[ke:onda] Was uns verbindet
In letzter Zeit wurde oft vom Generationenkonflikt gesprochen. Doch die Spaltung in egoistische Jugendliche hier und klimaschutzfeindliche Senior*innen da ist konstruiert. Gerade in der aktuellen Krise haben viele junge Naturfreund*innen solidarisch mit angepackt.
In letzter Zeit wurde oft vom Generationenkonflikt gesprochen. Doch die Spaltung
in egoistische Jugendliche hier und klimaschutzfeindliche Senior*innen da ist
konstruiert. Gerade in der aktuellen Krise haben viele junge Naturfreund*innen solidarisch mit angepackt.
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Seite 9 <strong>Was</strong> <strong>uns</strong> <strong>verbindet</strong><br />
Juni 2020<br />
Einfach mal fragen<br />
Das Verhältnis von Jung und Alt ist nicht<br />
immer einfach. Dies liegt auch daran,<br />
dass wir viel zu oft gar nicht miteinander<br />
reden.<br />
Kleine Gespräche mit älteren Menschen<br />
gehen häufig im Alltag unter. Dabei sind<br />
sie so wichtig. Für die älteren Menschen,<br />
die sich freuen Gesellschaft zu haben, aber<br />
auch für <strong>uns</strong>, da wir ihnen nah sein können<br />
und von ihren Erinnerungen und Erfahrungen<br />
lernen können.<br />
Deswegen geben wir euch hier mal ein paar<br />
Anregungen für ein kleines Gespräch mit<br />
einem Menschen, der euch nahe steht!<br />
<strong>Was</strong> möchtest du noch gemeinsam mit mir<br />
unternehmen oder ausprobieren?<br />
Wofür bist du mir dankbar?<br />
<strong>Was</strong> von dem, was ich in der Vergangenheit<br />
zu dir gesagt oder für dich getan habe,<br />
ist dir besonders in Erinnerung geblieben?<br />
<strong>Was</strong> vermisst du besonders, wenn wir <strong>uns</strong><br />
längere Zeit nicht sehen?<br />
In welcher Situation oder Lebensphase<br />
hast du dir schon einmal größere Sorgen<br />
um mich gemacht?<br />
In welcher Situation habe ich deiner Meinung<br />
nach Mut bewiesen?<br />
Wenn ich etwas an meiner Persönlich<strong>ke</strong>it<br />
ändern könnte, wäre dies... <strong>Was</strong> denkst du<br />
darüber?<br />
Fällt es dir meistens eher leicht oder<br />
schwer einzuschätzen, wie es mir geht?<br />
<strong>Was</strong>, glaubst du, schätzt die ältere Generation<br />
an der jüngeren? <strong>Was</strong> die jüngere an<br />
der älteren?<br />
<strong>Was</strong> ist es deiner Meinung nach, was <strong>uns</strong><br />
<strong>verbindet</strong>?<br />
Generationenspiel:<br />
Für alle, die nicht nur reden, sondern auch<br />
gemeinsam aktiv werden wollen, haben wir<br />
diese und weitere Fragen in einem Spiel<br />
verpackt. Dieses könnt ihr auf <strong>uns</strong>erer Webseite<br />
herunterladen unter<br />
nfjd.de/go/generationenspiel<br />
Wal<strong>ke</strong>n mit Naturfreund*innen<br />
Das schlechte Wetter konnte sie nicht<br />
abhalten: morgens früh erschienen zahlreiche<br />
Naturfreund*innen im Alter von<br />
68 bis 85 Jahren zum Walking-Treff in<br />
Berlin.<br />
Zweimal die Woche gehen sie mit etwa 20<br />
Personen gemeinsam raus. Wir sind mitgegangen<br />
und haben ihnen einfach mal ein<br />
paar Fragen gestellt.<br />
Wo kommt ihr in Kontakt mit anderen<br />
Generationen außerhalb der Familie?<br />
C.: Sport <strong>verbindet</strong>: ich treffe Leute jeden<br />
Alters bei Yoga und Gymnastik, beim Eisstockschießen<br />
und Kegeln.<br />
H.: Auf Zugfahrten nehme ich „Privatstunden“,<br />
indem ich hilfsbereite junge Leute im<br />
Zug um Hilfe bei Schwierig<strong>ke</strong>iten mit meinem<br />
Handy frage.<br />
<strong>Was</strong> wünscht oder erhofft ihr euch von der<br />
jüngeren Generation?<br />
U.: Ich hoffe, dass sie es schaffen, dass es<br />
friedlich bleibt auf der Welt.<br />
C.: Schwer zu sagen und vorzustellen in<br />
so schwierigen und veränderlichen Zeiten.<br />
Man kann nur hoffen, dass sie gut auf <strong>uns</strong>eren<br />
Planeten aufpassen.<br />
Mal ganz unironisch: <strong>Was</strong> war eurer<br />
Meinung nach früher wirklich „besser“?<br />
J.: Der berufliche Werdegang war früher unproblematischer.<br />
Heute ist es schwerer von<br />
der eigenen Arbeit wirklich bis zur Rente<br />
leben zu können.<br />
U.: Vielleicht gab es früher mehr Zusammenhalt<br />
in den Familien.<br />
C.: Nichts! Anders auf jeden Fall, aber<br />
besser nicht unbedingt. Es gab vielleicht<br />
ein bisschen mehr Rücksicht untereinander,<br />
heute sind die Menschen ein bisschen<br />
gedan<strong>ke</strong>nloser. Es ist aber auch einfach viel<br />
mehr los in der Stadt als früher.<br />
H.: Da wüsste ich eigentlich nichts, weil alles<br />
in jeder Generation anders ist. Als Kind<br />
musste ich beispielsweise noch viel mehr<br />
Verantwortung übernehmen als Kinder heutzutage.<br />
Woran merkt ihr, dass ihr alt seid?<br />
J.: Wenn ich die Redewendungen der Jugend<br />
nicht verstehe, da müssen mir dann die<br />
En<strong>ke</strong>linnen ein bisschen auf die Sprünge<br />
helfen.<br />
U.: Ach Gott, dit zwickt mal hier und mal<br />
da, was früher nicht war. Aber sonst fühl ich<br />
mich noch ziemlich jung geblieben.<br />
C.: Man wird langsamer und ab der Rente<br />
automatisch ruhiger. Ich bin positiv und<br />
sehe das Alter gelassen.<br />
H.: Wenn man beim Skifahren hinfällt und<br />
wieder aufstehen muss.<br />
<strong>Was</strong> vermisst ihr von eurer Jugend?<br />
J.: Jede Altersphase ist schön und hat ihre<br />
Vorzüge, da trauere ich nichts nach.<br />
U.: Ich hatte eine schöne Kindheit. Wir hatten<br />
nie viel, aber „wir hatten <strong>uns</strong>“ haben wir<br />
immer gesagt. <strong>Was</strong> ich früher nicht verreist<br />
bin, haben wir dann später nachgeholt.<br />
C.: Familienmitglieder, die zu der Zeit noch<br />
da waren.<br />
H.: Die Zeit hat sich geändert. Man kann nicht<br />
im gestern leben, wenn man im heute ist.<br />
Interview von Michèle Guyot