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RITTER BLAUBART - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

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ITTER<br />

LAUBART


kÖNIG BOBÈCHE<br />

DU BIST NUR pOSE,<br />

NICHT VIEL IM kOpF<br />

NICHTS IN DER HOSE


<strong>RITTER</strong> <strong>BLAUBART</strong><br />

Operette von Jacques Offenbach<br />

Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy<br />

Neue Textfassung Carsten Golbeck<br />

In deutscher Sprache mit Übertiteln<br />

Uraufführung am 5. Februar 1866 im Théâtre des Variétés<br />

Ritter Blaubart kLAUS SCHNEIDER / CARSTEN SÜSS<br />

Boulotte REBECCA RAFFELL / STEFANIE SCHAEFER<br />

Fleurette VERONIkA pFAFFENZELLER /<br />

INA SCHLINGENSIEpEN<br />

Popolani EDWARD GAUNTT / GABRIEL URRUTIA BENET<br />

Prinz Saphir SEBASTIAN kOHLHEpp /<br />

MAX FRIEDRICH SCHÄFFER*<br />

Oscar ANDREW FINDEN / ARMIN kOLARCZYk<br />

Königin Clémentine SARAH ALEXANDRA HUDAREW / kATHARINE TIER<br />

König Bobèche HANS-JÖRG WEINSCHENk /<br />

MATTHIAS WOHLBRECHT<br />

Alvarez JAN HEINRICH kUSCHEL<br />

Héloise MAIkE ETZOLD / LARISSA WÄSpY*<br />

Rosalinde UNZU LEE-pARk / CHRISTIANE LÜLF<br />

Isaure CHRISTINA BOCk* / ULRIkE GRUBER<br />

Blanche ELkE HATZ / SUSANNE SCHELLIN<br />

Eléonore CORNELIA GUTSCHE / NICOLE HANS<br />

Besetzung in alphabetischer Reihenfolge *Opernstudio<br />

Musikalische Leitung MARkUS BIERINGER<br />

Regie ARON STIEHL<br />

Bühne JÜRGEN kIRNER<br />

Kostüme FRANZISkA JACOBSEN<br />

Choreographie HELGE LETONJA<br />

Chorleitung ULRICH WAGNER<br />

Licht STEFAN WOINkE<br />

Dramaturgie TINA HARTMANN<br />

STAATSOpERNCHOR kARLSRUHE<br />

BADISCHE STAATSkApELLE<br />

Statisterie des STAATSTHEATERS kARLSRUHE<br />

pREMIERE 17.12.2011 GROSSES HAUS<br />

Aufführungsdauer ca. 3 Stunden, eine Pause<br />

Aufführungsrechte Offenbach Edition Keck. Kritische Ausgabe Jean-Christoph Keck<br />

Boosey & Hawkes, Bote &Bock, Berlin<br />

1


Musikalische Assistenz WOLFGANG WIECHERT, pAUL HARRIS, STEVEN MOORE<br />

Studienleitung WOLFGANG WIECHERT Regieassistenz, Abendspielleitung CHRISTINE<br />

HÜBNER Bühnenbild-Assistenz CHRIS DAUBENBERGER Kostümassistenz VLASTA<br />

SZUTAkOVA Übertitel DANIEL RILLING Soufflage ANGELIkA pFAU Inspizienz GABRIELLA<br />

MURARO Leitung Statisterie URSULA LEGELAND<br />

Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühne RUDOLF<br />

BILFINGER, MARGIT WEBER, HELGA GMEINER Leiter der Beleuchtung STEFAN WOINkE<br />

Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton GUNTER ESSIG, HEIDRUN WEISLINGkENSY<br />

Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Werkstättenleiter THEO F. HAUSER<br />

Malersaal DIETER MOSER Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei<br />

GÜNTER FURRER Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE<br />

WIENBERG, BERNHARD BUSSE Kostümdirektorin DORIS HERSMANN Gewandmeister/<br />

in Herren pETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen<br />

TATJANA GRAF, kARIN WÖRNER, ANNETTE GROpp Waffenmeister MICHAEL pAOLONE<br />

Schuhmacherei THOMAS MAHLER, BARBARA kISTNER, GÜLAY YILMAZ Modisterei<br />

DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG Maske<br />

SABINE BOTT, kARIN GRÜN, MIRIAM HAUSER, FREYA kAUFMANN, MARION kLEINBUB,<br />

SOTIRIOS NOUTSOS, BRIGITTE REH, CHRISTIANE SCHMIDT, NATALIE STRICkNER,<br />

ANDREA WEYH, MARINA ZIEBOLD<br />

WIR DANkEN<br />

Eventfloristik für die Blumen zur Premiere und<br />

der Privatbrauerei Hoepfner für die Unterstützung der Premierenfeier.<br />

BLAUER BART UND BLAUES BLUT<br />

kEINEM WITWER GEHTS SO GUT.<br />

NIEMALS WAR EIN WITWER SO<br />

WIE DER <strong>RITTER</strong> <strong>BLAUBART</strong> FROH.<br />

2 Ina Schlingensiepen, Sebastian Kohlhepp


VON<br />

HELDINNEN<br />

UND ANTIHELDEN<br />

ZUM INHALT<br />

I. AKT<br />

In idyllischer Landschaft lockt der Schäfer<br />

Daphnis das Blumenmädchen Fleurette<br />

zum morgendlichen Duett. Die Liebenden<br />

entzweien sich über die Frage einer baldigen<br />

Heirat; daraufhin treibt die draufgängerische<br />

Schäferin Boulotte Daphnis mit<br />

ihren Verführungskünsten in die Flucht.<br />

Im Dorf treffen Ritter Blaubarts Chefchemiker<br />

Popolani und Graf Oskar, Minister<br />

des Königs Bobèche, zusammen. Während<br />

Oskar auf der Suche nach der als Baby<br />

ausgesetzten erstgeborenen Tochter des<br />

Königs ist, soll Popolani seinem soeben<br />

zum fünften Mal verwitweten Herrn eine<br />

Jungfrau für eine neue Ehe besorgen. Weil<br />

Jungfrauen in der Gegend rar sind, schlägt<br />

4<br />

Graf Oskar einen Jungfrauenwettbewerb<br />

vor, dessen Siegerin durch das Los bestimmt<br />

wird. Dieses fällt ausgerechnet –<br />

auf Boulotte. Doch auch Oskar wird fündig,<br />

als der Loskorb sich als ehemaliges Eigentum<br />

des Königs entpuppt und Fleurette als<br />

die als Baby ausgesetzte Prinzessin Hermia.<br />

Diese besteht darauf, ihren Daphnis<br />

an den Hof mitzunehmen.<br />

Während Boulotte fröhlich als designierte<br />

sechste Madame Blaubart mit dem Ritter<br />

auf sein Schloss reitet, blickt dieser bereits<br />

sehnsüchtig der frischgebackenen<br />

Prinzessin nach und beschließt: diese soll<br />

seine siebte Frau werden.


