Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 06/2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau <strong>06</strong>/<strong>2020</strong><br />
Schwerpunkt:<br />
Gründen, Wachsen, Sichern<br />
Für den optimistischen Blick<br />
nach vorn: Praxistipps<br />
und Beispiele (S. 20)<br />
Azubis online gewinnen<br />
Wie Betriebe und Jugendliche<br />
zusammenfinden (S. 14)<br />
Weniger Papierkram?!<br />
Funktioniert zumindest bei der<br />
Steuer – ein wenig (S. 36)<br />
Standortvorteil Sachsen-Anhalt: Die Brüder Oliver (l.) und Michael Reif, geschäftsführende Gesellschafter<br />
des Start-ups „we like concepts“ expandieren und investieren in Dessau-Roßlau. (S. 26)<br />
www.halle.ihk.de
Junge Sterne Transporter in Zerbst.<br />
Sprinter 314 CDI Kasten HD<br />
EZ 05/19, 31.700 km, 26.490 €<br />
Sprinter 319 KA<br />
EZ 09/19, 30.900 km, 36.990 €<br />
Vito 116 Tourer Pro Extralang<br />
EZ <strong>06</strong>/19, 23.000 km, 28.500 €<br />
Vito 109 CDI KA Kompakt<br />
EZ 02/16, 43.700 km, 11.900 €<br />
Citan 111 Mixto Extralang<br />
EZ 07/17, 80.100 km, 13.490 €<br />
Vito 116 BlueTec Tourer Pro<br />
EZ 04/18, 75.800 km, 21.000 €<br />
Vito 109 Kastenwagen<br />
EZ 04/16, 8.100 km, 14.990 €<br />
Sprinter 216 BlueTec Mixto<br />
EZ 04/16, 53.500 km, 27.490 €<br />
X 250 4MATIC Power Edition<br />
EZ 07/18, 24.800 km, 28.990 €<br />
1<br />
Alle Preise zzgl. der gesetzlichen Umsatzsteuer.
Coronakrise und IHK: Mitmachen statt<br />
meckern müssen<br />
Die Frage aller Fragen ist: Wie geht es weiter? Zwar ist es mittlerweile bereits zu<br />
nicht unerheblichen Lockerungen der zuvor harschen Eindämmungsmaßnahmen gekommen,<br />
aber hier und da gelten noch immer Restriktionen – mit im Einzelfall durchaus<br />
dramatischen Folgen. Die meisten Firmen durften inzwischen „auf Abstand und<br />
mit Maske“ wieder aktiv werden und tasten sich heran, welche Angebote unter den<br />
gegebenen Auflagen lohnen und welche nicht.<br />
Das vorliegende Heft – ob als Printausgabe, E-Paper oder online – bietet Ihnen deshalb<br />
die ganze Spanne von Ermutigung über pfiffige Ansätze bis hin zur fortgesetzten<br />
Skepsis.<br />
Auch die Zahlen der IHK spiegeln ein gemischtes Bild.<br />
EDITORIAL<br />
Die unseren IHK-Konjunkturexperten von Ihnen als Mitgliedsunternehmen gemeldeten Geschäftserwartungen<br />
waren zuletzt düster. Aber Exportdokumente wurden in den vergangenen Monaten zunächst fast genauso<br />
oft nachgefragt wie 2019. Und die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge ist nicht dramatisch eingebrochen.<br />
Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
Halle-Dessau, und Prof. Dr. Thomas<br />
Brockmeier, Hauptgeschäftsführer<br />
In einer solchen Phase irgendwo zwischen Alarmruf und Entwarnung kommt es für die <strong>Wirtschaft</strong> auf die<br />
entscheidenden Impulse an – aber auch auf die richtige Balance:<br />
• Wir brauchen Überbrückungshilfen, die Sie im Geschäft halten – ja, unbedingt! Allerdings brauchen wir<br />
keine überbordende Staatsverschuldung, die spätere Steuererhöhungen nach sich ziehen und den Motor<br />
wieder abwürgen.<br />
• Konjunkturprogramme können helfen, ja. Sie sollen Anreize schaffen, doch den Wettbewerb nicht verzerren.<br />
Vor allem aber ersetzen Konjunkturprogramme keine umsichtige <strong>Wirtschaft</strong>spolitik, die erfolgreiche<br />
Strukturen stabilisieren und innovative Ansätze entwickeln hilft.<br />
• Zudem gilt: Lieber weniger unnötige Bürokratie! Das dürfte eine bessere Idee sein als ausgeklügelte Pakete<br />
mit komplizierten Genehmigungsverfahren.<br />
Die politische Herkulesaufgabe, solche kommenden Maßnahmen auszutarieren, kann ehrlich gesagt niemand<br />
ohne Rückkopplung mit der <strong>Wirtschaft</strong> problemlos bewältigen. In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt:<br />
Die Reibungsverluste waren in jenen Bundesländern besonders gering, wo die gewerblichen Kammern direkt<br />
an der Umsetzung beteiligt waren.<br />
Wo wir mitmachen konnten, gab es später weniger zu meckern.<br />
Hier in Sachsen-Anhalt hat die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung in der Coronakrise vielfach gut<br />
funktioniert, Verbesserungspotenzial besteht dennoch! Darauf haben wir in Magdeburg nachdrücklich hingewiesen.<br />
Wir werden uns deshalb gern weiter für Sie in die Pflicht nehmen lassen, damit es geschäftlich vorangehen<br />
kann.<br />
Prof. Dr. Steffen Keitel<br />
Prof. Dr. Thomas Brockmeier<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 1
16<br />
IHK-Prüfungen sicher<br />
gestalten<br />
20<br />
Gespür fürs Bier: Die Testbräu Gbr<br />
hat neue Kunden erschlossen<br />
INHALT<br />
JUNI <strong>2020</strong><br />
1 EDITORIAL<br />
4 BLICK INS LAND<br />
48 BÖRSEN<br />
50 WIR FÜR SIE<br />
52 IMPRESSUM<br />
IHK-Service schnell gefunden:<br />
IHK-Kontakt<br />
IHK-Download<br />
WIRTSCHAFT<br />
& REGION<br />
6 Was – Wann – Wo<br />
Wettbewerbe in der Region<br />
und weitere Nachrichten<br />
Die Vordenker – fünf Innovatoren<br />
aus Sachsen-Anhalt<br />
12 Zahlen – Daten – Fakten<br />
Keine schnelle Rückkehr zur Normalität<br />
erwartet<br />
14 Fachkräfte<br />
Azubis online gewinnen<br />
IHK-Prüfungen sicher gestalten<br />
Modernisierte Ausbildungsordnung<br />
SCHWERPUNKT:<br />
GRÜNDEN – WACHSEN –<br />
SICHERN<br />
20<br />
Auf ein Schwarzwälder Kirsch-Stout!<br />
Hilfen zur Liquiditätssicherung<br />
Bonitätsnachweis für Unternehmen<br />
Insolvenzrecht in Zeiten von Corona<br />
Unternehmen in Schwierigkeiten!?<br />
Vom Main an die Elbe<br />
Mehr Nachfolger für das Land<br />
Neue „Eis-Zeit“ als Chance<br />
Mehr Infos online<br />
Querverweis im Inhalt<br />
2<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
32<br />
Zurück zu „goldenen“<br />
Zeiten für den Handel?<br />
46<br />
Was kostet das Klimapaket?<br />
34<br />
Die Weltwirtschaft ist infiziert –<br />
was tun?<br />
40<br />
175 Jahre<br />
IHK Halle-Dessau:<br />
Ludwig Wucherer –<br />
ein Mann von Welt<br />
WIRTSCHAFT<br />
& ENGAGEMENT<br />
32 Ausschüsse und<br />
Arbeitskreise<br />
Zurück zu „goldenen“ Zeiten?<br />
Die Weltwirtschaft ist infiziert – was tun?<br />
36 Interessenvertretung<br />
Unternehmen entlasten – Bürokratie abbauen<br />
Kooperation mit der Arbeitsagentur<br />
40 IHK-Jubiläum<br />
Ein Portrait vom IHK-„Gründervater“ Ludwig<br />
Wucherer<br />
WIRTSCHAFT<br />
& PRAXISWISSEN<br />
42 Finanzierung und Förderung<br />
Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand<br />
44 Recht<br />
Rechtsprechungssplitter<br />
46 Energie und Umwelt<br />
Was kostet das Klimapaket?<br />
47 International<br />
Lieferketten-Hemmnisse erfassen<br />
Dolmetscher und Übersetzer finden<br />
Die <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong> im Web:<br />
https://miwi.halle.ihk.de/<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 3
BLICK INS LAND<br />
4 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
Es ist angerichtet<br />
Viele sachsen-anhaltische Gastwirtschaften, Hotels und Freizeitattraktionen sind wieder geöffnet.<br />
Mit Abstand das Beste genießen können die Gäste nicht nur wie hier auf den Seeterrassen in Seeburg,<br />
sondern beispielsweise auch im Harz, in der Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg sowie an<br />
Saale und Unstrut. Weil aber – zunächst – nicht alle Touristen auch einkehren, steht so mancher Wirt<br />
vor einer Rechenaufgabe: Lieber richtig zu statt nur halb offen? Da kommt die Werbekampagne des<br />
Landes für die Tourismus region „echt…“ zur richtigen Zeit. Damit das Essen nicht kalt wird.
WIRTSCHAFT & REGION<br />
WAS – WANN – WO<br />
Ideen einreichen und<br />
gewinnen<br />
Auch oder gerade in diesen außergewöhnlichen<br />
Zeiten sollten Unternehmen keine Gelegenheit<br />
verpassen, ihre innovativen Produkte<br />
oder Geschäftsmodelle einer breiten<br />
Öffentlichkeit zu präsentieren und mit anderen<br />
in Wettbewerb zu treten. Dafür bieten<br />
sich in diesem Jahr wieder verschiedene<br />
Plattformen an:<br />
Hugo-Junkers-Preis<br />
Bühne frei für Bestleistungen „made in Sachsen-Anhalt“:<br />
Der mit insgesamt 80.000 Euro<br />
höchstdotierte Innovationspreis des Landes<br />
zeichnet Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
aus, die marktreife Neuheiten mit<br />
einzigartigem Kundennutzen bieten und/oder<br />
bereits bestehende Produkte nachweislich<br />
verbessern. Ein Sonderpreis wird in diesem<br />
Jahr für interaktive Technologien aus dem<br />
Games-Bereich verliehen. Bewerbungen sind<br />
bis zum 1. Oktober <strong>2020</strong> möglich.<br />
www.hugo-junkers-preis.de<br />
Digitale Erfolgsgeschichten aus Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Aus aktuellem Anlass haben die Industrieund<br />
Handelskammern in Halle (Saale) und<br />
Magdeburg die Bewerbungsfrist des Wettbewerbs<br />
„Digitale Erfolgsgeschichten aus<br />
Sachsen-Anhalt“ verlängert: Bis zum 30.<br />
September <strong>2020</strong> sind heimische Unternehmen<br />
– vom Start-up bis zum Traditionsbetrieb<br />
– aufgerufen, ihre digitale Erfolgsgeschichte<br />
zu erzählen. Prämiert werden sollen<br />
Firmen, die ihr Geschäftsmodell und ihre betrieblichen<br />
Abläufe digital weiterentwickeln.<br />
Die Prämierungsveranstaltung soll nach jetzigem<br />
Stand am 25. November <strong>2020</strong> in Halle<br />
(Saale) stattfinden.<br />
www.digitale-erfolgsgeschichten-sachsenanhalt.de<br />
Manchmal werden aus kleinen Ideen große<br />
Innovationen.<br />
Ideenwettbewerb zum Strukturwandel<br />
in Mitteldeutschland<br />
Innovative Projekte fördern, von denen positive<br />
Effekte für den Strukturwandel im<br />
<strong>Mitteldeutsche</strong>n Revier ausgehen – das ist<br />
Ziel eines Ideenwettbewerbs. Über das Förderprogramm<br />
„Unternehmen Revier“ des<br />
Bundesministeriums für <strong>Wirtschaft</strong> und Energie<br />
stehen dafür jährlich 1,6 Millionen Euro<br />
zur Verfügung. Es ist das einzige Programm,<br />
das Firmen aus Mitteldeutschland direkten<br />
Zugang zu Strukturwandelgeldern ermöglicht<br />
und unternehmerische Investitionen in<br />
Wertschöpfung und Innovation unmittelbar<br />
fördert. Projektideen können bis zum 17. Juli<br />
<strong>2020</strong> eingereicht werden.<br />
Unternehmer-Preis <strong>2020</strong> des Ostdeutschen<br />
Sparkassenverbandes<br />
Die Corona-Pandemie lässt viele Menschen<br />
über sich hinauswachsen. Sie packen im Großen<br />
und Kleinen mit an, damit unser Miteinander<br />
weiter funktioniert. Da in diesem Jahr<br />
vieles anders ist, soll auch der Unternehmer-<br />
Preis des Ostdeutschen Sparkassenverbandes<br />
nicht wie üblich ausgestaltet werden. In<br />
diesem Jahr gilt es, Unternehmen, Vereine<br />
und Kommunen zu würdigen und bekannt zu<br />
machen, die durch ihren Einsatz und ihre Initiative<br />
in den vergangenen Wochen dazu beigetragen<br />
haben, gesellschaftliche Verantwortung<br />
zu übernehmen. Nominierungen<br />
sind bis zum 15. Juli <strong>2020</strong> beim Ostdeutschen<br />
Sparkassenverband einzureichen.<br />
www.innovationsregionmitteldeutschland.com<br />
www.osv-online.de/blog/unternehmer-preis-<br />
<strong>2020</strong>-mutmacher-trotzen-corona<br />
6<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Der Krise trotzen (1)<br />
Nähen wie die Weltmeister<br />
Trotz behördlich angeordneter Schließung<br />
standen bei Grit Weigmann (r.), Inhaberin des<br />
Stoffgeschäftes Patch & Work in Halle<br />
(Saale), die Nähmaschinen nicht einen Tag<br />
lang still. Fast 5.000 Masken fertigten sie und<br />
ihre Mitarbeiter in den ersten Wochen der<br />
Coronakrise für umliegende Arztpraxen und<br />
Privatpersonen, die sich in langen Schlangen<br />
vor ihrem Geschäft reihten – mit Abstand<br />
versteht sich. Hinter dem Patch & Work-Team,<br />
zu dem auch Tochter Anna-Victoria (l.) gehört,<br />
liegen die arbeitsintensivsten Wochen in der<br />
nunmehr 15-jährigen Unternehmensgeschichte.<br />
Dass ihre Produkte, die normalerweise<br />
eher eine kleine Zielgruppe ansprechen,<br />
einmal so gefragt sind, überwältigt die<br />
Stoffliebhaberin wohl selbst am meisten.<br />
www.patch-and-work.de<br />
Anna-Victoria und Grit Weigmann hatten in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun – sie fertigten gemeinsam<br />
mit dem gesamten Team von Patch & Work fast 5.000 Masken.<br />
Der Krise trotzen (2)<br />
Gesalzene Innovation<br />
Die Coronakrise als Chance genutzt hat Mike<br />
Kolbig. Der Unternehmer betreibt seit knapp<br />
einem halben Jahr den Laden „Genussmomente“<br />
im Zentrum der Kupferstadt Hettstedt.<br />
Während des Lockdowns durfte er als<br />
Lebensmittelladen zwar öffnen, aber es kamen<br />
kaum Kunden. Das Geschäft schließen wollte<br />
er nicht – stattdessen entwickelte er neue<br />
Produktideen und feilte damit an seinem Konzept,<br />
immer mehr regionale Produzenten mit<br />
deren Produkten einzubinden und anzubieten.<br />
Eine dieser Produktideen, ein Räuchersalz,<br />
entwarf er gemeinsam mit Hagen Hepach,<br />
der im Nachbarort Walbeck einen Fischhandel<br />
und eine Räucherei betreibt. Für das Design<br />
und die Umsetzung der Verpackung<br />
konnte er Mario Brettschneider gewinnen,<br />
der im Bereich Medienproduktion und -beratung<br />
tätig ist. Seit Anfang Juni gibt es das<br />
Räuchersalz im „Genussmomente“-Laden<br />
und wird von den Kunden sehr gut angenommen.<br />
Mit seiner neuen Produktidee hat der Unternehmer<br />
Mike Kolbig offenbar ins Schwarze<br />
getroffen: Das Räuchersalz kommt bei den<br />
Kunden gut an.<br />
www.genussmomente.shop<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 7
✂<br />
Bitte hier heraustrennen
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Der Krise trotzen (3)<br />
Autokino statt Sportfest<br />
Die Dessauer Firma i:tecs GmbH & Co. KG ist<br />
normalerweise gefragt, wenn es darum geht,<br />
Großveranstaltungen oder außergewöhn -<br />
liche Events technisch auszustatten. So<br />
ständen jetzt zum Beispiel das traditionelle<br />
Leopoldsfest oder der DVV Sport- und Familientag<br />
im Terminkalender. Doch die Coronakrise<br />
machte dem seit knapp 20 Jahren<br />
bestehenden Familienunternehmen einen<br />
Strich durch die Jahresplanung. Geschäftsführer<br />
Carsten Schneeweiß musste aber<br />
nicht lange nach einer alternativen Geschäftsidee<br />
suchen. Die Firma verfügt über<br />
eine seit Jahren brachliegende 6.000 Quadratmeter<br />
große Fläche sowie sanitäre Einrichtungen<br />
und investierte im vergangenen<br />
Jahr in eine LED-Großbildwand. Da lag es<br />
mehr als nahe, auch in der Bauhausstadt ein<br />
Autokino zu eröffnen. Gedacht, gemacht:<br />
Seit dem 27. Mai bekommen Filmliebhaber<br />
zunächst für einen Monat für 20 Euro pro<br />
Fahrzeug eine Alternative zum herkömmlichen<br />
Kinobesuch geboten. Insgesamt bis zu<br />
200 Fahrzeuge finden auf dem Areal Platz.<br />
Die Tickets und das Programm gibt’s online.<br />
Von der regionalen Stadtverwaltung und den<br />
öffentlichen Stellen kam viel Zuspruch. Überzeugt<br />
das Angebot auch das Publikum, soll<br />
die Leinwand über den ersten Testmonat hinaus<br />
flimmern.<br />
Filme gucken einmal anders: beim Autokino auf<br />
dem Gelände der Firma i:tecs.<br />
www.autokino-dessau.de<br />
Der Krise trotzen (4)<br />
Forschen mit vereinten Kräften<br />
Die ganze Welt fiebert auf die Entwicklung<br />
eines Impfstoffes gegen das neuartige SARS-<br />
CoV-2-Virus hin – und schaut dabei auch erwartungsvoll<br />
nach Sachsen-Anhalt.<br />
Das Dessauer Pharmaunternehmen IDT Biologika<br />
arbeitet derzeit – gemeinsam mit Instituten<br />
in Marburg, München und Hamburg<br />
– an einem vektorbasierten Impfstoff.<br />
Darin sind sogenannte Trägerviren enthalten,<br />
in denen Erbinformationen des krankmachenden<br />
Coronavirus eingebaut werden. Wer<br />
damit geimpft wird, dessen Immunsystem<br />
baut im Idealfall einen Schutz auf. Ende September<br />
soll der Impfstoff in die klinische<br />
Prüfung gehen. Auch das deutsche Unternehmen<br />
BioNTech mit einer Niederlassung<br />
am Weinberg-Campus in Halle (Saale) ist<br />
an der Entwicklung eines Impfstoffes beteiligt.<br />
Erste klinische Tests haben hier bereits<br />
begonnen. Darüber hinaus arbeitet das ebenfalls<br />
am halleschen Weinberg-Campus beheimatete<br />
Biotechnologieunternehmen NH<br />
DyeAGNOSTICS federführend mit drei weiteren<br />
Partnern an einem Schnelltest. Damit<br />
soll jeder eigenständig einen Abstich aus<br />
dem Rachen entnehmen und testen können,<br />
ob er sich mit dem Coronavirus infiziert<br />
hat. Das Testergebnis wird binnen zehn bis<br />
15 Minuten angezeigt und weist laut Unternehmensangaben<br />
eine Zuverlässigkeit von<br />
circa 98 Prozent auf. Die Wissenschaftler<br />
