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Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 06/2020

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Das Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau <strong>06</strong>/<strong>2020</strong><br />

Schwerpunkt:<br />

Gründen, Wachsen, Sichern<br />

Für den optimistischen Blick<br />

nach vorn: Praxistipps<br />

und Beispiele (S. 20)<br />

Azubis online gewinnen<br />

Wie Betriebe und Jugendliche<br />

zusammenfinden (S. 14)<br />

Weniger Papierkram?!<br />

Funktioniert zumindest bei der<br />

Steuer – ein wenig (S. 36)<br />

Standortvorteil Sachsen-Anhalt: Die Brüder Oliver (l.) und Michael Reif, geschäftsführende Gesellschafter<br />

des Start-ups „we like concepts“ expandieren und investieren in Dessau-Roßlau. (S. 26)<br />

www.halle.ihk.de


Junge Sterne Transporter in Zerbst.<br />

Sprinter 314 CDI Kasten HD<br />

EZ 05/19, 31.700 km, 26.490 €<br />

Sprinter 319 KA<br />

EZ 09/19, 30.900 km, 36.990 €<br />

Vito 116 Tourer Pro Extralang<br />

EZ <strong>06</strong>/19, 23.000 km, 28.500 €<br />

Vito 109 CDI KA Kompakt<br />

EZ 02/16, 43.700 km, 11.900 €<br />

Citan 111 Mixto Extralang<br />

EZ 07/17, 80.100 km, 13.490 €<br />

Vito 116 BlueTec Tourer Pro<br />

EZ 04/18, 75.800 km, 21.000 €<br />

Vito 109 Kastenwagen<br />

EZ 04/16, 8.100 km, 14.990 €<br />

Sprinter 216 BlueTec Mixto<br />

EZ 04/16, 53.500 km, 27.490 €<br />

X 250 4MATIC Power Edition<br />

EZ 07/18, 24.800 km, 28.990 €<br />

1<br />

Alle Preise zzgl. der gesetzlichen Umsatzsteuer.


Coronakrise und IHK: Mitmachen statt<br />

meckern müssen<br />

Die Frage aller Fragen ist: Wie geht es weiter? Zwar ist es mittlerweile bereits zu<br />

nicht unerheblichen Lockerungen der zuvor harschen Eindämmungsmaßnahmen gekommen,<br />

aber hier und da gelten noch immer Restriktionen – mit im Einzelfall durchaus<br />

dramatischen Folgen. Die meisten Firmen durften inzwischen „auf Abstand und<br />

mit Maske“ wieder aktiv werden und tasten sich heran, welche Angebote unter den<br />

gegebenen Auflagen lohnen und welche nicht.<br />

Das vorliegende Heft – ob als Printausgabe, E-Paper oder online – bietet Ihnen deshalb<br />

die ganze Spanne von Ermutigung über pfiffige Ansätze bis hin zur fortgesetzten<br />

Skepsis.<br />

Auch die Zahlen der IHK spiegeln ein gemischtes Bild.<br />

EDITORIAL<br />

Die unseren IHK-Konjunkturexperten von Ihnen als Mitgliedsunternehmen gemeldeten Geschäftserwartungen<br />

waren zuletzt düster. Aber Exportdokumente wurden in den vergangenen Monaten zunächst fast genauso<br />

oft nachgefragt wie 2019. Und die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge ist nicht dramatisch eingebrochen.<br />

Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

Halle-Dessau, und Prof. Dr. Thomas<br />

Brockmeier, Hauptgeschäftsführer<br />

In einer solchen Phase irgendwo zwischen Alarmruf und Entwarnung kommt es für die <strong>Wirtschaft</strong> auf die<br />

entscheidenden Impulse an – aber auch auf die richtige Balance:<br />

• Wir brauchen Überbrückungshilfen, die Sie im Geschäft halten – ja, unbedingt! Allerdings brauchen wir<br />

keine überbordende Staatsverschuldung, die spätere Steuererhöhungen nach sich ziehen und den Motor<br />

wieder abwürgen.<br />

• Konjunkturprogramme können helfen, ja. Sie sollen Anreize schaffen, doch den Wettbewerb nicht verzerren.<br />

Vor allem aber ersetzen Konjunkturprogramme keine umsichtige <strong>Wirtschaft</strong>spolitik, die erfolgreiche<br />

Strukturen stabilisieren und innovative Ansätze entwickeln hilft.<br />

• Zudem gilt: Lieber weniger unnötige Bürokratie! Das dürfte eine bessere Idee sein als ausgeklügelte Pakete<br />

mit komplizierten Genehmigungsverfahren.<br />

Die politische Herkulesaufgabe, solche kommenden Maßnahmen auszutarieren, kann ehrlich gesagt niemand<br />

ohne Rückkopplung mit der <strong>Wirtschaft</strong> problemlos bewältigen. In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt:<br />

Die Reibungsverluste waren in jenen Bundesländern besonders gering, wo die gewerblichen Kammern direkt<br />

an der Umsetzung beteiligt waren.<br />

Wo wir mitmachen konnten, gab es später weniger zu meckern.<br />

Hier in Sachsen-Anhalt hat die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung in der Coronakrise vielfach gut<br />

funktioniert, Verbesserungspotenzial besteht dennoch! Darauf haben wir in Magdeburg nachdrücklich hingewiesen.<br />

Wir werden uns deshalb gern weiter für Sie in die Pflicht nehmen lassen, damit es geschäftlich vorangehen<br />

kann.<br />

Prof. Dr. Steffen Keitel<br />

Prof. Dr. Thomas Brockmeier<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 1


16<br />

IHK-Prüfungen sicher<br />

gestalten<br />

20<br />

Gespür fürs Bier: Die Testbräu Gbr<br />

hat neue Kunden erschlossen<br />

INHALT<br />

JUNI <strong>2020</strong><br />

1 EDITORIAL<br />

4 BLICK INS LAND<br />

48 BÖRSEN<br />

50 WIR FÜR SIE<br />

52 IMPRESSUM<br />

IHK-Service schnell gefunden:<br />

IHK-Kontakt<br />

IHK-Download<br />

WIRTSCHAFT<br />

& REGION<br />

6 Was – Wann – Wo<br />

Wettbewerbe in der Region<br />

und weitere Nachrichten<br />

Die Vordenker – fünf Innovatoren<br />

aus Sachsen-Anhalt<br />

12 Zahlen – Daten – Fakten<br />

Keine schnelle Rückkehr zur Normalität<br />

erwartet<br />

14 Fachkräfte<br />

Azubis online gewinnen<br />

IHK-Prüfungen sicher gestalten<br />

Modernisierte Ausbildungsordnung<br />

SCHWERPUNKT:<br />

GRÜNDEN – WACHSEN –<br />

SICHERN<br />

20<br />

Auf ein Schwarzwälder Kirsch-Stout!<br />

Hilfen zur Liquiditätssicherung<br />

Bonitätsnachweis für Unternehmen<br />

Insolvenzrecht in Zeiten von Corona<br />

Unternehmen in Schwierigkeiten!?<br />

Vom Main an die Elbe<br />

Mehr Nachfolger für das Land<br />

Neue „Eis-Zeit“ als Chance<br />

Mehr Infos online<br />

Querverweis im Inhalt<br />

2<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


32<br />

Zurück zu „goldenen“<br />

Zeiten für den Handel?<br />

46<br />

Was kostet das Klimapaket?<br />

34<br />

Die Weltwirtschaft ist infiziert –<br />

was tun?<br />

40<br />

175 Jahre<br />

IHK Halle-Dessau:<br />

Ludwig Wucherer –<br />

ein Mann von Welt<br />

WIRTSCHAFT<br />

& ENGAGEMENT<br />

32 Ausschüsse und<br />

Arbeitskreise<br />

Zurück zu „goldenen“ Zeiten?<br />

Die Weltwirtschaft ist infiziert – was tun?<br />

36 Interessenvertretung<br />

Unternehmen entlasten – Bürokratie abbauen<br />

Kooperation mit der Arbeitsagentur<br />

40 IHK-Jubiläum<br />

Ein Portrait vom IHK-„Gründervater“ Ludwig<br />

Wucherer<br />

WIRTSCHAFT<br />

& PRAXISWISSEN<br />

42 Finanzierung und Förderung<br />

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand<br />

44 Recht<br />

Rechtsprechungssplitter<br />

46 Energie und Umwelt<br />

Was kostet das Klimapaket?<br />

47 International<br />

Lieferketten-Hemmnisse erfassen<br />

Dolmetscher und Übersetzer finden<br />

Die <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong> im Web:<br />

https://miwi.halle.ihk.de/<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 3


BLICK INS LAND<br />

4 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


Es ist angerichtet<br />

Viele sachsen-anhaltische Gastwirtschaften, Hotels und Freizeitattraktionen sind wieder geöffnet.<br />

Mit Abstand das Beste genießen können die Gäste nicht nur wie hier auf den Seeterrassen in Seeburg,<br />

sondern beispielsweise auch im Harz, in der Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg sowie an<br />

Saale und Unstrut. Weil aber – zunächst – nicht alle Touristen auch einkehren, steht so mancher Wirt<br />

vor einer Rechenaufgabe: Lieber richtig zu statt nur halb offen? Da kommt die Werbekampagne des<br />

Landes für die Tourismus region „echt…“ zur richtigen Zeit. Damit das Essen nicht kalt wird.


WIRTSCHAFT & REGION<br />

WAS – WANN – WO<br />

Ideen einreichen und<br />

gewinnen<br />

Auch oder gerade in diesen außergewöhnlichen<br />

Zeiten sollten Unternehmen keine Gelegenheit<br />

verpassen, ihre innovativen Produkte<br />

oder Geschäftsmodelle einer breiten<br />

Öffentlichkeit zu präsentieren und mit anderen<br />

in Wettbewerb zu treten. Dafür bieten<br />

sich in diesem Jahr wieder verschiedene<br />

Plattformen an:<br />

Hugo-Junkers-Preis<br />

Bühne frei für Bestleistungen „made in Sachsen-Anhalt“:<br />

Der mit insgesamt 80.000 Euro<br />

höchstdotierte Innovationspreis des Landes<br />

zeichnet Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

aus, die marktreife Neuheiten mit<br />

einzigartigem Kundennutzen bieten und/oder<br />

bereits bestehende Produkte nachweislich<br />

verbessern. Ein Sonderpreis wird in diesem<br />

Jahr für interaktive Technologien aus dem<br />

Games-Bereich verliehen. Bewerbungen sind<br />

bis zum 1. Oktober <strong>2020</strong> möglich.<br />

www.hugo-junkers-preis.de<br />

Digitale Erfolgsgeschichten aus Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Aus aktuellem Anlass haben die Industrieund<br />

Handelskammern in Halle (Saale) und<br />

Magdeburg die Bewerbungsfrist des Wettbewerbs<br />

„Digitale Erfolgsgeschichten aus<br />

Sachsen-Anhalt“ verlängert: Bis zum 30.<br />

September <strong>2020</strong> sind heimische Unternehmen<br />

– vom Start-up bis zum Traditionsbetrieb<br />

– aufgerufen, ihre digitale Erfolgsgeschichte<br />

zu erzählen. Prämiert werden sollen<br />

Firmen, die ihr Geschäftsmodell und ihre betrieblichen<br />

Abläufe digital weiterentwickeln.<br />

Die Prämierungsveranstaltung soll nach jetzigem<br />

Stand am 25. November <strong>2020</strong> in Halle<br />

(Saale) stattfinden.<br />

www.digitale-erfolgsgeschichten-sachsenanhalt.de<br />

Manchmal werden aus kleinen Ideen große<br />

Innovationen.<br />

Ideenwettbewerb zum Strukturwandel<br />

in Mitteldeutschland<br />

Innovative Projekte fördern, von denen positive<br />

Effekte für den Strukturwandel im<br />

<strong>Mitteldeutsche</strong>n Revier ausgehen – das ist<br />

Ziel eines Ideenwettbewerbs. Über das Förderprogramm<br />

„Unternehmen Revier“ des<br />

Bundesministeriums für <strong>Wirtschaft</strong> und Energie<br />

stehen dafür jährlich 1,6 Millionen Euro<br />

zur Verfügung. Es ist das einzige Programm,<br />

das Firmen aus Mitteldeutschland direkten<br />

Zugang zu Strukturwandelgeldern ermöglicht<br />

und unternehmerische Investitionen in<br />

Wertschöpfung und Innovation unmittelbar<br />

fördert. Projektideen können bis zum 17. Juli<br />

<strong>2020</strong> eingereicht werden.<br />

Unternehmer-Preis <strong>2020</strong> des Ostdeutschen<br />

Sparkassenverbandes<br />

Die Corona-Pandemie lässt viele Menschen<br />

über sich hinauswachsen. Sie packen im Großen<br />

und Kleinen mit an, damit unser Miteinander<br />

weiter funktioniert. Da in diesem Jahr<br />

vieles anders ist, soll auch der Unternehmer-<br />

Preis des Ostdeutschen Sparkassenverbandes<br />

nicht wie üblich ausgestaltet werden. In<br />

diesem Jahr gilt es, Unternehmen, Vereine<br />

und Kommunen zu würdigen und bekannt zu<br />

machen, die durch ihren Einsatz und ihre Initiative<br />

in den vergangenen Wochen dazu beigetragen<br />

haben, gesellschaftliche Verantwortung<br />

zu übernehmen. Nominierungen<br />

sind bis zum 15. Juli <strong>2020</strong> beim Ostdeutschen<br />

Sparkassenverband einzureichen.<br />

www.innovationsregionmitteldeutschland.com<br />

www.osv-online.de/blog/unternehmer-preis-<br />

<strong>2020</strong>-mutmacher-trotzen-corona<br />

6<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Der Krise trotzen (1)<br />

Nähen wie die Weltmeister<br />

Trotz behördlich angeordneter Schließung<br />

standen bei Grit Weigmann (r.), Inhaberin des<br />

Stoffgeschäftes Patch & Work in Halle<br />

(Saale), die Nähmaschinen nicht einen Tag<br />

lang still. Fast 5.000 Masken fertigten sie und<br />

ihre Mitarbeiter in den ersten Wochen der<br />

Coronakrise für umliegende Arztpraxen und<br />

Privatpersonen, die sich in langen Schlangen<br />

vor ihrem Geschäft reihten – mit Abstand<br />

versteht sich. Hinter dem Patch & Work-Team,<br />

zu dem auch Tochter Anna-Victoria (l.) gehört,<br />

liegen die arbeitsintensivsten Wochen in der<br />

nunmehr 15-jährigen Unternehmensgeschichte.<br />

Dass ihre Produkte, die normalerweise<br />

eher eine kleine Zielgruppe ansprechen,<br />

einmal so gefragt sind, überwältigt die<br />

Stoffliebhaberin wohl selbst am meisten.<br />

www.patch-and-work.de<br />

Anna-Victoria und Grit Weigmann hatten in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun – sie fertigten gemeinsam<br />

mit dem gesamten Team von Patch & Work fast 5.000 Masken.<br />

Der Krise trotzen (2)<br />

Gesalzene Innovation<br />

Die Coronakrise als Chance genutzt hat Mike<br />

Kolbig. Der Unternehmer betreibt seit knapp<br />

einem halben Jahr den Laden „Genussmomente“<br />

im Zentrum der Kupferstadt Hettstedt.<br />

Während des Lockdowns durfte er als<br />

Lebensmittelladen zwar öffnen, aber es kamen<br />

kaum Kunden. Das Geschäft schließen wollte<br />

er nicht – stattdessen entwickelte er neue<br />

Produktideen und feilte damit an seinem Konzept,<br />

immer mehr regionale Produzenten mit<br />

deren Produkten einzubinden und anzubieten.<br />

Eine dieser Produktideen, ein Räuchersalz,<br />

entwarf er gemeinsam mit Hagen Hepach,<br />

der im Nachbarort Walbeck einen Fischhandel<br />

und eine Räucherei betreibt. Für das Design<br />

und die Umsetzung der Verpackung<br />

konnte er Mario Brettschneider gewinnen,<br />

der im Bereich Medienproduktion und -beratung<br />

tätig ist. Seit Anfang Juni gibt es das<br />

Räuchersalz im „Genussmomente“-Laden<br />

und wird von den Kunden sehr gut angenommen.<br />

Mit seiner neuen Produktidee hat der Unternehmer<br />

Mike Kolbig offenbar ins Schwarze<br />

getroffen: Das Räuchersalz kommt bei den<br />

Kunden gut an.<br />

www.genussmomente.shop<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 7


✂<br />

Bitte hier heraustrennen


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Der Krise trotzen (3)<br />

Autokino statt Sportfest<br />

Die Dessauer Firma i:tecs GmbH & Co. KG ist<br />

normalerweise gefragt, wenn es darum geht,<br />

Großveranstaltungen oder außergewöhn -<br />

liche Events technisch auszustatten. So<br />

ständen jetzt zum Beispiel das traditionelle<br />

Leopoldsfest oder der DVV Sport- und Familientag<br />

im Terminkalender. Doch die Coronakrise<br />

machte dem seit knapp 20 Jahren<br />

bestehenden Familienunternehmen einen<br />

Strich durch die Jahresplanung. Geschäftsführer<br />

Carsten Schneeweiß musste aber<br />

nicht lange nach einer alternativen Geschäftsidee<br />

suchen. Die Firma verfügt über<br />

eine seit Jahren brachliegende 6.000 Quadratmeter<br />

große Fläche sowie sanitäre Einrichtungen<br />

und investierte im vergangenen<br />

Jahr in eine LED-Großbildwand. Da lag es<br />

mehr als nahe, auch in der Bauhausstadt ein<br />

Autokino zu eröffnen. Gedacht, gemacht:<br />

Seit dem 27. Mai bekommen Filmliebhaber<br />

zunächst für einen Monat für 20 Euro pro<br />

Fahrzeug eine Alternative zum herkömmlichen<br />

Kinobesuch geboten. Insgesamt bis zu<br />

200 Fahrzeuge finden auf dem Areal Platz.<br />

Die Tickets und das Programm gibt’s online.<br />

Von der regionalen Stadtverwaltung und den<br />

öffentlichen Stellen kam viel Zuspruch. Überzeugt<br />

das Angebot auch das Publikum, soll<br />

die Leinwand über den ersten Testmonat hinaus<br />

flimmern.<br />

Filme gucken einmal anders: beim Autokino auf<br />

dem Gelände der Firma i:tecs.<br />

www.autokino-dessau.de<br />

Der Krise trotzen (4)<br />

Forschen mit vereinten Kräften<br />

Die ganze Welt fiebert auf die Entwicklung<br />

eines Impfstoffes gegen das neuartige SARS-<br />

CoV-2-Virus hin – und schaut dabei auch erwartungsvoll<br />

nach Sachsen-Anhalt.<br />

Das Dessauer Pharmaunternehmen IDT Biologika<br />

arbeitet derzeit – gemeinsam mit Instituten<br />

in Marburg, München und Hamburg<br />

– an einem vektorbasierten Impfstoff.<br />

Darin sind sogenannte Trägerviren enthalten,<br />

in denen Erbinformationen des krankmachenden<br />

Coronavirus eingebaut werden. Wer<br />

damit geimpft wird, dessen Immunsystem<br />

baut im Idealfall einen Schutz auf. Ende September<br />

soll der Impfstoff in die klinische<br />

Prüfung gehen. Auch das deutsche Unternehmen<br />

BioNTech mit einer Niederlassung<br />

am Weinberg-Campus in Halle (Saale) ist<br />

an der Entwicklung eines Impfstoffes beteiligt.<br />

Erste klinische Tests haben hier bereits<br />

begonnen. Darüber hinaus arbeitet das ebenfalls<br />

am halleschen Weinberg-Campus beheimatete<br />

Biotechnologieunternehmen NH<br />

DyeAGNOSTICS federführend mit drei weiteren<br />

Partnern an einem Schnelltest. Damit<br />

soll jeder eigenständig einen Abstich aus<br />

dem Rachen entnehmen und testen können,<br />

ob er sich mit dem Coronavirus infiziert<br />

hat. Das Testergebnis wird binnen zehn bis<br />

15 Minuten angezeigt und weist laut Unternehmensangaben<br />

eine Zuverlässigkeit von<br />

circa 98 Prozent auf. Die Wissenschaftler<br />

rechnen damit, dass der Schnelltest noch<br />

bis Ende dieses Jahres vorliegen könnte. Das<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

fördert das am 1. Juni <strong>2020</strong> gestartete<br />

Projekt mit ca. 4,5 Millionen Euro.<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 9


