[ke:onda] Was uns verbindet

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Was uns verbindet
Juni 2020
Wie altern wir?
Als ich für diese Ausgabe über das Thema
Generationen nachdachte, fing ich
an, vermehrt das Alter von Personen in
meiner Umgebung zu schätzen. Dabei
stellte ich mir die Frage, woran ich diese
Schätzungen eigentlich festmachte. Das
waren nicht nur die Falten im Gesicht
oder die grauen Haare, sondern auch
das Verhalten. Die Frage kam auf: Was
bestimmt eigentlich unser Alter? Wie altern
wir?
Aus fachlicher Sicht unterscheidet man
zwischen dem chronologischen und dem
biologischen Alter. Das chronologische Alter
bezeichnet dabei das Alter, das immer
bei irgendwelchen Anmeldungen und Kontrollen
verlangt wird, nach dem die Verwandten
immer fragen und das auf unserem
Personalausweis steht. Beim chronologischen
Alter handelt es sich also einfach
um die Tage, Wochen und Jahre nach der
Geburt, stur aus dem Kalender abgelesen.
Es misst also die Zeit.
Das biologische Alter hingegen gibt den
Gesundheitszustand im Vergleich zum
Durchschnitt an. Zwei Personen, die am selben
Tag geboren sind, können also ein verschiedenes
biologisches Alter haben, zum
Beispiel, weil eine*r weniger Sport treibt
oder sich ungesünder ernährt. Das biologische
Alter kann sogar nur auf einzelne
Körperteile bezogen werden. Beispielsweise
kann ein*e 30 Jahre alte*r Läufer*in
durch das Training ein fitteres Herz haben
als viele Gleichaltrige, die nicht joggen.
Doch die Gelenke sind durch die Belastung
biologisch mehr gealtert und somit älter als
beim Durchschnitt.
Ist es komisch, wenn ich mit 60 Jahren
noch mit 20-Jährigen meine Freizeit
verbringe? Was traut mir meine Familie
an Selbstständigkeit zu?
Am meisten erstaunt hat mich jedoch,
dass das biologische Alter auch durch
unsere Denkweise beeinflusst wird. Der
wohl berühmteste Versuch hierzu wurde
1979 von Ellen Langer durchgeführt. Sie
teleportierte acht Versuchspersonen quasi
in ihre Vergangenheit, indem sie eine
Wohnung so herrichtete wie im Jahr 1959.
Es wurden auch alte Fernsehsendungen gezeigt
und alte Zeitungen verteilt. Außerdem
gab es keine Spiegel, damit die Personen ihr
wahres Alter nicht sehen konnten. Vor und
nach dem fünf Tage andauernden Experiment
führte sie Tests durch. Und siehe da
– der gesundheitliche Zustand der Personen
hatte sich verbessert, was sich beispielsweise
an einer besseren Sehfähigkeit
zeigte.
Alter ist also ein sehr vielfältiger Begriff,
der von vielen Faktoren beeinflusst wird.
Meine Einstellung zum Alter wird auch
von meiner Rolle in der Gesellschaft und
den mit verschiedenen Lebensabschnitten
verknüpften gesellschaftlichen Bildern
beeinflusst. Bedeutet der Übergang in den
Ruhestand, dass ich alt und nutzlos für die
Gesellschaft bin? Ist es komisch, wenn ich
mit 60 Jahren noch mit 20-Jährigen meine
Freizeit verbringe? Was traut mir meine
Familie an Selbstständigkeit zu?
Obwohl viele von uns vermutlich alt
werden wollen, wollen die Wenigsten wohl
wirklich alt sein. Am besten scheint es mir
daher, ein Leben lang eine positive Einstellung
im Alltag zu leben. Damit helfen
wir dann auch anderen, denn gute Laune
steckt an. Versuchen wir also mit gesunder
Ernährung, Sport und einer positiven Einstellung
zwar chronologisch alt zu werden,
aber biologisch und psychisch möglichst
jung zu bleiben!
Wer sein biologisches Alter herausfinden
möchte, findet viele Tests dazu im Internet.
Diese geben natürlich nur bedingt
aussagekräftige Ergebnisse, aber eine erste
Orientierung, ob man eher auf die 60
zugeht oder für immer 18 bleibt.
Das hilft ja auch schon!
von Frank Hoppe