II. AKT, 1. Bild<br />

König Bobèche und Königin Clementine<br />

führen eine unglückliche Ehe. Bobèche<br />

sucht unter seinen Hofschranzen nach dem<br />

Liebhaber der Königin und hat durch Graf<br />

Oskar bereits vier Männer unter diesem<br />

Verdacht hinrichten lassen. Als fünfter ist<br />

ein gewisser Alvarez an der Reihe. Hermia<br />

weigert sich mit Unterstützung ihrer Mutter,<br />

den ihr bestimmten Prinzen Saphir zu<br />

heiraten. Sie besteht auf den Schäfer Daphnis<br />

als Ehemann. Doch Prinz und Schäfer<br />

entpuppen sich als ein und dieselbe Person<br />

und die Liebenden wähnen sich am Ziel<br />

ihrer Wünsche.<br />

Blaubart stellt seine neue Gattin Boulotte<br />

bei Hofe vor und erfährt bei dieser Gelegenheit,<br />

dass die Königstochter um Mitternacht<br />

verheiratet werden soll. Boulottes<br />

unkonventionelles Verhalten provoziert<br />

einen Skandal.<br />

II. Akt, 2. Bild<br />

Wieder zuhause, erteilt Blaubart Popolani<br />

den Befehl, Boulotte sofort zu töten, damit<br />

der Ritter noch vor Hermias Hochzeit beim<br />

König ihre Hand einfordern kann.<br />

Popolani gibt Boulotte ein Gift, das sie in<br />

einen todesähnlichen Schaf versetzt und<br />

Blaubart macht sich zufrieden auf den<br />

Weg zum Hofe. Der wiedererweckten<br />

Boulotte werden die fünf früheren Frauen<br />

vorgestellt, die Popolani ebenfalls im Keller<br />

versteckt und dort in jeder Hinsicht „versorgt“<br />

hat. Von der steigenden Frauenzahl<br />

überfordert, beschließt er, noch heute zum<br />

König zu gehen und die ganze Angelegenheit<br />

auffliegen zu lassen.<br />

III. AKT<br />

Blaubart platzt mitten in den Hochzeitszug<br />

mit der Nachricht hinein, dass er gerade<br />

wieder Witwer geworden sei, und fordert<br />

Hermias Hand. Diese weigert sich wie ihre<br />

Eltern, worauf Blaubart seine Soldaten<br />

aufziehen lässt und den König, der seine<br />

Kanonen alle in überlebensgroße Büsten<br />

seiner selbst hat umschmelzen lassen, zum<br />

Nachgeben zwingt. Prinz Saphir will um<br />

seine Geliebte kämpfen, doch ein fieser<br />

Streich von Blaubart lässt den hoffnungsvollen<br />

Thronfolger tot zu Boden sinken.<br />

Während der Hochzeitszug mit Blaubart<br />

und Hermia weiterzieht, bleiben Graf Oskar<br />

und Popolani allein zurück und offenbaren<br />

sich einander:<br />

Auch Graf Oskar hat die fünf Männer nicht<br />

töten lassen, sondern zunächst bei seiner<br />

Schwester und nun im Keller des Palastes<br />

versteckt.<br />

Als Magier maskiert, sollen sie nun das<br />

Fest stören und Satisfaktion fordern. Da<br />

reckt sich plötzlich Prinz Saphir, auch er<br />

war nicht tödlich getroffen, sondern nur in<br />

Ohnmacht gefallen, und reiht sich nun in<br />

den Zug der Rachegeister ein.<br />

Unmittelbar vor der Hochzeit ist schlechte<br />

Stimmung. Zur Unterhaltung werden die<br />

Magier herbeigerufen und die verkleidete<br />

Boulotte liest erst dem König die fünf geköpften<br />

Männer, dann Blaubart die sechs<br />

toten Frauen aus der Hand. Alle ziehen<br />

die Masken ab und Blaubart und Bobèche<br />

müssen ihre Taten gestehen. Als Lösung<br />

ordnet Bobèche Hochzeiten an. Saphir und<br />

Hermia dürfen heiraten, die fünf Männer<br />

und fünf Frauen werden zusammengeführt<br />

und Blaubart muss mit Boulotte zusammen<br />

bleiben.<br />

5


VOM<br />

WINk DER AkTUALITÄT<br />

ZUM kOMpONISTEN<br />

SIEGFRIED KRACAUER ÜBER DIE DIE ZEIT OFFENBACHS UND DIE URAUFFÜHRUNG<br />

VON <strong>BLAUBART</strong><br />

Es gibt große Künstler, die sich verhältnismäßig<br />

unabhängig von der Zeit behaupten,<br />

in der sie leben; sei es, dass ihre Werke<br />

sich nur mittelbar auf die Zeit beziehen, sei<br />

es, dass sie einen Sinn enthalten, den erst<br />

die Zukunft erschließt. Für Offenbach dagegen<br />

gilt: dass er des ständigen Kontakts mit<br />

der Umwelt bedurfte, um überhaupt schöpferisch<br />

zu werden. Alle, die ihn kannten,<br />

bezeugten, dass er die Geselligkeit selber<br />

war. Er ging in ihr auf, weil sie ihn mit den<br />

notwendigen Spannungen lud; er gehorchte<br />

dem Wink der Aktualität; er reagierte so fein<br />

auf gesellschaftliche Veränderungen, dass<br />

sich seine jeweilige Position durchaus nach<br />

der Art dieser Veränderungen richtete.<br />

Die Schnelligkeit, mit der er zu Beginn seiner<br />

eigentlichen Laufbahn eine Sonderstellung errang,<br />

erklärte sich daher nicht zuletzt aus dem<br />

Umstand, dass sich gerade damals die Gesellschaft<br />

bildete, die seinem Wesen entsprach.<br />

6<br />

Wenn er sich nur gab, wie er war, trieb er<br />

schon, ohne sein Zutun, der Erfüllung entgegen.<br />

Der Dirigent Albert Wolff rühmte einmal<br />

seiner Musik nach, dass sie, mindestens zur<br />

einen Hälfte, den fröhlichen Tumult des Boulevards<br />

widertöne – der Muschel gleich, die das<br />

Brausen des Meeres in sich bewahrt –, und in<br />

einer an seinem Grab gehaltenen Rede hieß<br />

es mit Recht, er sei trotz seines deutschen<br />

Ursprungs nicht bloß ein Franzose, sondern<br />

mehr noch: ein Pariser gewesen. Nun, genau<br />

zu dem Zeitpukt in dem er sich an die große<br />

Öffentlichkeit wagte, entstand der große Boulevard,<br />

der ihn heimatlich umfangen sollte,<br />

kam das Paris herauf, zu dem er gehörte. Die<br />

Außenwelt wuchs ihm zu, und er entzündete<br />

sich an ihr. Man mag einen solchen Zusammenklang<br />

