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RITTER BLAUBART - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

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MASSE<br />

UND MACHT<br />

ZUR INSZENIERUNG<br />

REGISSEUR ARON STIEHL IM GESPRäCH MIT OPERNDRAMATURGIN TINA HARTMANN<br />

Warum Operette?<br />

Aron Stiehl: Theater muss sinnlich sein,<br />

und es macht mir Spaß, die Menschen<br />

zum Lachen zu bringen. Das ist übrigens<br />

viel schwerer, als sie weinen zu lassen.<br />

Das Lachen in der Operette kann etwas<br />

geradezu Anarchisches haben, denn sie<br />

bringt die Verhältnisse zum Tanzen. Damit<br />

zeigt sie, dass die Wirklichkeit noch viel<br />

absurder ist als ihr Zerrbild in der Operette.<br />

Und weil das Stück selbst keinen Ausweg<br />

zeigt, sondern alle Schurken überleben,<br />

und am Ende es gerade so ist wie am<br />

Anfang, ist die Operette damit eigentlich<br />

viel schonungsloser als manche Tragödie.<br />

Sie fordert auf, darüber zu lachen, auch<br />

wenn manches eigentlich zum Heulen ist.<br />

Aber Lachen regt bekanntlich den Geist<br />

an, und das ist doch keine schlechte<br />

Voraussetzung dafür, etwas zu ändern.<br />

Das gilt für Offenbachs Operette in besonderem<br />

Maße, weil sie, anders als die<br />

14<br />

Wiener Operette, nicht sehnsüchtig in eine<br />

vergangene Zeit zurückblickt, sondern die<br />

eigene Zeit aufs Korn nimmt und vielleicht<br />

gerade deshalb heute so gut funktioniert.<br />

Lachen ist eine wunderbare Waffe gegen<br />

die Herrschenden.<br />

Ritter Blaubart nimmt gezielt den Feudalismus<br />

auf die Schippe, wie kann man das<br />

heute übersetzen?<br />

Man muss es gar nicht übersetzen, es<br />

funktioniert auch so. Denn eigentlich geht<br />

es um Autorität. Ein eigentlich machtloser,<br />

dennoch völlig despotischer König und ein<br />

wohlhabender Ritter – von dem tatsächlich<br />

alle annehmen, dass er seine Frauen<br />

reihenweise umbringt – können sich alles<br />

erlauben, und das Volk spielt mit. Man fragt<br />

sich doch gerade angesichts der im Moment<br />

reihenweise stürzenden Diktatoren:<br />

warum hat das Volk so lange mitgemacht?<br />

Ben Ali, Mubarak, Ghaddafi, in Deutsch-

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