rechnen damit, dass der Schnelltest noch<br />
bis Ende dieses Jahres vorliegen könnte. Das<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
fördert das am 1. Juni <strong>2020</strong> gestartete<br />
Projekt mit ca. 4,5 Millionen Euro.<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 9
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Die Vordenker<br />
Generationen von Wissenschaftlern, Technikern und Erfindern haben die Region<br />
Halle-Dessau mit wegweisenden Entwicklungen vorangebracht und prägen sie<br />
mit ihren fortschrittlichen Ideen bis heute. Fünf dieser Innovatoren der letzten<br />
Jahrzehnte stellt die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ hier vor.<br />
Der Kreative: Prof. Dr. Werner Gilde (*1920 †1991)<br />
Über 50 Patente trugen seine Handschrift, „kreatives Brainstorming“ gab es bei ihm schon in den 1960er-<br />
Jahren – als Chef des Zentralinstituts für Schweißtechnik der DDR (ZIS) führte Prof. Gilde die aus der<br />
Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt SLV Halle hervorgegangene Forschungsstätte ab 1953 zu<br />
einer Vorzeigeeinrichtung mit internationalem Renommee. „Erfinden, was noch niemals war“ gehörte dabei<br />
zu den Grundsätzen. Schon damals ließ er in Ideenkonferenzen querdenken – als „Mittel der kollektiven<br />
Bewältigung technischer Probleme“. Bis zu seiner Pensionierung 1985 stand er an der Spitze des ZIS.<br />
Ein Beratungsraum des Instituts, das heute wieder SLV Halle heißt, trägt Gildes Namen. Am 9. Juni wäre der<br />
leidenschaftliche Segler 100 Jahre alt geworden.<br />
Der Engagierte: Prof. Dr. Klaus-Dieter Bilkenroth (*1933 †2019)<br />
Nicht zuletzt Prof. Bilkenroth ist es zu verdanken, dass die mitteldeutschen Braunkohlereviere nach 1989 erhalten<br />
blieben. In der DDR als Hauptingenieur im Braunkohlekombinat Bitterfeld für den mitteldeutschen<br />
Braunkohlenbergbau verantwortlich, setzte sich der Montanwissenschaftler nach der Wiedervereinigung<br />
für einen ökonomisch und ökologisch vertretbaren hiesigen Braunkohlenbergbau ein. Das langjährige Mitglied<br />
des Aufsichtsrats der <strong>Mitteldeutsche</strong>n Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) war den Wissenschaften<br />
eng verbunden – unter anderem als Ehrensenator der Technischen Universität (TU) Bergakademie<br />
Freiberg sowie Mitglied der Gelehrtengesellschaft Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Der<br />
Spitzenmanager, Ehrenberghauptmann und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse engagierte sich zudem<br />
in Präsidium und Vollversammlung der IHK Halle-Dessau.<br />
Der Förderer: Prof. Dr. Wolfgang Lassmann (*1938)<br />
Nachwuchswissenschaftler stärken, Doktorandenstipendien vergeben – dafür setzt sich Prof. Lassmann auch<br />
finanziell ein. Gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gründete der emeritierte<br />
MLU-Professor für <strong>Wirtschaft</strong>sinformatik bereits 2010 die mit 100.000 Euro ausgestattete „Prof. Dr. Dr. h.c.<br />
Wolfgang-Lassmann-Stiftung“. Ziel: Nachwuchswissenschaftler der <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften unterstützen,<br />
deren wirtschaftlicher und sozialer Hintergrund eine weitergehende Forschung erschweren würde.<br />
Ebenso soll die Stiftung das Preisgeld für den wirtschaftswissenschaftlichen Kantorowitsch-Forschungspreis<br />
bereitstellen. 1999 gründete Lassmann zudem gemeinsam mit acht seiner besten Absolventen das IT-<br />
Unternehmen itCampus Software- und Systemhaus GmbH. Seine Intention: Hochschulabsolventen eine<br />
attraktive berufliche Perspektive in der Region bieten. Heute beschäftigt itCampus rund 120 Mitarbeiter, etwa 90<br />
davon in Leipzig und Halle (Saale). 2014 hob Lassmann zudem die Firma IT Sonix aus der Taufe, um die individuelle Softwareentwicklung<br />
voranzutreiben.<br />
10<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Der Brückenbauer: Prof. Dr. Rainer Rudolph (*1949 †2009)<br />
Kreativität und unternehmerisches Handeln verband der renommierte Proteinbiochemiker Rainer Rudolph,<br />
verknüpfte die proteinbiochemische Grundlagenforschung mit der Entwicklung proteinbasierter Medikamente.<br />
Er war ein Wegbereiter der modernen Biotechnologie und Pionier in der Etablierung von Produktionsmethoden<br />
therapeutischer Proteine. Als Professor an der MLU leitete er die Technische Biochemie<br />
und war Mitgründer des biopharmazeutischen Unternehmens Scil Proteins, aus dem inzwischen – mit<br />
neuen Eigentümern – die Navigo Proteins GmbH und Wacker Biotech GmbH hervorgegangen sind. Beide<br />
Unternehmen bearbeiten erfolgreich internationale Märkte und beschäftigen knapp 200 Mitarbeiter am<br />
Standort im Technologiepark Weinberg Campus. Um sein Lebenswerk weiterzuführen, gründeten Rainer Rudolphs<br />
Wegbegleiter postum die Rainer-Rudolph-Stiftung. Ziel ist es, die Forschung auf dem Gebiet der Proteinbiochemie und<br />
Biotechnologie zu fördern sowie junge Wissenschaftler auszuzeichnen und/oder finanziell zu unterstützen.<br />
Der Kooperative: Prof. Dr. Wolfgang Grellmann (*1949)<br />
Mit Fug und Recht wird Prof. Grellmann der „Papst der Kunststoffprüfung“ genannt. Er gehört zur Autorenschaft<br />
eines Standardwerks dieser Forschungsrichtung. Akademische Elfenbeintürme aber sind seine Sache nicht,<br />
er steht für Kooperation und Transfer zwischen Wissenschaft und <strong>Wirtschaft</strong>. Ein Jahrzehnt stand er der<br />
hiesigen Unternehmerschaft als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger zur Seite, war in der<br />
IHK-Vollversammlung engagiert. Etliche Gründungen sind mit ihm verbunden, darunter das Institut für<br />
Polymer-Werkstoffe (IPW; 1992), die Polymer Service GmbH Merseburg (PSM; 2001) sowie das Kunststoff-<br />
Kompetenzzentrum Halle-Merseburg (KKZ; 2007). Um die PSM als „ausgelagerte Kunststofftechnik-Forschungsabteilung“<br />
des hiesigen Mittelstands für die Zukunft zu sichern, übertrug Grellmann seine Gesellschafteranteile<br />
in eine Familienstiftung.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Stellvertretender<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Reinhard Schröter<br />
Tel. 0345 2126-266<br />
rschroeter@halle.ihk.de<br />
Anschub für Technologie-Start-ups<br />
Damit junge innovative Unternehmen aus dem Wissens- und Technologiebereich schnell wachsen und durchstarten können, braucht<br />
es kompetente Partner. Eine gute Adresse ist zweifelsohne der Weinberg Campus in Halle (Saale) als größter Technologiepark Mitteldeutschlands.<br />
Hier werden Wirkstoffe, Therapien und Methoden entwickelt, die in der ganzen Welt zum Einsatz kommen.<br />
Start-ups aus den Bereichen Biomedical und Life Sciences sowie Greentech, Bioeconomy und New Materials haben Gelegenheit, Teil<br />
dieses Netzwerks zu werden. Im Rahmen eines sogenannten Accelerator-Programms können junge Firmen von einer intensiven Betreuung<br />
mittels Workshops und Coachings profitieren. Sie bekommen grundlegende Kenntnisse vermittelt und erhalten Zugang zu<br />
regionalen und internationalen Netzwerken. Auch Labore und die technische Infrastruktur des Technologieparks stehen zur Verfügung.<br />
Bewerbungen für das in Sachsen-Anhalt erstmalig startende Unterstützungsprogramm sind ab sofort per E-Mail an accele -<br />
rator@weinberg-campus.de möglich.<br />
Der Weinberg Campus Accelerator wird durch die TGZ Technologie- und Gründerzentrum Halle GmbH koordiniert und durch das<br />
Ministerium für <strong>Wirtschaft</strong>, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt mit Mitteln der Europäischen Union gefördert.<br />
www.technologiepark-weinbergcampus.de/de/service/accelerator<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 11
WIRTSCHAFT & REGION<br />
ZAHLEN – DATEN – FAKTEN<br />
Keine schnelle Rückkehr zur<br />
„Normalität“ erwartet<br />
Die Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt rechnen nicht damit, dass sich der<br />
Alltag aus „Vor-Corona“-Zeiten so schnell wieder einstellt. Denn die verordneten<br />
Einschränkungen lösen sich nur langsam auf.<br />
Seit Anfang Juni dürfen zwar fast alle Branchen<br />
wieder ihren Geschäften nachgehen.<br />
Allerdings bleiben zum einen Auflagen – etwa<br />
weniger Tische in der Gastronomie oder eine<br />
beschränkte Kundenanzahl in Geschäften.<br />
Zum anderen ist auch das Verbrauchervertrauen<br />
noch gedämpft. Der „Shutdown“ und<br />
seine Kosten belasten die Budgets der privaten<br />
Haushalte, der Kommunen und der Unternehmen<br />
gleichermaßen. Hinzu kommt die Ungewissheit<br />
über den weiteren Verlauf der Krise.<br />
All das sorgt weiterhin für Zurückhaltung.<br />
Umfrage der IHK-Organisation<br />
Bei einer bundesweiten Umfrage der IHK-<br />
Organisation Anfang Mai <strong>2020</strong> gaben von<br />
rund 10.000 Unternehmen nur 36 Prozent an,<br />
bis zum Jahresende wieder zu ihrer normalen<br />
Geschäftstätigkeit zurückkehren zu können.<br />
Weitere 28 Prozent erwarten dies erst im<br />
kommenden Jahr. Für 14 Prozent ist es zudem<br />
noch nicht absehbar, ob und wann dies möglich<br />
ist. Die gleiche Rückmeldung geben auch<br />
die Unternehmen der Region Halle-Dessau.<br />
Rund ein Drittel erwartet, dass sich die Situation<br />
im Laufe des Jahres normalisieren wird.<br />
Ein weiteres Drittel geht davon aus, dass dies<br />
erst im kommenden Jahr der Fall sein wird.<br />
Branchenunterschiede<br />
Abgesehen von denjenigen Unternehmen, die<br />
gut durch die Krise gekommen sind und be-<br />
reits wieder normal arbeiten, erwartet die<br />
<strong>Wirtschaft</strong> insgesamt nur eine langsame<br />
Rückkehr zur Normalität, die zudem noch<br />
von vielen Unwägbarkeiten bedroht ist. Innerhalb<br />
der Branchen sind dabei klare Unterschiede<br />
zu erkennen: Während im Baugewerbe<br />
vieles normal weiterlief oder schon<br />
wieder läuft, erwartet die Reisebranche einen<br />
besonders langen und steinigen Weg zurück.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Standortpolitik<br />
Danny Bieräugel<br />
Tel. 0345 2126-236<br />
dbieraeuge@halle.ihk.de<br />
Ergebnis einer Blitzumfrage<br />
unter Unternehmen im IHK-<br />
Bezirk Halle-Dessau Anfang<br />
Mai <strong>2020</strong><br />
Quelle: eigene Berechnungen<br />
12<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Umsatzausfall: Kleine Unternehmen stärker betroffen<br />
Die Einschränkungen durch die Ausbreitung<br />
des Coronavirus ab März <strong>2020</strong> trafen die Unternehmen<br />
je nach Branche und Größe unterschiedlich<br />
stark.<br />
Unterschiede nach Branche<br />
Insbesondere der Tourismus und das Gastgewerbe<br />
verzeichneten sehr hohe Umsatzausfälle.<br />
Im Durchschnitt gaben die Tourismusunternehmen<br />
in der Onlineumfrage der IHK<br />
Halle-Dessau von März bis Mai <strong>2020</strong> einen<br />
Rückgang um 96 Prozent an. Das Gastgewerbe<br />
meldet im Durchschnitt Rückgänge<br />
von 93 Prozent. In dieser Branche waren fast<br />
alle Betriebe stark betroffen – unabhängig<br />
von der Größe. Im Dienstleistungsgewerbe<br />
hingegen litten insbesondere die kleinen Unternehmen<br />
und Solo-Selbständigen unter<br />
Umsatzausfällen. Für das gesamte Dienstleistungsgewerbe<br />
lässt sich ein Umsatzausfall<br />
von 33 Prozent ausmachen.<br />
Unterschiede nach Größe<br />
Insgesamt waren vor allem kleine Unternehmen<br />
mit viel Kundenkontakt und wenig Diversifizierung<br />
stark von der Krise betroffen.<br />
Das zeigt die Auswertung der Umfragedaten<br />
nach Beschäftigtenzahl. Während Unternehmen<br />
mit über 50 Beschäftigten im Durchschnitt<br />
einen Umsatzrückgang um 29 Prozent<br />
verzeichneten, waren es bei kleinen Betrieben<br />
mit unter zehn Beschäftigten 84 Prozent,<br />
bei Unternehmen ohne Beschäftigte sogar<br />
91 Prozent.<br />
Zu beachten ist allerdings, dass dies Momentaufnahmen<br />
waren und die Umsatzausfälle<br />
nicht über den gesamten Krisenzeitraum<br />
angefallen sind. Es ist zu erwarten, dass viele<br />
der betroffenen Unternehmen Lösungen gefunden<br />
haben, um ihr Geschäft zu erhalten,<br />
zudem gab es ab Mitte April bereits erste Lockerungen.<br />
Über den gesamten Krisenverlauf<br />
dürften die Umsatzausfälle niedriger gewesen<br />
sein, der strukturelle Unterschied nach Unternehmensgrößen<br />
bleibt aber bestehen.<br />
Anzeige<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 13
WIRTSCHAFT & REGION<br />
FACHKRÄFTE<br />
Azubis online gewinnen<br />
In den nächsten Wochen startet der neue<br />
Ausbildungsjahrgang in den Betrieben. Doch<br />
angesichts der Corona-Pandemie ist es für<br />
viele Firmen derzeit eine Herausforderung,<br />
offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Jugendliche<br />
wiederum fragen sich, wie sie eine<br />
passende Lehrstelle finden können. Denn traditionelle<br />
Berufsorientierungsmessen werden<br />
abgesagt, Vorstellungsgespräche finden<br />
nicht mehr von Angesicht zu Angesicht statt.<br />
Doch es gibt Alternativangebote:<br />
1. Firmenprofil auf dem „Digitalen<br />
Schwarzen Brett“ (DSB) in Schulen<br />
An immer mehr weiterführenden Schulen<br />
und Gymnasien im IHK-Bezirk finden sich<br />
„Digitale Schwarze Bretter“ – große Monitore,<br />
die Schüler unter anderem mit Informationen<br />
zur Berufsorientierung versorgen. Unternehmen<br />
haben hier die Möglichkeit, sich mit<br />
einem Firmenprofil zu präsentieren. Die Jugendlichen<br />
können dieses auch in der dazugehörigen<br />
DSB-SchulApp abrufen. Wer sich<br />
als Ausbildungs- und Praktikumsbetrieb über<br />
das DSB bekannt machen möchte, kann sein<br />
Firmenprofil an die IHK senden.<br />
2. Online-Ausbildungsmessen<br />
Corona-bedingt sind einige Anbieter auf<br />
Online-Ausbildungsmessen umgestiegen, so<br />
auch das „Institut für Talententwicklung<br />
GmbH“ (IfT). Die IHK Halle-Dessau beteiligt<br />
sich jährlich an der vom IfT organisierten<br />
vocatium-Messe in Dessau-Roßlau – in diesem<br />
Jahr in digitaler Form als parentum. online-Messe<br />
organisiert. Dort wird die IHK Jugendliche<br />
bei ihrer Ausbildungsplatzsuche<br />
unterstützen und Fragen rund um das Thema<br />
Ausbildung beantworten.<br />
Das bieten parentum.online-Messen:<br />
• die Zielgruppe sind Jugendliche im Berufswahlalter<br />
und ihre Eltern<br />
• die Besucher der Online-Foren kommen<br />
hauptsächlich aus der jeweiligen Region<br />
der parentum.online-Messen<br />
• der Besucherstrom wird komfortabel über<br />
eine Anklopffunktion gesteuert, das heißt<br />
gerade laufende Gespräche zwischen Besuchern<br />
und Ausstellern können von neu<br />
hinzutretenden Besuchern nicht gestört<br />
werden<br />
• teilnehmende Unternehmen benötigen nur<br />
einen online-Arbeitsplatz mit Webcam und<br />
Headset<br />
3. IHK-Lehrstellenbörse<br />
Derzeit finden sich unter www.ihk-lehrstellen -<br />
boerse.de rund 50.000 Ausbildungsplatzangebote<br />
für den Ausbildungsstart <strong>2020</strong>. Bei<br />
ihren Bewerbungsverfahren haben sich die<br />
Arbeitgeber an die neuen Anforderungen angepasst:<br />
Dort, wo keine persönlichen Vorstellungsgespräche<br />
möglich sind, werden<br />
diese zum Beispiel durch Videokonferenzen<br />
ersetzt. Neu ist, dass auch Ausbildungsplatzsuchende<br />
ihr Gesuch in der Lehrstellenbörse<br />
eintragen können. Somit haben Unternehmen<br />
die Möglichkeit, nach passenden Auszubildenden<br />
zu suchen.<br />
Mehr Informationen zum Digitalen Schwarzen Brett<br />
inklusive Formularvorlage für Firmen unter<br />
www.halle.ihk.de, Nr. 4368752<br />
Das IfT bietet insgesamt 60 parentum.online-Messen in<br />
ganz Deutschland an. Mehr Informationen unter<br />
www.parentum.de/online<br />
Die Schülerin Leonie Monika Hoppe von der Förderschule „Schule an der Lindenallee“ ist begeistert, dass sie per Digitalem<br />
Schwarzem Brett schulische Termine mit einer App abgleichen kann.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Björn Bosse<br />
Tel. 0345 2126-332<br />
bbosse@halle.ihk.de<br />
14<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
IHK-Prüfungen sicher gestalten<br />
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Seit 4. Mai <strong>2020</strong> nimmt die IHK wieder Prüfungen in der beruflichen Aus- und<br />
Weiterbildung nach dem Berufsbildungs gesetz (BBiG) ab. Um dabei das Risiko einer<br />
Übertragung des Coronavirus so gering wie möglich zu halten, werden auf Grundlage<br />
der Eindämmungsverordnung der Landesregierung und der Empfehlungen<br />
des Robert Koch-Institutes verschiedene Maßnahmen getroffen.<br />
ser darf nur abgenommen werden, um die<br />
Identität zu prüfen und während der Prüfung<br />
nur dann, wenn der Mindestabstand<br />
eingehalten wird.<br />
• Die allgemeinen Maßnahmen des Infektionsschutzes<br />
sind einzuhalten.<br />
• Die Prüfungsteilnehmenden müssen dokumentenechtes<br />