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Die Vordenker<br />

Generationen von Wissenschaftlern, Technikern und Erfindern haben die Region<br />

Halle-Dessau mit wegweisenden Entwicklungen vorangebracht und prägen sie<br />

mit ihren fortschrittlichen Ideen bis heute. Fünf dieser Innovatoren der letzten<br />

Jahrzehnte stellt die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ hier vor.<br />

Der Kreative: Prof. Dr. Werner Gilde (*1920 †1991)<br />

Über 50 Patente trugen seine Handschrift, „kreatives Brainstorming“ gab es bei ihm schon in den 1960er-<br />

Jahren – als Chef des Zentralinstituts für Schweißtechnik der DDR (ZIS) führte Prof. Gilde die aus der<br />

Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt SLV Halle hervorgegangene Forschungsstätte ab 1953 zu<br />

einer Vorzeigeeinrichtung mit internationalem Renommee. „Erfinden, was noch niemals war“ gehörte dabei<br />

zu den Grundsätzen. Schon damals ließ er in Ideenkonferenzen querdenken – als „Mittel der kollektiven<br />

Bewältigung technischer Probleme“. Bis zu seiner Pensionierung 1985 stand er an der Spitze des ZIS.<br />

Ein Beratungsraum des Instituts, das heute wieder SLV Halle heißt, trägt Gildes Namen. Am 9. Juni wäre der<br />

leidenschaftliche Segler 100 Jahre alt geworden.<br />

Der Engagierte: Prof. Dr. Klaus-Dieter Bilkenroth (*1933 †2019)<br />

Nicht zuletzt Prof. Bilkenroth ist es zu verdanken, dass die mitteldeutschen Braunkohlereviere nach 1989 erhalten<br />

blieben. In der DDR als Hauptingenieur im Braunkohlekombinat Bitterfeld für den mitteldeutschen<br />

Braunkohlenbergbau verantwortlich, setzte sich der Montanwissenschaftler nach der Wiedervereinigung<br />

für einen ökonomisch und ökologisch vertretbaren hiesigen Braunkohlenbergbau ein. Das langjährige Mitglied<br />

des Aufsichtsrats der <strong>Mitteldeutsche</strong>n Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) war den Wissenschaften<br />

eng verbunden – unter anderem als Ehrensenator der Technischen Universität (TU) Bergakademie<br />

Freiberg sowie Mitglied der Gelehrtengesellschaft Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Der<br />

Spitzenmanager, Ehrenberghauptmann und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse engagierte sich zudem<br />

in Präsidium und Vollversammlung der IHK Halle-Dessau.<br />

Der Förderer: Prof. Dr. Wolfgang Lassmann (*1938)<br />

Nachwuchswissenschaftler stärken, Doktorandenstipendien vergeben – dafür setzt sich Prof. Lassmann auch<br />

finanziell ein. Gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gründete der emeritierte<br />

MLU-Professor für <strong>Wirtschaft</strong>sinformatik bereits 2010 die mit 100.000 Euro ausgestattete „Prof. Dr. Dr. h.c.<br />

Wolfgang-Lassmann-Stiftung“. Ziel: Nachwuchswissenschaftler der <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaften unterstützen,<br />

deren wirtschaftlicher und sozialer Hintergrund eine weitergehende Forschung erschweren würde.<br />

Ebenso soll die Stiftung das Preisgeld für den wirtschaftswissenschaftlichen Kantorowitsch-Forschungspreis<br />

bereitstellen. 1999 gründete Lassmann zudem gemeinsam mit acht seiner besten Absolventen das IT-<br />

Unternehmen itCampus Software- und Systemhaus GmbH. Seine Intention: Hochschulabsolventen eine<br />

attraktive berufliche Perspektive in der Region bieten. Heute beschäftigt itCampus rund 120 Mitarbeiter, etwa 90<br />

davon in Leipzig und Halle (Saale). 2014 hob Lassmann zudem die Firma IT Sonix aus der Taufe, um die individuelle Softwareentwicklung<br />

voranzutreiben.<br />

10<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Der Brückenbauer: Prof. Dr. Rainer Rudolph (*1949 †2009)<br />

Kreativität und unternehmerisches Handeln verband der renommierte Proteinbiochemiker Rainer Rudolph,<br />

verknüpfte die proteinbiochemische Grundlagenforschung mit der Entwicklung proteinbasierter Medikamente.<br />

Er war ein Wegbereiter der modernen Biotechnologie und Pionier in der Etablierung von Produktionsmethoden<br />

therapeutischer Proteine. Als Professor an der MLU leitete er die Technische Biochemie<br />

und war Mitgründer des biopharmazeutischen Unternehmens Scil Proteins, aus dem inzwischen – mit<br />

neuen Eigentümern – die Navigo Proteins GmbH und Wacker Biotech GmbH hervorgegangen sind. Beide<br />

Unternehmen bearbeiten erfolgreich internationale Märkte und beschäftigen knapp 200 Mitarbeiter am<br />

Standort im Technologiepark Weinberg Campus. Um sein Lebenswerk weiterzuführen, gründeten Rainer Rudolphs<br />

Wegbegleiter postum die Rainer-Rudolph-Stiftung. Ziel ist es, die Forschung auf dem Gebiet der Proteinbiochemie und<br />

Biotechnologie zu fördern sowie junge Wissenschaftler auszuzeichnen und/oder finanziell zu unterstützen.<br />

Der Kooperative: Prof. Dr. Wolfgang Grellmann (*1949)<br />

Mit Fug und Recht wird Prof. Grellmann der „Papst der Kunststoffprüfung“ genannt. Er gehört zur Autorenschaft<br />

eines Standardwerks dieser Forschungsrichtung. Akademische Elfenbeintürme aber sind seine Sache nicht,<br />

er steht für Kooperation und Transfer zwischen Wissenschaft und <strong>Wirtschaft</strong>. Ein Jahrzehnt stand er der<br />

hiesigen Unternehmerschaft als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger zur Seite, war in der<br />

IHK-Vollversammlung engagiert. Etliche Gründungen sind mit ihm verbunden, darunter das Institut für<br />

Polymer-Werkstoffe (IPW; 1992), die Polymer Service GmbH Merseburg (PSM; 2001) sowie das Kunststoff-<br />

Kompetenzzentrum Halle-Merseburg (KKZ; 2007). Um die PSM als „ausgelagerte Kunststofftechnik-Forschungsabteilung“<br />

des hiesigen Mittelstands für die Zukunft zu sichern, übertrug Grellmann seine Gesellschafteranteile<br />

in eine Familienstiftung.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Stellvertretender<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Reinhard Schröter<br />

Tel. 0345 2126-266<br />

rschroeter@halle.ihk.de<br />

Anschub für Technologie-Start-ups<br />

Damit junge innovative Unternehmen aus dem Wissens- und Technologiebereich schnell wachsen und durchstarten können, braucht<br />

es kompetente Partner. Eine gute Adresse ist zweifelsohne der Weinberg Campus in Halle (Saale) als größter Technologiepark Mitteldeutschlands.<br />

Hier werden Wirkstoffe, Therapien und Methoden entwickelt, die in der ganzen Welt zum Einsatz kommen.<br />

Start-ups aus den Bereichen Biomedical und Life Sciences sowie Greentech, Bioeconomy und New Materials haben Gelegenheit, Teil<br />

dieses Netzwerks zu werden. Im Rahmen eines sogenannten Accelerator-Programms können junge Firmen von einer intensiven Betreuung<br />

mittels Workshops und Coachings profitieren. Sie bekommen grundlegende Kenntnisse vermittelt und erhalten Zugang zu<br />

regionalen und internationalen Netzwerken. Auch Labore und die technische Infrastruktur des Technologieparks stehen zur Verfügung.<br />

Bewerbungen für das in Sachsen-Anhalt erstmalig startende Unterstützungsprogramm sind ab sofort per E-Mail an accele -<br />

rator@weinberg-campus.de möglich.<br />

Der Weinberg Campus Accelerator wird durch die TGZ Technologie- und Gründerzentrum Halle GmbH koordiniert und durch das<br />

Ministerium für <strong>Wirtschaft</strong>, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt mit Mitteln der Europäischen Union gefördert.<br />

www.technologiepark-weinbergcampus.de/de/service/accelerator<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 11


WIRTSCHAFT & REGION<br />

ZAHLEN – DATEN – FAKTEN<br />

Keine schnelle Rückkehr zur<br />

„Normalität“ erwartet<br />

Die Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt rechnen nicht damit, dass sich der<br />

Alltag aus „Vor-Corona“-Zeiten so schnell wieder einstellt. Denn die verordneten<br />

Einschränkungen lösen sich nur langsam auf.<br />

Seit Anfang Juni dürfen zwar fast alle Branchen<br />

wieder ihren Geschäften nachgehen.<br />

Allerdings bleiben zum einen Auflagen – etwa<br />

weniger Tische in der Gastronomie oder eine<br />

beschränkte Kundenanzahl in Geschäften.<br />

Zum anderen ist auch das Verbrauchervertrauen<br />

noch gedämpft. Der „Shutdown“ und<br />

seine Kosten belasten die Budgets der privaten<br />

Haushalte, der Kommunen und der Unternehmen<br />

gleichermaßen. Hinzu kommt die Ungewissheit<br />

über den weiteren Verlauf der Krise.<br />

All das sorgt weiterhin für Zurückhaltung.<br />

Umfrage der IHK-Organisation<br />

Bei einer bundesweiten Umfrage der IHK-<br />

Organisation Anfang Mai <strong>2020</strong> gaben von<br />

rund 10.000 Unternehmen nur 36 Prozent an,<br />

bis zum Jahresende wieder zu ihrer normalen<br />

Geschäftstätigkeit zurückkehren zu können.<br />

Weitere 28 Prozent erwarten dies erst im<br />

kommenden Jahr. Für 14 Prozent ist es zudem<br />

noch nicht absehbar, ob und wann dies möglich<br />

ist. Die gleiche Rückmeldung geben auch<br />

die Unternehmen der Region Halle-Dessau.<br />

Rund ein Drittel erwartet, dass sich die Situation<br />

im Laufe des Jahres normalisieren wird.<br />

Ein weiteres Drittel geht davon aus, dass dies<br />

erst im kommenden Jahr der Fall sein wird.<br />

Branchenunterschiede<br />

Abgesehen von denjenigen Unternehmen, die<br />

gut durch die Krise gekommen sind und be-<br />

reits wieder normal arbeiten, erwartet die<br />

<strong>Wirtschaft</strong> insgesamt nur eine langsame<br />

Rückkehr zur Normalität, die zudem noch<br />

von vielen Unwägbarkeiten bedroht ist. Innerhalb<br />

der Branchen sind dabei klare Unterschiede<br />

zu erkennen: Während im Baugewerbe<br />

vieles normal weiterlief oder schon<br />

wieder läuft, erwartet die Reisebranche einen<br />

besonders langen und steinigen Weg zurück.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Standortpolitik<br />

Danny Bieräugel<br />

Tel. 0345 2126-236<br />

dbieraeuge@halle.ihk.de<br />

Ergebnis einer Blitzumfrage<br />

unter Unternehmen im IHK-<br />

Bezirk Halle-Dessau Anfang<br />

Mai <strong>2020</strong><br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

12<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Umsatzausfall: Kleine Unternehmen stärker betroffen<br />

Die Einschränkungen durch die Ausbreitung<br />

des Coronavirus ab März <strong>2020</strong> trafen die Unternehmen<br />

je nach Branche und Größe unterschiedlich<br />

stark.<br />

Unterschiede nach Branche<br />

Insbesondere der Tourismus und das Gastgewerbe<br />

verzeichneten sehr hohe Umsatzausfälle.<br />

Im Durchschnitt gaben die Tourismusunternehmen<br />

in der Onlineumfrage der IHK<br />

Halle-Dessau von März bis Mai <strong>2020</strong> einen<br />

Rückgang um 96 Prozent an. Das Gastgewerbe<br />

meldet im Durchschnitt Rückgänge<br />

von 93 Prozent. In dieser Branche waren fast<br />

alle Betriebe stark betroffen – unabhängig<br />

von der Größe. Im Dienstleistungsgewerbe<br />

hingegen litten insbesondere die kleinen Unternehmen<br />

und Solo-Selbständigen unter<br />

Umsatzausfällen. Für das gesamte Dienstleistungsgewerbe<br />

lässt sich ein Umsatzausfall<br />

von 33 Prozent ausmachen.<br />

Unterschiede nach Größe<br />

Insgesamt waren vor allem kleine Unternehmen<br />

mit viel Kundenkontakt und wenig Diversifizierung<br />

stark von der Krise betroffen.<br />

Das zeigt die Auswertung der Umfragedaten<br />

nach Beschäftigtenzahl. Während Unternehmen<br />

mit über 50 Beschäftigten im Durchschnitt<br />

einen Umsatzrückgang um 29 Prozent<br />

verzeichneten, waren es bei kleinen Betrieben<br />

mit unter zehn Beschäftigten 84 Prozent,<br />

bei Unternehmen ohne Beschäftigte sogar<br />

91 Prozent.<br />

Zu beachten ist allerdings, dass dies Momentaufnahmen<br />

waren und die Umsatzausfälle<br />

nicht über den gesamten Krisenzeitraum<br />

angefallen sind. Es ist zu erwarten, dass viele<br />

der betroffenen Unternehmen Lösungen gefunden<br />

haben, um ihr Geschäft zu erhalten,<br />

zudem gab es ab Mitte April bereits erste Lockerungen.<br />

Über den gesamten Krisenverlauf<br />

dürften die Umsatzausfälle niedriger gewesen<br />

sein, der strukturelle Unterschied nach Unternehmensgrößen<br />

bleibt aber bestehen.<br />

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 13


WIRTSCHAFT & REGION<br />

FACHKRÄFTE<br />

Azubis online gewinnen<br />

In den nächsten Wochen startet der neue<br />

Ausbildungsjahrgang in den Betrieben. Doch<br />

angesichts der Corona-Pandemie ist es für<br />

viele Firmen derzeit eine Herausforderung,<br />

offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Jugendliche<br />

wiederum fragen sich, wie sie eine<br />

passende Lehrstelle finden können. Denn traditionelle<br />

Berufsorientierungsmessen werden<br />

abgesagt, Vorstellungsgespräche finden<br />

nicht mehr von Angesicht zu Angesicht statt.<br />

Doch es gibt Alternativangebote:<br />

1. Firmenprofil auf dem „Digitalen<br />

Schwarzen Brett“ (DSB) in Schulen<br />

An immer mehr weiterführenden Schulen<br />

und Gymnasien im IHK-Bezirk finden sich<br />

„Digitale Schwarze Bretter“ – große Monitore,<br />

die Schüler unter anderem mit Informationen<br />

zur Berufsorientierung versorgen. Unternehmen<br />

haben hier die Möglichkeit, sich mit<br />

einem Firmenprofil zu präsentieren. Die Jugendlichen<br />

können dieses auch in der dazugehörigen<br />

DSB-SchulApp abrufen. Wer sich<br />

als Ausbildungs- und Praktikumsbetrieb über<br />

das DSB bekannt machen möchte, kann sein<br />

Firmenprofil an die IHK senden.<br />

2. Online-Ausbildungsmessen<br />

Corona-bedingt sind einige Anbieter auf<br />

Online-Ausbildungsmessen umgestiegen, so<br />

auch das „Institut für Talententwicklung<br />

GmbH“ (IfT). Die IHK Halle-Dessau beteiligt<br />

sich jährlich an der vom IfT organisierten<br />

vocatium-Messe in Dessau-Roßlau – in diesem<br />

Jahr in digitaler Form als parentum. online-Messe<br />

organisiert. Dort wird die IHK Jugendliche<br />

bei ihrer Ausbildungsplatzsuche<br />

unterstützen und Fragen rund um das Thema<br />

Ausbildung beantworten.<br />

Das bieten parentum.online-Messen:<br />

• die Zielgruppe sind Jugendliche im Berufswahlalter<br />

und ihre Eltern<br />

• die Besucher der Online-Foren kommen<br />

hauptsächlich aus der jeweiligen Region<br />

der parentum.online-Messen<br />

• der Besucherstrom wird komfortabel über<br />

eine Anklopffunktion gesteuert, das heißt<br />

gerade laufende Gespräche zwischen Besuchern<br />

und Ausstellern können von neu<br />

hinzutretenden Besuchern nicht gestört<br />

werden<br />

• teilnehmende Unternehmen benötigen nur<br />

einen online-Arbeitsplatz mit Webcam und<br />

Headset<br />

3. IHK-Lehrstellenbörse<br />

Derzeit finden sich unter www.ihk-lehrstellen -<br />

boerse.de rund 50.000 Ausbildungsplatzangebote<br />

für den Ausbildungsstart <strong>2020</strong>. Bei<br />

ihren Bewerbungsverfahren haben sich die<br />

Arbeitgeber an die neuen Anforderungen angepasst:<br />

Dort, wo keine persönlichen Vorstellungsgespräche<br />

möglich sind, werden<br />

diese zum Beispiel durch Videokonferenzen<br />

ersetzt. Neu ist, dass auch Ausbildungsplatzsuchende<br />

ihr Gesuch in der Lehrstellenbörse<br />

eintragen können. Somit haben Unternehmen<br />

die Möglichkeit, nach passenden Auszubildenden<br />

zu suchen.<br />

Mehr Informationen zum Digitalen Schwarzen Brett<br />

inklusive Formularvorlage für Firmen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 4368752<br />

Das IfT bietet insgesamt 60 parentum.online-Messen in<br />

ganz Deutschland an. Mehr Informationen unter<br />

www.parentum.de/online<br />

Die Schülerin Leonie Monika Hoppe von der Förderschule „Schule an der Lindenallee“ ist begeistert, dass sie per Digitalem<br />

Schwarzem Brett schulische Termine mit einer App abgleichen kann.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Björn Bosse<br />

Tel. 0345 2126-332<br />

bbosse@halle.ihk.de<br />

14<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


IHK-Prüfungen sicher gestalten<br />

WIRTSCHAFT & REGION<br />

Seit 4. Mai <strong>2020</strong> nimmt die IHK wieder Prüfungen in der beruflichen Aus- und<br />

Weiterbildung nach dem Berufsbildungs gesetz (BBiG) ab. Um dabei das Risiko einer<br />

