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WOLL Magazin für Warstein, Möhnesee, Rüthen Sommer 2020

Das Magazin für die Sauerländer Lebensart!

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Ein Ruhestand<br />

ohne Stillstand<br />

Willy Reinsch (80) genießt<br />

die Balance zwischen<br />

Entspannung und Aktivität<br />

Willy Reinsch nutzt seine Freizeit, um im Garten kleine Verschönerungen<br />

durchzuführen. Hier präsentiert er das Balkongeländer,<br />

das er in neuem Glanz hergestellt hat.<br />

Daniela Weber<br />

Leben besteht in der Bewegung“ – ein Zitat des griechischen Philosophen Aristoteles, das sinn -<br />

bildlich <strong>für</strong> das Leben von Willy Reinsch steht. Ein Leben, das geprägt von Tatkraft und Bewegung,<br />

keinen Platz <strong>für</strong> Stillstand lässt. Mit seinen 80 Jahren hat der sympathische Rentner aus<br />

„Das<br />

Ense-Höingen nicht nur ein bewegtes Leben hinter sich, sondern auch noch ein Leben in Bewegung vor sich. Sein<br />

Ruhestand ist gekennzeichnet von der Balance zwischen Entschleunigung und Aktivität. Ob als Hilfshausmeister<br />

bei der Europa Grundschule in Höingen, Kapellenvorstand oder als passionierter Hobbyradler – Willy Reinsch ist<br />

gern „auf Achse“, zu Hause findet er dann den passenden Rückzugsort zur Entspannung.<br />

„Ich bin ja sowieso ein Frühaufsteher“,<br />

mit diesen kurzen und<br />

knackigen Worten nennt Willy<br />

Reinsch seine Motivation <strong>für</strong> seine<br />

Tätigkeit als Hilfshausmeister bei<br />

der Grundschule in seinem Heimatdorf<br />

Höingen. Nunmehr seit sieben<br />

Jahren schließt der rüstige 80-Jährige<br />

an jedem Schultag die Türen der<br />

Schule auf. „Meine älteste Tochter<br />

hatte mich damals dazu bewegt, den<br />

Job anzunehmen. Die Schule suchte<br />

jemanden, der <strong>für</strong> diejenigen Kinder<br />

vor Ort ist, die bereits zwischen 7<br />

und 7.30 Uhr von ihren berufstätigen<br />

Eltern zur Schule gebracht<br />

werden“, erinnert er sich. Mit dem<br />

Ansporn seiner Tochter im Gepäck<br />

(„Papa, du kannst das doch machen“)<br />

hat der sympathische Senior seitdem<br />

jeden Morgen von 6.30 bis 7.30 Uhr<br />

nicht nur ein Auge auf eine Handvoll<br />

Schüler, sondern kontrolliert auch,<br />

ob auf dem Schulhof „alles soweit<br />

in Ordnung ist“. „Wenn man die<br />

ganzen Ferien, Wochenenden und<br />

Brückentage abzieht, sind das ja gar<br />

nicht mehr so viele Arbeitstage“, sagt<br />

er bescheiden.<br />

„Das ist ein bisschen so, wie den<br />

Eiffelturm zu besteigen“<br />

(Willy Reinsch)<br />

Der Job ist aber <strong>für</strong> den 80-Jährigen,<br />

der sich schmunzelnd als „Vorkriegsware“<br />

bezeichnet, nicht nur eine<br />

geeignete Gelegenheit, den frühen<br />

Morgen sinnvoll zu gestalten, sondern<br />

auch „eine kleine Sportstunde“. „Ich<br />

verteile dort nämlich auch die Milch<br />

<strong>für</strong> die Schüler in den Klassenräumen.<br />

Da habe ich dann ordentlich etwas zu<br />

tun. Das ist ein bisschen wie den Eiffelturm<br />

zu besteigen“, lacht Reinsch,<br />

der sich „ja irgendwie fit halten<br />

muss“. Im Laufe des Jahres wird Willy<br />

Reinsch seine „Sportstunde am Morgen“<br />

beenden. „Es soll ein hauptamtlicher<br />

Hausmeister eingestellt werden.<br />

Aber das ist auch vollkommen in<br />

Ordnung. Irgendwann reicht es ja<br />

auch mal“, freut sich Reinsch auf eine<br />

etwas ruhigere Zeit.<br />

Doch auch wenn seine Tätigkeit als<br />

Hilfshausmeister bald enden wird,<br />

wird der Enser seinem Ruhestand keinen<br />

vollständigen Stillstand verleihen.<br />

Der ehemalige Konstruktionsleiter,<br />

der als sechsjähriger Junge mit seiner<br />

Mutter, seinem Opa, seiner Tante und<br />

seinem Zwillingsbruder aus seiner<br />

Heimatstadt Bad Landeck, Grafschaft<br />

Glatz in Schlesien, in den Westen<br />

Deutschlands vertrieben wurde, hat<br />

nach schwierigen Anfangsjahren in<br />

der neuen Heimat Fuß gefasst. „Mein<br />

Vater war verschollen und kam 1948<br />

aus russischer Kriegsgefangenschaft<br />

wieder“, erinnert sich Reinsch an den<br />

Start in seiner neuen Heimat.<br />

44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>

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