Glück nennen; aber dieses Glück ist<br />

eine Eigenschaft des Genies.<br />

Was geschah in jener Epoche? Der Durchbruch<br />

der modernen Gesellschaft vollzog


sich in ihr. Er war eine Frucht der industriellen<br />

Entwicklung, die ihrerseits durch eine<br />

wahre Sturzwelle von Erfindungen bedingt<br />

wurde. Umwälzend wirkte vor allem die der<br />

Eisenbahn, deren Schaffung das Gesicht<br />

der Erde und die Beziehungen zwischen<br />

den Menschen verwandelte und zum Ausbau<br />

der heutigen Formen des Kreditwesens<br />

führte. Auch die anderen Erfindungen beförderten<br />

die Revolutionierung des Daseins.<br />

Sie verliehen den schon bestehenden<br />

Industrien einen ungeheuren Aufschwung,<br />

riefen neue hervor und griffen alle mehr<br />

oder weniger in den Alltag ein: von der Gasbeleuchtung<br />

oder der Daguerreotypie (frühes<br />

Verfahren der Fotografie) angefangen<br />

bis zur galvanischen Vergoldung herunter,<br />

die dem Mittelstand mit einem Tafelgeschirr<br />

zu prunken ermöglichte, das dem der Großbourgeoisie<br />

täuschend ähnlich sah. [...]<br />

Das zweite Stück war die im Februar 1866<br />

uraufgeführte Operette Blaubart, die in<br />

den Variétés, denen es diesmal nicht auf<br />

die Ausstattungskosten angekommen war,<br />

einen vollen, unbestrittenen Erfolg errang.<br />

Wie die kühlere Aufnahme in Wien und<br />

Berlin bewies, trug die von Meilhac und<br />

Halévy verfaßte Operette vorwiegend Pariser<br />

Bedürfnissen Rechnung; doch auch<br />

hier in Paris empfanden die Darsteller sie<br />

zunächst als so gewagt, dass Offenbach<br />

nur mit Mühe den Sänger José Dupuis dazu<br />

bewegen konnte, den Blaubart zu spielen.<br />

Worin bestand das Risiko? Es bestand darin,<br />

dass die Düsterkeit der Legende vom Ritter<br />

Blaubart wirklich angesprochen und dann<br />

travestiert wurde. Statt dass wie im Orpheus<br />

oder in der Schönen Helena ein korruptes<br />

Regime satirisch behandelt worden wäre,<br />

löste sich im Blaubart echtes Grauen in<br />

Komik auf. Gerade dieses Gaukelspiel<br />

aber, dieser jähe Umschlag von Szenen<br />

der Todesfurcht in ausgelassene Lustigkeit<br />

antwortete dem Verlangen des Publikums,<br />

sich über die schreckliche Katastrophe hinwegzusetzen,<br />

die es vorausahnte. Obwohl<br />

es sie ahnte, ließ es sich doch vom demokratischen<br />

Leben beschwingen, das sich<br />

aus allesn Schleusen ergoss.<br />

Die Operette gewährte – ein weiterer Grund<br />

ihres Erfolgs – dem demokratischen Lebensgefühl<br />

breiten Raum. Verkörpert wird<br />

es durch die von der Hortense Schneider<br />

kreierte Boulotte – „sie hat ihre Rolle mit<br />

einem unvergleichlichen Geist und Talent<br />

gespielt und gesungen“, schrieb Halévy<br />

nach der Premiere über die Schneider –,<br />

ein einfaches Bauernmädchen, dessen<br />

ungeniertes, nahezu rebellisches Benehmen<br />

dem König Bobèche gegenüber den<br />

Hof sehr schockiert. Versteigt sich nicht<br />

überdies Blaubart selber zur pathetischen<br />

Erklärung, dass er durch seine Verbindung<br />

mit Boulotte eine neue Epoche einleite, in<br />

der „Palast und Hütte“ miteinander verschmölzen?<br />

Nebenher läuft, diese Tendenzen verstärkend,<br />

eine Höflingssatire, die mit solchem<br />

Übermut verfährt, als seien die Höfe nur<br />

noch eine Fabel. Das Lied „Höfling muß mit<br />

krummem Rücken ...“ wurde zum Schlager<br />

des Jahres 1866. Seine witzige und sinnfällige<br />

Melodie erklingt inmitten anderer,<br />

die verraten, wie sehr es Offenbachs Natur<br />

gemäß war, die Dämonie Blaubarts ad<br />

absurdum zu führen und mit elementaren<br />

Kräften Schabernack zu treiben. Gifte, die<br />

in Wahrheit Zuckerwasser sind, und Ermordete,<br />

die munter fortexistieren: nichts lag<br />

ihm mehr als derartige unsinnige Wunder.<br />

Und von welcher Schönheit ist seine Musik<br />

dort, wo sie wie im Auferstehungslied der<br />

Frauen über bösen Spuk triumphieren und<br />

Abgründe des Glücks erschließen darf.<br />

7


ZEIT-<br />

TAFEL<br />

1819 Jakob Offenbach geboren am 20. Juni in Köln.<br />

1825 Johann Strauß geboren.<br />

1827 Beethoven gestorben.<br />

1834 Jakob wird am Conservatoire de Paris aufgenommen. Er nimmt den Namen<br />

Jacques an.<br />

1839 Aufführung von Pascal et Chambord am Palais Royal, Offenbachs erstem<br />

musiktheatralischem Werk.<br />

1848 Februarrevolution, Louis-Philippe dankt ab. Die zweite Französische<br />

Republik beginnt.<br />

1850 Offenbach wird Kapellmeister und Hauskomponist der Comédie Française.<br />

1852 Louis Napoleon Bonaparte lässt das Seconde Empire ausrufen.<br />

1855 Die Bouffes-Parisiens werden am 5. Juli eröffnet. Sie sind Ausgangspunkt seines<br />

schöpferischen Genies und seiner Offenbachiaden.<br />

1858 Orpheus in der Unterwelt<br />

1859 Faust von Charles Gounod.<br />

1860 Daphnis et Chloé<br />

1864 Die schöne Helena<br />

1866 Offenbachs Blaubart wird am 5. Februar im Théâtre des Variétés in Paris<br />

uraufgeführt.<br />

1867 Die Großherzogin von Gerlostein<br />

1870 Deutsch-Französischer Krieg und das Ende des zweiten Kaiserreichs.<br />

1874 Die Fledermaus von Johann Strauß.<br />

1877 Beginn der Arbeit an Hoffmanns Erzählungen.<br />

1880 Offenbach gestorben am 5. Oktober.<br />

1881 Hoffmanns Erzählungen uraufgeführt.<br />

1989/90 Ritter Blaubart letztmalig am <strong>Staatstheater</strong> <strong>Karlsruhe</strong> gespielt.<br />