Übertragung des Coronavirus so gering wie möglich zu halten, werden auf Grundlage<br />

der Eindämmungsverordnung der Landesregierung und der Empfehlungen<br />

des Robert Koch-Institutes verschiedene Maßnahmen getroffen.<br />

ser darf nur abgenommen werden, um die<br />

Identität zu prüfen und während der Prüfung<br />

nur dann, wenn der Mindestabstand<br />

eingehalten wird.<br />

• Die allgemeinen Maßnahmen des Infektionsschutzes<br />

sind einzuhalten.<br />

• Die Prüfungsteilnehmenden müssen dokumentenechtes<br />

Schreibmaterial (Kugelschreiber)<br />

und die weiteren zugelassenen<br />

Hilfsmittel selbst mitbringen.<br />

Ehrenamtlich tätige Prüferinnen und Prüfer<br />

bzw. Aufsichten müssen folgende Anfor<br />

derungen und Sicherheitsmaßnahmen<br />

umsetzen:<br />

• Ansammlungen von Prüfungsteilnehmenden<br />

vermeiden bzw. verhindern<br />

• Abstand von 1,5 Metern zwischen allen<br />

Personen, die am Prüfgeschehen teilnehmen<br />

– vor und während der Prüfung<br />

• Alle Prüfungsteilnehmenden erhalten mit<br />

ihrer Einladung einen Gesundheitsfrage -<br />

bogen. Dieser ist ausgefüllt am Prüfungstag<br />

mitzubringen und von den Aufsichten einzusammeln.<br />

Die Prüfungsteilnehmenden<br />

müssen angeben, ob sie innerhalb der letzten<br />

14 Tage aus dem Ausland zurückgekehrt<br />

sind, in persönlichem Kontakt mit<br />

Rückkehrern standen oder Kontakt zu einer<br />

mit COVID-19 infizierten Person hatten.<br />

Wer eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet,<br />

darf nicht teilnehmen.<br />

In den Räumen der Georg-Friedrich-Händelhalle<br />

in Halle (Saale) wurde für die Prüfungen<br />

der Abstand zwischen den Tischen vergrößert.<br />

• Alle anwesenden Personen werden in einer<br />

von der IHK zur Verfügung gestellten Anwesenheitsliste<br />

erfasst. Die IHK bewahrt<br />

diese für die Dauer von vier Wochen nach<br />

Ende der Prüfung auf und händigt sie dem<br />

zuständigen Gesundheitsamt auf Verlangen<br />

vollständig aus.<br />

• Eingangskontrolle: Personen mit erkennbaren<br />

Symptomen einer COVID-19 Erkrankung<br />

sind von der Prüfung auszuschließen.<br />

• Auf angemessene Belüftung des Prüfungsraumes<br />

ist zu achten und auf Hygienemaß -<br />

nahmen hinzuweisen.<br />

Folgende Anforderungen und Sicherheits -<br />

maßnahmen gelten für die Prüfungs teil -<br />

nehmenden:<br />

• In allen Bereichen ist ein Mindestabstand<br />

von 1,5 m zu anderen Personen einzuhalten.<br />

• Im Gebäude ist ein Mund-Nasen-Schutz<br />

zu tragen, der selbst mitzubringen ist. Die-<br />

Wurde bei einem der Prüfungsteilnehmenden<br />

eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-<br />

Virus festgestellt, so muss sie/er von der Prüfung<br />

aus wichtigem Grund zurücktreten.<br />

Gleiches gilt, wenn Angehörige in einem<br />

Hausstand leben, bei dem bzw. denen eine Infektion<br />

mit dem SARS-CoV-2-Virus festgestellt<br />

wurde. Dafür ist eine ärztliche Bescheinigung<br />

einzureichen. Bei Krankheitszeichen<br />

am Prüfungstag, die auf eine Infektion mit<br />

dem SARS-CoV-2-Vi rus hindeuten, müssen<br />

die Prüfungsteilnehmenden zu Hause bleiben;<br />

der Hausarzt oder das Gesundheitsamt<br />

sind telefonisch zu kontaktieren. Im Nachgang<br />

ist eine ärztliche Beschei nigung bei der<br />

IHK Halle-Dessau einzureichen.<br />

Ausführliche Informationen finden Betroffene<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 4725192<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Björn Bosse<br />

Tel. 0345 2126-332<br />

bbosse@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 15


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Modernisierte Ausbildungsordnung:<br />

Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement<br />

Berufliche Tätigkeiten im Groß- und Außenhandel<br />

bieten ein abwechslungsreiches Aufgabenspektrum<br />

im nationalen und internationalen<br />

Handel. Da E-Business, Prozess- und<br />

Schnittstellenmanagement sowie projektförmige<br />

Arbeit immer mehr an Bedeutung gewinnen,<br />

haben sich die Kompetenzanforderungen<br />

für Kaufleute im Groß- und<br />

Außenhandel verändert. Aus diesem Grund<br />

hat das Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(BIBB) gemeinsam mit den zuständigen Bundesministerien<br />

sowie den Sozialpartnern und<br />

Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis<br />

im Auftrag der Bundesregierung eine neue<br />

Ausbildungsordnung erarbeitet.<br />

Fachrichtung Großhandel Inhalte zum Retourenmanagement<br />

ergänzt; in der Fachrichtung<br />

Außenhandel wurden Inhalte internationaler<br />

Berufskompetenzen erweitert,<br />

zum Beispiel durch interkulturelle Kompetenzen.<br />

3. Eine gestreckte Abschlussprüfung:<br />

Diese setzt sich aus zwei bewerteten Teilen<br />

zusammen. In der mündlichen Prüfungsleistung<br />

können Auszubildende und Betriebe<br />

künftig zwischen zwei unterschiedlichen Zugangswegen<br />

für ein fallbezogenes Gespräch<br />

zu einer betrieblichen Fachaufgabe wählen.<br />

Die Ausbildungsordnung und der darauf<br />

abgestimmte, von der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) für den schulischen Teil der<br />

dualen Ausbildung entwickel te Rahmenlehrplan<br />

treten zum 1. August <strong>2020</strong> in<br />

Kraft und lösen die bestehenden Regelungen<br />

aus dem Jahr 20<strong>06</strong> ab.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Dr. Simone Danek<br />

Tel. 0345 2126-346<br />

sdanek@halle.ihk.de<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Björn Bosse<br />

Tel. 0345 2126-332<br />

bbosse@halle.ihk.de<br />

Was ist neu?<br />

Beliebter Ausbildungsberuf mit Karrierechancen<br />

1. Die Berufsbezeichnung:<br />

Aus „Kaufleuten im Groß- und Außenhandel“<br />

werden künftig „Kaufleute für Groß- und<br />

Außenhandelsmanagement“. Die Verordnung<br />

tritt am 1. August <strong>2020</strong> in Kraft.<br />

2. Inhalte:<br />

• Neu ist die Berufsbildposition „Elektronische<br />

Geschäftsprozesse (E-Business)“.<br />

Hierunter fällt zum Beispiel die Verwendung<br />

von E-Business-Systemen zur Ressourcenplanung<br />

und zur Verwaltung von<br />

Kundenbeziehungen. Projektförmige Arbeit<br />

wird immer wichtiger. Im Ausbildungsberuf<br />

soll dies unter anderem durch neue Inhalte<br />

im Bereich des Projektmanagements abgebildet<br />

werden - beispielsweise Unterstützungsleistungen<br />

bei der Vorbereitung, Planung,<br />

Durchführung, Steuerung und<br />

Doku mentation betrieblicher Projekte.<br />

• Auch in den beiden Fachrichtungen Großhandel<br />

und Außenhandel gibt es Veränderungen.<br />

So wurden beispielsweise in der<br />

Eine Ausbildung zum Kaufmann/zur<br />

Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement<br />

qualifiziert für vielfältige<br />

Tätig keiten in Unternehmen des Handels<br />

oder der Industrie.<br />

Einsatzgebiete sind die Beschaffung von<br />

Waren im In- und Ausland, ihre Lagerung,<br />

Marketing und Vertrieb sowie waren- und<br />

kundenbezogene Dienstleistungen. Absolventen<br />

der Fachrichtung Außenhandel<br />

wickeln insbesondere Außenhandelsgeschäfte<br />

ab und bedienen Auslandsmärkte.<br />

Mit deutschlandweit gut 13.000 neu abgeschlossenen<br />

Ausbildungsverträgen lag<br />

der Ausbildungsberuf 2019 auf Platz 11<br />

der ausbildungsstärksten Berufe.<br />

Im Bezirk der IHK Halle-Dessau sind derzeit<br />

etwa 200 Ausbildungsverträge registriert.<br />

Der Anteil junger Frauen ist mit 75<br />

Prozent gegenüber dem Bundesdurchschnitt<br />

von 40 Prozent besonders hoch.<br />

Die Ausbildung eröffnet gute berufliche<br />

Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten. So<br />

können sich Kaufleute für Groß- und<br />

Außenhandelsmanagement beispielsweise<br />

zum Geprüften Handelsfachwirt/zur Geprüften<br />

Handelsfachwirtin oder zum Geprüften<br />

Fachwirt/zur Geprüften Fachwirtin<br />

für Außenwirtschaft weiterbilden.<br />

Weitere Informationen zum Ausbildungsberuf<br />

„Kaufmann/Kauffrau für<br />

Groß- und Außenhandelsmanagement“<br />

erhalten Unternehmen von den Ausund<br />

Weiterbildungsberatern der IHK und<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 4758456.<br />

16<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

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SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Auf ein Schwarzwälder<br />

Kirsch-Stout!<br />

Unternehmen, die noch nicht lange am Markt sind, trifft die Coronakrise mitunter<br />

besonders hart. Die Testbräu GbR aus Nebra nutzte die Krise jedoch als Chance,<br />

neue Kunden zu erschließen und sich weiter am Markt zu etablieren.<br />

Seit etwa zwei Jahren stellt die Testbräu GbR besondere<br />

Biere her, die vor allem in kleineren Spezialgeschäften und<br />

Gaststätten verkauft werden – auch in einem Supermarkt<br />

in Nebra. Verschiedenste Sorten sind im Programm,<br />

unter anderem ein mit echten Himbeeren gebrautes Bier.<br />

„Zu Beginn der Coronakrise ist der Absatz erstmal ziemlich<br />

eingebrochen, weil die Kneipen nicht öffnen durften.<br />

Aber dann haben wir unseren Onlineshop aufgebaut. So<br />

ist der Umsatz letztendlich nahezu gleichgeblieben“, erzählt<br />

Nicole Herdin. Die 37-Jährige ist gebürtige Nebraerin<br />

und betreibt die Firma dort mit ihrem Verlobten Dirk<br />

Lamprecht und Heiko Schwanz, einem gemeinsamen<br />

Freund.<br />

Verkostung im Internet<br />

Aber auch der Kontakt zu bestehenden Kunden wie der<br />

„Frisches Bier Bar“ aus München riss in der Coronakrise<br />

nicht ab. „Diese hat ihr Geschäft zu einem Getränkelieferservice<br />

umfunktioniert. Anfang April kam die Anfrage,<br />

ob wir unsere Produkte nicht auch über den Bierkurier anbieten<br />

möchten“, erklärt Herdin. Dort wird nun in regelmäßigen<br />

Abständen eine Onlineverkostung mit verschiedenen<br />

Bieren organisiert. Die Kunden bestellen ihr<br />

Wunschpaket und probieren in Ruhe zuhause.<br />

Dazu passend erhielt Testbräu Anfang Mai eine Einladung,<br />

an der Couchtour in München teilzunehmen, einem virtuellen<br />

Nachbarschaftstreffen im Internet. Hier durfte<br />

das junge Unternehmen sein bereits im Februar erfolgreich<br />

auf einer Messe vorgestelltes Schwarzwälder Kirsch-<br />

Deutschlandweite Bestellungen<br />

Den Onlineshop wollten die drei Gründer sowieso aufbauen.<br />

Die Krise hat die Entwicklung nun beschleunigt.<br />

„Das grobe Gerüst dafür stand schon 2018. Ende März<br />

dieses Jahres haben wir uns dann daran gesetzt, dieses<br />

endlich fertigzustellen“, erzählt Nicole Herdin. „Wir haben<br />

in etwa eine Woche gebraucht, um rechtlich alles abzusichern,<br />

das richtige Plug-In zu finden, die Seite grafisch<br />

ordentlich zu gestalten und mit unserer Lagerhaltung<br />

und der Finanzbuchhaltung in Einklang zu bringen.“ Mittlerweile<br />

gäbe es viele Bestellungen, jeden zweiten Tag gingen<br />

Pakete deutschlandweit auf die Reise. Anfragen kämen<br />

aber auch von Etikettsammlern oder Bloggern, die<br />

ein entsprechendes Video im Internet hochladen. Die Bezahlung<br />

laufe problemlos über PayPal.<br />

Nicole Herdin füllt eine Bierflasche ab.<br />

20<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


Die drei Unternehmensgründer Heiko Schwanz,<br />

Dirk Lamprecht und Nicole Herdin (v. l. n. r.)<br />

haben ihre gute Laune nicht verloren.<br />

Stout präsentieren. „Wer daraufhin neugierig geworden<br />

ist, der schaut in unseren Onlineshop, über den wir das<br />

Bier dann verkaufen“, freut sich Herdin über den Erfolg<br />

dieser neuen Absatzmöglichkeiten.<br />

Rechtzeitig vorgesorgt<br />

Besondere Biere seien ein Trend, der immer stärker werde,<br />

meint die gelernte Biochemikerin. „Wir haben über 100<br />

neue Rezeptideen, teilweise richtig verrückte Sachen“, sagt<br />

sie. Leider durfte Testbräu Corona-bedingt nichts herstellen.<br />

Dafür nutzt das Start-up normalerweise eine kleine<br />

Brauerei im Süden von München. 180 Liter pro Monat war<br />

bislang der Ausstoß. Ende des vergangenen Jahres hatte<br />

sich das Unternehmen eine eigene Abfüllanlage angeschafft<br />

– zum Glück. Denn so verfügte Testbräu über einen<br />

kleinen Bestand an 20-Liter-Fässern und Flaschen.<br />

Nun sind die drei Gründer gespannt, wie die Gaststätten<br />

auf die Möglichkeit reagieren, wieder zu öffnen. Langfristig<br />

wolle das Start-up seine Produktion dann in die<br />

Heimat verlagern und eine eigene kleine Brauerei in Nebra<br />

aufbauen.<br />

Testbräu GbR<br />

Kollerhof 3<br />

<strong>06</strong>642 Nebra<br />

https://testbraeu.de<br />

Kommende Veranstaltungen*:<br />

IHK-Beratungstag für Unternehmer<br />

und Gründer<br />

Naumburg: 24.<strong>06</strong>., 08.07., 22.07., 26.08., jeweils 9.00 bis 16.00 Uhr<br />

Wittenberg: 25.<strong>06</strong>., 12.00 bis 16.00 Uhr<br />

Dessau-Roßlau: 09.07., 09.00 bis 16.00 Uhr<br />

Bernburg: 01.07., 12.00 bis 16.00 Uhr<br />

Wolfen: 14.07., 09.00 bis 16.00 Uhr<br />

IHK-Start-Tag für Gründer<br />

Halle (Saale) / Saalekreis: 07.07., 03.09., jeweils 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Sangerhausen: 07.07., 11.08., jeweils 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Lutherstadt Eisleben: 15.07., 19.08., jeweils 8.00 bis 16.00 Uhr<br />

Alles Entscheidende zur<br />

Selbstständigkeit in 90 Minuten<br />

Halle (Saale) / Saalekreis: 08.09., 17.00 bis 18.30 Uhr<br />

*Details dazu und zu weiteren Veranstaltungen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 1953<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 21


SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Liquidität sichern!<br />

Die COVID-19-Pandemie gefährdet die wirtschaftliche<br />

Existenz der Unternehmen im Land massiv. Die IHK informiert<br />

unter www.halle.ihk.de/coronavirus über mögliche<br />

Hilfen. Die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ hat wichtige<br />

Aktualisierungen zu Förderkrediten und Expressbürgschaften<br />

zusammengetragen.<br />

Förderkredite des Landes Sachsen-Anhalt erweitert<br />

Das Hilfsprogramm „Sachsen-Anhalt ZUKUNFT“ bietet<br />

neben Zuschüssen auch günstige Kredite für Unternehmen<br />

mit bis zu 50 Beschäftigten. Die „<strong>Mitteldeutsche</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong>“ berichtete in der April-<strong>Ausgabe</strong>. Für größere<br />

Unternehmen stellt die Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />

(IB) nun ebenso Darlehen zu Sonderkonditionen<br />

bereit: Unternehmen bis 500 Beschäftigte mit einem<br />

Kapitalbedarf bis zu 800.000 Euro können ein Darlehen<br />

als so genannte Kleinbeihilfe bei der IB beantragen. Die<br />

Laufzeit beträgt zehn Jahre, zwei Jahre sind tilgungsfrei,<br />

der Zinssatz liegt bei 1,69 Prozent. Bei Kleinbeihilfen-Darlehen<br />

bis 250.000 Euro sind Sicherheiten nicht erforderlich.<br />

Ist der Kapitalbedarf größer (bis fünf Mio. Euro), stehen<br />

auch hierfür zinsgünstige Darlehen zur Verfügung.<br />

Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten können<br />

ebenfalls vom Darlehensprogramm „Sachsen-Anhalt<br />

ZUKUNFT“ unterstützt werden, hier ist jedoch eine<br />

vorausschauende Kapitaldienstfähigkeit nachzuweisen.<br />

Anträge können direkt bei der IB gestellt werden. Eine<br />

Stellungnahme der Hausbank ist hier ausnahmsweise<br />

nicht erforderlich.<br />

Expressbürgschaften bis 250.000 Euro<br />

Unternehmen können Kreditzusagen von Hausbanken<br />

innerhalb kürzester Zeit durch die Nutzung von Express -<br />

bürgschaften erlangen. Diese können nun bis 250.000<br />

Euro Bürgschaftsbetrag innerhalb von drei Bankarbeitstagen<br />

zur Verfügung gestellt werden. Auch Bestandsengagements<br />

profitieren von dieser Regelung, solange ein<br />

Gesamtbürgschaftsengagement von 1,25 Mio. Euro nicht<br />

überschritten wird.<br />

Der Verbürgungsgrad steigt von 70 auf 80 Prozent (entspricht<br />

einem Kreditbetrag von 312.500 Euro). Ein Verbürgungsgrad<br />

von 90 Prozent ist möglich, wenn die<br />

Bürgschaftslaufzeit maximal sechs Jahre beträgt. Ab einem<br />

Kreditbetrag von 100.000 Euro wird ein Liquiditätsplan<br />

für die nächsten zwölf Monate benötigt. Es wird kein<br />

Bearbeitungsentgelt erhoben. Die Bürgschaften sind beihilfefrei,<br />

wenn die Kriterien der „Bundesregelung Bürgschaften<br />

<strong>2020</strong>“ eingehalten werden.<br />

Hausbanken beraten<br />

Unternehmen unter<br />

anderem über die Nutzung<br />

von Expressbürgschaften.<br />

Details dazu finden Unternehmen<br />

unter www.ibsachsen-anhalt.de/<br />

coronavirus-informationen-fuer-unternehmen.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Hotline<br />

Tel. 0345 2126-100<br />

Info-Portal<br />

www.halle.ihk.de/coronavirus<br />

22<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Bonitätsnachweis für Unternehmen<br />

