Militaer_2_2020
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von Terroristen selbst bewerkstelligen<br />
oder realisieren könnte.“<br />
Einfacher sei es für Terroristen, existierende<br />
Mikroorganismen nachzubauen<br />
und zu vermehren oder mit<br />
einzelnen Zusatzfunktionen zu versehen<br />
und zu modifizieren, um etwa<br />
die gesundheitlichen Auswirkungen<br />
zu erhöhen oder sie leichter übertragbar<br />
zu machen. „Die dafür<br />
notwendigen Prozedere sind in der<br />
Biotechnologie Standard, aber auch<br />
dafür bräuchte es viel Wissen und<br />
Know-how, das Extremisten nur in<br />
den seltensten Fällen zugänglich sein<br />
wird. Dazu kommt das Problem<br />
einer effektiven Verbreitung, die in<br />
der Praxis mit vielen Unwägbarkeiten<br />
und Schwierigkeiten verbunden<br />
ist“, so Weiler. Zudem müsse man<br />
sich laut dem Experten bei so einem<br />
Szenario immer die Frage von Sinn<br />
und Zweck stellen: „Terrororganisationen<br />
wollen in den meisten Fällen<br />
in möglichst kurzer Zeit möglichst<br />
große Aufmerksamkeit erregen und<br />
sich Attacken möglichst eindeutig<br />
auf die Fahne heften können“, so<br />
Weiler. „Mit punktuellen Anschlägen<br />
ist das vergleichsweise einfach möglich,<br />
die globale Verbreitung eines<br />
Krankheitserregers glaubhaft für<br />
sich zu beanspruchen, ist aber schon<br />
etwas ganz anderes.“<br />
CORONA<br />
SPEZIAL<br />
Alternativ könnten Extremisten auch<br />
auf bestehende „Biokampfstoffe“<br />
zurückgreifen, die für jedermann<br />
verfügbar, leicht vermehrbar und<br />
ohne großes Risiko zum Einsatz gebracht<br />
werden könnten, sagt Weiler<br />
mit einem Lächeln. An was er dabei<br />
denkt? „Es reichen auf den ersten<br />
Blick harmlose Kartoffelkäfer“, so<br />
der Experte der ABC-Abwehr.<br />
„Künstlich vermehrt und massenhaft<br />
in einem bestimmten Gebiet ausgesetzt<br />
können sie die Ernten ganzer<br />
Regionen vernichten, damit die<br />
Lebensmittelversorgung eines Staates<br />
gefährden, zur Destabilisierung<br />
beitragen und massive wirtschaftliche<br />
sowie gesellschaftliche Verwerfungen<br />
zur Folge haben.“<br />
Schon einmal wähnte sich ein Staat<br />
als Opfer einer Kartoffelkäfer-Attacke:<br />
Als es zu Beginn der 1950er-Jahre<br />
in der gerade erst gegründeten<br />
DDR zu einem massenhaften Auftreten<br />
des Schädlings kam, bezichtigte<br />
die Staatspropaganda die USA der<br />
Sabotage. In Medien und auf Plakaten<br />
wurde eine breit angelegte Kampagne<br />
gegen die „Ami-Käfer“ gefahren,<br />
der Schutz der Ernte zu einer<br />
Frage der nationalen Sicherheit und<br />
zehntausende Bürger mussten am<br />
Land heißhungrige Plagegeister einsammeln.<br />
Der Schaden war da aber<br />
längst angerichtet. Wie interne Unterlagen<br />
der DDR-Regierung bewiesen,<br />
saß der Feind allerdings nicht in<br />
den USA, sondern im eigenen Land.<br />
Die Regierung hatte bei der Vorbereitung<br />
auf die sich ankündigende<br />
Käferplage schlicht geschlampt und<br />
bei der Bekämpfung der gefräßigen<br />
Biowaffen kläglich versagt.