8 Stefanie Schaefer


DAS<br />

LACHEN<br />

IN DEN NOTEN<br />

ZUM STÜCk<br />

Offenbachs Blaubart wird am 5. Februar<br />

1866 im Théâtre de Variété in Paris uraufgeführt.<br />

Grundlage und Ausgangspunkt<br />

dieser Opéra-bouffe ist das Märchen vom<br />

blaubärtigen Frauenmörder aus Charles<br />

Perraults 1697 in Paris erschienener<br />

Märchensammlung Histoires ou contes du<br />

temps passé. Ein problematischer Stoff,<br />

der gerade deswegen für eine buffoneske<br />

Parodie à la Offenbach taugt.<br />

Als vermeintlicher Erfinder der „leichten<br />

Operettenmusik“ gefeiert und kritisiert –<br />

bis heute wird eine eindeutige Definition,<br />

die nicht auf die eingefahrene und vorab<br />

wertende Trennung von U- und E-Musik<br />

basiert, für die musikalische Gattung Operette<br />

erschwert –, wurde mit Offenbach<br />

oft sensibler umgegangen, als man meinen<br />

könnte. Karl Kraus, der wahrscheinlich<br />

regste Offenbach-Rezipient, -Verfechter<br />

und -Interpret der zwanziger Jahre, wurde<br />

nicht müde, die unverfälscht kritische<br />

Operette Offenbachs, von der sich selbst<br />

10<br />

viel zu ernst nehmenden, sentimentalen<br />

Wiener Operette abzuheben. Nietzsche<br />

attestierte Offenbachs Musik eine „göttliche<br />

Leichtigkeit“ und selbst Richard<br />

Wagner, der mit seinem Musikdrama so<br />

manches Mal unter Offenbachs Parodiemaschinerie<br />

gekommen war, gestand dem<br />

Zeitgenossen in einem Brief von 1882 eine<br />

Nähe zu Mozarts Genialität zu.<br />

Offenbachs Genie liegt – so Karl Kraus –<br />

darin, in seinen Werken eine der Realität<br />

enthobene Welt zu erschaffen, in der<br />

Unsinn und Heiterkeit herrschen können,<br />

ohne dass eine Vernunft sie im Zaum<br />

halten müsste. Dass diese schöpferische<br />

Unwirklichkeit in ihren ganzen Wirrungen<br />

ein Abbild unserer realen Welt mit<br />

ihren Verdrehtheiten und Verfehlungen<br />

erahnen lassen kann, macht die Offenbachsche<br />

Operette zu etwas Besonderem.<br />

In seiner Musik verfolgt der Komponist<br />

klare Tendenzen. Eingängige Melodien<br />

und Harmonien sind, ohne in Trivialität zu


verfallen, in für den Zuhörer gut fasslichen<br />

Couplet- oder Liedformen verfasst. Eine<br />

ganze Welt an bewegten und bewegenden<br />

Tanzrhythmen, die das Pariser Nachtleben<br />

des zweiten Kaiserreiches auferstehen<br />

lassen, eröffnet sich dem Zuhörer.<br />

Das musikalische Zitat ist Aushängeschild<br />

für Offenbachs Musik. Nicht um einfaches<br />

Einflechten oder Nachäffen bekannter<br />

Melodien, sondern das Erschaffen von<br />

musikalischen Assoziationen, welche<br />

die musiktheatralischen Gegebenheiten<br />

seiner Zeit karikieren, hinterfragen oder in<br />

ein neues Licht rücken, handelt es sich.<br />

Die musikalische „Simplizität“ wird dem<br />

Hörer nicht verweigert, sie erschließt<br />

sich, wie Carl Dahlhaus bemerkte, auf dem<br />

Umweg der Verschränkung von, einzeln<br />

betrachtet, einfachen musikalischen Wendungen,<br />

Schemata und Formeln. So kann<br />

seine kompositorische Vielschichtigkeit<br />

einer pointierten musikalischen und politischen<br />

Zeitkritik als auch dem Verlangen<br />

nach Banalem standhalten.<br />

Neben seinen größten Erfolgen wie Orpheus<br />

in der Unterwelt, Die schöne Helena, pariser<br />

Leben oder Die Großherzogin von Gerolstein<br />

hat sich Blaubart, der nach seiner<br />

Premiere einen nur auf Paris beschränkten<br />

Erfolg gefeiert hatte, mit der Zeit im Repertoire<br />

der großen Theater bewährt.<br />

Vom blutrünstigen Frauenmörder, der<br />

seinen Weibern aufgrund ihrer unsagbaren<br />

Neugier die Kehle durchschneidet, bleibt<br />

bei Offenbach nur wenig übrig. Mit seinem<br />

Librettisten-Duo Henri Meilhac und Ludovic<br />

Halévy macht er aus dem Schlächter<br />

Blaubart einen Liebesgott und Mörder aus<br />

Leidenschaft, dem – eines Ritters würdig –<br />

die martialischen Gesänge, Fanfarenstöße,<br />

pathetischen Koloraturen, aufbrausenden<br />

Orchesterklänge und klassischen musikalischen<br />

Gruseleffekte sowie die säuselnden,<br />

gefühlsbetonten Nummern im Stile der<br />

Großen Oper zueigen gemacht werden.<br />

In kürzester Zeit prallen bei Offenbach die<br />

Gegensätze – eines der wirkungsvollsten<br />

Persiflier-Mittel aus seiner Werkzeugkiste –<br />

aufeinander. Abgesehen davon, dass die<br />

ganze Opéra-Bouffe eine Gratwanderung<br />

zwischen Oper und Kabarett, reiner Wahrheit<br />

und Ironie, Ulk und Gefahr, Komödie<br />

und Tragödie ist, steht die Kontrastierung<br />

auf allen Ebenen als wichtiges Mittel der<br />

musikalischen Parodie im Zentrum.<br />

Die Auftrittsnummer Blaubarts, Die<br />

Legende von Blaubart, beginnt mit einem<br />

kurzen moderaten Satz, dessen lange<br />

Haltetöne der Bläser und Streicher einen<br />

pathetisch vor Schmelz triefenden ariosen<br />

Gesang erlaubt, der in einer skurrilen<br />

Koloratur seinen Höhepunkt findet. Ohne<br />

Vorwarnung kippt dieser nach dreizehn<br />

Takten in ein heiteres Allegro-Couplet,<br />

das von einem 2/4 Takt getragen wird, auf<br />

den durchaus ein Cancan getanzt werden<br />

kann.<br />

In dieser musikalischen Führung durch die<br />

elementaren Züge Blaubarts lässt Offenbach<br />

die Stimmungen in Sekundenschnelle<br />

umschlagen und nach dem leidenden,<br />

dann heiteren Blaubart schimmert auch<br />

der Furcht einflößende, aus dem Märchen<br />

Perraults allzu gut bekannte und vom<br />

Orchester mit einem raunenden Wellengang<br />

unterstrichene Bösewicht durch.<br />

Das Couplet endet mit den exzentrischen,<br />

aufgrund des angestiegenes Tempos und<br />

der syllabisch vertonten Sechzehntel<br />

sich beinahe überschlagenden, „Je suis<br />

Barbe-Bleue“- Rufen.<br />

11


In dieser Legendenerzählung offenbart sich<br />

dem Zuschauer neben der lapidar erzählten<br />

Vorgeschichte – die ersten fünf Frauen sind<br />

tot – die Person, der Charakter und das<br />

Mordmotiv Blaubarts; ein Luxus, den Perrault<br />

in seiner Erzählung nicht bietet. „Keinem<br />

Witwer geht’s so gut“ lautet seine Devise<br />

und es wird einem schnell klar, dass in Blaubart<br />

selbst die unvereinbaren bürgerlichen<br />

Ehe- und Moralvorstellungen des ausgehenden<br />

18. Jahrhunderts und die libertinen Ausschweifungen<br />

des Adels aufeinander prallen.<br />

Blaubart liebt tatsächlich jede seiner Frauen<br />

aufs Neue, doch da „wahre“ Liebe nur mit<br />

Heirat einhergehen kann, muss er sich, um<br />

legitim zu lieben, ständig auf unbequeme<br />

Weise seiner aktuellen Frau entledigen.<br />

Ein weiteres beliebtes und bewährtes<br />

Parodieverfahren, das bis in die Anfänge<br />

der Opera buffa und der Opéra comique<br />

zurückreicht, ist die beharrliche Repetition<br />

musikalischer Formeln. Bei Ritter Blaubart<br />

trifft dieses Verfahren ins Mark der<br />

ursprünglichen Erzählung. Perrault löst<br />

das Problem der sich ständig wiederholenden<br />

Episode – Heirat, Schlüssel, Neugier,<br />

Mord – durch erzählerische Ökonomie: Er<br />

berichtet lediglich vom Schicksal der letzten<br />

Angetrauten und dem Tod Blaubarts.<br />

Wie Ludwig Tieck, der 1797 in seiner<br />

Erzählung Die sieben Weiber des Blaubart<br />

die Sparsamkeit Perraults aufdröselt,<br />

um das Schicksal jeder einzelnen Frau in<br />

beinahe provozierender Sinnlosigkeit zu<br />

berichten, betont Offenbach das Moment<br />

der Wiederholung. Der ewige Kreislauf<br />

des Mordens und der Heirat ist Motor der<br />

Handlung und lässt die verschiedenen<br />

Geschehnisse kollidieren.<br />

Auf dem stetigen Rhythmus eines Bolero<br />

stellt Blaubart im ersten Finale des zwei-<br />

ten Akte seine neuste Frau Boulotte am<br />

Hofe des Königs vor. Die Hofgesellschaft<br />

reagiert mit einstimmiger Langeweile,<br />

denn der Ritter erzählt jedes Mal aufs<br />