Schreibmaterial (Kugelschreiber)<br />
und die weiteren zugelassenen<br />
Hilfsmittel selbst mitbringen.<br />
Ehrenamtlich tätige Prüferinnen und Prüfer<br />
bzw. Aufsichten müssen folgende Anfor<br />
derungen und Sicherheitsmaßnahmen<br />
umsetzen:<br />
• Ansammlungen von Prüfungsteilnehmenden<br />
vermeiden bzw. verhindern<br />
• Abstand von 1,5 Metern zwischen allen<br />
Personen, die am Prüfgeschehen teilnehmen<br />
– vor und während der Prüfung<br />
• Alle Prüfungsteilnehmenden erhalten mit<br />
ihrer Einladung einen Gesundheitsfrage -<br />
bogen. Dieser ist ausgefüllt am Prüfungstag<br />
mitzubringen und von den Aufsichten einzusammeln.<br />
Die Prüfungsteilnehmenden<br />
müssen angeben, ob sie innerhalb der letzten<br />
14 Tage aus dem Ausland zurückgekehrt<br />
sind, in persönlichem Kontakt mit<br />
Rückkehrern standen oder Kontakt zu einer<br />
mit COVID-19 infizierten Person hatten.<br />
Wer eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet,<br />
darf nicht teilnehmen.<br />
In den Räumen der Georg-Friedrich-Händelhalle<br />
in Halle (Saale) wurde für die Prüfungen<br />
der Abstand zwischen den Tischen vergrößert.<br />
• Alle anwesenden Personen werden in einer<br />
von der IHK zur Verfügung gestellten Anwesenheitsliste<br />
erfasst. Die IHK bewahrt<br />
diese für die Dauer von vier Wochen nach<br />
Ende der Prüfung auf und händigt sie dem<br />
zuständigen Gesundheitsamt auf Verlangen<br />
vollständig aus.<br />
• Eingangskontrolle: Personen mit erkennbaren<br />
Symptomen einer COVID-19 Erkrankung<br />
sind von der Prüfung auszuschließen.<br />
• Auf angemessene Belüftung des Prüfungsraumes<br />
ist zu achten und auf Hygienemaß -<br />
nahmen hinzuweisen.<br />
Folgende Anforderungen und Sicherheits -<br />
maßnahmen gelten für die Prüfungs teil -<br />
nehmenden:<br />
• In allen Bereichen ist ein Mindestabstand<br />
von 1,5 m zu anderen Personen einzuhalten.<br />
• Im Gebäude ist ein Mund-Nasen-Schutz<br />
zu tragen, der selbst mitzubringen ist. Die-<br />
Wurde bei einem der Prüfungsteilnehmenden<br />
eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-<br />
Virus festgestellt, so muss sie/er von der Prüfung<br />
aus wichtigem Grund zurücktreten.<br />
Gleiches gilt, wenn Angehörige in einem<br />
Hausstand leben, bei dem bzw. denen eine Infektion<br />
mit dem SARS-CoV-2-Virus festgestellt<br />
wurde. Dafür ist eine ärztliche Bescheinigung<br />
einzureichen. Bei Krankheitszeichen<br />
am Prüfungstag, die auf eine Infektion mit<br />
dem SARS-CoV-2-Vi rus hindeuten, müssen<br />
die Prüfungsteilnehmenden zu Hause bleiben;<br />
der Hausarzt oder das Gesundheitsamt<br />
sind telefonisch zu kontaktieren. Im Nachgang<br />
ist eine ärztliche Beschei nigung bei der<br />
IHK Halle-Dessau einzureichen.<br />
Ausführliche Informationen finden Betroffene<br />
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4725192<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Björn Bosse<br />
Tel. 0345 2126-332<br />
bbosse@halle.ihk.de<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 15
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Modernisierte Ausbildungsordnung:<br />
Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement<br />
Berufliche Tätigkeiten im Groß- und Außenhandel<br />
bieten ein abwechslungsreiches Aufgabenspektrum<br />
im nationalen und internationalen<br />
Handel. Da E-Business, Prozess- und<br />
Schnittstellenmanagement sowie projektförmige<br />
Arbeit immer mehr an Bedeutung gewinnen,<br />
haben sich die Kompetenzanforderungen<br />
für Kaufleute im Groß- und<br />
Außenhandel verändert. Aus diesem Grund<br />
hat das Bundesinstitut für Berufsbildung<br />
(BIBB) gemeinsam mit den zuständigen Bundesministerien<br />
sowie den Sozialpartnern und<br />
Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis<br />
im Auftrag der Bundesregierung eine neue<br />
Ausbildungsordnung erarbeitet.<br />
Fachrichtung Großhandel Inhalte zum Retourenmanagement<br />
ergänzt; in der Fachrichtung<br />
Außenhandel wurden Inhalte internationaler<br />
Berufskompetenzen erweitert,<br />
zum Beispiel durch interkulturelle Kompetenzen.<br />
3. Eine gestreckte Abschlussprüfung:<br />
Diese setzt sich aus zwei bewerteten Teilen<br />
zusammen. In der mündlichen Prüfungsleistung<br />
können Auszubildende und Betriebe<br />
künftig zwischen zwei unterschiedlichen Zugangswegen<br />
für ein fallbezogenes Gespräch<br />
zu einer betrieblichen Fachaufgabe wählen.<br />
Die Ausbildungsordnung und der darauf<br />
abgestimmte, von der Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) für den schulischen Teil der<br />
dualen Ausbildung entwickel te Rahmenlehrplan<br />
treten zum 1. August <strong>2020</strong> in<br />
Kraft und lösen die bestehenden Regelungen<br />
aus dem Jahr 20<strong>06</strong> ab.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Dr. Simone Danek<br />
Tel. 0345 2126-346<br />
sdanek@halle.ihk.de<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Björn Bosse<br />
Tel. 0345 2126-332<br />
bbosse@halle.ihk.de<br />
Was ist neu?<br />
Beliebter Ausbildungsberuf mit Karrierechancen<br />
1. Die Berufsbezeichnung:<br />
Aus „Kaufleuten im Groß- und Außenhandel“<br />
werden künftig „Kaufleute für Groß- und<br />
Außenhandelsmanagement“. Die Verordnung<br />
tritt am 1. August <strong>2020</strong> in Kraft.<br />
2. Inhalte:<br />
• Neu ist die Berufsbildposition „Elektronische<br />
Geschäftsprozesse (E-Business)“.<br />
Hierunter fällt zum Beispiel die Verwendung<br />
von E-Business-Systemen zur Ressourcenplanung<br />
und zur Verwaltung von<br />
Kundenbeziehungen. Projektförmige Arbeit<br />
wird immer wichtiger. Im Ausbildungsberuf<br />
soll dies unter anderem durch neue Inhalte<br />
im Bereich des Projektmanagements abgebildet<br />
werden - beispielsweise Unterstützungsleistungen<br />
bei der Vorbereitung, Planung,<br />
Durchführung, Steuerung und<br />
Doku mentation betrieblicher Projekte.<br />
• Auch in den beiden Fachrichtungen Großhandel<br />
und Außenhandel gibt es Veränderungen.<br />
So wurden beispielsweise in der<br />
Eine Ausbildung zum Kaufmann/zur<br />
Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement<br />
qualifiziert für vielfältige<br />
Tätig keiten in Unternehmen des Handels<br />
oder der Industrie.<br />
Einsatzgebiete sind die Beschaffung von<br />
Waren im In- und Ausland, ihre Lagerung,<br />
Marketing und Vertrieb sowie waren- und<br />
kundenbezogene Dienstleistungen. Absolventen<br />
der Fachrichtung Außenhandel<br />
wickeln insbesondere Außenhandelsgeschäfte<br />
ab und bedienen Auslandsmärkte.<br />
Mit deutschlandweit gut 13.000 neu abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträgen lag<br />
der Ausbildungsberuf 2019 auf Platz 11<br />
der ausbildungsstärksten Berufe.<br />
Im Bezirk der IHK Halle-Dessau sind derzeit<br />
etwa 200 Ausbildungsverträge registriert.<br />
Der Anteil junger Frauen ist mit 75<br />
Prozent gegenüber dem Bundesdurchschnitt<br />
von 40 Prozent besonders hoch.<br />
Die Ausbildung eröffnet gute berufliche<br />
Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten. So<br />
können sich Kaufleute für Groß- und<br />
Außenhandelsmanagement beispielsweise<br />
zum Geprüften Handelsfachwirt/zur Geprüften<br />
Handelsfachwirtin oder zum Geprüften<br />
Fachwirt/zur Geprüften Fachwirtin<br />
für Außenwirtschaft weiterbilden.<br />
Weitere Informationen zum Ausbildungsberuf<br />
„Kaufmann/Kauffrau für<br />
Groß- und Außenhandelsmanagement“<br />
erhalten Unternehmen von den Ausund<br />
Weiterbildungsberatern der IHK und<br />
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4758456.<br />
16<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & REGION<br />
Anzeige<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 17
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Auf ein Schwarzwälder<br />
Kirsch-Stout!<br />
Unternehmen, die noch nicht lange am Markt sind, trifft die Coronakrise mitunter<br />
besonders hart. Die Testbräu GbR aus Nebra nutzte die Krise jedoch als Chance,<br />
neue Kunden zu erschließen und sich weiter am Markt zu etablieren.<br />
Seit etwa zwei Jahren stellt die Testbräu GbR besondere<br />
Biere her, die vor allem in kleineren Spezialgeschäften und<br />
Gaststätten verkauft werden – auch in einem Supermarkt<br />
in Nebra. Verschiedenste Sorten sind im Programm,<br />
unter anderem ein mit echten Himbeeren gebrautes Bier.<br />
„Zu Beginn der Coronakrise ist der Absatz erstmal ziemlich<br />
eingebrochen, weil die Kneipen nicht öffnen durften.<br />
Aber dann haben wir unseren Onlineshop aufgebaut. So<br />
ist der Umsatz letztendlich nahezu gleichgeblieben“, erzählt<br />
Nicole Herdin. Die 37-Jährige ist gebürtige Nebraerin<br />
und betreibt die Firma dort mit ihrem Verlobten Dirk<br />
Lamprecht und Heiko Schwanz, einem gemeinsamen<br />
Freund.<br />
Verkostung im Internet<br />
Aber auch der Kontakt zu bestehenden Kunden wie der<br />
„Frisches Bier Bar“ aus München riss in der Coronakrise<br />
nicht ab. „Diese hat ihr Geschäft zu einem Getränkelieferservice<br />
umfunktioniert. Anfang April kam die Anfrage,<br />
ob wir unsere Produkte nicht auch über den Bierkurier anbieten<br />
möchten“, erklärt Herdin. Dort wird nun in regelmäßigen<br />
Abständen eine Onlineverkostung mit verschiedenen<br />
Bieren organisiert. Die Kunden bestellen ihr<br />
Wunschpaket und probieren in Ruhe zuhause.<br />
Dazu passend erhielt Testbräu Anfang Mai eine Einladung,<br />
an der Couchtour in München teilzunehmen, einem virtuellen<br />
Nachbarschaftstreffen im Internet. Hier durfte<br />
das junge Unternehmen sein bereits im Februar erfolgreich<br />
auf einer Messe vorgestelltes Schwarzwälder Kirsch-<br />
Deutschlandweite Bestellungen<br />
Den Onlineshop wollten die drei Gründer sowieso aufbauen.<br />
Die Krise hat die Entwicklung nun beschleunigt.<br />
„Das grobe Gerüst dafür stand schon 2018. Ende März<br />
dieses Jahres haben wir uns dann daran gesetzt, dieses<br />
endlich fertigzustellen“, erzählt Nicole Herdin. „Wir haben<br />
in etwa eine Woche gebraucht, um rechtlich alles abzusichern,<br />
das richtige Plug-In zu finden, die Seite grafisch<br />
ordentlich zu gestalten und mit unserer Lagerhaltung<br />
und der Finanzbuchhaltung in Einklang zu bringen.“ Mittlerweile<br />
gäbe es viele Bestellungen, jeden zweiten Tag gingen<br />
Pakete deutschlandweit auf die Reise. Anfragen kämen<br />
aber auch von Etikettsammlern oder Bloggern, die<br />
ein entsprechendes Video im Internet hochladen. Die Bezahlung<br />
laufe problemlos über PayPal.<br />
Nicole Herdin füllt eine Bierflasche ab.<br />
20<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
Die drei Unternehmensgründer Heiko Schwanz,<br />
Dirk Lamprecht und Nicole Herdin (v. l. n. r.)<br />
haben ihre gute Laune nicht verloren.<br />
Stout präsentieren. „Wer daraufhin neugierig geworden<br />
ist, der schaut in unseren Onlineshop, über den wir das<br />
Bier dann verkaufen“, freut sich Herdin über den Erfolg<br />
dieser neuen Absatzmöglichkeiten.<br />
Rechtzeitig vorgesorgt<br />
Besondere Biere seien ein Trend, der immer stärker werde,<br />
meint die gelernte Biochemikerin. „Wir haben über 100<br />
neue Rezeptideen, teilweise richtig verrückte Sachen“, sagt<br />
sie. Leider durfte Testbräu Corona-bedingt nichts herstellen.<br />
Dafür nutzt das Start-up normalerweise eine kleine<br />
Brauerei im Süden von München. 180 Liter pro Monat war<br />
bislang der Ausstoß. Ende des vergangenen Jahres hatte<br />
sich das Unternehmen eine eigene Abfüllanlage angeschafft<br />
– zum Glück. Denn so verfügte Testbräu über einen<br />
kleinen Bestand an 20-Liter-Fässern und Flaschen.<br />
Nun sind die drei Gründer gespannt, wie die Gaststätten<br />
auf die Möglichkeit reagieren, wieder zu öffnen. Langfristig<br />
wolle das Start-up seine Produktion dann in die<br />
Heimat verlagern und eine eigene kleine Brauerei in Nebra<br />
aufbauen.<br />
Testbräu GbR<br />
Kollerhof 3<br />
<strong>06</strong>642 Nebra<br />
https://testbraeu.de<br />
Kommende Veranstaltungen*:<br />
IHK-Beratungstag für Unternehmer<br />
und Gründer<br />
Naumburg: 24.<strong>06</strong>., 08.07., 22.07., 26.08., jeweils 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Wittenberg: 25.<strong>06</strong>., 12.00 bis 16.00 Uhr<br />
Dessau-Roßlau: 09.07., 09.00 bis 16.00 Uhr<br />
Bernburg: 01.07., 12.00 bis 16.00 Uhr<br />
Wolfen: 14.07., 09.00 bis 16.00 Uhr<br />
IHK-Start-Tag für Gründer<br />
Halle (Saale) / Saalekreis: 07.07., 03.09., jeweils 10.00 bis 18.00 Uhr<br />
Sangerhausen: 07.07., 11.08., jeweils 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Lutherstadt Eisleben: 15.07., 19.08., jeweils 8.00 bis 16.00 Uhr<br />
Alles Entscheidende zur<br />
Selbstständigkeit in 90 Minuten<br />
Halle (Saale) / Saalekreis: 08.09., 17.00 bis 18.30 Uhr<br />
*Details dazu und zu weiteren Veranstaltungen unter<br />
www.halle.ihk.de, Nr. 1953<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 21
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Liquidität sichern!<br />
Die COVID-19-Pandemie gefährdet die wirtschaftliche<br />
Existenz der Unternehmen im Land massiv. Die IHK informiert<br />
unter www.halle.ihk.de/coronavirus über mögliche<br />
Hilfen. Die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ hat wichtige<br />
Aktualisierungen zu Förderkrediten und Expressbürgschaften<br />
zusammengetragen.<br />
Förderkredite des Landes Sachsen-Anhalt erweitert<br />
Das Hilfsprogramm „Sachsen-Anhalt ZUKUNFT“ bietet<br />
neben Zuschüssen auch günstige Kredite für Unternehmen<br />
mit bis zu 50 Beschäftigten. Die „<strong>Mitteldeutsche</strong><br />
<strong>Wirtschaft</strong>“ berichtete in der April-<strong>Ausgabe</strong>. Für größere<br />
Unternehmen stellt die Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />
(IB) nun ebenso Darlehen zu Sonderkonditionen<br />
bereit: Unternehmen bis 500 Beschäftigte mit einem<br />
Kapitalbedarf bis zu 800.000 Euro können ein Darlehen<br />
als so genannte Kleinbeihilfe bei der IB beantragen. Die<br />
Laufzeit beträgt zehn Jahre, zwei Jahre sind tilgungsfrei,<br />
der Zinssatz liegt bei 1,69 Prozent. Bei Kleinbeihilfen-Darlehen<br />
bis 250.000 Euro sind Sicherheiten nicht erforderlich.<br />
Ist der Kapitalbedarf größer (bis fünf Mio. Euro), stehen<br />
auch hierfür zinsgünstige Darlehen zur Verfügung.<br />
Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten können<br />
ebenfalls vom Darlehensprogramm „Sachsen-Anhalt<br />
ZUKUNFT“ unterstützt werden, hier ist jedoch eine<br />
vorausschauende Kapitaldienstfähigkeit nachzuweisen.<br />
Anträge können direkt bei der IB gestellt werden. Eine<br />
Stellungnahme der Hausbank ist hier ausnahmsweise<br />
nicht erforderlich.<br />
Expressbürgschaften bis 250.000 Euro<br />
Unternehmen können Kreditzusagen von Hausbanken<br />
innerhalb kürzester Zeit durch die Nutzung von Express -<br />
bürgschaften erlangen. Diese können nun bis 250.000<br />
Euro Bürgschaftsbetrag innerhalb von drei Bankarbeitstagen<br />
zur Verfügung gestellt werden. Auch Bestandsengagements<br />
profitieren von dieser Regelung, solange ein<br />
Gesamtbürgschaftsengagement von 1,25 Mio. Euro nicht<br />
überschritten wird.<br />
Der Verbürgungsgrad steigt von 70 auf 80 Prozent (entspricht<br />
einem Kreditbetrag von 312.500 Euro). Ein Verbürgungsgrad<br />
von 90 Prozent ist möglich, wenn die<br />
Bürgschaftslaufzeit maximal sechs Jahre beträgt. Ab einem<br />
Kreditbetrag von 100.000 Euro wird ein Liquiditätsplan<br />
für die nächsten zwölf Monate benötigt. Es wird kein<br />
Bearbeitungsentgelt erhoben. Die Bürgschaften sind beihilfefrei,<br />
wenn die Kriterien der „Bundesregelung Bürgschaften<br />
<strong>2020</strong>“ eingehalten werden.<br />
Hausbanken beraten<br />
Unternehmen unter<br />
anderem über die Nutzung<br />
von Expressbürgschaften.<br />
Details dazu finden Unternehmen<br />
unter www.ibsachsen-anhalt.de/<br />
coronavirus-informationen-fuer-unternehmen.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Hotline<br />
Tel. 0345 2126-100<br />
Info-Portal<br />
www.halle.ihk.de/coronavirus<br />
22<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Bonitätsnachweis für Unternehmen<br />
Eine zentrale Rolle im Maßnahmenbündel der Bundesregierung<br />
spielen die Corona-Hilfen der Förderbank KfW.<br />
Hierbei übernimmt der Staat bis zu 100 Prozent der Haftung.<br />
Beantragt und abgewickelt werden diese Kredite<br />
über die Hausbanken der Unternehmen. Damit diese ein<br />
Darlehen bewilligt bekommen, müssen sie nachwesen,<br />
dass der Betrieb vor der Coronakrise wirtschaftlich gesund<br />
war und nur aufgrund der Folgen in Schieflage geraten ist.<br />
ihre Insolvenzreife auf den Folgen der COVID-19-<br />
Pandemie beruht und nicht schon vorher bestand. Dazu<br />
