Geschäftsbericht 2019.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
40<br />
Der öffentliche Verkehr in der Schweiz gilt als Erfolgsgeschichte<br />
– das Angebot ist sehr gut und es bleiben (fast)<br />
keine Wünsche offen. Und dennoch wird es weiterhin zu<br />
tun geben. Welches Hauptthema beschäftigt Sie zurzeit?<br />
Das Parlament hat den Ausbauschritt 2035 mit Investitionen<br />
von 12.89 Milliarden Franken bewilligt. Das Angebot im Fernund<br />
S-Bahn-Verkehr kann dadurch verdichtet und an die stark<br />
steigende Nachfrage angepasst werden. Beschäftigen werden<br />
uns einerseits die vielen Baustellen, andererseits fehlt uns<br />
ein Massnahmenplan, wie die Nachfragesteigerung in der<br />
Zwischenzeit aufgefangen werden kann. Hier werden wir sehr<br />
stark gefordert sein.<br />
Bei der Zentralbahn ist man stolz auf die Entwicklung<br />
der letzten Jahre. Der Kostendeckungsgrad liegt bei<br />
64 Prozent. Im Vergleich mit anderen Transportunternehmen<br />
wird die Zentralbahn mit verhältnismässig<br />
wenig Steuergeldern subventioniert. Wie beurteilen Sie<br />
die Entwicklung dieser Bahnunternehmung?<br />
Die Zentralbahn ist aus meiner Sicht eine Erfolgsgeschichte und<br />
vor allem ihrer Muttergesellschaft der SBB um Längen voraus.<br />
Sie hat sich von einer ältlichen Bergbahn zu einer äusserst<br />
modernen innovativen Bahnanbieterin in der Zentralschweiz<br />
gemausert. Sie hat sehr früh erkannt, wie wichtig die Zufriedenheit<br />
und die Meinungen der Kundinnen und Kunden sind.<br />
Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial bei der Zentralbahn?<br />
Die Anschlüsse von und nach Luzern sind nach wie vor nicht<br />
optimal. Davon betroffen sind Schnellzüge Luzern – Engelberg/<br />
Interlaken. Auch sollten diese Züge wieder in Hergiswil halten.<br />
Das würde die Fahrzeiten aus den beiden Regionen und in die<br />
beiden Regionen massiv verkürzen. Die Nachfrage steigt laufend.<br />
Wichtig ist, dass die Zentralbahn genügend Sitzplatzkapazitäten<br />
zur Verfügung stellt.<br />
Wo versuchen Sie als Präsidentin der Pro Bahn Schweiz<br />
die Zentralschweiz zu vertreten, abgesehen vom Tiefbahnhof?<br />
Als Präsidentin von Pro Bahn Schweiz bin ich in erster Linie für<br />
die Führung des Vereins zuständig. Zwischen Pro Bahn<br />
Schweiz und den Sektionen gibt es eine Aufgabenteilung. Pro<br />
Bahn Schweiz vertritt nationale Anliegen.<br />
Mit meiner Arbeit in der Zentralschweiz setze ich mich unter<br />
anderem für eine schnellstmögliche Doppelspur nach Zürich ein,<br />
für die Flug hafenanbindung nach Zürich Flughafen, die wir<br />
verloren haben, sowie für ein Gotthardangebot, das zumindest<br />
demjenigen vor der Inbetriebnahme des NEAT-Tunnels entspricht.<br />
Ihr persönliches bestes Erlebnis mit der Zentralbahn?<br />
Diesen Winter sind wir an einem Sonntagmorgen mit der<br />
Zentralbahn von Luzern nach Meiringen gefahren. Wir haben<br />
schon gemerkt, dass in unserem Wagen nicht die übliche<br />
Temperatur herrschte. Aber es war für uns kein Problem, ist man<br />
im Winter ja ohnehin etwas wärmer gekleidet. Als die Zugbegleiterin<br />
reinkam, stellte sie das Problem sofort fest und bot uns an,<br />
dass wir in den Wagen an der Zugspitze wechseln könnten. Sie<br />
werde den Zug so lange halten lassen. Wir lehnten dankend ab.<br />
Darauf offerierte sie uns etwas Warmes zu trinken und stand<br />
kurz darauf mit dem Herrn vom Bistro bei uns im Abteil mit<br />
dampfend warmen Getränken. Das sind Kleinigkeiten, die man<br />
als Kunde sehr schätzt.<br />
Karin Blättler<br />
Präsidentin Pro Bahn Schweiz<br />
Zu guter Letzt: Welches ist Ihre Lieblings-ÖV-Strecke?<br />
Ich fahre regelmässig von Luzern via Schaffhausen nach<br />
Stuttgart. Der Rheinfall fasziniert mich, und die Fahrt dem<br />
Neckar entlang ist so gemütlich. Der Höhepunkt dieser Reise ist<br />
die Einfahrt in die Stadt bzw. in den Hauptbahnhof Stuttgart.<br />
Der Blick auf die Stadt ist einzigartig. Sobald das Bahnhofprojekt<br />
Stuttgart 2021 fertig gebaut ist, wird das der Vergangenheit<br />
angehören.