Neue von seinem Liebesglück. Auf den<br />

Überdruss der Leute reagiert Blaubart mit<br />

trotziger Hartnäckigkeit: „Egal! Ihr habt ja<br />

keine Wahl. Ich wiederhole es, wiederhol<br />

es noch einmal“ und Offenbach zögert<br />

nicht, diese Hartnäckigkeit in ein sinnloses<br />

Tralalalala aller Beteiligten, welches<br />

durch die schnellen Sechzehntel und Achtel<br />

den Klang von Geschnatter annimmt,<br />

münden zu lassen.<br />

Mit den frivolen Bemerkungen in der<br />

zweiten Strophe lässt Boulotte die Stimmung<br />

wieder umschlagen. Das Volk ist<br />

empört, doch musikalisch kann sie sich<br />

der Liedform, die von jeher den repetitiven<br />

Aspekt beinhaltet, nicht entziehen, und<br />

man kann bereits erahnen, dass auch das<br />

kecke Mädel vom Land der sich ständig<br />

erneuernden Liebe Blaubarts auf den Leim<br />

gehen muss.<br />

Immer wieder wird Offenbach seinem<br />

Ruf gerecht, der verheißt, er könne das<br />

Lachen in die Musik komponieren. Wenn<br />

Blaubart den Tod Boulottes am Anfang<br />

des dritten Aktes verkündet und sein<br />

anfängliches Lamentieren, mit gezupften<br />

Streichern untermalt, schleichend zu einem<br />

ausgewachsenen Walzer anwächst,<br />

trifft Jacques Offenbach in Verbindung<br />

folgenden Textes den Nerv seiner eigenen<br />

Kunst: „Fort mit deiner Trauer, fort mit deinem<br />

Frust. Leben wird auf Dauer schöner<br />

nur durch die Lust. Lust will ich erleben,<br />

Lust in jedem Fall, Lust ist meine Sucht,<br />

nach dem großen Knall. Ja das ganze<br />

Leben ist ein Karneval!“<br />

Anika Rutkofsky<br />

12 Carsten Süss


MASSE<br />

UND MACHT<br />

ZUR INSZENIERUNG<br />

REGISSEUR ARON STIEHL IM GESPRäCH MIT OPERNDRAMATURGIN TINA HARTMANN<br />

Warum Operette?<br />

Aron Stiehl: Theater muss sinnlich sein,<br />

und es macht mir Spaß, die Menschen<br />

zum Lachen zu bringen. Das ist übrigens<br />

viel schwerer, als sie weinen zu lassen.<br />

Das Lachen in der Operette kann etwas<br />

geradezu Anarchisches haben, denn sie<br />

bringt die Verhältnisse zum Tanzen. Damit<br />

zeigt sie, dass die Wirklichkeit noch viel<br />

absurder ist als ihr Zerrbild in der Operette.<br />

Und weil das Stück selbst keinen Ausweg<br />

zeigt, sondern alle Schurken überleben,<br />

und am Ende es gerade so ist wie am<br />

Anfang, ist die Operette damit eigentlich<br />

viel schonungsloser als manche Tragödie.<br />

Sie fordert auf, darüber zu lachen, auch<br />

wenn manches eigentlich zum Heulen ist.<br />

Aber Lachen regt bekanntlich den Geist<br />

an, und das ist doch keine schlechte<br />

Voraussetzung dafür, etwas zu ändern.<br />

Das gilt für Offenbachs Operette in besonderem<br />

Maße, weil sie, anders als die<br />

14<br />

Wiener Operette, nicht sehnsüchtig in eine<br />

vergangene Zeit zurückblickt, sondern die<br />

eigene Zeit aufs Korn nimmt und vielleicht<br />

gerade deshalb heute so gut funktioniert.<br />

Lachen ist eine wunderbare Waffe gegen<br />

die Herrschenden.<br />

Ritter Blaubart nimmt gezielt den Feudalismus<br />

auf die Schippe, wie kann man das<br />

heute übersetzen?<br />

Man muss es gar nicht übersetzen, es<br />

funktioniert auch so. Denn eigentlich geht<br />

es um Autorität. Ein eigentlich machtloser,<br />

dennoch völlig despotischer König und ein<br />

wohlhabender Ritter – von dem tatsächlich<br />

alle annehmen, dass er seine Frauen<br />

reihenweise umbringt – können sich alles<br />

erlauben, und das Volk spielt mit. Man fragt<br />

sich doch gerade angesichts der im Moment<br />

reihenweise stürzenden Diktatoren:<br />

warum hat das Volk so lange mitgemacht?<br />

Ben Ali, Mubarak, Ghaddafi, in Deutsch-


land ehedem zwölf Jahre unter Hitler, und<br />

in Italien bis vor kurzem mit dem mafiösen<br />

Berlusconi. Für das Verhältnis von Masse<br />

und Macht ist es fast unbedeutend, ob da<br />

ein König oder Frau Merkel sitzen. In Ritter<br />

Blaubart gibt es keine echte Auflehnung<br />

gegen die herrschenden Verhältnisse. Boulotte<br />

ist zwar schlau, aber nur wenn es um<br />

den eigenen Vorteil oder schließlich ums<br />

nackte Überleben geht. Daher tappt sie<br />

auch in jede Falle. Sie hat sicher von den<br />

Gerüchten um Blaubarts Frauen gehört,<br />

doch kalkuliert sie lieber die Vorteile die es<br />

bringt, die reiche Madame Blaubart zu sein.<br />

Gibt es für Sie Vorbilder?<br />

Walter Felsensteins Inszenierung des Ritter<br />

Blaubart habe ich sieben Mal gesehen, zum<br />

ersten Mal noch zu DDR-Zeiten, und ich<br />

bewundere sie bis heute. Ihm ist damals gemeinsam<br />

mit Horst Seeger eine Übertragung<br />

des Textes gelungen, die genau die Sprache<br />

Folgeseite Staatsopernchor<br />

der Zeit getroffen hat. Meiner Ansicht nach<br />

ist das der springende Punkt: Man muss<br />

eine aktuelle Sprache für den Text finden,<br />

die genau das Heute trifft und zugleich offen<br />

genug ist, die überzeitlichen Strukturen des<br />

Stücks erkennbar zu machen.<br />

Gewinnen am Ende die Frauen oder die<br />

Männer?<br />

Es geht nicht um Revolution in dieser Operette.<br />

Wie bei Figaro steht viel mehr das<br />

private Glück im Vordergrund. Deshalb sind<br />

mir die Frauen in diesem Stück auch lieber<br />

als die Männer. Sie kämpfen, zwar nicht<br />

politisch, so doch privat für ein besseres<br />

Leben. Und gerade weil Offenbach diese<br />

privaten Gechichten erzählt, kann man sie<br />

auf das große Ganze übertragen. Von den<br />

Männern geht die Gewalt aus. Sie sind an<br />

Macht und Geld oder ihren eigenen Zielen<br />

interessiert und bleiben dabei doch nur<br />

Witzfiguren.<br />

15


kARRIEREN<br />

Et jibt Karrieren – die jehn durch den Hintern.<br />

Die Leute kriechen bei die Vorgesetzten rin.<br />

Da is et warm. Da kenn se ibawintern.<br />

Da bleihm se denn ne Weile drin.<br />

I, denken die – kein Neid! Wer hat, der hat.<br />

Denn komm se raus. Denn sind se plötzlich wat.<br />

Denn sind se plötzlich feine Herrn jeworden!<br />

Denn kenn die de Kollejen jahnich mehr.<br />

Vor Eifa wolln se jeden jleich amorden:<br />

„Ich bün Ihr Vorjesetzta! Bütte sehr!“<br />

Und jeda weeß doch, wie set ham jemacht!<br />

Det wird so schnell vajessen ... Keena lacht.<br />

Int Jejenteil.<br />

Der sitzt noch nich drei Stunden<br />

in seine neue Stellung drin – :<br />

da hat sich schon ‚n junger Mann jefunden,<br />

der kriechtn wieda hinten rin!<br />

Und wenn die janze Hose kracht:<br />

weil mancha so Karriere macht.<br />

Er hat det Ding jeschohm.<br />

Nu sitzt a ehmt ohm.<br />

Von oben frisch und munter<br />

kuckt keena jerne runter.<br />

Weil man so rasch vajißt,<br />

wie man ruff,<br />

wie man ruff,<br />

wie man ruffjekommen ist –!<br />

Theobald Tiger (1930) alias Kurt Tucholsky,<br />

Rechtsanwalt, suizidgefährdet<br />

18


WENN DER<br />

WAHNSINN<br />

DAS SYSTEM IST<br />

ESSAY<br />

In E.T.A. Hoffmanns letztem Roman<br />

Lebens-Ansichten des katers Murr nebst<br />

fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters<br />

Johannes Kreisler in zufälligen<br />

Makulaturblättern lässt der Meister des<br />

hintergründigen Humors lustvoll die bedächtige<br />

Autobiographie eines Katers mit<br />

fragmentarischen Passagen aus dem Leben<br />

des Kapellmeisters Johannes Kreisler<br />

abwechseln, dem Alter Ego Hoffmanns. Der<br />

schriftstellernde Kater hat Seiten aus einem<br />

Buch herausgerissen und als Löschblätter<br />

zweckentfremdet, die der Buchbinder versehentlich<br />

eingebunden hat.<br />

Der Ort, an dem sich Komponist und Kater<br />

schließlich über den Weg laufen, ist das<br />

imaginäre Fürstentum Sieghartsweiler,<br />

beherrscht von einem Mann mit dem bezeichnenden<br />

Namen Fürst Irenäus, von<br />

dem es heißt:<br />

„Man sagt, Fürst Irenäus habe sein Ländchen<br />

auf einem Spaziergange über die<br />