Eine zentrale Rolle im Maßnahmenbündel der Bundesregierung<br />

spielen die Corona-Hilfen der Förderbank KfW.<br />

Hierbei übernimmt der Staat bis zu 100 Prozent der Haftung.<br />

Beantragt und abgewickelt werden diese Kredite<br />

über die Hausbanken der Unternehmen. Damit diese ein<br />

Darlehen bewilligt bekommen, müssen sie nachwesen,<br />

dass der Betrieb vor der Coronakrise wirtschaftlich gesund<br />

war und nur aufgrund der Folgen in Schieflage geraten ist.<br />

ihre Insolvenzreife auf den Folgen der COVID-19-<br />

Pandemie beruht und nicht schon vorher bestand. Dazu<br />

muss festgestellt werden, dass der Schuldner am 31. Dezember<br />

2019 noch zahlungsfähig war.<br />

Seite 24/25<br />

Creditreform Halle<br />

Markus Bachmeyer<br />

Tel. 0345 232 50 - 38<br />

www.creditreform.de/<br />

halle<br />

Die Unternehmen der Creditreform möchten betroffenen<br />

Firmen bei diesem Punkt helfen und stellen dafür eine<br />

spezielle, kostenfreie Bonitätsauskunft zur Verfügung.<br />

Diese weist mittels Bonitätsindex nach, wie sich die wirtschaftliche<br />

Lage eines Unternehmens bis zum 31. Dezember<br />

2019 entwickelt hat.<br />

Inhalte des Bonitätsnachweises 2019<br />

• Firmenidentifikation (Firmierung, Adress- und Kontaktdaten,<br />

Identifikationsnummern, Firmenstatus)<br />

• Bonitätsentwicklung für das Jahr 2019 (Grafische Darstellung<br />

im Zeitverlauf mittels Creditreform Bonitätsindex)<br />

• Strukturdaten (Rechtsform, Geschäftsführung und Vertretungsbefugnisse)<br />

Der Bonitätsnachweis ist übrigens nicht nur für die Beantragung<br />

von Förderkrediten hilfreich, sondern auch<br />

für den Fall, dass Unternehmen nachweisen müssen, dass<br />

Expertensprechtage zur Unternehmenssicherung<br />

Unternehmen, die sich aufgrund der Corona-Pandemie in einer Schieflage<br />

befinden, bietet die IHK Halle-Dessau gemeinsam mit Restruktierungs- und<br />

Sanierungsexperten aktive Hilfe zur zielgerichteten Krisenbewältigung. In<br />

kostenlosen persönlichen Erstgesprächen erhalten IHK-Mitgliedsunternehmen<br />

Hinweise und Ratschläge, wie sie in der jetzigen Situation agieren<br />

können und sollten, welche Finanzhilfen ihnen zur Verfügung stehen<br />

und mit welcher Strategie sie ihr Unternehmen den aktuellen Anforderungen<br />

entsprechend ausrichten können.<br />

Die Sprechtage finden derzeit im 14-tägigen Rhythmus statt – der nächste<br />

Termin ist der 9. Juli <strong>2020</strong>. Um persönliche Anmeldung wird gebeten:<br />

info@halle.ihk.de, 0345 21260.<br />

Anzeige<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 23


SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Insolvenzrecht in Zeiten von Corona<br />

Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind etliche<br />

Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />

geraten. Nicht selten gerät dabei auch das Thema Insolvenz<br />

in den Blick. Das Insolvenzrecht macht hier (eigentlich)<br />

strenge Vorgaben. Damit es jedoch alleine aufgrund<br />

der Coronakrise nicht zu zahlreichen Insolvenzen kommt,<br />

wurde das entsprechende Recht durch das COVID-19-<br />

Insolvenzaussetzungsgesetz (COVInsAG) geändert. Unternehmer<br />

müssen dabei aber einiges beachten.<br />

Insolvenzantragspflicht ausgesetzt<br />

In „normalen“ Zeiten müssten die Verantwortlichen von<br />

entsprechenden Unternehmen spätestens drei Wochen<br />

nach Eintritt von Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung<br />

den Insolvenzantrag stellen. Andernfalls würden sie<br />

sich wegen Insolvenzverschleppung strafbar machen.<br />

Durch das COVInsAG besteht derzeit jedoch bis zum<br />

30. September <strong>2020</strong> keine Insolvenzantragspflicht (Verlängerung<br />

bis 31. März 2021 möglich).<br />

Das gilt aber nur unter zwei Voraussetzungen:<br />

1. Die Insolvenzreife ist ausdrücklich auf die Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie zurückzuführen. Dies wird<br />

vermutet, wenn am 31. Dezember 2019 keine Zahlungsunfähigkeit<br />

vorlag. Haben im Jahr <strong>2020</strong> aber andere,<br />

Corona-unabhängige Gründe zur Insolvenz geführt,<br />

gelten die geänderten Regelungen nicht.<br />

2. Es muss die Aussicht bestehen, die Zahlungsunfähigkeit<br />

zu beseitigen (erfolgreiche Sanierung). Anderenfalls<br />

ist die Insolvenzantragspflicht nicht ausgesetzt.<br />

Die neuen, vorerst bis zum 30. September <strong>2020</strong> geltenden<br />

Regelungen befreien zwar von der Haftung in bestimmten<br />

zivilrechtlichen, vertragsrechtlichen Zusammenhängen,<br />

nicht aber von der strafrechtlichen Haftung.<br />

Strafbar kann sich zum Beispiel machen wer<br />

- einen Insolvenzantrag nicht stellt, obwohl die oben genannte<br />

Voraussetzungen für die Aussetzung der entsprechenden<br />

Pflicht nicht gegeben sind,<br />

- Lieferanten nicht über eventuelle Zahlungsrisiken aufklärt<br />

(Betrug),<br />

- Liquidität ohne rechtfertigenden Grund aus dem Unternehmen<br />

entzieht (Untreue),<br />

- bestimmte Auszahlungen an Gesellschafter vornimmt,<br />

- in der Zeit Investitionen vornimmt, die nicht geboten sind.<br />

Alles in allem gilt deshalb:<br />

Um unternehmerische Entscheidungen auch im Nachhinein<br />

noch rechtfertigen zu können, sollten Unternehmen<br />

diese sehr ausführlich dokumentieren und ihre Liquiditätslage<br />

jederzeit sorgfältig kontrollieren. Besteht<br />

nicht mehr die Aussicht auf eine erfolgreiche Sanierung,<br />

greift auch das COVInsAG nicht mehr. Dann muss die Geschäftsführung<br />

unverzüglich einen Insolvenzantrag stellen.<br />

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es unter<br />

Geltung des COVInsAG nicht möglich ist, einen Insolvenzantrag<br />

durch Gläubiger zu stellen (wenn der Grund<br />

nicht schon vor dem 1. März <strong>2020</strong> vorlag). Auch sind Anfechtungstatbestände<br />

bezüglich erfolgter Zahlungen an<br />

einzelne Gläubiger weitgehend ausgesetzt.<br />

Gerettet!? Um im Zuge der Coronakrise<br />

drohende Unternehmensinsolvenzen<br />

möglichst zu vermeiden, wurde das<br />

Insolvenzrecht geändert. Doch es gilt<br />

einiges zu beachten.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Recht und Fair Play<br />

Dr. Ute Jähner<br />

Tel. 0345 2126-226<br />

ujaehner@halle.ihk.de<br />

24<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Unternehmen in Schwierigkeiten!?<br />

Wann befindet sich ein Unternehmen in Schwierigkeiten, wie gerät es in diese<br />

Situation und was ist in dem Fall zu tun? Susanne Hyna, geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der Höher Consulting GmbH, und Burkhard Jung, Restrukturierungspartner<br />

der RSP GmbH & Co. KG, geben einen Überblick.<br />

Durch die Coronakrise sind viele Unternehmen in<br />

Schwierigkeiten geraten. Warum Firmen einen Nachweis<br />

benötigen, dass sie sich „nicht in Schwierigkeiten“<br />

befinden<br />

Hauptsächlich Kapitalgeber brauchen diesen Nachweis,<br />

um Kreditlinien aufrechthalten zu können bzw. neue auszureichen.<br />

Bei Unternehmen, die aufgrund der Coronakrise<br />

in Schwierigkeiten gekommen sind, geht man derzeit<br />

davon aus, dass es nach dem Lockdown wieder<br />

aufwärts geht. Die „Großzügigkeit“ der schnellen Vergabe<br />

von unbesicherten Krediten während der Krise wird<br />

aber ein Ende haben – dann ist es essenziell, einen Nachweis<br />

in Form einer positiven Fortführungsprognose vorweisen<br />

zu können.<br />

Kapitalgeber hingegen sehen ein Unternehmen in<br />

Schwierigkeiten, wenn es in einer Krisensituation ist,<br />

Zweifel an der Fortführung sowie an der Wettbewerbsund<br />

Renditefähigkeit bestehen und nicht gesichert ist, ob<br />

und wie diese im Rahmen eines strukturierten Sanierungsprozesses<br />

überwunden werden können. Ob dies der<br />

Fall ist, wird in der Regel über die Beauftragung eines Sanierungsgutachtens<br />

geklärt, das die Kapitalgeber vom<br />

Unternehmen fordern.<br />

Anders in Zeiten von Corona: Kann das Unternehmen<br />

nachweisen, dass die Zahlungsfähigkeit wiederhergestellt<br />

werden kann, weil sie durch Corona verursacht<br />

wurde, besteht keine Insolvenzantragspflicht. Da dies<br />

für alle gilt, kann sich allerdings kaum ein Unternehmen<br />

sicher sein, welche seiner Geschäftspartner wirklich noch<br />

solvent sind (siehe Seite 24).<br />

Wann ein Unternehmen als „in Schwierigkeiten“ gilt<br />

Nach der landläufigen Begriffsverwendung haben<br />

Unternehmen „in Schwierigkeiten“ Probleme bei der Fortführungsprognose<br />

sowie der Wettbewerbs- und Renditefähigkeit<br />

bis hin zur Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung.<br />

Laut EU-Definition muss „im Falle von Gesellschaften<br />

mit beschränkter Haftung (AG, GmbH, KGaA) mehr als die<br />

Hälfte des gezeichneten Stammkapitals infolge aufgelaufener<br />

Verluste verloren gegangen sein. Dies ist dann<br />

der Fall, wenn sich nach Abzug der aufgelaufenen Verluste<br />

von den Eigenmitteln ein negativer kumulativer<br />

Betrag ergibt.“ Bei Gesellschaften wie OHG, KG sowie<br />

Einzelunternehmern und Freiberuflern muss mehr als die<br />

Hälfte der in den Geschäftsbüchern ausgewiesenen Eigenmittel<br />

in Folge aufgelaufener Verluste verloren gegangen<br />

sein.<br />

Wie ein Unternehmer (rechtzeitig) bemerkt, dass<br />

sein Unternehmen dem Gesetz nach in Schwierigkeiten<br />

ist und was er dann tun muss<br />

Jeder Unternehmer muss seine Zahlen im Blick haben<br />

und je nach Schwere der „Schwierigkeiten“ pflichtgemäß<br />

handeln. Entscheidend ist hier der Zeitfaktor. Ist der Unternehmer<br />

schon zahlungsunfähig oder manifestieren<br />

sich die Probleme noch in einer Rentabilitätskrise? Nach<br />

Analyse der Ursachen lassen sich Maßnahmen festlegen,<br />

wie und ob die Krisensituation überwunden werden<br />

kann.<br />

Es gibt eine höchstrichterliche Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />

(BGH), wie die Zahlungsunfähigkeit eines<br />

Unternehmens zu ermitteln ist und welche Anforderungen<br />

an Fortbestehensprognosen existieren. Hierzu hat<br />

das Institut der <strong>Wirtschaft</strong>sprüfer (IDW) Standards entwickelt,<br />

die im Wesentlichen die BGH-Rechtsprechung<br />

abbilden. Es ist daher ratsam, sich externe Spezialisten mit<br />

ins Boot zu holen, um die notwendigen Handlungsmaßnahmen<br />

gesetzeskonform und mit fachlichem Rat umsetzen<br />

zu können.<br />

Höher Consulting GmbH<br />

Dipl. oec. Susanne Hyna<br />

Damaschkestraße 6<br />

<strong>06</strong>766 Bitterfeld-Wolfen,<br />

OT Wolfen<br />

Tel. 03494 33122<br />

www.hoeher-consulting.de<br />

Restrukturierungspartner<br />

RSP GmbH & Co. KG<br />

Burkhard Jung<br />

Düsseldorfer Straße 38<br />

10707 Berlin<br />

Tel. 030 2<strong>06</strong>4 37-200<br />

www.restrukturierungspartner.com<br />

www.idw.de/idw<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 25


Die Brüder Oliver (l.) und<br />

Michael Reif sind Gründer<br />

und geschäftsführende<br />

Gesellschafter des Unternehmens<br />

„we like concepts“.<br />

In den neuen Standort in<br />

Dessau-Roßlau haben sie<br />

viel investiert, um dort<br />

weiter zu wachsen.<br />

SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Vom Main an die Elbe<br />

Was bietet Sachsen-Anhalt, was das Rhein-Main-Gebiet nicht hat? Das Start-up<br />

„we like concepts“ expandiert und investiert in Dessau-Roßlau.<br />

Der Unternehmenshauptsitz von „we like concepts“,<br />

einem Produzenten für ökologische Möbel, befindet sich<br />

in Offenbach am Main. 2017 mieteten die beiden geschäftsführenden<br />

Gesellschafter und Brüder Michael<br />

und Oliver Reif Werkstatt- sowie Büroräume im Dessauer<br />

Gewerbegebiet „An der Fine“ an, um hier einen<br />

weiteren Standort aufzubauen. Das hatte handfeste unternehmerische<br />

Gründe: „Das Personal, das wir für unser<br />

Wachstum brauchen, ist in der Rhein-Main-Region nicht<br />

verfügbar. Zudem gibt es hier eine sehr viel intensivere<br />

Betreuung durch die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung, die Kontakte<br />

und Wege aufzeigt“, erläutert Michael Reif.<br />

60.000 Euro investiert<br />

Von sechs auf elf Mitarbeiter sei das Unternehmen in den<br />

zurückliegenden drei Jahren gewachsen. „Dank der sehr<br />

guten Beratung durch die IHK, deren Mitarbeiter sich<br />

viel Zeit für uns genommen haben, konnten wir eine<br />

hochqualifizierte Kollegin über das Förderprogramm<br />

,Innovationsassistent’ einstellen. Dieses gewährt uns über<br />

zwei Jahre einen 50-prozentigen Lohnkostenzuschuss“,<br />

hebt Oliver Reif hervor. Auch die Fördermöglichkeiten in<br />

Sachen Digitalisierung nehme man in Anspruch. Insgesamt<br />

rund 60.000 Euro haben die beiden Brüder bislang<br />

in ihren Dessauer Standort investiert und beispielsweise<br />

26<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


Blick in das mit<br />

den ökologischen<br />

Möbeln der Firma<br />

ausgestattete und von<br />

dieser betriebene<br />

Boutique-Hotel in der<br />

Leipziger Südvorstadt<br />

Schweißgeräte und Fräsmaschinen angeschafft. Weil sie<br />

perspektivisch ihren Metallbau und die Tischlerei unter<br />

einem Dach vereinen wollen – im Sinne kurzer Wege,<br />

reduzierter CO2-Emissionen, weiterer Synergien und auch<br />

mit Blick auf die noch ausstehende GRW-Unternehmensförderung<br />

– streben sie an, das Objekt zu erwerben.<br />

„Showroom“ zum Übernachten<br />

Seit 1. Mai 2018 betreibt das Unternehmen in der Leipziger<br />

Südvorstadt unter dem Namen „Green Residence<br />

Design Loft“ zudem ein kleines Boutique-Hotel, dessen<br />

Inneneinrichtung komplett aus den eigenen Möbeln besteht<br />

– ein identisches Projekt haben die Reif-Brüder bereits<br />

in Frankfurt am Main.<br />

„Wir verfolgen da in Ergänzung unseres hauptsächlich digitalen<br />

Marketings eine Art ,Try & Buy’-Ansatz: In unseren<br />

Hotels können potenzielle Interessenten unsere Produkte<br />

durch Benutzung eingehend prüfen“, erzählt Oliver<br />

Reif. „Wir sparen uns auf diese Weise nicht nur einen extra<br />

Showroom in Leipzig, sondern bekommen außerdem<br />

eine unmittelbare Rückmeldung über etwaige Abnutzungserscheinungen<br />

oder andere neuralgische Punkte<br />

an unseren Möbeln“, geht er auf weitere Hintergründe<br />

dieser Geschäftsfelderweiterung ein.<br />

Härtetest Coronakrise<br />

Das Konzept nach einem Jahr intensiver Planung schließlich<br />

umzusetzen, war eine Herausforderung, wie Michael<br />

Reif erläutert: „Wir investierten ausschließlich aus dem<br />

Cashflow des Unternehmens, um bei Bedarf einen Puffer<br />

bei der Hausbank abrufen zu können.“<br />

Um an potenzielle Kunden heranzutreten, nutzte das<br />

Start-up bestehende Social-Media-Plattformen und Marketingkanäle.<br />

Der Erfolg stellte sich rasch ein – „Dank der<br />

gemeinsamen Arbeit im Team“, so Michael Reif. Doch infolge<br />

der Coronakrise wurde das neue Geschäftsfeld<br />

gleich einem ersten „Härtetest“ unterzogen, erzählt Geschäftspartner<br />

Oliver Reif: „Bereits Anfang März und mit<br />

Absage der Leipziger Buchmesse brachen die Buchungszahlen<br />

massiv ein. Wir haben dann sofort reagiert und die<br />

neun Zimmer jetzt bis mindestens Ende des Sommer -<br />

semesters an Studenten vermietet.“<br />

we like<br />

concepts GmbH<br />

An der Fine 12<br />

<strong>06</strong>842 Dessau-Roßlau<br />

Tel. <strong>06</strong>9 850 961 45<br />

www.welikeconcepts.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 27


SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Mehr Nachfolger!<br />

In der Coronakrise gewinnt das Thema Unternehmensnachfolge an Brisanz. Damit<br />

es in Zukunft genügend Nachfolger in Sachsen-Anhalt gibt, müssen alle Beteiligten<br />

an einem Strang ziehen.<br />

In Sachsen-Anhalt suchen derzeit mindestens 600 Unternehmen<br />

jährlich eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger,<br />

heißt es im Jahresbericht des Netzwerks Unternehmensnachfolge<br />

Sachsen-Anhalt (N:UN)*. Die Zahl<br />

derer, die ein Unternehmen übernehmen wollen, sei zwar<br />

seit mehreren Jahren stabil. Doch der Bedarf steige und<br />

Übergaben gestalteten sich oft schwierig.<br />

Unternehmensnachfolge als Gemeinschaftsaufgabe<br />

Bei der fünften „Nachfolgewoche” des N:UN Anfang März<br />

dieses Jahres debattierten mehr als 50 Unternehmer,<br />

(Ober)Bürgermeister, <strong>Wirtschaft</strong>sförderer und Vertreter<br />

aus Ministerien, Gründerservices und Nachfolgeinitiativen<br />

über die Herausforderungen der Unternehmensnachfolge<br />

in Sachsen-Anhalt. Im Ergebnis der Diskussionsbeiträge<br />

und Workshops wurde ein Maßnahmenplan entworfen,<br />

der nun weitergeführt und abgestimmt werden<br />

soll. Ziel ist es, dass künftig mehr Firmenübergaben gelingen.<br />

„Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“, erklärt Antje<br />

Bauer, Sprecherin des Netzwerks. „Wichtig ist, die Unternehmensnachfolge<br />

in Sachsen-Anhalt als eine Gemeinschaftsaufgabe<br />

zu sehen, die neben den Übergebern und<br />

Übernehmern ebenfalls politische Entscheidungsträger<br />

und <strong>Wirtschaft</strong>sförderer in die Pflicht nimmt.” Dementsprechend<br />

sei es wichtig, die Kräfte und Einzelinitiativen<br />

zu bündeln sowie die Netzwerkarbeit landesweit zu vertiefen.<br />

Entscheidungsträger und Verwaltungen seien aufgefordert,<br />

dringend an den Rahmenbedingungen für erfolgreiches<br />

Unternehmertum zu arbeiten. Laut Bauer<br />

gehören dazu der Bürokratieabbau und eine Aufwertung<br />

unternehmerischen Handelns in der gesellschaftlichen<br />

Wahrnehmung.<br />

Jahresbericht legt Branchenunterschiede offen<br />

Im Jahresbericht 2019 legt das N:UN erstmals eine Zusammenfassung<br />

seiner Aktivitäten für gelingende Unternehmensnachfolgen<br />

in Sachsen-Anhalt vor – samt<br />

ausführlicher Analysen sowie politischer Forderungen<br />

und Praxisbeispielen. Dabei zeigt der Blick auf<br />

die Statistik der Unternehmensübergaben, dass Betriebe<br />

aus dem Gastgewerbe und dem Handel überproportional<br />

häufig den Besitzer wechseln. Hierbei<br />

spielt vermutlich die Überalterung eine große Rolle.<br />

Zudem sind diese Unternehmen stark von der örtlichen<br />

Lage abhängig, sodass vor allem im Handel neben<br />

Firmenverkäufen aus Altersgründen ebenfalls<br />

Transaktionen über die Grenzen der Handelssparten<br />

hinweg zu vermuten sind. In der Gastronomie hinge-<br />

gen wirkt sich der Fachkräftemangel aus: Geschäftsaufgaben<br />

bzw. -übernahmen aus diesem Grund nehmen<br />

zu, gewinnen so neben dem Verkauf aus Altersgründen<br />

an Bedeutung. Demgegenüber sind<br />

Dienstleistungsunternehmen in der Übergabestatistik<br />

deutlich unterrepräsentiert. Dies liegt einerseits an<br />

der hohen Zahl Soloselbstständiger, andererseits „altert“<br />

die Branche weniger als andere – vor allem durch<br />

Existenzgründungen mit neuen, innovativen Geschäftsmodellen.<br />

Der gesamte Jahresbericht ist zu finden<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 4722124<br />

