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Unter der Staleke 218, Sommer 2020

Heimatzeitung für die Gemeinde Hagen im Bremischen – Die STALEKE erscheint vier Mal im Jahr und wird kostenlos an alle Haushalte der Gemeinde Hagen im Bremischen verteilt.

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Bericht war von beiden gemeinsam<br />

zu unterschreiben. Bei allen<br />

Verhandlungen und Dienstgeschäften<br />

des Amtmanns war <strong>der</strong><br />

juristische Amtschreiber hinzuzuziehen.<br />

Beiden untergeordnet<br />

waren Auditoren als Jungjuristen,<br />

ein unstudierter Amtsvogt als Verwalter,<br />

etliche an<strong>der</strong>e Amts- und<br />

Gerichtsdiener wie ein reiten<strong>der</strong><br />

Förster in Axstedt, ein Holzvogt<br />

im Düngel, Pförtner, Knechte und<br />

Mägde auf dem Vorwerk und ein<br />

Zolleinnehmer in Wurthfleth.“ 1<br />

Die in <strong>der</strong> <strong>Staleke</strong> Nr. 216 erwähnten<br />

Bauermeister, Bevollmächtigte,<br />

Belehnte, Deichgrefe<br />

usw waren Stellen <strong>der</strong><br />

ehrenamtlichen Selbstverwaltung<br />

<strong>der</strong> Bürger.<br />

In diesem Beitrag sehen wir,<br />

dass Johann David Grote schon<br />

1752 unter E. J. H. Dieterichs als<br />

Zweiter Beamter angefangen<br />

hat und 1763, nach dem Weggang<br />

Dieterichs, Oberamtmann<br />

geworden ist. Sein wichtigster<br />

zweiter Mann war Johann Heinrich<br />

Andreas Plümejon von 1761<br />

bis 1781, dessen <strong>Unter</strong>schrift<br />

sich auf vielen Dokumenten<br />

findet. Ein Beispiel: In diesem<br />

Vermerk vom 28. Februar 1770<br />

bestätigt Plumeion, dass <strong>der</strong><br />

Eingesessene zu Rechtenfleth,<br />

Wierich Almers jun. (das ist<br />

Hermann Allmers‘ Großvater),<br />

Schulden bei dem Amtmann<br />

Dieterichs hat, <strong>der</strong> schon in<br />

Geestendorff seines Amtes<br />

waltet. 1802 unterschreibt <strong>der</strong><br />

Sohn des Amtmanns Dieterichs,<br />

dass er als Erbe und Gläubiger<br />

den Fall übernommen hat.<br />

Johann David Grote<br />

(1752 – 1769)<br />

Schon 1752 kam auch Johann<br />

David Grote als Zweiter Beamter<br />

in die Verwaltung nach<br />

Hagen. Nach Dieterichs Weggang<br />

wurde er 1763 Oberamtmann.<br />

Auch sein Sohn Ludolf<br />

Christoph Grote wird 1760 als<br />

Amtsauditor in Hagen genannt.<br />

Inventar von 1752<br />

Spuren <strong>der</strong> Arbeit des Amtmanns<br />

Grote finden sich mehrere<br />

in den Akten. Schon im ersten<br />

Jahr seiner Amtszeit lässt er<br />

ein Inventarium erstellen:<br />

INVENTARIUM<br />

ÜBER<br />

DAS KÖNIGL: AMTHAUß ZU HAGEN SAMT DAZU GEHÖRIGEN<br />

GARTENS AUCH FISCHTEICHEN UND HEHLERN 2 ,<br />

INSGLEICHEN AUCH<br />

ÜBER DAS<br />

HERRSCHAFFTLICHE VORWERCK UND<br />

DEßEN PERTINENTIEN 3<br />

welches alles von weiland Amtman Pott<br />

bißher gebrauchet und von deßen Erben<br />

an den Amtmann Groten auf<br />

Maytag 1752 abgeliefert worden<br />

Diese sehr ausführliche Beschreibung<br />

(23 Seiten) gibt<br />

1) Hans-Cord Sarnighausen: Hannoversche<br />

Amtsjuristen von 1719 bis 1866 in Hagen im<br />

Bremischen, JB <strong>der</strong> Männer vom Morgenstern<br />

Bd. 90 , 2011<br />

einen guten Einblick in das Geschehen<br />

<strong>der</strong> Amtsverwaltung<br />

2) Hehler = Behälter zum Zwischenlagern von<br />

lebenden Fischen<br />

3) Pertinentien = Zubehör<br />

in <strong>der</strong> Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Daraus habe ich ja schon<br />

