora Geschirrspüler-Linie mit<br />

dem sogenannten Optilift vor. Dahinter verbirgt sich eine ergonomische<br />

Funktion, die den unteren Geschirrkorb hochschwenkt. So<br />

können Teller und Co. komfortabel einsortiert und später wieder<br />

leicht ausgeräumt werden. Um die Führungsschienen und die Mechanik<br />

dieser Schublade sowie der Ergoplus-Besteckschublade<br />

aufzunehmen, mussten Edelstahlbleche im Inneren des Spülmaschinengehäuses<br />

fixiert werden.<br />

CLINCHEN: EINE EFFIZIENTE LÖSUNG<br />

Für diese Aufgabe ist das Clinch-Verfahren der Tox Pressotechnik<br />

GmbH & Co. KG ideal: Es verbindet die dünnen Edelstahlbleche zuverlässig<br />

und schnell. Im Gegensatz zum Nieten oder Schweißen<br />

bleiben die Oberfläche und das Materialgefüge intakt und damit<br />

auch dicht. „Es ist für uns die effizienteste Lösung“, bekräftigt Patrick<br />

Bon, Leiter Konstruktion Geschirrspüler bei V-Zug. „Wir nutzen<br />

zwar schon seit einigen Jahren die Tox-Clinch-Werkzeuge, eine<br />

komplette Anlage von Tox Pressotechnik hatten wir bis jetzt jedoch<br />

noch nicht“, fügt er hinzu.<br />

Die konkrete Aufgabe lautete: Jeweils drei Bauteile müssen an<br />

den beiden Gehäuseseiten der Großraum-Bottiche fixiert werden.<br />

„Unsere Kunden erwarten Top-Qualität. Für uns ist damit klar, dass<br />

auch hierbei das Ergebnis optisch und technisch einwandfrei sein<br />

muss“, betont Patrick Bon.<br />

FEHLER AUSGESCHLOSSEN<br />

Tox Pressotechnik erarbeitete ein Anlagenkonzept, das das Clinchen<br />

zweier Gehäusewände in einem Arbeitsgang erlaubt. Herzstück ist<br />

die Tox-Einzelpunktzange TE-CM mit dem elektromechanischen<br />

Antrieb Tox-Electricdrive in Kompaktbauform. <strong>Der</strong> C-Bügel ist für<br />

eine maximale Presskraft von 80 kN ausgelegt. Die Werkzeugöffnung<br />

beträgt maximal 73 mm und ist damit völlig ausreichend für<br />

das Schweizer Projekt. <strong>Der</strong> Pressantrieb EPMR ist matrizenseitig<br />

verbaut und arbeitet mit einer Nennkraft von 80 kN. Sensoren<br />

BEIM CLINCHEN BLEIBEN OBER-<br />

FLÄCHE UND MATERIALGEFÜGE<br />

INTAKT UND DAMIT DICHT<br />

überwachen den Kraft- und Wegverlauf. Die Genauigkeit des hochpräzisen<br />

Kraftsensors liegt bei ± 1,0 % vom Messbereichsendwert.<br />

<strong>Der</strong> Kolben des Antriebs arbeitet hochdynamisch mit einer Geschwindigkeit<br />

