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Wasserwirtschaft in Europa - DWA Bayern

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Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Mai 2005<br />

Mündung des Rhe<strong>in</strong>s <strong>in</strong> den Bodensee<br />

1<br />

Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Herausgeber:<br />

<strong>DWA</strong>-Deutsche Vere<strong>in</strong>igung für <strong>Wasserwirtschaft</strong>,<br />

Abwasser und Abfall e.V.<br />

Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Friedenstraße 40, 81671 München


Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

Titelbild:<br />

Luftaufnahme der Rhe<strong>in</strong>vorstreckung <strong>in</strong> Richtung bayer. Bodenseeufer vom Mai 2004.<br />

Impressum:<br />

Der Mitglieder-Rundbrief des <strong>DWA</strong> Landesverbandes <strong>Bayern</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Regel zweimal jährlich und zwar im Mai und Dezember.<br />

Die Beiträge stellen die Me<strong>in</strong>ung des jeweiligen Verfassers dar.<br />

Auflagenhöhe: 3500<br />

Redaktion:<br />

LBD Jürgen Bauer, Bayer. Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, München<br />

Schriftleitung:<br />

Dipl.-Ing. Alfred Baumeister, RMD Wasserstraßen GmbH, München<br />

Dr.-Ing. Joachim Dressler, Ingenieurbüro EDR GmbH, München<br />

LBD Hermann Klotz, Stadtentwässerung München<br />

Dr.-Ing. Franz Zunic, Technische Universität München<br />

Redaktionsschluss:<br />

15. März und 15. September<br />

Layout:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Thomas Hlauschek, Bayer. Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, München<br />

Isolde Hellwig, München<br />

Druck:<br />

Hirthammer Verlag GmbH, Oberhach<strong>in</strong>g<br />

Beiträge s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zureichen an:<br />

Geschäftsstelle des <strong>DWA</strong> - Landesverbandes <strong>Bayern</strong>, Friedenstraße 40, 81671 München<br />

Telefon (089) 233 62590, Fax (089) 233 62595 (Frau Hellwig), Email: hellwig@dwa-bayern.de<br />

2<br />

vor Ihnen liegt der aktuelle Mitgliederrundbrief unseres Landesverbands. Er ist wieder sehr umfangreich, <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d es 60<br />

Seiten! An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mit e<strong>in</strong>em Beitrag zum Gel<strong>in</strong>gen unseres Rundbriefs beigetragen<br />

haben.<br />

Wenn Sie unseren Rundbrief durchblättern, werden Sie feststellen, dass die meisten Beiträge von Angehörigen des Bayer.<br />

Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong> kommen, auch von e<strong>in</strong>igen <strong>Wasserwirtschaft</strong>sämtern; aber kaum von Ingenieurbüros oder<br />

schon gar nicht von Städten oder Geme<strong>in</strong>den. Warum erwähne ich das? Etwa 300 unserer rd. 2500 Mitglieder s<strong>in</strong>d Ingenieurbüros<br />

und etwas mehr als 700 s<strong>in</strong>d Städte und Geme<strong>in</strong>den. Da verwundert es schon, wenn unser Rundbrief von Ingenieurbüros<br />

nicht dazu genutzt wird, sozusagen e<strong>in</strong> wenig Reklame <strong>in</strong> eigener Sache zu machen. Es gibt doch immer wieder Projekte,<br />

die es wert s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>em größeren Leserkreis bekannt zu machen. Unser Heft hat e<strong>in</strong>e Auflage von 3500 Stück und übertrifft<br />

damit so manche renommierte <strong>Wasserwirtschaft</strong>szeitschrift. Deshalb me<strong>in</strong>e Frage an unsere Ingenieurbüros: Warum steigern<br />

Sie Ihren Bekanntheitsgrad nicht durch den e<strong>in</strong>en oder anderen Fachbeitrag <strong>in</strong> unserem Rundbrief?<br />

Und noch e<strong>in</strong>es wird Ihnen auffallen. Mehr als 4/5 unserer Mitglieder kommen aus dem Abwasserbereich. Die Beiträge <strong>in</strong> unserem<br />

Heft, die sich – auch im weitesten S<strong>in</strong>ne – mit Abwasser beschäftigen, kann man an e<strong>in</strong>er Hand abzählen. Woran könnte<br />

das wohl liegen? Doch sicher nicht daran, dass es über den Abwasserbereich nichts mehr zu berichten gäbe. Deshalb hier<br />

me<strong>in</strong> Appell an unsere ehemaligen ATV-Mitglieder: Schreiben Sie e<strong>in</strong>en Artikel über e<strong>in</strong>e Besonderheit aus Ihrem Aufgabenbereich.<br />

Wir werden ihn gerne veröffentlichen.<br />

Übrigens, wir werden uns nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Reisebüro verwandeln – wie der e<strong>in</strong>e oder andere schon leicht spöttisch geäußert hat. Wir<br />

bleiben natürlich e<strong>in</strong> Verband, der sich mit der <strong>Wasserwirtschaft</strong>, dem Abwasser und dem Abfall beschäftigt – auch wenn wir<br />

nicht nur Fachexkursionen durchführen, sondern auch touristische und kulturelle Reisen, bei denen nicht das Fachliche, sondern<br />

das Gesellige im Mittelpunkt steht. Auch <strong>in</strong> diesem Heft bieten wir e<strong>in</strong>e Fachexkursion <strong>in</strong>s Burgenland an und für die Reise<br />

nach Vietnam und Kambodscha, deren Programm im letzten Rundbrief veröffentlicht wurde, s<strong>in</strong>d noch Restplätze frei. Wir freuen<br />

uns, wenn wir Ihr Interesse geweckt haben sollten und Sie an der e<strong>in</strong>en oder anderen Reise teilnehmen. Sie werden nicht<br />

nur Ihr Wissen erweitern, sondern mit Freunden reisen.<br />

Ihr<br />

Jürgen Bauer<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


Inhaltsverzeichnis<br />

Leitartikel<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> ...................................................................................................................................................... 4<br />

Titelbericht<br />

Auswirkung der Rhe<strong>in</strong>vorstreckung auf das bayerische Bodenseeufer .................................................................................. 8<br />

Der besondere Beitrag<br />

Die Rückkehr der Flusskrebse ................................................................................................................................................ 11<br />

Veranstaltungen<br />

33. Abwassertechnisches Sem<strong>in</strong>ar „Niederschlagswasserbehandlung <strong>in</strong> urbanen Gebieten“ am 30. Juni 2005 .............. 15<br />

Sem<strong>in</strong>ar „Akustische Doppler Geräte (ADCPs) <strong>in</strong> der Hydrometrie“ am 28./29. September 2005 ..................................... 15<br />

Sem<strong>in</strong>ar „Hochwasser - Vorsorge und Schutzkonzepte“ am 02./03. Juni 2005 .................................................................... 16<br />

Veranstaltung „Erleben Sie die Isar - e<strong>in</strong> Fluss im Spannungsfeld zwischen Technik und Natur“ ...................................... 16<br />

<strong>DWA</strong>-Landesverbandstagung „<strong>Wasserwirtschaft</strong> -Abwasser - Abfall“ am 26./27. Oktober 2005 ........................................ 17<br />

In eigener Sache<br />

Internationales Symposium „<strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> der Fläche“ .............................................................................................. 19<br />

Bayerische Nachbarschaften unter neuer Führung ............................................................................................................... 19<br />

<strong>DWA</strong>-Reise nach Vietnam und Kambodscha ......................................................................................................................... 20<br />

Bilderrätsel ............................................................................................................................................................................... 21<br />

Manfred Fischer 65 Jahre ........................................................................................................................................................ 22<br />

Abschied nach 32 Jahren Nachbarschaftsarbeit ................................................................................................................... 23<br />

<strong>DWA</strong>-Fachexkursion <strong>in</strong>s Burgenland vom 07. - 10.09.2005 .................................................................................................. 24<br />

Fotowettbewerb ........................................................................................................................................................................ 26<br />

Berichte<br />

Hochwasserschutz Obere Iller, Abschnitt Immenstadt .......................................................................................................... 28<br />

Operationelle Hochwasservorhersage am Beispiel des Illerhochwassers ........................................................................... 31<br />

Hochwasserschutz im Coburger Raum .................................................................................................................................. 33<br />

Laserscannerdaten für die 2d-Modellierung von Überschwemmungsgebieten .................................................................... 35<br />

Nutzen-Kosten-Untersuchungen bei Hochwasserschutzmaßnahmen .................................................................................. 36<br />

Zukunft für den Starnberger See ............................................................................................................................................ 37<br />

Durchgängigkeit der Regnitz am Wehr Neuses ..................................................................................................................... 38<br />

Trockenjahr 2003: Auswirkungen des Grundwasserstands auf die Fließgewässer .............................................................. 39<br />

20 Jahre Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre Frauenau ................................................................................................................................40<br />

Automation der Mess- und Kontrolle<strong>in</strong>richtungen am Ellertshäuser See ............................................................................. 42<br />

Gürtel und Hosenträger aus Sicherheitsgründen? ................................................................................................................. 43<br />

Industrielle Stoffströme am Beispiel der Müllverwertungsanlage Ingolstadt ........................................................................ 45<br />

Neufassung Landesplanungsgesetz ....................................................................................................................................... 47<br />

Gewässerkundlicher Monatsbericht ........................................................................................................................................ 48<br />

Elektronische Berichtserfüllung der Eigenüberwachungsdaten mit Programmen aus der Produktfamilie SEBAM ........... 49<br />

Ingenieurbüro spendiert zum Tag des Wassers e<strong>in</strong>en Brunnen für Äthiopien ...................................................................... 51<br />

„Flüsse brauchen Platz!“ - Thema e<strong>in</strong>er Briefmarke .............................................................................................................. 51<br />

Münchner Stadtentwässerung zertifiziert ............................................................................................................................... 52<br />

Neu: Richtl<strong>in</strong>ien für den Entwurf von wasserwirtschaftlichen Vorhaben ............................................................................... 52<br />

Personalnachrichten<br />

Neubesetzungen von Führungspositionen <strong>in</strong> der <strong>Wasserwirtschaft</strong> ..................................................................................... 53<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Ingolstadt unter neuer Leitung ........................................................................................................... 53<br />

Neuer Leiter des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samtes Schwe<strong>in</strong>furt ........................................................................................................ 54<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Hof bald unter neuer Leitung ............................................................................................................. 55<br />

Neuer Leiter des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samtes Weiden................................................................................................................ 55<br />

Dr.-Ing. Andreas Malcherek zum Universitätsprofessor berufen ........................................................................................... 56<br />

Konrad Klotz 70 Jahre ............................................................................................................................................................. 57<br />

Nachruf auf Dr. Walther Lorenz ............................................................................................................................................... 58<br />

Runde Geburtstage unserer Mitglieder................................................................................................................................... 58<br />

3<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Seite


Leitartikel<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Trotz der relativ dichten Besiedlung<br />

und des hohen Industrialisierungsgrades<br />

s<strong>in</strong>d die wasserwirtschaftlichen<br />

Verhältnisse <strong>in</strong><br />

<strong>Europa</strong> im Mittel heute meist<br />

besser als <strong>in</strong> vielen anderen ähnlich<br />

strukturierten und entwickelten<br />

Teilen der Welt. Dies gilt im<br />

Bereich der alten Länder (EU 15)<br />

sowohl für die Fragen des Wasserdargebots<br />

für menschliche<br />

Nutzungen als auch für die Fragen<br />

der Auswirkungen dieser<br />

Nutzungen auf Wassermenge,<br />

Wasserqualität sowie - allerd<strong>in</strong>gs<br />

mit E<strong>in</strong>schränkungen - auf<br />

den ökologischen Zustand der<br />

Gewässer. Dieser Zustand konnte<br />

hier trotz vielfach hohen Nutzungsdrucks<br />

auf die Gewässer<br />

unter anderem aufgrund der erheblichen<br />

Anstrengungen der<br />

letzten 30 Jahre, <strong>in</strong> denen der<br />

Gewässerschutz und die Wasserqualität<br />

dank der diesbezüglichen<br />

EU-Vorschriften sowie der jeweiligen<br />

nationalen Vorgaben an Stellenwert<br />

gewonnen haben, erreicht werden. Dennoch<br />

s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Wasserressourcen<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Gebieten<br />

<strong>Europa</strong>s durch unterschiedliche Tätigkeiten<br />

des Menschen bedroht. Es gibt<br />

nach wie vor viele offene Fragen und<br />

spezielle geografische „Belastungsschwerpunkte“.<br />

Bei den zehn <strong>in</strong> 2004<br />

beigetretenen Ländern ist e<strong>in</strong> teilweise<br />

hoher wasserwirtschaftlicher Aufholbedarf<br />

gegeben, dessen Beseitigung<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong> Generationenprogramm<br />

darstellt.<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>liche Gegebenheiten<br />

weisen oft sogar <strong>in</strong>nerhalb von relativ<br />

kle<strong>in</strong>en Betrachtungsräumen große Unterschiede<br />

auf. Somit überrascht es<br />

nicht, dass die <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

sehr heterogen ist, selbst <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>zelner Länder und Regionen. Die<br />

Länder <strong>Europa</strong>s liegen überdies <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

geografischen und klimatischen<br />

Zonen. Verschiedene Intensitäten<br />

der Industrialisierung und der<br />

4<br />

Beim Internationalen Symposium „<strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> der Fläche“ am 27. und 28. Januar 2005 im Europäischen Patentamt <strong>in</strong><br />

München hat Herr Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbandes, Essen, e<strong>in</strong>en viel beachteten Festvortrag<br />

gehalten. Mit freundlicher Genehmigung des Referenten veröffentlichen wir diesen Vortrag <strong>in</strong> Auszügen.<br />

Abb. 1: <strong>Wasserwirtschaft</strong>liche Hauptkennzahlen europäischer Länder<br />

Agrarwirtschaft kommen h<strong>in</strong>zu. Von e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>heitlichen wasserwirtschaftlichen<br />

Situation <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> kann somit nicht gesprochen<br />

werden. Die Hauptkennzahlen<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Länder s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung<br />

1 dargestellt.<br />

Vere<strong>in</strong>facht lässt sich zusammenfassen:<br />

Die nördlichen Länder F<strong>in</strong>nland und<br />

Schweden verfügen über große, sich<br />

jährlich erneuernde Wasserressourcen<br />

von über 20.000 m³ je E<strong>in</strong>wohner<br />

im langjährigen Mittel. In anderen<br />

Ländern wie Polen, Belgien, der<br />

Tschechischen Republik betragen<br />

die Ressourcen mit etwa 1.600 m³<br />

je E<strong>in</strong>wohner und Jahr weniger als<br />

e<strong>in</strong> Zwölftel davon, <strong>in</strong> Dänemark und<br />

auf Zypern s<strong>in</strong>d sie mit jährlich etwa<br />

1.100 m³ noch ger<strong>in</strong>ger.<br />

E<strong>in</strong>ige Länder „importieren“ den<br />

größten Teil ihrer Wasserressourcen<br />

über grenzüberschreitende Flüsse,<br />

so z. B. die Niederlande (91 %) und<br />

Ungarn (95 %). Für solche Unterliegerstaaten<br />

ist es essentiell, mit den<br />

Oberliegern zusammenzuarbeiten,<br />

um ihre <strong>Wasserwirtschaft</strong> abzusichern<br />

und optimieren zu können.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

In Ländern mit sehr ger<strong>in</strong>gen Wasserressourcen<br />

ist der Nutzungsgrad<br />

des Wassers tendenziell hoch. In<br />

sechs Ländern der EU werden<br />

(allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>schließlich der z. B.<br />

bei der Stromerzeugung benötigten<br />

Kühlwässer) jährlich mehr als 20 %<br />

der zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

genutzt, was häufig als e<strong>in</strong><br />

Indikator für „water stress“ im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es quantitativen Nutzungsdrucks<br />

angesehen wird. Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d<br />

dies Belgien (Nutzungsgrad 45 %),<br />

Italien (32 %), Spanien (23 %) und<br />

Deutschland (22 %), sowie auch die<br />

Inselstaaten Malta (26 %) und Zypern<br />

(22 %).<br />

Bei den wasserwirtschaftlichen Infrastrukturanlagen<br />

ist im Bereich der „alten“<br />

EU-Mitglieder (EU 15) bei der öffentlichen<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung bis auf<br />

wenige, lokal begründete Ausnahmen <strong>in</strong><br />

der Regel e<strong>in</strong>e Vollversorgung gegeben.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Entsorgung wurden bei<br />

der Umsetzung der „Richtl<strong>in</strong>ie über die<br />

Behandlung von kommunalem Abwasser“<br />

von der EU im Jahr 2004 allerd<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong>ige punktuell sehr bemerkenswerte<br />

Nachholbedürfnisse beim Bau bzw. der<br />

Erweiterung von Kläranlagen festge-


stellt. Auch die Kanalisation<br />

wird <strong>in</strong> manchen Ländern, z.<br />

B. <strong>in</strong> Belgien und Italien, von<br />

der EU-Kommission zu beachtlichen<br />

Anteilen als nicht<br />

richtl<strong>in</strong>ienkonform angesehen.<br />

Abbildung 2 zeigt, wie<br />

der Stand bei den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ländern gesehen wird. Die<br />

umfangreichen Kommentare<br />

<strong>in</strong> dem Bericht der EU-Kommission<br />

machen deutlich,<br />

dass die Bewertungen nicht<br />

nur unter technischen Aspekten<br />

sondern auch unter formellen<br />

Kriterien entstanden<br />

s<strong>in</strong>d und dass noch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

wechselseitiger Erörterungen<br />

über unterschiedliche<br />

Sichtweisen abzuschließen<br />

s<strong>in</strong>d, bevor sich e<strong>in</strong> abgestimmtes<br />

und objektives Bild<br />

ergibt.<br />

Die „neuen“ EU-Mitglieder<br />

haben h<strong>in</strong>sichtlich der öffentlichen<br />

Wasserversorgung<br />

und stärker noch h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Abwasserentsorgung e<strong>in</strong>en großen<br />

Nachholbedarf. Die Tabellen 1 und 2 verdeutlichen<br />

die doch ausgeprägten Unterschiede<br />

zwischen den Ländern.<br />

Erhöhte Aufmerksamkeit wird zukünftig<br />

dem Hochwasserschutz zukommen<br />

(müssen). Zwischen 1998 und 2002 wur-<br />

Tab. 1: Tr<strong>in</strong>kwasseranschlussgrad <strong>in</strong> ausgewählten<br />

Beitrittsländern<br />

Tab. 2: Kanalanschlussgrad und Abwasserbehandlungsquote<br />

<strong>in</strong> ausgewählten Beitrittsländern<br />

5<br />

Abb. 2: Erfüllungsgrad der Richtl<strong>in</strong>ie 91/271/EWG<br />

de <strong>Europa</strong> von über 100 größeren Überschwemmungen<br />

heimgesucht, darunter<br />

die Hochwasserkatastrophen an der<br />

Oder im Jahr 1998 und an der Donau sowie<br />

der Elbe im Jahr 2002. Seit 1998<br />

haben Überschwemmungen etwa 700 (!)<br />

Menschenleben <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> gefordert, die<br />

zeitweise Evakuierung von e<strong>in</strong>er halben<br />

Million Menschen notwendig<br />

gemacht und wirtschaftliche<br />

Verluste <strong>in</strong> Höhe von<br />

m<strong>in</strong>destens 25 Milliarden<br />

Euro verursacht. Alle<strong>in</strong>e<br />

entlang des Rhe<strong>in</strong>s leben<br />

derzeit bekanntlich mehr als<br />

10 Millionen Menschen <strong>in</strong> Bereichen<br />

mit extremem Hochwasserrisiko,<br />

das potenzielle<br />

Schadensrisiko wurde auf<br />

165 Milliarden Euro abgeschätzt.<br />

Europäische <strong>Wasserwirtschaft</strong>spolitik<br />

Die europäische <strong>Wasserwirtschaft</strong>spolitik<br />

der letzten 30<br />

Jahre führte zu Verordnungen,<br />

die <strong>in</strong> drei Phasen e<strong>in</strong>geteilt<br />

werden können. Zuerst<br />

kamen eher nutzungsorientierte<br />

Regelungen (1976 Badegewässer<br />

RL, 1979 Fischgewässer<br />

RL, 1980<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser RL) und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

zweiten Phase wurden die<br />

E<strong>in</strong>zelstoffe und Belastungsquellen<br />

angegangen (z. B.<br />

1991 Kommunale Abwasser<br />

RL, 1991 Nitrat RL). Mit der<br />

Verabschiedung des <strong>in</strong>tegrierenden<br />

Konzeptes der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />

(WRRL)<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

im Jahre 2000 wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dritte gesetzgeberische<br />

Phase e<strong>in</strong>getreten.<br />

Die schwerpunktmäßigen Fragestellungen<br />

bzw. Projekte der europäischen<br />

Wasserpolitik und des Vollzugs s<strong>in</strong>d<br />

derzeit:<br />

Umsetzung der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />

(WRRL)<br />

Die WRRL setzt an die Stelle der bislang<br />

nur punktuellen Regelungen e<strong>in</strong>en<br />

ganzheitlichen Ordnungsrahmen, der<br />

trotz ihrer oben angesprochenen Heterogenität<br />

für die <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong><br />

ganz <strong>Europa</strong> gilt. Bis 2015 sollen<br />

danach unter anderem alle Flussgebiete<br />

<strong>Europa</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en guten ökologischen<br />

Zustand gebracht werden, was e<strong>in</strong>en<br />

Paradigmenwechsel der <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong> darstellt. Während<br />

zuvor die (umweltverträgliche) Nutzung<br />

des Wassers und der Gewässer im Vordergrund<br />

stand, setzt die WRRL auf<br />

sehr weit reichende, (weitgehend) nutzungsunabhängige<br />

Zielvorgaben mit<br />

dem Fokus auf die Gewässer als Bestandteil<br />

des Naturhaushalts („Ökologisierung<br />

der <strong>Wasserwirtschaft</strong>“). Da, wo<br />

sich der gute ökologische Zustand aufgrund<br />

von nicht mehr änderbaren<br />

menschlichen oder natürlichen E<strong>in</strong>wirkungen<br />

<strong>in</strong> überschaubarer Frist nicht<br />

herbeiführen lässt (stark veränderte<br />

Wasserkörper: „heavily modified waterbodies“),<br />

soll das so genannte „gute<br />

ökologische Potential“ verwirklicht werden.<br />

Ausnahmetatbestände ergeben<br />

sich lediglich bei entsprechenden, nachzuweisenden<br />

sozioökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung der<br />

Zielvorgabe oder e<strong>in</strong>er Verlängerung der<br />

vorgegebenen Fristen.


Abb. 3: Lage und Größe der Flussgebiete <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Abbildung 3 zeigt die Lage und Größe<br />

der Flussgebiete <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>. In Irland,<br />

England, Italien und Griechenland gibt<br />

es viele kle<strong>in</strong>e Flusse<strong>in</strong>zugsgebiete, <strong>in</strong><br />

den anderen europäischen Ländern s<strong>in</strong>d<br />

sie überwiegend größer. Nach Abschluss<br />

der Bestandsaufnahme wird<br />

demnächst feststehen, wie <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Flussgebieten die Erreichbarkeit<br />

des guten ökologischen und chemischen<br />

Zustands e<strong>in</strong>geschätzt wird.<br />

Für Deutschland ist diese Abschätzung<br />

bereits vorgenommen worden. Die Gegenüberstellung<br />

der Bewertungen <strong>in</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Bundesländern macht deutlich,<br />

dass die Farbe „Rot“ überwiegt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t man im föderalen<br />

Deutschland zum Teil recht unterschiedliche<br />

Bewertungsmaßstäbe angelegt zu<br />

haben. Das Ergebnis der Betrachtung<br />

zeigt Abbildung 4.<br />

6<br />

Grundwasserschutz<br />

Im europäischen Mittel erfolgt die öffentliche<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung zu etwas<br />

mehr als 50 % aus Grundwasser, wobei<br />

e<strong>in</strong>zelne Länder von dieser Verteilung z.<br />

T. stark abweichen. In e<strong>in</strong>igen Ländern<br />

ist das Grundwasser regional signifikant<br />

mit Nitrat belastet, z. B. <strong>in</strong> Frankreich,<br />

Österreich, Spanien und Portugal. Auch<br />

die Anreicherung von Pflanzenschutz -<br />

und -behandlungsmitteln ist vielerorts<br />

kritisch.<br />

Aufgrund mangelnder Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

bei der politischen Willensbildung unter<br />

den Mitgliedsstaaten wurden <strong>in</strong> der<br />

WRRL ke<strong>in</strong>e konkreten Vorgaben zum<br />

Niveau des Grundwasserschutzes formuliert.<br />

Stattdessen wurde <strong>in</strong> Artikel 17<br />

der WRRL festgelegt, dass hierzu „spezielle<br />

Maßnahmen“ zu erlassen s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Diese werden derzeit <strong>in</strong> Form der Tochterrichtl<strong>in</strong>ie<br />

Grundwasser <strong>in</strong>tensiv diskutiert.<br />

Kernpunkt der Erörterungen ist<br />

dabei die Festlegung der Kriterien zur<br />

Beurteilung des bis 2015 angestrebten<br />

„guten (chemischen und mengenmäßigen)<br />

Zustands“ und der Kriterien zur Ermittlung<br />

der signifikanten und anhaltenden<br />

Trends von Schadstoffen im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die danach angestrebte Trendumkehr.<br />

„Cross Compliance“<br />

Die Landwirtschaft hat bei der Belastung<br />

des Grundwassers und auch der Oberflächengewässer<br />

immer schon e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

Rolle gespielt. Mit der Reform<br />

der „Geme<strong>in</strong>samen Agrarpolitik“ wird die<br />

Höhe der Gewährung von Direktzahlungen<br />

an landwirtschaftliche Betriebe an<br />

die E<strong>in</strong>haltung verb<strong>in</strong>dlicher Vorschriften


<strong>in</strong> Bezug auf die landwirtschaftlichen<br />

Flächen, die<br />

landwirtschaftliche Erzeugung<br />

und die landwirtschaftliche<br />

Tätigkeit geknüpft.<br />

Diese sog. Cross<br />

Compliance („Quer-Verpflichtung“)<br />

bewirkt, dass<br />

die EU Prämienzahlungen<br />

nur noch an jene Landwirte<br />

<strong>in</strong> voller Höhe leistet,<br />

die bestimmte Standards<br />

im Umweltschutz, Tierschutz<br />

und <strong>in</strong> der Lebensmittelsicherheit<br />

e<strong>in</strong>halten.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf das Wasser<br />

bedeutet dies seit dem<br />

1.1.2005 für die Bauern<br />

vor allem<br />

den Schutz der Gewässer<br />

vor Verunre<strong>in</strong>igungen<br />

durch Nitrat<br />

aus landwirtschaftlichen<br />

Quellen (Richtl<strong>in</strong>ie<br />

91/676/EWG),<br />

den Schutz der Umwelt<br />

und <strong>in</strong>sbesondere<br />

der Böden bei der Verwendung<br />

von Klärschlamm <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

(Richtl<strong>in</strong>ie 86/278/EWG) und<br />

den Schutz des Grundwassers gegen<br />

Verschmutzung durch bestimmte<br />

gefährliche Stoffe (Richtl<strong>in</strong>ie 80/<br />

68/EWG)<br />

zu berücksichtigen.<br />

Die Ausrichtung der verschiedenen Politikbereiche<br />

der EU auf geme<strong>in</strong>same<br />

Ziele im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er kohärenten Politik<br />

ist auch aus wasserwirtschaftlicher Sicht<br />

sehr zu begrüßen.<br />

Anforderungen und Chancen aus der<br />

EU-Osterweiterung<br />

Um den Stand des Umweltschutzes an<br />

den der EU-15-Mitglieder anzugleichen,<br />

müssen die neuen Mitgliedsländer sowie<br />

Bulgarien und Rumänien nach<br />

Schätzung der Generaldirektion Umwelt<br />

der Europäischen Kommission<br />

<strong>in</strong>sgesamt 80 bis 110 Mrd. € <strong>in</strong>vestieren.<br />

Das entspricht e<strong>in</strong>em Betrag von 700 bis<br />

1.040 € pro E<strong>in</strong>wohner. Über die Hälfte<br />

der erforderlichen Gesamt<strong>in</strong>vestitionen,<br />

also über 50 Mrd. €, werden davon voraussichtlich<br />

für die Wasser- und Abwasserwirtschaft<br />

gebraucht. Andere Schätzungen<br />

kommen auf noch höhere<br />

Werte.<br />

Von der Adm<strong>in</strong>istration der EU wurde der<br />

geschätzte wirtschaftliche Nutzen monetarisiert,<br />

der aus der Umsetzung der<br />

europäischen Umweltgesetzgebung zu<br />

erwarten ist. Auch wenn solche Zahlen<br />

7<br />

Abb. 4: Ergebnis der <strong>in</strong>tegralen E<strong>in</strong>schätzung zur Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Zielerreichung „Guter<br />

Zustand“ für Deutschland (Mitteilungen der Landesm<strong>in</strong>isterien: Workshop LAWA.EUF Bonn III,<br />

2004, mit nachträglichen Ergänzungen)<br />

mit Zurückhaltung betrachtet werden<br />

sollten, so geben sie doch H<strong>in</strong>weise auf<br />

Gewicht und Größenordnung der bestehenden<br />

Probleme.<br />

Über alle umweltbezogenen Bereiche<br />

wurde er für die neuen Staaten über die<br />

Jahre von 1999 bis 2020 auf 134 bis 681<br />

Mrd. € oder auf 12 bis 69 Mrd. € jährlich<br />

beziffert. Der größte wirtschaftliche Effekt<br />

resultiert danach aus Verbesserungen<br />

der Gesundheit der Bevölkerung, z.<br />

B. hervorgerufen durch die Reduzierung<br />

der Luftverschmutzung. Für den Wasserbereich<br />

wurden die wirtschaftlichen Vorteile<br />

auf 5,4 bis 13,6 Mrd. € jährlich abgeschätzt.<br />

Sie resultieren <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

aus e<strong>in</strong>er angenommenen Verbesserung<br />

der Tr<strong>in</strong>kwasserqualität und -versorgung<br />

bed<strong>in</strong>gt. Für die bisherigen EU-Mitgliedstaaten<br />

kann sich aus der Angleichung<br />

der Umweltstandards der folgende Nutzen<br />

ergeben:<br />

Die Umweltqualität, <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei grenzüberschreitenden Umweltproblemen<br />

verbessert sich, wovon<br />

neben den jeweiligen neuen Mitgliedsländern<br />

selbst besonders Anra<strong>in</strong>erstaaten<br />

wie Deutschland, Österreich<br />

oder die skand<strong>in</strong>avischen<br />

Länder profitieren würden.<br />

Tendenziell verbessert sich die Wettbewerbsfähigkeit<br />

für Güter, die<br />

durch Importkonkurrenz aus den<br />

Beitrittsländern bedroht s<strong>in</strong>d.<br />

Der Zwang zur Angleichung der Umweltstandards<br />

eröffnet e<strong>in</strong>en bedeutenden<br />

Markt für westeuropäische<br />

Umwelttechnikanbieter.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Schlussbetrachtung<br />

Die unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten<br />

verh<strong>in</strong>dern, dass man von e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>heitlichen <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

sprechen kann. Allerd<strong>in</strong>gs versucht<br />

die europäische Umweltadm<strong>in</strong>istration,<br />

e<strong>in</strong>heitliche rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die <strong>Wasserwirtschaft</strong> im europäischen<br />

Raum zu schaffen. Hierbei<br />

werden den e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedsstaaten<br />

<strong>in</strong> manchen Fällen jedoch durchaus unterschiedliche<br />

Maßstäblichkeiten für die<br />

Anwendung von rechtlichen Vorgaben<br />

e<strong>in</strong>geräumt bzw. von den Mitgliedsstaaten<br />

gewählt. Es bleibt somit mit gewisser<br />

Spannung abzuwarten, zu welchen<br />

Ergebnissen die Anwendung der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />

bei den manchmal<br />

abweichenden nationalen Vorstellungen<br />

zum Schutz der Umwelt und der Wasserqualität<br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong> führen wird, zumal<br />

manche Mitgliedstaaten ihre nationale<br />

wirtschaftliche Entwicklung durch das<br />

europäische Umweltrecht eher belastet<br />

sehen. Inwieweit unterschiedliche Ansätze<br />

der <strong>Wasserwirtschaft</strong> im föderalen<br />

Deutschland angesichts der europäischen<br />

Dimension dieser Betrachtungen<br />

weiter bestehen bleiben können, sollte<br />

im H<strong>in</strong>blick auf zukünftig noch stärker an<br />

wirtschaftlicher Effizienz ausgerichteten<br />

Lösungen überdacht werden.<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

des Ruhrverbands,<br />

Essen


Titelbericht<br />

Auswirkung der Rhe<strong>in</strong>vorstreckung auf das<br />

bayerische Bodenseeufer<br />

Hochwasser im Rhe<strong>in</strong>tal<br />

Der Unterlauf des Alpenrhe<strong>in</strong>s fließt als<br />

gezähmter Strom zwischen dem Kanton<br />

St. Gallen und dem Land Vorarlberg h<strong>in</strong>durch<br />

bevor er <strong>in</strong> den Bodensee mündet.<br />

Früher war er e<strong>in</strong> ungebändigter Wildfluss,<br />

der se<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ienführung ständig<br />

änderte und dabei Schlamm und Geschiebe<br />

ablagerte. Überschwemmungen<br />

aufgrund von Sohlhebungen s<strong>in</strong>d bis <strong>in</strong>s<br />

11. Jahrhundert zurück bekannt. Im 18.<br />

und 19. Jahrhundert kam es zu e<strong>in</strong>er<br />

starken Zunahme der Überflutungen, die<br />

den Begriff „Rhe<strong>in</strong>-Not“ prägten. Dies<br />

war ke<strong>in</strong>e Laune der Natur, sondern die<br />

Folge übermäßiger Holznutzung <strong>in</strong><br />

Graubünden, sowie die Anlage unzweckmäßiger<br />

Wuhrbauten durch die<br />

Rhe<strong>in</strong>anwohner. Auf beiden Seiten des<br />

Flusses versuchte man die Fluten <strong>in</strong><br />

Richtung Nachbar abzuweisen. Der<br />

Rhe<strong>in</strong> mäandrierte zu dieser Zeit auf<br />

e<strong>in</strong>er Breite von 300 bis 900 m. Das<br />

Geschiebe wurde nicht im ausreichenden<br />

Maß Richtung Bodensee abgeführt,<br />

sondern blieb e<strong>in</strong>fach liegen und die<br />

Rhe<strong>in</strong>sohle erhöhte sich immer mehr.<br />

Der Kampf gegen die Hochwässer wurde<br />

unkoord<strong>in</strong>iert und lokal begrenzt geführt.<br />

Die große Zahl von Rhe<strong>in</strong>katastrophen<br />

– die folgenschwerste 1817 - und Erfahrungen<br />

mit anderen Flußkorrektionen<br />

ebneten den Weg zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Vorgehen. 1827 wurden zwischen<br />

dem Kanton St. Gallen und dem Land<br />

Vorarlberg mit dem sog. „Wuhrbauprovisorium“<br />

erste Normen über Wuhrbau<br />

8<br />

Östlicher Bodensee, Überblick<br />

und Flussbreite aufgestellt. Anfängliche<br />

Erfolge ließen das Interesse an e<strong>in</strong>er<br />

durchgreifenden, geme<strong>in</strong>samen Lösung<br />

im Rhe<strong>in</strong>tal wieder schw<strong>in</strong>den. Erst die<br />

beängstigenden Auflandungen der<br />

Rhe<strong>in</strong>sohle und die Hochwasser-Katastrophen<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1888 und 1890<br />

führten zum Staatsvertrag von 1892 und<br />

der Gründung der Internationalen Rhe<strong>in</strong>regulierung<br />

(IRR).<br />

Situation vom 06.03.1930: Die Aufnahme zeigt die Verlandung am neuen Rhe<strong>in</strong>delta<br />

und die beg<strong>in</strong>nenden Baumaßnahmen zum Schutz der Hard-Fussacher Bucht<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Staatsverträge von 1892, 1924 und<br />

1954<br />

Der Staatsvertrag von 1892 zwischen<br />

der Schweiz und Österreich war die<br />

Grundlage für die Regulierung des<br />

Rhe<strong>in</strong>laufs zwischen der Illmündung und<br />

dem Bodensee. Das Grossprojekt sah<br />

e<strong>in</strong>e Verkürzung des Rhe<strong>in</strong>laufs von 10<br />

km durch den Fußacher und den Diepoldsauer<br />

Durchstich vor. Der Alpenrhe<strong>in</strong><br />

wurde teilweise kanalisiert und die<br />

Mündung nach fünfjähriger Bauzeit im<br />

Jahr 1900 von Rhe<strong>in</strong>eck um etwa 8 km<br />

nach Osten zwischen die Harder und<br />

Fussacher Bucht verlegt, wobei<br />

<strong>in</strong>sgesamt ca. 60 000 m³ Kiesmaterial<br />

benötigt wurde. Durch den kürzeren<br />

Flusslauf und e<strong>in</strong> enges Flussbett konnte<br />

man die Auflandung stoppen und die<br />

Überschwemmungsgefahr beseitigen.<br />

Der Rhe<strong>in</strong> sollte das gesamte Geschiebe<br />

<strong>in</strong> den Bodensee ableiten. Vor der<br />

Verlegung der Mündung wurde e<strong>in</strong> Großteil<br />

der Sedimentfracht durch sog. Trübeströme<br />

(Schlammlaw<strong>in</strong>en aus dem<br />

Flußdelta) im zentralen Teil des Bodensees<br />

abgelagert. Aufgrund der topografischen<br />

Verhältnisse der neuen Rhe<strong>in</strong>mündung<br />

war das nicht mehr möglich<br />

und große Schwebstoffmengen wurden


Situation am 19.09.1967: Ausbauzustand: Rhe<strong>in</strong> und Dornbirnerache s<strong>in</strong>d kanalisiert,<br />

das Harder B<strong>in</strong>nenbecken ist mit e<strong>in</strong>em Damm gegen Verlandung geschützt<br />