muss festgestellt werden, dass der Schuldner am 31. Dezember<br />
2019 noch zahlungsfähig war.<br />
Seite 24/25<br />
Creditreform Halle<br />
Markus Bachmeyer<br />
Tel. 0345 232 50 - 38<br />
www.creditreform.de/<br />
halle<br />
Die Unternehmen der Creditreform möchten betroffenen<br />
Firmen bei diesem Punkt helfen und stellen dafür eine<br />
spezielle, kostenfreie Bonitätsauskunft zur Verfügung.<br />
Diese weist mittels Bonitätsindex nach, wie sich die wirtschaftliche<br />
Lage eines Unternehmens bis zum 31. Dezember<br />
2019 entwickelt hat.<br />
Inhalte des Bonitätsnachweises 2019<br />
• Firmenidentifikation (Firmierung, Adress- und Kontaktdaten,<br />
Identifikationsnummern, Firmenstatus)<br />
• Bonitätsentwicklung für das Jahr 2019 (Grafische Darstellung<br />
im Zeitverlauf mittels Creditreform Bonitätsindex)<br />
• Strukturdaten (Rechtsform, Geschäftsführung und Vertretungsbefugnisse)<br />
Der Bonitätsnachweis ist übrigens nicht nur für die Beantragung<br />
von Förderkrediten hilfreich, sondern auch<br />
für den Fall, dass Unternehmen nachweisen müssen, dass<br />
Expertensprechtage zur Unternehmenssicherung<br />
Unternehmen, die sich aufgrund der Corona-Pandemie in einer Schieflage<br />
befinden, bietet die IHK Halle-Dessau gemeinsam mit Restruktierungs- und<br />
Sanierungsexperten aktive Hilfe zur zielgerichteten Krisenbewältigung. In<br />
kostenlosen persönlichen Erstgesprächen erhalten IHK-Mitgliedsunternehmen<br />
Hinweise und Ratschläge, wie sie in der jetzigen Situation agieren<br />
können und sollten, welche Finanzhilfen ihnen zur Verfügung stehen<br />
und mit welcher Strategie sie ihr Unternehmen den aktuellen Anforderungen<br />
entsprechend ausrichten können.<br />
Die Sprechtage finden derzeit im 14-tägigen Rhythmus statt – der nächste<br />
Termin ist der 9. Juli <strong>2020</strong>. Um persönliche Anmeldung wird gebeten:<br />
info@halle.ihk.de, 0345 21260.<br />
Anzeige<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 23
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Insolvenzrecht in Zeiten von Corona<br />
Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind etliche<br />
Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />
geraten. Nicht selten gerät dabei auch das Thema Insolvenz<br />
in den Blick. Das Insolvenzrecht macht hier (eigentlich)<br />
strenge Vorgaben. Damit es jedoch alleine aufgrund<br />
der Coronakrise nicht zu zahlreichen Insolvenzen kommt,<br />
wurde das entsprechende Recht durch das COVID-19-<br />
Insolvenzaussetzungsgesetz (COVInsAG) geändert. Unternehmer<br />
müssen dabei aber einiges beachten.<br />
Insolvenzantragspflicht ausgesetzt<br />
In „normalen“ Zeiten müssten die Verantwortlichen von<br />
entsprechenden Unternehmen spätestens drei Wochen<br />
nach Eintritt von Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung<br />
den Insolvenzantrag stellen. Andernfalls würden sie<br />
sich wegen Insolvenzverschleppung strafbar machen.<br />
Durch das COVInsAG besteht derzeit jedoch bis zum<br />
30. September <strong>2020</strong> keine Insolvenzantragspflicht (Verlängerung<br />
bis 31. März 2021 möglich).<br />
Das gilt aber nur unter zwei Voraussetzungen:<br />
1. Die Insolvenzreife ist ausdrücklich auf die Auswirkungen<br />
der Corona-Pandemie zurückzuführen. Dies wird<br />
vermutet, wenn am 31. Dezember 2019 keine Zahlungsunfähigkeit<br />
vorlag. Haben im Jahr <strong>2020</strong> aber andere,<br />
Corona-unabhängige Gründe zur Insolvenz geführt,<br />
gelten die geänderten Regelungen nicht.<br />
2. Es muss die Aussicht bestehen, die Zahlungsunfähigkeit<br />
zu beseitigen (erfolgreiche Sanierung). Anderenfalls<br />
ist die Insolvenzantragspflicht nicht ausgesetzt.<br />
Die neuen, vorerst bis zum 30. September <strong>2020</strong> geltenden<br />
Regelungen befreien zwar von der Haftung in bestimmten<br />
zivilrechtlichen, vertragsrechtlichen Zusammenhängen,<br />
nicht aber von der strafrechtlichen Haftung.<br />
Strafbar kann sich zum Beispiel machen wer<br />
- einen Insolvenzantrag nicht stellt, obwohl die oben genannte<br />
Voraussetzungen für die Aussetzung der entsprechenden<br />
Pflicht nicht gegeben sind,<br />
- Lieferanten nicht über eventuelle Zahlungsrisiken aufklärt<br />
(Betrug),<br />
- Liquidität ohne rechtfertigenden Grund aus dem Unternehmen<br />
entzieht (Untreue),<br />
- bestimmte Auszahlungen an Gesellschafter vornimmt,<br />
- in der Zeit Investitionen vornimmt, die nicht geboten sind.<br />
Alles in allem gilt deshalb:<br />
Um unternehmerische Entscheidungen auch im Nachhinein<br />
noch rechtfertigen zu können, sollten Unternehmen<br />
diese sehr ausführlich dokumentieren und ihre Liquiditätslage<br />
jederzeit sorgfältig kontrollieren. Besteht<br />
nicht mehr die Aussicht auf eine erfolgreiche Sanierung,<br />
greift auch das COVInsAG nicht mehr. Dann muss die Geschäftsführung<br />
unverzüglich einen Insolvenzantrag stellen.<br />
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es unter<br />
Geltung des COVInsAG nicht möglich ist, einen Insolvenzantrag<br />
durch Gläubiger zu stellen (wenn der Grund<br />
nicht schon vor dem 1. März <strong>2020</strong> vorlag). Auch sind Anfechtungstatbestände<br />
bezüglich erfolgter Zahlungen an<br />
einzelne Gläubiger weitgehend ausgesetzt.<br />
Gerettet!? Um im Zuge der Coronakrise<br />
drohende Unternehmensinsolvenzen<br />
möglichst zu vermeiden, wurde das<br />
Insolvenzrecht geändert. Doch es gilt<br />
einiges zu beachten.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Recht und Fair Play<br />
Dr. Ute Jähner<br />
Tel. 0345 2126-226<br />
ujaehner@halle.ihk.de<br />
24<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Unternehmen in Schwierigkeiten!?<br />
Wann befindet sich ein Unternehmen in Schwierigkeiten, wie gerät es in diese<br />
Situation und was ist in dem Fall zu tun? Susanne Hyna, geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der Höher Consulting GmbH, und Burkhard Jung, Restrukturierungspartner<br />
der RSP GmbH & Co. KG, geben einen Überblick.<br />
Durch die Coronakrise sind viele Unternehmen in<br />
Schwierigkeiten geraten. Warum Firmen einen Nachweis<br />
benötigen, dass sie sich „nicht in Schwierigkeiten“<br />
befinden<br />
Hauptsächlich Kapitalgeber brauchen diesen Nachweis,<br />
um Kreditlinien aufrechthalten zu können bzw. neue auszureichen.<br />
Bei Unternehmen, die aufgrund der Coronakrise<br />
in Schwierigkeiten gekommen sind, geht man derzeit<br />
davon aus, dass es nach dem Lockdown wieder<br />
aufwärts geht. Die „Großzügigkeit“ der schnellen Vergabe<br />
von unbesicherten Krediten während der Krise wird<br />
aber ein Ende haben – dann ist es essenziell, einen Nachweis<br />
in Form einer positiven Fortführungsprognose vorweisen<br />
zu können.<br />
Kapitalgeber hingegen sehen ein Unternehmen in<br />
Schwierigkeiten, wenn es in einer Krisensituation ist,<br />
Zweifel an der Fortführung sowie an der Wettbewerbsund<br />
Renditefähigkeit bestehen und nicht gesichert ist, ob<br />
und wie diese im Rahmen eines strukturierten Sanierungsprozesses<br />
überwunden werden können. Ob dies der<br />
Fall ist, wird in der Regel über die Beauftragung eines Sanierungsgutachtens<br />
geklärt, das die Kapitalgeber vom<br />
Unternehmen fordern.<br />
Anders in Zeiten von Corona: Kann das Unternehmen<br />
nachweisen, dass die Zahlungsfähigkeit wiederhergestellt<br />
werden kann, weil sie durch Corona verursacht<br />
wurde, besteht keine Insolvenzantragspflicht. Da dies<br />
für alle gilt, kann sich allerdings kaum ein Unternehmen<br />
sicher sein, welche seiner Geschäftspartner wirklich noch<br />
solvent sind (siehe Seite 24).<br />
Wann ein Unternehmen als „in Schwierigkeiten“ gilt<br />
Nach der landläufigen Begriffsverwendung haben<br />
Unternehmen „in Schwierigkeiten“ Probleme bei der Fortführungsprognose<br />
sowie der Wettbewerbs- und Renditefähigkeit<br />
bis hin zur Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung.<br />
Laut EU-Definition muss „im Falle von Gesellschaften<br />
mit beschränkter Haftung (AG, GmbH, KGaA) mehr als die<br />
Hälfte des gezeichneten Stammkapitals infolge aufgelaufener<br />
Verluste verloren gegangen sein. Dies ist dann<br />
der Fall, wenn sich nach Abzug der aufgelaufenen Verluste<br />
von den Eigenmitteln ein negativer kumulativer<br />
Betrag ergibt.“ Bei Gesellschaften wie OHG, KG sowie<br />
Einzelunternehmern und Freiberuflern muss mehr als die<br />
Hälfte der in den Geschäftsbüchern ausgewiesenen Eigenmittel<br />
in Folge aufgelaufener Verluste verloren gegangen<br />
sein.<br />
Wie ein Unternehmer (rechtzeitig) bemerkt, dass<br />
sein Unternehmen dem Gesetz nach in Schwierigkeiten<br />
ist und was er dann tun muss<br />
Jeder Unternehmer muss seine Zahlen im Blick haben<br />
und je nach Schwere der „Schwierigkeiten“ pflichtgemäß<br />
handeln. Entscheidend ist hier der Zeitfaktor. Ist der Unternehmer<br />
schon zahlungsunfähig oder manifestieren<br />
sich die Probleme noch in einer Rentabilitätskrise? Nach<br />
Analyse der Ursachen lassen sich Maßnahmen festlegen,<br />
wie und ob die Krisensituation überwunden werden<br />
kann.<br />
Es gibt eine höchstrichterliche Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />
(BGH), wie die Zahlungsunfähigkeit eines<br />
Unternehmens zu ermitteln ist und welche Anforderungen<br />
an Fortbestehensprognosen existieren. Hierzu hat<br />
das Institut der <strong>Wirtschaft</strong>sprüfer (IDW) Standards entwickelt,<br />
die im Wesentlichen die BGH-Rechtsprechung<br />
abbilden. Es ist daher ratsam, sich externe Spezialisten mit<br />
ins Boot zu holen, um die notwendigen Handlungsmaßnahmen<br />
gesetzeskonform und mit fachlichem Rat umsetzen<br />
zu können.<br />
Höher Consulting GmbH<br />
Dipl. oec. Susanne Hyna<br />
Damaschkestraße 6<br />
<strong>06</strong>766 Bitterfeld-Wolfen,<br />
OT Wolfen<br />
Tel. 03494 33122<br />
www.hoeher-consulting.de<br />
Restrukturierungspartner<br />
RSP GmbH & Co. KG<br />
Burkhard Jung<br />
Düsseldorfer Straße 38<br />
10707 Berlin<br />
Tel. 030 2<strong>06</strong>4 37-200<br />
www.restrukturierungspartner.com<br />
www.idw.de/idw<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 25
Die Brüder Oliver (l.) und<br />
Michael Reif sind Gründer<br />
und geschäftsführende<br />
Gesellschafter des Unternehmens<br />
„we like concepts“.<br />
In den neuen Standort in<br />
Dessau-Roßlau haben sie<br />
viel investiert, um dort<br />
weiter zu wachsen.<br />
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Vom Main an die Elbe<br />
Was bietet Sachsen-Anhalt, was das Rhein-Main-Gebiet nicht hat? Das Start-up<br />
„we like concepts“ expandiert und investiert in Dessau-Roßlau.<br />
Der Unternehmenshauptsitz von „we like concepts“,<br />
einem Produzenten für ökologische Möbel, befindet sich<br />
in Offenbach am Main. 2017 mieteten die beiden geschäftsführenden<br />
Gesellschafter und Brüder Michael<br />
und Oliver Reif Werkstatt- sowie Büroräume im Dessauer<br />
Gewerbegebiet „An der Fine“ an, um hier einen<br />
weiteren Standort aufzubauen. Das hatte handfeste unternehmerische<br />
Gründe: „Das Personal, das wir für unser<br />
Wachstum brauchen, ist in der Rhein-Main-Region nicht<br />
verfügbar. Zudem gibt es hier eine sehr viel intensivere<br />
Betreuung durch die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung, die Kontakte<br />
und Wege aufzeigt“, erläutert Michael Reif.<br />
60.000 Euro investiert<br />
Von sechs auf elf Mitarbeiter sei das Unternehmen in den<br />
zurückliegenden drei Jahren gewachsen. „Dank der sehr<br />
guten Beratung durch die IHK, deren Mitarbeiter sich<br />
viel Zeit für uns genommen haben, konnten wir eine<br />
hochqualifizierte Kollegin über das Förderprogramm<br />
,Innovationsassistent’ einstellen. Dieses gewährt uns über<br />
zwei Jahre einen 50-prozentigen Lohnkostenzuschuss“,<br />
hebt Oliver Reif hervor. Auch die Fördermöglichkeiten in<br />
Sachen Digitalisierung nehme man in Anspruch. Insgesamt<br />
rund 60.000 Euro haben die beiden Brüder bislang<br />
in ihren Dessauer Standort investiert und beispielsweise<br />
26<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
Blick in das mit<br />
den ökologischen<br />
Möbeln der Firma<br />
ausgestattete und von<br />
dieser betriebene<br />
Boutique-Hotel in der<br />
Leipziger Südvorstadt<br />
Schweißgeräte und Fräsmaschinen angeschafft. Weil sie<br />
perspektivisch ihren Metallbau und die Tischlerei unter<br />
einem Dach vereinen wollen – im Sinne kurzer Wege,<br />
reduzierter CO2-Emissionen, weiterer Synergien und auch<br />
mit Blick auf die noch ausstehende GRW-Unternehmensförderung<br />
– streben sie an, das Objekt zu erwerben.<br />
„Showroom“ zum Übernachten<br />
Seit 1. Mai 2018 betreibt das Unternehmen in der Leipziger<br />
Südvorstadt unter dem Namen „Green Residence<br />
Design Loft“ zudem ein kleines Boutique-Hotel, dessen<br />
Inneneinrichtung komplett aus den eigenen Möbeln besteht<br />
– ein identisches Projekt haben die Reif-Brüder bereits<br />
in Frankfurt am Main.<br />
„Wir verfolgen da in Ergänzung unseres hauptsächlich digitalen<br />
Marketings eine Art ,Try & Buy’-Ansatz: In unseren<br />
Hotels können potenzielle Interessenten unsere Produkte<br />
durch Benutzung eingehend prüfen“, erzählt Oliver<br />
Reif. „Wir sparen uns auf diese Weise nicht nur einen extra<br />
Showroom in Leipzig, sondern bekommen außerdem<br />
eine unmittelbare Rückmeldung über etwaige Abnutzungserscheinungen<br />
oder andere neuralgische Punkte<br />
an unseren Möbeln“, geht er auf weitere Hintergründe<br />
dieser Geschäftsfelderweiterung ein.<br />
Härtetest Coronakrise<br />
Das Konzept nach einem Jahr intensiver Planung schließlich<br />
umzusetzen, war eine Herausforderung, wie Michael<br />
Reif erläutert: „Wir investierten ausschließlich aus dem<br />
Cashflow des Unternehmens, um bei Bedarf einen Puffer<br />
bei der Hausbank abrufen zu können.“<br />
Um an potenzielle Kunden heranzutreten, nutzte das<br />
Start-up bestehende Social-Media-Plattformen und Marketingkanäle.<br />
Der Erfolg stellte sich rasch ein – „Dank der<br />
gemeinsamen Arbeit im Team“, so Michael Reif. Doch infolge<br />
der Coronakrise wurde das neue Geschäftsfeld<br />
gleich einem ersten „Härtetest“ unterzogen, erzählt Geschäftspartner<br />
Oliver Reif: „Bereits Anfang März und mit<br />
Absage der Leipziger Buchmesse brachen die Buchungszahlen<br />
massiv ein. Wir haben dann sofort reagiert und die<br />
neun Zimmer jetzt bis mindestens Ende des Sommer -<br />
semesters an Studenten vermietet.“<br />
we like<br />
concepts GmbH<br />
An der Fine 12<br />
<strong>06</strong>842 Dessau-Roßlau<br />
Tel. <strong>06</strong>9 850 961 45<br />
www.welikeconcepts.de<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 27
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Mehr Nachfolger!<br />
In der Coronakrise gewinnt das Thema Unternehmensnachfolge an Brisanz. Damit<br />
es in Zukunft genügend Nachfolger in Sachsen-Anhalt gibt, müssen alle Beteiligten<br />
an einem Strang ziehen.<br />
In Sachsen-Anhalt suchen derzeit mindestens 600 Unternehmen<br />
jährlich eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger,<br />
heißt es im Jahresbericht des Netzwerks Unternehmensnachfolge<br />
Sachsen-Anhalt (N:UN)*. Die Zahl<br />
derer, die ein Unternehmen übernehmen wollen, sei zwar<br />
seit mehreren Jahren stabil. Doch der Bedarf steige und<br />
Übergaben gestalteten sich oft schwierig.<br />
Unternehmensnachfolge als Gemeinschaftsaufgabe<br />
Bei der fünften „Nachfolgewoche” des N:UN Anfang März<br />
dieses Jahres debattierten mehr als 50 Unternehmer,<br />
(Ober)Bürgermeister, <strong>Wirtschaft</strong>sförderer und Vertreter<br />
aus Ministerien, Gründerservices und Nachfolgeinitiativen<br />
über die Herausforderungen der Unternehmensnachfolge<br />
in Sachsen-Anhalt. Im Ergebnis der Diskussionsbeiträge<br />
und Workshops wurde ein Maßnahmenplan entworfen,<br />
der nun weitergeführt und abgestimmt werden<br />
soll. Ziel ist es, dass künftig mehr Firmenübergaben gelingen.<br />
„Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“, erklärt Antje<br />
Bauer, Sprecherin des Netzwerks. „Wichtig ist, die Unternehmensnachfolge<br />
in Sachsen-Anhalt als eine Gemeinschaftsaufgabe<br />
zu sehen, die neben den Übergebern und<br />
Übernehmern ebenfalls politische Entscheidungsträger<br />
und <strong>Wirtschaft</strong>sförderer in die Pflicht nimmt.” Dementsprechend<br />
sei es wichtig, die Kräfte und Einzelinitiativen<br />
zu bündeln sowie die Netzwerkarbeit landesweit zu vertiefen.<br />
Entscheidungsträger und Verwaltungen seien aufgefordert,<br />
dringend an den Rahmenbedingungen für erfolgreiches<br />
Unternehmertum zu arbeiten. Laut Bauer<br />
gehören dazu der Bürokratieabbau und eine Aufwertung<br />
