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Zweiter Bericht der Bundesrepublik Deutschland - 404 Page not found

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des Hochdeutschen eingebüßt. Im Verlauf dieses Prozesses haben sich Formen und<br />

Funktionen des Nie<strong>der</strong>deutschen grundlegend gewandelt. Seinem Status nach ist<br />

das Nie<strong>der</strong>deutsche eine historische Einzelsprache. Weil es aber keine monolinguale<br />

Sprechergemeinschaft mehr gibt, existieren die plattdeutschen Regionalformen heute<br />

nur noch unter dem Dach des Hochdeutschen.<br />

Zwischen dem Jahre 800 und dem Ende des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde in Nord-<br />

deutschland fast ausschließlich lateinisch geschrieben. Mit <strong>der</strong> Christianisierung des<br />

Sachsenlandes wurde die gesprochene Volkssprache jedoch ansatzweise verschrift-<br />

licht. Die Quellen des areal kleinräumigen Altsächsischen bilden somit die erste<br />

Sprachstufe des Nie<strong>der</strong>deutschen. Die Überlieferung endet im 11. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

38. Das Mittelnie<strong>der</strong>deutsche bezeichnet die folgende Stufe des Nie<strong>der</strong>deutschen.<br />

Der Wandel im Bereich <strong>der</strong> Schrift und <strong>der</strong> gesprochenen Sprache vollzog sich im<br />

12. Jahrhun<strong>der</strong>t. Im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t wächst die schriftliche Überlieferung bei Klerus<br />

und Verwaltung. Mit <strong>der</strong> Ostsiedlung des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts hatte sich <strong>der</strong> Geltungsbe-<br />

reich des Nie<strong>der</strong>deutschen bereits territorial ausgeweitet. Die wachsende wirtschaftli-<br />

che und politische Bedeutung <strong>der</strong> norddeutschen Städte führte dann auch zu einer<br />

funktionalen Ausweitung des Mittelnie<strong>der</strong>deutschen als Verkehrs- und Handelsspra-<br />

che.<br />

Mit dem Aufkommen volkssprachiger Schriftlichkeit waren regionale mittelnie<strong>der</strong>-<br />

deutsche Schreibsprachen entstanden. Im Zuge ihrer Ausbreitung kommt es zu ei-<br />

nem gesamtsprachlichen Ausgleich. Für zwei Jahrhun<strong>der</strong>te (14.-16. Jahrhun<strong>der</strong>t) ist<br />

das Mittelnie<strong>der</strong>deutsche die Leitsprache des hansischen Wirtschafts- und Kultur-<br />

raumes. Im letzten Drittel des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts erreicht das neue Medium des Buch-<br />

drucks den nie<strong>der</strong>deutschen Sprachraum. Lübeck wird zum bedeutendsten Druckort<br />

des europäischen Nordens. Von bleiben<strong>der</strong> Wirkung ist <strong>der</strong> mittelnie<strong>der</strong>nie<strong>der</strong>deut-<br />

sche Einfluss auf die skandinavischen Sprachen.<br />

39. Mit dem Schriftsprachenwechsel in Norddeutschland, <strong>der</strong> nach 1500 einsetzte,<br />

endet die Expansionsphase des Mittelnie<strong>der</strong>deutschen. Die nie<strong>der</strong>deutschen<br />

Schreibsprachen wurden innerhalb eines kurzen Zeitraums von <strong>der</strong> neuen hochdeut-<br />

schen Schriftsprache verdrängt. Um 1650 ist <strong>der</strong> Wechsel bereits weitgehend abge-<br />

schlossen. Dieser Vorgang vollzog sich sozial und funktional von oben nach unten,<br />

von den sprachbestimmenden Ober- zu den Unterschichten, von <strong>der</strong> Schreibsprache<br />

zur gesprochenen Sprache und von den formellen Domänen zu den privaten. Mit<br />

dem Wechsel ging ein Funktions- und Prestigeverlust <strong>der</strong> Sprache einher, <strong>der</strong> ihren<br />

Geltungsbereich immer weiter eingeschränkt hat.

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