(Wasserstand 396,20 m, Abfluss: 274 m³/s)<br />

mündungsnah deponiert. Die massiven<br />

Ablagerungen gaben Anlass zur Sorge,<br />

dass der Alpenrhe<strong>in</strong> den östlichen Teil<br />

des Bodensees ( Bregenzer Bucht ) vom<br />

Rest des Sees abschneiden könnte.<br />

Bereits 1911 wurde begonnen turnusmäßig<br />

ca. alle 10 Jahre den Seegrund<br />

im östlichen Bodensee zu vermessen.<br />

Ziel war es, die Entwicklung zu dokumentieren<br />

und festzustellen wie viele<br />

Schwebstoffe an welcher Stelle abgelagert<br />

wurden und wie sich die Rhe<strong>in</strong>mündung<br />

<strong>in</strong> den See fortentwickelt. Der<br />

Staatsvertrag von 1924 hatte neben der<br />

Fortführung der Regulierungsarbeiten<br />

auch die Vorstreckung der Bauwerke<br />

zum Inhalt, um e<strong>in</strong>er Verlandung der<br />

Fußacher, Harder und Bregenzer Bucht<br />

entgegenzuwirken. Der dritte 1954 abgeschlossene<br />

Staatsvertrag legte die Erhöhung,<br />

Verstärkung und Zurücksetzung<br />

der Hochwasserdämme fest, um damit<br />

e<strong>in</strong>en Hochwasserabfluss von 3100 m³<br />

beherrschen zu können. Federführendes<br />

Gremium ist derzeit die Geme<strong>in</strong>same<br />

Rhe<strong>in</strong>kommission (GRK) ,die mit Vertretern<br />

aus der Schweiz und Österreich besetzt<br />

ist ,wobei IRR mitwirkt.<br />

Rhe<strong>in</strong>vorstreckung seit 1973<br />

Der Alpenrhe<strong>in</strong>, der zwei Drittel des<br />

Gesamtzuflusses zum Bodensee ausmacht,<br />

transportiert jährlich ca. drei Millionen<br />

Kubikmeter Material heran. Dies<br />

entspricht gefüllten Güterwaggons auf<br />

e<strong>in</strong>er Länge von ca. 400 km. Das Verlandungsproblem<br />

wurde zwar frühzeitig erkannt,<br />

aber erst 1973 wurden Gegenmaßnahmen<br />

angegangen. Es wurde<br />

damit begonnen, den Rhe<strong>in</strong> zuerst auf<br />

der Ost- und dann auch auf der westlichen<br />

Seite vorzustrecken. Damit will<br />

9<br />

man erreichen, dass der Rhe<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Geschiebefracht <strong>in</strong> tieferes Wasser e<strong>in</strong>leitet<br />

und e<strong>in</strong>e weitere Auflandung des<br />

Ufers verh<strong>in</strong>dern. Rund 4,5 km außerhalb,<br />

an der so genannten Halde beg<strong>in</strong>nt<br />

der tiefe Bodensee. Dort kann sich das<br />

Material besser und weiträumiger verteilen.<br />

1979 wurde die L<strong>in</strong>ienführung der<br />

Vorstreckung der Deltaentwicklung angepasst.<br />

Im Jahr 1984 konnte die Ver-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

suchsanstalt für Wasserbau der ETH<br />

Zürich (VAW) nachweisen, dass das<br />

Ziel, die Schwebstoffe <strong>in</strong> größere Seetiefen<br />

zu leiten erreicht wird.<br />

Für den Dammbau wird unter anderem<br />

auch über 30 000 to/Jahr Ste<strong>in</strong>bruchmaterial<br />

verwendet. Zudem wird dem Rhe<strong>in</strong><br />

Kies entnommen. E<strong>in</strong>e ökologische Begleitplanung<br />

sorgt dafür, dass sich charakteristische<br />

Lebensräume für Pflanzen,<br />

Vögel und Fische <strong>in</strong> der<br />

Deltalandschaft entwickeln können. Mit<br />

Gestaltungsmaßnahmen werden Flachwasserzonen,<br />

Fischr<strong>in</strong>nen und Mulden,<br />

Steilböschungen und Inseln geschaffen.<br />

Stattliche Summen werden für dieses<br />

Projekt aufgebracht, die sich Österreich<br />

und Schweiz teilen. 4,5 Mio. Schweizer<br />

Franken ( ca. 3 Mio. € ) werden jährlich<br />

für die Rhe<strong>in</strong>regulierung aufgewendet.<br />

Ungefähr die Hälfte des Budgets wird für<br />

die Rhe<strong>in</strong>vorstreckung e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Auswirkungen auf den Bodensee<br />

Seit dem Fussacher Durchstich ist der<br />

Bau der Rhe<strong>in</strong>vorstreckung der größte<br />

hydrologische E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den Bodensee.<br />

Über den beabsichtigten Effekt der Materialverlagerung<br />

stellen sich mit Sicherheit<br />

weitere Auswirkungen auf den See<br />

e<strong>in</strong>. In den 80er Jahren wurden sowohl<br />

bei chemischen als auch bei biologischen<br />

Untersuchungen im See Entwicklungstendenzen<br />

beobachtet, die<br />

möglicherweise durch die Rhe<strong>in</strong>vorstreckung<br />

bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d.<br />

Situation vom 10.05.1975: Mit dem Bau von Buhnen im Rhe<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>em Schutzdamm<br />

wurde die Fussacher Bucht gegen weiteren Sedimente<strong>in</strong>trag geschützt (Wasserstand<br />

395,79 m, Abfluss 344 m³/s)


Untersuchungen IGKB (Internationale<br />

Gewässerschutzkommission für<br />

den Bodensee)<br />

Die IGKB nahm sich seit Mitte der 80er<br />

Jahre dieser Thematik an. In e<strong>in</strong>er ersten<br />

Phase wurde der bisherige Seezustand<br />

im östlichen Bodensee-Obersee<br />

<strong>in</strong>sbesondere im Bereich der Alpenrhe<strong>in</strong>mündung<br />

anhand der vorhandenen<br />

Literatur (Blauer Bericht 42 ) beschrieben.<br />

Anschließend wurde die regionale<br />

Erfassung der Sedimentoberflächenstruktur<br />

mit Sidescanuntersuchungen<br />

vorangetrieben. Auf ihrer 36. Tagung<br />

1990 gab die IGKB e<strong>in</strong> mathematisches<br />

Modell zur Abschätzung von Effekten<br />

der Mündungsverlängerung des Alpenrhe<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong> Auftrag. Untersucht wurden<br />

10<br />

Situation vom 01.04.1986: Mündungsbauwerk vor dem Hochwasser 1987 (Wasserstand<br />

395,03 m, Abfluss 195 m³/s)<br />

Situation vom 07.08.1999: Die Rhe<strong>in</strong>mündung<br />

nach dem Sommerhochwasser 1999. Im Ger<strong>in</strong>ne<br />

haben sich große Inseln gebildet. Weitere Ablagerungen<br />

gibt es westlich des l<strong>in</strong>ken Rhe<strong>in</strong>dammes.<br />

(Wasserstand 396,17 m, Abfluss 255 m³/s)<br />

dabei die Unterschiede zwischen<br />

e<strong>in</strong>er Referenzlage im<br />

Jahr 1989 und der vorgesehenen<br />

Endlage der Rhe<strong>in</strong>vorstreckung.<br />

Unterschiedliche<br />

hydrologische und meteorologische<br />

(<strong>in</strong>sbesondere verschiedene<br />

W<strong>in</strong>drichtungen)<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen wurden<br />

angenommen. Die Ergebnisse<br />

veröffentlichte die IGKB<br />

1999 <strong>in</strong> ihrem blauen Bericht<br />

Nr. 50. Neben anderen Erkenntnissen<br />

über die w<strong>in</strong>terliche<br />

Ausbreitung des Alpenrhe<strong>in</strong>wassers<br />

im See zeigt<br />

sich, dass die geplante Endlage<br />

generell e<strong>in</strong>e Fokussierung<br />

der Flusswasserfahne<br />

bewirkt und bei bestimmten<br />

W<strong>in</strong>dlagen die an den Unterwasserabhängen<br />

zwischen<br />

Nonnenhorn und Langenargen<br />

tief entlang streichende<br />

Fahne <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Auftriebsgebiet<br />

gelangt. Hierdurch kann dieser<br />

Fahnenteil fast vollständig an die<br />

Oberfläche gehoben werden.<br />

Rhe<strong>in</strong>vorstreckung und bayerisches<br />

Bodenseeufer<br />

Der Weiterbau der Rhe<strong>in</strong>vorstreckung<br />

und ihre vorgesehene Endlage mit Richtung<br />

auf Nonnenhorn ließen das bayerische<br />

Bodenseeufer immer mehr <strong>in</strong> den<br />

Blickpunkt rücken. Bei der Tr<strong>in</strong>kwasserentnahme<br />

für die Stadt L<strong>in</strong>dau beim<br />

Seepumpwerk <strong>in</strong> Nonnenhorn trat vermehrt<br />

trübstoffreiches Wasser auf und<br />

verursachte Probleme mit den Filtern.<br />

Segler und Fischer beobachten e<strong>in</strong>e Veränderung<br />

der Strömungscharakteristik<br />

entlang des bayerischen Bodensee-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

ufers. Auch die Stellen, an denen Treibholz<br />

von den vorherrschenden Westw<strong>in</strong>den<br />

angeschwemmt wird, haben sich<br />

verlagert. Der Freistaat <strong>Bayern</strong> muss<br />

aufgrund wasserrechtlicher Vorgaben<br />

jährlich ca. 10.000 m³ Treibholz von öffentlichen<br />

Ufergrundstücken entfernen<br />

und entsorgen. E<strong>in</strong>e vertiefte Betrachtung<br />

der Gesamtproblematik war deshalb notwendig.<br />

In den betroffenen Bereichen<br />

bef<strong>in</strong>den sich wichtige Fischlaichplätze,<br />

wertvolle Pflanzenbestände und alle Bodenseeanliegergeme<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>d sehr<br />

stark vom Tourismus geprägt.<br />

Auf ihrer 49. Kommissionstagung 2003<br />

<strong>in</strong> Vaduz beschloss deshalb die IGKB,<br />

dass <strong>Bayern</strong> und GRK/IRR bilateral<br />

Möglichkeiten abklären, wie die Problematik<br />

der Sedimentbee<strong>in</strong>trächtigung des<br />

bayerischen Bodenseeufers im Rahmen<br />

der laufenden Untersuchungen zur Ausgestaltung<br />

des Mündungsbereiches verm<strong>in</strong>dert<br />

werden kann. Außerdem wurde<br />

aufgrund der vorliegenden Ergebnisse<br />

der Alpenrhe<strong>in</strong>-Modellierung <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Tiefene<strong>in</strong>schichtung beschlossen<br />

e<strong>in</strong>e Änderung der geplanten Mündungslage<br />

um 5 Grad nach Westen zu<br />

empfehlen. Im Jahr 2004 wurde dieser<br />

Vorschlag bereits umgesetzt und wird<br />

seitdem scherzhaft auch als „<strong>Bayern</strong>kurve“<br />

bezeichnet. Derzeit werden zwischen<br />

der GRK/IRR und Vertretern des Freistaates<br />

<strong>Bayern</strong> weitere Gespräche geführt.<br />

Grundlage für alle Beteiligten ist<br />

dabei e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtungsweise<br />

und das Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigen,<br />

geme<strong>in</strong>samen Lösung, die entsprechend<br />

den sich tatsächlich e<strong>in</strong>stellenden<br />

Verhältnissen immer wieder zu überprüfen<br />

und gegebenenfalls an die Erfordernisse<br />

anzupassen ist. Parallel dazu laufen<br />

Untersuchungen an der ETH Zürich<br />

VAW für e<strong>in</strong> Konzept zur M<strong>in</strong>imierung<br />

der Auswirkungen der Rhe<strong>in</strong>vorstreckung<br />

auf den Bodensee.<br />

Interessante Informationen zur Thematik<br />

Alpenrhe<strong>in</strong> und Bodensee s<strong>in</strong>d im<br />

Internet unter folgenden Adressen verfügbar:<br />

Aktuelle und historische Informationen<br />

zum Museum Rhe<strong>in</strong>schauen:<br />

www.rhe<strong>in</strong>schauen.at<br />

Information der Geme<strong>in</strong>samen Rhe<strong>in</strong>kommission:<br />

www.rhe<strong>in</strong>regulierung.at<br />

Information zur Internationalen Gewässerschutzkommission<br />

für den Bodensee:<br />

www.igkb.de<br />

Information zum Entwicklungskonzepts<br />

des Alpenrhe<strong>in</strong>s:<br />

www.alpenrhe<strong>in</strong>.net<br />

Bernd Engstle<br />

WWA Kempten<br />

(Bildquellen: Internationale Rhe<strong>in</strong>regulierung)


Der besondere Beitrag<br />

Die Rückkehr der Flusskrebse<br />

Vom Massenprodukt zur elitären Delikatesse<br />

Dass Flusskrebse e<strong>in</strong>e durchaus<br />

schmackhafte Delikatesse s<strong>in</strong>d, wissen<br />

heute nur Gourmets, die bereit s<strong>in</strong>d für<br />

diesen Genuss beträchtlich zu löhnen.<br />

Das war <strong>in</strong> den vergangenen Jahrhunderten<br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong> sehr anders. Zwar waren<br />

die Krabbeltiere <strong>in</strong> der kultivierten<br />

Küche nicht weniger beliebt als heute,<br />

aber sie waren <strong>in</strong> schier unerschöpflichen<br />

Mengen verfügbar. In fast jeder Art<br />

von Gewässern waren reiche Bestände<br />

zu beernten. E<strong>in</strong>fache Leute auf dem<br />

Lande konnten sich vielfach dort selbst<br />

bedienen und dennoch blühte der Handel,<br />

um auch Fürstenhäuser, Klöster,<br />

aber auch die bürgerlichen Haushalte<br />

ständig zu versorgen. Frachtpapiere,<br />

Rechnungen und Aufstellungen von<br />

Handelkontoren belegen den Umfang<br />

und die wirtschaftliche Bedeutung des<br />

Krebshandels <strong>in</strong> alle Richtungen kreuz<br />

und quer durch <strong>Europa</strong>. Dies konnte sich<br />

nur deshalb entwickeln, weil Krebse<br />

ganz anders als Fische auch ohne Wasser<br />

problemlos längere Reisen über große<br />

Entfernungen lebend überstehen<br />

können und sich viele Wochen ohne<br />

Kühle<strong>in</strong>richtungen frisch aufbewahren<br />

lassen. Es gibt H<strong>in</strong>weise, dass bereits<br />

Ste<strong>in</strong>zeitmenschen dies nutzten, um sich<br />

lebend frische Vorräte <strong>in</strong> leicht zugänglichen<br />

Gewässern anzulegen und damit<br />

bereits durch umfangreiche Besatzaktivitäten<br />

zur Verbreitung der Krebse beitrugen.<br />

Mönche des Spätmittelalters<br />

wussten die Krebse als Fastenspeise zu<br />

kultivieren und entwickelten vielfach e<strong>in</strong>e<br />

bereits methodisch sehr ausgefeilte<br />

teichwirtschaftliche Krebsproduktion.<br />

Damit konnte nicht nur e<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Teil des Freitags-Tisches gedeckt werden,<br />

Krebse fanden auch <strong>in</strong> der klösterlichen<br />

Mediz<strong>in</strong> als Ausgangsprodukt<br />

verschiedener Rezepturen und Präparate<br />

Anwendung, sicherlich nicht zuletzt<br />

wegen ihrer geheimnisvollen und verborgenen<br />

Lebensweise, welche die<br />

Phantasie der klösterlichen Mediz<strong>in</strong>männer<br />

anregte.<br />

Es ist kaum mehr nachzuvollziehen, wie<br />

dramatisch dieses Geschäftsgefüge und<br />

11<br />

Jahrzehntelang schienen die Flusskrebse so gut wie ausgestorben, heute begegnet man ihnen immer wieder <strong>in</strong> bayerischen<br />

Gewässern, stellenweise können sie <strong>in</strong> beträchtlichen Dichten auftreten und im Extremfall sogar die Fischerei beh<strong>in</strong>dern. Flusskrebse<br />

gelten geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> als sensibel gegenüber den E<strong>in</strong>flüssen ihrer aquatischen Umwelt und werden als Indikatoren für <strong>in</strong>takte<br />

Lebensraumverhältnisse verstanden. Darf man sich also heute im Lichte der Europäischen Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie über<br />

die gepanzerten Rückkehrer als Beleg erfolgreich verbesserter ökologischer Verhältnisse <strong>in</strong> den Gewässern ungetrübt freuen<br />

und erleichtert zurücklehnen, oder ist das Thema vielschichtiger und auch mit negativen Seiten behaftet?<br />

Die Abteilung für gewässerökologische Forschung des Bayerischen Landesamts für <strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> Wielenbach befasst<br />

sich bereits seit etwa zwanzig Jahren mit den Flusskrebsen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, ihren Lebensräumen und der Entwicklung ihrer Bestände.<br />

E<strong>in</strong> Zeugnis der Bedeutung der Krebse<br />

<strong>in</strong> der klösterlichen Teichwirtschaft Südbayerns,<br />

Putte am Josephsaltar <strong>in</strong> der<br />

Pfarrkirche <strong>in</strong> Rottenbuch (Lkrs. Weilheim-Schongau)<br />

die Stellung der Flusskrebse <strong>in</strong> der Speisekultur<br />

zusammenbrachen, als beg<strong>in</strong>nend<br />

mit dem Ende des 19ten Jahrhunderts<br />

<strong>in</strong>nerhalb nur e<strong>in</strong>iger Jahrzehnte<br />

die Krebsbestände <strong>Europa</strong>s flächendeckend<br />

ausstarben. Spätestens seit der<br />

Zeit zwischen den Weltkriegen war die<br />

Ära der Krebse <strong>in</strong> Deutschland vorbei<br />

und kaum e<strong>in</strong> Mensch hatte noch irgend<br />

etwas mit den Tieren zu schaffen.<br />

Ursachen des Zusammenbruchs<br />

Der Verlauf und die Ursache des großen<br />

Sterbens s<strong>in</strong>d heute wohl bekannt und<br />

waren auch bereits damals ke<strong>in</strong> großes<br />

Rätsel. Ausgehend von der italienischen<br />

Lombardei nahm der Untergang der<br />

Krebsbestände etwa ab 1860 se<strong>in</strong>en Weg<br />

über die Alpen und erfasste <strong>in</strong> der typischen<br />

Ausbreitungsweise e<strong>in</strong>er Epidemie<br />

ganz Mitteleuropa, natürlich zusätzlich<br />

gefördert durch den immer noch lebhaf-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

ten Handel und Transport mit Krebsen<br />

aus betroffenen Beständen. Der Erreger<br />

der Seuche war bald entdeckt, es handelt<br />

sich um den Schlauchpilz Aphanomyces<br />

astaci. Die Krankheit bezeichnet man bis<br />

heute zurecht als Krebspest, denn sie<br />

rafft typischerweise gesamte Bestände<br />

quantitativ h<strong>in</strong> und entvölkert <strong>in</strong> kürzester<br />

Zeit ganze Gewässersysteme. Die<br />

Brisanz der Krankheit für die europäischen<br />

Flusskrebse beruht drauf, dass<br />

diese ke<strong>in</strong>erlei funktionsfähigen Abwehrmechanismus<br />

gegen den Pilz besitzen<br />

und somit bei e<strong>in</strong>er Ansteckung unvermeidbar<br />

erkranken und sterben.<br />

Die Krebspest<br />

Die Krebspest als der wesentliche bestandsprägende<br />

Faktor zeichnet sich<br />

durch ihre Virulenz und fast hundertprozentig<br />

letale Wirkung auf die heimischen<br />

Krebse aus. Was ihre Vermeidung, Bekämpfung<br />

und E<strong>in</strong>dämmung stark erschwert<br />

ist die Schwierigkeit ihrer e<strong>in</strong>deutigen<br />

Erkennung. Es gibt noch ke<strong>in</strong>en<br />

Schnelltest, so dass die Diagnose <strong>in</strong> der<br />

Regel Infektionsversuche und Quarantänehaltung<br />

erfordert, der direkte Erregernachweis<br />

gel<strong>in</strong>gt bislang erst nach<br />

Anzucht des Erregers unter Verwendung<br />

aufwendiger biochemischer Verfahren.<br />

Am e<strong>in</strong>zelnen Tier ist <strong>in</strong> der Praxis damit<br />

kaum e<strong>in</strong>e Möglichkeit der Krankheitserkennung<br />

gegeben. Die Mehrzahl<br />

der Krebssterben durch Krebspest <strong>in</strong><br />

den Gewässern bleibt unerkannt, weil<br />

die Krankheit meist sehr rasch verläuft,<br />

die Kadaver der Krebse nicht aufschwimmen<br />

und sehr schnell zerfallen.<br />

Mit ihrer totalen Schadwirkung nimmt die<br />

Krebspest e<strong>in</strong>e seuchenökologische<br />

Sonderstellung e<strong>in</strong>, wie wir sie <strong>in</strong> der freien<br />

Natur sonst nicht leicht f<strong>in</strong>den.<br />

Auf der anderen Seite ist der Erreger<br />

der Pest so eng wirtsspezifisch, dass<br />

außer den Flusskrebsen ke<strong>in</strong>e Tiergruppe<br />

durch ihn bedroht ist. Se<strong>in</strong>e Sporen<br />

s<strong>in</strong>d außerhalb ihres Wirtes so wenig<br />

beständig, dass kurz nach dem Erlöschen<br />

e<strong>in</strong>er befallenen Krebspopulation<br />

auch der Erreger selbst im Gewässer<br />

ausstirbt.


Die Krebsarten und ihre Verbreitung<br />

In den Gewässern <strong>Bayern</strong>s werden nach<br />

dem derzeitigen Stand der Untersuchungen<br />

<strong>in</strong>sgesamt sechs Flusskrebsarten<br />

nachgewiesen, von denen jedoch nur<br />

zwei ursprünglich e<strong>in</strong>heimisch s<strong>in</strong>d. Die<br />

übrigen wurden teilweise künstlich besetzt<br />

oder gelangten unbeabsichtigt <strong>in</strong><br />

die freie Natur wobei als Herkunft <strong>in</strong><br />

wesentlichem Ausmaß der Delikatessen-<br />

sowie der Aquarienhandel <strong>in</strong> Frage<br />

kommen.<br />

Fremde Krebsarten stellen grundsätzlich<br />

e<strong>in</strong> großes Risiko für die e<strong>in</strong>heimische<br />

Fauna dar, da sie sowohl als direkte<br />

Konkurrenten wie auch als gefährliche<br />

Überträger fremder Krankheiten wesentlichen<br />

Schaden anrichten, wie das Beispiel<br />

der Krebspest belegt.<br />

Der Edelkrebs, Flusskrebs, Rotscherenkrebs<br />

(Astacus astacus)<br />

Er war <strong>in</strong> Mitteleuropa die dom<strong>in</strong>ierende<br />

und am weitesten verbreitete Krebsart.<br />

Se<strong>in</strong>e bevorzugten Lebensräume waren<br />

Flüsse, die Mittel- und Unterläufe der<br />

Bäche sowie Seen und andere Stillgewässer.<br />

Während die Art vor dem E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />

der Krebspest nach <strong>Europa</strong> nahezu<br />

flächendeckend über die Gewässersysteme<br />

verbreitet war, ist das Vorkommen<br />

des Edelkrebses heute auf Oberlaufbäche<br />

sowie isolierte Teiche und Baggerseen<br />

beschränkt. Besondere Merkmale<br />

des Edelkrebses s<strong>in</strong>d die mächtigen<br />

Scheren, deren Oberseite e<strong>in</strong>e körnige<br />

Oberfläche aufweist und deren Unterseite<br />

fast immer e<strong>in</strong>e blutrote Färbung hat,<br />

sowie die zweiteiligen Stirnleisten über<br />

den Augen. Edelkrebse können bis zu 15<br />

cm lang werden (Kopfspitze bis Schwanzende)<br />

und erreichen damit e<strong>in</strong> Gewicht<br />

von bis über 200 g. Die Weibchen des<br />

Edelkrebses tragen je nach Alter und<br />

Verfassung bis zu 200 Eier.<br />

Heute s<strong>in</strong>d die besten Lebensräume für<br />

die Krebse sommerwarme, hartgründige<br />

und natürlich strukturierte Bäche mit<br />

vielen Wurzelstöcken und anderen Verstecken.<br />

Bezüglich der Wasserqualität<br />

ist der Edelkrebs nicht so empf<strong>in</strong>dlich<br />

wie ihm mitunter nachgesagt wurde,<br />

wohl aber ist er akut durch die Krebspest<br />

bedroht, die durch amerikanische Krebsarten<br />

verbreitet wird. Der ärgste Raubfe<strong>in</strong>d<br />

des Edelkrebses ist der Aal, der<br />

ihm bei Nacht bis <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Versteck h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

nachstellt.<br />

Heute nehmen die Bestände des Edelkrebses<br />

wieder mäßig zu, da die Verbesserung<br />

der Wasserqualität, der Gewässerstruktur<br />

sowie Besatzmaßnahmen<br />

se<strong>in</strong>e Verbreitung fördern. In <strong>Bayern</strong> darf<br />

der Edelkrebs vom Fischereiberechtigten<br />

für den eigenen Bedarf genutzt werden,<br />

sofern er die fischereilichen Schonbestimmungen<br />

e<strong>in</strong>hält. In Teichen mit<br />

geeigneter Uferstruktur kann man Edelkrebse<br />

erfolgreich vermehren und aufziehen.<br />

12<br />

Erwachsener männlicher Edelkrebs. E<strong>in</strong><br />

wichtiges Erkennungsmerkmal der Art<br />

s<strong>in</strong>d u.a. die kräftigen Scheren mit ihrer<br />

höckerigen Oberfläche<br />

Der Ste<strong>in</strong>krebs, Bachkrebs (Austropotamobius<br />

torrentium)<br />

Die typischen Wohngewässer des Ste<strong>in</strong>krebses<br />

s<strong>in</strong>d sommerkalte kle<strong>in</strong>e Oberlaufbäche<br />

und Gräben. Heute f<strong>in</strong>den wir<br />

Ste<strong>in</strong>krebsbestände hauptsächlich <strong>in</strong><br />

naturnahen Waldbächen und Wiesengräben<br />

<strong>in</strong> extensiv bewirtschafteten<br />

Regionen. Se<strong>in</strong>e Verbreitungsschwerpunkte<br />

liegen im voralp<strong>in</strong>en Gebiet, <strong>in</strong><br />

Mittelgebirgen sowie <strong>in</strong> den tertiären<br />

Hügelländern. Gelegentlich f<strong>in</strong>det man<br />

ihn mit dem Edelkrebs vergesellschaftet.<br />

Wegen se<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Größe von nur<br />

knapp 12 cm ist die wirtschaftliche Bedeutung<br />

des Ste<strong>in</strong>krebses relativ ger<strong>in</strong>g.<br />

Vom Edelkrebs ist der Ste<strong>in</strong>krebs durch<br />

die fahle gelbgraue Färbung se<strong>in</strong>er Unterseite<br />

zu unterscheiden. Für den<br />

Schutz des Ste<strong>in</strong>krebses ist die Erhaltung<br />

der natürlichen Gewässerstruktur<br />

und der guten Wasserqualität <strong>in</strong> den<br />

Oberlaufbächen unverzichtbar.<br />

Der Galizierkrebs, Sumpfkrebs<br />

(Astacus leptodactylus)<br />

Nach den großflächigen Zusammenbrüchen<br />

der Edelkrebsbestände<br />

durch die<br />

Krebspest zu Beg<strong>in</strong>n des<br />

Jahrhunderts wurden <strong>in</strong><br />

Deutschland <strong>in</strong> großem Umfange<br />

Besatzmaßnahmen mit<br />

dem östlichen Galizierkrebs<br />

vorgenommen, da man<br />

irrtümlicherweise diese Art für<br />

resistent gegenüber der<br />

Krebspest hielt. Die Art ist im<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet des Schwarzen<br />

und des Kaspischen<br />

Meeres heimisch. Die Hauptverbreitungsgebiete<br />

liegen <strong>in</strong><br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

der Türkei und auf dem Balkan bis <strong>in</strong><br />

das Gebiet der unteren Donau. Da der<br />

Galizierkrebs <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />

als Speisekrebs im Delikatessenhandel<br />

dom<strong>in</strong>ierte, wurde er vielfach<br />

ausgesetzt und hat <strong>in</strong> der Natur neue<br />

Bestände gegründet. In <strong>Bayern</strong> beschränken<br />

sich diese Bestände jedoch<br />

auf Stillgewässer.<br />

Der Kamberkrebs, amerikanischer<br />

Krebs (Orconectes limosus)<br />

Er wurde zunächst <strong>in</strong>s Gewässersystem<br />

der Oder ausgesetzt. Seither hat er<br />

sich weitflächig ausgebreitet und die<br />

meisten Flüsse sowie zahlreiche Seen<br />

<strong>in</strong> Ostdeutschland und Osteuropa besiedelt.<br />

In <strong>Bayern</strong> kommt er <strong>in</strong> großen<br />

Beständen im Ma<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der Regnitz, <strong>in</strong><br />

der Donau sowie <strong>in</strong> den Unterläufen<br />

zahlreicher Zuflüsse vor. Im Gegensatz<br />

zu den eher punktförmigen Vorkommen<br />

aller anderer Krebsarten bildet er dort<br />

sehr große, dichte und teils über mehrere<br />

hundert Kilometer ausgedehnte<br />

Bestände. Der Kamberkrebs ist kle<strong>in</strong>wüchsig,<br />

nur selten wird er bis zu 12 cm<br />

groß, so dass er der Berufsfischerei so<br />

gut wie ke<strong>in</strong>en Nutzen br<strong>in</strong>gt. Von allen<br />

anderen Krebsarten ist der Kamberkrebs<br />

an den dunkelroten Querb<strong>in</strong>den<br />

auf der Rückenseite se<strong>in</strong>es H<strong>in</strong>terleibes<br />

zu erkennen sowie an den spitzen Dornen<br />

an den Kopfseiten im Bereich der<br />

„Wangen“.<br />

Der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)<br />

In den sechziger Jahren des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts wurde der Signalkrebs<br />

vielfach als pestresistente Alternative<br />

zum Edelkrebs propagiert und verbreitet.<br />

Die Art ist <strong>in</strong> Nordamerika zwischen<br />

der Pazifikküste und den Rocky Mounta<strong>in</strong>s<br />

heimisch. Die meisten nach <strong>Europa</strong><br />

gebrachten Besatztiere stammten<br />

aus dem Lake Tahoe <strong>in</strong> Kalifornien. In<br />

Schweden wurde e<strong>in</strong>e große Zuchtan-<br />

Der amerikanische Signalkrebs ist durch se<strong>in</strong>e<br />

Agressivität und die Übertragung der Krebspest<br />

e<strong>in</strong>e Bedrohung für die e<strong>in</strong>heimischen Arten. Erkennungsmerkmal<br />

s<strong>in</strong>d die hellen Signalflecken im<br />

Scherengrund


Krebseier<br />

stalt zur Vermehrung dieser Krebse für<br />

<strong>Europa</strong> e<strong>in</strong>gerichtet. Der Signalkrebs hat<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche Lebensweise und ähnliche<br />

Ansprüche an se<strong>in</strong>e Umwelt wie der<br />

Edelkrebs.<br />

Der rote amerikanische Sumpfkrebs<br />

(Procambarus clarkii)<br />

In Sumpfgebieten der amerikanischen<br />

Südstaaten ist der rote Sumpfkrebs heimisch,<br />

der <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten als<br />

Speisekrebs massenhaft produziert und<br />

gehandelt wurde. Er lebt <strong>in</strong> flachen<br />

Sumpfgewässern und Reisfeldern, <strong>in</strong><br />

deren Grund er tiefe Löcher als Verstecke<br />

gräbt. Se<strong>in</strong>e Vermehrungsrate ist<br />

sehr hoch. Obwohl man dem tropischen<br />

13<br />

Krebs unter den europäischen Klimabed<strong>in</strong>gungen<br />

zunächst ke<strong>in</strong>e große Ausbreitung<br />

zutraute, ist der rote Sumpfkrebs<br />

heute bereits flächendeckend <strong>in</strong><br />

Portugal, Spanien und Südfrankreich<br />

verbreitet und nicht mehr loszuwerden.<br />

Auch großflächige Vergiftungsaktionen<br />

vom Flugzeug aus brachten bislang<br />

kaum Erfolge. In <strong>Bayern</strong> mussten <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren bereits erste reproduzierende<br />

Populationen festgestellt werden,<br />

die vermutlich durch ausgesetzte Krebse<br />

aus dem Speisehandel begründet<br />

wurden.<br />

Lebensweise und Ansprüche der<br />

Krebse an die Gewässer<br />

Flusskrebse s<strong>in</strong>d wegen ihrer nächtlichen<br />

Aktivität und <strong>in</strong>sgesamt sehr verborgenen<br />

Lebensweise nur wenigen<br />

Spezialisten vertraut, die Kenntnis ihrer<br />

Biologie ist wenig verbreitet. Als Angehörige<br />

des Stammes der Gliederfüßler<br />

haben sie als e<strong>in</strong>es von deren typischen<br />

Merkmalen e<strong>in</strong>en starren Panzer als<br />

Außenskelett, der die Organe trägt und<br />

den Körper vor Verletzungen schützt.<br />

Der Panzer besteht aus leblosem Chit<strong>in</strong><br />

mit e<strong>in</strong>gelagerten Kalksalzen. Zum<br />

Wachstum muss er meist mehrfach im<br />

Jahr abgeworfen und von der darunter<br />

liegenden Epidermis neu als zunächst<br />

weiche Masse ausgeschieden werden.<br />

Diese Phase der Häutung stellt e<strong>in</strong> be-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

sonderes Risiko dar, weil der Krebs bis<br />

zum Erhärten des neuen Panzers weitgehend<br />

wehrlos und nur wenig beweglich<br />

ist.<br />

Edel- und Ste<strong>in</strong>krebs leben sehr strukturgebunden<br />

überwiegend im Uferbereich<br />

der Gewässer und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt<br />

an e<strong>in</strong> reichliches Angebot an Unterstandsmöglichkeiten<br />

angewiesen. Sie<br />

bevorzugen feste Bodensubstrate, stabile<br />

Ste<strong>in</strong>schüttungen, Uferüberhänge,<br />

Wurzelstöcke und Totholzanschwemmungen.<br />

Verbau und Versiegelung im<br />

Ufer- und Sohlbereich vertreibt sie aus<br />

dem Gewässer. Desgleichen können sie<br />

sich bei häufigem starkem Geschiebetrieb,<br />

<strong>in</strong> driftendem Sand ebenso wenig<br />

halten wie <strong>in</strong> stark schlammbelasteten<br />

Gewässern. Umfangreiche Verrottungsprozesse<br />

organischen Materials ebenso<br />

wie Erosionsbelastung aus genutzten<br />

Flächen gefährden somit ihre Lebensgrundlage.<br />

Desgleichen kommen sie mit<br />

stark beschleunigten Strömungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

begradigter Ger<strong>in</strong>ne nicht zurecht.<br />

Bäche und Flüsse mit variablen<br />

Querprofilen, möglichst wechselhaften<br />

Tiefen im Talweg und seitlichen Auslenkungen<br />

bieten meist die geeignete Vielfalt<br />

von Strömungsmuster und Substratsortierung<br />

sowie die Ausprägung<br />

geeigneter Unterstandsstrukturen. Während<br />

Ste<strong>in</strong>krebse besser im fließenden<br />

Wasser gedeihen, s<strong>in</strong>d für den Edelkrebs<br />

auch <strong>in</strong> Stillgewässer ähnlich strukturierte<br />

Uferzonen als Lebensraum günstig.<br />

Verbreitungsmuster der e<strong>in</strong>heimischen (l<strong>in</strong>ke Karte) und e<strong>in</strong>geschleppten Krebsarten (rechte Karte) nach dem aktuellen Kenntnisstand.<br />

Genetische Reserven der heimischen s<strong>in</strong>d noch weit verbreitet, die Infiltration durch Fremdarten aber bereits flächendeckend.