„<br />

Wir müssen die<br />

Unternehmensnachfolge<br />

in<br />

Sachsen-Anhalt<br />

als eine Gemeinschaftsaufgabe<br />

sehen, die neben<br />

den Übergebern<br />

und Übernehmern<br />

ebenfalls<br />

politische Entscheidungsträger<br />

und <strong>Wirtschaft</strong>sförderer<br />

in die Pflicht<br />

nimmt.“<br />

Antje Bauer,<br />

Sprecherin des Netzwerks<br />

Unternehmensnachfolge<br />

Sachsen-Anhalt<br />

28<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


*Über das N:UN<br />

Im Jahr 2007 gründeten die Handwerks- sowie die<br />

Industrie- und Handelskammern des Landes das<br />

Netzwerk Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt.<br />

Ziel: Gemeinsam Strategien und Maßnahmen<br />

erarbeiten, um die landesweite Nachfolgeproblematik<br />

zu bewältigen, sowie ausgewählte Nachfolgeprojekte<br />

unterstützen. So fanden im vergangenen<br />

Jahr 33 Veranstaltungen und Sprechtage mit<br />

über 600 Teilnehmern in allen Regionen des Landes<br />

statt. 440 Unternehmen wurden in den gewerblichen<br />

Kammern zur Unternehmensnachfolge beraten.<br />

Dabei werden regionale Partner einbezogen<br />

und eine hohe Durchschlags kraft erreicht.<br />

www.unternehmensnachfolge-lsa.de<br />

IHK informiert zur<br />

Nachfolge<br />

Wie Unternehmensnachfolge gelingen kann und<br />

was bei der Planung auch mit Blick auf Steuer- und<br />

Rechtsfragen zu beachten ist, darüber informiert<br />

die IHK Halle-Dessau - gemeinsam mit Partnern -<br />

regelmäßig bei Veranstaltungen am Hauptsitz in<br />

Halle (Saale) und den Standorten in der Region.<br />

Der nächste Termin findet am 8. September <strong>2020</strong><br />

um 14.00 Uhr in der Region Sangerhausen statt.<br />

Die Teilnehmer erhalten Informa tionen zur Planung<br />

ihrer Unternehmensübergabe sowie zu<br />

Steuer- und Rechtsfragen.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 157131631<br />

Wenn eine Nachfolgeregelung<br />

langfristig angelegt<br />

ist, sind die Erfolgsaussichten<br />

hoch. Im Februar 2016<br />

stieg Dennis Schröder (l.)<br />

als Co-Geschäftsführer bei<br />

der 1A Arbeitsbühnen Häßler-Lift<br />

Hebebühnen GmbH<br />

ein. Für den Prozess der<br />

Unternehmensübergabe<br />

haben Altgeschäftsführer<br />

Thomas Häßler (r.) und er<br />

eine Zeit von zehn Jahren<br />

verabredet.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Starthilfe und<br />

Unternehmensförderung<br />

Antje Bauer<br />

Tel. 0345 2126-262<br />

abauer@halle.ihk.de<br />

Achim Schaarschmidt<br />

Tel. 0345 2126-272<br />

aschaarsch@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 29


SCHWERPUNKT GRÜNDEN – WACHSEN - SICHERN<br />

Neue „Eis-Zeit“ als Chance<br />

Erst 2019 übernahm Karoline Bernhardt als Soloselbstständige das Kurparkcafé in<br />

Bad Lauchstädt. Die Coronakrise hat die junge Unternehmung in ihrem Wachstum<br />

gebremst – aber nicht gestoppt.<br />

Die Ausgangslage<br />

Nachdem sie zuvor neun Jahre als angestellte Küchenund<br />

Servicekraft im Kurparkcafé „Christiane Vulpius“ in<br />

Bad Lauchstädt gearbeitet hat, übernahm Karoline Bernhardt<br />

das Unternehmen Anfang 2019 als Betreiberin. Die<br />

Beratung durch die IHK Halle-Dessau, der mit einem<br />

branchenerfahrenen Bekannten sorgfältig erarbeitete<br />

Businessplan und der „Rückenwind“ durch die jüngste<br />

„Rundumerneuerung“ des idyllischen Kurparks mit Goethe-Theater<br />

und Kursaal bestärkten sie darin, den Sprung<br />

in die Selbstständigkeit zu wagen – einen Schritt, den die<br />

53-Jährige ohne Bankkredit geschafft hat.<br />

„Für die Nutzung der Räumlichkeiten zahle ich eine<br />

monatliche Pacht; die Inneneinrichtung, also Küchen -<br />

ausstattung sowie Mobiliar, habe ich durch eine Einmal -<br />

zahlung aus meinen Ersparnissen abgelöst“, betont Bernhardt.<br />

An mehreren Stellschrauben hat sie im Café gedreht: Mit<br />

erneuertem Fußboden, frischem Anstrich für die Wände<br />

und ergänztem Interieur sowie Außenbestuhlung aus den<br />

laufenden Einnahmen wertete sie die Optik auf. Zudem reduzierte<br />

sie die Speisekarte und passte die Öffnungszeiten<br />

an. „Ich setze nun anstelle von Convenience-Produkten auf<br />

frisch zubereitete kleine Speisen sowie selbstgebackene<br />

Kuchen – deren Preise nicht ,aus dem Bauch heraus’, sondern<br />

wirtschaftlich solide kalkuliert sind.<br />

Geöffnet ist nunmehr nicht nur am Wochenende, sondern<br />

auch unter der Woche und zu Veranstaltungen im Goethe-<br />

Theater, nennt die Jungunternehmerin die aus ihrer Sicht<br />

entscheidenden Faktoren dafür, dass die Umsatzentwicklung<br />

2019 sogar noch ein gutes Drittel über den eigenen<br />

Planungen lag.<br />

Dann kam Corona<br />

Doch genau mit Beginn des diesjährigen Frühlingsgeschäfts<br />

kam Corona – und damit die Zwangsschließung.<br />

„Die Soforthilfe, die ich fünf Wochen nach Beantragung<br />

erhielt, deckt leider nur weiterlaufende Betriebskosten,<br />

nicht aber den totalen Ausfall ab und war für drei Monate<br />

begrenzt. Ich habe also von Erspartem gelebt und zeitweise<br />

wieder in einem früheren Nebenjob gearbeitet“, berichtet<br />

die Soloselbstständige. Anfang Mai hat Karoline Bernhardt<br />

zunächst in einer Art Take-Away-Betrieb mit Kaffee<br />

und Kuchen ,auf die Hand’ den Neustart im Café vollzogen;<br />

seit 22. Mai ist auch ihr Freisitz wieder geöffnet.<br />

Wie geht es weiter?<br />

„Ich hoffe, dass im Zuge der Lockerungen über die Ausflügler<br />

hinaus bald auch wieder Bustouristen und Veranstaltungsgäste<br />

kommen“, sagt Bernhardt vorsichtig optimistisch.<br />

Die eigentlich für dieses Jahr geplanten<br />

Investitionen etwa in energieeffizientere Kühltechnik<br />

sowie eine Profi-Kaffeemaschine sind erst einmal zurückgestellt.<br />

Ihr Eisangebot will sie aber dennoch wie beabsichtigt<br />

auf die Köstlichkeiten aus einer Seeburger Eismanufaktur<br />

mit original italienischen Wurzeln umstellen: Die neue<br />

„Eis-Zeit“ soll nun Anfang Juni beginnen.<br />

2019 hat Karoline Bernhardt<br />

das Kurparkcafé<br />

„Christiane Vulpius“ in Bad<br />

Lauchstädt übernommen.<br />

Die Coronakrise hat sie<br />

zwar in ihrer Entwicklung<br />

gebremst, aber die Unternehmerin<br />

blickt vorsichtig<br />

optimistisch in die Zukunft.<br />

Kurparkcafé<br />

„Christiane Vulpius“<br />

Promenade 1<br />

<strong>06</strong>246 Bad Lauchstädt<br />

Tel. 01522 4234092<br />

30<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

AUSSCHÜSSE UND ARBEITSKREISE<br />

Zurück zu „goldenen“<br />

Zeiten?<br />

Welche Folgen die Coronakrise für den regionalen Handel hat, worauf es nun ankommt<br />

und wie ein ehrenamtliches Engagement bei der IHK die heimische <strong>Wirtschaft</strong><br />

voranbringen kann – darüber sprach die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ mit<br />

Goldschmiedemeister Uwe Schönemann. Er engagiert sich im IHK-Handelsausschuss.<br />

Unabhängig von Sortiment und Ladengröße<br />

dürfen inzwischen alle Händler wieder ihre<br />

Geschäfte öffnen. Ist die Coronakrise für die<br />

Branche damit ausgestanden?<br />

Uwe Schönemann: Mitnichten! Es wird sich<br />

erst nach und nach herausstellen, wer die<br />

sechs Wochen ohne Verkaufseinnahmen nun<br />

wirklich auf Dauer übersteht. Die Zwangsschließungen<br />

erfolgten ja so ziemlich genau<br />

mit dem Einsetzen des Frühlingsgeschäfts,<br />

einer für viele Händler besonders wichtigen,<br />

weil einträglichen Phase. Nehmen Sie beispielsweise<br />

Ostern oder die Zeit der Kommunionsfeiern<br />

– da sind mir in diesem Frühjahr<br />

die sonst üblichen Umsätze auf breiter Front<br />

Seit fast 35 Jahren führt der Juwelier und Goldschmiedemeister<br />

Uwe Schönemann das 1930<br />

von seinem Großvater gegründete Juweliergeschäft<br />

in der Köthener Innenstadt. Er engagiert<br />

sich auch im dortigen Stadtrat sowie im Kreistag.<br />

weggebrochen. Denjenigen Händlern, die<br />

während eines solchen Stillstands on top<br />

noch Kredite zu tilgen haben, droht da bald<br />

die Luft auszugehen.<br />

Welche Langfristfolgen befürchten Sie konkret?<br />

Schönemann: Das zentrale Problem ist die<br />

schon jetzt zu beobachtende und wenigstens<br />

mittelfristig anhaltende Kaufzurück haltung.<br />

Die meisten Beschäftigten wollen nachvollziehbarerweise<br />

erst einmal sehen, wie es nach<br />

Corona mit ihrem eigenen Arbeitgeber weitergeht<br />

und wie sicher ihr Job ist. Klar könnte<br />

man über den Preis Kaufimpulse auslösen –<br />

bloß dann befänden wir uns sofort wieder in<br />

der unseligen Geiz-ist-Geil-Spirale, die wir<br />

überwunden zu haben hofften.<br />

Worauf kommt es seitens der Politik nun an?<br />

Schönemann: Die Kaufzurückhaltung bekommen<br />

Sie so schnell nicht weg. Für ein<br />

wenig „Rückenwind“ zur Ankurbelung des<br />

Konsums könnten Kommunen womöglich<br />

das nächste Vierteljahr auf die Parkgebühren<br />

„<br />

„Denjenigen Händlern, die während<br />

eines solchen Stillstands on top<br />

noch Kredite zu tilgen haben, droht<br />

da bald die Luft auszugehen.“<br />

32<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


Gelerntes Kunsthandwerk: Der Goldschmiedemeister<br />

Uwe Schönemann legt in<br />

seiner Werkstatt noch selbst Hand an.<br />

in den Innenstädten verzichten – als Stadtrat<br />

sehe ich gleichzeitig auch das Spannungsfeld,<br />

weil die Einnahmen dann an anderer Stelle<br />

fehlen. Was psychologisch helfen könnte,<br />

wäre mehr Augenmaß bei den Hygienevorschriften:<br />

Mir haben mehrere Kunden klipp<br />

und klar gesagt, dass sie sich auf die allernötigsten<br />

Einkäufe beschränken, solange wegen<br />

der strikten Maskenpflicht nicht an einen gemütlich-entspannten<br />

Shoppingbummel zu<br />

denken ist. Des Weiteren hätte das Land die<br />

Möglichkeit, in diesem Jahr deutlich mehr<br />

verkaufsoffene Sonntage zu erlauben, ohne<br />

dass diese an einen bestimmten Anlass wie<br />

Stadtfest oder Advent gekoppelt sein müssen.<br />

Was kann der Handel selbst unternehmen,<br />

um sich auf die neue Situation einzustellen<br />

– Stichwort Digitalisierung?<br />

Schönemann: Die Digitalisierung bietet<br />

zweifellos Chancen. Das sage ich ganz bewusst<br />

als jemand, der sich mit dem Thema<br />

eine Zeit lang selbst schwergetan hat. Sie<br />

scheint für viele Händler aber keine rationale,<br />

sondern eher eine Haltungsfrage zu<br />

sein. Ich kann nur betonen, dass ich seit 2014<br />

online tätig bin und mir mit meinem Webauftritt<br />

ein zusätzliches Schaufenster geschaffen<br />

habe, das nicht nur regional, sondern<br />

weltweit wahrnehmbar ist. Ob Sie es<br />

glauben oder nicht: Ich habe selbst während<br />

des Corona-Shutdowns Ware nach Italien<br />

und Spanien verkauft und versendet.<br />

Sie sind ehrenamtlich im IHK-Handelsausschuss<br />

engagiert. Wie nutzten Sie dieses Engagement,<br />

um sich für die Branche einzubringen?<br />

Schönemann: Wie schon bei meinem langjährigen<br />

Engagement in der Kommunalpolitik<br />

will ich als Bindeglied zwischen <strong>Wirtschaft</strong><br />

und Verwaltung fungieren und den Blickwinkel<br />

der Entscheidungsträger auf die spezifischen<br />

Eigenarten des Handels lenken. Ich<br />

denke da beispielsweise an die Erstellung des<br />

IHK-Handelsatlas, an welcher unser Ausschuss<br />

federführend mitgewirkt hat und der<br />

Einzelhändlern, Investoren und Kommunen<br />

qualifizierte Entscheidungshilfen bei handelsrelevanten<br />

Fragen zur Entwicklung von<br />

Standorten und Angeboten liefert.<br />

Die Fragen stellte Andreas Löffler.<br />

Juwelier & Goldschmiedemeister<br />

Uwe Schönemann<br />

Weintraubenstr. 33<br />

<strong>06</strong>366 Köthen (Anhalt)<br />

Tel. 03496 555871<br />

www.juwelier-schoenemann.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 33


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

Die Weltwirtschaft ist infiziert – was tun?<br />

Ein Zwischenruf von Heiko Koschmieder, Geschäftsführer der FEAG Sangerhausen<br />

GmbH und Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises Außenwirtschaft<br />

Das Virus sorgt nicht nur für Einschränkungen<br />

im Inland. Die weltweite Ausbreitung<br />

schafft Unsicherheiten für die global vernetzte<br />

Industrie. Die EU-Kommission rechnet<br />

damit, dass der Welthandel <strong>2020</strong> Coronabedingt<br />

um zehn bis 16 Prozent abnehmen<br />

wird. Laut jüngster Konjunkturumfrage der<br />

IHK Halle-Dessau fallen die Absatzerwartungen<br />

ins Ausland auf einen historischen Tiefstwert.<br />

Nennen wir es beim Namen: Dies ist ein<br />

Nachfrageschock. Die Frage für uns Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer lautet nun:<br />

Wie können wir im Auslandsgeschäft Aufträge,<br />

Umsatz und vor allem Gewinn generieren?<br />

1. Branchen und Märkte analysieren<br />

Ein analytischer Blick auf die Kundenbranchen<br />

lohnt, denke ich. Die Volkswirtschaften<br />

der Welt entwickeln sich unter den veränderten<br />

Einflüssen ganz unterschiedlich. Wir<br />

brauchen diese Informationen, um die Frage<br />

zu beantworten, auf welche Branchen es sich<br />

in den einzelnen Auslandsmärkten zu setzen<br />

lohnt. Hier erwarte ich von der IHK mit ihren<br />

Auslandsorganisationen, dass sie die Trends<br />

weist.<br />

2. Das eigene Dienstleistungsangebot<br />

ausbauen<br />

Die meisten Maschinen- und Anlagenbauer<br />

etwa sind diesen Weg bereits gegangen:<br />

• Viele von ihnen bieten beispielsweise bereits<br />

Fernwartungen an.<br />

• Auch die Liefersicherheit steigt im Wert.<br />

Das haben die meisten Unternehmen von<br />

uns zu spüren bekommen. Wer also Liefersicherheit<br />

bieten kann, wird sich in fast jedem<br />

Markt weltweit besser positionieren<br />

können als die Konkurrenz.<br />

• Wer dem Kunden bei der Finanzierung<br />

entgegenkommen kann, wird ebenfalls<br />

seine Chancen auf Neuaufträge erhöhen.<br />

Dies kann auch durch Absichern mittels<br />

staatlicher Exportkreditgarantien (Hermesdeckungen)<br />

geschehen. Diese sind seit 30.<br />

März <strong>2020</strong> ebenso für Exportgeschäfte mit<br />

kurzfristigen Zahlungsbedingungen innerhalb<br />

der EU und bestimmten EFTA-Ländern<br />

möglich.<br />

3. Um politische Unterstützung ringen<br />

Unsere auslandsaktiven Unternehmen spüren<br />

seit Jahren eine Zunahme von Protektionismus<br />

in Form von Zöllen und anderen Handelshemmnissen.<br />

Zahlreiche neue Barrieren –<br />

so zum Beispiel Grenzschließungen, Reisebeschränkungen<br />

oder Exportrestriktionen – sind<br />

hinzugekommen. Etwa jedes vierte Industrieunternehmen<br />

beklagt laut aktueller Umfrage<br />

des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK) fehlende Waren und<br />

Dienstleistungen in der Wertschöpfungskette<br />

sowie logistische Engpässe. Aber gerade jetzt<br />

ist für uns ist die Suche nach neuen Lieferanten<br />

notwendig, um die Geschäfte aufrecht<br />

erhalten zu können. Deshalb fordern wir<br />

die Politik in Deutschland und der EU auf,<br />

alles dafür zu tun, Hürden abzubauen und<br />

neue gar nicht erst entstehen zu lassen. Das<br />

ist die Aufgabe, wenn Handelsabkommen<br />

verhandelt werden: Zollrechtliche Vereinfachungen<br />

– so etwa bei den komplexen Doku -<br />

mentationspflichten, Ursprungsregeln und<br />

dem Zolltarif – sollten unbedingt vorangetrieben<br />

werden.<br />

Mein Fazit: Unternehmer können und werden<br />

einiges tun, aber ohne offene Märkte laufen<br />

wir ins Leere. Hier kommt Arbeit auf die IHK<br />

als unsere Interessenvertretung zu.<br />

FEAG Sangerhausen GmbH<br />

Stiftsweg 1<br />

<strong>06</strong>526 Sangerhausen<br />

Tel. 03464 55830<br />

https://energoline.de/<br />

IHK berät zum Auslandsgeschäft<br />

Das Team International der IHK Halle-Dessau ist erster Ansprechpartner rund um das Auslandsgeschäft. Die Mitarbeiter informieren<br />

zu allen Auslandsmärkten, beraten zur Entsendung von Mitarbeitern, geben Auskunft zu Export- sowie Importregelungen und stellen<br />

wichtige Dokumente wie Ursprungszeugnisse und Carnets aus. Ebenso unterstützt das Team bei der Vermittlung von internationalen<br />