von bis zu 200 mm/s. Vor jedem Setzen eines<br />

Clinch-Punkts wird die Bauteiloberfläche benetzt. Das reduziert die<br />

Reibung und schont damit die Werkzeuge und Blechoberflächen.<br />

S8 SUPPLEMENT <strong>2020</strong>


01 Auf dem Arbeitstisch<br />

sind die Positionen für<br />

die zu fügenden Bleche<br />

klar vorgegeben und<br />

der Prozess wird erst<br />

freigegeben, wenn die<br />

Edelstahlteile korrekt<br />

aufgelegt sind<br />

02 Das Fügebild der<br />

Clinchpunkte ist sauber<br />

und exakt<br />

Mit Dr. TRETTER ®<br />

Kugelbuchsen<br />

und Wellen<br />

erreichen Sie genaue<br />

und leichtgängige<br />

Bewegungen Ihrer<br />

Führungsanforderung.<br />

01<br />

Dafür hat Tox Pressotechnik die Anlage um eine<br />

Sprüheinrichtung ergänzt.<br />

Nach dem Auflegen der drei Bleche auf den<br />

Arbeitstisch – eine Verwechslung und Fehlmontage<br />

ist dank der schablonenartigen Bauteilaufnahmen<br />

ausgeschlossen – legt der Werker die<br />

60-l-Großraum-Bottiche auf. Über die Tox-Einhandsteuerung<br />

STE gibt er den über den Weg<br />

geregelten Prozess frei. Die Gehäuse werden fixiert,<br />

und der Clinch-Prozess startet. Die Zange<br />

verfährt dabei auf einer X-Y-Achse, um zwei<br />

Seitenwände nacheinander mit je 15-Tox-Punkten<br />

zu bearbeiten.<br />

FÜGEVORGANG SICHER IM BLICK<br />

Es gibt zwei Programme: Eines zum Clinchen von<br />

drei und eines von zwei Blechen pro Seite. „So<br />

können wir die Gehäuse für Spülmaschinen mit<br />

und ohne Comfort-Slide-Funktion für die Besteckschublade<br />

auf einer Anlage fertigen“, erklärt<br />

Christoph Fässler, Projektleiter Anlageplanung.<br />

Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, öffnet die<br />

Steuerung die Bauteilspanner automatisch. <strong>Der</strong><br />

Werker nimmt daraufhin das Gehäuse ab, bestückt<br />

den Arbeitstisch neu und legt den um 180 °<br />

gedrehten Bottich wieder auf, um den Vorgang an<br />

der zweiten Seitenwand zu wiederholen. Bewegungsabläufe<br />

und Betriebsarten kann der Anwender<br />

über einen Touchscreen erstellen, Bewertungsergebnisse<br />

darüber einsehen. <strong>Der</strong> Bildschirm<br />

ist über eine Ethernet-Verbindung mit dem Achs-<br />

Controller verbunden.<br />

Um Fehler oder gar Verletzungen zu vermeiden,<br />

hat Tox Pressotechnik die Anlage mit mehreren<br />

Sicherheitsfeatures ausgestattet. So kontrollieren<br />

Sensoren, ob die erforderlichen Bauteile eingelegt<br />

und der Bottich aufgelegt wurden. Zugänglich<br />

ist die Anlage nur von vorne, wobei Lichtschutzgitter<br />

den Zutritt während des Prozesses<br />

überwachen. Die übrigen Seiten sind über Makrolonscheiben<br />

abgeschottet. So können die Werker<br />

den Fügevorgang gefahrlos im Blick behalten.<br />

Und bei V-Zug denkt man flexibel. So kann die<br />

Steuerung später für zusätzliche Bottich-Varianten<br />

erweitert werden. Ebenso sind alle Bauteilaufnahmen<br />

als Wechselteile ausgelegt und erlauben<br />

eine spätere Nachrüstung.<br />

SCHLÜSSELFERTIG UND<br />

DENNOCH FLEXIBEL<br />

Die Anlage kam schlüsselfertig bei V-Zug an und<br />

musste lediglich an Strom und Druckluft angeschlossen<br />

werden. „Es lief alles problemlos ab“,<br />

erinnert sich Christoph Fässler. „Bei uns kommt<br />

es nicht auf die Maximierung des Outputs an,<br />

sondern auf die Qualität, die bei Tox Pressotechnik<br />

technisch und optisch überzeugt.“<br />

Bilder: TOX PRESSOTECHNIK GmbH & Co. KG<br />

www.tox-pressotechnik.com<br />

02<br />

Service<br />

Beratung<br />

Auslegung<br />

Wellenbearbeitung<br />

Betriebstemperaturen<br />

–10 °C bis +200 °C<br />

Geschwindigkeiten<br />

bis zu 3 m/s<br />

Motek<br />

Stuttgart<br />

05.-08.10.<strong>2020</strong><br />

Halle 6<br />

Stand 6306<br />

Am Desenbach 10+12<br />

73098 Rechberghausen<br />

fon +49 7161 95334-0<br />

mail info@tretter.de<br />

www.tretter.de


EINE GRIFFIGE<br />

GESCHICHTE<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

Was in den 1980er-Jahren mit aufwändigen<br />

Einzelanfertigungen begann, stellt heute eine<br />

der wichtigsten Entwicklungen in der<br />

Handhabung dar – der Greifer. Greifsysteme<br />

meistern durch ihre Vielseitigkeit nahezu jede<br />

Aufgabe – ob mechanisch, pneumatisch,<br />

magnetisch oder adhäsiv. Lesen Sie die<br />

interessante Geschichte über die Entwicklung<br />

der Greifertechnologie eines deutschen<br />

Herstellers.<br />

Autor: Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales Gripping Systems,<br />