unternehmerischen Handelns in der gesellschaftlichen<br />
Wahrnehmung.<br />
Jahresbericht legt Branchenunterschiede offen<br />
Im Jahresbericht 2019 legt das N:UN erstmals eine Zusammenfassung<br />
seiner Aktivitäten für gelingende Unternehmensnachfolgen<br />
in Sachsen-Anhalt vor – samt<br />
ausführlicher Analysen sowie politischer Forderungen<br />
und Praxisbeispielen. Dabei zeigt der Blick auf<br />
die Statistik der Unternehmensübergaben, dass Betriebe<br />
aus dem Gastgewerbe und dem Handel überproportional<br />
häufig den Besitzer wechseln. Hierbei<br />
spielt vermutlich die Überalterung eine große Rolle.<br />
Zudem sind diese Unternehmen stark von der örtlichen<br />
Lage abhängig, sodass vor allem im Handel neben<br />
Firmenverkäufen aus Altersgründen ebenfalls<br />
Transaktionen über die Grenzen der Handelssparten<br />
hinweg zu vermuten sind. In der Gastronomie hinge-<br />
gen wirkt sich der Fachkräftemangel aus: Geschäftsaufgaben<br />
bzw. -übernahmen aus diesem Grund nehmen<br />
zu, gewinnen so neben dem Verkauf aus Altersgründen<br />
an Bedeutung. Demgegenüber sind<br />
Dienstleistungsunternehmen in der Übergabestatistik<br />
deutlich unterrepräsentiert. Dies liegt einerseits an<br />
der hohen Zahl Soloselbstständiger, andererseits „altert“<br />
die Branche weniger als andere – vor allem durch<br />
Existenzgründungen mit neuen, innovativen Geschäftsmodellen.<br />
Der gesamte Jahresbericht ist zu finden<br />
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4722124<br />
„<br />
Wir müssen die<br />
Unternehmensnachfolge<br />
in<br />
Sachsen-Anhalt<br />
als eine Gemeinschaftsaufgabe<br />
sehen, die neben<br />
den Übergebern<br />
und Übernehmern<br />
ebenfalls<br />
politische Entscheidungsträger<br />
und <strong>Wirtschaft</strong>sförderer<br />
in die Pflicht<br />
nimmt.“<br />
Antje Bauer,<br />
Sprecherin des Netzwerks<br />
Unternehmensnachfolge<br />
Sachsen-Anhalt<br />
28<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
*Über das N:UN<br />
Im Jahr 2007 gründeten die Handwerks- sowie die<br />
Industrie- und Handelskammern des Landes das<br />
Netzwerk Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt.<br />
Ziel: Gemeinsam Strategien und Maßnahmen<br />
erarbeiten, um die landesweite Nachfolgeproblematik<br />
zu bewältigen, sowie ausgewählte Nachfolgeprojekte<br />
unterstützen. So fanden im vergangenen<br />
Jahr 33 Veranstaltungen und Sprechtage mit<br />
über 600 Teilnehmern in allen Regionen des Landes<br />
statt. 440 Unternehmen wurden in den gewerblichen<br />
Kammern zur Unternehmensnachfolge beraten.<br />
Dabei werden regionale Partner einbezogen<br />
und eine hohe Durchschlags kraft erreicht.<br />
www.unternehmensnachfolge-lsa.de<br />
IHK informiert zur<br />
Nachfolge<br />
Wie Unternehmensnachfolge gelingen kann und<br />
was bei der Planung auch mit Blick auf Steuer- und<br />
Rechtsfragen zu beachten ist, darüber informiert<br />
die IHK Halle-Dessau - gemeinsam mit Partnern -<br />
regelmäßig bei Veranstaltungen am Hauptsitz in<br />
Halle (Saale) und den Standorten in der Region.<br />
Der nächste Termin findet am 8. September <strong>2020</strong><br />
um 14.00 Uhr in der Region Sangerhausen statt.<br />
Die Teilnehmer erhalten Informa tionen zur Planung<br />
ihrer Unternehmensübergabe sowie zu<br />
Steuer- und Rechtsfragen.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.halle.ihk.de, Nr. 157131631<br />
Wenn eine Nachfolgeregelung<br />
langfristig angelegt<br />
ist, sind die Erfolgsaussichten<br />
hoch. Im Februar 2016<br />
stieg Dennis Schröder (l.)<br />
als Co-Geschäftsführer bei<br />
der 1A Arbeitsbühnen Häßler-Lift<br />
Hebebühnen GmbH<br />
ein. Für den Prozess der<br />
Unternehmensübergabe<br />
haben Altgeschäftsführer<br />
Thomas Häßler (r.) und er<br />
eine Zeit von zehn Jahren<br />
verabredet.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Starthilfe und<br />
Unternehmensförderung<br />
Antje Bauer<br />
Tel. 0345 2126-262<br />
abauer@halle.ihk.de<br />
Achim Schaarschmidt<br />
Tel. 0345 2126-272<br />
aschaarsch@halle.ihk.de<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 29
SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />
Neue „Eis-Zeit“ als Chance<br />
Erst 2019 übernahm Karoline Bernhardt als Soloselbstständige das Kurparkcafé in<br />
Bad Lauchstädt. Die Coronakrise hat die junge Unternehmung in ihrem Wachstum<br />
gebremst – aber nicht gestoppt.<br />
Die Ausgangslage<br />
Nachdem sie zuvor neun Jahre als angestellte Küchenund<br />
Servicekraft im Kurparkcafé „Christiane Vulpius“ in<br />
Bad Lauchstädt gearbeitet hat, übernahm Karoline Bernhardt<br />
das Unternehmen Anfang 2019 als Betreiberin. Die<br />
Beratung durch die IHK Halle-Dessau, der mit einem<br />
branchenerfahrenen Bekannten sorgfältig erarbeitete<br />
Businessplan und der „Rückenwind“ durch die jüngste<br />
„Rundumerneuerung“ des idyllischen Kurparks mit Goethe-Theater<br />
und Kursaal bestärkten sie darin, den Sprung<br />
in die Selbstständigkeit zu wagen – einen Schritt, den die<br />
53-Jährige ohne Bankkredit geschafft hat.<br />
„Für die Nutzung der Räumlichkeiten zahle ich eine<br />
monatliche Pacht; die Inneneinrichtung, also Küchen -<br />
ausstattung sowie Mobiliar, habe ich durch eine Einmal -<br />
zahlung aus meinen Ersparnissen abgelöst“, betont Bernhardt.<br />
An mehreren Stellschrauben hat sie im Café gedreht: Mit<br />
erneuertem Fußboden, frischem Anstrich für die Wände<br />
und ergänztem Interieur sowie Außenbestuhlung aus den<br />
laufenden Einnahmen wertete sie die Optik auf. Zudem reduzierte<br />
sie die Speisekarte und passte die Öffnungszeiten<br />
an. „Ich setze nun anstelle von Convenience-Produkten auf<br />
frisch zubereitete kleine Speisen sowie selbstgebackene<br />
Kuchen – deren Preise nicht ,aus dem Bauch heraus’, sondern<br />
wirtschaftlich solide kalkuliert sind.<br />
Geöffnet ist nunmehr nicht nur am Wochenende, sondern<br />
auch unter der Woche und zu Veranstaltungen im Goethe-<br />
Theater, nennt die Jungunternehmerin die aus ihrer Sicht<br />
entscheidenden Faktoren dafür, dass die Umsatzentwicklung<br />
2019 sogar noch ein gutes Drittel über den eigenen<br />
Planungen lag.<br />
Dann kam Corona<br />
Doch genau mit Beginn des diesjährigen Frühlingsgeschäfts<br />
kam Corona – und damit die Zwangsschließung.<br />
„Die Soforthilfe, die ich fünf Wochen nach Beantragung<br />
erhielt, deckt leider nur weiterlaufende Betriebskosten,<br />
nicht aber den totalen Ausfall ab und war für drei Monate<br />
begrenzt. Ich habe also von Erspartem gelebt und zeitweise<br />
wieder in einem früheren Nebenjob gearbeitet“, berichtet<br />
die Soloselbstständige. Anfang Mai hat Karoline Bernhardt<br />
zunächst in einer Art Take-Away-Betrieb mit Kaffee<br />
und Kuchen ,auf die Hand’ den Neustart im Café vollzogen;<br />
seit 22. Mai ist auch ihr Freisitz wieder geöffnet.<br />
Wie geht es weiter?<br />
„Ich hoffe, dass im Zuge der Lockerungen über die Ausflügler<br />
hinaus bald auch wieder Bustouristen und Veranstaltungsgäste<br />
kommen“, sagt Bernhardt vorsichtig optimistisch.<br />
Die eigentlich für dieses Jahr geplanten<br />
Investitionen etwa in energieeffizientere Kühltechnik<br />
sowie eine Profi-Kaffeemaschine sind erst einmal zurückgestellt.<br />
Ihr Eisangebot will sie aber dennoch wie beabsichtigt<br />
auf die Köstlichkeiten aus einer Seeburger Eismanufaktur<br />
mit original italienischen Wurzeln umstellen: Die neue<br />
„Eis-Zeit“ soll nun Anfang Juni beginnen.<br />
2019 hat Karoline Bernhardt<br />
das Kurparkcafé<br />
„Christiane Vulpius“ in Bad<br />
Lauchstädt übernommen.<br />
Die Coronakrise hat sie<br />
zwar in ihrer Entwicklung<br />
gebremst, aber die Unternehmerin<br />
blickt vorsichtig<br />
optimistisch in die Zukunft.<br />
Kurparkcafé<br />
„Christiane Vulpius“<br />
Promenade 1<br />
<strong>06</strong>246 Bad Lauchstädt<br />
Tel. 01522 4234092<br />
30<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />
AUSSCHÜSSE UND ARBEITSKREISE<br />
Zurück zu „goldenen“<br />
Zeiten?<br />
Welche Folgen die Coronakrise für den regionalen Handel hat, worauf es nun ankommt<br />
und wie ein ehrenamtliches Engagement bei der IHK die heimische <strong>Wirtschaft</strong><br />
voranbringen kann – darüber sprach die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ mit<br />
Goldschmiedemeister Uwe Schönemann. Er engagiert sich im IHK-Handelsausschuss.<br />
Unabhängig von Sortiment und Ladengröße<br />
dürfen inzwischen alle Händler wieder ihre<br />
Geschäfte öffnen. Ist die Coronakrise für die<br />
Branche damit ausgestanden?<br />
Uwe Schönemann: Mitnichten! Es wird sich<br />
erst nach und nach herausstellen, wer die<br />
sechs Wochen ohne Verkaufseinnahmen nun<br />
wirklich auf Dauer übersteht. Die Zwangsschließungen<br />
erfolgten ja so ziemlich genau<br />
mit dem Einsetzen des Frühlingsgeschäfts,<br />
einer für viele Händler besonders wichtigen,<br />
weil einträglichen Phase. Nehmen Sie beispielsweise<br />
Ostern oder die Zeit der Kommunionsfeiern<br />
– da sind mir in diesem Frühjahr<br />
die sonst üblichen Umsätze auf breiter Front<br />
Seit fast 35 Jahren führt der Juwelier und Goldschmiedemeister<br />
Uwe Schönemann das 1930<br />
von seinem Großvater gegründete Juweliergeschäft<br />
in der Köthener Innenstadt. Er engagiert<br />
sich auch im dortigen Stadtrat sowie im Kreistag.<br />
weggebrochen. Denjenigen Händlern, die<br />
während eines solchen Stillstands on top<br />
noch Kredite zu tilgen haben, droht da bald<br />
die Luft auszugehen.<br />
Welche Langfristfolgen befürchten Sie konkret?<br />
Schönemann: Das zentrale Problem ist die<br />
schon jetzt zu beobachtende und wenigstens<br />
mittelfristig anhaltende Kaufzurück haltung.<br />
Die meisten Beschäftigten wollen nachvollziehbarerweise<br />
erst einmal sehen, wie es nach<br />
Corona mit ihrem eigenen Arbeitgeber weitergeht<br />
und wie sicher ihr Job ist. Klar könnte<br />
man über den Preis Kaufimpulse auslösen –<br />
bloß dann befänden wir uns sofort wieder in<br />
der unseligen Geiz-ist-Geil-Spirale, die wir<br />
überwunden zu haben hofften.<br />
Worauf kommt es seitens der Politik nun an?<br />
Schönemann: Die Kaufzurückhaltung bekommen<br />
Sie so schnell nicht weg. Für ein<br />
wenig „Rückenwind“ zur Ankurbelung des<br />
Konsums könnten Kommunen womöglich<br />
das nächste Vierteljahr auf die Parkgebühren<br />
„<br />
„Denjenigen Händlern, die während<br />
eines solchen Stillstands on top<br />
noch Kredite zu tilgen haben, droht<br />
da bald die Luft auszugehen.“<br />
32<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
Gelerntes Kunsthandwerk: Der Goldschmiedemeister<br />
Uwe Schönemann legt in<br />
seiner Werkstatt noch selbst Hand an.<br />
in den Innenstädten verzichten – als Stadtrat<br />
sehe ich gleichzeitig auch das Spannungsfeld,<br />
weil die Einnahmen dann an anderer Stelle<br />
fehlen. Was psychologisch helfen könnte,<br />
wäre mehr Augenmaß bei den Hygienevorschriften:<br />
Mir haben mehrere Kunden klipp<br />
und klar gesagt, dass sie sich auf die allernötigsten<br />
Einkäufe beschränken, solange wegen<br />
der strikten Maskenpflicht nicht an einen gemütlich-entspannten<br />
Shoppingbummel zu<br />
denken ist. Des Weiteren hätte das Land die<br />
Möglichkeit, in diesem Jahr deutlich mehr<br />
verkaufsoffene Sonntage zu erlauben, ohne<br />
dass diese an einen bestimmten Anlass wie<br />
Stadtfest oder Advent gekoppelt sein müssen.<br />
Was kann der Handel selbst unternehmen,<br />
um sich auf die neue Situation einzustellen<br />
– Stichwort Digitalisierung?<br />
Schönemann: Die Digitalisierung bietet<br />
zweifellos Chancen. Das sage ich ganz bewusst<br />
als jemand, der sich mit dem Thema<br />
eine Zeit lang selbst schwergetan hat. Sie<br />
scheint für viele Händler aber keine rationale,<br />
sondern eher eine Haltungsfrage zu<br />
sein. Ich kann nur betonen, dass ich seit 2014<br />
online tätig bin und mir mit meinem Webauftritt<br />
ein zusätzliches Schaufenster geschaffen<br />
habe, das nicht nur regional, sondern<br />
weltweit wahrnehmbar ist. Ob Sie es<br />
glauben oder nicht: Ich habe selbst während<br />
des Corona-Shutdowns Ware nach Italien<br />
und Spanien verkauft und versendet.<br />
Sie sind ehrenamtlich im IHK-Handelsausschuss<br />
engagiert. Wie nutzten Sie dieses Engagement,<br />
um sich für die Branche einzubringen?<br />
Schönemann: Wie schon bei meinem langjährigen<br />
Engagement in der Kommunalpolitik<br />
will ich als Bindeglied zwischen <strong>Wirtschaft</strong><br />
und Verwaltung fungieren und den Blickwinkel<br />
der Entscheidungsträger auf die spezifischen<br />
Eigenarten des Handels lenken. Ich<br />
denke da beispielsweise an die Erstellung des<br />
IHK-Handelsatlas, an welcher unser Ausschuss<br />
federführend mitgewirkt hat und der<br />
Einzelhändlern, Investoren und Kommunen<br />
qualifizierte Entscheidungshilfen bei handelsrelevanten<br />
Fragen zur Entwicklung von<br />
Standorten und Angeboten liefert.<br />
Die Fragen stellte Andreas Löffler.<br />
Juwelier & Goldschmiedemeister<br />
Uwe Schönemann<br />
Weintraubenstr. 33<br />
<strong>06</strong>366 Köthen (Anhalt)<br />
Tel. 03496 555871<br />
www.juwelier-schoenemann.de<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 33
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />
Die Weltwirtschaft ist infiziert – was tun?<br />
Ein Zwischenruf von Heiko Koschmieder, Geschäftsführer der FEAG Sangerhausen<br />
GmbH und Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises Außenwirtschaft<br />
Das Virus sorgt nicht nur für Einschränkungen<br />
im Inland. Die weltweite Ausbreitung<br />
schafft Unsicherheiten für die global vernetzte<br />
Industrie. Die EU-Kommission rechnet<br />
damit, dass der Welthandel <strong>2020</strong> Coronabedingt<br />
um zehn bis 16 Prozent abnehmen<br />
wird. Laut jüngster Konjunkturumfrage der<br />
IHK Halle-Dessau fallen die Absatzerwartungen<br />
ins Ausland auf einen historischen Tiefstwert.<br />
Nennen wir es beim Namen: Dies ist ein<br />
Nachfrageschock. Die Frage für uns Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer lautet nun:<br />
Wie können wir im Auslandsgeschäft Aufträge,<br />
Umsatz und vor allem Gewinn generieren?<br />
1. Branchen und Märkte analysieren<br />
Ein analytischer Blick auf die Kundenbranchen<br />
lohnt, denke ich. Die Volkswirtschaften<br />
der Welt entwickeln sich unter den veränderten<br />
Einflüssen ganz unterschiedlich. Wir<br />
brauchen diese Informationen, um die Frage<br />
zu beantworten, auf welche Branchen es sich<br />
in den einzelnen Auslandsmärkten zu setzen<br />
lohnt. Hier erwarte ich von der IHK mit ihren<br />
Auslandsorganisationen, dass sie die Trends<br />
weist.<br />
2. Das eigene Dienstleistungsangebot<br />
ausbauen<br />
Die meisten Maschinen- und Anlagenbauer<br />
etwa sind diesen Weg bereits gegangen:<br />
• Viele von ihnen bieten beispielsweise bereits<br />
Fernwartungen an.<br />
• Auch die Liefersicherheit steigt im Wert.<br />
Das haben die meisten Unternehmen von<br />
uns zu spüren bekommen. Wer also Liefersicherheit<br />
bieten kann, wird sich in fast jedem<br />
Markt weltweit besser positionieren<br />
können als die Konkurrenz.<br />
• Wer dem Kunden bei der Finanzierung<br />
entgegenkommen kann, wird ebenfalls<br />
seine Chancen auf Neuaufträge erhöhen.<br />
Dies kann auch durch Absichern mittels<br />
staatlicher Exportkreditgarantien (Hermesdeckungen)<br />
geschehen. Diese sind seit 30.<br />
März <strong>2020</strong> ebenso für Exportgeschäfte mit<br />
kurzfristigen Zahlungsbedingungen innerhalb<br />
der EU und bestimmten EFTA-Ländern<br />
möglich.<br />
3. Um politische Unterstützung ringen<br />
Unsere auslandsaktiven Unternehmen spüren<br />
seit Jahren eine Zunahme von Protektionismus<br />
in Form von Zöllen und anderen Handelshemmnissen.<br />
Zahlreiche neue Barrieren –<br />
so zum Beispiel Grenzschließungen, Reisebeschränkungen<br />
oder Exportrestriktionen – sind<br />
hinzugekommen. Etwa jedes vierte Industrieunternehmen<br />
beklagt laut aktueller Umfrage<br />
des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />
(DIHK) fehlende Waren und<br />
Dienstleistungen in der Wertschöpfungskette<br />
sowie logistische Engpässe. Aber gerade jetzt<br />
ist für uns ist die Suche nach neuen Lieferanten<br />
notwendig, um die Geschäfte aufrecht<br />
erhalten zu können. Deshalb fordern wir<br />
die Politik in Deutschland und der EU auf,<br />
alles dafür zu tun, Hürden abzubauen und<br />
neue gar nicht erst entstehen zu lassen. Das<br />
ist die Aufgabe, wenn Handelsabkommen<br />
verhandelt werden: Zollrechtliche Vereinfachungen<br />
– so etwa bei den komplexen Doku -<br />
mentationspflichten, Ursprungsregeln und<br />
dem Zolltarif – sollten unbedingt vorangetrieben<br />
