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Unter der Staleke 218, Sommer 2020

Heimatzeitung für die Gemeinde Hagen im Bremischen – Die STALEKE erscheint vier Mal im Jahr und wird kostenlos an alle Haushalte der Gemeinde Hagen im Bremischen verteilt.

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Waldschenke Börsten<br />

HAGEN. Man sagt ja immer, im<br />

Alter erinnert man sich besser an<br />

die Jugendzeiten als an aktuelle<br />

Ereignisse. Kommt dann noch<br />

eine Wohnungsauflösung o<strong>der</strong><br />

ein Umzug hinzu, fallen einem<br />

vergessene Gegenstände, Fotoalben<br />

und <strong>Unter</strong>lagen in die<br />

Hände. Und damit beginnen die<br />

Erinnerungen an eine lange nicht<br />

bedachte Zeit <strong>der</strong> Kindheit.<br />

Sind solche persönlichen Erlebnisse<br />

auch für die Allgemeinheit<br />

und die Heimatforschung<br />

interessant? Friedo Strahlmann<br />

stellte sich diese Frage<br />

und wandte sich an den Kultur-<br />

und Heimatverein „Burg<br />

zu Hagen im Bremischen e.V.“<br />

und die Ortsheimatpflegerin.<br />

Er stellte Postkarten und Fotos,<br />

die Waldschenke Börsten betreffend,<br />

zur Verfügung und<br />

schrieb seine Erinnerungen auf.<br />

Daraus entstand dieser Artikel.<br />

Strategisch sehr günstig an <strong>der</strong><br />

das alte Haus abreißen ließ und<br />

ein neues, wesentlich größeres<br />

und mo<strong>der</strong>neres baute.<br />

Der zunächst einsetzende<br />

Aufschwung nach dem Ersten<br />

Weltkrieg und die Motorisierung<br />

gaben Anlass, eine erfolgreiche<br />

Zukunft an dieser Stelle<br />

zu erwarten. Das Wagnis gelang,<br />

die Waldschenke empfahl<br />

sich als mo<strong>der</strong>nes Ausflugslokal<br />

mit Tankstelle und öffentlicher<br />

Fernsprechstelle. Gerne machte<br />

man hier bei einem Ausflug<br />

von Bremen nach Cuxhaven<br />

halt, um zu speisen o<strong>der</strong> auf<br />

<strong>der</strong> Terrasse Kaffee zu trinken<br />

o<strong>der</strong> ein Eis zu essen. Aber<br />

„Edu“ Zaetzsch wollte mehr. Die<br />

Menschen in den 1920er Jahren<br />

suchten Zerstreuung und Vergnügen,<br />

so ließ er einen großen<br />

Saal anbauen und erweiterte<br />

sein Angebot um wöchentliche<br />

Tanzveranstaltungen, Bälle<br />

und Theateraufführungen. Die<br />

Die Gastwirtschaft als Knotenpunkt mit Briefkasten und die Pferdekrippen mit<br />

Gelän<strong>der</strong> zum Anbinden <strong>der</strong> Pferde.<br />

Diese lei<strong>der</strong> nicht datierte Postkarte scheint die älteste Abbildung <strong>der</strong> Waldschenke<br />

Börsten zu sein.<br />

Besitzer Eduard Zaetsch, Sohn und Nachfolger.<br />

Kreuzung zweier Hauptverkehrsstraßen<br />

gelegen, betrieb<br />

Friedrich Zaetzsch in dem alten<br />

Bauernhaus einen Ausspann als<br />

Rastmöglichkeit für die damals<br />

gängigen Verkehrsmittel Pferd,<br />

Pferdekutsche und Fahrrad.<br />

Die Birkenallee auf <strong>der</strong> linken<br />

Seite führte nach Stubben,<br />

wo seit 1862 ein Bahnhof <strong>der</strong><br />

Bremen- Geestemün<strong>der</strong>-Eisenbahn<br />

bestand.<br />

Die Pferdekutsche befindet<br />

sich auf <strong>der</strong> Bremen-Leher-<br />

Chaussee, heute Landesstraße<br />

Nr. 135, ehemals B6, ebenfalls<br />

eine wichtige Handels- und<br />

Heerstraße, die seit 1839 den<br />

Weg von Süden her zur Küste<br />

bildete. Diese Verkehrsa<strong>der</strong>n<br />

brachten Menschen und Güter<br />

aus den Häfen und Städten<br />

aufs Land, wo sie durch Fuhrunternehmen,<br />

in Hagen war<br />

das <strong>der</strong> Betrieb Kleenen-Holze,<br />

verteilt wurden. An diesem<br />

Knotenpunkt war die Waldschenke<br />

Börsten ein wichtiger<br />

Umschlagplatz von Waren und<br />

Informationen.<br />

Hier sehen wir einen Briefkasten<br />

und die Pferdekrippen mit<br />

dem Gelän<strong>der</strong> zum Anbinden<br />

<strong>der</strong> Pferde. Beide Postkarten<br />

geben den Zustand vor <strong>der</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>twende wie<strong>der</strong>. Es<br />

weht auf dem ersten Bild die<br />

schwarz-weiße Flagge Preußens,<br />

wozu wir seit 1866 gehörten.<br />

Das nächste Foto weist als Besitzer<br />

<strong>der</strong> Waldschenke Eduard<br />

Zaetzsch, den Sohn und Nachfolger,<br />

aus. Er hat 1913 Johanna<br />

Assmann aus Hagen geheiratet,<br />

mit ihr die Waldschenke<br />

zunächst in dem Bauernhaus<br />

weiterbetrieben, doch in den<br />

1920er Jahren einen Schritt in<br />

die neue Zeit gewagt, indem er<br />

Das neue und mo<strong>der</strong>ne Haus nach dem Abriß.<br />

50 | SOMMER <strong>2020</strong><br />

UNTER DER STALEKE

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