20<br />

Grenze aus der Tasche verloren, so viel<br />

ist aber gewiß, daß in einer neuen, mit<br />

mehrern Zusätzen versehenen Ausgabe<br />

jenes Großherzogtums das Ländchen des<br />

Fürsten Irenäus einfoliiert und einregistriert<br />

war. Man überhob ihn der Mühe<br />

des Regierens, indem man ihm aus den<br />

Revenüen des Landes, das er besessen,<br />

eine ziemlich reichliche Apanage aussetzte,<br />

die er eben in dem anmutigen<br />

Sieghartsweiler verzehren sollte.“<br />

Genau wie Bobèche, der dem Ritter Blaubart<br />

ausgeliefert ist, weil er alle seine<br />

Kanonen zu Bronzestandbildern von sich<br />

selbst hat einschmelzen lassen, steigert<br />

sich auch Hoffmanns macht- und landloser<br />

Irenäus in wahre Allmachtsphantasien<br />

hinein.<br />

„Er tat nämlich so, als sei er regierender<br />

Herr, behielt die ganze Hofhaltung, seinen<br />

Kanzler des Reichs, sein Finanzkollegium<br />

und so weiter bei, erteilte seinen Hausor-


den, gab Cour, Hofbälle, die meistenteils<br />

aus zwölf bis fünfzehn Personen bestanden,<br />

da auf die eigentliche Courfähigkeit<br />

strenger geachtet wurde als an den größten<br />

Höfen, und die Stadt war gutmütig<br />

genug, den falschen Glanz dieses träumerischen<br />

Hofes für etwas zu halten, das<br />

ihr Ehre und Ansehen bringe. So nannten<br />

die guten Sieghartsweiler den Fürsten<br />

Irenäus ihren gnädigsten Herrn, illuminierten<br />

die Stadt an seinem Namensfeste<br />

und an den Namenstagen seines Hauses<br />

und opferten sich überhaupt gern auf für<br />

das Vergnügen des Hofes wie die atheniensischen<br />

Bürgersleute in Shakespeares<br />

Sommernachtstraum.“<br />

Auch Irenäus hat, wie König Bobèche,<br />

einen debilen Sohn als Thronfolger, eine<br />

unglückliche Frau mit dubioser erotischer<br />

Vergangenheit und eine etwas überspannte<br />

Tochter und feiert in der tiefsten<br />

Provinz Feste nach dem Vorbild von Versailles,<br />

die ebenso wahnsinnig veraltet<br />

sind wie sie teuflisch schiefgehen. Kurz,<br />

sein Hof ist Zerrspiegel absurden Machtstrebens,<br />

das, wie von Geisterhand der<br />

Realität enthoben, nur noch mit den Beinchen<br />

in der Luft strampelt.<br />

E.T.A. Hofmann und Jacques Offenbach<br />

treffen also nicht erst in Offenbachs<br />

letzter und einziger „ernster“ Oper Hoffmanns<br />

Erzählungen kongenial aufeinander,<br />

sondern haben bereits in Blaubart ihr<br />

Präludium. Nur wenige Jahre nach Beendigung<br />

des Blaubart sollte Offenbach<br />

bereits mit der Niederschrift seiner Hoffmanniade<br />

beginnen, die ihn über fast 20<br />

Jahre beschäftigen und doch bei seinem<br />

Tod unvollendet bleiben sollte.<br />

Fast unvermeidlich erscheint das künstlerische<br />

Zusammentreffen des in Frank-<br />

reich heimischen, gleichwohl wie Heinrich<br />

Heine in den späteren Lebensjahren<br />

unter Druck der politischen Spannungen<br />

zwischen Frankreich und Deutschland<br />

zunehmend unbehausten Deutschfranzosen<br />

und seines fünfzig Jahre älteren<br />

Landsmannes, der unstet umherzog, erst<br />

in den letzten Jahren seines kurzen Lebens<br />

in Berlin so etwas wie eine bürgerliche<br />

Existenz fand, dabei künstlerisch vom<br />

Establishment jedoch immer geächtet<br />

blieb und im ganzen 19. Jahrhundert in<br />

Frankreich größere Beachtung fand als<br />

im eignen Land, obgleich er nie französischen<br />

Boden betreten hatte.<br />

Wenngleich der Mozartverehrer und<br />

Schöpfer der ersten romantischen Oper<br />

Undine eine deutlich andere Musikästhetik<br />

vertrat als Offenbach zumindest in<br />

seiner mittleren Schaffensphase, sind sie<br />

doch in einem Aspekt spiegelbildlich, und<br />

Offenbach hat sich gegen Ende seines<br />

Lebens wohl auch mit dem zerrissenen<br />

Kapellmeister Kreisler identifiziert.<br />

Hoffmann führt in seinen Erzählungen<br />

und insbesondere den späten Satiren die<br />

Kunst des ernsten Scherzes zur Vollendung,<br />

indem er das scheinbar Gewöhnliche<br />

durch kleine Wendungen in eine<br />

Phantastik schießen lässt, die gerade<br />

nicht die Nabelschnur zur Realität kappt,<br />

sondern vielmehr deren vermeintlich<br />

sicheren Boden in seinen Grundfesten<br />

erschüttert.<br />

Auch Offenbachs schreiend komische<br />

Szenerien erwachsen aus ganz gewöhnlichen<br />

Situationen, in denen sich große<br />

Herrscher wie der Gott Jupiter oder König<br />

Bobèche mit dem selben Hauskreuz<br />

geschlagen sehen, wie jedermann im<br />

Publikum und in denen die häuslichen<br />

21


Nöte so urplötzlich wie urkomisch große<br />

Wirkungen auf den Weltverlauf zu entfalten<br />

drohen.<br />

So wie Hoffmann im kater Murr ein Netz<br />

von Zitaten, vor allem aus Werken Goethes<br />

und Schillers, spannt, die erst durch<br />

die bildungsbürgerliche Vereinnahmung<br />

und Zweckentfremdung als Sentenzenmunition<br />

des saturierten Spießbürgers<br />

urkomisch werden, zitiert auch Offenbach<br />

in Ritter Blaubart musikalische<br />

Versatzstücke, wie beispielsweise die<br />

angesungenen Kantaten am Königshof<br />

Bobèches oder die Arienpersiflage in<br />

Blaubarts fingierter Totenklage über<br />

Boulotte am Königshof.<br />

Das Wiedererkennen einer bekannten<br />

(oder scheinbar bekannten!) Melodie<br />

oder eines musikalischen Prinzips in<br />

fremdem Kontext verschafft dem Zuschauer<br />

jenen lustvollen, verstörenden,<br />

erheiternden und erhellenden kleinen<br />

Schock, mit dem Offenbachs Satiren ihre<br />

Saltos schlagen.<br />

22 Gabriel Urrutia Benet, Carsten Süss


MARkUS BIERINGER Dirigent<br />

Markus Bieringer schloss 2004/05, nach<br />

einem Vorstudium im Fach Orgel an der<br />

Hochschule für Musik in Saarbrücken bei<br />

Prof. Wolfgang Rübsam, die Studiengänge<br />

Künstlerisches Lehramt für Gymnasien<br />

und das Konzertexamen Orgel an der<br />

Musikhochschule <strong>Karlsruhe</strong> mit Auszeichnung<br />

ab. Seine kirchenmusikalischen<br />

Studien vertiefte er an der Hochschule für<br />

Kirchenmusik Rottenburg. Das Kapellmeisterstudium<br />

an der Musikhochschule <strong>Karlsruhe</strong><br />

beendete er im April 2007. 2005/06<br />

erhielt er sein erstes Engagement als Assistent<br />

des Chordirektors mit Verpflichtung<br />

zur Solorepetition in <strong>Karlsruhe</strong>. Ab Oktober<br />

2007 war er am <strong>Staatstheater</strong> Wiesbaden<br />

als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung<br />

engagiert. Seit dieser Spielzeit ist er<br />

2. Kapellmeister und Assistent des GMD<br />

am STAATSTHEATER KARLSRUHE und<br />

wird u. a. die Wiederaufnahmen Eine<br />

Strasse, Lucile/Dantons Tod, Schwanensee<br />

und Nussknacker dirigieren.<br />

24<br />

ARON STIEHL Regie<br />

Der gebürtige Wiesbadener studierte an<br />

der Hochschule für Musik und Theater<br />

in Hamburg unter der Leitung von Götz<br />

Friedrich das Fach Musiktheater-Regie.<br />

Von 1996 bis 2001 war er als Spielleiter an<br />

der Bayerischen Staatsoper engagiert,<br />

dort inszenierte er 2001 Dido und Aeneas<br />

und 2005 Medusa, ein Auftragswerk der<br />

Staatsoper. 2007 inszenierte er in Tel Aviv<br />

Die Entführung aus dem Serail mit dem<br />

Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin<br />

Mehta. Dieser engagierte ihn zudem 2009<br />

für die Regie der Götterdämmerung mit La<br />

Fura dels Baus in Florenz und Valencia.<br />

Seit 2001 wohnt Aron Stiehl in Berlin und<br />

ist freiberuflich tätig. In den nächsten<br />

Spielzeiten wird er in Warschau am Teatr<br />

Wielki/Nationaloper Polen die Uraufführung<br />

Qudsiya Zaher, am Theater Krefeld<br />

Mönchengladbach Maskerade und in<br />

St. Gallen Ariadne auf Naxos inszenieren.<br />

Bei den Bayreuther Festspielen wird er<br />

2013 Das Liebesverbot in Koproduktion mit<br />

der Oper Leipzig in Szene setzen.