SCHUNK GmbH & Co. KG, Lauffen/Neckar<br />

Über 2 550 Greifer umfasst das Standard-Greifkomponentenprogramm<br />

der Firma Schunk aus Lauffen am Neckar<br />

heute. Greifer-Legenden wie der vielzahngeführte Universalgreifer<br />

PGN-plus oder der Kleinteilegreifer MPG-plus<br />

gehören ebenso dazu wie intelligente Greifmodule für die smarte<br />

Produktion und handzahme Co-act-Greifer für die Mensch-Roboter-<br />

Kollaboration. Hinzu kommen unzählige Spezialgreifer vom Schwerlast-<br />

bis zum Mikrohandling. Die Entwicklung des automatisierten<br />

Greifens verlief in mehreren Stufen.<br />

Seit 75 Jahren begeistert Schunk mit Pioniergeist, Perfektion und<br />

Kümmerer-Kultur – zunächst in der Spanntechnik, seit Anfang der<br />

1980er-Jahre dann auch in der Automation. Auslöser für den Einstieg<br />

in die Automation war eine Beobachtung des Spann- und<br />

PLÖTZLICH WAR KLAR, DASS<br />

DAS INDUSTRIELLE GREIFEN<br />

IN ZUKUNFT WEIT MEHR SEIN<br />

WÜRDE, ALS ZWEI FINGER ZU<br />

ÖFFNEN UND ZU SCHLIESSEN<br />

Greiftechnikpioniers Heinz-Dieter Schunk zu Beginn des Robotik-<br />

Booms. Greifwerkzeuge für Roboter wurden zu diesem Zeitpunkt<br />

meist individuell als Einzelanfertigung hergestellt, waren klobig,<br />

schwerfällig und instabil. Pneumatikleitungen verursachten extreme<br />

S10 SUPPLEMENT <strong>2020</strong>


Störkonturen. Genau hierin sah der findige<br />

Unternehmer eine Chance: Kleiner,<br />

leichter, zuverlässiger und erschwinglicher<br />

sollten Robotergreifer werden, so seine Vision.<br />

Über eine Standardisierung, die dem<br />

Unternehmer schon im Bereich Spannbacken<br />

und Werkzeughalter gelungen war,<br />

wollte er Kosten- und Lerneffekte realisieren,<br />

die in der Folge wiederum dem Markt<br />

zugutekommen sollten.<br />

STANDARDISIERUNG DER<br />

GREIFTECHNIK<br />

Den Anfang machte 1983 der Schunk PPG,<br />

der wohl weltweit erste standarisierte Industriegreifer<br />

auf dem Markt. Dieser war<br />

vergleichsweise leicht und wurde über<br />

integrierte Luftkanäle betätigt, sodass die<br />

Verschlauchung erheblich vereinfacht<br />

wurde. Kurz darauf folgten ein Dreifingergreifer<br />

und ein Schwenkmodul. Schon<br />

bald ermöglichten abgestufte Baugrößen<br />

eine gezielte Auslegung. Sukzessive entstand<br />

ein umfassendes Modulprogramm,<br />

das Greifmodule, Drehmodule, Linearmodule<br />

und Roboterzubehör umfasst.<br />

<strong>Der</strong> mit patentierter Vielzahnführung<br />

ausgestattete PGN-plus gilt bis heute als<br />

Benchmark und wurde ständig weiterentwickelt.<br />

FRÜHER EINSTIEG IN DIE<br />

MECHATRONIK<br />

Bereits 1986, also lange bevor sich der<br />

Trend zur Mechatronik etablierte, präsentierte<br />

Schunk mit dem SEG 10 einen ersten<br />

servoelektrischen Greifer. In der Welt der<br />

Handhabung und Robotik, die bis dato<br />

von Hydraulik und Pneumatik geprägt war,<br />

setzte das Unternehmen mit dem SEG<br />

Maßstäbe. Plötzlich wurde klar, dass das<br />

industrielle Greifen in Zukunft weit mehr<br />

sein würde, als zwei Finger zu öffnen und<br />

zu schließen. Das Mechatronikmodul war<br />

für die damalige Zeit so außergewöhnlich,<br />

dass es den Weg bis in die populärwissenschaftliche<br />

„Knoff-Hoff-Show“ des ZDF<br />

fand. Neben seiner Kompaktheit, Leistungsdichte<br />

und universellen Einsetzbarkeit<br />

überraschte der Mechatronikgreifer<br />

01 1983 bringt Schunk den ersten standardisierten<br />

Industriegreifer auf den Markt: Er war<br />

vergleichsweise leicht und wurde ebenso wie<br />

das Linear- und Drehmodul über integrierte<br />

Luftkanäle betätigt<br />

02 <strong>Der</strong> PGN-plus-P verfügt in der neuesten<br />

Version über eine lebensdauergeschmierte<br />

Vielzahlführung<br />

01<br />

Positioniersysteme<br />

• Spindelantriebe<br />

• Zahnriemenantriebe<br />

• Direktantriebe<br />

• Auslegerachsen<br />

• Mehrachskombinationen<br />

• Schwenkantriebe<br />

• Drehtische<br />

• Steuerungstechnik<br />

• Transportbänder<br />

• Softwareentwicklung<br />

• Schaltschrankbau<br />

...alles aus<br />

einer Hand<br />

02<br />

www.ief.de


03<br />

04<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

vor allem mit einer einstellbaren Greifkraft sowie einer flexiblen<br />

Positionierung der Greiferfinger.<br />

MODULARE LEICHTBAUARME ALS VORREITER<br />

DER LEICHTBAUROBOTIK<br />

Wenige Jahre später ging es dann Schlag auf Schlag: Schunk erweiterte<br />

das Portfolio um die legendäre Power-Cube-Reihe, ein Programm<br />

aus Greifern, Drehmodulen und Schwenk-Neigeeinheiten.<br />

Die Idee der modularen Robotik war geboren und prägt von nun an<br />

vor allem die Entwicklungen in der Service- und Assistenzrobotik.<br />

Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich der Baukasten weltweit zu<br />