des Öfteren in <strong>der</strong> <strong>Staleke</strong> zitiert.<br />

Zehn Jahre später muss sich<br />

Grote mit <strong>der</strong> Einfriedung<br />

(Zaun) <strong>der</strong> Burgallee beschäftigen,<br />

die „gantz in Abgang<br />

gerathen“ ist. 34 Thaler und 14<br />

Grote sind für die Reparaturen<br />

veranschlagt. Gleichzeitig bittet<br />

er die Obrigkeit in Stade um Erlaubnis,<br />

eine "gute dicke Dornen<br />

Hecke" pflanzen zu dürfen,<br />

die langfristig den Holzzaun ersetzen<br />

soll.<br />

Der Amtmann Grote stirbt 1772<br />

in Hagen, nachdem er 1769<br />

pensioniert worden war.<br />

Lei<strong>der</strong> hat <strong>der</strong> Amtmann Johann<br />

David Grote bei seinem<br />

Abgang noch ziemliche Unstimmigkeiten<br />

hervorgerufen,<br />

wie ein intensiver Schriftverkehr<br />

seines Nachfolgers Levin<br />

von Schlepegrell mit <strong>der</strong> Cammer<br />

in Stade beweist.<br />

Schlepegrell beschwert sich,<br />

dass bei Amtsübernahme einige<br />

Amts-Utensilien fehlen, und<br />

zwar:<br />

1. Ein kleiner höltzener Wagebalcken<br />

2. Ein alter höltzener Wagebalcken<br />

3. Ein eisen Gewicht von 15<br />

Pfund<br />

4. Ein Gewicht von 6 Pfund<br />

5. Vier Gewichte jedes à 3<br />

Pfund<br />

Geht es Ihnen auch manchmal so?<br />

6. Ein Gold Gewicht Kästgen<br />

mit <strong>der</strong> Wage<br />

7. Eine Feuer Leiter<br />

8. Ein Feuer Hacken<br />

9. 3 Stück 3zöllige Bohlen<br />

ad 8 Fuß<br />

Wichtigstes Utensil war natürlich<br />

das Kästchen mit den<br />

Goldgewichten und <strong>der</strong> Waage,<br />

denn bei <strong>der</strong> noch herrschenden<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Münzsorten,<br />

musste jeweils die Vollwertigkeit<br />

überprüft werden.<br />

Der Amtmann im Ruhestand,<br />

Johann David Grote, wird von<br />

<strong>der</strong> Cammer angewiesen, „sothane<br />

fehlende Inventarien Stücke<br />

binnen 8 Tagen zu ersetzen<br />

und in die Official Wohnung des<br />

Herrn Oberhaubtmanns von<br />

Schlepegrell abzuliefern.“, was<br />

auch geschah.<br />

Nun ordnete die Obrigkeit eine<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Goldgewichte<br />

an, und siehe da – sie waren<br />

unrichtig – und sollten von <strong>der</strong><br />

Cammer „adjustiret“ (geeicht)<br />

werden o<strong>der</strong>, wenn das zu aufwendig<br />

sei, durch ein neues<br />

Kästchen ersetzt werden.<br />

Über den adeligen Drost<br />

o<strong>der</strong> Oberhauptmann Levin<br />

von Schlepegrell wird in den<br />

nächsten Ausgaben <strong>der</strong> <strong>Staleke</strong><br />

ausführlich berichtet. s<br />

Jutta Siegmeyer<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Beim Frühjahrsputz o<strong>der</strong> Aufräumen findet man den alten<br />

Karton o<strong>der</strong> den Ordner mit den Dokumenten aus Großvaters<br />

o<strong>der</strong> gar Urgroßvaters Zeit wie<strong>der</strong>, und man bekommt Lust,<br />

darin zu stöbern.<br />

Alte Briefe, Verträge, Stammbücher, Kochrezepte und vieles<br />

an<strong>der</strong>e kommt zum Vorschein. Nur lei<strong>der</strong> ist alles handschriftlich<br />

und in deutscher Schrift verfasst und daher mühsam zu<br />

entziffern. Dann ist <strong>der</strong> Spaß schnell vorbei!<br />

Für solche Fälle finden Sie Hilfe beim Kultur- und Heimatverein:<br />

Telefon 04746 397 (Jutta Siegmeyer). Wir transkribieren<br />

(umschreiben in Druckschrift) und deuten Ihre Dokumente.<br />

Die nächsten Zusammenkünfte <strong>der</strong> Geschichtswerkstatt in<br />

<strong>der</strong> Burg Hagen finden <strong>2020</strong> immer montags um 18:30 Uhr<br />

statt, und zwar am 29. Juni; 27. Juli; 31. August; 28. September,<br />

19. Oktober, 9. November <strong>2020</strong>. Gäste sind immer herzlich<br />

willkommen.<br />

UNTER DER STALEKE SOMMER <strong>2020</strong> | 21

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