Indikatorwert der Krebse<br />

Aufgrund ihrer mehrjährigen Lebensdauer,<br />

ihres meist sehr ortstreuen Verhaltens<br />

sowie ihrer ausgeprägten Abhängigkeit<br />

von bestimmten Habitatmerkmalen s<strong>in</strong>d<br />

die heimischen Krebsarten sehr sensible<br />

und zuverlässige Anzeiger der ökologischen<br />

Qualität der Gewässer. Trifft man<br />

gute Bestände von Ste<strong>in</strong>- oder Edelkrebs<br />

an, so ist das Gewässer jeweils meist<br />

auch geeignet für sensible Fischarten<br />

wie Bachforelle, Mühlkoppe, Äsche, Elritze<br />

oder andere Kle<strong>in</strong>fischarten. Damit<br />

ist <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierende Abschätzung<br />

sowohl e<strong>in</strong>er guten Wasserbeschaffenheit,<br />

als auch weitgehend <strong>in</strong>takter<br />

Verhältnisse von Struktur, Substraten<br />

und Abfluss möglich.<br />

Bedeutung der Krebse für die Gewässer<br />

Wenn die Erhaltung der ökologischen<br />

Funktionsfähigkeit sowie der Nutzbarkeit<br />

der Gewässer als e<strong>in</strong>e wasserwirtschaftliche<br />

Aufgabe verstanden werden, spielen<br />

die heimischen Flusskrebse dabei<br />

e<strong>in</strong>e durchaus bemerkenswerte Rolle.<br />

Zwar wird die Krebsfischerei <strong>in</strong> unseren<br />

Gewässern sicher nicht wieder zu der<br />

Bedeutung früherer Zeiten gebracht werden<br />

können, sie ist aber heute bereits<br />

e<strong>in</strong> durchaus respektabler Nutzungsaspekt,<br />

wenn auch mehr als Liebhaberei<br />

als zum Ertragsgew<strong>in</strong>n. Jedenfalls s<strong>in</strong>d<br />

die zu erzielenden Pachterlöse bei<br />

Krebsgewässern durchaus stattlich.<br />

Edelkrebs und Ste<strong>in</strong>krebs s<strong>in</strong>d wichtige<br />

Glieder im Nahrungsgefüge der Gewässer<br />

und tragen zu dessen ökologischer<br />

Stabilität bei. E<strong>in</strong>erseits verh<strong>in</strong>dern sie<br />

durch das rasche Vertilgen abgestorbener<br />

Organismen jegliche Ausbreitung<br />

von Fäulnis im Gewässer und fördern<br />

damit e<strong>in</strong>e gute Wasserqualität,<br />

andererseits s<strong>in</strong>d sie selbst als Beute für<br />

verschiedene Fischarten e<strong>in</strong> Teil von<br />

deren natürlicher Nahrungsgrundlage.<br />

Für den Laich von Amphibien oder Fischen<br />

s<strong>in</strong>d sie ke<strong>in</strong>e Gefahr, da sie zu<br />

den entsprechenden Jahreszeiten nur<br />

wenig aktiv s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en gesunden Fisch<br />

zu erbeuten gel<strong>in</strong>gt ihnen nur <strong>in</strong> seltenen<br />

Ausnahmen. Anders ist es bei manchen<br />

Fremdarten. Kamberkrebse neigen zu<br />

gewaltigen Dichten und können die Nahrungsbasis<br />

e<strong>in</strong>es Gewässers durch<br />

Kahlfraß stark strapazieren, Rote<br />

Sumpfkrebse bohren meterlange Röhren,<br />

die den Bestand von Dämmen gefährden<br />

und Signal- sowie Galizierkrebse<br />

unterdrücken durch ihre Agressivität<br />

den Bestand e<strong>in</strong>er standortgemäßen<br />

Fauna.<br />

Natur und Artenschutz s<strong>in</strong>d bei uns geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Aufgaben. Somit gehört<br />

auch der Schutz und die Förderung der<br />

heimischen Krebsarten und ihrer Le-<br />

14<br />

Typischer Krebsbach mit weitgehend naturbelassener Vielfalt von Morphologie, Uferstruktur<br />

und Substratverteilung und Strömungsverteilung (Eyach, Oberbayern)<br />

bensräume zu den wasserwirtschaftlichen<br />

Tätigkeitsfeldern. Schließlich profitiert<br />

auch die <strong>Wasserwirtschaft</strong> von den<br />

Krebsbeständen, da sie als sensibler Indikator<br />

des ökologischen Gewässerzustandes<br />

genutzt werden können und<br />

<strong>in</strong>sbesondere als Erfolgsdokumentation<br />

von Verbesserungsmaßnahmen an der<br />

Gewässerstruktur dienen.<br />

Rechtliche Regelungen<br />

Beide heimischen Krebse stehen auf der<br />

Roten Liste der bedrohten Tierarten <strong>Bayern</strong>s,<br />

der Edelkrebs als gefährdet, der<br />

Ste<strong>in</strong>krebs als stark gefährdet. Dieser<br />

Situation wird <strong>in</strong> etlichen fischerei- und<br />

naturschutzrechtlichen Vorschriften<br />

Rechnung getragen.<br />

Die Flusskrebse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> Gegenstand<br />

des Fischereirechts und ihre Nutzung<br />

ist dem Fischereiberechtigten vorbehalten.<br />

Während für Ste<strong>in</strong>krebs und<br />

Edelkrebs Schonmaße festgelegt s<strong>in</strong>d,<br />

vor dessen Erreichen sie nicht gefangen<br />

werden (10 cm bzw. 12 cm) und die<br />

Weibchen jeweils während der Zeit der<br />

Eientwicklung von Oktober mit Juli e<strong>in</strong>e<br />

Schonzeit genießen, ist der Fang aller<br />

anderen Arten ohne Beschränkung. Die<br />

Flora-Fauna-Habitat-Richtl<strong>in</strong>ie der EU<br />

nennt den Ste<strong>in</strong>krebs <strong>in</strong> ihrem Anhang<br />

II unter den Arten von geme<strong>in</strong>schaftlichem<br />

Interesse, um deren Bestände<br />

Schutzgebiete e<strong>in</strong>zurichten s<strong>in</strong>d.<br />

Während durch diese Rechtsvorschriften<br />

die Krebsbestände e<strong>in</strong>igermaßen<br />

wirksam vor e<strong>in</strong>er Übernutzung durch<br />

den Menschen geschützt werden, besteht<br />

kaum e<strong>in</strong> rechtlicher Schutz gegen<br />

die E<strong>in</strong>schleppung exotischer Krebse<br />

und die Gefahren der Krankheitsausbreitung<br />

und für e<strong>in</strong>e Elim<strong>in</strong>ierung ausgewilderter<br />

Fremdarten. Das Naturschutz-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

recht handhabt den Begriff „e<strong>in</strong>heimisch“<br />

immer noch viel zu leichtfertig und lasch<br />

und e<strong>in</strong> erster Versuch, aus Seuchengründen<br />

die E<strong>in</strong>fuhr lebender Süßwasserkrebse<br />

<strong>in</strong> der Bundesartenschutzverordnung<br />

zu unterb<strong>in</strong>den, fiel der<br />

Philosophie e<strong>in</strong>es unbeschränkt freien<br />

Delikatessenhandels der EU-Gerichtsbarkeit<br />

zum Opfer. E<strong>in</strong>e Nachbesserung<br />

der Rechtslage ist deshalb dr<strong>in</strong>gend<br />

überfällig.<br />

Fazit und Perspektiven<br />

Die heimischen Flusskrebsarten Edelund<br />

Ste<strong>in</strong>krebs s<strong>in</strong>d wichtige Elemente<br />

im Nahrungsgefüge unserer Gewässer<br />

und fördern deren ökologische Funktionsfähigkeit.<br />

Als sensibler <strong>in</strong>tegrierender<br />

Anzeiger des Gewässerzustands können<br />

sie Defizite und Erfolge aufzeigen.<br />

Ihre Bestandssituation wird jedoch<br />

hauptsächlich und prägend überlagert<br />

durch die Krebspest und deren Übertragungsmechanismen<br />

durch exotische<br />

Krebsarten. E<strong>in</strong>e Unterstützung der heimischen<br />

Arten erfordert also nicht nur<br />

die weitere Verbesserung der strukturellen<br />

und hydraulischen Bed<strong>in</strong>gungen der<br />

Gewässer und e<strong>in</strong>e angepasste fischereiliche<br />

Bewirtschaftung, sondern e<strong>in</strong><br />

wirksames Vorgehen gegen die Ausbreitung<br />

fremder Krebsarten <strong>in</strong> den Gewässersystemen.<br />

Dazu müssen Methoden<br />

ihrer Bekämpfung sowie rechtliche<br />

Schutzregelungen entwickelt und die<br />

Öffentlichkeit durch fachliche Information<br />

sensibilisiert werden.<br />

Dr. Erik Bohl<br />

LfW


Veranstaltungen<br />

33. Abwassertechnisches Sem<strong>in</strong>ar zum Thema<br />

„Niederschlagswasserbehandlung <strong>in</strong> urbanen Gebieten“<br />

Sem<strong>in</strong>ar am 30. Juni 2005 <strong>in</strong> Garch<strong>in</strong>g<br />

15<br />

Am 30. Juni 2005 f<strong>in</strong>det im Bürgerhaus der Stadt Garch<strong>in</strong>g bei München das 33. Abwassertechnische Sem<strong>in</strong>ar des Lehrstuhls<br />

für Wassergüte- und Abfallwirtschaft der TU München statt. Thema der Fachtagung ist „Niederschlagswasserbehandlung <strong>in</strong><br />

urbanen Gebieten“. Im Rahmen des Sem<strong>in</strong>ars soll der derzeitige Entwicklungsstand der Niederschlagswasserbehandlung dargestellt<br />

werden. E<strong>in</strong>e Übersicht über Schadstoffe <strong>in</strong> Dach- und Straßenabläufen und die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Behandlung werden<br />

aufgezeigt. Lösungen zur Beseitigung der Schadstoffe werden gegenübergestellt.<br />

Das Programm steht im Internet zum Downloaden unter www.wga.bv.tum.de, Konferenzen bereit.<br />

Veranstalter:<br />

Gesellschaft zur Förderung des Lehrstuhls für Wassergüte- und Abfallwirtschaft,<br />

TU München<br />

Am Coulombwall, 85748 Garch<strong>in</strong>g<br />

Dr. Brigitte Helmreich<br />

Tel: 089/28913719, FAX: 089/28913718<br />

Email: b.helmreich@bv.tum.de<br />

Internet: www.wga.bv.tum.de<br />

Akustische Doppler Geräte (ADCPs) <strong>in</strong> der Hydrometrie:<br />

Möglichkeiten und Perspektiven e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>novativen Technik<br />

Sem<strong>in</strong>ar am 28./29. September 2005 <strong>in</strong> Koblenz<br />

Acoustic Doppler Current Profiler s<strong>in</strong>d Geräte zur Strömungs- und Durchflussmessung. Die noch junge Technik hat sich <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren rasant verbreitet. Verschiedene Gerätetypen wurden für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Flüssen, Bächen, an der Küste, im Meer<br />

und im wasserbaulichen Versuchswesen entwickelt. ADCPs s<strong>in</strong>d wegen ihrer hohen Effizienz aus der Hydrometrie nicht mehr<br />

wegzudenken.<br />

Die Schwerpunkte des Sem<strong>in</strong>ars liegen auf der Darstellung des aktuellen Standes der Gerätetechnik und der Vorstellung von<br />

technisch-wissenschaftlichen Projekten, bei denen mit ADCPs erfasste Daten e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielen. Dazu gehören<br />

auch erste erfolgreiche Versuche, ADCPs für Schwebstoffmessungen zu nutzen. Das Sem<strong>in</strong>ar wird durch Produktpräsentationen<br />

an Firmenständen ergänzt.<br />

Veranstalter:<br />

Fachgeme<strong>in</strong>schaft Hydrologische Wissenschaften (FgHW) <strong>in</strong> der <strong>DWA</strong>, Arbeitsgruppe Hydrometrie des Hauptausschusses<br />

Hydrologie und Wasserbewirtschaftung der <strong>DWA</strong>, Bundesanstalt für Gewässerkunde<br />

Flyer mit Programm:<br />

www.FgHW.de (> Veranstaltungen der FgHW)<br />

Auskünfte:<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Kleeberg: Tel: 089/74 94 88 94; Fax: 79 07 06 39<br />

FgHW@unibw-muenchen.de,<br />

BOR Dipl.-Ing. Matthias Adler (BfG): Tel.: 0261/1306 5247<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


16<br />

Hochwasser – Vorsorge und Schutzkonzepte<br />

Sem<strong>in</strong>ar mit Diskussionsforum am 2. und 3. Juni 2005 <strong>in</strong> Braunschweig<br />

Außergewöhnliche Niederschläge verbunden mit ungünstigen Bed<strong>in</strong>gungen im E<strong>in</strong>zugsgebiet s<strong>in</strong>d die Ursache für extreme<br />

Hochwasser. Solche ungünstigen Konstellationen wird es immer geben. Sie s<strong>in</strong>d nicht zu verh<strong>in</strong>dern. Anders sieht es mit den<br />

oft katastrophalen Folgen dieser Ereignisse aus.<br />

Können die Hochwasserschäden ger<strong>in</strong>ger ausfallen, wenn die Hochwasservorsorge und die Katastrophenabwehr richtig funktionieren?<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigen die Nutzungskonflikte zwischen Anra<strong>in</strong>ern, Betroffenen und übergeordneten Interessen das Hochwasserrisikomanagement?<br />

Diesen und weiteren Fragen widmet sich das Sem<strong>in</strong>ar am 2. und 3. Juni 2005 an der Technischen Universität Braunschweig. Es<br />

werden die aktuellen Entwicklungen im Bereich Hochwasservorsorge aufgezeigt und diskutiert. E<strong>in</strong>e Podiumsdiskussion mit<br />

Vertretern der Landwirtschaft, der Kommunen, des Naturschutzes und der <strong>Wasserwirtschaft</strong> widmet sich dem Thema “Nutzungskonflikte<br />

und Hochwassermanagement“.<br />

Veranstalter:<br />

Fachgeme<strong>in</strong>schaft Hydrologische Wissenschaften <strong>in</strong> der <strong>DWA</strong>, Arbeitsgruppe Hochwasser des Hauptausschusses Hydrologie<br />

und Wasserbewirtschaftung der <strong>DWA</strong> und Leichtweiß-Institut für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig.<br />

Auskunft, Programm und Anmeldung:<br />

www.FgHW.de (Veranstaltungen) oder FgHW@unibw-muenchen.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Kleeberg, Tel.: 089 7494 8894 oder 089 6004 3490, Fax: 089 7907 0639<br />

Erleben Sie die Isar - e<strong>in</strong> Fluss im Spannungsfeld zwischen Technik und Natur<br />

Veranstaltung im Rahmen der BUGA 05 am 09. Juni 2005 <strong>in</strong> München<br />

Jeder kennt die Isar, doch nur wenige<br />

kennen ihre Flusslandschaften von den<br />

Quellgebieten im Karwendel bis zur<br />

Mündung <strong>in</strong> die Donau. Seit mehr als<br />

100 Jahren ist die Isar verändert worden,<br />

vor allem zum Schutz vor Hochwasser<br />

und zur Nutzung der Wasserkraft. Ausgeprägte<br />

Wildflussabschnitte zeigt die<br />

Isar südlich von München und im Gebirge<br />

oberhalb des Sylvenste<strong>in</strong>speichers,<br />

ausgedehnte Auwaldbänder entlang der<br />

Isar zwischen München und Landshut<br />

und im Isarmündungsgebiet. Alle s<strong>in</strong>d<br />

als Schutzgebiete von europäischer<br />

Bedeutung im Netz Natura 2000 ausgewiesen<br />

und laden e<strong>in</strong> zum Erleben von<br />

Natur. Zahlreiche Projekte zur Gewässerentwicklung<br />

s<strong>in</strong>d derzeit entlang der<br />

Isar <strong>in</strong> Planung und Umsetzung. Alle<br />

haben zum Ziel, den Hochwasserschutz,<br />

die Gewässer- und Auenökologie sowie<br />

den Freizeitwert zu verbessern. E<strong>in</strong>es<br />

davon ist die Umsetzung des Isarplans<br />

im Stadtgebiet von München, das auch<br />

e<strong>in</strong> Anknüpfungspunkt für die BUGA<br />

2005 <strong>in</strong> München ist.<br />

Erleben Sie die Isar - unter diesem<br />

Motto soll der Fluss im Spannungsfeld<br />

zwischen Technik und Natur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Veranstaltungsreihe der Bayerischen<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung im Rahmen<br />

der BUGA 05 vorgestellt werden.<br />

Bei der zentralen Auftaktveranstaltung<br />

Die Isar im Tölzer Land<br />

am 09. Juni 2005 im Staatlichen Museum<br />

für Völkerkunde <strong>in</strong> München wird die<br />

weitere Entwicklung der Isar aus verschiedenen<br />

Blickw<strong>in</strong>keln dargestellt und<br />

diskutiert. Der E<strong>in</strong>tritt ist frei.<br />

Nähere Informationen zur Auftaktveranstaltung<br />

und zu den anderen Veranstaltungen<br />

aus der Veranstaltungsreihe:<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Bayer. Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>,<br />

Postfach 19 02 41,<br />

80602 München<br />

Internet: www.bayern.de/lfw/aktuelles/<br />

welcome.htm


<strong>DWA</strong>-Landesverbandstagung am 26. und 27. Oktober 2005 <strong>in</strong> Neu-Ulm<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong> – Abwasser - Abfall – ...da kennen wir uns aus !!<br />

Programm Mittwoch, 26. Oktober 2005<br />

09.00 Uhr Eröffnung der Tagung und Begrüßung<br />

Prof. Dr. F. Wolfgang Günthert, Prof. Dr. Hermann Hahn, Grußwort der Stadt Neu-Ulm<br />

09.30 Uhr Festvortrag zum Thema Abwassertechnische Anlagen zwischen Ökologie und Ökonomie<br />

Prof. Dr.-Ing. E.h. Arm<strong>in</strong> K. Melsa, Niersverband, Viersen<br />

17<br />

10.00 Uhr Rundgang durch Firmenausstellung und Kaffeepause<br />

10.45 Uhr Umsetzung der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie – Bestandsaufnahme <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

MR Jens Jedlitschka, Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

München<br />

11.05 Uhr Reform der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

München<br />

11.25 Uhr Badegewässerqualität an der Isar – fünf Jahre großtechnische Erfahrungen<br />

Dr.-Ing. E.h. Peter Schleypen, Bayerisches Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, München<br />

11.45 Uhr Neues <strong>in</strong> der Wassergesetzgebung<br />

MR Dr. Günther-M. Knopp, Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

München<br />

12.05 Uhr Diskussion, anschließend Mittagspause<br />

Sem<strong>in</strong>ar 1: Gewässerschutz<br />

13.30 Uhr Abwasserentsorgung im ländlichen Raum<br />

Dr.-Ing. Friedrich Seyler, Bayerisches Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, München<br />

13.50 Uhr Betrieb, Wartung, Überwachung von Kle<strong>in</strong>kläranlagen<br />

Dipl.-Ing. Alfons Semmelmann, Chemisch-Technische Umweltberatung, Ech<strong>in</strong>g<br />

14.10 Uhr E<strong>in</strong>satz der Druck- und Unterdruckentwässerung im ländlichen Raum<br />

Dipl.-Ing. Michael Schütte, Ing.-Büro Dippold & Gerold, Germer<strong>in</strong>g<br />

14.30 Uhr Diskussion<br />

15.00 Uhr Rundgang durch Firmenausstellung und Kaffeepause<br />

16.00 Uhr Mitgliederversammlung<br />

19.00 Uhr Abendveranstaltung<br />

Sem<strong>in</strong>ar 2: <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

13.30 Uhr Möglichkeiten und Grenzen von 2d-Modellen<br />

Dr.-Ing. Mar<strong>in</strong>ko Nujic, Rosenheim<br />

13.50 Uhr Wie komplex muss e<strong>in</strong> Niederschlags-Abfluss-Modell se<strong>in</strong>?<br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Disse, Universität der Bundeswehr München<br />

14.10 Uhr Nutzen von HW-Simulationsmodellen für die hydrologische Praxis<br />

Dipl.-Ing. Franz-Klemens Holle, Bayerisches Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, München<br />

14.30 Uhr Wirkungsanalyse von HW-Rückhaltebecken mit N-A-Modellen<br />

Dr.-Ing. Halvor Øverland, Dr. Blasy - Dr. Øverland Beratende Ingenieure, Ech<strong>in</strong>g<br />

14.50 Uhr Diskussion<br />

15.30 Uhr Rundgang durch Firmenausstellung und Kaffeepause<br />

16.00 Uhr Mitgliederversammlung<br />

19.00 Uhr Abendveranstaltung<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


Programm Donnerstag, 27. Oktober 2005<br />

Sem<strong>in</strong>ar 1: Gewässerschutz<br />

08.30 Uhr Neues bei der Förderung von Abwasseranlagen<br />

LMR Gustl Geisenhofer, Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

München<br />

18<br />

08.50 Uhr Erfahrungen mit dem bayerischen Benchmark<strong>in</strong>g-Projekt und Bedeutung für die deutsche <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

Werner Knaus, Bayerische Rieswasserversorgung, Nördl<strong>in</strong>gen<br />

09.10 Uhr Diskussion<br />

09.30 Uhr Anforderungen an die Ausschreibungen von Schlauchl<strong>in</strong>ermaßnahmen<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mario He<strong>in</strong>le<strong>in</strong>, Stadtentwässerungsbetrieb Nürnberg<br />

09.50 Uhr Praktisches Vorgehen bei Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Kanäle <strong>in</strong> München<br />

Dr.-Ing. Anton Schmid, Münchner Stadtentwässerung<br />

10.10 Uhr Diskussion<br />

10.30 Uhr Rundgang durch die Firmenausstellung und Kaffeepause<br />

11.00 Uhr Das Abwasserkataster – Handlungsanleitung für kle<strong>in</strong>e und mittlere Kommunen<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Wolf, Dr.-Ing. Pecher und Partner, München<br />

11.20 Uhr Das Abwasserkataster – Erfahrungen e<strong>in</strong>er Stadt<br />

Dipl.-Ing. (FH) Norbert Köhler, Städtische Werke Landsberg am Lech<br />

11.40 Uhr Diskussion<br />

12.00 Uhr 25 Jahre Leistungsvergleich der Kläranlagen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dipl.-Ing. Johannes Riedl, <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Weilheim<br />

12.20 Uhr Die Auswirkungen der neuen Meisterverordnung <strong>in</strong> den UT-Berufen<br />

Bernhard Kisch, Bayerische Verwaltungsschule, München<br />

12.40 Uhr Diskussion und Schlusswort<br />

13.20 Uhr Mittagspause<br />

14.00 Uhr Fachexkursionen<br />

Sem<strong>in</strong>ar 2: <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

08.30 Uhr Neue Möglichkeiten zur Verwendung von Laserscanner-Daten für die 2d-Modellierung<br />

Dr. Dieter Rieger, Bayerisches Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, München<br />

08.50 Uhr Die neuen Richtl<strong>in</strong>ien für den Entwurf von wasserwirtschaftlichen Vorhaben, REWas<br />

Dipl.-Ing. Roland Wach, Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH, München<br />

09.10 Uhr Diskussion<br />

09.30 Uhr Die zukünftigen Aufgaben des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samtes und der Regierung bei Planaufstellung und<br />

baufachlicher Prüfung der Entwürfe<br />

Dipl.-Ing. Peter Huber, Regierung von Oberbayern, München<br />

09.50 Uhr Prüfbemerkungen der staatlichen Rechnungsprüfung<br />

Dipl.-Ing. Otmar Fäth, Bayerischer Oberster Rechnungshof, München<br />

10.10 Uhr Diskussion<br />

10.30 Uhr Rundgang durch die Firmenausstellung und Kaffeepause<br />

11.00 Uhr Planungsh<strong>in</strong>weise für Hochwasserschutzbauwerke<br />

Dipl.-Ing. Herbert Weiß, Bayerisches Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, München<br />

11.20 Uhr Qualitätssicherung bei der nutzen-kosten-analytischen Bewertung von HW-Schutzmaßnahmen<br />

Prof. Dr.-Ing. Re<strong>in</strong>hard F. Schmidtke, Planegg-Mart<strong>in</strong>sried<br />

11.40 Uhr Diskussion<br />

12.00 Uhr Kosten-Nutzen-Betrachtung am Beispiel HW-Schutz Pfarrkirchen<br />

Dipl.-Ing. Walter Raith, Straßen- und Wasserbauamt Pfarrkirchen<br />

12.20 Uhr Neues von der Vergabepraxis<br />

Dipl.-Ing. Alexander Neumann, Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

München<br />

12.40 Uhr Diskussion und Schlusswort<br />

13.20 Uhr Mittagspause<br />

14.00 Uhr Fachexkursionen<br />

Sie f<strong>in</strong>den das Programm mit Anmeldemöglichkeit auch im Internet unter www.dwa-bayern.de.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


In eigener Sache<br />

Internationales Symposium „<strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> der Fläche“<br />

Interessante und aktuelle Vorträge, e<strong>in</strong><br />

hervorragendes Ambiente sowie bezahlbare<br />

Teilnehmergebühren - dies alles<br />

führte dazu, dass auch <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

wieder über 300 Fachleute aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz am Internationalen<br />

Symposium im Europäischen<br />

Patentamt <strong>in</strong> München<br />

teilnahmen. Die Veranstaltung mit dem<br />

Titel „<strong>Wasserwirtschaft</strong> <strong>in</strong> der Fläche“<br />

fand am 27. und 28. Januar <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

des Instituts für Wasserwesen<br />

der Universität der Bundeswehr, des<br />

BStMUGV, der Hydrologischen Wissenschaften<br />

sowie des <strong>DWA</strong>-Landesverbandes<br />

<strong>Bayern</strong> statt.<br />

Nach der Begrüßung durch die Veranstalter<br />

und dem Festvortrag „<strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ <strong>in</strong>formierte das<br />

Symposium im ersten Themenblock<br />

„Was s<strong>in</strong>d Wasser- und Stoffströme <strong>in</strong><br />

der Fläche?“ über die komplexe Gesamtstruktur<br />

der mite<strong>in</strong>ander vernetzten natürlich<br />

und anthropogen verursachten<br />

Teilprozesse, welche das dynamische<br />

Geschehen des mengenmäßigen Verhaltens<br />

und der damit verbundenen<br />

Stoffströmen bestimmen. Der Themenblock<br />

„Was bee<strong>in</strong>flusst und ändert die<br />

Wasser- und Stoffströme“ zeigt die Vielzahl<br />

von Faktoren auf, die die Wasserund<br />

Stoffströme bee<strong>in</strong>flussen. Deren<br />

durch Klimawandel, vegetations- und<br />

morphodynamische Entwicklungen sowie<br />

durch anthropogenen E<strong>in</strong>trag von<br />

Stoffen entstehenden Veränderungen<br />

wurden ebenfalls h<strong>in</strong>terfragt. Den Abschluss<br />

des ersten Tages bildeten e<strong>in</strong><br />

Empfang im Forum am Deutschen Museum<br />

sowie die Vorführung e<strong>in</strong>es 3-d-<br />

Films im IMAX-K<strong>in</strong>o.<br />

19<br />

Die aus den Veränderungen der Wasserund<br />

Stoffströme entstehenden Auswirkungen<br />

auf die wasserwirtschaftlichen<br />

Nutz- und Schutzfunktionen sowie auf<br />

die Zielsetzungen des Nachhaltigkeitspr<strong>in</strong>zips<br />

waren Inhalt des Themenblocks<br />

„Was kommt auf uns zu? Wie s<strong>in</strong>d die<br />

wasserwirtschaftlichen Nutz- und<br />

Schutzfunktionen betroffen“ am zweiten<br />

Veranstaltungstag. Die Vorträge unter<br />

der Überschrift „Wie geht es weiter ?<br />

Strategien zur Zukunftsvorsorge“ des<br />

vierten Themenblocks gab Antworten<br />

auf die Fragen was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angepassten<br />

wasserwirtschaftlichen Handeln zukünftig<br />

vermieden werden muss, was<br />

kompensiert werden sollte und was toleriert<br />

werden kann. Die Antworten bilden<br />

die Basis für die Fortschreibung<br />

bzw. für die Neuentwicklung zielführender<br />

Strategien und Zukunftsvorsorge. Mit<br />

dem Abschlussvortrag „Wasser <strong>in</strong> der<br />

Bayerische Nachbarschaften unter neuer Führung<br />

Wie bereits im letzten Rundbrief angedeutet,<br />

fand im Februar 2005 e<strong>in</strong> Wechsel<br />

<strong>in</strong> der Leitung der Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften<br />

statt.<br />

Nachfolger von Manfred Fischer wurde<br />

Hardy Loy vom Bayer. Landesamt für<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>. In Vertretung von Herr<br />

Prof. Günthert überreichte ihm der stellvertretende<br />

Vorsitzende des <strong>DWA</strong>-Landesverbandes<br />

Hermann Klotz zum Abschluss<br />

der Lehrertagung am 2. Februar<br />

die Berufungsurkunde.<br />

Hardy Loy ist im Verband ke<strong>in</strong> Unbekannter,<br />

denn er hat bereits mehrmals<br />

beim Nürnberger <strong>Wasserwirtschaft</strong>stag<br />

und der Landesverbandstagung vorgetragen.<br />

Seit Jahren ist der Ingenieur für<br />

Umwelttechnik auch als Lehrer im Klärwärter-Grundkurs<br />

<strong>in</strong> Rummelsberg tätig.<br />

Studiert hat er an der Fachhochschule<br />

<strong>in</strong> Gießen-Friedberg, bevor er die Praxis<br />

der Abwassertechnik beim Abwasserverband<br />

Ampergruppe kennen lernte.<br />

Seit 14 Jahren ist er nun beim Landesamt<br />

beschäftigt und hat sich dort spezi-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Fläche im gesellschaftspolitischen Kontext“<br />

endete das Symposium.<br />

Die Resonanz der Veranstaltung bei den<br />

teilnehmenden Fachleuten aus Ingenieurbüros,<br />

Verwaltung und Kommunen<br />

war äußerst positiv. Dies lag nicht zuletzt<br />

auch daran, dass die Thematik des Symposiums<br />

sowohl aus den Blickw<strong>in</strong>keln<br />

der Wissenschaft als auch der verwaltungs-<br />

und freiberuflichen Praxis beleuchtet<br />

und somit für alle Teilnehmer<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend vermittelt wurde.<br />

Die Kurzfassungen der Vorträge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Band zusammengefasst beim<br />

<strong>DWA</strong>-Landesverband <strong>Bayern</strong> (Tel. 089/<br />

2336259-0) erhältlich.<br />

Wolfgang Stockbauer<br />

<strong>DWA</strong>-Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

ell mit Themen aus dem Bereich der<br />

Kanalisation befasst.<br />

Um geistig fit zu bleiben, ist Hardy Loy<br />

auch sportlich sehr aktiv. Ob Ausdauersport,<br />

Langstreckenlauf, Badm<strong>in</strong>ton,<br />

Fußball oder Skifahren, die Bandbreite<br />

ist sehr groß. Auf diese Weise kann er<br />

unabhängig von Jahreszeit und Wetter<br />

immer e<strong>in</strong>e passende Sportart ausüben.<br />

An den beiden Obmannschulungen im<br />

letzten November hat er sich bereits mit


20<br />

Der stellvertretende Vorsitzende Hermann Klotz (rechts) beglückwünscht<br />

Herrn Hardy Loy zu se<strong>in</strong>er neuen Funktion<br />

e<strong>in</strong>ige Fachbeiträgen den Nachbarschaften<br />

vorgestellt. Er ist sich der Verantwortung<br />

wohl bewusst, für das Betriebspersonal<br />

von über 1800 Kläranlagen<br />

zuständig zu se<strong>in</strong> und darauf zu achten,<br />

dass e<strong>in</strong>e attraktive Weiterbildung mit<br />

praxisnahen Themen angeboten wird.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Beteiligung von über 1400 Geme<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>d die bayerischen <strong>DWA</strong>-<br />

Nachbarschaften die größte E<strong>in</strong>richtung<br />

dieser Art <strong>in</strong> der Bundesrepublik.<br />

Für den 42-jährigen Hardy Loy ist diese<br />

neue Aufgabe e<strong>in</strong>e große Herausforderung,<br />

der er sich mit aller Kraft stellen<br />

will, wie er bei se<strong>in</strong>em Antritt versicherte.<br />

Zusammen mit Thomas Jacobs vom<br />

Abwasserverband Ammersee-Ost wird<br />

<strong>DWA</strong>-Reise nach Vietnam und Kambodscha<br />

Für diese Reise vom 07.10. bis<br />

21.10.2005 s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>ige Plätze frei.<br />

Nähere Informationen über das nur für<br />

unsere Gruppe zusammengestellte Programm,<br />

die Preise und die Anmeldemöglichkeit<br />

f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> unserem Rundbrief<br />

2/2004 oder auch im Internet unter<br />

www.dwa-bayern.de --> Exkursionen.<br />

Wenn Sie als Lust haben, sich unserer<br />

Gruppe anzuschließen, dann erkundigen<br />

Sie sich am besten telefonisch bei<br />

Frau Hellwig (089/23362593) nach den<br />

noch freien Plätzen.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Manfred Fischer mit se<strong>in</strong>en beiden Nachfolgern<br />

er nun die Geschicke der bayerischen<br />

<strong>DWA</strong>-Nachbarschaften lenken. Aber sie<br />

s<strong>in</strong>d ja nicht alle<strong>in</strong>e, denn 98 Obmänner<br />

und 50 Lehrer unterstützen ihre Arbeit.<br />

Wir wünschen Hardy Loy e<strong>in</strong>en guten<br />

E<strong>in</strong>stand und e<strong>in</strong>e glückliche Hand.<br />

Manfred Fischer<br />

Halongbucht bei Hanoi


E<strong>in</strong> Mädchen oder e<strong>in</strong> Junge .... ?<br />

Eher schon e<strong>in</strong> Junge!<br />

21<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser!<br />

Schauen Sie sich das nebenstehende<br />

Foto e<strong>in</strong>mal etwas genauer<br />

an. Vielleicht können Sie erraten,<br />

ob es sich hier um e<strong>in</strong><br />

Mädchen oder um e<strong>in</strong>en Jungen<br />

handelt. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Hilfe gebe<br />

ich Ihnen: Das Bild wurde Ende<br />

1940 aufgenommen.<br />

Haben Sie immer noch ke<strong>in</strong>e<br />

Ahnung? Dann helfe ich Ihnen<br />

mit e<strong>in</strong>em weiteren Tipp: Das<br />

Foto hat auch mit e<strong>in</strong>em italienischen<br />

Rotwe<strong>in</strong> zu tun. Genauer<br />

gesagt mit e<strong>in</strong>em Cabernet<br />

Sauvignon.<br />

Kommen Sie jetzt der Sache<br />

schon etwas näher? Wenn<br />

nicht, dann sehen Sie sich bitte<br />

das Foto 2 an.<br />

Wenn Sie mit dem ersten Foto<br />

e<strong>in</strong>es knapp 1-jährigen K<strong>in</strong>des<br />

nichts anfangen konnten, so wird<br />

es bei diesem Bild vermutlich<br />

schon e<strong>in</strong>ige Leser geben, die<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e vage Vermutung<br />

haben. Der etwa 9-jährige Junge<br />

auf dem Foto hat e<strong>in</strong>en etwas<br />

zu großen Trachtenjanker an –<br />

vermutlich von se<strong>in</strong>em älteren<br />

Bruder. Auch heute sieht man<br />

ihn bei bestimmten Ereignissen<br />

<strong>in</strong> bayerischer Tracht. Am<br />

Haarschnitt lässt sich ebenfalls<br />

nichts Besonderes erkennen;<br />

der war damals e<strong>in</strong>fach so. Auch<br />

e<strong>in</strong> Blick auf die Ohren hilft<br />

nicht wirklich weiter.


Manfred Fischer 65 Jahre<br />

In mittelfränkischen Ansbach 1940 geboren,<br />

erlernte er das Maurerhandwerk<br />

und studierte <strong>in</strong> München anschließend<br />

an der heutigen Fachhochschule Ingenieurbau.<br />

Nach e<strong>in</strong>em Jahr Bauleitertätigkeit<br />

wechselte er 1967 zum Landesamt<br />

für Wasserversorgung und<br />

Gewässerschutz (dem späteren Bayerischen<br />

Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>)<br />

und kümmerte sich beruflich fast vier<br />

Jahrzehnte um den Gewässerschutz.<br />

Se<strong>in</strong>e Kenntnisse und se<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

bei der Prüfung von Abwasserentsorgungskonzepten<br />

nutzte er bald, <strong>in</strong><br />

ATV-Fachausschüssen mitzuarbeiten<br />

und se<strong>in</strong> Wissen <strong>in</strong> verschiedenen Sem<strong>in</strong>aren<br />

weiterzugeben.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung war z.<br />

B. die Mitarbeit im DIN-Ausschuss<br />

19559 „Durchflussmessung von Abwasser“.<br />

Auch bei den Probeläufen zum Abwasserabgabengesetz<br />

Ende der 70er<br />

Jahre war er beteiligt, wo es um Vollzugsfragen<br />

bei der Ermittlung der Jahresschmutzwassermenge<br />

oder um das<br />

Thema Fremdwasser g<strong>in</strong>g. Manfred Fischer<br />

dürfte <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>er der<br />

wenigen Fachleute se<strong>in</strong>, die die Entwicklung<br />

des Abwasserabgabengesetzes<br />

von Anfang an begleitet haben. Aufgrund<br />

se<strong>in</strong>er Kenntnisse und vor allem aufgrund<br />

se<strong>in</strong>er praktischen Erfahrungen<br />

war er viele Jahre e<strong>in</strong> gefragter Ansprechpartner<br />

sowohl bei den Kommu-<br />

So erkennt ihn fast jeder!<br />

22<br />

nen als auch <strong>in</strong> der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

zu diesem Thema.<br />

M<strong>in</strong>destens ebenfalls so erfolgreich und<br />

auch m<strong>in</strong>destens ebenfalls so wichtig<br />

war se<strong>in</strong> ehrenamtliches Engagement<br />

bei der ATV/ATV-DVWK/<strong>DWA</strong>. Die außerordentlich<br />

erfolgreiche kommunale<br />

„Nachbarschaftshilfe“, nämlich die Entwicklung<br />

der bayerischen Kanal- und<br />

Kläranlagennachbarschaften hat er<br />

maßgeblich mit bee<strong>in</strong>flusst. Seit 1973,<br />

also seit der Gründung der Nachbarschaften<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, war er als Lehrer tätig.<br />

Als im Jahre 1987 die Leitung der<br />

Kläranlagennachbarschaften neu zu<br />

übertragen war, gab es für diese wichtige<br />

Aufgabe nur e<strong>in</strong>en Kandidaten:<br />

Manfred Fischer. Heute kann rückblickend<br />

gesagt werden, dass die bayerischen<br />

Kanal- und Kläranlagennachbarschaften<br />

<strong>in</strong> den denkbar besten Händen<br />

waren. Erst vor wenigen Wochen hat er<br />

die Leitung der Nachbarschaften abgegeben.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Festabend im bayrischen<br />

Traditionswirtshaus „Nockherberg“<br />

<strong>in</strong> München wurde er im Beise<strong>in</strong><br />

aller Nachbarschaftslehrer verabschiedet.<br />

Auch bundesweit ist Manfred Fischer e<strong>in</strong><br />

anerkannter Abwasserfachmann. So<br />

wurde er 1995 zum Sprecher der heutigen<br />

<strong>DWA</strong>-Arbeitsgruppe „Kläranlagennachbarschaften“<br />

berufen; später auch<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

zum Obmann des <strong>DWA</strong>-Fachausschusses<br />

für alle Nachbarschaften.<br />

Bei soviel Erfolg blieben natürlich auch<br />

die Ehrungen nicht aus: 1986 wurde ihm<br />

die goldene ATV-Ehrennadel verliehen.<br />

Für se<strong>in</strong>e Verdienste erhielt er den Bayerischen<br />

Ehrenkrug, sowie als höchste<br />

Auszeichnung des Landesverbandes<br />

<strong>Bayern</strong> den „Klärwärter Florian“, e<strong>in</strong>e<br />

handgeschnitzte Holzfigur aus Oberammergau.<br />

Die Vielfalt se<strong>in</strong>es Wirkens im Bereich<br />

des Gewässerschutzes verdeutlichen<br />

se<strong>in</strong>e zahlreichen Publikationen. Damit<br />

gehört er mit zu den erfolgreichsten Autoren<br />

se<strong>in</strong>es Fachgebietes. Alle<strong>in</strong> die<br />

Fachbücher, die mit ihm als Autor verlegt<br />

wurden, haben e<strong>in</strong>e beachtliche Auflagenstärke.<br />

Vom „Klärwärter-Taschenbuch“<br />

z. B. gibt es neben e<strong>in</strong>er<br />

französischen, polnischen, russischen<br />

und rumänischen auch e<strong>in</strong>e ch<strong>in</strong>esische<br />

Übersetzung. Dass bei Manfred Fischer<br />

bei aller fachlichen Ernsthaftigkeit der<br />

Humor nicht zu kurz kommen darf, wird<br />

dem Leser gezeigt, wenn er <strong>in</strong> den beiden<br />

Büchle<strong>in</strong> „<strong>Wasserwirtschaft</strong> mit Humor“<br />

oder „Klärungsbedarf“ schmökert.<br />

Manfred Fischer beendet mit se<strong>in</strong>em 65.<br />

Geburtstag zwar se<strong>in</strong> berufliches Leben<br />

<strong>in</strong> der bayerischen <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung;<br />

Gott sei Dank jedoch nicht<br />

Wenn man ihn auf diesem aktuellen Foto so sieht<br />

und kennt, glaubt man es kaum:<br />

Am 09. April 2005 feierte Dipl.-Ing. (FH) Manfred<br />

Fischer se<strong>in</strong>en 65. Geburtstag.<br />

Nach 38 Jahren erfolgreicher Tätigkeit für den<br />

Gewässerschutz beim Bayerischen Landesamt<br />

für <strong>Wasserwirtschaft</strong> beendete er se<strong>in</strong>e berufliche<br />

Tätigkeit. Dazu und natürlich auch für se<strong>in</strong><br />

Engagement bei der ehemaligen ATV, der ehemaligen<br />

ATV-DVWK und der aktuellen <strong>DWA</strong> s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>ige ernsthafte Zeilen mehr als gerechtfertigt.


se<strong>in</strong> Engagement <strong>in</strong> der <strong>DWA</strong>. So hat er<br />

neu im letzten Jahr die Schriftleitung der<br />

KA-Betriebs<strong>in</strong>fos übernommen. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Auflage von über 25.000 Exemplaren<br />

e<strong>in</strong>e gute Plattform, das ihm am Herzen<br />

liegende Betriebspersonal von<br />

Abwasseranlagen weiter mit nützlichen<br />

Informationen zu versorgen. Nach dem<br />

Motto: „Aus der Praxis für die Praxis“.<br />

Anlässlich se<strong>in</strong>es 65. Geburtstages bedankt<br />

sich die <strong>DWA</strong> herzlichst für das<br />

langjährige ehrenamtliche Engagement.<br />

Wir wünschen dem Jubilar Manfred Fi-<br />

23<br />

scher weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gute Gesundheit<br />

und noch viele aktive Lebensjahre.<br />

Insbesondere hoffen wir –<br />

zugegebenermaßen nicht ganz ohne<br />

Eigennutz -, dass er sich auch weiterh<strong>in</strong><br />

noch für unseren <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverband<br />

und für das Betriebspersonal ehrenamtlich<br />

„e<strong>in</strong>spannen“ lässt. Dafür<br />

sagen wir im voraus bereits bei ihm und<br />

bei se<strong>in</strong>er Frau e<strong>in</strong> herzliches Dankeschön!<br />