einem Standard in der angewandten Forschung. Plötzlich war es<br />

möglich, unterschiedlichste, flexibel nutzbare Greifsystemstrukturen<br />

WAREN PNEUMATISCHE GREIFER<br />

KONSTRUKTIONSBEDINGT EHER<br />

UNFLEXIBEL, SO BOTEN<br />

ELEKTRISCHE GREIFER VOLL-<br />

KOMMEN NEUE MÖGLICHKEITEN<br />

aus dem Baukasten heraus zu realisieren, die zum Vorbild heutiger<br />

Leichtbauroboter wurden. Parallel dazu trieb Schunk die Mechatronisierung<br />

der industriellen Handhabung voran. So kam 2002 der<br />

EGN 100 auf den Markt, der erste servoelektrische Industrie greifer.<br />

2005 folgten die elektrische Miniatur-Dreheinheit MRD als Vorgänger<br />

der heutigen ERD sowie die Lirax-MLD, eine Linearachse mit<br />

Direktantrieb für hochpräzise Highspeed-Anwendungen, als Vorgänger<br />

der aktuellen LDx-Achsen.<br />

NEUE FLEXIBILITÄT DURCH ELEKTRISCHE GREIFER<br />

Nicht zuletzt die Integration des Ventil- und Linearachsspezialisten<br />

GAS Automation GmbH aus St. Georgen, die heute als Schunk<br />

Electronic Solutions firmiert, gab der Mechatronisierung des<br />

Schunk-Greifsystemprogramms zusätzlichen Schub. Höhepunkte<br />

waren 2009 die Vorstellung der Pick-and-place-Einheit PPU-E für<br />

Highspeed-Anwendungen und 2016 der Markteintritt der mit<br />

Auto-Learn-Technologie ausgestatteten ELP-24-V-Linearachse.<br />

Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits ein Trend zur Mechatronisierung<br />

von Handhabungssystemen ab. Während pneuma-<br />

03 <strong>Der</strong> 24-V-Baukasten setzt neue Maßstäbe in der Montageautomation<br />

04 Die DGUV-zertifizierten Co-act-Greifer erschließen die Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration und damit ein wichtiges Zukunftsfeld der Robotik<br />

tische Greifer konstruktionsbedingt eher unflexibel waren und im<br />

Regelfall lediglich geöffnet und geschlossen werden konnten,<br />

boten elektrische Greifer mit der ihnen eigenen Flexibilität vollkommen<br />

neue Möglichkeiten bei der Gestaltung von Greif-,<br />

Transport- und Montageprozessen. So kann der Öffnungshub frei<br />

variiert und von Zyklus zu Zyklus exakt an die Werkstückgröße<br />

angepasst werden. Damit steigt die Vielseitigkeit hinsichtlich des<br />

Teilespektrums, es ergeben sich Vorteile bei den Schließ- und<br />

Öffnungszeiten sowie höhere Taktraten und eine bessere Systemauslastung.<br />

Außerdem lassen sich Parameter wie Greiferstellung,<br />

Schließgeschwindigkeit, Beschleunigung oder Kraft während<br />

des Betriebs abfragen. Erstmals konnten Bewegungs- und Halteströme<br />

der Greifer erfasst und in der Maschinensteuerung oder<br />

in externen Computern verarbeitet werden – ein Konzept, das<br />

Schunk heute im Rahmen des „Smart Gripping“ immer weiter<br />

verfeinert.<br />

GREIFER FÜR KOLLABORATIVE ANWENDUNGEN<br />

Wie vielfältig die Einsatzfelder mechatronischer Greifer mittlerweile<br />

sind, zeigt Schunk mit seinem Co-act-Programm für kollaborative<br />

Anwendungen. Als erster Anbieter hat das Unternehmen<br />

sowohl die anthropomorphe SVH-5-Fingerhand als auch den Coact-EGP-C-Kleinteilegreifer<br />

von der DGUV (Deutsche Gesetzliche<br />

Unfallversicherung e. V.) für kollaborative Anwendungen zertifizieren<br />

lassen. Das Zertifikat vereinfacht die Sicherheitsbetrachtung<br />

bei kollaborierenden Anwendungen und verkürzt den Zeitaufwand.<br />

Und auch für das laufende Jahr ist ein Meilenstein am<br />

Start: <strong>Der</strong> Großhubgreifer EGL-C wird der erste für kollaborative<br />

Anwendungen zertifizierte Großhubgreifer sein, der die Liga des<br />

Kleinteilehandlings verlässt und im Formschluss Werkstücke bis<br />

8 kg sicher handhaben kann. <strong>Der</strong> Schlüssel liegt in einer integrierten<br />