Geschäftskontakten und berät zu Möglichkeiten der Messeförderung.<br />

Team International, Franckestraße 5, <strong>06</strong>110 Halle (Saale), Tel. 0345- 2126-274, export@halle.ihk.de<br />

34<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

INTERESSENVERTRETUNG<br />

Unternehmen entlasten –<br />

Bürokratie abbauen<br />

Für viele Unternehmen bedeutet Bürokratie ein erhebliches Geschäftsrisiko.<br />

Dies zu minimieren und bürokratische Hürden abzubauen – dafür setzt sich die<br />

IHK immer wieder in ihrer politischen Interessenvertretung ein.<br />

Mit der Bürokratiebe- beziehungsweise -entlastung<br />

verhält es sich wie mit der vielköpfigen<br />

Hydra: Wird an einer Stelle eine Entlastung<br />

erreicht, erwachsen an anderer Stelle<br />

gleich mehrere neue Belastungen. Es ist also<br />

ein langer Atem gefragt. Die IHK dringt in<br />

Gesprächen und Stellungnahmen regelmäßig<br />

auf schlanke Verfahren und KMU-freundliche<br />

Regelungen – nicht nur bei den Bürokratieentlastungsgesetzen*,<br />

sondern in allen Gesetzes-<br />

und Verordnungsverfahren. Hier geht es<br />

zum Beispiel darum, sachfremde Kriterien bei<br />

Vor lauter Bürokratie die eigentliche Arbeit nicht<br />

mehr erledigen können: Mit dem dritten Bürokratieentlastungsgesetz<br />

der Bundesregierung<br />

müssen Unternehmen zumindest ihre Steuerunterlagen<br />

nicht mehr zwingend in Papierform<br />

vorliegen haben.<br />

der Vergabe öffentlicher Aufträge zu verhindern,<br />

Dokumentationspflichten bei Förderanträgen<br />

zu reduzieren oder eine Entlastung bei<br />

allfälligen Statistikpflichten zu erreichen.<br />

Mittelstandsförderungsgesetz ergänzen<br />

Bürokratische Belastungen entstehen nie aus<br />

böser Absicht, sondern aus dem Interesse der<br />

Verwaltung, die Einhaltung gesetzlicher Vorhaben<br />

sicherzustellen. Es gibt bei der Gesetzgebung<br />

aber einen breiten Spielraum und<br />

unzählige Beispiele, wie sich bürokratiearme<br />

Regelungen umsetzen lassen. Um der Verwaltung<br />

eine Handreichung – quasi einen<br />

„Bürokratiecheck“ – zur Verfügung zu stellen,<br />

setzen sich die Industrie- und Handelskammern<br />

des Landes derzeit dafür ein, das zu<br />

novellierende Mittelstandsförderungsgesetz<br />

entsprechend zu ergänzen. Ziel ist es, das<br />

Bewusstsein für die Auswirkungen und ungewollten<br />

Nebenwirkungen von Gesetzen<br />

und Verordnungen zu schärfen. Insbesondere<br />

kleine und mittlere Unternehmen werden<br />

häufig überproportional durch Dokumenta -<br />

tions- und Berichtspflichten belastet. In den<br />

meisten Fällen bleiben diese beim Unternehmer<br />

selbst „hängen“. Es sollte aber im Interesse<br />

aller sein, dass sich Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer auf ihre Kernaufgaben konzentrieren<br />

können, anstatt das nicht immer verhältnismäßige<br />

Informationsinteresse der Verwaltung<br />

zu befriedigen.<br />

*Drittes Gesetz bringt Entlastung<br />

Bei den vielen aufzubewahrenden Dokumenten<br />

kommt schnell ein großer Berg Papier zusammen.<br />

Hier soll das dritte Bürokratieentlastungsgesetz der<br />

Bundesregierung Drucker und Umwelt schonen. Unternehmen<br />

müssen die Steuerunterlagen nun nicht<br />

mehr zwingend in Papierform vorliegen haben. Es<br />

reicht, wenn die Dokumente auf einem maschinell<br />

lesbaren und auswertbaren Datenträger gespeichert<br />

sind. Die Neuregelung gilt allerdings nur für Daten,<br />

deren Aufbewahrungsfrist ab dem 1. Januar <strong>2020</strong><br />

beginnt. Außerdem müssen Unternehmen, die ihr<br />

Datenverarbeitungssystem wechseln, seit diesem<br />

Jahr die Unterlagen aus dem alten System nur noch<br />

fünf Jahre aufbewahren.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Standortpolitik<br />

Hendrik Senkbeil<br />

Tel. 0345 2126-255<br />

hsenkbeil@halle.ihk.de<br />

36<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

Bis zu 14 Stunden wöchentlich für<br />

„Papierkram“<br />

In einer Tiefenstudie mit 14 Gasthöfen und<br />

Stadthotels aus drei Bundesländern hat der<br />

Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />

(DIHK) ein Forscherteam die tatsächliche Bürokratiebelastung<br />

von Inhaber-geführten Unternehmen<br />

untersuchen lassen. Die wichtigsten<br />

Ergebnisse:<br />

• Unternehmer im Gastgewerbe absolvieren<br />

jede Woche bis zu 14 Überstunden, um 100<br />

bis 125 komplexe Vorschriften etwa zur<br />

Kassenrichtlinie, Gaststättenverordnung<br />

oder Datenschutzgrundverordnung zu erfüllen.<br />

• Diese Bürokratiekosten machen bei einem<br />

typischen Unternehmen jedes Jahr 2,5 Prozent<br />

des Umsatzes aus. Bei durchschnitt -<br />

lichen Margen und hohen Arbeitsbelastungen<br />

kann das die Betriebe in ihrer Existenz<br />

und Nachfolge gefährden.<br />

• Bei einem Unternehmen mit einem Jahresumsatz<br />

von 1,3 Millionen Euro leisten der<br />

Inhaber oder die Inhaberin bürokratische<br />

Dienste im Gegenwert von 34.000 Euro.<br />

• Mehr als die Hälfte der bestehenden Verpflichtungen<br />

haben aus Sicht der Betriebe<br />

keinen Bezug zur Unternehmensrealität.<br />

Laut Hygienevorschrift müssen Gastro-Unternehmer<br />

zum Beispiel die Temperaturen<br />

von Kühlschränken täglich per Hand in ein<br />

Formular eintragen und ein Jahr aufbewahren<br />

– selbst wenn sie über ein auto-<br />

matisches und digitales Messsystem verfügen.<br />

• Als enorme bürokratische Belastung empfinden<br />

Unternehmer nicht nur die Kosten in<br />

Form von Zeit und Geld: Auch die Unsicherheit<br />

und Unklarheit, ob sie bestimmte<br />

Vorschriften auch wirklich richtig umsetzen,<br />

macht ihnen stark zu schaffen.<br />

Verpflichtungen<br />

mit Erschwernissen<br />

Die Tabelle zeigt, basierend auf den<br />

Ergebnissen aus den Interviews und Workshops,<br />

die zehn häufigsten Verpflichtungen, aufgrund<br />

derer die Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

in der Praxis Erschwernisse erleben.<br />

§<br />

§<br />

Aufbewahrungsfristen beachten<br />

Im Rahmen einer Betriebsprüfung kann das<br />

Finanzamt Steuerunterlagen von Unternehmen<br />

mitunter auch Jahre später noch genauer<br />

unter die Lupe nehmen. Daher sind Betriebe<br />

verpflichtet, relevante Dokumente bis zu zehn<br />

Jahre aufzubewahren. Diese Fristen gelten:<br />

Zehn Jahre<br />

• Jahresabschlüsse<br />

• Buchungsbelege<br />

• Handelsbücher und Aufzeichnungen<br />

• Eröffnungsbilanzen<br />

• Lageberichte<br />

• Inventare<br />

• Aufzeichnungen von Registrierkassen<br />

• Rechnungen<br />

Relevante Dokumente müssen Unternehmen bis<br />

zu zehn Jahre aufbewahren.<br />

1. Arbeitszeit (ASiG) und<br />

Mindestlohndokumentation (MiloDokV)<br />

2. EU-Datenschutzgrundverordnung<br />

3. Bundesmeldegesetz (BMG)<br />

4. AVV Rahmen-Überwachung (AVV-RÜb)<br />

5. Umsatzsteuergesetz (UStG)<br />

6. Allergenkennzeichnung (LMIDV)<br />

7. Pauschalreiserichtlinie<br />

8. Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG)<br />

9. Brandschutzmaßnahmen<br />

10. Bettensteuer<br />

Die komplette Studie „Wie ist die Bürokratiebelastung<br />

für Unternehmen zu bremsen?“<br />

am Beispiel des Gastgewerbes finden<br />

interessierte Unternehmen unter DIHK.de.<br />

Sechs Jahre<br />

• empfangene Handels- oder Geschäftsbriefe<br />

• Kopien der abgesandten Handels- oder Geschäftsbriefe<br />

• weitere steuerrelevante Unterlagen<br />

Zwei Jahre<br />

• Dokumentation der Arbeitszeit von geringfügig<br />

Beschäftigten (sofern für den<br />

Arbeitgeber eine Dokumentationspflicht<br />

besteht)<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Starthilfe und Unternehmensförderung<br />

Daniela Wiesner<br />

Tel. 0345 2126-285<br />

dwiesner@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 37


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

Verlässliche Partner in<br />

der Krise<br />

Während der Corona-Pandemie hat die IHK als Vertreterin der unternehmerischen<br />

Interessen verstärkt mit Institutionen aus Politik und Verwaltung zusammengearbeitet.<br />

Deutlich wird dies am Beispiel Kurzarbeitergeld. Darüber sprach die IHK<br />

mit Markus Behrens von der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der<br />

Bundesagentur für Arbeit.<br />

Herr Behrens, über das Kurzarbeitergeld<br />

(KuG) wurden und werden viele sachsen-anhaltische<br />

Unternehmen in der Coronakrise<br />

stabilisiert. Welche Betriebe haben dieses<br />

Instrument besonders genutzt?<br />

Markus Behrens: Die Coronakrise trifft viel<br />

mehr Unternehmen als die Finanzkrise<br />

2008/2009. Wir haben allein im März und<br />

April in Sachsen-Anhalt über 20.000 Anzeigen<br />

von Unternehmen bekommen, die rund<br />

190.000 Beschäftigte betreffen. Im gesamten<br />

Jahr 2009 waren es 4.000 Anzeigen mit<br />

71.500 Beschäftigten. Es sind jetzt nicht nur<br />

die Unternehmen aus den typisch konjunktursensiblen<br />

Bereichen, wie dem verarbeitenden<br />

Gewerbe, die verstärkt Kurzarbeit anmelden,<br />

sondern auch viele Unternehmen<br />

aus dem Dienstleistungssektor.<br />

Der Ansturm kam sicher unerwartet. Wie haben<br />

Sie den stark gestiegenen Bedarf an Beratung<br />

und Genehmigung bewältigt – gab es<br />

Verzögerungen?<br />

Behrens: In der Krise zeigt sich, welchen<br />

Wert gute Netzwerkarbeit und verlässliche<br />

Absprachen unter Partnern haben. Ohne die<br />

Unterstützung der Kammern oder der Institutionen<br />

der Länder hätten wir den Ansturm<br />

an Anfragen, Beratungen und den Informationsbedarf<br />

nicht managen können. Dazu haben<br />

wir intern Prozesse schnell und massiv<br />

auf die neuen Herausforderungen umgestellt,<br />

indem wir große Teile unseres Personals bei<br />

der Bearbeitung von Kurzarbeitergeld einsetzten.<br />

Zudem haben wir unsere Beratungskapazitäten<br />

über lokale Hotlines ausgeweitet.<br />

Entscheidend war aber auch die Motivation<br />

und Einsatzbereitschaft unserer MitarbeiterInnen,<br />

die viele freiwillige Überstunden geleistet<br />

und auch an Wochenenden gearbeitet<br />

haben. Alles in allem ist es uns so zusammen<br />

mit unseren Partnern gelungen, die Bearbeitungszeiten<br />

auf einem normalen Niveau zu<br />

halten und Verzögerungen weitestgehend zu<br />

vermeiden.<br />

Wie sehen Sie die Situation am Ausbildungsmarkt<br />

und mit welchen Aktionen wollen<br />

Sie Jugendliche und Ausbildungsunternehmen<br />

zueinander bringen?<br />

Behrens: Aus Infektionsschutzgründen haben<br />

wir den Publikumsverkehr in den Arbeitsagenturen<br />

und Jobcentern auf Notfälle<br />

beschränkt. Wir sind aber weiter für unsere<br />

Jugendlichen und die Firmen mit eigenen Beratungshotlines<br />

da. Darüber hinaus probieren<br />

wir auch Formate wie Live-Sessions mit Berufsberatern<br />

bei YouTube aus. Es spricht aber<br />

einiges dafür, dass viele Unternehmen an ihren<br />

Ausbildungszielen festhalten. Die meisten<br />

wissen, wie schwer es ist, geeignete Auszubildende<br />

zu finden. Aktuell haben jedoch andere<br />

existenzielle Themen Priorität, so dass<br />

etliche Firmen die Einstellung von Auszubildenden<br />

verschoben, aber nicht aufgehoben<br />

haben. Wir stehen weiterhin bereit, die Unternehmen<br />

mit unseren Leistungen zu unterstützen.<br />

Wie und unter welchen Bedingungen können<br />

Unternehmen gemeinsam mit ihren Arbeitnehmern<br />

die Zeit der Kurzarbeit auch für<br />

Weiterbildung nutzen?<br />

Behrens: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

können in der Kurzarbeit durch volle<br />

oder teilweise Übernahme der Weiterbildungskosten<br />

gefördert werden. Dafür müssen<br />

gewissen Voraussetzungen erfüllt sein. So<br />

sollten unter anderem in der Qualifizierung<br />

Kenntnisse vermittelt werden, die über ausschließlich<br />

arbeitsplatzbezogene Anpassungsfortbildungen<br />

hinausgehen und die<br />

Maßnahme muss außerhalb des Betriebes<br />

stattfinden. Geht die Weiterbildung über das<br />

Ende der Kurzarbeit hinaus, kann der Arbeitgeber<br />

eine Anschlussförderung mit einem<br />

Arbeitsentgeltzuschuss erhalten, sofern die<br />

betreffenden Arbeitnehmer bis zum Ende der<br />

Maßnahme weiterbildungsbedingt freigestellt<br />

werden. Interessierte Unternehmen lade ich<br />

herzlich ein, sich bei der Arbeitsagentur vor<br />

Ort telefonisch beraten zu lassen.<br />

Alles in allem – wie fällt Ihr Zwischenfazit<br />

der Coronakrise aus: Was ist gut gelaufen,<br />

was sollte noch verbessert werden?<br />

Behrens: Die Auswirkungen der Krise lassen<br />

sich noch nicht gänzlich absehen. In Anbetracht<br />

der Dynamik der Ereignisse ist das Kri-<br />

38<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


senmanagement grundsätzlich gut gelaufen,<br />

weil alle Akteure und Arbeitsmarktpartner an<br />

einem Strang gezogen haben und der Gesetzgeber<br />

schnell neue Regelungen beschlossen<br />

hat. So ließen sich die Folgen der<br />

Krise auf dem Arbeitsmarkt abmildern. Die Erfahrungen,<br />

die wir in den vergangenen Monaten<br />

gesammelt haben, werden wir in die<br />

Weiterentwicklung unserer Organisation einfließen<br />

lassen, etwa bei der Verbesserung unserer<br />

Online-Angebote.<br />

Die Fragen stellte Dr. Simone Danek.<br />

„<br />

In der Krise zeigt sich, welchen<br />

Wert gute Netzwerkarbeit und<br />

verlässliche Absprachen unter<br />

Partnern haben.“<br />

Markus Behrens ist Mitglied der Geschäftsführung der<br />

Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen<br />

der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen<br />

Frau-von-Selmnitz Str. 6<br />

<strong>06</strong>110 Halle (Saale)<br />

Tel. 0345 1332-478<br />

www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-sat/startseite<br />

Kurzarbeitergeld für Auszubildende<br />

Auszubildenden kann in der Regel keine Kurzarbeit<br />

angeordnet werden. Unter bestimmten<br />

Umständen kommt jedoch auch für sie Kurzarbeitergeld<br />

(KuG) in Frage. Sollte es unvermeidlich<br />

sein, die Ausbildung zeitlich zu reduzieren oder<br />

zu unterbrechen sowie den Auszubildenden gegenüber<br />

Kurzarbeit anzuordnen, haben diese<br />

zunächst Anspruch auf Zahlung der vollen Ausbildungsver<br />

gütung für mindestens sechs Wochen<br />

(§ 19 Abs. 1 Nr. 2 BBiG). Um das KuG schnell und unbürokratisch<br />

bewilligen zu können, hat die Agentur<br />

für Arbeit das Antragsverfahren stark vereinfacht und<br />

verzichtet momentan auf detaillierte Nachweise.<br />

Somit ist kein zusätzliches Verwaltungsverfahren<br />

notwendig. Der Arbeitgeber muss unter den aktuellen<br />

Rahmenbedingungen in seinem KuG-Antrag ange-<br />

ben, dass die Ausbildungsinhalte derzeit nicht zu<br />

vermitteln sind und seit wann dies der Fall ist. Für<br />

die Berufsschulzeiten wird kein Kurzarbeitergeld<br />

gezahlt.<br />

Weitere Informationen gibt die Bundesagentur<br />

für Arbeit unter www.arbeitsagentur.de.<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 39