Es bleibt noch die Sache mit dem Rotwe<strong>in</strong><br />

aufzuklären. Mit me<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>weis<br />

Abschied nach 32 Jahren Nachbarschaftsarbeit<br />

Er hat während se<strong>in</strong>er ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit bei der ATV/ATV-DVWK/<strong>DWA</strong><br />

viele Rekorde aufgestellt: 30 Jahre Lehrer<br />

der (Kanal- und) Kläranlagen-Nachbarschaften<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, 18 Jahre stand<br />

er diesen als Leiter vor und zehn Jahre<br />

war er Sprecher der <strong>DWA</strong>-Arbeitsgruppe<br />

„Kläranlagen-Nachbarschaften“. Das<br />

wird ihm so schnell ke<strong>in</strong>er nachmachen!<br />

<strong>DWA</strong>-Insider werden bereits wissen, auf<br />

wen dies alles zutrifft. Die Rede ist von<br />

Manfred Fischer.<br />

Am 33. Lehrertag der Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> gab<br />

Manfred Fischer Anfang Februar 2005<br />

nun deren Gesamtleitung ab. Dieser<br />

Schritt ist ihm bestimmt nicht leicht gefallen.<br />

Aber auch der Landesverband<br />

kann sich se<strong>in</strong>e Nachbarschaften ohne<br />

e<strong>in</strong>en Manfred Fischer gar nicht so richtig<br />

vorstellen. Seit ihrer Gründung im<br />

Jahr 1973 arbeitete er aktiv und engagiert<br />

<strong>in</strong> den Nachbarschaften mit und<br />

prägte vor allem <strong>in</strong> den letzten 18 Jahren<br />

erheblich deren Bild. Zusammen mit<br />

se<strong>in</strong>en Lehrern und Obmännern machte<br />

er die Nachbarschaften zu dem was<br />

sie heute s<strong>in</strong>d: Die wichtigste, praxisorientierte<br />

Weiterbildungsmöglichkeit für<br />

das Betriebspersonal bayerischer Abwasseranlagen.<br />

Unter se<strong>in</strong>er Leitung<br />

haben sich die Nachbarschaften ständig<br />

weiterentwickelt. Auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em letzten<br />

Rechenschaftsbericht berichtete Manfred<br />

Fischer über die Aufnahme neuer<br />

Unternehmensträger und e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

der Teilnehmerzahlen. Dieser Erfolg<br />

spricht für sich.<br />

Manfred Fischer war aber nicht nur <strong>in</strong>nerhalb<br />

der bayerischen Nachbarschaften<br />

tätig. Als Obmann des Fachausschusses<br />

BIZ-1 „Nachbarschaften“ und<br />

Sprecher der Arbeitsgruppe BIZ-1.1<br />

„Kläranlagen-Nachbarschaften“ trägt er<br />

bis heute noch bundesweit große Verantwortung<br />

für die Nachbarschaftsarbeit.<br />

Diese Ämter wird er aber ebenfalls im<br />

Laufe des Jahres abgeben. Vorausschauend<br />

wie Manfred Fischer jedoch<br />

ist, hat er gleichfalls für diese Aufgaben<br />

se<strong>in</strong>e Nachfolge bereits geregelt und<br />

geeignete Kandidaten hierfür gefunden.<br />

Se<strong>in</strong>e Verdienste im Bildungsbereich<br />

weiß die <strong>DWA</strong> seit Jahren zu schätzen,<br />

wie die Auszeichnungen mit der goldenen<br />

Ehrennadel, mit dem bayerischen<br />

Ehrenkrug und dem Klärwärter-Florian<br />

belegen. Die Verabschiedung von Manfred<br />

Fischer im Rahmen des 33. Lehrertages<br />

am „Nockherberg“ gebührend zu<br />

feiern, war natürlich Ehrensache. Und<br />

wenn es das Foto auch anders vermuten<br />

lässt, total zur Ruhe setzen wird er<br />

sich bestimmt nicht. Der <strong>DWA</strong> und vor<br />

allem „se<strong>in</strong>em“ Betriebspersonal bleibt<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

auf den ganz bestimmten italienischen<br />

Rotwe<strong>in</strong> hat es folgende Bewandtnis:<br />

Wenn Manfred Fischer auf se<strong>in</strong>er Berghütte<br />

<strong>in</strong> der Wildschönau „Spaghetti alla<br />

bolognese“ kocht, geht es nicht ohne<br />

e<strong>in</strong>em ganz besonderen Rotwe<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

der wichtigsten Zutaten ist e<strong>in</strong> Cabernet<br />

Sauvignon aus dem Veneto. Die Freunde<br />

und Kollegen, die schon mal auf der<br />

Berghütte mit dabei waren, werden dies<br />

gewusst haben.<br />

Ehemalige und aktive Kollegen sorgen für e<strong>in</strong>en bequemen Abschied<br />

Hermann Klotz<br />

er als neuer Schriftleiter des KA-Betriebs-Infos<br />

weiterh<strong>in</strong> erhalten. Da kam<br />

das Abschiedsgeschenk der Nachbarschaftslehrer<br />

gerade recht – e<strong>in</strong> Bürosessel<br />

für das Redaktionsbüro, das er<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus <strong>in</strong> Gaut<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gerichtet<br />

hat.<br />

Der <strong>DWA</strong>-Landesverband <strong>Bayern</strong> bedankt<br />

sich bei Manfred Fischer für 32<br />

Jahre Nachbarschaftsarbeit, wohlwissend,<br />

dass er auch weiterh<strong>in</strong> auf se<strong>in</strong>e<br />

Hilfe und Unterstützung bei der Landesverbandsarbeit<br />

zählen kann.<br />

<strong>DWA</strong>-Landesverband <strong>Bayern</strong>


<strong>DWA</strong>-Fachexkursion <strong>in</strong>s Burgenland<br />

vom 07. – 10.09.2005<br />

Programm<br />

Mittwoch, 07.09.2005:<br />

24<br />

Unser österreichischer Kollege, Herr Dipl.-Ing. Gerhard Spatzierer, Leiter der ÖWAV-Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften,<br />

hat für uns e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>teressante 4-tägige Fachexkursion <strong>in</strong>s Burgenland zusammengestellt. Das Programm bietet jedem<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>ler etwas: <strong>in</strong>novative Verfahren zur Abwasserentsorgung und Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung, Gewässerrenaturierung,<br />

Wasserbau und HW-Schutzmaßnahmen. Aber auch der kulturelle und gesellige Teil kommt wie bei allen unseren Fachexkursionen<br />

nicht zu kurz.<br />

Unser Bus startet von München aus über die A8 nach Salzburg und L<strong>in</strong>z weiter <strong>in</strong> Richtung Wien / Eisenstadt. Zustiegsmöglichkeiten<br />

auf der Strecke s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abstimmung mit unserer Geschäftsstelle selbstverständlich möglich. Auch Nichtmitglieder s<strong>in</strong>d<br />

herzlich willkommen.<br />

Die Kosten pro Teilnehmer betragen 65,- € für Mitglieder und 90,- € für Nichtmitglieder und enthalten die Fahrkosten, die Kosten<br />

für Schiff- und Kutschenfahrten und die E<strong>in</strong>tritte für die Besichtigung der kulturellen Sehenswürdigkeiten e<strong>in</strong>schließlich der Kosten<br />

für die Fremdenführer<strong>in</strong>. Alle anderen Kosten, wie z.B. für die Übernachtung müssen vom Teilnehmer getragen werden und s<strong>in</strong>d<br />

vor Ort zu bezahlen. Für die Übernachtung s<strong>in</strong>d Zimmer im Hotel „Wilhelm<strong>in</strong>enhof“ <strong>in</strong> Trausdorf reserviert (32,- € pro Übernachtung<br />

im DZ und 44,- € im EZ e<strong>in</strong>schließlich Frühstück).<br />

Die Plätze s<strong>in</strong>d begrenzt, da wir nur e<strong>in</strong>en Bus e<strong>in</strong>setzen können. Wenn Sie sich also für die Reise <strong>in</strong>teressieren, dann melden<br />

Sie sich möglichst umgehend an. Noch e<strong>in</strong> Tipp: Fachexkursionen s<strong>in</strong>d steuerlich absetzbar. Jeder Teilnehmer erhält von unserem<br />

Landesverband e<strong>in</strong>e Bestätigung über se<strong>in</strong>e Teilnahme.<br />

Nitrataufbereitungsanlage für Tr<strong>in</strong>kwasser <strong>in</strong> Nickelsdorf<br />

9.30 Uhr Abfahrt von München, Elisenstraße beim Neptunbrunnen<br />

12.30 Uhr Ankunft St. Florian, Mittagessen<br />

Kläranlage Jennersdorf<br />

14.00 Uhr Fahrt nach L<strong>in</strong>z –Pichl<strong>in</strong>g, Besichtigung der SolarCity<br />

(Innovatives Abwasserentsorgungskonzept mit Ur<strong>in</strong>separation, Kompostierung,<br />

Grauwasserbehandlung und Regenwasserbewirtschaftungssystem)<br />

15.00 Uhr Weiterfahrt nach Trausdorf, E<strong>in</strong>checken im Hotel „Wilhelm<strong>in</strong>enhof“<br />

18.00 Uhr Abfahrt zum Römerste<strong>in</strong>bruch St. Margarethen, Besichtigung Altstadt Rust, Abendessen,<br />

Rückfahrt zum Hotel<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


Donnerstag, 08.09.2005<br />

8.15 Uhr Abfahrt von Trausdorf nach Mörbisch<br />

8.30 Uhr Fahrt mit dem Schiff über den Neusiedler See nach Illmitz,<br />

Kutschenfahrt zum Nationalpark-Informationszentrum, Besichtigungsfahrt durch den Nationalpark<br />

12.30 Uhr Mittagessen <strong>in</strong> Frauenkirchen<br />

25<br />

14.00 Uhr Besichtigung Basilika Frauenkirchen (Wallfahrtskirche),<br />

Weiterfahrt nach Halbturn, Besichtigung Schloss Halbturn (Ausstellung „Macht und Liebe“),<br />

Besichtigung Kläranlage Halbturn (7000 EW, vollständige Versickerung des gere<strong>in</strong>igten Abwassers, Stromerzeugung<br />

mittels W<strong>in</strong>dkraftwerk)<br />

16.00 Uhr Fahrt nach Nickelsdorf, Besichtigung Nitrataufbereitungsanlage für Tr<strong>in</strong>kwasser (Elektrodialyse-Verfahren) des<br />

WLV Nördliches Burgenland, Weiterfahrt nach Gols<br />

18.15 Uhr We<strong>in</strong>verkostung im We<strong>in</strong>kulturhaus Gols auf E<strong>in</strong>ladung der Geme<strong>in</strong>de Gols, anschließend Rückfahrt zum Hotel<br />

Freitag, 09.09.2005<br />

8.30 Uhr Abfahrt von Trausdorf nach Neudörfl, Besichtigung des Horizontalfilterbrunnens des WLV Nördliches Burgenland<br />

(400 – 600 l/s, Sicherungsmaßnahmen vor Grundwasserverunre<strong>in</strong>igungen, zentrale Versorgung Nord-Burgenland)<br />

10.00 Uhr Fahrt <strong>in</strong>s mittlere Burgenland, Besichtigung von Maßnahmen zur Gewässerrenaturierung – Wasserbau: Rückbau<br />

von Sohlstufen, passiver HW-Schutz, HW-Rückhaltebecken<br />

12.30 Uhr Mittagessen <strong>in</strong> Lockenhaus, Weiterfahrt nach Heiligenkreutz<br />

15.30 Uhr Besichtigung Kläranlage AWV Bezirk Jennersdorf (2-stufige Anlage – maßgeblicher Industrieabwasseranteil<br />

Lyocell-Faser, Vossen etc.) sowie Erläuterung Lyocell-Faserherstellung<br />

17.00 Uhr Fahrt <strong>in</strong>s Historische Kellerviertel Heiligenbrunn, gemütlicher Ausklang beim Heurigen auf E<strong>in</strong>ladung des AWV<br />

Bezirk Jennersdorf, Rückfahrt zum Hotel<br />

Samstag, 10.09.2005<br />

8.30 Uhr Abfahrt vom Hotel, Besichtigung Bergkirche, Schloss Esterhazy, Haydnhaus, Stadtrundgang Eisenstadt,<br />

ca. 10.30 Uhr Rückreise nach München<br />

�-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Ich b<strong>in</strong> an der <strong>DWA</strong>-Fachexkursion <strong>in</strong>s Burgenland <strong>in</strong>teressiert und melde mich mit ....... Person(en) an.<br />

Bitte senden Sie uns diesen Abschnitt möglichst umgehend zu<br />

Anmeldung bitte an die Geschäftsstelle des <strong>DWA</strong> Landesverbands <strong>Bayern</strong>, Friedenstraße 40, 81671 München schicken oder faxen (Fax (089) 233 62595)<br />

------------------------------ ------------------------------ -------------------------<br />

Name Vorname Titel / Funktion<br />

------------------------------ ------------------------------ -------------------------------------------------------------------<br />

Straße PLZ / Ort Datum / Unterschrift<br />

------------------------------ ------------------------------ -------------------------------------------------------------------<br />

Tel. Fax Email<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


Fotowettbewerb „Wasser im W<strong>in</strong>ter“<br />

26<br />

Der Aufruf an unsere Leser im letzten Rundbrief hatte Erfolg: Insgesamt 49 Fotos wurden zum Fotowettbewerb „Wasser im<br />

W<strong>in</strong>ter“ e<strong>in</strong>gesandt und von der 6-köpfigen Jury bewertet. Auf zwei Seiten zeigen wir Ihnen die prämierten sechs Fotos, den 5.<br />

Platz teilen sich zwei Teilnehmer. Alle Fotos wurden farbig e<strong>in</strong>gereicht. Leider können wir die Bilder nur <strong>in</strong> schwarz-weiß veröffentlichen.<br />

Dadurch geht bei dem e<strong>in</strong>en oder anderen Foto die tatsächliche Wirkung leider etwas verloren. Wir bedanken uns<br />

bei allen E<strong>in</strong>sendern und gratulieren den Siegern!<br />

1. Platz: Flug-Ente, Arm<strong>in</strong> Rieg, Dietmannsried<br />

2. Platz: In der Partnach-Klamm, Patrick Schneider, München<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


4. Platz: Erstarrte Dynamik, Christ<strong>in</strong>e Schneider, München<br />

27<br />

5. Platz: Reste e<strong>in</strong>er Fischerhütte,<br />

Dr. Tobias Lang, Passau<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

3. Platz: Eiskristalle an me<strong>in</strong>em<br />

Fenster, Erw<strong>in</strong> Bach,<br />

Taufkirchen<br />

5. Platz: Bachmäander im W<strong>in</strong>ter, Arm<strong>in</strong> Rieg, Dietmannsried


Berichte<br />

Hochwasserschutz Obere Iller, Abschnitt Immenstadt<br />

Überblick<br />

Die Bilder vom Pf<strong>in</strong>gsthochwasser 1999<br />

s<strong>in</strong>d den Bewohnern des Oberen Illertales<br />

noch deutlich vor Augen oder stecken<br />

ihnen gar noch <strong>in</strong> den Knochen.<br />

Nur 4 ½ Jahre nach der verheerenden<br />

Hochwasserwelle konnte Ende 2003 der<br />

erste Abschnitt des Hochwasserschutzprojektes<br />

Obere Iller fertig gestellt werden.<br />

Bereits kurz nach Ablauf des Hochwassers<br />

wurde am WWA Kempten mit der<br />

Konzeption des Hochwasserschutzes<br />

begonnen. Das Projektgebiet erstreckt<br />

sich vom Illerursprung vorbei an den<br />

Städten Sonthofen und Immenstadt bis<br />

<strong>in</strong>s Seifener Becken auf e<strong>in</strong>e Länge von<br />

rund 25 km. Hierbei kommen alle klassischen<br />

Elemente e<strong>in</strong>es nachhaltigen<br />

Hochwasserschutzes zum Tragen:<br />

vorbeugender Hochwasserschutz,<br />

technischer Hochwasserschutz und<br />

weitergehende Hochwasservorsorge.<br />

Es werden Retentionsräume optimiert,<br />

das Flussbett verbreitert, Schutzmauern<br />

gebaut, Deiche saniert und erhöht. Aber<br />

nicht nur baulich wird etwas getan auch<br />

die Hochwasservorhersage wird verbessert,<br />

vor allem um die Retentionsräume<br />

optimal nutzen zu können.<br />

Aber drehen wir die Uhr zurück. Noch<br />

Ende des 19. Jahrhunderts war die Iller<br />

Iller vor Baumaßnahme<br />

28<br />

Iller bei Immenstadt um 1900<br />

e<strong>in</strong> Wildfluss, der nahezu den ganzen<br />

Talraum durchfloss, Geschiebe ablagerte<br />

und wieder aufnahm, sich nach jedem<br />

Hochwasser e<strong>in</strong>en anderen Weg suchte.<br />

Damit war es bald vorbei, die Iller<br />

wurde e<strong>in</strong>er Flusskorrektion unterzogen,<br />

um den Talboden urbar zu machen und<br />

wertvolles Land zu gew<strong>in</strong>nen. Mit zunehmender<br />

Besiedlung wurde die Iller <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

enges Korsett aus Deichen gepresst. Vor<br />

allem <strong>in</strong> den Jahren 1910 bis 1930 wurden<br />

kilometerweise Deiche von Hand<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

„geschaufelt“. Im Laufe der Zeit bewuchsen<br />

diese und wurden zu e<strong>in</strong>em festen<br />

Bestandteil des Illertales.<br />

Spätestens 1999 musste man jedoch<br />

feststellen, dass die Iller ihren alp<strong>in</strong> geprägten<br />

Charakter nicht abgelegt hat.<br />

Sie suchte sich ihren angestammten<br />

Weg durchs Tal und richtete Millionenschäden<br />

an. Alle<strong>in</strong> im Raum Immenstadt<br />

waren Schäden von ca. 30 Mio. € zu<br />

verzeichnen.<br />

Deshalb begannen auch <strong>in</strong> Immenstadt<br />

bereits im Oktober 2001 die Bagger zu<br />

rollen.<br />

Abschnitt Immenstadt<br />

Strategischer Lösungsansatz<br />

Der Abschnitt Immenstadt erstreckt sich<br />

auf 3,5 km entlang des Stadtgebietes<br />

von Immenstadt. Durch die starke Nutzung<br />

des Talraums war e<strong>in</strong>e Rückverlegung<br />

von Deichen, um der Iller wieder<br />

mehr Platz zu geben, kaum möglich.<br />

Gleichzeitig gestaltete sich die Rückstausituation<br />

<strong>in</strong> die Seitengewässer, vor<br />

allem <strong>in</strong> die Konstanzer Ach als sehr problematisch.<br />

E<strong>in</strong>e Erhöhung der Rücklaufdeiche<br />

war mit vertretbarem Aufwand<br />

nicht machbar. Die Entschärfung<br />

der Rückstausituation war nur durch<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Senkung des Illerwasserspiegels<br />

im Hochwasserfall zu bewerkstelligen.


Unter den vorgenannten Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

wurde zur Herstellung der Hochwassersicherheit<br />

für die Stadt Immenstadt<br />

e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Gewässeraufweitung<br />

und moderater Deicherhöhung gewählt.<br />

Die vorhandenen natürlichen Retentionsräume<br />

galt es so zu optimieren,<br />

dass e<strong>in</strong>erseits die Anlieger geschützt<br />

s<strong>in</strong>d, aber andererseits ke<strong>in</strong>e wertvollen<br />

Rückhalteflächen aufgegeben werden.<br />

Gewässeraufweitung<br />

E<strong>in</strong>gezwängt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Trapezger<strong>in</strong>ne von<br />

höchstens 40 m zog die Iller – kaum beachtet<br />

- an der Stadt vorbei. Von e<strong>in</strong>em<br />

alp<strong>in</strong>en Gewässercharakter ke<strong>in</strong>e Spur.<br />

Um den Wasserspiegel zu senken, musste<br />

das Gewässerbett auf <strong>in</strong>sgesamt 65 m<br />

aufgeweitet werden. Dabei wurden auf<br />

e<strong>in</strong>er Länge von 3,5 km ca. 260.000 m³<br />

Kies und Aueablagerungen entnommen.<br />

Der Kies kam gleich vor Ort wieder als<br />

Baumaterial für die Deichsanierung zum<br />

E<strong>in</strong>satz und der Großteil des entnommenen<br />

Auematerials wurde <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Gesamtprojektes wieder verwendet.<br />

Die neuen Ufer wurden soweit möglich<br />

als weiche Ufer hergestellt, also ohne<br />

Verbauung mit Wasserbauste<strong>in</strong>en. Nur<br />

wo unbed<strong>in</strong>gt notwendig, im Bereich von<br />

Zufahrten oder Bauwerken wurden die<br />

Uferböschungen verbaut. Selbst <strong>in</strong><br />

Außenkurven wurde mit so genannten<br />

Bevorratungsbuhnen gearbeitet. Das<br />

heißt im Vorland wurden massive Leitwerke<br />

aus Wasserbauste<strong>in</strong>en errichtet<br />

und wieder zugedeckt. Diese verborgenen<br />

Buhnen kommen erst zum E<strong>in</strong>satz,<br />

wenn die Iller die Ufer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht<br />

mehr akzeptablen Maße abgräbt. Zur<br />

Verbesserung der Gewässerstruktur und<br />

als Unterstand für Fische und Kle<strong>in</strong>lebe-<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen der Erosionssperre<br />

29<br />

Iller nach Baumaßnahme<br />

wesen wurden Ste<strong>in</strong>gruppen und Rauhbäume<br />

<strong>in</strong> das Flußbett e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Auf diese Weise entstand e<strong>in</strong> strukturreiches<br />

Gewässer mit Kiesbänken, Flachwasserbereichen,<br />

tiefen R<strong>in</strong>nen, mit unterschiedlichen<br />

Strömungsverhältnissen,<br />

mit Steilufern, Kolken und Totholz.<br />

Deichsanierung und -erhöhung<br />

E<strong>in</strong> Gemisch aus Kies und Sand, die<br />

Krone gerade mal 2,50 m breit, von Dichtungsschicht<br />

ke<strong>in</strong>e Spur und bis oben<br />

h<strong>in</strong> bewachsen; so trotzten die meisten<br />

Deiche dem Pf<strong>in</strong>gsthochwasser. Der<br />

Überprüfung nach den anerkannten Regeln<br />

der Technik hielten sie dann aber<br />

nicht mehr stand. Für die Sanierung wurde<br />

nach e<strong>in</strong>er langfristig wirtschaftlichen<br />

Lösung gesucht, die gleichzeitig den<br />

landschaftsprägenden Charakter der<br />

Deiche erhält. Die Wahl fiel auf e<strong>in</strong>e<br />

Deichkonstruktion mit erosionsfester<br />

Innendichtung.<br />

Hierbei blieben die bestehenden Deiche<br />

weitgehend erhalten. Sie wurden<br />

lediglich auf e<strong>in</strong>er Seite verbreitert und<br />

wo nötig erhöht. Die Deichkrone wurde<br />

generell auf 4,00 m ausgebaut, um e<strong>in</strong>e<br />

eventuelle Deichverteidigung zu ermöglichen.<br />

Im Anschluss an die Erdarbeiten<br />

wurde die Innendichtung e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Hier erhielt der Sondervorschlag der E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung<br />

e<strong>in</strong>er MIP-Wand (mixed <strong>in</strong><br />

place) den Zuschlag. Über 3 Schneckenbohrer<br />

wurde das anstehende Deichmaterial<br />

mit e<strong>in</strong>er Zement-Bentonit-Suspension<br />

vermischt und es entstand e<strong>in</strong>e<br />

ca. 40 cm breite „Erdbetonwand“. Zur Sicherstellung<br />

der Standsicherheit wurden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von 3,00 bzw. 3,50 m<br />

Stahlträger e<strong>in</strong>gebracht.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Diese Bauweise bietet neben der Nutzung<br />

des <strong>in</strong>homogenen alten Deichkörpers<br />

weitere Vorteile:<br />

M<strong>in</strong>imierung des Hochwasserrisikos<br />

während der Bauzeit,<br />

Nutzung des bei der Aufweitung gewonnenen<br />

Illerkieses als Baumaterial<br />

trotz hoher Wasserdurchlässigkeit,<br />

Längere Standsicherheit der Deiche<br />

bei Deichanbruch und Überströmung,<br />

E<strong>in</strong>seitiger Erhalt des Bewuchses,<br />

Künftige Zulassung von Bewuchs an<br />

den Deichen, Reduzierung der Kosten<br />

für die Bewuchspflege,<br />

Ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derung der Standsicherheit<br />

durch Biber und Wühltiere.<br />

Um e<strong>in</strong>en schnellen und ortstypischen<br />

Bewuchs zu gewährleisten, wurde der<br />

Oberboden <strong>in</strong>klusive Wurzelstöcken zwischengelagert<br />

und wieder auf die neue<br />

Böschung aufgetragen. So s<strong>in</strong>d bereits<br />

jetzt die Deiche wieder grün.<br />

Optimierung der Retentionsräume<br />

E<strong>in</strong> nachhaltiger Hochwasserschutz beg<strong>in</strong>nt<br />

mit dem Rückhalt <strong>in</strong> der Fläche und<br />

das am besten am Entstehungsort. Das<br />

Pf<strong>in</strong>gsthochwasser zeigte deutlich auf,<br />

wo die natürlichen Überschwemmungsflächen<br />

liegen. Auf Grund der vielfältigen<br />

Nutzung des Talraumes - als Siedlungsgebiete<br />

oder E<strong>in</strong>zugsgebiete für die<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung - stehen aber<br />

nur noch wenige Flächen für den Rückhalt<br />

zur Verfügung. Diese Rückhalteräume<br />

müssen im S<strong>in</strong>ne der An- und Unterlieger<br />

optimal genutzt werden. Im<br />

Bereich Rauhenzell bot sich e<strong>in</strong>e Fläche<br />

die bereits von Illerdeich und Straßendamm<br />

e<strong>in</strong>geschlossen war zur Nutzung<br />

als Polder an. Die landwirtschaftlich ge-


Polder Rauhenzell<br />

Schema Deichsanierung<br />

nutzte Fläche wurde bereits bei kle<strong>in</strong>eren<br />

Hochwässern, ca. ab HQ 20 e<strong>in</strong>gestaut<br />

und stand dann zur Pufferung von<br />

größeren Ereignissen nicht mehr zur<br />

Verfügung. Durch den Bau dieses Polders<br />

konnte hier e<strong>in</strong> Rückhalteraum von<br />

250.000 m³ geschaffen werden.<br />

Über e<strong>in</strong>e feste Überlaufschwelle werden<br />

jetzt erst ab e<strong>in</strong>em HQ 100 im Mittel<br />

6 m³/s abgeschöpft. Das E<strong>in</strong>lassbauwerk,<br />

e<strong>in</strong> Betonbauwerk im Normalfall<br />

mit 2 Schütztafeln verschlossen und e<strong>in</strong>em<br />

Tosbecken, ist vollständig im Deich-<br />

30<br />

querschnitt <strong>in</strong>tegriert. Nach Ablauf<br />

der Hochwasserwelle wird<br />

das zurückgehaltene Wasser<br />

über e<strong>in</strong>en Grundablass wieder<br />

der Iller zugeführt.<br />

Die Steuerung des Polders erfolgt<br />

durch die Hochwasservorhersagezentrale<br />

am <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt<br />

Kempten. Hier<br />

werden auf der Grundlage von<br />

Niederschlagsvorhersagen mit<br />

neuesten Modellen Abflussprognosen<br />

für die Iller erstellt. Erreichen<br />

diese den Wert e<strong>in</strong>es hundertjährigen<br />

Hochwassers,<br />

beg<strong>in</strong>nen die Vorbereitungen<br />

zur Flutung des Polders. Die Arbeiten<br />

vor Ort, wie Öffnen und Schließen<br />

der Schütze und Schieber übernimmt<br />

die Stadt Immenstadt.<br />

Auch wenn der Beg<strong>in</strong>n der Abschöpfung<br />

mit HQ 100 sehr hoch kl<strong>in</strong>gt, so war der<br />

Grenzwert seit Baubeg<strong>in</strong>n bereits 2 mal<br />

erreicht und verdeutlichte nochmals die<br />

Notwendigkeit der Maßnahme.<br />

Bleibt also abzuwarten wann der Polder<br />

das erste mal richtig <strong>in</strong> Betrieb geht und<br />

die Kühe mit Schwimmwesten versorgt<br />

werden müssen.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

F<strong>in</strong>anzierung<br />

Der Freistaat <strong>Bayern</strong> als Vorhabensträger<br />

der Maßnahme hat für die Umsetzung<br />

der Hochwasserschutzmaßnahme<br />

im Abschnitt Immenstadt ca. 11 Mio. €<br />

ausgegeben. Hieran beteiligt sich die<br />

Stadt Immenstadt mit 35 %. E<strong>in</strong> Großteil<br />

der Maßnahmen konnte über die EU-<br />

Fonds EFRE und EAGFL kof<strong>in</strong>anziert<br />

werden.<br />

Ausblick<br />

Neben der neuen Hochwassersicherheit<br />

für die Anwohner erfreut sich die Iller<br />

auch bei den Erholungssuchenden<br />

immer größerer Beliebtheit. Auf den<br />

Kiesbänken tummeln sich Sonnenanbeter<br />

gleichermaßen wie Abkühlungssuchende,<br />

<strong>in</strong> der Iller suchen Schlauchboot-<br />

und Kajakfahrer die beste<br />

Fahrr<strong>in</strong>ne und die Radler freuen sich<br />

über den neu ausgebauten Iller-Radweg.<br />

Dies zeigt, dass es mit der Umsetzung<br />

dieses Projektes gelungen ist, nicht nur<br />

den Hochwasserschutz, sondern auch<br />

die Sozialfunktion der Iller deutlich zu<br />

verbessern.<br />

Cornelia Seidel<br />

WWA Kempten


Operationelle Hochwasservorhersage am Beispiel des Illerhochwassers<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Das katastrophale Hochwasser zu<br />

Pf<strong>in</strong>gsten 1999 führte bayernweit zu<br />

Sachschäden von über 330 Mio. €. Als<br />

Konsequenz wird seit dem Jahr 2000<br />

unter der Federführung des bayerischen<br />

Landesamtes für <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

(LfW) das Innovationsprogramm ‘Gewässerkundlicher<br />

Dienst’ durchgeführt,<br />

das neben dem Ausbau der Messnetze<br />

für Niederschlag und Abfluss den flächendeckenden<br />

Aufbau von Niederschlag-Abfluss<br />

Modellen für die Hochwasservorhersage<br />

zum Ziel hat.<br />

Der Vorhersagebetrieb ist dezentral organisiert.<br />

Neben der Hochwasservorhersagezentrale<br />

(HVZ) für Donau und Inn<br />

am LfW wurden an den <strong>Wasserwirtschaft</strong>sämtern<br />

Bamberg, Weilheim und<br />

Kempten HVZ’s für die E<strong>in</strong>zugsgebiete<br />

des Ma<strong>in</strong>s, der Isar, sowie von Iller, Lech<br />

und Wertach <strong>in</strong> Betrieb genommen (siehe<br />

Abbildung 1). Der HVZ Iller/Lech <strong>in</strong><br />

Kempten obliegt dabei auch die Verantwortung<br />

für den Hochwasserbetrieb der<br />

Speicher Forggensee, Grüntensee und<br />

Rottachspeicher.<br />

Anhand des im folgenden beschriebenen,<br />

kle<strong>in</strong>eren Hochwasserereignisses<br />

an der Iller im Januar 2004 sollen e<strong>in</strong>ige<br />

typische Probleme im ‘operationellen Alltag’<br />

der HVZ Iller/Lech während e<strong>in</strong>es<br />

Hochwassers beschrieben werden. Anschließend<br />

wird der aktuelle Stand der<br />

Hochwasservorhersage beurteilt und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt.<br />

Das Illerhochwasser im Januar 2004<br />

Der Zeitraum vom 12. bis 15. Januar<br />

2004 war im Allgäu durch den raschen<br />

Durchzug von Fronten e<strong>in</strong>es Tief über<br />

den Britischen Inseln geprägt. Dabei<br />

stieg die Schneefallgrenze im Verlauf<br />

des 13. Januar von 1200 auf über 2000<br />

müNN an. Dies führte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Niederschlägen von 45 mm <strong>in</strong> 24 Stunden<br />

zu e<strong>in</strong>er Überschreitung der Meldestufe<br />

(MS) 1 am Pegel Kempten/Iller und<br />

MS 2 am Pegel Wibl<strong>in</strong>gen/Iller.<br />

In Abbildung 2 s<strong>in</strong>d die Niederschlagsprognosen<br />

für das E<strong>in</strong>zugsgebiet der Iller<br />

bis Kempten zu sehen, die dem Vorhersager<br />

am Tag des Scheitelabflusses<br />

<strong>in</strong> Kempten (13. Januar) zur Verfügung<br />

standen.<br />

Die 48-h Prognose des Lokal Modells<br />

(LM) des Deutschen Wetterdienstes<br />

(DWD) wird dreimal täglich aktualisiert.<br />

Sie traf im vorliegenden Ereignis sowohl<br />

Verlauf als auch Summe der Niederschläge<br />

sehr gut. In kritischen Fällen<br />

31<br />

Abb. 1: Verantwortungsbereiche der Hochwasservorhersagezentralen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

kann der Vorhersager zusätzlich von e<strong>in</strong>em<br />

Meteorologen des DWD e<strong>in</strong>e Abschätzung<br />

der weiteren Entwicklung per<br />

Telefon erfragen. Im vorliegenden Fall<br />

überschätzte der Meteorologe die Niederschlagssumme<br />

aber um rund 30 mm.<br />

Im selben Maß lag auch die Unwetterwarnung<br />

des DWD für das Allgäu zu<br />

hoch. Ergänzend stehen dem Vorhersager<br />

auch die Prognosen von Meteo-<br />

Schweiz zur Verfügung, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

diesem Fall die gefallenen Niederschläge<br />

deutlich unterschätzten.<br />

In der Zusammenschau streuten die<br />

Prognosen für den Zeitraum 13.01.04<br />

08:00 bis 14.01.04 08:00 zwischen<br />

175% und 34% der tatsächlich gefallenen<br />

Niederschlagsmenge von 45 mm.<br />

Es liegt auf der Hand, dass sich die Bandbreite<br />

der Niederschlagsprognosen auch<br />

<strong>in</strong> den darauf aufbauenden Abflussprognosen<br />

widerspiegeln muss. Dies ist, wie<br />

<strong>in</strong> Abbildung 3 für den Pegel Kempten/Iller<br />

zu sehen, auch der Fall: Während das<br />

Szenario mit der Prognose von Meteo-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Schweiz weit unter MS 1 bleibt, liegt der<br />

Scheitelabfluss des auf der Prognose der<br />

DWD Telefonberatung aufbauenden Szenarios<br />

weit über MS 2. Dies geht bereits<br />

mit der Überflutung e<strong>in</strong>zelner bebauter<br />

Grundstücke und der Sperrung überörtlicher<br />

Verkehrsverb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>her.<br />

Mit der Vorhersage des DWD LM Modells<br />

ergab sich e<strong>in</strong>e Abflussspitze <strong>in</strong><br />

derselben Größenordnung wie die Messwerte.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Unsicherheit bei der Abschätzung<br />

der Größenordnung des<br />

Hochwassers lag <strong>in</strong> der Entwicklung der<br />

Schneefallgrenze, welche den Beitrag<br />

der Schneeschmelze steuert. Weder<br />

DWD noch MeteoSchweiz gaben mit<br />

Vorhersagewerten von maximal 1400<br />

müNN den starken Anstieg der Schneefallgrenze<br />

im Verlauf des 13. Januar ausreichend<br />

wieder.<br />

Welcher Prognose soll der Vorhersager<br />

nun Glauben schenken und gegenüber<br />

der Öffentlichkeit verantworten? Nach


welchen Szenarien sollen<br />

Polder und Speicher gesteuert<br />

werden? Oft liegt<br />

die Wahrheit <strong>in</strong> der Mitte,<br />

die man aber nur bestimmen<br />

kann, wenn man auf<br />

mehrere, möglichst unabhängige<br />

Vorhersagen zurückgreifen<br />

kann. Im beschriebenen<br />

Ereignis<br />

wurde die ‘Mittelwertsstrategie’<br />

erfolgreich verfolgt<br />

und mit e<strong>in</strong>em Vorlauf von<br />

14 Stunden e<strong>in</strong> maximaler<br />

Wasserstand zwischen<br />

MS 1 und MS 2 angekündigt.<br />

Dieser Wert liegt zwischen<br />

den zwei extremen<br />

Szenarien aus der DWD<br />

Telefonprognose und der<br />

Vorhersage von Meteo-<br />

Schweiz und entsprach<br />

dem gemessenen Spitzenabfluss<br />

recht gut.<br />

Ausblick<br />

Durch die Unsicherheit<br />

der meteorologischen<br />

Prognosen und die noch<br />

bestehenden Defizite <strong>in</strong><br />

der Niederschlag-Abfluss<br />

Modellierung können und<br />

müssen die automatisch<br />

erstellten Wetter- und Abflussprognosen<br />

nach wie<br />

vor durch den Filter der<br />

subjektiven, aus vergangenen<br />

Hochwassern gewonnene<br />

Erfahrung des<br />

Vorhersagers verbessert<br />

werden.<br />

Ziel muss se<strong>in</strong>, die Qualität<br />

der automatischen<br />

Prognosen weiter zu verbessern<br />

und die subjektive<br />

Komponente zu reduzieren.<br />

Dazu s<strong>in</strong>d folgende<br />

Maßnahmen geplant bzw.<br />

bereits <strong>in</strong> Angriff genommen:<br />

Verbesserte Niederschlag-AbflussModellierung:<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n der W<strong>in</strong>tersaison<br />

2004/05 fließen<br />

die ‘SNOW3’ Prognosen<br />

des Deutschen Wetterdienstes<br />

(DWD) zur Schneeschmelzeund<br />

Akkumulation <strong>in</strong> die Hochwasservorhersage<br />

e<strong>in</strong>. Vorläufige Analysen ergaben<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung der<br />

Hochwasserprognosen bei schneebee<strong>in</strong>flussten<br />

Ereignissen, auch wenn die<br />

Schneeschmelze tendenziell überschätzt<br />

wird.<br />

Verbesserte meteorologische E<strong>in</strong>gangsdaten:<br />

Gefördert durch die Länderarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Wasser (LAWA) arbeitet<br />

32<br />

Abb. 2: Niederschlagsmessung und -prognosen als Summenl<strong>in</strong>ie für das E<strong>in</strong>zugsgebiet der Iller<br />

bis Kempten<br />

Abb. 3: Abflussprognosen für den Pegel Kempten/Iller, basierend auf verschiedenen meteorologischen<br />