JÜRGEN kIRNER Bühne<br />

Jürgen Kirner studierte Visuelle Kommunikation<br />

und Bühnenbild in Kassel, Hamburg<br />

und Berlin und arbeitete als Assistent<br />

von Florian Etti, Heinz Hauser und Robert<br />

Wilson. Seit 2001 hat er zahlreiche bildnerische<br />

Arbeiten für Schauspiel, Musiktheater,<br />

Performances und Tanz geschaffen.<br />

Für Aron Stiehl schuf er Bühnen- und<br />

Kostümbilder, u. a. für die Uraufführung<br />

Medusa in München, Lady Macbeth von<br />

Mzensk in St.Gallen, Die Entführung aus<br />

dem Serail mit Zubin Mehta und dem Israelic<br />

Philharmonic Orchestra in Tel Aviv<br />

sowie für die Fledermaus in Magdeburg.<br />

Intensiv arbeitet er außerdem mit dem<br />

Regisseur Peter Lund, mit ihm entstanden<br />

mehrere Musicalproduktionen, und der<br />

Choreografin Bridget Breiner, mit der er<br />

2012 für einen dreiteiligen Abend mit Leben<br />

in dieser Zeit von Edmund Nick, Weils<br />

Mahagonny Songspiel und Zeus und Elida<br />

von Stefan Wolpe am Musiktheater im<br />

Revier erneut zusammenarbeiten wird.<br />

FRANZISkA JACOBSEN Kostüm<br />

Franziska Luise Jacobsen war von 2006<br />

bis 2010 als Kostüm- und Bühnenbildnerin<br />

Teil der Kompanie pvc Tanz Freiburg<br />

Heidelberg. In dieser Zeit entstanden<br />

Ausstattungen für u. a. die Produktionen<br />

Das letzte kapitel der Geschichte der Welt,<br />

Mutter.Vater.kind, For Love, Tout Court<br />

sowie die Kostüme für SOS, 1001 flash<br />

of civilization, Happiness, Schieß doch<br />

Kaufhaus!, Macht und Rebel, Little Pig und<br />

Tristan und Isolde. 2009 entwarf sie für die<br />

Spielstätte des Kinder- und Jugendtheaters<br />

in Freiburg das Raumkonzept und für das<br />

Schauspiel Freiburg Kostüme für u. a.<br />

die Produktionen Hanib Ali, Heimat doppelt<br />

sehen und Der Kaufmann von Venedig.<br />

Außerdem erarbeitete sie 2010 für das<br />

Theater und Orchester Heidelberg das<br />

Kostümbild für die Operette Orpheus in der<br />

Unterwelt. Seit Beginn dieser Spielzeit ist<br />

sie als freie Ausstatterin u. a. in Freiburg,<br />

Konstanz und Düsseldorf tätig.<br />

25


HELGE LETONJA Choreographie<br />

Der gebürtige Österreicher absolvierte<br />

seine Tanzausbildung in Frankfurt, Amsterdam<br />

sowie New York und ist Gründer<br />

der „steptext dance company“. Er kreierte<br />

über 30 Tanzproduktionen, darunter<br />

die Trilogie der Ensemblestücke Shaum,<br />

Darkland und void, sowie das Duett Je<br />

suis tombé sur toi. Seine Stücke werden<br />

außerhalb Europas in den USA, Kanada,<br />

Israel und Südamerika aufgeführt und<br />

wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet.<br />

In der Inszenierung von Claus<br />

Guth choreografierte Letonja Iphigénie en<br />

Tauride für die Salzburger Festspiele, das<br />

Opernhaus Zürich sowie das <strong>Staatstheater</strong><br />

Nürnberg. Für Bernsteins Candide in der<br />

Staatsoper unter den Linden entwickelte<br />

er 2011 die Choreographie. Nach The Bog<br />

Forest, im Rahmen der Trilogie DispLA-<br />

CING Future, arbeitet Letonja an der Realisierung<br />

von The Drift mit Montréal Danse<br />

und den zeitgenössischen Komponisten<br />

Gerhard Stäbler und Kunsu Shim.<br />

CARSTEN GOLBECk Textfassung<br />

Carsten Golbeck nahm Gesangs- und<br />

Schauspielunterricht in Paris und Berlin.<br />

Er besuchte Drehbuch- und Schreibseminare<br />

in Berlin, München und Avignon. Ab<br />

den 1990er Jahren tourte er als Chansonnier<br />

auf deutschsprachigen und französischen<br />

Bühnen. Parallel hierzu folgten Engagements<br />

als Sänger und Schauspieler.<br />

Zwischen 2002 und 2010 war er Dramaturg<br />

und Autor/Regisseur einer mehrjährigen<br />

Live-Hörspiel-Reihe am Münchner Volkstheater.<br />

Zusammen mit dem BR-Moderator<br />

Christoph Süß konzipierte und co-moderierte<br />

er die BR Fernseh-Reihe SüßStoff.<br />

2007/08 war er Gastdozent für Angewandte<br />

Dramaturgie an der Theaterakademie August<br />

Everding in München. Seit 2011 lebt<br />

und arbeitet er als freier Autor, Regisseur<br />

und Moderator in Berlin. Zurzeit schreibt<br />

Carsten Golbeck an zwei (Musik-)Theaterstücken,<br />

die 2012 in Berlin und Osnabrück<br />

Premiere haben werden.<br />

26 Armin Kolarczyk


28<br />

kLAUS SCHNEIDER Ritter Blaubart<br />

Der Tenor gab sein Operndebüt 1989 an der Opéra National de Paris. Als<br />

gefragter Konzertsänger ist er auf den großen Bühnen zu Hause. Seit 1990<br />

steht er am STAATSTHEATER KARLSRUHE unter Vertrag. Hier wurde ihm<br />

der Titel „Kammersänger“ verliehen. In dieser Spielzeit singt er u. a. Robbespier<br />

in Dantons Tod undPrinz John in Robin Hood.<br />

CARSTEN SÜSS Ritter Blaubart<br />

Der Tenor ist ein gefragter Gast auf deutschen und internationalen Bühnen.<br />

2010 war er als Loge in Das Rheingold auf der Expo in Shanghai zu<br />

erleben. Seit mehreren Jahren ist er auch als Lied- und Konzertinterpret<br />

gefragt. Am STAATSTHEATER KARLSRUHE wird er in dieser Spielzeit<br />

außerdem noch den Sali in Romeo und Julia auf dem Dorfe singen.<br />

REBECCA RAFFELL Boulotte<br />

Die Altistin wurde in <strong>Karlsruhe</strong> geboren und ist jetzt Ensemblemitglied des<br />

STAATSTHEATERS. Nach einem Studium in England war sie ab 2005 bei<br />

der Jungen Oper Stuttgart engagiert. In Bielefeld war sie Mrs Quickly in<br />

Falstaff. Ebenso sang sie in Dresden, Düsseldorf und Aachen. In <strong>Karlsruhe</strong><br />

wird sie u. a. noch als Cleone in Alessandro auf der Bühne stehen.<br />

STEFANIE SCHAEFER Boulotte<br />

Die Mezzosopranistin studierte in ihrer Heimatstadt Frankfurt. Es folgten<br />

viele Gastspiele, u. a. in Stuttgart, Mannheim, Schwerin und Osnabrück.<br />

2002 sang sie in Achim Freyers Inszenierung von Macbeth in Schwetzingen<br />

und Frankfurt. Seit dieser Spielzeit im <strong>Karlsruhe</strong>r Ensemble, singt sie<br />

u. a. Ascagne in Les Troyens und Maddalena in Rigoletto.<br />

VERONIkA pFAFFENZELLER Fleurette<br />

Die Sopranistin studierte in Wien und <strong>Karlsruhe</strong>, wo sie an der<br />

Hochschule bereits Rollen wie Konstanze in Entführung aus dem Serail,<br />

Helena im Sommernachtstraum oder Lisa in Pique Dame verkörperte.<br />

Ab dieser Spielzeit ist sie im <strong>Karlsruhe</strong>r Ensemble und wird hier noch<br />

Zerlina aus Don Giovanni singen.<br />

INA SCHLINGENSIEpEN Fleurette<br />

Die Sopranistin gehörte von 1999–2002 dem Opernensemble des Theaters<br />

Bremen an. Gastspiele führten sie u. a. nach New York und Madrid. Seit<br />

2002/03 ist sie Ensemblemitglied mit zahlreichen großen Fachpartien.<br />

In dieser Spielzeit ist sie auch als Violetta Valéry in La Traviata, Gilda in<br />

Rigoletto und Rossane in Alessandro zu hören.<br />

EDWARD GAUNTT Popolani<br />

Der gebürtige Texaner gastierte an verschiedenen großen<br />

Opernhäusern sowie an der Deutschen und der Komischen Oper Berlin<br />

und der Semperoper Dresden. 2006 wurde dem Bariton, der seit 1985<br />

Ensemblemitglied ist, der Titel „Kammersänger“ verliehen. Er wird in<br />

dieser Saison u .a. Manz in Romeo und Julia auf dem Dorfe singen.


GABRIEL URRUTIA BENET Popolani<br />

Der Bariton stammt aus Valencia, wo er zuletzt am Palau de les Arts<br />

engagiert war. Von 2006–2009 war er Ensemblemitglied in Heidelberg<br />

und sang u. a. Mozarts Figaro, Marcello in La Bohème und Rigoletto. In<br />

dieser Spielzeit wird er in <strong>Karlsruhe</strong> auch als Noah in Dino und die Arche<br />

zu erleben sein.<br />

SEBASTIAN kOHLHEpp Prinz Saphir<br />

Das Repertoire des lyrischen Tenors reicht von Werken der Renaissance<br />

bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Mit den Partien Helenus und<br />

Hylas aus Les Troyens debütierte er in dieser Spielzeit als neues Mitglied<br />

des <strong>Karlsruhe</strong>r Ensembles. Er wird außerdem noch als Lenato in Alessandro<br />

zu erleben sein.<br />

MAX FRIEDRICH SCHÄFFER Prinz Saphir<br />

Der junge Tenor studierte an der Hochschule für Musik und Theater<br />

Hamburg, bevor er 2010 sein Aufbaustudium in Operngesang an der<br />

Hochschule für Musik <strong>Karlsruhe</strong> weiterführte. Erste Engagements führten<br />

ihn u. a. an das <strong>Staatstheater</strong> Oldenburg und das Konzerthaus Berlin.<br />

Als Mitglied im Opernstudio wird er u. a. Daniel in Robin Hood singen.<br />

ANDREW FINDEN Oscar<br />

Der junge australische Bariton Andrew Finden studierte in Sydney und<br />

London. In der vergangenen Spielzeit war er Mitglied des Opernstudios<br />

des <strong>Staatstheater</strong>s Nürnberg, wo er u. a. den Falk in Die Fledermaus und<br />

Morales in Carmen sang. Mit der Spielzeit 2011/12 wechselte er in das<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Ensemble und wird u. a. Clito in Alessandro singen.<br />

ARMIN kOLARCZYk Oscar<br />

Der Bariton Armin Kolarczyk studierte Gesang in München und Jura in<br />

Innsbruck. Von 1997–2007 gehörte er dem Ensemble des Bremer Theaters<br />

an, danach kam er nach <strong>Karlsruhe</strong>. Er wird in dieser Spielzeit u. a. noch als<br />

Schwarzer Geiger in Romeo und Julia auf dem Dorfe sowie als Heerrufer<br />

in Lohengrin zu hören sein.<br />

SARAH ALEXANDRA HUDAREW Königin Clémentine<br />

Die Mezzosporanistin absolvierte ihr Gesangsstudium an der<br />

Hochschule für Musik in <strong>Karlsruhe</strong>. Letzte Spielzeit war sie Mitglied<br />

des <strong>Karlsruhe</strong>r Opernstudios und u. a. als Marcellina in Le nozze di<br />