Kraft- und Wegmessung sowie einer eigens entwickelten und zum<br />

Patent angemeldeten Sicherheitsintelligenz, die unmittelbar in<br />

den Greifer integriert ist.<br />

Bilder: SCHUNK GmbH & Co. KG<br />

www.schunk.com<br />

S12 SUPPLEMENT <strong>2020</strong>


SICHERE KLEMMUNG AUF MARKTÜBLICHEN<br />

LINEARFÜHRUNGEN<br />

Für das Klemmen oder Bremsen bewegter Massen in axialer<br />

Richtung eignet sich das pneumatische Klemm- und Bremssystem<br />

Linclamp von Hema. Es kann für nahezu alle Arten und<br />

Größen handelsüblicher Linearführungssysteme adaptiert werden.<br />

Ausgestattet mit<br />

Stahlbelägen<br />

kommt Linclamp<br />

zum schnellen<br />

und sicheren<br />

Klemmen auf<br />

bearbeiteten<br />

Flächen zum<br />

Einsatz. Ist eine<br />

Bremsfunktion<br />

erforderlich,<br />

werden widerstandsfähige<br />

Sinterbeläge verwendet. Die gesamte Produkt familie umfasst je<br />

nach Größe und Ausführung der Sicherheitsklemmung Versionen<br />

für Haltekräfte zwischen 300 und 10 000 N. Als passiv wirkende<br />

Ausführungen gibt es die Linclamp S und SK mit einteiligem<br />

Klemmkörper, zwei Federblechen und Luft kammer, wobei<br />

Linclamp S eine lange, schlanke und Linclamp SK eine breite,<br />

kurze Ausführung ist. Sie werden durch Druckluft geöffnet, ohne<br />

Druckluftbeaufschlagung oder durch Druckluftausfall wird sofort<br />

geklemmt. Linclamp SA ist eine breite, kurze, aktiv wirkende<br />

Ausführung mit einteiligem Klemmkörper, einem Federblech und<br />

Luftsack, die mit Druckluft klemmt. Im drucklosen Zustand sind<br />

die Bremsbacken geöffnet.<br />

www.hema-group.com<br />

AKTIONSRADIUS ERHÖHEN DURCH 7. ACHSE<br />

Gelenkarmroboter<br />

sind mit<br />

ihrer Kinematik<br />

für viele<br />

Applikationen<br />

einsetzbar.<br />

Durch Kombination<br />

mit einer<br />

7. Achse aus der<br />

Hiwin-Linearachsfamilie,<br />

erweitern sich<br />

die Einsatzmöglichkeiten<br />

um<br />

ein Vielfaches.<br />

Zwei oder mehr<br />

parallellaufende<br />

Maschinen können gleichzeitig bedient werden. Ebenso ist der<br />

Einsatz in der Maschinenverkettung möglich. <strong>Der</strong> Roboter kann<br />