Vorhersagen<br />

der DWD diesbezüglich an mehreren<br />

Projekten. Exemplarisch seien hier die<br />

Projekte ‘Radolan’ zur Ableitung flächendeckender<br />

Niederschlags<strong>in</strong>tensitäten aus<br />

Radardaten und ‘Radvor’ zur Verbesserung<br />

der Kurzfrist-Niederschlagsprognose<br />

mittels Radardaten genannt.<br />

Objektive Information über die Unsicherheit<br />

von Prognosen: Die Unsicherheit jeder<br />

Hochwasserprognose, die sich vor<br />

allem durch die Komplexität meteorolo-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

gischer Prozesse ergibt, sollte durch die<br />

Berechnung von Ensembles mit den<br />

Prognosen unterschiedlicher meteorologischer<br />

Modelle quantifiziert werden.<br />

Dr. Uwe Ehret<br />

Thomas Schmidt<br />

WWA Kempten


Hochwasserschutz im Coburger Raum<br />

Im Flussgebiet der Itz führen häufig auftretende<br />

Hochwasserereignisse zu erheblichen<br />

Überschwemmungen. Sie entstehen<br />

durch das Zusammentreffen<br />

großflächiger Dauerregen mit der<br />

Schneeschmelze <strong>in</strong> den Höhenlagen<br />

des Thür<strong>in</strong>ger Waldes. Die Stadt Coburg<br />

ist e<strong>in</strong> besonderer Brennpunkt, da hier<br />

vier Gewässer im Stadtgebiet zusammenfließen<br />

und sich dort Hochwasserereignisse<br />

überlagern können.<br />

Um Abhilfe zu schaffen, erstellte das<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Hof e<strong>in</strong> umfangreiches<br />

Hochwasserschutzkonzept, welches<br />

das komplexe Zusammenwirken<br />

aller Zuflüsse erfasst. Ziel des bereits<br />

<strong>in</strong> Teilen realisierten Konzeptes ist es,<br />

Hochwasser oberhalb der Stadt zurück<br />

zu halten. Neben den notwendigen technischen<br />

Rückhaltee<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d<br />

Anpassungs- und Schutzmaßnahmen<br />

an den e<strong>in</strong>zelnen Gewässern vorgesehen.<br />

Auch der vorbeugende Hochwasserschutz<br />

ist <strong>in</strong> das Gesamtkonzept <strong>in</strong>tegriert.<br />

Alle Maßnahmen s<strong>in</strong>d auf den Schutz<br />

vor Hochwasserereignissen mit 100jährlicher<br />

Wiederkehr ausgelegt.<br />

Für die e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen s<strong>in</strong>d unterschiedliche<br />

Träger zuständig:<br />

Für die Projekte Froschgrundsee,<br />

Goldbergsee und Lauterüberleitung<br />

hat der Freistaat <strong>Bayern</strong> wegen ihrer<br />

überregionalen Bedeutung für den<br />

Hochwasserschutz die Trägerschaft<br />

übernommen. Maßgebliche Teile der<br />

Gesamtmaßnahme werden durch die<br />

Europäische Union kof<strong>in</strong>anziert.<br />

Für Vorhaben an der Itz, Gewässer<br />

erster Ordnung, ist Träger der Freistaat<br />

<strong>Bayern</strong>. Für Maßnahmen an<br />

Lauter, Röden und Sulzbach, alles<br />

Gewässer zweiter Ordnung, ist der<br />

Bezirk Oberfranken zuständig.<br />

Das 2004 fertiggestellte Rückhaltebecken<br />

am Rottenbach (Gewässer III.<br />

Ordnung) ist e<strong>in</strong> eigenes Projekt der<br />

Stadt Coburg.<br />

Überblick über die Maßnahmen im<br />

E<strong>in</strong>zelnen:<br />

Froschgrundsee<br />

Das 1986 fertig gestellte Hochwasserrückhaltebecken<br />

beim Rödentaler Stadtteil<br />

Schönstädt hält Hochwasser der Itz<br />

und der Effelder zurück. Das Dammbauwerk,<br />

e<strong>in</strong> Zonendamm mit natürlicher<br />

Erddichtung, erhebt sich 18 m über die<br />

Talsohle. Die Dammkrone hat 350 m<br />

Länge. Das Speichervolumen beträgt<br />

<strong>in</strong>sgesamt 7 Mio m³, das Rückhaltevolumen<br />

6,7 Mio m³. Der Hochwasserüberlauf<br />

ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Komb<strong>in</strong>ationsbauwerk<br />

Übersicht<br />

33<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den beiden Grundablässen<br />

mittig im Damm angeordnet.<br />

Goldbergsee<br />

Seit Mai 2003 ist am nordwestlichen<br />

Stadtrand von Coburg das zweite große<br />

Hochwasserrückhaltebecken <strong>in</strong> Bau. Es<br />

soll die Hochwässer der Sulz (Sulzbach)<br />

sowie später auch der Lauter aufnehmen<br />

und gedrosselt abgeben.<br />

Als Absperrbauwerk ist e<strong>in</strong> Erddamm mit<br />

flacher Böschung konzipiert, der sich mit<br />

7 m Höhe gut <strong>in</strong> das Tal e<strong>in</strong>fügt. Die Kronenlänge<br />

wird 290 m betragen.<br />

Der See erhält e<strong>in</strong>e ständige Wasserfläche<br />

von 71,5 ha, bei Hochwasser können<br />

bis zu 145 ha überstaut werden. Das<br />

Speichervolumen wird <strong>in</strong>sgesamt 4 Mio<br />

m³ betragen, das Rückhaltevolumen ca.<br />

2 Mio m³.<br />

Das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Hof konnte<br />

nach den vorbereitenden Bodenuntersuchungen<br />

bereits erste Teilmaßnahmen<br />

abschließen: Aus dem Bereich des<br />

Rückhaltebeckens wurden die Staatsstraße<br />

St 2205, e<strong>in</strong> Abwasserkanal und<br />

verschiedene Wasser- und Gasleitungen<br />

heraus verlegt.<br />

In Kürze wird die Leitungsverlegung<br />

abgeschlossen und erfolgt die Ausdeichung<br />

e<strong>in</strong>er Gärtnerei, die wegen ihrer<br />

ungünstigen Lage e<strong>in</strong>en Objektschutz<br />

erhält. Auch die Geh- und Radwegbrücke<br />

über den Grundsee soll 2005 begonnen<br />

werden. Die Errichtung des Sperrenbauwerkes<br />

wird ab Herbst 2005 mehrere<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Jahre <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Voraussichtlich<br />

2007 kann mit der Anpassung der<br />

Bahnl<strong>in</strong>ie und der landschaftlichen Gestaltung<br />

des Stauraumes begonnen<br />

werden. E<strong>in</strong> Abschluss der Maßnahmen<br />

ist für 2009 vorgesehen.<br />

Lauterüberleitung<br />

Technische Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

entlang der Lauter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem eng<br />

besiedelten Tal <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Lautertal<br />

schwer zu verwirklichen und würden<br />

für die Stadt Coburg ke<strong>in</strong>e Entlastung<br />

br<strong>in</strong>gen. Der künftige Goldbergsee im<br />

Nachbartal ist so dimensioniert, dass er<br />

auch Hochwasser aus der Lauter aufnehmen<br />

kann. Geplant ist deshalb, zu<br />

hohe Abflüsse aus der Lauter dorth<strong>in</strong><br />

überzuleiten. Dadurch kann auf weitere<br />

Schutzmaßnahmen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

Lautertal weitgehend verzichtet werden.<br />

Beim Ortsteil Oberlauter wird <strong>in</strong> der Lauter<br />

e<strong>in</strong> Drosselbauwerk errichtet. Sobald<br />

der Abfluss 4 m³/s übersteigt, geht das<br />

Ausleitungsbauwerk <strong>in</strong> Funktion. Daran<br />

schließt sich e<strong>in</strong> 2 km langer Freispiegelstollen<br />

an, der das Wasser im freien<br />

Gefälle ableitet. Nach der Stollenstrecke<br />

ist e<strong>in</strong>e flache, landschaftsangepasste<br />

Flutmulde geplant, die bis <strong>in</strong> den Goldbergsee<br />

führt. Die an der Mulde liegende<br />

Ortschaft Glend wird durch e<strong>in</strong>en<br />

Deich geschützt, außerdem s<strong>in</strong>d zwei<br />

Kreuzungsbauwerke mit Geme<strong>in</strong>deverb<strong>in</strong>dungsstraßen<br />

zu errichten.<br />

Die Überleitung wird hauptsächlich im<br />

W<strong>in</strong>terhalbjahr und nur im Hochwasserfall<br />

<strong>in</strong> Funktion genommen. E<strong>in</strong>e extensive<br />

Pflege der Flutmulde ist vorgesehen.


Luftbild<br />

Das Vorhaben ist auf e<strong>in</strong> Ereignis mit<br />

100-jährlicher Wiederkehr - 21,5 m³/s <strong>in</strong><br />

der Lauter – ausgelegt. Abflüsse bis<br />

17,5 m³/s werden durch den Stollen<br />

schadlos abgeleitet. Die wasserbauliche<br />

Versuchsanstalt der Technischen Universität<br />

München bildete die Bauwerke<br />

an der Ausleitungsstelle als Modell nach.<br />

In zahlreichen Versuchen wurde die<br />

Funktionsfähigkeit nachgewiesen und<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Bauteile optimiert.<br />

1999 führte die Regierung von Oberfranken<br />

das Raumordnungsverfahren<br />

durch. Gegen den Planfeststellungsbescheid<br />

des Landratsamtes Coburg s<strong>in</strong>d<br />

zwei Klagen anhängig.<br />

Ausbau des Sulzbaches<br />

Direkt unterhalb des künftigen Goldbergsees<br />

beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> diesem Jahr der Ausbau<br />

des Sulzbaches, um Hochwasserschutz<br />

und ökologische Verbesserungen zu erreichen.<br />

Der Sulzbach verläuft derzeit<br />

geradl<strong>in</strong>ig am Rand der Talaue, ist relativ<br />

strukturarm und im Ortsbereich durch<br />

teilweise schadhafte feste Ufersicherungen<br />

begrenzt. Die Bebauung liegt<br />

teilweise im jetzigen Überschwemmungsgebiet.<br />

Künftig wird der Sulzbach die Abflüsse<br />

des Hochwasserrückhaltebeckens Goldbergsee<br />

ableiten. Als Abgabe aus dem<br />

Goldbergsee ist von bis zu 15 m³/s auszugehen.<br />

Bisher lag hier das HQ100 bei<br />

27 m³/s.<br />

Der Sulzbach wird <strong>in</strong> die Mitte der Talaue<br />

verlegt und erhält e<strong>in</strong> aufgeweitetes<br />

und naturnahes Profil. Die durch Hochwasser<br />

gefährdete Bebauung wird künftig<br />

durch Deiche und Mauern geschützt.<br />

34<br />

Für Fußgänger und Radfahrer werden<br />

sich <strong>in</strong> der neu gestalteten Gewässerlandschaft<br />

viele Möglichkeiten des Naturerlebens<br />

und der Naherholung bieten.<br />

Verlegung der Lauter<br />

Das Gewässerprofil der Lauter wies<br />

bisher im Stadtteil Coburg – Neuses e<strong>in</strong><br />

zu ger<strong>in</strong>ges Leistungsvermögen auf. Der<br />

begradigte Fluss verlief durch Betriebsgelände<br />

und war teilweise überbaut. Trotz<br />

e<strong>in</strong>er vorhandenen Flutmulde verursachten<br />

bisher auch kle<strong>in</strong>ere Hochwasserereignisse<br />

Schäden an den Gewerbebetrieben,<br />

Wohngebäuden und beh<strong>in</strong>derten<br />

Verkehrswege und Zufahrten. Durch e<strong>in</strong>e<br />

Verlegung der Lauter und der Flutmulde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Gewässerbett, mit begleitenden<br />

Mauern und Deichen gelang es, die<br />

Gebäude vor Hochwasserereignissen<br />

dauerhaft zu schützen.<br />

Die im Jahr 2004 weitgehend fertig gestellten<br />

Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

sichern nun 10 Hektar bebautes Gebiet.<br />

Mit e<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>nenentwässerung wird das<br />

Regen- und Sickerwasser aus dem geschützten<br />

Gebiet <strong>in</strong> die Lauter geleitet.<br />

Bei Hochwasser gewährleistet e<strong>in</strong><br />

Pumpwerk den sicheren Abtransport<br />

dieser Wassermengen.<br />

Die künftig extensive Bewirtschaftung<br />

des Überschwemmungsgebietes und<br />

die nunmehr wesentlich breiteren Uferstreifen<br />

lassen der Natur mehr Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Die neu gestaltete<br />

Lauter weist e<strong>in</strong>e deutlich verbesserte<br />

Gewässerstruktur auf, hat e<strong>in</strong>e unregelmäßige<br />

L<strong>in</strong>ienführung und wechselnde<br />

Sohlgestaltung. Durch den Goldbergsee<br />

werden künftig die Abflüsse so gedrosselt,<br />

dass die Leistungsfähigkeit von 35<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

m³/s <strong>in</strong> dieser neu gestalteten Lauter<br />

nicht überschritten wird.<br />

Der sich unterhalb anschließende Lauterabschnitt<br />

bis zur Mündung <strong>in</strong> die Itz<br />

bef<strong>in</strong>det sich derzeit <strong>in</strong> Planung. Auch<br />

hier soll <strong>in</strong> den nächsten Jahren der<br />

Hochwasserschutz verbessert werden.<br />

Sanierung der Ufermauern an der Itz<br />

Im Coburger Stadtgebiet wurde die Itz<br />

vor etwa 100 Jahren massiv verbaut und<br />

erweist sich als Engstelle beim Hochwasserabfluss.<br />

Die bis 4,5 m hohen<br />

Sandste<strong>in</strong>mauern, die zum Teil Gebäude<br />

tragen, s<strong>in</strong>d mittlerweile sanierungsbedürftig.<br />

Zwei E<strong>in</strong>sturzstellen blieben<br />

ohne größere Schäden und konnten vom<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt provisorisch mit<br />

e<strong>in</strong>er massiven Ste<strong>in</strong>vorschüttung gesichert<br />

werden.<br />

Um das Abflussprofil der Itz und die<br />

dah<strong>in</strong>ter liegende Bebauung zu sichern,<br />

hat das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Hof die<br />

Sanierung von 240 m Ufermauern, die<br />

Anpassung des Hochwasserschutzes<br />

und die Sicherung der Flusssohle geplant.<br />

Wo ke<strong>in</strong>e Bebauung gefährdet ist, werden<br />

die Mauern durch Böschungen ersetzt.<br />

Das wertet den Gewässerlebensraum<br />

auf und ermöglicht strukturreichere<br />

Abschnitte. Vor den bleibenden Mauern<br />

wird e<strong>in</strong> Grobste<strong>in</strong>wurf Lebens- und<br />

Rückzugsraum für Fische und andere<br />

Organismen bieten. Die Errichtung von<br />

vier Sohlschwellen dient neben der Stabilisierung<br />

auch der Biotoperhaltung bei<br />

Niedrigwasser.<br />

Die Planung im <strong>in</strong>nerstädtischen Bereich<br />

mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von parallelen Fußund<br />

Radwegen, Spielplätzen und Parkanlagen<br />

erfordert e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Abstimmung<br />

mit der Stadtplanung und den Anliegern.<br />

Fazit<br />

Nach Fertigstellung aller vorgenannten<br />

Maßnahmen wird der gesamte Bereich<br />

der Stadt Coburg vor e<strong>in</strong>em 100jährlichen<br />

Hochwasser geschützt se<strong>in</strong>. Der<br />

bisher prognostizierte Scheitelabfluss<br />

von 160 m³/s wird nach Abschluss aller<br />

Maßnahmen auf 71 m³/s reduziert.<br />

Weitere Informationen und technische<br />

Details der Maßnahmen können Sie den<br />

Internetseiten des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samtes<br />

Hof (www.bayern.de/wwa-ho)<br />

entnehmen oder gern auch beim <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt<br />

Hof anfragen.<br />

Wenke Berl<strong>in</strong>g<br />

Friedrich Schubarth


Laserscannerdaten für die 2d-Modellierung von Überschwemmungsgebieten<br />

Um die Ermittlung von Überschwemmungsgebieten<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> effizienter und<br />

kostengünstiger abwickeln zu können,<br />

untersucht das Bayerische Landesamt<br />

für <strong>Wasserwirtschaft</strong> derzeit die Möglichkeiten<br />

für den E<strong>in</strong>satz von Digitalen Geländemodellen<br />

aus Laserscann<strong>in</strong>g-Befliegungen.<br />

Das Laserscann<strong>in</strong>g-Verfahren<br />

hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren sehr stark<br />

weiterentwickelt, so dass mittlerweile e<strong>in</strong>e<br />

Höhengenauigkeit erreicht wird, die für<br />

die Ermittlung von Überschwemmungsgebieten<br />

ausreichend ist.<br />

E<strong>in</strong> großes Problem stellt jedoch die<br />

enorme Datenmenge dar, die für e<strong>in</strong>e<br />

effiziente 2d-Modellierung von Überschwemmungsgebieten<br />

nur mit großem<br />

Zeitaufwand bzw. mit E<strong>in</strong>bußen <strong>in</strong><br />

der Qualität verwendet werden kann.<br />

In mehreren Pilotstudien konnte jetzt<br />

e<strong>in</strong>e Ausdünnungsrout<strong>in</strong>e entwickelt<br />

werden, mit der e<strong>in</strong>e selektive Datenreduzierung<br />

um mehr als 95% <strong>in</strong> potentiellen<br />

Überschwemmungsgebieten möglich<br />

se<strong>in</strong> wird, ohne wesentlichen<br />

Genauigkeitsverlust <strong>in</strong> der Geländedarstellung.<br />

Schon bald wird der bayerischen<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong> e<strong>in</strong>e Software<br />

zur Verfügung stehen, um diese Daten<br />

selbst ausdünnen zu können. In der<br />

zweiten Jahreshälfte soll e<strong>in</strong>e erste hydraulische<br />

Berechnung mit den ausgedünnten<br />

Laserscanner-Daten durchgeführt<br />

werden. Angestrebt wird auch e<strong>in</strong>e<br />

Kooperation mit der Bayerischen Vermessungsverwaltung<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Losplanung für zukünftige Laserscann<strong>in</strong>g-Befliegungen<br />

und auf e<strong>in</strong>e spezielle<br />

Aufbereitung der Daten nach den Bedürfnissen<br />

der <strong>Wasserwirtschaft</strong>.<br />

In den nächsten Monaten soll e<strong>in</strong>e Prozesskette<br />

aufgebaut werden, die e<strong>in</strong>e<br />

operationelle Verwendung von Laserscanner-Daten<br />

bei der Ermittlung von<br />

Überschwemmungsgebieten schon ab<br />

2006 ermöglicht. Dazu gehört auch die<br />

Erarbeitung von Alternativmethoden für<br />

die Ableitung der Rauheiten aus Landbedeckungsdaten.<br />

Hierzu wurden<br />

ebenfalls Pilotstudien erfolgreich abgeschlossen,<br />

welche die Eignung von Luftbildern<br />

aus der <strong>Bayern</strong>befliegung oder<br />

von hochauflösenden Satellitendaten<br />

dokumentieren.<br />

E<strong>in</strong> ausführlicher Artikel zur neuen Vorgehensweise<br />

wird voraussichtlich <strong>in</strong> der<br />

Juni-Ausgabe der <strong>Wasserwirtschaft</strong> ersche<strong>in</strong>en.<br />

Richard Oberhauser<br />

Dr. Dieter Rieger<br />

LfW<br />

35<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

a)<br />

Auschnitt<br />

aus dem<br />

Orig<strong>in</strong>al-Luftbild<br />

b)<br />

Orig<strong>in</strong>al-DGM<br />

(1m-Raster);<br />

Schummerungsdarstellung<br />

c)<br />

Ausgedünntes<br />

DGM;<br />

Grundlage für das<br />

Berechnungsnetz


Nutzen-Kosten-Untersuchungen bei Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

Wie die vergangenen Jahre zeigten,<br />

verursachen Hochwasserereignisse beträchtliche<br />

volkswirtschaftliche Schäden.<br />

So werden nach e<strong>in</strong>er Zusammenstellung<br />

der Münchener Rück alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

die volkswirtschaftlichen Schäden<br />

durch das Pf<strong>in</strong>gsthochwasser Ende Mai<br />

1999 auf rund 330 Millionen Euro und<br />

durch das Augusthochwasser 2002 auf<br />

rund 200 Millionen Euro geschätzt.<br />

In Folge des Pf<strong>in</strong>gsthochwassers beschloss<br />

die Bayerische Staatsregierung<br />

im Mai 2001 das „Aktionsprogramm<br />

2020 für Donau- und Ma<strong>in</strong>gebiet“. Die im<br />

Aktionsprogramm formulierten Hochwasserschutzziele<br />

sollen bis zum Jahr<br />

2020 erreicht werden. Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere technische<br />

Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />

erfordern jedoch e<strong>in</strong>en hohen Investitionsbedarf<br />

und b<strong>in</strong>den öffentliche Mittel.<br />

So wird zur Umsetzung des Programms<br />

von e<strong>in</strong>em Mittele<strong>in</strong>satz von 2,3 Milliarden<br />

Euro ausgegangen. Dies würde e<strong>in</strong>em<br />

jährlichen durchschnittlichen Mittele<strong>in</strong>satz<br />

von 115 Millionen Euro<br />

entsprechen.<br />

Damit die vorgesehenen 2,3 Milliarden<br />

Euro möglichst wirtschaftlich e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, forderte der bayerische Oberste<br />

Rechnungshof im Jahresbericht 2003<br />

unter anderem, bei der Planung von<br />

Hochwasserschutzmaßnahmen verstärkt<br />

Nutzen-Kosten-Untersuchungen<br />

anzustellen. Nutzen-Kosten-Untersuchungen<br />

repräsentieren e<strong>in</strong>e spezifische<br />

Art Wirtschaftlichkeituntersuchung, da<br />

auch gesamtwirtschaftliche Auswirkungen<br />

zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. Vere<strong>in</strong>facht<br />

ausgedrückt, bedeutet dies, dass nicht<br />

nur die f<strong>in</strong>anziellen Folgen möglicher<br />

Maßnahmen für den Landeshaushalt<br />

mite<strong>in</strong>ander verglichen werden können,<br />

sondern dass auch– positive oder negative<br />

- Auswirkungen auf Dritte (zum Beispiel<br />

Haushalte oder Industrie) <strong>in</strong> die<br />

Abwägung e<strong>in</strong>zubeziehen s<strong>in</strong>d.<br />

In Abhängigkeit der Auswirkungen, welche<br />

berücksichtigt werden (sollen),<br />

kann diese Art Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

anspruchsvoll, zeitaufwändig<br />

und kostspielig se<strong>in</strong>. Im Haushaltsrecht<br />

selbst wird deshalb zusätzlich gefordert,<br />

die „nach den Erfordernissen des<br />

E<strong>in</strong>zelfalles e<strong>in</strong>fachste und am wenigsten<br />

aufwendige Untersuchungsmethode<br />

anzuwenden“. Die wirtschaftlichste<br />

Untersuchungsmethode soll herangezogen<br />

werden.<br />

Zur Information werden im Folgenden<br />

Anwendungsbed<strong>in</strong>gungen aufgezeigt,<br />

welche nach der bayerischen Haushaltsordnung<br />

und den zugehörigen Verwaltungsvorschriften<br />

e<strong>in</strong>e Nutzen-Kosten-<br />

Untersuchung erfordern. Vorab werden<br />

36<br />

e<strong>in</strong>zelne Formen von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

unterschieden und auf<br />

die herrschende Begriffsvielfalt <strong>in</strong> der<br />

Abgrenzung von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

Diese Informationen bilden unter anderem<br />

die Grundlage für e<strong>in</strong>e Arbeitshilfe,<br />

welche derzeit am Bayerischen Landesamt<br />

für <strong>Wasserwirtschaft</strong> als Teil<br />

e<strong>in</strong>es Entwicklungsvorhabens erarbeitet<br />

wird. Ziel dieser Arbeitshilfe ist es,<br />

e<strong>in</strong>fache Verfahrensregeln zur Verfügung<br />

zu stellen, die die Durchführung<br />

von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

erleichtern. Sie soll die Mehrzahl der<br />

geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

abdecken.<br />

Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

und Nutzen-Kosten-Untersuchungen<br />

Zweck jeder Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

ist es, dazu beizutragen, dass die<br />

gegebenen Ressourcen bestmöglich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Als Instrumentarium<br />

der Planungsphase liefert sie e<strong>in</strong> zusätzliches<br />

Entscheidungskriterium, um über<br />

die Durchführung bestimmter Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

zu entscheiden.<br />

Das Kriterium der Wirtschaftlichkeit des<br />

Mittele<strong>in</strong>satzes unterstützt die Entscheidung.<br />

Generell s<strong>in</strong>d für alle f<strong>in</strong>anzwirksamen<br />

Maßnahmen angemessene Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

durchzuführen.<br />

Der Begriff Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

wird im Haushaltsrecht als Überbegriff<br />

für alle Verfahren verwendet.<br />

Darüberh<strong>in</strong>aus wird zwischen e<strong>in</strong>zelwirtschaftlich<br />

und gesamtwirtschaftlich ausgerichteten<br />

Verfahren unterschieden. Bei<br />

e<strong>in</strong>zelwirtschaftlich ausgerichteten Verfahren<br />

können Methoden der Investitionsrechnung<br />

oder Hilfsverfahren, aber auch<br />

die Nutzwertanalyse, verwendet werden.<br />

Bei gesamtwirtschaftlich ausgerichteten<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Verfahren wird die Nutzwertanalyse, die<br />

Kosten-Nutzen-Analyse oder Kostenwirksamkeitsanalysen<br />

genannt. Gesamtwirtschaftlich<br />

ausgerichtete Verfahren werden<br />

im bayerischen Haushaltsrecht als<br />

Nutzen-Kosten-Untersuchungen bezeichnet.<br />

Diese Abgrenzungen unterscheiden<br />

sich von der Nomenklatur im<br />

Bereich der <strong>Wasserwirtschaft</strong>. In den<br />

Veröffentlichungen der Länderarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Wasser (LAWA) f<strong>in</strong>det sich<br />

der Begriff Nutzen-Kosten-Untersuchungen<br />

zumeist als Sammelbegriff für alle<br />

Formen von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen.<br />

Anwendungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Nach bayerischem Haushaltsrecht s<strong>in</strong>d<br />

Nutzen-Kosten-Untersuchungen „für<br />

geeignete Maßnahmen von erheblicher<br />

f<strong>in</strong>anzieller Bedeutung“ anzustellen.<br />

Was unter e<strong>in</strong>er „geeigneten“ Maßnahme<br />

zu verstehen ist, wird <strong>in</strong> den Verwaltungsvorschriften<br />

zur Haushaltsordnung<br />

näher ausgeführt. Geeignet ist e<strong>in</strong>e<br />

Maßnahme, wenn sowohl e<strong>in</strong>e projektspezifische<br />

als auch e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle<br />

Anwendungsbed<strong>in</strong>gung erfüllt s<strong>in</strong>d.<br />

Die projektspezifische Anwendungsbed<strong>in</strong>gung<br />

verlangt, dass die Maßnahme<br />

durch e<strong>in</strong>e Vielzahl von unmittelbaren<br />

und mittelbaren Vor- und Nachteilen für<br />

e<strong>in</strong>zelne oder mehrere Kosten- und Nutzenträger<br />

gekennzeichnet ist, wobei die<br />

Auswirkungen räumlich und zeitlich unterschiedlich<br />

anfallen können.<br />

Die f<strong>in</strong>anzielle Anwendungsbed<strong>in</strong>gung<br />

setzt voraus, dass e<strong>in</strong> maßgeblicher<br />

Anteil des Ausgabenvolumens <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Aufgabenbereiches und mit Blick auf<br />

die Gesamtausgaben des Haushalts<br />

beansprucht wird oder dass die Maßnahme<br />

für Dritte von erheblicher f<strong>in</strong>anzieller<br />

Bedeutung ist.<br />

Die Tabelle ordnet ausgewählte Formen von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen den<br />

verwendeten Abgrenzungen und Begrifflichkeiten zu


E<strong>in</strong>e Konkretisierung der f<strong>in</strong>anziellen Anwendungsbed<strong>in</strong>gung<br />

erfolgt <strong>in</strong> den Verwaltungsvorschriften<br />

zur Bayerischen<br />

Haushaltsordnung für Baumaßnahmen<br />

und <strong>in</strong>sofern für technische Hochwasserschutzmaßnahmen.<br />

Die Verwaltungsvorschriften<br />

zu Art. 7 und Art. 24 BayHO<br />

verdeutlichen, dass gegebenenfalls<br />

durchgeführte Nutzen-Kosten-Untersuchungen<br />

Bestandteil der Bauunterlagen<br />

s<strong>in</strong>d. Da die entsprechenden Vorschriften<br />

sich auf Baumaßnahmen mit Gesamtkosten<br />

über e<strong>in</strong>e Million Euro beziehen,<br />

kann davon ausgegangen werden,<br />

dass Maßnahmen mit Gesamtkosten<br />

unter e<strong>in</strong>er Million Euro von der Anforderung<br />

e<strong>in</strong>er Nutzen-Kosten-Untersuchung<br />

nicht betroffen s<strong>in</strong>d. Für Nutzen-<br />

Kosten-Untersuchungen können also<br />

nur Maßnahmen <strong>in</strong> Frage kommen, deren<br />

Gesamtkosten e<strong>in</strong>e Million Euro<br />

übersteigen. Das s<strong>in</strong>d die technischen<br />

Hochwasserschutzmaßnahmen, welche<br />

im Haushaltsplan als E<strong>in</strong>zelmaßnahme<br />

aufgeführt s<strong>in</strong>d. Bei diesen Maßnahmen<br />

ist die Geeignetheit für e<strong>in</strong>e Nutzen-Kosten-Untersuchung<br />

entsprechend der<br />

Anwendungsbed<strong>in</strong>gungen zu prüfen.<br />

Zukunft für den Starnberger See<br />

Der Starnberger See gilt als Perle im<br />

Fünf-Seen-Land, als e<strong>in</strong>es der hochwertigsten<br />

Gewässer <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Damit se<strong>in</strong>e<br />

Qualität langfristig erhalten bleibt, hat<br />

der Freistaat <strong>Bayern</strong> das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt<br />

München beauftragt, e<strong>in</strong>en<br />

so genannten Gewässerentwicklungsplan<br />

auszuarbeiten, e<strong>in</strong> ganzheitliches<br />

Planungskonzept zur naturnahen Entwicklung<br />

des Sees. Seeanra<strong>in</strong>er, Nutzergruppen,<br />

Naturschutzverbände und<br />

öffentliche Verwaltung sollen eng zusammenarbeiten<br />

und dabei e<strong>in</strong> übergeordnetes<br />

Ziel vor Augen haben: den E<strong>in</strong>klang<br />

von Natur, Kultur, Erholung und<br />

Wirtschaft.<br />

Der derzeitige Zustand des Starnberger<br />

Sees ist nicht schlecht, aber er könnte<br />

noch besser se<strong>in</strong>. Als wichtiges Naherholungsgebiet<br />

des Großraums München<br />

muss dieser See viel erdulden. Daraus<br />

resultiert e<strong>in</strong> enormer Nutzungsdruck,<br />

der vielfältige Probleme schafft, u.a. hohes<br />

Verkehrsaufkommen, Umweltverschmutzung,<br />

Uferschäden. Was die angestrebte<br />

Gewässergüte angeht, ist das<br />

Soll fast erreicht. Das ist e<strong>in</strong> Verdienst<br />

der konsequent umgesetzten Abwasserentsorgung.<br />

Nährstoffbelastungen s<strong>in</strong>d<br />

nur noch an wenigen Stellen erkennbar,<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei e<strong>in</strong>igen Zulaufbächen.<br />

Was die Gewässerstruktur angeht, besteht<br />

größerer Handlungsbedarf. Bezo-<br />

37<br />

E<strong>in</strong>e formale Anforderung wird an Baumaßnahmen<br />

mit ger<strong>in</strong>geren Gesamtkosten<br />

gestellt. So ist das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

schriftlichen Vermerk festzuhalten, wenn<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliger Mittelbedarf von 500.000<br />

Euro oder e<strong>in</strong> laufender Mittelbedarf von<br />

jährlich 250.000 Euro überschritten wird<br />

(kle<strong>in</strong>ere Baumaßnahmen).<br />

Weitere Konkretisierungen s<strong>in</strong>d dem F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium<br />

und den jeweiligen<br />

Fachm<strong>in</strong>isterien überlassen.<br />

Zusammenfassung<br />

Für die <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

bedeutet die Forderung des Obersten<br />

Rechnungshofes <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, dass<br />

vorgenommene wirtschaftliche Abwägungen<br />

<strong>in</strong> Konzeption und Planung von<br />

Hochwasserschutzmaßnahmen künftig<br />

ausführlicher dokumentiert und systematisch<br />

aufgezeigt werden müssen.<br />

Letztendlich muss die Dokumentation<br />

für Dritte nachvollziehbar und überprüfbar<br />

gestaltet se<strong>in</strong>.<br />

gen auf die gesamte Uferlänge<br />

können lediglich ca.<br />

36% als naturnah e<strong>in</strong>gestuft<br />

werden, etwa 38%<br />

s<strong>in</strong>d hart verbaut. Die Hälfte<br />

des rund 50 km langen<br />

Seeufers s<strong>in</strong>d nicht zugänglich,<br />

da <strong>in</strong> privater<br />

Hand.<br />

Allgeme<strong>in</strong> formuliert soll<br />

die ökologische Qualität<br />

von See, Seeufer und Zuflüssen<br />

langfristig gesichert<br />

und e<strong>in</strong>e nachhaltige,<br />

naturverträgliche<br />

Erholung gewährleistet<br />

werden. Dazu soll die Verantwortung<br />

und Zusammenarbeit<br />

aller Beteiligten<br />

gestärkt werden. Unterstützt durch<br />

e<strong>in</strong>e Projektgruppe wurde e<strong>in</strong>e fünfjährige,<br />

<strong>in</strong>tensive Grundlagenermittlung<br />

durchgeführt. Darauf aufbauend wurde<br />

die ganzheitliche Planung mit spezifischen<br />

Zielsetzungen und Maßnahmenvorschlägen<br />

für folgende Themenfelder<br />

aufbereitet: Naturschutz, Fischerei,<br />

Freizeit und Erholung, Bauleitplanung<br />

und <strong>Wasserwirtschaft</strong>. Alle Maßnahmen<br />

zielen darauf ab, e<strong>in</strong>erseits die Natur<br />

besser zu schützen und andererseits<br />

ihre Schönheit noch attraktiver erleben<br />

zu lassen.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Die Regelungen im bayerischen Haushaltsrecht<br />

zu Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

und hier <strong>in</strong>sbesondere für<br />

Nutzen-Kosten-Untersuchungen verdeutlichen,<br />

dass die Art und Weise der<br />

Bewertung, ob Mittel für geplante Hochwasserschutzmaßnahmenwirtschaftlich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, von den Gesamtkosten<br />

der Maßnahmen und der<br />

Bewertung der Auswirkungen abhängig<br />

ist.<br />

Für geplante technische Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />

deren Gesamtkosten<br />

e<strong>in</strong>e Million Euro übersteigen, können<br />

Nutzen-Kosten-Untersuchungen erforderlich<br />

werden, wenn die projektspezifische<br />

Anwendungsbed<strong>in</strong>gung greift und<br />

wenn die f<strong>in</strong>anzielle Erheblichkeit vorliegt.<br />

Für Maßnahmen unter e<strong>in</strong>er Million Euro<br />

können grundsätzlich andere Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

durchgeführt<br />

werden.<br />

Dr. Petra Kopf<br />

LfW<br />

Am 4. Mai 2005 wird der „Gewässerentwicklungsplan<br />

Starnberger See“ <strong>in</strong> der<br />

Evangelischen Akademie Tutz<strong>in</strong>g<br />

erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

und breit diskutiert.<br />

Programm und weitere Informationen:<br />

Tel. 08158-251126,<br />

Fax 08158-996426 oder<br />

Email satzger@ev-akademie-tutz<strong>in</strong>g.de.


