Seite 01 - 1. FFC Frankfurt e.V.
Seite 01 - 1. FFC Frankfurt e.V.
Seite 01 - 1. FFC Frankfurt e.V.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seit 1971 lenkt Bernd<br />
Schröder die Geschicke<br />
des Frauenfußballs<br />
in Potsdam.<br />
Egal ob in der früheren DDR oder nun im<br />
vereinten Deutschland: Der dienstälteste<br />
Trainer schafft es immer wieder, ein schlagkräftiges<br />
Team zu bilden, das ganz oben mitmischt.<br />
„Wenn ich von meiner Mannschaft<br />
spreche, meine ich meine Mannschaft. Wie<br />
gut oder schlecht sie spielt, ist mein Werk“,<br />
sagt der Vater des Erfolgs in Potsdam, der<br />
in diesem Interview Michael Löffler viele<br />
interessante Antworten zu den Triumphen<br />
der Turbine, aber auch zu dem bevorstehenden<br />
„brisantesten Duell“ der Frauenfußball-<br />
Bundesliga gab.<br />
Sie haben den Europapokal geholt, als er noch<br />
UEFA Women’s Cup hieß. Sie haben als erste<br />
Mannschaft auch die Champions League gewonnen.<br />
Ist der neue Wettbewerb etwas<br />
anders?<br />
Na klar. Allein schon der Name adelt die Runde.<br />
Die Champions League ist das Höchste, was ein<br />
Verein erreichen kann. Das Finale, das in derselben<br />
Stadt stattfindet, in der auch das Männer-<br />
Endspiel ausgetragen wird, ist finanziell sehr<br />
lukrativ geworden. So viel Geld ist im Frauenfußball<br />
sonst nie zu bekommen. In dieses Finale zu<br />
kommen, ist nun schwieriger. Die Konkurrenz<br />
ist stärker als früher, der Kreis der potenziellen<br />
Gewinner viel größer. Und dadurch, dass der<br />
Gewinner nur in einem Spiel ermittelt wird, ist es<br />
noch schwieriger, die europäische Krone zu holen.<br />
Was macht die Stärke Ihrer Mannschaft aus?<br />
Steffi Jones sagte vor knapp zwei Jahren im<br />
kicker-Sportmagazin: „In Potsdam ist die Mannschaft<br />
der Star.“ Das trifft den Nagel genau auf<br />
den Kopf. Nur würde ich das Wort Star lieber mit<br />
dem Wort Persönlichkeit vertauschen. Star ist ein<br />
zu allgemeiner Begriff, den ich nicht gern in den<br />
Mund nehme. Zu einer Persönlichkeit gehört<br />
bei mir mehr. Wir haben beispielsweise mit<br />
Babett Peter oder Lira Bajramaj auch solche Leute<br />
im Team. Doch unsere Stärke ist, dass alle von<br />
der Mentalität und vom Charakter her passen.<br />
Da achten wir schon bei der Verpflichtung darauf.<br />
Hat die heutige Turbine-Mannschaft ihren Zenit<br />
bereits erreicht? Oder gibt es noch Potenzial<br />
nach oben?<br />
Im Gespräch: Bernd Schröder<br />
Wir haben noch viel Luft nach oben. Taktisch und<br />
hinsichtlich der Routine. Man darf nicht vergessen:<br />
Wir haben immer noch eine der jüngsten<br />
Mannschaften der Bundesliga. Wenn’s nicht läuft,<br />
verlieren die Mädchen noch zu oft den Kopf.<br />
Der <strong>1.</strong> <strong>FFC</strong> <strong>Frankfurt</strong> ist wieder ein sehr ernst<br />
zu nehmender Konkurrent im Meisterschaftskampf.<br />
Was macht die Stärke der Hessinnen<br />
aus?<br />
Ich habe vor der Saison als einer der wenigen auf<br />
den <strong>1.</strong> <strong>FFC</strong> <strong>Frankfurt</strong> als Meister getippt. Das war<br />
nicht nur so daher gesagt. Das ist meine ehrliche<br />
Meinung. Der <strong>1.</strong> <strong>FFC</strong> <strong>Frankfurt</strong> hat einfach unglaublich<br />
viele starke Einzelspieler. Sechs bis sieben<br />
werden bei der WM 2<strong>01</strong>1 dabei sein. Eine<br />
solche Mannschaft muss Qualität haben. Und sie<br />
kann mit Erfolgsdruck bestens umgehen. Die Routiniers<br />
können besser mit Niederlagen umgehen,<br />
verfügen über einen unbedingten Glauben an die<br />
eigene Stärke.<br />
Wo sehen Sie Vorteile für die eigene Mannschaft<br />
und wo für <strong>Frankfurt</strong>?<br />
Als Mannschaft können wir jeden schlagen. In der<br />
Offensive haben wir viele Möglichkeiten. Gelingt<br />
es uns, 90 Minuten lang hohes Tempo zu gehen,<br />
ständig Druck auf die <strong>FFC</strong>-Abwehr auszuüben,<br />
können wir es packen. Wenn hingegen der <strong>1.</strong> <strong>FFC</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong> die Regie im Mittelfeld übernehmen<br />
kann, ist der Gegner im Vorteil. <strong>Frankfurt</strong> ist<br />
zudem mental stärker.<br />
Die sportliche Rivalität zwischen diesen beiden<br />
Widersachern ist bekannt. Es gab viele spannen-<br />
<strong>FFC</strong>-Special 2<strong>01</strong>0/2<strong>01</strong>1<br />
de und interessante Spiele. An welches erinnern<br />
Sie sich besonders gern? Und welche Partie<br />
würden Sie am liebsten wieder vergessen?<br />
Die beste Leistung zeigten wir 2004, als wir am<br />
Brentanobad durch einen 7:2-Sieg die Tabellenführung<br />
übernahmen und damit den Grundstein<br />
zur Meisterschaft legten. Unvergessen bleibt das<br />
legendäre 4:4 im Jahre 1998. Nach 30 Minuten<br />
lagen wir mit 0:4 zurück. Und in der Schlussminute<br />
vergaben wir eine hundertprozentige<br />
Chance, die sogar den 5:4-Sieg gebracht hätte.<br />
Ganz schnell aus meinem Gedächtnis streichen<br />
würde ich die 0:4-Heimniederlage aus dem Europacup-Finale<br />
2006.<br />
Wie ist Ihr Verhältnis zu <strong>FFC</strong>-Coach Sven<br />
Kahlert?<br />
Wir haben eine nicht gerade unangenehme<br />
Distanz zueinander. Als er in das Amt gehievt<br />
wurde, freute ich mich, dass ein Kollege aus<br />
dem Osten auf dem Trainerstuhl in <strong>Frankfurt</strong> sitzt.<br />
Beim Hinspiel enttäuschte mich ein wenig, wie er<br />
sich verhielt, nachdem er von der Schiedsrichterin<br />
auf die Tribüne geschickt wurde. Ansonsten sehe<br />
ich an der Spielweise und den Resultaten des<br />
<strong>1.</strong> <strong>FFC</strong> <strong>Frankfurt</strong> selbst aus der Ferne, dass<br />
er gute Arbeit leistet.<br />
<strong>FFC</strong>-Special 13