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

IHK-JUBILÄUM<br />

Ludwig Wucherer:<br />

Ein Mann von Welt<br />

Erfolgreicher Geschäftsmann und Wohltäter – der erste Vorsitzende der 1844<br />

gegründeten „Handelskammer der Stadt Halle und der Saalörter“ steht für<br />

verantwortungsvolles Unternehmertum, dem sich die IHK Halle-Dessau bis<br />

heute verpflichtet fühlt.<br />

Ludwig Wucherer war nicht „nur“ Fabrikant<br />

und Kaufmann, er war genauso eine Persönlichkeit<br />

des öffentlichen Lebens und der<br />

städtischen Verwaltung.<br />

<strong>Wirtschaft</strong> und Soziales verbinden<br />

Sein Einsatz für Halle war vielfältig: „unbesoldeter<br />

Stadtrat, städtischer Kämmerer, Kassenführer<br />

der städtischen Armendirektion,<br />

Mitbegründer der ersten halleschen Kinderbewahranstalten,<br />

Mitglied im Kirchenkollegium<br />

der Marktkirche Unser Lieben Frauen,<br />

Wegbereiter des Hallischen Kunstvereins und<br />

des Händel-Komitees.“ (Ulbrich, B. G., S. 19 f.)<br />

Politisch vertrat er – der als junger Freiwilliger<br />

am Kampf gegen Napoleon teilgenommen<br />

hatte – in der unruhigen Revolutionszeit<br />

von 1848/49 das bürgerlich-gemäßigte Lager.<br />

Allgemeiner Wohlstand und wirtschaftlicher<br />

Aufschwung waren für ihn eng miteinander<br />

verbunden. Folgerichtig sollte Halle als Industrie-,<br />

Gewerbe- und Handelsstandort in<br />

Konkurrenz zu Leipzig und Magdeburg bestehen<br />

können.<br />

Selbstbewusste Unternehmer<br />

Seit den 1830er-Jahren entstanden in den<br />

preußischen Territorien verstärkt Handelskammern.<br />

Halle an der Saale hatte damals<br />

rund 25.000 Einwohner und war die größte<br />

Stadt des Regierungsbezirks Merseburg der<br />

preußischen Provinz Sachsen. Das Selbstbewusstsein<br />

der Unternehmer wuchs – verbunden<br />

mit einem Streben nach Informationsaustausch<br />

und koordiniertem Vorgehen.<br />

Andererseits waren die „staatlichen und kommunalen<br />

Behörden ... für sachkundige Auskunft<br />

und Zuarbeit aus <strong>Wirtschaft</strong>skreisen<br />

aufgeschlossen und dankbar“. (Ulbrich, B. G.,<br />

S. 11)<br />

Für das Gemeinwohl<br />

Als der preußische König Friedrich Wilhelm IV.<br />

am 18. Oktober 1844 das „Statut für die Handelskammer<br />

der Stadt Halle und der Saalörter<br />

im Regierungsbezirk Merseburg“ genehmigte,<br />

stand einer regionalen Handelskammer<br />

nichts mehr im Weg. Die Vorgängerin der<br />

heutigen IHK Halle-Dessau setzte sich aus<br />

neun gewählten, ehrenamtlich tätigen Mitgliedern<br />

zusammen. Gewählt werden durften<br />

Männer über 30 Jahre mit festem Wohnsitz in<br />

einer Gemeinde des Kammerbezirks sowie<br />

von unbescholtenem Ruf. Sie mussten mindestens<br />

fünf Jahre „‘ein Handlungs- oder Fabrikgeschäft<br />

... für eigene Rechnung allein<br />

oder als Gesellschafter persönlich betrieben‘<br />

haben“. (Ulbrich, B. G., S. 14) Wucherer gehörte<br />

bei der Gründung der Handelskammer<br />

zu den Vorreitern – und wurde am 23. April<br />

1845 ihr erster Vorsitzender, bestimmt von<br />

den Mitgliedern, die sich zur konstituierenden<br />

Sitzung in der großen Ratsstube des halleschen<br />

Rathauses versammelten. Für Wucherer<br />

war die neue Organisation mehr als eine<br />

Schnittstelle zwischen <strong>Wirtschaft</strong> und Verwaltung:<br />

Sie diente der Arbeit am Gemeinwohl<br />

– ein Grundsatz, der für die IHK bis<br />

heute gilt.<br />

Eifriger Förderer des Eisenbahnausbaus<br />

Dass Halle nicht nur ans Eisenbahnnetz angeschlossen<br />

wurde, sondern auch heute noch<br />

immer einen wichtigen Knotenpunkt darstellt,<br />

ist nicht zuletzt Wucherers Verdienst. Bereits<br />

Ludwig Wucherer, am 23. April 1845 zum ersten<br />

Vorsitzenden der „Handelskammer der Stadt<br />

Halle und der Saalörter im Regierungsbezirk<br />

Merseburg“ bestimmt, fühlte sich besonders der<br />

Arbeit am Gemeinwohl verpflichtet.<br />

40<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

als die Nachricht von der Einweihung der ersten<br />

öffentlichen Eisenbahn auf der Strecke<br />

Stockton-Darlington 1825 in England bekannt<br />

wurde, startete Wucherers „Lobbyarbeit“<br />

für den Anschluss seiner Heimatstadt an<br />

das zukunftsträchtige Netz. 15 Jahre später –<br />

im Juli 1840 – eröffneten die Strecken Halle-<br />

Magdeburg und Halle-Leipzig. Weitere sollten<br />

folgen. Bei der Durchsetzung des Projekts<br />

halfen Wucherer sicherlich das ihm nachgesagte<br />

Verhandlungsgeschick sowie sein persönlicher<br />

Einfluss beim preußischen Königshaus.<br />

Doch der „Infrastruktur-Pionier“ hatte<br />

bei seiner Leidenschaft für den Eisenbahnknoten<br />

weniger das eigene gewerbliche<br />

Wohlergehen, sondern vielmehr die Gesamtperspektive<br />

des Raumes Halle im Blick.<br />

Ludwig Wucherer starb am 15. Dezember<br />

1861 in Halle. Bis zu seinem Rücktritt aus Gesundheitsgründen<br />

1849 war er Vorsitzender<br />

der Handelskammer.<br />

Der Ludwig-Wucherer-Saal der IHK Halle-Dessau<br />

dient heute regelmäßig als Bühne für den<br />

Nachwuchs: Bei einem Preisträgerkonzert des<br />

Wettbewerbs „Jugend musiziert“ gab das<br />

Schlagzeug-Ensemble, bestehend aus<br />

Max-Ferdinand Zeh (r.) und Jacob Lehmer aus<br />

Halle (Saale), sein musikalisches Können zum<br />

Besten.<br />

Zum Denken und Handeln erzogen<br />

Der am 30. Mai 1790 in Halle (Saale) geborene Ludwig Wucherer wuchs als jüngster Sohn einer Unternehmerfamilie auf: Sein Vater<br />

besaß in der Großen Ulrichstraße 73 eine Fabrik für Golgas – gedruckte Flanelle. Wucherer, so heißt es, habe von seinem Elternhaus<br />

„ein starkes Bildungsstreben, Eigenständigkeit des Denkens, Tatkraft, einen ausgeprägten Sinn für soziale Wohltätigkeit, ... mit auf den<br />

Lebensweg bekommen.“ Ein „,aufklärerisch-philanthropisches Tatchristentum‘“ habe ihn ausgezeichnet. (Ulbrich, B. G., S. 19) Prägend<br />

sei zudem Wucherers schulische Ausbildung gewesen, wesentlich beeinflusst durch das Wirken des Pädagogen August Hermann Niemeyer<br />

(1754 bis 1828), unter anderem Kanzler und Rektor der Universität Halle. Wucherer besuchte die Niemeyersche Privatschule,<br />

später das Pädagogium der Franckeschen Stiftungen.<br />

Der Ludwig-Wucherer-Saal:<br />

Erinnerung an Gründergeneration<br />

Der nach Wucherer benannte Saal – ein<br />

Jugendstiljuwel von 1902 – ist kunstvoll<br />

verziert mit Symbolen der heimischen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> und des Handels mit exotischen<br />

Gütern aus aller Welt. Hier tagt<br />

die Vollversammlung der IHK Halle-Dessau,<br />

das „Parlament“ der regionalen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Doch der Saal ist ebenso als<br />

gesellschaftlicher Treffpunkt für Unternehmer-<br />

und Bürgerschaft, Kunst und<br />

Politik dem Erbe Wucherers verpflichtet.<br />

So öffnet die IHK ihren historischen Saal<br />

regelmäßig einem musik- und kulturinteressierten<br />

Publikum. Politische Dialoge,<br />

Empfänge oder Ehrungen für erfolgreiche<br />

Sportler des Landes finden genauso statt<br />

wie die Preisträgerkonzerte des Wettbewerbs<br />

„Jugend musiziert“.<br />

Verwendete Literatur:<br />

Ulbrich, Bernd G., Geschichte der Industrie- und Handelskammer<br />

Halle-Dessau 1844-2019, mdv <strong>Mitteldeutsche</strong>r<br />

Verlag GmbH, Halle (Saale), 2019<br />

Dalchow, Irmtraud, Die Industrie- und Handelskammer<br />

Halle-Dessau: 150 Jahre Kammergeschichte in Mitteldeutschland.<br />

1844-1994. Festschrift der IHK Halle-Dessau<br />

zum 150-jährigen Jubiläum, Industrie- und<br />

Handelskammer Halle-Dessau, 1995<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 41


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

FINANZIERUNG UND FÖRDERUNG<br />

Innovationskraft fördern<br />

Die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen<br />

nachhaltig zu stärken, ist Ziel des „Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand<br />

(ZIM)*” des Bundesministeriums für <strong>Wirtschaft</strong> und Energie (BMWi). Eingeschlossen<br />

sind auch das Handwerk und die unternehmerisch tätigen freien Berufe.<br />

Fördergegenstand<br />

• Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

und diese unterstützende Dienstleistungen<br />

für innovative Produkte, Verfahren oder<br />

technische Dienstleistungen ohne Einschränkung<br />

auf bestimmte Technologien<br />

und Branchen mit erheblichem technischen<br />

Risiko und anspruchsvollem Innovationsniveau<br />

• Durchführbarkeitsstudie zum geplanten<br />

FuE-Projekt für: technische Vorprojekte/<br />

Tests zur Bewertung des geplanten FuE-<br />

Projekts; Untersuchung des Stands von<br />

Wissenschaft, Forschung, Technik sowie einer<br />

summarischen Prüfung der Schutzrechtesituation;<br />

Identifizierung der notwendigen<br />

FuE-Arbeiten; Ermittlung der<br />

notwendigen wissenschaftlich-technischen<br />

Ressourcen sowie erforderlicher Kooperationspartner/Auftragnehmer,<br />

Analyse/Auslotung<br />

des Marktpotenzials<br />

• FuE-Einzelprojekte von Unternehmen<br />

• FuE-Kooperationsprojekte von Unternehmen<br />

in folgenden Varianten:<br />

a) Kooperationsprojekte mit mindestens zwei<br />

Unternehmen<br />

b) Kooperationsprojekte mit mindestens einem<br />

Unternehmen und mindestens einer<br />

Forschungseinrichtung<br />

Die ECH Elektrochemie Halle GmbH hat bereits<br />

das alte ZIM-Programm in Anspruch genommen<br />

und damit unter anderem in den TOGA-<br />

Gaschromatographen zur Gas-in-Öl-Analyse<br />

investiert. Das Gerät überwacht ölgefüllte<br />

Leistungstransformatoren in den Kraftwerken.<br />

Über die Analyse der in den Ölen gelösten Gase<br />

lassen sich frühzeitig Fehler in den Transformatoren<br />

erkennen.<br />

42<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

• Innovationsnetzwerke mit mindestens<br />

sechs Unternehmen, unterstützt durch ergänzende<br />

Leistungen einer Netzwerkmanagementeinrichtung<br />

• Internationale Innovationsnetzwerke mit<br />

mindestens vier deutschen Unternehmen,<br />

unterstützt durch ergänzende Leistungen<br />

einer Netzwerkmanagementeinrichtung<br />

und mindestens zwei Unternehmen mit<br />

Netzwerkmanagement ohne Niederlassung<br />

in Deutschland<br />

• Zusätzlich zum FuE-Projekt: Leistungen zur<br />

Markteinführung<br />

a) „Innovationsberatungsdienste”: Beratung,<br />

Unterstützung und Schulung in den Bereichen<br />

Wissenstransfer, Erwerb, Schutz<br />

und Verwertung immaterieller Vermögenswerte<br />

sowie Anwendung von Normen<br />

und Vorschriften, in denen diese verankert<br />

sind<br />

b) „innovationsunterstützende Dienstleistungen”:<br />

Bereitstellung von Büroflächen,<br />

Datenbanken, Bibliotheken, Marktforschung,<br />

Laboratorien, Gütezeichen, Tests<br />

und Zertifizierung zum Zweck der Entwicklung<br />

effizienterer Produkte, Verfahren<br />

oder Dienstleistungen<br />

c) Messeauftritte sowie Beratung zu Produktdesign<br />

und Vermarktung<br />

Förderquote/Förderhöchstsumme<br />

• nicht rückzahlbarer Zuschuss im Rahmen<br />

einer Projektförderung als Anteilfinanzierung<br />

• Höhe der förderfähigen Kosten differenziert<br />

nach Projekt und Unternehmensgröße:<br />

a) FuE-Einzelprojekte bis zu 550.000 Euro<br />

b) FuE-Kooperationsprojekte bis zu 450.000<br />

Euro pro Unternehmen, max. 2,3 Mio.<br />

Euro<br />

c) nationale Innovationsnetzwerke bis zu<br />

420.000 Euro, für Phase 1 bis zu 180.000<br />

Euro<br />

d) internationale Innovationsnetzwerke bis<br />

zu 520.000 Euro, Phase 1 bis zu 220.000<br />

Euro<br />

e) Durchführbarkeitsstudien bis zu 100.000<br />

Euro, bei Kooperationen mehrerer Unternehmen<br />

bis zu 200.000 Euro<br />

Unternehmensgröße<br />

f) Leistungen zur Markteinführung bis zu<br />

60.000 Euro<br />

• Fördersätze bezogen auf die zuwendungsfähigen<br />

Kosten:<br />

a) FuE-Projekte: (siehe Tabelle)<br />

b) Management von Innovationsnetzwerken<br />

degressive Staffelung: im 1. Jahr 90 %, im<br />

2. Jahr 70 %, im 3. Jahr 50 % und ggf. im<br />

4. Jahr 30 %, bei internationalen Netzwerken:<br />

Phase 1 (18 Monate) 95 %, Phase 2:<br />

1. Jahr 80 %, 2. Jahr 60 %, 3. Jahr 40 %<br />

c) Durchführbarkeitsstudien: kleine Unternehmen<br />

70 %, mittlere Unternehmen<br />

60 %, Unternehmen mit max. 499 bzw.<br />

999 Mitarbeitern 50 %<br />

d) Leistungen zur Markteinführung: 50 % der<br />

zuwendungsfähigen Kosten<br />

Antragsberechtigung<br />

Differenziert je nach Projekt:<br />

• Unternehmen aller Rechtsformen mit<br />

weniger als 1.000 Mitarbeitern mit Betriebsstätte/Niederlassung<br />

in Deutschland,<br />

For schungseinrichtungen als Kooperationspartner<br />

eines antragstellenden Unternehmens,<br />

von mind. sechs bzw. vier (international)<br />

beteiligten Unternehmen mit dem<br />

Netzwerkmanagement beauftragte Einrichtungen<br />

Einzelprojekte Kooperationsprojekte Kooperationsprojekte<br />

mit ausländischen<br />

Partnern<br />

kleine Unternehmen 45 % 55 % 60 %<br />

in strukturschwachen<br />

Regionen<br />

kleine junge Unternehmen 45 % 50 % 60 %<br />

kleine Unternehmen 40 % 45 % 55 %<br />

mittlere Unternehmen 35 % 40 % 50 %<br />

Unternehmen mit max. 25 % 30 % 40 %<br />

499 Beschäftigten<br />

Unternehmen mit max. – 30 % 40 %<br />

999 Beschäftigten<br />

• Für Durchführbarkeitsstudien: Kleine und<br />

mittlere Unternehmen (KMU) als junge Unternehmen<br />

(zehn Jahre), Kleinstunternehmen<br />

(zehn Mitarbeiter) oder Erstbewilligungsempfänger<br />

Zusatzinformation<br />

• Richtlinie ersetzt die Neufassung der Richtlinie<br />

„Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand<br />

(ZIM) vom 15. April 2015<br />

Folgende Projektträger sind zuständig: Einzelprojekte<br />

- EuroNorm GmbH<br />

Kooperationsprojekte – AiF Projekt GmbH<br />

Kooperationsnetzwerke – VDI/VDE Innovation<br />

+ Technik GmbH<br />

*Richtlinie von <strong>2020</strong><br />

Weiterführende Informationen unter<br />

www.zim.de<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Innovation und Umwelt<br />

Dr. Sophie Kühling<br />

Tel. 0345 2126-265<br />

skuehling@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 43


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

RECHT<br />

OLG Köln: Diagonale Größe bei Plüschtieren nicht irreführend<br />

Nach den Vorschriften des Gesetzes gegen<br />

den unlauteren Wettbewerb (UWG) ist eine<br />

geschäftliche Handlung irreführend, wenn<br />

sie unwahre Angaben oder sonstige zur Täuschung<br />

geeignete Angaben über wesentliche<br />

Merkmale der Ware enthält. Das Oberlandesgericht<br />

(OLG) Köln hat entschieden, dass<br />

keine Irreführung vorliegt, wenn die Größe eines<br />

Plüschtieres als Diagonale und nicht die<br />

Standhöhe angegeben wird und dieser Umstand<br />

auf dem Produktbild eingezeichnet ist<br />

(Urteil vom 6. Februar 2019, Az.:6 U 141/18).<br />

sah hierin eine Irreführung und mahnte sie<br />

wegen der Darstellung der Größe ab. Der<br />

Betrachter erwarte, dass die Teddybären vom<br />

Scheitel bis zur Sohle so groß seien wie<br />

angegeben und nicht in der Diagonalen. So<br />

seien sie aber tatsächlich jeweils rund 15<br />

Prozent kleiner. Anders als noch das Landgericht<br />

Köln entschied das OLG jedoch, dass<br />

die beanstandete Werbung nicht irreführend<br />

sei.<br />

Die Beklagte verkauft Plüschtiere auf eBay<br />

und in ihrem Onlineshop. Hierbei gab sie die<br />

Maße einer diagonalen Messung (etwa vom<br />

linken Ohr bis zum rechten Fuß) an. Zur Darstellung<br />

war diese Diagonale auch auf den<br />

Produktbildern eingezeichnet. Die Klägerin<br />

Ausführliche Aussagen bzw. der<br />

Wortlaut des Urteils<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 4770772<br />

OLG Frankfurt: Haftung für Google-Cache nach Unterlassungserklärung<br />

Nach Abmahnungen werden häufig strafbewehrte<br />

Unterlassungserklärungen (UE) abgegeben,<br />

um die Streitigkeit ohne Gerichtsverfahren<br />

aus der Welt zu räumen. Doch wie<br />

weit geht die Unterlassungspflicht? Das<br />

Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt a. M. entschied,<br />

dass auch eine Pflicht dazu bestehe,<br />

zeitnah die Löschung der veralteten Informationen<br />

aus dem Google-Cache zu beantragen<br />

(Urteil vom 22. August 2019 Az.: 6 U<br />

83/19)<br />

Die Beklagte hatte in der Vergangenheit eine<br />

UE abgegeben und sich dazu verpflichtet,<br />

nicht mehr mit einer Herstellergarantie zu<br />

werben, die nicht den gesetzlichen Voraussetzungen<br />

genügt. Sie löschte zwar die entsprechenden<br />

Angaben aus ihrem Shop, forderte<br />

Google jedoch erst nach zwei Wochen<br />

zur Löschung der Werbung im Cache auf.<br />

Dies führte dazu, dass in der Anzeige der<br />

Google-Snippets noch immer die Angabe der<br />

fehlerhaften Herstellergarantie erschien. Das<br />

OLG Frankfurt entschied, dass die Beklagte<br />

auch für diese irreführenden Einträge bei<br />

Google haftet.<br />

Ausführliche Aussagen bzw. der<br />

Wortlaut des Urteils<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 4780336<br />

44<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

Einkommensteuer: Keine pauschale Versteuerung bei Betriebsveranstaltung nur für Führungskräfte<br />

Bei einer Feier nur für Führungskräfte eines<br />

Unternehmens handelt es sich nicht um eine<br />

Betriebsveranstaltung, welche die Erhebung<br />

der Lohnsteuer durch den Arbeitgeber mit<br />

einem Pauschsteuersatz von 25 Prozent ermöglicht.<br />

Dies hat das Finanzgericht Münster<br />

kürzlich entschieden (Urteil vom 20. Februar<br />

<strong>2020</strong>, Az.: 8 K 32/19 E,P,L). Eine solche<br />

Veranstaltung liege nur vor, wenn die Teilnahme<br />

allen Betriebsangehörigen offensteht,<br />

so das Gericht. Allerdings wurde Revision<br />

eingelegt und der Bundesfinanzhof muss die<br />

Frage nun endgültig klären.<br />

Ausführliche Aussagen bzw. der<br />

Wortlaut des Urteils<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 4800268<br />

Anzeige<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 45


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

ENERGIE UND UMWELT<br />

Was kostet das Klimapaket?<br />

Basierend auf dem Klimapaket der Bundesregierung wurde im vergangenen Jahr<br />

das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) beschlossen. Damit erhalten<br />

fossile Heiz- und Kraftstoffe wie Erdgas, Heizöl, Diesel und Benzin ab 2021 einen<br />