38<br />

Durchgängigkeit der Regnitz am Wehr Neuses<br />

Am 31. März 2003 wurde nach 9-monatiger<br />

Bauzeit der Biotoppass am Wehr<br />

Neuses feierlich e<strong>in</strong>geweiht und die Patenschaft<br />

an den Fischereivere<strong>in</strong> Untere<br />

Schiffer- und Fischerzunft Bamberg<br />

übergeben.<br />

Der Freistaat <strong>Bayern</strong> stellte mit dieser<br />

Maßnahme die Durchgängigkeit an e<strong>in</strong>em<br />

der größten Flüsse Frankens - der<br />

Regnitz - wieder her.<br />

Jetzt bef<strong>in</strong>det sich zwischen dem Kraftwerk<br />

Buckenhofen bei Forchheim und<br />

dem Jahnwehr <strong>in</strong> Bamberg e<strong>in</strong>e für Fische<br />

und Kle<strong>in</strong>lebewesen passierbare<br />

Fließgewässerstrecke von 20 Kilometer<br />

Länge. Doch neben der überregionalen<br />

Bedeutung für die Durchgängigkeit ist<br />

der Biotoppass Neuses auch für den unterhalb<br />

des Wehres gelegenen Regnitzabschnitt<br />

sehr wichtig, denn das bisher<br />

auf mehreren hundert Metern trocken<br />

gefallene Gewässerbett erhielt wieder<br />

e<strong>in</strong>e ständige Wasserführung.<br />

Für e<strong>in</strong>en der größten Umgehungsbäche<br />

<strong>Bayern</strong>s, der unter der Bauleitung des<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samtes Bamberg entstand,<br />

musste zunächst e<strong>in</strong>e Straße<br />

samt Kanalleitungen verlegt werden, um<br />

die erforderliche Fläche für das spätere<br />

Ger<strong>in</strong>ne zu erhalten. Auf 6.000 Quadratmetern<br />

wurde e<strong>in</strong> 500 Meter langes und<br />

4 bis 8 Meter breites meandrierendes<br />

Gewässerbett angelegt, um den Höhenunterschied<br />

am Wehr Neuses von 5,32<br />

Meter zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Die Entfernung von 32.000 Kubikmeter<br />

Bodenmaterial ließ große bis zu 6 Meter<br />

tiefe Krater entstehen, bevor der Umgehungsbach<br />

modelliert und mit Vlies<br />

sowie mit <strong>in</strong>sgesamt 5.000 Tonnen Wasserbauste<strong>in</strong>en<br />

ausgelegt wurde. Das<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von kiesigem Material beschleunigte<br />

die Bildung e<strong>in</strong>er natürlichen<br />

Gewässersohle.<br />

Während das neue Gewässer ganz<br />

ohne Beton auskommt, waren für das<br />

E<strong>in</strong>laufbauwerk höhere Anforderungen<br />

zu erfüllen. Die an der Bundeswasserstraße<br />

Ma<strong>in</strong>-Donau-Kanal gelegene<br />

Anlage wurde vorab vom Wasser- und<br />

Schifffahrtsamt Nürnberg strompolizeilich<br />

geprüft. Um die Sicherheit des<br />

Schiffsverkehrs <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise zu bee<strong>in</strong>trächtigen,<br />

wurde <strong>in</strong> Verlängerung<br />

der Wehrmauer e<strong>in</strong> massives Stahlbetonbauwerk<br />

errichtet, dessen Spundwände<br />

bis <strong>in</strong> den felsigen Untergrund<br />

reichen. E<strong>in</strong> voll automatisches Schützenbauwerk<br />

stellt sicher, dass die Ausleitungswassermenge<br />

von 2,5 Kubikmeter<br />

pro Sekunde nicht überschritten<br />

wird.<br />

Umgehungsger<strong>in</strong>ne am Wehr Neuses, Regnitz <strong>in</strong> Betrieb<br />

Bau des Umgehungsger<strong>in</strong>nes<br />

Die Kosten des Vorhabens betrugen<br />

800.000 Euro. Unterstützt und mitgetragen<br />

wurde das Projekt maßgeblich<br />

durch die E.ON Wasserkraft AG Landshut,<br />

die die Restwassermenge zur Verfügung<br />

stellte und e<strong>in</strong>en baren Beteiligtenbeitrag<br />

<strong>in</strong> Höhe von 314.000 Euro<br />

leistete.<br />

Die Wirksamkeit des Umgehungsbaches<br />

bestätigte sich bei e<strong>in</strong>er Funktionskon-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

trolle, bei der 19 verschiedene Fischarten<br />

(!) u. a. Barbe, Gründl<strong>in</strong>g , Aal und<br />

Laube und sogar die vom Aussterben<br />

bedrohte Nase gesichtet wurden.<br />

Projektbegleitend entstand e<strong>in</strong> Dokumentarfilm,<br />

der bei Interesse über das<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Bamberg bezogen<br />

werden kann.<br />

Annegret Bieler<br />

WWA Bamberg


39<br />

Trockenjahr 2003: Auswirkungen des Grundwasserstands auf die Fließgewässer<br />

Grundwasser ist e<strong>in</strong> elementarer<br />

Bestandteil des Wasserhaushalts<br />

und bee<strong>in</strong>flusst gerade<br />

<strong>in</strong> niederschlagsarmen<br />

Zeiten die Abflusssituation an<br />

Fließgewässern, und zwar <strong>in</strong><br />

quantitativer und qualitativer<br />

H<strong>in</strong>sicht. Bei hohen Grundwasserständen<br />

besteht e<strong>in</strong> hohes<br />

Fließgefälle zum Fließgewässer<br />

h<strong>in</strong>. Höhere Grundwasserstände<br />

führen so unmittelbar zu<br />

e<strong>in</strong>em höheren Abfluss von<br />

Grundwasser <strong>in</strong> die oberirdischen<br />

Gewässer. An der Messstelle<br />

Forstern <strong>in</strong> der Münchener<br />

Schotterebene (s. Abb.)<br />

betrug die Differenz von höchstem<br />

zu niedrigstem Grundwasserstand<br />

im Kalenderjahr 2003<br />

rd. 3,5 m.<br />

Zum Abflussanteil des<br />

Grundwasser an der Isar <strong>in</strong><br />

Höhe von München gibt es<br />

verschiedene Aussagen. Ob<br />

das alles Abwasser ist, was im<br />

Sommer vor dem Landtag abfließt<br />

und wor<strong>in</strong> die Bürger <strong>in</strong><br />

München baden? E<strong>in</strong>e Bilanzierung am<br />

Beispiel der Isar zeigt die verschiedenen<br />

Zuflussanteile e<strong>in</strong>es Fließgewässers (s.<br />

Tab.). Der Abflussanteil des Grundwassers<br />

<strong>in</strong> der Isar ergibt sich danach mit<br />

m<strong>in</strong>d. 31%. Der Anteil der 46 kommunale<br />

Kläranlagen südlich von München liegt<br />

demgegenüber bei nur rd. 1% des Trockenwetterabflusses<br />

der Isar. Zusätzlich<br />

ist davon auszugehen, dass die abgeführten<br />

Wassermengen von Sylvenste<strong>in</strong>-<br />

Âbflussanteile an der Isar <strong>in</strong> Höhe von München<br />

Grundwasserabsenkung an der Messstelle Forstern<br />

speicher und Walchensee auch teilweise<br />

dem Grundwasserabfluss zuzurechnen<br />

s<strong>in</strong>d und nur temporär zwischengespeichert<br />

werden. Der tatsächliche Anteil<br />

des Grundwasserzuflusses ist damit<br />

noch deutlich höher anzunehmen. In<br />

kle<strong>in</strong>räumigen E<strong>in</strong>zugsgebieten, wie sie<br />

z.B. <strong>in</strong> Nordostbayern bestehen, können<br />

die Verhältnisse grundlegend abweichen,<br />

da dort der Abflussanteil der Kläranlagen<br />

erheblich höher se<strong>in</strong> kann.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Zur qualitative Auswirkungen des<br />

Grundwassers auf die Fließgewässer<br />

ist festzustellen, dass das Grundwasser<br />

im Abflussjahr 2003 durch die erhöhte Zusickerung<br />

<strong>in</strong> die oberirdischen Gewässer<br />

e<strong>in</strong>e qualitative Verbesserung der oberirdischen<br />

Gewässer bewirkte und zwar<br />

fast im gesamten Verlauf des Gewässerbettes<br />

der Fließgewässer. Nachdem das<br />

Grundwasser e<strong>in</strong>e mittlere Wassertemperatur<br />

von 10°C hat und auch die Güteparameter<br />

(z. B. Sauerstoff )<br />

weitgehend unbee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d,<br />

führt der Grundwasserzustrom<br />

zu e<strong>in</strong>er Verbesserung der<br />

Fließgewässerbeschaffenheit.<br />

Die Ergebnisse des Temperaturmessnetzes<br />

an Fließgewässern<br />

und die qualitativen Auswertungen<br />

an Fließgewässern bestätigen<br />

dies. Die Erklärung, dass die<br />

Gewässergüte <strong>in</strong> der Niedrigwasserperiode<br />

alle<strong>in</strong> durch die<br />

Re<strong>in</strong>igungsleistung der Kläranlagen<br />

bed<strong>in</strong>gt ist, greift nicht bei<br />

den Fließgewässern mit e<strong>in</strong>em<br />

nur sehr ger<strong>in</strong>gen Anteil von<br />

Kläranlagenwasser am Trockenwetterabfluss<br />

(vgl. Tab.). Wie das<br />

Beispiel der Isar zeigt, hat der<br />

weitgehend saubere Zustand<br />

des Grundwassers e<strong>in</strong>en<br />

weitaus größeren Anteil für die<br />

Beschaffenheit der Fließgewässer<br />

wie bisher geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> vermutet<br />

wurde.<br />

Hans Willy<br />

LfW


20 Jahre Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre Frauenau<br />

Luftbild Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre Frauenau<br />

Am 24. September 1984 wurde die Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre<br />

Frauenau vom damaligen<br />

Bayerischen Innenm<strong>in</strong>ister, Dr. Karl<br />

Hillermeier, mit e<strong>in</strong>em Festakt offiziell<br />

ihrer Bestimmung übergeben.<br />

Der Staudamm ist mit 85 Metern der<br />

höchste <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Er staut im Tal des<br />

Kle<strong>in</strong>en Regen 22 Millionen Kubikmeter<br />

Wasser.<br />

Das Talsperrenwasser wird an den<br />

Zweckverband Wasserversorgung Bayerischer<br />

Wald abgegeben, der damit 80 %<br />

se<strong>in</strong>es Wasserbedarfes deckt. Der ungewöhnlich<br />

trockene Sommer 2003 hat<br />

wohl allen Bürgern dieser Region die<br />

immense Bedeutung dieses Tr<strong>in</strong>kwasserreservoirs<br />

klar gemacht.<br />

Bis heute wurden aus der Talsperre mehr<br />

als 140 Millionen Kubikmeter Wasser<br />

geliefert und 10 Millionen Euro vom Freistaat<br />

<strong>Bayern</strong> für Unterhaltung und Betrieb<br />

ausgegeben. Im angegliederten<br />

Kraftwerk, das die Fallhöhe des Wassers<br />

nutzt, wurden <strong>in</strong>sgesamt 60 Millionen<br />

Kilowattstunden Strom erzeugt. Das<br />

entspricht dem Stromverbrauch der<br />

Stadt Zwiesel <strong>in</strong> 1,5 Jahren.<br />

Der Bayerische Wald ist trotz hoher Niederschläge<br />

e<strong>in</strong> Grundwassermangelgebiet.<br />

Ursache s<strong>in</strong>d die hydrogeologischen<br />

Verhältnisse dieser Mittelgebirgsland-<br />

40<br />

schaft. Das Grundgebirge, überwiegend<br />

aus Granit und Gneis aufgebaut, ist wenig<br />

geklüftet, wasserspeichernde Überlagerungen<br />

fehlen. Daher kann nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Anteil des Regens zurückgehalten<br />

werden. In Trockenperioden geht die<br />

Quellschüttung der geme<strong>in</strong>dlichen Wassergew<strong>in</strong>nungsanlagen<br />

stark zurück. In<br />

der Vergangenheit führte dies immer<br />

wieder zu Tr<strong>in</strong>kwassermangel.<br />

Baustelle<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Anfang der 60er-Jahre erarbeitete deshalb<br />

die bayerische <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

e<strong>in</strong> Konzept zur zukunftssicheren<br />

Lösung der Tr<strong>in</strong>kwasserprobleme<br />

im Bayerischen Wald. Neben der e<strong>in</strong>wandfreien<br />

Versorgung für die heimische<br />

Bevölkerung wurde damit auch die<br />

Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung<br />

<strong>in</strong>sbesondere durch den Fremdenverkehr<br />

geschaffen. 1963 wurde der


Hochwasserentlastung<br />

Hauptdaten<br />

41<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Zweckverband Wasserversorgung Bayerischer<br />

Wald gegründet, dem als Mitglieder<br />

die Landkreise Cham, Regen, Freyung-Grafenau,<br />

Passau, Deggendorf,<br />

D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g-Landau, Straub<strong>in</strong>g-Bogen<br />

und die Große Kreisstadt Deggendorf<br />

angehören. Von 1976 –1984 wurde die<br />

Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre Frauenau erstellt.<br />

Die Baukosten betrugen 70 Millionen<br />

Euro, die je zur Hälfte von der Bundesrepublik<br />

Deutschland und dem Freistaat<br />

<strong>Bayern</strong> getragen wurden.<br />

Die Baustoffe für diesen Damm – Fels,<br />

kiesiges Geröll und Lehm – konnten fast<br />

vollständig aus dem Stauraum gewonnen<br />

werden. Am Südufer des Sees ist<br />

der obere Teil des so entstandenen<br />

Ste<strong>in</strong>bruchs erkennbar. Der Staudamm<br />

wird ständig überwacht. Wichtigste E<strong>in</strong>richtung<br />

dazu ist e<strong>in</strong> Kontrollgang, der<br />

unter dem gesamten Damm an der<br />

Gründungssohle auf 720 m Länge h<strong>in</strong>durchgeführt<br />

ist.<br />

Das Wasser verlässt den See über den<br />

Entnahmeturm als Rohwasser, treibt<br />

zunächst e<strong>in</strong>e Turb<strong>in</strong>e an und wird dann<br />

<strong>in</strong> Flanitz bei Zwiesel zu Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

aufbereitet. Das Tal des Kle<strong>in</strong>en Regen<br />

liegt sehr hoch. Nahezu das gesamte<br />

Versorgungsgebiet kann mit natürlichem<br />

Gefälle erreicht werden. Trotz Borkenkäfer<br />

und saurem Regen, die dem Wald<br />

zusetzen, besitzt das Wasser unverändert<br />

hohe Qualität. Umfangreiche und<br />

auch noch laufende Untersuchungen<br />

belegen, dass dah<strong>in</strong>gehend auch ke<strong>in</strong><br />

Anlass zur übertriebenen Sorge besteht.<br />

Vorsperren am Hirschbach und Kle<strong>in</strong>en<br />

Regen halten Treibholz und Laub schon<br />

vor dem Stausee zurück. Die Talsperre<br />

ist von e<strong>in</strong>em Wasserschutzgebiet umgeben,<br />

das über die Landesgrenzen h<strong>in</strong>weg<br />

bis auf tschechisches Staatsgebiet<br />

reicht. Zum Schutz des Tr<strong>in</strong>kwassers<br />

dürfen die Uferzonen des Sees nicht<br />

betreten werden.<br />

Die Talsperre dient auch dem Hochwasserschutz,<br />

der Niedrigwasseraufbesserung<br />

und dem Tourismus als attraktives<br />

Ausflugsziel. Für Besucher gibt es Fußwege<br />

rund um den See, die zu allen <strong>in</strong>teressanten<br />

Aussichtspunkten führen<br />

und <strong>in</strong> das Wanderwegenetz des Nationalparks<br />

Bayerischer Wald e<strong>in</strong>gebunden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Auch nach 20 Jahren Betrieb präsentiert<br />

sich die Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre Frauenau<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wandfreiem Zustand und dokumentiert<br />

die Weitsicht und Qualitätsarbeit<br />

ihrer Planer und Erbauer.<br />

Wolfgang Granvogl<br />

Reg. d. Oberpfalz


Automation der Mess- und Kontrolle<strong>in</strong>richtungen am Ellertshäuser See<br />

Der Ellertshäuser See ist die e<strong>in</strong>zige<br />

staatl. Talsperre <strong>in</strong> Unterfranken und<br />

mittlerweile „<strong>in</strong> die Jahre gekommen“<br />

(Alter: 45 Jahre) und somit auch das<br />

Mess- und Kontrollsystem. Vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren wurden 15 geodätische Festpunkte<br />

gesetzt und acht neue Grundwassermessstellen<br />

niedergebracht. Alle<br />

17 Messstellen wurden mit batteriebetriebenen<br />

Datenloggern ausgestattet.<br />

Ende 2004 wurde mit e<strong>in</strong>em Kostenaufwand<br />

von 150 000.- € das gesamte<br />

Messsystem auf den neuesten Stand<br />

der Technik gebracht:<br />

Alle Messe<strong>in</strong>richtungen (Seepegel,<br />

Grundwasser, Sickerwasser, Schieber,<br />

Belüftung, Gewässergüte) wurden über<br />

Datenkabel (650 lfdm) mit der neuen<br />

EDV-Zentrale <strong>in</strong> der Seemeisterstelle<br />

verbunden. Die Grundwassermessstellen<br />

s<strong>in</strong>d jetzt 12-Volt-stromversorgt (ke<strong>in</strong>e<br />

Datenverluste mehr). Die Daten können<br />

auch im <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt <strong>in</strong><br />

Schwe<strong>in</strong>furt abgelesen und ausgewertet<br />

werden. Die Messtechnik für die Pegel<br />

(Systeme „Nimbus“ und „Thalimedes“)<br />

lieferte und baute die Fa. Ott, Kempten,<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Die bisherige Sickerwassersammlung am<br />

luftseitigen Dammfuß war sehr e<strong>in</strong>fach<br />

(„Eimermethode“) und unfallträchtig<br />

(Schächte bis 6,50 m tief). Nun s<strong>in</strong>d die<br />

Schächte mit Leitern, Podeste und Deckeln<br />

aus Edelstahl ausgestattet und die<br />

vier Hauptsickerwasserzuflüsse mit<br />

Messsonden (mit Ultraschall-Dopplerverfahren)<br />

der Fa. IMS, Bad König, versehen.<br />

Die Messgenauigkeit beträgt 0,1 l/s.<br />

Die wirtschaftliche Lösung bestand dar<strong>in</strong>,<br />

dass die vorh. Schächte belassen<br />

werden konnten. Auf neue Sickerwasserleitungen<br />

wurde bewußt verzichtet,<br />

da die Abflusswerte seit Jahren annähernd<br />

konstant blieben und gegen<br />

neue, tiefe Leitungsgräben am luftseitigem<br />

Dammfuß Sicherheitsbedenken<br />

bestanden.<br />

Die vier Zuflüsse zum See werden mit<br />

e<strong>in</strong>em mobilem Ultraschallmessgerät<br />

(„St<strong>in</strong>gray-Star“ der Fa. IMS) regelmäßig<br />

erfasst.<br />

42<br />

„Schreit- oder Sp<strong>in</strong>nenbagger“ im E<strong>in</strong>satz auf der steilen Dammböschung<br />

Blick auf den See mit Seemeisterstelle<br />

Mit dem neuen Messsystem werden Datenverluste<br />

vermieden, die Auswertung<br />

der Messdaten erleichert, Personalkosten<br />

e<strong>in</strong>gespart und die Sicherheit erhöht.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Zum letztgenannten Nutzen gehört,<br />

dass bei e<strong>in</strong>em kritischen Seewasserstand<br />

automatisch über Handy Alarm<br />

ausgelöst werden kann.<br />

Über Erfahrungen mit den neuen Messungen<br />

können wir zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt berichten. Nächstes Jahr steht<br />

die erstmalige vertiefte sicherheits-technische<br />

Überprüfung der Talsperre Ellertshäuser<br />

See an, die vom Bayer. Landesamt<br />

für <strong>Wasserwirtschaft</strong> koord<strong>in</strong>iert<br />

wird.<br />

Norbert Schneider<br />

WWA Schwe<strong>in</strong>furt


43<br />

Gürtel und Hosenträger aus Sicherheitsgründen ?<br />

Der Drachensee<br />

E<strong>in</strong>malig <strong>in</strong> ganz <strong>Bayern</strong> und wohl weit<br />

darüber h<strong>in</strong>aus ist die doppelte Hochwassersperre<br />

<strong>in</strong> Furth im Wald! Dort bef<strong>in</strong>det<br />

sich unmittelbar vor der Hauptsperre e<strong>in</strong>e<br />

Zusatzsperre. In Furth wird gerade e<strong>in</strong><br />

Hochwasser-Rückhaltebecken mit 4 Mio.<br />

Kubikmeter Aufstauvolumen errichtet.<br />

Dieser Hochwasserspeicher soll die Stadt<br />

Furth und weitere Unterlieger vor e<strong>in</strong>em<br />

hundertjährlichen Hochwasser des<br />

Chamb-Flusses schützen. Die Fertigstellung<br />

des Drachensees ist bereits <strong>in</strong> Sicht.<br />

Das Dammbauwerk wurde bis Ende letzten<br />

Jahres hochgezogen. Mit e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von Zusatzmaßnahmen, wie z. B.<br />

Umleitung e<strong>in</strong>er Kreisstraße, Seeraumgestaltungen,<br />

Betriebsgebäude und Zuflusspegelanlagen,<br />

soll der Drachensee<br />

ab 2007 e<strong>in</strong>gestaut werden. Nach Planfeststellung<br />

wird e<strong>in</strong> Dauerstausee von 88<br />

ha Größe entstehen, der im Hochwasserfall<br />

e<strong>in</strong> Volumen von 4 Mio. m³ durch 3,25<br />

m zusätzlichen Aufstau zurückhalten soll,<br />

um den hundertjährlichen Hochwasserabfluss<br />

von 123 m³/s auf 35 m³/s zu reduzieren.<br />

Besonderheit Grundseesperre<br />

Das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Regensburg<br />

als ausführendes Bauamt hat 2004 direkt<br />

vor der Hauptsperre e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Grundseesperre errichten lassen. Diese<br />

„Vorsperre“ ist deutlich kle<strong>in</strong>er als die<br />

eigentliche Talsperre. Sie wird auf Dauer<br />

unter dem Wasserspiegel des Stausees<br />

verschw<strong>in</strong>den und dennoch knapp<br />

5 m aus dem Seeboden herausragen.<br />

Die Grundseesperre besteht aus e<strong>in</strong>er<br />

Schüttung von standfesten Bodenmaterialien,<br />

die mit e<strong>in</strong>er Schicht aus<br />

schweren Wasserbauste<strong>in</strong>en abgedeckt<br />

ist. Außerdem bef<strong>in</strong>den sich 3 Rohrdurchlässe<br />

im Talgrund und direkt<br />

darüber e<strong>in</strong> Überfallwehr aus massiven<br />

Wasserbauste<strong>in</strong>en. Beim Anblick dieser<br />

beiden h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderliegenden Sperren<br />

staunt der Laie, der Fachmann denkt unweigerlich<br />

an e<strong>in</strong>e doppelte Sicherheit<br />

gemäß Hosenträger und Gürtel, wie<br />

beim Hosentragen mit Zusatzgarantie. -<br />

Doch weit gefehlt!<br />

Funktion der Grundseesperre<br />

Die zweite, kle<strong>in</strong>ere Sperre ist für den<br />

Fall e<strong>in</strong>er späteren Revisionsarbeit vorgesehen,<br />

besonders für Stahlwasserbauteile<br />

an der Hauptsperre. Viele anfallenden<br />

Wartungsarbeiten können nur im<br />

Trockenen ausgeführt werden, auch<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

etwa Inspektionen am Dammfuß und<br />

dort erforderliche Ausbesserungsarbeiten<br />

<strong>in</strong> ferner Zukunft. Dies erfordert <strong>in</strong> der<br />

Regel e<strong>in</strong> vollständiges Ablassen des<br />

Stausees mit allen verheerenden Konsequenzen<br />

bezüglich Fischfauna, Unterwasserkle<strong>in</strong>stlebewesen<br />

und ebenso für<br />

die im Schlick und Schlamm lebende<br />

Tierwelt. Die neue Grundseesperre erlaubt<br />

nun, den ganzen Fischbestand zu<br />

erhalten und verh<strong>in</strong>dert die ökologische<br />

Totalzerstörung des gesamten Ökobereichs<br />

Drachensee. Folgekosten für e<strong>in</strong>en<br />

Wiederbesatz mit entsprechender<br />

Fauna und Wartezeiten bis zur biologischen<br />

Wiederherstellung des früheren<br />

Seezustandes entfallen. Auch der Zeitraum<br />

bis zum erforderlichen Wiederaufstau<br />

auf Seewasserspiegelhöhe kann<br />

wesentlich reduziert werden.<br />

Dies geschieht wie folgt: Im Fall e<strong>in</strong>er<br />

späteren Wartung wird der Stausee abgesenkt.<br />

Die Grundseesperre staut dann<br />

automatisch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en See zurück,<br />

der noch groß genug ist, die Seefauna<br />

aufzunehmen. Dabei wird das Seevolumen<br />

von 2,3 Mio m³ auf 0,5 Mio m³ zurückgefahren.<br />

Die maximale Wassertiefe<br />

verr<strong>in</strong>gert sich von 8 m auf etwas mehr<br />

als die Hälfte. Der Seezufluss kann bei<br />

Mittelwasser durch e<strong>in</strong>e der 3 Röhren<br />

abgeführt werden. Diese Röhre wurde<br />

mit e<strong>in</strong>er entsprechned leistungsfähigen<br />

Drossel ausgestattet. Die beiden anderen<br />

Röhren s<strong>in</strong>d verschlossen. Sie wurden<br />

nur beim Dammbau benötigt.<br />

Schließlich wurde auch noch e<strong>in</strong>e betonierte<br />

Doppeldiagonale am Seegrund<br />

zwischen Haupt- und Grundseesperre<br />

konstruktiv e<strong>in</strong>gebaut, um Mobile Hochwasserschutzelemente<br />

aufstellen zu<br />

können. Diese leiten den Abfluss zielgerichtet<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der beiden Grundablässe


der Hauptsperre. Damit kann die Hauptsperre<br />

bis zum Dammfuß trockengelegt<br />

werden, ohne den ganzen See ab zu<br />

fahren. Sollte e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Regenguss<br />

während der Wartungsarbeiten höhere<br />

Abflüsse erzeugen als das Mittelwasser,<br />

dann läuft der kle<strong>in</strong>e See an der eigens<br />

dafür vorgesehenen Absenkung über die<br />

Grundseesperre und gleichermaßen,<br />

wie oben beschrieben, schadlos durch<br />

e<strong>in</strong>en der Hauptgrundablässe.<br />

Planung und Umsetzung<br />

Das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt hat 2003 die<br />

<strong>in</strong>novative Idee geboren, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Sperre vor der Hauptsperre anzuordnen.<br />

44<br />

Auslöser dieses Gedankens war e<strong>in</strong>e<br />

saftige Kostenrechnung alle<strong>in</strong> für die Abfischung<br />

e<strong>in</strong>es anderen Stausees, der<br />

nach 25 Jahren abgesenkt werden<br />

musste. In Eigen<strong>in</strong>itiative und aus Personalmangel<br />

und Mittelknappheit heraus<br />

wurde e<strong>in</strong>e Diplomarbeit für Studenten<br />

der Fachhochschule Deggendorf ausgeschrieben.<br />

Durch entsprechende Unterstützung<br />

des FH-Professors konnte<br />

bereits Ende 2003 e<strong>in</strong>e Studienarbeit<br />

dazu vorgelegt werden. In W<strong>in</strong>deseile<br />

galt es dann die vorgesetzten Behörden<br />

von der Notwendigkeit der zusätzlichen<br />

Sperre zu überzeugen und Haushaltsmittel<br />

für e<strong>in</strong>en Bauentwurf frei zu stellen.<br />

Dies gelang dank sehr umfangreicher<br />

Zusatzrecherchen, wie z. B. bezüglich der<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Lösung des wasserrechtlichen Belanges.<br />

Hierzu konnte das Landratsamt Cham<br />

kurzfristig davon überzeugt werden,<br />

dass auf e<strong>in</strong> eigenes Genehmigungsverfahren<br />

verzichtet werden kann, weil ke<strong>in</strong>e<br />

negativen Auswirkungen auf den See<br />

und die Seesteuerung zu erwarten s<strong>in</strong>d<br />

und <strong>in</strong>sbesondere weil die Grundseesperre<br />

völlig unter Wasser liegen wird!<br />

Im Dezember 2003 wurde e<strong>in</strong> Ing.-Büro<br />

mit dem Bauentwurf beauftragt und<br />

schon ab Juni 2004 rollten die Bagger<br />

an. Fachliche und haushaltsrechtliche<br />

Prüfung und Genehmigung der Planung<br />

erfolgten dazwischen! Bereits am<br />

27.07.2004 baggerte M<strong>in</strong>isterialrat Kilian<br />

eigenhändig den Chambverlauf um<br />

und ließ damit erstmals Flusswasser<br />

durch die voll funktionierende Grundseesperre<br />

laufen. Wäre dieses Projekt nicht<br />

so rasch auf die Reihe gebracht worden,<br />

so wären wesentlich höhere Kosten im<br />

e<strong>in</strong>gestauten Lastfall dafür angefallen.<br />

Der Bau der Grundseesperre hat weniger<br />

als 70.000 € verursacht. Dies war<br />

alle<strong>in</strong> der Betrag, der <strong>in</strong>folge des Abfischens<br />

am benachbarten Silbersee entstanden<br />

ist. Zusätzlich konnte die 2. Drachenseesperre<br />

im Bauzustand als<br />

Zufahrt für Baustellenfahrzeuge bei der<br />

Schüttung des nördlichen Hauptdammes<br />

verwendet werden. Die kle<strong>in</strong>e Sperre<br />

erfordert selber ke<strong>in</strong>e Wartungsarbeiten<br />

<strong>in</strong> der Zukunft. Sie funktioniert<br />

automatisch. Sie ermöglicht zudem e<strong>in</strong>e<br />

evtl. noch notwendige Vorabsenkung des<br />

Stausees im Hochwasserfall auf e<strong>in</strong> erträgliches<br />

und fest fixiertes Grundmaß.<br />

Vielleicht fällt der Dank an diese weise<br />

Voraussicht spätestens <strong>in</strong> 20 Jahren<br />

(Speicher<strong>in</strong>spektion mit Seeabsenkung)<br />

an den Bau<strong>in</strong>genieur zurück, der mit<br />

praktischem Denken und Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

e<strong>in</strong>e fixe Idee hat Wirklichkeit werden<br />

lassen, obwohl er als Beamter die Mühlen<br />

der Bürokratie sehr gut kannte und<br />

sich nicht davon hat abbr<strong>in</strong>gen lassen!<br />

Von wegen Gürtel und Hosenträger!<br />

Alfons Lerch<br />

WWA Regensburg


Industrielle Stoffströme am Beispiel der Müllverwertungsanlage Ingolstadt<br />

Wie bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zwischenbericht<br />

des ATV-DVWK Mitgliederrundbriefes 1/<br />

2004 beschrieben, wurde das Projekt<br />

„Flussmanagement“ an dem Standort<br />

der Müllverwertungsanlage Ingolstadt<br />

nach 1-jähriger Projektdauer erfolgreich<br />

abgeschlossen. Neben den wichtigen<br />

organisatorischen Verbesserung konnte<br />

e<strong>in</strong>e jährliche E<strong>in</strong>sparung von über<br />

12.000 m³ Grundwasser, die Steigerung<br />

der Energienutzung <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

der geplanten Klärschlammtrocknung<br />

der Zentralkläranlage Ingolstadt, sowie<br />

e<strong>in</strong>e Optimierung der betriebseigenen<br />

Abwasserbehandlung realisiert werden.<br />

Die Initiierung des Vorhabens erfolgte<br />

durch Vertreter des Bayerischen Landesamtes<br />

für <strong>Wasserwirtschaft</strong>, als <strong>in</strong><br />

Gesprächen mit dem Betreiber die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>es Stoffstrommanagementsystem<br />

andiskutiert wurde. Überzeugt<br />

von den Möglichkeiten des Projektes<br />

und durch die aktive Förderung des Landesamtes<br />

für <strong>Wasserwirtschaft</strong> gestützt,<br />

wurde das Institut für Management und<br />

Umwelt, imu Augsburg von dem Betreiber<br />

zur Begleitung der Vorhabensumsetzung<br />

beauftragt.<br />

Die wesentlichen Stufen des Projektes<br />

gliedern sich <strong>in</strong> fünf Schritte:<br />

unter Modellierung ist die Erfassung<br />

der vorhandenen Strukturen und Ströme<br />

zu verstehen, damit e<strong>in</strong>hergehend<br />

auch die Erhebung der relevanten<br />

Datenquellen. In zahlreichen Flussmodellen<br />

wurden die Wasser-, Material-,<br />

Energie- und Informationsströme<br />

visualisiert.<br />

Die wesentlichen Stufen des Projektes <strong>in</strong> fünf Schritten<br />

45<br />

<strong>in</strong> der Bewertungsphase wurden alle<br />

Erkenntnisse der Modellierungsphase<br />

zusammengetragen und im Überblick<br />

bewertet. Dies hat den Vorteil, dass<br />

hierdurch Zusammenhänge und Problemursachen<br />

leichter erkannt werden<br />

können und e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Symptombekämpfung<br />

vermieden wird.<br />

Innerhalb der Planung wurden entsprechend<br />

der Vorgaben der vorgelagerten<br />

Bewertung Verbesserungsmaßnahmen<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Handlungsbereiche entwickelt. Die<br />

Maßnahmenentwicklung erfolgte <strong>in</strong><br />

enger Zusammenarbeit mit den beteiligten<br />

Mitarbeitern. Dadurch wurde<br />

zum e<strong>in</strong>en das <strong>in</strong>terne Know-how genutzt<br />

und die Realisierbarkeit sichergestellt.<br />

Die Umsetzungsphase erfolgte und<br />

erfolgt weiterh<strong>in</strong> durch die Mitarbeiter<br />

der MVA Ingolstadt. Da die Mitarbeiter<br />

bereits <strong>in</strong> die Modellierung, Bewertung<br />

und Planung e<strong>in</strong>gebunden waren,<br />

wurde e<strong>in</strong>e effiziente Umsetzung<br />

der Maßnahmen mit ger<strong>in</strong>gen Umsetzungshemmnissen<br />

sichergestellt.<br />

Für die dauerhafte Verbesserung der<br />

Organisationsstruktur ist die Verankerung<br />

des Flussmanagements zw<strong>in</strong>gend<br />

notwendig<br />

Mit den Ergebnissen der Modellierung,<br />

den daraus gewonnenen Erkenntnissen<br />

und den parallel beschriebenen Zielvorgaben<br />

g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> der im Folgenden beschriebenen<br />

zweiten Projekthäfte um die<br />

Themenschwerpunkte:<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

abschließende Bewertung mit den Daten<br />

der ersten Projektphase<br />

Maßnahmenplanung<br />

Zentrale Erfassung der Betriebsdaten<br />

(Data Warehouse)<br />

Umsetzung der Maßnahmenliste<br />

Verankerung des Flussmanagementsystems<br />

Abschließende Bewertung, Maßnahmenplanung<br />

und –umsetzung<br />

Im Rahmen der Bewertungsphase wurden<br />

als wesentliche Handlungsbereiche<br />

und damit als Projektschwerpunkte für<br />

die Planungsphase die Themen „Data<br />

Warehouse“ und „Organisationsgestaltung“<br />

festgelegt. Die beiden Handlungsbereiche<br />

liefen aufbauend auf den<br />

Flussmodellen der Modellierungsphase<br />

parallel ab. Im Rahmen der Organisationsgestaltung<br />

wurde auf die erstellten<br />

Flussbilder visuell die bestehende Aufbauorganisation<br />

gelegt. Hierdurch wurde<br />

erkennbar, <strong>in</strong>wieweit die bestehende<br />

Struktur der Abteilungen und Bereiche<br />

die betrieblichen Material- und Informationsflüsse<br />

unterbricht. Schnittstellen,<br />

Kommunikationsbarrieren, Missverständnisse<br />

und fehlende Informationen<br />

s<strong>in</strong>d die logische Folge dieser bisherigen<br />

verbesserungsbedürftigen Struktur und<br />

zeigten den Bedarf an e<strong>in</strong>er Neugestaltung<br />

von e<strong>in</strong>igen Abteilungsgrenzen auf.<br />

Die Gestaltung von Unternehmensabläufen<br />

<strong>in</strong> Form von Prozessen war e<strong>in</strong><br />

weiterer Folgeschritt, der sich aus der<br />

Analyse der bestehenden Organisation<br />

ergab. Unter Prozessen s<strong>in</strong>d die wesentlichen<br />

Arbeitsabläufe und das Zusammenwirken<br />

von Mitarbeitern des Unternehmens<br />

zu verstehen. Die Tätigkeiten<br />

wurden <strong>in</strong> zusammenhängender Form<br />

beschrieben. Den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Prozessbeschreibungen<br />

legte e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition<br />

und Abgrenzung der betrieblichen<br />

Prozesse <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Gesamtübersicht.<br />

Die Abgrenzung der Prozesse erfolgte<br />

anhand der Material- und Informationsflussmodelle,<br />

die das Unternehmen <strong>in</strong><br />

detailliertester Form beschreiben.<br />

Hierdurch wurde sichergestellt, dass alle<br />

relevanten Tätigkeiten, Informationen<br />

und Abläufe <strong>in</strong> die jeweiligen Prozesse<br />

<strong>in</strong>tegriert werden. Die e<strong>in</strong>zelnen Prozesse<br />

wurden dann mit Ablaufdiagrammen<br />

und Prozesskennblättern umfassend<br />

beschrieben.<br />

Durch das geme<strong>in</strong>schaftliche Erarbeiten<br />

der Prozesse und den zugehörigen E<strong>in</strong>igungsprozess<br />

wurden weitere Schnittstellen<br />

aus der Organisation beseitigt<br />

und mehr Verständnis über die Zusammenhänge<br />

der Arbeitsschritte bei den<br />

Mitarbeitern geschaffen.


Prozesslandschaft ZV MVA Ingolstadt<br />

Ausrichtend für e<strong>in</strong>e organisatorische<br />

Gestaltung des Unternehmens ist die<br />

Klarheit <strong>in</strong> der eigenen Zielrichtung.<br />

Deshalb wurde zusammen mit der Führungsrunde<br />

e<strong>in</strong> Entwurfsstand der Unternehmensvision<br />

erarbeitet, an dessen<br />

Ideen die weiteren Aktivitäten gemessen<br />

werden sollen. Die endgültige Verabschiedung<br />

e<strong>in</strong>er Unternehmensvision ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs noch umzusetzen.<br />

Der Handlungsbereich des Data Warehouse<br />

schuf die notwendige Transparenz<br />

an den vorhandenen Daten, die<br />

bereits an verschiedenen Stellen und<br />

Abteilungen im Unternehmen parallel<br />

gesammelt wurden. Hierdurch wurden<br />

Doppelarbeiten bei Datensammlung, -<br />

auswertung, -aufbereitung, –verteilung<br />

und damit zusammenhängende Fehlerquellen<br />

beseitigt.<br />

Folgende Ergebnisse wurden <strong>in</strong> diesem<br />

Projektschwerpunkt erreicht:<br />

Input/Output-Übersicht mit Daten für<br />

das gesamte Unternehmen<br />

Materialflussbild gesamt mit Daten<br />

Übersicht der Datenlandschaft / e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Informationssysteme und<br />

deren Vernetzung<br />

Konzeption, Entwicklung, Erprobung<br />

und Implementierung des Data Warehouse<br />

Übersicht der vorhandenen und gewünschten<br />

Tabellen sowie deren Verknüpfungen<br />

Data Warehouse mit Onl<strong>in</strong>ehilfe (Vorlagenversion<br />

und e<strong>in</strong>gesetzte Version)<br />

Messstellenübersicht mit Beschreibungen<br />

und Bezug zu den Flussbildern<br />

Die unterschiedlichen Quelldaten (Zählerablesung,<br />

Listen, Messungen, Importmöglichkeiten<br />

aus anderen Systemen<br />

wie Wagedaten oder Prozessdaten)<br />

46<br />

wurden zu zentralen und nutzerspezifischen<br />

Berichten für die externen Berichtspflichten<br />

(z.B. Jahresbericht) sowie<br />

für die <strong>in</strong>terne Unternehmenssteuerung<br />

(z.B. Monatsberichte, Kennzahlensystem)<br />

verdichtet.<br />

Neben e<strong>in</strong>er enormen Zeitersparnis im<br />

Zusammentragen der Daten aus den<br />

unterschiedlichen Quellen, ist nun e<strong>in</strong>e<br />

zeitnahe Auswertung und Betrachtung<br />

des Unternehmensgeschehens durch die<br />

stets aktuell e<strong>in</strong>gepflegten und automatisch<br />

verdichteten Quelltabellen möglich.<br />

Durch e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung der Mengendaten<br />

mit monetären Werten ist auch e<strong>in</strong>e<br />

f<strong>in</strong>anzielle Betrachtung und Steuerung<br />

des Unternehmens auf der Basis der<br />

betrieblichen Materialflüsse e<strong>in</strong>geführt.<br />

Dies ermöglicht zeitnahe Entscheidungen<br />

und E<strong>in</strong>griffsaktivitäten.<br />

Detailanalysen zu den e<strong>in</strong>zelnen Materialflüssen<br />

waren aufgrund der zu Projektbeg<strong>in</strong>n<br />

vorliegenden Datenlage nur<br />

mit größtem Aufwand machbar. Aufbauend<br />

auf der Datenbasis des Data Warehouse<br />

wurde e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> diese Analysen<br />

ermöglicht. Im Rahmen des<br />

Projekts wurden Detailanalysen zu den<br />

Flüssen und <strong>in</strong>ternen Verbrauchern von<br />

Wasser und Dampf durchgeführt.<br />

Dauerhafte Verankerung des Flussmanagementsystems<br />

Der abschließende Projektschwerpunkt<br />

war die dauerhafte Implementierung des<br />

Flussmanagements <strong>in</strong> der Organisation<br />

der MVA Ingolstadt. Dies geschah durch<br />

die Bestimmung von Verantwortlichkeiten<br />

für die geschaffenen Themen und Instrumente<br />

sowie die Festlegung von<br />

Zeithorizonten für deren Anwendung.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Grundlegend hierfür war die Erstellung<br />

e<strong>in</strong>er überschaubaren Unternehmensdokumentation,<br />

<strong>in</strong> der die e<strong>in</strong>zelnen Themen<br />

und Instrumente beschrieben s<strong>in</strong>d.<br />

Die Weiterführung und periodische Prüfung<br />

der Prozessbeschreibungen, gehört<br />

ebenso zur Stabilisierung des Managementansatzes<br />

wie die fortlaufende<br />

Pflege des Data Warehouse. Damit wird<br />

e<strong>in</strong>e stetige Verbesserung der Organisationsstruktur<br />

und Datenübersicht gewährleistet.<br />

Nachhaltige wasserwirtschaftliche<br />

Auswirkungen<br />

Zusammengefasst ergeben sich durch<br />

das Projekt zum Flussmanagement an<br />

der MVA Ingolstadt folgende erreichte<br />

wasserwirtschaftliche Verbesserungen<br />

und E<strong>in</strong>sparungen:<br />

Zur Verh<strong>in</strong>derung von Staubverfrachtungen<br />

im Bereich des Schlackeplatzes<br />

muss witterungsbed<strong>in</strong>gt Wasser<br />

auf die befestigte Fläche aufgebracht<br />

werden. Bislang erfolgte dies mit Brunnenwasser<br />

über e<strong>in</strong>en Wasserwerfer.<br />

Durch Installation mehrerer spezieller<br />

Werfer mit vorgeschalteten Sieben ist<br />

es nunmehr möglich Brauchwasser<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Damit können ca. 3.600<br />

m³ Grundwasser jährlich e<strong>in</strong>gespart<br />

werden.<br />

Die Anlieferzellen vor dem Müllbunker<br />

werden regelmäßig nass gere<strong>in</strong>igt.<br />

Durch wiederkehrende Unterweisungen<br />

bezüglich e<strong>in</strong>er sparsamen Vorgehensweise<br />

wird die Verbrauchsmenge<br />

an Wasser jährlich um ca. 360<br />

m³ reduziert.<br />

Niederschlagswasser sämtlicher befestigter<br />

Flächen wird seit geraumer<br />

Zeit <strong>in</strong> der betriebseigenen Beckenanlage<br />

gesammelt und für weitere E<strong>in</strong>satzzwecke<br />

aufbereitet. E<strong>in</strong> Großteil<br />

dieses Wassers kann als Wäscherwasser<br />

verwendet werden. Hierfür ist<br />

e<strong>in</strong>e vorherige Filtration und Enthärtung<br />

erforderlich. Die dabei anfallende<br />

Rückspülwassermenge ist wegen der<br />

teilweise starken Verschmutzung mit<br />

Feststoffen beträchtlich (ca. 8.640m³/<br />

a). Durch e<strong>in</strong>e getrennte Erfassung von<br />

besonders partikelbehafteten Niederschlagswassers<br />

e<strong>in</strong>erseits und der<br />

Verwendung des Rückspülwassers im<br />

Schlackeaustrag andererseits kann die<br />

erforderliche Rückspülwassermenge<br />

drastisch reduziert werden.<br />

Durch e<strong>in</strong>e örtliche Änderung der Dosierstelle<br />

und der Art des Primärfällungsmittels<br />

wird die Abscheideleistung<br />

an Schwermetallen der<br />

Abwasserre<strong>in</strong>igungsanlage weiter<br />

verbessert und gleichzeitig Additiv<br />

e<strong>in</strong>gespart (Quantifizierung noch nicht<br />

exakt möglich).


