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Stellungnahme des Friesenrates (Frasche Rädj) zum zweiten Staatenbericht
der Bundesrepublik Deutschland zur Europäischen Charta der Regional- und
Minderheitensprachen
1. Bedeutung der Charta für die Minderheitensprache Nordfriesisch
Die Existenz der Sprachencharta, die Unterzeichnung der Charta durch die
Bundesregierung und die aktive Unterstützung durch die Landesregierung sind in
vielerlei Hinsicht überaus wichtig für die Minderheitensprache Nordfriesisch. Im
allgemeinen ist zu sagen, dass, in dem Nordfriesisch als Minderheitensprache
gemäß der Charta anerkannt wird, die erhöhte Wertschätzung der nordfriesischen
Sprache durch den Bund zum Ausdruck gebracht wird. Diese Anerkennung und
Wertschätzung hat für beide Seiten Vorteile. Nordfriesisch erfährt eine Aufwertung
und Förderung und die Bundesrepublik Deutschland schließt sich offiziell einer
fortschrittlichen europäischen Minderheitenpolitik an, die in Europa auch
entsprechende Beachtung findet. In diesem Kontext sind auch die Aktivitäten der
Landesregierung und des Landtages in Schleswig-Holstein zu sehen, welche für eine
offene Zusammenarbeit mit den Friesen steht. Die Friesen sehen sich selbst in der
Pflicht, sich für ihre Sprache einzusetzen und werden ihre Anstrengungen hierfür
auch weiter verstärken, aber sie sehen als Bürger der Bundesrepublik Deutschland
auch den Staat als solches in der Pflicht, die friesische Sprache zu schützen und zu
fördern. Im gegenseitigen Vertrauen zwischen Staat und den Vertretern der
Minderheitensprache Nordfriesisch sollen diese Bestrebungen fortgesetzt werden
und die Ergebnisse der Zusammenarbeit in Schleswig-Holstein und erste kleine
Schritte auf Bundesebene zeigen, dass dies auch möglich ist.
2. Erreichtes und künftige Erwartungen
In Artikel 8 werden die Bedingungen für den Friesischunterricht in den Schulen, die
Lehrerausbildung, die Studienmöglichkeiten und die Einbeziehung des Friesischen in
die allgemeine Bildung formuliert. Die Zahlen des Friesischunterrichts sprechen für
sich. In den letzten mehr als 10 Jahren sind sowohl die Schülerzahlen als auch die
gegebenen Stunden markant gestiegen, was gerade auch auf die Politik der
Landesregierung zurückzuführen ist. Ziel muss es aber sein, diese Entwicklung zu
verstetigen und sicherzustellen, dass auch trotz der geplanten Einführung des
Fremdsprachenunterrichtes in der Grundschule das Friesische entsprechend
abgesichert wird. Das heißt, der Unterricht muss weiter ausgebaut werden und die
Lehrerausbildung an den Hochschulen verbessert werden. Die Änderung der
Landesprüfungsordnungen für zukünftige Lehrkräfte hat die Situation nicht
verbessert, obwohl die Landesregierung hier eine Sonderregelung zugunsten des
Friesischen zugelassen hat.
Die Friesen erwarten hier konkrete Schritte zur Aufnahme des Faches Friesisch in
die allgemeinen Lehrpläne des Landes. So würde die Grundlage geschaffen, den