werden.<br />
Mein Fazit: Unternehmer können und werden<br />
einiges tun, aber ohne offene Märkte laufen<br />
wir ins Leere. Hier kommt Arbeit auf die IHK<br />
als unsere Interessenvertretung zu.<br />
FEAG Sangerhausen GmbH<br />
Stiftsweg 1<br />
<strong>06</strong>526 Sangerhausen<br />
Tel. 03464 55830<br />
https://energoline.de/<br />
IHK berät zum Auslandsgeschäft<br />
Das Team International der IHK Halle-Dessau ist erster Ansprechpartner rund um das Auslandsgeschäft. Die Mitarbeiter informieren<br />
zu allen Auslandsmärkten, beraten zur Entsendung von Mitarbeitern, geben Auskunft zu Export- sowie Importregelungen und stellen<br />
wichtige Dokumente wie Ursprungszeugnisse und Carnets aus. Ebenso unterstützt das Team bei der Vermittlung von internationalen<br />
Geschäftskontakten und berät zu Möglichkeiten der Messeförderung.<br />
Team International, Franckestraße 5, <strong>06</strong>110 Halle (Saale), Tel. 0345- 2126-274, export@halle.ihk.de<br />
34<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />
INTERESSENVERTRETUNG<br />
Unternehmen entlasten –<br />
Bürokratie abbauen<br />
Für viele Unternehmen bedeutet Bürokratie ein erhebliches Geschäftsrisiko.<br />
Dies zu minimieren und bürokratische Hürden abzubauen – dafür setzt sich die<br />
IHK immer wieder in ihrer politischen Interessenvertretung ein.<br />
Mit der Bürokratiebe- beziehungsweise -entlastung<br />
verhält es sich wie mit der vielköpfigen<br />
Hydra: Wird an einer Stelle eine Entlastung<br />
erreicht, erwachsen an anderer Stelle<br />
gleich mehrere neue Belastungen. Es ist also<br />
ein langer Atem gefragt. Die IHK dringt in<br />
Gesprächen und Stellungnahmen regelmäßig<br />
auf schlanke Verfahren und KMU-freundliche<br />
Regelungen – nicht nur bei den Bürokratieentlastungsgesetzen*,<br />
sondern in allen Gesetzes-<br />
und Verordnungsverfahren. Hier geht es<br />
zum Beispiel darum, sachfremde Kriterien bei<br />
Vor lauter Bürokratie die eigentliche Arbeit nicht<br />
mehr erledigen können: Mit dem dritten Bürokratieentlastungsgesetz<br />
der Bundesregierung<br />
müssen Unternehmen zumindest ihre Steuerunterlagen<br />
nicht mehr zwingend in Papierform<br />
vorliegen haben.<br />
der Vergabe öffentlicher Aufträge zu verhindern,<br />
Dokumentationspflichten bei Förderanträgen<br />
zu reduzieren oder eine Entlastung bei<br />
allfälligen Statistikpflichten zu erreichen.<br />
Mittelstandsförderungsgesetz ergänzen<br />
Bürokratische Belastungen entstehen nie aus<br />
böser Absicht, sondern aus dem Interesse der<br />
Verwaltung, die Einhaltung gesetzlicher Vorhaben<br />
sicherzustellen. Es gibt bei der Gesetzgebung<br />
aber einen breiten Spielraum und<br />
unzählige Beispiele, wie sich bürokratiearme<br />
Regelungen umsetzen lassen. Um der Verwaltung<br />
eine Handreichung – quasi einen<br />
„Bürokratiecheck“ – zur Verfügung zu stellen,<br />
setzen sich die Industrie- und Handelskammern<br />
des Landes derzeit dafür ein, das zu<br />
novellierende Mittelstandsförderungsgesetz<br />
entsprechend zu ergänzen. Ziel ist es, das<br />
Bewusstsein für die Auswirkungen und ungewollten<br />
Nebenwirkungen von Gesetzen<br />
und Verordnungen zu schärfen. Insbesondere<br />
kleine und mittlere Unternehmen werden<br />
häufig überproportional durch Dokumenta -<br />
tions- und Berichtspflichten belastet. In den<br />
meisten Fällen bleiben diese beim Unternehmer<br />
selbst „hängen“. Es sollte aber im Interesse<br />
aller sein, dass sich Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer auf ihre Kernaufgaben konzentrieren<br />
können, anstatt das nicht immer verhältnismäßige<br />
Informationsinteresse der Verwaltung<br />
zu befriedigen.<br />
*Drittes Gesetz bringt Entlastung<br />
Bei den vielen aufzubewahrenden Dokumenten<br />
kommt schnell ein großer Berg Papier zusammen.<br />
Hier soll das dritte Bürokratieentlastungsgesetz der<br />
Bundesregierung Drucker und Umwelt schonen. Unternehmen<br />
müssen die Steuerunterlagen nun nicht<br />
mehr zwingend in Papierform vorliegen haben. Es<br />
reicht, wenn die Dokumente auf einem maschinell<br />
lesbaren und auswertbaren Datenträger gespeichert<br />
sind. Die Neuregelung gilt allerdings nur für Daten,<br />
deren Aufbewahrungsfrist ab dem 1. Januar <strong>2020</strong><br />
beginnt. Außerdem müssen Unternehmen, die ihr<br />
Datenverarbeitungssystem wechseln, seit diesem<br />
Jahr die Unterlagen aus dem alten System nur noch<br />
fünf Jahre aufbewahren.<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Standortpolitik<br />
Hendrik Senkbeil<br />
Tel. 0345 2126-255<br />
hsenkbeil@halle.ihk.de<br />
36<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />
Bis zu 14 Stunden wöchentlich für<br />
„Papierkram“<br />
In einer Tiefenstudie mit 14 Gasthöfen und<br />
Stadthotels aus drei Bundesländern hat der<br />
Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />
(DIHK) ein Forscherteam die tatsächliche Bürokratiebelastung<br />
von Inhaber-geführten Unternehmen<br />
untersuchen lassen. Die wichtigsten<br />
Ergebnisse:<br />
• Unternehmer im Gastgewerbe absolvieren<br />
jede Woche bis zu 14 Überstunden, um 100<br />
bis 125 komplexe Vorschriften etwa zur<br />
Kassenrichtlinie, Gaststättenverordnung<br />
oder Datenschutzgrundverordnung zu erfüllen.<br />
• Diese Bürokratiekosten machen bei einem<br />
typischen Unternehmen jedes Jahr 2,5 Prozent<br />
des Umsatzes aus. Bei durchschnitt -<br />
lichen Margen und hohen Arbeitsbelastungen<br />
kann das die Betriebe in ihrer Existenz<br />
und Nachfolge gefährden.<br />
• Bei einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz<br />
von 1,3 Millionen Euro leisten der<br />
Inhaber oder die Inhaberin bürokratische<br />
Dienste im Gegenwert von 34.000 Euro.<br />
• Mehr als die Hälfte der bestehenden Verpflichtungen<br />
haben aus Sicht der Betriebe<br />
keinen Bezug zur Unternehmensrealität.<br />
Laut Hygienevorschrift müssen Gastro-Unternehmer<br />
zum Beispiel die Temperaturen<br />
von Kühlschränken täglich per Hand in ein<br />
Formular eintragen und ein Jahr aufbewahren<br />
– selbst wenn sie über ein auto-<br />
matisches und digitales Messsystem verfügen.<br />
• Als enorme bürokratische Belastung empfinden<br />
Unternehmer nicht nur die Kosten in<br />
Form von Zeit und Geld: Auch die Unsicherheit<br />
und Unklarheit, ob sie bestimmte<br />
Vorschriften auch wirklich richtig umsetzen,<br />
macht ihnen stark zu schaffen.<br />
Verpflichtungen<br />
mit Erschwernissen<br />
Die Tabelle zeigt, basierend auf den<br />
Ergebnissen aus den Interviews und Workshops,<br />
die zehn häufigsten Verpflichtungen, aufgrund<br />
derer die Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
in der Praxis Erschwernisse erleben.<br />
§<br />
§<br />
Aufbewahrungsfristen beachten<br />
Im Rahmen einer Betriebsprüfung kann das<br />
Finanzamt Steuerunterlagen von Unternehmen<br />
mitunter auch Jahre später noch genauer<br />
unter die Lupe nehmen. Daher sind Betriebe<br />
verpflichtet, relevante Dokumente bis zu zehn<br />
Jahre aufzubewahren. Diese Fristen gelten:<br />
Zehn Jahre<br />
• Jahresabschlüsse<br />
• Buchungsbelege<br />
• Handelsbücher und Aufzeichnungen<br />
• Eröffnungsbilanzen<br />
• Lageberichte<br />
• Inventare<br />
• Aufzeichnungen von Registrierkassen<br />
• Rechnungen<br />
Relevante Dokumente müssen Unternehmen bis<br />
zu zehn Jahre aufbewahren.<br />
1. Arbeitszeit (ASiG) und<br />
Mindestlohndokumentation (MiloDokV)<br />
2. EU-Datenschutzgrundverordnung<br />
3. Bundesmeldegesetz (BMG)<br />
4. AVV Rahmen-Überwachung (AVV-RÜb)<br />
5. Umsatzsteuergesetz (UStG)<br />
6. Allergenkennzeichnung (LMIDV)<br />
7. Pauschalreiserichtlinie<br />
8. Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG)<br />
9. Brandschutzmaßnahmen<br />
10. Bettensteuer<br />
Die komplette Studie „Wie ist die Bürokratiebelastung<br />
für Unternehmen zu bremsen?“<br />
am Beispiel des Gastgewerbes finden<br />
interessierte Unternehmen unter DIHK.de.<br />
Sechs Jahre<br />
• empfangene Handels- oder Geschäftsbriefe<br />
• Kopien der abgesandten Handels- oder Geschäftsbriefe<br />
• weitere steuerrelevante Unterlagen<br />
Zwei Jahre<br />
• Dokumentation der Arbeitszeit von geringfügig<br />
Beschäftigten (sofern für den<br />
Arbeitgeber eine Dokumentationspflicht<br />
besteht)<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Starthilfe und Unternehmensförderung<br />
Daniela Wiesner<br />
Tel. 0345 2126-285<br />
dwiesner@halle.ihk.de<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 37
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />
Verlässliche Partner in<br />
der Krise<br />
Während der Corona-Pandemie hat die IHK als Vertreterin der unternehmerischen<br />
Interessen verstärkt mit Institutionen aus Politik und Verwaltung zusammengearbeitet.<br />
Deutlich wird dies am Beispiel Kurzarbeitergeld. Darüber sprach die IHK<br />
mit Markus Behrens von der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der<br />
Bundesagentur für Arbeit.<br />
Herr Behrens, über das Kurzarbeitergeld<br />
(KuG) wurden und werden viele sachsen-anhaltische<br />
Unternehmen in der Coronakrise<br />
stabilisiert. Welche Betriebe haben dieses<br />
Instrument besonders genutzt?<br />
Markus Behrens: Die Coronakrise trifft viel<br />
mehr Unternehmen als die Finanzkrise<br />
2008/2009. Wir haben allein im März und<br />
April in Sachsen-Anhalt über 20.000 Anzeigen<br />
von Unternehmen bekommen, die rund<br />
190.000 Beschäftigte betreffen. Im gesamten<br />
Jahr 2009 waren es 4.000 Anzeigen mit<br />
71.500 Beschäftigten. Es sind jetzt nicht nur<br />
die Unternehmen aus den typisch konjunktursensiblen<br />
Bereichen, wie dem verarbeitenden<br />
Gewerbe, die verstärkt Kurzarbeit anmelden,<br />
sondern auch viele Unternehmen<br />
aus dem Dienstleistungssektor.<br />
Der Ansturm kam sicher unerwartet. Wie haben<br />
Sie den stark gestiegenen Bedarf an Beratung<br />
und Genehmigung bewältigt – gab es<br />
Verzögerungen?<br />
Behrens: In der Krise zeigt sich, welchen<br />
Wert gute Netzwerkarbeit und verlässliche<br />
Absprachen unter Partnern haben. Ohne die<br />
Unterstützung der Kammern oder der Institutionen<br />
der Länder hätten wir den Ansturm<br />
an Anfragen, Beratungen und den Informationsbedarf<br />
nicht managen können. Dazu haben<br />
wir intern Prozesse schnell und massiv<br />
auf die neuen Herausforderungen umgestellt,<br />
indem wir große Teile unseres Personals bei<br />
der Bearbeitung von Kurzarbeitergeld einsetzten.<br />
Zudem haben wir unsere Beratungskapazitäten<br />
über lokale Hotlines ausgeweitet.<br />
Entscheidend war aber auch die Motivation<br />
und Einsatzbereitschaft unserer MitarbeiterInnen,<br />
die viele freiwillige Überstunden geleistet<br />
und auch an Wochenenden gearbeitet<br />
haben. Alles in allem ist es uns so zusammen<br />
mit unseren Partnern gelungen, die Bearbeitungszeiten<br />
auf einem normalen Niveau zu<br />
halten und Verzögerungen weitestgehend zu<br />
vermeiden.<br />
Wie sehen Sie die Situation am Ausbildungsmarkt<br />
und mit welchen Aktionen wollen<br />
Sie Jugendliche und Ausbildungsunternehmen<br />
zueinander bringen?<br />
Behrens: Aus Infektionsschutzgründen haben<br />
wir den Publikumsverkehr in den Arbeitsagenturen<br />
und Jobcentern auf Notfälle<br />
beschränkt. Wir sind aber weiter für unsere<br />
Jugendlichen und die Firmen mit eigenen Beratungshotlines<br />
da. Darüber hinaus probieren<br />
wir auch Formate wie Live-Sessions mit Berufsberatern<br />
bei YouTube aus. Es spricht aber<br />
einiges dafür, dass viele Unternehmen an ihren<br />
Ausbildungszielen festhalten. Die meisten<br />
wissen, wie schwer es ist, geeignete Auszubildende<br />
zu finden. Aktuell haben jedoch andere<br />
existenzielle Themen Priorität, so dass<br />
etliche Firmen die Einstellung von Auszubildenden<br />
verschoben, aber nicht aufgehoben<br />
haben. Wir stehen weiterhin bereit, die Unternehmen<br />
mit unseren Leistungen zu unterstützen.<br />
Wie und unter welchen Bedingungen können<br />
Unternehmen gemeinsam mit ihren Arbeitnehmern<br />
die Zeit der Kurzarbeit auch für<br />
Weiterbildung nutzen?<br />
Behrens: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
können in der Kurzarbeit durch volle<br />
oder teilweise Übernahme der Weiterbildungskosten<br />
gefördert werden. Dafür müssen<br />
gewissen Voraussetzungen erfüllt sein. So<br />
sollten unter anderem in der Qualifizierung<br />
Kenntnisse vermittelt werden, die über ausschließlich<br />
arbeitsplatzbezogene Anpassungsfortbildungen<br />
hinausgehen und die<br />
Maßnahme muss außerhalb des Betriebes<br />
stattfinden. Geht die Weiterbildung über das<br />
Ende der Kurzarbeit hinaus, kann der Arbeitgeber<br />
eine Anschlussförderung mit einem<br />
Arbeitsentgeltzuschuss erhalten, sofern die<br />
betreffenden Arbeitnehmer bis zum Ende der<br />
Maßnahme weiterbildungsbedingt freigestellt<br />
werden. Interessierte Unternehmen lade ich<br />
herzlich ein, sich bei der Arbeitsagentur vor<br />
Ort telefonisch beraten zu lassen.<br />
Alles in allem – wie fällt Ihr Zwischenfazit<br />
der Coronakrise aus: Was ist gut gelaufen,<br />
was sollte noch verbessert werden?<br />
Behrens: Die Auswirkungen der Krise lassen<br />
sich noch nicht gänzlich absehen. In Anbetracht<br />
der Dynamik der Ereignisse ist das Kri-<br />
38<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
senmanagement grundsätzlich gut gelaufen,<br />
weil alle Akteure und Arbeitsmarktpartner an<br />
einem Strang gezogen haben und der Gesetzgeber<br />
schnell neue Regelungen beschlossen<br />
hat. So ließen sich die Folgen der<br />
Krise auf dem Arbeitsmarkt abmildern. Die Erfahrungen,<br />
die wir in den vergangenen Monaten<br />
gesammelt haben, werden wir in die<br />
Weiterentwicklung unserer Organisation einfließen<br />
lassen, etwa bei der Verbesserung unserer<br />
Online-Angebote.<br />
Die Fragen stellte Dr. Simone Danek.<br />
„<br />
In der Krise zeigt sich, welchen<br />
Wert gute Netzwerkarbeit und<br />
verlässliche Absprachen unter<br />
Partnern haben.“<br />
Markus Behrens ist Mitglied der Geschäftsführung der<br />
Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen<br />
der Bundesagentur für Arbeit.<br />
Bundesagentur für Arbeit<br />
Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen<br />
Frau-von-Selmnitz Str. 6<br />
<strong>06</strong>110 Halle (Saale)<br />
Tel. 0345 1332-478<br />
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-sat/startseite<br />
Kurzarbeitergeld für Auszubildende<br />
Auszubildenden kann in der Regel keine Kurzarbeit<br />
angeordnet werden. Unter bestimmten<br />
Umständen kommt jedoch auch für sie Kurzarbeitergeld<br />
(KuG) in Frage. Sollte es unvermeidlich<br />
sein, die Ausbildung zeitlich zu reduzieren oder<br />
zu unterbrechen sowie den Auszubildenden gegenüber<br />
Kurzarbeit anzuordnen, haben diese<br />
zunächst Anspruch auf Zahlung der vollen Ausbildungsver<br />
gütung für mindestens sechs Wochen<br />
(§ 19 Abs. 1 Nr. 2 BBiG). Um das KuG schnell und unbürokratisch<br />
bewilligen zu können, hat die Agentur<br />
für Arbeit das Antragsverfahren stark vereinfacht und<br />
verzichtet momentan auf detaillierte Nachweise.<br />
Somit ist kein zusätzliches Verwaltungsverfahren<br />
notwendig. Der Arbeitgeber muss unter den aktuellen<br />
Rahmenbedingungen in seinem KuG-Antrag ange-<br />
ben, dass die Ausbildungsinhalte derzeit nicht zu<br />
vermitteln sind und seit wann dies der Fall ist. Für<br />
die Berufsschulzeiten wird kein Kurzarbeitergeld<br />
gezahlt.<br />
Weitere Informationen gibt die Bundesagentur<br />
für Arbeit unter www.arbeitsagentur.de.<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 39
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />
IHK-JUBILÄUM<br />
Ludwig Wucherer:<br />
Ein Mann von Welt<br />
Erfolgreicher Geschäftsmann und Wohltäter – der erste Vorsitzende der 1844<br />
gegründeten „Handelskammer der Stadt Halle und der Saalörter“ steht für<br />
verantwortungsvolles Unternehmertum, dem sich die IHK Halle-Dessau bis<br />
heute verpflichtet fühlt.<br />
Ludwig Wucherer war nicht „nur“ Fabrikant<br />
und Kaufmann, er war genauso eine Persönlichkeit<br />
des öffentlichen Lebens und der<br />
städtischen Verwaltung.<br />
<strong>Wirtschaft</strong> und Soziales verbinden<br />
Sein Einsatz für Halle war vielfältig: „unbesoldeter<br />
Stadtrat, städtischer Kämmerer, Kassenführer<br />
der städtischen Armendirektion,<br />
Mitbegründer der ersten halleschen Kinderbewahranstalten,<br />
Mitglied im Kirchenkollegium<br />
der Marktkirche Unser Lieben Frauen,<br />
Wegbereiter des Hallischen Kunstvereins und<br />
des Händel-Komitees.“ (Ulbrich, B. G., S. 19 f.)<br />
Politisch vertrat er – der als junger Freiwilliger<br />
am Kampf gegen Napoleon teilgenommen<br />