Die benachbarte Zentralkläranlage Ingolstadt<br />

(ZKA) wird 2005 e<strong>in</strong>e Klärschlammtrocknungsanlage<br />

<strong>in</strong> Betrieb<br />

nehmen. Die notwendige Wärmelieferung<br />

erfolgt durch die Nutzung des Turb<strong>in</strong>enabdampfes<br />

der MVA Ingolstadt.<br />

Diese beispielhafte Maßnahme spart<br />

nicht nur Primärenergie und damit verbundene<br />

CO2-Emissionen auf Seiten<br />

der ZKA IN e<strong>in</strong>, sondern entlastet auch<br />

die mit elektrischer Energie angetriebenen<br />

Lüfter der Luftkondensatoren!<br />

Weitere betriebliche Auswirkungen<br />

und Vorteile<br />

Wesentliche Steigerung der Anlagenkontrolle<br />

durch zentrales Datenerfassungssystem<br />

„Data Warehouse“<br />

Schaffung e<strong>in</strong>er Gesamtanlagenübersicht<br />

und Grundlage für weitere Optimierungen<br />

und Ressourcene<strong>in</strong>sparungen<br />

Quer<strong>in</strong>formationen für Mitarbeiter<br />

Sensibilisierung der Mitarbeiter mit<br />

Hilfe von Kennzahlen aus der Datenerhebung<br />

Kont<strong>in</strong>uierliche Verfahrensverbesserung<br />

durch Prozessbeschreibungen<br />

und -visualisierungen<br />

Verständnis der Zusammenhänge im<br />

Zuge der Prozessbeschreibungen <strong>in</strong><br />

der Gruppe<br />

47<br />

Besonders mit dem Instrument Data-<br />

Warehouse ist es möglich, betriebliche<br />

Zusammenhänge zu erkennen und für<br />

weitere Verbesserungen zu nutzen.<br />

Ebenso ist die Kont<strong>in</strong>uität der Aufzeichnungen<br />

gesichert, Regelabläufe können<br />

stetig verbessert und optimiert werden.<br />

Durch die automatische Generierung<br />

von Grafiken werden Betriebszahlen<br />

übersichtlich visualisiert und können<br />

Trends schnell erkannt werden<br />

Resümee<br />

Neufassung Landesplanungsgesetz<br />

Am 01.01.2005 trat das neue Landesplanungsgesetz<br />

<strong>in</strong> Kraft. Zur Darstellung<br />

der wesentlichen Neuerungen wird die<br />

Begründung im Gesetzentwurf vom September<br />

2004 zitiert:<br />

A) Problem<br />

Das Bayerische Landesplanungsgesetz<br />

(BayLplG) wurde zuletzt 1997 -<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Vorschriften über<br />

die Regionalplanung - durch das (Erste)<br />

Verwaltungsreformgesetz grundlegend<br />

gestrafft und neu strukturiert. Der Bayerische<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident kündigte <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Regierungserklärung vom 6. November<br />

2003 an, dass im Rahmen der<br />

Reform der Landesentwicklung u.a. das<br />

Bayerische Landesplanungsgesetz<br />

überarbeitet und hierbei <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Regionalplanung vere<strong>in</strong>facht wird. In<br />

diesem Zusammenhang ist das BayLplG<br />

dem Raumordnungsgesetz des Bundes<br />

(ROG) anzupassen, das verb<strong>in</strong>dliche<br />

Vorgaben für die Länder enthält. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die sich aus der Richtl<strong>in</strong>ie<br />

2001/42/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 27. Juni 2001<br />

Die umgesetzten sechs Projektphasen<br />

haben sich als sehr erfolgreich erwiesen.<br />

Der Ansatz des Flussmanagements ist<br />

branchenübergreifend und vor allem<br />

sehr gut für kle<strong>in</strong>- und mittelständische<br />

Unternehmen (KMU) anwendbar.<br />

Der offene Methodenbaukasten des<br />

Flussmanagements lässt sich bedürfnisspezifisch<br />

auf die jeweilige Unternehmenssituation<br />

e<strong>in</strong>setzen. Durch die neu<br />

geschaffene Transparenz und Sicht auf<br />

das Unternehmen können nicht erkannte<br />

Effizienzpotentiale gehoben und dauerhaft<br />

genutzt werden.<br />

Mit dem Flussmanagement zeigt sich,<br />

dass dieses auch unmittelbar auf andere<br />

MVA, wie auch sehr gut auf mittelständische<br />

Unternehmen anderer Branchen<br />

über die Prüfung der Umweltauswirkungen<br />

bestimmter Pläne und Programme<br />

ergebenden zusätzlichen verfahrensrechtlichen<br />

Anforderungen nach Maßgabe<br />

des ROG im Landesrecht zu verankern.<br />

B) Lösung<br />

Im künftigen BayLplG werden die Instrumente<br />

der Landesplanung nochmals<br />

gestrafft und die Verfahren weiter vere<strong>in</strong>facht<br />

und beschleunigt. Schwerpunkte<br />

der Deregulierung und Verwaltungsvere<strong>in</strong>fachung<br />

s<strong>in</strong>d u.a.:<br />

Verzicht auf das Instrument der fachlichen<br />

Programme und Pläne (frühere<br />

Art. 15 und 16 BayLplG)<br />

Stärkung der Kompetenzen der Planungsausschüsse<br />

der Regionalen Planungsverbände<br />

bei gleichzeitig gestaffelter<br />

Verr<strong>in</strong>gerung der Obergrenze der<br />

Mitgliederzahl (Art. 7 (4), (5) BayLplG)<br />

Wegfall der regionalen Planungsbeiräte<br />

(frühere Art. 15 und 16 BayLplG)<br />

Konzentration der Inhalte der Regionalpläne<br />

auf die Schwerpunkte Sied-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

übertragbar s<strong>in</strong>d, um Betriebsabläufe<br />

erfassen und verbessern zu können.<br />

Die Instrumente des Flussmanagements<br />

s<strong>in</strong>d auch als Potentialanalyse mit wenigen<br />

Tagen Aufwand vor allem <strong>in</strong> KMU<br />

e<strong>in</strong>setzbar und können auf diese Weise<br />

schnelle und nachhaltige Erfolge ökologischer<br />

und ökonomischer Art liefern.<br />

Besonders <strong>in</strong>teressant an den Erfolgen<br />

des Flussmanagements ist, dass E<strong>in</strong>sparpotentiale<br />

und Effizienzmöglichkeiten<br />

nicht e<strong>in</strong>seitig auf den Personalbereich<br />

fokussieren, sondern vor allem im<br />

Bereich des Materiale<strong>in</strong>satzes sowie <strong>in</strong><br />

der erfolgreichen Organisationsgestaltung<br />

zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

H<strong>in</strong>weis: E<strong>in</strong>e detaillierte Broschüre über<br />

das Projekt kann kostenlos bezogen<br />

werden bei:<br />

ZV MVA Ingolstadt,<br />

email: anton.perfoll@mva.<strong>in</strong>golstadt.de<br />

Dr. Stefan Enzler<br />

Institut für Management und Umwelt,<br />

Augsburg<br />

Rudolf Kitzmann<br />

LfW<br />

Anton Perfoll<br />

ZV MVA Ingolstadt<br />

lungswesen, Verkehr, Wirtschaft, Sozialwesen<br />

und Kultur sowie Freiraumsicherung<br />

(Art. 18 (2) BayLplG)<br />

Verkürzung der Abschlussfrist bei<br />

Raumordnungsverfahren auf regelmäßig<br />

drei Monate. (Art. 22 (6) BayLplG)<br />

Im Rahmen der Anpassung an das ROG<br />

s<strong>in</strong>d die zw<strong>in</strong>gend vorgeschriebenen<br />

weiteren Instrumente der Raumordnung<br />

im BayLplG zu normieren wie etwa die<br />

Planerhaltung und das Zielabweichungsverfahren.<br />

Der Gesetzentwurf<br />

ergänzt, verdeutlicht oder akzentuiert<br />

darüber h<strong>in</strong>aus wichtige bayerische Anliegen<br />

im Verhältnis zum Bundesrecht.<br />

Die Anforderungen der EGRichtl<strong>in</strong>ie<br />

2001/42/EG an die Ausarbeitung und<br />

Aufstellung von Raumordnungsplänen<br />

werden nach Maßgabe des ROG <strong>in</strong> dem<br />

lediglich unbed<strong>in</strong>gt notwendigen Umfang<br />

im Rahmen der Novellierung des BayLplG<br />

umgesetzt.<br />

Hans-Peter Spörl<br />

LfW


Gewässerkundlicher Monatsbericht<br />

Startseite<br />

Das Bayerische Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

(LfW) hat e<strong>in</strong>en Monatsbericht<br />

im Bereich des Gewässerkundlichen<br />

Dienstes e<strong>in</strong>geführt. Der erste Bericht<br />

wurde für den Monat Dezember 2004<br />

erstellt.<br />

Ziel ist es, nach dem Vorbild anderer<br />

Länder und des Bundes dem <strong>in</strong>teressierten<br />

Bürger e<strong>in</strong>en knappen Überblick<br />

über die gewässerkundlichen Beobachtungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zu geben. Dabei sollen<br />

neben allgeme<strong>in</strong>en Darstellungen<br />

des überregionalen Geschehens und<br />

exemplarischen Darstellungen für Nordund<br />

Südbayern fallweise auch besondere<br />

Ereignisse kurz beschrieben werden.<br />

Auf weitere gewässerkundliche Informationen<br />

im Internet wird h<strong>in</strong>gewiesen. Die<br />

Berichte werden möglichst jeweils bis<br />

zum 15. des Folgemonats veröffentlicht.<br />

Die Berichte können im Internetangebot<br />

des LfW unter abgerufen werden.<br />

E<strong>in</strong> Monatsbericht umfasst die Bereiche<br />

Witterung, Fließgewässer, Seen,<br />

Grund- und Bodenwasser sowie fallweise<br />

Law<strong>in</strong>en. Der aktuelle Monatsbericht ist<br />

modular aufgebaut. So kann man jedes<br />

e<strong>in</strong>zelne Thema schnell mit e<strong>in</strong>em Klick<br />

48<br />

aufrufen. Daneben werden die Gewässerkundlichen<br />

Jahresberichte und die früheren<br />

Monatsberichte angeboten.<br />

Mit zwei Beispielen soll die Neugierde<br />

geweckt werden:<br />

Messstelle Eglf<strong>in</strong>g<br />

Die 12-Monate-Gangl<strong>in</strong>ie der Grundwassermessstelle<br />

Eglf<strong>in</strong>g Lehrer <strong>in</strong> der<br />

Münchner Schotterebene zeigt e<strong>in</strong> dramatisches<br />

Abs<strong>in</strong>ken des Grundwasserspiegels.<br />

Im April 2004 wurde noch e<strong>in</strong><br />

Wasserstand gemessen, der knapp unter<br />

dem langjährigen Mittel lag. Danach<br />

sank der Wasserspiegel kont<strong>in</strong>uierlich<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

ab. Erst im Februar 2005, also nach 10<br />

Monaten, war die lange Talfahrt zu Ende.<br />

Pegel Kemmern / Ma<strong>in</strong><br />

In der Wasserstandsgangl<strong>in</strong>ie des Monats<br />

Februar 2005 vom Ma<strong>in</strong>pegel Kemmern<br />

oberhalb von Bamberg ist das<br />

Hochwasserereignis <strong>in</strong> der Mitte des<br />

Monats herausragend. Dabei lag die<br />

Spitze weit über der Hochwasser-Meldestufe<br />

3. Große Teile <strong>Bayern</strong>s waren von<br />

diesem Hochwasser betroffen. Der erneute<br />

W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>bruch verh<strong>in</strong>derte<br />

damals Schlimmeres.<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Frei<br />

LfW


Elektronische Berichtserfüllung der Eigenüberwachungsdaten mit<br />

Programmen aus der Produktfamilie SEBAM<br />

Die e<strong>in</strong>wandfreie Versorgung der Kunden<br />

e<strong>in</strong>es Wasserversorgungsunternehmens<br />

(WVU) mit Wasser <strong>in</strong> ausreichender<br />

Menge und vorgeschriebener<br />

Qualität erfordert vom WVU e<strong>in</strong>e ständige<br />

Überwachung se<strong>in</strong>er Wassergew<strong>in</strong>nungsanlagen.<br />

Die EÜV (Verordnung zur<br />

Eigenüberwachung von Wasserversorgungs-<br />

und Abwasseranlagen) schreibt<br />

wegen dem Wohl der Allgeme<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>e<br />

stichprobenartige Kontrolle der Eigenüberwachung<br />

durch die Behörden vor.<br />

WVUs müssen beim Vollzug der EÜV<br />

dem <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt die Überwachungsergebnisse<br />

e<strong>in</strong>es Beobachtungsjahres<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahresbericht bis zum<br />

1. März des folgenden Kalenderjahres<br />

vorlegen. Der M<strong>in</strong>destumfang e<strong>in</strong>es Jahresberichts<br />

umfasst die Messungen zur<br />

Wasserentnahme und Wasserständen,<br />

e<strong>in</strong>e Rohwasseruntersuchung (bei öffentlicher<br />

Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung) und<br />

die Aufzeichnungen aus der Schutzgebietsüberwachung.<br />

Neben den o.g. Daten<br />

aus dem Vollzug der EÜV s<strong>in</strong>d auch<br />

Daten aus Auflagen aus wasserrechtlichen<br />

Bescheiden, aber auch aus dem<br />

Vollzug zur Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung<br />

(Tr<strong>in</strong>kwV 2001) zu erheben. Für e<strong>in</strong>en<br />

effizienten Datenaustausch der Wasserversorgungsunternehmen<br />

mit den staatlichen<br />

Stellen ist der elektronische Datenaustausch<br />

vorgesehen.<br />

Das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt kann verlangen,<br />

dass vorlagepflichtige Daten der<br />

Betriebsaufzeichnungen und der Jahresberichte<br />

aus der EÜV auf masch<strong>in</strong>enlesbaren<br />

Datenträgern vorzulegen s<strong>in</strong>d.<br />

Die geforderten Mess- und Untersuchungsergebnisse<br />

sollen dabei <strong>in</strong> Dateien<br />

gespeichert und den zuständigen<br />

Behörden zur Berichtserfüllung übermittelt<br />

werden. Nur Dateien, die die Anforderungen<br />

der staatlichen Schnittstellenbeschreibungen<br />

erfüllen, können <strong>in</strong> die<br />

Datenbanken der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

und zukünftig auch der Gesundheitsverwaltung<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>gelesen<br />

werden. Der Datenaustausch mit<br />

Schnittstellendateien schafft e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Beurteilungsgrundlage und<br />

verr<strong>in</strong>gert den Bearbeitungsaufwand<br />

erheblich.<br />

Praktische Umsetzung des elektronischen<br />

Datenaustauschs<br />

Die Vorgaben, die die Schnittstellendateien<br />

zu erfüllen haben, wurden <strong>in</strong> der<br />

„Schnittstellenbeschreibung für die Übermittlung<br />

von Wasser- und Abwasseranalysen<br />

an und zwischen staatlichen Stellen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ vom August 1998 und <strong>in</strong><br />

49<br />

Abb. 1: Strukur der WVU <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

der „Schnittstellenbeschreibung für die<br />

Übermittlung von Entnahmedaten an die<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />

vom Januar 2005 festgelegt. Für Aufzeichnungen<br />

aus den Schutzgebietsüberwachungen<br />

wird derzeit ke<strong>in</strong> spezielles<br />

Austauschformat gefordert.<br />

Damit die geforderten Schnittstellendateien<br />

von den berichtspflichtigen WVUs<br />

auch erstellt werden können, musste<br />

ihnen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche EDV-Lösung angeboten<br />

werden. Um die Akzeptanz e<strong>in</strong>er<br />

staatlich unterstützten EDV-Lösung<br />

bei den Beteiligten auszuloten, hat das<br />

Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt<br />

(LfW) im Jahr 2002 die rd. 2.400 überwachungspflichtigen<br />

WVUs über den<br />

geplanten Datenaustausch <strong>in</strong>formiert<br />

und befragt. Diese Umfrage ergab, dass<br />

die Datenerfassung möglichst an e<strong>in</strong>em<br />

lokalen PC, auch ohne Internetanschluss,<br />

möglich se<strong>in</strong> muss. Für den<br />

Berichtspflichtigen dürfen durch die elektronische<br />

Berichtserfüllung ke<strong>in</strong>e zusätzlichen<br />

Kosten entstehen. Die Programme<br />

müssen e<strong>in</strong>fach zu bedienen se<strong>in</strong>, da<br />

die berufliche Qualifikation des Personals<br />

aus den vielen kle<strong>in</strong>en bis mittelgroßen<br />

WVUs berücksichtigt werden muss:<br />

ca. 2.000 von <strong>in</strong>sgesamt rd. 2.400 WVUs<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> geben weniger als 300.000 m³/<br />

a Tr<strong>in</strong>kwasser ab. Sie liefern damit <strong>in</strong> der<br />

Summe lediglich ca. 17% des Gesamttr<strong>in</strong>kwasserverbrauchs<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

(Abb. 1).<br />

E<strong>in</strong>e praxistaugliche Programmlösung<br />

wurde mit dem Erwerb e<strong>in</strong>er Sammelli-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

zenz für das „Programm SEBAM qualitativ“<br />

(Software zur Erfassung, Bearbeitung<br />

und zum Austausch qualitativer<br />

Messdaten) der Firma Siemens PSE AG<br />

Österreich gefunden. Das Programm<br />

SEBAM qualitativ <strong>in</strong> der Version 1.1.2<br />

wurde für die Berichtspflichtigen im Sommer<br />

2003 vom LfW bereitgestellt. Ab dem<br />

Frühjahr 2005 stehen sowohl das aktualisierte<br />

Programm SEBAM qualitativ <strong>in</strong><br />

der Version 2.0 für die Speicherung der<br />

Ergebnisse aus den Wasseruntersuchungen<br />

als auch das neue Programm<br />

SEBAM quantitativ <strong>in</strong> der Version 1.0 für<br />

die Speicherung der Ergebnisse aus den<br />

Wasserentnahmen zur Verfügung. Bei<br />

der Programmierung der Programme<br />

wurde darauf geachtet, dass der Programmaufbau<br />

und die Bedienung e<strong>in</strong>em<br />

gleichen Muster entsprechen, um dem<br />

Anwender die Handhabung der beiden<br />

Programme zu erleichtern.<br />

Die erworbenen Nutzungslizenzen erlauben<br />

dem LfW die kostenfreie Verteilung<br />

der Programme an die berichtspflichtigen<br />

WVUs bzw. des Programms<br />

SEBAM qualitativ an die Betreiber von<br />

Abfallentsorgungsanlagen und die beauftragten<br />

Labore. Besonderer Serviceund<br />

Schulungsaufwand entfallen wegen<br />

der e<strong>in</strong>fachen Programm<strong>in</strong>stallation, e<strong>in</strong>er<br />

Hilfefunktion und der übersichtlichen<br />

Bedienungsoberfläche. Programm<strong>in</strong>teressenten,<br />

die nicht <strong>in</strong> den unmittelbaren<br />

Nutzerkreis fallen, können sich für die<br />

unbegrenzte Nutzung des Programms<br />

direkt bei der Firma Siemens PSE registrieren<br />

lassen.


50<br />

Abb. 2: Erfassungsdialoge SEBAM qualitativ und SEBAM quantitativ<br />

Arbeitsweise der Programme<br />

Die Programme arbeiten unabhängig<br />

von e<strong>in</strong>er Datenbank oder e<strong>in</strong>er Standardsoftware<br />

auf dem lokalen PC des<br />

WVU. Voraussetzung für die Lauffähigkeit<br />

des Programms ist das Microsoft<br />

Betriebssystem ab W<strong>in</strong>dows 95 aufwärts<br />

und der Internet Explorer ab der Version<br />

4, der aber <strong>in</strong> der Regel mit dem<br />

Betriebssystem bereits vorliegt.<br />

Die Programme SEBAM bieten dem<br />

Anwender e<strong>in</strong>e funktionale Oberfläche<br />

für die Messdatenerfassung (Abb. 2).<br />

Ergänzend zur direkten Messdatenerfassung<br />

ermöglicht die Funktion „Import<br />

aus der Zwischenablage“ das E<strong>in</strong>fügen<br />

von Messdaten, die bereits <strong>in</strong> anderen<br />

Anwendungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tabellenstruktur<br />

vorliegen, z.B. <strong>in</strong> MS-Excel.<br />

Die Messdatenverwaltung erfolgt über<br />

das Abspeichern und Bearbeiten der<br />

Daten <strong>in</strong> Dateien. E<strong>in</strong>e mit dem Programm<br />

SEBAM qualitativ erstellte Datei<br />

enthält die Laborergebnisse für mehrere<br />

Probenahmen an e<strong>in</strong>er Wasserversorgungsanlage.<br />

Die Messdaten zur Wasserentnahme<br />

e<strong>in</strong>es Überwachungsjahres<br />

werden dagegen im Programm SEBAM<br />

quantitativ gespeichert. Für die Weitergabe<br />

der Daten an die Behörden werden<br />

diese <strong>in</strong> Schnittstellendateien exportiert.<br />

Dabei prüft das Programm, ob alle Bed<strong>in</strong>gungen<br />

der jeweiligen staatl. Schnittstellenbeschreibung<br />

e<strong>in</strong>gehalten worden<br />

s<strong>in</strong>d, so dass sichergestellt ist, dass die<br />

Daten direkt <strong>in</strong> die staatliche Datenbank<br />

überführt werden können. E<strong>in</strong>e Ansicht/<br />

Drucken-Funktion erlaubt den Ausdruck<br />

der Daten <strong>in</strong> Reports und im Programm<br />

SEBAM quantitativ auch <strong>in</strong> Diagrammen.<br />

Mit der Verwendung von so genannten<br />

Vorlagedateien können der Arbeitsaufwand<br />

und die Fehleranfälligkeit bei den<br />

Laboren und WVUs m<strong>in</strong>imiert werden.<br />

Die Vorlagedateien s<strong>in</strong>d schreibgeschützte<br />

Erfassungsschablonen, die bereits mit<br />

den identifizierenden Daten zu den Wasserfassungen<br />

und Messstellen sowie e<strong>in</strong>igen<br />

untersuchungspflichtigen Parametern<br />

vorbelegt s<strong>in</strong>d. Sie werden von den<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>sämtern aus ihrem<br />

staatl. Informationssystem erstellt und<br />

den Berichtspflichtigen übermittelt. Das<br />

WVU bzw. das Labor konzentrieren sich<br />

dann hauptsächlich nur noch auf die Erfassung<br />

und E<strong>in</strong>gabe der Messdaten.<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Programmverteilung<br />

Die Verteilung der SEBAM-<br />

Programme erfolgt <strong>in</strong> der Regel<br />

über das Internetangebot<br />

des LfW. Unter der Internetadresse<br />

www.bayern.de/lfw/<br />

service/produkte können Interessenten<br />

die Programme<br />

herunterladen und 30 Tage<br />

zur Probe nutzen. Für die unbefristete<br />

Nutzung ist beim<br />

LfW zur Registrierung e<strong>in</strong>e<br />

Kundennummer zu beantragen.<br />

Derzeit verwaltet das<br />

LfW über 700 Registrierungen.<br />

Davon fallen ca. 550 Registrierungen<br />

auf die WVUs,<br />

ca. 80 auf Betreiber von Abfallentsorgungsanlagen,<br />

ca.<br />

50 auf Labore und ca. 30 auf<br />

die Behörden der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung.<br />

Bereits registrierte Nutzer erhalten<br />

zukünftig vom LfW<br />

neue Programmversionen<br />

oder wichtige H<strong>in</strong>weise automatisch<br />

per E-Mail.<br />

Derzeit übernehmen größtenteils<br />

die privaten Labors<br />

im Auftrag von den WVUs die<br />

Datenerfassung und die Erzeugung<br />

der Schnittstellendateien.<br />

Die WVU s<strong>in</strong>d dann<br />

mit dem Programm SEBAM<br />

qualitativ <strong>in</strong> der Lage die Labordateien<br />

zu prüfen, ehe sie<br />

an das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt<br />

weitergeleitet werden.<br />

Ohne das Programm ist den<br />

WVUs e<strong>in</strong>e übersichtliche Ansicht der<br />

Ergebnisse aus den Schnittstellendateien<br />

<strong>in</strong> der Regel nicht möglich.<br />

Mit der Freigabe des Programms SE-<br />

BAM quantitativ ab dem Frühjahr 2005<br />

wird die Anzahl der Registrierungen voraussichtlich<br />

zunehmen, da die WVUs die<br />

Erstellung der Schnittstellendateien für<br />

die Daten der Wasserentnahme selbst<br />

vornehmen sollen.<br />

Die Nachbarschaftsleiter der Wasserwerksnachbarschaften<br />

<strong>Bayern</strong> wurden<br />

im Januar 2005 über die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der<br />

WVUs <strong>in</strong> den Datenaustausch <strong>in</strong>formiert.<br />

In der E<strong>in</strong>führungszeit des elektronischen<br />

Datenaustauschs geben die Ansprechpartner<br />

des LfW und der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sämter<br />

den Berichtspflichtigen<br />

Hilfestellung.<br />

Karl Tekles<br />

LfW


Ingenieurbüro spendet zum Tag des Wassers e<strong>in</strong>en Brunnen für Äthiopien<br />

„Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel<br />

und Grundlage allen Lebens“. Diese<br />

Feststellung macht das Ingenieurbüro<br />

PEBATECH – Dipl.-Ing. Peter Baumann<br />

mit Sitz <strong>in</strong> Bad Camberg/Taunus und<br />

Wels/Österreich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er täglichen Arbeit<br />

als Planer im Bereich der <strong>Wasserwirtschaft</strong>.<br />

Es hat sich daher zur Aufgabe<br />

gemacht, bei se<strong>in</strong>en Projekten auf die<br />

Erhaltung oder Wiederherstellung von<br />

Wasserressourcen größtmögliche Rücksicht<br />

zu nehmen. Näheres über das Ingenieurbüro<br />

PEBATECH erfährt man<br />

unter www.pebatech.com oder<br />

www.igbmp.com bzw.<br />

office@pebatech.com<br />

Durch die Kontakte mit ausländischen<br />

Projekten, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Entwicklungsländern,<br />

stellt das Büro immer wieder<br />

fest, dass die Verfügbarkeit ausreichenden<br />

Wassers ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<br />

darstellt. Die Geschäftsleitung hat sich<br />

daher entschlossen Karlhe<strong>in</strong>z Böhms<br />

Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“<br />

<strong>in</strong> Äthiopien zum Tag des Wassers<br />

für das Projektgebiet Derra e<strong>in</strong>en Brunnen<br />

zu f<strong>in</strong>anzieren. E<strong>in</strong> solcher Brunnen<br />

kostet rund € 2.500,- und versorgt häufig<br />

e<strong>in</strong> ganzes Dorf mit Tr<strong>in</strong>kwasser. Die<br />

Handhabung des Brunnens ist auf die<br />

dürftigen Verhältnisse vor Ort abgestimmt<br />

und erfolgt mittels Handpumpe.<br />

Wer ebenfalls helfen will, muss nicht<br />

gleich e<strong>in</strong>en Brunnen f<strong>in</strong>anzieren. Auch<br />

kle<strong>in</strong>e Spendenbeträge, z.B. für Schulmaterialien,<br />

unterstützen die Arbeit der<br />

Hilfsorganisation.<br />

Nähere Informationen s<strong>in</strong>d auf der Seite<br />

www.menschenfuermenschen.org<br />

erhältlich.<br />

Peter Baumann<br />

Ing.-Büro Pebatech<br />

„Flüsse brauchen Platz!“<br />

Flüsse brauchen Platz, um sich ausbreiten<br />

zu können. Diese Botschaft trägt nun<br />

e<strong>in</strong>e österreichische Briefmarke <strong>in</strong> die<br />

Welt.<br />

Der Slogan steht für e<strong>in</strong> transnationales<br />

Projekt zwischen <strong>Bayern</strong>, Österreich<br />

und Ungarn. SUMAD (zu deutsch: Nachhaltiges<br />

Vorlandmanagement an bedeichten<br />

Flüssen) wirbt dafür, dass nicht<br />

nur Deiche, sondern auch Überflutungsflächen<br />

größer werden müssen.<br />

51<br />

Im Mittelpunkt des Projekts stehen die<br />

Donau, Theiß, Raab, P<strong>in</strong>ka und Leitha.<br />

Also Flüsse, die aus Gründen des Hochwasserschutzes<br />

bedeicht wurden. Die<br />

Leitung des Projekts, das bis Dezember<br />

2005 anberaumt ist, liegt beim StMUGV<br />

Kontakt:<br />

wolf-dieter.rogowsky@stmugv.bayern.de<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Mario Krolo<br />

LfW


52<br />

Münchner Stadtentwässerung zertifiziert<br />

Dass die Münchner Stadtentwässerung<br />

nicht nur <strong>in</strong> der wirtschaftlichen Betriebsführung<br />

e<strong>in</strong>en Spitzenplatz e<strong>in</strong>nimmt,<br />

sondern auch <strong>in</strong> Sachen Umweltschutz,<br />

Arbeitsschutz und Qualitätssicherung<br />

erstklassig ist, bewies das Unternehmen<br />

durch e<strong>in</strong>e vom 11. – 13. April 2005 erfolgte<br />

Zertifizierung.<br />

Die im technischen Werkbereich durchgeführte<br />

Zertifizierung des e<strong>in</strong>geführten<br />

Integrierten Managementsystems (IMS)<br />

erfolgte durch e<strong>in</strong>e unabhängige Zertifizierungsgesellschaft.<br />

„Der sehr gute<br />

Stand von Ordnung und Sicherheit <strong>in</strong><br />

allen untersuchten Bereichen, die überdurchschnittliche<br />

Qualität der nach den<br />

Regelwerken geforderten Dokumentation<br />

und das damit erreichte Maß an<br />

Rechtssicherheit im Unternehmen s<strong>in</strong>d<br />

hervorragend“, sagte Dr. Nobert Hüsgen<br />

von der Zertifizierungsgesellschaft ZER-<br />

Dr. Nobert Hüsgen (Zertifizierungegeseelschaft ZER-QMS), Stefan Jahnes (Confideon<br />

Unternehmensberatung), Reg<strong>in</strong>a Lehmann (Münchner Stadtentwässerung),<br />

Prof. Joachim Eich<strong>in</strong>ger (Technischer Werkleiter Münchner Stadtentwässerung),<br />

Claus Forneck (Münchner Stadtentwässerung)<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ien für den Entwurf von wasserwirtschaftlichen<br />

Vorhaben (REWas)<br />

s<strong>in</strong>d seit über zwanzig Jahren e<strong>in</strong> bewährtes<br />

Hilfsmittel für Planer, Bauherren<br />

und Prüfer. Den Planern s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong><br />

Leitfaden, was bei der Planung alles zu<br />

berücksichtigen ist – den Bauherren bieten<br />

sie e<strong>in</strong>e Gewähr dafür, dass der<br />

Entwurf e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong> anerkannten<br />

Standard entspricht.<br />

Nachdem sich die REWas seit E<strong>in</strong>führung<br />

durch die Oberste Baubehörde im<br />

Bayer. Staatsm<strong>in</strong>isterium des Innern im<br />

Jahr 1983 bewährt haben, wurde der bisherige<br />

Inhalt <strong>in</strong> die nun vorliegende Fassung<br />

(Stand 01/2005) weitestgehend<br />

übernommen und nur soweit erforderlich<br />

ergänzt. Dabei wurden aktuelle Qualitätsstandards,<br />

die sich im Laufe der letzten<br />

Jahre entwickelt und durchgesetzt haben,<br />

bei der Überarbeitung berücksich-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

QMS anlässlich der Übergabe der Urkunde<br />

am 27. April 2005 im Technischen<br />

Rathaus.<br />

Die Münchner Stadtentwässerung hat<br />

bundesweit als e<strong>in</strong>es der ersten Unternehmen<br />

im Bereich der kommunalen<br />

Abwasserentsorgung e<strong>in</strong><br />

Qualitätsmanagementsystem nach<br />

DIN EN ISO 9000:2000<br />

Umweltmanagementsystem nach DIN<br />

EN ISO 14000:2005<br />

Arbeitschutzmanagementsystem<br />

nach OHSAS 18001:1999<br />

als <strong>in</strong>tegriertes Gesamtsystem e<strong>in</strong>geführt<br />

und von unabhängiger Stelle prüfen<br />

lassen.<br />

„Die E<strong>in</strong>führung des Integrierten Managementsystems<br />

im technischen<br />

Werkbereich dient der konsequenten<br />

Umsetzung der Unternehmenspolitik der<br />

Münchner Stadtentwässerung“, sagte<br />

der Technische Werkleiter der Münchner<br />

Stadtentwässerung Professor Joachim<br />

Eich<strong>in</strong>ger anlässlich des Abschlusses<br />

des Zertifizierungsaudits. Hervorzuheben<br />

sei, so Eich<strong>in</strong>ger, dass es bei der<br />

Münchner Stadtentwässerung ke<strong>in</strong>erlei<br />

Grund zu Beanstandungen gab. Die<br />

Zertifizierungsgesellschaft lobte das<br />

sehr hohe Niveau der nun abgeschlossenen<br />

Erstzertifizierung.<br />

Mathias Wünsch<br />

Münchner Stadtentwässerung<br />

Neu: Richtl<strong>in</strong>ien für den Entwurf von wasserwirtschaftlichen Vorhaben (REWas)<br />

tigt. Um die REWas möglichst anwenderfreundlich<br />

zu gestalten, war die Gruppe<br />

der Planer im Redaktionsteam beteiligt.<br />

Für wasserwirtschaftliche Vorhaben, die<br />

von staatlichen Behörden selbst geplant<br />

oder <strong>in</strong> Auftrag gegeben werden, oder<br />

die mit staatlichen Mitteln gefördert werden,<br />

s<strong>in</strong>d die REWas für die Entwurfsbearbeitung<br />

verb<strong>in</strong>dlich.<br />

Die neue Fassung der REWas ist kostenfrei<br />

im Internet unter www.lfw.<br />

bayern.de/service/rewas abrufbar. Als<br />

zusätzlicher Service s<strong>in</strong>d dort auch die<br />

für den Entwurf erforderlichen Anlagen<br />

als Muster abrufbar. E<strong>in</strong>e gedruckte<br />

Bestellversion der REWas ist nicht vorgesehen.<br />

Gabriele Merz<br />

LfW


Personalnachrichten<br />

Neubesetzung von Führungspositionen <strong>in</strong> der <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

Durch die Verwaltungsreform mit<br />

Neustrukturierung der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sämter<br />

(7 werden aufgelöst, 17<br />

verbleiben, z. T. an e<strong>in</strong>em neuen Standort)<br />

und der Landesämter (4 werden <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em neuen Landesamt für Umwelt zusammengeführt)<br />

ist auch e<strong>in</strong>e Neubesetzung<br />

der Führungspositionen verbunden.<br />

Teilweise können die neuen Führungspositionen<br />

erst besetzt werden, wenn die<br />

parlamentarische Behandlung des Verwaltungsreformgesetzes<br />

abgeschlossen<br />

ist, voraussichtlich bis spätestens zum<br />

01. September 2005. Die folgende Aufzählung<br />

enthält deshalb ke<strong>in</strong>e Zeitangaben.<br />

Es werden nur Stellen aufgelistet,<br />

bei denen es e<strong>in</strong>e Änderung gibt.<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>sämter:<br />

WWA Ingolstadt:<br />

BD Karl De<strong>in</strong>dl (bisher StMUGV)<br />

WWA Regensburg:<br />

BD Erich Eichenseer<br />

(bisher WWA Weiden)<br />

WWA Bad Kiss<strong>in</strong>gen:<br />

(noch WWA Schwe<strong>in</strong>furt)<br />

RD Dr. Paul Kruck<br />

(bisher Reg. v. Unterfranken)<br />

53<br />

WWA Aschaffenburg:<br />

BD Michael Klüpfel<br />

(bisher WWA Würzburg)<br />

WWA Hof:<br />

BD Richard Oberhauser (bisher LfW)<br />

WWA Weiden:<br />

BD Karl Roth (bisher LfW)<br />

WWA Donauwörth:<br />

BD Wolfgang Arnold<br />

(bisher WWA Krumbach)<br />

WWA Landshut:<br />

BD Johannes Schmuker<br />

(bisher WWA Freis<strong>in</strong>g)<br />

WWA Kronach:<br />

(noch WWA Bamberg)<br />

BD Hans Hemmerle<strong>in</strong> (bisher WWA Hof)<br />

Regierungen:<br />

Regierung von Unterfranken:<br />

LBD Dieter Bauernschmitt<br />

(Sonderfunktion, bisher WWA Schwe<strong>in</strong>furt)<br />

BD Heribert Januszewski<br />

(bisher WWA Aschaffenburg)<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Ingolstadt unter neuer Leitung<br />

