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WOLL Magazin für Warstein, Möhnesee, Rüthen Sommer 2020

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110 Jahre<br />

„Kotthoff ’s Theo“<br />

Ein gutes Stück Mescheder<br />

Kneipen-Geschichte<br />

Britta Melgert<br />

Deutschland im Jahre 1910 – denken wir uns doch<br />

einfach mal zurück in diese Zeit! Es war Kaiserzeit.<br />

Staatsoberhaupt war Kaiser Wilhelm II. In<br />

Deutschland lebten rund 65 Mio. Menschen auf 540.858<br />

km². Im Sauerland hatten sich erste Industrieunternehmen<br />

angesiedelt, insbesondere entlang der Eisenbahnlinie.<br />

Und mitten in Meschede wurde eine Kneipe eingeweiht,<br />

die es heute noch gibt.<br />

Fritz Althaus war der erste Wirt dieses langlebigen Gastronomiebetriebes.<br />

Eine Urkunde mit den ersten Brauereiverträgen<br />

hängt als „altes Schätzchen“ immer noch an der Wand.<br />

Naturgemäß wechselten die Wirte von Zeit zu Zeit. Teile der<br />

Inneneinrichtung jedoch sind aus alter Zeit erhalten geblieben.<br />

Wer eintritt spürt: Hier trifft man auf Geschichte!<br />

Vielen noch bekannt: Tante Toni<br />

Der eine oder andere Leser wird sich an die Zeit vor, während<br />

und nach dem Krieg erinnern, in der die Familie Kotthoff,<br />

insbesondere Tante Toni, <strong>für</strong> lange Zeit den Durst der Mescheder<br />

löschte. Die leider kürzlich verstorbene Wirtin Lucia<br />

Kotthoff hatte dann 1956 „in die Kneipe eingeheiratet“ und<br />

diese über viele Jahre hinweg gemeinsam mit Ehemann Theo<br />

geführt. Damals wurde der Kneipenname „Kotthoff’s Theo“<br />

in Meschede zur echten Marke. „Ein Bier kostete Ende der<br />

50er Jahre nur 25 Pfennige“, erinnerte sich Lucia Kotthoff.<br />

„Meistens trank man zu jedem Bier einen Wacholder oder<br />

Korn – ein Herrengedeck“.<br />

Die große Zeit von Theo und Lucia<br />

Legendär seien die Karnevalsfeiern mit Live-Musik in der<br />

Kneipe, bei denen man sprichwörtlich keinen Fuß mehr<br />

auf die Erde bekommen habe. Und sonntags war nach dem<br />

Kirchgang ein Treffen am Stammtisch <strong>für</strong> viele obligatorisch.<br />

Beim Kneipenbesuch wurde oft geknobelt oder Karten gespielt.<br />

Die Gäste seien in der Regel männlich gewesen; Frauen<br />

wären zunächst nur in Begleitung erschienen. Dieses habe sich<br />

erst Ende der 60er Jahre geändert, als sich der erste Frauenstammtisch<br />

regelmäßig dort einfand.<br />

Knippschild, Kaiser und noch mal Kotthoff<br />

Als die beiden Wirtleute ihre Kneipe aus Altersgründen aufgeben<br />

wollten, übernahmen zunächst Franz-Josef und Ulla<br />

Knippschild, später Meinolf und Inge Kaiser das Ruder. Der<br />

Kneipenname blieb weiter Programm.<br />

Gleichzeitig wuchs Anna Kotthoff nicht weit entfernt, im<br />

Nierbachtal, auf, zwar keine Nachfahrin von Theo, aber ebenfalls<br />

ein Gastronomie-Spross. „Für mich war klar, dass ich<br />

ebenfalls in diesem Bereich tätig sein möchte. Bereits als Teenager<br />

habe ich immer gewitzelt, dass ich später mal „Kotthoff’s<br />

Theo“ übernehmen könnte“, sagt sie und lacht. Tatsächlich<br />

sollte es im März 2009 so kommen. „Ich hatte gerade meine<br />

Ausbildung zur Hotelfachfrau abgeschlossen und den Plan,<br />

einige Zeit im Ausland zu arbeiten. Doch wenn sich plötzlich<br />

so eine Chance auftut, dann muss man zugreifen.“<br />

Ob BVB oder Schalke: Trink doch einen mit!<br />

Wenn ein junger Mensch ein Traditionsunternehmen übernimmt,<br />

sind gewisse Veränderungen vorprogrammiert. „Als<br />

118 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong>

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