eine Station entladen, linear zwischen den Anlagenteilen ver -<br />

fahren und das Werkstück an die nächste Station übergeben.<br />

Befinden sich die Werkstücke auf einem Band, kann der Roboter<br />

sie „on the fly“ bearbeiten. Die Linearachsfamilie HX bietet mit<br />

ihrem Baukastensystem die passende Lösung: angepasst an die<br />

Applikation, garantieren verschiedene Baugrößen und Antriebsarten,<br />

sowie die freie Wahl des Arbeitshubs in mm-Schritten,<br />

die uneingeschränkte Performance des Roboters.<br />

www.hiwin.de<br />

LINEARFÜHRUNG FÜR GLEITENDE UND<br />

ROTIERENDE VERSTELLUNGEN<br />

Linear bewegen<br />

und zeitgleich<br />

rotieren, das<br />

kann die neue<br />

Drylin-W-<br />

Linear führung<br />

von Igus.<br />

Neben Anwendungen<br />

in<br />

Steuer kabinen<br />

zum Beispiel<br />

in Traktoren<br />

oder auf Kranen ist sie auch für Kino-, Theater- und Flugzeugsitze<br />

gedacht. Überall dort, wo auf einem kompakten Raum<br />

Bedien elemente flexibel und ergonomisch bewegt werden<br />

müssen. Für die Neuentwicklung hat Igus einfach zwei bereits<br />

bestehende Produkte miteinander kombiniert: eine Drylin-<br />

W-Linearführung für die lineare Bewegung mit einem PRT-04-<br />

Rundtischlager für die Rotation. Das Lager ist bereits in die<br />

Schlittenplatte inte griert. Anstelle von Kugelführungen setzt<br />

Igus in den Gleit elementen des Linearschlittens und des Lagers<br />

auf tribologisch optimierte Hochleistungskunststoffe. Sie sind<br />

bis zu viermal leiser als Kugelführungen und zugleich schmiermittel-<br />

und wartungsfrei. Durch den Verzicht auf zusätzliches<br />

Schmiermittel und Öle ist die Linear-/Schwenkführung unempfindlich<br />

gegen Staub und Schmutz.<br />

www.igus.de<br />

PRÄZISIONSSTAHLWELLEN-FERTIGUNG<br />

IN GROSSSERIE<br />

Seit mehr als 30 Jahren ist Minitec bekannt als Anbieter eines<br />

ausgeklügelten Baukastensystems mit Aluminiumprofilen<br />

und Lineartechnik. Das Leistungsspektrum im Linearumfeld<br />

umfasst dabei nicht nur die Umsetzung einsatzfertiger Systeme,<br />

sondern auch die eigenständige Bearbeitung gehärteter<br />

Präzisionsstahlwellen in den vier Bereichen Zuschnitt, Axialund<br />

Radialbearbeitung sowie Fräsbearbeitung. Neueste CNC-<br />

Maschinen, ständige Weiterbildung der Mitarbeiter und ein<br />

umfassendes Qualitätsmanagement sind die Basis für Präzision,<br />

Wirtschaftlichkeit und sichere Termineinhaltung. Hierfür<br />

ist der Standort<br />

Waldmohr in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

mit modernster<br />

Technik ausgestattet.<br />

Mit<br />

seinem Dreh-<br />

Fräs zentrum<br />

(9-Achsen) mit<br />

Stangenlager<br />

ist eine<br />

Großserien-<br />

Produktion<br />

von mehreren<br />

tausend Wellen möglich. Dazu bietet Minitec neben hoher<br />

Qualität und Präzision einen maßgeschneiderten Service.<br />

Die kompetente Beratung umfasst auch eine technische<br />

Machbarkeitsprüfung.<br />

www.minitec.de<br />

SUPPLEMENT <strong>2020</strong><br />

S13


MEILENSTEINE<br />

DER ROBOTIK<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

Die Robotik ist ein spannendes Feld – und sie<br />

hat sich in den letzten Jahrzehnten permanent<br />

weiterentwickelt. Doch es gibt auch Konstanten:<br />

<strong>Der</strong> Sechsachs-Knickarm-Roboter ist ein<br />

Dauerbrenner. Das Fraunhofer IPA blickt in<br />

einer Roboterausstellung auf Anwendungen seit<br />

Anfang der 1970er-Jahre zurück und gestaltet<br />

mit neuen Technologien gleichzeitig die Zukunft<br />

der Automatisierung mit.<br />

Als man in Deutschland noch nicht von Robotern sprach,<br />

sondern von programmierbaren Handhabungsgeräten,<br />

waren Roboter in anderen Ländern wie den USA oder<br />

Japan bereits vielfach im Einsatz. Doch auch in Deutschland<br />

traten diese Handhabungsgeräte für Werkstücke und Werkzeuge<br />

in den 1970er-Jahren ihren Siegeszug an. Ihr Clou: Zwar<br />

waren automatisierte Bewegungsabläufe für Montage und Handhabung<br />

bereits seit den 1960er-Jahren ein Thema und z. B. in Form<br />

von Kurvenscheiben umgesetzt. Die Herausforderung war aber,<br />

flexible, universelle, wiederverwendbare und umrüstbare Anwendungen<br />

umsetzen zu können, ohne die Mechanik aufwändig<br />

ändern zu müssen. Erst durch Roboter gelang hier ein Durchbruch,<br />

indem sie durch Ausnutzung neuester Steuerungs- und Antriebstechnik<br />

Bewegungen im Raum frei programmierbar machten.<br />

Autor: Dr.-Ing. Werner Kraus, Leiter der Abteilung Roboter- und Assistenzsysteme,<br />

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart<br />

ROBOTER AUF DEM VORMARSCH<br />

Heute ist Deutschland weltweit auf dem dritten Platz, was die Roboterdichte<br />

angeht. Während die ersten Roboter noch mit hydraulischen<br />

oder pneumatischen Antrieben versehen waren, gingen die Hersteller<br />

schnell zur Verwendung elektrischer Antriebe über. Sie waren sauberer<br />

und verbrauchten weniger Energie. Ein weiterer technischer<br />

Quantensprung ging von verbesserter Sensorik und auch Steuerungstechnik<br />

aus – letztere, um sechs Antriebe bewegen zu können.<br />

Auch dass die Antriebe zunehmend kleiner wurden, brachte die<br />

Robotik entscheidend voran, da diese immer mitbewegt werden<br />

müssen. Und was die Preise angeht, zeigt sich ebenfalls eine markante<br />

Veränderung: Während früher ein Roboter das teuerste Element in<br />

einer Anwendung war, macht er heute nur noch rund ein Fünftel des<br />

Gesamtinvests der Automatisierungslösung bestehend aus Peripherie<br />

wie Greifern aber auch Engineering-Aufwänden aus. Diese Kostenentwicklung<br />

dreht sich gegenwärtig wieder um, da die Wertschöpfung<br />

des Roboters durch zunehmende Integration von Funktionen<br />

wie z. B. Greifsystemen inklusive Algorithmen Safety integriert und<br />

die Inbetriebnahme schneller möglich ist.<br />

Was die Kinematik „klassischer“ Industrieroboter angeht, so ist<br />

diese seit vielen Jahren nahezu unverändert. <strong>Der</strong> serielle Sechsachs-Knickarm-Roboter<br />