Figaro und als Sandmännchen in Hänsel und Gretel zu erleben. In dieser<br />

Spielzeit singt sie u. a. Maddalena in Rigoletto.<br />

kATHARINE TIER Königin Clémentine<br />

Die Sopranistin Katharine Tier war Mitglied des Adler Fellowship Programms<br />

der San Francisco Opera und trat danach an zahlreichen großen<br />

Häusern auf. In Rom interpretierte sie Rossinis Tancredi. Außerdem ist sie<br />

begeisterte Konzertsängerin. In <strong>Karlsruhe</strong> gehört sie seit 2011/12 zum Ensemble<br />

und wird u. a. als Octavian in Der Rosenkavalier zu erleben sein.<br />

29


30<br />

HANS-JÖRG WEINSCHENk König Bobèche<br />

Nach Engagements in Heidelberg und Wuppertal kam der Tenor 1980 als<br />

Ensemblemitglied nach <strong>Karlsruhe</strong>. Sein umfangreiches Repertoire führte<br />

ihn als Gast auf internationale Bühnen. 2000 wurde ihm für seine herausragende<br />

künstlerische Tätigkeit der Titel „Kammersänger“ verliehen. Er<br />

singt in dieser Saison u. a. Spoletta in Tosca.<br />

MATTHIAS WOHLBRECHT König Bobèche<br />

Nach ersten Engagements in Rostock und Darmstadt war der Tenor ab<br />

2001 Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim, wo er u. a. Walther<br />

von der Vogelweide in Tannhäuser, den Steuermann in Der fliegende<br />

Holländer und Hauptmann in Wozzeck sang. 2004/05 wechselte er nach<br />

<strong>Karlsruhe</strong>. Er singt diese Spielzeit u. a. Allan van Dale in Robin Hood.<br />

JAN HEINRICH kUSCHEL Alvarez<br />

Seit dieser Spielzeit ist der Tenor Mitglied des Staatstopernchors<br />

<strong>Karlsruhe</strong>, konzertiert als Mitglied des Chorwerks Ruhr und solistisch im<br />

Bereich Oratorium und Lied. Insbesondere in den Werken Bachs, Händels,<br />

Grauns, Schuberts, Schumanns und Wolfs ist er musikalisch zuhause. Ein<br />

weiterer Schwerpunkt liegt auf den Koloratur-Partien Rossinis.<br />

MAIkE ETZOLD Héloise<br />

Seit 2001 ist Maike Etzold Mitglied des Opernchores und übernahm<br />

seither regelmäßig solistische Partien. Bereits während ihres Studiums<br />

in Aachen übernahm sie als Gast Partien an verschiedenen Theatern. In<br />

dieser Spielzeit wird sie außer der Héloise die Pfefferkuchenfrau und die<br />

1. Bäuerin in Romeo und Julia auf dem Dorfe singen.<br />

LARISSA WÄSpY Héloise<br />

Die junge Sopranistin studiert seit 2006 Gesang an der Musikhochschule<br />

<strong>Karlsruhe</strong> und seit 2009 zusätzlich Operngesang am Institut für Musiktheater.<br />

Erste Bühnenerfahrungen sammelte sie an der Jungen Staatsoper<br />

Stuttgart. Seit dieser Spielzeit im <strong>Karlsruhe</strong>r Opernstudio, singt sie<br />

u. a. die Partie des Vrenchen als Kind in Romeo und Julia auf dem Dorfe<br />

UNZU LEE-pARk Rosalinde<br />

Unzu Lee-Park studierte an der Musikhochschule in Detmold und Würzburg.<br />

Seit 1997 ist sie im Opernchor des <strong>Staatstheater</strong>s <strong>Karlsruhe</strong> und<br />

war hier u. a. in den Rollen der Rosa in Il Campanello, als Edelknabe in<br />

Lohengrin und als 2. Knappe in Parsifal zu sehen.<br />

CHRISTIANE LÜLF Rosalinde<br />

Die Altistin studierte Gesangspädagogik und im Aufbaustudium Gesang<br />

an der Hochschule für Musik Detmold bei Prof. Ziethen. Nach einem<br />

Lehrauftrag für Gesang und Stimmbildung an der Universität Dortmund<br />

sowie erste Opernchortätigkeiten an den Städtischen Bühnen Münster,<br />

wechselte sie 1991 zum Opernchor des STAATSTHEATERS KARLSRUHE.


CHRISTINA BOCk Isaure<br />

Die aus dem Thüringer Wald stammende Mezzosopranistin studiert seit<br />

dem Wintersemester 2010/11 Oper und Lied an der Hochschule für Musik<br />

<strong>Karlsruhe</strong>. Im Konzerthaus <strong>Karlsruhe</strong> konnte man sie im Dezember 2010<br />

in der Rolle der Oberon in A Midsummer Night’s Dream erleben. Als Mitglied<br />

des Opernstudios singt sie u. a. Giovanna in Rigoletto.<br />

ULRIkE GRUBER Isaure<br />

Die Mezzosopranistin studierte in Salzburg und Leipzig und hat sich durch<br />

langjährige Chor- und Ensembletätigkeiten ein breites Repertoire erarbeitet.<br />

Seit 2005 ist sie ihm Chor des BADISCHEN STAATSTHEATERS<br />

und war hier u. a. als Sandmännchen in Hänsel und Gretel zu erleben.<br />

ELkE HATZ Blanche<br />

Die in Rastatt geborene lyrische Mezzosopranistin Elke Hatz erhielt<br />

ihre Gesangsausbildung bei Prof. Wayne Long und Prof. Ulrike Sonntag<br />

in Stuttgart. Seit 1997 ist sie im Opernchor des STAATSTHEATERS<br />

KARLSRUHE.<br />

SUSANNE SCHELLIN Blanche<br />

Susanne Schellin schloss ihr Gesangstudium bei Prof. Peter Ziethen<br />

an der Musikhochschule Detmold, Abtl. Münster 1991 mit der<br />

künstlerischen Reifeprüfung ab. Seit der Spielzeit 1991/92 ist sie im<br />

Opernchor des STAATSTHEATER KARLSRUHE engagiert. In der Spielzeit<br />

2011/12 singt sie außerdem das Weib in Dantons Tod.<br />

CORNELIA GUTSCHE Eléonore<br />

Cornelia Gutsche studierte an der Hochschule für Musik Carl Maria<br />

von Weber in Dresden und ist seit 1996 festes Opernchormitglied am<br />

STAATSTHEATER KARLSRUHE. In der laufenden Spielzeit wird sie auch<br />

die Glücksradfrau in Frederick Delius Romeo und Julia auf dem Dorfe<br />

geben.<br />

NICOLE HANS Eléonore<br />

Die Sopranistin studierte in Aachen und Würzburg Gesang und schloss ihr<br />

Konzertexamen mit Auszeichnung ab. Neben zahlreichen Liederabenden<br />

und Oratorien im Raum Aachen und <strong>Karlsruhe</strong> wirkte sie bei Liedaufnahmen<br />

des SWR sowie CD Einspielungen mit. Am STAATSTHEATER KARLS-<br />

RUHE singt sie seit vielen Jahren im ersten Sopran des Opernchores.<br />

31


BILDNACHWEISE<br />

UMSCHLAG Markus Kaesler<br />

S. 3 Markus Kaesler<br />

S. 9 Falk von Traubenberg<br />

S. 13 Falk von Traubenberg<br />

S. 16, 17 Markus Kaesler<br />

S. 19 Falk von Traubenberg<br />

S. 23 Markus Kaesler<br />

S. 27 Falk von Traubenberg<br />

S. 33 Falk von Traubenberg<br />

TEXTNACHWEISE<br />

S. 6, 7 Siegfried Kracauer, Jacques<br />

Offenbach und das Paris seiner Zeit,<br />

Suhrkamp, 1994.<br />

S. 16 karrieren aus: Kurt Tucholsky Lerne<br />

lachen ohne zu weinen, Rowohlt, 1932.<br />

Nicht gekennzeichnete Texte sind<br />

Originalbeiträge für dieses Heft von<br />

Tina Hartmann.<br />

Sollten wir Rechteinhaber übersehen<br />

haben, bitten wir um Nachricht.<br />

IMMER IN DEN<br />

HINTERN kRIECHEN,<br />

OHNE DASS SIE<br />

LUNTE RIECHEN.<br />

IMpRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

STAATSTHEATER KARLSRUHE<br />

GENERALINTENDANT<br />

Peter Spuhler<br />

VERWALTUNGSDIREkTOR<br />

Michael Obermeier<br />

CHEFDRAMATURG<br />

Bernd Feuchtner<br />

OpERNDIREkTOR<br />

Joscha Schaback<br />

REDAkTION<br />

Bernd Feuchtner, Tina Hartmann, Anika<br />

Rutkofsky<br />

kONZEpT<br />

DOUBLE STANDARDS BERLIN<br />

www.doublestandards.net<br />

GESTALTUNG<br />

Danica Schlosser<br />

DRUCk<br />

medialogik GmbH, <strong>Karlsruhe</strong><br />

STAATSTHEATER KARLSRUHE 11/12<br />

Programmheft Nr. 25<br />

www.staatstheater.karlsruhe.de<br />

32 Hans-Jörg Weinschenk, Sarah Alexandra Hudarew


CH TRAG’S WIE EIN <strong>RITTER</strong>.<br />

CH BIN EIN CHEVALIER.<br />

ER TOD SCHMECkT<br />

ALT BITTER<br />

UCH FÜR BARBE BLEUE.

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