hatte – in der unruhigen Revolutionszeit<br />
von 1848/49 das bürgerlich-gemäßigte Lager.<br />
Allgemeiner Wohlstand und wirtschaftlicher<br />
Aufschwung waren für ihn eng miteinander<br />
verbunden. Folgerichtig sollte Halle als Industrie-,<br />
Gewerbe- und Handelsstandort in<br />
Konkurrenz zu Leipzig und Magdeburg bestehen<br />
können.<br />
Selbstbewusste Unternehmer<br />
Seit den 1830er-Jahren entstanden in den<br />
preußischen Territorien verstärkt Handelskammern.<br />
Halle an der Saale hatte damals<br />
rund 25.000 Einwohner und war die größte<br />
Stadt des Regierungsbezirks Merseburg der<br />
preußischen Provinz Sachsen. Das Selbstbewusstsein<br />
der Unternehmer wuchs – verbunden<br />
mit einem Streben nach Informationsaustausch<br />
und koordiniertem Vorgehen.<br />
Andererseits waren die „staatlichen und kommunalen<br />
Behörden ... für sachkundige Auskunft<br />
und Zuarbeit aus <strong>Wirtschaft</strong>skreisen<br />
aufgeschlossen und dankbar“. (Ulbrich, B. G.,<br />
S. 11)<br />
Für das Gemeinwohl<br />
Als der preußische König Friedrich Wilhelm IV.<br />
am 18. Oktober 1844 das „Statut für die Handelskammer<br />
der Stadt Halle und der Saalörter<br />
im Regierungsbezirk Merseburg“ genehmigte,<br />
stand einer regionalen Handelskammer<br />
nichts mehr im Weg. Die Vorgängerin der<br />
heutigen IHK Halle-Dessau setzte sich aus<br />
neun gewählten, ehrenamtlich tätigen Mitgliedern<br />
zusammen. Gewählt werden durften<br />
Männer über 30 Jahre mit festem Wohnsitz in<br />
einer Gemeinde des Kammerbezirks sowie<br />
von unbescholtenem Ruf. Sie mussten mindestens<br />
fünf Jahre „‘ein Handlungs- oder Fabrikgeschäft<br />
... für eigene Rechnung allein<br />
oder als Gesellschafter persönlich betrieben‘<br />
haben“. (Ulbrich, B. G., S. 14) Wucherer gehörte<br />
bei der Gründung der Handelskammer<br />
zu den Vorreitern – und wurde am 23. April<br />
1845 ihr erster Vorsitzender, bestimmt von<br />
den Mitgliedern, die sich zur konstituierenden<br />
Sitzung in der großen Ratsstube des halleschen<br />
Rathauses versammelten. Für Wucherer<br />
war die neue Organisation mehr als eine<br />
Schnittstelle zwischen <strong>Wirtschaft</strong> und Verwaltung:<br />
Sie diente der Arbeit am Gemeinwohl<br />
– ein Grundsatz, der für die IHK bis<br />
heute gilt.<br />
Eifriger Förderer des Eisenbahnausbaus<br />
Dass Halle nicht nur ans Eisenbahnnetz angeschlossen<br />
wurde, sondern auch heute noch<br />
immer einen wichtigen Knotenpunkt darstellt,<br />
ist nicht zuletzt Wucherers Verdienst. Bereits<br />
Ludwig Wucherer, am 23. April 1845 zum ersten<br />
Vorsitzenden der „Handelskammer der Stadt<br />
Halle und der Saalörter im Regierungsbezirk<br />
Merseburg“ bestimmt, fühlte sich besonders der<br />
Arbeit am Gemeinwohl verpflichtet.<br />
40<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />
als die Nachricht von der Einweihung der ersten<br />
öffentlichen Eisenbahn auf der Strecke<br />
Stockton-Darlington 1825 in England bekannt<br />
wurde, startete Wucherers „Lobbyarbeit“<br />
für den Anschluss seiner Heimatstadt an<br />
das zukunftsträchtige Netz. 15 Jahre später –<br />
im Juli 1840 – eröffneten die Strecken Halle-<br />
Magdeburg und Halle-Leipzig. Weitere sollten<br />
folgen. Bei der Durchsetzung des Projekts<br />
halfen Wucherer sicherlich das ihm nachgesagte<br />
Verhandlungsgeschick sowie sein persönlicher<br />
Einfluss beim preußischen Königshaus.<br />
Doch der „Infrastruktur-Pionier“ hatte<br />
bei seiner Leidenschaft für den Eisenbahnknoten<br />
weniger das eigene gewerbliche<br />
Wohlergehen, sondern vielmehr die Gesamtperspektive<br />
des Raumes Halle im Blick.<br />
Ludwig Wucherer starb am 15. Dezember<br />
1861 in Halle. Bis zu seinem Rücktritt aus Gesundheitsgründen<br />
1849 war er Vorsitzender<br />
der Handelskammer.<br />
Der Ludwig-Wucherer-Saal der IHK Halle-Dessau<br />
dient heute regelmäßig als Bühne für den<br />
Nachwuchs: Bei einem Preisträgerkonzert des<br />
Wettbewerbs „Jugend musiziert“ gab das<br />
Schlagzeug-Ensemble, bestehend aus<br />
Max-Ferdinand Zeh (r.) und Jacob Lehmer aus<br />
Halle (Saale), sein musikalisches Können zum<br />
Besten.<br />
Zum Denken und Handeln erzogen<br />
Der am 30. Mai 1790 in Halle (Saale) geborene Ludwig Wucherer wuchs als jüngster Sohn einer Unternehmerfamilie auf: Sein Vater<br />
besaß in der Großen Ulrichstraße 73 eine Fabrik für Golgas – gedruckte Flanelle. Wucherer, so heißt es, habe von seinem Elternhaus<br />
„ein starkes Bildungsstreben, Eigenständigkeit des Denkens, Tatkraft, einen ausgeprägten Sinn für soziale Wohltätigkeit, ... mit auf den<br />
Lebensweg bekommen.“ Ein „,aufklärerisch-philanthropisches Tatchristentum‘“ habe ihn ausgezeichnet. (Ulbrich, B. G., S. 19) Prägend<br />
sei zudem Wucherers schulische Ausbildung gewesen, wesentlich beeinflusst durch das Wirken des Pädagogen August Hermann Niemeyer<br />
(1754 bis 1828), unter anderem Kanzler und Rektor der Universität Halle. Wucherer besuchte die Niemeyersche Privatschule,<br />
später das Pädagogium der Franckeschen Stiftungen.<br />
Der Ludwig-Wucherer-Saal:<br />
Erinnerung an Gründergeneration<br />
Der nach Wucherer benannte Saal – ein<br />
Jugendstiljuwel von 1902 – ist kunstvoll<br />
verziert mit Symbolen der heimischen<br />
<strong>Wirtschaft</strong> und des Handels mit exotischen<br />
Gütern aus aller Welt. Hier tagt<br />
die Vollversammlung der IHK Halle-Dessau,<br />
das „Parlament“ der regionalen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />
Doch der Saal ist ebenso als<br />
gesellschaftlicher Treffpunkt für Unternehmer-<br />
und Bürgerschaft, Kunst und<br />
Politik dem Erbe Wucherers verpflichtet.<br />
So öffnet die IHK ihren historischen Saal<br />
regelmäßig einem musik- und kulturinteressierten<br />
Publikum. Politische Dialoge,<br />
Empfänge oder Ehrungen für erfolgreiche<br />
Sportler des Landes finden genauso statt<br />
wie die Preisträgerkonzerte des Wettbewerbs<br />
„Jugend musiziert“.<br />
Verwendete Literatur:<br />
Ulbrich, Bernd G., Geschichte der Industrie- und Handelskammer<br />
Halle-Dessau 1844-2019, mdv <strong>Mitteldeutsche</strong>r<br />
Verlag GmbH, Halle (Saale), 2019<br />
Dalchow, Irmtraud, Die Industrie- und Handelskammer<br />
Halle-Dessau: 150 Jahre Kammergeschichte in Mitteldeutschland.<br />
1844-1994. Festschrift der IHK Halle-Dessau<br />
zum 150-jährigen Jubiläum, Industrie- und<br />
Handelskammer Halle-Dessau, 1995<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 41
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />
FINANZIERUNG UND FÖRDERUNG<br />
Innovationskraft fördern<br />
Die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen<br />
nachhaltig zu stärken, ist Ziel des „Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand<br />
(ZIM)*” des Bundesministeriums für <strong>Wirtschaft</strong> und Energie (BMWi). Eingeschlossen<br />
sind auch das Handwerk und die unternehmerisch tätigen freien Berufe.<br />
Fördergegenstand<br />
• Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
und diese unterstützende Dienstleistungen<br />
für innovative Produkte, Verfahren oder<br />
technische Dienstleistungen ohne Einschränkung<br />
auf bestimmte Technologien<br />
und Branchen mit erheblichem technischen<br />
Risiko und anspruchsvollem Innovationsniveau<br />
• Durchführbarkeitsstudie zum geplanten<br />
FuE-Projekt für: technische Vorprojekte/<br />
Tests zur Bewertung des geplanten FuE-<br />
Projekts; Untersuchung des Stands von<br />
Wissenschaft, Forschung, Technik sowie einer<br />
summarischen Prüfung der Schutzrechtesituation;<br />
Identifizierung der notwendigen<br />
FuE-Arbeiten; Ermittlung der<br />
notwendigen wissenschaftlich-technischen<br />
Ressourcen sowie erforderlicher Kooperationspartner/Auftragnehmer,<br />
Analyse/Auslotung<br />
des Marktpotenzials<br />
• FuE-Einzelprojekte von Unternehmen<br />
• FuE-Kooperationsprojekte von Unternehmen<br />
in folgenden Varianten:<br />
a) Kooperationsprojekte mit mindestens zwei<br />
Unternehmen<br />
b) Kooperationsprojekte mit mindestens einem<br />
Unternehmen und mindestens einer<br />
Forschungseinrichtung<br />
Die ECH Elektrochemie Halle GmbH hat bereits<br />
das alte ZIM-Programm in Anspruch genommen<br />
und damit unter anderem in den TOGA-<br />
Gaschromatographen zur Gas-in-Öl-Analyse<br />
investiert. Das Gerät überwacht ölgefüllte<br />
Leistungstransformatoren in den Kraftwerken.<br />
Über die Analyse der in den Ölen gelösten Gase<br />
lassen sich frühzeitig Fehler in den Transformatoren<br />
erkennen.<br />
42<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />
• Innovationsnetzwerke mit mindestens<br />
sechs Unternehmen, unterstützt durch ergänzende<br />
Leistungen einer Netzwerkmanagementeinrichtung<br />
• Internationale Innovationsnetzwerke mit<br />
mindestens vier deutschen Unternehmen,<br />
unterstützt durch ergänzende Leistungen<br />
einer Netzwerkmanagementeinrichtung<br />
und mindestens zwei Unternehmen mit<br />
Netzwerkmanagement ohne Niederlassung<br />
in Deutschland<br />
• Zusätzlich zum FuE-Projekt: Leistungen zur<br />
Markteinführung<br />
a) „Innovationsberatungsdienste”: Beratung,<br />
Unterstützung und Schulung in den Bereichen<br />
Wissenstransfer, Erwerb, Schutz<br />
und Verwertung immaterieller Vermögenswerte<br />
sowie Anwendung von Normen<br />
und Vorschriften, in denen diese verankert<br />
sind<br />
b) „innovationsunterstützende Dienstleistungen”:<br />
Bereitstellung von Büroflächen,<br />
Datenbanken, Bibliotheken, Marktforschung,<br />
Laboratorien, Gütezeichen, Tests<br />
und Zertifizierung zum Zweck der Entwicklung<br />
effizienterer Produkte, Verfahren<br />
oder Dienstleistungen<br />
c) Messeauftritte sowie Beratung zu Produktdesign<br />
und Vermarktung<br />
Förderquote/Förderhöchstsumme<br />
• nicht rückzahlbarer Zuschuss im Rahmen<br />
einer Projektförderung als Anteilfinanzierung<br />
• Höhe der förderfähigen Kosten differenziert<br />
nach Projekt und Unternehmensgröße:<br />
a) FuE-Einzelprojekte bis zu 550.000 Euro<br />
b) FuE-Kooperationsprojekte bis zu 450.000<br />
Euro pro Unternehmen, max. 2,3 Mio.<br />
Euro<br />
c) nationale Innovationsnetzwerke bis zu<br />
420.000 Euro, für Phase 1 bis zu 180.000<br />
Euro<br />
d) internationale Innovationsnetzwerke bis<br />
zu 520.000 Euro, Phase 1 bis zu 220.000<br />
Euro<br />
e) Durchführbarkeitsstudien bis zu 100.000<br />
Euro, bei Kooperationen mehrerer Unternehmen<br />
bis zu 200.000 Euro<br />
Unternehmensgröße<br />
f) Leistungen zur Markteinführung bis zu<br />
60.000 Euro<br />
• Fördersätze bezogen auf die zuwendungsfähigen<br />
Kosten:<br />
a) FuE-Projekte: (siehe Tabelle)<br />
b) Management von Innovationsnetzwerken<br />
degressive Staffelung: im 1. Jahr 90 %, im<br />
2. Jahr 70 %, im 3. Jahr 50 % und ggf. im<br />
4. Jahr 30 %, bei internationalen Netzwerken:<br />
Phase 1 (18 Monate) 95 %, Phase 2:<br />
1. Jahr 80 %, 2. Jahr 60 %, 3. Jahr 40 %<br />
c) Durchführbarkeitsstudien: kleine Unternehmen<br />
70 %, mittlere Unternehmen<br />
60 %, Unternehmen mit max. 499 bzw.<br />
999 Mitarbeitern 50 %<br />
d) Leistungen zur Markteinführung: 50 % der<br />
zuwendungsfähigen Kosten<br />
Antragsberechtigung<br />
Differenziert je nach Projekt:<br />
• Unternehmen aller Rechtsformen mit<br />
weniger als 1.000 Mitarbeitern mit Betriebsstätte/Niederlassung<br />
in Deutschland,<br />
For schungseinrichtungen als Kooperationspartner<br />
eines antragstellenden Unternehmens,<br />
von mind. sechs bzw. vier (international)<br />
beteiligten Unternehmen mit dem<br />
Netzwerkmanagement beauftragte Einrichtungen<br />
Einzelprojekte Kooperationsprojekte Kooperationsprojekte<br />
mit ausländischen<br />
Partnern<br />
kleine Unternehmen 45 % 55 % 60 %<br />
in strukturschwachen<br />
Regionen<br />
kleine junge Unternehmen 45 % 50 % 60 %<br />
kleine Unternehmen 40 % 45 % 55 %<br />
mittlere Unternehmen 35 % 40 % 50 %<br />
Unternehmen mit max. 25 % 30 % 40 %<br />
499 Beschäftigten<br />
Unternehmen mit max. – 30 % 40 %<br />
999 Beschäftigten<br />
• Für Durchführbarkeitsstudien: Kleine und<br />
mittlere Unternehmen (KMU) als junge Unternehmen<br />
(zehn Jahre), Kleinstunternehmen<br />
(zehn Mitarbeiter) oder Erstbewilligungsempfänger<br />
Zusatzinformation<br />
• Richtlinie ersetzt die Neufassung der Richtlinie<br />
„Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand<br />
(ZIM) vom 15. April 2015<br />
Folgende Projektträger sind zuständig: Einzelprojekte<br />
- EuroNorm GmbH<br />
Kooperationsprojekte – AiF Projekt GmbH<br />
Kooperationsnetzwerke – VDI/VDE Innovation<br />
+ Technik GmbH<br />
*Richtlinie von <strong>2020</strong><br />
Weiterführende Informationen unter<br />
www.zim.de<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Innovation und Umwelt<br />
Dr. Sophie Kühling<br />
Tel. 0345 2126-265<br />
skuehling@halle.ihk.de<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 43
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />
RECHT<br />
OLG Köln: Diagonale Größe bei Plüschtieren nicht irreführend<br />
Nach den Vorschriften des Gesetzes gegen<br />
den unlauteren Wettbewerb (UWG) ist eine<br />
geschäftliche Handlung irreführend, wenn<br />
sie unwahre Angaben oder sonstige zur Täuschung<br />
geeignete Angaben über wesentliche<br />
Merkmale der Ware enthält. Das Oberlandesgericht<br />
(OLG) Köln hat entschieden, dass<br />
keine Irreführung vorliegt, wenn die Größe eines<br />
Plüschtieres als Diagonale und nicht die<br />
Standhöhe angegeben wird und dieser Umstand<br />
auf dem Produktbild eingezeichnet ist<br />
(Urteil vom 6. Februar 2019, Az.:6 U 141/18).<br />
sah hierin eine Irreführung und mahnte sie<br />
wegen der Darstellung der Größe ab. Der<br />
Betrachter erwarte, dass die Teddybären vom<br />
Scheitel bis zur Sohle so groß seien wie<br />
angegeben und nicht in der Diagonalen. So<br />
seien sie aber tatsächlich jeweils rund 15<br />
Prozent kleiner. Anders als noch das Landgericht<br />
Köln entschied das OLG jedoch, dass<br />
die beanstandete Werbung nicht irreführend<br />
sei.<br />
Die Beklagte verkauft Plüschtiere auf eBay<br />
und in ihrem Onlineshop. Hierbei gab sie die<br />
Maße einer diagonalen Messung (etwa vom<br />
linken Ohr bis zum rechten Fuß) an. Zur Darstellung<br />
war diese Diagonale auch auf den<br />
Produktbildern eingezeichnet. Die Klägerin<br />
Ausführliche Aussagen bzw. der<br />
Wortlaut des Urteils<br />
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4770772<br />
OLG Frankfurt: Haftung für Google-Cache nach Unterlassungserklärung<br />
Nach Abmahnungen werden häufig strafbewehrte<br />
Unterlassungserklärungen (UE) abgegeben,<br />
um die Streitigkeit ohne Gerichtsverfahren<br />
aus der Welt zu räumen. Doch wie<br />
weit geht die Unterlassungspflicht? Das<br />
Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt a. M. entschied,<br />
dass auch eine Pflicht dazu bestehe,<br />
zeitnah die Löschung der veralteten Informationen<br />
aus dem Google-Cache zu beantragen<br />
(Urteil vom 22. August 2019 Az.: 6 U<br />
83/19)<br />
Die Beklagte hatte in der Vergangenheit eine<br />
UE abgegeben und sich dazu verpflichtet,<br />
nicht mehr mit einer Herstellergarantie zu<br />
werben, die nicht den gesetzlichen Voraussetzungen<br />
genügt. Sie löschte zwar die entsprechenden<br />
Angaben aus ihrem Shop, forderte<br />
Google jedoch erst nach zwei Wochen<br />
zur Löschung der Werbung im Cache auf.<br />
Dies führte dazu, dass in der Anzeige der<br />
Google-Snippets noch immer die Angabe der<br />
fehlerhaften Herstellergarantie erschien. Das<br />
OLG Frankfurt entschied, dass die Beklagte<br />
auch für diese irreführenden Einträge bei<br />
Google haftet.<br />
Ausführliche Aussagen bzw. der<br />
Wortlaut des Urteils<br />
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4780336<br />
44<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />
Einkommensteuer: Keine pauschale Versteuerung bei Betriebsveranstaltung nur für Führungskräfte<br />
Bei einer Feier nur für Führungskräfte eines<br />
Unternehmens handelt es sich nicht um eine<br />
Betriebsveranstaltung, welche die Erhebung<br />
der Lohnsteuer durch den Arbeitgeber mit<br />
einem Pauschsteuersatz von 25 Prozent ermöglicht.<br />
Dies hat das Finanzgericht Münster<br />
kürzlich entschieden (Urteil vom 20. Februar<br />
<strong>2020</strong>, Az.: 8 K 32/19 E,P,L). Eine solche<br />
Veranstaltung liege nur vor, wenn die Teilnahme<br />
allen Betriebsangehörigen offensteht,<br />
so das Gericht. Allerdings wurde Revision<br />
eingelegt und der Bundesfinanzhof muss die<br />
Frage nun endgültig klären.<br />
Ausführliche Aussagen bzw. der<br />
Wortlaut des Urteils<br />
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4800268<br />
Anzeige<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 45