CO 2 -Preisaufschlag.<br />

Die Bepreisung soll im kommenden Jahr mit<br />

25 Euro je Tonne CO2 beginnen und wird bis<br />

2025 jährlich erhöht. Der eigentliche Emissionshandel<br />

beginnt 2026 mit einem Preiskorridor<br />

von 55 bis 65 Euro pro Tonne CO2.<br />

Parallel zur CO2-Bepreisung soll die EEG-Umlage<br />

reduziert werden. Wie sich das Vorhaben<br />

in den kommenden Jahren auf die Energiekosten<br />

von Unternehmen auswirkt, können<br />

diese mit dem neuen CO2-Preisrechner der<br />

IHK-Organisation abschätzen.<br />

Über die geplante Ausgestaltung des Brennstoffemissionshandels<br />

informiert die IHK unter<br />

www.halle.ihk.de (Nr. 4709392 ins Suchfeld<br />

eingeben). Dort finden Unternehmen<br />

Informationen darüber, wer Zertifikate kaufen<br />

muss, welche Brennstoffe unter den Zertifi-<br />

katehandel fallen und wie das Verhältnis zum<br />

bereits bestehenden Europäischen Emissionshandel<br />

ist. Viele Details zur Ausgestaltung<br />

werden erst im Laufe der kommenden Monate<br />

beschlossen, der Internetauftritt und<br />

das dort verlinkte Merkblatt des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertages (DIHK)<br />

werden entsprechend regelmäßig aktualisiert.<br />

Am 15. September <strong>2020</strong> findet bei<br />

der IHK ein Webinar zum BEHG statt.<br />

Weitere Informationen erhalten interessierte<br />

Unternehmen in Kürze auf<br />

der Website der IHK im oben angegebenen<br />

Bereich.<br />

Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und damit ihre Klimaziele für 2030 zu erreichen, will die Bundesregierung einen<br />

finanziellen Anreiz setzen. Die CO 2-Bepreisung für Brennstoffe in Form eines nationalen Emissionszertifikatehandels ist<br />

dabei das zentrale Instrument eines umfangreichen Maßnahmenpaketes.<br />

Zum CO2-Preisrechner<br />

für Unternehmen:<br />

www.ihk.de/co2-preisrechner<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Innovation und Umwelt<br />

Franziska Böckelmann<br />

Tel. 0345 2126-409<br />

fboeckelma@halle.ihk.de<br />

Anzeige<br />

46<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

INTERNATIONAL<br />

Lieferketten-Hemmnisse erfassen<br />

Im Zuge der Corona-Pandemie kam bzw.<br />

kommt es nahezu weltweit zu eingeschränktem<br />

Reiseverkehr und gestörten Logistikabläufen.<br />

Diese führen teilweise zu erheblichen<br />

Schwierigkeiten und Unterbrechungen in den<br />

grenzüberschreitenden Wertschöpfungs- und<br />

Lieferketten. Die Bundesregierung und die<br />

Länder haben deshalb neue Kontaktstellen<br />

eingerichtet, mit deren Hilfe Lieferkettenprobleme<br />

behoben werden sollen. Die IHK Halle-<br />

Dessau hilft als Kontaktstelle in Sachsen-Anhalt<br />

dabei, Hemmnisse im Binnenmarkt und<br />

in Drittstaaten zu erfassen, zu bündeln und<br />

an die Politik zwecks Lösungsfindung zu<br />

kommunizieren.<br />

Betroffene Unternehmen werden gebeten,<br />

folgende Informationen an die IHK zu übermitteln:<br />

- betroffener Staat<br />

- Beschreibung der Maßnahme und Auswirkung<br />

- etwaiger Lösungsvorschlag<br />

- Import/Export<br />

- Produkt/Branche<br />

Aufgrund der Corona-Pandemie haben EU- und<br />

Drittstaaten zahlreiche Maßnahmen eingeführt,<br />

welche die Wertschöpfungs- und Lieferketten<br />

stark beeinträchtigen.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 4794222<br />

IHK Halle-Dessau<br />

International<br />

Michael Drescher<br />

Tel. 0345 2126-353<br />

mdrescher@halle.ihk.de<br />

Dolmetscher und Übersetzer finden<br />

Einige Dienstleistungen, welche die IHK für<br />

ihre Mitgliedsunternehmen erbringt, erfordern<br />

Übersetzungen von beeidigten Übersetzern.<br />

Dies ist zum Beispiel bei der Anerkennung<br />

ausländischer Berufsabschlüsse, der Zulassung<br />

von Mitbürgern aus nichteuropäischen<br />

Staaten zur Berufsausbildung oder dem<br />

Nachteilsausgleich bei Prüfungen der beruflichen<br />

Bildung erforderlich.<br />

Doch wo finden Unternehmen geeignete<br />

Über setzer und Dolmetscher?<br />

Landesverband der Dolmetscher und<br />

Übersetzer<br />

In dem Berufsverband sind über 440 professionelle<br />

Übersetzer und Dolmetscher aus<br />

Sachsen und Sachsen-Anhalt organisiert. Sie<br />

bieten Sprachdienstleistungen in mehr als<br />

40 Sprachen und in der deutschen Gebärdensprache<br />

an. Der Landesverband Ost ist<br />

Mitglied im Bundesverband der Dolmetscher<br />

und Übersetzer e. V. (BDÜ), dem größten<br />

deutschen Berufsverband der Sprachmittler -<br />

branche.<br />

Suchdatenbank<br />

Mithilfe der BDÜ-Suchdatenbank lassen sich<br />

nicht nur geeignete Dolmetscher und Übersetzer<br />

finden und vermitteln, sondern auch<br />

qualifizierte Lehrkräfte und Dozenten für<br />

Fremdsprachenseminare.<br />

https://ostbdue.de<br />

www.bdue.de<br />

IHK Halle-Dessau<br />

International<br />

Katalin Stolzki<br />

Tel. 0345 2126-234<br />

kstolzki@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 47


BÖRSEN / VERANSTALTUNGEN<br />

Unternehmensbörse<br />

„nexxt-change“<br />

Die Unternehmensbörse dient einerseits dem Ziel, Unternehmen<br />

auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger oder<br />

aktiven Teilhaber behilflich zu sein. Andererseits soll es den<br />

Existenzgründern die Suche nach einem Unternehmen für<br />

eine Übernahme erleichtern. Weitere Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 2794172<br />

Kontakt:<br />

Susann Sommer, Tel. 0345 2126-452,<br />

Fax: 0345 212644-452 oder E-Mail: ssommer@halle.ihk.de<br />

Erfolgreich etablierte Taxi/Mietwagen &<br />

Transportfirma (30 Jahre) in Zeitz/BLK zu<br />

verkaufen. (157400)<br />

Erfolgreicher Elektroinstallationsbetrieb,<br />

seit 30 Jahren bestehend, aus Altersgründen<br />

zu verkaufen. (157431)<br />

Erfolgreiche Personalleasingagentur mit<br />

mehreren Niederlassungen sucht Nachfolger.<br />

(157429)<br />

Wir suchen als zweites Standbein eine Pizzeria<br />

mit Stammkunden und Produktionsstätte<br />

in Halle (Saale). (157430)<br />

Gesucht wird ein eingerichtetes Restaurant<br />

in Halle (Saale) und Umgebung. (157428)<br />

Mietwagenunternehmen oder Krankentransporte<br />

sowie Waschanlage zum Kauf<br />

gesucht. (157427)<br />

KFZ-Sachverständiger sucht ein Unternehmen<br />

im Raum Halle zur Betriebsübernahme.<br />

(157418)<br />

<strong>Wirtschaft</strong>singenieur und Techniker<br />

suchen in der Region Mitteldeutschland<br />

(Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) ein<br />

mittelständisches Unternehmen mit einem<br />

soliden Produkt oder Service aus der metallverarbeitenden<br />

Branche (auch Lohnfertigung).<br />

(157423)<br />

Gewerbeflächenbörse<br />

Für die Richtigkeit der Angaben übernehmen wir keine<br />

Haftung! Weitere Informationen unter www.halle.ihk.de,<br />

Nr. 2504<br />

Kontakt:<br />

Elisabeth Günther, Tel. 0345 2126-266,<br />

E-Mail: eguenther@halle.ihk.de<br />

<strong>06</strong>366 Köthen (Anhalt): Privatperson vermietet<br />

Ladengeschäft 485 m² (Lagerfläche<br />

155 m², Geschäftsfläche 330 m², Lastenfahrstuhl<br />

im Keller, große Fensterfront, Außenwerbemöglichkeiten);<br />

Bj. 1900, Sanierung/Renovierung<br />

2005; Erdgas/Zentralheizung;<br />

ehemalige Nutzung: Elektrofachhandel, geeignet<br />

für Produktion, Handel- und DL-Branche.<br />

(GB-1321)<br />

<strong>06</strong>366 Köthen (Anhalt): Privatperson vermietet<br />

vielseitig nutzbare Geschäftsfläche<br />

370 m² in einem Brandhauerhaus (Kulturdenkmal)<br />

mit Küche, WC, Beleuchtung und<br />

Teppichboden; direkt in der Fußgängerzone;<br />

Bj. 1900, Modernisierung 1995; teilbar, ausbau-/umbau-<br />

und erweiterungsfähig (auch<br />

Fensterflächen); Erdgas H; ehemalige Nutzung:<br />

Call-Center, geeignet für Produktion,<br />

Handel- und DL-Branche. (GB-1323)<br />

Kooperationsangebote<br />

aus der Datenbank des Enterprise<br />

Europe Networks (EEN)<br />

Interessenten finden diese und weitere Kooperationsangebote<br />

unter http://een-sachsen-anhalt.de/dienstleistungen/<br />

partnersuche.html.<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Katharina Berger, Tel. 0391/5693-342,<br />

E-Mail: berger@magdeburg.ihk.de<br />

Alarm-, Video- und Klimaanlagen – Lieferanten<br />

gesucht<br />

Das Unternehmen wurde 1995 in Bosnien<br />

und Herzegowina gegründet. Es beschäftigt<br />

sich mit der Installation und Wartung von<br />

Autoalarmen, Alarmsystemen für Einrichtungen,<br />

Videoüberwachung, Lüftung, Feueralarmsystemen<br />

und Klimaanlagen. Das Unternehmen<br />

sucht derzeit nach zertifizierten<br />

Lieferanten von Alarm-, Video- und Klimaanlagen<br />

im Rahmen eines Vertriebsdienstleistungsvertrags.<br />

(EG0120 BA03)<br />

Feuerfeste Materialien – Vertriebspartner<br />

gesucht<br />

Ein Unternehmen aus Nordmazedonien ist<br />

einer der führenden Anbieter von feuerfesten<br />

Materialien im Land und liefert Schamotte<br />

und feuerfeste Materialien mit hohem Gehalt<br />

an Tonerde an Industriekunden in Mazedonien<br />

und den Balkanregionen sowie in Russland,<br />

der Ukraine und den EU-Ländern. Das<br />

Unternehmen möchte einen neuen Kundenkreis<br />

erreichen. (EG0120 MK02)<br />

Polymeroberflächenbeschichtungen – Kooperationspartner,<br />

Joint Venture gesucht<br />

Ein britisches Unternehmen, das 40 Jahre Erfahrung<br />

in der Entwicklung von Polymeroberflächen<br />

und -beschichtungen hat, sucht<br />

im Rahmen einer technischen Kooperationsvereinbarung<br />

oder auf der Basis eines Joint<br />

Ventures Kooperationspartner für die Entwicklung<br />

von neuen innovativen Beschichtungslösungen.<br />

(EG0120 UK05)<br />

Augmented, Mixed Reality-Lösung für<br />

Wartungsarbeiten – Kooperationspartner<br />

gesucht<br />

Ein KMU hat eine Software-Plattform entwickelt,<br />

die auf Augmented und Mixed Reality<br />

basiert. Über ein Mixed Reality Headset dient<br />

sie als Unterstützungsinstrument für die<br />

Wartung, Fehlersuche und Reparatur von<br />

Systemen. Das Instrument verbindet Experten<br />

mit den Mitarbeitern an vorderster Front. Das<br />

KMU sucht Partner in den Bereichen fortschrittliche<br />

Fertigung, Maschinenbau und<br />

Energie, wobei die Partnerschaft als geschäftliche<br />

Vereinbarung mit technischer Unterstützung<br />

vorgesehen ist. (EG0120 UK10)<br />

IHK-Veranstaltungen<br />

Informationen zu aktuellen Veranstaltungen<br />

der IHK finden interessierte<br />

Unternehmer unter www.halle.ihk.de.<br />

48<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


WIR FÜR SIE<br />

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong>


MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>06</strong>/<strong>2020</strong> 51


ZU GUTER LETZT<br />

Konjunkturpaket gibt<br />

Hoffnung<br />

Zusätzliche Überbrückungshilfen für besonders stark betroffene Branchen: Diese stellt das milliardenschwere<br />

Konjunkturpaket in Aussicht, welches die Berliner Regierungskoalition Anfang<br />

Juni auf den Weg gebracht hat. Es enthält wichtige Impulse, um die wirtschaftlichen Folgen<br />

der Pandemie zu bekämpfen und die Liquidität von Firmen zu stärken. Die IHK bringt sich bei<br />

Konkretisierung und Umsetzung ein.<br />

Vorschau Die nächste <strong>Ausgabe</strong> erscheint Ende Juli <strong>2020</strong>.<br />

Benjamin Jäschke, Auszubildender<br />

zum Bankkaufmann<br />

im 2. Lehrjahr bei der<br />

Sparkasse Mansfeld-Südharz,<br />

berät eine Kundin.<br />

Impressum<br />

<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer<br />

Halle-Dessau<br />

30. Jahrgang Nr. 5/<strong>2020</strong><br />

Herausgeber<br />

Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau<br />

Franckestraße 5, <strong>06</strong>110 Halle (Saale)<br />

Postfach 200 754, <strong>06</strong>008 Halle (Saale)<br />

www.halle.ihk.de, info@halle.ihk.de<br />

Tel. 0345 2126-0, Fax 0345 2126-105<br />

Redaktion<br />

Isabel Reimann (verantw.), Tel. 0345 2126-202,<br />

Fax 0345 212644-202, ireimann@halle.ihk.de<br />

Markus Rettich (Leitung), Tel. 0345 2126-204<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Cathrin Günzel<br />

Externe Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong>: Matthias Voss (S. 20/21),<br />

Susanne Hyna/Burkhard Jung: S. 25, Andreas Löffler: S. 26/27,<br />

30, 32/33<br />

Die Beiträge externer Autoren geben die Meinung des Autors,<br />

jedoch nicht unbedingt die Ansicht der IHK wieder.<br />

Erscheinungsweise: 10 Mal im Jahr<br />

Erscheinungstermin: 20. Juni <strong>2020</strong><br />

Jahrgang <strong>2020</strong><br />

Anzeigen und Verlag<br />

Prüfer Medienmarketing Endriß & Rosenberger GmbH<br />

Ooser Bahnhofstraße 16, 76532 Baden-Baden<br />

Tel. 0361 5668194, Fax 0361 5668196<br />

Anzeigenservice: Andrea Albecker<br />

Anzeigenleitung: Achim Hartkopf<br />

medienmarketing@pruefer.com, www.pruefer.com<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 25<br />

gültig ab Januar <strong>2020</strong><br />

Layoutkonzept<br />

Jo Schaller & Angela Schubert<br />

Mühlpforte 2, <strong>06</strong>108 Halle (Saale)<br />

Gesamtherstellung<br />

mdv <strong>Mitteldeutsche</strong>r Verlag<br />

Am Steintor 23, <strong>06</strong>112 Halle (Saale)<br />

Druck und buchbinderische Verarbeitung<br />

Druckhaus Schütze GmbH<br />

Fiete-Schulze-Straße 13a, <strong>06</strong>116 Halle (Saale)<br />

Tel. 0345 56666-0, Fax 0345 5666666<br />

Vertrieb<br />

<strong>Mitteldeutsche</strong> Zeitungszustell-Gesellschaft mbH<br />

Delitzscher Straße 65, <strong>06</strong>112 Halle (Saale)<br />

Tel. 0345 565-2411, Fax 0345 565-2412<br />

Unser Schwerpunkt im Juli/August:<br />

Wie weiter mit der Ausbildung?<br />

Tourismus:<br />

Rück- und Ausblick für die Region<br />

IHK-Jubiläum:<br />

Im Gespräch mit den Ehrenpräsidenten der IHK<br />

Exportwirtschaft:<br />

Neue Entsenderichtlinie<br />

Wie gefällt Ihnen die neue „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“?<br />

Auf Ihre Rückmeldung unter miwi@halle.ihk.de sind wir gespannt. Dort können Sie<br />

uns auch mitteilen, wenn Sie das Magazin zukünftig nicht in der gedruckten Version,<br />

sondern nur online unter https://miwi.halle.ihk.de/ lesen möchten.<br />

Der Bezug der IHK-Zeitschrift erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen<br />

Beitragspflicht als Mitglied der IHK. Die Zeitschrift<br />

ist offizielles Organ der IHK Halle-Dessau und wird Kammerzugehörigen<br />

im Rahmen ihrer Mitgliedschaft ohne besondere<br />

Bezugsgebühren zugestellt. Für andere Bezieher beträgt das<br />

jährliche Abonnement 20,00 Euro. Das Einzelheft kostet Euro<br />

2,00 Euro. Nachdruck nur mit Quellenangabe. Für den Nachdruck<br />

signierter Beiträge ist die Genehmigung des Verfassers<br />

erforderlich. Vervielfältigungen für den innerbetrieblichen<br />

Gebrauch sind gestattet. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.<br />

Abbildungen<br />

scanrail_iStock_Thinkstock: S. 3 (unten l.),<br />

Uwe Köhn: S. 4/5, 7 (oben), 41, Shutterstock: S. 6, 24, 36, 37,<br />

44 (unten), 45, 47, Mario Brettschneider: S. 7 (unten),<br />

i:tecs GmbH & Co. KG: S. 9, SLV Halle GmbH: S. 10 (oben),<br />

Eckardt Mildner/TU Bergakademie Freiberg: S. 10 (Mitte),<br />

Franziska & Tom Werner Fotografie: S. 10 (unten),<br />

durch Elisabeth Schwarz zur Verfügung gestellt: S. 11 (oben),<br />

privat: S. 11 (unten), Michael Deutsch: S. 14, 29,<br />

Händelhalle Betriebsgesellschaft mbH: S. 2 (l.), 15, Testbräu<br />

GbR: S. 2 (r.), 20/21, Jirapong_stock.adobe.com: S. 22,<br />

Oliver Reif: Cover, S: 26/27, Andreas Löffler: S. 3 (oben l.),<br />

30, 32, 33, 52, Thomas Reinhardt: S. 34, Bundesagentur für<br />

Arbeit: S. 39, IHK Halle-Dessau: S. 3 (unten r.), 40,<br />

ECH: S. 42, karenkh _stock.adobe.com: S. 44 (oben),<br />

Tom Bayer_stock.adobe.com: S. 3 (oben r.), 46<br />

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Bereit für die zweite Welle?<br />

Die erste Welle der Epidemie ist überstanden. Die Anzahl der Erkrankungen konnte begrenzt werden<br />

- das Gesundheitssystem blieb stabil. Aber die <strong>Wirtschaft</strong> hat ihr Betriebssystem geändert.<br />

Mitarbeiter arbeiten im Home-Office, persönliche Kontakte wurden auf ein Mindestmaß reduziert<br />

und Reisen vermieden. Home-Office, Telefon- und Videokonferenzen sind neuer Alltag.<br />

Unternehmen sind nun gezwungen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken, sich auf die ‚neue Normalität´<br />

einzustellen und sich auf ein mögliches erneutes Ausbrechen der Epidemie bestmöglich<br />

vorzubereiten. Dabei wird Digitalisierung zum wichtigsten Gestaltungsmittel.<br />

Lassen Sie sich dazu von unseren Experten beraten.<br />

Nutzen Sie unsere Kompetenz vor Ort!

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