ist mit über 60 % Marktanteil das Zugpferd<br />

im Markt. Am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung<br />

IPA kann man einen solchen frühen Industrieroboter<br />

in der hauseigenen Ausstellung „Meilensteine der Robotik“ ansehen:<br />

Es ist der Puma (Programmable Universal Machine for Assembly)<br />

der Firma Unimation, die 1956 mit dem Unimate den ersten Roboter<br />

überhaupt entwickelte. Ausgehend von dieser wiederkehrenden<br />

Bauform haben sich Sechsachs-Knickarm-Roboter immens weiterentwickelt<br />

und mechanisch ausdifferenziert, sei es hinsichtlich<br />

Größe, Traglasten von wenigen 100 g bis über 1 t, Lebensdauer und<br />

Zuverlässigkeit. Ebenfalls verbesserte die Algorithmik im Zusammenhang<br />

mit Rechnerperformance die Regelungstechnik entscheidend,<br />

also das Bahnverhalten und die Dynamik der Roboter.<br />

S14 SUPPLEMENT <strong>2020</strong>


Zu den seriellen Robotern gehören weiterhin die Scara-Roboter<br />

(Selectiv Compliance Assembling Robot Arm), erfunden von Professor<br />

Makino in den 1970er-Jahren. Sie waren mit ihren horizontalen<br />

Bewegungsabläufen ein Durchbruch in der Kleinmontage und<br />

auch am IPA wurden damit beachtliche Anwendungen realisiert, die<br />

zum Beispiel die SMT-Bestückung mit Taktzeiten von weniger als<br />

einer Sekunde schafften. Auch der Portalroboter ist ein serieller<br />

Roboter, in diesem Fall aber für sehr große Bewegungen und hohe<br />

Nutzlasten.<br />

WUNDERKINEMATIKEN HELFEN NICHT WEITER<br />

Das Fraunhofer IPA hat die Entwicklung der Robotik in Deutschland<br />

von Beginn an maßgeblich mitgeprägt. „Dabei ging es nicht<br />

darum, eine Art Wunderkinematik für einen speziellen Einsatzfall<br />

zu entwickeln. Stattdessen standen immer die Bedarfe der breiten<br />

ROBOTERKONSTRUKTION: DIE<br />

MUSIK SPIELT IM ENDEFFEKTOR<br />

Industrie und insbesondere des Mittelstands im Zentrum unserer<br />

Entwicklungen“, berichtet Professor Rolf-Dieter Schraft. Er war<br />

langjähriger Leiter des Instituts und fördert die Ausstellung bis heute<br />

sowohl inhaltlich als auch finanziell über den Alumni-Verein<br />

„Verein zur Förderung produktionstechnischer Forschung e. V.“<br />

Insbesondere neue Endeffektoren, d. h. durch den Roboter geführte<br />

Greifer und Werkzeuge und somit die Schnittstelle zwischen<br />

Roboter und „Automatisierungsproblem“, waren Inhalt zahlreicher<br />

Forschungsarbeiten am IPA. In der Ausstellung dokumentiert eine<br />

Leinwand mit Bildern von mehr als 150 Endeffektoren, wie vielfältig<br />

die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten sind. „Konstruktionsseitig<br />

steckt in den Endeffektoren und damit den automatisierten<br />

01 Die Ausstellung „Meilensteine der Robotik“ blickt anhand<br />

zahlreicher Exponate auf 50 Jahre Roboterentwicklung am<br />

Fraunhofer IPA zurück<br />

02 Einer der ersten Roboter überhaupt, der Puma von Unimate,<br />

ist in der Stuttgarter Ausstellung zu sehen<br />

Prozessen bis heute das meiste Know-how drin“, betont Schraft.<br />

„Es gab somit nie ein Roboterproblem, sondern ein Anwendungsproblem.“<br />

So gibt es beispielsweise Endeffektoren, die schneiden,<br />

Platinen bestücken, löten oder auch melken und sogar Maultaschen<br />

handhaben. Und dabei gilt tatsächlich manches Mal: Weniger<br />

ist mehr.<br />

TREND ZUR FLEXIBILITÄT<br />

Mit den Robotern selbst, die in ihrer Bewegungsfreiheit und kinematischen<br />

Kette dem menschlichen Arm nachempfunden sind,<br />

wurden ebenso aufwändig konstruierte Roboterhände mit fünf<br />

Fingern entwickelt. Sie sind allerdings kostspielig und in der Dauerfestigkeit<br />

nicht optimal. Parallel dazu entstehen zunehmend Greifer,<br />

die sich flexibel einem Werkstück anpassen können. Am IPA ist z. B.<br />

zusammen mit der Firma Formhand ein solcher Greifer für den<br />

Griff in die Kiste mit Blechteilen entwickelt worden. Er funktioniert<br />

ähnlich einem Saugnapf. Er enthält kleine Kugeln und durch das<br />

Erzeugen eines Vakuums passt sich der Greifer vielen Konturen an.<br />

Ein solcher Greifer kann mittlerweile ein komplexes mechatronisches<br />

System ersetzen.<br />

Flexibilität ist nicht nur für Greifer ein Mehrwert, sondern beeinflusst<br />

auch Bauformen von Robotern oder ihren Komponenten. So<br />

zeigt die IPA-Ausstellung den Baukasten für Softrobotiksysteme<br />

Myorobotics. Damit lassen sich Robotersysteme aufbauen, deren<br />

steife und nachgiebige Komponenten Armen und Beinen nachempfunden<br />

sind. Durch Sensoren und eine lokale Signalverarbeitung<br />

können die Systeme Reize wahrnehmen und reflexähnlich<br />

auf ihre Umwelt reagieren. Wie bei ihrem menschlichen Vorbild<br />

können die Roboter Kraft speichern und Stöße abfedern. Zukünftig<br />

kann diese Technologie dort genutzt werden, wo Menschen und<br />

Maschinen gemeinsam agieren, beispielsweise in der Haushaltsoder<br />

Rehabilitationsrobotik.<br />

WEICHEN STELLEN FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Konzipiert und umgesetzt hat die Ausstellung Martin Hägele, langjähriger<br />