Herr Karl De<strong>in</strong>dl wurde 1960 <strong>in</strong> Kösch<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> der Nähe von Ingolstadt geboren.<br />

Nach der Volksschule <strong>in</strong> Kösch<strong>in</strong>g<br />

besuchte er das Christoph-Sche<strong>in</strong>er-<br />

Gymnasium <strong>in</strong> Ingolstadt, wo er 1980<br />

das Abitur ablegte. In den Jahren 1980/<br />

81 absolvierte er se<strong>in</strong>en Grundwehrdienst<br />

bei der Luftwaffe bevor er im<br />

Herbst 1981 mit dem Studium des Bau<strong>in</strong>genieurwesens<br />

an der Technischen<br />

Universität <strong>in</strong> München begann, das er<br />

1986 als Dipl.-Ing. abschloss. 1986 bis<br />

1987 arbeitete er bei e<strong>in</strong>em Ingenieurbüro<br />

<strong>in</strong> der Bauüberwachung von Ortsentwässerungen<br />

und zentralen Abwasserpumpwerken<br />

im Zusammenhang mit<br />

der R<strong>in</strong>gkanalisation des Chiemsees.<br />

Nach der Großen Staatsprüfung im Jahre<br />

1989 war Herr De<strong>in</strong>dl ab 1990 am<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Ingolstadt als<br />

Abteilungsleiter für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen,<br />

ab 1993 auch für<br />

die Stadt Ingolstadt und als stellvertretender<br />

Amtsleiter tätig. Dabei lag ihm<br />

besonders die umweltverträgliche „Sanierung“<br />

des Donaumooses, dem größten<br />

zusammenhängenden Niedermoor<br />

Süddeutschlands, am Herzen.<br />

Anfang 1994 wechselte er an das damalige<br />

Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />

für Landesentwicklung und Umweltfragen<br />

als Referent im Referat „<strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

im ländlichen Raum, Wildbäche,<br />

Gewässerökologie“. Schwerpunkte<br />

se<strong>in</strong>er Tätigkeit waren der Hochwasserschutz,<br />

<strong>in</strong>sbesondere im alp<strong>in</strong>en Bereich<br />

und die ökologische Gestaltung<br />

der Gewässer. Bereits Jahre vor den<br />

großen Hochwasserereignissen des<br />

„Pf<strong>in</strong>gsthochwasser 1999“ und der<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

Regierung von Schwaben:<br />

LBD Wolfgang Schill<strong>in</strong>g<br />

(Sonderfunktion, bisher WWA Donauwörth)<br />

Regierung der Oberpfalz:<br />

BD Günter Schobert<br />

(bisher WWA Amberg)<br />

Bayer. Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt,<br />

Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

Landesamt für Umwelt:<br />

Bayer. Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt,<br />

Gesundheit und Verbraucherschutz:<br />

LBD Michael Haug (bisher LfW)<br />

Landesamt für Umwelt (Hof):<br />

BD Re<strong>in</strong>hard Kestler<br />

(bisher WWA Bayreuth)<br />

Landesamt für Umwelt (Augsburg):<br />

LBD Erich Englmann<br />

(bisher WWA Landshut)<br />

Im Folgenden stellen wir diejenigen neuen<br />

Leiter der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sämter<br />

vor, über die <strong>in</strong> den früheren Ausgaben<br />

unseres Rundbriefs noch nichts enthalten<br />

ist.<br />

BD Karl De<strong>in</strong>dl


„Hochwasserkatastrophe 2002“ forcierte<br />

er mit dem Projekt „Ermittlung und Festsetzung<br />

von Überschwemmungsgebieten<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“, das über bayerische Grenzen<br />

h<strong>in</strong>weg große Beachtung fand, die<br />

systematische und konsequente Sicherung<br />

der Überschwemmungsgebiete.<br />

Im Juli 2001 wurde Herr De<strong>in</strong>dl im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Personalaustausches für<br />

zwei Jahre an die Oberste Baubehörde<br />

im Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isterium des<br />

Innern abgeordnet und war dort als Referent<br />

und stellvertretender Sachge-<br />

54<br />

bietsleiter im Sachgebiet „Gesamtverkehrsplanung“<br />

tätig. Die Wahrung bayerischer<br />

Interessen bei der E<strong>in</strong>führung der<br />

Lkw-Maut und der Durchführung von<br />

Betreibermodellen für den Autobahnausbau<br />

waren dabei Schwerpunkte se<strong>in</strong>er<br />

Arbeit.<br />

Zurück am Umweltm<strong>in</strong>isterium war<br />

zunächst die Kosten- und Leistungsrechnung<br />

und das Controll<strong>in</strong>g bei den<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>sämtern se<strong>in</strong> Aufgabenschwerpunkt.<br />

Nach den Landtagswahlen<br />

im Herbst 2003 und dem Beg<strong>in</strong>n<br />

Neuer Leiter des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samts Schwe<strong>in</strong>furt<br />

Der stellvertretende Sachgebietsleiter<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong> und Wasserbau der<br />

Regierung von Unterfranken, Regierungsdirektor<br />

Dr. Paul Kruck, übernimmt<br />

zum 1. April 2005 die Leitung des<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samts Schwe<strong>in</strong>furt.<br />

Der bisherige Leiter, Herr LBD Dieter<br />

Bauernschmitt, wechselt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em letzten<br />

Dienstjahr an die Regierung und koord<strong>in</strong>iert<br />

dort die Umsetzung der Wasserrahmen-Richtl<strong>in</strong>ie<br />

für Nordbayern.<br />

Geboren 1955 <strong>in</strong> Unterhausen bei Neuburg<br />

a. d. Donau führte der Weg zuerst<br />

nach München, wo Kruck nach Chemiestudium<br />

und Promotion an der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität am 1.1.1987<br />

se<strong>in</strong>e wasserwirtschaftliche Laufbahn<br />

beim Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

begann. Im Referat Industrieabwasser<br />

waren die Erstellung von Gutachten <strong>in</strong>dustrieller<br />

Abwassere<strong>in</strong>leiter, die Deponiesickerwasserre<strong>in</strong>igung,<br />

aber auch<br />

die Mitarbeit <strong>in</strong> Bund-Länder-Arbeitskreisen<br />

die Schwerpunkte. Im Dezember<br />

1993 folgte er dem „Ruf“ an die<br />

mittlerweile <strong>in</strong>s Umweltm<strong>in</strong>isterium<br />

umressortierte „Oberste“ <strong>in</strong> das Referat<br />

Technische Gewässeraufsicht. Die<br />

Neugestaltung des Gewässergüteberichts<br />

„Flüsse und Seen“, die fachliche<br />

Konzeption der Eigenüberwachungsverordnung<br />

und die Neuordnung der technischen<br />

Gewässeraufsicht bildeten neben<br />

den unvermeidlichen Vorlagen für<br />

M<strong>in</strong>isterreden und Presseterm<strong>in</strong>e hier<br />

die Arbeitsschwerpunkte. Zum nächsten<br />

E<strong>in</strong>satzort hieß es im Oktober 1996 Koffer<br />

packen und umziehen nach Unterfranken<br />

zur dortigen Regierung. Im<br />

Sachgebiet <strong>Wasserwirtschaft</strong> und Wasserbau<br />

war er zuständig für wasserwirtschaftliche<br />

Fachfragen im Rechtsvollzug,<br />

die Organisation der technischen<br />

Gewässeraufsicht sowie für die Siedlungswasserwirtschaft.<br />

Aufgrund der<br />

naturräumlichen Gegebenheiten – unterdurchschnittliche<br />

Niederschläge, Böden<br />

mit ger<strong>in</strong>ger Schutzfunktion, geologische<br />

Formationen mit wenig Grundwasser-<br />

RD Dr. Paul Kruck<br />

speichervermögen – war und ist die gesicherte<br />

Wasserversorgung die große<br />

Herausforderung für die Region. In e<strong>in</strong>em<br />

vom Umweltm<strong>in</strong>isterium geförderten Entwicklungsvorhaben<br />

werden unter se<strong>in</strong>er<br />

Leitung neue Wege zur langfristigen Sicherung<br />

der regionalen Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung<br />

erprobt. Die konzeptionellen Ansätze<br />

umfassen neben e<strong>in</strong>er umfassend<br />

angelegten Bewusstse<strong>in</strong>skampagne vor<br />

allem Modellprojekte, mit denen grund-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

des Projekts „Verwaltung 21“, mit dem<br />

die bayerische Verwaltung und damit<br />

auch die <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

grundlegend reformiert werden, änderte<br />

sich se<strong>in</strong> Aufgabenspektrum schlagartig.<br />

Die Ausrichtung der <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> auf e<strong>in</strong>e zukunftsfähige<br />

Struktur erforderte über Monate se<strong>in</strong>e<br />

ganze Kraft. Er setzte sich <strong>in</strong>tensiv für<br />

die <strong>Wasserwirtschaft</strong>sämter e<strong>in</strong>.<br />

Letztendlich konnten die Entscheidungsträger<br />

von der Notwendigkeit des Erhalts<br />

der Struktur der <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

überzeugt werden.<br />

wasserverträgliches Wirtschaften aufgezeigt<br />

werden.<br />

In Schwe<strong>in</strong>furt erwarten ihn die breit<br />

gefächerten fachlichen Aufgaben quer<br />

durch das gesamte Spektrum der <strong>Wasserwirtschaft</strong>.<br />

Besonders fordern wird<br />

ihn auch die Umsetzung der Verwaltungsreform<br />

mit dem damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />

Personalabbau und dem vorgesehenen<br />

Umzug nach Bad Kiss<strong>in</strong>gen.


55<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Hof bald unter neuer Leitung<br />

Im Zuge der Verwaltungsreform wird es<br />

auch <strong>in</strong> Oberfranken e<strong>in</strong>en Wechsel der<br />

Leitung des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samtes<br />

Hof geben. Mit <strong>in</strong> Kraft treten des Verwaltungsreformgesetzes<br />

– voraussichtlich<br />

zum 1.September 2005 - wird Herr Baudirektor<br />

Richard Oberhauser die Nachfolge<br />

von Herrn Baudirektor Hans<br />

Hemmerle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hof antreten.<br />

Herr Oberhauser, geb. am 1.8.1952, studierte<br />

<strong>in</strong> der Zeit von 1974 bis 1979 an der<br />

TU München Bau<strong>in</strong>genieurwesen. Se<strong>in</strong>e<br />

ersten Praxiserfahrungen sammelte er <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em großen Ingenieurbüro <strong>in</strong> München<br />

auf dem Gebiet der Siedlungsentwässerung.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Praxis von ca. 3 Jahren<br />

trat er als Baureferendar <strong>in</strong> die <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung<br />

e<strong>in</strong>. Im Anschluss<br />

an die große Staatsprüfung 1984 übernahm<br />

Herr Oberhauser am <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt<br />

Donauwörth zunächst die<br />

Leitung der Abteilung Stadt Augsburg und<br />

nach kurzer Zeit die Abteilung Landkreis<br />

Donau-Ries. Anfang 1990 wechselte er an<br />

das Bayerische Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>.<br />

Dort knüpfte er erste berufliche<br />

Kontakte zu Oberfranken. Zu se<strong>in</strong>em Aufgabengebiet<br />

gehörte die Sanierung und<br />

der Ausbau aller größeren Kläranlagen im<br />

Regierungsbezirk Oberfranken mit e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Re<strong>in</strong>igungsstufe zur Nährstoffelim<strong>in</strong>ation.<br />

Er engagierte sich <strong>in</strong>sbesondere<br />

auch auf dem Gebiet der Mischwasserbehandlung.<br />

Mit se<strong>in</strong>er Unterstützung<br />

konnte <strong>in</strong>nerhalb <strong>Bayern</strong>s e<strong>in</strong>e praktische<br />

und wirtschaftliche Lösung für die Umsetzung<br />

des Arbeitsblattes A 128 gefunden<br />

werden.<br />

Seit 2000 leitet Herr Oberhauser im<br />

Referat 42 das Projekt „Ermittlung und<br />

Festsetzung von Überschwemmungsgebieten<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“. Im Rahmen des Projektmanagements<br />

hat er durch se<strong>in</strong> organisatorisches<br />

Geschick wesentlich<br />

zum Fortgang des Projekts beigetragen.<br />

Der Umstieg auf die Laserscann<strong>in</strong>g-<br />

Technik und Satellitentechnik, wodurch<br />

zukünftig beachtliche Kostene<strong>in</strong>sparungen<br />

und Synergieeffekte zu erwarten<br />

s<strong>in</strong>d, geht auf se<strong>in</strong>e Initiative zurück.<br />

Außerdem wurde unter se<strong>in</strong>er Leitung im<br />

Auftrag des StMUGV e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative<br />

Internetplattform geschaffen (InformationsdienstÜberschwemmungsgefährdete<br />

Gebiete), mit der sich alle Bürger<br />

<strong>Bayern</strong>s im Internet über Überschwemmungsgebiete,überschwemmungsgefährdete<br />

Gebiete und Gebiete mit hochanstehendem<br />

Grundwasser <strong>in</strong>formieren<br />

können. Diese Art der Internetdarstellung<br />

ist deutschlandweit bisher e<strong>in</strong>malig<br />

und wurde von Herrn Oberhauser <strong>in</strong><br />

beachtlich kurzer Zeit und mit großem<br />

persönlichem E<strong>in</strong>satz geschaffen.<br />

Gleichzeitig mit dem Amtsantritt von<br />

Herrn Oberhauser wird der derzeit amtierende<br />

Leiter des <strong>Wasserwirtschaft</strong>s-<br />

Neuer Leiter des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samtes Weiden<br />

Nach dem Wechsel von Herrn BD Erich<br />

Eichenseer an das <strong>Wasserwirtschaft</strong>samt<br />

Regensburg wird der bisherige Referatsleiter<br />

beim Bayerischen Landesamt<br />

für <strong>Wasserwirtschaft</strong> , Herr BD Karl<br />

Roth, voraussichtlich am 01.06.05 die<br />

Leitung des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samts<br />

Weiden übernehmen. Herr Roth wurde<br />

am 30.04.1946 <strong>in</strong> Wunsiedel geboren,<br />

studierte Bau<strong>in</strong>genieurwesen an der TU-<br />

München und begann, nach der Großen<br />

Staatsprüfung, se<strong>in</strong>e wasserwirtschaftliche<br />

Laufbahn im Januar 1977 beim<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Nürnberg. Bis<br />

1984 betreute er dort als Abteilungsleiter<br />

den Landkreis Roth mit den damals<br />

anstehenden Begutachtungen zur Talsperre<br />

Rothsee, den Ausbau der Überleitungsgewässer<br />

und der Scheitelhaltung<br />

des Ma<strong>in</strong>-Donau-Kanals. Im Juli<br />

1984 wurde Herr Roth an die Oberste<br />

Baubehörde im Staatsm<strong>in</strong>isterium des<br />

Inneren versetzt. Als Referent im Sach-<br />

gebiet Wasserversorgung waren neben<br />

der Beratung bei Bau und F<strong>in</strong>anzierung<br />

von Wasserversorgungsanlagen vor allem<br />

der Aufbau der Wasserwerksnachbarschaften<br />

sowie Angelegenheiten der<br />

Fernwasserunternehmen und Staatsbäder<br />

Schwerpunkte der dortigen Tätigkeit.<br />

Die an der Schnittstelle zwischen Politik<br />

und Fachverwaltung gesammelten<br />

Erfahrungen konnte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er neuen<br />

Tätigkeit beim Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong>,<br />

wo er ab Ende 1992 das RegionalsachgebietNiederbayern/Oberpfalz<br />

leitete, gut umsetzen. Zahlreiche<br />

Konfliktfälle <strong>in</strong> der Wasserversorgung<br />

und bei überörtlichen Grundwassere<strong>in</strong>griffen<br />

konnten so gelöst und bei der<br />

grenzüberschreitenden Nutzung des<br />

Thermalwassers im niederbayerischen<br />

Bäderdreieck e<strong>in</strong>e nachhaltige Nutzungsstrategie<br />

mit der österreichischen<br />

Seite erreicht werden. Ab 1999 wurde<br />

Herr Roth mit der Leitung des Referates<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

BD Richard Oberhauser<br />

amtes Hof, Herr Baudirektor Hans<br />

Hemmerle<strong>in</strong>, an das neu zu gründende<br />

<strong>Wasserwirtschaft</strong>samt Kronach wechseln.<br />

Er wird dort nach kurzer Übergangszeit<br />

die Amtsleitung <strong>in</strong> Nachfolge<br />

von Herrn Leitenden Baudirektor Rüdiger<br />

Krec, der dann aus dem aktiven<br />

Berufsleben ausscheiden wird, übernehmen.<br />

BD Karl Roth


Grundwasserwirtschaft und Tr<strong>in</strong>kwasserschutz<br />

betraut. Neben der Abwicklung<br />

von über 100 Restfällen, die aus<br />

den aufgelösten regionalen Sachgebieten<br />

zur wasserrechtlichen Begutachtung<br />

verblieben waren, standen jetzt die Entwicklung<br />

von Strategien zum Tr<strong>in</strong>kwasserschutz<br />

und zur Abwicklung von<br />

Schutzgebietsverfahren, die Erstellung<br />

56<br />

von Grundwasserbilanzierungen und –<br />

modellen sowie von Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit<br />

im Vordergrund. Als<br />

stellvertretender Abteilungsleiter, Obmann<br />

des LAWA-Arbeitskreises Wasserschutzgebiete<br />

und als Sprecher der<br />

deutschen Seite <strong>in</strong> der Expertengruppe<br />

„Tiefenwasser“ hat sich Herr Roth zusätzlich<br />

und über die bayerischen Gren-<br />

Dr.-Ing. Andreas Malcherek zum Universitätsprofessor berufen<br />

Zum 1. Dezember 2004 nahm Universitätsprofessor<br />

Dr.-Ing. Andreas Malcherek<br />

die Amtsgeschäfte am Lehrstuhl<br />

für Hydromechanik und Wasserbau der<br />

Universität der Bundeswehr München<br />

auf. Er tritt damit die Nachfolge von Professor<br />

Dr.-Ing. Wilhelm Bechteler an, der<br />

nach mehr als 30-jähriger Leitung der<br />

Professur <strong>in</strong> den Ruhestand getreten ist.<br />

Vorausgegangen war e<strong>in</strong> mehr als<br />

3-jähriges Auswahlverfahren, wobei es<br />

notwendig war, für e<strong>in</strong>e 15-monatige Interimszeit<br />

Dr.-Ing. Sven Hartmann mit<br />

der Lehrstuhlvertretung zu betrauen, <strong>in</strong><br />

der er die Lehr- und sonstigen Amtspflichten<br />

wahrnahm.<br />

Professor Malcherek ist 42 Jahre alt und<br />

<strong>in</strong> München geboren, wuchs jedoch <strong>in</strong><br />

Bremerhaven auf, wo er se<strong>in</strong>e schulische<br />

Laufbahn 1980 mit dem Abitur abschloss.<br />

Es folgte unmittelbar die Aufnahme<br />

des Studiums an der Universität<br />

Hamburg <strong>in</strong> den Fächern Physik und<br />

Theologie, das er <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen fortsetzte.<br />

Mit der Wahl e<strong>in</strong>es Diplomarbeitsthemas<br />

am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung<br />

<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen zeigt sich<br />

zum ersten Mal die nicht mehr nachlassende<br />

Neigung zum Fach Hydromechanik<br />

und Wasserbau. Dem erfolgreichen<br />

Abschluss des Physikstudiums im Jahr<br />

1988 folgt die Assistenzzeit am Institut<br />

für Strömungsmechanik und elektronisches<br />

Rechnen im Bauwesen an der<br />

Universität Hannover, wo er unter Leitung<br />

von Professor Zielke zum Thema<br />

„Mathematische Modellierung von Strömungen<br />

und Stofftransportprozessen <strong>in</strong><br />

Ästuaren“ promovierte, unterbrochen<br />

von e<strong>in</strong>em 1-jährigen Forschungsaufenthalt<br />

am Laboratoire National<br />

d’Hydraulique der Éléctricité de France<br />

<strong>in</strong> Paris-Chatou.<br />

Nach 6 Jahren <strong>in</strong>tensiver Arbeit <strong>in</strong> Forschung<br />

und Lehre an der Universität<br />

Hannover wechselte Herr Malcherek<br />

1996 zur Bundesanstalt für Wasserbau<br />

<strong>in</strong> Hamburg. Als wissenschaftlicher Angestellter<br />

blieb er der angewandten Forschung<br />

treu, entwickelte weitere wissenschaftliche<br />

Methoden zur Beurteilung<br />

wasserbaulicher Probleme und wirkte an<br />

unterschiedlichen Projekten der Bundesoberbehörde<br />

mit. Unter anderem war<br />

er <strong>in</strong> die Variantenuntersuchungen zum<br />

Jade-Weser-Port <strong>in</strong> Wilhelmshaven beteiligt,<br />

bei denen er durch die Anwendung,<br />

Anpassung sowie Weiterentwicklung<br />

numerischer Modelle wichtige<br />

Erkenntnisse h<strong>in</strong>sichtlich der Morphodynamik<br />

ermöglichte. Die Vielzahl der<br />

wasserbaulichen Probleme, zu deren<br />

Lösung er beitrug, umfasste die flussbauliche<br />

Gestaltung von Flüssen<br />

ebenso wie die Verbesserung der Uferund<br />

Sohlenstabilität. Se<strong>in</strong> national und<br />

<strong>in</strong>ternational anerkanntes Fachwissen <strong>in</strong><br />

den Bereichen Numerik, <strong>in</strong> der Strömungsmechanik<br />

und der Interaktion<br />

zwischen Sediment und Strömung führten<br />

zu der Aufgabe als Projektleiter zur<br />

Entwicklung des Programmsystems SediMorph.<br />

Das <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> mehreren<br />

Projekten des B<strong>in</strong>nen- und Küstenbereiches<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Modell ist auf die<br />

möglichst exakte physikalische Nachbil-<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

zen h<strong>in</strong>aus engagiert. Mit der Übernahme<br />

der Leitung des <strong>Wasserwirtschaft</strong>samts<br />

Weiden kehrt er gewissermaßen<br />

zu se<strong>in</strong>en fachlichen und auch heimatlichen<br />

Wurzeln zurück.<br />

Wir wünschen Herrn Roth viel Erfolg bei<br />

se<strong>in</strong>er neuen Aufgabe.<br />

Übergabe der Professur für Hydromechanik und Wasserbau der Universität der Bundeswehr<br />

München von Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bechteler (l<strong>in</strong>ks) an se<strong>in</strong>en Nachfolger<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Malcherek (Mitte). Rechts im Bild Dr.-Ing. Sven Hartmann,<br />

der die Professur über e<strong>in</strong> Jahr lang vertretungsweise leitete.<br />

dung der Sedimenttransportprozesse<br />

ausgerichtet und ermöglicht die <strong>in</strong>stationäre,<br />

dreidimensionale Simulation der<br />

Sedimentbewegung <strong>in</strong> Strömungen. Das<br />

Programm ist ausschließlich auf die Modellierung<br />

der Sedimente ausgerichtet<br />

und kann bei Bedarf mit unterschiedlichsten<br />

Strömungsmodellen unterschiedlichster<br />

Dimensionalität gekoppelt<br />

werden. Neben den bemerkenswerten<br />

wissenschaftlichen und Ingenieurleistungen<br />

bei der Bundesanstalt blieb Herr<br />

Malcherek der Lehre treu und gab jahrelang<br />

Vorlesungen an der TU Hamburg-<br />

Harburg und der Universität Hannover.<br />

Für diese Aufgabe konzipierte er umfassende<br />

Skripten, die, frei verfügbar im Internet<br />

im gesamten Bundesgebiet hohe<br />

Anerkennung fanden. Insbesondere die<br />

als Habilitationsschrift im Jahr 2001 verfasste<br />

Abhandlung über „Numerische<br />

Methoden <strong>in</strong> der Strömungsmechanik“<br />

gilt als Standardunterrichtswerk <strong>in</strong> die-


sem Fachgebiet. Mit der Erteilung des<br />

Rufes an die Universität der Bundeswehr<br />

München im Oktober 2004 an dem nachfolgenden<br />

Dienstantritt zum 1.12.2004<br />

wird die wissenschaftliche Leistung von<br />

Professor Malcherek gewürdigt und das<br />

Institut für Wasserwesen um e<strong>in</strong>en anerkannten<br />

Experten auf dem Gebiet der<br />

numerischen Modelle verstärkt. Neben<br />

Konrad Klotz 70 Jahre<br />

Obwohl der Leitende M<strong>in</strong>isterialrat Konrad<br />

Klotz während des letzten Drittels<br />

se<strong>in</strong>es <strong>in</strong>sgesamt 39-jährigen Wirkens<br />

bei der bayerischen Staatsbauverwaltung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sachgebiet ohne direkten<br />

Bezug zum Wasser tätig war, blieb er<br />

dem Wasserbau und der <strong>Wasserwirtschaft</strong>,<br />

die Ausgangspunkt se<strong>in</strong>er erfolgreichen<br />

Laufbahn im Staatsdienst und<br />

auch Basis für se<strong>in</strong>e ehrenamtliche Tätigkeit<br />

im Deutschen Verband für <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

und Kulturbau e. V. (DVWK)<br />

waren, gedanklich weiterh<strong>in</strong> bis heute<br />

verbunden.<br />

So ist es für den <strong>DWA</strong>-Landesverband<br />

<strong>Bayern</strong> als Nachfolgeorganisation des<br />

se<strong>in</strong>erzeitigen DVWK-Landesverbandes<br />

<strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong> Anliegen, dem Jubilar, der<br />

Träger der Ehrennadel des DVWK ist,<br />

anlässlich se<strong>in</strong>es runden Geburtstages<br />

an dieser Stelle sehr herzlich zu gratulieren<br />

und auch kurz auf se<strong>in</strong>en Lebensweg<br />

e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Herr Klotz wurde am 19. April 1935 <strong>in</strong><br />

Rosenheim als Sohn e<strong>in</strong>es höheren<br />

Beamten des technischen Dienstes geboren.<br />

Schon se<strong>in</strong> Vater zählte zur Führungsriege<br />

der damaligen <strong>Wasserwirtschaft</strong>sverwaltung.<br />

Nach dem Besuch der Oberrealschule <strong>in</strong><br />

Deggendorf studierte er von 1954 bis<br />

1958 an der Technischen Universität<br />

München Bau<strong>in</strong>genieurwesen mit Abschluss<br />

als Diplom-Ingenieur.<br />

Am 01. März 1959 trat Herr Klotz als<br />

Baureferendar <strong>in</strong> den Dienst der Bayerischen<br />

Staatsbauverwaltung e<strong>in</strong>. 17<br />

Jahre lang war er nach Ablegung der<br />

Großen Staatsprüfung 1961 beim Bayerischen<br />

Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

(zunächst noch Bayer. Landesamt<br />

für Wasserversorgung und<br />

Gewässerschutz) <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Funktionen tätig. Hervorzuheben ist<br />

hier <strong>in</strong>sbesondere se<strong>in</strong>e Tätigkeit als<br />

Sachgebietsleiter, wo er ab 1972 für die<br />

Wasserversorgung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> und <strong>in</strong> besonderem<br />

Maße für die Planung und<br />

57<br />

der Weiterentwicklung der Simulationsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> der Hydromechanik und<br />

im Wasserbau werden Untersuchungen<br />

der Mikrostrukturen <strong>in</strong> Fließgewässern<br />

sowie Naturmessungen im Vordergrund<br />

der experimentellen Arbeit stehen. Die<br />

der Professur zugeordnete Versuchsanstalt<br />

wird unverändert die Tradition von<br />

Professor Bechteler fortsetzen und im<br />

den Bau der Fernwasserversorgung<br />

Bayerischer Wald<br />

zuständig war.<br />

Im Jahr 1979 übernahm er für<br />

drei Jahre die Leitung des<br />

Sachgebietes <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

bei der Regierung von<br />

Schwaben <strong>in</strong> Augsburg, ehe<br />

er 1982 als Vizepräsident<br />

wieder an das Bayerische<br />

Landesamt für <strong>Wasserwirtschaft</strong><br />

zurückkehrte.<br />

Seit November 1985 war Herr<br />

Klotz bei der Obersten Baubehörde<br />

tätig; zunächst als<br />

Leiter des Sachgebietes Organisation<br />

und Dienstbetrieb<br />

und seit 1991 als Leiter des<br />

Sachgebietes Personal der<br />

Staatsbauverwaltung und<br />

gleichzeitig seit 1992 als<br />

ständiger Vertreter des Leiters<br />

der Abteilung II Z bis zur<br />

Pensionierung im Jahr 1998.<br />

Aufgrund se<strong>in</strong>er hervorragenden Kenntnisse<br />

und Erfahrungen auf dem Gebiet<br />

der <strong>Wasserwirtschaft</strong> war Herr Klotz<br />

neben se<strong>in</strong>en dienstlichen Aufgaben<br />

auch ehrenamtlich <strong>in</strong> Fachgremien vertreten.<br />

Beim DVWK wurde Herr Klotz 1983 als<br />

Nachfolger von Präsident Professor<br />

Strobel als stellvertretender Vorsitzender<br />

der Landesgruppe <strong>Bayern</strong> im DVWK<br />

gewählt; e<strong>in</strong> Amt, das er 1991 freiwillig<br />

aufgab, als ihn se<strong>in</strong> beruflicher Weg von<br />

der <strong>Wasserwirtschaft</strong> wegführte.<br />

Während se<strong>in</strong>er 8-jährigen Tätigkeit als<br />

stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe<br />

<strong>Bayern</strong> war Herr Klotz für den<br />

Mitglieder-Rundbrief sowie die Planung<br />

und Durchführung aller Veranstaltungen,<br />

wie Fachexkursionen, Tagungen, Sem<strong>in</strong>are<br />

und Symposien etc. zuständig.<br />

Dabei hat er sich stets mit großem Engagement<br />

e<strong>in</strong>gesetzt und die Interessen<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

wasserbaulichen Versuchswesen großflächige<br />

Maßstabsmodelle betreiben.<br />

Dr.-Ing. Sven Hartmann<br />

Universität der Bundeswehr München<br />

LMR a. D. Konrad Klotz<br />

des DVWK und der Landesgruppe <strong>Bayern</strong><br />

<strong>in</strong> jeder Weise bestens wahrgenommen.<br />

Durch se<strong>in</strong>e Tätigkeit hat sich Herr<br />

Klotz hervorzuhebende Verdienste um<br />

den Verband erworben. Hierfür wurde<br />

ihm anlässlich der DVWK-Mitgliederversammlung<br />

1997 die Ehrennadel des<br />

Verbandes verliehen.<br />

Neben der Gratulation zum Geburtstag<br />

wünscht der Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Herrn Klotz für die nächsten Lebensjahrzehnte<br />

alles erdenklich Gute, vor allem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den und Zufriedenheit, sowie<br />

weiterh<strong>in</strong> Freude bei der Ausübung und<br />

Pflege se<strong>in</strong>er Hobbys wie Bergwandern,<br />

klassische Musik, historische Literatur<br />

und Gartenarbeit.<br />

Hermann Schiechtl


Nachruf auf Dr. Walther Lorenz<br />

Dr. Ing. Walther Lorenz, Ltd. M<strong>in</strong>isterialrat<br />

a. D. ist am 11.02.2005 verstorben.<br />

In se<strong>in</strong>er Person würdigen wir nicht nur<br />

e<strong>in</strong>en aufrechten und liebenswerten<br />

Menschen, sondern auch e<strong>in</strong>en verdienstvollen<br />

technischen Beamten und<br />

e<strong>in</strong>en hervorragenden Fachmann des<br />

Talsperrenbaus.<br />

Dr. Lorenz, geboren am 15. April 1913<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, studierte an der Universität<br />

München Ingenieurwissenschaften. Er<br />

legte 1939 die Staatsprüfung für den<br />

höheren technischen Dienst ab. Kurz<br />

darauf wurde er zum Wehrdienst e<strong>in</strong>gezogen.<br />

Nach dem Krieg trat er 1947<br />

wieder <strong>in</strong> den Bayer. Staatsdienst e<strong>in</strong><br />

und wurde <strong>in</strong> der Obersten Baubehörde<br />

Referatsleiter für Wasserkraft und Energie.<br />

Für die Bayer. <strong>Wasserwirtschaft</strong> war<br />

Dr. Lorenz genau der richtige Mann zur<br />

richtigen Zeit. Er hat maßgeblich an dem<br />

Generalplan für den Wasserkraftausbau<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> mitgewirkt. Se<strong>in</strong> besonderes<br />

Augenmerk galt dabei der Schaffung von<br />

Speicherräumen. Er hat die Ideen des<br />

Hochwasserschutzes neu belebt und mit<br />

se<strong>in</strong>er Kreativität und der ganzen Kraft<br />

se<strong>in</strong>er Persönlichkeit vorangetrieben. Er<br />

war e<strong>in</strong> leidenschaftlicher Ingenieur und<br />

Wasserbauer. 1953 promovierte er an<br />

der TU München mit e<strong>in</strong>em auch heute<br />

noch aktuellen Thema: „Tiefe Gründungen<br />

im Lockergeste<strong>in</strong> beim Talsperrenbau<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Anwendungsmöglichkeiten von Thixotropen<br />

Flüssigkeiten“. Diese Dissertation<br />

lieferte die Grundidee für den Bau<br />

58<br />

des lange Zeit diskutierten Sylvenste<strong>in</strong>speichers.<br />

Dr. Lorenz hat mit e<strong>in</strong>em Kreis von Ingenieuren<br />

den Talsperrenbau <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

gefördert und Kraft se<strong>in</strong>er Person die<br />

großen Baumaßnahmen für Hochwasserschutz,<br />

Wasserausgleich und Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung<br />

durchgesetzt. Der<br />

Bayer. Talsperrenbau war durch Dr. Lorenz<br />

<strong>in</strong>ternational anerkannt, was sich<br />

<strong>in</strong> vielen Veröffentlichungen und Beiträgen<br />

zu ICOLD-Kongressen niederschlug.<br />

Se<strong>in</strong>e Art, die D<strong>in</strong>ge von allen<br />

Seiten zu beleuchten, hat viel zur Qualität<br />

und Sicherheit der Anlagen beigetragen.<br />

Mit großer Zielstrebigkeit hat er auch den<br />

Kontakt zu den Verbänden und Ingenieurgesellschaften<br />

hergestellt und gepflegt.<br />

Zusammen mit dem Ruhrtalsperrenvere<strong>in</strong><br />

hat Dr. Lorenz die DIN 19700<br />

erarbeitet. E<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie, die zur Sicherheit<br />

der Anlagen beigetragen hat und<br />

auch heute noch die wichtigste Richtl<strong>in</strong>ie<br />

für den Talsperrenbau darstellt. Obwohl<br />

er bereits 1978 <strong>in</strong> den Ruhestand<br />

versetzt wurde, s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Ideen und<br />

Grundsätze, auch für die Genehmigung<br />

von neuen Baustoffen, noch immer aktuell.<br />

4 Talsperren werden immer mit dem<br />

Namen Dr. Walther Lorenz verbunden<br />

bleiben: der Sylvenste<strong>in</strong>speicher, der<br />

große Brombachsee und die Tr<strong>in</strong>kwassertalsperren<br />

Frauenau und Mauthaus.<br />

Von unseren Mitgliedern haben vollendet<br />

das 91. Lebensjahr<br />

Offhaus Kurt, Dr. rer. nat., Ltd. Chemiedirektor<br />

a. D., München<br />

das 87. Lebensjahr<br />

Michele Friedrich, Reg. Baumeister a. D., München<br />

das 83. Lebensjahr<br />

Büttner Leo, Dipl.-Ing., M<strong>in</strong>Dirigent a. D.,<br />

Landshut<br />

Moser Heribert, Prof. Dr., Seefeld<br />

das 82. Lebensjahr<br />

Strobel Ludwig, Prof. Dipl.-Ing., Präsident a. D.,<br />

Landshut<br />

Wieselsberger Friedrich, Dipl.-Ing., LBD a. D.,<br />

München<br />

das 81. Lebensjahr<br />

Scheurmann Karl, Prof., LBD a. D., Landshut<br />

Schiechtl Hermann, Dipl.-Ing., Vorstandsmitglied<br />

i. R., München<br />

Seifert Wilhelm, Betriebsleiter a. D., D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g<br />

das 78. Lebensjahr<br />

Heider Helmut, Dipl.-Ing., LBD a. D., München<br />

Kleis Friedrich, Dipl.-Ing. (FH), München<br />

das 77. Lebensjahr<br />

Bauer Karlhe<strong>in</strong>z, Dr.-Ing., Reg. Baumeister a.<br />

D., Schrobenhausen<br />

das 76. Lebensjahr<br />

Bruck Joseph, Dipl.-Ing., TOAR a.D., München<br />

Stolz Arm<strong>in</strong>, Dipl.-Ing., TOAR a.D., Vaterstetten<br />

das 75. Lebensjahr<br />

Schaad Paul, Dipl.-Ing., Günzburg<br />

das 70. Lebensjahr<br />

Beckmann Jürgen, Dipl.-Ing., BD a.D., Würzburg<br />

Klotz Konrad, Dipl.-Ing., LMR a. D., München<br />

Mantel Fritz, Dipl.-Ing., LBD i.R., Postbauer-<br />

Heng<br />

Sadgorski Well<strong>in</strong>, Dr. tech., Dipl.-Ing., München<br />

Weiss Fritz-He<strong>in</strong>z, Dipl.-Ing., BD a. D., Taufkirchen<br />

Wolff Werner, Dipl.-Ing., Wendelste<strong>in</strong><br />

das 65. Lebensjahr<br />

Fischer Manfred, Dipl.-Ing., Gaut<strong>in</strong>g<br />

<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005<br />

✟ LMR a. D. Dr Walther Lorenz<br />

Dr. Lorenz hat sich <strong>in</strong> die Reihe der großen<br />

bayerischen Wasserbauer würdig<br />

e<strong>in</strong>gereiht. Für se<strong>in</strong>e Verdienste um den<br />

Bayer. Talsperrenbau wurde er mit dem<br />

Bayer. Verdienstorden am Bande ausgezeichnet.<br />

Er wird uns immer <strong>in</strong> guter Er<strong>in</strong>nerung<br />

bleiben und Ansporn für gute und sichere<br />

Talsperren se<strong>in</strong>.<br />

Prof. Dr. Ing. Franz List<br />

München<br />

Hilpert Ferd<strong>in</strong>and, Dipl.-Ing., Gemünden<br />

Kleeberg Hans, Prof. Dr.-Ing., München<br />

Laubenberger Gerhard, Dr.-Ing., Geschäftsführer,<br />

Holzkirchen<br />

Reeder Tilo, Dipl.-Ing., Nürnberg<br />

das 60. Lebensjahr<br />

Friedrich Robert, Umweltschutztechniker, Erlangen<br />

Jerney W<strong>in</strong>fried, Dipl.-Ing., Landschaftsarchitekt,<br />

München<br />

Kleemeier Horst, Dipl.-Ing., MR, München<br />

Maier Robert, Dipl.-Ing. (FH), Grassau<br />

Meißner Erhard, Dr.-Ing., München<br />

Dazu die herzlichsten<br />

Glückwünsche des<br />

Landesverbandes!


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<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005


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<strong>DWA</strong> Landesverband <strong>Bayern</strong><br />

Mitglieder-Rundbrief 1/2005

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