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />
ENERGIE UND UMWELT<br />
Was kostet das Klimapaket?<br />
Basierend auf dem Klimapaket der Bundesregierung wurde im vergangenen Jahr<br />
das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) beschlossen. Damit erhalten<br />
fossile Heiz- und Kraftstoffe wie Erdgas, Heizöl, Diesel und Benzin ab 2021 einen<br />
CO 2 -Preisaufschlag.<br />
Die Bepreisung soll im kommenden Jahr mit<br />
25 Euro je Tonne CO2 beginnen und wird bis<br />
2025 jährlich erhöht. Der eigentliche Emissionshandel<br />
beginnt 2026 mit einem Preiskorridor<br />
von 55 bis 65 Euro pro Tonne CO2.<br />
Parallel zur CO2-Bepreisung soll die EEG-Umlage<br />
reduziert werden. Wie sich das Vorhaben<br />
in den kommenden Jahren auf die Energiekosten<br />
von Unternehmen auswirkt, können<br />
diese mit dem neuen CO2-Preisrechner der<br />
IHK-Organisation abschätzen.<br />
Über die geplante Ausgestaltung des Brennstoffemissionshandels<br />
informiert die IHK unter<br />
www.halle.ihk.de (Nr. 4709392 ins Suchfeld<br />
eingeben). Dort finden Unternehmen<br />
Informationen darüber, wer Zertifikate kaufen<br />
muss, welche Brennstoffe unter den Zertifi-<br />
katehandel fallen und wie das Verhältnis zum<br />
bereits bestehenden Europäischen Emissionshandel<br />
ist. Viele Details zur Ausgestaltung<br />
werden erst im Laufe der kommenden Monate<br />
beschlossen, der Internetauftritt und<br />
das dort verlinkte Merkblatt des Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertages (DIHK)<br />
werden entsprechend regelmäßig aktualisiert.<br />
Am 15. September <strong>2020</strong> findet bei<br />
der IHK ein Webinar zum BEHG statt.<br />
Weitere Informationen erhalten interessierte<br />
Unternehmen in Kürze auf<br />
der Website der IHK im oben angegebenen<br />
Bereich.<br />
Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und damit ihre Klimaziele für 2030 zu erreichen, will die Bundesregierung einen<br />
finanziellen Anreiz setzen. Die CO 2-Bepreisung für Brennstoffe in Form eines nationalen Emissionszertifikatehandels ist<br />
dabei das zentrale Instrument eines umfangreichen Maßnahmenpaketes.<br />
Zum CO2-Preisrechner<br />
für Unternehmen:<br />
www.ihk.de/co2-preisrechner<br />
IHK Halle-Dessau<br />
Innovation und Umwelt<br />
Franziska Böckelmann<br />
Tel. 0345 2126-409<br />
fboeckelma@halle.ihk.de<br />
Anzeige<br />
46<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />
INTERNATIONAL<br />
Lieferketten-Hemmnisse erfassen<br />
Im Zuge der Corona-Pandemie kam bzw.<br />
kommt es nahezu weltweit zu eingeschränktem<br />
Reiseverkehr und gestörten Logistikabläufen.<br />
Diese führen teilweise zu erheblichen<br />
Schwierigkeiten und Unterbrechungen in den<br />
grenzüberschreitenden Wertschöpfungs- und<br />
Lieferketten. Die Bundesregierung und die<br />
Länder haben deshalb neue Kontaktstellen<br />
eingerichtet, mit deren Hilfe Lieferkettenprobleme<br />
behoben werden sollen. Die IHK Halle-<br />
Dessau hilft als Kontaktstelle in Sachsen-Anhalt<br />
dabei, Hemmnisse im Binnenmarkt und<br />
in Drittstaaten zu erfassen, zu bündeln und<br />
an die Politik zwecks Lösungsfindung zu<br />
kommunizieren.<br />
Betroffene Unternehmen werden gebeten,<br />
folgende Informationen an die IHK zu übermitteln:<br />
- betroffener Staat<br />
- Beschreibung der Maßnahme und Auswirkung<br />
- etwaiger Lösungsvorschlag<br />
- Import/Export<br />
- Produkt/Branche<br />
Aufgrund der Corona-Pandemie haben EU- und<br />
Drittstaaten zahlreiche Maßnahmen eingeführt,<br />
welche die Wertschöpfungs- und Lieferketten<br />
stark beeinträchtigen.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.halle.ihk.de, Nr. 4794222<br />
IHK Halle-Dessau<br />
International<br />
Michael Drescher<br />
Tel. 0345 2126-353<br />
mdrescher@halle.ihk.de<br />
Dolmetscher und Übersetzer finden<br />
Einige Dienstleistungen, welche die IHK für<br />
ihre Mitgliedsunternehmen erbringt, erfordern<br />
Übersetzungen von beeidigten Übersetzern.<br />
Dies ist zum Beispiel bei der Anerkennung<br />
ausländischer Berufsabschlüsse, der Zulassung<br />
von Mitbürgern aus nichteuropäischen<br />
Staaten zur Berufsausbildung oder dem<br />
Nachteilsausgleich bei Prüfungen der beruflichen<br />
Bildung erforderlich.<br />
Doch wo finden Unternehmen geeignete<br />
Über setzer und Dolmetscher?<br />
Landesverband der Dolmetscher und<br />
Übersetzer<br />
In dem Berufsverband sind über 440 professionelle<br />
Übersetzer und Dolmetscher aus<br />
Sachsen und Sachsen-Anhalt organisiert. Sie<br />
bieten Sprachdienstleistungen in mehr als<br />
40 Sprachen und in der deutschen Gebärdensprache<br />
an. Der Landesverband Ost ist<br />
Mitglied im Bundesverband der Dolmetscher<br />
und Übersetzer e. V. (BDÜ), dem größten<br />
deutschen Berufsverband der Sprachmittler -<br />
branche.<br />
Suchdatenbank<br />
Mithilfe der BDÜ-Suchdatenbank lassen sich<br />
nicht nur geeignete Dolmetscher und Übersetzer<br />
finden und vermitteln, sondern auch<br />
qualifizierte Lehrkräfte und Dozenten für<br />
Fremdsprachenseminare.<br />
https://ostbdue.de<br />
www.bdue.de<br />
IHK Halle-Dessau<br />
International<br />
Katalin Stolzki<br />
Tel. 0345 2126-234<br />
kstolzki@halle.ihk.de<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 47
BÖRSEN / VERANSTALTUNGEN<br />
Unternehmensbörse<br />
„nexxt-change“<br />
Die Unternehmensbörse dient einerseits dem Ziel, Unternehmen<br />
auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger oder<br />
aktiven Teilhaber behilflich zu sein. Andererseits soll es den<br />
Existenzgründern die Suche nach einem Unternehmen für<br />
eine Übernahme erleichtern. Weitere Informationen unter<br />
www.halle.ihk.de, Nr. 2794172<br />
Kontakt:<br />
Susann Sommer, Tel. 0345 2126-452,<br />
Fax: 0345 212644-452 oder E-Mail: ssommer@halle.ihk.de<br />
Erfolgreich etablierte Taxi/Mietwagen &<br />
Transportfirma (30 Jahre) in Zeitz/BLK zu<br />
verkaufen. (157400)<br />
Erfolgreicher Elektroinstallationsbetrieb,<br />
seit 30 Jahren bestehend, aus Altersgründen<br />
zu verkaufen. (157431)<br />
Erfolgreiche Personalleasingagentur mit<br />
mehreren Niederlassungen sucht Nachfolger.<br />
(157429)<br />
Wir suchen als zweites Standbein eine Pizzeria<br />
mit Stammkunden und Produktionsstätte<br />
in Halle (Saale). (157430)<br />
Gesucht wird ein eingerichtetes Restaurant<br />
in Halle (Saale) und Umgebung. (157428)<br />
Mietwagenunternehmen oder Krankentransporte<br />
sowie Waschanlage zum Kauf<br />
gesucht. (157427)<br />
KFZ-Sachverständiger sucht ein Unternehmen<br />
im Raum Halle zur Betriebsübernahme.<br />
(157418)<br />
<strong>Wirtschaft</strong>singenieur und Techniker<br />
suchen in der Region Mitteldeutschland<br />
(Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) ein<br />
mittelständisches Unternehmen mit einem<br />
soliden Produkt oder Service aus der metallverarbeitenden<br />
Branche (auch Lohnfertigung).<br />
(157423)<br />
Gewerbeflächenbörse<br />
Für die Richtigkeit der Angaben übernehmen wir keine<br />
Haftung! Weitere Informationen unter www.halle.ihk.de,<br />
Nr. 2504<br />
Kontakt:<br />
Elisabeth Günther, Tel. 0345 2126-266,<br />
E-Mail: eguenther@halle.ihk.de<br />
<strong>06</strong>366 Köthen (Anhalt): Privatperson vermietet<br />
Ladengeschäft 485 m² (Lagerfläche<br />
155 m², Geschäftsfläche 330 m², Lastenfahrstuhl<br />
im Keller, große Fensterfront, Außenwerbemöglichkeiten);<br />
Bj. 1900, Sanierung/Renovierung<br />
2005; Erdgas/Zentralheizung;<br />
ehemalige Nutzung: Elektrofachhandel, geeignet<br />
für Produktion, Handel- und DL-Branche.<br />
(GB-1321)<br />
<strong>06</strong>366 Köthen (Anhalt): Privatperson vermietet<br />
vielseitig nutzbare Geschäftsfläche<br />
370 m² in einem Brandhauerhaus (Kulturdenkmal)<br />
mit Küche, WC, Beleuchtung und<br />
Teppichboden; direkt in der Fußgängerzone;<br />
Bj. 1900, Modernisierung 1995; teilbar, ausbau-/umbau-<br />
und erweiterungsfähig (auch<br />
Fensterflächen); Erdgas H; ehemalige Nutzung:<br />
Call-Center, geeignet für Produktion,<br />
Handel- und DL-Branche. (GB-1323)<br />
Kooperationsangebote<br />
aus der Datenbank des Enterprise<br />
Europe Networks (EEN)<br />
Interessenten finden diese und weitere Kooperationsangebote<br />
unter http://een-sachsen-anhalt.de/dienstleistungen/<br />
partnersuche.html.<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Katharina Berger, Tel. 0391/5693-342,<br />
E-Mail: berger@magdeburg.ihk.de<br />
Alarm-, Video- und Klimaanlagen – Lieferanten<br />
gesucht<br />
Das Unternehmen wurde 1995 in Bosnien<br />
und Herzegowina gegründet. Es beschäftigt<br />
sich mit der Installation und Wartung von<br />
Autoalarmen, Alarmsystemen für Einrichtungen,<br />
Videoüberwachung, Lüftung, Feueralarmsystemen<br />
und Klimaanlagen. Das Unternehmen<br />
sucht derzeit nach zertifizierten<br />
Lieferanten von Alarm-, Video- und Klimaanlagen<br />
im Rahmen eines Vertriebsdienstleistungsvertrags.<br />
(EG0120 BA03)<br />
Feuerfeste Materialien – Vertriebspartner<br />
gesucht<br />
Ein Unternehmen aus Nordmazedonien ist<br />
einer der führenden Anbieter von feuerfesten<br />
Materialien im Land und liefert Schamotte<br />
und feuerfeste Materialien mit hohem Gehalt<br />
an Tonerde an Industriekunden in Mazedonien<br />
und den Balkanregionen sowie in Russland,<br />
der Ukraine und den EU-Ländern. Das<br />
Unternehmen möchte einen neuen Kundenkreis<br />
erreichen. (EG0120 MK02)<br />
Polymeroberflächenbeschichtungen – Kooperationspartner,<br />
Joint Venture gesucht<br />
Ein britisches Unternehmen, das 40 Jahre Erfahrung<br />
in der Entwicklung von Polymeroberflächen<br />
und -beschichtungen hat, sucht<br />
im Rahmen einer technischen Kooperationsvereinbarung<br />
oder auf der Basis eines Joint<br />
Ventures Kooperationspartner für die Entwicklung<br />
von neuen innovativen Beschichtungslösungen.<br />
(EG0120 UK05)<br />
Augmented, Mixed Reality-Lösung für<br />
Wartungsarbeiten – Kooperationspartner<br />
gesucht<br />
Ein KMU hat eine Software-Plattform entwickelt,<br />
die auf Augmented und Mixed Reality<br />
basiert. Über ein Mixed Reality Headset dient<br />
sie als Unterstützungsinstrument für die<br />
Wartung, Fehlersuche und Reparatur von<br />
Systemen. Das Instrument verbindet Experten<br />
mit den Mitarbeitern an vorderster Front. Das<br />
KMU sucht Partner in den Bereichen fortschrittliche<br />
Fertigung, Maschinenbau und<br />
Energie, wobei die Partnerschaft als geschäftliche<br />
Vereinbarung mit technischer Unterstützung<br />
vorgesehen ist. (EG0120 UK10)<br />
IHK-Veranstaltungen<br />
Informationen zu aktuellen Veranstaltungen<br />
der IHK finden interessierte<br />
Unternehmer unter www.halle.ihk.de.<br />
48<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
WIR FÜR SIE<br />
50<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 51
ZU GUTER LETZT<br />
Konjunkturpaket gibt<br />
Hoffnung<br />
Zusätzliche Überbrückungshilfen für besonders stark betroffene Branchen: Diese stellt das milliardenschwere<br />
Konjunkturpaket in Aussicht, welches die Berliner Regierungskoalition Anfang<br />
Juni auf den Weg gebracht hat. Es enthält wichtige Impulse, um die wirtschaftlichen Folgen<br />
der Pandemie zu bekämpfen und die Liquidität von Firmen zu stärken. Die IHK bringt sich bei<br />
Konkretisierung und Umsetzung ein.<br />
Vorschau Die nächste <strong>Ausgabe</strong> erscheint Ende Juli <strong>2020</strong>.<br />
Benjamin Jäschke, Auszubildender<br />
zum Bankkaufmann<br />
im 2. Lehrjahr bei der<br />
Sparkasse Mansfeld-Südharz,<br />
berät eine Kundin.<br />
Impressum<br />
<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer<br />
Halle-Dessau<br />
30. Jahrgang Nr. 5/<strong>2020</strong><br />
Herausgeber<br />
Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau<br />
Franckestraße 5, <strong>06</strong>110 Halle (Saale)<br />
Postfach 200 754, <strong>06</strong>008 Halle (Saale)<br />
www.halle.ihk.de, info@halle.ihk.de<br />
Tel. 0345 2126-0, Fax 0345 2126-105<br />
Redaktion<br />
Isabel Reimann (verantw.), Tel. 0345 2126-202,<br />
Fax 0345 212644-202, ireimann@halle.ihk.de<br />
Markus Rettich (Leitung), Tel. 0345 2126-204<br />
Redaktionelle Mitarbeit: Cathrin Günzel<br />
Externe Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong>: Matthias Voss (S. 20/21),<br />
Susanne Hyna/Burkhard Jung: S. 25, Andreas Löffler: S. 26/27,<br />
30, 32/33<br />
Die Beiträge externer Autoren geben die Meinung des Autors,<br />
jedoch nicht unbedingt die Ansicht der IHK wieder.<br />
Erscheinungsweise: 10 Mal im Jahr<br />
Erscheinungstermin: 20. Juni <strong>2020</strong><br />
Jahrgang <strong>2020</strong><br />
Anzeigen und Verlag<br />
Prüfer Medienmarketing Endriß & Rosenberger GmbH<br />
Ooser Bahnhofstraße 16, 76532 Baden-Baden<br />
Tel. 0361 5668194, Fax 0361 5668196<br />
Anzeigenservice: Andrea Albecker<br />
Anzeigenleitung: Achim Hartkopf<br />
medienmarketing@pruefer.com, www.pruefer.com<br />
Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 25<br />
gültig ab Januar <strong>2020</strong><br />
Layoutkonzept<br />
Jo Schaller & Angela Schubert<br />
Mühlpforte 2, <strong>06</strong>108 Halle (Saale)<br />
Gesamtherstellung<br />
mdv <strong>Mitteldeutsche</strong>r Verlag<br />
Am Steintor 23, <strong>06</strong>112 Halle (Saale)<br />
Druck und buchbinderische Verarbeitung<br />
Druckhaus Schütze GmbH<br />
Fiete-Schulze-Straße 13a, <strong>06</strong>116 Halle (Saale)<br />
Tel. 0345 56666-0, Fax 0345 5666666<br />
Vertrieb<br />
<strong>Mitteldeutsche</strong> Zeitungszustell-Gesellschaft mbH<br />
Delitzscher Straße 65, <strong>06</strong>112 Halle (Saale)<br />
Tel. 0345 565-2411, Fax 0345 565-2412<br />
Unser Schwerpunkt im Juli/August:<br />
Wie weiter mit der Ausbildung?<br />
Tourismus:<br />
Rück- und Ausblick für die Region<br />
IHK-Jubiläum:<br />
Im Gespräch mit den Ehrenpräsidenten der IHK<br />
Exportwirtschaft:<br />
Neue Entsenderichtlinie<br />
Wie gefällt Ihnen die neue „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“?<br />
Auf Ihre Rückmeldung unter miwi@halle.ihk.de sind wir gespannt. Dort können Sie<br />
uns auch mitteilen, wenn Sie das Magazin zukünftig nicht in der gedruckten Version,<br />
sondern nur online unter https://miwi.halle.ihk.de/ lesen möchten.<br />
Der Bezug der IHK-Zeitschrift erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen<br />
Beitragspflicht als Mitglied der IHK. Die Zeitschrift<br />
ist offizielles Organ der IHK Halle-Dessau und wird Kammerzugehörigen<br />
im Rahmen ihrer Mitgliedschaft ohne besondere<br />
Bezugsgebühren zugestellt. Für andere Bezieher beträgt das<br />
jährliche Abonnement 20,00 Euro. Das Einzelheft kostet Euro<br />
2,00 Euro. Nachdruck nur mit Quellenangabe. Für den Nachdruck<br />
signierter Beiträge ist die Genehmigung des Verfassers<br />
erforderlich. Vervielfältigungen für den innerbetrieblichen<br />
Gebrauch sind gestattet. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.<br />
Abbildungen<br />
scanrail_iStock_Thinkstock: S. 3 (unten l.),<br />
Uwe Köhn: S. 4/5, 7 (oben), 41, Shutterstock: S. 6, 24, 36, 37,<br />
44 (unten), 45, 47, Mario Brettschneider: S. 7 (unten),<br />
i:tecs GmbH & Co. KG: S. 9, SLV Halle GmbH: S. 10 (oben),<br />
Eckardt Mildner/TU Bergakademie Freiberg: S. 10 (Mitte),<br />
Franziska & Tom Werner Fotografie: S. 10 (unten),<br />
durch Elisabeth Schwarz zur Verfügung gestellt: S. 11 (oben),<br />
privat: S. 11 (unten), Michael Deutsch: S. 14, 29,<br />
Händelhalle Betriebsgesellschaft mbH: S. 2 (l.), 15, Testbräu<br />
GbR: S. 2 (r.), 20/21, Jirapong_stock.adobe.com: S. 22,<br />
Oliver Reif: Cover, S: 26/27, Andreas Löffler: S. 3 (oben l.),<br />
30, 32, 33, 52, Thomas Reinhardt: S. 34, Bundesagentur für<br />
Arbeit: S. 39, IHK Halle-Dessau: S. 3 (unten r.), 40,<br />
ECH: S. 42, karenkh _stock.adobe.com: S. 44 (oben),<br />
Tom Bayer_stock.adobe.com: S. 3 (oben r.), 46<br />
52<br />
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>
Bereit für die zweite Welle?<br />
Die erste Welle der Epidemie ist überstanden. Die Anzahl der Erkrankungen konnte begrenzt werden<br />
- das Gesundheitssystem blieb stabil. Aber die <strong>Wirtschaft</strong> hat ihr Betriebssystem geändert.<br />
Mitarbeiter arbeiten im Home-Office, persönliche Kontakte wurden auf ein Mindestmaß reduziert<br />
und Reisen vermieden. Home-Office, Telefon- und Videokonferenzen sind neuer Alltag.<br />
Unternehmen sind nun gezwungen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken, sich auf die ‚neue Normalität´<br />
einzustellen und sich auf ein mögliches erneutes Ausbrechen der Epidemie bestmöglich<br />
vorzubereiten. Dabei wird Digitalisierung zum wichtigsten Gestaltungsmittel.<br />
Lassen Sie sich dazu von unseren Experten beraten.<br />
Nutzen Sie unsere Kompetenz vor Ort!