Leiter der Abteilung Roboter- und Assistenzsysteme am<br />

Fraunhofer IPA und Technik-Enthusiast. Ging man mit ihm durch<br />

die Ausstellung, so wusste er nicht nur Anekdoten und Detailwissen<br />

zum Besten zu geben. Noch wichtiger war ihm, den Blick auf das zu<br />

02<br />

01<br />

SUPPLEMENT <strong>2020</strong><br />

S15


03<br />

KI HILFT BEIM ROBOTERGERECHTEN<br />

KONSTRUIEREN<br />

Die Entwicklungen in der Robotik prägen die Konstruktion.<br />

Die Trends beeinflussen dabei nicht nur die Konstruktion von<br />

Automatisierungslösungen, sondern auch die von Bauteilen.<br />

Hierzu gibt es die elf Regeln zum „Design for Automation“.<br />

Erfahrene IPA-Automatisierungsexperten haben damit<br />

bereits Firmen unterschiedlichster Branchen weltweit<br />

dahingehend (auch virtuell) beraten, wie sie Bauteile<br />

automatisierungsfreundlich konstruieren sollten, um die<br />

Teilevereinzelung, Handhabung, das Positionieren und den<br />

Fügeprozess selbst zu vereinfachen. Und auch KI, genauer:<br />

das maschinelle Lernen gibt Hilfestellung für die Konstruktion<br />

von Bauteilen, die ein Roboter später einmal handhaben oder<br />

montieren soll. So ist am IPA die Software www.neurocad.de<br />

entstanden. Konstrukteure können dort ihre Step-Dateien<br />

hochladen und erfahren innerhalb weniger Sekunden, wie<br />

einfach oder schwer ein Bauteil zu vereinzeln ist. Eine<br />

Heatmap wird künftig anzeigen, welche Stellen am Bauteil<br />

zu dieser Einschätzung führten, was dem Konstrukteur hilft,<br />

diese Stellen zugunsten einer besseren Automatisierbarkeit<br />

zu überdenken. Außerdem bewertet das Tool die Ausrichtbarkeit<br />

des Bauteils und seine Greifflächen.<br />

03 Zu den neuartigen Konstruktionen gehören u. a. nachgiebige Komponenten,<br />

die z. B. das Myorobotics-System intrinsisch sicher machen<br />

04 Ein flexibler Greifer für den Griff in die Kiste, entwickelt vom<br />

Fraunhofer IPA und der Firma Formhand, ersetzt oftmals aufwändige<br />

Mechatronik<br />

MONTAGE UND HANDHABUNG<br />

04<br />

richten, was noch kommen wird. Entsprechend viele Zukunftsprojekte<br />

konnte er auf den Weg bringen, bevor er die Abteilung an<br />

seinen Nachfolger Werner Kraus übergab.<br />

Eines der Stichworte ist hier die „Automatisierung der Automatisierung“<br />

verbunden mit Technologien des maschinellen Lernens.<br />

Experimente und Optimierungen werden dann in die Simulation<br />

verlegt. So etwa zur Erkennung oder Lokalisierung von Objekten<br />

oder zur Generierung von Greifstrategien, Roboterbahnen oder<br />

ganzen Programmen. Dabei gilt es nach wie vor als Herausforderung,<br />

gelernte Fähigkeiten auf ähnliche Situationen zu übertragen.<br />

In diesem Kontext konnten mit Förderung des Ministeriums für<br />

Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg im<br />

KI-Fortschrittszentrum der Fraunhofer-Institute IPA und IAO bereits<br />

rund 90 industrielle KI-Anwendungsfälle in Rahmen von Quick<br />

Checks auf ihr Potenzial und ihre technische Machbarkeit analysiert<br />

werden. Die vielversprechendsten Anwendungsfälle werden jetzt<br />

im Falle von Quick Wins direkt mit der Industrie umgesetzt oder –<br />

falls Fragen offen sind, die eher die Grundlagenforschung beantworten<br />

kann – gemeinsam mit dem KI-Forschungsverbund Cyber<br />

Valley eruiert, um den Weg in die Praxis zu ebnen. Weitere Beratungsangebote<br />

bieten das Zentrum für Cyber Cognitive Intelligence und<br />

das Zentrum Kognitive Robotik am Fraunhofer IPA.<br />

Die Anwendungsorientierung ist also noch immer Haupttreiber<br />

der IPA-Forschung. Dabei unterscheiden sich die Anwendungen<br />

tatsächlich nicht wesentlich von denen aus den 1980er- oder<br />

1990er-Jahren. Seien es die automatisierte Schaltschrankverkabelung,<br />

der Griff in die Kiste, mobile Roboter für Transportaufgaben<br />

oder die feinfühlige, kraftgeregelte Montage – sie wurden bereits<br />

damals nachgefragt und gelten aktuell als Wachstumsmärkte. Aber<br />

heute profitieren sie hinsichtlich Programmierung und Taktzeit verstärkt<br />

von Künstlicher Intelligenz. Die heutigen Roboter sind zum<br />

einen autonomer, sie brauchen also signifikant weniger Expertenwissen<br />

zur Programmierung. In zunehmendem Maße sind sie auch<br />

interaktiver. „Nicht zuletzt griff das Team um Martin Hägele die<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration bereits Ender der 1990er-Jahre als<br />

Forschungsthema auf und transferierte sie über Jahre hinweg in<br />

unterschiedlichste Anwendungen“, hebt Rolf-Dieter Schraft hervor.<br />

Bilder: Aufmacher: Nuthawut – stock.adobe.com,<br />

Sonstige: Fraunhofer IPA/Rainer Bez<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

S16 SUPPLEMENT <strong>2020</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!